Expressum. Informationen aus dem Freiburger Bibliothekssystem. Aus dem Inhalt. 2008, Nr. 4

Expressum Informationen aus dem Freiburger Bibliothekssystem 2008, Nr. 4 Aus dem Inhalt • Interview mit der neuen Leiterin Frau Dr. Antje Kellersohn...
Author: Sylvia Kerner
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Expressum

Informationen aus dem Freiburger Bibliothekssystem 2008, Nr. 4

Aus dem Inhalt • Interview mit der neuen Leiterin Frau Dr. Antje Kellersohn • UB-Mitarbeiter für gute Lehre ausgezeichnet • Festschrift für Bärbel Schubel • Nachrufe auf das UB-Gebäude

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AUS DER UB ...........................................................................................................3 Interview mit der neuen Leiterin der Universitätsbibliothek, Frau Dr. Antje Kellersohn...........................................................................................................3 UB-Mitarbeiter für gute Lehre ausgezeichnet! ....................................................7 Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste (Fachrichtung Bibliothek) / FaMI..................................................................................................................8 Festschrift für Bärbel Schubel anlässlich ihrer Verabschiedung aus dem aktiven Dienst..................................................................................................................9 War’s die letzte Führung?.................................................................................13 Die alte UB - ein Nachruf ..................................................................................14 Abschied von einem Gebäude..........................................................................17 PRESSESPIEGEL ....................................................................................................22

Impressum: Herausgeber:

Albert Raffelt Universitätsbibliothek Freiburg i. Br. Werthmannplatz 2, 79098 Freiburg i. Br. Postfach 1629, 79016 Freiburg i. Br. Tel. 0761/203Redaktion: Thomas Argast (Tel. 3937); Regina Bickmann (Tel. 3488); Ulrike Klaster (Tel. 3953); Winfried Molz (Tel. 3561); Christine Schneider (Tel. 3886); Wilfried Sühl-Strohmenger (Tel. 3924); Thomas Würger (Tel. 3999) e-mail: [email protected] Expressum im WWW unter http://www.ub.uni-freiburg.de/expressum Fotos: New Media Center/UB; Dr. Volker Winterer; Albert Raffelt ISSN 0943-7258 Redaktionsschluss für diese Ausgabe: 31. August 2008 Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe: 31. Oktober 2008

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AUS DER UB Interview mit der neuen Leiterin der Universitätsbibliothek, Frau Dr. Antje Kellersohn Die Fragen stellte Albert Raffelt Frau Dr. Kellersohn, als die Mitarbeiter der UB die Kandidaten der letzten Auswahlrunde durch die jetzigen Gebäude – die UB am Platz der Universität und die UB 2 in der Rempartstraße – führen durften, waren Sie für uns noch ein „Überraschungsgast“. Nach der Führung waren Sie die Wunschkandidatin. Was hat Sie an einer Bewerbung in Freiburg gereizt? Lassen Sie es mich so formulieren: Als Sie mich zum Rundgang durch die UB begrüßten, wollte ich mich überraschen lassen, nach dem Rundgang war es mein großer Wunsch, die Position auch zu bekommen. Obwohl ich mich als Bibliotheksdirektorin an der Fachhochschule Bielefeld sehr wohl gefühlt habe und viele positive Erfahrungen sammeln konnte, war es allmählich an der Zeit, mich nach neuen Herausforderungen umzusehen. So kam das Angebot aus Freiburg gerade zur rechten Zeit. Der exzellente Ruf der Albert-Ludwigs-Universität wird schließlich auch im Norden wahrgenommen… Ich freue mich schon sehr darauf, zukünftig an dieser großen, ausgesprochen innovativen und erfolgreichen Bibliothek tätig zu sein.

Sie sind ja nicht ganz fremd im baden-württembergischen Bibliothekswesen. Heidelberger Kollegen – wie der ehemalige Direktor Dr. Dörpinghaus – kennen Sie und haben sich auch schon positiv zur Freiburger Entscheidung geäußert. Können Sie uns kurz ihren wissenschaftlichen und bibliothekarischen Werdegang sowie Ihre derzeitigen Arbeitsschwerpunkte darstellen?

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Nach dem Abitur habe ich an der Universität Siegen Chemie studiert und 1994 über Nanoteilchen promoviert. Schon vor Fertigstellung der Dissertation begann ich 1993 das Referendariat für den höheren Bibliotheksdienst. Den praktischen Teil meiner Ausbildung habe ich an der Universitätsbibliothek Heidelberg absolviert, den theoretischen Teil an der Bibliotheksschule in Frankfurt am Main. In der Zeit von 1995 bis 1998 war ich stellvertretende Leiterin der Fachhochschulbibliothek Münster. 1998 wurde ich Leiterin der Fachhochschulbibliothek Bielefeld; diese ist ein voll ausgebautes einschichtiges Bibliothekssystem mit sechs teilweise weit voneinander entfernten Standorten und einem Team von etwa 25 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Ein Schwerpunkt unserer Arbeit ist – neben einer umfassenden und nutzerfreundlichen Medien- und Informationsversorgung im Sinne einer hybriden Bibliothek – die Durchführung von Lehrveranstaltungen, Workshops und Schulungen zur Verbesserung der Informations- und Medienkompetenz. Besonders am Herzen liegt mir die Implementierung und kontinuierliche Weiterentwicklung innovativer Informationsdienstleistungen unter Einsatz moderner IuK-Technologien. Hierbei ist es mir wichtig, immer wieder über den „bibliothekarischen Tellerrand“ zu schauen und zusammen mit allen Akteuren im Kontext Information, Kommunikation und Medien eine durchgängige IuK-Dienstleistungsstruktur der gesamten Hochschule und damit verbunden eine hohe Service-Qualität für alle Nutzerinnen und Nutzer der Bibliothek zu schaffen. Als ein Beispiel möchte ich das hochschulweite integrierte eLearning- und Kommunikationsportal „easy learning“ der Fachhochschule Bielefeld nennen, das 2006 mit dem vom BMBF bundesweit ausgelobten „Bibliotheksinnovationspreis“ ausgezeichnet wurde. Ich sehe die Bibliothek aber auch als einen Ort der kulturellen Begegnung: So haben wir beispielsweise in Kooperation mit dem Fachbereich Gestaltung eine Artothek mit knapp 300 Werken von zahlreichen namhaften Künstlern, wie z.B. Rainer Fetting oder Wolfgang Troschke, für die Angehörigen der Fachhochschule Bielefeld eröffnet. Außerdem führen wir regelmäßig Ausstellungen und Veranstaltungen durch. Was für eine Vorstellung hatten Sie von der Universitätsbibliothek Freiburg? Hat sich Ihr Eindruck vor Ort bestätigt? In der Fachpresse und auf Kongressen habe ich natürlich die Aktivitäten und Arbeitsschwerpunkte der Universitätsbibliothek Freiburg verfolgt. Außerdem kannte ich das Haus bereits durch einen persönlichen Besuch. Hier gibt es viele spannende Anknüpfungspunkte für mich: Die Aktivitäten im Kontext „Informationskompetenz“ haben für unsere Arbeit in Nordrhein-Westfalen seit Jahren Vorbildcharakter, und auch das New Media Center ist nach meiner Einschätzung eine richtungweisende Initiative. So bin ich mit großer Neugier nach Freiburg gereist und meine Erwartungen sind vielfach übertroffen worden: Gleich beim Betreten des Gebäudes sind mir die vielen Studierenden aufgefallen, die im Eingangsbereich intensiv arbeiteten. Auch die Lesesaalbereiche waren sehr gut ausgelastet. Hier erlebte ich beispielhaft den „Lernort Bibliothek“!

