Paludikultur‐Newsletter November 2010
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Paludikultur‐Newsletter November 2010 Inhalt Das Wort
S. 1
Paludikultur in Vorpommern – Hintergründe zum Projekt
S. 2
Interview mit Ryszard Piątkowski
S. 4
Ein erster VIP‐Besuch in NO‐China
S. 6
Die Klimakonvention in Tianjin (China)
S. 7
AfSV‐Jahrestagung 2010
S. 9
IPCC Expertentreffen über Produkte der Holzernte, Feuchtgebiete und Lachgas aus Böden (Genf, 19. bis 21. Oktober 2010)
S. 10
Workshop zum Moortourismus mit Beteiligung des VIP‐Projekts
S. 11
Europäische Tourismus‐Auszeichnung für das Peenetal
S. 13
In eigener Sache
S. 13
Impressum
S. 15
Das Wort Es hat eine Weile gedauert, bevor ich das Wort fehlerfrei aussprechen konnte. Und manch‐ mal klappt es noch immer nicht richtig. Der Begriff, den wir brauchten – wir reden von 1998 – gab es noch nicht, das Wort musste geschaffen werden. Denn nur was ein Name hat, be‐ steht. Sumpfwirtschaft? Sumpflandwirtschaft? …Kaum überzeugend…Von Anfang war klar, dass man es international verwenden und verstehen können müsste. Die Landwirte hatten ihre Agri‐Kultur, die Gartenbauer Horti‐Kultur, die Förster Silvi‐. Es gibt selbst Piscikultur für die Fischzüchter. Aber wie nennt man Wirtschaft auf Sumpfland? Ich komme ursprünglich aus den Niederlanden, aus einer Region genannt „de Peel“. Tat‐ sächlich eine Moorgegend, die – so lernten wir – an ihrer Ostgrenze mit alten Zeitungen zugeklebt war. Denn die Erde war flach und dort zu Ende und ohne Zeitungen würde man herunterfallen. Die wenigen Intellektuellen bei uns im Dorf (die waren Pastor oder Arzt, oder vielleicht auch Schulmeister), behaupteten, dass der Name „Peel“ stammte vom Lateinischen „Palus“, was „Sumpf“ bedeutet. Sie verstanden, was in der Messe gesagt wurde und die meisten Peel‐
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bewohner haben auch das mit dem „Palus“ geglaubt. Ich nicht… Denn ich konnte mir nicht vorstellen, dass die normalen Menschen früher bei uns Lateinisch redeten. Meine Mutter schlug vor, dass ich – als Vorbereitung auf dem Gymnasium – Messdiener werden würde („denn so kriegt man das Latein fast spielend mit“). Aber kaum hatte ich die Kasel angezogen, oder die 1960er Jahren wechselten zur Landessprache. Latein blieb das Monopol vom Gymnasium, von der Societas Verbi Divini, die das betrieb. Und natürlich von unserem Lehrer Pfarrer Poyer, der bevorzugte (wir kannten noch kein Französisch) seinen Name auf Französisch („Pwajee“) auszusprechen, weil die niederländische Aussprache („pooier“) „Zuhälter“ bedeutet. Auch diesen Begriff kannten wir noch nicht. Somit war deutlich was die Wortstämme sein sollten: „Kultur“ und „Palus“, nur die Verbin‐ dung war nicht sofort klar. „Pali‐kultur“ hörte sich schlichtweg falsch an. „Palus“ zeigte sich kein einfaches Wort wie das „Hortus“ (Garten: hortus, horti, horto, hortum, horto) womit wir Lateinisch gelernt hatten. Palus gehört zu einer abweichenden, der konsonantischen Deklination: „palus, paludis, paludi, paludem, palude“. Nicht umsonst bezeichneten die al‐ ten Karten das Peelmoor auch als „Locus Paludosus“. Und so wusste ich, schon vor Franziska ;‐), dass Moorbewohner mit „paludi‐cola“ (nicht mit pali‐cola…) angedeutet werden. Damit war ein neues Wort geboren, das sich allmählich ausgebreitet hat, etwas an Be‐ kanntheit erreicht hat, als Konzept pilotartig umgesetzt ist. Jetzt ist eine neue Phase an‐ gebrochen, in dem wir versuchen werden, das Konzept flächig zu implementieren und die dazu notwendige wissenschaftliche, technologische, ökonomische, soziale Infrastruktur auf‐ zubauen. Das Wort ist Fleisch geworden: VIP: Paludikultur: weltweit, ohne Ende! Hans Joosten
Paludikultur in Vorpommern – Hintergründe zum Projekt Mecklenburg‐Vorpommern und insbesondere der östliche Teil dieses Bundeslandes mit seinem Urstromtal der Flüsse Peene, Recknitz, Trebel und Tollense ist reich an Niedermoor‐ gebieten, die im Zuge der nacheiszeitlichen Landschaftsentwicklung entstanden sind. Seit rund 300 Jahren sind Teile dieser Moorflächen mehr oder weniger intensiv landwirtschaft‐ lich genutzt worden, etwa für die Grünlandwirtschaft oder als Anbauflächen landwirtschaft‐ licher Kulturen. Darüber hinaus galt Torf in der Vergangenheit auch als Energierohstoff und wurde entlang der großen Flüsse gewonnen. Lange Zeit wurde allerdings kaum beachtet, dass durch diese Nutzung wichtige ökologische Funktionen der Moore (Wasserspeicherung und Kohlenstoff‐Reservoire) ganz wesentlich beeinträchtigt wurden: Mit der oft vorgenommenen Trockenlegung der Flächen verbunden waren Bodendegradierung und Moorsackung, Verlust der Wasserfilter‐ und Rückhaltefunk‐ tion und Belastung von Oberflächen‐ und Grundwasser sowie ein Verlust der Artenvielfalt. Noch immer prägen diese Begleiterscheinungen die betroffenen Flächen. Darüber hinaus zeichnen sich diese Standorte außerdem durch eine starke klimawandel‐relevante Treib‐
