Ausgabe Mittwoch, 31. August Wirtschaft OSTWESTFALEN UND DER REST DER WELT

Ausgabe 03 | 2016 Mittwoch, 31. August 2016 Wirtschaft OSTWESTFALEN UND DER REST DER WELT INHALT 5Vc =VY^ f_U URd 2fe` g`_ ;R^Vd 3`_U ¥ Aston Marti...
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Ausgabe 03 | 2016

Mittwoch, 31. August 2016

Wirtschaft

OSTWESTFALEN UND DER REST DER WELT INHALT 5Vc =VY^ f_U URd 2fe` g`_ ;R^Vd 3`_U ¥ Aston Martin: Die Autos des Agenten sind fast so bekannt wie James Bond selbst. Im aktuellen Modell des Edelflitzers, für Preise ab 205.000 Euro zu kaufen, stammen 23 Teile aus Paderborn von dem Unternehmen HDO. Einige werden auch gemeinsam mit den Designern der Autobauer entworfen. Auf diese Weise haben einige Mitarbeiter des Paderborner Unternehmens Zutritt zum Heiligsten der renommierten britischen Rennwagenschmiede erhalten: zum Designlabor. Dort werden die Automodelle aus Lehm modelliert – inklusive der Teile aus Paderborn. Seite 3

5ZV XR_k _`c^R]V r7]fe} Z_ UV_ RceZ_ ?;F1 Das Auslandsgeschäft mit einer renommierten britischen Rennwagenschmiede ermöglicht Paderborner

Mitarbeitern einen seltenen Einblick ins Allerheiligste Von Marco Schreiber

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einen Namen kennt fast jeder Kinogänger. James Bond. Sein Auto dürfte fast ebenso bekannt sein. Der Agent seiner Majestät fährt Aston Martin. Im aktuellen Modell des Edelflitzers, seit August für Preise ab 205.000 Euro zu kaufen, stammen 23 Teile aus Paderborn. Es sind Teile, die sofort auffallen. „Schalter, Luftausströmer, Schaltpaddel am Lenkrad, die Türöffner innen“, zählt Stefan Hillebrand auf. Der 30-jährige Diplomingenieur arbeitet im Vertrieb des Druckgussspezialisten, der sich selbst als Weltmarktführer beim dekorativen Metalldruckguss bezeichnet. Nicht unbedingt, was die Menge der Produkte betreffe, erklärt Geschäftsführerin Martina Gundelach. Sondern deren Qualität. „Viele machen technischen Druckguss“, sagt Gundelach. „Wir sind spezialisiert.“ Kompliziert geformte Teile von HDO sind bei vielen namhaften Autoherstellern zu finden. In fast jedem aufklappbaren Autoschlüssel steckt ein Bauteil aus Paderborn. Das Unternehmen fungiert dabei häufig als Zulieferer anderer Zulieferbetriebe. „Wir verkaufen keine Endprodukte“, sagt Unternehmenssprecherin Janina Nordhoff. Ob Reflektoren für Scheinwerfer oder Bedienelemente, den meisten HDOProdukten sieht der Käufer die Herkunft nicht an. Verschiedene Teile werden auch gemeinsam mit den Designern der Autobauer entworfen, etwa die Mittelkonsole eines Mercedes-Modells samt Schaltknauf und Drehknöpfen für die Klimatisierung. Sie steht gut sichtbar im Empfangsgebäude des Unternehmens im Süden Pader-

EVR^+ Stefan Hillebrand (Vertrieb), Martina Gundlach und André Averhoff aus der Geschäftsführung (v.l.).

Unternehmen

Ac`^Z_V_eVc 7RYcVc+ Die Autos von Aston Martin spielen eine wichtige Rolle in den James-Bond-Filmen. Einige der Teile des aktuellen Modells kommen aus Paderborn von der Firma HDO. FOTO: ASTON MARTIN/FRANCOIS DUHAMEL

borns. Den Kunden Aston Martin habe HDO durch eine Empfehlung gewonnen, sagt André Averhoff, als Mitglied der Geschäftsführung für den Vertrieb zuständig. „Wir haben einen guten Ruf auf dem Weltmarkt, teilweise empfiehlt uns die Konkurrenz.“ Was die Paderborner können, nämlich viele verschiedene Oberflächen herstellen, „können nicht viele Hersteller“. HDO fertigt Teile aus Aluminium, Magnesium und Zink und färbt sie ein. Genau das, was ein exklusiver Hersteller wie Aston Martin sucht, der sich auch bei der Gestaltung seiner Fahrzeuge von anderen Autobauern abheben will. Vor zwei Jahren klopften die Briten in Pader-

born an. Der Nachfolger des Modells DB 9 wurde geplant, der DB 11. „Der DB wurde nur für den James Bond-Film gebaut“, erklärt Averhoff. In der Akquise-Phase, als die Details der Zusammenarbeit besprochen wurden, sind die HDO-Mitarbeiter häufig ins Aston MartinWerk in Gaydon gereist. „Ich war etwa alle drei Wochen dort“, erzählt Vertriebler Hillebrand. Die Atmosphäre beschreibt er als kameradschaftlich, „man lernt sich auch persönlich kennen“. Bevor der Entwurf etwa eines Luftausströmers den Vorgesetzten präsentiert wurde, habe man sich mit den britischen Kollegen abgesprochen – was bei deut-

schen Autobauern nicht unbedingt Usus sei, sagt Diplomingenieur Averhoff. Absolut unüblich war auch die Einladung ins Allerheiligste des Autobauers, das Designbüro. „Da kommen selbst die normalen Mitarbeiter nicht hin“, sagt Averhoff. Er berichtet von lebensgroßen Automodellen aus Lehm, an denen die Designer mit Spachteln arbeiteten. Auch die Teile aus Paderborn waren gut zu erkennen, „farblich angepasst in Lehm“. Andere ausländische Kunden gewinnt HDO zum Beispiel auf Messen wie der Internationalen Automobilausstellung IAA Frankfurt oder der ISH, der Internationalen

