Expressum. Informationen aus dem Freiburger Bibliothekssystem. Aus dem Inhalt. 2010, Nr. 2 ISSN

Informationen aus dem Freiburger Bibliothekssystem Aus dem Inhalt ɶɶ Was tut sich auf der Baustelle ? ɶɶ Neue Datenbanken : TRE online / EBR ɶɶ Schul...
Author: Herbert Breiner
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Informationen aus dem Freiburger Bibliothekssystem

Aus dem Inhalt ɶɶ Was tut sich auf der Baustelle ? ɶɶ Neue Datenbanken : TRE online / EBR ɶɶ Schulungskonzepte : Natur- und Geowissenschaften / Medizin ɶɶ 10 Jahre automatisierte Erwerbung von Zeitschriften ɶɶ Workshop »Arbeiten« in Stuttgart

ISSN 0943-7258

Expressum

Hrsg. von der Universitätsbibliothek Freiburg i. Br.

2010, Nr. 2

Expressum 2010 - 2

Inhaltsverzeichnis Mittagsgespräch  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   3 Vorträge von UB-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeitern  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   4 Workshop „Arbeiten“ bei der Firma Bene in Stuttgart  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   5 Schulungskonzepte in den Natur- und Geowissenschaften sowie in der Medizin  . . . . . .   9 10 Jahre automatisierte Erwerbung von Zeitschriften in der UB Freiburg  . . . . . . . . . . .   13 Neue Datenbanken – die Universität erwirbt die TRE online und die EBR   . . . . . . . .   16 Menschen wollen Wissen : 4. Leipziger Kongress für Information und Bibliothek,   15. - 18. März 2010 - Bericht zum Schwerpunkt »Neue Medien«  . . . . . . . . . . . . . . .   20 Helmut Knufmann als Übersetzer  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   25 Was tut sich auf der Baustelle ? Neues vom Sanierungsgebäude :  . . . . . . . . . . . . . . . . . .   27 Beginn der Demontagearbeiten im Innenraum (Fotos : Jörg Blum)  . . . . . . . . . . . . . . .   28 Kurzmeldungen : Ruhe, bitte ! / UB 1 : Neue Schließfächer zur dreimonatigen Nutzung / FreiDok belegt Platz 47 der weltweiten Repositorien  / Spot an !. . . . . . . .   31 Kurzmeldungen : Fassadenreinigung UB 2  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   32 Presseschau  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   32

Impressum:

ISSN 0943-7258

Herausgeberin : Dr. Antje Kellersohn, Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., Postfach 1629 UB 1, Schwarzwaldstraße 80, 79102 Freiburg | UB 2, Rempartstraße 10-16, 79098 Freiburg Redaktion : Regina Bickmann (-3488) | Ulrike Klaster (-3953) | Winfried Molz (-3561) Christine Schneider (-3886) | Thomas Würger / Layout (-3999) E-Mail : [email protected] Im Web : http://www.ub.uni-freiburg.de/index.php?id=expressum Fotos :

New Media Center, Jörg Blum, Martina Straub, Claudia Rees, Fa. BENE

Redaktionsschluss: 14. April 2010 Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe : 31. Mai 2010 2

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Mittagsgespräch auch die Thematik sehr umfangreich und komplex ist und immer Auswirkungen auf die zukünftigen Bauschritte nach sich zieht. So müssen verschiedene Aspekte über die Anforderungen, z.B. an einen Video-Konferenzraum, mit den finanziellen und bautechnischen Gegebenheiten unter einen Hut gebracht werden. Das erfordert von allen eine gute Vorbereitung, viel Detailarbeit und langen Atem.

Mit von der Partie war diesmal Lennart Güntzel, von Hause aus Historiker und spanischer Philologe. Ganz zu seinem Themengebiet passend, gingen wir in die Casa Española. Das Mittagsmenü war dann aber doch nicht so landestypisch, zumindest nicht ganz : Schnitzel mit Patatas fritas.

Am 5. März begleitete Herr Güntzel Herrn SühlStrohmenger zum EUCOR-Treffen an der Université de Haut Alsace in Mulhouse. „Die Universität des Oberelsass wurde erst im Jahre 1975 gegründet, geht jedoch auf ältere Mülhausener Hochschulen (École Nationale Supérieure de Chimie de Mulhouse und die École de Filature et de Tissage Mécanique) zurück, die von Mülhausener Industriellen gegründet wurden.“ ( s. Wikipedia [ Zugriff : 29.03.2010 ] )

Herr Güntzel ist seit Oktober 2009 Referendar und hat bereits über die Hälfte der Ausbildungswochen in der UB absolviert, im Anschluss werden Praktika in Basel, Sydney und München folgen, bevor er das zweite Ausbildungsjahr an der Bibliotheksschule in München beginnen wird. Neu in seinem Ausbildungsplan war, dass er zwei Wochen bei Frau Kellersohn in der Direktion verbrachte. Herr Güntzel : „Die zwei Wochen waren geprägt von vielen Sitzungen …“ Einen ganzen Tag beanspruchte allein die Ergebnis-Präsentation des Workshops „Arbeiten“ von der Firma BENE (siehe Artikel von Veronika Stiegeler auf Seite 5).

Quelle : Wikipedia

Einen weiteren Tag benötigte die große Baubesprechung mit Herrn Haitz-Fliehmann vom UniBauamt und Frau Wieland-Poscher von der Stabsstelle für Bauplanung und Raummanagement, den Fachplanern (das sind die Ingenieur-Büros, die für verschiedene Gewerke, wie z.B. die Akustik oder Elektrik, zuständig sind), mit Herrn Schmitz vom Architekturbüro Degelo und Vertretern der UB (Frau Kellersohn und Herr Ruppert). „Große Bausitzung“ heißt es nicht nur deshalb, weil so viele Beteiligte an einem Tisch sitzen, sondern weil

Die EUCOR-Vertreter wurden von der Leiterin der Bibliothek begrüßt und anschließend durch die Universität und Universitätsbibliothek geführt. Die Bewirtung mit Jakobsmuscheln und Entenbrust hinterließ großen Eindruck und findet wohl nicht so schnell ihresgleichen. Am Nachmittag wurden Vorschläge für eine gemeinsame Ausstellung zum Thema „Oberrhein im 16. Jahrhundert“ und der Präsentation von EUCOR für die Studierenden besprochen. Bereits am Vormittag hatte sich kurz eine Professorin der Romanistik

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eingefunden, die ein Projekt zur Rezeption griechischer Texte in der Renaissance vorstellte und die EUCOR-Bibliotheken bat, bei der Digitalisierung entsprechender Texte solche vorzuziehen, die zeitgenössische Randbemerkungen enthalten. Neben den Sitzungen waren die Direktionswochen schwerpunktmäßig durch die Arbeit an einem umfassenden Open Access–Konzept für die Universität Freiburg geprägt, das die Universitätsbibliothek im Auftrag des Rektorates erstellt. Quelle: http://imgpe.trivago.com/uploadimages/ 40/92/4092681_l.jpeg (Zugriff 30.3.2010)

Auch hier gab es für Herrn Güntzel wieder die Gelegenheit, sich mit anderen Referendaren ein wenig auszutauschen und im Verlauf des Abends noch das Tanzbein zu schwingen. Insgesamt war der Bibliothekartag sowohl in bibliothekarischer als auch in zwischenmenschlicher Sicht – nicht verschwiegen werden soll, dass sich Herr Güntzel mit drei weiteren Referendaren ein Zimmer in einer Jugendherberge teilte – ein voller Erfolg.

„Bibliothekartag in Leipzig“ Ein Highlight stellte ohne Zweifel der Besuch des Bibliothekartags in Leipzig dar. Sowohl die Tage auf dem Messegelände mit Besuchen von Sektionen zum Thema „Hochschulbibliotheken als Partnerinnen der Lehre“, Fragen der Langzeitarchivierung, einer Fragestunde zur Selbstverbuchung mit RFID sowie einigen verschiedenen Veranstaltungen für Berufseinsteiger, als auch das „beruflich orientierte“ Nachtleben hatten es in sich. So kam es am Montagabend zu einem Treffen von „Unterhaus“ und „Oberhaus“, also den „kleinen“ und schon „großen“ Referendarsjahrgängen. Dies war für Herrn Güntzel natürlich sehr spannend, weil die Referendare, die sich jetzt gerade in München befinden, allerlei Interessantes über den Alltag auf der Schulbank berichten konnten.

(Christine Schneider, Lennart Güntzel)

Vorträge von UB-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeitern 4. Leipziger Kongress für Information und Bibliothek, 15. bis 18. März 2010 : Wilfried Sühl-Strohmenger : "Die TeachingLibrary kostet Personal, Zeit und Geld - wie lässt sich der Aufwand rechtfertigen ?". Vortrag innerhalb der Veranstaltung "Hochschulbibliotheken als Partnerinnen der Lehre" im Themenkreis 03 - Bibliotheken als Partner für Medien- und Informationskompetenz ; Dienstag, 16. März 2010

Am Dienstagabend stand der große Festabend in der Moritzbastei, dem letzten erhaltenen Teil der alten Stadtbefestigung, der nun als Kultur- und Partyzentrum dient, auf dem Programm.

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Workshop „Arbeiten“ bei der Firma Bene in Stuttgart

Am 17. Februar 2010 fand in den Räumen der Firma Bene in Stuttgart der Workshop „Arbeiten“ statt. Der Ablauf gestaltete sich ähnlich wie beim Workshop „Lesen“, den Herr Güntzel in Expressum H. 1/2010 vorgestellt hat.

Andere Aspekte, die vielfach genannt wurden, sind die weiten Wege in den einzelnen Häusern, die räumliche Entfernung zwischen ihnen, die räumliche Beengtheit, das Fehlen eines Sozialraumes sowie einer Cafeteria für die Beschäftigten. Was hingegen gefiel, ist, dass die Arbeitsplätze nun mit Tageslicht und zu öffnenden Fenstern ausgestattet sind. Bei den Wünschen an die zukünftige Ausstattung standen der jeweiligen Funktion angepasste Arbeitsplätze, die zugleich flexibel und nach den persönlichen Bedürfnissen gestaltbar sind, ganz oben auf der Liste. Aber auch der Wunsch nach mehr Raum für Kommunikation und persönlicher Begegnung sowohl im Arbeitsablauf als auch für die Erholungsphasen wurden häufig genannt.

Nach einem Begrüßungs-Kaffee, begleitet von leckeren schwäbischen Butterbrezeln, begann für die 13 Teilnehmer aus der Universitätsbibliothek, aus dem Bauamt und dem Baudezernat der Universitätsverwaltung der Workshop mit einem Brainstorming. Jeder sollte sich überlegen, was ihm zu den drei Fragen „Was gefällt uns an der heutigen Situation ?“ „Was gefällt uns eher nicht“ und „Was wünschen wir uns“ einfällt, die Antworten auf Kärtchen notieren und anschließend dem Plenum vorstellen.

Es kristallisierte sich in der Plenumsdiskussion recht schnell heraus, dass Arbeitsplätze grundsätzlich im Spannungsfeld von Interaktion/Kommunikation/Teamarbeit einerseits und Privatsphäre/ Konzentration/autonomer Einzelarbeit andererseits stehen.

