30 JAHRE BEGLEITUNG BEHANDLUNG. Menschen mit seelischer Erkrankung, FACHBEREICH. Menschen mit Suchterkrankung, Gerontopsychiatrie und Pflege

HÄUSER am LATTERBACH 30 E R H JA NG U T G A B E R N D LU N A B E H E ITU N G L ng, G nku a E r k r B E , er H E I C e el i sc h u ng R E a nk B r s...
Author: Silvia Scholz
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HÄUSER am LATTERBACH

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E R H JA

NG U T G A B E R N D LU N A B E H E ITU N G L ng, G nku a E r k r B E , er H E I C e el i sc h u ng R E a nk B r s k t H i r FAC chen m Suchte ege s d Pfl it n n m e u n M rie sc h e hiat Men topsyc on Ger

Inhaltsangabe Vorwort

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Leitgedanken

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Rückblick auf 30 Jahre Sozialpsychiatrie

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Öffentlichkeitsarbeit

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Angebote und Dienstleistungen

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Beratung für Bürger der Region............................................................................................. 12 Sozialpsychiatrische Dienste...................................................................................................13 Gerontopsychiatrische Beratung............................................................................................14 Psychosoziale Suchtberatung und -behandlung......................................................................14 Ambulante Tagesstruktur – Tagesstätten............................................................................. 15 Rehabilitation........................................................................................................................... 17 Jugendrehabilitation................................................................................................................18 Medizinische Rehabilitation Erwachsene in Herzogsägmühle...................................................19 Rehabilitation für psychisch kranke Menschen (RPK).............................................................19 Berufliche Rehabilitation........................................................................................................21 Soziale Rehabilitation.............................................................................................................23 Wohnen.....................................................................................................................................26 Wohnen ambulant...................................................................................................................27 Wohnen stationär....................................................................................................................27 Gerontopsychiatrisches Wohnheim und Pflegeheim...........................................................29

Glossar

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Vorwort Psychische Störungen und Suchterkrankungen sind häufige Phänomene in unserer Gesellschaft. In Europa sind 25 - 30 Prozent der Menschen einmal im Leben von einer psychischen Störung betroffen. Ungefähr sechs Prozent leiden unter einer Suchterkrankung. Diese Störungen bringen Leid für alle Beteiligten mit sich, Verlust an Lebensqualität und hohe Kosten für das Gemeinwesen. Erhaltung, Förderung und Wiedererlangung von seelischem Wohlbefinden sind deshalb ebenso wichtige Aufgaben, wie die Ermöglichung von Teilhabe an den Formen des gesellschaftlichen Zusammenlebens und der Teilhabe an Arbeit. Es ist uns in unserem Fachbereich wichtig, den betroffenen Menschen ein heilendes Umfeld und die nötige Zeit für soziale, psychologische und medizinische Förderung zu geben. Deshalb haben wir schon 1980 begonnen, ein Spektrum von unterschiedlichen und sich ergänzenden Einrichtungen aufzubauen. Aus unserem diakonischen Auftrag heraus, möchten wir jede Hilfeform so anbieten, dass Vertrauen möglich wird: Vertrauen des Menschen in sich selbst, in die Gemeinschaft und in Gott. Um den Menschen in ihren unterschiedlichen Bedürfnissen gerecht zu werden, bieten wir ambulante und stationäre Hilfemaßnahmen an. Unsere ambulanten Hilfen sind in den Landkreisen Weilheim-Schongau, Garmisch-Partenkirchen, Starnberg und Landsberg zu finden. Stationäre Hilfen gibt es in Herzogsägmühle, in Peiting, in Schongau und in Landsberg am Lech. Für jeden Mitbürger soll es möglich sein, die ihm angemessene Hilfeform in der hinreichenden Intensität und in der nötigen Komplexität zu erhalten, um aktiv soziale Beziehungen zu entwickeln und Vertrauen in die Verbesserung der eigenen Lebenssituation zu gewinnen. Maßnahmen sollen passend, wirkungsvoll und effizient sein. Ziel ist es, in allen Fällen zu selbstbestimmtem Leben mit einer möglichst sinnvollen Beschäftigung zu befähigen. Dabei berücksichtigen wir auch das Bedürfnis nach Fürsorge bei Menschen, die sich uns anvertrauen. Die Rechte der Betroffenen auf Transparenz der Maßnahmen, auf Datenschutz, auf Wahrung der Privatsphäre und auf Mitsprache sind uns wichtig. Besondere Kennzeichen von Herzogsägmühle sind die vielfältigen beruflichen Qualifizierungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten.

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Leitgedanken sozialpsychiatrischer Hilfen Umfassende Hilfen Unsere Zielsetzungen und Planungen im Fachbereich sind orientiert an der Vorstellung, dass Mitbürgerinnen und Mitbürger mit seelischer Erkrankung oder Suchterkrankung alle notwendigen Hilfen in hinreichendem Umfang bei uns erhalten. Es kommen Jugendliche und Erwachsene zu uns. Sie werden aus psychiatrischen Krankenhäusern, aus Suchtkliniken, von ambulanten Diensten oder von Ärzten an uns verwiesen. Sie kommen auch durch Angehörige und durch Eigeninitiative. Bei uns erhalten sie individuell gestaltete Hilfeangebote für ihre weitere Lebensplanung. Dieses Bestreben resultiert einerseits aus unserer Grundhaltung, ganzheitliche Hilfe möglich zu machen. Es ist andererseits unsere Erfahrung, dass es diese Hilfeform ist, die Menschen gut tut. Diese Haltung wird in einer zunehmend sich kleinteiliger entwickelnden Leistungslandschaft zukünftig noch mehr Bedeutung bekommen. Leistungsempfänger erhalten zum einen eine wesentlich bessere Orientierung, zum anderen bieten wir ihnen ein Maßnahmepaket, welches für ihren Hilfebedarf passend, wirkungsvoll und effizient gestaltet wird und an den Bedürfnissen der Person ausgerichtet ist. Bei diesem Ansatz ist zu beachten, dass Wohnund Arbeitswelt zwei verschiedene Lebensbereiche sind, die nur mit ausdrücklicher Zustimmung des Betroffenen Informationen austauschen dürfen. Verweigert der Betroffene seine Zustimmung, dürfen ihm daraus keine Nachteile entstehen. Grundsätzlich ist bei jeglichem Informationsaustausch über Hilfeberechtigte eine Beteiligung der Betroffenen nötig. Abweichungen hiervon sind zu begründen und zu dokumentieren. Während der Ort Herzogsägmühle gekennzeichnet ist durch einen hohen Angebotsstandard in den Bereichen Arbeit, Ausbildung, Umschulung, Beschäftigung und Integration, gibt es hier für die umliegenden Landkreiszentren Weilheim, Garmisch, Starnberg und Landsberg noch Entwicklungsbedarf. Angesichts der großen Vielfalt und Verschiedenheit der Angebote in unserem Fachbereich ist eine Übereinstimmung in der Grundhaltung der Mitarbeitenden gegenüber den Hilfeberechtigten von großer Bedeutung. Die Bedeutung des Wortes Empathie hat sich in den Jahren gewandelt und entwickelt. Besonders in der Psychoanalyse wird Empathie

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mit Einfühlungsvermögen übersetzt. Allgemein ist ein Mensch mit einem anderen empathisch, wenn er sich in diesen einfühlt, sich also vorstellt, er wäre der Andere; wenn er versucht, so zu fühlen, wahrzunehmen und zu denken, als wäre er der Andere. Es geht jedoch für Mitarbeitende nicht darum, sich mit dem Hilfeberechtigten gleichzumachen. Die therapeutische Fähigkeit oder Technik der Empathie wird als Perspektivübernahme bezeichnet. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird Flexibilität mit Anpassungsfähigkeit oder Adaptivität bezeichnet. Es zeichnet unsere Mitarbeitenden aus, sich auf geänderte Gegebenheiten und Anforderungen einstellen zu können. Es ist für unsere Arbeit wichtig, dass sich Vertrauensbeziehungen bilden und dass diese Beziehungen von Dauer sein können (Betreuungskontinuität). Unsere Hilfeberechtigten brauchen Sicherheit und Verlässlichkeit in der Betreuung, da es um Gestaltung des Lebens und Entwicklung von Perspektiven geht. Teilhabeorientierung Der zentrale Gedanke im deutschen Sozialrecht wie auch in der UN-Behindertenkonvention ist der des Anspruches auf „Teilhabe am Leben in der Gesellschaft“. Er steht im Mittelpunkt, wenn es darum geht, Menschen mit Beeinträchtigungen mit öffentlichen Mitteln zu helfen. Die beeinträchtigte oder von einer Beeinträchtigung bedrohte Teilhabe stellt eine Voraussetzung dar, um Hilfen nach den verschiedenen Sozialgesetzbüchern zu erhalten. Früher war die Arbeit in sozialen Einrichtungen gekennzeichnet durch eine umfassende, versorgende Haltung. Dem entsprach, dass die meisten Einrichtungen stationär arbeiteten. Heute haben sich das Verständnis und der Anspruch hin zu bedarfsangepassten Hilfen weiterentwickelt. Maßgeblich ist in diesem Zusammenhang der Gedanke der Inklusion, welcher in der Behindertenrechts-Konvention der UNO im Jahr 2006 formuliert wurde. Inklusiv wirkende Hilfen sind solche, bei denen der Hilfeberechtigte (und gegebenenfalls andere für ihn wichtige Menschen) angemessene Hilfen dort bekommt, wo sich sein Leben abspielt. Diese Hilfen sollen ihn neben anderen psychosozialen Leistungen darin unterstützen, weiter dort zu leben, zu arbeiten und Sozialkontakte zu haben, wo er seinen Lebensmittelpunkt hat. Man kann im Hilfeangebot unseres

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Fachbereiches inklusive Hilfen finden aber auch exklusive (bei denen der Hilfeberechtigte das Umfeld verlassen muss, welchem er vorher angehört hat und in welches er vielleicht zurückkehren wird). Alle Maßnahmen orientieren und bemessen sich an den Wünschen und Teilhabezielen des Hilfeberechtigten. Internationale Modelle, welche diese Vorgehensweise repräsentieren, sind zum Beispiel Community Care, Home Treatment oder Supported Employment.

sozialen Bezüge und ihre Lebensqualität in Subkulturen erleben und erhalten. Wie in vielen anderen gesellschaftlichen Gruppen wird auch im Rahmen dieser „Psychiatriegemeinden“ eine soziale Geborgenheit und ein Sich-Verstehen erlebt. Ob dies mehr mit einem subkulturellen (und selbst gewollten) Prozess oder mit einem durch stigmatisierende Einflüsse entstandenen Ausgrenzungsprozess erklärt werden kann, ist umstritten. Der erklärte Wunsch jedes einzelnen psychisch kranken Menschen sollte hierbei jedoch richtungsweisend sein.

Unser Fachbereich hat sich seit seiner Entstehung vom versorgenden, stationären Maßnahmeträger im „Ort zum Leben“ zu einem Dienstleistungserbringer mit individuellen Hilfeangeboten in vier Landkreisen entwickelt. Gemeindenahe Angebote außerhalb von Herzogsägmühle machen seit einigen Jahren den größeren Anteil im Fachbereich aus. Beratungsstellen, Betreutes Einzelwohnen und andere ambulante Hilfeangebote stellen Inklusion und Teilhabe heute ganz selbstverständlich in den Mittelpunkt der Bemühungen. Aber auch innerhalb der Einrichtungen in Herzogsägmühle ist durch die Teilhabeorientierung ein Haltungswechsel bewirkt worden. Ziel ist die selbstbestimmte Teilhabe und durchgängige Einbindung der Hilfeberechtigten in die Planung. Der Spannungsbogen zwischen Selbstbestimmung einerseits und der manchmal nötigen Fürsorge andererseits soll jedoch in allen Angeboten beachtet werden. Die Schwerpunktsetzung kann zwischen einzelnen Hilfeplänen ganz unterschiedlich sein.

Unser Bereich plant seine Hilfen personenzentriert im Rahmen des Gesamtplanverfahrens und ist in der Lage, auf die Bedürfnisse des Hilfeberechtigten einzugehen. Das vielfältige und differenzierte Angebot unterschiedlicher Hilfen von der Beratung bis zur Versorgung im Heim macht das möglich. Gleichzeitig versuchen wir auch dem alten Begriff „Fürsorge“ gerecht zu werden, indem wir uns mit christlicher Haltung um unsere Hilfeberechtigten „sorgen“.

Individuelle Hilfen Psychiatrische Einrichtungen sollen heutzutage so nah wie möglich beim Wohnort der Menschen angesiedelt sein, damit nötige Hilfen schnell, niederschwellig und unter Berücksichtigung des sozialen Umfeldes der betroffenen Menschen gegeben werden können.