´ Jahresumsatz 2015: 95 Millionen Euro ´ Angestrebter Umsatz mit Aston Martin: 2,37 Millionen Euro jährlich ´ Mitarbeiter: 1.300, davon 550 am Standort Paderborn ´ HDO ist eine Ausgründung von Hella, seit 2002 Sanitär- und Heizungsmesse. 40 Prozent des Umsatzes erwirtschaftet das Unternehmen im Sanitärbereich. Liefen in Paderborn einst Millionen von Drehknöpfen für Wasserhähne vom Band, werden heute Hersteller wie Hansgrohe oder Geberit mit Brauseköpfen und Badzubehör beliefert. Die Kunden sind in ganz Europa zu finden – und überall ist der persönliche Kontakt wichtig, sagt Vertriebler Hillebrand. Der Besuch im Pub mit den englischen Kollegen gehört also fast noch zur Arbeit, wobei es der wohl angenehmste Teil sein dürfte. Auch die klassische Akquise per Telefon betreibt HDO. „Man ruft an und stellt sich vor“, sagt Averhoff. Manchmal

endet das Telefonat schon am Empfang, manchmal folgt eine Einladung, so zum Beispiel zu einem Kunden nach Schweden. Mit einem Musterkoffer macht sich ein HDOMitarbeiter auf den Weg und stellt das Unternehmen und seine Produkte vor. Den anstehenden Austritt Großbritanniens aus der EU sehen die Paderborner gelassen. „Im Moment ist es ein Abwarten“, sagt Geschäftsführerin Gundelach. „Keiner weiß, was passiert.“ Dass die Geschäftsbeziehungen darunter leiden könnten, glaube auch bei Aston Martin niemand. Möglicherweise werde es komplexer, die Lieferungen nach Gaydon abzuwickeln, wo die Fahrzeuge gefertigt werden. Allerdings habe man bei HDO Erfahrungen mit Drittländern außerhalb der EU; der Sanitärhersteller Geberit hat seinen Sitz in der Schweiz.

  Eine Beilage der Neuen Westfälischen Verantwortlich i.S.d.P.: Redaktion Thomas Seim Anzeigen: Michael-Joachim Appelt Realisation: NOW-Medien GmbH& Co. KG Redaktion: Patrick Schlütter (Ltg.) Monika Dütmeyer Carsten Blumenstein Länderinfos: Auswärtiges Amt/d-maps.com/IHK Druck: J.D. Küster Nachf.+Presse-Druck GmbH&Co.KG, Industriestr. 20 33689 Bielefeld

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Wirtschaft

MITTWOCH 31. AUGUST 2016

5cVYV_ ^Ze R^ CRU UVc HV]ehZcedTYRWe+ Unternehmen wie DMG Mori Seiki agieren global. In Ostwestfalen gehört der Maschinenbau seit Jahrzehnten zum Exporttreiber. Wechselhaft bleiben dabei die Partnerländer.

FOTO: BERND THISSEN

r@dehVdeWR]V_ cVRXZVcV_ dV_dZSV] RfW UZV HV]ea`]ZeZ\} @ek\im`\n1 IHK-Präsident Wolf D. Meier-Scheuven erklärt, wie sich für die heimische Wirtschaft das Exportgeschäft ändert

und warum der Außenwirtschaftstag im September in Bielefeld so wichtig ist

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ür die IHK Ostwestfalen ist 2016 das Jahr der Globalisierung. Mit Ihrer Reise in den Iran haben Sie landesweit für Aufsehen gesorgt. Jetzt sind Sie Gastgeber des Außenwirtschaftstages. Wird Ostwestfalens Wirtschaft gerade neu entdeckt? WOLF D. MEIER-SCHEUVEN: Soweit würde ich nicht gehen, ich würde eher von neuen Impulsen sprechen. Ostwestfalen war schon immer eine starke Wirtschaftsregion, geprägt von mehrheitlich familiengeführten Mittelständlern und einem breiten Branchenmix. Unsere Exportorientierung nimmt stetig zu und das Auslandsgeschäft bleibt damit – trotz vieler Krisenherde in der Welt – Wachstumstreiber in Ostwestfalen. Deshalb ist es folgerichtig, unsere Unternehmen auf dem Weg ins Ausland und beim Ausbau ihrer Geschäftsbeziehungen weiter zu unterstützen. Der Iran bleibt aber vorerst eine langfristige Aufgabe – kurzfristige Erfolge versprechen wir uns von einer Reise natürlich nicht. Die Exporte in der Region erreichen ja seit einigen Jahren neue Rekordwerte. Trotzdem liegen Sie aber noch unter dem Durchschnitt von Bund und Land. Woran liegt das? MEIER-SCHEUVEN: Das stimmt. Mit 14,8 Milliarden Euro erreichten die Auslandsumsätze des Verarbeitenden Gewerbes in der Region zum vierten Mal in Folge ein neues Allzeithoch. Die Umsätze stiegen in 2015 um 2,9 Prozent gegenüber 2014 mit 14,4 Milliarden Euro. Allerdings konnte der „traditionelle“ Abstand zu Land und Bund nicht verringert werden. Das liegt unter anderem an dem bereits erwähnten Branchenmix. So liegt die Exportquote des Maschinenbaus bei über 50 Prozent, bei den Möblern und in der Nahrungsmittelindustrie immerhin noch um die 30 Prozent. Allerdings sind in Ostwestfalen besonders exportorientierte Branchen, wie die Chemie- und Automobilindustrie, unterrepräsentiert. Die politischen Zeichen zum Welthandel sehen gerade alles andere als optimistisch aus, wie können unsere heimischen Familienunternehmen hier positive Akzente setzen? MEIER-SCHEUVEN: Wichtig ist, dass unsere Unternehmen „am Ball

bleiben“ und sich nicht von den Weltmärkten zurückziehen. Punkten können wir in jedem Fall mit unserer Innovationsstärke, hochwertiger Technologie, qualitativen Produkten und der typischen ostwestfälischen Zuverlässigkeit. Unsere Auslandsreisen mit den Wirtschaftsdelegationen tragen sicherlich dazu bei, dass insbesondere der Mittelstand ein Gefühl für Exportmöglichkeiten in neue Länder entwickelt. Laden Sie auch mal Gegenbesuch aus anderen Ländern nach Ostwestfalen ein? MEIER-SCHEUVEN: Das tun wir regelmäßig, insbesondere mit unserer jährlichen Internationalen IHK-Begegnungswoche „Ostwestfalen meets ...“. Bereits seit 2002 gibt es dieses Veranstaltungsformat mit einer Mischung aus Wirtschaft, Politik und Kultur. Die ausgewählten Länder waren bisher Skandinavien, Indien, China, Frankreich, Russland, die Türkei, Polen, die Vereinigten Arabischen Emirate, die USA, der ASEAN-Raum, Österreich-Italien-Schweiz, die Ostsee-Anrainerstaaten, Brasilien und im vergangenen Jahr zum zweiten Mal China. Rund 15.000 in- und ausländische Gäste besuchten bis jetzt die etwa 170 Veranstaltungen und ließen sich von insgesamt knapp 1.000 Marktexperten informieren. In diesem Jahr richten wir statt der Begegnungswoche den Außenwirtschaftstag aus. Nächstes Jahr heißt es dann wieder „Ostwestfalen meets ...“. Dabei stimmen unsere Unternehmen über das Partnerland ab. Zur Wahl stehen diesmal Großbritannien, die USA und Südkorea. Wie sehen Sie die aktuellen Entwicklungen im russischen Markt, auch gerade mit Blick auf die Möbel- und Lebensmittelindustrie in Ostwestfalen? MEIER-SCHEUVEN: Natürlich leidet auch die ostwestfälische Wirtschaft unter den Sanktionen, insbesondere der Maschinenbau und die Nahrungsmittelindustrie.Hier ist die Politik gefordert, Lösungen zu finden, wie der Handel an Schwung gewinnen kann. Langfristig gehe ich aber davon aus, dass Russland wieder ein bedeutender Abnehmer für unsere Produkte und Dienstleistun-

gen werden wird. Derzeit erleben wir zum Glück eine Trendwende in Spanien und Italien, aber auch Großbritannien läuft gut. Das federt die russische Exportentwicklung etwas ab.

