Erfahrungsbericht. 1. Die Suche nach einem geeigneten Praktikumsplatz

Erfahrungsbericht 1. Die Suche nach einem geeigneten Praktikumsplatz Sofern man sich dazu entscheidet, ein ERASMUS+-Praktikum zu machen, bietet die Ho...
Author: Bernd Baumann
6 downloads 2 Views 122KB Size
Erfahrungsbericht 1. Die Suche nach einem geeigneten Praktikumsplatz Sofern man sich dazu entscheidet, ein ERASMUS+-Praktikum zu machen, bietet die Homepage der Universität Würzburg eine gute Möglichkeit den geeigneten Praktikumsplatz zu finden. Ich habe meine Stelle über die Praktikumsbörse ausfindig machen können. Da für mich klar war, dass ich nach Skandinavien und - wenn möglich - nach Schweden möchte, half mir die Praktikumsbörse insofern, dass ich über sie auf eine weitere Plattform kam („SchoolEducationGateway“), auf der man explizit nach Schulen im gewünschten Zielland suchen kann. Durch diese Suchfilter fand ich drei Schulen, bei denen ich mich über ein Kontaktformular bewerben konnte. Nach kurzer Zeit bekam ich von allen Schulen eine Antwort per E-Mail; darunter waren zwei Zusagen. Um mich entscheiden zu können und mir ein Bild von den Schulen zu machen, sah ich mir sowohl die Homepages an, als auch die geographische Lage.

2. Kontaktaufnahme mit der Schule Sobald ich mich für die Marks Gymasieskola in Kinna entschieden habe, wurde alles weitere per E-Mail und Skype mit der für mich zuständigen Lehrkraft, Dörte Frantz, besprochen. Zuerst bekam ich einen Fragenkatalog geschickt mit verschiedenen Fragen, wie zum Beispiel: Wann und wie lange möchtest du ein Praktikum bei uns absolvieren? Wie würdest du gerne wohnen? Wie stellst du dir dein Praktikum an unserer Schule vor? Als alle Fakten geklärt waren, konnten wir dann das Learning Agreement for Traineeships ausfüllen. Da Frau Frantz ebenfalls Deutsche ist und vor Beginn des Praktikums zu Besuch in Deutschland war, war es sogar möglich sich vorab zu treffen und kennenzulernen.

3. Reisevorbereitung Zur Reisevorbereitung ist zu sagen, dass ich vom International Office über alles wichtige, bezüglich Beurlaubung, Rückmeldung, Versicherung, Fristen etc. (per Mail) informiert wurde. So hatte ich einen guten Überblick über alle Dinge, die vorab erledigt werden mussten. 1

Von Frau Frantz wurde ich gebeten ein kleines Video zu schicken, indem ich mich und natürlich auch Würzburg vorstellen sollte. Dieses zeigte sie den Schülern und auch den Lehrkräften vor meiner Ankunft, sodass diese einen ersten Eindruck von mir bekommen konnten.

4. Unterbringung, Anbindung, Behördengänge Frau Frantz kümmerte sich darum, eine passende Unterkunft für mich ausfindig zu machen. Da Kinna und Skene, zwei beieinanderliegende Orte, eher ländlich geprägt sind, war es möglich relativ einfach eine Wohnung zu finden. So hatte ich meine eigene Ein-ZimmerWohnung. Hierbei war es von Vorteil, dass Mietswohnungen in Schweden immer mit Küche und Waschraum ausgestattet sind. Der Rest der Wohnung war allerdings unmöbliert. Aber auch das Problem konnte dank sehr netter Kollegen, die mir alles nötige borgten, gelöst werden. Die Wohnung lag nicht sehr weit entfernt von der Schule, sodass ich diese in 20 Minuten zu Fuß gut erreichen konnte. Auch verschiedene Einkaufsmöglichkeiten konnten alle zu Fuß erreicht werden. Die Anbindung zu den nächstgelegenen Städten war sehr gut. So konnte man beispielsweise Göteborg mit dem Bus in einer Stunde erreichen oder Borås mit dem Zug in 30 Minuten. Der Bahnhof und die Bushaltestelle waren nur 5 Gehminuten entfernt. Der einzige Nachteil daran war, dass die öffentlichen Verkehrsmittel nicht unbedingt sehr günstig sind. Eine Einzelfahrt nach Göteborg kostet z.B. ca. 10 Euro. Frau Frantz half mir nicht nur bei der Suche nach der Unterkunft, sondern auch bei jeglichen Behördengängen. Jeder Schwede hat seine eigene Personennummer die ich für die Schule benötigte und die für fast alles benötigt wird (sogar für eine Anmeldung im Fitnessstudio). Jedoch bekommt man eine richtige Personennummer erst ab einem einjährigen Aufenthalt. Ich bekam also nur eine Ersatznummer, die die Systeme meistens nicht erkannten. Da ich bei meiner Ankunft noch kein Schwedisch verstand, half mir Frau Frantz auch meinen Telefon- und Internetanschluss einzurichten, eine schwedische Sim-Karte (von Telia) zu besorgen, mich bei Vattenfall, dem Stromanbieter, anzumelden und ein schwedisches Bankkonto einzurichten.