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Hochinteressant war Ihre Führung durch das Haus. Die Gespräche mit den Kolleginnen und Kollegen in den einzelnen Abteilungen haben mir einen ersten Einblick in die Organisationsstruktur, die Arbeitsabläufe und in die – inzwischen teilweise schon nicht mehr aktuellen – räumlichen Verhältnisse vermittelt. Ich habe Informationen über interessante Projekte wie die Digitalisierung, die Servervirtualisierung in der IT-Abteilung und vieles mehr bekommen. Aber ganz besonders habe ich mich darüber gefreut, wie freundlich und offen ich überall empfangen wurde. Ich habe den Eindruck einer sehr positiven Arbeitsatmosphäre vermittelt bekommen. Sie haben nun, wenn alles nach Plan geht, mindestens „eine BachelorGeneration“ lang – wie es unser Rektor, Professor Schiewer, ausgedrückt hat – in einem Provisorium mit mehreren Standorten zu leben. Wie schätzen Sie die Situation ein? Baumaßnahmen – und insbesondere Umbaumaßnahmen – bedeuten grundsätzlich immer Einschränkungen und einen erhöhten Aufwand für den Dienstbetrieb. Wenn ich aber die Berichte über Probleme bei der Klimatisierung des bisherigen Gebäudes – Stichwort „sick building syndrome“ – lese und mir die hohen Betriebskosten vor Augen führe, dann erscheint mir eine umfassende Baumaßnahme unumgänglich. Aus Sicht der Nutzer sehe ich zunächst einmal das Problem der Reduzierung der Arbeitsplätze in der UB 1. Daher begrüße ich es, dass sich die Universität zu einer deutlichen Ausweitung der Öffnungszeiten hin zu einem 24 h-Betrieb entschlossen hat, um Engpässe aufzufangen. Ich habe immer wieder die Erfahrung gemacht, dass die Nutzerinnen und Nutzer in der Regel sehr verständnisvoll auf derartige Maßnahmen reagieren, wenn sie frühzeitig und umfassend informiert werden. So war es auch in Bielefeld im Frühjahr, als wir mitten im Semester ganze Teilbibliotheken aufgrund von Asbestfunden räumen und für mehrere Wochen schließen mussten. Aus Sicht der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sehe ich einen erhöhten logistischen Aufwand: Abteilungen sind auf mehrere Standorte verteilt, Bücher müssen durch die Stadt transportiert werden und die räumliche Unterbringung ist sicher auch nicht immer optimal, wenn ich beispielsweise an den Container und das hintere Gebäude in der UB 2 denke. Insbesondere muss aber auf die Arbeitssicherheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Tiefmagazinen während der Bauphase geachtet werden. Im Hinblick auf den Bibliotheksbestand bin ich sehr froh, dass man sich inzwischen entschlossen hat, die wertvollsten Altbestände in Ausweichquartieren unterzubringen. Aber auch für den übrigen Bestand müssen unbedingt alle erforderlichen Schutzmaßnahmen ergriffen werden. Wichtig erscheint es mir, dass alle Beteiligten gemeinsam an dem Ziel arbeiten, die Zeit des Umbaus möglichst kurz zu halten. Und im Übrigen sollten wir alle die Zeit auf der Baustelle nicht nur als Belastung, sondern vor allem als Chance für positive Veränderungen auffassen. Doch zunächst drücke ich die Daumen für einen möglichst reibungslosen Umzug in die UB1 und UB2 Ende

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September. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben hierfür sehr gute Vorarbeit geleistet, worüber ich mich sehr freue. Der neue Bibliotheksbau wird aller Wahrscheinlichkeit nach städtebaulich ein aufsehenerregendes Gebäude sein. Bei der konkreten Planung werden Sie noch intensiv mitarbeiten können, da die Nutzungsfläche des Gebäudes ja nach dem Rechnungshof-Einspruch noch vergrößert wurde und die konkrete Nutzung noch nicht in allem durchgeplant ist. Wo sehen Sie heute die wesentlichen Eigenheiten einer modernen Bibliothek? Ja, der Degelo-Entwurf kann sicherlich zu recht als aufsehenerregend bezeichnet werden – das war eine mutige Entscheidung der Jury! Ich finde es gut, dass Bibliotheksbauten – trotz der vor dem Hintergrund von Google & Co. immer wieder gestellten Grundsatzfrage, ob Bibliotheken in Zukunft überhaupt noch gebraucht werden – in jüngster Zeit wieder als architektonische Prestigeobjekte angesehen werden. Und für mich persönlich ist es eine großartige Herausforderung, in den kommenden Jahren an einem solchen Projekt mitarbeiten zu dürfen. Für mich ist eine ausgewogene Balance zwischen architektonischästhetischen Gesichtspunkten und der Funktionalität eines Bibliotheksgebäudes eine unabdingbare Voraussetzung. Selbstverständlich müssen die Nutzflächen ausreichend bemessen und die Räume – auch auf die Zukunft ausgelegt – flexibel nutzbar sein. Hier denke ich insbesondere an das Miteinander von gedruckten und digitalen Medien, aber auch an das sich ändernde Forschungs- und Studierverhalten vor dem Hintergrund des Bologna-Prozesses. Diese Kriterien müssen in unterschiedlicher Blickrichtung erfüllt werden: Erstens aus Sicht unserer Bibliotheksnutzer, zu deren Studien- und Forschungserfolg wir gerne beitragen möchten. Zweitens aus Sicht der Menschen, die das Gebäude von außen betrachten; die zentrale Lage in Freiburgs Innenstadt macht das Projekt ja auch aus städtebaulicher Sicht sehr interessant. Und schließlich auch aus Sicht der Bibliotheksmitarbeiterinnen und -mitarbeiter, deren Motivation und Kreativität in nicht unerheblichem Maße von der Arbeitsplatzsituation beeinflusst wird. Winston Churchill hat dazu einmal gesagt: „We shape our buildings, and afterwards, our buildings shape us“. Deshalb wünsche ich mir, dass sich unsere Studierenden, Wissenschaftler und sonstigen Nutzer im neuen Gebäude vom ersten Augenblick an wohlfühlen und dass sie gerne dort arbeiten werden – sei es in der silent zone, in der man konzentriert lesen kann, sei es im Loungebereich, in dem man sich bei einem guten Kaffee zur gemeinsamen Prüfungsvorbereitung trifft. Ich wünsche mir Offenheit und Helligkeit und dass es keine Barrieren in diesem Gebäude gibt, dass Bibliotheksnutzer und Bibliotheksmitarbeiter einen intensiven Dialog miteinander führen. Und ich wünsche mir, dass neue technologische Konzepte, wie z.B. die RFID-Verbuchung, in diesem Gebäude implementiert werden und neue Nutzungsperspektiven eröffnen. So werden dann in Zukunft in einem aufsehenerregenden Gebäude auch aufsehenerregende Dienstleistungen für die Universität Freiburg erbracht.

