BAP-Workshop Pesso : Folien zum Workshop 2:

BAP-Workshop Pesso 2 2016: 14. – 15.10.2016 Folien zum Workshop 2: © Leonhard Schrenker 2016 Leonhard Schrenker Diplom-Psychologe/Psychotherapeut In...
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BAP-Workshop Pesso 2 2016: 14. – 15.10.2016 Folien zum Workshop 2:

© Leonhard Schrenker 2016

Leonhard Schrenker Diplom-Psychologe/Psychotherapeut International zertifizierter Trainer und Supervisor für Pesso-Therapie (PBSP)

Habsburgerplatz 3 80801 München Tel. 089393770 Homepage: www.psychotherapie-schrenker.de e-mail: [email protected]

Literatur: - Schrenker L.: Pesso-Therapie – Das Wissen zur Heilung liegt in uns. Klett-Cotta, Leben Lernen, Stuttgart 2008 - Schrenker, L. (2010). Die Behandlung traumatischer Störungen mit Pesso-Therapie (PBSP). Psychotherapie, 15. Jahrg. 2010, Bd. 15, Heft 2© CIP-Medien, München - Schrenker, L. (2012). Der Weg zu uns selbst – Persönlichkeitsentwicklung und Embodiment aus der Sicht der Pesso-Therapie (PBSP). Psychotherapie 17. Jg., Bd. 17, Heft 2© München: CIP-Medien. - Schrenker, L. (2014). Pesso-Therapie (PBSP) und narzisstische Störungen. Psychotherapie 19. Jg., Bd. 19, Heft 1© München: CIP-Medien. - Schrenker, L. (2015): Die Bedeutung der therapeutischen Beziehungsebene in der PessoTherapie (PBSP). Psychotherapie 20. Jahrg. 2015 | Bd 20-2 | © CIP-Medien, München

© Leonhard Schrenker 2011

Defizite – Folie 1:

dysfunktionale Interaktionsmuster und ihre Folgen Auswirkungen beim Kind: • fühlt sich in diesen Gefühlen u. Bedürfnissen gesehen • durch stimmige Befriedigung werden diese als endlich erlebt • und können als erlaubt ins Selbst integriert werden

• • • •



Folgen für das Kind: fühlt sich nicht gesehen, alleine gelassen u. ausgeliefert wird von der Intensität seiner Empfindungen u. Gefühle überflutet Erlebt die damit verbundenen Empfindungen als bedrohlich Aufbau von Selbstschutz- u. Kontrollmuster Tendenzen zu resignativdepressiven Reaktionsmustern

Interaktion der Eltern: • sehen das Kind in diesen Gefühlen u. Bedürfnissen • Befriedigen sie durch stimmige Reaktionen

Dysfunktionale Muster der Eltern: • nehmen diese Gefühlen u. Bedürfnissen nicht wahr • sind emotional oder körperlich nicht präsent • wenden sich ab u. lassen das Kind damit allein 2

© Leonhard Schrenker 2011

Defizite – Folie 2:

Die Folgen von Defiziten für unser erwachsenes Selbst Defizite im Grundbedürfnis Platz: Defizite im Grundbedürfnis Nahrung: Mangel an Unterstützung: Mangel an Schutz: Fehlende gute Begrenzung:

Mangel an Zugehörigkeit oder Verbundenheit; Fehlen oder ständige Suche nach Lebenssinn; Probleme einen Platz im Leben für sich zu finden; sich emotional zu binden; sich in einer Wohnung wohl zu fühlen usw. Gefühle von Leere, wertlos sein; ständige Sehnsucht gesehen zu werden; ständiges Bedürfnis nach Anerkennung oder Wertschätzung; Kompensation durch Ersatzbefriedigungen (z.B. übermäßiges Essen oder anderes Suchtverhalten) starke körperliche Verspannungen im Rücken- und Lendenbereich; mangelndes Selbstvertrauen, Unsicherheiten bzw. instabiles Selbst; Ängste vor Leistungsversagen oder Überforderung; Tendenz zu negativer innerer Erwartungshaltung usw. Gefühle von Ohnmacht, Hilflosigkeit oder Machtlosigkeit; Probleme mit körperlicher Nähe; sich verletzlich oder schutzlos fühlen; häufig auch starke körperliche oder psychosomatische Beschwerden; Ängste von intensiven Empfindungen oder Gefühlen, überflutet zu werden, starke Selbstschutz bzw. Selbstlimitierungsmuster usw. Starke Selbstkontrollmuster, Angst von Gefühlen überwältigt zu werden; Grundüberzeugung zu viel zu sein; Entwertung von Bedürftigkeit, Fehlern oder Schwächen, perfektionistische Anspruchshaltung ; möglich sind auch gegenteilige Muster, wie mangelnde Impulskontrolle, Tendenzen von Destruktivität gegen sich oder andere; manipulative Muster, Suchtverhalten, 3 Grenzüberschreitungen, Ausagieren von Aggression u. Sexualität usw.