Die detaillierten Ergebnisse des Brainstormings und des gesamten Workshop können mittlerweile im Intranet nachgelesen werden, von daher werden sie hier nur kurz angerissen. Interessanterweise wurde die momentane Arbeitssituation von den einzelnen Teilnehmern recht gegensätzlich bewertet. So wurde es einerseits als positiv eingeschätzt, dass die Einzelzimmer in der UB 2 konzentrierteres Arbeiten und Privatheit fördern, andererseits wurde negativ vermerkt, dass wegen der Einzelzimmer die Gefahr der Vereinzelung und Separierung besteht, und der Informations- und Kommunikationsfluss sich verschlechtert hat.

Damit war ein guter Übergang für die sich anschließende Präsentation Frau Eibergers über die Entwicklung von Arbeitswelten gefunden. Der Büroraum ist ein Abbild der funktionalen Organisationsstruktur und der Unternehmenskultur. Veränderungen in der Unternehmenskultur und der

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damit verbunden spezifischen Beziehungsstruktur prägen die formale Organisationsstruktur und schlagen sich so in den jeweils vorherrschenden Büroraumkonzepten nieder. Die heute noch weit verbreiteten „Zellenbüros“, welche durch lange, oft triste Flure miteinander verbunden sind, stellen die klassische Büroform dar. Sie ermöglichen zwar störungsfreies, konzentriertes Arbeiten in einer privaten Arbeitsatmosphäre, bedingen aber auch einen hohen Platzverbrauch und schränken die direkte Kommunikation und Kooperation im Arbeitsprozess stark ein. Die Antwort darauf waren die (berühmt-berüchtigten) Großraum- bzw. Gruppenbüros. Dadurch wurde zwar die Kommunikation verbessert, gleichzeitig stiegen Energieverbrauch und die Belastung der Beschäftigten durch akustische und visuelle Störungen massiv an. Wichtige Umgebungsbedingungen wie individuelles Raumklima und Beleuchtung sind durch den einzelnen Beschäftigten nicht mehr kontrollierbar.

Arbeitswelt seinen Niederschlag. Das Bürokonzept des 21. Jahrhunderts, wie man es bei Firmen der dot.com-Generation (z.B. Google) beobachten konnte, heißt Open Office oder auch Living Office. Zentraler Gedanke ist u.a., dass man am Arbeitsplatz einen nicht unerheblichen Teil seines Lebens verbringt und der Büroraum deshalb optimiert und so harmonisch gestaltet werden sollte, dass das Wohlbefinden der arbeitenden Menschen nicht gegenüber den funktionalen Erfordernissen zu kurz kommt. Die Freude an der Arbeit und der Arbeitsumgebung ist ein ernst zu nehmender Faktor im Hinblick auf die Leistungsfähigkeit der gesamten Organisation. Büroraum wird so zum Lebensraum. Eine moderne Bürolandschaft soll allen Faktoren gerecht werden: Dem Wunsch nach selbstbestimmtem, konzentriertem Arbeiten und nach spontanem, kreativem Dialog mit den KollegInnen in Teams unterschiedlicher Größe, nach Privatheit und dem individuellen Wohlbefinden.

Vor diesem Hintergrund betrachtet man bei Bene die zukünftige Inneneinrichtung der Universitätsbibliothek, was den Bereich „Lesen“ wie auch den Bereich „Arbeiten“ betrifft, wie eine Stadtlandschaft. In der Stadt gibt es unterschiedliche Bereiche, die der Arbeit, der Begegnung, Interaktion und der Erholung dienen. Dementsprechend wird es in der neuen UB Zonen geben, in denen unterschiedliche Arbeits- und Kommunikationsformen lebbar sind. Neben den Bereichen für besonders konzentriertes Arbeiten wird es Zonen geben, wo die Teamarbeit kleiner oder größerer Gruppen im Vordergrund steht. Dann wird es Zonen geben, die der Kommunikation untereinander dienen. Manche der Arbeitsplätze und Funktionen werden nur vorübergehend genutzt werden, dementsprechend können sich mehrere Personen oder sogar

Davon können auch die MitarbeiterInnen der UB ein Lied singen. Abhilfe sollten nun die „Kombibüros“ schaffen. Bei denen werden kleine Einzelbüros an den Randflächen des Gebäudes für konzentriertes Arbeiten mit einer Multifunktionszone für kommunikative Zusammenarbeit im Innenbereich kombiniert. Damit sollten die Nachteile der beiden anderen Bürotypen vermieden werden, was aber nicht wirklich gelang. In sogenannten „reversiblen Büros“, einem Konzept, bei dem schon in der Planungsphase der Gebäude die Büroflächen im Hinblick auf technisch-organisatorische Veränderungen, offene Kommunikationsstrukturen und wechselnde Nutzungen so variabel wie möglich angelegt werden, fand in den neunziger Jahren des vergangen Jahrhunderts der ständige Wandel der

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Abteilungen diese teilen. Und natürlich wird es auch Rekreationszonen für Entspannung und soziale Kontakte geben.

Die Kommunikationszonen beinhalten neben den bekannten Besprechungsräumen auch noch neuartige Bereiche wie z.B. „Coffice“ (Coffee and Office), „Stand Up Meeting“ oder „Lounge“. Sie dienen dem - durchaus auch informellen - Austausch von Wissen, indem sie entspanntes Miteinander beim Beraten, Diskutieren, Teamworking etc. fördern. Neu sind auch die Rückzugsbereiche bzw. Konzentrationsbereiche wie z.B. die Denkerzelle für ungestörtes Arbeiten oder vertrauliche Gespräche und auch die Bibliothek in der Bibliothek, in die man sich auch für konzentriertes Arbeiten zurückziehen kann.

Erreicht werden soll dies durch effiziente Ausnutzung der vorhandenen Flächen. Im großflächigen Gruppenarbeitsraum werden kompakte Arbeitsplätze entstehen, so dass noch ausreichend Raum für Besprechungen, Gruppenarbeit und soziale (dienstliche wie private) Kontakte übrig bleibt. Stationäre Möbel am Arbeitsplatz wie der Schreibtisch werden mit intelligenten Assistenzmöbeln gemixt und können so variabel und der Funktion entsprechend erweitert werden.

Was die Teilnehmer des Workshops bisher theoretisch gehört hatten, konnten sie im Anschluss an die Präsentation vor Ort in der Bürowirklichkeit von Bene sehen und ausprobieren, denn dort ist das Open Office gelebte Realität.

In Frage kommen dafür u.a. : fahrbare und höhenverstellbare Tische, mobiler Stauraum, des weiteren platzsparende Kabelführungen für den PC, die gemeinschaftliche Nutzung von Druckern, Kopieren und Faxgeräten in Technikinseln, außerdem gemeinsam genutzte Sammelablagen von Arbeitsmaterialien und Dokumenten (Archive) mit geeigneten Sammelmöbeln, vergleichbar der Fahrregalanlage im Magazin. In den großen Räumen der UB, in denen es abgesehen von den Außenwänden bauseits im Innern kaum Wände geben wird, ist auch die Stellwand ein wichtiges gestalterisches Element. Sie dient als Sicht- und Schallschutz und bietet als dritte Arbeitsebene zusätzliche Ablage- und Organisationsmöglichkeiten. Diese Funktion können aber auch halbhohe Sideboards erfüllen, die z.B. seitlich am Schreibtisch aufgestellt, vor dem Durchgangsverkehr abschirmen und Privatheit garantieren.

Das Büro von Bene hat gleichzeitig auch die Funktion eines Showrooms und alle Bene-Leute erfahren unmittelbar, welche Auswirkungen die Gestaltung des jeweiligen Arbeitsplatzes auf sie selbst und ihre Arbeit hat. Man spürt, sie wissen wovon sie sprechen. Die Führung durch das Büro brachte viele gute Eindrücke. Wir sahen unterschiedliche Arbeitsplätze, bestehend aus einheitlichen, modular zu verwendenden Möbel-Elementen, die funktional, flexibel, variabel, und dabei auch noch optisch ansprechend sind. Ungewöhnlich waren für uns die Möbel für die Kommunikationsbereiche. „Wing-Sofas“, an alte Ohrensessel erinnernd, dienen als Denkerzelle oder für abgeschirmte gemeinsame Besprechungen.

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In igluförmigen „Häuschen“, die mitten im Raum stehen, können Kleingruppen ohne zu stören oder gestört zu werden miteinander diskutieren.

werden, und ob man gemeinsame Archive nutzen kann, wie viel Besprechungsmöglichkeiten es geben sollte etc. Diese Anforderungen sollten durch Verwendung spezifischer Icons dokumentiert werden. Die Ergebnisse wurden wiederum dem Plenum vorgestellt und diskutiert. Auch diese können im Intranet eingesehen werden.

Mittlerweile war es Essenszeit und der Rundgang musste beendet werden, nicht ohne den Hinweis darauf, dass wir nach der Mittagspause die einzelnen Arbeitsplätze und Kommunikationsbereiche für unsere Kleingruppenarbeit dann selbst ausprobieren können. Für die Verfasserin war es recht eindrücklich, als wir auf dem Weg zum Casino auf demselben Stock im Vorbeigehen einen Blick in die Bene gegenüberliegenden Räumlichkeiten eines anderen Unternehmens werfen konnten Sie haben denselben Grundriss wie Bene: Zellenbüros und ein menschenleerer Gang – der Kontrast zu der optisch ansprechenden Bürolandschaft von Bene hätte nicht größer sein können.

Nebenbei bemerkt wurden neue Icons für Bücherwagen und Regale kreiert. Wobei auch die Frage im Raum stand, ob nicht der eine oder andere Bücherwagen bisher als Ersatz für geeignete Aufbewahrungsmöbel zweckentfremdet wurde. Der Tag schloss ab mit dem Beitrag der Architekten aus der Teilnehmerrunde, die sich während unserer Kleingruppenarbeit damit befasst hatten, wie Möbel beschaffen sein müssen, damit sie dem Baukastenprinzip entsprechend modular eingesetzt werden können, zugleich aber auch wirtschaftlich, deshalb vielseitig einsetzbar, nachhaltig und somit umweltschonend und selbstverständlich auch ansprechend gestaltet sind.