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In meiner Studienzeit als Theologe in Münster gingen die fleißigen Studenten im Freisemester etwa nach Tübingen, die kulturbeflissenen nach München (das war auch mein Ziel); diejenigen aber, die all das noch mit einem erhöhten Freizeitwert verbinden wollten, gingen nach Freiburg. Haben Sie auch positive Erwartungen an Stadt und Region? Selbstverständlich! Ich kenne Freiburg und den Schwarzwald schon seit meiner Kindheit. Freiburg ist für mich eine der schönsten Städte Deutschlands – und wenn man einschlägigen Umfragen Glauben schenken darf, dann stehe ich mit dieser Meinung ja nicht alleine da… Wir – mein Mann, unsere achtjährige Tochter und ich – freuen uns schon sehr darauf, die reizvolle Gegend mit Fahrrad und Wanderschuhen zu erkunden. Nicht zuletzt werden die freundlichen Menschen und die badische Lebensart sicherlich dazu beitragen, dass wir uns schon bald hier heimisch fühlen werden.

UB-Mitarbeiter für gute Lehre ausgezeichnet! Anlässlich des 5-jährigen Jubiläums, das vom Zentrum für Schlüsselqualifikationen (ZfS) am 9. Juli mit einer Festveranstaltung im Haus zur Lieben Hand gefeiert wurde, erhielten fünf UB-Mitarbeiter aus der Hand von Vizerektor Prof. Dr. Hans-Jochen Schiewer jeweils eine Urkunde überreicht. Ausgezeichnet wurden • Dr. Michael Becht, • Dr. Franz Leithold, • Uwe Nüssle, • Dr. Ralf Ohlhoff und • Dr. Wilfried Sühl-Strohmenger.

Sichtbar gewürdigt wurde damit das außerordentliche Engagement, das diese Kollegen – und damit die UB - seit den Anfängen des „BOK“-Bereichs (Berufsfeldorientierte Kompetenzen) als ZfS-Lehrbeauftrage auf den Gebieten der Informations- und Medienkompetenz erbringen. (sü)

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Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste (Fachrichtung Bibliothek) / FaMI Es ist soweit: Die UB Freiburg wird ab September 2009 mit der Ausbildung der "Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste - Fachrichtung Bibliothek" beginnen. 2006 wurde die verwaltungsinterne Ausbildung des mittleren Bibliotheksdienstes auf die Fachangestelltenausbildung umgestellt. Die Fachangestelltenausbildung beherbergt insgesamt fünf Fachrichtungen (Archiv, Bibliothek, Bildagentur, Information und Dokumentation, medizinische Dokumentation). Vereinbart war, dass die UB Freiburg erst nach dem Umzug mit der Ausbildung starten wird. Dieser Zeitpunkt ist nun gekommen, so dass 2009 der erste FaMI-Jahrgang sein wird. Bewerbungsschluss ist der 30. November 2008. Einstellungsvoraussetzung ist in der Regel der Realschulabschluss, in Ausnahmen auch ein sehr guter Hauptschulabschluss. Genauere Informationen stehen im Merkblatt „Die Ausbildung zum Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste, Fachrichtung Bibliothek an den Universitäts- und Landesbibliotheken in Baden-Württemberg 1 “. Die Ausbildung dauert drei Jahre, etwa zwei Drittel der Zeit sind der praktischen Ausbildung zugedacht und ein Drittel der theoretischen. Die Auszubildenden werden in Blockseminaren in der Hermann-Gundert-Schule in Calw unterrichtet und werden in den Wohnheimen untergebracht. Anregungen für das Ausbildungskonzept, das in den kommenden Monaten noch im Detail zusammen erarbeitet werden muss, habe ich während einer dreitägigen Fortbildung „Ausbildung der Ausbilder“ im Juni/Juli bekommen. Frau Simone Labiche, Ausbildungsleiterin der Stadtverwaltung Offenburg, bearbeitete das ganze Spektrum von den Grundlagen der Ausbildung (u.a. rechtliche Rahmenbedingungen), Einstellung der Auszubildenden (Einstellungsverfahren, Assessment-Center etc.), Ausbildung am Arbeitsplatz (Einführung von Auszubildenden, Erwartungen der Ausbildungsleiter/Auszubildenden, Willkommensmappe, Festlegung von Lernzielen etc.), Förderung des Lernprozesses (Lernmethoden) und die Beurteilung (Beurteilungsverfahren, Formen einer Beurteilung, Beurteilungsgespräch etc.). Frau Labiches große Erfahrung im Umgang mit Auszubildenden hat auch den sehr erfahrenen baden-württembergischen Ausbildungsleitern neue Anregungen vermitteln können bzw. Perspektivwechsel ermöglicht. (Christine Schneider)

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http://www3.ub.uni-freiburg.de/fileadmin/ub/pdf/CMS/ausbildung/merkblatt-fami2008.pdf Expressum (2008, 4)