Frühe Defizite in den Grundentwicklungsbedürfnissen: © Leonhard Schrenker 2011

Therapeutische Strategie

Trauer: erinnert sich an das, was gefehlt hat

Klient

Therapeut

1. Sieht den Klienten in seinen schmerzhaften Erinnerungen 2. entwirft dazu ein heilendes Gegenbild stimmiger Interaktion 3. Überprüft die Stimmigkeit mit dem Klienten 4

Störungen aus der Sicht der Pesso-Therapie (PBSP): © Leonhard Schrenker 2011

Störungen als Folge grundlegender Defizite

Störungen als Folge von Traumatisierung

Störungen als Folge von „Holes-in-Roles“ (Mehrgenerationenperspektive)

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© Leonhard Schrenker 2011

Traumatisierung: Definition 1

Traumatisierung gehört zu den heftigsten Einbrüchen und Schädigungen im Leben eines Menschen:  Dabei werden nicht nur unsere körperlichen und seelischen Grenzen in extrem bedrohlicher Weise überschritten  sondern auch unser Grundvertrauen in unumstößliche menschliche Werte zerstört.

Körperliche u. seelische Grenzen

Grundlegende menschliche Werte

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Traumatisierung: Definition 2 © Leonhard Schrenker 2011

Auslöser sind externe Ereignisse, die meist unerwartet auftreten und den menschlichen Organismus in einer so massiven Weise bedrohen, dass:

menschlicher Organismus

1. wir nicht dagegen ankämpfen können 2. wir nicht davor fliehen können 3. es zur Überflutung durch aversive Reize kommt, die unser Gehirn auf „normalem Wege“ nicht mehr integrieren bzw. verarbeiten kann.

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Traumatisierung: Definition 3 © Leonhard Schrenker 2011

• Wir können unmittelbares Opfer dieser Schädigung sein oder • wir erleben die unfassbare Schädigung bzw. drohende Zerstörung eines anderen Menschen mit, gegen die wir nichts tun können

 Beides kann zu Traumatisierung führen! • Plötzliche, heftige und unkontrollierbare Einwirkungen, die Leben vernichten, bedrohen oder in einem Ausmaß schädigen, so dass grundlegende Werte außer Kraft gesetzt und zerstört werden, bergen die Gefahr von Traumatisierung in sich. 8

© Leonhard Schrenker 2011

Traumatisierung – Folie 1:

Grundlagen und Entstehung von Traumatisierung Folgen für das Kind: • fühlt sich in diesen Bedürfnissen und Gefühlen gesehen • durch stimmige Befriedigung werden diese als endlich erlebt • und können als erlaubt ins Selbst integriert werden

Interaktion der Eltern: • sehen das Kind in diesen Gefühlen u. Bedürfnissen • befriedigen sie durch stimmige Reaktionen

Folgen für das Kind: • Erlebt schädigende Grenzüberschreitungen, innere Überflutungszustände, Angst u. Panik • erlebt sich schutzlos und ausgeliefert • Entwicklung von tiefem Misstrauen, Angst vor Nähe und emotionaler Bindung • Aufbau machtvoller Kontroll- u. Selbstschutzmuster bis hin zu Abspaltung u. Dissoziation • Verschließen der natürlichen Öffnung zu nehmen

