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Author: Dagmar Wetzel
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6 I 2011 OKT-NOV I DEUTSCHLAND € 6,00

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Marktplatz

aND tHE WINNEr IS … … hieß es am Samstag, den 20. August, als im neuen Kongresszentrum „Das Wormser“ in Worms die Sieger des 12. Riesling-Erzeugerpreises bekannt gegeben wurden.

1. Platz: Thomas und Claus-Martin Richter aus Winningen an der Mosel

WEINWELT-Leser werden sich an dieser Stelle sicher fragen, warum wir schon wieder einen Fokus auf den Riesling legen, hatten wir doch in der letzten Ausgabe erst die Sieger unserer WEINWELT-Jahrgangsprobe prominent veröffentlicht. Also erstens, Riesling geht immer(!!!) und zweitens unterscheiden sich die beiden Wettbewerbe ganz gewaltig voneinander. Während bei

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der WEINWELT-Probe einmal im Jahr der jahrgangsbeste Riesling gekürt wird, fokussiert sich der ProRiesling-Erzeugerpreis auf den besten Erzeuger, also das beste Weingut. Seit 1989 bietet der Verein ProRiesling e. V. alle zwei Jahre allen deutschen Winzern die Möglichkeit, sich im Wettbewerb zu messen. Beurteilt wer-

Platz 3 ging an Theo Minges (hier mit Tochter Regine) aus Flemlingen

Adressen Weingut Richard Richter 56333 Winningen/Mosel  02606 311 www.weingut-richter.de Weingut Karl Pfaffmann 76833 Walsheim  06341 61856 www.weingut-karl-pfaffmann.de Weingut Theo Minges 76835 Flemlingen  06323 93350 www.weingut-minges.com

Der 2. Platz beim ProRiesling-Erzeugerpreis ging an die Familie Pfaffmann im südpfälzischen Walsheim

den jeweils die beiden letzten Riesling-Jahrgänge, in diesem Fall die Jahrgänge 2009 und 2010. Je nach Betriebsgröße müssen drei (bis zehn Hektar) oder sechs (bei mehr als zehn Hektar Rebfläche) Weine eingereicht werden. Neben edelsüßen Weinen auch trocken ausgebaute, damit die Gesamtleistung des Weinguts bewertet werden kann.

In diesem Jahr haben rund 350 Weingüter mehr als 1 200 Rieslinge eingesandt. Die Verkostungen werden zunächst auf regionaler Ebene durchgeführt, eine Gruppe aus fünf bis sieben Weinexperten beurteilt jeden Wein (natürlich verdeckt) zunächst für sich, dann wird in der Gruppe darüber gesprochen, so dass jeder Wein die volle Aufmerksamkeit erhält. Regional

werden somit die besten Betriebe herausgefiltert. Im nächsten Schritt müssen dann die Betriebe, die zum Finale zugelassen werden, erneut eine Weinauswahl treffen, die dann im Finale verkostet wird. Der jeweilige Betrieb hat zu diesem Zeitpunkt keinen Kenntnisstand über die Ergebnisse. Das Endergebnis setzt sich zu einem Drittel aus den regionalen Proben zusam-

men und zu zwei Dritteln aus der Finalprobe. Für dieses Jahr stehen die Sieger nun fest: Der erste Platz geht an die Mosel, die Plätze zwei und drei in die Pfalz. Und der beste trockene Riesling, der ebenfalls eine Urkunde erhielt, ist das Weingut Freiherr von und zu Franckenstein aus Offenburg. Die drei

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Marktplatz

Siegerbetriebe stellen wir Ihnen hier vor:

Sieger RieslingErzeugerpreis 2011 Weingut Richard Richter Bereits bei den letzten Aufla­­­­gen des Riesling-Erzeugerpreises konn­te sich das Weingut Richard Richter recht gut platzieren, doch für den ganz großen Wurf hat es noch nie gereicht. „Uns wurde schon mehrmals gesagt, dass wir bei der Finalprobe unter den Besten waren, doch bei der regionalen Vorprobe hatten wir bisher nie die Spitzenbewertungen, weil wir hier in Winningen nicht den ganz typischen Moselstil erzeugen“, erklärt Thomas Richter. „Unsere Weine haben eine nicht ganz so hohe Säure, sind etwas breiter und stoffiger, dafür aber nicht ganz so filigran. Dafür haben wir hier in Winningen keine Probleme, trockene Weine zu