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Festschrift für Bärbel Schubel anlässlich ihrer Verabschiedung aus dem aktiven Dienst Am 18. Juli 2008 wurde Bärbel Schubel im Rahmen einer Feierstunde von Vizerektor Prof. Dr. Hans-Jochen Schiewer aus dem aktiven Bibliotheksdienst verabschiedet. Eingeleitet wurde die Feierstunde mit Johann Sebastian Bachs Capriccio sopra la lontananza della sorella dilettissima (BWV 992a) – eine Fiktion, so dass man im BachWerkverzeichnis gar nicht fündig würde … - dargeboten auf dem Klavier von Albert Raffelt und untermalt durch kurze, auf den Anlass der Feier bezogene Textbeiträge von Martina Straub. In seiner Ansprache würdigte Prof. Schiewer die besonderen Leistungen von Frau Schubel bei der Weiterentwicklung der Universitätsbibliothek zum unbestrittenen Zentrum für die Literaturund Informationsversorgung in der Universität. Dank ihres unermüdlichen Einsatzes sei die UB im Hinblick auf die digitalen Angebote und Dienstleistungen, auf die Schaffung eines modernen New Media Centers sowie des Kompetenz- und Lernzentrums auch bundesweit mit an der Spitze. Aber Bärbel Schubel habe sich nicht auf den digitalen Sektor beschränkt, sondern auch die Historischen Sammlungen der Bibliothek auf eindrucksvolle Art und Weise ausgebaut. Als herausragendes Beispiel nannte Schiewer den Ankauf der 32 Handschriften bzw. Handschriftenfragmente des 9. bis 17.Jahrhunderts umfassenden Sammlung Leuchte. Auf Bundesebene wäre es ohne Bärbel Schubels Wirken als Vorsitzende des Bibliotheksausschusses der DFG kaum gelungen, für die Forschung derartig immense Finanzmittel bewilligt zu bekommen, wie sie die DFG für die Nationallizenzen aufgebracht hat und noch weiterhin aufbringt. Der Vizerektor händigte ihr anschließend die Entlassungsurkunde aus. In ihrer Dankesrede nahm Bärbel Schubel dann kein Blatt vor den Mund, sondern mahnte von der Universität deutlich höhere Mittelzuweisungen an. Wenn die Bibliothek die ihr zugedachte Rolle als zentrale Informationseinrichtung wirksam wahrnehmen solle, brauche sie dafür eine entsprechende finanzielle Ausstattung, zumal sie ja keinerlei „Eigeninteresse“ verfolge, sondern ausschließlich der Gesamtuniversität verpflichtet sei.

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Es folgten Grußworte von Herrn Christoph-H. Schütte, Direktor der UB Karlsruhe, namens der Direktor(inn)enrunde des Landes, von Herrn Hannes Hug, Direktor der UB Basel, bezogen auf das EUCOR-Engagement sowie von Frau Hildegard Müller (Direktorin der UB Trier), die an die gemeinsame Zeit bei der DFG erinnerte.

Christoph-H. Schütte, Direktor der UB Karlsruhe

Hannes Hug, Direktor der UB Basel

Eine besondere Freude machte Prof. Dr. Peter Walter (Theologie) Frau Schubel mit dem von ihm unter dem Pseudonym Pierre Gauthier gesungenen Gilbert Bécaud-Lied L’important c’est la rose. Als Mitglied des Bibliotheksausschusses hat Prof. Walter über lange Jahre eng die Geschicke der von Bärbel Schubel geleiteten Universitätsbibliothek begleitet. Seitens der Bibliothek überreichten Herr Reifegerste und Herr Schuler Geschenke namens der Mitarbeiter(innen) und wünschten Frau Schubel alles Gute für die Jahre des Ruhestandes.

Prof. Dr. Peter Walter

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Aus der Hand ihres langjährigen Stellvertreters Albert Raffelt wurde ihr eine Festschrift überreicht – sicherlich ein Highlight der Feierstunde: Raffelt, Albert (Hrsg.): „Die Bibliothek von außen und von innen : Aspekte Freiburger Bibliotheksarbeit. Für Bärbel Schubel. Freiburg i, Br. : Universitätsbibliothek, 208 (Schriften der Universitätsbibliothek Freiburg i. Br.; 28)

Die UB Freiburg setzt damit eine gute Tradition fort, die bereits in früheren Festschriften vielfältige Einblicke in die Freiburger Bibliothekararbeit eröffnete. In der neuen Festschrift für Bärbel Schubel finden sich u.a. Beiträge „von außen“, so der Text von Kardinal Lehmann über „Historisches zum Bibliothekssystem in Freiburg und seinem Wandel“, vom Generaldirektor der Bayerischen Staatsbibliothek München Rolf Griebel über „Das DFG-geförderte System der überregionalen Literaturversorgung im Wandel“, ferner von Hannes Hug über „Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit wissenschaftlicher Bibliotheken im Rahmen von EUCOR“ und von Christoph-H. Schütte über „Die Direktoren-AG“. Sodann dürfte der ausführliche Beitrag vom Leiter des Universitätsbauamtes Karl-Heinz Bühler zur „Sanierung der Universitätsbibliothek“ auf großes Interesse stoßen. Prof. Peter Walter schließlich widmet sich der Thematik „Vom Suchen und Finden in der Freiburger UB. Über ein bislang unbekanntes Manuskript Sebastian Münsters“. Es folgen 11 Beiträge „von innen“, also verfasst von Mitarbeiter(innen) der UB Freiburg: • Martina Straub und Wilfried Sühl-Strohmenger stellen pädagogischdidaktische Überlegungen bezüglich der Vermittlung von Informationskompetenz an, • das Konzept der Medienkompetenz im New Media Center der UB Freiburg beschreibt Franz Leithold,

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• die auch im Zeitraum 2002 bis 2007 erfolgreiche Geschichte der Benutzung ist Gegenstand des Festschriftbeitrags von Ekkehard Arnold, • die Entwicklung der Informationstechnik seit 2004 in der UB Freiburg thematisieren Ato Ruppert sowie Wolfgang Uhmann und Jochen Lienhard, • die Fortschritte bei der Digitalisierung Freiburger Bestände verdeutlicht der Beitrag von Oliver Rau, • zur Sachkatalogisierung hat Matthias Reifegerste einen ausführlichen Überblick, der auch auf die geschichtlichen Wurzeln der Freiburger Sacherschließung eingeht, beigesteuert, • Angela Karasch thematisiert die Historischen Sammlungen der Universitätsbibliothek Freiburg im Zeitalter ihrer technischen Reprodizierbarkeit. • über die Literaturversorgung in der Orientalistik handelt der Beitrag von Ralf Ohlhoff, der den Kontext des Freiburger Bibliothekssystems wie auch die bibliothekarische Situation im Orientalischen Seminar in den Blick nimmt, • Frank Reimers widmet sich der medizinischen Informationsversorgung an der Universität und beschreibt dabei auch die Virtuelle Medizinbibliothek, • die Vermittlung theologischer Informationskompetenz im Rahmen des Proseminars Theologie ist Gegenstand des Beitrages von Michael Becht, • über einen Workshop für Doktorand(inn)en zum Berufsfeld Wissenschaftliche Bibliotheken berichtet schließlich Christine Schneider. Abgerundet wird die wiederum sehr vielseitige Festschrift durch ein Autor(inn)enverzeichnis sowie durch elf filigrane Pflanzenskizzen aus Spanien von Ida Köhne aus den Historischen Sammlungen der UB Freiburg - für die studierte Biologin und begeisterte Botanikerin Bärbel Schubel sicherlich eine schöne Beigabe zu dieser Festschrift. (sü)