Dysfunktionale Muster der Eltern: • missachten die seelischen u. oder körperlichen Grenzen des Kindes • dringen in schädigender Weise in das Kind ein • fügen dem Kind tiefe seelische u. oder körperliche Verletzungen zu • zerstören das Vertrauen u. schädigen die Liebes- und 9 Bindungsfähigkeit

Traumatisierung – Folie 2 Neurophysiologische Abläufe bei normaler Reizverarbeitung © Leonhard Schrenker 2011

(vereinfachte Darstellung) Kognitiv, emotionale Verarbeitung: Integration und Speicherung im expliziten (biografischem) Gedächtnis

Neocortex

Integration

sog. „cool system“

Verarbeitung und Integration der auftretenden Reize bzw. der erfolgten Situation

Hippokampus: Gedächtnisarchiv Amygdala: emotionale Bewertung Thalamus: Vorfilterung

Externe Sinnesreize (normaler Qualität) 10

Traumatisierung – Folie 3 Neurophysiologische Abläufe bei Traumatisierung (vereinfachte Darstellung)

© Leonhard Schrenker 2010

Kognitiv, emotionale Verarbeitung: Integration und Speicherung im expliziten (biografischem) Gedächtnis

Neocortex

Alarmierung höchste Gefahr

Integration

Notfallmodus: Hippokampus: Gedächtnisarchiv Amygdala: emotionale Bewertung Thalamus: Vorfilterung

Externe Sinnesreize (normaler Qualität)

sog. „hot system

sog. „cool system“

Verarbeitung und Integration der auftretenden Reize bzw. der erfolgten Situation

1. 2. 3. 4.

Kampf/Flucht Immobilisierung Einfrieren Fragmentierung

Implizites Gedächtnis: Flash Backs fragmentierte Bilder Traumasymptome

Externe Sinnesreize (bedrohlicher Qualität) 11

Grundüberzeugung von Omnipotenz – Folie 1: fantasierte Welt des Größenselbst Flucht in die Welt der Fantasie/ins Jenseits (Suizid)

Kein Platz für mich in der Welt

© Leonhard Schrenker 2011

Typische Kriterien: • Kreieren eines unrealistischen Größenselbst • Autonomie u. Unabhängigkeit um jeden Preis • Perfektionismus • Stolz niemanden zu brauchen • Verachtung von Bedürftigkeit • Entwertung von Fehlern u. Schwächen • Instabiles Selbstwertgefühl

• Allein sein ausgeliefert • machtlos !!! Eltern haben keine Empfänglichkeit für das Kind bis hin zur schädigenden Grenzüberschreitung

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Grundüberzeugung von Omnipotenz – Folie 2: Kappen von Bindung: „Splendid Isolation“

© Leonhard Schrenker 2011

Fantasierte Welt des Größenselbst

Konsequenzen aus dieser Erfahrung: • Verschließen der natürlichen Öffnung des Kindes zu nehmen • Autonomie u. Bedürfnisverzicht als Überlebensstrategie • Triumpfgefühle niemanden zu brauchen • Völlige Unabhängigkeit, Leistung u. Stärke werden massiv idealisiert Bild der „inneren Wahrheit“ des Kindes: mit sich und den Anderen haben sie Verbundenheit nur mit mir nicht! andere Familien

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Grundüberzeugung von Omnipotenz – Folie 3: © Leonhard Schrenker 2011

• • • • • • • •

• •

daraus resultierende Konsequenzen

Verschließen der natürlichen Öffnung etwas zu brauchen Leistung und Perfektion als Kompensation Macht; Kontrolle statt Vertrauen und Loslassen Stolz u. Genugtuung nichts zu brauchen Verachtung von Bedürftigkeit und Schwäche als Selbstschutz Instabiles Selbst und Verletzlichkeit der Seele Tiefes Misstrauen gegenüber Gefühlen und Beziehung Polarisierung der inneren Wertewelt (Macht/Ohnmacht; Sieg/Niederlage; usw.) starke Idealisierungs- und Entwertungsmuster Starke Aufladung mit aggressiver Kränkbarkeit u. Vernichtungsimpulsen bei Enttäuschung oder Verletzung 14