Insofern ist die weitere Ausrichtung der US-Wirtschaftspolitik von ganz besonderer Bedeutung, auch für Ostwestfalen. Im momentanen USWahlkampf erleben wir da zurzeit ganz unterschiedliche Positionen und Konzepte.

Der drohende Brexit spielt also noch keine Rolle? MEIER-SCHEUVEN: Sagen wir es so, ich hoffe und glaube immer noch, dass sich die britische Politik doch anders entscheiden. Schließlich gibt es erste Vorzeichen, wie teuer der Brexit für Großbritannien werden kann. Warten wir es ab.

Clinton oder Trump – wem drücken Sie persönlich die Daumen? MEIER-SCHEUVEN: Ich drücke dem amerikanischen Volk die Daumen, dass es die richtige Entscheidung triff und einer wachstumsorientierten Wirtschaftspolitik zum Durchbruch verhilft.

Ein anderer großer Partner wird im November – zumindest politisch – auf die Probe gestellt – die USA. Wie wichtig ist der Ausgang der US-Wahlen auf den heimischen US-Export? MEIER-SCHEUVEN: Erstmals seit 55 Jahren wurden die USA im vergangenen Jahr wieder der wichtigste Handelspartner der deutschen Wirtschaft. Das werden sie voraussichtlich auch in Zukunft bleiben.

Mit Blick auf die USA bleibt die Frage nach dem umstrittenen Freihandelsabkommen. Wie beurteilt die heimische Wirtschaft das Thema aus Ihrer Sicht? MEIER-SCHEUVEN: Das ist ein überaus wichtiges Thema. Insbesondere vor dem Hintergrund des weltweit zunehmenden Protektionismus und der weltweiten Krisen wäre es ein wichtiges Signal, dass sich

Europa und die USA einigen. TTIP gibt uns die Chance, die Regeln des Welthandels von morgen mitzugestalten. Unnötige bürokratische Handelsbarrieren können so abgebaut werden. Unsere Schutzstandards oder demokratische Prozesse dürfen dabei aber natürlich nicht geschwächt werden. Sollte TTIP scheitern, kann das für Jahrzehnte den westlich orientierten Welthandel beeinflussen. Die USA würden sich bestimmt weiter nach Asien orientieren. Das kann nicht im Sinne unserer heimischen Wirtschaft sein. China gehört ja auch zu den Schwerpunkten beim Außenwirtschaftstag. Sind wir in Asien bereits so gut aufgestellt wie in anderen Ländern – auch im bundesweiten Vergleich? MEIER-SCHEUVEN: Nach den Ergebnissen unseres jährlichen IHKExportbarometers Ostwestfalen kommt China bei den Auslandsinvestitionen auf Platz zwei, hinter den Ländern der „Eurozone“. Als Hauptmotive geben die Firmen hier den Ausbau ihrer Vertriebs- und Kundendienstnetze an. Insgesamt blicken die ostwestfälischen Unternehmer recht optimistisch auf das laufende Jahr. Für circa zwei Drittel aller Märkte überwiegen die positiven Einschätzungen, auch für China erwarten die Unternehmen für die Zukunft überwiegend Positives. Das führt zu der Frage, welche Bedeutung unsere Wirtschaftsregion im weltweiten Handel spielen kann? MEIER-SCHEUVEN: Unsere Region ist durch viele Hidden Champions gekennzeichnet, die in ihren jeweiligen Marktsegmenten Weltmarktführer sind. Dazu kommen die erwähnten familiengeführten Betriebe mit ihrer ganz besonderen Unternehmenskultur. Damit bedienen wir in Ostwestfalen eher die qualitativ anspruchsvollen Nischen als die „breite Masse“. Das wird international durchaus wahrgenommen.

DZVYe UZV HV]e Z^ F^ScfTY+ Wolf D. Meier-Scheuven

FOTO: ANDREAS ZOBE

Der Außenwirtschaftstag ist sicherlich eine gute Gelegenheit, das Thema Globalisierung für die ostwestfälische Wirtschaft voranzutreiben. Was erhoffen Sie sich als IHK-Präsident und als Geschäftsführer von Boge persönlich von diesem Tag? MEIER-SCHEUVEN: Also, Boge

Kompressoren hat heute bereits einen Exportanteil von bis zu 65 Prozent. Der Außenwirtschaftstag wird uns alle sensibilisieren. In den Workshops geht es sehr in die Tiefe. Das wird ein spannender Tag und hoffentlich noch mehr ostwestfälische Unternehmen motivieren, im Ausland neue Märkte zur erschließen. Wenn Sie einen solchen Tag als „Importwirtschaftstag“ veranstalten würden, welche Länder würden dann eine besonders wichtige Rolle spielen? MEIER-SCHEUVEN: Die meisten Importe nach NRW kamen im zurückliegenden Jahr aus China. Vorne dabei sind natürlich die traditionellen europäischen Partner Niederlande, Frankreich, Belgien, Italien, das Vereinigte Königreich und Polen. Die USA spielen ebenfalls eine große Rolle, sie sind unser zweitwichtigstes außereuropäisches Lieferland. Sicher gab es viele IHKs, die diesen Tag gern ausgerichtet hätten. Wie ist es gelungen, ihn nach Bielefeld zu „importieren“? MEIER-SCHEUVEN: Der „IHKAußenwirtschaftstag NRW“ wird alle zwei Jahre an wechselnden Standorten organisiert. Ausrichter sind dabei alle 16 IHKs des Landes. Nach Krefeld, Düsseldorf, Essen, Münster, Dortmund und Köln wollten wir diesen Tag eben auch einmal in Bielefeld gestalten – angesichts unserer starken ostwestfälischen Wirtschaftsregion sicherlich eine gute Wahl. Und zum Abschluss. Seit einigen Jahren trägt Ostwestfalen den Titel Spitzencluster Region. Das ist ein toller Titel. Doch hat das regional- und bundesweit prestigeträchtige Projekt auch Strahlkraft im globalen Handel? MEIER-SCHEUVEN: Ja, auf jeden Fall. Denn Teil des SpitzenclusterKonzeptes ist es, internationale Kontakte zu knüpfen. Bislang hat der Austausch mit China, Großbritannien, Polen und Skandinavien stattgefunden. Auch hier gilt, dass wir als Technologie-Region für das Thema Industrie 4.0 international wahrgenommen werden. Das Gespräch führte Patrick Schlütter