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War’s die letzte Führung? Am Dienstag, den 5. August 2008 hatte ich die Gelegenheit, die Teilnehmer/Innen des BIB-Sommerkurses durch die UB zu führen. Ganz ehrlich, es war mir fast ein wenig sentimental zumute, als mir bewusst wurde, dass diese Gruppe an interessierten Kolleg/-Innen aus ganz Deutschland wohl die letzte Gruppe sein wird, die ich durch dieses Gebäude führen werde. Die Kommission für Fortbildung des Berufsverband Information Bibliothek (BIB) veranstaltete seinen 11. Sommerkurs vom 4.- 8. August 2008 in Freiburg. Eine Woche lang wurde im Tagungshaus der Katholischen Akademie über “Fordern und Fördern: Mitarbeiterführung in Bibliotheken vor dem Hintergrund leistungsbezogener Bezahlung” diskutiert. Federführende Organisatorin war die stellvertretende Leiterin der Stadtbibliothek Frau Kraß. Nebenbei sei bemerkt, dass der Kontakt zur Stadtbibliothek über den Austausch von Praktikanten seit Jahren sehr stabil und bereichernd für alle Beteiligten ist. Hauptgesprächsthema war natürlich der Umbau bzw. der Umzug. Erstaunlich viele Kolleg/-Innen hatten größere und kleinere Umzüge und Umbauten schon mit gemacht, so wurden die Gespräche „am Rande“ immer belebter. „Tatort“ und „MTV“ hatte in Berlin um Drehgenehmigungen gebeten. Eine Bibliothek bot sogar eine Baustellen-Besichtigung an. Die Idee der Baustellen-Webcam hat unsere EDV-Abteilung bereits auf ihrer To-Do-Liste. Hinsichtlich des bevorstehenden Umzugs waren sich alle einig, dass die ständige Präsenz an UBAnsprechpartnern das A und O für das Gelingen des Umzuges sein wird.

Bei der Runde durch das Haus war ganz deutlich zu spüren, dass die UB schwer in Bewegung ist. Überall wurden die Lücken in den Lesesälen, im Großraumbüro und neben dem Kompetenz- und Lernzentrum wahrgenommen, aber auch die immer noch zahlreich besetzten Arbeitsplätze.

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Die Entwürfe des Architektenwettbewerbs und die Ausweichquartiere wurden im Medien-Übungsraum vorgestellt, anschließend nahm die Gruppe die UB 2 noch kurz von außen in Augenschein.

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Die alte UB - ein Nachruf Ein Nachruf auf die alte UB? Schon fangen die Probleme an. Wer oder was ist die alte UB. Ist es das Gebäude, das wir jetzt verlassen müssen und das lange als die Neue UB bezeichnet worden ist, oder ist es immer noch das Gebäude, das nun als KG IV bezeichnet wird. Verlassen wir also nicht die Alte UB sondern die alte Neue UB? Oder sollten wir stolz darauf sein, dass an der Elite-Universität Freiburg demnächst über zwei alte Universitätsbibliotheken gesprochen werden kann, die alte Alte UB und die neue Alte UB. Und nun, nach 30 Jahren, geschieht auch noch ein Wunder. Durch Zellteilung wird jetzt aus einer UB zwei gemacht: UB 1 und UB 2. In vier bis fünf Jahren sollen dann beide zur neuen Neuen UB wiedervereinigt werden. Ich will über die alte Neue UB schreiben. Irgendwie war sie nie richtig beliebt, ein Bunker, ein Parkhaus, so wurde das Äußere beschrieben, man konnte ja auch tatsächlich darin parken. Vielleicht hat man sich daher jetzt bewusst für einen Glaspalast entschieden, der dann wohl mehr an ein Gewächshaus erinnern wird. Ich kann mir heute schon gut denken, was geschrieben wird: ein Gebäude voller Transparenz, das Einblicke gewährt und sich nicht abschließt, es kommuniziert mit der Umgebung, lädt ein zum Diskurs mit der Wissenschaft und steht für den Dialog zwischen Stadt und Universität. Das alles konnte das alte Gebäude nicht. Es war mehr eine Trutzburg, durch Grünbepflanzung gemildert, schade übrigens, dass man in diesen Sträuchern keine unter Naturschutz stehenden Beißschrecken oder seltene Bücherwürmer gefunden hat, vielleicht hätte der Naturschutz den Abriss dann verhindern können. Doch wer dann den Eingang im 2. Obergeschoss gefunden hatte, war erstaunt: zeitlose Gediegenheit und Großzügigkeit bestimmten das Innere. 2

Die Fotos stammen von den TeilnehmerInnen der Führung. Expressum (2008, 4)