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hausgas‐Freisetzung aus. Schon aus diesem Grund ergibt sich die unbedingte Notwendig‐ keit, die degradierten Moorflächen wiederzuvernässen. Gleichzeitig sind in der traditionellen Landwirtschaft aktuell vielfältige Veränderungen spür‐ bar. Einerseits greifen viele Agrarbetriebe den Trend „vom Landwirt zum Energiewirt“ auf und setzen vermehrt auf den Anbau von Energierohstoffen, andererseits ist mit der Redu‐ zierung der Milchviehbeständen auch mit einem Rückgang der Nachfrage nach Futter aus den Grünlandgebieten zu rechnen. Daraus ergibt sich für die Moorgebiete die Chance, diese Trends miteinander zu verbinden. Allerdings muss dies unter der Maßgabe erfolgen, diese wiedervernässten oder noch weitgehend intakten Flächen so zu nutzen, dass die ökologi‐ sche Funktion erhalten bleibt oder langfristig wiederhergestellt wird – bei gleichbleibend hohem Wasserstand. Seit einigen Jahren hat sich dafür das Wort „Paludikultur“ durchgesetzt. Von „palus“ (latei‐ nisch = Sumpf, Morast) abgeleitet, umfasst der Begriff traditionelle Nutzungen nasser Moor‐ flächen wie Rohrmahd und Streunutzung. Er schließt aber auch neue Verfahren zur energe‐ tischen oder stofflichen Verwertung von Moor‐Biomasse ein. Ziel ist, durch die Nutzung nur oberirdische Biomasse abzuschöpfen und unterirdisch Torf zu akkumulieren. Somit können Wiederherstellung der ökologischen Funktion und eine wirtschaftliche Nutzung sinnvoll miteinander verknüpft werden. Direkt klimafreundlich wirkt Paludikultur, indem eine weitere Freisetzung von CO2 unter‐ bunden wird und langfristig durch das wiedereinsetzende Torfwachstum sogar gebunden wird. Außerdem bewirkt die hohe Verdunstungsleistung der Moore einen klimatischen Aus‐ gleich durch Kühlung. Eher indirekt ist Paludikultur gegen den Klimawandel wirksam, indem Produkte aus der Pa‐ ludikultur bisher genutzte fossile Rohstoffe ersetzen können, was zu einer weiteren Redu‐ zierung von Treibhausgasen führt. So werden Pellets, Briketts oder Silage aus Schilf, Rohr‐ kolben oder Erlenholz in Zukunft als Energieträger insbesondere für regionale Abnehmer eine wichtige Bedeutung erlangen. Auch für energiesparende Baustoffe (Dämmplatten, Dämmputz) bieten sich Erzeugnisse aus der Paludikultur an. Nicht nur für Insider, sondern auch für die Einwohner Mecklenburg‐Vorpommerns und die zahlreichen Touristen ist Paludikultur aus weiteren Gründen interessant. So werden positive Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt erwartet, indem eine Stabilisierung in der Agrarwirt‐ schaft erfolgt und neue Arbeitsplätze in der Energiewirtschaft und im Baustoffsektor ent‐ stehen. Darüber hinaus wird mit Hilfe der Paludikultur auch ein wesentlicher Beitrag zur Pflege und Weiterentwicklung der Kulturlandschaft geleistet. So können mit der Zucht von Wasserbüf‐ feln und der umweltfreundlichen Gewinnung von Arzneipflanzen ganz neue Möglichkeiten erschlossen werden. Nicht zuletzt ist für den Erhalt der Biodiversität oft auch eine extensive Bewirtschaftung notwendig – viele seltene Tier‐ und Pflanzenarten in den jetzigen Gebieten können nur durch eine regelmäßige Pflegemahd erhalten werden. Mit dem Nebeneinander von geschützten Flächen ohne Bewirtschaftung und extensiv genutzten Flächen ergibt sich ein buntes Mosaik einer Landschaft, die für eine umsichtige touristische Nutzung hochgra‐ dig attraktiv ist und so zu einer weiteren Stabilisierung des Fremdenverkehrs gerade abseits der großen Tourismushochburgen sorgt.
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Natürlich ist die Einführung der Paludikultur auch eine technische Herausforderung, weil die Entwicklung von leistungsfähigen Erntemaschinen erst am Anfang steht, wie auch die stoff‐ liche und energetische Verwertung der speziellen Produkte. Und nicht zuletzt auch hinsicht‐ lich der komplizierten Förderungsmöglichkeiten und rechtlichen Rahmenbedingungen, die es zu berücksichtigen gilt, wird von dem Projekt aus der Praxis ein hohes Maß an Wissens‐ zuwachs erwartet. Paludikultur ist grundsätzlich überall dort möglich, wo es große Moorflächen gibt. Ziel des Projektes ist, Erfahrungen aus dem Untersuchungsgebiet in Vorpommern mit weltweiten Erfahrungen zu verknüpfen und den Gedanken der Paludikultur in die Welt hinauszutragen – bislang nach Belarus, nach China oder nach Indonesien. Ralf Scheibe
Interview mit Ryszard Piątkowski Herr Piątkowski, Sie haben als Rohrwerber jahrzehntelange Erfahrung mit dem Einsatz und der Konstruktion von Ern‐ temaschinen in nassen Mooren. Wie müssen die Maschi‐ nen an diese besonderen Standorte angepasst sein? Herkömmliche Traktoren und Feldhäcksler sind zu schwer für weiche Moorböden. Die Maschinen müssen durch eine Re‐ duktion des Gewichts und eine breite Auflagefläche an die geringe Tragfähigkeit von nassen Mooren angepasst werden. Bei der Ernte von Schilfrohr zur Dacheindeckung haben wir in Nordwestpolen gute Erfahrungen mit dem Einsatz von Seiga‐Maschinen mit großen Ballonreifen sowie mit Pisten‐ R. Piątkowski (F.: S. Wichmann) raupen gemacht. Für das VIP‐Projekt haben Sie eine Erntemaschine weiterentwickelt. Wie sieht die aus? Das Basismodell ist ein Pistenbully der Firma Kässbohrer, der normalerweise im Winter in den Ber‐ gen eingesetzt wird. Zunehmend werden diese Maschinen aber auch für Sondereinsatzgebiete wie Torfwirtschaft, Deponie‐Sanierung oder eben Schilfernte und Landschaftspflege umgebaut. Für das VIP‐Projekt habe ich den Pistenbully mit einem Balkenmähwerk und einem Häcksler ausgestattet. Das Erntegut wird direkt auf einen angehängten, mit der Mähraupe über eine Hydraulik verbunde‐ nen Ladewagen geblasen, der ebenfalls auf Raupenketten fährt.