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Wirtschaft

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DeáT\ Wác DeáT\ UV_ FD>Rc\e Vc`SVce G_f\e`o :fekXZk1 Seit 35 Jahren ist der Marktführer in der Elektrotechnik und Automation bereits in den USA aktiv –

USA Exporte NRW: 12.018 Mill. Euro Anteil am NRW-Exportvolumen: 6,6 Prozent (2015) DAS LAND IM FAKTENCHECK Ländername: United States of America/Vereinigte Staaten von Amerika Klima: überwiegend warm- und kühlgemäßigte Zone Lage: Nordamerikanischer Kontinent zwischen 26. und 49. Breitengrad. Weitere Gebiete – Überseegebiete (mit unterschiedlichem Rechtsstatus): Puerto Rico, Virgin Islands, Guam, Nördliche Marianen, American Samoa Landesfläche: 9.857.306 Quadratkilometer (circa 25-fache Größe Deutschlands) Hauptstadt: Washington, D.C.; Stadt: circa 658.000 Einwohner; Großraum: 5,95 Millionen Einwohner Bevölkerung: 319 Millionen Einwohner; davon circa 55 Millionen Amerikaner lateinamerikanischer Herkunft, circa 40 Millionen AfroAmerikaner, circa 17 Millionen Amerikaner asiatischer Herkunft, circa 2 Millionen Amerikaner indianischer Herkunft Bevölkerungsdichte: circa 33 Einwohner pro Quadratkilometer, circa. 82 Prozent der Bevölkerung lebt in städtischen Ballungsgebieten Landessprache: Englisch, lokal auch Spanisch Bruttoinlandsprodukt (BIP): etwa 15,98 Billionen Euro (Stand: 2015) Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf: etwa 49.695 Euro (Stand: 2015)

eine Zeit mit einigen Tiefen und vielen Höhen. Und was bringt die Zukunft? Von Anne Wunsch

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s war ein sehr mutiger und ein sehr weitsichtiger Schritt.“ Das sagt Dr. Martin Heubeck, Mitglied der Geschäftsführung bei Phoenix Contact und für die Bereiche Finanzen und Controlling zuständig, heute, wenn er auf diese 35 Jahre zurückschaut. Denn im Jahr 1981 startete das Unternehmen aus Blomberg das „Unternehmen USA“. Phoenix Contact stellt Produkte und Lösungen aus dem Bereich der elektronischen Verbindungs- und Automatisierungstechnik her. Konkreter: „Diese Verbindungstechnik braucht man überall auf der Welt, wo Strom fließt“, erklärt Heubeck. Beim zweiten großen Feld, der Automatisierungstechnik, stellt Phoenix Contact Produkte her, um Fabriken und Maschinen zu automatisieren. Das Unternehmen bietet dann branchenspezifische Lösungen an – für die Automobil-, Solar und die Öl- und Gasindustrie zum Beispiel. Auch in der Türsteuerung von Zügen stecken Produkte des ostwestfälischen Unternehmens. Doch zurück zum amerikanischen Markt. Dort habe es im Laufe der nun 35 Jahre Höhen und Tiefen gegeben, erklärt Geschäftsführer Heubeck. Die Finanzkrise 2009 und auch schon der Start 1981 in Harrisburg (Pennsylvania) habe das Unternehmen vor Herausforderungen gestellt, denn: „Wir konnten die Produktpalette nicht eins zu eins übersetzen, die Amerikaner haben zum Beispiel andere elektrische Spannungen und Abmessungen“, sagt Heubeck. Doch was einst als Herausforderung begann, bietet jetzt Vorteile. An den insgesamt vier Stützpunkten in den USA werden

>RceZ_ 9VfSVT\+ Mitglied der Geschäftsführung bei Phoenix Contact.

Unternehmen

3]ZT\ Z_ UZV FD2+ Vor 35 Jahren startete Phoenix Contact im amerikanischen Harrisburg. So sieht der Firmensitz heute aus – mit deutscher und US-amerikanischer Flagge. FOTOS: PHOENIX CONTACT

nicht nur spezifische Produkte für den US-Markt entwickelt, sondern auch für den europäischen und deutschen Markt. „Im High-TechBereich entwickeln die Amerikaner die weltweite Software und Industrie-PCs“, erklärt der Geschäftsführer. Ergebnis: Rund 13 Prozent des gesamten Weltumsatzes von Phoenix Contact werden in den USA gemacht, der zweitgrößte Markt für das weltweit agierende Unternehmen. Den Austausch mit den amerikanischen Kollegen bezeichnet Heubeck als „sehr, sehr eng“ – kulturelle Unterschiede gebe es heute kaum noch. „Die sind jetzt nicht

größer als zwischen Lippern und Bayern.“ Auch der persönliche Austausch funktioniert – ständig sind Kollegen vor Ort und Kunden wie Mitarbeiter aus den USA kommen nach Blomberg. Und wie schaut Phoenix Contact bezüglich des US-Marktes in die Zukunft? „Insgesamt sehr optimistisch“, antwortet Heubeck. Zwar merke das Unternehmen zum Beispiel den Investitionsrückgang im Öl- und Gasgeschäft, dafür investieren die Amerikaner in der Solarund Windindustrie. Insgesamt sei das Unternehmen breit aufgestellt, Beispiel Energiebranche. „Jedes Land

braucht Energie, egal woher“, erklärt Heubeck. „Ob Öl, Gas, Wind oder Solar – wir sind überall aktiv.“ Außerdem positiv beim Blick in die USA: „Derzeit laufen schon Reindustrialisierungsprogramme. Die Stimmung ist so, dass man wieder mehr Industrie im eigenen Land haben will und nicht zum Beispiel nach Asien verlagert.“ Ein Vorteil für das ostwestfälische Unternehmen, mit seinen insgesamt rund 800 Mitarbeitern in den USA. Auch auf die bevorstehenden Präsidentschaftswahlen im November guckt der Geschäftsführer mit einer gewissen Gelassenheit. Man werde die Entwick-

´ Phoenix Contact ist nach eigenen Angaben weltweiter Marktführer in der Elektrotechnik und Automation. Das Familien-Unternehmen mit Stammsitz in Blomberg beschäftigt weltweit mehr als 14.500 Mitarbeiter, 2015 erzielte es einen Umsatz von 1,91 Milliarden Euro. lung abwarten müssen und dann die nächsten Schritte überlegen. Etwas „typisch amerikanisches“ kann Heubeck an seinen US-Kollegen nicht feststellen. „In diesem Land gibt es fast alles“, sagt er. Da müsse man sich nur Donald Trump und den ehemaligen Kandidaten Bernie Sanders anschauen. Übrigens sei auch die Zeitverschiebung kein Problem bei der Kommunikation mit der Tochtergesellschaft in Pennsylvania, im Gegenteil: „Die ist sogar förderlich. Wenn wir vor abends noch eine Mail schicken, haben wir zu Arbeitsbeginn am nächsten Morgen die Antwort.“

I H K - A k a d e m i e O st we st f a l e n

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:_eVc_ReZ`_R] Z^^Vc RfW UVc 9ÛYV IHK-Akademie Ostwestfalen bietet neue Zertifikatslehrgänge für Außenwirtschaftskräfte an ¥ Die IHK-Akademie Ostwestfalen reagiert verstärkt auf die wachsenden Exportquoten der heimischen Wirtschaft. So gibt es gleich zwei interessante Lehrgänge für Fachkräfte der Außenwirtschaft: Den „Einkaufsmanager international (IHK)“ sowie die „Fachkraft Zoll (IHK)“.