Das bio-psycho-soziale Modell der ICF bildet eine gute Grundlage zur personenzentrierten Hilfe. Dort werden die Krankheitsfolgen im Zusammenspiel von Umwelt und Person gesehen und damit die Teilhabe ganzheitlich beschrieben. In der ICF wie im SGB IX steht die subjektiv angestrebte Teilhabe im Mittelpunkt der Betrachtung.

Es ist ebenfalls wichtig, dass Menschen mit psychischer Erkrankung in ihrer Nachbarschaft eingebunden bleiben und dass sie in Angebote der Gemeinde einbezogen werden. Nachbarschaftshilfe, ehrenamtliche Arbeit und Bürgerengagement sind heute wichtige Hilfeelemente. Dabei soll die Wahlmöglichkeit des Hilfeberechtigten allerdings nicht eingeschränkt werden.

Gleichzeitig lassen wir keine Möglichkeit außer Acht, auf die gesamtgesellschaftliche Verantwortung hinzuweisen, ohne unsere Hilfeberechtigten zu stigmatisieren. Dabei steht im Mittelpunkt das gesetzlich verankerte Recht auf Teilhabe am Leben in der Gesellschaft.

Auch wohnortferne Hilfen können sinnvoll sein. Vielerorts ist festzustellen, dass Menschen mit einer psychischen Erkrankung keine Inklusion im eigentlichen Sinne erleben, sondern ihre Freizeit, ihre

Ob die Lebenszufriedenheit durch Inklusion im ursprünglichen sozialen Umfeld erreicht werden kann oder durch eine gestaltete „Subkultur“ (zum Beispiel in einer Tagesstätte oder in einer Selbsthilfefirma), wird dem psychisch kranken Menschen und seinen persönlichen Zielen überlassen. Wir versuchen, dem Hilfeberechtigten die Möglichkeiten zum Erreichen seiner Ziele transparent zu machen und stehen ihm in allen Orientierungs- und Entscheidungsprozessen zur Seite.

Selbstbestimmung Ein hohes Gut in unserem Kulturkreis ist das der Selbstbestimmung, verbunden mit dem der Selbstverantwortung. In Deutschland können wir dieses Recht und seine Grenzen aus dem Grundgesetz ableiten.

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In Artikel 2 heißt es: (1) Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder das Sittengesetz verstößt. (2) Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Die Freiheit der Person ist unverletzlich. In diese Rechte darf nur auf Grund eines Gesetzes eingegriffen werden. Für uns Mitarbeitende des Fachbereiches bedeutet Selbstbestimmung: Die Möglichkeit eines Menschen, Entscheidungen treffen und sie umsetzen zu können. Um diese Leistung zu erbringen, ist es zunächst nötig, dass der Mensch zu einer Selbstreflexion über ein Ziel in der Lage ist, also dass er sagen kann: Das will ich. Des Weiteren sollte er die Verwirklichung des Zieles auch durchsetzen können. Die Fähigkeit zur Selbstbestimmung zu fördern muss eine grundlegende Orientierung unserer fachlichen Bemühungen sein. Angefangen von den großen Zielsetzungen des Lebens bis hin zu den alltäglichen Bedürfnissen sind wir angehalten, dem Hilfeberechtigten Selbstbestimmung zu ermöglichen und sein Bestreben zu unterstützen. Das kann in beschützenden Einrichtungen auch mühevoll

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sein. Institutionelle Regeln, die der Selbstbestimmung im Wege stehen, sind auf ihre Berechtigung hin in Frage zu stellen. Die Fürsorge für Menschen macht es manchmal nötig, das Recht zur Selbstbestimmung einzuschränken. Dies ist dann der Fall, wenn es gilt Leben, Gesundheit und Existenz zu schützen. Auch gibt es Menschen, die sich unserer Hilfe anvertrauen und die nicht in der Lage sind, ihre Selbstbestimmung umfassend wahrzunehmen. Doch selbst schwer behinderte Menschen sind imstande, Willensäußerungen zu tun. Und wir können und sollen ihnen bei der Erfüllung helfen. Einschränkungen der Selbstbestimmung bedürfen stets einer gründlichen, regelmäßigen und kritischen Überprüfung. Bei existenziell wichtigen Fragen kann eine gesetzliche Betreuung als außen stehende und neutrale Instanz hilfreich und nötig sein. Die Regeln des Zusammenlebens unterliegen einem ständigen Verhandlungs- und Reflexionsprozess. Hilfe zur Selbsthilfe zu geben, ist für uns ein wichtiger Grundsatz. Menschen sollen bei uns lernen und stark werden können, um so weit wie möglich selbstbestimmt und selbstverantwortet leben zu können. Bis dieses Ziel erreicht ist, bieten wir ihnen unsere Unterstützung an.

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Chronologie der Meilensteine

1974 Erste Planung für eine Wohnanlage für Menschen mit einer psychischen Erkrankung und/oder seelischen Behinderung in Herzogsägmühle, Konzept und Planung: Alfred Fichtner 1978 Beginn des Pilotprojektes Haus Obland, Übergangseinrichtung für medizinische und berufliche Rehabilitation (28 Personen), damit erstmals auch Frauen in Herzogsägmühle 1980

Eröffnung des Sozialpsychiatrischen Dienstes (SPDi) in Weilheim Bereich Sozialpsychiatrie in Herzogsägmühle Gründungsmitglied der PSAG für die Landkreise Weilheim-Schongau, Landsberg, Garmisch-Partenkirchen und Bad Tölz Eröffnung der Beratungsstelle für Menschen mit Sucherkrankung in Weilheim (PSB)

1981 Endgültige Anerkennung der Werkstatt für Menschen mit Behinderung in Herzogsägmühle (damit auch für psychisch Kranke) 1982 Beginn einer psychiatrischen Versorgung in Herzogsägmühle 1983 Eröffnung der „Häuser am Latterbach“ (Übergangseinrichtung 44 Plätze, Wohnheim 80 Plätze) 1984 Einweihungsfeier der „Häuser am Latterbach“ mit Herrn Staatssekretär Rosenbauer (erstes Wohnheim für psychisch Kranke in Bayern), Bereichsleiter: Erich Mühlberger, Heimleiter: Willi F. Fichtner Gründung der sozialtherapeutischen Übergangseinrichtung für Menschen mit einer Suchterkrankung „Haus Obland“ 1985 Nachfragebedingte Umwidmung zu 84 Plätzen Wohnheim und 40 Plätzen Übergangseinrichtung 1986

Eröffnung der ersten Wohngemeinschaften in Schongau und Peiting (12 Plätze) Eröffnung des Berufstrainings für psychisch Kranke als eigenständiger Bereich der WfbM Erster niedergelassener Nervenarzt in Schongau: Herr Dr. Perwein Gründung der Herzogsägmühler Service-GmbH (Integrationsarbeitsplätze) Verabschiedung 1. RPK-Empfehlungvereinbarung

1987 Herr Dr. Flatz als erster hauptamtlicher Psychiater in Herzogsägmühle 1988 Provozierte Belegungsprobleme durch den Bezirk Oberbayern; Ziel: Beteiligung anderer Sozialversicherungsträger an der Versorgung von psychisch kranken Menschen 1989 Beginn des Arbeitsassistenten im SPDi Weilheim Ausweitung der Wohngemeinschaftsplätze Einzug des PC-Zeitalters in die „Häuser am Latterbach“ 1990 Anerkennung durch die Arbeitsverwaltung als Zentrum zur beruflichen Rehabilitation 1991 Eröffnung von Wohngemeinschaften mit intensiver Betreuung Dr. Harald Flatz Bereichsleiter des Bereichs Menschen mit seelischer Erkrankung 1992 Genehmigung 40 Plätzen medizinische Rehabilitation (Rehazentrum) durch Rentenversicherungsträger und Krankenkassen nach Empfehlungsvereinbarung von 1986 1993

Hohe Nachfrage für Rehazentrum (320 Anfragen pro Jahr) Expansion Wohngemeinschaften auf 38 Plätze Übernahme Vorsitz in der PSAG durch die „Häuser am Latterbach“ für die Landkreise Weilheim-Schongau, Landsberg, Garmisch-Partenkirchen und Bad Tölz Beitritt zur BAG RPK

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1994 Eröffnung von zwei Wohngemeinschaften in Weilheim Eröffnung SPDi Garmisch-Partenkirchen 1995 Gründung interner Qualitätszirkel mit dem Ziel der Zertifizierung Eröffnung des EDV-gestützten Klangbodens im Erweiterungsbau der Musiktherapie durch den Bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber Beginn der Tradition mit überregionalen Fachtagungen: „Lebensqualität für psychisch kranke Menschen“ mit 150 Teilnehmern Erweiterung der WG-Plätze im Landkreis Weilheim-Schongau auf 49 1996

Anpassung der WG-Plätze auf 60 Eröffnung der Tagesstätte „OASE“ in Weilheim (15 Plätze) Eröffnung eines Förderlehrgangs für psychisch kranke Menschen (15 Plätze) Neuorganisation der PSAG: vier eigenständige Landkreis-PSAGs mit Gemeinde-PsychiatrischenVerbund (GPV) bei Beibehaltung der überregionalen PSAG

1997 Einrichtung eines Psychiatriebeirates Eröffnung der Tagesstätte „Kuckucksnest“ in Schongau 1998

Eröffnung der Tagesstätte „Rendez-Vous“ in Garmisch-Partenkirchen Erste katamnestische Erhebung der Rehabilitationsverläufe Erstellung von Leistungsbeschreibungen für den gesamten Fachbereich Erster Jahresfortbildungsplan mit externen Referenten Erste Durchführung von Elternseminaren (später Angehörigenseminare) in der Langau

1999 Zertifizierung des QM-Systems durch den TÜV Oberbayern 2000

Erstellung eines Personalentwicklungskonzeptes Einführung der ICIDH als Grundlage des Rehabilitationsmanagements Beginn der elektronischen Dokumentation Eröffnung des Internats zur beruflichen Rehabilitation

2001 Eröffnung der „Weilheimer Dienstleistungen“ als Zweigstelle der I+S Pfaffenwinkel für Menschen mit psychischer Erkrankung Eröffnung der Teiltagesstätte in Penzberg Beginn der Arbeitstherapeutisch-tagesstrukturierenden Maßnahme in den „Häusern am Latterbach“ Eröffnung von Wohngemeinschaften in Garmisch Partenkirchen Zusammenlegung der Bereiche „Menschen mit seelischer Erkrankung“ und „Menschen mit Suchterkrankung“ 2002

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Fachtagung mit der BAG RPK zum Thema ICIDH/ICF und Psychoedukation Erweiterung des Internats zur beruflichen Rehabilitation Erweiterung des Rehabilitationszentrums von 40 auf 60 Plätze Reduktion der Übergangseinrichtung von 60 auf 45 Plätze „Psychiatrische Familienpflege“ als neues Leistungsangebot in Weilheim Wohngemeinschaft für den Suchtbereich

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2003 Erweiterung der Arbeits- und Beschäftigungstherapie auf 60 Plätze Beginn des „Wohnprojekts“ (Verlagerung von Wohnheimplätzen in Einfamilienhäuser in Peiting) Einführung eines monatlichen Besuchertages für interessierte Rehabilitanden und Angehörige Mitgliedschaften - im Vorstand der Bundes Arbeitsgemeinschaft RPK - im AK Psychiatrie des DW Nürnberg - im Geschäftsführenden Ausschuss des DW Bayern Intensivierung der Vorstandsarbeit der überregionalen PSAG 2004 Beginn eines jährlichen Fachgespräches mit den Ärzten und Gutachtern der Leistungsträger Erweiterung des „Wohnprojektes“ in Peiting Der Wechsel von der ICIDH zur ICF als Instrument zum Rehabilitationsmanagement 2005 Gründung der PSAG Süd-West mit nunmehr 6 Landkreis-PSAGs (Anschluss der Landkreise Miesbach und Starnberg); große Gründungsveranstaltung mit einer sozialpolitischen Standortbestimmung und Verabschiedung von Dr. von Cranach Teilnahme an der Fortschreibung des II. Bayerischen Psychiatrieplanes Eröffnung drittes Haus des „Wohnprojekt in Peiting“ Gründung einer Partnerschaft zur Rehabilitationsentwicklung mit dem Rehabilitationszentrum „Casa Gelmini“ in Salurn (Südtirol) Verabschiedung 2. RPK-Empfehlungsvereinbarung durch die BAR 2006 Exkursion in weitere Einrichtungen in Südtirol; Vereinbarung zu gegenseitige Hospitation von Mitarbeitern Umbau der PSAG Süd West in den „Steuerungsverbund für psychische Gesundheit Region Oberbayern Süd-West“ Erstellung des Konzepts für die RPK Landsberg 2007 Erneute Differenzierung der Wohnheimangebote durch die Eröffnung des Appartementhauses Erweiterung der Wohnmöglichkeiten im Internat für berufliche Rehabilitation Bundesweite Durchführung von Vorträgen und Seminaren zum Thema ICF 1. bayerisches ICF-Anwendersymposium in Herzogsägmühle (Zusammenarbeit mit MDK Bayern) Genehmigung der RPK in Landsberg Abschluss der Verhandlungen zu einer Jugendpsychiatrischen Rehabilitationseinrichtung Umzug des Langzeitwohnens Sucht vom „Weiherhof“ nach „Haus Osterwald“ in Böbing 2008 Michael Bräuning-Edelmann Bereichsleiter Strukturveränderungen innerhalb des Fachbereichs mit Bildung von vier Teilbereichen Konzeptänderung im Berufliches Zentrum (BZ) mit vier differenzierten Maßnahmen (Assessement, BvB, RvL, Arbeitsanpassungstraining) Anpassung der WG-Plätze an steigenden Bedarf Erstellung von Sanierungsplänen für Übergangsbereich Sucht „Haus Obland“ Stellenmehrung für die Beratungsstellen der Landkreise durch den Bezirk Erweiterung der Tagesstätten-Plätze wegen großen Bedarfs auf 75 Familienpflege mit inzwischen 11 Betreuungen 2009

