Fachwissenschaftliche Grundlagen Vorlesung im Wintersemester 2011/2012, Universität Landau
Roland Gunesch
5. Vorlesung
Roland Gunesch (Mathematik)
Fachwissenschaftliche Grundlagen
5. Vorlesung
1 / 30
Themen heute
paarweise Zuordnung Abbildungen und Funktionen Graphen injektiv, surjektiv, bijektiv Umkehrabbildung Verkettung
Roland Gunesch (Mathematik)
Fachwissenschaftliche Grundlagen
5. Vorlesung
2 / 30
Wiederholung: Paarweise Zuordnung Wir hatten schon folgende Aussagen über paarweise Zuordnung diskutiert, wobei der Begri paarweise zuordnen noch genau deniert werden muss: Wenn zwei endlichen Mengen gleichviele Elementen haben, dann lassen sie sich paarweise zuordnen. Wenn zwei endlichen Mengen verschieden viele Elementen haben, dann lassen sie sich nicht paarweise zuordnen. Zwei unendliche Mengen lassen sich manchmal paarweise zuordnen, auch wenn die eine Menge eine echte Teilmenge der anderen ist: Die Mengen
N
und
N0
Die Mengen
N
und
Z
Die Menge
Z
lassen sich paarweise zuordnen.
lassen sich paarweise zuordnen.
der ganzen Zahlen und die Menge
{2x |
x ∈ Z} der
geraden ganzen Zahlen lassen sich paarweise zuordnen.
Roland Gunesch (Mathematik)
Fachwissenschaftliche Grundlagen
5. Vorlesung
3 / 30
Paarweise Zuordnung mittels Abbildung
Es gelten auÿerdem (das werden wir noch zeigen):
N
und
Z×N
Die Mengen
lassen sich paarweise zuordnen (Begründung folgt noch).
N
und
R
lassen sich nicht paarweise zuordnen
(Begründung folgt ebenfalls noch). Wir werden paarweise Zuordnung genauer denieren. Zunächst das einfachere Konzept der
Roland Gunesch (Mathematik)
Abbildung.
Fachwissenschaftliche Grundlagen
5. Vorlesung
4 / 30
Abbildung: einfache Denition Denition Seien Eine nach
A und B
Mengen.
Abbildung f
B)
von
A nach B
ist eine Vorschrift, die jedem
(auch genannt eine
x ∈ A genau ein y ∈ B
Funktion f
von
A
zuordnet.
Wir schreiben:
f :A→B a 7→ f (a) oder wir schreiben:
f :A→B f (a) = ...(hier Denition von f
einfügen).
Beachten Sie die verschiedenen Pfeile. Roland Gunesch (Mathematik)
Fachwissenschaftliche Grundlagen
5. Vorlesung
5 / 30
Beispiele Beispiel für eine Abbildung:
f
: {0, 1} → {0, 1} 0
7→ 1
1
7→ 0
Beispiel für eine (andere) Abbildung:
f
Roland Gunesch (Mathematik)
: {1, 2, 3} → {6, 7, 8, 9} 1
7→ 7
2
7→ 6
3
7→ 6
Fachwissenschaftliche Grundlagen
5. Vorlesung
6 / 30
Schreibweisen
Die beiden Beschreibungen
f
:N→N
x 7→ x + 1
oder
f :N→N f (x ) = x + 1 beschreiben beide dasselbe
Roland Gunesch (Mathematik)
f.
Fachwissenschaftliche Grundlagen
5. Vorlesung
7 / 30
Denitionsmenge, Zielmenge Denition Wenn
f :A→B
eine Abbildung ist, dann heiÿt
A die Denitionsmenge von f
Denitionsbereich Zielmenge von f .
(auch genannt der und
B
heiÿt die
Diese gehören zu
f
von
f ),
dazu und müssen immer angegeben werden.
Zwei Funktionen mit derselben Formel für
f , aber verschiedenen
Denitionsbereichen sind verschiedere Funktionen. Beispiel:
f und
f
: R → R,
: [0, 1] → R,
x 7→ x 2 x 7→ x 2
sind verschieden. Roland Gunesch (Mathematik)
Fachwissenschaftliche Grundlagen
5. Vorlesung
8 / 30
Unterschied Funktion und Funktionswert Denition Wenn
f :A→B
eine Funktion (Abbildung) ist und
x ∈ A, dann heiÿt
f (x ) der Wert der Funktion f an der Stelle x . Oder auch: f (x ) heiÿt das Bild des Punktes x .
f und f (x ). f (x ) ist keine Funktion, es ist nur ein einzelner Wert. Die Funktion heiÿt nicht f (x ), sondern f . Vorsicht: Verwechseln Sie nicht
Denn:
(Oder, wenn Sie das nicht-eingesetzte Argument betonen möchten, können Sie für die Funktion auch
Roland Gunesch (Mathematik)
f (.) schreiben.)
