WIR die IG Metall Gaggenau

Gaggenau WIR die IG Metall Gaggenau 2008-2011 Einblicke in unsere Verwaltungsstelle ALT Einsatz in den Betrieben und für unsere Mitglieder Einspru...
Author: Leon Heintze
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Gaggenau

WIR die IG Metall Gaggenau 2008-2011 Einblicke in unsere Verwaltungsstelle

ALT

Einsatz in den Betrieben und für unsere Mitglieder

Einspruch bei politischen und gesellschaftlichen Fehlentwicklungen



E DITO R IA L

U n sere Verwaltu n gsstelle 

Unser Leitbild Inhalt Roman Zitzelsberger. 1. Bevollmächtigter der IG Metall Gaggenau

Unser

Editorial

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Unser Leitbild

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Liebe Kolleginnen,

Unsere Leistungen

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liebe Kollegen,

Aus den Betrieben

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die vergangenen vier Jahre hätten ereignisreicher nicht sein können für die IG Metall insgesamt, aber auch für unsere Region. Im Herbst 2008 begann eine der heftigsten Wirtschaftskrisen in der Nachkriegsgeschichte. Gerade die Beschäftigten mit befristeten Arbeitsverträgen oder in Leiharbeit verloren dadurch ihren Arbeitsplatz, allein in unserer Region waren es über 1.000 Menschen. Aber wir haben nicht den Kopf in den Sand gesteckt, sondern das Bestmögliche unter den Rahmenbedingungen versucht. Ich bin überzeugt, dass wir mehr erreicht haben, als wir selbst für möglich hielten. Auch wenn der Preis hoch war, z. B. durch Kurzarbeit, teilweise durch Verzicht von Entgelten. Wir haben unser zentrales Ziel vom November 2008 erreicht: Keine Entlassungen in der Krise! Mit unserer Initiative „Einsatz für Alle“ konnten wir alle politischen Verantwortlichen gewinnen, an diesem Kurs mitzuarbeiten. Wenn wir heute, vier Jahre später, zurückblicken, ist es diese Phase, die die abgelaufene Zeit der Delegierten, des Ortsvorstandes und des Führungsteams der IG Metall Gaggenau, sehr geprägt hat. Wir haben jedoch weit mehr getan, als eine erfolgreiche Krisenbewältigung. Mit mittlerweile weit über 19.000 Mitgliedern, mit über 1.000 aktiven Betriebsräten, Jugend- und Auszubildendenvertretern, Vertrauensleuten und Schwerbehindertenvertretern ist uns vieles gelungen, was beiträgt, die Arbeitswelt zu beeinflussen und einen Beitrag für ein gutes Leben zu leisten. Dafür stehen wir auch in den kommenden vier Jahren.

Euer

Roman Zitzelsberger

Einsatz für Alle

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Aktiv in der IG Metall

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Tarifpolitik

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Politik und Gesellschaft

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Leiharbeit

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Mitgliederentwicklung

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OV und DV

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Zukunft und Ausblick

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Titelbild: Operation Übernahme (OPÜ), Aktionstag in Rastatt am 10. Juni 2010 Impressum Redaktion und Herausgeber: IG Metall Gaggenau Fotos: IG Metall Gaggenau, Slobodan Mandic, Michael Kunst Gestaltung & Satz: agentur-exakt.de, Druck: apm AG V.i.S.d.P.: Roman Zitzelsberger, 1. Bevollmächtigter IG Metall Gaggenau, Hauptstraße 83, 76571 Gaggenau Stand: 13. März 2012

WIR die IG Metall Gaggenau: solidarisch und kompetent

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Tätigkeitsbericht

Das Team der IG Metall Verwaltungsstelle Gaggenau (von links): Claudia Peter, Meike Hommel, Roman Zitzelsberger, Johanna Föry, Katrin Hasenohr, Carmen N. Herrmann, Silke Bentz, Käthe Herhalt-Schneider, Beatriz Diaz Gonzalez, Ivan Curkovic, Andreas Flach.

Wer nicht weißt, wo er hin will, für den ist jeder Wind der richtige. Zum Glück trifft das für die IG Metall insgesamt und für die IG Metall Verwaltungsstelle Gaggenau nicht zu. Wir haben eine klare Vorstellung, wofür wir stehen, was wir wollen und wohin wir wollen. Dies haben wir in einem Leitbild gefasst, das unsere Richtschnur für die örtliche gewerkschaftliche Arbeit darstellt. An erster Stelle stehen unsere Mitglieder und die Frage, wie wir gemeinsam mit möglichst vielen Menschen möglichst viel erreichen können. Wir, die IG Metall Gaggenau, solidarisch und kompetent,

zuverlässig und kreativ, politisch und stark, viele und gut – das ist die Kurzfassung unseres Leitbildes. Daraus haben wir bereits in den vergangenen vier Jahren einen klaren Handlungsauftrag und eine konkrete Jahresplanung abgeleitet. Wir wissen, dass in vielen Betrieben und Organisationen Leitbilder aufgeschrieben und verbreitet wurden, um sich so ein besonders fortschrittliches und positives Außenbild zu verpassen. Zwar gibt es unser Leitbild auch als Broschüre und kann gerne über das Internet der Verwaltungsstelle

aufgerufen werden, doch unser Leitbild hat einen anderen Zweck, nämlich das tägliche Handeln, die vielfältigen Aktivitäten und die langfristige Strategie zu bestimmen. Das soll zugleich auch der Maßstab sein, an dem wir uns messen lassen müssen und wollen. Nach acht Jahren haben wir im Januar 2011 im Rahmen einer Ortsvorstandsklausur das Leitbild kritisch überprüft und uns die Frage gestellt, ob wir damit noch auf dem richtigen Weg sind. Dies konnten wir eindeutig bejahen und deshalb wird es weiterhin die Grundlage für unsere Arbeit sein.

Die Leitbild-Broschüre kann in unserer Verwaltungsstelle abgeholt werden. Die Inhalte stehen auch bei uns im Internet: www.gaggenau.igm.de/wir

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politisch und stark

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Auf den folgenden Seiten blicken wir auf die vergangenen vier Jahre von 2008 bis 2011 unserer gemeinsamen Arbeit der IG Metall Gaggenau zurück: Was hat sich in den Betrieben getan, was bieten wir in unserer Verwaltungsstelle, wo engagieren wir uns wie im gesellschaftlichen Leben im Landkreis Rastatt sowie in der Stadt Baden-Baden und was tut sich allgemein in der IG Metall und um uns herum.

viele und gut



U n sere Leistu nge n

A us de n betriebe n 

Beratungsservice optimiert Nicht jede Frage und jeder Anruf von Mitgliedern kann schnell beantwortet werden. Oftmals stecken größere Themen dahinter. Natürlich sind diese Themen für unsere Mitglieder sehr dringend. Deswegen hat die IG Metall die Beratungsmöglichkeiten für Mitglieder weiter verbessert. Es können nun mehrfach in der Woche Beratungstermine vereinbart werden.

Direkt vor Ort

Aus den Betrieben

Mit der IG Metall vor den Gerichten Rund 350 Einzelfälle sind in den letzten vier Jahren vor den Arbeits- und Sozialgerichten gelandet. Auffällig ist, dass die Rechtsschutzfälle im Bereich des Sozialrechts zunehmen. Immer mehr Beschäftigte müssen sich mit gesundheitlichen Einschränkungen abfinden. Und dann gibt es schnell die Auseinandersetzung um den Grad der Behinderung oder um Rentenansprüche. Im Arbeitsrecht können die meisten Fälle mit Vergleichen abgeschlossen werden. Hier wurde für die Betroffenen ein Volumen von über 300.000 Euro erstritten.

Wenn man mal richtig stolpert … ... zahlt die IG Metall bei einem Freizeitunfall ein Krankenhaustagegeld. Natürlich ist der körperliche Schmerz und die gesundheitliche Einschränkung mit der Freizeitunfallversicherung nicht behoben. Aber zusätzlich aufkommende Kosten können so teilweise abgedeckt werden. Von 2008 bis 2011 wurden rund 100.000 Euro an Unfallbetroffene ausgezahlt.

Wenn am Ende des Geldes noch so viel Monat übrig ist Mit den Einkommenseinbußen in den Krisenjahren wurde es deutlich: bei vielen Beschäftigten ist die finanzielle Situation sehr angespannt. Schnelle Hilfe ist dann notwendig. Gemeinsam mit der Caritas hat die IG Metall Gaggenau nicht nur ein Netz von „Schuldenlotsen“ in den Betrieben installieren können, sondern ein Beratungsangebot für Mitglieder aufgebaut. 30 Kolleginnen und Kollegen konnten so eine qualifizierte Beratung erhalten.

Vertrauensleute Mercedes-Benz Werk Gaggenau

Die gewerkschaftliche Arbeit in der Region findet hauptsächlich im Betrieb statt. Nahezu 15.000 unserer Mitglieder arbeiten in 45 Betrieben in Gaggenau, Rastatt und Baden-Baden. Gemeinsam mit Betriebsrat, Schwerbehindertenvertretungen und gewerkschaftlichen Vertrauensleuten sowie nicht zuletzt unter aktiver Beteiligung unserer Mitglieder haben wir in den vergangenen vier Jahren viele Lösungen erarbeitet oder auch mal erstritten. Wir zeigen beispielhaft herausragende betriebliche Herausforderungen. Denn je stärker wir als IG Metall in einer Belegschaft verankert sind, je mehr Mitglieder wir haben, desto größer sind Respekt und Akzeptanz gegenüber den jeweiligen Arbeitgebern. Die regelmäßige Betriebsratswahl im Jahr 2010 war in vielen Betrieben geprägt von einer Debatte um die Qualität der Betriebsratsarbeit. Damit eng verbunden war der Anspruch, mögliche Kandidatinnen und Kandidaten auf ihr Wahlamt vorzubereiten sowie mit den Wählerinnen und Wählern eine Debatte um Anforderungen an die Betriebsratsarbeit anzuregen. Bei Mercedes-Benz in Rastatt z.B. wurde im Vorfeld der Betriebsratswahl ein Anforderungsprofil für den Betriebsrat erstellt: Einsatzbereitschaft, Konfliktbereitschaft, Belastbarkeit, rechtliches Wissen und sich an gewerkschaftlichen Strukturen beteiligen seien hier als Beispiele genannt. Mit einer breit angelegten Kampagne

wurde über Wochen die Betriebsratswahl mit witzigen Ideen begleitet. Plakate und Flugblätter machten deutlich, dass Betriebsratsarbeit alles andere ist, als Party feiern, sondern meist ein schwieriger und konfliktreicher (Knochen)Job. Für Mercedes in Rastatt, das Benz-Werk in Gaggenau sowie König Metall wurden jeweils eigenständige KandidatInnenSeminare durchgeführt. Hierbei stand das politische Wollen des Amtes im Mittelpunkt sowie persönliche Herausforderungen und die anstehenden Themen in den Betrieben. Auf den Betrieb bezogene Faltblätter und Plakate machten in den Betrieben auf die Betriebsratswahl aufmerksam. Die meisten