Nach der Mittagspause hatten die TeilnehmerInnen aus der UB die Aufgabe, sich Gedanken über die Zonierung für ihre Abteilungen bzw. Dezernate zu machen. Man sollte die Art und Anzahl der Arbeitsplätze festlegen. Zu klären war, ob eher Stillarbeitsplätze erforderlich sind oder sogenannte Face-to-Face-Arbeitsplätze, bei denen der Austausch der Informationen Vorrang vor der Konzentration hat. Auch war zu überlegen, was gemeinsam mit anderen Bereichen genutzt werden kann, also z.B. wie viel Technikinseln gebraucht

Wir verließen Bene nach einem langen Workshoparbeitstag voller Eindrücke, mit neuen Einsichten hinsichtlich der Gestaltung von Arbeitsplätzen, und mancher von uns wird am folgenden Tag seinen angestammten Arbeitsplatz mit neuen Augen gesehen haben. (Veronika Stiegeler) Fotos / Grafiken : Fa. Bene

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Schulungskonzepte in den Natur- und Geowissenschaften sowie in der Medizin Auf der Institutsversammlung des Bibliothekssystems (BS) im Dezember 2009 war eines der Themen die „Integration des Schulungsangebots der UB in das Studium". Bei der nachträglichen Aktualisierung der Zusammenstellung der Schulungsaktivitäten für das Intranet entstand die Idee, für die naturwissenschaftlichen und weitere Gebiete des Fachreferenten hierüber auch im Expressum kurz zu berichten, zumal sich, vor allem in der Medizin und Pharmazie, einige Neuerungen ergeben haben. Darüber hinaus zeigt die Präsentation der UB-Lehrveranstaltungen auf der BS Institutsversammlung den offensichtlichen Bedarf an Information zu diesem Thema.

Darüber hinaus werden, in jeweils unterschiedlichem Maße, die Themen vermittelt, die im Netzwerk Informationskompetenz(1) unter der Veranstaltungsstatistik als inhaltliche Schwerpunkte erfasst werden : - Bibliotheksbenutzung (z.B. räumliche Orientierung, Ansprechpartner, Homepage, Kataloge (ohne Vertiefung in Suchstrategien und -techniken)) - Suchstrategien und Suchtechniken (überwiegend methodischer Ansatz) - Einzelne Kataloge und Datenbanken (Handhabung einzelner Kataloge und Datenbanken) - Internetrecherche (z.B. Suchmaschinen, Internetverzeichnisse, Fachportale / Evaluierung von Internetressourcen) - Informationsverarbeitung/-verwaltung (z.B. Literaturverwaltungsprogramme, Präsentationsprogramme, Lernplattform) - Elektronisches Publizieren (z.B. Hochschulserver, technische Handhabung, organisatorische Fragen) - Fernleihe / Dokumentlieferung

Zur Darstellung der Schulungsaktivitäten wird das von Sühl-Strohmenger im Dezember 2009 vorgestellte Lehrkonzept aufgegriffen, wonach als Formen der Integration des Schulungsangebotes in das Studium genannt werden: • Extracurricular (freie Angebote der UB, außerhalb des Curriculums) • Intercurricular (eigenständige Kurse der UB innerhalb des Curriculums) • Intracurricular (eingebettete Kurse der UB)

Die ebenfalls unter der Veranstaltungsstatistik erfasste didaktische Form richtet sich nach der Art des Schulungsangebotes. Hierbei werden vom Fachreferenten für die extracurricularen Lehrveranstaltungen Einzelschulungen bzw. Einführungen von den Kursen unterschieden. Die didaktische Form der Einzelschulungen, wozu auch die unregelmäßig stattfindenden Roadshows zu zählen sind, ist zwangsläufig die Präsentation, die Kurse bestehen zusätzlich z.T. aus integrierten e-Learning-Phasen und praktischen Übungen am PC.

Für die Natur- und Geowissenschaften sowie in der Medizin bestehen extra- und intracurriculare Lehrangebote, auf die im Folgenden etwas näher eingegangen werden soll. Extracurriculare Schulungsangebote Alle Schulungsangebote beinhalten eine Einführung in die Informationskompetenz für Studierende, was konkret zunächst eine Einführung in die Literaturrecherche in Online-Katalogen und bibliographischen Datenbanken bedeutet.

Für die vom Fachreferenten angebotenen Fächer Biologie, Chemie, Geowissenschaften und Medizin besteht danach folgendes Lehrangebot :

1  Vgl. http://www.informationskompetenz.de/

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Intracurriculare Schulungsangebote Ebenso wie die extracurricularen Schulungsangebote beinhalten auch die intra­curricularen lapidar eine Einführung in die Informationskompetenz für Studierende, was auch hier den oben gezeigten inhaltlichen Schwerpunkten entspricht, wie sie unter der Veranstaltungsstatistik im Netzwerk Informationskompetenz definiert sind.

- UB Kurs Literaturrecherche Biologie und Chemie mit 2 Sitzungen je 90 min. im Medien-Übungsraum 1 (UB 2) jeweils im WS - UB Kurs Literaturrecherche Geowissenschaften mit 2 Sitzungen je 90 min. im MedienÜbungsraum 1 (UB 2) jeweils im SS - 14-tägl. Einführung in bibliographische Datenbanken Biologie, Chemie und Geowissenschaften jeweils 60 min. ganzjährig im Büro des Fachreferenten

Auch die didaktische Form ist weitgehend identisch wie bei den Kursen des extracurricularen Schulungsangebotes, d.h. nach einer 45 bis 60 minütigen Präsentation zur Katalog- und Datenbankrecherche mit z.T. integrierten e-LearningPhasen folgt ein praktischer Veranstaltungsteil mit Aufgaben und Übungen der Studierenden am PC.

- 14-tägl. Einführung in bibliographische Datenbanken Medizin jeweils 60 min. ganzjährig im Büro des Fachreferenten - außer der Reihe Einzel- bzw. Kleingruppenschulungen für alle Fächer auf spontane Anfrage jeweils 60-90 min. ganzjährig im Büro des Fachreferenten oder im Medien-Übungsraum 1 (UB 2)

Nach der internen UB-Einteilung bzw. Grundlage zur BIX-Meldung (Bibliotheksindex), was auch im Netzwerk Informationskompetenz unter der Veranstaltungsstatistik im Feld 16 „Lokale Daten 1“ erfasst wird, rangieren dabei die Kurse unter „1 : Einführung in die fachliche Literaturrecherche und die Benutzung von Fachdatenbanken“, die Einzelschulungen bzw. Einführungen unter „4a : Vermittlung von allgemeiner und fachlicher Informationskompetenz außerhalb des Vorlesungsangebotes (z.B. Roadshow, Einzelschulung, sporadisch angekündigte oder abgesprochene Veranstaltung ...)“.

Grundsätzlich bedeutet die intra­curriculare Schulungsform die Einbindung in das offizielle Lehrveranstaltungsprogramm der Institute. Während die Schulungen, die der Fachreferent jedes Semester extracurricular von Seiten der UB anbietet, von ihm selbst bestimmt sind und in Inhalt und Methoden je nach Fach, Festlegung und Ausrichtung auf die Studierenden, auf Anfangssemester wie auf Examenskandidaten, variieren, unterliegen die intra­curricularen Veranstaltungen festen Regeln. Die Schulungen werden innerhalb der offiziellen Lehrveranstaltungen der Institute auf Anfrage und institutionalisiert in regelmäßigen Abständen durchgeführt. Sie sind als Lehrblöcke mit ein bis zwei Sitzungen fest in die Lehrveranstaltungsangebote der Institute eingebunden. Im Gegensatz zur freiwilligen Teilnahme und fehlenden Leistungsanforderungen bei den extracurricularen Veranstaltungen sind Anwesenheitspflicht und die Erfüllung konkreter Aufgaben vorgeschrieben, was von den Dozenten der jeweiligen Institute vorgegeben wird.

2  Vgl. Reimers, Frank : Mit der „Roadshow“ vor Ort im Universitätsklinikum – die bewährte Informationspräsentation der UB Freiburg in stetiger Entwicklung. - In : Bibliotheksdienst (2006), H. 10, S. 1149–1158, http://www. zlb.de/aktivitaeten/bd_neu/heftinhalte2006/Infovermittlung011006.pdf

Nach der internen Erfassung auch wieder unter der Veranstaltungsstatistik im Netzwerk Informationskompetenz zählen die intracurricularen Schulungsangebote im Feld „Lokale Daten“ wie die extracurriculare Kurse zum Punkt „Einführung in die fachliche Literaturrecherche und die Benutzung von Fachdatenbanken“.

- unregelmäßig stattfindende Roadshows für alle Fächer mit jeweils 6 h vor Ort in den Instituten und Fakultäten(2)

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Im Einzelnen werden vom Fachreferenten intracurricular die folgenden Fächer angeboten :

Teil II Methodik der Literaturrecherche in OnlineKatalogen und medizinischen Datenbanken Integration in die vom Studiendekanat der Medizinischen Fakultät angekündigten Lehrveranstaltungen in 2 Parallelkursen mit jeweils 90 min. im Medien-Übungsraum 1 (UB 2) jeweils im WS und SS

Geographie : - Im Rahmen des Bachelor- bzw. Lehramts-Studienganges für die Module/Proseminare „Einführung in das Studium der Geographie“ Übernahme der Schulung : Elektronische Literaturrecherche/Bibliographische Fachdatenbanken in den Geo­­wis­senschaften Integration in die Lehrveranstaltungen der Geographischen Institute in 3 Parallelkursen mit jeweils 2 Sitzungen (je halbe Teilnehmerzahl) jeweils 90 min. im Medien-Übungsraum 1 (UB 2) jeweils im WS

Pharmazie : - Im Rahmen der Vorlesung „Klinische Pharmazie/ Themenblock Arzneimittelinformation“ Übernahme der Schulung : Einführung in die elektronische Literaturrecherche anhand von Online-Katalogen und bibliographischen Datenbanken Integration in die Lehrveranstaltungen des Instituts für Pharmazeutische Wissenschaften in 2 Parallelkursen mit jeweils 90 min. im Medien-Übungsraum 1 (UB 2)

Geowissenschaften (Geologie, Kristallographie, Mineralogie – Geochemie) : - Im Rahmen des Bachelor-Studienganges für das Modul „Berufsfeldorientierte Kompetenzen I / EDV-Methoden in den Geowissenschaften“ Übernahme der Schulung : Literaturrecherchen in geowissenschaftlichen Datenbanken Integration in die Lehrveranstaltungen des Instituts für Geowissenschaften - Geologie in 2 Parallelkursen mit jeweils 180 min. im Medien-Übungsraum 1 (UB 2) jeweils im WS

Alle Fächer : - Auf spontane Anfrage der Institute einzelne Datenbankschulungen als Kurse, die in offizielle Lehrveranstaltungen integriert sind Den Beginn der intracurricularen Schulungen machte die Geographie, wo eine Integration der Datenbankschulungen in die Proseminare der Geographischen Institute schon seit vielen Jahren etabliert ist. Den Weg dazu bereitete eine vorausgegangene Schulung der Dozenten der Institute schon im Sommersemester 2000.(3) Die Schulungen in den Proseminaren dienten dem Fachreferenten im Wintersemester 2004/05 auch zur Erprobung des damals noch neuen Didaktikkonzepts des Blended Learning, was gleichzeitig als letzter Teil der hochschuldidaktischen Weiterbildung zum Erwerb des „Baden-Württemberg-Zertifikats für hochschuldidaktische Kompetenzen“ genutzt wurde(4).