Eröffnung RPK Landsberg ambulant Eröffnung des Internats und der ATTM in der Franz-Rupp-Straße in Schongau 25 jähriges Jubiläum der „Häuser am Latterbach“ mit Fach- und Feiertag Erweiterung der Wohngemeinschaftsplätze und der Angebote im Betreuten Einzelwohnen Konzeptionelle und bauliche Vorbereitungen der Modernisierung von Haus Obland

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2010

Eröffnung der Kinder- und Jugendrehabilitation Eröffnung einer weiteren WG Intensiv Schongau Umbau Katharinenstraße für stationären Bereich der RPK in Landsberg Einzug von SPDi, PSB und TWG ins Herzog-Christoph-Haus in Weilheim Übernahme des Vorsitz BAG RPK e.V.

2011

Eröffnung RPK Landsberg stationär Fachtag zu Inklusion durch Steuerungsverbund Süd-West Fachtag der Jugendrehabilitation (Zusammenarbeit mit Klinik Hochried) Eröffnung einer Nachsorgegruppe für die Jugendrehabilitation durch die Jugendhilfe Eröffnung eines Wohnangebots für Menschen mit Psychose und Lernbehinderung in der Münchener Straße in Peiting Zertifizierung Diakoniesiegel Medizinische Rehabilitation nach § 20 SGB V Eröffnung einer WG in Landsberg Angliederung des Teilbereichs Gerontopsychiatrie und Pflege mit 108 Plätzen

2012

Übernahme im Vorsitz des FEBS DW Bayern Mitgliedschaft im Expertenkreis Psychiatrie des Bayerischen Landtags Neueröffnung Georg-Philipp-Telemann-Straße in Schongau mit 12 Internatsplätzen Genehmigung der RPK Herzogsägmühle (30 Plätze) Genehmigung ambulante Ergotherapie im Rehazentrum

2013

Anpassung des Konzepts Medizinische Rehabilitation auf 40 Plätze Vorbereitung für weitere Nachsorgegruppen der Jugendrehabilitation mit der Jugendhilfe Wechsel von „Haus Osterwald“ in den Fachbereich Menschen in besonderen Lebenslagen Baubeginn des Anbaus von „Haus Obland“ Beginn der Konzeptarbeit Doppeldiagnose für eine Neuausrichtung „Haus Obland“ Mitwirkung im Netzwerk BAGs Berufliche Rehabilitation in Berlin Verhandlungen mit dem Bezirk Oberbayern für ein ambulantes und stationäres Angebot für Menschen mit Borderline-Persönlichkeitsstörung

Ausblick 2014 ff Fertigstellung des Anbaus „Haus Obland“ für suchtkranke Menschen Verhandlung mit dem Bezirk Oberbayern für Menschen mit Psychose und einer Suchterkrankung Ausbau der ambulanten Ergotherapie Beginn eines Neubaus Appartmentwohnen in Herzogsägmühle Eröffnung von weiteren Nachsorge-Wohngruppen der Jugendrehabilitation durch die Jugendhilfe Weitere Sanierung des Schöneckerhauses Erweiterung der Internatsplätze in Schongau Planung einer Erweiterung unseres Angebots für Menschen mit Psychose und Lernbehinderung

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Öffentlichkeitsarbeit Die Öffentlichkeitsarbeit in Herzogsägmühle wird durch das Öffentlichkeitsreferat und die Beauftragten für Öffentlichkeitsarbeit in den einzelnen Fachbereichen koordiniert und durch alle Mitarbeitenden gestaltet. Jeder Mitarbeitende trägt in seiner jeweiligen Funktion seinen persönlichen Anteil zur öffentlichen Wirkung und Wahrnehmung von Herzogsägmühle bei. Eine Vielzahl öffentlichkeitswirksamer Maßnahmen und Veranstaltungen finden regelmäßig statt, wie z. B. Informationsvorträge für Bürgerinnen und Bürger der Region und entsprechende Fachvorträge in Kliniken. Auf der Herzogsägmühler Homepage haben sie einen guten Überblick über die differenzierten Hilfsangebote und Aufnahmemöglichkeiten. Veranstaltungshinweise und Möglichkeiten zu Führungen in Herzogsägmühle finden sie, genauso wie die Produkte, die in Herzogsägmühle hergestellt werden. Sie können über unseren Onlineshop bestellen, im Herzogsägmühler Markt oder in den Herzogsägmühler Läden in der Region direkt einkaufen. Der Herzogsägmühler Weihnachtsmarkt und das Dorffest haben mittlerweile Tradition und werden gerne von den Bürgerinnen und Bürgern der Region besucht.

Communicatio ist die Herzogsägmühler Kontaktstelle für (Fach-)Schule, Hochschule und Wissenschaft. Dadurch soll es Schülern und Studenten ermöglicht werden, mit Information und Unterstützung ihre berufliche Zukunft zu gestalten. Entscheidungen fallen leichter, wenn man weiß, was möglich ist, und Interessenten können mit kompetenten Gesprächspartnern frühzeitig in Kontakt kommen. Wir wollen Ihnen helfen, Sie bei konkreten Themen zu unterstützen. In unserem Fachbereich gibt es weitere Aktivitäten zur Öffentlichkeitsarbeit: • Klinikpräsentationen • Fachtagungen • Fortbildungskooperationen mit anderen Trägern aus der Region • Bundesweite Fachvorträge zum Rehabilitationsmanagement und Seminare zu psychiatrischen Themen • Angehörigenseminare • Fachveranstaltungen mit den Medizinischen Diensten der Krankenkassen • Gremienarbeit (Landes- und Bundesebene) • Veröffentlichungen in Fachzeitschriften • Pressemitteilungen • Quartalsinformationen aus dem Leben im Betreuten Wohnen • Weihnachtsrundbrief Für interessierte Betroffene, Angehörige und Fachpersonal gibt es regelmäßige Informationsveranstaltungen wie den jährlichen Fach- und Informationstag und monatliche Informationsnachmittage mit der Möglichkeit, sich persönlich zu informieren und die Räumlichkeiten unserer Angebote zu besichtigen. Um die große Zahl der Aufnahmeanfragen kümmern sich die Mitarbeitenden der Sachbearbeitung Aufnahme. Sie informieren, stehen für Fragen zur Verfügung und vereinbaren bei voraussichtlicher Eignung für die medizinische Rehabilitation ein Vorstellungsgespräch oder einen Begutachtungstermin für die RPK-Maßnahme. In regelmäßigen Abständen besuchen die Mitarbeitenden der Sachbearbeitung Aufnahme psychiatrische Kliniken des Umlandes, um durch persönliche Information eine gute Zusammenarbeit zu ermöglichen.

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Angebote und Dienstleistungen Ausgehend von den stationären Hilfen im „Rehabilitationszentrum am Latterbach“ in Herzogsägmühle mit medizinischer, beruflicher und sozialer Rehabilitation konnten diese ambulanten Hilfen realisiert werden. Eingebunden in die Netzwerke der Steuerungsverbünde für psychische Gesundheit der Region, und den Klinikverbund Oberbayern Süd-West (Agatharied, Garmisch-Partenkirchen, Peißenberg und Landsberg) steht den Bürgerinnen und Bürgern der Region ein weit ausgebautes, differenziertes und komplexes psychiatrisches Hilfeangebot zur Verfügung. Um der zwischenzeitlichen Vielzahl der Hilfeleistungen und der entsprechenden Kostenträgerstruktur Rechnung zu tragen, wurde der Fachbereich mit seinen über 950 Hilfeangeboten in mehreren Landkreisen in vier Teilbereiche untergliedert: Regionale Angebote • Beratungsangebote • Tagesstätten Angebote

Rehabilitation • Medizinische, berufliche und soziale Rehabilitation • RPK für Erwachsene in Herzogsägmühle und Landsberg am Lech • Medizinische Jugendrehabilitation Wohnen • Betreutes Einzelwohnen für Menschen mit psychischer Erkrankung und Menschen mit Suchterkrankung • Betreute Wohngemeinschaften (lose & intensiv) • Wohngemeinschaften für Menschen mit Doppeldiagnose Psychose und Suchterkrankung • Wohngemeinschaften für Menschen mit Suchterkrankung (in Planung) • Betreutes Wohnen in Familien für Menschen mit psychisch Erkrankung und Menschen mit Behinderung Gerontopsychiatrisches Wohnheim und Integratives Pflegeheim in Herzogsägmühle

Beratung für Bürger in der Region In den 70er Jahren wurde eine Sachverständigenkommission des Deutschen Bundestages aus 200 psychiatrischen Fachleuten berufen. Die Kommission stellte in ihrer Bestandsaufnahme über die Versorgung psychisch kranker Menschen in der Bundesrepublik fest, „dass eine sehr große Anzahl psychisch Kranker und Behinderter in den stationären Einrichtungen unter elenden, zum Teil als menschenunwürdig zu bezeichnenden Umständen

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leben müssen.“ Die Maßnahmeempfehlungen für eine bessere Versorgung enthielten den Vorschlag, eine gemeindenahe Versorgungsstruktur zu schaffen und Beratungsdienste einzurichten. In Bayern wurden die Empfehlungen im Januar 1980 im „Ersten Bayerischen Landesplan zur Versorgung psychisch Kranker und psychisch Behinderter“ konkretisiert. Dieser wegweisende Plan sah

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eine Reihe von Neuerungen vor, auch die Einrichtung von Beratungsstellen. Im selben Jahr eröffnete die Innere Mission München (Trägerverein von Herzogsägmühle) zwei Beratungsstellen in Weilheim: den Sozialpsychiatrischen Dienst und die Psychosoziale Suchtberatungsstelle. Die Beratungsstellen sollten für die Bevölkerung „niedrigschwellig“ sein. Die Hilfen sollten möglichst nah am Wohnort bereitgestellt werden, kostenlos und zugänglich für alle sein, die sich in irgendeiner Weise betroffen fühlen. Damit wurde ein Baustein gesetzt für eine Versorgung, die es den Menschen möglich macht, trotz ihres Behandlungsbedarfes in Problemlagen weiter zu Hause zu leben. Die Beratungsstellen sollten – unter Wahrung der gebotenen

S ozialpsychiatrische Dienste

in den

Schweigepflicht – mit allen anderen Versorgern, z.  B. Kliniken, niedergelassenen Ärzten und Ämtern im Sinne der Betroffenen eng zusammenarbeiten. Dies gestaltete sich nicht von Anfang an problemlos. Auf beiden Seiten gab es hartnäckige Vorurteile: Notorische Medikamentenverschreiber, die sich der Erkenntnis von sozialer und psychologischer Bedingtheit von Problemen verweigerten waren den antipsychiatrischen 1968er Chaoten natürlich ein Gräuel. Wahrscheinlich hat eine recht unterschiedliche berufliche Sozialisierung dazu beigetragen, dass es ein langwieriger Prozess war, bis beide Seiten zu Gunsten von psychisch kranken und suchtkranken Mitmenschen zu einem angemessenen Miteinander finden konnten.