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Betriebe wählten in der zweiten Märzwoche. Starke, engagierte Betriebsratsmitglieder wurden in ihren Ämtern bestätigt bzw.  erstmals  gewählt. In bzw.  erstmals  gewählt. allen Betrieben gab es Persönlichkeitswahlen. So konnte jede/r Beschäftigte die Personen seines Vertrauens wählen. Mit einer Wahlbeteiligung von knapp 75 % haben die Betriebsräte eine wirklich

gute Verankerung und Bestätigung im Betrieb. Über 80 % der Betriebsratsmitglieder sind IGMetall-Mitglieder und beweisen im täglichen Handeln, wie erfolgreich die Zusammenarbeit ist. Feiern konnten die wieder- und neugewählten Betriebsratsmitglieder beim Empfang der IG Metall mit anschließender After-Work-Party in den Räumen der IG Metall Gaggenau. Mit Stolz wurde auch auf den Einsatz von IG Metall und Betriebsräten bei der Krisenbewältigung geblickt und mit viel Motivation starteten die Betriebsräte die neue Amtszeit in der Region in 32 Betrieben. Zudem gab es in mehreren Betrieben Betriebsratswahlen jenseits der Regelmäßigkeit alle vier Jahre: bei Kronospan und AVL. Hier waren betriebliche Konflikte der Anlass für Betriebsratswahlen. Mehr dazu auf den Seiten 6 und 10. Jugend- und Auszubildendenvertretung 2008 und 2010 wurde in insgesamt elf Betrieben die Jugend- und Auszubildendenvertretung gewählt: Die Azubis wählen sich ihre eigene Interessenvertretung, die eng mit dem Betriebsrat

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zusammenarbeitet. Derzeit sind insgesamt 35 junge Menschen als JAVis aktiv. Sie sind alle Mitglieder der IG Metall. Sehr engagiert setzen sie sich für die Verbesserung der Qualität der Ausbildung ein sowie für die Übernahme und Perspektive von jungen Menschen. Stabilität und Sicherheit für Mitglieder Die Vertrauensleute sind das Bindeglied zwischen der IG Metall als Organisation und dem einzelnen Mitglied. Sie haben sich in den größeren Betrieben als Kern der gewerkschaftlichen Kraft bewährt. Ob es um Tarifpolitik oder betriebliche Themen geht: Die Vertrauensleute kennen sich aus und diskutieren die Themen in der Belegschaft. Die Qualitätsoffensive der Wahl 2007/2008 hat sich bewährt und wurde bei der diesjährigen Wahl fortgesetzt. In folgenden Betrieben bestehen aktive Vertrauenskörper: Mercedes Benz Gaggenau, MercedesBenz Rastatt, Maquet-Gruppe, König Metall, Polytec, MayrMelnhof und KWH. Die schwerbehinderten Menschen in den Betrieben wählen alle vier Jahre ihre gesetzliche Vertretung. Knapp

politisch und stark

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6 % der Beschäftigten in den Betrieben haben einen Grad der Behinderung von 50 % und mehr. Zusätzlich kommen viele Beschäftigte, die den Schwerbehinderten gleich gestellt sind. Schwerbehindertenvertretung und IG Metall verankern in den Betrieben die Teilhabe von schwerbehinderten Menschen.

Gemeinsam mit den Betriebsräten wird auf die Arbeitsplätze und den Umgang mit einsatzeingeschränkten Beschäftigten geschaut. In zehn Betrieben der Verwaltungsstelle Gaggenau wurden im Herbst 2010 neue Schwerbehindertenvertretungen gewählt. Auf der Ebene der Verwaltungsstelle organisieren sie sich ihren Austausch eigenständig.

viele und gut



A U S DE N B E TR I E B E N

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Wir die IG Metall Gaggenau Kronospan: Vom weißen Fleck zu einer aktiven und mehrheitlich IG Metall-organisierten Belegschaft in 15 Monaten. Doch der Prozess wird jäh gestoppt . Tor-Aktion bei Kronospan mit Betriebsbetreuer Andreas Flach

Im April 2009 galt der Spanplattenhersteller Kronospan GmbH in Bischweier mit seinen 180 Beschäftigten für die IG Metall beinahe als gewerkschaftlicher weißer Fleck. Man wusste, dass das Unternehmen in der Vergangenheit weder eine Mitbestimmungskultur gepflegt noch mit den Gewerkschaften zusammengearbeitet hatte. Einen Betriebsrat gab es nicht, auch keinen Tarifvertrag. Ob es IG Metall-Mitglieder in der Belegschaft gab, war nicht bekannt. Bis zum Juli 2010 hatte sich die Situation komplett verändert. Inzwischen waren die Beschäftigten zu 70 Prozent gewerkschaftlich organisiert. Es gab einen siebenköpfigen Betriebsrat (alle IG Metaller), 24 Vertrauensleute, regelmäßige IG-MetallMitgliederversammlungen, ein betriebliches Info-Blatt und eine Internetseite (igm-krono.de). Im Betrieb konnten schnell erste Verbesserungen erreicht werden. Der Erstkontakt entstand, als ein Kronospan-Beschäftigter bei der örtlichen IG Metall seinen Austritt erklären wollte. Im Gespräch wurde klar, dass bei dem Spanplattenhersteller einiges schief lief. Nach Unterhaltungen mit weiteren Beschäftigten bei Kronospan entschied das Team der IG Metall Gaggenau die Kolleginnen und Kollegen aktiv zu unterstützen, einen Betriebsrat zu wählen und die Gewerkschaft im Betrieb zu etablieren. Dabei wurde geklärt: • Was sind die betrieblichen Themen? • Was bedrückt die Kolleginnen und Kollegen? • Wie funktioniert das Unternehmen? • Was treibt das Management? • In welchen Zwängen steckt die Geschäftsleitung? Das Wissen dazu war die Grundlage, Verbesserungen zu forcieren und vertrauenswürdige Kolleginnen und Kollegen zu gewinnen, an den Treffen teilzunehmen und in die IG Metall einzutreten. Die Entwicklung war rasant: Gab es anfangs nur einen einzigen Aktiven, waren es bei der zweiten Zusammenkunft schon drei. Beim neunten Treffen kamen 98 Beschäftigte – damit war bald die Mehrheit der Belegschaft aktiviert und organisiert. Wegen der bekannten Haltung der Geschäftsführung zu Gewerkschaften und Betriebsräten war in dieser Phase die Geheimhaltung entscheidend. Bei den ersten Aktiventreffen wurden die Handys eingesammelt.

KWH: Weiterbildungsprojekt in der Krise

Hier sollte niemand mithören oder die Diskussionen aufzeichnen. Auf einer von der IG Metall eingeleiteten Betriebsversammlung wurde im Januar 2010 der Wahlvorstand einstimmig gewählt. Der Leiter des VK des Mercedes-Benz-Werks Gaggenau übernahm eine Art Patenschaft für die Beschäftigten von Kronospan. So überbrachten Benz-Vertrauensleute dem Kronospan-Management die Info, dass eine Betriebsratswahl eingeleitet werde. Für den Betriebsrat kandidierten bis auf eine Ausnahme ausschließlich IG Metall-Mitglieder, die ihr Programm mit der Mitgliederversammlung diskutierten und eine schriftliche Selbstverpflichtung eingingen: Beschlüsse der Mitgliederversammlung bekamen den Stellenwert von verbindlichen Handlungsanweisungen für die Betriebsräte. Alle sieben Plätze im Betriebsrat gingen bei der Wahl, an der 95 Prozent der Belegschaft teilnahm, an IG Metall-Kandidaten. Der bis dahin so erfolgreiche Prozess wurde jäh gestoppt, als Kronospan Ende 2010 völlig unerwartet die Schließung des Werkes bekannt gab. Der Grund: Missmanagement. Bei sinkender Nachfrage wurde die Produktion erheblich ausgeweitet und gleichzeitig sanken die Preise. Ergebnis: immense Verluste. Diese falsche Strategie hatte die Kolleginnen und Kollegen den Arbeitsplatz gekostet. Betriebsrat und IG Metall erstritten mit den Beschäftigten einen Sozialplan. Bitterer Erfolg: Trotz der überraschenden Betriebsschließung sorgten die neugeschaffenen gewerkschaftlichen Strukturen dafür, dass ein Großteil der Mitglieder der IG Metall treu blieben.

„Solidarität wird bei uns nicht nur groß geschrieben, sondern auch praktiziert. Wenn notwendig, gehen wir gemeinsam durch dick und dünn. “ Udo Roth, Vertrauenskörperleiter des Benz-Werks Gaggenau zu den Kolleginnen und Kollegen anlässlich der Einleitung der BR-Wahl

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2010 – Protest bei Maquet-Medikomp gegen das Sparpaket der Bundesregierung

Auch in den vergangenen vier Jahren war die KWHAutomobiltechnik in Gaggenau Ort zahlreicher Aktivitäten. Nachdem im Sommer 2007 ein Standortsicherungstarifvertrag und der Eintritt in den Arbeitgeberverband Südwestmetall durchgesetzt werden konnten, schien bis zum Herbst 2010 zumindest eine mittelfristige Absicherung der Einkommen der Beschäftigten erreicht. Doch bereits im Herbst 2008 zeigte sich durch die aufziehende Krise, dass die wirtschaftliche Stabilität des Unternehmens auf tönernen Füßen stand. Erneut war das Unternehmen nicht in der Lage, die vereinbarten Zahlungen zu leisten, durch eine weitergehende Vereinbarung musste eine mögliche Insolvenz abgewendet werden. Neben den bestehenden hausgemachten Problemen war es vor allem der massive Einbruch der Umsätze, in der Spitze bis zu 60 % gegenüber dem Vorjahr. Mit einem umfangreichen Sanierungskonzept im März 2009 – die massive Anwendung von Kurzarbeit, das mittelfristige Ausscheiden von rentennahen Jahrgängen und ein erneuter Verzicht auf Sonderzahlungen – konnte das Unternehmen durch die Krise gebracht werden. Bei KWH ist es gelungen, die Kurzarbeit sowie ein Programm der Agentur für Arbeit zu unfangreichen Qualifizierungsmaßnahmen zu nutzen, und so für viele Beschäftigte zusätzlich eine bessere Arbeitsplatz-Sicherung zu erreichen. Trotz steigender Aufträge und Umsätze in den Jahren 2010 und 2011 hat sich das Unternehmen bis heute wirtschaftlich nicht konsolidiert, deshalb wurden zum 31.12.2011 eine erneute Standortsicherung, ein Teilverzicht auf Sonderzahlungen und verlängerte Arbeitzeiten vereinbart. Allerdings machte das Abstimmungsergebnis deutlich, dass es für kommende Maßnahmen keine Bereitschaft der Belegschaften mehr gibt, nur knapp über 50% stimmten dem Verhandlungsergebnis zu. Eine weitere Fortsetzung der Auseinandersetzung um den Standort zeichnete sich bereits im Frühjahr 2010 bei MediKomp in Rastatt ab. Zwar stand nicht mehr die mögliche Schließung des Unternehmens im Raum, allerdings konfrontierte der Maquet Geschäftsführer, Dr. Ballhaus, die Belegschaft, den Betriebsrat und die IG Metall Verwaltungsstelle erneut damit, dass Medikomp weit entfernt von den erforderlichen wirtschaftlichen Erfolgen stünde. Deshalb solle MediKomp mit der Fertigung eigenständiger Produkte