Ethnologie : - Im Rahmen des Bachelor–Studienganges für ein Proseminar Übernahme der Schulung: Literaturrecherchen in ethnologischen Datenbanken Integration in die Lehrveranstaltungen des Instituts für Völkerkunde mit 90 min. im MedienÜbungsraum 1 (UB 2) jeweils im WS - In Tutorate eingebettete Einführungen in die Datenbankrecherche für 2-3 Gruppen jeweils 90 min. im Medien-Übungsraum 1 (UB 2) jeweils im WS

3  Vgl. Reimers, Frank: Geowissenschaften elektronisch im Sommersemester. - In : Expressum (2000) H. 4, S. 1314, http://www.ub.uni-freiburg.de/expressum/2000-04.pdf

Medizin : - Im Rahmen der Einführung in die Informationskompetenz für Studierende im 1. Klinischen Semester Übernahme der Schulung :

4  Vgl. Reimers, Frank: Die hochschuldidaktische Weiterbildung an der UB Freiburg. - In : Bibliotheksdienst (2006), H. 2, S. 186-196, http://www.zlb.de/aktivitaeten/bd_neu/ heftinhalte2006/Infovermittlung0206.pdf

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Relativ bald folgte für die Geowissenschaften (Geologie, Kristallographie, Mineralogie – Geochemie) die Bitte einer Dozentin vom Institut für Geowissenschaften – Geologie, in ähnlicher Form wie für die Geographischen Institute regulär in jedem Wintersemester den Teil der Datenbankschulungen im Lehrmodul „Berufsfeldorientierte Kompetenzen I / EDV-Methoden in den Geowissenschaften“ zu übernehmen.

eine breite Erfassung der Studierenden immer noch nicht gewährleistet ist. Erkennbar wird dies auch an der Semesterzahl der Studierenden in den extracurricularen Schulungen des Fachreferenten, wo hauptsächlich erst die Promovenden erscheinen. Zur Beseitigung dieses Defizits bzw. um auch den Studierenden der Medizin eine frühzeitige Einführung in die Informationskompetenz zu ermöglichen, werden nun, nach großem Engagement der Medizinischen Literatur- und Informationsstelle, die zwei von der AG entwickelten Module erstmals auf den Webseiten des Studiendekanats der Medizinischen Fakultät angekündigt (s. Abb.).

Für die Fächer Ethnologie, Medizin und Pharmazie ergab sich erst jüngst, im Wintersemester 2009/10, die Möglichkeit der Einbindung in das offizielle Lehrveranstaltungsprogramm der Institute, obwohl für die Ethnologie schon länger in Tutorate eingebettete Einführungen in die Datenbankrecherche durchgeführt werden. In der Pharmazie gelang die Integration in die Lehrveranstaltungen des Instituts für Pharmazeutische Wissenschaften mit Hilfe der Studiengangskoordinatorin und Initiativen im Bibliothekssystem. Das Schulungsangebot im Lehrplan der Medizin ist auf das verstärkte Engagement der Arbeitsgruppe der Virtuellen Medizinbibliothek Freiburg(5) zurückzuführen. Die AG traf sich zuletzt im Oktober 2009 zur Erarbeitung eines gemeinsamen Schulungskonzepts für die Medizin in zwei Modulen, zum einen Basisinformationen zur Literatursuche und –beschaffung für die medizinischen Erstsemester, und zum anderen für die höheren Semester ein Modul für die fortgeschrittene Literaturrecherche. Diese Initiative war notwendig geworden, da trotz intensiver Schulungsangebote der UB im extracurricularen Bereich, wie oben beschrieben, und der ebenfalls über die Virtuelle Medizinbibliothek beworbenen Schulungs- und Informationsangebote der neu geschaffenen Medizinischen Literatur- und Informationsstelle der Medizinischen Fakultät(6),

Abb. : Die Ankündigung der Einführungen in die Informationskompetenz auf der Web­seite „Aktuelles“ des Studiendekanats der Medizinischen Fakultät

Der große Zulauf an Interessenten zu den ersten beiden Veranstaltungen bestätigt den Erfolg dieser Initiative. Damit ist auch in der Medizin ein großer Schritt zur offiziellen Einbindung der Schulungsaktivitäten der UB und des Bibliothekssystems in das Lehrveranstaltungsangebot der Institute vollzogen. (Frank Reimers)

5  Vgl. http://www.ub.uni-freiburg.de/index. php?id=virlibmed 6  Vgl. Reimers, Frank: Die elektronischen Angebote der Virtuellen Medizinbibliothek Freiburg. In : GMS MedizinBibliothek-Information (2009); 9 (2-3): Doc27. http://www.egms.de/en/journals/mbi/2009-9/mbi000155. shtml

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10 Jahre automatisierte Erwerbung von Zeitschriften in der UB Freiburg Am 2.2.2010 ist still und leise der 10. Jahrestag der Einführung eines elektronischen Kardex in der Universitätsbibliothek Freiburg vorübergegangen.

Schon in der Amtszeit von Herrn Kowark (Erwerbungsleiter von 1991 bis 1998) hatten wir erste Gehversuche mit News-Office-System N.O.S. (Bauer + Kirch GmbH – 1994/95), LARS II (Lars GmbH - 1995) und SAILS (Swets & Zeitlinger GmbH – 1996/97) gemacht. 1997 sollte HORIZON (DYNIX GmbH) als Landessystem eingeführt werden. Nachdem hier so schnell jedoch kein Ergebnis absehbar war, entschied man sich 1999 in Freiburg, das Projekt lokal in Angriff zu nehmen, wohl wissend, dass es, wie 1994 die Einführung von Allegro für die Monographien, eine Übergangslösung sein würde. Mit unserem Ausleihsystem OLAF unter BIBDIA (Firma BiBer GmbH, Mülheim) hatten wir bereits ein integriertes Bibliothekssystem im Haus und es wurde geprüft, ob wir das Erwerbungs-/Zeitschriftenmodul einsetzen können. Schon im Juli 1999 hatten wir unsere Anforderungen an einen elektronischen Kardex formuliert. Im Rahmen einer Demonstration der BIBDIA-Zeitschriftenverwaltung durch Frau Bücker, eine Mitarbeiterin der Firma BiBer, am 1.9.1999 konnten wir diese vortragen. Erfreulicherweise stellte sich gleich heraus, dass das Modul ohne großen Programmieraufwand an die Freiburger Vorgaben angepasst werden konnte. Noch im Oktober wurde bei der ZDB ein Abzug geordert mit allen Titeln, zu denen die UB laufenden Bestand gemeldet hat. Sie wurden von BiBer in das Katalog-Modul unseres zukünftigen Systems eingespielt.

Abb. : Alte Kardexkarte der Revue d'Alsace

Schon in den frühen 1990er Jahren war es ein Desiderat, den Kardex zu automatisieren. Denn der herkömmliche Kardex in seiner Papierform konnte keine Antworten liefern auf die Fragen : welche Titel werden für ein bestimmtes Fach abonniert, welche Geschenk- und /oder Tauschzeitschriften haben wir abonniert, welche Abos sind beim Lieferanten X installiert usw., denn die Kardexkarten können ja immer nur in einer Ebene sortiert werden. Sinnvollerweise ist dies das Alphabet der Titel und bei seinerzeit mehr als 5.700 Abos ist es natürlich nicht möglich, je nach Anfrage die Karten kurz einmal entsprechend umzusortieren. Der erhoffte Mehrwert einer elektronischen Erfassung in einem Erwerbungssystem war also die vielfältige Auswertungsmöglichkeit der Abodaten.

Am 12. und 13. Januar 2000 fand dann schon die zweitägige Mitarbeiterschulung statt, durchgeführt von Frau Bücker (Firma BiBer). Teilnehmer waren alle Kolleginnen der Zs-Erwerbung (heute PerE) und einzelne Kolleginnen aus der Abteilung FZV (heute PerK), die bei der Datenerfassung eingesetzt werden sollten. Es war eine erfolgreiche Veranstaltung mit vielen praktischen Inhalten. In den folgenden 2 Wochen konnten die erworbenen Kenntnisse vertieft und am installierten Testsystem geübt werden.

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Und am 2.2.2000, einem Mittwoch, haben wir dann angefangen, unsere Abos ins Erwerbungssystem einzutragen. Wir haben es „Biber“ genannt. Zunächst wurden die Abos angelegt beim Eintreffen von Lieferungen, also zunächst alle häufig erscheinenden aktiven Abos. Bald wurde aber parallel dazu auch systematisch erfasst, alphabetisch nach Titeln. Ausgehend vom Katalogmodul wurde an die aus der ZDB geladenen Titel jeweils eine Bestellung, eine sogenannte Stammkarte mit bibliographischen Angaben und ein Umlauf (= Abonnement) angehängt. Nach etwa 2 Jahren konnte die letzte Kardexkarte im Alten Kardex abgelegt werden, der Karten-Kardex war aufgelöst. Mit unserer Datenerfassung war eine Art Revision verbunden, der Kardex von einigen „Karteileichen“ befreit.

Für die Schulung waren diesmal 4 Tage angesetzt. Vom 16. bis 19. März 2004 erhielten wir einen „Intensivkurs zur Einführung des neuen Systems in Recherche, Katalogisierung, Erwerbung und Zeitschriftenverwaltung“ durch Frau Eichler, Mitarbeiterin der Firma LIB-IT. Die Altdaten waren aus Biber übernommen worden. Natürlich war das nicht 1:1 möglich, z. T. konnten die Informationen nur in Freitextfelder überführt werden. Alle Abonnements einschließlich der Negativkartei mussten also individuell und intensiv nachbearbeitet werden und dies wurde nach dem bei unserem Biber schon bewährten Vorgehen erledigt : zunächst die laufend eintreffenden Lieferungen, später parallel dazu systematisch, diesmal an Hand der Bestellnummern.

Zusätzlich hatten wir auch unsere Negativkartei (Steilkartei, DIN A5-Karten) in den elektronischen Kardex übertragen. Im Jahr 2004 stand dann die Einführung des landesweiten Systems für Monographien-, Fortsetzungs- und Zeitschriftenerwerbung an. Man hatte sich für das Erwerbungssystem LIBERO der Firma LIB-IT GmbH, Pleidelsheim entschieden. Inzwischen hatten wir schon eine gewisse Routine mit dem elektronischen Kardex entwickelt, wir waren mit der Materie vertraut und hatten keine Berührungsängste mehr. So waren wir die einzigen in Baden-Württemberg, die von Beginn auch die Zeitschriften in LIBERO bearbeitet haben - mit allen Vor- und Nachteilen.

Ständig arbeiten wir daran, die Datenqualität hoch zu halten und zu verbessern. So haben wir auch noch einmal die Nachweisfunktion des Erwerbungssystems erweitert. In 2007 arbeiteten wir nämlich Entscheidungen der sog. „Aktion G/T“ ein. Von Oktober 1987 bis ca. 1990 waren alle Geschenk- und Tauschzeitschriften von den Fachreferenten evaluiert worden und viele Abos wurden abgeschlossen und z. T. auch Bestände makuliert. Die abgeschlossenen Titel sind ja weiterhin im Katalog und man kann im Alten Kardex den Abschlussgrund nachlesen. Wenn aber Bestände gelöscht wurden ? Diese Titel sollten ja nicht wieder „durch die Hintertür“ als neue Titel in die Bearbeitung gelangen.

