Reinhard Wirtz

Wie es mir geht, bestimme ich! 3

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© 2016 Reinhard Wirtz Alle Rechte vorbehalten. All rights reserved. 2 Auflage Verlag: Windsor Verlag ISBN: 978-1-627845-51-9 Umschlaggestaltung: Logogestaltung IchCode: Korrektorat: Layout:

Julia Evseeva Daniela Hiller Windsor Verlag Julia Evseeva

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Autor Reinhard Wirtz, geboren und aufgewachsen in Tuttlingen, lebt und arbeitet seit 15 Jahren als Trainer, Coach und Physiotherapeut in München und ganz Deutschland. Durch seine langjährige Erfahrung mit Klienten aller Bevölkerungsschichten entstand der IchCode®. Die Methoden die dabei zum Einsatz kommen sind systemisch der jeweiligen Situation angepasst. Die auf den jeweiligen IchCode® bezogene Typnose und im Besonderen die wingwave® Methode nach Besser-Siegmund sind die wesentlichen Bestandteile seiner Arbeit. www. IchCode-akademie.de www. Ichcode.de www. wingwave-zentrum-müchnen.de www. wingwave.com

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1 Gerade als Uwe daran dachte, wie schön es wäre, endlich einmal etwas Vernünftiges in seinem Leben zustande zu bringen, etwas, das seinem Leben einen neuen Sinn geben würde, passierte es. Der Zug, in dem er saß, legte mit lautem Getöse eine Vollbremsung hin. Sein Laptop, den er vor sich auf dem Tisch liegen hatte, machte sich selbstständig und rutschte über den Tisch. Leider auch seine halbvolle Kaffeetasse, deren Inhalt sich genüsslich in die Tastatur schlängelte. Von allen Seiten war mehr oder weniger dezentes Fluchen zu hören. Da nichts anderes griffbereit war, nahm er sein neues, heute Morgen noch in Hamburg erstandenes T-Shirt aus der Tasche und versuchte verzweifelt, zu retten, was nicht mehr zu retten war. „Was für eine Scheiße“, entfuhr es ihm. Jetzt war wahrscheinlich nicht nur sein Laptop, sondern auch sein Shirt nicht mehr zu gebrauchen. Natürlich hatte er keine Sicherheitskopien gemacht und er wusste nicht, ob sich die Daten irgendwie wiederherstellen ließen. Da der Laptop neu war und er seine wichtigsten Dateien noch auf dem alten PC hatte, war wenigstes nichts wirklich Wichtiges verloren gegangen. Na super, da saß er nun zwischen Augsburg und München mitten in der Landschaft und während er sich überlegte, wie er am besten die Deutsche Bahn verklagen könnte, kam eine freundliche Stimme aus dem Lautspre-

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cher mit der Ansage: „Wir bitten um etwas Geduld, es wird in Kürze weitergehen.“ Jetzt erst bemerkte er den Mann, der im gleichen Gang links von ihm saß und leicht amüsiert zu ihm herüberschaute. „Entschuldigen Sie, es tut mir wirklich leid um Ihren Laptop, aber es war einfach zu komisch.“ Er schaute auf seinen Laptop und das braungefleckte TShirt und konnte sich das Lachen nicht verkneifen. „Mein Name ist Peter Winter“, stellte er sich vor. „Ich hoffe, Sie hatten keine wichtigen Daten gespeichert.“ „Na ja, was ist schon wichtig, eigentlich habe ich nichts wirklich Wichtiges in meinem Leben. Ich heiße übrigens Uwe, Uwe Binder“, antwortete er. Sie schüttelten sich die Hände und Uwe lud ihn ein, sich zu ihm zu setzen. „Ob die Versicherung mir den Schaden ersetzt?“, fragte er skeptisch. „Auf jeden Fall ist es einen Versuch wert“, antwortete Peter. „Obwohl, wir kennen ja die Versicherungen. Letztendlich geben die doch einem selber die Schuld. Allzu viel Hoffnung würde ich mir da nicht machen.“ Peter war ungefähr so alt wie Uwe. Ende dreißig, Anfang vierzig würde er meinen. Er hatte ein markantes Gesicht, die Haare ganz kurz, zumindest was davon noch übrig war. Er wirkte zufrieden und selbstbewusst. Gegen ihn hatte Uwe das Gefühl, irgendwie klein und unsicher zu wirken, obwohl er sicher zwei Köpfe größer war als er. Die Glatzengene hatten ihn verschont und sein blondes Haar gab ihm, so bildete er sich jedenfalls ein, ein jugendliches Aussehen. Die Kleidung von Peter passte zu ihm. Sportlich und doch elegant. Blaue Jeans und dazu ein hellblaues Hemd,

