Die geheimnisvolle Reise ins All Fred lag in seinem Zimmer auf seinem Bett und guckte sich das Mannschaftsbild seines Lieblingsfußballvereins an. Es war der SC Freiburg. Freds größter Traum war es, selbst einmal dort zu spielen. Linda, seine kleine Schwester, meinte allerdings, er könne höchstens Reporter werden, denn, wenn Fred einen Ball schoss, kam dieser so ziemlich immer genau da an, wo er nicht hätte hin sollen. „Fred, Fred“, rief seine Mutter plötzlich und Fred stand seufzend vom Bett auf. „Was ist los?“, fragte er. „Hast Du schon Deine Sachen gepackt?“, fragte seine Mutter und kam polternd die Treppe hoch. „Mist“, dachte Fred. Er hatte ganz vergessen, seine Koffer für das neue Schuljahr zu packen und da er auf ein Internat ging und nur in den Ferien nach Hause kam, war es schlecht, wenn er etwas nicht dabei hatte. Fred riss schnell seine fünf Koffer auf und stopfte ein paar Socken und T-Shirts hinein. Schon betrat seine Mutter sein Zimmer und sagte gestresst: „Fred, Du bist ja noch gar nicht weit gekommen. Linda ist schon seit einer Stunde fertig.“ „Für Linda ist es ja auch das erste Jahr im Marliono-Internat, für mich schon das dritte“, meinte Fred genervt. Seine Mutter sah ihn wütend an und rief: “ Das ist noch lange kein Grund, nicht mit dem Packen fertig zu werden. Du weißt doch, dass wir morgen um 7 Uhr hier los wollen.“ Als Fred endlich zwei Stunden später mit dem Packen fertig war, hatte er ganze sieben Koffer gefüllt. Linda hatte ein Koffer gereicht, doch sie hatte jedes Schulbuch auch nur einmal mitgenommen, Fred hingegen hatte jedes viermal dabei.
Am nächsten Morgen schien die Sonne und der Himmel war übersät mit kleinen Gutwetterwölkchen. Freds ganze Familie war mit dem Auto zum Busbahnhof im Nachbardorf gefahren, wo alle Schülerinnen und Schüler des Internats von einem großen Doppeldeckerbus abgeholt wurden. Nachdem Fred und Linda sich von ihren Eltern verabschiedet hatten rannten sie so schnell sie konnten zum Bus. Sie waren die letzten, die einstiegen, und der Busfahrer hupte schon ungeduldig. Als Fred mit seinen sieben Koffern endlich einen Platz gefunden hatte, rief eine sehr bekannte Stimme vom anderen Ende des Busses: „Fred, Fred! Hier bin ich. Komm doch mal kurz rüber.“ Fred drehte sich um und rief gut gelaunt: „Ich komme gleich, Jens!“ Er zog ein paar Schokoladenriegel aus dem Koffer, auf den er eine schnörkelige „3“ gemalt hatte. Aus dem Koffer mit der „1“ holte er noch „Mensch-ärgere-dich-nicht“ und rannte dann hinüber zu Jens. Jens und Fred spielten drei Partien „Mensch-ärgere-dich-nicht“ und dann waren sie auch schon im Internat angekommen.
Als sie ausstiegen machte Jens Fred auf ein großes Plakat aufmerksam. Dort stand:
Die erste bemannte Rakete, die zum Merkur fliegt.
Jens und Fred traten näher an das Plakat heran, um das etwas kleiner Gedruckte auch lesen zu können. „Nächsten Sonntag um 8 Uhr startet die ‚White-Blitz‘ hier ganz in der Nähe“, rief Jens aufgeregt. „Ich wollte schon immer mal Astronaut werden… Warum wollen wir uns nicht einfach in das Raumschiff schleichen und mitfahren?“. Fred überlegte einen Moment, dann sagte er: „Okay, probieren können wir es ja mal….“ Fred und Jens machten gerade einen Plan, wie es klappen könnte, da sagte hinter ihnen plötzlich jemand: „Aha, das habt ihr also vor.“ Fred und Jens drehten sich um und standen Linda gegenüber. Jens, der dachte, sie wollte auch mit, sagte: „Entschuldigung, dass wir dich nicht direkt gefragt haben, aber du kannst gerne mitkommen.“ Linda sah ihn ungläubig an. Dann sagte sie: „Nein, danke.“ Sie zögerte einen Moment, dann meinte sie: „Aber, falls ihr Hilfe braucht… Ich würde euch helfen.“ Damit drehte sie sich um und rannte ihren Freundinnen hinterher, die schon ein ganzes Stück weitergelaufen waren.