Fachwissenschaftliche Grundlagen
5. Vorlesung
9 / 30
Abbildung: Mengentheoretische Denition, Graph Denition
f = (A, B , G ) von Mengen, wobei die Menge A × B ist, d.h.
Eine Abbildung ist ein Tripel
G
erstens Teilmenge von
G ⊆ A × B, und so dass
G
die folgende Eigenschaft hat:
∀x ∈ A ∃! Hierbei heiÿt Denition Diese Menge
y ∈ B : (x , y ) ∈ G .
A wieder Denitionsmenge, und B G
heiÿt der
Zielmenge.
Graph von f . Wir schreiben in Formeln Graph(
f ) = {(x , f (x )) | x ∈ A}.
Es gilt: Graph(
heiÿt
f ).
Beispiele für Graphen Die Funktion
f
: {1, 2, 3} → {6, 7, 8, 9} 1
7→ 7
2
7→ 6
3
7→ 6
hat den Graphen
f ) = {(1, 7),
Graph(
(2, 6), (3, 6)}.
Der Graph der Funktion
f
:R→R
x 7→ x 2
ist eine (parabelförmige) Kurve. Roland Gunesch (Mathematik)
Fachwissenschaftliche Grundlagen
5. Vorlesung
11 / 30
Wertemenge, Bildmenge Denition Wenn
f :A→B
eine Abbildung (Funktion) ist, dann heiÿt die Menge
f (A) := {f (x ) | x ∈ A} die
Wertemenge oder die Bildmenge oder das Bild von f . Wir schreiben
statt
f (A) auch
f ) := f (A).
Bild(
Hierbei dürfen wir die Bildmenge nicht verwechseln mit der Zielmenge
f ) ⊆ B , aber nicht immer Bild(f ) = B . Anders gesagt: Es gilt immer f (A) ⊆ B , aber nicht immer f (A) = B .
B.
Es gilt immer Bild(
Roland Gunesch (Mathematik)
Fachwissenschaftliche Grundlagen
5. Vorlesung
12 / 30
Beispiel Denitions-, Werte- und Bildmenge Beispiel: Die Funktion
f
: {1, 2, 3} → {6, 7, 8, 9} 1
7→ 7
2
7→ 6
3
7→ 6
hat Denitionsmenge (Denitionbereich)
A = {1, 2, 3},
hat Zielmenge (Zielbereich)
B = {6, 7, 8, 9} und hat Wertemenge (Bildmenge, Bild) Bild(
f ) = {6, 7}.
Hier ist also die Wertemenge eine echte Teilmenge der Zielmenge. Roland Gunesch (Mathematik)
Fachwissenschaftliche Grundlagen
5. Vorlesung
13 / 30
Bilder von allgemeinen Teilmengen
Es gibt auch Bilder von Teilmengen der Denitionsmenge ist, dann ist das Bild der Teilmenge
M
gegeben durch
f (M ) := {f (x ) | x ∈ M } = {y ∈ B In dieser Formel ist
f
A : Wenn M ⊆ A
| ∃x ∈ M :
f (x ) = y }.
jetzt eine Abbildung, die Mengen als Argument (in
der Klammer) erwartet und als Ergebnis auch Mengen liefert.
Roland Gunesch (Mathematik)
Fachwissenschaftliche Grundlagen
5. Vorlesung
14 / 30
Urbild
Denition Sei
f :A→B
eine Abbildung. Wenn
N ⊆B
eine Teilmenge des Zielbereichs
ist, dann denieren wir
f −1 (N ) = {x ∈ A | ∃y ∈ N : f (x ) = y } und nennen diese Menge das Dazu muss
f
Urbild der Menge N
unter
f.
nicht invertierbar (Denition folgt noch) sein.