L andkreisen Weilheim

Der Sozialpsychiatrische Dienst Weilheim ist seit 1980 ein Grundbaustein einer bürgernahen und leicht zugänglichen psychiatrischen Versorgung. Als nicht-medizinisches Hilfeangebot und Anlaufstelle für psychisch kranke Menschen und ihre Angehörigen war diese Beratungsstelle die erste „gemeindenahe“ Einrichtung. Die Menschen im Landkreis Garmisch-Partenkirchen wurden zunächst von Weilheim mit betreut. 1994 konnte die Finanzierung des Sozialpsychiatrischen Dienstes Garmisch-Partenkirchen gesichert werden. Um die Erreichbarkeit zu verbessern, wurden Außendienststellen in Schongau, Penzberg, Murnau, Mittenwald und eine Außensprechstunde in Peißenberg eingerichtet. Alle erwachsenen Mitbürger können sich unentgeltlich an diese Dienste wenden. Die Gesprächsinhalte unterliegen der Schweigepflicht. Der Sozialpsychiatrische Dienst wird von Menschen in Lebenskrisen und Betroffenen, die an Depressionen, Wahnerkrankungen, Schizophrenie oder extremen Ausprägungen der Persönlichkeit leiden, genutzt. Viele Betroffene und Angehörige wissen, dass sie nicht allein mit ihren Schwierigkeiten sind. Das erleichtert den entscheidenden Schritt, sich Hilfe zu holen. Die Angebote des Sozialpsychiatrischen Dienstes sind

und

Garmisch-Partenkirchen

vielseitig. In den Dienststellen arbeiten Sozialpädagogen und Psychologen als „mulitprofessionelles Team“. Einzelgespräche können hilfreich sein, um Hürden im Leben besser bewältigen zu können oder psychische und soziale Konflikte zu entschärfen. Die Beratungsgespräche finden in der Dienststelle statt. Bei fehlender Mobilität können Hausbesuche vereinbart werden. Verschiedene Gruppenangebote geben unseren Klienten die Möglichkeit, soziale Ressourcen für den Umgang mit psychischen Problemen zu aktivieren, z. B. Entspannungskurse, Gesprächsgruppen, verhaltenstherapeutische Gruppen, Informationsveranstaltungen und Freizeitangebote. Wenn nötig, vermitteln und informieren wir zu anderen Hilfsangeboten wie Ärzten, Psychotherapeuten, speziellen Beratungsstellen und Trainingsmöglichkeiten. Bei Problemen mit Formalitäten und Behörden wird praktische Hilfestellung gegeben. Die Sozialpsychiatrischen Dienste werden durch den Bezirk Oberbayern und zu einem geringen Teil über Eigenleistung von Herzogsägmühle finanziert. Die Zuständigkeiten und Aufgaben sind in einer Leistungsbeschreibung festgehalten. Der Nachweis über die geleistete Arbeit erfolgt durch eine jährliche Statistik.

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G erontopsychiatrische Beratung 2001 ermögliche der Bezirk Oberbayern als Leistungsträger erstmals spezielle Hilfsangebote für alte Menschen mit psychischen Problemen innerhalb der sozialpsychiatrischen Dienste. Grundlage dafür war das Konzept „Weiterentwicklung der gerontopsychiatrischen Versorgung“ des Verbandes der Bezirke. Seitdem stehen gerontopsychiatrische Fachkräfte zur besondern Information und Beratung für psychisch kranke Senioren zur Verfügung. Ihre Aufgabe ist es, die Versorgung dieser Menschen in den Gemeinden zu sichern. Dieses Angebot richtet sich an Menschen ab dem 60. Lebensjahr, die unter Depressionen, neurotischen Erkrankungen, Psychosen, Persönlichkeitsstörungen, Demenzerkrankungen oder „nur“ unter Lebenskrisen leiden. Auch ihre Angehörigen können sich an die Gerontopsychiatrischen Fachstellen wenden. Sie benötigen aufgrund der hochgradigen Überforderung, die durch eine „Rund-um-die-UhrBetreuung“ des erkrankten Menschen entstehen

Psychosoziale S uchtberatung

und

Neben Beratung und Information von Betroffenen und Angehörigen vermitteln die Mitarbeitenden weitere Unterstützungsmöglichkeiten. Das ambulante und stationäre Hilfs-Netzwerk in den Landkreisen beinhaltet psychiatrische Hilfen und Angebote der Altenhilfe. Gesprächgruppen für Senioren und deren Angehörige ergänzen die Angebotspalette. Im Mittelpunkt unserer Arbeit stehen immer die individuellen Bedürfnisse und Wünsche der Erkrankten und ihrer Familien. Ehrenamtliche Helfer können sich auf vielfältige Weise einbringen. Wer sich für die Belange von psychisch kranken Menschen engagieren möchte, bekommt fachliche Unterstützung, Schulung und eine Aufwandsentschädigung. Interessenten sind jederzeit herzlich willkommen.

-behandlung

Suchtgefährdete und -abhängige Menschen und deren Angehörige im Landkreis Weilheim können Hilfe in unserer Psychosozialen Beratungs- und Behandlungsstelle in Anspruch nehmen. Die Arbeitsgrundlage bildet die Leistungsbeschreibung für Psychosoziale Suchtberatungsstellen der Bayerischen Bezirke. Ortsnahe, inklusive niedrigschwellige Hilfen gibt es in den Dienststellen Weilheim, Penzberg, und Schongau. Das Team besteht aus Psychologen, Sozialpädagogen und einer Fachärztin. Die Ursachen der Abhängigkeitserkrankung stehen in unmittelbarem Zusammenhang mit seelischen und sozialen Problemen, wie Kontaktarmut, Depressionen, mangelndem Selbstwertgefühl oder Überforderung. Suchtkranke Menschen erkennen meist sehr spät die eigene Problematik. Aufgrund dessen suchen häufig die Angehörigen den ersten Kontakt zur Beratungsstelle. Existiert der Wunsch nach Veränderung, bestehen gute Chancen auf einen „trockenen“ oder „cleanen“ Neuanfang. In gemeinsamen persönlichen Gesprächen werden die Gefährdung oder Abhängigkeit diagnostiziert und die lebensgeschichtlichen sowie aktuellen

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kann, manchmal eine Krisenintervention. Alle Hilfeberechtigte können die Angebote bei Bedarf über einen längeren Zeitraum nutzen. Zudem ist auch eine fortlaufende Beratung in der Dienststelle oder in Form von Hausbesuchen möglich.

Ursachen der Suchtproblematik bearbeitet. Änderungsmotivation wird gestärkt und Entscheidungshilfe gegeben. Das Ziel aller Hilfeangebote ist nicht ausschließlich die Rauschmittelabstinenz. Vor allem sollte die Fähigkeit entwickelt werden, eigene Perspektiven zu finden, diese angemessen zu verfolgen, Lebenssinn aufzubauen, sich beruflich zu integrieren, befriedigende Sozialkontakte zu pflegen und sich ohne Rauschmittel wohl zu fühlen. Das Hilfsangebot der Beratungsstelle kann von einem einmaligen Informationsgespräch über kontinuierliche ambulante Beratung bis hin zur Vermittlung in stationäre Entgiftungs- und Entwöhnungsbehandlung sowie anschließender Nachsorgebetreuung reichen. Für Jugendliche mit riskantem Konsum und separat für deren Eltern werden Gruppen durchgeführt. Auch ambulante Rehabilitations-Nachsorge erfolgt in Gruppen und Einzelgesprächen. Menschen, die sich nicht selbst an die Beratungsstelle wenden, aber dennoch gefährdet oder abhängig sind, werden vor Ort oder zu Hause durch so genanntes Streetwork aufgesucht. Substituierte drogenabhängige Menschen erhalten psychosoziale

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Betreuung. Hierbei ist das Ziel, soziale Ausgrenzung und Beigebrauch zu vermeiden, gesundheitliche Stabilisierung, suchtmittelfreie Sozialkontakte und wenn möglich Integration in das Arbeitsleben zu erreichen. Die Angebote für Ratsuchende sind kostenfrei und alle Gesprächsinhalte unterliegen der Schweigepflicht. Menschen mit stoffgebundener Sucht und nicht stoffgebundener Sucht wie abhängiges Spielen oder Essstörungen finden Hilfe. Die Psychosoziale Beratungs- und Behandlungsstelle kooperiert mit niedergelassenen Ärzten, Krankenhäusern, Kostenträgern, Selbsthilfegruppen usw. Das Angebot versteht sich als gelebte Diakonie, die Beratungsstelle ist Mitglied im Gesamtverband für Suchthilfe, nimmt suchtspezifische Gremienarbeit im Diakonischen Werk Bayern, in den Arbeitskreisen Sucht und Suchthilfe der Versorgungsregion, im Steuerungsverbund Psychische Gesundheit sowie der Drogenarbeitsgemeinschaft wahr. Neue Erkenntnisse der Suchtforschung fließen durch regelmäßige Fortbildungen der Mitarbeitenden in die praktische Arbeit ein.

Ambulante Tagesstruktur Tagesstätten Der Beginn einer psychischen Erkrankung bedeutet einen tiefen Einschnitt im Leben eines Menschen. Infolge dessen geraten Lebensplanungen sowie persönliche und berufliche Perspektiven in Gefahr. Ein Grund dafür ist, dass die Krankheit wesentliche Fähigkeiten beeinträchtigt, die für den Abschluss einer Berufsausbildung und für das Ausüben eines Berufes benötigt werden. Antrieb und Energie, Konzentrations- und Entscheidungsvermögen oder soziale Fähigkeiten können beeinträchtigt sein. Betroffene und Angehörige leiden erheblich unter dem Verlust dieser Fähigkeiten. Rückzug aus dem gesellschaftlichen Leben, Einsamkeit und familiäre Spannungen sind meist die Folgen. Es fehlt die tägliche Aufgabe, einer Arbeit nachzugehen – der Woche, dem Monat, dem Jahr und dem Leben eine Struktur zu geben. Es gibt jedoch bei diesen Menschen eine Fülle von Neigungen, Möglichkeiten und Fähigkeiten, die darauf warten, entdeckt und gefördert zu werden. Doch was tun, wenn die Leistungsanforderungen in der Arbeitswelt so hoch sind, dass Menschen mit einem schwierigen Lebenslauf kaum eine Erfolgschance

haben? Mitte der 90er Jahre wurde vom Bezirk Oberbayern durch die Finanzierung von Tagesstätten für psychisch kranke Menschen eine wichtige Weiche gestellt. Innerhalb von fünf Jahren konnten drei Tagesstätten für psychisch kranke Menschen im Landkreis Weilheim-Schongau und eine Tagesstätte in Garmisch-Partenkirchen verwirklicht werden. Die Tagesstätte kann bei Bedarf an fünf Tagen in der Woche aufgesucht werden. Im Jahr 1996 wurde die erste Tagesstätte im Landkreis WeilheimSchongau für psychisch kranke Menschen gegründet. Für alle, denen die psychiatrische Versorgung am Herzen liegt, ging damit ein langjähriger Wunsch in Erfüllung. Durch glückliche Umstände konnte ein schönes altes Jugendstilhaus mit Garten am Rande der Altstadt angemietet werden. Der Sozialpsychiatrische Dienst Weilheim hatte viele Klienten, die eine Tagesstruktur suchten. Diese bildeten von Beginn an den Besucherstamm der neuen Tagesstätte, die sich bald den Namen Clubhaus Oase Weilheim gab. Sie arbeitet nach dem so genannten Clubhausmodell, welches in den USA entwickelt wurde und dann nach Europa kam.

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Bewegungsangebote, Wanderungen und Kreativität eine große Rolle. Es steht eine Holzwerkstatt bereit, um handwerkliche Projekte zu verwirklichen. So lebt die Tagesstätte seit 1997 durch das Engagement vieler Menschen, durch deren Ideen, ihre Fähigkeiten und gemeinsame Aktivitäten. Es zeigte sich deutlich, dass auch mit zwei Tagesstätten im Landkreis Weilheim-Schongau die Erreichbarkeit noch nicht befriedigend gelöst war. Daraufhin wurde im Jahr 2001 in der Pfarrei und Kirchenanlage Christkönig das Clubhaus Oase Penzberg eröffnet. Als Zweigstelle der Oase Weilheim begonnen, arbeitet dieses Clubhaus inzwischen selbständig. „Es ist normal, verschieden zu sein“ ist das Motto dieser Tagesstätte. Das Haus befindet sich in ruhiger, zentraler Lage und so wird auch diese Oase ihrem Namen gerecht. Die Räume sind hell und freundlich, jedoch nicht allzu groß, so dass ein besonderer Schwerpunkt der Aktivitäten hier in Unternehmungen besteht, z. B. Wandern, Stadt- und Naturausflüge, Kultur- und Freizeitaktivitäten. Die Tagesstätte erfreut sich großer Beliebtheit und konnte im Jahr 2008 um einen Raum erweitert werden. Der Landkreis Weilheim-Schongau ist mit drei Tagesstätten so wohnortnah versorgt wie wenige Landkreise in Oberbayern.