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Die alte Neue UB führte keinen Dialog mit der Umgebung, im Gegenteil, sie verschloss sich der lauten Außenwelt und gerade deshalb konnte man auch in aller Ruhe in diesem Gebäude arbeiten. Bei großer Funktionalität erwies es sich in all den Jahren als anpassungsfähig und flexibel. Diese Funktionalität hätte man sich auch gerne von der Klimaanlage gewünscht. Vom ersten bis zum letzten Tag wurde sie 30 Jahre lang als Problemfall empfunden. Es war zu heiß, dann mal zu stickig, da und dort zog es immer und gelegentlich war es einfach mal zu kalt. Im Frühjahr hätte man gerne auch schon mal mit einem Vorschlaghammer ein Fenster eingeschlagen, um frische Frühlingsluft hineinzulassen. Es gab allerdings auch Zeiten, wo wir die Klimaanlage zu loben wussten, nämlich an heißen, schwülen Sommertagen. Doch vielleicht werden wir sie ja bald sogar vermissen, denn war es manchmal nicht auch ganz praktisch, wenn man sein Unwohlsein, seine Lustlosigkeit oder auch seine Müdigkeit der Klimaanlage in die Schuhe schieben konnte? Auch dreißig Jahre lang ein Thema: die Last mit dem Lastenaufzug. Was haben wir nicht in all den Jahren dort für eine Wartezeit verbracht, und weil man dort so lange auf seine Beförderung warten musste, war er bei einigen auch ganz besonders unbeliebt. Oft musste jemand, der eigentlich nur in die nächste Etage wollte, eine Kreuzfahrt durch das ganze Haus machen, um endlich ans Ziel zu gelangen. Doch vielleicht werden wir das Warten und diese Fahrten bald auch vermissen. In der Hektik des Alltags konnte man ja so mal eine willkommene Ruhepause einlegen und abschalten. Und war der Lastenaufzug nicht auch ein Treffpunkt und ein Ort der Kommunikation? Man konnte sich im Dienst unterhalten, ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen. Hier erfuhr man so manche Neuigkeit, über Krankheiten, Pensionierungen und Schwangerschaften. Besonders beliebt waren auch immer die Themen Beförderungen und Stellenausschreibungen. Gelegentlich, wenn man nur zu zweit im Aufzug war, wurde aus dem Fahrstuhl dann auch schon mal ein Beichtstuhl, es wurden einem die geheimsten Neuigkeiten mitgeteilt, die eigentlich noch keiner wissen durfte. Wo finden nun all diese Gespräche statt, vielleicht ja auf Dienstfahrten mit der Straßenbahn zwischen UB1 und UB 2? Von der Inkunabel zur Software, von der Handschrift zum Video, von der Konzentration zur Kommunikation, so lässt sich das Angebot umschreiben, das die UB in all den Jahren geboten und dabei bewiesen hat, dass Computer, Buch und Neue Medien keine Konkurrenten sein müssen, sondern sich sinnvoll ergänzen, was die ständig gestiegenen Entleihzahlen beweisen. Die große Funktionalität der alten Neuen UB war das Ergebnis intensiver Planung und der flexiblen Anpassung an neue Bedingungen und Aufgaben. Auch Arbeitsabläufe und Arbeitsgänge konnten in all den Jahren immer wieder neuen Anforderungen angepasst werden. Ich glaube, vieles von dem, was ich damit ansprechen möchte, ist mit dem Wort „Gang“ verbunden: Eingang, Ausgang, Aufgang, Abgang, Neuzugang, Jahrgang, Geschäftsgang und dann ein Gang, der alles entscheidend in Gang gebracht hat, der Wolfgang. Problemlos erfüllte die UB auch andere Aufgaben. Sie diente als Filmkulisse, aber auch als Ort vielfältiger Feste und großer Feiern. Legendär eine Weih-

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nachtsfeier, bei der, durch das Entzünden von Wunderkerzen, der wohl ungewöhnlichste Feueralarm in der Geschichte der UB ausgelöst worden ist. In 30 Jahren stand die UB immer allen offen, nur nicht den Narren, die wurden immer am Rosenmontag ausgeschlossen. Das schließt aber nicht aus, dass es gelegentlich närrisch zugegangen ist. Natürlich gab es in so einer langen Zeit auch zahlreiche Merkwürdigkeiten und viele Denkwürdigkeiten. Besonders aber denke ich an all die Menschen, denen ich im Laufe von 30 Jahren in der alten Neuen UB begegnet bin. Sie alle haben die UB erst wirklich geprägt und ihr ein Gesicht gegeben. Unvergessen die Kolleginnen und Kollegen, mit denen ich in 30 Jahren zusammengearbeitet habe, dabei denke ich besonders an alle, die nicht mehr unter uns sind. Unvergessen die zahllosen Menschen, die im Laufe dieser Jahre die UB benutzt haben, sie kamen und gingen. Manchen Lebensweg konnte ich dabei verfolgen, von den schüchternen Gehversuchen im 1.Semester bis zur Promotion, von der Habilitierung bis zur Emeritierung, aber auch vom hoffnungsvollen Studienbeginn bis zum problematischen Scheitern. Besonders haftend bleiben die Auffälligen, die es auch immer gegeben hat, so der Student, der oft rückwärts durch die Bibliothek gelaufen ist, oder der Verwirrte, der sich für Jesus hielt, und die alte HBA-Auskunft vom technischen Teufelszeug reinigen wollte. Wir alle sollten aber auch besonders an die vier Menschen denken, die in diesen 30 Jahren vor und in der UB verstorben sind. Geburten hat es keine gegeben, obwohl ich manchmal schon befürchtet hatte, es müsse jeden Moment so sein, doch meine in diesem Punkte erfahrenen Kolleginnen konnten mich dann immer wieder beruhigen. Es wurden Freundschaften geschlossen und Ehen gestiftet, es wurde gestritten und es wurden Trennungen vollzogen. So war die UB in all den 30 Jahren immer Teil des Lebens, auch unseres Lebens, und so mit Sicherheit mehr als nur ein Arbeitsplatz. Nun müssen wir Abschied nehmen, und für viele, so wohl auch für mich, wird es wahrscheinlich, wenn aus der alte Neuen UB die neue Neue UB geworden ist, keine Rückkehr geben. Wie verabschieden wir uns aber angemessen von der alten Neuen UB? Wir sollten nicht einfach einen Zettel hinterlassen auf dem stehen wird: „Wir sind dann jetzt weg.“ – ein großes Fest wäre angemessen gewesen! (W. Horstmann)

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Abschied von einem Gebäude Ziemlich genau vor dreißig Jahren habe ich an den letzten Tagen meines praktischen Jahres als Referendar in Freiburg beim Umzug aus der neugotischen alten Bibliothek – dem „Schäfer-Bau“ 3 – in den Neubau am Werthmannplatz im 3. UG vor dem Tresorraum Dienst getan, um die richtige Zuordnung der Lieferungen zu überwachen.