Wofür soll die Maschine verwendet werden? Mit der Mähraupe kann Biomasse im Sommer als Frischmasse geerntet werden. Der Häcksler zer‐ kleinert die Biomasse sehr stark. Somit kann das Häckselgut als Co‐Substrat in einer Biogasanlage verwertet werden. Es ist aber auch eine Ernte von Biomasse im Winter möglich, die z.B. zu Pellets oder Briketts verarbeitet und verfeuert werden kann.
Inwiefern ist die Maschine an den Einsatz in Naturschutzgebieten angepasst? Durch Minimierung des Gewichts und breite Ketten wird der Bodendruck auf max. 100g/cm2 be‐ grenzt. Das ist ein Drittel von dem eines Menschen. Um die aus Naturschutzsicht sehr sensiblen Ern‐
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teflächen zu schonen, ist die Mähraupe mit Gummiketten ausgerüstet. Wenn Flächen seit längerer Zeit nicht gemäht worden sind, besteht die Gefahr, dass alte Torfstiche oder Gräben in dichter Vege‐ tation versteckt sind. Um ein Versinken der Maschine zu verhindern, sorgen Polystyrol‐Körper für Auftrieb. Zusätzlich ist der Anhänger mit einem eigenen Antrieb ausgestattet.
Wann und wo geht`s los? Lieferung der Mähraupe und Beginn der Ernte sind für die 1.Novemberhälfte vorgesehen. Zunächst werden die Fernen Wiesen im Peenetal östlich von Anklam gemäht. Weitere Flä‐ chen sollen auf der Nordseite der Peene beerntet werden. Darüber hinaus wäre eine Win‐ termahd z.B. am Kummerower See oder im Recknitztal möglich. Das werden wir gern begleiten. Herzlichen Dank für das Gespräch und eine erfolgreiche Schilferntesaison wünscht Sabine Wichmann.
Details des neuen Pistenbullys: Fahrzeug mit Anhänger (hier beide noch ohne Gummirau‐ pen); Fahrerkabine mit Anbaumöglichkeit für Mähwerk; Klimaanlage (Fotos: Ryszard Piątkowski)
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Ein erster VIP‐Besuch in NO‐China Neben Südost‐Asien und Zentral‐Europa ist NO‐China (die alte Mandschurei) einer der weltweiten Hot‐Spots von Emissionen aus degradierten Mooren. Deshalb ist dieses Gebiet (neben Indonesien und Belarus/Ukraine) T hema der Aktivitäten des VIP‐Moduls 8 (Interna‐ tionalisierung). Unser Besuch der Klimakonvention in Tianjin war eine gute synergetische Gelegenheit, das Gebiet und die Kooperationspartner zu besuchen und die Zustand der Moore während Exkursionen zu erörtern. Vom 10. bis 15. Oktober waren wir zu Gast beim Institute for Peat and Mire Research der Northeast Normal University in Changchun (Jilin), das Zentrum der Moorforschung in China. Mit Prof. Dr. Shengzhong Wang, Prof. Dr. Xianmin Meng, ass. Prof. Dr. Zhaojun Bu und ass. Prof. Dr. Hongyan Zhao besprachen wir die zukünftige Zusammenarbeit.
Während unserer Exkursionen in Ost und Südost Jilin besuchten wir mehrere der degradier‐ ten, landwirtschaftlich genützten Moore mit geringen Erträgen. (Foto: Shengzhong Wang). Wir sahen gute Möglichkeiten, um in und parallel an dem VIP‐Programm Studentenaus‐ tausch und gemeinsame Promotionsprojekte zu realisieren. Unsere Unterstützung bei der Weiterentwicklung der Moorlehre und –forschung in Chanchun wurde angeboten. Ein de‐ tailliertes gemeinsames Programm mit konkreten Aufgaben bezüglich VIP‐orientierter For‐ schung und Umsetzung wurde formuliert und diskutiert. Es beinhaltet die nachfolgenden Elemente:
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Die Inventarisierung der Ausbreitung, Verbreitung und Zustand der Moore Jilins (oder NO China) Die Einschätzung der Treibhausgasemissionen und das Reduktionspotenzial dieser Moore Die Machbarkeit der Paludikultur in diesem Raum: welche Gebiete, welche Gewäch‐ se, welche Produkten, Kosten‐Nutzen‐Analyse Die Umsetzung eines konkreten Paludikultur‐Pilotprojekts Die Erarbeitung eines Beispiel Project Design Documents zum Verkauf von generier‐ ten carbon credits
Die Begeisterung für das neue Konzept der Paludikultur war groß, bei den Professoren so wie bei den Studenten. Man sieht Paludikultur als eine wichtige, neue Lösung für China. Das Land kann es sich einfach nicht leisten, viele Flächen ungenutzt liegen zu lassen, nicht nur weil es viele Chinesen, aber vor allem, weil es noch zu viele zu arme Chinesen gibt. Gerade in diesem Land ist es unerlässlich, Synergien in der Landnutzung zu erzeugen. Mit dem Insti‐ tute for Peat and Mire Research Changchun haben wir einen starken Partner, weil dieses Institut verantwortlich ist für alle moor‐ und torfbezogene Standardsetzung in China. Das wird die Herausforderung für die Zusammenarbeit: Paludikultur als neue Moorstandard für China! Hans Joosten