Roland Gunesch (Mathematik)
Fachwissenschaftliche Grundlagen
5. Vorlesung
15 / 30
Beispiele Urbild Beispiele: Sei
f
die Funktion
f
: {1, 2, 3} → {6, 7, 8, 9}
Dann sind die Urbilder der Mengen
1
7→ 7
2
7→ 6
3
7→ 6.
{6}, {7, 8}
und
{8 , 9 }
gegeben durch
f −1 ({6}) = {2, 3},
f −1 ({7, 8}) = {1}, f −1 ({8, 9}) = {}. Roland Gunesch (Mathematik)
Fachwissenschaftliche Grundlagen
5. Vorlesung
16 / 30
Injektiv
Denition Sei
f f
f :A→B
heiÿt
eine Abbildung.
injektiv, wenn gilt: Jedes Element y ∈ B
getroen. Also:
Äquivalent:
f (x ) = f (˜x ) x 6= x˜
x = x˜.
=⇒ f (x ) 6= f (˜ x ).
Es muss aber nicht jedes Element aus
Roland Gunesch (Mathematik)
=⇒
wird höchstens einmal von
B
getroen werden.
Fachwissenschaftliche Grundlagen
5. Vorlesung
17 / 30
Surjektiv
Denition Sei
f
f :A→B
heiÿt
von
f
eine Abbildung.
surjektiv, wenn gilt: Jedes Element y ∈ B
wird mindestens einmal
getroen. Also:
∀y ∈ B ∃x ∈ A : Es muss aber nicht jedes Element aus
B
f (x ) = y . nur einmal getroen werden. Es
ist erlaubt, dass manche Elemente mehrmals getroen werden.
Roland Gunesch (Mathematik)
Fachwissenschaftliche Grundlagen
5. Vorlesung
18 / 30
Bijektiv
Denition Sei
f
f :A→B
heiÿt
eine Abbildung.
bijektiv, wenn gilt: f
Dann gilt: Jedes Element Also:
ist injektiv und
y ∈B
f
wird genau einmal von
∀y ∈ B ∃!x ∈ A :
f
getroen.
f (x ) = y .
Für bijektive Abbildung sagen wir auch kurz
Roland Gunesch (Mathematik)
ist surjektiv.
Bijektion.
Fachwissenschaftliche Grundlagen
5. Vorlesung
19 / 30
Bijektiv (Beispiele) Beispiele: Die Abbildung
f
: [0, 1] → [0, 1],
x 7→ x 2
ist bijektiv (injektiv und surjektiv). Die Abbildung
f
: [0, 1] → [−1, 1],
x 7→ x 2
ist injektiv aber nicht surjektiv. Die Abbildung
f
: [−1, 1] → [0, 1],
x 7→ x 2
ist surjektiv aber nicht injektiv. Die Abildung
f
: [−1, 1] → [−1, 1],
x 7→ x 2
ist weder surjektiv noch injektiv. Roland Gunesch (Mathematik)
Fachwissenschaftliche Grundlagen
5. Vorlesung
20 / 30
Umkehrabbildung Wenn die Abbildung
f :A→B
Abbildung
(genannt
bijektiv ist, dann denieren wir die
f −1 : B → A
Umkehrabbildung) durch
f −1 : B → A f (x ) 7→ x . Diese Vorschrift macht bei bijektiven Abbildungen Sinn und gibt dann wieder eine Abbildung. Deswegen: Für bijektiv können wir auch sagen
.
umkehrbar oder invertierbar
Aber Vorsicht: es gibt mehrere Arten von Umkehrbarkeit.
Roland Gunesch (Mathematik)
Fachwissenschaftliche Grundlagen
5. Vorlesung
21 / 30
Umkehrabbilung (Beispiel) Beispiele: Die Abbildung
f
: {1, 2, 3} → {6, 7, 8} 1
7→ 6
2
7→ 7
3
7→ 8
ist bijektiv. Sie hat die Umkehrabbildung
f −1 : {6, 7, 8} → {1, 2, 3}
Roland Gunesch (Mathematik)
6
7→ 1
7
7→ 2
8
7→ 3.
Fachwissenschaftliche Grundlagen
5. Vorlesung
22 / 30
Identität als Abbildung
Sei
A eine beliebige Menge. Die Identitätsabbildung auf der Menge A ist
gegeben durch idA
: A → A,
x 7→ x .
Die Identitätsabbildung ist bijektiv. Sie hat die Umkehrabbildung
−1
idA
Roland Gunesch (Mathematik)
= idA .