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Um also auch diese Vorgänge präsent zu haben, haben wir die betreffenden Entscheidungen, die noch auf eigens dafür erstellten Formularen vorlagen, in LIBERO eingearbeitet. Die alten Ordner konnten so noch vor dem Auszug der UB aufgelöst werden. Das Erwerbungssystem dient somit nicht nur der Bearbeitung und Verwaltung des Zeitschriftenzugangs, sondern auch als Informationsquelle und Hilfsmittel für die Erwerbung.

Also auf zu neuen Taten ! Dass man in seinem Erwerberleben dreimal die Einführung eines neuen Erwerbungssystems erlebt, kommt wohl eher selten vor. Man wächst an seinen Aufgaben, lernt dazu und kennt sich vielleicht sogar immer ein bisschen besser aus, gerade, weil man sich Vergleichsmöglichkeiten erarbeitet hat. Die Hoffnung, dass es auch mit jedem Wechsel besser wird, stirbt zuletzt. Insbesondere der ursprünglich und ursächlich angestrebte Mehrwert eines elektronischen Kardex bzw. Erwerbungssystems ist noch ausbaufähig.

Kurz vor dem Jahreswechsel 2009/2010 erreichte uns nun die Nachricht, dass LIBERO wieder abgelöst wird, weil im Land ein Neues Integriertes Bibliothekssystem eingeführt wird : aDIS/BMS(1) kommt !

(Rita Messmer)

1  Bibliotheks-Management-System der Firma |a|S|tec| angewandte Systemtechnik GmbH, Berlin

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Neue Datenbanken – die Universität erwirbt die TRE online und die EBR

In den letzten Tagen sind zwei neue Datenbanken für die Universität frei geschaltet worden, die nicht nur für die Theologie, sondern auch für die gesamte geisteswissenschaftlich orientierte Forschung und Lehre in Freiburg von Bedeutung sind. Es handelt sich um die beiden Volltextdatenbanken Theologische Realenzyklopädie (TRE) online und Encyclopedia of the Bible and its Reception“ (EBR), die nun dauerhaft im Universitätsnetz zur Verfügung stehen. Bei beiden Datenbanken handelt es sich um die elektronischen Versionen der gleichnamigen Druckausgaben, die beide im Berliner De Gruyter-Verlag erschienen sind bzw. noch erscheinen. Während die Druckausgabe der Theologischen Realenzyklopädie bereits im Jahr 2007 abgeschlossen wurde, ist die Encyclopedia of the Bible and its Reception noch im Erscheinen begriffen. Die zuletzt genannte Enzyklopädie ist als umfassendes englischsprachiges Nachschlagewerk zur Entstehung und Wirkungsgeschichte der Bibel konzipiert und auf 30 Bände angelegt. Im vergangenen Jahr sind die ersten beiden Bände der Druckausgabe der EBR erscheinen, die im Lesesaalbestand der UB 1 unter der Standnummer LS: Rel 500/29-1ff. zur Verfügung stehen. Die Universität hat auf beide Datenbanken dauerhaft Zugriffsrechte erworben, für deren Kauf die Studienkommission der Theologischen Fakultät Mittel aus den Studiengebühren zur Verfügung gestellt hat. Beide Datenbanken sind über das Datenbankinfosystem (DBIS) der Universität abrufbar(1).

Im Folgenden soll die Theologische Realenzyklopädie etwas näher vorgestellt werden, um die besondere Bedeutung dieser Neuerwerbung ermessen zu können. Die Theologische Realenzyklopädie stellt eines der umfangreichsten Buchprojekte der deutschsprachigen Theologie der Gegenwart dar und umfasst 36 Artikelbände, zwei Registerbände sowie ein Abkürzungsverzeichnis, die alle in der Zeit von 1976 bis 2007 erschienen sind. Bei der Herausgabe des Werks knüpfte der zuletzt 14 Mitglieder umfassende Herausgeberkreis unter der Leitung von Landesbischof i. R. Prof. Dr. Gerhard Müller an die Tradition der Fachenzyklopädien an, wie sie sich bereits im 19. Jahrhundert entwickelt hatte, und nahm v.a. auf die Real-Encyklopädie für protestantische Theologie und Kirche Bezug, die in der 3. Auflage von 1896 bis 1913 in Leipzig erschienen war. Daher ging es den Herausgebern der TRE um eine zeitgemäße Aktualisierung der Real-Encyklopädie, um so eine „erneute Repräsentation der theologischen Forschung“ zu bieten, wie Carl Heinz Ratschow im Vorwort zu Band 1 bemerkte(2). Damit sollte auch der in den 50er und 60er Jahren des 20. Jahrhunderts erfolgten neuen Entwicklung der theologischen Forschung Rechnung getragen werden, in deren Verlauf „die [theologischen M.B.] Einzelfächer bewußter als in früheren Jahrzehnten nach dem Gesamtzusammenhang von Theologie fragen“(3). In zwei Punkten hob sich die Theologische Realenzyklopädie von ihrem „Vorgängerwerk“, der Real-Encyklopädie für protestantische Theologie und Kirche, deutlich ab : Zum einen war sie trotz

1  Vgl. Datenbankinfosystem (DBIS) der Universität unter den Adressen http://www.ub.uni-freiburg.de/dbis/8831 und http://www.ub.uni-freiburg.de/dbis/8731 [Abrufdatum: 25.3.2010].

2  Ratschow, Carl Heinz : Vorwort. In : TRE, Bd. 1, S. V. 3  Ebd.

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ihrer protestantischen Grundausrichtung dem bis dahin gewachsenen ökumenischen Bewusstsein verpflichtet. Diese ökumenische Sensibilität, die ihren konkreten Ausdruck auch in der Einbeziehung von nichtprotestantischen Herausgebern und Autoren fand, wurzelte in der Überzeugung der Herausgeber, dass die theologische Reflexion zwar konfessionelle Ausprägungen annimmt, diese aber dennoch „Ausdruck der einen christlichen Wahrheit sind“(4). Zum anderen brachte der Titel Theologische Realenzyklopädie im Unterschied zum Titel der Real-Encyklopädie für protestantische Theologie und Kirche das weiterentwickelte theologische Selbstverständnis zum Ausdruck, demzufolge Theologie – und somit nach Vorstellung der Herausgeber auch die enzyklopädische Arbeit der Theologie – grundlegend „auf das Geschehen der Kirche“ ausgerichtet sein solle : In diesem Sinne schrieb Ratschow: „Theologie ist kein Selbstzweck, sondern in ihren Grundlagen und Zielen auf Kirche bezogen“(5). Hinsichtlich ihres Umfangs setzte die neue Enzyklopädie die Tradition der Real-Encyklopädie insofern fort, als das Lexikon bewusst keine Primärinformation in Gestalt von mehr oder weniger kurzen Artikeln bieten wollte, die „eine kurze Zusammenfassung von anderswo Erarbeitetem“ darstellen(6). Vielmehr strebten die Herausgeber die Erarbeitung eines enzyklopädischen Nachschlagewerks an, das sowohl die gegenwärtige Forschung „in eigenständigen Beiträgen“ repräsentieren als auch theologische „Probleme selbständig aufarbeiten“ sollte(7). Diese konzeptuelle Grundentscheidung findet nicht nur im beträchtlichen Gesamtumfang der 36 Artikelbände zählenden Enzyklopädie ihren Niederschlag, sondern auch in der Größe der einzelnen Artikel, die teilweise sehr umfangreich sind. So umfasst z.B. das Stichwort „Abendmahl“ alleine mehr als 180 Seiten und nimmt somit den Umfang einer Monographie an. Die Forschungsausrichtung gab auch den Ausschlag dafür, den Quellen- und Literaturangaben

einen breiten Raum zu geben, so dass dem Werk ungeachtet der stellenweise eingeschränkten Aktualität auch eine hohe bibliographische Qualität zukommt. Die große interdisziplinäre Bedeutung des Werks zeigt sich in der Artikelauswahl, die weit über den eigentlichen theologischen Kernbereich hinausgeht. Dem gemäß enthält die TRE neben den Artikelstichwörtern zu grundlegenden theologischen Themen wie z.B. Abendmahl, Beichte, Glaube, Sünde, Taufe auch Artikel zu Fragen, die zwar primär von anderen Disziplinen behandelt werden, aber eben auch von theologischer Relevanz sind. Beispiele dafür sind Artikelstichwörter wie Barock, Erwachsenenbildung, Humanwissenschaften, Ökologie, Unterhaltung, Vernunft oder Zukunftsforschung. Zahlreiche Beiträge befassen sich auch mit historischen Ereignissen wie z.B. Bauernkrieg, Kreuzzüge, Reconquista und Reformation oder mit Personen der Geistes,- Kirchen- und Theologiegeschichte wie Johann Sebastian Bach, Fjodor Michajlowitsch Dostojewskij, Martin Heidegger, Martin Luther King, Arthur Schopenhauer oder Wilhelm von St. Thierry, um nur einige Beispiele zu nennen. Überdies ist die TRE nicht zuletzt auch für die Universitätsgeschichte von Belang, werden doch in ihr auch zahlreiche Universitäten in eigenen Stichwörtern behandelt, die einmal theologische Fakultäten besaßen bzw. heute noch besitzen(8). Als im Jahr 2007 der letzte Registerband auf den Markt kam, war nicht nur eines der umfangreichsten Buchprojekte der deutschsprachigen Theologie zum Abschluss gekommen, sondern auch ein monumentales Werk geschaffen worden, das in der Theologie trotz mancher Kritik im Detail mit großem Lob und teilweise mit Bewunderung aufgenommen wurde.

4  Ebd., S. VI. 5  Ebd.

8  Vgl. dazu die Stichwortliste, die über die Internetseiten des Verlags abrufbar ist : http://www.degruyter.de/cont/fb/ th/tre/treStichwortliste.cfm [Abrufdatum : 25.3.2010]

6  Ebd., S. VIII. 7  Ebd.

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So war schon nach dem Erscheinen der ersten Bände absehbar, dass die TRE für viele Jahre ein unverzichtbares Standardwerk theologischer Forschung bilden und darüber hinaus auch anderen geisteswissenschaftlichen Disziplinen von großem Nutzen sein würde. Daher verwundert es nicht, dass diese Enzyklopädie in fast allen größeren, geisteswissenschaftlich orientierten Bibliotheken zum enzyklopädischen Grundbestand gehört. Jenseits ihres hohen Informationsgehalts stellt die TRE nach Einschätzung des evangelischen Theologen Gerhard Sauter aber auch „ein Dokument für die Entwicklung“ dar, „die die evangelische Theologie in den letzten vier Jahrzehnten durchlaufen hat, vor allem in Deutschland, aber auch mit Verbindungen zu anderen Ländern, anderen Kirchen und anderen Wissenschaften“(9).