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betraut werden und nicht mehr nur Vorfertigungsunternehmen der Muttergesellschaft Maquet sein. Unter aktiver Einbeziehung der Belegschaft wurde im Herbst 2010, zehn Monate nach Auslaufen der alten Standortsicherung, eine neue Standortsicherungsvereinbarung getroffen, die neben einer verlängerten Arbeitszeit vor allen Dingen Beschäftigungssicherung, Klarheit für die Einstufung im Rahmen des ERA-Tarifvertrages, weitere Ausbildungsplätze sowie den Ausbau zum Medizintechnik-Geräte-Hersteller vorsieht. Außerdem konnten eine umfangreiche Ausweitung der Altersteilzeit sowie eine bessere Bezahlung und Begrenzung der Leiharbeit durchgesetzt werden. Das Abstimmungsergebnis zeigte, dass das fortlaufende Ansinnen des Unternehmens nach einem Verzicht oder einer Beteiligung der Belegschaft mit dieser Vereinbarung ausgereizt ist. Neben der Medikomp gab es innerhalb der Maquet-Gruppe weitere Herausforderungen. Zum einen war die Maquet-Gruppe eines der letzten Unternehmen, in dem die ERA-Einführung noch anstand, zum anderen traten die Vertriebsgesellschaften Maquet Vertrieb & Service GmbH Deutschland sowie die Getinge Vertrieb+Service GmbH in den Fokus der Unternehmensleitung. Zwar sind bis zum Abschluss dieses Geschäftsberichtes die ERA-Ersteinstufungen bei Maquet immer noch nicht geklärt, allerdings konnte eine umfangreiche Absicherungsvereinbarung getroffen werden, die weit über die Basis des Flächentarifvertrages hinausgeht. Mit einem Ergänzungstarifvertrag gelang es, eine mögliche Anrechnung von Entgeltbestandteilen zu minimieren und für alle die stufenweise Einführung einer Ergebnisbeteiligung durchzusetzen. Somit wurden alle Beschäftigten Nutznießer des neuen Entgeltrahmentarifvertrages. Neben den Auseinandersetzungen mit der Unternehmensseite war es vor allem schwierig, die mehr als 200 Servicetechniker bundesweit zu beteiligen. Durch Telefonkonferenzen, mehrere Mitgliederversammlungen an unterschiedlichen Orten und eine eigene Internetseite gelang es, einen Standort- und Beschäftigungssicherungstarifvertrag für diese Vertriebsgesellschaften zu vereinbaren. Bei einem vergleichsweise geringen Organisationsgrad hatte die Unternehmerseite den Ausstieg aus dem Flächentarifvertrag in Erwägung gezogen. So wurde vielen Beschäftigten klar, dass Tarifverträge nur durch eine breite Basis von IG Metall Mitgliedern im Betrieb abgesichert sind.

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viele und gut



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Aktion Getriebe beim Mercedes-Benz Werk Gaggenau

Das Benz-Werk in Gaggenau ist ein Beispiel für weitsichtige Arbeitnehmervertretung und handlungsfähige Belegschaft. Durch die Verlagerung der Unimog-Produktion von Gaggenau an den Standort Wörth wurde die Neuausrichtung des Gaggenauer Werkes in ein Kompetenzzentrum für mechanische und automatisierte Schaltgetriebe im Jahr 2001 vereinbart. Der Gaggenauer Betriebsrat hatte vor Unterzeichnung der Vereinbarung die Belegschaft in zahlreichen Bereichsversammlungen mit einem schriftlichen Votum in den Entscheidungsprozess eingebunden. Im Laufe der vergangenen Jahre arbeiteten Unternehmensleitung und Arbeitnehmervertretung an der Realisierung des Kompetenzzentrums. Im November 2010 jedoch traf das Unternehmen eine folgenschwere Produktentscheidung: Statt Gaggenau bekam ein Wettbewerber den Zuschlag für ein Nachfolgegetriebe eines „Gaggenauer Getriebes“. In einer eiligst einberufenen Betriebsversammlung wurde die Geschäftsleitung aufgefordert, zu dieser Entscheidung Stellung zu beziehen. Der Betriebsrat seinerseits kritisierte die Vorgehensweise scharf und beschuldigte die Unternehmensleitung, sich nicht an Vereinbarungen zu halten. Klar war allen Beteiligten, dass eine juristische Klärung den Vorgang unnötig in die Länge ziehen würde. Die Arbeitnehmervertretung entschloss sich spontan zu handeln. So wurde die Betriebsversammlung auf den Gaggenauer

„Mit der Zusammenarbeit zwischen Betriebsrat und IG Metall habe ich sehr gute Erfahrungen gemacht. Das hilft uns in der täglichen Arbeit für unsere Beschäftigten.“ Alexandra Schlager, Betriebsratsvorsitzende Siemens AG, Rastatt

Warnstreik 2008 bei Siemens Rastatt

Marktplatz verlegt. Mit einer eindrucksvollen Kundgebung wurde ein deutliches Signal für die Weiterentwicklung des Standortes gesetzt. In der gleichen Woche wurde durch kollektive Urlaubsnahme der Beschäftigten weiter Druck auf das Management ausgeübt. Trotz Drohungen seitens der Firma schlossen sich viele Beschäftigte diesem Vorgehen an. In kurzfristig anberaumten Verhandlungsrunden wurde eine akzeptable Lösung des Konfliktes gefunden: Der Betriebsrat wird durch Technologieund Innovationskreise frühzeitig in Produktentwicklung und -entscheidung eingebunden, zudem wurde die Weiterentwicklung des Kompetenzzentrums durch belastbare Regelungen vereinbart. Dieser Erfolg der Gaggenauer Arbeitnehmervertretung, auf strategische Unternehmensentscheidungen Einfluss zu nehmen, hat mehrere Ursachen. Zum einen ist es eine seit Jahren bewährte Politik des Betriebsrates, sich strategischen Standortfragen offensiv zu stellen und dabei auch bereit zu sein, unbequeme Wege zu beschreiten. So werden die gewerkschaftlichen Vertrauensleute mit einem sehr hohen Maß an Transparenz in die Meinungsund Entscheidungsfindung des Betriebsrates einbezogen. Damit gelingt es, eine Einheit von betrieblicher und gewerkschaftlicher Interessenvertretung sicher zu stellen. Diese Handlungsfähigkeit hat wiederum ihre Basis in dem außerordentlich hohen Organisationsgrad von fast 90 %. Dieser Organisationsgrad wird vom Betriebsrat und der Vertrauenskörperleitung sorgfältig „gehegt und gepflegt“ – ist er doch das Band, das alle zusammenhält. In den vergangenen Jahren wurde die ehemalige Landis & Gyr immer stärker in den Mutter-Konzern Siemens integriert, bis im Mai 2010 die endgültige Integration in die Siemens AG erfolgte. Mit diesem Schritt mussten die kompletten Betriebsvereinbarungen und tariflichen Ergänzungen an die Siemens-Regelungen angepasst bzw. entsprechende Übergangsregelungen vereinbart werden. Mit über 750 Beschäftigten ist der Rastatter Siemens-Standort neben den Benz-Betrieben und Maquet die größte Einheit in der Verwaltungsstelle. Bereits 2009 wurde aus dem schwedischen Huddinge ein Teil der Produktion der Ventile nach Rastatt verlagert. Für den damit verbundenen Beschäftigtenaufbau wurde vereinbart, dass am Standort nur in extremen Ausnahmefällen Leiharbeit zum Einsatz kommt. Im Gegenzug wurde die Restzahlung der ERA-

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Warnstreik 2008 im Mercedes-Benz Werk Rastatt

Strukturkomponente nicht ausbezahlt. Nachdem die langjährige Betriebsratsvorsitzende Roswitha Ruf in den Ruhestand ging, folgte ihr Alexandra Schlager als Nachfolgerin auch im Ortsvorstand. Mit neuen Akzenten und einer neuen Struktur im Betriebsrat, dem noch in den Kinderschuhen steckenden Aufbau eines Vertrauenskörpers, steigt auch der gewerkschaftliche Organisationsgrad an. Die Entwicklung der Zulieferer und die Situation der Beschäftigten auf dem Werksgelände von Mercedes-Benz in Rastatt verläuft ungleich. Die Betriebe Decoma und Faurecia werden zum 18. April 2012 geschlossen. Der Anschlussauftrag an die Nachfolgemodelle ging verloren. Für beide Betriebe wurde gemeinsam mit dem Betriebsrat ein Interessenausgleich und Sozialplan abgeschlossen. Für die KollegInnen bei Faurecia wurde eine Beschäftigungsgesellschaft vereinbart. Während des Neuanlaufs der neuen A- und B-Klasse waren die Arbeitsbedingungen in den Belegschaften der Zulieferer alles andere als ruhig. Der Druck in den Abteilungen war und ist groß. Die Belegschaften der Zulieferer arbeiten an der Grenze ihrer persönlichen Leistungsfähigkeit. Die Berichte über zunehmenden Arbeitsdruck und Arbeitshetze haben spürbar zugenommen. Der gewerkschaftliche Organisationsgrad hat sich in den letzen vier Jahren deutlich verbessert. Der Spitzenwert liegt bei knapp 90 %. Das macht deutlich, dass es für Betriebsräte und Belegschaften möglich ist, ihre eigenen Bedingungen zu verbessern, wenn alle zusammen stehen.

„Wir sind klar im Kopf und deshalb Mitglied der IG Metall. Die Zugehörigkeit zur IG Metall ist für unsere Arbeitsbedingungen die Grundlage.“ Waldemar Jalowy, Betriebsratsvorsitzender Intier Automotive Eybl (Magna), Rastatt

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König Metall – Tarifrunde 2008

„Klar regeln wir das Thema Leiharbeit im Betrieb. Wir fühlen uns als Betriebsrat auch für Leiharbeitnehmer zuständig. Was die Menschen brauchen, ist Sicherheit für die Zukunft und deswegen brauchen wir Festeinstellungen!“ Karlheinz Fischer, Betriebsratsvorsitzender Mercedes-Benz Werk Rastatt

Der Organisationsgrad bei König Metall hat sich in den letzten Jahren nahezu verdoppelt. Mit 62 % gehört der Betrieb damit für die IG Metall Gaggenau zu den wichtigsten Unternehmen. Auch die Themen, die im Betrieb bearbeitet werden, stehen für starkes Engagement: erstmals in der Geschichte von König Metall tagte die Paritätische Kommission; die Qualität der Ausbildung wurde verbessert; Leistung ist ein Standardthema. Bereits im Frühsommer 2010 hat sich der Aufschwung für das Mercedes-Benz Werk in Rastatt positiv dargestellt: Stückzahlen steigen – Personal wird gebraucht. Seither gibt es die betriebliche Auseinandersetzung um Leiharbeit. Denn es war alles andere als selbstverständlich, dass Leiharbeitnehmer zu festangestellten Daimler-Beschäftigten werden. Aus von der Werkleitung geplanten 70 „Wandlungen“, konnte nach langen Verhandlungen 130 Kolleginnen und Kollegen zum Jahresende 2010 eine Perspektive geboten werden. Seitdem gibt es einen Stamm von über 300 Leiharbeitnehmern im Betrieb. Das ist der politische Skandal: Hier wird eindeutig feste Beschäftigung durch Leiharbeit ersetzt.

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„Menschen treten in unser Leben und begleiten uns eine Weile. Einige bleiben für immer, denn sie hinterlassen Spuren in unseren Herzen.“

Wir trauern um Klaus Schaffer, Betriebsratsvorsitzender GA-tec

2009 – Funktionärskonferenz der Beschäftigten von AVL, Kronospan und Motorflug

Stark von der Krise 2008 betroffen war der Automobilzulieferer Polytec Group in Rastatt. Auch nach der Krise war keine Erholung absehbar, denn der Nachfolgeauftrag für den neuen Actros von Daimler und die damit einhergehende Vormontage blieben aus. Dies bedeutete enorme Umsatzeinbußen. Dennoch konnte für die 30 Beschäftigten, die zum neuen Actros-Zulieferer Decoma aus Kandel gewechselt waren, ein Überleitungstarifvertrag ausgehandelt werden, der den Beschäftigten unter anderem das Einkommen sichert.

Hier bewegt sich was!