¥ Standorte der IHK-Akademie Ostwestfalen GmbH:

IHK Ostwestfalen zu Bielefeld, Elsa-Brändström-Straße 1-3 33602 Bielefeld Tel. (05 21) 554 – 300

Zweigstelle Paderborn/Höxter, Stedener Feld 14 33104 Paderborn Tel. (0 52 51) 15 59 – 30

S

chon heute absolvieren jedes Jahr 20 Prozent aller Teilnehmer der IHK-Akademie Ostwestfalen eine Weiterbildung zum Thema Außenwirtschaft. Ständig neue Gesetze, Veränderungen der internationalen politischen Zusammenarbeiten oder EU-Verordnungen: Es gibt wohl kaum einen Bereich in einem Unternehmen, der von einem größeren Wandel betroffen ist, als die Außenwirtschaft. Das Wissen um Zollabwicklung und Exportkontrolle sind Schlüsselqualifikationen, die jedes Unternehmen benötigt. Heike Sieckmann von der IHKAkademie Ostwestfalen erläutert die Bedeutung: „Wenn sich der Zollkodex ändert, müssen die Firmen reagieren und sich über die neuen Rahmenbedingungen informieren. Wir verzeichnen inzwischen jedes Jahr eine größere Nachfrage.“ Mit dem IHK-Zertifikatslehrgang „Fachkraft Zoll“ werden aktuelle Verfahren des Ex- und Imports für Waren und Dienstleistungen behandelt. Themen sind u. a. Zoll- und Außenwirtschaftsrecht, Warenursprung und Präferenzen, Zollversandverfahren, Binnenhandelsgeschäfte oder Einfuhrverfahren. Los geht es beispielsweise in Paderborn am 16. September. Insgesamt absolvieren die Teilnehmer an acht

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>Rc\eTYR_TV_ hV]ehVZe _fekV_+ Damit Unternehmen und ihre Mitarbeiter international erfolgreich agieren, bieten Gunnar Utech, Heike Sieckmann und Ute Horstkötter-Starke (v. l.) von der IHK-Akademie Ostwestfalen zahlreiche Weiterbildungsmöglichkeiten an.

Weiterbildungstagen 64 Stunden. Natürlich gibt es an der IHK-Akademie noch weitere Zoll-Seminare. In vier Blöcken wird beispielsweise das Thema „Exporttechnik“ behandelt – von den Grundlagen bis zum Akkreditiv. Ganz neu ist jetzt allerdings der Zertifikatslehrgang „Einkaufsmanager International (IHK)“. Nach einer ersten Pilotphase startet das Weiterbildungsangebot im November. Ideengeber und Kursleiter Gunnar Utech: „Die Bedeutung des Einkaufs für den Unternehmens-

erfolg ist hinreichend bekannt. Aber es gibt keine spezielle Ausbildung zum Einkäufer. Die meisten sind Kaufleute, die irgendeines Tages im Einkauf ’gelandet’ sind.“ Hier setzt der neue Lehrgang der IHK-Akademie an. „Wir wollen zunächst ein Basiswissen vermitteln, um dann die heutige globale Ausrichtung zu beleuchten“, sagt Utech. Denn nur, wer umfangreiche Kenntnisse habe, könne Chancen und Risiken im internationalen Einkauf erfolgreich managen. Der erste Lehrgang be-

ginnt am 11. November und umfasst 14 Unterrichtstage. Themen sind unter anderem Rechtsgrundlagen für den Einkauf, Einkaufsmarketing, Preisanalyse, Controlling, Importabwicklung oder Rechtliche Grundlagen im internationalen Einkauf. „Wichtig ist allerdings: Das Zertifikat „Einkaufsmanager International (IHK)“ ist keine Berufsbezeichnung nach dem Berufsbildungsgesetz. Dafür gibt es immer noch die Möglichkeit an der Akademie, seinen Fachwirt zu machen. Das dauert allerdings ein-

einhalb Jahre statt drei Monate“, sagt Utech. Wer sich abseits eines Lehrgangs über weltweite Marktchancen auf dem Laufenden halten möchte, kann die Veranstaltungen der IHK besuchen. So steht am 15. September auf dem Programm „Die Verantwortung der Geschäftsführung im Zollverfahren – Persönliche Haftung und Risiken.“ Aktuelle Aspekte des Auslandsgeschäfts gibt es kostenlos für Newsletterabonnenten von „Ostwestfalen International“ unter www.ostwestfalen.ihk.de/newsletter

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Infos: Heike Sieckmann Tel.: 0521 554-105 [email protected]

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Wirtschaft

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6Z_V 9R_U hÊdTYe UZV R_UVcV+ Die USA und Deutschland sind traditionell starke Handelspartner, seit dem vergangenen Jahr sind die Vereinigten Staaten Exportland Nummer eins für die heimische Wirtschaft.

FOTO: ISTOCK

rHZc dZ_U [Veke 5VfedTY]R_Ud XcÛÅeVc 2S_VY^Vc} KiXejXkcXek`jZ_\ 9\q`\_le^\e1 Der amerikanische Botschafter S. E. John B. Emerson erklärt im Interview, warum Familienunternehmen in Amerika genauso

wichtig sind wie in Ostwestfalen, er spricht über die Verbindung der beiden Länder und hat einen sicheren Tipp zum Ausgang der Wahlen in den USA

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ie wichtig sind NRW und die Region OstwestfalenLippe (OWL) als Wirtschaftspartner für die USA? S. E. JOHN B. EMERSON: Sehr wichtig. Das größte der vier Büros des U.S. Commercial Service, der offiziellen US-Behörde für Exportförderung, befindet sich in Nordrhein-Westfalen. Schon das zeigt, wie wichtig dieses Bundesland und High-Tech-Regionen wie Ostwestfalen-Lippe für den transatlantischen Handel und transatlantische Investitionen sind. So geht aus dem jüngsten Jahresbericht von Miele hervor, dass das Unternehmen 70 Prozent seines Absatzes in der Hausgeräte-Sparte außerhalb Deutschlands verzeichnet. Das Wachstum des US-Marktes – und wir sind jetzt Deutschlands größter Abnehmer – wird darin als eine Ursache für die um zehn Prozent gestiegenen Verkaufszahlen angeführt. Oder nehmen wir die Investitionen. Amerikanische Firmen haben in NRW 11,4 Milliarden USDollar investiert.