Im Vordergrund steht die Beschäftigung in der Gemeinschaft. Es gibt Kurse zur Förderung der praktischen Fähigkeiten, Arbeit in Büro, Küche, Haus und Garten und Angebote zur aktiven Freizeitgestaltung. Vor allem können die Clubhausmitglieder mitreden und mit gestalten. Aufgrund der Größe des Landkreises WeilheimSchongau war Weilheim nicht für alle Menschen erreichbar. Bereits ein halbes Jahr später konnte das Clubhaus in Schongau eröffnet werden. Der Ursprung dieser Einrichtung liegt in einer Teestube der Wohngemeinschaften für psychisch kranke Menschen. Die Teestube war zunächst für einige Jahre in Peiting ansässig, wurde dann nach Schongau verlegt und dort zur Tagesstätte ausgebaut. Psychisch kranke Menschen finden hier gemeinsam mit anderen einen eigenen Tagesrhythmus, um sich gesundheitlich zu stabilisieren. Jeder Besucher erhält individuelle Anleitung und Unterstützung durch die Mitarbeitenden. Die selbständigeren Besucher übernehmen eigenverantwortlich Aufgaben für die Gemeinschaft und geben Hilfestellung für andere. Im Mittelpunkt steht das tägliche gemeinsam gekochte Mittagessen. Außerdem spielen Sport- und

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In Garmisch-Partenkirchen ist Herzogsägmühle Träger des Sozialpsychiatrischen Dienstes. Daraus ergaben sich die Möglichkeit und die Notwendigkeit, dort ebenfalls eine Tagesstätte einzurichten. Seit 1998 befindet sich im Ortsteil Partenkirchen das Clubhaus Garmisch. Mit Hilfe und Unterstützung der Mitarbeitenden bereiten die Mitglieder selbständig die täglichen Mahlzeiten zu, erstellen eine Clubhauszeitung, halten die Räumlichkeiten instand, planen Feiern und Ausflüge. Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl regelmäßiger sportlicher Aktivitäten wie Schwimmen, Kegeln, Wandern, Walking, Minigolf und Billard sowie Kurse zur gesundheitlichen und mentalen Förderung. Da dies die einzige Tagesstätte im Landkreis GarmischPartenkirchen ist, findet der Transfer der Mitglieder mit einem Kleinbus statt. Jede unserer Tagesstätten hat ihre eigene Geschichte und „Persönlichkeit“. Unabhängig davon erbringen alle dieselben Leistungen für psychisch kranke Menschen, wie sie durch den Bezirk Oberbayern in einer Leistungsbeschreibung exemplarisch festgelegt sind. Die Tagesstätten stellen ein wichtiges, unbürokratisches und wertvolles Segment in der sozialpsychiatrischen Versorgung dar.

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Rehabilitation Der Teilbereich Rehabilitation bietet Maßnahmen zur medizinischen, beruflichen und sozialen Rehabilitation. Die einzelnen Leistungsangebote werden durch nahezu sämtliche Sozialleistungsträger finanziert: Krankenversicherung (SGB V), Rentenversicherung (SGB VI), Agentur für Arbeit (SGB III), überörtliche und Örtliche Sozialleistungsträger (SGB XII) sowie in seltenen Fällen Träger der Jugendhilfe (SGB VIII) und Berufsgenossenschaften (SGB VII). Die einzelnen Hilfsangebote werden personenzentriert und individuell gestaltet und sind am Teilhabeziel des Rehabilitanden orientiert. Als Grundlage ist das bio-psycho-soziale Modell der ICF (Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit) etabliert. Neben der Erkrankung werden dabei Beeinträchtigungen von Funktionen, Aktivitäten und Teilhabe im Zusammenhang mit Förderfaktoren und Barrieren des Kontextes (Umwelt und Person) betrachtet. Dadurch wird die funktionale Gesundheit und deren Beeinträchtigung beschreibbar und die Therapien und Maßnahmen können zielgerichtet und indikationsspezifisch eingesetzt werden. Veränderungen im Verlauf sind gut zu identifizieren, die Hilfen können bei Bedarf nachgesteuert werden. Vor allem die Förderfaktoren bilden eine wesentliche Voraussetzung zur Überwindung oder Besserung einer Teilhabebeeinträchtigung. Die aktive Einbindung der Rehabilitanden in den Planungs- und Behandlungsprozess ist uns ein wichtiges Anliegen. Prinzipiell achten wir auf eine nahtlose und vernetzte Planung, da hierdurch der Rehabilitationserfolg gesichert werden kann. Irritationen durch unnötige Schwellen- und Umstellungssituationen können so minimiert werden. Zur Eröffnung der Häuser am Latterbach 1984 war die Übergangseinrichtung für Menschen mit seelischer Erkrankung bereits etabliert und konnte in die neuen Gebäude einziehen.

Nachdem 1986 die 1. Empfehlungsvereinbarung RPK (Rehabilitations-Einrichtungen für psychisch kranke Menschen) verabschiedet worden war, konnte 1992 ein Teil der Übergangseinrichtung in 40 Plätze medizinische (Langzeit-)Rehabilitation umgewandelt werden und nahm ihren Betrieb auf. Trotz der Rehabilitationszeit von zirka einem Jahr zeigte sich, dass viele Menschen im Anschluss an die medizinische Rehabilitation noch nicht direkt in ihren Beruf oder eine Ausbildung vermittelt werden konnten. Konsequenterweise wurde 1996 eine berufliche Rehabilitation (damals Förderlehrgang für psychisch kranke Menschen) in Zusammenarbeit mit der Arbeitsagentur Weilheim gegründet. Heute werden diese Leistungen im Beruflichen Zentrum erbracht. In der Regel wohnen die Rehabilitanden im Internat der beruflichen Rehabilitation. Liegt die Belastbarkeit für eine berufliche Rehabilitation noch nicht vor, kann nach der medizinischen Rehabilitation die Arbeitstherapeutischtagesstrukturierende Maßnahme genutzt werden. Daneben stehen weitere Anschlussmaßnahmen an die medizinische Rehabilitation zur Verfügung. Zu diesen Angeboten zählt die Berufsbildungsmaßnahme, einer Vielzahl von Ausbildungsmöglichkeiten (überbetriebliche Ausbildung) und schulische Maßnahmen (BGJ, BVJ). 2009 wurde die RPK Landsberg eröffnet, die medizinische und berufliche Rehabilitation als Komplexleistung anbietet. Hier wird im Vergleich zur medizinischen Rehabilitation eine höhere Selbständigkeit und Mobilität vorausgesetzt. Nach über einem Jahrzehnt der Planung und Vorbereitung konnte im Jahr 2010 die erste stationäre Medizinische Rehabilitation für Jugendliche im Alter von 14 bis 18 Jahren in Herzogsägmühle eröffnet werden. 2013 ging die RPK Herzogsägmühle an den Start, dazu wurde ein Drittel der Plätze für medizinische Rehabilitation umgewidmet.

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Medizinische Jugendrehabilitation Jugendliche mit schweren psychischen Erkrankungen benötigen nach stationärer akutpsychiatrischer Behandlung weitere Unterstützung in Form von medizinischer, beruflicher und sozialer Rehabilitation, um eine Verbesserung der Teilhabe zu ermöglichen. Unser Haus mit vier kleinen Wohngruppen liegt als Teil des Rehabilitationszentrums der „Häuser am Latterbach“ im landschaftlich reizvollen Voralpenland mit Blick auf die Zugspitze. Wir haben uns in erster Linie auf die Rehabilitation von Jugendlichen spezialisiert, die an verschiedenen schweren Formen von Psychosen sowie an affektiven Störungen (z. B. schwergradige jugendspezifische Depressionen) oder an sogenannten beginnenden Persönlichkeitsstörungen leiden. Eine Besonderheit ist, dass wir Rehabilitation bei Bedarf bis zu 18 Monaten anbieten können. Stehen Störungen im Sozialverhalten, Alkohol- und Drogenkonsum und/oder eine schwere geistige Behinderung im Vordergrund, unterstützen wir bei der Suche nach einem geeigneten Angebot. Die Rehabilitation gliedert sich in der Regel in drei Abschnitte beginnend mit einer ausführlichen ICFbasierten Diagnostik und Unterstützung bei der Grundstabilisierung. Es folgt eine längere Therapie- und Trainingsphase zum Aufbau von Fertigkeiten mit unterschiedlichen Angeboten aus den Bereichen Medizin, Psychologie, Pädagogik und Heilpädagogik, Ergotherapie, Bewegungs- und Musiktherapie. Abschließend folgt eine Verselbstständigungsphase, die dem Belastungstraining unter zunehmend realeren Bedingungen dient (fachärztlich und pädagogisch-therapeutisch eng begleitet).

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Jeder Jugendliche erhält einen individuellen Therapieplan, der in wiederkehrenden gemeinsamen Planungen auf seine aktuellen Bewältigungsmöglichkeiten und das Erkrankungsbild abgestimmt wird. Wir legen dabei sehr viel Wert auf ein positives und wertschätzendes Gruppen- und Hausklima, dass die anvisierten Veränderungsprozesse erst möglich macht. In unserer Schule für Kranke können in sehr kleinen Klassen mit variabler zeitlicher und inhaltlicher Anforderung Schulabschlüsse nachgeholt bzw. der externe Schulbesuch vorbereitet werden. In Kooperation mit den Herzogsägmühler Betrieben können zudem die berufliche Fähigkeiten in einem vierwöchigen Praktikum erprobt und eingeschätzt werden. Die Einbindung der Eltern und bedeutsamer Bezugspersonen, die wesentlich zur Stabilisierung und Gesundung des Jugendlichen beitragen, ist uns sehr wichtig. Dabei begleiten wir die Familien auf dem schwierigen Weg, die Erkrankung zu akzeptieren, unterstützen eine adäquate familiäre Interaktion und bei älteren Jugendlichen ggf. auch Ablösprozesse. Gerne laden wir zur Vertiefung auch zu mehrtägigen Angehörigenseminaren ein. Eine gute Nachsorge verbessert den langfristigen Erfolg der Medizinischen Rehabilitation. Aus diesem Grund unterhalten wir eine Reihe sehr enger Kooperationsbeziehungen, bspw. zu Wohngruppen, Schulen, Angeboten der beruflichen Wiedereingliederung, Betrieben mit geschützten Ausbildungen, Facharztpraxen und Kliniken. Damit können wir schon während der Rehabilitation die Betroffenen zur Annahme von Nachsorgeangeboten motivieren und gemeinsam die geeigneten Schritte einleiten.

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Medizinische Rehabilitation Erwachsene

in

Herzogsägmühle

Seit 1992 erfahren junge Erwachsene in den durchschnittlich elf Monaten vor allem psychische Stabilisierung und einen besseren Umgang mit der Erkrankung durch stationäre, ganzheitliche Rehabilitation. Nach langen Krankheitsphasen steht hier die gesundheitliche Stabilisierung und Erarbeitung neuer Lebensentwürfe im Vordergrund. Dies ist ein wesentlicher Unterschied zur RPK-Maßnahme, die die Leistungs- und Arbeitsfähigkeit mit entsprechender psychiatrischer Prognose im Fokus hat.

RPK. Therapeutische Maßnahmen wie Psycho-, Bewegungs- Musik- und Kunsttherapie und die Optimierung der Medikation unterstützen diesen Selbstfindungsprozess, den besseren Umgang mit psychischen Krisen und das „Nachreifen“, so dass sich individuell angepasste Lebensentwürfe für die Zeit nach der medizinischen Rehabilitation entwickeln können. Mit erhöhter Belastbarkeit und zunehmender psychischer Stabilität erhöhen sich die Alltagsanforderungen in der Ergotherapie und im Gruppenhaus. Das Ziel ist hierbei, eigene Grenzen Eine mehrwöchige Eingewöhnungsphase dient auszuloten, um sich für passende wohnliche aber der sozialen Sicherheit und Integration, um wie- auch berufliche Anschlussmaßnahmen entscheider Lebensfreude zu entdecken und Lebenskraft den zu können. aufzubauen. In der Ergotherapie und in den zwei Gruppenhäusern mit je 20 Plätzen steht das sozi- Nachsorgende stationäre und ambulante Wohnforale Miteinander im Vordergrund. Das lebensprakti- men, z. B. mit gleichzeitiger Eingliederung in ein gesche Training und das Erlernen von Grundarbeits- schütztes Arbeitsverhältnis sind gegeben, ebenso fertigkeiten werden gezielt gefördert. Pünktliches wie die internatsmäßige Unterbringung im Falle der Aufstehen, gepflegtes Auftreten, Aufrechterhaltung Berufsorientierung mit anschließender Ausbildung. der Tagesstruktur, angemessene Kontaktaufnah- Kommt es im Anschluss zu diesen beruflichen Reme und abwechslungsreiche Freizeitgestaltung habilitationen, wechselt die Kostenträgerschaft von sind einige Beispiele für die intensivere, päda- Krankenkassen (bzw. Rentenversicherung) zu den gogischen Begleitung im Alltag im Vergleich zur Bezirken bzw. Arbeitsagenturen.