Die Klimakonvention in Tianjin (China) Es sind zum wichtigen Teil auch die internationale Entwicklungen, die bestimmen, ob und wie sich die Paludikultur erfolgreich umsetzen lässt. Jeder weiß inzwischen, dass die ent‐ wässerten, degradierten Moore auf nur 0,3 % der Landfläche der Erde für 6 % der weltwei‐ ten Emissionen von Kohlendioxid verantwortlich sind, mit die EU‐27 insgesamt an zweiter Stelle, aber auch Deutschland gesondert in dem weltweiten Top‐Ten (Tabelle 1). Jeder ver‐ steht, dass es anders sein muss und dass es – das werden wir mit Paludikultur zeigen – auch anders sein kann. Aber tatsächlich sehen wir noch immer – und zunehmend – perverse Entwicklungen, wie die tiefere Entwässerung oder Kuhlung von Moorflächen für den Anbau von Mais für Biogas, oder – Äquivalentes – eine rasante Ausbreitung von Ölpalmplantagen auf entwässerten Mooren in Südostasien. Das ist alles möglich, das wird selbst alles gefor‐ dert, weil die Klimakonvention, und vor allem sein wichtigstes Instrument das Kyoto‐ Protokoll, was die Landnutzung angeht ein offenes Gewebe von Gefälligkeitsschlupflöchern ist, das oft das Gegenteil bewirkt von dem, was beabsichtigt ist. Tabelle 1: Emissionen von CO2 aus entwässerten Mooren in Mton/a (Zustand 2008, nach Joosten 2009) Indonesia
500
Russia Europe‐ an part 139 China
77
USA (lower 48)
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Finland
50
Malaysia
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Mongolia
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Belarus
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Germany
32
Poland
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Russia part
Asian 22
Uganda Papua Guinea
20 New 20
Iceland
18
Sweden
15
Brazil
12
United dom
King‐ 10
Estonia
10
Ireland
8
Lithuania
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Es gibt zwar jetzt schon Möglichkeiten, Moorwiedervernässung unter Kyoto anzurechnen, aber diese Methode (ich erspare Euch mal die Details…) ist derartig kompliziert, dass kaum ein Land sie anwenden. Für Deutschland würde sie zum Beispiel bedeuten, dass man nicht nur die 600 km2 an wiedervernässten Grassländern, aber auch die restliche 6.000 km2 Gras‐ land auf entwässertem Moor, und sogar die 60.000 km2 Grasland auf Mineralboden auf das Intensivste inventarisieren und monitoren müsste. Die dazu notwendige Anstrengung und das geringe Reduktionspotenzial auf letztgenannten Flächen schrecken die Länder – zu Recht oder zu Unrecht – ab. Anrechnung der Moorwiedervernässung ist vielleicht dann nicht de jure unmöglich, de facto gibt es einfach zu viele Hürden. Deshalb wird momentan in der UNFCCC eine neue Möglichkeit, die Moorwiedervernässung gezielt zu honorieren, entwickelt: eine „hot‐spot“ Vorangehensweise, die als Arbeitsname “Wetland Management” bekommen hat. In Tianjin (ich hatte von dieser chinesischen Stadt noch nie gehört, hat auch nur 16 Million Einwohner…) wurde im Rahmen der UNFCCC‐Verhandlungen vom 4. bis 8. Oktober intensiv über Wetland Management diskutiert. Obwohl der Vorschlag schon seit Anfang 2009 auf dem Tisch lag, war das noch kaum geschehen, weil bis jetzt die Wälder die Landnutzungs‐ diskussion überherrschten.
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Die Diskussionen handelten über eine Vielzahl von Themen. Ist es ausreichend abgesichert, dass wenn Länder Moorwiedervernässung positiv anrechnen, sie auch Moorentwässerung adäquat als negativ verrechnen? Welche Referenz wird verwendet werden: das Jahr 1990 wie bei anderen Landnutzungsaktivitäten, oder – wie bei Waldmanagement – ein „gross‐ nett accounting“, die auf sehr viel Kritik stößt? Wie würde man Emissionsreduktionen für Wetland Management überhaupt berechnen und berichten? Es gibt dafür noch keine Methodologien von IPCC…Und könnte IPCC diese Me‐ thodologien rechtzeitig, d.h. vor 2013, liefern? Und wie kann man klar unterscheiden zwi‐ schen natürlichen und anthropogenen Emissionen? Muss man Wetland Management verpflichtend stellen, oder ähnlich wie jetzt mit Cropland und Grazing Land Management freiwillig lassen? Und was ist mit „flooded lands”, die Flä‐ chen die für Hydroelektrizität geflutet sind und bekannterweise sehr viel Methan ausstoßen können? Fallen die auch unter Wetland Management? Viele dieser Fragen konnten wir durch unsere Anwesenheit zufriedenstellend beantworten. Auch die Lobbygesprächen mit wichtigen „Spieler“, wie Brasilien, Indien, China und Süd‐ Afrika, die Wetland Management bis jetzt eher kritisch betrachteten, konnten Vorurteilen aus dem Wege räumen und neues Verständnis erzeugen. Wie die endgültig Entscheidung über Wetland Management sein wird, wird sich vielleicht schon in Dezember 2010, beim nächsten treffen der Klimakonvention in Cancun (Mexico) zeigen. Die UNFCCC möchte gern die Frage der Landnutzung noch dieses Jahr gelöst haben, um den Tisch frei zu kriegen für andere Diskussionen und Entscheidungen. Wichtig wird in jedem Fall die Einschätzung der IPCC sein. Darüber berichtet John in diesem Newsletter. Hans Joosten