Welche Erfahrungen haben Sie mit den für OWL typischen Familienunternehmen in den USA gemacht? EMERSON: Erstens war ich selbst 16 Jahre lang für ein mittelständisches Unternehmen tätig. Der privat geführte Familienbetrieb hat sich zu einer der größten Investmentgesellschaften der Welt entwickelt. Allgemeiner gesagt: Von einigen der renommiertesten Unternehmen der Welt über die kleinen und mittleren Unternehmen, die unseren Kommunen Halt geben, bis hin zu den High-TechStartups, die dafür sorgen, dass wir ganz vorne mit dabei sind: Familienunternehmen bilden das Rückgrat der deutschen und amerikanischen Wirtschaft. Sie haben enge Beziehungen zu ihren Kunden, ihren Angestellten und den Gemeinden an ihrem Standort, die auf gemeinsamen Interessen und Verantwortungsgefühl beruhen, weshalb sie häufig eine Art Vertrauensvorschuss genießen. Sie investieren langfristig und sind weniger anfällig für die Unwägbarkeiten der Aktienmärkte. In den vergangenen drei Jahren hatte ich mehrfach die Gelegenheit, mit Vertretern der deutschen Wirtschaft über Chancen und Herausforderungen der kommenden Jahre zu sprechen. Meine Frau und ich kommen aus Kalifornien, einem Bundesstaat, der für seine Startup-Kultur berühmt ist, und wir

haben auch überall in Deutschland junge Innovatoren und Unternehmer kennengelernt. Das Phänomen, das wir im Silicon Valley haben, entwickelt sich hier in Deutschland auf seine Weise, so wie hier in Ostwestfalen-Lippe. Oft werde ich gefragt, wie der Staat Innovation am besten fördern kann. Risikokapitalgeber sagen, dass Scheitern schnell geht, Erfolg aber seine Zeit braucht. Ich betone deshalb gerne, dass unternehmerische Risiken durch die Beseitigung struktureller Hindernisse minimiert werden können und das Erkennen anfänglicher Fehler oft später zum Erfolg führt. Wir haben uns mit den Kommunen auch darüber unterhalten, welche Erfahrungen sie mit Unternehmern mit Migrationshintergrund und mit Unternehmerinnen gemacht haben. Im Silicon Valley hat in mehr als der Hälfte der neu gegründeten Technologiefirmen einer der Gesellschafter einen Migrationshintergrund! Das gilt auch für eine Reihe von OECD-Ländern, in denen diese Unternehmen für ein massives Beschäftigungswachstum verantwortlich sind. Dass es sich in unseren beiden Ländern positiv auswirkt, wenn Einwanderer kleine Unternehmen besitzen, ist nicht zu bestreiten. Was erwarten Sie von den zukünftigen Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und den USA? EMERSON: Ich bin zuversichtlich. Die Vereinigten Staaten waren im vergangenen Jahr Deutschlands wichtigster Exportmarkt – zum ersten Mal seit Jahrzehnten. Deutschland ist auch der größte Handelspartner der Vereinigten Staaten in Europa. Wir unterhalten maßgebliche bilaterale Investitionsbeziehungen. Unterm Strich sichern unsere Wirtschaftsbeziehungen die Arbeitsplätze von weit mehr als einer Million Menschen in unseren beiden Ländern. Die Innovationskraft der Privatwirtschaft zu nutzen, ist eindeutig der richtige Weg, um Wirtschaftswachstum zu sichern, gute Arbeitsplätze zu schaffen und die Kommunen zu stärken. In dieser Hinsicht sind die Vereinigten Staaten und Deutschland führend. Wir können auf eine lange Geschichte der Zusammenarbeit im öffentlichen und privaten Sektor zurückblicken. Nur wenige andere Länder strahlen diese Entschlossenheit, diese Fähigkeiten und dieses Vertrauen aus.

Wie wird TTIP diese Wirtschaftsbeziehungen verändern? EMERSON: Kaum ein anderes Land kann von zunehmendem, reguliertem globalem Handel stärker profitieren als Deutschland mit seiner soliden, exportorientierten Wirtschaft. Andere EU-Mitgliedstaaten haben mit hohen Arbeitslosenzahlen und geringem Wachstum zu kämpfen. Dem kann durch den Abbau von Handelsschranken entgegengewirkt werden, der die Schaffung von Arbeitsplätzen begünstigt.

¾cfYXc`j`\ile^ e`Z_k ^c\`Z_qlj\kq\e½ Alle Staaten, die an den Verhandlungen beteiligt sind, werden von den niedrigeren Zöllen und der Abschaffung nichttarifärer Handelsschranken profitieren, die Teil der Transatlantischen Handels- und Investitionspartnerschaft sind. Studien zu-

folge würden zu den Vorteilen auch ein höheres BIP und steigende Exportzahlen gehören, was sich wiederum auf Arbeitsplätze und Gehälter auswirken würde, da die Gehälter im Exportbereich in der Regel höher sind. TTIP ist eine Chance für kleine Unternehmen, für die die Kosten des internationalen Handels aktuell ein unüberwindbares Hindernis darstellen. Zudem bietet TTIP auch die Chance, ein umfassendes Abkommen mit hohen Standards zu schaffen, das Arbeitnehmer, Verbraucher und die Umwelt schützt und gleichzeitig Stabilität, Berechenbarkeit und demokratische Standards fördert. Die durch Globalisierung und Technologie ausgelösten wirtschaftlichen, kulturellen und demografischen Veränderungen, haben zu Ängsten und Unsicherheiten im Hinblick auf sich wandelnde Arbeitsplätze, stagnierende Gehälter und Einkommensungleichheit geführt. Es ist wichtig, Handelsabkommen und Globalisierung nicht gleichzusetzen. Mit Handelsabkommen können wir die Globalisierung gestalten und auftreten-

de Probleme im Zusammenhang mit neuen Technologien und digitalem Handel thematisieren, insbesondere, wenn sie sich auf unsere Arbeit und die Umwelt auswirken. Neben Investitionen in Infrastruktur, Bildung und Ausbildung können Abkommen wie TTIP ein Teil der Lösung für die Verwerfungen sein, die die Globalisierung und neue Technologien mit sich bringen. Wann erwarten Sie den Abschluss von TTIP? EMERSON: 2007 sind Deutschland und die EU mit dem Vorschlag an die Vereinigten Staaten herangetreten, über ein Freihandelsabkommen zu verhandeln, weil sich daraus klare wirtschaftliche und strategische Vorteile ergeben würden. Seit die Verhandlungen vor drei Jahren offiziell aufgenommen wurden, wurden wesentliche Fortschritte gemacht. Bei der Hannover Messe im April sagte Präsident Obama, die Vereinigten Staaten seien bereit, alles zu tun, um noch dieses Jahr – vor dem bevorstehenden politischen Wechsel – ein ehrgeiziges,

Zur Person

3R]U 8Rde Z_ 3ZV]VWV]U+ S. E. John B. Emerson.