Rehabilitation

für psychisch kranke

Menschen

Die RPK bietet medizinische und berufliche Rehabilitation als Komplexleistung an und wird, je nach Zuständigkeit von Krankenkassen, Rentenversicherungen bzw. Arbeitsagenturen finanziert. Die vorrangigen Ziele sind die gesundheitliche Stabilität sowie gesellschaftliche und berufliche Integration auf dem Arbeitsmarkt. Das multiprofessionelle Team aus Psychiatrie, Psychologie, Sozialpädagogik und Heilerziehungspflege, Sporttherapie und beruflicher Fachanleitung orientiert sich an den individuellen Bedürfnissen, Fähigkeiten und Prognosen des einzelnen Rehabilitanden. Die Behandlung basiert auf dem bio-psycho-sozialen Grundverständnis der ICF aus dem in regelmäßigen und kurzfristigen Abstimmungen mit dem Rehabilitanden ressourcenorientiert realistische Nahziele angestrebt werden. Wir orientieren uns am Prinzip der Wiedergesundung durch Stärkung des individuellen Genesungspotenzials (Recovery). Besondere Beachtung finden Aspekte wie Selbstbestimmung (Empowerment), das Kohärenzgefühl, sozialer Einbezug,

in

L andsberg

und

Herzogsägmühle

Problemlösekompetenz und Selbstwirksamkeit. In der fachärztlichen und psychotherapeutischen Behandlung werden Einzel- und Gruppentherapien (z. B. soziales Kompetenztraining, Stressmanagement, Psychoedukation sowie Entspannungs- und Bewegungstherapien sowie Physiotherapie) angeboten. Das pädagogisch begleitete Wohnen unterstützt und trainiert Eigenverantwortung in sozialen Kompetenzen (Kontakt- und Konfliktfähigkeit) und Alltagsbewältigung (Tagesstruktur, Medikamentenverwaltung, Haushaltsführung, Freizeitgestaltung). Störungsspezifische und individuelle Bedürfnisse erfahren genauso respektvolles Zutrauen, wie das konsequente Entdecken der eigenen Identität. In der verbindlichen Tagesstruktur der Ergotherapie (medizinische Phase) dient die differenzierte Leistungsdiagnostik, Stärken und Fähigkeiten zu benennen, zu fördern und Belastbarkeit zu steigern. Eigenverantwortliches Krisenmanagement und somit ausreichende psychische Stabilität sollen sich am Arbeitsplatz etablieren. Mit dem Wechsel in das berufliche Training gilt es, neben der beruflichen

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Orientierung die vollschichtige Arbeitsfähigkeit zu erreichen. Der nahtlose Übergang von der medizinischen in die berufliche Phase bei weitestgehender Betreuungskontinuität sichert durch ein vertrautes Behandlungsteam höhere Erfolgsaussichten. RPK-Maßnahmen werden an zwei Standorten in Herzogsägmühle und Landsberg am Lech mit jeweils 30 Plätzen angeboten. Die wesentlichen Unterschiede liegen im Standort begründet: In der Stadt Landsberg ist aufgrund der zwei Standorte für Wohnen und Berufliches Training eine „Wegefähigkeit“ erforderlich. Die gute wirtschaftliche Infrastruktur ermöglicht betriebliche Arbeitserprobungen, bei denen mit Begleitung des RPK-Teams Vermittlungen in ein festes Arbeitsverhältnis angestrebt werden. Die Maßnahme ist auch ambulant möglich und vorwiegend für Menschen aus der Region. Herzogsägmühle ist ein besonderer „Ort zum Leben“, wo Rehabilitanden aus verschiedenen Regionen, auch längerfristige „geschützte“ und stationäre Behandlungskontinuität erfahren, zumal circa 40 Ausbildungsberufe mit internatsmässiger Unterbringung angeboten werden.

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Berufliche Rehabilitation Im Mittelpunkt der Bemühungen unseres multiprofessionellen Teams steht die Arbeit an den Ressourcen. Durch das Erleben einer Psychischen Erkrankung sind die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Glauben an ihre eigenen Fähigkeiten oder ihre Selbstwirksamkeit oftmals in den Grundfesten erschüttert und benötigen eine stützende und stärkende Begleitung. Aufgenommen werden Menschen, die an einer psychischen Erkrankung leiden. Ausschlusskriterien für die Aufnahme sind Erkrankungen, bei denen die Suchtproblematik im Vordergrund steht und die geistige Behinderung. Gleichrangige Ziele sind: • Belastbarkeit steigern • Lern- und Konzentrationsfähigkeit verbessern • Kommunikations- und Kooperationsfähigkeit erweitern • angemessene Umgangsformen entwickeln • Flexibilität und Selbstverantwortung erhöhen • Vertrauen in die eigenen Möglichkeiten und Kompetenzen.

Rehavorbereitungslehrgang (6 Monate) Dieser Lehrgang wird für Teilnehmer angeboten, die bereits eine Berufsausbildung haben und in diesen Beruf zurückkehren wollen. Theoretische und praktische Kenntnisse werden aufgefrischt und gefestigt. Berufsvorbereitende Bildungmaßnahme (11 Monate) Orientierung und Vertiefung im beruflichen Bereichen: Handwerklicher Bereich, Hauswirtschaft, Büro/Verwaltung, Zierpflanzen/Gemüsebau Anpassungstraining (12 Monate) Die Teilnehmer des Anpassungstrainings haben in der Regel bereits berufliche Erfahrungen. Ziel der Maßnahme ist die Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt. Ein betriebliches Belastungstraining ist ein wichtiger Bestandteil der Maßnahme.

Berufliches Zentrum Im Beruflichen Zentrum werden verschiedene Maßnahmen zur beruflichen Rehabilitation angeboten

Im Laufe der Lehrgänge wird auf der Basis standardisierter Verfahren wie der Verhaltensbeobachtung aus dem Arbeits- und Wohnbereich und den Ergebnissen aus Praktika und Arbeitserprobung eine Empfehlung für die weitere beruflichen Perspektive erstellt und gegebenenfalls in Anschlussmaßnahmen innerhalb Herzogsägmühle oder extern vermittelt. Die meisten Maßnahmeteilnehmer nehmen das Angebot einer internatsmäßigen Unterbringung wahr.

Reha-Assessment (8 Wochen) Leistung zur Abklärung der beruflichen Eignung und Belastbarkeit

Bei ausreichenden Kompetenzen in der Selbstversorgung und psychischer Stabilität kann die Maßnahme auch ambulant genutzt werden.

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Das multidisziplinäre Team steht in engem und regelmäßigem Austausch mit den Rehabilitanden und den jeweiligen Abteilungen und Fachbetrieben, die die Maßnahme erbringen, und stellt die fachdienstliche und ärztliche Versorgung der Hilfeberechtigten sicher. Das aktivierende Freizeitprogramm des Internats wird ganzjährig angeboten. Die Freizeitaktivitäten zielen darauf ab, den jungen Menschen mit vielfältigen sportlichen, kulturellen und kreativen Impulsen einen Ausgleich zur Arbeit zu geben. Wir motivieren sie zur selbständigen Fortführung, z. B. in Form von aktiver Mitgliedschaft in einem Sportverein. In Gemeinschaft erleben sie so, dass Freizeit sinnvoll und gesundheitsfördernd verbracht werden kann. Internat Das Internat ist ein spezialisiertes Wohnangebot, dass auf die Bedürfnisse junger psychisch kranker Menschen während einer beruflichen Rehabilitationsmaßnahme abgestimmt ist. Unsere Wohngruppen werden als Ganzjahresbetrieb geführt und haben keinerlei Schließzeiten. Dies ermöglicht eine besonders kontinuierliche Betreuung und Begleitung. Vorrangige Ziele unserer Bemühungen sind der erfolgreiche Abschluss der beruflichen Rehabilitationsmaßnahme und das Erreichen eines individuellen Höchstmaßes an Selbständigkeit für den Rehabilitanden. Somit darf das Internat als Ort zum Leben und als Ort zum Lernen verstanden werden. Im Mittelpunkt stehen die ganzheitliche persönliche Weiterentwicklung des einzelnen jungen Menschen sowie die Vermittlung und Sicherung von Lebensqualität. Die individuell gestalteten Wohnmöglichkeiten verteilen sich auf mehrere Wohneinheiten in Herzogsägmühle, im Stadtgebiet von Schongau und in der Gemeinde Peiting. Sie unterscheiden sich in der Platzzahl und der Selbstständigkeit. Selbständig leben lernen Das Leben im Internat erfordert von den Bewohnern die Fähigkeit, eigenständig ihren Alltag bewältigen zu können. Ein Mindestmaß an Krankheitseinsicht und Vertrauen werden von uns ebenso erwartet wie die Fähigkeit und der Wille zur selbständigen Körper-, Kleider- und Zimmerpflege sowie der Selbstversorgung (Umgang mit Geld, Einkauf, Kochen). Lebenspraktische Kenntnisse und Fähigkeiten können bei Bedarf mit Unterstützung der internatseigenen Hauswirtschaft und der Wohngruppenbetreuung eingeübt und erweitert werden.

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Die Gruppenbetreuer der einzelnen Wohneinheiten sind die erste Anlaufstelle für die Rehabilitanden und im Bedarfsfall für deren Angehörige. Jede Wohneinheit wird kontinuierlich von denselben Mitarbeitern begleitet. Sie stehen der Gruppe und auch dem einzelnen Rehabilitanden beratend und unterstützend zur Seite. Sprungbrett in die Arbeitswelt Ein weiterer wichtiger Gesprächspartner der Rehabilitanden während ihres Aufenthaltes bei uns ist der Sozialdienst im Internat, der den gesamten Rehabilitationsverlauf koordinierend im Blick hat. Die Zuständigkeiten reichen bspw. von Rehaberatung über Vermittlung weiterführender Hilfen bis zur Klärung von Fragen am Arbeitsplatz. Wichtige Aufgaben sind dabei die Durchführung der Förderplangespräche und die Berichterstattung gegenüber den Kostenträgern, intensive Schnittstellenkontakte sowie die Vorbereitung und Begleitung der Rehabilitanden zu Beratungsgesprächen mit den Fachberatern der Leistungsträger. Zu den Angebotsschwerpunkten des Sozialdienstes gehört auch die vorbereitende Entlassung und Nachsorge. Hierbei geht es sowohl um allgemeine als auch persönliche sozialpädagogische Beratung zur Wohn- und Berufsperspektive. Bereits lange bevor die Maßnahme endet werden individuell und gemeinsam mit dem Rehabilitanden, dem Leistungsträger und dem beteiligten Rehateam eine mögliche Anschlussmaßnahme geplant oder, beim Verlassen der Einrichtung, Möglichkeiten des Wohnens und insbesondere der beruflichen Zukunft vorbereitet. Gemeinsam mit der beruflichen Maßnahme gilt der beruflichen Integration zur Sicherung eines nachhaltigen Rehabilitationserfolges in dieser Phase ein besonderes Augenmerk.

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Berufliche Rehabilitation in Herzogsägmühle Im Rahmen des vernetzten Hilfeangebots von Herzogsägmühle können wir vielfältige Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben und Möglichkeiten zur schulischen und beruflichen Bildung anbieten. Neben dem Beruflichen Zentrum in unserem Fachbereich gibt es die Fach- und Ausbildungsbetriebe des Fachbereichs „Arbeit und Integration“. Hier sind betriebliche Ausbildungen und Umschulungen in 43 Berufen möglich. Der Fachbereich „Arbeit für Menschen mit Behinderung“ bietet in den Herzogsägmühler Werkstätten berufsfördernde Maßnahmen im Berufsbildungsbereich speziell für Menschen mit psychischer Erkrankung an. Um auch parallel die Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft zu verbessern oder zu sichern, nutzen viele Rehabilitandinnen und Rehabilitanden Leistungen in der Übergangseinrichtung oder im ambulant betreuten Wohnen. Sozialpädagogische Begleitung im Wohnbereich ist obligatorisch. Als weitere

Möglichkeit zur beruflichen Orientierung, Bildung, Ausbildung und Integration werden in der privaten Berufschule zur sonderpädagogischen Förderung (Albert-Schnitter-Schule) neben den Fachklassen für Schülerinnen und Schüler in einem Ausbildungsverhältnis das Berufsvorbereitungsjahr (BVJ) sowie das Berufsgrundschuljahr (BGJ) angeboten. Daneben bestehen Kontakte zu anderen Berufsfachschulen in Schongau. Die Integrationsfirmen „I+S Pfaffenwinkel“ und „BILL“ mit Arbeitsplatzangeboten in Herzogsägmühle, Schongau, Weilheim und Landsberg am Lech runden die Angebotspalette ab. Zugangsvoraussetzung für eine berufliche Rehabilitation sind eine kontinuierliche Belastbarkeit von mindestens vier Stunden und Arbeitsgrundfertigkeiten wie Pünktlichkeit, Absprachefähigkeit und Durchhaltefähigkeit. Bei einigen Maßnahmen und Leistungsträgern ist die Reintegrationsprognose für den ersten Arbeitsmarkt eine Zugangsvoraussetzung.