Fachwissenschaftliche Grundlagen
5. Vorlesung
23 / 30
Zwei Bedeutungen von
f
−1
f −1 darf nicht verwechselt werden mit dem Urbild −1 (N ) mit N ⊆ B . (Mengenabbildung), also mit f −1 bedeutet also zwei verschiedene Dinge. Die Schreibweise f −1 ist Es gilt zum Glück: Das Bild von N ⊆ B unter der Umkehrabbildung f − 1 genau das Urbild von N unter der Mengenabbildung f . Die Umkehrabbildung
Roland Gunesch (Mathematik)
Fachwissenschaftliche Grundlagen
5. Vorlesung
24 / 30
Verkettung von Abbildungen
Denition Wenn
f :A→B
denieren wir die
eine Abbildung ist und
Verkettung von f
g :B →C g durch
eine Abbildung, dann
und
g ◦f : A → C, (g ◦ f )(x ) := g (f (x )). Aussprache:
g nach f. Zuerst wird f
angewendet, dann
g.
Ausgewertet wird also von rechts nach links. Die Reihenfolge ist wichtig.
Roland Gunesch (Mathematik)
Fachwissenschaftliche Grundlagen
5. Vorlesung
25 / 30
Verkettung (Beispiel) Beispiel:
f : Z → Z, x 7→x + 1 g : Z → Z, x 7→ x 2 . : Z → Z gegeben durch x 7→ (x + 1)2 . 2 Dagegen wäre f ◦ g : Z → Z gegeben durch x 7→ x + 1. dasselbe (z.B. für x = 1). Dann ist
g ◦f
Dies ist nicht
Es gilt also kein Kommutativgesetz.
Roland Gunesch (Mathematik)
Fachwissenschaftliche Grundlagen
5. Vorlesung
26 / 30
Für mehrfache Verkettungen gilt das Assoziativgesetz: Seien
g :B →C
und
h:C →D
f : A → B,
Abbildungen. Dann gilt:
h ◦ (g ◦ f ) = ( h ◦ g ) ◦ f . Beweis: Übung.
Roland Gunesch (Mathematik)
Fachwissenschaftliche Grundlagen
5. Vorlesung
27 / 30
Verkettung mit sich selbst, beliebig oft Wenn
f : A → A eine Abbildung ist mit gleicher Denitionsmenge und f beliebig oft mit sich selbst verkettet werden. D.h.
Zielmenge, dann darf die Ausdrücke
f f ◦f f ◦f ◦f f ◦f ◦f ◦f ...
sind alle sinnvoll deniert. Wegen dem Assoziativgesetz müssen hier keine Klammern geschrieben werden.
Roland Gunesch (Mathematik)
Fachwissenschaftliche Grundlagen
5. Vorlesung
28 / 30
Paarweise Zuordnung, präzise deniert Mit Abbildungen können wir unsere Idee der paarweisen Zuordnung präzise denieren: Denition
A und B heiÿen paarweise zuordenbar, wenn es eine bijektive Abbildung f : A → B gibt. In diesem Fall heiÿt f eine paarweise Zuordnung zwischen den Mengen A und B . Wir sagen auch, f ist eine Bijektion zwischen den Mengen A und B .
Die beiden Mengen
Es genügt auch, dass es eine
Bijektion zwischen den Mengen B
gibt, d.h. eine bijektive Abbildung
g : B → A. So ein g
und
A
gibt es genau dann,
f : A → B gibt. Wenn es eine Bijektion f zwischen den Mengen A und B gibt und eine Bijektion g zwischen B und C, dann gibt es auch eine Bijektion zwischen A und C , nämlich g ◦ f : A → C . wenn es eine Bijektion
Roland Gunesch (Mathematik)
Fachwissenschaftliche Grundlagen
5. Vorlesung
29 / 30
Beispiele (paarweise Zuordnung) Beispiele: Die Mengen
N0
und
N
sind paarweise zuordenbar mit der Bijektion
f
: N0 → N,
x 7→ x + 1.
Die Mengen
Z
und
N
sind paarweise zuordenbar mit der Bijektion
Die Mengen
Q
und
N
sind paarweise zuordenbar mit einer Methode
R
und
N
sind nicht paarweise zuordenbar. Dies läÿt sich
namens
Cantors Diagonalverfahren.
Die Mengen beweisen.
Roland Gunesch (Mathematik)
Fachwissenschaftliche Grundlagen
5. Vorlesung
30 / 30