Am nächsten Morgen rannten Fred und Jens in der großen Pause direkt zu Linda, um ihr ihren Plan für die Merkur-Expedition zu erzählen. „Hallo, Linda!“, rief Jens, als er sie zwischen ihren Freundinnen entdeckte. „Komm doch mal rüber, wir würden mit dir gerne etwas Privates besprechen“, meinte Fred und zwinkerte ihr zu. Linda begriff sofort und rannte zu ihnen hinüber. „Und, willst du uns immer noch helfen?“, fragte Jens. „Aber natürlich will ich das!“, rief Linda empört. „Gut“, sagte Fred, „unser Plan geht so: Du, Jens und ich, wir schleichen uns auf das Gelände, auf dem das Raumschiff abfliegen soll. Jens und ich haben herausgefunden, dass dort ein paar große Büsche stehen und auch ein Baum, der schon viele Äste ganz untern hat. Jens und ich verstecken uns hinter einem Busch und du kletterst auf den Baum. Von dort aus hast du einen guten Überblick. Wenn du glaubst, dass wir, ohne gesehen zu werden, zum Raumschiff kommen, dann…“ Fred holte einen kleinen, aus Holz gemachten Vogel aus seiner Hosentasche, an dem eine Schnur befestigt war. Sofort riss der Vogel seinen Schnabel auf und schrie aus
Leibeskräften. Es war ein so hoher Ton, dass Linda sich die Ohren zuhalten musste. Außerdem war es sehr laut und einige Schüler guckten schon neugierig in ihre Richtung. Nach ein paar Minuten hörte der schreckliche Gesang endlich auf. Linda sah Fred und Jens an, dann meinte sie: „Ähm.., das… das ist ein wirklich richtig tolles Signal. Nur ich finde, es geht ein bisschen zu lange, oder?“ „Wir haben an alles gedacht“, sagte Jens ärgerlich. Er nahm den Vogel und zog wieder an der Schnur. Nach ein paar Sekunden zog Jens noch einmal und der Holzvogel war wieder still. Linda war sprachlos. „Cool“, stammelte sie, „wirklich gut.“
Am nächsten Sonntag trafen sich Fred, Jens und Linda schon um acht Uhr vor der Schule. Alle hatten grüne und braune Kleider an, damit sie nicht so leicht entdeckt wurden. „Kann es losgehen?“, fragte Fred, der unter der Last seines riesigen Rucksacks fast zusammenbrach. „Kann losgehen“, keuchte Jens, der einen mindestens genauso großen Rucksack trug. Auch Linda war bereit und so machten sie sich auf den Weg zum Raketenstartplatz. Zwanzig Minuten später waren sie angekommen und machten sich bereit. Linda wollte gerade auf den Baum klettern, da packte Fred sie an der Jacke und zog sie hinter den Busch, wo Jens schon wartete. „Psst!“, zischte Fred und deutete auf einen großen Mann, der geradewegs auf ihr Versteck zulief. Erst in letzter Sekunde bog er nach links ab. „Puh, das war knapp!“, flüsterte Linda. Jens guckte um den Busch. „Alles frei! Linda, du kannst kommen.“ Linda krabbelte gefolgt von Fred hinter dem Busch hervor. „Tschüss Fred, tschüss Jens“, murmelte sie. „Beeilt euch, damit ihr bald wieder da seid. Und verpasst das Raumschiff nicht, wenn ihr auf dem Merkur ausgestiegen seid!“ „Tschüss, Linda, und danke, dass du uns hilfst, da reinzukommen.“ Fred deutete auf das Raumschiff. „Ja, vielen Dank, Linda“, meinte auch Jens. „Viel Glück“, murmelte Linda und rannte zum Baum.
Als sie oben waren krochen Fred und Jens hinter den Busch. Sie mussten gar nicht lange warten, da war schon der schrille Gesang zu hören. Jens rappelte sich auf und stürmte gefolgt von Fred auf das Raumschiff zu. Sie stiegen die Treppe hinauf und bogen links in einen engen Gang ein. Jens, der voraus ging, öffnete jede Tür und geckte, ob der Raum dahinter bewohnt war. Ganz am Ende des Ganges fanden sie endlich ein leeres Zimmer. Fred ließ sich auf das kleine, in die Wand eingebaute Bett fallen und zog aus seinem Rucksack ein paar Kekse. „Willst du?“, fragte er Jens. Der nickte, doch kaum, dass sie angefangen hatten, zu essen, ertönte ein schriller Pfiff und das Raumschiff startete. Fred und Jens wurden auf das Bett gedrückt und hatten das Gefühl, als ob eine ewig lange
Achterbahnfahrt angefangen hätte. Nach ein paar Minuten hatten sie sich etwas an dieses Gefühl gewöhnt, doch nicht viel später fingen ihre Rucksäcke, ihr Essen und sogar sie selbst an, schwerelos zu werden. Fred klammerte sich gerade an der Lampe fest als die Milch auslief und als große Pfütze durch die Luft schwebte. Jens stieß sich vom Boden ab und segelte durch die Milchpfütze. Fred lachte und zusammen probierten sie, die Milchpfütze einzufangen. Ein paar Stunden später segelten Fred und Jens als weiße Milchmonster durch das Zimmer. In der Nacht wälzte sich Jens unruhig in der Luft herum. Plötzlich stupste ihn Fred, der offensichtlich auch nicht schlafen konnte, an. Jens knallte gegen die Decke und sah Fred wütend an. „Jens, guck mal! Hier im Bett gibt es Gurte zum anschnallen!“, rief Fred aufgeregt. Sofort paddelten beide auf das Bett zu. Fred war als erster da. Jens kam kurz nach ihm an und nach ein paar Minuten lagen sie endlich gemütlich im Bett.