Am Ende erwähnte er noch die beiden Verlage – Mohr Siebeck und De Gruyter – und verband mit seinem Dank den Wunsch, dass „sie (scil. die Verlage) die jetzt neu gewonnene Freiheit für die Herstellung vieler guter und schöner Bücher nutzen können“(12). Dieser Wunsch Smends ist offensichtlich nicht auf taube Ohren gestoßen, haben doch beide renommierten Verlagshäuser seit dem Jahr 2006 zahlreiche neue Monographien veröffentlicht, die den theologischen Buchmarkt zweifellos bereichert haben. Der Verlag De Gruyter ist aber insofern noch einen Schritt weiter gegangen, als er nach Vollendung der Arbeiten an der gedruckten TRE nicht nur weitere Bücher veröffentlichte, sondern auch die Herstellung einer elektronischen Ausgabe der Enzyklopädie in Angriff nahm. Seit dem letzten Jahr liegt nun auch eine Online-Version der Theologischen Realenzyklopädie vor, die den enzyklopädischen Wissensschatz der Druckausgabe mit den Vorzügen einer über das Internet nutzbaren Datenbank verbindet. So bietet die Online-Ausgabe neben dem Volltext der Druckausgabe auch alle Abbildungen, Karten, Grafiken und Tabellen. Überdies sollen nach Ankündigung des Verlags parallel mit dem Erscheinen der eingangs erwähnten Encyclopedia of the Bible and its Reception (EBR) auch Verlinkungen zu dieser Enzyklopädie und zu den theologischen Zeitschriften des De Gruyter-Verlags nachgeführt werden, so dass nach und nach eine umfangreiche und gehaltvolle theologische Wissensplattform entstehen wird. Mit Hilfe einer Suchmaske kann man den gesamten Datenbestand der Enzyklopädie durchsuchen, der somit noch viel tiefer erschlossen ist als in den beiden 2006 und 2007 veröffentlichten Registerbänden. Die Daten liegen im HTML-Format vor, können aber auch im PDF-Format exportiert werden.

Im Jahr 2006 veröffentlichte der Göttinger Alttestamentler Rudolf Smend einen Beitrag über den Abschluss der vierten Auflage des Lexikons Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG)(10)und der Theologischen Realenzyklopädie, der die Druckfassung eines in der „Nacht der Lexika“ auf dem XII. Europäischen Theologenkongress in Berlin am 19. September 2005 gehaltenen Vortrags war. Smend beschrieb darin auch die TRE, deren Lob er in Gegenwart von Kundigen nicht erneut anstimmen wollte – hieße doch das „Eulen nach Athen, nein Bulletten nach Berlin [zu] tragen“(11). Vielmehr richtete der Verfasser aus Sicht der Leserinnen und Leser Dankesworte an die Autoren, die Herausgeber und Fachberater sowie die Redaktionen.

9  Sauter, Gerhard : Zum Abschluss dreier Nachschlagewerke: "Historisches Wörterbuch der Philosophie", "Theologische Realenzyklopädie" und "Religion in Geschichte und Gegenwart". In : Verkündigung und Forschung 50 (2005), S. 147-157, hier : S. 153. 10  Vgl. Religion in Geschichte und Gegenwart : Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft : Hg. v. Hans Dieter Betz u.a. 4., völlig neu bearb. Aufl. 10 Bände. Tübingen : Mohr Siebeck, 1998-2007. 11  Smend, Rudolf : Zur Vollendung der „Religion in Geschichte und Gegenwart“ und der „Theologischen Realenzyklopädie“. In : Zeitschrift für Theologie und Kirche 103 (2006), S. 143-156, hier : S. 154.

12  Ebd., S. 156.

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Die folgende Grafik zeigt einen Ausschnitt aus dem Artikel Ostern / Osterfest / Osterpredigt :

Alles in allem stellen sowohl die Theologische Realenzyklopädie als auch die Encyclopedia of the Bible and its Reception jeweils sehr erfreuliche Neuerwerbungen dar, die sicher nicht nur den Freiburger Theologinnen und Theologen zugute kommen werden. Es wird nicht übertrieben sein, wenn man feststellt, dass gerade mit dem Kauf der TRE online das virtuelle Haus der Freiburger Digitalen Bibliothek um einen gleichermaßen substantiellen wie tragfähigen Baustein erweitert worden ist. Denn diese Datenbank ist in hervorragender Weise geeignet, gerade den jüngeren Studierenden neue Wege zu fundiertem, insgesamt aktuellem und zitierfähigem enzyklopädischem Wissen jenseits von Wikipedia zu eröffnen.

So verbleibt dem Verfasser abschließend nur noch, ein Wort des Dankes auszusprechen und einen Wunsch zu formulieren : Der Dank gilt der Theologischen Fakultät der Universität Freiburg für die Finanzierung der Datenbanken. Hingegen richtet sich der Wunsch an den Verlag De Gruyter. Ihm – und damit auch den Nutzerinnen und Nutzern - ist in Anlehnung an Rudolf Smends Worte aus dem Jahr 2006 zu wünschen, dass er die nach der Fertigstellung der TRE online „neu gewonnene Freiheit“ für die Herstellung weiterer guter - und für die Bibliotheken erschwinglicher - Datenbanken nutzen möge. (Michael Becht)

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Menschen wollen Wissen : 4. Leipziger Kongress für Information und Bibliothek, 15. - 18. März 2010 - Bericht zum Schwerpunkt »Neue Medien«

Das Kongressprogramm begann am Montag, den 15. März, 12.00 Uhr mit der Eröffnungsveranstaltung. Es gab dicht gedrängt verschiedene Grußworte, einen Festvortrag von Deborah Jones über die Tätigkeit der Bill- and Melinda-GatesStiftung, die Verleihung des Publizistenpreises der deutschen Bibliotheken (Helmut-Sontag-Preis) an Dr. Johan Schloemann, Süddeutsche Zeitung, gestiftet vom Deutschen Bibliotheksverband und der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft und ein musikalisches Rahmenprogramm mit spanischer Gitarrenmusik.

Dr. Birgit Schmidt aus Göttingen betonte die Wichtigkeit der Zusammenarbeit von Verlagen und Repositorien, der Anreiz für Autoren besteht in der Verbreitung und einfachen Zugänglichkeit ihrer Publikationen, dazu müssen auch die Repositorien untereinander vernetzt werden. Über die verschiedenen Peer-Review-Verfahren zur Qualitätssicherung sprach Dr. Uwe Müller aus Berlin. Wichtig für Open-Access-Zeitschriften und für Ihr Renommée ist ein Verfahren der Qualitätssicherung, das Effektivität, Validität, Objektivität, Zuverlässigkeit, Effizienz, Nachvollziehbarkeit und Verantwortlichkeit gewährleistet. Die allgemeine Verunsicherung beim Thema Urheberrecht griff Thomas Severiens aus Berlin auf und stellte das an der Humboldt-Universität Berlin angesiedelte Projekt IUWIS vor. Es bietet eine zentrale Plattform zur Information und Diskussion über urheberrechtliche Probleme.

Anschließend begann der erste große Veranstaltungsblock zum Thema „Elektronisches Publizieren“ :

Open-Access-Repositorien müssen gute, standardisierte Metadaten anbieten. Als ein standardisiertes Metadatenformat wurde von Maren Brodersen und Stefan Wolf XMetaDiss plus vorgestellt. Das ursprünglich nur für Dissertationen gedachte Format wurde auf alle Publikationstypen erweitert. Beim Ablieferungsverfahren läuft der Transfer der Metadaten über eine OAI-Schnittstelle oder ein Webformular, die Verarbeitung erfolgt halbautomatisch, geplant ist eine Vollautomatisierung, die Abholung und Archivierung des Dokuments erfolgt über seine URL.

Elektronisches Publizieren - Infrastrukturen, Dienste und neue Anforderungen aus Sicht von Wissenschaft und Bibliotheken In 10 Einzelvorträgen wurden verschiedene Aspekte von Open Access vorgestellt, einige mir wichtig erscheinende Punkte wie Zugänglichkeit, Auffindbarkeit, Qualitätssicherung, Standardisierung und Nachhaltigkeit der Dokumente möchte ich kurz aufgreifen.

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Für wissenschaftliche Veröffentlichungen ist die Erschließung durch einen Zitationsindex wichtig. Dokumente sollen nicht nur frei zugänglich, sondern auch einfach aufzufinden sein. Dr. Frank Havemann aus dem Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft Berlin berichtete über DOARC (Distributed Open Access Reference Citation).

Was soll mit der Digitalisierung erreicht werden ? Das Ziel lässt sich zusammenfassen als ZENDEF = Zitierbar, Erreichbar, Nachnutzbar, Durchsuchbar, Erweiterbar, Findbar. Kristina Lippold von der SLUB Dresden beschreibt den Workflow wie folgt : • Projektantrag (Checkliste der Arbeitsschritte) • Bestandsvorbereitung (Kollationsprotokoll, Prüfung der Digitalisierbarkeit) • Erschließung der Titeldaten (Übernahmeskripte für SWB, Vergabe von PURL/URN, Verlinkung von Druck und Digitalisat) • Prozesssteuerung, Qualitätskontrolle • Erschließung der Meta- und Strukturdaten in Goobi • Präsentation des Digitalisats (über DFGViewer)

DOARC bietet ein Zitationsnetzwerk (vorwärts, rückwärts, seitwärts) mit • bibliographischer Kopplung von inhaltlich ähnlichen Aufsätzen • Kozitation • Lexikalischer Kopplung • Co-download • Indexing

Bei der Massendigitalisierung ist eine stabile Produktionsroutine wichtig. Es werden teure Spezialgeräte benötigt, die möglichst gut ausgelastet werden müssen, um rentabel zu sein. Bei der Digitalisierung mit Robotern kann nicht auf eine menschliche Überwachung verzichtet werden, pro Scan-Roboter wird daher ein Mitarbeiter eingesetzt, aber die Produktion geht trotzdem ein Vielfaches schneller als nur von Hand.

Dadurch wird eine bessere Sichtbarkeit der Dokumente erreicht und die Attraktivität von Open Access für Leser und Autoren erhöht.

Nach der Digitalisierung werden die Dokumente geprüft und mit einer Texterkennungssoftware bearbeitet. Trotz großer Fortschritte bei der Texterkennung wird an der Verbesserung einer OCRErkennung für Fraktur-Schriften immer noch gearbeitet.

Am Dienstagvormittag ging es um eine andere Art von elektronischen Dokumenten, die Digitalisierung von Altbestand. Was Wissenschaftler wirklich wollen - Suchund Metadatenstrategien für digitale Repositorien am Beispiel von "Goobi" Goobi ist eine Software zur Herstellung, Speicherung und Präsentation digitaler Medien und als Open Source Projekt für möglichst viele Anwender mit verteilten Aufgaben geplant. Dabei stellen die Kernentwickler SUB Göttingen und SLUB Dresden eine kostenlose Infrastruktur zur Verfügung.

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Christian Mahnke schilderte die Anforderung an die OCR-Erkennung bei Massendigitalisierung und ihre Umsetzung in Göttingen. Wichtig sind die Skalierbarkeit (d. h. die Möglichkeit bei zunehmender Produktionsmenge die Ressourcen zu erweitern), die Integration in den Digitalisierungsworkflow (möglichst automatisiert und ohne Trainingsaufwand für das Personal) und damit die Möglichkeit, größere Einheiten zu managen.