Mayr-Melnhof in Gernsbach ist sicher nicht der klassische Metallbetrieb. Hervorgegangen aus der Fertigung von Holzwerkstoffen der Gruber & Weber Gruppe ist Mayr-Melnhof zwar mittlerweile ein reiner Karton-Herstellungsbetrieb, dennoch ist die Grundlage für die Arbeitsbedingungen ein Haustarifvertrag, der sich ursprünglich aus den Tarifverträgen der Sägeindustrie abgeleitet hat. In kaum einem Betrieb der Region sind die Beschäftigten so nah an ihrem eigenen Tarifgeschehen beteiligt wie bei Mayr-Melnhof. Während in den meisten anderen Betrieben die Grundlage für die Entgelte etwa ein Flächentarifvertrag ist, wird die Entgeltentwicklung dort alljährlich zwischen Arbeitgeber und der Verhandlungskommission der IG Metall ausgehandelt. Selbstverständlich gibt es im Vorfeld entsprechende Diskussionen im Rahmen der Mitgliederversammlung, die auch die Forderungshöhe und das konkrete Vorgehen beschließen. So ist es in den vergangenen vier Jahren gelungen, insgesamt Tariferhöhungen von 10,3 % sowie einen neuen Tarifvertrag zu Altersteilzeit durchzusetzen. Darüber hinaus wird in den regelmäßigen Verhandlungsergebnissen die Übernahme der Auszubildenden vereinbart. Grundlage für diese erfolgreiche Tarifpolitik sind nicht zuletzt auch der hohe gewerkschaftliche Organisationsgrad von über 80 % und die hervorragende Arbeit des Betriebsrats.

Fehlende Gerechtigkeit durch niedrige Einkommen und hohe Arbeitszeiten waren die Ausgangsthemen für die Betriebsratswahl bei AVL in Gaggenau. Innerhalb eines Jahres konnte so viel Druck aufgebaut werden, dass nun der Anerkennungstarifvertrag unterschrieben ist. Mit einem Ergänzungstarifvertrag werden die Beschäftigten bis 2014 auf die Fläche in der Arbeitszeit abgesenkt und im Einkommen angehoben. Zusätzlich gilt eine Beschäftigungssicherung bis Mitte 2015.

Neben der täglichen Arbeit gibt es immer wieder Ereignisse, die uns erschüttern. So der plötzliche Tod unseres langjährigen Kollegen Klaus Schaffer, der am 3. April 2011 mit nur 56 Jahren starb. Klaus war seit 1987 Mitglied der IG Metall Gaggenau. Seit 1992 Betriebsratsvorsitzender der Firma GA-tec GmbH, hat er sich für die Interessen der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen in seinem Betrieb stark gemacht. Er war Mitglied der Delegiertenversammlung,

„Beratung! Unterstützung! Absicherung! Genau deshalb sind wir in der IG Metall.“ Alexandra Kranjcina, Betriebsratsvorsitzende Johnson Controls, Rastatt

Motorflug Baden-Baden GmbH. Durch die Übernahme des Betriebs Motorflug durch den deutsch-französischspanischen Konzern Eurocopter, ein Geschäftsbereich von EADS, im Mai 2008 war in den Folgejahren der Wunsch innerhalb der Belegschaft nach einer tariflichen Sicherung ihrer Arbeitsbedingungen gewachsen. Motorflug repariert und wartet Hubschrauber verschiedener Hersteller auf dem Gelände des Baden Airparks. Ebenso gibt es einen Standort in Berlin Schönhagen. Die positive Mitgliederentwicklung bei Motorflug hatte ihren Teil dazu beigetragen, dass die IG Metall Mitgliederversammlung im Jahr 2010 den Beschluss gefasst hat, einen Tarifvertrag zu fordern. Nach ersten Sondierungsgesprächen mit Verantwortlichen bei Motorflug bzw. bei Eurocopter konnten die Verhandlungen hierzu beginnen. Heute steht fest, die Arbeitsbedingungen sind zukünftig in einem Haustarifvertrag auf Basis der IG Metall Flächentarifverträge der bayerischen Metall- und Elektroindustrie verbindlich geregelt. Solidarische Unterstützung fanden die Verhandlungen sowohl

von der bayerischen IG Metall als auch vom Gesamtbetriebsrat von Eurocopter. Dies ist ein gutes Beispiel der Zusammenarbeit über die Grenzen des eigenen Bundeslandes bzw. Betriebes hinaus. Entscheidend für den Erfolg dieser Verhandlungen war und ist das Engagement der Beschäftigten in der IG Metall und des gewerkschaftlich organisierten Betriebsrats bei Motorflug. Für alle Standorte und Beschäftigte der Motorflug gelten nun tarifliche Bedingungen.

„Weil wir IG Metall Mitglied sind, gibt es bei uns einen Tarifvertrag!“ Josef Wojtalla, Betriebsratsvorsitzender Motorflug Baden Baden GmbH Unzufriedenheit liegt in der Luft: Seit Jahren „bettelt“ der Betriebsrat um Lohnerhöhungen. Rund 20 % weniger als vergleichbare Beschäftigte verdient ein Mitarbeiter beim Protektorwerk Maisch. Mehr Mitglieder und ein größeres Engagement des Betriebsrats zeigen erste Erfolge: Eine freiwillige Zulage von 2 %, mindestens 100 Euro, gestand die Geschäftsleitung den Beschäftigten zu und neue Betriebsvereinbarungen wurden in Angriff genommen. Ein Anfang – aber noch nicht zur Zufriedenheit der Beschäftigten.

Warnstreik: Gerstenmaier und MB-Niederlassung Bad-Bad

engagierte sich im Handwerksausschuss und im Arbeitskreis Arbeit, Umwelt und Gesundheit und war viele Jahre Mitglied in verschiedenen Tarifkommissionen des Handwerks. Wir haben einen sehr angenehmen und freundlichen Kollegen verloren und werden ihn in guter Erinnerung behalten. Es klingt wie ein schlechter Film: Wahrscheinlich war der neue Betriebsratsvorsitzende beim Autohaus Gerstenmaier zu unbequem – er sollte gekündigt werden. Vorgeworfen wurde ihm Arbeitszeitbetrug. Bis zum Landesarbeitsgericht musste Andreas Kleinschmidt gehen. Siegreich kam er im April 2008 von dort zurück. Nach mehreren Jahren des Tarifbruchs in Sachen Arbeitszeit konnte in allen Betrieben des Autohauses Gerstenmaier die Arbeitszeit reduziert werden. Bis zu 46 Stunden in der Woche arbeiteten dort Beschäftigte, viele zu einer Bezahlung von 36 Wochenstunden. Seit 2010 regelt ein Ergänzungstarifvertrag (37,5 Stunden) die Wochenarbeitszeit. Bis Ende diesen Jahres haben die Beschäftigten einen besonderen Kündigungsschutz. Auch bei den Azubis gibt es Erfolge, die jenseits der Kfz-Normalität sind: mindestens zwei Jahre werden die Azubis bei Gerstenmaier – dank der Stärke des Betriebsrats – nach der Ausbildung übernommen. Und das schon seit mehreren Jahren. 2/3 der Azubis im Kfz-Handwerk des Landes werden gar nicht übernommen. Erfolg beim BAG*: 2009 erstreitet der Betriebsratsvorsitzende von RUF-Betten Klaus Schulz vor dem Bundesarbeitsgericht einen Sieg. Im Streit um Weihnachtsgeld, einen tariflichen Schlichtungsspruch und einem Ergänzungstarifvertrag hatte die Geschäftsleitung den Beschäftigten zu wenig Weihnachtsgeld gezahlt. Im Sommer 2009 erhielten die Beschäftigten dann noch einen warmen Geldregen. Die 2007 in Insolvenz gegangene Firma Hahn & Vetter wurde Ende 2007 von der Anota Fahrzeug- und Servicegesellschaft, einer Enkelin des Daimler-Konzerns, übernommen. Da Anota nicht Mitglied der neu gegründeten Tarifgemeinschaft (TG) war, blieben die Beschäftigten bei jeglichen Tariferhöhungen außen vor. Selbst das 13. Monatseinkommen musste erst erstritten werden. Trotz schwieriger Zeiten ist es 2009 gelungen, mit betrieblichen Aktionen den Weg in die TG zu ebnen, so dass die Beschäftigten nun auch von den Tarifverträgen im KFZ-Handwerk profitieren.

*Bundesarbeitsgericht

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Erste Hilfe für Beschäftigung IG Metall Jugend Gaggenau

Unsere Aktion Erfolgreich „Einsatz für Alle“ mit Leidenschaft Bereits im November 2008 hat sich die IG Metall Gaggenau an die Öffentlichkeit gewandt und ein breites Unterstützungsprogramm für die IG Metall-Mitglieder, hier im besonderen die so genannten prekär Beschäftigten, angekündigt. Unter dem Motto „Einsatz für Alle“ haben wir eine einmalige Initiative gestartet. Wir haben uns folgende Frage gestellt: Was würde passieren, wenn ein Automobilzulieferer in der Region ankündigen würde, dass er innerhalb von drei Monaten seine 1.000 Beschäftigten entlassen müsse und das Unternehmen geschlossen würde? Ein (leider) durchaus bekannter Mechanismus käme in Gang: Kampf um den Erhalt der Arbeitsplätze unter Einbeziehung aller politischen Akteure, Einschaltung des Wirtschaftsministeriums, Sozialplanverhandlungen etc.

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Was passiert, wenn – wie angekündigt – die gleiche Anzahl Beschäftigter mit befristetem Arbeitsvertrag und/oder Leiharbeitnehmerinnen und -arbeitnehmer ihren Arbeitsplatz verlieren sollen? Wenig, sehr wenig. Doch das sollte sich ändern! Ab sofort konnten diese Kolleginnen und Kollegen auf die besondere Unterstützung der IG Metall in Gaggenau zählen. Ohne Wenn und Aber: Wir wollen, dass sie Arbeit haben!

Einen besonderen, weil IG Metall-typischen Part haben wir ebenfalls übernommen: den direkten „Draht“ zu den betroffenen ArbeitnehmerInnen. Wir kümmerten uns um einen direkten Kontakt und warteten nicht darauf, dass sich die Betroffenen (vielleicht zu spät) meldeten. So haben wir alle betroffenen Mitglieder angerufen. Alle Maßnahmen wurden von der IG Metall Gaggenau finanziert und standen ausschließlich IG Metall-Mitgliedern zur Verfügung!

Mit einer massiven Unterstützungsaktion haben wir bei betroffenen Mitgliedern eine Art „Erste Hilfe für Beschäftigung“ geleistet. Mit dieser bundesweit bislang einmaligen Initiative setzte die IG Metall Gaggenau in der Region, die bekanntlich besonders stark von den wirtschaftlichen Veränderungen der Automobilindustrie abhängt, deutliche Akzente. Ab sofort wurde eine spezifische Beratung für alle relevanten Fragen des Sozial- und Arbeitsrechts angeboten, die Beschaffung und Überprüfung von Arbeitszeugnissen stand ebenso auf dem Programm wie Unterstützung beim Dialog mit der „Agentur für Arbeit“.

Natürlich fragten uns die KollegInnen: „Die IG Metall Gaggenau agiert bereits – wann reagieren Unternehmen und Industrie?“ Aus den Erfahrungen der letzten Krise wussten noch alle: Die Gefahren des Arbeitsplatzabbaus sind hoch. Deshalb war es unser zentrales Anliegen, einen möglichst hohen Schutzwall zu organisieren.

Doch dies sind nur erste Schritte – besonders effizient waren die folgenden, mittelfristig greifenden Maßnahmen: gemeinsames Erarbeiten eines Qualifikationsprofils, spezielle Vorbereitung auf die (in letzter Zeit nahezu ausschließlich für diese Berufsgruppen geforderten) Online-Bewerbungen und die Vorbereitung auf alle Situationen eines Bewerbungsgesprächs.