S oziale Rehabilitation Übergangseinrichtung „Wurzel“ der „Häuser am Latterbach“ darf sich die Übergangseinrichtung nennen, die seit 1984 besteht. Seither ist eine verzweigte Palette rehabilitativer Maßnahmen entstanden. Die Arbeitstherapeutisch-tagesstrukturierende Maßnahme (Modul-t) ist seit 2000 eine Fördermaßnahme mit Schwerpunkt auf der sozialer Rehabilitation im Bereich Tagesstruktur. Eine diagnosespezifische Differenzierung der sozialen Rehabilitation konnte 2010 mit der Übergangseinrichtung für Menschen mit Borderline-Persönlichkeitsstörung realisiert werden. Es gibt Überlegungen, die bestehende Übergangseinrichtung Sucht zu einer Übergangseinrichtung für Menschen mit Doppeldiagnose (Psychose und Sucht) weiter zu entwickeln. In den letzten Jahren zeigt sich eine steigende Tendenz von Menschen mit psychischen Störungen, die gleichzeitig an einem behandlungsbedürftigen Suchtproblem bis hin zur manifesten Abhängigkeit leiden. In vielen Fällen ist ein Kreislauf entstanden, wo sich beide Störungen gegenseitig aufrechterhalten. Oftmals wird die Suchtproblematik als „sekundär“ zu wenig in die Therapie einbezogen. Während beispielsweise die Doppeldiagnosen Depression und

Alkohol oder Angststörung und Benzodiazepinabhängigkeit im Rahmen herkömmlicher Suchtkonzepte ihre adäquate Behandlung erfahren, ist die Kombination Psychose aus dem schizophrenen Formenkreis und illegale Suchtmittel einschließlich Cannabis eine therapeutische Herausforderung,

∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙ Häuser am Latterbach ∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙

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der sich bislang nur wenige spezialisierte Therapieeinrichtungen stellen. Diese Menschen stellen bereits jetzt einen beträchtlichen Anteil der Rehabilitandinnen und Rehabilitanden dar. Ziel ist, sie ganzheitlich behandeln zu können und deshalb wird ein entsprechendes Therapieangebot innerhalb des bestehenden Rehabilitationskonzepts dazu angedacht. Die Klärungsphase zur Umsetzung ist für 2014 geplant, die zweischrittige oder vollständige Umsetzung für die Folgejahre. Heute nehmen Menschen parallel zu den Hilfen in der Übergangseinrichtung Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben, schulischer (Aus-)Bildung oder Beschäftigung wahr. Im Vordergrund

stehen Hilfen, die eine verbesserte Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft als Ziel haben. Hierzu gehört die Förderung einer gesunden Lebensführung und Krankheitsbewältigung sowie sozialer Kontakte und Beziehungen. Die Verselbständigung, eine möglichst eigenständige Lebensführung und die Teilnahme am kulturellen und Freizeitleben ebenso wie die Sicherung der Teilhabe an Arbeit und Beschäftigung bilden weitere Schwerpunkte. Unter dem Aspekt eines personenzentrierten Hilfsangebots wird durch die verschiedenen Maßnahmen das für den Einzelnen höchstmögliche Maß an eigenständigem Wohnen angestrebt.

Übergangseinrichtung für Menschen mit Borderline-Persönlichkeitsstörung Nach aktuellem wissenschaftlichen Kenntniss- die Stabilisierung, selbständige Lebensführung stand wird heute für die Entstehung der Borderline- und das Finden einer geeignete Wohnform für MenStörung das Zusammenwirken genetisch bedingter schen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung. neurobiologischer Faktoren wie Dissoziationsnei- Spezifische Zielsetzungen reichen von der Redugung und Störung der Affektregulation in Verbin- zierung von Häufigkeit und Schweregrad parasuizidung mit psychosozialen Variablen wie Traumati- dalen Verhaltens über Achtsamkeit, Affektdifferensierungen postuliert. zierung und- regulation bis hin zu befriedigenden zwischenmenschlichen Beziehungen, StresstoleIn Folge entwickeln sich dysfunktionale Bewälti- ranz und Aufbau von Selbstwert. Die Hilfe für Mengungsmuster, die aufgrund ihrer hohen Funktio- schen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung nalität schnell chronifizieren und das Erlernen von erfolgt im Zusammenwirken eines multiprofessioanderen hilfreichen Strategien erschweren. Zudem nellen Teams auf der Grundlage der DBT Richtlitreten bei Menschen mit Borderline-Störung auch nien. komorbid andere psychiatrische Störungen wie Depressionen, Angststörungen, Alkohol- oder Dro- Das Leistungsangebot dieser Maßnahme setzt genmissbrauch auf. sich aus einzelnen Bausteinen zusammen. Das Bezugspersonensystem, die psychologische BeDie Behandlung dieser Patientengruppe ist oft ratung und Begleitung bilden die Grundbausteine langwierig und sehr kostenintensiv. Häufig sind des Leistungsangebots zusammen mit Psychowiederholte stationäre Behandlungen zur Krisenin- therapie einzeln, der Bezugsgruppe (nur Patienten tervention erforderlich. In den letzten Jahren haben und Patientinnen) und eine Achtsamkeitsgruppe. sich in der deutschen Psychiatrielandschaft immer Weitere wichtige Gruppenangebote sind die psymehr Spezialangebote zur Behandlung dieser Pa- choedukative Gruppe (Krankheitsbegriff, Symptotientengruppe entwickelt, die vor allem durch die matik, biosoziales Krankheitsmodell, Komorbidität, Dialektisch-Behaviorale-Therapie (DBT, Marsha Medikamente, Notfallplan) und eine Skillsgruppe, Linehan, 1993) und der Übersetzung des Manuals in der ein Fertigkeitentraining angeboten wird. durch M. Bohus et al. (1996) vorangetrieben wurden. Bewegung und Sport gehören genauso selbstverständlich zum Leistungsangebot wie die KooperaDie Übergangseinrichtung für Menschen mit ei- tion mit dem behandelnden Psychiater und/oder ner Borderline-Persönlichkeitsstörung will dieser Therapeuten sowie auch die Zusammenarbeit mit Entwicklung Rechnung tragen und auf der Grund- dem jeweiligen Arbeitsbereich. lage der DBT (Verhaltenstherapie  –  Zenbuddhismus  –  Dialektik) einen weiteren Baustein in der Um die nahtlose Versorgung dieses PersonenkreiBehandlung, Betreuung und Therapie dieser Per- ses für nachfolgende Maßnahmemöglichkeiten zu sonengruppe in Herzogsägmühle anbieten. Allge- gewährleisten, ist eine enge Verzahnung mit dem meine Ziele dieser Rehabilitationsmaßnahme sind ambulanten Wohnbereich geplant.

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Arbeitstherapeutisch-tagesstrukturierende Maßnahme (ATTM) Gerade chronisch psychisch kranke Menschen lei- Wir bieten Hilfen um: den unter Isolierung und fehlender Struktur in ih- • einen sinnvollen Tagesablauf zu gestalten rem Alltag. Vielfach sind sie nicht mehr in der Lage, • die eigenen Fähigkeiten und Kompetenzen entselbständig Beziehungen aufrecht zu erhalten oder wickeln oder wecken zu können die persönlichen Hobbys zu pflegen und einen ge- • das tägliche Durchhaltevermögen auf über drei regelten Tagesablauf zu gestalten. Eine stabile TaStunden zu erhöhen (Werkstattfähigkeit) gesstruktur, gefüllt mit sinnvollen Aufgaben ist ein • die erreichte Stabilität bis zum Beginn einer wichtiger Faktor, um die psychische Gesundheit zu beruflichen Maßnahme zu erhalten erlangen und sie zu erhalten. • Teilhabe am Gemeinschaftsleben zu erfahren und soziale Kontakte zu ermöglichen und zu Wir verstehen uns als gemeindenahe Einrichtung erweitern der sozialen Rehabilitation auf der Basis einer milieutherapeutischen Gemeinschaft. Wir ermöglichen Wir bieten Hilfe durch: einen Zugang zu Gemeinschaft und Beschäfti- • Lebenspraktische Anleitung gung für chronisch psychisch kranken Frauen und • Projekte mit erlebnispädagogischen Männern ohne zeitliche Begrenzung. Die Ziele der Elementen ATTM sind eine verbesserten Teilhabe am Arbeits- • Angebote zum kreativen Werken leben und eine selbständigere Lebensführung. • Arbeitangebote mit dem Charakter der industriellen Fertigung Das offene Gruppenangebot erlaubt ein auf die Ziele, Ressourcen und Beeinträchtigungen jeden Einzelnen zugeschnittenes Hilfsangebot mit dem Ziel, unsere Teilnehmer individuell zu stärken, zu stabilisieren und ihnen Erfolgserlebnisse zu vermitteln. Entsprechend des jeweiligen Bedarfes und gemäß der persönlichen Vorstellungen der Teilnehmer ist die ATTM auch für Bewohner ambulanter Wohnformen möglich. Die Erfahrungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass diese intensive Form individuell motivierender Unterstützung auch schwer chronisch kranke Menschen mit sogenannter Minussymptomatik ohne zeitlichen Druck Fortschritte machen lässt, die dazu führen, dass zum Beispiel eine Eingliederung in die WfbM möglich wird.

Die Schwerpunkte der Arbeit sind je nach Bedarf eine Sinn gebende Tagesstruktur, der Erhalt und das Training von Belastbarkeit im Arbeitsbereich und Förderung von Arbeitsfähigkeit und Arbeitstugenden sowie die Motivation zur Steigerung der individuellen Leistungsfähigkeit. Die Standorte der ATTM sind verteilt auf verschiedene Arbeitsbereiche und Betriebe in Herzogsägmühle, Schongau und Weilheim. Mit der Auslagerung der Maßnahme rücken verschiedene Grundarbeitsfähigkeiten wie „Pünktlichkeit“, „Ausdauer“ und „Durchhaltevermögen“ zwangsläufig in den Mittelpunkt der Förderaspekte.

∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙ Häuser am Latterbach ∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙

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Ambulante Praxis für Ergotherapie Wir unterstützen und begleiten Menschen jeden Alters, die in ihrer Handlungsfähigkeit eingeschränkt oder von Einschränkung bedroht sind. Unsere Aufgabe ist es, sie bei der Durchführung wichtiger Betätigung in den Bereichen Selbstversorgung, Produktivität und Freizeit zu stärken. Das Erreichen von größtmöglicher Selbstständigkeit im Alltags- und/oder Berufsleben ist das Ziel unserer therapeutischen Arbeit. Ergotherapie wird vom behandelnden Haus- oder Facharzt verordnet und gilt als Heilmittel. Die Kosten werden von den gesetzlichen Krankenkassen und den meisten Privatkassen übernommen.

Einzel- und Gruppentherapie bzw. Hausbesuche sind möglich. Bei Bedarf kooperieren wir mit anderen Praxen. Die ergotherapeutische Behandlung ist individuell auf den Patienten zugeschnitten und orientiert sich an den persönlichen Bedürfnissen und Zielen. Leistungen werden angeboten für • Fachbereich Psychiatrie • Fachbereich Geriatrie • Fachbereich Neurologie • Fachbereich Orthopädie • Fachbereich Pädiatrie

Wohnen Unsere Strukturen zeigen gelungenes Beispiel, wie die Vernetzung gemeindenaher sozialpsychiatrischer Angebote möglich ist mit größtmöglichen Vorteil für die Hilfeberechtigten. Differenzierte Wohnangebote in Wohngemeinschaften oder dem Betreuten Einzelwohnen in Zusammenarbeit mit den Beratungsstellen, den Tagesstätten und, nicht zuletzt, den Wohnheimen und der Rehabilitationseinrichtung, erleichtern unseren Hilfeberechtigten die Wiedereingliederung. Im Wohnen stationär und ambulant wird im Rahmen der individuellen Hilfeplanung des Gesamtplanverfahrens personenzentriert gearbeitet. Wir planen die Hilfen gemeinsam mit jedem Klienten und beziehen dabei das Umfeld mit ein. So entstehen Hilfepläne, die individuell abgestimmt sind und sich an den Ressourcen und Bedürfnissen des Einzelnen orientieren. Ziele und Maßnahmen werden regelmäßig auf ihre Wirksamkeit überprüft. Gemeinsam wird „Neues“ festgelegt oder „Altes“ fortgeschrieben, dabei steht die Kundenzufriedenheit im Vordergrund. Jeder Hilfeberechtigte erlebt eine

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auf ihn zugeschnittene Förderung in allen Lebensbereichen, die auf seine persönliche Entwicklung Rücksicht nimmt. Die Kosten werden in der Regel vom zuständigen Sozialhilfeträger übernommen. Die Maßnahmen sind im Grunde unbefristet. Ihren Lebensunterhalt bestreiten die Hilfeberechtigten durch Rente, Grundsicherung oder anderweitiges Einkommen. Unsere Wohnangebote sind ein Baustein einer breiten Angebotspalette für die Förderung in allen Lebensbereichen. Die Verzahnung des ambulanten und stationären Wohnens ist Garant, um die passende Wohnform zu finden. Die gesamten Angebote (z.B. Freizeitbüro, Sportvereine etc.) von Herzogsägmühle als ORT ZUM LEBEN stehen unseren Bewohnern zur Verfügung. Die Möglichkeiten für Beschäftigung und Arbeit reichen vom Besuch einer Tagesstätte über eine tagesstrukturierende Maßnahme bis hin zur Eingliederung in die Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM), der Tätigkeit in der I+S Pfaffenwinkel oder auf dem freien Arbeitsmarkt.