´ John Emerson und seine Frau Kimberly haben beide deutsche Wurzeln, die bis zu ihren Großeltern zurückreichen. Das Paar hat drei Kinder. Am 15. August 2013 traf die Familie in Berlin ein. ´ John Emerson stammt ursprünglich aus einem Vorort von New York. Er erwarb seinen Bachelor of Arts in Verwaltung und Philosophie am Hamilton College und seinen Juris Doctor an der University of Chicago. ´ Von 1993 bis 1997 war Emerson hochrangiger Mitarbeiter im Stab von Präsident Clinton. Er war stellvertretender Leiter des Personalbüros des Präsidenten und anschließend stellvertretender Leiter des Büros für behördenübergreifende Angelegenheiten. ´ Emerson ist gesellschaftlich engagiert und war Vorsitzender verschiedener gemeinnütziger Organsiationen in Los Angeles sowie Mitglied des Pacific Council on International Policy und des Council on Foreign Relations.

umfassendes und gutes Abkommen abzuschließen. Welche Auswirkungen wird der Brexit auf die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und den USA haben? EMERSON:Unsere besonderen Beziehungen zu Großbritannien werden weiter bestehen und unsere Beziehungen zur Europäischen Union stark und dauerhaft bleiben. Die Vereinigten Staaten haben großes Interesse an einer Partnerschaft mit einem möglichst starken und offenen Europa, das in der Lage ist, mit uns zusammenzuarbeiten, um unsere gemeinsamen Interessen und Werte zu fördern. Das gilt zweifellos in wirtschaftlicher Hinsicht, aber ebenso für eine ganze Reihe von Sicherheitsbelangen, internationalen und strategischen Angelegenheiten. Wer wird Ihrer Einschätzung nach nächster USA-Präsident beziehungsweise Präsidentin? EMERSON: Es herrscht weitgehend Einigkeit darüber, dass die Wahlen 2016 zu den ungewöhnlichsten Präsidentschaftswahlen in der jüngeren Geschichte der Vereinigten Staaten gehören. Während meiner drei Jahre als Botschafter standen einige komplexeundschwierigeThemenauf der transatlantischen Tagesordnung: die NSA, die Ukraine, Sanktionen gegen Russland, Griechenland, die ISTerrormiliz und der Kampf gegen den Terrorismus, Flüchtlinge und der Brexit – aber nichts war schwieriger zu erklären, als das, was gerade in unserem Präsidentschaftswahlkampf vor sich geht, geschweige denn, eine Prognose zu wagen, wer Präsident wird. So viel kann ich sagen: Es wird entweder Hillary Clinton oder Donald Trump sein! Welche Auswirkungen wird die Wahl auf die zukünftigen Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und den USA haben? EMERSON: Es wäre nicht im Sinne eines neuen Präsidenten, Änderungen einzuführen, die den starken Wirtschaftsbeziehungen schaden, die sich im Lauf der letzten Jahrzehnte zwischendenVereinigtenStaatenund Deutschland entwickelt haben. Sowohl deutsche als auch amerikanische Politiker wissen, dass eine starke Wirtschaft ihren Wählern zugutekommt. Die Fragen stellte Jörg Deibert, Pressesprecher der IHK Ostwestfalen zu Bielefeld

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och Hilfe ist möglich. Das Unternehmen Bautenschutz Bogumil aus Büren ist ein Spezialist in Sachen Reinigung und Beschichtung von Dächern, die in die Jahre gekommen sind. Nach Abschluss der meist zweitägigen Sanierungsarbeiten sehen die Dachflächen nicht nur wie neu aus, auch die Dachsubstanz kann für viele weitere Jahre durch diese Maßnahme geschützt werden. „Wer heute sein Dach auf den neusten Stand der Wärmedämmung nach der Energiesparverordnung ( EnVo) bringen und neu eindecken möchte, muss, bei einer in der Region üblichen Dachfläche von ca. 200 Quadratmetern, mit Kosten bis zu 35.000 Euro rechnen“, sagt Inhaber Andre Bogumil. Dass es auch anders geht, beweist das seit 14 Jahren in Büren beheimatete Unternehmen Bautenschutz Bogumil. In einem Zeitraum von rund zwei Werktagen wird das Dach mit hohem Wasserdruck gründlich gesäubert. Dabei wird vollständig auf chemische Zusätze verzichtet. Nach der Abtrocknung wird eine wetterfeste, umweltverträgliche und hochelastische Kunststoffbeschichtung aufgetragen. „Das Dach sieht danach

teil der Kosten einer Neueindeckung. In vielen Fällen ist eine fachmännische Reinigung und anschließende Neubeschichtung der Dacheindeckungsoberfläche eine sinnvolle Maßnahme, die die Lebensdauer Ihres Daches um etliche Jahre verlängern kann. Am Anfang steht bei uns immer eine für Sie kostenlose und unverbindliche Dachanalyse. Bei einem gemeinsamen Termin vor Ort begutachten wir den Zustand Ihres Daches. Danach besprechen wir mit Ihnen, ob eine Dachbeschichtung bei Ihrem Objekt möglich und sinnvoll ist und unterbreiten Ihnen ein ausführliches Festpreis-Angebot. Eine fachgerechte Reinigung ist die Basis für eine robuste und langlebige Beschichtung. In rund zwei Werktagen wird das Dach mit hohem Wasserdruck und speziellen Frässystemen gründlich gesäubert. Dieser Arbeitsgang ist ein rein mechanischer Vorgang, der ausschließlich mit Wasser ohne chemische Zusätze durchgeführt wird. Nach der Antrocknung wird eine wetterfeste, umweltverträgliche und hochelastische Kunststoffbeschichtung mit einer Haltbarkeit von bis zu 25 Jahren aufgetragen.

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nicht nur wie neu aus, es ist dann auch wieder bis zu 25 Jahre vor Wind und Wetter geschützt“, sagt Andre Bogumil. Zwischen 3.500 und 5.000 Euro betragen im Schnitt die Kosten für eine solche Dachsanierung. Darin enthalten sind nicht nur die Arbeiten und Materialkosten, sondern auch eine vorausgehende, umfangreiche Dachanalyse. Diese beinhaltet zudem die Überprüfung der Dachpfannen, Dachrinnen und Dachfenster. Die Erneuerung der

beschädigten Teile wird von dem Unternehmen auf Wunsch mit durchgeführt. „Ein gründlicher Check ist ebenfalls zu empfehlen, wenn die Installation einer Photovoltaikanlage geplant ist“, sagt der Bürener Unternehmer. Denn diese benötigen als Fundament eine sichere Dachhaut. „Befindet sich eine solche Anlage erst einmal auf dem Dach, werden die Kosten für eine nachfolgende Dachsanierung ungleich höher“,

weiß Andre Bogumil aus umfangreicher Erfahrung. Erfahrung und fachliche Kompetenz sind es auch, welche das bis zu zwölf Mitarbeiter zählende Team von Bautenschutz Bogumil auszeichnet. In den vergangenen Jahren hat das Unternehmen allein in Ostwestfalen über 2.500 Dächer gereinigt und beschichtet. „Damit sind wir die Nummer eins in OWL“, freut sich der gebürtige Werler, der seit 20 Jahren in der Branche tätig ist.