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Die am 6. Februar 2009 verabschiedete Rastatter Erklärung war hierbei ein wichtiger und zentraler Punkt. Alle wesentlichen Akteure aus der öffentlichen Hand, aus den Betrieben sowie aus den Verbänden hatten diese Erklärung in einer Großveranstaltung öffentlichkeitswirksam unterzeichnet. Ohne diese Idee und ohne Impulse von uns hätte die Region, hätten die IG Metall-Mitglieder die Krise sicher mit größeren Befürchtungen des Arbeitsplatzabbaus erlebt. In unseren Betriebsvereinbarungen zur Kurzarbeit hatten wir für rund 15.000 Beschäftigte Kündigungen ausgeschlossen. Das war ein wichtiger Erfolg! Noch heute drückt sich unser gemeinsamer Einsatz für prekär Beschäftigte in den Mitgliederzahlen aus: Der Organisationsgrad aller LeiharbeiterInnen in den von uns betreuten Betrieben beträgt aktuell 72 %. In einem Großbetrieb liegt er bei 94 %. Qualifizierung in Kurzarbeit Die ersten Anzeichen einer aufziehenden Krise und deren Auswirkungen auf die Beschäftigten gaben dem Ortsvorstand bereits im November 2008 Anlass zu einer Analyse in den Betrieben. Im Dezember befasste sich der Ortsvorstand intensiv mit den Ergebnissen und nahm Gespräche mit der örtlichen Arbeitsagentur auf. Die vorhandenen Kontakte mit den regionalen und überregionalen Stellen wurden intensiviert. Die IG Metall Gaggenau war fest eingebunden in den übergeordneten Diskussions- und Entscheidungsprozess um die Bedingungen der Qualifizierung während der Kurzarbeit. Auf einer Klausur im Januar 2009 hat sich der Ortsvorstand mit dem wichtigen Thema Qualifizierung beschäftigt. Die Krise und die damit verbundene oft tiefgreifende Kurzarbeit über einen langen Zeitraum hinweg hat uns dazu bewogen, die Qualifizierung der KollegInnen in den Mittelpunkt unserer Arbeit zu stellen. Hierbei unterstützte uns der Berufsbildungs-Experte Hermann Novak aus Heidenheim. Dieser hatte mit Akteuren vor Ort bereits langjährige Arbeitsbeziehungen. Zudem ist er ein ausgewiesener Kenner der „Szene“ und absoluter Fachmann in Fragen der beruflichen Kompetenzentwicklung. Qualifizierung in der Kurzarbeit war das zentrale Thema, weil es neben der Sicherung von Arbeitsplätzen eine perspektivische Ausrichtung hatte. Gerade dieser Aspekt war wichtig in der Krise. Wir haben Workshops mit Betriebsräten organisiert, genauso wie

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Aktiv i n der I G M etall

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IG Metall Jugend Gaggenau

Erfolgreich mit Leidenschaft Die Jugendarbeit zeichnet sich aus durch vielfältige Aktionen und eine große Beteiligungsorientierung. Dies spiegelt sich in den monatlichen Treffen des Ortsjugendausschusses wider, wo 15 bis 20 Aktive zwischen 15 und 25 Jahren aus unterschiedlichen Betrieben Erfahrungen austauschen. Sie diskutieren und planen Aktionen, um die Lebens- und Arbeitsbedingungen von jungen Menschen zu verbessern. Wir lehnen Tests, die sich nicht an der Förderung des Einzelnen orientieren, ab. Wir – in diesem Fall Betriebsräte, Ausbilder, Personalleiter, Eigentümer und Gewerkschaftssekretäre – haben dafür gesorgt, dass 20 Kollegen im Juli 2011 den Berufsabschluss machen konnten. Ganz bewusst haben wir auf einen vollwertigen Beruf gesetzt. „Fast-Food-Qualifizierungen“ sind keine Strategie, die trägt, so zumindest unser Fazit und Anspruch. Die berufliche Handlungsfähigkeit ist nicht durch kurzzeitige und noch so gut gemeinte Kurse zu ersetzen. Wir waren nicht nur als Feuerwehr unterwegs, sondern vor allem als Gestalter.

mit Werk- und Personalleitern. Hierbei haben wir den sogenannten „Gaggenauer Quick-Check“ entwickelt, der eine schnelle Übersicht über die zu qualifizierenden Bedarfe liefert. Ebenso haben wir die Vorstellungen der Betriebsräte gegenüber der Arbeitsagentur vertreten.

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Allein bei Mercedes-Benz in Gaggenau gab es drei Qualifizierungsphasen mit 60 verschiedenen Themen. Hier einige Beispiele: Technik für Kaufleute, Elektrofachkraft, SPS, Pneumatik, Hydraulik, Messtechnik und HTML-Programmierung. Es gab 185 Qualifizierungsangebote, 1.273 TeilnehmerInnen und insgesamt wurden 3.006 Teilnehmertage gezählt.

Im Mittelpunkt stand vor allem die Kampagne Operation Übernahme (OPÜ) mit dem Ziel der unbefristeten Übernahme nach der Ausbildung. Dabei ging es immer um die Einbindung und Beteiligung von jungen Aktiven bereits bei der Entstehung der Idee und Planung der Aktion. So ist es gelungen, einige Ausbildungswerkstätten für die Aktionen der IG Metall Jugend Gaggenau vorübergehend leerzufegen. Die Wirtschaftskrise hat die Übernahmechance der Auszubildenden stark verschlechtert. Mercedes-Benz kündigte an, 20 % der Auszubildenden nach der Ausbildung gar nicht zu übernehmen. Schnelles Handeln war erforderlich: Innerhalb von drei Tagen nahmen 150 Auszubildende aus dem Werk Rastatt während der Arbeitszeit an der Aktion vor dem Stammwerk in Untertürkheim teil. Dies setzte den Vorstand von Mercedes-Benz gehörig unter Druck, so dass eine gute Regelung gefunden wurde, nach der diese 20 % der Azubis doch noch für ein Jahr übernommen worden sind. Das Ziel blieb aber immer noch die unbefristete Übernahme in allen Betrieben. So hat sich die IG Metall Jugend Gaggenau am Jugend-Aktionstag Show Balls aktiv beteiligt. An fünf Standorten fand am 10. Juni 2010 unter der Kampagne Operation Übernahme der Jugend ein Aktionstag statt. Einer dieser Orte war der Murgpark in Rastatt. Hier versammelten sich 1.000 Teilnehmer aus den Verwaltungsstellen Mannheim, Heidelberg, Bruchsal, Karlsruhe, Pforzheim und natürlich Gaggenau. Eine entscheidende Aktie daran hatten die jungen Aktiven, denen es gelungen war, die Beteiligten mit ausgefallenen Ideen im Vorfeld des Jugendaktionstages zu mobilisieren, unter anderem mit Bierdeckeln, Wasserbällen, einem Autokorso, auf Jugend- und Betriebsversammlungen oder mit den üblichen Flugblättern. An diesen Vorfeldaktionen waren mehr als 30 junge Aktive beteiligt. Das Ergebnis war, dass 500 Teilnehmer allein aus der Verwaltungsstelle Gaggenau kamen. Am Aktionstag im Murgpark selber wurde den Teilnehmenden durch die Jugendband „Sturmfrei“ –

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Bei KWH-Automobiltechnik haben wir die Initiative für rund 20 Kollegen ergriffen und sie zum vollwertigen Beruf geführt. Hierbei waren erhebliche Widerstände der Agentur für Arbeit zu überwinden. So genannte psychologische Eignungstests, die mit der Fähigkeit des Einzelnen im Arbeitsleben nichts zu tun haben, wurden als zusätzliche Hürde aufgebaut.

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Dies war ein gelungener Auftritt für die Jugend- und Auszubildendenvertretungen Auszubildendenvertretungen und die zahlreichen jungen Vertrauensleute, denn nur durch deren aktive Mitarbeit und Gestaltung und durch die Unterstützung vieler anderer Aktiver konnte dieser Aktionstag als voller Erfolg gewertet werden. Wir haben in den letzten vier Jahren gemeinsam immer wieder an der Verbesserung unserer Ansprachekonzepte gearbeitet, um die Jugend für unsere Themen zu sensibilisieren und so für die IG Metall zu gewinnen. So gelang es auch, von den 1.006 Azubi und DH-Studenten, die in den letzten vier Jahren eingestellt worden sind, 849 als Mitglied der IG Metall willkommen zu heißen. Mit 84,4 % Organisationsgrad bei den Auszubildenden und DHStudenten belegt Gaggenau in Baden-Württemberg den Spitzenplatz. Dies ist eine gute Basis, um auch zukünftig erfolgreich für die Interessen der Jugend zu streiten und sich aktiv einzusetzen.

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Rund ein Fünftel der Belegschaft hat an Qualifizierungsmaßnahmen teilgenommen. Qualifizierung war in diesem Betrieb in aller Munde, Andrang und Interesse waren groß. Bis heute sind aus diesen Aktivitäten nachhaltige Qualifizierungskonzepte und Inhalte entstanden und werden auch in Zukunft weiter entwickelt.

selbst alles IG Metall-Mitglieder – kräftig eingeheizt. Mit dem Bezirksleiter der IG Metall Baden-Württemberg, Jörg Hofmann, war als Redner dem Aktionstag auch eine mediale Präsenz gewiss, was natürlich für das Ziel der Übernahme von Auszubildenden auch in der Zukunft nur gut sein kann.

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AKT IV I N DE R IG M E TA LL

Tarifpolitik

Fachliche Hilfe für Menschen mit Handicap

Weit über das Berufsleben hinaus aktiv

Metall- und Elektroindustrie

Schwerbehinderte

Senioren

Tarifrunden

Der Arbeitskreis Schwerbehinderte kümmert sich um den fachlichen Austausch der Schwerbehindertenvertretungen der Betriebe in der Region. Dabei geht es um die gegenseitige fachliche Hilfe bei der Arbeit für Menschen mit Handicap in den Betrieben. Von der Antragstellung, der Zusammenarbeit mit verschiedenen Behörden bis zur Berücksichtigung der Interessen der Schwerbehinderten im betrieblichen Alltag. Nach dem Ausscheiden des Vorsitzenden Bernd Ehling leitet der Vertrauensmann der Schwerbehinderten des Gaggenauer Benz-Werkes, Gerhard Herr, den Arbeitskreis, unterstützt von seinem Rastatter Pendant, Bernhard Seilnacht. Themen der vergangenen vier Jahre waren u.a. die Wahl der Schwerbehindertenvertretungen in den Betrieben zu unterstützen, das betriebliche Eingliederungsmanagement oder die Inklusionspolitik. Neben einem Besuch der Murgtalwerkstätten beteiligte sich der Arbeitskreis auch an den 1.-Mai-Feiern. Zudem gab es eine Wochenendschulung, einen Diskussionsabend für gehörlose Metallerinnen und Metaller und monatliche Sprechstunden.

Die Aktivitäten der Gaggenauer IG Metall-Senioren unterstreichen, dass IG Metall-Mitglieder auch weit über das Berufsleben hinaus aktiv sind. Mit einem abwechslungsreichen Veranstaltungsprogramm zieht der Seniorenarbeitskreis monatlich 100 bis 150 Interessierte in das Gemeindehaus St. Josef in Gaggenau. Nachdem der Veranstaltungsraum im Gaggenauer Gewerkschaftshaus zu klein wurde und auch das Vereinsheim der Stadt Gaggenau nicht mehr ausreichte, folgte der erneute örtliche Wechsel.