Die nächsten paar Tage waren ziemlich langweilig, denn Fred und Jens machten nichts außer essen, Brettspielen und wieder essen. Am fünften Tag ihrer Reise hatte Jens eine tolle Idee. „Fred, ich habe eine tolle Idee!“ „Ist diese Idee, dass wir zur Abwechslung mal wieder Mühle spielen?“, fragte Fred, der ziemlich schlechte Laune hatte. „Nein“, meinte Jens und schüttelte den Kopf, „wir schleichen uns nach vorne, wo die ganzen Geräte sind, und probieren, mit Linda Kontakt aufzunehmen.“ Fred überlegte keine Sekunde und stürmte auf die Tür zu. „Das ist die beste Idee, die du je hattest“, rief er. Zusammen schlichen die beiden den Flur entlang. „Ich glaube, alle Astronauten frühstücken gerade“, flüsterte Jens als sie schon zehn Meter gegangen waren und der Flur immer noch menschenleer war. Plötzlich machte der Gang einen scharfen Knick nach links und die zwei Kinder standen vor einer Tür, auf der stand: „Cockpit des Raumschiffes“. Fred öffnete leise die Tür. Der Raum war leer. Überall standen Geräte herum und es blinkten viele Lämpchen. Fünf Türen gingen von diesem Raum ab. Jens zeigte auf die erste Tür. Dort stand in Computerschrift „MOTOR!!! Betreten verboten!!!“ Jens machte gerade den Mund auf, um etwas zu sagen, da zischte Fred ihm zu: „Psst, ich höre Schritte!“ Tatsächlich, auch Jens hörte nun, dass mehrere Menschen direkt auf die Tür zugingen, hinter der sie waren. Hektisch suchte er mit den Augen den Raum auf der Suche nach einem Versteck ab. Nach ca. fünf Sekunden, in denen die Schritte immer näher gekommen waren, zog Fred Jens plötzlich auf eine der fünf Türen zu. Auf dieser stand: „Kommunikation zur Erde“. Fred stieß die Tür auf und die beiden rannten in das kleine Zimmer. Als die Tür zu war murmelte Jens erleichtert: „Das war knapp! Gut, dass du diese Tür gesehen hast, Fred.“
Fred nickte und sah sich im Raum, der ebenfalls mit Knöpfen und Hebeln vollgestopft war, um. „Wie wäre es, wenn wir hier mal Lindas Handynummer eingeben würden“, schlug er schließlich vor und zeigte auf ein Gerät, das so ähnlich aussah wie eine Mischung aus Taschenrechner und Handy. „Okay, probieren wir es“, stimmte Jens ihm zu. Fred nahm das Taschenrechner-Handy in die Hand und wählte. Zuerst hörte er nichts außer leisen Knackgeräuschen. Doch plötzlich nahm Linda am anderen Ende der Leitung ab. „Hallo, Linda!“ rief Fred begeistert. „Wie geht es dir?“ „Gut“, meinte Linda, „toll, dass ihr mal anruft! Wie ist es so in einer Rakete?“ „Eigentlich toll, aber mit der Zeit wird es ein bisschen langweilig“, sagte Fred. Sie plauderten noch eine Weile, doch plötzlich spürten Fred und Jens einen harten Aufprall. „Leg mal auf, Fred. Ich glaube, wir sind da!“, flüsterte Jens aufgeregt. „Linda“, sagte Fred, „wir glauben, dass wir angekommen sind. Ich muss dann mal auflegen.“ „Viel Glück!“, rief Linda, dann legte sie auf.