erzeugen.“ Seit gut zehn Jahren führen Thomas Richter und sein Cousin Claus-Martin den Betrieb gemeinsam, so wie es ihre Väter zuvor auch getan haben. Sie bewirtschaften knapp sieben Hek­ tar Weinberge, die, wie es sich für einen echten Moselbetrieb gehört, zu 90 Prozent mit Riesling bepflanzt sind. Darunter so klangvolle Lagennamen wie Röttgen und Uhlen, die 2010 zwar geringe Erträge, aber extrem höhe Extraktwerte und Oechslegrade lieferten. Weine die im Ausbau Zeit brauchen, weshalb für die Finalprobe ausschließlich 2009er angestellt wurden. Darunter der Terra V, quasi das Markenzeichen des Weinguts Richter. Dabei handelt es sich um einen Spitzenriesling, im Spätlese­ bereich geerntet und „feinherb“ abstimmt. Die Trauben stammen, wie es das „V“ andeutet, von der vulkanisch geprägten Lage Brückstück, aus weichem Devonschiefer und Bims, unweit eines Basaltsteinbruchs,

Die Top 20 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20

Richard Richter, Winningen, Mosel Karl Pfaffmann, Walsheim, Pfalz Theo Minges, Flemlingen, Pfalz Helmut Hanka, Geisenheim, Rheingau Josef Rosch, Leiwen, Mosel Hoffmann-Simon, Piesport, Mosel Philipp Kuhn, Laumersheim, Pfalz Klaus Lotz, Erden, Mosel Stephan Fischer, Zell, Mosel Weingut Weingart, Spay, Mittelrhein Heinz Nikolai, Erbach, Rheingau Michael Hank, Longen, Mosel Weingut W. J. Schäfer, Hochheim, Rheingau Erich & Eric Manz, Weinlonsheim, Rheinhessen G. & M. Machmer, Bechtheim, Rheinhessen Geh. Rat Dr. v. Bassermann-Jordan, Deidesheim, Pfalz Ingo Norwig, Burgen, Mosel Niederkirchener Weinmacher, Niederkirchen, Pfalz Bürgermeister Willi Schweinhardt, Langenlonsheim, Nahe Weingut Rings, Freinsheim, Pfalz

Die besten aus den Regionen Mosel: Pfalz: Rheingau: Mittelrhein: Rheinhessen: Nahe: Baden: Württemberg: Franken:

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Richard Richter, Winningen Karl Pfaffmann, Walsheim Helmut Hanka, Geisenheim Weingut Weingart, Spay Erich & Eric Manz, Weinolsheim Bürgermeister Schweinhardt, Langenlonsheim Schloss Ortenberg, Ortenberg Weingut Doreas, Remshalden-Grunbach Staatlicher Hofkeller, Würzburg

aus dessen Steinen die Balduinbrücke, die erste Steinbrücke von Koblenz, erbaut wurde. „Bei uns ist die Nähe zur Eifel spürbar. Man kann quasi sagen, bei uns ist der südöstlichste Punkt der Vulkaneifel“, so Richter. Auch wenn letztlich zwei „feinherbe“ und ein edelsüßer Wein in der Finalprobe den Erfolg brachten, so sind bei Richter auch Freunde trockener Rieslinge an der richtigen Adresse. 2009 wurden sowohl vom Röttgen als auch vom Uhlen eine trockene Spätlese erzeugt, die Visitenkarte des Weinguts ist der Riesling „Felsenterrassen“, ein trockener Wein aus den terrassierten Spitzenlagen des Hauses. Im Keller hat in den letzten Jahren ein Umdenken eingesetzt. „Vor zehn Jahren

gab es bei uns nur Reinzucht­ hefen, in den letzten fünf Jahren geht es aber immer mehr Richtung Spontangärung“, so Richter. Auch ein Kleinversuch mit einem Barriquefass wurde inzwischen gestartet. Der erste Platz beim 12. Riesling-Erzeugerpreis 2011 ist mehr als eine Bestätigung, dass die Richters den richtigen Weg eingeschlagen haben.