Das Tarifgeschehen der vergangenen vier Jahre war vor allem von den sehr hohen und tiefen Ausschlägen der Konjunktur geprägt. Mit der höchsten Tarifforderung seit vielen Jahren begann die Tarifrunde im Herbst 2008 – mit einer Forderung von 8 % mehr Einkommen. Dabei ging es vor allem darum, einen gerechten Anteil an der boomenden Situation der Betriebe zu bekommen. Allerdings hatte sich zwischen dem Zeitpunkt der Forderungsdiskussion und der Aufnahme der Verhandlungen die Konjunkturlage erheblich verschlechtert. Im September 2008 brach zusätzlich die bereits schwelende Finanzmarktkrise aus. Die Insolvenz der LehmanBrothers-Bank war das sichtbarste Zeichen dafür.

„Die

gegenseitige Unterstützung im

Arbeitskreis hat vor allem ein Ziel: Menschen mit Behinderung in allen Betrieben der Region zu integrieren.“ Gerhard Herr, Schwerbehindertenvertretung Mercedes-Benz Werk Gaggenau

Frauenfrühstück zum Internationalen Frauentag: Die Gemeinschaftsveranstaltung der IG Metall und kommunalen Frauenbeauftragten ist jedes Jahr ausverkauft.

„Die Senioren sind zwischenzeitlich zum

Die Arbeitgeberseite versuchte offensichtlich auf Zeit zu spielen und die Verhandlungen in noch kritischere Phasen zu „verschleppen“. Mit umfangreichen Aktionen, Warnstreiks und Protesten gelang es, in der vierten Verhandlungsrunde den Durchbruch zu erzielen. Mit 4,2 % und einer Einmalzahlung von 510 Euro konnte ein sehr gutes Ergebnis erzielt werden.

drittgrößten „Betrieb“ geworden.“ Heinz Goll, Vorsitzender Senioren-Club der IG Metall Gaggenau Die Veranstaltungsreihe umfasst kulturelle Veranstaltungen, wie etwa einen bunten Fasnachtsnachmittag oder Vortragsreihen und Diskussionen, etwa zur Gesundheitspolitik oder Gesprächsrunden mit prominenten Politikern, so z. B. der ehemaligen Bundesjustizministerin Hertha Däubler-Gmelin. Neben den monatlichen Aktivitäten sind es vor allem auch verschiedene Reisen, die das Seniorenprogramm abrunden. Israel, Italien und Dubai sind dabei drei beispielhafte Ziele, die den Aktionsradius zeigen. Unermüdlicher Motor des Seniorenarbeitskreises ist unser früherer Bevollmächtigter Heinz Goll, der mit 20 Kolleginnen und Kollegen die Veranstaltungen plant und durchführt. Der alle 18 Monate stattfindende große Seniorennachmittag der IG Metall mit fast 1.000 Teilnehmern ist ebenfalls eine beliebte Veranstaltung, die seit vielen Jahren in der Muggensturmer Mehrzweckhalle stattfindet.

Tarifverträge fallen nicht vom

Himmel, sondern müssen erstritten

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2008 Textil- und Bekleidungsindustrie: 3,6 % mehr ab 1. Juni. Auszubildende erhalten zusätzlich 30 Euro tabellenwirksam. Für April und Mai 2008 Einmalzahlung von 200 Euro, Auszubildende erhalten 100 Euro. Der Tarifvertrag zur Altersteilzeit wurde bis zum 31. Dezember 2009 verlängert. 2008 Metall- und Elektroindustrie: 4,2 % mehr, davon als Vorweganhebung 2,1 % ab 1. Februar 2009 und 2,1 % ab 1. Mai 2009. Für November, Dezember 2008 und Januar 2009 Erhöhungsbetrag von 510 Euro, Auszubildende erhalten 133 Euro. Abschluss Tarifvertrag zum flexiblen Übergang in die Rente und Tarifvertrag Beschäftigungssicherung und -aufbau. 2009 Holz- und Kunststoff verarbeitende Industrie: Z. B. 1,5 % mehr Lohn und Gehalt ab 1. November 2009, weitere 1,7 % ab 1. November 2010. Für Mai bis September 2009 Einmalzahlung in Höhe von 200 Euro (je Monat 40 Euro), für Oktober 2009 bis Februar 2010 Einmalzahlung in Höhe von 200 Euro (je Monat 40 Euro), 20 bis 25 Euro in 2 Stufen mehr für Auszubildende. 2009 Textil- und Bekleidungsindustrie: 1,5 % mehr, weitere tabellenwirksame Erhöhung von 40 Euro, Auszubildende 20 Euro ab 1. Januar 2010. Für Mai bis Dezember 2009 monatliche Einmalzahlung in Höhe von je 42,50 Euro, Auszubildende 21,25 Euro, für Januar und Februar 2011 Einmalzahlung von insgesamt 99 Euro, Auszubildende 49,50 Euro. Erhöhung des Urlaubsgeldes ab 2010 um 1,5 %. 2010 Metall- und Elektroindustrie: 2,7 % mehr ab 1. April 2011. Für Mai 2010 bis März 2011 Einmalbetrag in Höhe von 320 Euro, Auszubildende 120 Euro. Abschluss von Tarifverträgen, die die Kurzarbeit mit Absenkung der Remanenzkosten (weiterführende Kosten) und die Arbeitszeitabsenkung bis auf 28 (26) Stunden mit Teilentgeltausgleich sowie die Verbesserung der Übernahmeregelungen für Auszubildende regeln.

werden.“ Michael Brecht, Betriebsratsvorsitzender Mercedes-Benz Werk Gaggenau Bereits wenige Monate später gab es eine erneute Verhandlungsrunde mit Südwestmetall. Mittlerweile stand nahezu die gesamte baden-württembergische Metall- und Elektroindustrie in der Krise. Das Ziel, diese Krise ohne Entlassungen zu überstehen, wurde durch einen neuen Tarifvertrag unterstützt. Der Tarifvertrag „Kurzarbeit, Qualifikation und Beschäftigung 2009/2010“ regelte nicht nur die Zuzahlungsmodalitäten bei Kurzarbeit, sondern regelte obendrein die Möglichkeit von Qualifizierungsmaßnahmen während der Kurzarbeit. Bereits ein Jahr später, im Frühjahr 2010 wurde dieser Tarifvertrag modifiziert, da absehbar war, dass auch in 2010 die Krise anhält und Kurzarbeit endlich ist. Nachdem im Februar eine Lösung gefunden wurde, um Beschäftigung auch für die Phase nach der Kurzarbeit zu sichern – es wurde u.a. die sogenannte tarifliche Kurzarbeit vereinbart – ging es noch um eine entsprechende Erhöhung der Entgelte. Ungewöhnlich war, dass es keine Forderung zu der Entgelterhöhung gab, sondern darüber im Rahmen der Gespräche zur Beschäftigungssicherung verhandelt

Ausflug der Senioren nach Bermersbach, 2009

WIR die IG Metall Gaggenau: solidarisch und kompetent

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wurde. Das letztendliche Ergebnis zur Entgelterhöhung wurde in NRW gefunden und sah eine Erhöhung der Entgelte um 2,7 % für 2011 sowie eine Einmalzahlung in 2010 von 320 Euro vor. Zusätzlich konnte der Streit über die Finanzierung der Altersteilzeit beigelegt werden. Im Rahmen der Beschäftigungssicherungsvereinbarung wurde über Regelungen zur Beschäftigung von Leihbeschäftigten und zur verbesserten Übernahme für Ausgebildete verhandelt. Beide Themen wurden von den Arbeitgebern abgelehnt. Nicht zuletzt deshalb beschloss die Große Tarifkommission im Herbst 2011 diese beiden Themen im Vorfeld zur Entgeltrunde 2012 zu klären. Gleichzeitig wurde eine erneute Überarbeitung der Kurzarbeitregelungen erforderlich, da die gesetzlichen Krisenregelungen zu Kurzarbeit vorzeitig abgelöst wurden. Noch im Dezember 2011 wurden die Grundlagen des neuen Tarifvertrags Kurzarbeit und Beschäftigung vereinbart. Die mittlerweile wieder boomende und auch wieder leicht abflachende Konjunktur hat zu einer Diskussion über einen Nachholbedarf in der Entgeltrunde 2012 geführt. Dennoch kann das Fazit gezogen werden: Die Tarifpolitik der IG Metall hat maßgeblich zur Sicherung der Beschäftigung in den Betrieben beigetragen.

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tarifpolitik

politik u n d gesellschaft

Erfolg durch starke Aktionsbeteiligung

Arbeitgeber punkten in keiner Tarifrunde

Kfz-Handwerk

Holz und Kunststoff

Zentrale Aktionen

Im Bereich KFZ-Handwerk liegen turbulente Jahre hinter uns. Die KFZ-Innungen erklärten Ende 2007 ihren Rückzug aus der Tarifpolitik und kündigten sämtliche Tarifverträge, die dann im Februar 2008 ausliefen. Statt der KFZ-Innung soll in Zukunft die Tarifgemeinschaft für Betriebe des Kraftfahrzeugund Tankstellengewerbes Baden-Württemberg e.V. die neuen Tarifverträge verhandeln.

Dass die Arbeitgeber in Geldtarifrunden keine Erhöhungen rausrücken wollen, ist hinlänglich bekannt. In der Holz- und Kunststoffverarbeitenden Industrie haben sie 2008 und 2009 sogar zum Großangriff gegen die Beschäftigten geblasen: Arbeitszeitverlängerung, Reduzierung der Schichtzuschläge und Reduzierung von Weihnachtsgeld. Mit eindrucksvollen Warnstreiks war Ruf-Betten mitten im Geschehen und hat so Druck auf die Arbeitgeberseite ausgeübt. Das war auch notwendig: der Kaufmännische Leiter ist Mitglied der Verhandlungskommission auf der Arbeitgeberseite. Das Resultat: Der Manteltarifvertrag wurde wieder in Kraft gesetzt und es gab keine Reduzierung von Leistungen.

Wer sich „Gemeinsam für ein gutes Leben“ groß und rot auf die Fahnen schreibt, setzt nicht nur hohe Maßstäbe. Damit verbunden sind auch sehr unterschiedliche Themen, die für die IG MetallMitglieder eine zentrale Rolle spielen. Das sind unter anderem:

Im Raum stand, so wie meistens, die von den Arbeitgebern geforderte Erhöhung der wöchentlichen Arbeitszeit ohne Lohnausgleich. Durch die Entschlossenheit der IG Metall-Mitglieder des KFZ-Handwerks, vor allem hier in der Region, konnte den Forderungen der Arbeitgeber Widerstand geleistet werden. Dies zeigten die Mitglieder bei Warnstreiks vor den Autohäusern oder beim gemeinsamen Warnstreik der Autohäuser vor dem Bahnhof in Baden-Baden Oos. Die Verhandlungen vom 13. bis 14. April waren dementsprechend erfolgreich. Der Flächentarifvertrag war wieder in Kraft.

