3. Südafrika Bericht 2011- Corinna Drescher

Meinem Bericht möchte ich heute den Titel widmen,

Wasser bedeutet Leben, Leben bedeutet Zukunft. Es ist für mich kaum zu fassen. Das Jahr, das ich hier in Südafrika in dem bezaubernden Venda verbringe, scheint wie im Fluge zu vergehen. Wir haben bereits Herbst. Die meisten Bäume, die sich mit prachtvollen farbigen Blüten gezeigt haben, sind verblüht, die Landschaft wird trocken und die Straßen sind erneut extrem staubig. Allerdings kühlt es nachwievor nicht ab und wir müssen uns öfters mit einer Tagestemperatur von 37 Grad arrangieren. Seit meinem letzten Bericht habe ich erneut viel erlebt und freue mich, Ihnen nun davon zu berichten. Ich war mit meinen Mitfreiwilligen Maike, Eric und Theresa auf einer 4 wöchigen Reise. Wir sind mit unserem babyblauen, 20 Jahre alten VW Fox ca. 5000 km gefahren und haben Südafrika erkundet und kennen gelernt. Wir fuhren über Kimberly nach Kapstadt, sind danach der Gardenroute gefolgt, entlang der Küste des indischen Ozeans, haben einen Zwischenstopp im AddoElephant-National-Park gemacht, waren in den Drackensbergen wandern und haben eine Tagestour nach Lesotho unternommen. Das noch immer von der Apartheid geprägte Land Südafrika zeigte sich uns sehr facettenreich. Jede Provinz, die wir durchquerten, unterscheidet sich von der anderen und ist eine Welt für sich. Es leben viele unterschiedliche Völker in Südafrika. Es werden 11 Amtssprachen gesprochen. Jedes Volk hat seine eigene Kultur und Rituale. Durch unseren langen Aufenthalt in der Provinz Limpopo habe ich angefangen mich heimisch zu fühlen. Kurze Unterhaltungen auf der Sprache TshiVenda sind für mich nun möglich. Auf unserer Reise habe ich mich jedoch aufgrund der Sprachenvielfalt in den verschiedenen Regionen schnell als ein „typischer Touri“ gefühlt. Im Süden des Landes, entlang der Gardenroute, ist es sehr europäisch. Die Großstädte vereinen modernen Reichtum und totale Armut. Jede Stadt hat Vororte, genannt Townships, in denen Menschen mit ihren Familien in sehr dürftigen Behausungen leben. Meist wohnen in den Townships genau so viele Menschen, wie in der Stadt selbst. In Richtung Osten, entlang der Küste, ist das Land traditionell geprägt. Egal in welchen Orten wir waren, die Menschen um

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uns herum waren sehr hilfsbereit und uns gegenüber offen. Wir konnten viele positive Erfahrungen und Eindrücke auf unserer Reise sammeln. Zudem haben wir neue Freundschaften geschlossen. Nicht nur von meiner Reise kann ich Positives berichten, auch der Safe Park hat Fortschritte gemacht. Wie aus meinen letzten zwei Berichten zu entnehmen ist, gab es keine sichergestellte Wasserversorgung. Darunter haben besonders die hygienischen Bedingungen und der von den Einheimischen angelegte Garten gelitten. Im Februar dieses Jahres konnten wir mit den eingegangenen Spenden eine Brunnenbohrung finanzieren. Die Arbeiter sind bereits bei 30 m Tiefe auf Grundwasser gestoßen. Um jedoch auch in der Trockenzeit die Wasserversorgung sicher zu stellen wurde 45 m tief gebohrt. Im März kam uns Herr Prof. Dr. Seibel, Vorstandsvorsitzende unserer Entsendeorganisation Isibindi e.V., mit einer ca. 15 köpfigen Studentengruppe von der sozialpädagogischen Fachhochschule für Sozialpädagogik Freiburg, besuchen. Wir nahmen den Besuch zum Anlass den Brunnen in Tswinga offiziell zu eröffnen. Die Einweihung war sehr harmonisch, viele Kinder und Einheimische des Dorfes kamen um mit uns zu feiern. Eine kleine Überraschung hatten die Studenten zusätzlich mit im Gepäck und haben dem Safe Park einen Fallschirm geschenkt. Meistens wird er in Kindergärten in Deutschland genutzt. Das Schöne daran ist, dass mit ca. 30-40 Kindern und Jugendlichen jeden Alters gleichzeitig gespielt werden kann. Die Kinder lieben den Fallschirm und freuen sich jedes Mal, wenn wir ihn auspacken, um damit zu spielen. Das freut uns und unsere Kollegen besonders. Es ist unglaublich schön und zufriedenstellend die Kinder und Jugendlichen so glücklich zu sehen.