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bei dem die Ärmel hochgeschlagen waren. Dagegen kam Uwe sich in seinem braunen zerknitterten Anzug unbeschreiblich nichtssagend vor. Ja, anonym, unauffällig, eben alltäglich. Da war es wieder, sein Spiegelbild, das ihn in letzter Zeit öfter ermahnte: „Uwe, du bist langweilig. Dein Job, deine Wohnung, deine Freunde, einfach alles langweilig!“ „Wo kommen Sie her, oder darf ich du sagen?“, holte ihn Herr Winter aus seinen Gedanken. „Oh, ja klar, das Du meine ich. Ich komme aus Hamburg.“ „Das ist eine tolle Stadt“, schwärmte Peter. „Ja, das finde ich auch“, antwortete Uwe. „Heute Morgen bin ich noch über den Fischmarkt geschlendert.“ „Bist du beruflich dort gewesen?“, fragte Peter. „Ja, wir hatten dort eine Mitarbeiterschulung.“ „Was schult man da Wichtiges?“ „Ich arbeite für eine Internetfirma im Außendienst. Es ging mehr oder weniger darum, wie der Außendienstmitarbeiter sich seinen Kunden gegenüber verhalten soll. Eigentlich immer das Gleiche. Stets freundlich sein, sich nicht abschrecken lassen, die Vorzüge nennen und dem Kunden das Gefühl geben, sein Produkt sei das Beste. Deshalb soll es unbedingt auf unsere Internetverkaufsseite“, erläuterte Uwe. „Und klappt das bei dir?“, erkundigte sich Peter. „Meistens ja. Unser Portal ist ja auch sehr gut. Die Leute kaufen ihre Sachen immer öfter im Internet und vergleichen die Preise. Da können wir gut mithalten“, bemerkte Uwe. „Also bist du erfolgreich“, resümierte Peter. „Ja und nein. Was die Kundenakquisition betrifft ja, was

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das Gehalt angeht eher nein. Gut, es reicht für meine Wohnung, das Auto zahlt die Firma, und für das Tagesgeldkonto bleibt auch noch etwas übrig“, antwortete Uwe. „Also keine Familie, die du ernähren musst?“, erkundigte sich Peter. „Nein, leider nicht“, seufzte Uwe, „oder vielleicht auch Gott sei Dank. Die Richtige habe ich bis jetzt noch nicht gefunden. Oder besser gesagt ich schon, aber wie das Leben so spielt, sie mich nicht.“ „Wenn ich zusammenfassen darf“, sagte Peter, „bist du ein halbwegs erfolgreicher Außendienstler mit gesichertem Einkommen, einem Auto, einer Wohnung, ein wenig Gespartem und Single.“ „Korrekt“, erwiderte Uwe. „Ein Mann, den die Frauen sich wünschen. An mir zieht das Leben einfach so vorbei. Ich schaue zu und habe das Gefühl, nicht vom Fleck zu kommen. Und was machst du so, wenn ich fragen darf?“ Durch die Unterhaltung hatte Uwe nicht mitbekommen, dass der Zug schon längere Zeit wieder fuhr und die Ansage „Nächster Halt München-Pasing“ übertönte seine Frage. „Oh“, sagte Peter. „Hier muss ich aussteigen. War nett, dich kennengelernt zu haben. Hast du eine Visitenkarte von dir?“ Uwe kramte eine Karte aus seiner Jacke und reichte sie ihm rüber. „Ich schicke dir eine E-Mail“, meinte Peter dann. „Und wenn du Lust hast, schaust du sie dir genau an. Entweder du meldest dich dann oder auch nicht.“ „Um was geht es denn?“, fragte Uwe neugierig. Schon Richtung Ausgang gehend drehte er sich noch einmal um und antwortete, „Um einen Code. Bis dann“, rief er mir zu, „und schau dich ab und zu einmal um.“