Luftbild © Dr. Volker Winterer, 2004 4

In den Jahren vorher hatte ich als Assistent an der Theologischen Fakultät die Vorbereitungen und das Werden des Neubaus beobachten können. Der Neubau – 1979 bin ich dann als Fachreferent endgültig dort eingezogen – war ein herausragendes Ereignis in der Bibliothekswelt der Bundesrepublik Deutschland. Auch wenn viele der hier verwirklichten Ideen vorher in Frankfurt ausprobiert wurden – die direkte Filiation durch den Direktor ist der Grund –, war doch eine wesentliche Optimierung gegenüber der StUB in Frankfurt/Main zu spüren. Demjenigen, der noch die Verhältnisse der alten UB kannte, war vieles auffällig:

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Vgl. Angela KARASCH: Der Carl-Schäfer-Bau der Universitätsbibliothek Freiburg (1895-

1903). [1985]. – Digitale Version 2003: 4

Das freundlicherweise von Dr. Winterer (RZ) zur Verfügung gestellte Luftbild zeigt sehr gut

die Dimension des Gebäudes. Dieses große Raumangebot in zentraler Lage war eine wesentliche Voraussetzung für den Erfolg der Freiburger Bibliothekskonzeption. Expressum (2008,4)

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Zunächst die Großzügigkeit des Ganzen. Das ging los bei der damals noch mit Zettelkatalogen gefüllten Eingangshalle. Das Katalogangebot war gewaltig. Der Alphabetische Katalog war noch geteilt; erstmals konnte der Gesamtkatalog der Institutsbestände in der UB aufgestellt werden. Etwas weiter ging es zum Sachkatalog. Die „HBA“ – der Bibliographienbestand – war damals noch unkontrolliert zugänglich… Auch das Lesesaal-Angebot gehört noch unter das gleich Stichwort „Großzügigkeit“. Es war damals ein Wagnis, Lesesäle so zu dimensionieren. Noch bei der Bedarfsanmeldung für die Sanierung bzw. den Neubau vor einigen Jahren waren diese Größenordnungen nicht selbstverständlich – obwohl die Ausnutzung der Kapazitäten ja nachweisbar war. In den Lesesälen waren Arbeitskabinen, Schrankfächer, Rollwagen und manches andere Neuigkeiten. Die Aufstellung von zwanzig Jahren Zeitschriftenbänden bei den Lesesaalzeitschriften war ebenfalls eine Neuerung. Es waren ja die Jahre, in denen das Kopieren von Aufsätzen üblich wurde und Präsenthaltung dadurch einen ganz anderen Nutzungsgrad ermöglichte. Das Thema „Großzügigkeit“ wäre abzuschließen mit dem Hinweis, daß man ursprünglich noch ein Medienzentrum auf das Gebäude setzen wollte – weitsichtig, was die Zukunft des medialen Bereichs angeht, der ja damals noch wesentlich geringere Dimensionen hatte, unmöglich aus städtebaulicher Sicht und daher sicher zu Recht storniert. Aber eindrucksvoll, daß man damals Mittel dafür hätte freimachen können. Neu war – ein weiteres Thema – die Durchmischung der verschiedenen Bereiche (Verwaltung, Benutzung, Bestände…): Die Fachreferenten in den Lesesälen, die Verwaltung eingeschoben in die Gebäudestruktur… Das lief damals unter dem Stichwort „Benutzerorientierung“, – ein wesentliches Ziel der neuen Struktur. Schließlich war alles vorbereitet für die Öffnung des Freihandmagazins – auch eine der Errungenschaften jener Jahre. Wie groß die Rationalisierung durch Freihand ist, haben wir jetzt wieder bei der Absenkung des vorletzten Jahrzehntes in die Tiefmagazine und dem dadurch ausgelösten Bestelldruck kennengelernt. Die Funktionalität des Rasterbaus erwies sich in den Folgejahrzehnten als grandios: Die vielen Neuanordnungen, Umwidmungen, kleineren Umbauten usw. brauchen hier nicht beschrieben zu werden. Am eindrucksvollsten für mich in dieser Hinsicht ist die Intensivnutzung des – meiner Erinnerung nach – anfangs eher toten Parlatoriums im 3. OG nach Ersatz der Teppichböden, farbiger Neugestaltung der Wände, Erhöhung der Arbeitstische und Installation von W-Lan etc. zu Beginn dieses Jahrzehnts. Aus funktionaler Sicht gibt es weniges, was ungenügend war – etwa die Wartezeiten am Lastenaufzug, wo eine kleine Treppe vieles entkrampft hätte. Ärgerlich über die ganze Laufzeit waren die für den Massenbetrieb zu klein dimensionierten Toilettenanlagen. So ließe sich sicher noch einiges nennen, was aller-

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dings insgesamt die positive Leistungsfähigkeit des Ganzen nicht in Frage stellte 5 . Größere Probleme hatte der Bau dennoch von Anfang an. Schon auf einer Tagung zum Bibliotheksbau in Freiburg im Jahre 1980, in der er aufmerksam begutachtet wurde, wurde das Wort von der „Energievernichtungsmaschine“ ausgesprochen. Die Planung vor der ersten Ölkrise hatte diese Thematik nicht wichtig genug genommen. Bald nach der Eröffnung war die Lage schon völlig anders 6 . Daß man die Eingangssituation nicht so gestaltete, wie es für erdverhaftete, fluguntüchtige Wesen üblich ist – nämlich ebenerdig –, hatte seine Logik in der damaligen Verkehrssituation, war aber auch keine vorausschauende Entscheidung. Allerdings bedeutete es auch keine übermäßige Behinderung. Eher war das Verschenken der Flächen im EG wenig sinnvoll. In der Kritik stand von Anfang an auch das Konzept „Klimaanlage“. Eine Vollklimatisierung in einem hermetisch abgeriegelten Raum war nicht nur psychologisch für manche Mitarbeiter problematisch. Gänzlich unerträglich wurde die Situation aber erst, als man die Bewirtschaftung Ende der Neunziger Jahre zu „optimieren“ suchte. Die z.T. unzuträglich geringe Befeuchtung führte zu realen Problemen. Es ist dem damaligen Rektorat hoch anzurechnen, daß es diese Probleme ernst genommen und für die Zwischenzeit auch erträgliche Lösungen ermöglicht hat. Die Sanierung des gesamten Gebäudes wurde dann notwendig, als abzusehen war, daß die komplexe Haustechnik nicht mehr langfristig funktionsfähig gehalten werden konnte. Die Maßnahmen für eine Sanierung erweiterten sich durch die Aufgabenstellung, eine ökonomische Bewirtschaftung zu ermöglichen, und die Notwendigkeit der Entsorgung von Schadstoffen (Microfasermatten, Asbest bei den Brandklappen usw.), die Einhaltung neuer Brandschutzvorschriften zu gewährleisten etc. Die langfristige Planung, die zu einer grundlegenden, fast einem Neubau nahekommenden Konzeption führte, ist jetzt soweit zu einem Abschluß gekommen, daß mit den unmittelbar bevorstehenden Umzügen in die Gebäude UB 1 (alte Stadthalle) und UB 2 (ehemaliges Direktionsgebäude des Schluchseewerks) die Sanierung beginnen kann.