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Ich denke mit der sichergestellten Wasserversorgung ist ein Grundstein gelegt worden, auf dem die Pädagogik aufbauen kann. Zum Beispiel lernen die Kinder und Jugendlichen den Umgang mit Wasser und das Umweltbewusstsein wird geschult. Von den von uns damals gepflanzten 19 Bäumen haben nur ca. die Hälfte den heißen und trockenen Sommer überlebt. Diese, und der Garten im Safe Park, können nun regelmäßig bewässert werden. Die Landwirtschaftsarbeit in der Region Venda ist noch von großer Bedeutung, da die meisten Familien kaum ein Einkommen haben und auf die Selbstversorgung angewiesen sind. Die Kinder und Jugendlichen können somit überlebenswichtige Fertigkeiten von der Gartenarbeit lernen. Viele der Kinder und Jugendlichen oder deren Familienangehörigen sind an HIV/AIDS erkrankt oder leiden an andere schwerwiegenden Erkrankungen. Ich hoffe durch die Hygieneschulung der jungen Menschen kann ein Beitrag geleistet werden zur Verbesserung des Gesundheitszustandes jedes Einzelnen. Der Brunnen symbolisiert für mich zudem eine gute Zusammenarbeit zwischen dem Management von Tlangelani in Südafrika, dem Safe Park Tswinga und dem Verein Isibindi e.V. Deutschland. Auch kleinere Anschaffungen konnten durch Ihre Spenden ermöglicht werden. Bisher haben die Besucher den Müll einfach auf den Boden geschmissen. Ein Umweltbewusstsein bei den Einheimischen ist kaum vorhanden. Daher haben wir gemeinsam beschlossen, vier Mülleimer zu besorgen. Zwei große Tonnen für den Außenbereich und zwei kleinere für die Container. Außerdem benötigte das Projekt Pinsel, um mit den Kindern die eintönigen Container und den Außenbereich farbig zu gestalten. Auch diese haben wir gekauft. Der Safe Park kommt mit kleinen Schritten voran. Allerdings steht und fällt das Projekt mit der Schulung der Mitarbeiter und der Motivation unseren Kollegen. Mittlerweile sind fünf Mitarbeiterinnen in Schwangerschaftsurlaub und unser Team wurde sehr klein. Wir bekommen Unterstützung von freiwilligen Frauen aus dem Dorf, um die Arbeitszeiten im Safe Park abzudecken. Diese sind nicht geschult und