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Seit 14 Jahren hat Andre Bogumil seinen Firmensitz am Westring im Bürener Industriegebiet West. Doch bei diesem einen Standort soll es nicht bleiben. Der langjährige Vorsitzende der „RAL-Gütegemeinschaft Dachsanierung und Dachreinigung“ möchte weiter expandieren. Von den Entwicklungsmöglichkeiten der Oberflächentechnik und in Sachen Haltbarkeit ist Andre Bogumil begeistert.

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Wirtschaft

MITTWOCH 31. AUGUST 2016

6Z_ 8]`SR] A]RjVc SVZ UV_ \]VZ_deV_ EVZ]TYV_ 9Xok\i FeZfcf^p1 Seit jeher werden bei dem Pharmahersteller in Bielefeld und Halle – den früheren Asta-Werken – lebensrettende Medikamente hergestellt.

Doch das ist bei weitem nicht die einzige Expertise, die Unternehmen und Mitarbeiter vorzuweisen haben Von Alexander Heim

M

it dem Arzneistoff Cyclophosphamid legten die Asta-Werke in den 1950er Jahren den Grundstock dafür, zu einem der wichtigsten Hersteller von Zytostatika weltweit zu werden. Vor 40 Jahren wurde am Standort Halle der Betrieb aufgenommen. Und während in Bielefeld bis heute Wirkstoffe hergestellt und produziert werden, werden diese in Halle dann abgefüllt und vertriebsbereit gemacht. 517 Mitarbeiter sind für Baxter Oncology in Halle, wie das Unternehmen seit der Übernahme durch die Baxter-Gruppe zur Jahrtausendwende nunmehr heißt, tätig. Allesamt hochqualifiziert. Denn: „Moderne Maschinen und gut ausgebildete und motivierte Mitarbeiter sind das A und O“, ist Matthias Bärtels, Betriebsleiter der neuen Produktionsstätte PPE überzeugt. Warum gerade das so wichtig ist? „Die Herausforderung bei unseren Produkten ist die Sterilität, alles wirklich keimfrei zu produzieren“, erläutert Frank Generotzky, seit März Geschäftsführer und Standortleiter der Werke in Halle und Bielefeld. Dass dem Unternehmen dieses bravourös gelingt, belegen die kontinuierlichen Kontrollen. „Aus Halle“, erläutert Frank Generotzky nicht ohne Stolz, „versorgen wir alle Länder der Welt. Weit über 90 Prozent unserer Kunden sitzen außerhalb von Deutschland“, benennt der 46-Jährige eine markante Zahl. „Unsere Export-Quote beträgt 97 Prozent.“ Der Standort Halle ist dabei einer von rund 15 weiteren Baxter-Produktionsstätten innerhalb Europas. „Der amerikanische Markt ist dominant für uns“, so Frank Generotzky weiter. Aber auch Japan hat sich inzwischen zu einem wichtigen Land in Sachen Handelsbeziehungen entwickelt. „Japan war schon immer ein Markt für uns“, führt Frank Generotzky, der studierte Lebensmitteltechno-

9ÛTYdeV DZTYVcYVZeddefWV+ Für die Produktion der in der Chemotherapie eingesetzten Wirkstoffe gilt absolute Sterilität.

FOTOS: HEIM

2^af]]V_HRdTYXR_X áSVchRTYV_+ Eine Aufgabe von Marco Barnke.

für wird der Standort vor allem geschätzt. „Was wir nicht können, ist Produktentwicklung. Das“, erklärt Frank Generotzky, „macht der Kunde. Aber was alles berücksichtigt werden muss, damit ein Produkt in den Markt gestellt werden kann – damit kennen wir uns gut aus.“ Gerade erst ist das Unternehmen mit dem „Facility of the Year 2016“Award der ISPE – der International Society for Pharmaceutical Engineering – ausgezeichnet worden. „Im September werden wir in Atlanta den Pokal dafür entgegen-

nehmen“, freut sich Frank Generotzky bereits auf das Ereignis. Mit der Inbetriebnahme des neuen „Produktionsgebäudes E“ nämlich, das vor allem auf die so genannte Lohn-Produktion ausgerichtet ist, haben die Haller einen Weg beschritten, die Produktionsprozesse durch viel Glas sichtbar zu machen. „Das ist zum einen für die Arbeitnehmer angenehmer; es schafft aber auch Vertrauen, etwa bei den Behörden, aber auch bei den Kunden“, ist Frank Generotzky überzeugt. „Das wird der neue Weg hier bei uns am Standort sein.“

7VUVcWáYcV_U R^ DeR_U`ce 9R]]V+ Frank Generotzky (l.) ist Geschäftsführer und Standortleiter des Werkes Halle, Jürgen Fleischer Personalleiter.

loge und Betriebswirtschaftler (MBA), aus. „Da gibt es eine langjährige Beziehung. Aber jetzt gibt es auch neue Kunden, die gesehen haben, dass wir die Qualititätsspezifikationen erfüllen.“ Dabei geht es nicht nur um die in Halle hergestellten Chemotherapeutika sowie weiteren Medikamente. „Unser eigenen Produkte machen nur gut 50 Prozent des Geschäftes aus“, hebt Frank Generotzky hervor. „Zwölf der 20 größten Pharmafirmen der Welt lassen bei uns produzieren, weil unsere Technologie und das Know-how unse-

rer Mitarbeiter besonders sind.“ Lohn-Produktion nennt sich der Bereich, der etablierte Firmen ebenso wie Start-up-Unternehmen nach Halle zieht. „Big Pharma“ kommt dabei mit ganz anderen Erwartungen als ein Start-up-Unternehmen“, erläutert Jürgen Fleischer, Personalleiter bei Baxter in Halle. „Das macht es auch so besonders spannend“, findet der 56-Jährige. „Die Kunden geben uns ein Molekül. Wir müssen ihnen das Gefühl geben, dass ihr Molekül bei uns auch gut aufgehoben ist.“ Dabei sind die Erwartungen kulturell

durchaus sehr unterschiedlich, wie Jürgen Fleischer anhand eines Beispiels deutlich macht. Für Japaner etwa, erläutert er, kommt es auch sehr auf die äußere Erscheinung an. Habe etwa eine Ampulle nur einen kleinen Kratzer, gilt sie als beschädigt – und mit ihr der gesamte Inhalt. „Wir sind ein Partner unserer Kunden“, benennt Jürgen Fleischer die Firmenphilosophie. Und ergänzt sie um das zweite, wichtige Leitmotto: „Versprochen ist versprochen.“ Dass man in Halle in der Lage ist, Lösungen zu finden – da-

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