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Wohnen

ambulant

Bereits seit 1988 steht das ambulante sozialpsychiatrische Angebot unseren Hilfeberechtigten zur Verfügung. Aus der Betreuung von drei Bewohnern in einem Reihenhaus in Schongau ist ein differenziertes Angebot in 4 Landkreisen geworden, mit dem wir mittlerweile über 250 psychisch kranke Menschen versorgen: • im Betreuten Einzelwohnen für Menschen mit psychischer Erkrankung und Menschen mit Suchterkrankung • in lose betreuten Wohngemeinschaften • in intensiv betreuten Wohngemeinschaften • in Wohngemeinschaften für Menschen mit Doppeldiagnose Psychose und Suchterkrankung • in Wohngemeinschaften für Menschen mit Suchterkrankung (in Planung) • im Betreuten Wohnen in Familien für Menschen mit psychischer Erkrankung und Menschen mit Behinderung

Wohnraum durch Herzogsägmühle zur Verfügung gestellt wird. In den intensiver betreuten Wohngemeinschaften befindet sich in nahezu jeder Einheit ein Büro. Durch diese besondere Struktur kann die tägliche Anwesenheit eines Mitarbeiters gewährleistet werden.

Im Betreuten Einzelwohnen und in den lose betreuten Wohngemeinschaften werden Termine zwischen dem Hilfeberechtigten und dem Mitarbeiter individuell vereinbart. Als „Treffpunkt“ stehen der Wohnraum des Klienten oder ein Büro zur Verfügung. Beim Betreuten Einzelwohnen wohnt der Hilfeberechtigte in der Regel in seiner eigenen Wohnung, während für die Wohngemeinschaften der

In den Wohngemeinschaften für Menschen mit Psychose und Suchtproblemen steht eine Fachkraft für diesen besonderen Personenkreis zur Verfügung. Wir versorgen hauptsächlich Menschen mit schizophrenen, schizotypen sowie wahnhaften Störungen mit Alkoholproblematik. In Einzelfällen nehmen wir nach Absprache mit dem Kostenträger auch Hilfeberechtigte mit anderen Diagnosen auf.

Wohnen

stationär

Die Häuser am Latterbach, insbesondere das stationäre Wohnen in Latterbach 9 und 12, ist unser ältester Standort im Teilbereich Wohnen und besteht bereits seit 1984. Gerade in den letzten Jahren wurden auch hier unsere Angebote stark differenziert und erweitert. Mit dem Wohnprojekt in größeren Häusern im Ortsbereich Peiting und dem Appartementhaus auf dem Herzogsägmühler Gelände wurden weitere Möglichkeiten des stationären Wohnens geschaffen. Im Vordergrund des stationären Wohnangebots steht die besondere Möglichkeit, sich in längeren Zeiträumen entwickeln zu können. Die Mitarbeitenden vermitteln neben dem Gefühl der Beheimatung auch immer die Möglichkeiten zur Veränderung, die bei unseren Bewohnern nicht aus dem Auge verloren werden darf. Selbstversorgergruppen sind

selbstverständlich, ein hohes Maß an Eigenständigkeit ist möglich. Vorbereitungen im Hinblick auf weitere Verselbständigung bis hin zum Auszug in eine ambulante Wohnform finden laufend statt. In den Wohnheimen Latterbach 9 und Latterbach 12 findet man in Wohngruppen neben der Möglichkeit der teilweisen Selbstversorgung auch die „Vollversorgung“, wie sie nur ein klassisches Heim bieten kann. Heimat und langfristig erarbeitete Perspektiven werden hier angeboten. Geregelte Tagesabläufe und Unterstützung im lebenspraktischen Bereich fördern die Entwicklung und Stabilisierung unserer Bewohner. Sie kommen an, finden zur Ruhe und können daraus Kraft schöpfen, um bereits Erlerntes zu reaktivieren, Veränderungen zuzulassen und Neues zu probieren.

∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙ Häuser am Latterbach ∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙

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Mit dem Wohnprojekt wurde das „Heim in die Gemeinde“ gebracht. Hier wird das stationäre Wohnen in gemeindenaher Umgebung angeboten. Die Gruppen sind kleiner, die Einbindung in das soziale Umfeld der Gemeinde zwangsläufig und inklusiv. Als Mittelstation zwischen Wohnheim und Wohnprojekt kann das Appartementhaus angesehen werden. Zwar in Herzogsägmühle, jedoch örtlich abgelöst von den Wohnheimen kann hier in stationärem Umfeld ganz individuell gewohnt werden. Wie im Wohnprojekt sind die Strukturen der Wohneinheiten kleiner und überschaubar, dennoch kann die Unterstützung durch das stationäre Setting angeboten werden. Wohnen stationär für Menschen mit Psychose und Lernbehinderung Menschen mit Doppeldiagnosen benötigen ein angemessenes sozialpsychiatrisches Umfeld, das auf ihre speziellen Bedürfnisse und Erfordernisse abgestimmt ist. Das soziale Umfeld, wird von uns so strukturiert und überschaubar gestaltet, dass die Hilfeberechtigten sich leichter in die Gemeinschaft

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einfinden können. Eine lebensalltägliche Begleitung, Anleitung und Förderung mit gleichmäßigem und angemessenem Belastungsniveau wirkt unterstützend. Das Betreute Wohnen in Familien ist ein Angebot für Menschen mit psychischer Erkrankung und Menschen mit Behinderung. Nach einem längeren Aufenthalt in einer stationären oder ambulanten Einrichtung findet dieser Personenkreis ein neues Zuhause im Lebensumfeld „normaler“ Gastfamilien. Sie leben in den Gastfamilien und erfahren dort Teilhabe am Leben. Die Gastfamilie und der Hilfeberechtigte werden regelmäßig durch erfahrene Sozialpädagogen unterstützt und begleitet. Die Gastfamilien erhalten ein Betreuungsentgelt und Kosten für Unterkunft und Verpflegung. Bei der Auswahl der Gastfamilien und der Hilfeberechtigten werden Möglichkeiten und Grenzen der Beteiligten im Vorfeld besprochen. Nach einem sogenannten „Probewohnen“ entscheiden sich beide Parteien. Die Betreuungsvereinbarung zwischen Herzogsägmühle, der Gastfamilie und dem Hilfeberechtigten regelt Inhalt und Umfang des Angebotes.

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Gerontopsychiatrisches Wohnheim und integratives Pflegeheim Das Schöneckerhaus ist seit mehr als 40 Jahren fester Bestandteil der Dorfgemeinschaft Herzogsägmühle. Unter einem Dach bietet das Haus im Gerontopsychiatrischen Wohnheim alten Menschen mit wesentlicher seelischer Behinderung ohne Pflegebedarf im Sinne SGB XI nach dem Erwerbsleben Maßnahmen zur sozialen Rehabilitation und im Integrativen Pflegeheim Erwachsenen altersunabhängige Pflege. Die einzelnen Leistungsangebote werden finanziert durch die überörtlichen und örtlichen Sozialleistungsträger (SGB  XII), die Pflegeversicherung (SGB  XI) sowie einen von den persönlichen Einkommensverhältnissen abhängigen Eigenanteil. 2009 eröffnet, bietet das Gerontopsychiatrische Wohnheim mit seinen 64 Plätzen regional erstmals chronisch psychisch erkrankten Menschen nach dem Erwerbsleben auf Beheimatung angelegte Hilfen und Unterstützung zur Teilhabe am sozialen und kulturellen Leben. Orientiert an den Konzepten der Salutogenese und Recovery streben die Hilfen den möglichst langen Erhalt einer weitestgehend selbständigen Lebensführung an. Angebote zur Teilhabe wie Ausflüge,

Einkaufsfahrten, Werkeln in der hauseigenen Holzwerkstatt, kreatives Gestalten, gemeinsames Kochen/Backen, Bewegung, Entspannung, Feste im Jahres- und Kirchenjahreskreis, Andachten in der Hauskapelle sowie Seelsorge ermöglichen den Seniorinnen und Senioren eine abwechslungsreiche Alltagsgestaltung entsprechend ihren persönlichen Mitwirkungsmöglichkeiten und ihrer persönlichen Individualisierung. Die flankierenden Hilfen reichen von der Vollversorgung bis zum Gesundheitsmanagement einschließlich ärztlicher Hausbesuche und Arztfahrten. Traditionell seit 1971 im Haus etabliert, stehen heute 54 Plätze für die integrative Pflege Erwachsener zur Verfügung. Rund um die Uhr garantieren im Integrativen Pflegeheim engagierte und professionelle Pflege- und Servicekräfte die Grund- und Behandlungspflege in den Pflegestufen 1 bis 3, soziale Betreuungsangebote sowie die Vollversorgung. Aufnahme finden pflegebedürftige Frauen und Männer mit chronisch somatischen Erkrankungen, kognitiven Syndromen, körperlicher, seelischer und/oder geistiger Behinderung, erworbenen Hirnschädigungen oder Demenzen ohne Weglauftendenzen.

∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙ Häuser am Latterbach ∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙

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Glossar

A

AK Arbeitskreis ATTM Arbeitstherapeutisch-tagesstrukturierende Maßnahme

B BAG RPK Bundesarbeitsgemeinschaft der Rehabilitationseinrichtungen für psychisch kranke Menschen BAR Bundesarbeitsgemeinschaft Rehabilitation BGJ Berufsgrundbildungsjahr BILL Beschäftigungsinitiative Landsberg am Lech BvB Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme BVJ Berufsvorbereitendes Jahr BZ Berufliches Zentrum D DBT

Dialektisch-Behaviorale Therapie (nach Marsha Linehan) DW Diakonisches Werk

F FEBS DW Bayern G

Fachverband Evangelische Behindertenhilfe und Sozialpsychiatrie in Bayern e. V.

GPV Gemeinde-Psychiatrischer-Verbund

I

I&S Pfaffenwinkel ICF ICIDH

Gemeinnützige Integrations- und Servicegesellschaft zur Berufsförderung Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (WHO, 2001) Internationale Klassifikation der Schädigungen, Fähigkeitsstörungen und Behinderungen (WHO, 1980)

M MDK

Medizinischer Dienst der Krankenversicherung

P PSAG Psychosoziale Arbeitsgemeinschaft

PSB Psychosoziale Beratungsstelle

Q QM-System

Qualitätsmanagement-System

R RPK Rehabilitationseinrichtung für psychisch kranke Menschen RvL Rehavorbereitungslehrgang S SGB Sozialgesetzbuch

SPDi Sozialpsychiatrischer Dienst

T TÜV Technischer Überwachungsverein TWG Therapeutische Wohngemeinschaft U UNO Vereinte Nationen UN-BRK

Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen

W WG Wohngemeinschaft

WfbM Werkstatt für behinderte Menschen WHO Weltgesundheitsorganisation

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∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙ Häuser am Latterbach ∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙

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EG B · NG U L ND A H E B · NG U T A BER

UN T I E L

G

und wird getragen vom Verein „Innere Mission München – Diakonie in München und Oberbayern e. V.“. Im Rahmen einer offenen Dorfgemeinschaft erfahren Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Problemen, Krankheit oder Behinderung Hilfen zur persönlichen, sozialen und beruflichen Entwicklung oder Heimat und Pflege im Alter. Daneben bietet Herzogsägmühle Beratungsdienste, Tagesstätten, Arbeitsmöglichkeiten und Wohnungen in Orten der Umgebung an. Spendenkonto: HypoVereinsbank AG Weilheim · Konto-Nr. 4 799 500 · BLZ 703 211 94 · SWIFT-BIC: HYVEDEMM466 IBAN:  DE75  7032  1194  0004  7995  00 ·

HERZOGSÄGMÜHLE Von-Kahl-Straße 4 86971 Peiting

Telefon 0 88 61 219-0 Telefax 0 88 61 219-201

E-Mail: [email protected] Internet: www.herzogsaegmuehle.de

02_00_042014_03

Herzogsägmühle versteht sich als ORT ZUM LEBEN