2

5. Schulstruktur In Schweden besuchen Schulkinder neun Jahre lang die Grundschule und darauf folgen drei Jahre Gymnasium. Marks Gymnasieskola ist eine Schule, die ca. 1000 Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 10 bis 13 besuchen. Die Schule bietet verschiedene Programme, die entweder eine berufliche Ausbildung oder die Vorbereitung auf die Universität zum Ziel haben. Auch umfasst die Schule Erwachsenenbildung und verschiedene andere Programme wie zum Beispiel das IMSPR-Programm (=Spracheinführung), das darauf abzielt Kindern mit Immigrationshintergrund Schwedisch beizubringen und ihnen einen Einstieg in das schwedische Schulsystem zu ermöglichen. Der Unterricht beginnt um 8.15 Uhr und endet zwischen 15.00 und 16.00 Uhr, je nach Programm und Tag. Von 11.00 bis 12.00 Uhr haben alle eine gemeinsame Mittagspause. In dieser bietet die Schule den Schülern und Lehrern die Möglichkeit in der Mensa ein warmes Mittagessen zu bekommen, welches für die Schüler (und mich) kostenlos war. Ich bekam nicht nur das Essen von der Schule gestellt, sondern auch einen Laptop, wie jeder Lehrer und Schüler, und eine Busfahrkarte mit einem Guthaben von ca. 100 Euro.

6. Einsatz im Unterricht In der Marks Gymnasieskola war es meine Hauptaufgabe, den Deutschunterricht, der von Frau Frantz geleitet wurde zu unterstützen. Dies umfasste eine 10. Klasse und eine 11. Klasse, je 2 Stunden (eine Stunde dauerte 75 Minuten) pro Woche. Alle weiteren Schulstunden konnte ich frei wählen. Beispielsweise unterstütze ich eine Klasse des IMSPR-Programms im Englischunterricht, sowie 2 weitere Englischklassen in verschieden Programmen. Ich nahm auch an einer (leider der einzigen) Geographieklasse teil. Des Weiteren leitete ich das Sprachcafé Deutsch, zu dem die Schüler, aber auch die Lehrer freiwillig kommen konnten, um Deutsch zu sprechen. Hinzu kam noch, dass ich in verschieden Klassen, verschiedene Vorträge hielt, z.B. über das deutsche Schulsystem oder in einer Klasse, die zu Krankenpflegern ausgebildet werden, über das deutsche Gesundheitssystem. Im Deutschunterricht übernahm ich meist kleine Teile und manchmal auch ganze Stunden, half bei der Stundenplanung und bei Korrekturen. Frau Frantz und ich versuchten den Deutschschülerinnen und –schülern eine gute Mischung zwischen Grammatik, Sprachpraxis und kulturellen Themen zu bieten. So behandelten wir auch Themen wie Landeskunde, Essen in Deutschland, Traditionen in Deutschland, Feste in Deutschland etc. Dazu habe ich Arbeitsblätter kreiert, PowerPoint Präsentationen gemacht, Wortkarten erstellt, Spiele 3

mitgebracht usw. Hinzu kamen natürlich auch Bildbeschreibungen, Sachtexte, aber auch deutsche Videos und Musik. In einer Englischklasse hatte ich phasenweise meine eigene kleine Gruppe mit der ich eigene Dinge ausprobieren konnte. Mit dieser Gruppe las ich die Lektüre Charlie and the Chocolate Factory. Das Unterrichtsmaterial dazu erstellte ich selbst und bezog Leseverständnis, Hörverständnis,