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Die Erfahrungen mit dem Bau hat Frau Schubel nach fünfzehn Jahren – von heute aus

gesehen also genau in der Mitte der „Dienstzeit“ dieses Gebäudes – dargestellt: Bärbel SCHUBEL: Der Neubau der Universitätsbibliothek Freiburg : ein Erfahrungsbericht nach 15 Jahren. In: Roswitha POLL (Hrsg.): Bibliotheksbauten in der Praxis : Erfahrungen und Bewertungen. Wiesbaden : Harrassowitz, 1994, S. 197-222. – Auch digital: . Dort sind auch detaillierte kritische Bewertungen zu vielen Details nachzulesen. 6

Vgl. Albert RAFFELT: Planung und Bau von zentralen Hochschulbibliotheken : Eine Tagung

in der UB Freiburg. In: Informationen / Bibliothekssystem der Universität Freiburg. H. 2 (1980), S. 4f Expressum (2008,4)

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Über das Konzept des neuen Gebäudes hat der Leiter des Universitätsbauamtes in der Festschrift für Frau Schubel alles Nötige gesagt 7 . Dies ist nicht unser Thema in diesem „Nachruf“ auf ein Gebäude.

Foto: © Albert Raffelt, 2008

Nicht angesprochen haben wir die ästhetische Frage: Die Bibliothek von 1978 war immer umstritten. Ich muß allerdings gestehen, daß ich die Pauschalkritik am Betonstil der 60er/70er Jahre nicht teile. Er ist der Ausdruck des Lebensgefühls einer Aufbruchzeit; einer Zeit, in der sich auch die deutsche Gesellschaft stark gewandelt hat; einer Zeit, die ich als befreiend erlebt habe; einer Zeit allerdings auch, die die Probleme des Fortschritts noch nicht genügend gesehen hat, wie ja auch bei der obigen Problembeschreibung schon deutlich geworden ist. Aber bleiben wir bei der Ästhetik. Der Bau ist nicht unempfindlich gegenüber der städtebaulichen Situation geplant. Zitieren wir die Absicht in einer Interpretation der Neunziger Jahre. Jeder mag dann selbst sagen, ob er sie für realisiert hält: Der Neubau „bildet die zwischen Stadttheater und Kollegiengebäude I vermittelnde südwestliche Platzwand des großen städtischen Freiraums zwischen Stadttheater und Kollegiengebäude II. Er geht auf den Straßenraum der Ringstraße ein und verengt ihn raumbildend vor seinem Übergang in den großen

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Vgl. Karl-Heinz BÜHLER: Sanierung der Universitätsbibliothek. In: Albert RAFFELT (Hrsg.):

Die Bibliothek – von außen und von innen : Aspekte Freiburger Bibliotheksarbeit. Für Bärbel Schubel. Freiburg i.Br. : UB, 2008 (Schriften der Universitätsbibliothek Freiburg im Breisgau ; 28), S. 7190. – Digitale Publikation: Expressum (2008, 4)

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Platz. Er richtet sich in seiner Höhenentwicklung nach dem gegenüberliegenden Kollegiengebäude I und nimmt in terrassenförmigen Abstufungen Rücksicht auf die niedere Bebauung im Westen. Große Wandflächen, schmale Fensterbänder lassen sichtbar werden, daß der konzentriert Lesende in der Bibliothek vom Straßenlärm abgeschirmt werden muß. Zusätzliche Aufgaben der Gliederung übernehmen besondere Elemente – Geländer, Leuchten, Markisen, Blenden –, eine fein abgestimmte Farbgebung und die gezielte Begrünung des großen Baues“ 8 . Mit dem Auszug der Lesesäle Ende September 2008 ist dieses Kapitel beendet, auch wenn der Bau im Hintergrund – gewissermaßen als UB 3 mit seinen Magazinen – noch weiterhin ein wichtiges Glied in der neuen Funktionskette der Sanierungszeit bleibt und als „Rohdiamant“ – so der „Originalton“ des Architekten Degelo 9 – auch die Basiskonstruktion für den Neubau liefert. Jetzt gilt es, die Planungen des neuen Gebäudes zu optimieren. Es ist zu hoffen, daß es keine Verzögerungen beim Beginn der Sanierungsarbeiten gibt und die Neubauzeit so kurz bleibt, wie der designierte Rektor es ausgedrückt hat: nicht mehr als eine Bachelor-Generation. (Albert Raffelt)

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Ortwin MÜLLER: Der Neubau der Universitätsbibliothek. In: Albert RAFFELT (Hrsg.): Traditi-

on, Organisation, Innovation : 25 Jahre Bibliotheksarbeit in Freiburg ; Wolfgang Kehr zum 60. Geburtstag / vorgelegt von Mitarbeitern der Universitätsbibliothek und anderer wiss. Bibliotheken in Freiburg i.Br. Bd. 2. Freiburg i. Br. : Universitätsbibliothek, 1991 (Informationen / Bibliothekssystem der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau : Sonderheft 2), S. 173-183, hier S. 174. – Digitale Neuauflage: 9

Vgl. dazu auch K.-H. BÜHLER, a.a.O., S. 86

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PRESSESPIEGEL Badische Zeitung, Menschen und Meinungen, 3.7.2008: „UB bekommt neue Direktorin“ Badische Zeitung, Lernen und Forschen, 4.7.2008: „Das Ende eines Buchkapitels“ Freiburger Wochenbericht, 9.7.2008: „UB: Bärbel Schubel geht in Ruhestand“ Badische Zeitung, Aus Land und Region, 10.7.2008: Land verschwendet 55 Millionen Euro“ Badische Zeitung, Freiburger Zeitung, 10.7.2008: „Acht Millionen Euro zu viel“ Badische Zeitung, 12.7.2008: „Im Herbst 2009 kommen die Monsterbagger“ Badische Zeitung, 18.7.2008: „Die Bücher können kommen“ Badische Zeitung, 18.7.2008: „Umbau“ (Abbildung) Badische Zeitung online, 18.7.2008: „Freiburg: In der neuen UB wird’s heiß“ Badische Zeitung, Freiburger Zeitung, 19.7.2008: „Unibauamt wehrt sich“ Freiburger Wochenbericht, 23.7.2008: „Umzug der Uni-Bücher“ Zeitung am Samstag, 26.7.2008: „Waldsee/Schwarzwaldstraße – 450 000 Bücher ziehen um“ Der Sonntag, 27.7.2008: „Wissenstransport nach Osten“ Badische Zeitung, 30.7.2008: „Die Uni bohrt nach Wasser“ Badische Zeitung, 5.8.2008: „Planspiele um die Stadthalle“ Dreisamtäler, 28.8.2008: „Unibibliothek zieht in die Stadthalle um“ (Aus urheberrechtlichen Gründen sind die kompletten Artikel nur für Mitarbeiter(innen) der Universitätsbibliothek in der UB-internen Version verfügbar)

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