AfSV‐Jahrestagung 2010 Die diesjährige Tagung der Arbeitsgemeinschaft Forstliche Standorts‐ und Vegetationskunde fand vom 22. bis 25. September im Naturpark Sternberger Seenland in Mecklenburg‐ Vorpommern im Schloß Hasenwinkel statt. Die Landesforst Mecklenburg‐Vorpommern leg‐ te gemeinsam mit der Naturpark‐Verwaltung und Vertretern der Ernst‐Moritz‐Arndt‐ Universität Greifswald, der Arbeitsgemeinschaft Geobotanik sowie der IHU Geologie und Analytik den Schwerpunkt auf Moore. Mit etwa 12 % Flächenanteil stellt Mecklenburg‐ Vorpommern das moorreichste Bundesland dar, wobei waldbestandene Moore einen Flä‐ chenumfang von etwa 45.000 ha einnehmen. In den Fokus, sowohl der Vorträge am 22. September, wie der Exkursionen am 23. und 24. September, wurden die Kennzeichnung von Moortypen, die Klimarelevanz von Mooren so‐ wie die forstliche Nutzbarkeit von Nassstandorten gestellt. Speziell zu dieser Thematik wur‐ de ein Seilkranprojekt vorgestellt, in dessen Rahmen eine bodenschonende Beerntung von Erlen auf schlecht befahrbaren Moorstandorten erprobt werden soll. Ebenso konnten Flä‐ chen mit Erlen‐Anbau im Bereich von wiedervernässten Mooren besichtigt werden. Da in den letzten zehn bis fünfzehn Jahren weite Flächen aus der landwirtschaftlichen Nutzung gefallen sind und sich durch Abstellen von Schöpfwerken bzw. Deichbruch in Vernässung befinden, ergibt sich in nicht zu nassen Bereichen ein großes Potential für die Schwarz‐Erle
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und ihre Bewirtschaftung. Neben den bewaldeten Standorten spielten auch die positive Wirkung nasser, unbewaldeter Moore auf das Bestandesklima benachbarter Wälder und der Gehölzrückgang nach spontaner Vernässung durch Biber in der Diskussion eine Rolle. Den Abschluß der Tagung am 25. Sept. bildete eine Wanderung durch das Durchbruchstal der Warnow mit Besichtigung der slawischen Burganlage bei Groß Görnow. Dierk Michaelis
IPCC Expertentreffen über Produkte der Holzernte, Feuchtgebiete und Lach‐ gas aus Böden (Genf, 19. bis 21. Oktober 2010) Die Berichterstattung und Anrechnung von Treibhausgasemissionen und –senken des Land‐ nutzungssektors kennt noch einige methodische Mängel. Das Nebenorgan für wissenschaft‐ liche und technische Fragen (Subsidiary Body for Scientific and Technical Advice, SBSTA) der Klimarahmenkonvention (UNFCCC) liefert den Vertragspartnern das notwendige wissen‐ schaftliche Fundament für die politische Umsetzung. Auf seinem 32. Treffen (Juni 2010) hat der SBSTA den unabhängigen UN‐Klimarat (IPCC) gebeten, ein Expertentreffen über metho‐ dischen Fragen zu Produkten der Holzernte (harvested wood products, HWP), Feuchtgebie‐ ten und Lachgasemissionen aus Böden zu organisieren. Die Arbeitsgruppe Nationale Inven‐ tarberichte (Task Force on National Greenhouse Gas Inventories, TFI) des IPCC hat vom 19. bis 21. Oktober 2010 ein diesbezügliches Expertentreffen in Genf durchgeführt. Eine 15köpfige Teilgruppe hat sich dort den Fragen zu Feuchtgebieten und Mooren gewidmet. Der Autor hat in dieser Gruppe die Universität Greifswald und das VIP Projekt repräsentiert und die Bedeutung der Paludikultur dargelegt. SBSTA hat ausdrücklich gefordert, dass die Themen „Wiedervernässung von entwässerten Mooren und Restauration von Feuchtgebieten“ auf diesem Treffen besprochen werden. In den IPCC Richtlinien für die Berichterstattung von Treibhausgasemissionen fehlen noch im‐ mer Regeln zur Moorwiedervernässung. In der Fassung der IPCC Richtlinien von 2006 finden sich Angaben zu Emissionen von Moorstandorten an verschiedenen Stellen wieder. Zum einem gibt es Emissionsfaktoren für entwässerte Moorstandorte, die als Ackerland, Gras‐ land und Forst genutzt werden, zum anderen werden Emissionen aus Torfabbau vorläufig in einem Anhang der Richtlinien abgedeckt. Die wichtigste Frage des Treffens bestand in der Klärung der Frage, ob die Richtlinien von 2006 noch aktuell sind, insbesondere die dort ver‐ wendeten Emissionsfaktoren. Vier Vorträge über Moore wurden gehalten. Der Autor präsentierte eine Übersicht zu Treib‐ hausgasemissionen (CO2, CH4 und N2O) aus borealen, temperaten und tropischen Moor‐ böden. Dominique Blain (Environment Canada) stellte die Kohlenstoffbilanz von natürlichen, entwässerten und wiedervernässten Mooren dar. Matthias Drösler (TU München) präsen‐ tierte neuste Ergebnisse zu Treibhausgasemissionen aus Moorböden in Deutschland und anderen EU Ländern. Faizal Parish (Global Environment Centre, Malaysia) gab einen Über‐ blick zu Emissionen von Moorbränden in Südostasien. Weitere Fragen bezogen sich auf die Bedeutung von Treibhausgasemissionen aus Stauseen, aus Feuchtgebieten, die zur Abwas‐ serreinigung genutzt werden und aus Küstenfeuchtgebieten wie Salzwiesen und Mangro‐ ven.