Karl Pfaffmann Pfaffmann-Weingüter gibt es in der Pfalz mehrere, so dass wenig Aufmerksame die Übersicht verlieren können. „Wir sind der Kleine“, sagt Markus Pfaffmann über das 60-Hektar-Weingut Karl Pfaffmann. Seit 1999 nehmen die Pfälzer am ProRiesling-Erzeugerpreis teil und konnten dabei immer gut

Die besten trockenen Weine der Finalprobe

Freiherr von u. zu Franckenstein 2009 Neugesetz Riesling GG trocken, Baden Weingart 2009 Bopparder Hamm Ohlenberg Spätlese trocken, Mittelrhein Edelberg 2009 Meddersheimer Rheingrafenberg trocken, Nahe Beiser 2009 Sprendlinger Klostergarten -S- Spätlese trocken, Rheinhessen Machmer 2009 Bechtheimer Rosengarten Spätlese trocken, Rheinhessen Erich & Eric Manz 2009 Oppenheimer Herrenberg Spätlese trocken, Rheinhessen Erich & Eric Manz 2009 Weinolsheimer Kehr Spätlese trocken, Rheinhessen Schauß 2009 Monzinger Frühlingsplätzchen trocken, Nahe Heinrich Spindler 2010 Forster Jesuitengarten Spätlese trocken, Pfalz Max Müller 2009 Escherndorfer Lump Spätlese trocken, Franken Eugen Müller 2009 Forster Kirchenstück „Cq“ Spätlese trocken, Pfalz Sonnenhof 2009 Riesling -S- Gründelbacher Wachtkopf trocken, Württemberg Ekkehard Huff 2009 „Rabenturm“ Riesling Niersteiner Schl. Schwabsburg trocken, Rheinhessen J. und H. A. Strub 2010 Niersteiner Oelberg Spätlese trocken, Rheinhessen Geh. Rat Dr. v. Bassermann-Jordan 2010 Forster Ungeheuer trocken, Pfalz Künstler 2009 Hochheimer Kirchenstück Erstes Gewächs trocken, Rheingau Zimmermann 2009 Wachenheimer Königswingert Spätlese trocken, Pfalz Riffel 2009 Turm Scharlachberg trocken, Rheinhessen M. Egert 2009 Hattenheimer Hassel Spätlese trocken, Rheingau Philipp Kuhn 2010 Laumersheimer „Alte Reben“ trocken, Pfalz

Bei der Verleihung des Riesling-Erzeugerpreises in Worms ...

abschneiden. Diesmal hat man es bis auf Platz 2 geschafft. Riesling ist die unbestrittene Nummer 1 im Weingut und nimmt 25 Prozent der Fläche ein. „Riesling ist meine Lieblingsrebsorte“, lächelt Markus Pfaffmann, der gemeinsam mit seinem Vater Helmut für die Weinbereitung zuständig ist. „Natürlich mag ich auch die Burgunder, aber Riesling hat einfach die größte Bandbreite“, ergänzt er. Im Weingut arbeiten zwei Generationen Hand in Hand. Neben Markus Pfaffmann und Vater Helmut sind auch Mutter Sigrid im Büro sowie Schwester Stefanie in der Ab-Hof-Vermarktung und Markus Pfaffmanns Frau Marion in der Verwaltung tätig. Die Pfaffmanns wollen einen fruchbetonten, gut strukturierten und zugleich mineralischen Riesling erzeugen, der auch die Böden wiederspiegelt. Hier spielen die Lagen natürlich eine Rolle: Der Walsheimer Silberberg ist ebenso wie das Nußdorfer Kirchenstück und der Nußdorfer Herrenberg

vom Kalkuntergrund geprägt, während die Gleisweiler Hölle einen Buntsandstein-Boden hat. Neben der Qualität der Weine profiliert sich das Weingut Karl Pfaffmann auch mit einem einprägsamen Logo, auf dem ein Pfaffe mit Weinflasche unterm Arm Bezug auf den Familien­ namen nimmt und zugleich die Unterscheidung erleichtert.