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hoffen auf eine Festeinstellung. Ich selbst bin selten im Safe Park Tswinga, da ich mit meiner Arbeitskollegin „Home Visits“ mache. Ich beobachte, dass ich über den Zeitraum, in dem ich mit meiner Kollegin die Hausbesuche mache, eine Beziehung zu den Familien und deren Kinder aufgebaut habe. Doch nicht nur Gutes habe ich von den Besuchen zu berichten. Vor kurzem ist ein einjähriges Mädchen aus Nachlässigkeit der Mutter verstorben. Es gibt viele Todesfälle, aufgrund von Krankheiten wie AIDS, Autounfällen oder anderen Todesursachen. Das stimmt mich immer traurig und ich setze mich erneut mit dem Thema Tod auseinander. Die Home Visits lassen mich in die Kultur eintauchen und ich lerne diese zu verstehen. Ich habe jedoch das Gefühl, ich kann meine Fähigkeiten und Fertigkeiten besser im Safe Park einbringen und werde ab Anfang April vier Mal wöchentlich in Tswinga arbeiten. Bisher gibt es nach wie vor keine Struktur im Alltag des Safe Parks. Die Kinder und Jugendlichen kommen meist aus sehr chaotischen und schlimmen Familienverhältnissen. Eine Struktur würde ihnen Orientierung und den für Heranwachsende so “wichtigen Halt“ geben. Die festgelegten Tagespunkte und Rituale vermitteln ihnen zudem Zuverlässigkeit, Wertschätzung und Sicherheit, welche sie von zu Hause oft nicht kennen. Eine sichere Umgebung gibt ihnen Selbstsicherheit und ermöglicht ihnen an Selbstbewusstsein zu gewinnen. Theresa, Eric und ich versuchen momentan eine Tagesstruktur einzuführen. Wir haben mit einfachen Dingen angefangen, wie z.B. dem Abschiedsritual und einer ca. einstündigen Aktivitätszeit. Beim Abschiedsritual kommen alle zusammen, um ein Lied zu singen, ein kurzes Spiel zu spielen, zu beten und sich zu verabschieden. In der festgelegten „Aktivitätszeit“ werden je nach Anzahl der Kinder, Wetter, Personal, Materialien, etc. situationsbedingte Angebote mit den Kindern und Jugendlichen durchgeführt. Es geht allerdings nur sehr schleppend voran. Ich glaube es liegt an der fehlenden Motivation, dem schlecht ausgebildeten Personal und der Tatsache, dass die Mitarbeiter nicht das Bedürfnis haben wirklich etwas zu verändern. Für meine weiteren vier Monate habe ich mir vorgenommen weiterhin an der Tagesstruktur des Safe Parks zu arbeiten, ich möchte mich für die Schulung der

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Mitarbeiter und den so dringend benötigten Kindergarten einsetzen. Den 2-5 Jährigen wird kaum Beachtung geschenkt. Sie laufen im Alltag mit. Meistens sind die Jüngeren auf ihre älteren Geschwister fixiert, die sich um sie kümmern müssen. Sie tragen ihr Geschwisterchen, mit einem Handtuch gebunden, auf dem Rücken. Somit wird ihnen die Möglichkeit genommen, an den angebotenen Spielen teilzunehmen, sich mit ihren Freunden zu treffen und einfach Jugendliche sein zu dürfen. Der für den Kindergarten vorgesehene Container wurde aus unterschiedlichen Gründen nicht als geeignet eingeschätzt. Zu den Gründen zählen beispielsweise, dass der Container in der Sommerzeit viel zu heiß ist, der Platz für die vorgesehene Anzahl der Kinder zu klein ist und eine Schlafmöglichkeit für die Kinder fehlt. Der Container ist außerdem ein Durchgangszimmer und Spielbereich bei Regen für alle Safe Park Besucher jeden Alters. Für den so notwenigen Kindergarten soll nun extra ein Gebäude gebaut werden, das wir Freiwilligen mit unseren restlichen Spenden unterstützen möchten. Leider sind unsere Mittel begrenzt. Die Brunnenbohrung konnte, alleine durch die Unterstützung aus Deutschland, umgesetzt werden. Durch den Verein Isibindi e.V. und Ihre Spenden. Wasser bedeutet Leben, Leben bedeutet Zukunft. Wir haben gemeinsam mit Ihnen einen großen Schritt für die Zukunft des Safe Parks getan. Wir würden uns sehr darüber freuen, wenn Sie uns weiterhin mit einer Spende in unserer Arbeit und dem Vorhaben “Kindergarten“ unterstützen würden, um den Kindern eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Die dazu benötigten Kontodaten finden Sie unten auf dieser Seite. VIELEN DANK! Ich freue mich Ihnen bald wieder zu berichten. Liebe Grüße aus Südafrika Corinna Drescher

Isisbindi e.V. Kontonummer 127 732 46 Bank: Sparkasse Freiburg BLZ.: 680 501 01 Betreff: Spende Safe Park Corinna Drescher