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Die Experten stellten fest, dass seit 2006 ausreichend wissenschaftliche Daten veröffentlicht wurden, die zur Ausarbeitung von Richtlinien für die Widervernässung und Restauration von Mooren genutzt werden können. Diese Richtlinien sollten alle relevanten Treibhausgase (CO2, CH4 und N2O) und Klimazonen sowie Wasserstände, Vegetation und Nährstoffgehalte berücksichtigen. Die Werte für die mit Landnutzung einhergehenden Emissionen (Acker‐ land, Grasland, Forst, Torfabbau) sollten überarbeitet werden. Außerdem soll analysiert werden, ob Emissionsminderungsfaktoren für die Wiedervernässung von unterschiedlich genutzten Standorten entwickelt werden können. Zusätzlich soll geklärt werden, ob Emissi‐ onen aus Entwässerungsgräben und Kohlenstoffverluste über Fließgewässer in landnut‐ zungsorientierte Emissionsfaktoren integriert werden können. Eine Zusammenfassung des Treffens wird auf einem UNFCC‐Treffen zur Berichterstattung (3 bis 4. November 2010 in Bonn) und auf dem 33. SBSTA Treffen (November/Dezember 2010 in Cancun, Mexiko) präsentiert werden. Daraufhin kann SBSTA den Klimarat beauftragen, die bestehenden Richtlinien entsprechend zu revidieren. Auf seinem Treffen im Mai 2011 kann IPCC diesen Auftrag annehmen und für die zweite Hälfte 2011 eine Sitzung einberufen, auf welcher der Aufgabenbereich abgegrenzt wird. Auf seiner Sitzung im Dezember 2011 kann IPCC den Rahmen absegnen und den Erarbeitungsprozess starten. Die Erarbeitung umfasst vier Autorentreffen und zwei Begutachtungsrunden, die voraussichtlich insgesamt zwei Jahre beanspruchen werden. Dies bedeutet, dass neue Richtlinien erst ab Ende 2013 zur Verfügung stehen. Mit diesem Zeitrahmen werden die Vertragsstaaten wie geplant 2015 ihre Berichterstattung für das Jahr 2013 nach neuen Richtlinien durchführen können. Für die Anrechnung zur zwei‐ ten Verpflichtungsperiode des Kyoto‐Protokolls werden die Richtlinien allerdings zu spät kommen, da die zweite Verpflichtungsperiode schon 2013 beginnt und Anrechnungen laut Artikel 5.2 des Protokolls nur nach zu der Zeit existierenden Richtlinien erfolgen dürfen. Somit wäre die Anrechnung von Moorwiedervernässung unter Kyoto nicht bis zur dritten Kyoto‐Verpflichtungsrunde (ab 2018 oder 2020) möglich. Entwässerte Moore gelten als Hotspot für Treibhausgasemissionen und die Vertragsstaaten haben ein großes Interesse an der Verminderung dieser Emissionen geäußert. Die IPCC‐TFI wird versuchen den Prozess zu beschleunigen, in dem sie vor Mai 2011 ein zweites Expertentreffen einberuft, um Daten zu sammeln, Informationslücken zu identifizieren, „Wiedervernässung“ zu definieren, Emissi‐ onsfaktoren zu erarbeiten und praktische Seite der Berichterstattung zu klären. Es gibt eine winzige Chance dass der IPCC auf seinem Treffen im Mai 2011 die Ergebnisse des Experten‐ treffens nutzt um den Arbeitsauftrag verfrüht schon Anfang 2011 zu starten. John Couwenberg
Workshop zum Moortourismus mit Beteiligung des VIP‐Projekts Moore sind aus dem Bewusstsein des Mitteleuropäers seit Jahrtausenden nicht wegzuden‐ ken. Allerdings waren die Moorgebiete bis vor einigen hundert Jahren mental eher negativ besetzt, so als Verbannungsräume, Hinrichtungsstätten, Rückzugsräume zwielichtiger Ges‐ talten und Deponierungsorte aller möglichen Dinge für die Ewigkeit. Zögerlich – dann aber mit enormen Eingriffen – sind Moore seit dem 17. Jahrhundert wirtschaftlich erschlossen worden, wobei einzigartige wie konfliktträchtige historische Kulturlandschaften entstanden.
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Beginnend mit der Nutzung des Rohstoffes Torf für medizinische Zwecke (und inzwischen für Wellness, also im reinen Freizeit‐ und Tourismussektor) vor rund 200 Jahren sind Moore auch als Erholungsraum wichtig geworden und sind heutzutage wichtige Ziele von Natur‐ tourismus‐Angeboten. Die Landeslehrstätte für Naturschutz und Nachhaltige Entwicklung Mecklenburg‐ Vorpommerns am Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie (LUNG) führt jährlich eine Vielzahl von Seminaren relevanter Themenstellung für verschiedene Zielgruppen durch. Anfang September 2010 fanden sich rund 40 Akteure aus den Bereichen ehrenamtli‐ cher Naturschutz, Großschutzgebietsverwaltungen sowie Bildung und Tourismus zusam‐ men, um sich im Natur‐ und Umweltpark (NUP) Güstrow über ihre Erfahrungen in der tou‐ ristischen Nutzung von Moorgebieten auszutauschen und darüber hinaus das Angebot des NUP mit einem eigenen Moorlehrpfad zu erkunden. Die Thematik wurde hierbei aus verschiedener Sicht beleuchtet, so mit Fokus auf verschie‐ dene Zielgruppen (Projekte mit Schülergruppen oder Angebote für Wasserwanderer). Einen wichtigen Platz nahm auch das Verzahnen von Schutzmaßnahmen mit der Entwicklung ei‐ ner speziellen Infrastruktur für das touristische Erschließen der Moorgebiete ein (Beispiele Müritz‐NLP, Ribnitzer Moor, Grambower Moor). Ganz schnell wurde deutlich, dass das Thema von sehr verschiedenen Akteuren aus ehrenamtlichem Naturschutz sowie Wirtschaft und Fremdenverkehr, aber auch von Behörden wie Forst‐ und Naturschutzverwaltungen erfreulich gut angenommen wird. Dabei stehen bei so gut