Weingut Theo Minges Der Natur verschrieben Noch vor einigen Jahren galt das Familienweingut von Theo Minges als Geheimtipp. Seine Weine waren eher Insidern in der Pfalz bekannt. Das hat sich in den letzten Jahren grundlegend geändert. Heute gehört er zu den empfehlenswertesten Weinadressen in der Südpfalz. Nur allzu verständlich, dass seine Anstrengungen im Weinbau und sein Verständnis und Einfühlungsvermögen für die Rebkultur und den Wein 2008 mit der Aufnahme in den Verband der Prädikatsweingü-

Die besten Restsüßen der Finalprobe halbtrocken

Bürgermeister Schweinhardt 2009 Rothenberg Riesling Kabinett, Nahe Ingo Norwig 2009 Burgener Hasenläufer Spätlese halbtrocken, Mosel Bischöfliche Weingüter Trier 2009 Kaseler Nieschen Spätlese feinherb, Mosel Machmer 2009 Bechtheimer Geyersberg QbA feinherb, Rheinhessen

lieblich

Albert Kallfelz 2009 Merler Königslay-Terrassen Auslese, Mosel Jürgen Weber Margarethenhof 2009 Ayler Kupp Auslese, Mosel Pflüger 2009 von den Mauern Auslese, Pfalz Stephan Fischer 2010 Zeller Nußberg Auslese, Mosel

... wurden die Winzer offiziell für Ihr Schaffen geehrt

ter honoriert wurde. Immerhin schon in der sechsten Generation ist das stattliche Weingut in Flemlingen mit 24 Hektar Weinbergen in besten Lagen der Südpfalz in Flemlingen, Burrweiler und Gleisweiler im Besitz der Familie, das heute von Theo Minges mit großem persönlichem Engagement geleitet wird. Seine Frau Martina und Tochter Regine unterstützen ihn im Weingut und beim Verkauf. Tochter Regine, selbst ambitionierte Oenologin entwickelt mit Leidenschaft eigene Weine und steuert manche neue Weinkreation wie etwa die Froschkönig-Weine bei. Mehr als alles andere überzeugt die Reb- und Weinphilosophie von Theo Minges. Sie erklärt und macht verständlich, warum seine Weine eine so außergewöhnliche Qualität erreichen: Eher nichts tun als zu viel, könnte man das Rezept umschreiben. Zeit lassen und die Entwicklungen in der Natur beobachten, um auf den Kern einer Sache zu kommen, trifft die Philosophie schon eher. Ausgangspunkt seiner Arbeit ist der Weinbau. Eine harmonische Entwicklung der Reben, die sich in Balance mit ihrem Standort befinden, ist ihm wichtig. „Man muss Weinberge und Rebgärten

lange beobachten und ihr Verhalten und ihre Entwicklung studieren. Die Rebe sucht nach Balance von Stockwachstum, Trauben und Blattwerk. Weder zu hohe Erträge, zu viel Einsatz von Technik noch ein zu starkes Ausdünnen, um geringste Erträge bei gleichzeitig überhöhten Mostgewichten zu gewinnen, liefern die besten Weine“, teilt Minges gerne seine Erfahrungen und Ansichten mit. Aus der Spitzenlage Gleisweiler Hölle gelingen ihm Jahr für Jahr eindrucksvolle Weine, die zu dem Besten zählt, was die Südpfalz zu bieten hat und die Spitze ist wahrlich nicht dünn besetzt. Neben dem Riesling widmet sich Minges intensiv dem Spätburgunder, sowie den weißen Grau- und Weißburgundern, dem Chardonnay und lässt auch den Dornfelder als rote Pfälzer Brot- und Butter-Sorte nicht links liegen. Als kongenialen Berater hat Minges den bekannten Pfälzer Oenologen und Winzer Hans-Günter Schwarz gewonnen, dessen reiche Erfahrungen sich mit dem Rebverständnis von Minges optimal ergänzen. Kein Wunder also, dass seine zur ProRiesling-Probe angestellte Weinkollektion ganz vorne gelandet ist. w 

Ilka Lindemann, Sascha Speicher

Die besten Edelsüßen der Finalprobe Hexamer 2010 Rheingrafenberg Eiswein, Nahe Karlheinz Schneider u. Sohn 2009 Mosbach Eiswein, Nahe Dreissigacker 2010 Bechtheimer Geyersberg Auslese, Rheinhessen Niederkircher Weinmacher 2009 Vin Ruppertsberger Nußbien Eiswein, Pfalz Karl Pfaffmann 2009 Walsheimer Silberberg BA, Pfalz

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