„Es

ist für uns ein riesiger Erfolg,

dass wir die Arbeitszeiten wieder normalisiert bekommen haben. Unsere Beschäftigte haben wieder eine echte Tarifbindung.“ Andreas Kleinschmidt, Betriebsratsvorsitzender beim Autohaus Gerstenmaier

Noch im gleichen Jahr startete die zweite Tarifrunde durch. Die Beschäftigten freuten sich über folgendes Ergebnis: • 200 Euro Einmalzahlung im September 2009 • 1,5 % zum 1. November 2009 • 200 Euro Einmalzahlung im Februar 2010 • 1,7 % zum 1. November 2010. Im Tarifjahr 2011 erwarteten die Beschäftigten ein Stück vom Aufschwung: 5,8 % war die Forderung. Selbst wenn es den Arbeitgebern gut geht, brauchen sie den Druck aus den Betrieben, um sich am Verhandlungstisch zu bewegen. Der Betriebsratsvorsitzende Klaus Schulz brachte nicht nur rund 80 Gründe mit in die Tarifverhandlung, warum Beschäftigte von Ruf-Betten eine ordentliche Erhöhung brauchen. Am dritten Verhandlungstag legten die Beschäftigten von Ruf-Betten morgens außerdem ihre Arbeit nieder – kein Bett wurde produziert. Und das bei vollen Auftragsbüchern. Eine Bewegung mit Erfolg: • 2.360 Euro Einmalzahlung im September 2011 • 4 % zum 1. November 2011 • 52 Euro mehr Ausbildungsvergütung.

• gleiche Arbeit – gleiches Geld – gleiche Rechte (Leiharbeit) • im Alter mit der Rente auskommen • Perspektiven für junge Menschen (Ausbildung und Übernahme) • Paritätische Finanzierung der Krankenkassen • nicht die Zeche für die Krise zahlen. Diese Themen haben bereits im Vorfeld der Bundestagswahl 2009 eine entscheidende Rolle gespielt. Mit einer breiten Kampagne hat die IG Metall diese Themen besetzt und Anforderungen an die politischen Parteien gestellt. Klar ist: Was die Politik den Menschen an Geld nimmt (z.B. Rentenkürzung durch Rente mit 67 oder Gesundheitsreformen) kann durch Tarifpolitik nicht gekittet werden. Ein Zeichen in die Öffentlichkeit hat die IG Metall mit ihrer Großveranstaltung „Macht Politik für die Mehrheit der Menschen“ am 9. September 2009 gesetzt. Die Gaggenauer IG Metall war dabei. In den Medien wurde die IG Metall als eine Organisation gelobt, die es schafft, nicht nur mit Trillerpfeifen der Politik ein Signal zu setzen. Neben tausenden von Stimmen für ein „Gutes Leben“ gerichtet an Arbeitgeber und Politik, verbindet die IG Metall Gaggenau diesen Slogan mit praktischer Unterstützung für den neuen Gaggenauer Tafelladen. Mit einer Spende wird der Kauf eines Kühlwagens unterstützt.

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Der Unmut über das Thema Rente mit 67 ist ein Dauerbrenner in den Betrieben. Mit dem Titel „Regierung klaut 2 Tariferhöhungen“ (in Anspielung auf Rente mit 67 und die anstehende Gesundheitsreform) mobilisierte die IG Metall Gaggenau zur Großkundgebung nach Stuttgart am 13. November 2010. Mit rund 800 Kolleginnen und Kollegen war die Verwaltungsstelle dabei. Im Vorfeld gab es bereits in allen Betrieben der Region Vesperaktionen gegen Rentenklau, Gesundheitsreform und die Lastenverteilung der Krisenschulden. Die symbolischen Sparpakete waren gefüllt mit Stimmzetteln gegen die laufende Politik. Sie wurden über Stuttgart nach Berlin geschickt: „Zurück zum Absender – zur Bundesregierung“.

Initiative „Respekt“ Diskriminierung, Ausgrenzung, Intoleranz sind genau das Gegenteil von gewerkschaflichen Ansprüchen. Deswegen unterstützt die IG Metall seit mehr als einem Jahr die aus dem Sport entstandene Initiative „Respekt“. Hier soll ein sichtbares Zeichen im Betrieb gesetzt werden für Toleranz, Menschlichkeit und gegenseitige Anerkennung. Das Anbringen des Respekt-Schildes ans Tor vom Benz-Werk in Gaggeau ist hier nur ein Symbol. Aber es wird allen deutlich, wofür in diesem Betrieb IG Metall gemeinsam mit dem Betriebsrat und der Geschäftsleitung steht. Das Respekt-Schild hängt bisher an der Verwaltungsstelle, am Benz-Werk in Gaggenau, bei Mercedes in Rastatt und bei Siemens in Rastatt.

1. Mai Gewerkschaftliche Traditionen sind nicht zu unterschätzen. Deswegen kommen jedes Jahr zum 1. Mai rund 500 Menschen zum Feiern und Reden zur Maikundgebung mit anschließendem Fest. Zum Maifest 2010 gab es sogar einen doppelten Geburtstag zu feiern: Seit 120 Jahren ist der 1. Mai der Maifeiertag der Gewerkschaften. Und am Vorabend des 1. Mai 1890 wurde in Baden-Baden die Metallgewerkschaft für die Region gegründet. Das ist ein würdiger Grund, in der erfolgreichen Gewerkschaftsarbeit weiter voranzuschreiten, gemäß einem alten aber immer noch gültigen Liedtext: „Wenn wir schreiten Seit‘ an Seit‘...“. Solidarität ist und bleibt der Grundsatz für gewerkschaftliches Handeln.

Neben Klaus Schulz in der Verhandlungskommission vertritt Erwin Bullmann in der Tarifkommission die Interessen der Mitglieder von Ruf in Rastatt.

Vor Ort in die Zange genommen wurden die KandidatInnen aus der Region, die zur Wahl in den Bundestag zur Verfügung standen. Erstmals blieb die CDU dieser Diskussion nicht fern. Zu allen aktuellen Fragen wie Jugend, Rente mit 67, Gesundheitsreform und prekäre Beschäftigung wurden alle Kandidatenstatements veröffentlich. Metaller und Metallerinnen konnten sich ihr Bild machen, was sie mit ihrer Stimme politisch bewirken.

Warnstreik bei Ruf-Betten 2009

Von links: Aktion in Frankfurt am 9.9.2010, Pressemeldung zum 1. Mai 2010, Initiative „Respekt“ beim Benz in Gaggenau

Die Löhne und Gehälter wurden rückwirkend zum 1. April 2008 um 2,5 % erhöht, zum 1. Dezember 2008 noch einmal um 2 % und zum 1. Dezember 2009 um weitere 2 %. Dieser Erfolg beruht auf der starken Aktionsbeteiligung der Mitglieder in den Betrieben. So wurden in den Verhandlungen in 2010 wieder Gehalts- und Lohnerhöhungen vereinbart. Diese sahen eine Erhöhung der Entgelte in vier Stufen um insgesamt 4,1 % vor.

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leiharbeit

mitgliedere ntwicklu n g

Arbeitgeber drücken sich vor sozialer Verantwortung

GLEICHE ARBEIT?

GLEICHES GELD!

Mitglieder, Beitragsentwicklung und Finanzen

Gleiche Arbeit – gleiches Geld

So viele wie noch nie

Neu ist das Instrument der Leiharbeit nicht. Mit dem Begriff „Zeitarbeit“ hört es sich auch gar nicht mehr so schlimm an. Neu ist jedoch, dass die Politik die Leiharbeit so weit dereguliert hat, dass damit Tür und Tor jeglichem Missbrauch geöffnet ist. Und das passiert auch in unserer Region.

In den Krisenjahren 1992 und 1993 verloren mehrere hunderttausend Metallerinnen und Metaller bundesweit ihren Job. Die Folge war auch, dass die IG Metall in diesem Zeitraum viele Mitglieder verlor. Mit diesen Erfahrungen gab es Ende 2008 folgenden Leitgedanken für die Krisenbewältigung: Keine Entlassungen in der Krise.

Trotz der schlechten rechtlichen Lage hat die IG Metall Gaggenau immer wieder – gemeinsam mit den Betriebsräten – das Regulieren im Betrieb gelebt: Wenn wir Leiharbeit nicht verhindern können, dann muss sie begrenzt und geregelt werden. Einige Beispiele: Im Oktober 2008 wurde allein im Benz-Werk Gaggenau 450 Kolleginnen und Kollegen mitgeteilt, dass sie krisenbedingt ihre Jobs verlieren werden. Gemeinsam mit der Personalleitung wurde verabredet, dass einige Beschäftigte eine Wiedereinstellungszusage bekommen, wenn nach der Krise die Beschäftigung wieder aufgebaut wird. Zwischenzeitlich sind alle 60 dieser Zusagen

König Metall hatte vor der Krise zeitweise bis zu 30 % Leiharbeitnehmer. Im Jahr 2009 konnte eine Betriebsvereinbarung erreicht und die Leiharbeit auf 15 % begrenzt werden. Maximale Verweildauer: 15 Monate – danach muss der Betrieb die Leiharbeiter in ein Beschäftigungsverhältnis übernehmen. 35 Kolleginnen und Kollegen haben dadurch einen Job bekommen. Aufgezahlt wird ebenfalls: 2 Euro pro Stunde plus Akkord. Bei Mercedes in Gaggenau und Rastatt wird akribisch darauf geachtet, dass die 8 %-Quote für Leiharbeitnehmer nicht überschritten wird. Falls sie überschritten wird, dann wird über die Übernahme verhandelt. So haben 2010 und 2011 rund 300 Menschen eine Arbeitsstelle in den Benz-Werken bekommen. Die Bezahlung für Leiharbeit ist übrigens hier sehr gut geregelt: gleiche Bezahlung (monatlich) wie die fest Beschäftigten. Allerdings ohne Schichtzuschläge. Leiharbeit bei Medikomp ist nur möglich, wenn die Arbeit sehr kurzfristig anfällt oder nur für kurze Zeit anfällt oder so speziell ist, dass es niemand im Betrieb erledigen kann. Die Mindestbezahlung ist übrigens EG 1 der Metalltarifverträge. Neben den betrieblichen Regelungen gab es auch noch verschiedene Aktionen, um auf die besondere Situation der Leiharbeitnehmer aufmerksam zu machen, um Solidarität zu werben und natürlich, um politischen Druck auszuüben. Vor den Werktoren beider Mercedes-Betriebe haben Vertrauensleute Unterschriften gegen Leiharbeit gesammelt: Hier kamen 2.500 Unterschriften zusammen. Mit Arbeitsniederlegungen bei Mercedes Gaggenau, Mercedes Rastatt und König Metall wurde politischer Druck Richtung Arbeitgeber aufgebaut. Leider hat sich – trotz vieler Aktivitäten – weder die Situation der Leiharbeitnehmer verändert, noch haben sich die gesetzlichen Spielregeln verbessert. Allerdings ist das Thema mittlerweile so skandalisiert, dass es von sehr vielen Menschen als Ungerechtigkeit gesehen wird. Und: einige PolitikerInnen denken um und haben für eine bessere Regulierung von Leiharbeit unterschrieben. Dazu gehört das Verbot der Synchronisation (Arbeitsvertrag ist befristet für Zeit des Einsatzes im Betrieb), die Befristung des Einsatzes im Betrieb, sowie die gleiche Behandlung (Einkommen, Sonderzahlungen etc.). Die Tarifpolitik nimmt das Problemfeld Leiharbeit in der Tarifrunde 2011/2012 ebenfalls auf. Hier steht die Forderung auf Mitbestimmung der Betriebsräte beim Einsatz von Leiharbeit. Damit bearbeitet die IG Metall alle Themenfelder, bei denen etwas konkret getan werden kann: im Betrieb, in der Politik und in der Tarifpolitik.