wie allen Projekten nicht nur Schutz‐Ziele im Vordergrund, sondern der Schutz der Moorflächen wird interessierten Besu‐ chern auch begreifbar gemacht, um diese nicht nur zu informieren, sondern auch für eine mehr oder weniger aktive Teilnahme zu gewinnen. Das gerade erst gestartete VIP‐Projekt beteiligte sich mit zwei Referaten an der Ausgestal‐ tung dieses Workshops: Prof. Vera Luthardt berichtete über den Moorerlebnispfad Menz, dessen engagierte Einrichtung für alle Beteiligten sichtliche Herausforderung, aber vor allem auch Freude und Spaß war (was auch durch die Vortragsweise auf die Zuhörer übersprang). Der Autor hatte das Eingangs‐Statement zu generellen Möglichkeiten der Verbindung von Mooren und Tourismus übernommen. Genau genommen muss auch Eva Foos von der Hum‐ boldt‐Universität Berlin mit zu den „VIP‐Beteiligten“ gerechnet werden, da ihre Untersu‐ chungen bzw. die Entwicklung des Leitfadens für die thematische Arbeit mit Schülern von Frau Prof. Zeitz mit begleitet wurden. Eine von Mitabeitern des NUP geführte Fußexkursion durch Teile des NUP (vor allem über den Moorerlebnispfad) bei herrlichem Frühherbstwetter rundete die Veranstaltung ab. Für die Beteiligten war das Treffen die Möglichkeit, neue Erfahrungen zu sammeln und neue Partner für zukünftige Projekt kennen zu lernen; für die Beteiligten aus dem Projekt VIP sei es Ansporn, über die wirtschaftliche Verwendung von Produkten nasse Moorbewirtschaf‐ tung hinaus weiterhin auch über ideelle Werte der Moore nachzudenken und – auch wenn das nur am Rande eine Rolle spielt – Ansätze einer nachhaltigen Tourismusentwicklung in den Untersuchungsregionen weiter zu verfolgen. Ralf Scheibe
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Europäische Tourismus‐Auszeichnung für das Peenetal Seit 20 Jahren hat sich der Wassertourismus entlang der Peene zu einem stabilen Segment im Fremdenverkehr der Region entwickelt. Insbesondere Kanutouren entlang des „Amazo‐ nas des Nordens“ sind fast zu einem Alleinstellungsmerkmal für die Region geworden. Die‐ ses fast völlig emissionsfreie Wasserwandern ist sehr gut mit anderen Arten des Tourismus im Bereich Kunst und Kultur oder Naturtourismus zu verbinden, die ebenfalls für die Region wichtig sind. Das Netzwerk „Vorpommersche Flusslandschaft“ verbindet Bootsverleiher, Natur‐ und Landschaftsführer, Beherbergungsbetriebe und weitere touristische Akteure in der Region von der Peenemündung bis zum Kummerower See und entlang der Nebenflüsse. Es ist vor allem dem Wirken dieses Netzwerkes zu verdanken, dass das vorhandene Potenzial zu in‐ novativen touristischen Angeboten zusammengeführt wurde. Das Projekt wird von den re‐ gionalen Tourismusverbänden (Vorpommern und Mecklenburgische Schweiz) unterstützt. Unter 25 Mitbewerbern konnte sich das Netzwerk „Vorpommersche Flusslandschaft“ bei der Verleihung des Europäischen Tourismuspreises EDEN‐AWARD 2010 durchsetzen, der in diesem Jahr für wassertouristische Projekte vergeben wurde. EDEN steht dabei für „Euro‐ pean Destination of Excellence“. Bemerkenswert ist, dass in diesem Jahr erstmals ein deut‐ sches Urlaubsgebiet unter den Preisträgern ist. Diese sind – wie auch schon in den vergan‐ genen Jahren – insbesondere europäische Destinationen, die sich bislang nicht durch Mas‐ sentourismus auszeichneten. Mit der Auszeichnung wird nicht nur die jahrzehntelange Aufbauarbeit gewürdigt, sondern der Preis ist auch der Schlüssel für gezielte Vermarktungen der Region auf der europäischen Ebene durch die Deutsche Zentrale für Tourismus e.V. Davon erhoffen sich die Beteiligten des Netzwerks insbesondere auch eine stärkere Berücksichtigung im internationalen Tou‐ rismusmarkt und eine steigende Zahl ausländischer Gäste. Damit könnte die Region in Mecklenburg‐Vorpommern eine Vorreiterrolle in der Weiterentwicklung des incoming‐ Tourismus einnehmen. Mit dem Forschungsprojekt VIP gibt es nicht nur hinsichtlich des Gebietes Überschneidun‐ gen. Auch inhaltlich gibt es viele Gemeinsamkeiten, etwa unter dem Slogan „Weiterentwick‐ lung einer Region durch Schutz und nachhaltige Nutzung“. Für das VIP‐Projekt ergibt sich die Chance, die wachsende Bekanntheit des Peenetals unter den Touristen zu nutzen, um – freilich auf diese ganz spezielle Zielgruppe orientiert – auf die Idee der Paludikultur und die Umsetzung im Peenetal als einem der Kerngebiete hinzuweisen und den Gedanken der Pa‐ ludikultur weiter zu verbreiten. Ralf Scheibe
In eigener Sache Es ist geschafft – pünktlich zum Kickoff‐Meeting des BMBF‐Projekts „VIP Vorpommern Initi‐ ative Paludikultur“ ist der erst Newsletter online bzw. auf dem elektronischen Postweg ver‐ schickt. Alles ist noch etwas provisorisch – das Layout, die Themenauswahl und die Form