Jens und Fred schlichen durch das Raumschiff und suchten nach zwei Raumanzügen. Alle Astronauten waren wohl draußen, denn die beiden sahen keine Menschen auf den Gängen. Doch plötzlich hörten sie Schritte. Fred zog Jens in eine Kabine. Sie lehnten die Tür an und spähten hindurch. Die beiden hatten sich ihre Reise ins All wirklich spannend, aufregend und vielleicht sogar ein bisschen unheimlich vorgestellt, doch das, was sie jetzt sahen, verschlug ihnen den Atem. Sechs rosa Wesen trampelten um die Ecke. Alle hatten drei kleine Hörnchen auf dem Kopf und dazwischen jede Menge buschiges türkisfarbenes Haar. Diese Wesen waren riesig. Vier der sechs mussten geduckt gehen, um sich nicht den Kopf zu stoßen. Die anderen beiden streiften die Decke nur leicht. Fred stupste Jens an und murmelte: „Du, ich glaube, das sind Merkur-Männchen, oder?“ „Glaube ich auch“, flüsterte Jens. Fred und Jens wagten sich langsam aus ihrer Deckung hervor. Beide fanden, dass sie sich die Gelegenheit, einen Außerirdischen zu treffen, nicht entgehen lassen konnten. Jens räusperte sich und die Merkur-Männchen drehten sich blitzschnell um. „Ähm.., hallo“, meinte Fred verlegen. Es gab eine peinliche Stille, in der die Merkur-Männchen Fred und Jens aufmerksam ansahen. Der größte der sechs Außerirdischen machte sich Notizen auf einem Block. Fred dachte, es wäre höflich, es ihm nachzumachen und zog ebenfalls einen kleinen Block aus der Hosentasche. Schließlich sagte Jens: „Wir kommen von dem Planet Erde. Das ist mein Freund Fred“, er zeigte auf Fred, „und ich bin Jens.“ Das größte Merkur-Männchen hatte eifrig auf seinem Block mitgeschrieben. Dann zog es ein Gerät aus der riesigen Hosentasche, das so ähnlich aussah wie ein zu klein geratener Drucker. Der kleinste der sechs steckte das Papier in einen großen Schlitz und
das Gerät begann, merkwürdige Geräusche von sich zu geben. Endlich hörte das Gesumme und Gebrumme auf und der kleinste der Außerirdischen machte einige Gesten und Geräusche, die darauf hindeuten ließen, dass er sich und die anderen vorstellte. Er zeigte auf sich und sagte: „Miolo“. Dann deutete Miolo auf seine Freunde, die sich in einer Reihe neben ihm aufgestellt hatten. Er sagte langsam und deutlich: „Roran, Galon, Binolony, Zoran, Wubby“. Zoran war der größte der sechs und hatte auch bei der Vorstellung mitgeschrieben. Miolo hatte ziemlich lange geredet und so waren insgesamt zweieinhalb Blätter vollgeschrieben. Zoran reichte Fred die Blätter und den kleinen Drucker. Jens verstand sofort, was Zoran wollte und steckte das Papier in den Drucker. Das Gerät blinkte ein paar Mal kurz, dann fing es an, zu sprechen. Es sagte mit einer Computerstimme, die irgendwie heiser klang: „Hallo, liebe Erde-Männchen! Willkommen auf dem Merkur. Wir wollten gerade dieses technisch sehr interessante Flugzeug angucken. Aber da wir nun euch getroffen haben, könntet ihr uns auch direkt etwas über euren Planeten Erde erzählen. Zuerst wollen wir euch aber ein paar Informationen über unser Leben hier auf dem Merkur mitteilen…“ Fred und Jens hörten aufmerksam zu. Miolo erzählte ihnen, dass die Merkur-Männchen in großen häuserähnlichen Gebäuden lebten. Außerdem aßen sie Sachen, die Fred und Jens zu Hause auf der Erde unbedingt auch einmal ausprobieren wollten. Fred und Jens erzählten Miolo, Roran, Galon, Binolony, Zoran und Wubby noch ca. 40 Minuten von der Erde, dann sagte Binolony plötzlich: „Liebe Freunde, ich fürchte, wir müssen nun gehen, denn in unserem Dorf werden wir sicherlich schon vermisst.“ Galon sagte mit seiner piepsigen Stimme: „Es war uns eine Freude, euch kennenzulernen. Wir wünschen euch eine gute Heimreise!“ Alle Merkur-Männchen verabschiedeten sich von Fred und Jens und auch Fred und Jens riefen „Auf Wiedersehen!" “und winkten durch die kleinen Fenster bis die sechs Außerirdischen in der Ferne verschwunden waren.
„Jetzt fahren wir wieder nach Hause“, sagte Jens traurig als die beiden am Abend wieder in ihrem Zimmer waren. „Aber es war ein richtig tolles Abenteuer, oder?“, meinte Jens. „Ja, das stimmt. Vielleicht treffen wir die Merkur-Männchen ja mal wieder.“
Julia Nefzger, Klasse 5d