Entsprechend haben die Krisenvereinbarungen der Jahre 2009 und 2010 nicht nur die Arbeitsplätze der Menschen gesichert, sondern auch die Mitgliederbasis der IG Metall und damit ihre Macht in der Auseinandersetzung um Tarifverträge oder betriebliche Regelungen. Als Gaggenauer IG Metall ist uns sogar noch mehr gelungen. Im Zeitraum des Geschäftsberichts konnten fast 800 Mitglieder hinzugewonnen werden. Im Dezember 2011 hatte die IG Metall Gaggenau ihren historischen Mitgliederhöchststand: 19.341 Menschen sind in unserem Zuständigkeitsbereich Mitglied der IG Metall. Nicht zuletzt bedingt durch die Krise wurden die Gewerkschaftsbeiträge nicht bzw. nur moderat angepasst. Dies und ein hoher Mitgliederanteil von neuen Mitgliedern mit geringem Einkommen, haben den durchschnittlichen Beitrag deutlich geringer wachsen lassen, als die Tariferhöhungen im Berichtszeitraum. Da das Beitragsaufkommen die Grundlage für den finanziellen Handlungsspielraum ist, braucht es eine Anpassung der Beiträge

entsprechend der tariflichen Erhöhungen. Immer wieder zu Diskussionen führt die so genannte Beitragsehrlichkeit. Bei gleichen Einkommen werden oft sehr unterschiedliche Beiträge entrichtet, obwohl die Beitragshöhe bei gleichem Einkommen identisch sein müsste – eben 1 % des Bruttomonatseinkommens. Da wir niemand in die „Lohntüte“ schauen, sind wir auf die Ehrlichkeit unserer Mitglieder angewiesen – in ihrem eigenen Interesse. Schließlich setzt die Gewährung von Leistungen, etwa Rechtschutz, Freizeitunfall oder Streikunterstützung auch die satzungsgemäße Beitragsleistung voraus. Im Januar 2008 hat der Ortsvorstand beschlossen in der Krise entsprechende Mittel einzusetzen, um unsere Initiative „Einsatz für Alle“ zu finanzieren. In Summe sollten 275.000 Euro für die Absicherung der Beschäftigung in den Betrieben und weitere Krisenmaßnahmen aufgewendet werden – beispielsweise zu Qualifizierung oder Schuldnerberatung. Dies hat dazu geführt, dass in den Jahren 2008 bis 2010 ein operativer Verlust entstand, der durch die Zinseinnahmen kompensiert werden konnte. Bereits im Jahr 2011 konnten die örtlichen Finanzen mit einem Plus von 23.976,84 Euro wieder die Rücklagen erhöhen. Die Ortskasse der IG Metall Gaggenau hat derzeit ein Rücklagenvolumen von 5.230.676,06 Euro, bzw. pro Mitglied 270,45 Euro. Damit ist auch zukünftig die volle Handlungsfähigkeit der IG Metall abgesichert.

Mitgliederentwicklung IG Metall Gaggenau 2008-2011 – Zahlen entwickeln sich stabil .JUHMJFEFS

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Bereits in der Krise Ende 2008 wurde es offensichtlich: Über 1.000 Menschen mit Befristungen und Leiharbeitsverträgen waren – allein in den von uns betreuten Betrieben – sofortige Krisenopfer. Und was passierte nach der Krise? Die Arbeitgeber stellen kaum noch Beschäftigte direkt ein, sobald die Aufträge anziehen. Leiharbeit heißt das Zauberwort, das direkte Einstellungen verhindert. Seit dem Frühsommer 2010 gibt es den so genannten Beschäftigungsaufbau (fast) ausschließlich durch Leiharbeit. In manchmal zähen Verhandlungen und mittlerweile einigen betrieblichen Regelungen werden Einstellungen von den Arbeitgebern durch IG Metall und Betriebsräte abgerungen.

eingehalten: die ersten Übernahmen aus der Leiharbeit in feste Beschäftigungsverhältnisse waren genau diese Kollegen.

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2010 – Aktion gegen Leiharbeit bei Mercedes-Benz in Rastatt

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O RTSVO R STAN D U N D DE LE G I E RT E NVE R SA MM LU N G

zuku n ft u n d ausblick

Delegiertenversammlung in der Rastatter Reithalle

Ortsvorstand-Klausur

Ortsvorstand und Delegiertenversammlung

Langfristige Strategie

Parlament der Arbeit

Wohin wollen wir?

Der Ortsvorstand und die Delegiertenversammlung sind die beiden Gremien, die den demokratischen Einfluss der Mitglieder auf die Politik der IG Metall absichern. In Mitgliederversammlungen wählen die Mitglieder ihre Delegierten – insgesamt 115 aus allen Betrieben und Bereichen der IG Metall Gaggenau. Diese 115 Delegierten wählen dann den örtlichen Vorstand einschließlich der beiden Bevollmächtigten und haben für die Amtsdauer von vier Jahren die Aufgabe, die Arbeit der Verwaltungsstelle zu begleiten und vor allem kritisch zu diskutieren. Vier Mal pro Jahr tagt die Delegiertenversammlung. Wesentlicher Bestandteil ist der Tätigkeitsbericht oder der Kassenbericht, also was getan wird, und wie die Gelder der Mitglieder verwendet werden.

Ortsvorstand überlegt auch die strategische Richtung der Verwaltungsstelle und trifft entsprechende Entscheidungen. Darüber informiert er die Delegiertenversammlung, die dann die Entscheidungen und Vorschläge diskutiert und ggf. beschließt.

Die Delegiertenversammlung ist aber noch viel mehr. So hatten wir beispielsweise eine Diskussion über nachhaltiges Wachstum sowie über Betriebe, in denen die IG Metall nicht vertreten ist. Der Begriff des Parlaments der Arbeit passt sehr gut auf die Delegiertenversammlung, es ist das wichtigste Gremium vor Ort. Am 20. April 2012 wird die neugewählte Delegiertenversammlung zum ersten Mal in der neuen Periode tagen. Die erste Aufgabe wird sein, die „neue Regierung“ der Gaggenauer IG Metall zu wählen, also die Bevollmächtigten und den Ortsvorstand – insgesamt 15 Personen. Während die Bevollmächtigten hauptamtlich besetzt sind, sind die Mitglieder des Ortsvorstands die Betriebsräte vieler wichtiger Betriebe der Region. Der Ortsvorstand tagt jeden Monat und diskutiert und beschließt die Alltagsarbeit der IG Metall Gaggenau – dazu zählt beispielsweise die Gewährung von Rechtschutzfällen für unsere Mitglieder, aber auch die Diskussion zu Tarifforderungen oder dem Geschehen in den Betrieben. Der

In Gruppenarbeit diskutieren die Delegierten über gewerkschaftliche und politische Themen

Das beste Beispiel für dieses Vorgehen war die Initiative „Einsatz für Alle“. Der Ortsvorstand hat sich überlegt, was in der Krise zu tun ist, die Delegiertenversammlung hat in mehreren Sitzungen darüber geurteilt, ob das ganze ein Erfolg war. So funktioniert IG Metall-Demokratie vor Ort. Selbstverständlich sind unsere Mitglieder immer herzlich eingeladen, an einer Delegiertenversammlung als Gäste teilzunehmen. Die Termine werden regelmäßig auf der Internetseite veröffentlicht unter: http://www.gaggenau.igm.de

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Im Laufe der vergangenen Amtszeit hat sich der Ortsvorstand mehrmals mit der Zukunft der IG Metall Gaggenau beschäftigt. Grundlage für die Zukunft war und ist die mitgliederorientierte Ausrichtung unserer IG Metall vor Ort. Dies haben wir schon vor vielen Jahren in unserem Leitbild festgeschrieben und handeln auch danach. Was bedeutet Mitgliederorientierung für uns? Jede Aktivität, jede Verwendung von Mitteln wird der kritischen Prüfung unterzogen, ob wir damit etwas Positives für unsere Mitglieder erreichen können. Das ist oftmals nicht einfach zu beurteilen, gerade wenn es um längerfristige Themen geht oder die Aktivitäten eher einen indirekten Nutzen für unsere Mitglieder bringen. Zu Beginn der Krise wussten wir nicht, ob der zusätzliche Einsatz von Mitteln auch die Erfolge bringt, die wir uns versprechen – gerade bei der Unterstützung der Qualifizierung in der Kurzarbeit war dies schwierig zu beurteilen. Und doch haben gerade diese Aktivitäten vieles bewirkt, nicht für alle, aber für viele unserer Mitglieder. Mitgliederorientierung bedeutet aber ein zweites, nämlich so viele Menschen wie möglich für die IG Metall zu gewinnen. Und das ist kein Selbstzweck, sondern die Voraussetzung, um erfolgreich zu sein. Man kann es auch sehr praktisch auf den Punkt bringen: Warum werden die Beschäftigten bei Mercedes, Maquet oder König tariflich bezahlt und die bei Dambach nicht und damit wesentlich schlechter? Weil in diesen Betrieben der größte Teil der Belegschaft IG Metall Mitglied ist und bei Dambach eben nicht. Und auch wenn die Schließung von Kronospan für die Betroffenen eine üble Sache

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war – nur weil die Belegschaft zu einem großen Teil Mitglied der IG Metall war, ist es auch in dieser Extremsituation gelungen, für die Menschen etwas zu erreichen: Ordentliche Abfindungen, für den größten Teil der Beschäftigten keine Arbeitslosigkeit, sondern über eine Transfergesellschaft die Vermittlung in neue Jobs. Für die Zukunft hat sich der Ortsvorstand vorgenommen, auch weiter zu wachsen und erfolgreiche Arbeit für unsere Mitglieder zu gestalten – oder umgekehrt. Das eine bedingt das andere. Am Ende des Jahres 2012 wollen wir bereits 19.500 Mitglieder sein und auch in den folgenden Jahren zulegen. Dazu braucht es eine klare Analyse und Kenntnis dessen, was in den Betrieben und der Welt passiert. Wie verändern sich Technologien? Was bedeutet Elektromobilität für die Beschäftigung der Zukunft? Wie sind die Zukunftschancen der Umformtechnik? Wie entwickeln sich einzelne Branchen und Betriebe? Und nicht zuletzt: Was passiert konkret in den Betrieben? Wie entwickelt sich der Leistungsdruck, welche neuen Produktionskonzepte gibt es und was bedeutet das für die Beschäftigten? Verändert sich das Qualifikationsniveau und was bedeutet das für die Bezahlung? Das alles sind Fragen, mit denen wir uns in den kommenden vier Jahren beschäftigen und daraus entsprechende Schlussfolgerungen ziehen werden. Bis zum Januar 2013 wollen wir viele dieser Fragen bearbeitet und daraus eine langfristige Strategie erarbeitet haben. Was wollen wir bis in fünf oder gar zehn Jahren erreichen? Für und mit unseren Mitgliedern.

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Wir die IG Metall Gaggenau

www.gaggenau.igm.de

Der IG Metall-Ortsvorstand im März 2012 (in alphabetischer Reihenfolge): Michael Brecht (nicht auf dem Bild), Ivan Curkovic, Karlheinz Fischer, Andreas Flach, Petra Funke (nicht auf dem Bild), Simon Goldenstein, Otto Heck, Gerhard Herr, Michael Hof, Uwe Krause, Thomas Krieg, Petra Kurschus, Ferdinand Liedtke, Norbert Masson (nicht auf dem Bild), Andreas Merkel (nicht auf dem Bild), Claudia Peter, Udo Roth, Alexandra Schlager, Gerhard Schmidtke, Klaus Schulz, Christian Schwaab, Stefan Schwaab (nicht auf dem Bild), Peter Schwab, Milan Vukovic (nicht auf dem Bild), Bernhard Wagner, Roland Walter, Ullrich Zinnert, Roman Zitzelsberger

IG Metall Gaggenau Hauptstraße 83 76571 Gaggenau Tel.: (0 72 25) 96 87-0 Fax: (0 72 25) 96 87-30 [email protected]