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Was war denn das nun? Ein seltsamer Vogel. Vielleicht doch ein wenig verrückt, dachte Uwe. Jetzt habe ich einem wildfremden Mann Dinge aus meinem Leben erzählt und von ihm weiß ich gar nichts. Um einen Code. Wie geheimnisvoll. Ich soll mich ab und zu umschauen. Seine Augen durchsuchten das Abteil, doch außer ein paar Mitreisenden, die ihre Siebensachen einpackten, sah er nichts Aufregendes. Also verstaute auch er seine Utensilien und stopfte den Laptop samt T-Shirt in seine Tasche. Es war Sonntag, der 25. Mai, und der Zug rollte um 23:15 Uhr mit 20-minütiger Verspätung in den Münchener Hauptbahnhof ein. In einer Stunde würde er hoffentlich schon in seinem Bett liegen.

2 Die letzten zwei Tage hatte sie so gut wie nicht geschlafen. Heute war Mittwoch, der 28. Mai, und es war erst fünf Uhr morgens. Sie hatte ständig das gleiche Bild vor Augen. Es ließ sich nicht verscheuchen. Was sollte sie nur tun? Würde ihr überhaupt jemand glauben? Sie wollte nicht mehr liegen bleiben. Also stand sie auf, schaltete die Kaffeemaschine ein und ging in das winzige Bad, wie es für Münchner Altbauten üblich war. Im Spiegel sah sie morgens einfach schrecklich aus, dachte sie. Blondes, langes, zerzaustes Haar, dicke Augenrän-

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der und die ersten Falten eroberten selbstbewusst ihr Gesicht. Und das, obwohl sie erst 35 Jahre alt war. „Sabine Kramer“, sprach sie das zerknitterte Gegenüber im Spiegel an. „Hilf mir!“ Es kam keine Reaktion. Eine erfrischende Dusche würde ihr vielleicht helfen, endlich einen klaren Gedanken fassen zu können. Als sie ihren gut proportionierten Körper einseifte, dachte sie: „Wenigstes etwas an mir, auf das ich stolz sein kann.“ Mit dem Fahrrad fuhr sie zügig die Leopoldstraße stadtauswärts, Richtung Norden, wo sich seit zwei Monaten die neuen Räume ihres Arbeitgebers befanden. Bisher hatte ihr die Arbeit für das Internetverkaufsportal „Wir-machen-die-Preise“ großen Spaß gemacht. Die Firma lief gut, trotz oder gerade weil die Leute mehr auf den Geldbeutel achten mussten. Als Sekretärin des Geschäftsführers war sie immer bestens informiert. Da sie in ihrem eigentlichen Beruf als Kunsthistorikerin keine Aussicht auf einen Job gehabt hatte, war sie froh gewesen, überhaupt eine Arbeit ergattert zu haben. Als sie jetzt aber mit dem Lift in den fünften Stock fuhr, fürchtete sie sich ein wenig davor, das Büro zu betreten. Warum war sie am Montag um 12:40 Uhr, sie konnte sich genau an die Uhrzeit erinnern, in das Büro ihres Chefs gegangen und hatte wie gewünscht die Papiere auf den Schreibtisch legen wollen? Er war nicht da gewesen, was selten vorkam, und wenn, dann war sein Computer aus. Dieses Mal jedoch lief der PC und obwohl sie es nicht wollte, fiel ihr Blick auf den Monitor. Sie konnte nicht glauben, was sie dort sah. Unter dem Bild eines etwa 10-jährigen Mädchens stand geschrieben:

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„Halten Sie sich an unsere Vereinbarung und Sie bekommen was ich Ihnen versprochen habe. Es wird Ihnen über Ihre Skrupel hinweghelfen. Sie ist wirklich etwas Besonderes. Also am 20. Juni am vereinbarten Treffpunkt.“ Zum Glück hatte sie die Papiere wieder mitgenommen, als sie fluchtartig aus dem Büro geeilt war. Jetzt saß sie an ihrem Schreibtisch und ihr war klar, dass sie etwas unternehmen musste. Sie war die letzen zwei Tage wie erstarrt gewesen und ertappte sich bei dem Versuch, sich einzureden, dass sie das alles missverstanden hatte und alles vielleicht ganz harmlos war. „Was für eine feige, naive Kuh du doch bist“, schoss es ihr durch den Kopf. Am besten sich aus allem heraushalten, damit war sie bisher gut gefahren. Doch dieses Mal war das nicht möglich. Wolfram Dachs, ihr Chef, kam in diesem Augenblick den Flur entlang und nickte Sabine zu. „Guten Morgen, Frau Kramer. Wie Sie bereits wissen, ist heute um 10:30 Uhr eine Besprechung mit den Außendienstlern anberaumt. Bitte sorgen Sie dafür, dass wir pünktlich anfangen können. Ist alles in Ordnung bei Ihnen? Ich habe das Gefühl, dass Sie die letzten Tage nicht ganz bei der Sache sind. Ich hoffe, das gibt sich bald wieder.“ „Alles okay“, sagte Sabine. Mehr fiel ihr nicht ein. Wenn doch nur Luise da wäre. Gerade wenn man sie am dringendsten brauchte, war sie für drei Monate auf Abenteuerurlaub in Australien. Luise war ihre Dreizimmerwohnung zu teuer geworden und seit gut einem Jahr wohnten sie zusammen. Sie vertrauten und mochten sich auf Anhieb.

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Susanne kannte noch nicht viele Leute in München. Sie hatte zwar ein paar oberflächliche Bekannte, doch so richtig eingelebt hatte sie sich noch nicht. Das lag vielleicht auch daran, dass sie, als sie letztes Jahr von Köln nach München geflüchtet war, erst einmal genug hatte von Beziehungsstress und sogenannten Freunden. Der Job in München war gerade zum richtigen Zeitpunkt gekommen. Frank, ihr damaliger Freund, hatte sie mit der Schwester ihrer besten Freundin betrogen. Und da Blut bekanntlich dicker ist als Wasser, hatte sie von heute auf morgen ohne Freund und Freundin dagestanden. Sie hatte sich fast vier Wochen lang in ihrer Wohnung verkrochen und wäre sicher verhungert, wenn ihr Bruder Sven nicht jeden zweiten Tag einen Pizzadienst damit beauftragt hätte, ihr ihre Lieblingspizza zu liefern. Und das von Berlin aus. Wenn er nicht gerade jetzt mitten in seiner Magisterarbeit stecken würde, hätte sie ihn sofort angerufen und um Rat gefragt. Doch das konnte sie ihm nicht antun. Sven würde wahrscheinlich alles hinschmeißen und sofort nach München kommen. Wenn seine Schwester Hilfe bräuchte, würde er nicht zögern, ihr beizustehen. Sein Studium hatte er sich mit viel Fleiß und Disziplin erarbeitet. Nebenher arbeitete er als Nachtportier in einem Hotel. Ihre Eltern, beide inzwischen 67 Jahre alt, lebten in der Nähe von Göttingen von einer bescheidenen Rente. Wo sie konnten, hatten sie ihre Kinder unterstützt und selbst auf vieles verzichtet. Sie dachte gerne an ihre Kindheit zurück. „Verdammt, schon gleich halb zehn.“ Sie musste sich zusammenreißen und das Meeting vorbereiten.

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3 Da er den Montagmorgen frei hatte, war er erst um neun Uhr aufgestanden und hatte sich gerade mit Rührei und Schinken an den Tisch gesetzt, als sein Computer mit einem Piepton den Eingang einer Mail meldete. Schmatzend stand er auf, um nachzuschauen, von wem die Nachricht war. Er staunte nicht schlecht, als er den Absender erkannte. Peter Winter. Neugierig las er folgenden Inhalt: „Guten Morgen Uwe, wie versprochen schicke ich dir ein Puzzleteil von einem Code. Wenn du Lust hast, dieses Spiel mitzuspielen, beantworte einfach die Fragen und schicke es mir dann zurück. Auf der Skala unten bitte ich dich, anzukreuzen, wobei 9 = super und 0 = sehr schlecht bedeutet. Wie geht es mir? 0123456789 Kreuze spontan an, wie es dir geht. Wenn du unter 5 liegst und möchtest, dass es dir besser geht, wähle unter den drei folgenden Kategorien eine aus, wo du denkst, dass sie dir jetzt helfen würde. 1. Selbstvertrauen 2. Flexibilität 3. Energie Was davon wäre im Moment das Wichtigste, was du gebrauchen könntest? Bin gespannt auf deine Antwort. Lieben Gruß Peter“

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