Dr. Andreas Kluge von der SLUB Dresden berichtete über die Lösungsfindung an sächsischen Bibliotheken und stellte die Vor- und Nachteile gegenüber : Vorteile der Eigenentwicklung • das Wegfallen von Software- und Wartungskosten • die Möglichkeit, detailliert auf eigene Bedürfnisse einzugehen Nachteile der Eigenentwicklung • eigenes Risiko • hoher Personaleinsatz • hoher Zeiteinsatz (das System steht nicht sofort zur Verfügung) • fehlende Nachhaltigkeit • fehlende Nutzergemeinschaft Vorteile beim Kauf • kein Erfolgsrisiko • schnelle Verfügbarkeit • Nachhaltigkeit • größerer Anwenderkreis Nachteile beim Kauf • Kosten für Software und Wartung • eingeschränkte Handlungsfähigkeit

Für die Wiederauffindbarkeit der Dokumente ist die Erschließung durch standardisierte Metadaten wichtig, da die Dokumente selbst auf vielen verschiedenen Servern abgelegt sind. Über verschiedene Standards für Metadatenformate berichtete Sebastian Meyer aus der SLUB Dresden. Über Suchmaschinen wie OAIster oder ScientificCommons können die Metadaten auf verschiedenen Servern durchsucht und zusammengeführt werden. Am Dienstagnachmittag wurde die Frage gestellt : Stirbt der OPAC ? - Suchmaschinen, Datenvielfalt und Vernetzung als Lösungsansatz Die Anforderungen an Bibliothekskataloge haben sich in den letzten Jahren verändert. Zum einen müssen nicht mehr nur die selbsterstellten Katalogisate abgebildet werden, sondern heterogene Metadaten aus unterschiedlichen Quellen (z. B. Swets-Wise, Online contents, Nationallizenzen), zum anderen möchte man den Benutzern nicht nur die reinen Bestandsnachweise anbieten, sondern möglichst auch eine Katalog-Anreicherung durch die Verknüpfung mit Inhaltsverzeichnissen, Volltexten, Literaturverwaltungsprogrammen, Wikipedia usw.

Abschließend gab Dr. Kluge bekannt, dass die Entscheidung in Sachsen für das kommerzielle Produkt PRIMO von Exlibris gefallen ist.

PRIMO wird, wie Dr. Christian Hänger (UB Mannheim) und Stefan Lohrum (KOBV) vortrugen, schon seit 2009 in Mannheim angewendet, wobei Mannheim Teilnehmer eines Konsortiums ist, das außerdem aus den Bibliotheken des KOBV (HU Berlin, FU Berlin, TU Berlin) und den Universitäten Düsseldorf und Paderborn besteht.

Diskutiert wurde die Frage, wieviel Anreicherung sinnvoll ist. Die zentrale Frage bei der Realisierung eines OPACs ist „Make or buy“, also selbstentwickeln oder ein kommerzielles Projekt kaufen.

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Dagegen hat man sich in Heidelberg für die Eigenentwicklung entschieden : Leonhard Maylein berichtete über „HEIDI“. Von weiteren Eigenentwicklungen auf der Grundlage von OpenSource Angeboten handelten die Vorträge von Oliver Flimm über den KUG (Kölner Universitäts Gesamtkatalog) auf der Grundlage von OpenBib, von Till Kinstler von der Verbundzentrale des GBV über Nutzung von Vu-Find - ein OpenSource Projekt, das an der Villanova University Pennsylvania entstand - und von Anne Christensen über das Projekt Beluga auf der Grundlage verschiedener OpenSource Produkte, dessen Besonderheit es ist, dass an der Entwicklung auch Benutzer beteiligt werden.

Je mehr digitalisiert wird, desto mehr drängt sich die Problematik der langfristigen Archivierungsmöglichkeiten auf. Probleme dabei sind insbesondere : • digitale Daten sind instabil und müssen rechtzeitig migriert werden, um erhalten zu bleiben. • bei Datencrash ist es oft mühsam, die gespeicherten Daten wiederherzustellen. • viele Daten sind außerdem ständig im Wandel begriffen, wie z. B. Websites und sollten wenigstens in Auswahl und in bestimmten Abständen abgespeichert werden.

Bei OpenSource Produkten entstehen keine Kosten für die Software, es muss zwar viel Arbeitszeit investiert werden, aber man hat den Vorteile einer weltweiten Entwicklergemeinschaft, das Produkt wird ständig verbessert und die individuelle Entwicklung der Anwender fließt in das Projekt zurück.

Für mich aus baden-württembergischer Sicht war dabei vor allem der Vortrag von Stefan Wolf aus dem BSZ über das „Schichtenmodell der digitalen Langzeitarchivierung“ interessant.

Fazit aus allen Vorträgen : nein der OPAC stirbt nicht, aber er verändert sich und muss sich zum Beispiel durch die Verwendung von Suchmaschinentechnologien an die veränderten Benutzererwartungen anpassen.

Beim Nachmittags-Thema „Synergieeffekte in der Langzeitarchivierung (LZA)“ wurde das Thema des Vormittags vertieft. Unter anderem berichteten Dr. Matthias Groß von der BSB München über Verbundaspekte der LZA und Tobias Beinert, ebenfalls BSB über ein Projekt der Bayerischen Staatsbibliothek und des Leibniz-Rechenzentrums, wie sich die Nestor-Kriterien in die Praxis umsetzen lassen.

Am Mittwoch stand das Thema „Digitale Langzeitarchivierung“ auf dem Programm, zunächst mit dem Workshop Nestor Nestor ist ein Kooperationsverbund von Partnern aus Bibliotheken, Archiven und Museen und hat zum Ziel, die Aktivitäten auf dem Gebiet der Langzeitarchivierung zu bündeln, wobei gemeinsame institutionsübergreifende Strategien verteilt entwickelt werden.

Und last but not least ging es am Donnerstag um „Elektronische Lehrbücher als Angebot von Bibliotheken“ In den Vorträgen stellten die Direktoren der TU Darmstadt, Dr. Hans-Georg Nolte-Fischer und der UB Würzburg, Dr. Karl Südekum und der Verleger Matthias Ulmer Ihre Standpunkte dar, die Expertin in Sachen Urheberrecht, Dr. Gabriele Beger (SUB Hamburg), gab eine Übersicht über die rechtlichen Grundlagen.

Wie sich herausstellte, steckt die digitale Langzeitarchivierung noch in den Anfängen, aber in letzter Zeit ist das Thema verstärkt in den Fokus getreten.

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Die TU Darmstadt und die UB Würzburg haben eine Auswahl von Lehrbüchern digitalisiert und an Leseplätzen in der Bibliothek zur Verfügung gestellt. Dabei wurde nach § 52b UrhRG davon ausgegangen, dass eine Abgabe an die VG Wort gezahlt werden wird, dass gleichzeitig nur so viele Nutzungen eines digitalen Werkes zugelassen werden wie es Druckausgaben eines Titels gibt und dass die Digitalisate als Images, nicht als Volltext zur Verfügung gestellt werden.

Fazit : Die Reise hat sich gelohnt, ich habe viele Denkanstöße mitgenommen, die Vorträge waren interessant und anregend, trotz manchmal qualvoller Enge in den Veranstaltungen. Manchmal allerdings waren die Themenbereiche zu voll gepackt mit zu vielen Einzelvorträgen, sodass die Referenten atemlos durch ihre Vorträge hetzen mussten, um dem Zeitlimit gerecht zu werden. Da wäre etwas weniger Stoff mit mehr Zeit darüber zu diskutieren mehr Inhalt gewesen.

Gegen diese Vorgehensweise hatte der Verleger Matthias Ulmer stellvertretend für den Börsenverein Klage erhoben. Der Rechtsstreit dauert noch an, einer der Hauptstreitpunkte dabei ist, ob der Ausdruck von Teilen des Dokuments und das elektronische Speichern auf Datenträger erlaubt werden wird.

Wer sich mit einzelnen Themenbereichen intensiver beschäftigen möchte, findet viele Vorträge online unter www.bib-info.de/opus (Beate Maurer)

Einen ganz anderen, meines Erachtens vielversprechenden Weg, Lehrbücher elektronisch zur Verfügung zu stellen, haben die engagierten Jungunternehmer Martin Fröhlich und Felix Hoffmann von PaperC beschritten :

PaperC bietet in Kooperation mit Verlagen eine Internet-Plattform für Lehr- und Fachbücher. Die Bücher können kostenfrei gelesen werden, wer Artikel herunterladen und ausdrucken möchte, bezahlt 10 Cent pro Seite. Wer doch lieber das ganze Buch kaufen möchte, findet einen Link auf Buchhandlungen in seiner Nähe. Derzeit bestehen Verträge mit 27 Fachverlagen, weitere sollen folgen.

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Helmut Knufmann als Übersetzer Das Thema ist nicht neu. Unser Kollege Helmut Knufmann – bis 1995 Fachreferent für Romanistik an der Universitätsbibliothek Freiburg – hat u.a. schon in der Reihe der Schriften der Universitätsbibliothek Freiburg im Breisgau mit dem Band 3 eine Übersetzung aus dem Französischen vorgelegt: / Joachim DuBellay : Die Ruinen Roms = Les antiquitez de Rome / Übertragen von Helmut Knufmann. Freiburg i.Br. : Universitätsbibliothek, 1980. 112 S.

Nun ist auch diese Übersetzung erschienen : Michel de Montaigne : Von der Erfahrung : Montaignes letzer Essay / Aus dem Franz. von Helmut Knufmann ; mit einem Nachwort von Jürgen von Stackelberg. München : Beck, 2009. 123 S. (Beck'sche Reihe ; 1931). Zunächst einmal etwas zu Montaigne-Übersetzungen generell. Nachdem lange Zeit keine vollständige Übersetzung seiner Essays zu haben war – wohl größere Auswahlausgaben z.B. bei Manesse, Reclam, Kröner oder Dieterich –, erschien 1992 eine Neuauflage in drei Bänden einer GesamtÜbersetzung, die original 1753/54 erschienen ist(1). Nun ist es durchaus reizvoll, Montaigne sozusagen in der Sprache Lessings und Kants zu lesen. Aber der Zeitindex ist natürlich ein Problem. So war die gut inszenierte und typographisch und buchbinderisch opulent aufgemachte Neuübersetzung von Hans Stilett in Enzensbergers Reihe Die andere Bibliothek ein Konkurrenzangebot, das mit großem Interesse aufgenommen wurde(2). Die Übersetzung hat viel Lob eingeheimst. Sie hat aber durchaus problematische Seiten, wenn man ein wissenschaftliches Interesse an Montaigne hat und nicht nur Lesevergnügen sucht (das sich da durchaus reichlich bietet). Denn die Vorgehensweise ist manchmal sehr frei. Und unter der genannten Perspektive – sie ist nun einmal meine – kann man mit Stillet nicht gut arbeiten.