Personenbeschreibungen

aber

auch

kleine

Grammatikthemen,

wie

Präpositionen, usw. mit ein. In einer anderen Englischklasse, mit einem sehr hohen Niveau war es meine Aufgabe Kleingruppen aus der Klasse raus zu nehmen und mit ihnen das spontane Sprechen zu üben, wobei wir meist über Filme, Bücher oder Länder, wie z.B. Indien sprachen. Die Themen konnten sich die Schüler oft frei wählen. Auch half ich bei Klausuraufsichten, sowie Bewertungen von Präsentationen und schriftlichen Klausuren.

7. Persönliche Eindrücke Meine Wunschvorstellung war es in eine Wohngemeinschaft zu ziehen, um schnellstmöglich Kontakte zu knüpfen. Da dies aber nicht möglich war, war es nicht sehr einfach außerhalb der Schule Kontakte zu knüpfen. Da es nicht so viele Freizeitangebote auf dem Land gab. Auch war ich die einzige Assistentin, was sehr schade war. Jedoch bekam ich in der zweiten Hälfte meines Praktikums die Möglichkeit einen Schwedischkurs an der Högskolan Borås zu belegen und kam dann doch noch in Kontakt mit anderen Studenten. Auch konnte ich jeden Montagabend an einem Schwedischkurs für Erwachsene an der Schule teilnehmen. So hatte ich die Chance Schwedisch zu lernen, was auch sehr gut geklappt hat und ein schöner Nebeneffekt des Aufenthalts ist. Am Wochenende unternahm ich oft etwas mit meiner Mentorin und ihrem Mann, die mir sehr viele schöne Orte zeigten oder eben mit anderen ERASMUS-Studenten. Die Schulferien nutze ich meist um Schweden noch besser kennen zu lernen indem ich viel reiste, wie z.B. nach Stockholm, Malmö Gotland oder Kiruna im Norden Schwedens. Auch die Hauptstädte Oslo und Kopenhagen konnte ich kennenlernen. Die Schwedische Kultur lernte ich hauptsächlich durch meine Kollegen kennen, die mir die Lieblingsbeschäftigung der Schweden, die Fika (=Kaffeepause) zeigten. 

4

8. Persönliches Fazit Meine Zeit in Schweden war mit Abstand das Beste, was ich jemals entscheiden und machen konnte. Egal, welche Bedenken man zuvor hat, binnen weniger Tage realisiert man vor Ort, welch Geschenk dieser Aufenthalt ist. Die gesamte Planung und Organisation ist im Großen und Ganzen problemlos verlaufen und man hatte immer jemanden, der einem bei Fragen zur Seite stand. Ich habe in den Monaten tolle Menschen kennengelernt, die ich bestimmt wieder besuchen werde. Des Weiteren habe ich jede einzelne Reise und Stadt genossen. Das Land mit all der Kultur und den Leuten sind Dinge, die ich nicht mehr missen möchte. Die Zeit in der Schule hat mich außerdem enorm in meiner Entscheidung Lehrerin zu werden bestärkt und ich werde viele Schüler und die tolle Zusammenarbeit extrem vermissen. Die Assistenzzeit war demnach eine wertvolle Erfahrung.

Natürlich hat die Zeit als Fremdsprachenassistentin auch zu meiner persönlichen Entwicklung beigetragen. Durch andauernde englische Konversationen hat sich mein Englisch verbessert, was natürlich auch ein Ziel von vielen bei diesem Abenteuer war. Auch wenn das Schulsystem ein anderes ist, so kann man Unterrichtsstrukturen und Ideen auch in Teilen mit nach Deutschland nehmen. Die Arbeit an dem schwedischen Gymnasium fördert das eigenverantwortliche Arbeiten und Evaluieren sowie das Differenzieren. Ergo, man muss lernen, die Schülerinnen und Schüler einschätzen zu können und demnach Aufgaben und Methoden anzupassen. Außerdem war es unglaublich interessant die extrem vielen Unterschiede im Vergleich zu deutschen Schulen zu sehen!

5