Grundüberzeugung von Omnipotenz – Folie 4: © Leonhard Schrenker 2011

• • • • • • • •

Therapeutische Strategien

Gute Begrenzung als Erfahrung in Hier und Jetzt Umgang mit Kränkbarkeit, Wut und manipulativen Strategien Therapeutischer Umgang mit Idealisierung und der schrittweise Aufbau von Vertrauen Anerkennung der Abwehr von Bedürftigkeit als Überlebensstrategie Anerkennung der Verachtung von Bedürftigkeit und Schwäche als Selbstschutz Anerkennung der Instabilität des Selbst und der Verletzlichkeit der Seele Schrittweise Dosierung dessen was gefehlt hat Arbeit mit körperlicher Begrenzung im therapeutischen Prozess 15

© Leonhard Schrenker 2011

Traumatisierung – Folie 4:

Konsequenzen und Symptome von Traumatisierung • Fast jede Form von Körperkontakt oder körperlicher Nähe werden als bedrohlich erlebt • Gestörte Körperwahrnehmung, Aufsplitterung oder Fragmentierung des eigenen Körpers • Schwierigkeiten in der Zuordnung von Körperempfindungen und Gefühlen • Körper wirkt statisch, bisweilen auch fragil, erhebliche Ausdruckskontrolle • Zustände von Agitiertheit, Flash-Backs, Einschlaf- und Durchschlafstörungen, häufige Albträume • Autoaggressive und selbstschädigende Handlungen bis hin zu Suizidalität • Verminderte Steuerungsfähigkeit aggressiver Impulse • Gestörte Sexualität bis hin zu promiskuitivem Verhalten • Ständiges Gefühl von Bedroht sein mit massiven Kontrollmustern • Entspannung, Loslassen oder Hingabe werden als extrem bedrohlich erlebt 16

© Leonhard Schrenker 2011

Traumatisierung – Folie 5:

Konsequenzen und Symptome von Traumatisierung • Unfähigkeit sich zu öffnen, oder etwas zu nehmen, schlechte Selbstversorgung • Bisweilen aber auch Muster sich destruktiven Mustern in ungeschützter Weise zu öffnen • Häufig sind massive Scham, Schuldgefühle und Ablehnung des eigenen Körpers • Tendenzen, soziale Kontakte zu vermeiden bis hin zur sozialen Isolation • Häufige Stimmungsschwankungen ohne sich selbst beruhigen zu können • Mangelnde Belastbarkeit durch Stress oder Konflikte • Häufig somatoforme Beschwerden (Kopfschmerzen, Schwindel, Erschöpfungszustände usw.) ohne klaren Befund • Tief sitzende Überzeugungen von Sinnlosigkeit, Hilflosigkeit, negative Erwartungshaltungen • Breit gefächerte Schutz- und Abwehrstrategien (Amnesien, dissoziative Episoden, sich leer machen, fragmentiertes Körperempfinden usw.) 17

Traumatisierung – Folie 6: © Leonhard Schrenker 2011

therapeutische Strategien

Angst/Panik: Aspekte traumatischer Erinnerungen tauchen auf

Klient

Therapeut

Sieht die traumatischen Signale im Körper und Fühlen des Klienten: 1. Entwirft ein heilendes Gegenbild für diese Erinnerung 2. Integration von Schutz 3. Integration von dem was in der ursprünglichen Interaktion gefehlt hat 18

Toleranzfenster für Erregungsmuster © Leonhard Schrenker 2011

(in Anlehnung an Ogden P. et.al.)

aktiviert entwicklungsgeschichtlich alte Reaktionsmuster: Kampf-Flucht

• • • • •

übersteigerte Empfindungsfähigkeit starke emotionale Reagibilität Hypervigilanz intrusive Bilder desorganisierte kognitive Verarbeitung

Hyperarousal-Zone: stimmige Wahrnehmung, kognitive Verarbeitung u. Integration/ situationsadäquate Steuerung

Hypoarousal-Zone: aktiviert entwicklungsgeschichtlich alte Selbst-Schutzmuster: Dissoziation, Einfrieren Immobilisierung

T o p d o w n

Toleranzfester: Zone des optimalen Arousals

• • • •

Mangel an Empfindungsvermögen emotionale Taubheit Blockierung der kognitiven Verarbeitung verringerte physische Bewegungsfähigkeit

B o t t o m u p