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der redaktionellen Bearbeitung. Für die Zukunft soll konsequent von der (leider häufigen) Praxis abgegangen werden, dass sich Provisorien sehr lange halten können. Der erste Newsletter feiert mitnichten den Projektstart (der ohnehin „fliegend“ war) oder gar den Erfolg des Einwerbens des Projektes. Er soll vielmehr erste Informationen über Er‐ eignisse geben, die sich seit dem offiziellen Projektstart Anfang September ereignet haben. Diese Ereignisse sind organisatorischer Art, betreffen interessante Technik oder spiegeln Aktivitäten von Projektpartnern auf internationaler oder nationaler Ebene wider. Für die Zukunft sind für den Newsletter allerdings feste Rubriken geplant. Diese werden auch strukturell die corporate identity des Projekts repräsentieren: a) Informationen über das Projekt VIP • Berichte über Aktivitäten von Projektpartnern • Hinweise auf kommende Termine des Projekts bzw. auch außerhalb des Projektbe‐ reichs • ausführlich Vorstellung von Praxispartnern • Dokumentation des Projektfortschritts (Kurzfassungen der inzwischen neu erschie‐ nenen Meilensteinberichte) b) Informationen über das Thema Paludikultur insgesamt • Vorstellung relevanter aktueller Entwicklungen in der Wissenschaft • Kurzvorstellung ausgewählter wichtiger Literatur bzw. online‐Veröffentlichungen • Berichte zu Tagungen • Berichte zu relevanten Ereignissen in den internationalen Untersuchungsgebieten Auch wenn die Zwiebel nicht typisches Anbauprodukt wiedervernässter Moorflächen ist, so soll der Newsletter nach dem allbekannten Zwiebelschalprinzip vom Projektinnern nach außen immer weitere Kreise ziehen. Letztendlich soll der Newsletter zu einer generellen Informationsplattform über Paludikultur ausgebaut werden. Ähnliches gilt auch für die Zielgruppen: Primär sind die Informationen für die beteiligten Projektpartner und Personen bzw. Institutionen, die mit dem Projekt in direktem Zusam‐ menhang stehen, gedacht. Dazu gehören Projektförderer, Projektträger, Beirat, Stakeholder in der Untersuchungsregion etc. Darüber hinaus soll die Gruppe der Adressaten über den Raum Vorpommern bzw. Deutschland hinaus jedoch ständig erweitert werden. Zunächst wird der Newsletter vierteljährlich erscheinen, immer am Ende eines Quartals. Der Newsletter ist jedoch keine one‐man‐show. Deshalb seien an dieser Stelle insbesondere alle Projektmitarbeiter, aber auch alle sonstigen Interessierten ausdrücklich gebeten, Informati‐ onen zu sammeln und an die Redaktion (Hans Joosten, Christian Schröder & Ralf Scheibe) weiterzuleiten oder sich mit einem eigenen Beitrag zu beteiligen. Für den Newsletter wird eine ISSN‐Nummer vergeben, so dass er auch den Charakter einer „ordentlichen“ Publikati‐ on erhält. Der Newsletter wird im download‐Bereich des Internetauftritts des VIP‐Projektes archiviert. Ralf Scheibe
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Impressum Paludikultur‐Newsletter. Online‐Newsletter des BMBF‐Verbundforschungsprojektes „VIP Vorpommern Initiative Paludikultur“ Der Newsletter erscheint viermal jährlich am Ende des Quartals. Verantwortlich i. S. d. P.: Prof. Dr. Dr. h. c. Hans Joosten, Ernst‐Moritz‐Arndt‐Universität Greifswald, Institut für Botanik und Landschaftsökologie, Grimmer Strasse 88, D‐17487 Greifswald, joosten@uni‐greifswald.de, Tel. (+ 49)(0) 3834 864177 Fax (+ 49)(0)3834 864114 Redaktion: Dr. Ralf Scheibe, Ernst‐Moritz‐Arndt‐Universität Greifswald, Institut für Geogra‐ phie und Geologie, Makarenkostraße 22, D – 17487 Greifswald, ralf.scheibe@uni‐greifswald.de, Tel. (+ 49)(0) 3834 864539 Fax (+ 49)(0)3834 864481 Copyright © 2010, Projektkoordination ”VIP Vorpommern Initiative Paludikultur”. All rights reserved. Die in diesem Newsletter veröffentlichten Inhalte (Texte, Bilder, Grafiken usw.) unterliegen dem Urheberrecht. Jede vom Urheberrechtsgesetz nicht zugelassene Nachnut‐ zung bedarf einer vorherigen Zustimmung der Projektkoordination. Fotokopien und Down‐ loads für den privaten, wissenschaftlichen und nicht kommerziellen Gebrauch dürfen herge‐ stellt werden. Die Projektkoordination erlaubt ausdrücklich und begrüßt das Zitieren der Dokumente und Webseiten sowie das Setzen von Links auf ihre Website. Die Projektkoordi‐ nation ist bestrebt, in allen Publikationen die Urheberrechte der verwendeten Grafiken, Fotos und Texte zu beachten, von ihr selbst erstellte Grafiken, Fotos und Texte zu nutzen oder auf lizenzfreie Grafiken, Tondokumente, Videosequenzen und Texte zurückzugreifen. Haftungsausschluss: Die Inhalte dieses Newsletters sind mit der größtmöglichen Sorgfalt re‐ cherchiert; Fehler im Bearbeitungsvorgang sind dennoch nicht auszuschließen. Hinweise und Korrekturen richten Sie bitte an ralf.scheibe@uni‐greifswald.de. Eine Haftung für die Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität dieses Newsletters kann trotz sorgfältiger Prüfung nicht übernommen werden. Die Projektkoordination übernimmt insbesondere keine Haf‐ tung für eventuelle Schäden oder Konsequenzen, die durch die direkte oder indirekte Nut‐ zung der angebotenen Inhalte entstehen. Die Projektkoordination ist als Inhaltsanbieter für die eigenen Inhalte nach den allgemeinen Gesetzen verantwortlich. Von diesen eigenen In‐ halten sind Querverweise auf die von anderen Anbietern bereitgehaltenen Inhalte zu unter‐ scheiden. Für den Inhalt der verlinkten Seiten sind ausschließlich deren Betreiber verant‐ wortlich. Die Inhalte fremder Seiten, auf die der Newsletter des Projekts mittels Links hin‐ weist, dienen lediglich der Information und der Darstellung von Zusammenhängen und spie‐ geln nicht die Meinung der Projektkoordination wider.