Eine größere Verbreitung erlangen aber natürlich Druckwerke, die in einem der großen Publikumsverlage in Deutschland erscheinen. Und so war es für mich eine Überraschung, als vor zwei Jahren einer der Essays von Montaigne (1533-1592) in der Übersetzung Helmut Knufmanns in einem nun wirklich renommierten Münchener Verlag erschienen ist : Michel de Montaigne : Die Kunst, sich im Gespräch zu verständigen / Hrsg. und übers. von Helmut Knufmann ; mit einem Nachwort von Hans-Martin Gauger. München : Beck, 2008. 90 S. (Beck'sche Reihe ; 1850). Seit längerem kannte ich seine Übersetzung eines anderen Essays von Montaigne, den ich gern in einem Verlag gesehen hätte, der vielleicht auch eine gewisse Nähe zur Philosophie hat, denn Montaigne wird in diesem Kontext ganz sicher noch zu wenig wahrgenommen, obwohl er für die französische Philosophie des großen 17. Jahrhunderts ein wichtiger Bezugspunkt war. Nicht ohne Grund gibt es ein Buch Descartes et Pascal, lecteurs de Montaigne.

Hat es nun Sinn, nach Vorlage der Gesamtübersetzungen auch noch einzelne Essays vorzulegen ?

1  Michel de Montaigne : Essais [Versuche] nebst des Verfassers Leben / nach der Ausgabe von Pierre Coste ins Deutsche übersetzt von Johann Daniel Tietz. Zürich : Diogenes, 1992. 2  Michel de Montaigne : Essais : Erste moderne Gesamtübersetzung. Frankfurt : Eichborn, 1998.

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Es hat. Denn zum einen ist Montaignes Werk nicht systematischer Art. Man kann sich durchaus mit einzelnen Essays beschäftigen und – warum nicht ? – auch begnügen. Zum anderen hat die Publikation eines einzelnen Essays den Vorzug, ein Thema in Montaignes Sicht vorzustellen. Schließlich eignen sich die Einzelessays in der hier vorliegenden Form auch vorzüglich als Geschenke.

Aber Montaigne sind auch ganz banale Umstände menschlichen Lebens eine Aussage wert : „… mein Bauch und ich, wir pflegen pünktlich mit dem Sprung aus dem Bett … unsere Verabredung einzuhalten“ (wer es noch drastischer lesen will, sei auf S. 42 verwiesen). Aber nicht nur die Verdauung, auch das Essen bedenkt Montaigne in seinen Aufzeichnungen: „Kein Gericht behagt mir so, auf keine Sauce habe ich solchen Appetit wie auf die, deren Würze die Gesellschaft ist.“ Über dem Essen wird natürlich auch das Trinken nicht vergessen, wo dann auch die Deutschen vorkommen : „… ein Deutscher, der Wasser in den Wein gießt, würde mich ebenso befremden wie ein Franzose, der ihn pur trinkt.“ Belassen wir es bei diesen Beispielen. Das Lob der Übersetzung und eine Charakterisierung derselben leistet das Nachwort. Das soll hier deshalb nicht wiederholt werden. Helmut Knufmann ist übrigens auch als Theoretiker von Übersetzungsfragen hervorgetreten. Und zwar in seiner Kölner Assessorarbeit : Das deutsche Übersetzungswesen des 18. Jahrhunderts im Spiegel von Übersetzer- und Herausgebervorreden(3). Dort spricht er von den Übersetzern als den ‘Stiefkindern der Literaturgeschichte‘ (S. 2711). In dieser Rolle hat er sich nun selber wieder begeben. Sie mag ein wenig undankbar sein, aber sie ist für die Schätzung eines Autors in einem anderen Sprachraum dennoch äußerst wichtig. Montaigne und seine Leser werden es ihm danken.

Der Essay Von der Erfahrung ist nun nicht das, was man erwartet, wenn man einen philosophischen Traktat glaubt vor sich zu haben. Es geht eigentlich eher um Lebenserfahrung oder Lebensklugheit, wenn man das etwas umformulieren will. Und es geht um diese in einer sehr praktischen Weise. Die Juristen – Montaigne ist selber einer – werden hergenommen („Schließlich haben wir in Frankreich mehr Gesetze als die ganze übrige Welt zusammen …“ ), die Gelehrten nicht minder ( „Wir verschaffen unseren Dummheiten Ansehen und Würde, indem wir sie drucken lassen.“ ), aber vielleicht nützt auch der Rat in diesem Zusammenhang : „In Ermangelung eines natürlichen Gedächtnisses bastele ich mir eines aus Papier“. Das Thema der Gewohnheit spielt eine große Rolle – in der späteren Philosophie ein typisch französisches Thema (vgl. F. Ravaisson : De l’habitude – aber auch schon den Montaigne-Leser Pascal). Maximen praktischer Klugheit tauchen auf: „Wer sich vor dem Leiden fürchtet, der leidet bereits an seinen Befürchtungen“.

(Albert Raffelt)

3  Erschienen in Archiv für Geschichte des Buchwesens 61 (1967), S. 3676-3726, einzeln unter der Signatur C 32,d.

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Was tut sich auf der Baustelle ? Neues vom Sanierungsgebäude :

März 2010 : Technik: • Verlagerung der ersten beiden von 4 Trafos vom EG ins 1. UG, Inbetriebnahme • Inbetriebnahme der neuen prov. Lüftung für die Tiefmagazine im 1. UG. Beginn der Demotagearbeiten Innenraum : • Errichtung des vollständigen Holzbauzaunes, Einrichtung der Baustelle. Material-, Mannschafts-, Bürocontainer in der Milchstraße • Neue Baustellenzufahrt am Platz der Universität. • Rückbau des kompletten Innenausbaus vom 5. OG abwärts • Demontage : Teppichböden, Decken, Wände, Türen • Einrichtung von abgesperrten dichten Sicherheitsbereichen zur Schadstoffentsorgung Mineralfaserauflage Decke, Dämmung von Leitungen • Materialsortierung und Abtransport. April 2010 : • Stilllegung Technik Dachzentrale • Beginn Abbruch der Aggregate • Fortsetzung Demontage in den Obergeschossen • Demontage Schacht Kern 1 • Asbestentsorgung in Schleusenbereichen vom 5. OG abwärts.

Text : Andreas Haitz-Fliehmann Fotos : UB-Webcam

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Beginn der Demontagearbeiten im Innenraum (Fotos : Jörg Blum)

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Kurzmeldungen Ruhe, bitte ! Seit 18.1.2010 steht im Foyer der UB 1 ein Ohrstöpselautomat, der vom Studentenwerk betrieben wird. Das Ohrstöpselpaar (ein Produkt der Firma 3 M) kostet 1 €. Der Automat selbst weckt bei den St u d i e r e n d e n reges Interesse – in den ersten beiden Wochen wurden bereits ca. 200 Kapseln gezogen. (Martina Straub)

FreiDok belegt Platz 47 der weltweiten Repositorien Der Freiburger Dokumentenserver FreiDok belegt laut "Ranking Web of World Repositories" mit Stand vom Januar 2010 Platz 47 der Top 400 institutionellen Repositorien weltweit.

Betrachtet man nur die deutschen Teilnehmer, so belegt FreiDok Platz 6 hinter den Volltextservern der Universitäten Stuttgart, Berlin (HU), München (LMU), Göttingen und Heidelberg.

UB 1 : Neue Schließfächer zur dreimonatigen Nutzung Ab jetzt stehen in der UB 1 insgesamt ca. 430 Schließfächer zur dauerhaften Nutzung (für maximal drei Monate) zur Verfügung.

Berücksichtigt wurden die Faktoren Sichtbarkeit (50%), Seitenzahlen (20%), Zahl der PDF-Dokumente (15%) und aktuelle Nachweise durch Google Scholar (15%). Dabei fällt besonders die, gemessen an der Platzierung, überdurchschnittlich gute Sichtbarkeit des Freiburger Volltextservers auf. (Oliver Rau)

Mitglieder der Universität können sich per Webformular für ein solches Schließfach anmelden. Vorteil der neuen Fächer : Neben der bequemen dauerhaften Unterbringung von Lernmaterialien in der UB 1 werden diese Fächer zugleich auch als Garderobe verwendet, wodurch das Warten am Schlüsselautomaten entfällt.

Spot an ! Seit einigen Tagen sind bisher eher dunkle Zugangswege zur UB 1 ausgeleuchtet. Zu diesem Zweck wurden sieben Straßenlaternen aufgestellt : drei davon beleuchten auf der Nordseite der UB 1 den Zugangsweg Richtung Straßenbahn, drei beleuchten den Weg auf der Nordseite (dazu wurden zusätzlich zwei Leuchten direkt am Gebäude befestigt) und eine Laterne beleuchtet den Zugangsweg auf der Westseite. Die Betriebszeiten der Laternen sind nicht fest, sondern richten sich nach der jeweils vorliegenden Lichtstärke (z.B. in der Morgen- oder Abenddämmerung). (Martina Straub)

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Kurzmeldungen Fassadenreinigung UB 2 Die Fassade der UB 2 zur Mensa und Rempartstraße wurde im Vorfeld des Fensteraustausches in zwei Abschnitten gereinigt. Während des ersten Reinigungsabschnittes am Freitag, dem 26.3.2010, ließ es sich leider nicht vermeiden, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in verdunkelten Büros arbeiten mussten, da die Rollläden auch gereinigt werden sollten. Durch Klopfzeichen signalisierte die Reinigungsfirma, dass der Fassadenteil

nun fertig ist und wieder Licht rein gelassen werden konnte. Wem das zu dunkel war, konnte auch auf andere Büros ausweichen. Der zweite Teil wurde am Samstag, dem 27.3.2010, durchgeführt und ließ die Betroffenen insofern unbehelligt. (sd)

Presseschau Aus urheberrechtlichen Gründen sind die kompletten Artikel nur für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Universitätsbibliothek in der UB-internen Version verfügbar. UB 1 Stadthalle am Alten Messplatz Mit Klimaschutz und Wärmedämmung beschäftigten sich folgende Artikel : • Badische Zeitung / Freiburger Zeitung, 3.3.2010 : Sanieren für den Klimaschutz. Freiburger Gebäude im Wärmebild-Test: Es gibt noch viel Potenzial für bessere Wärmedämmung. • Badische Zeitung / Freiburger Zeitung, 3.3.2010 : Heizen für draußen. Ein Rundgang mit der Wärmebildkamera zu Freiburger Gebäuden / u.a. Stadthalle (UB 1) Der Gemeinderat gab grünes Licht für das Ensemblehaus, das direkt neben der alten Stadthalle für das Freiburger Barockorchester und das Ensemble Recherche errichtet werden soll. Die Zukunftsvision: Nach dem Auszug der Uni-Bibliothek werden möglicherweise die Musikhochschule und Musikschule die alte Stadthalle nutzen : • Badische Zeitung / Freiburger Zeitung, 25.3.2010 : Ensemblehaus löst Freude aus. Gemeinderäte stimmen Standort zu / Von Gayling schießt quer. • Das Bürgerblatt des Bürgervereins Oberwiehre-Waldsee, April 2010 : Ein kleiner Bruder für die Stadthalle. Revolution Internet Wie blinde Menschen das Internet nutzen und wie unter anderem auch der Blindenarbeitsplatz der Universitätsbibliothek ihnen weiterhilft an Informationen zu gelangen schildert dieser Artikel : • Badische Zeitung / Fudder, 3.3.2010 : Blind drauflos gesurft. Wie das Internet blinden Menschen eine neue Welt erschließt.

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