Mitarbeitermagazin

unter uns

__ Titelthema: Neues System zur Beobachtung von Küstenmeeren __ Küstenforschung: Expedition nach Sibirien __ Polymerforschung: GKSS-Membranen reinigen Grubengas __ Werkstoffforschung: Neues Fügeverfahren von Kunststoff mit Metall

III.2008

Editorial II Editorial

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Titelstory

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Küstenforschung Aktuell Veranstaltungen

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Polymerforschung Aktuell Veranstaltungen

Seite 25

Werkstoffforschung Aktuell Veranstaltungen

Seite 34

GKSS Aktuell Veranstaltungen Personalia

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liebe leserinnen und leser,

mit dem Projekt COSYNA steht dem Institut für Küstenforschung der GKSS eine große und positive Veränderung ins Haus. Das innovative Messnetz COSYNA zur Beobachtung der Küstenmeere basiert auf Techniken und Methoden, die zum größten Teil in Geesthacht entwickelt wurden. Die Kompetenz und Leistung vieler Abteilungen wird in COSYNA einfließen und für die nächsten Jahre die Forschung der Geesthachter Küstenforscher vereinen. Mit COSYNA wird der Blick in die Zukunft sicherer werden – zumindest was die Küstenzonen und Gewässer betrifft. Grundlegende Änderungen stehen für die Werkstoffforschung mit Neutronen an: Der Geesthachter Forschungsreaktor soll Mitte 2010 nach mehr als 50 erfolgreichen Jahren abgeschaltet werden. Für die Zukunft heißt das, ein Teil der Neutronenforschung wird am Forschungsreaktor in München durchgeführt. Gleichzeitig wird die GKSS-Forschung mit Synchrotronstrahlung am DESY in Hamburg massiv erweitert. Schon jetzt sind für den Ausbau dort über zehn Millionen Euro bewilligt, weitere Gelder werden folgen. Auch aus unserem Zentrum für Biomaterialentwicklung in Teltow kommen positive Nachrichten: Ein erstes Joint Venture hat sich dort angesiedelt und die Laborräume des Berlin-Brandenburger Zentrum für Regenerative Medizin (BCRT) wurden eröffnet.

Herausgeber: GKSS-Forschungszentrum Geesthacht GmbH Abteilung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Max-Planck-Straße 1 21502 Geesthacht

Neuanfänge sind wichtig für die zukünftige Innovation. Sinnvoll ist es aber auch, bewährte Technologie weiterzuentwickeln. Membranen aus Geesthacht sind weltweit gefragt, das zeigen unsere Projekte zur Grubengasaufbereitung und zur Luftreinhaltung in Peking.

GKSS ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren e.V. Redaktion: Heidrun Hillen, Dr. Torsten Fischer (V.i.S.d.P.) Telefon (04152) 87-1648 Fax (04152) 87-1640 unteruns @gkss.de

GKSS-Mitarbeiter Helmut Bornhöft, der Kapitän der „Ludwig Prandtl“, schaut auf dem Titel die­ser Ausgabe zugleich entschlossen und gelassen nach vorn – wir sollten dies auch tun. Ich wünsche Ihnen, unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie den Freunden und Förderern des GKSS-Forschungszentrums besinnliche Festtage und einen nachhaltigen Schwung für das Jahr 2009!

Gestaltung: Michael Fritz Kommunikationsdesign [email protected]

In diesem Sinne, Ihr

Fotos: GKSS, Redaktion, Patrick Kalb-Rottmann, Jesko Hussla, Roland Doerffer, Sabine Benner, Marcus Krüger, Karsten Reise, Konstanze Piel, Christian Schmid Druck: RESET, Hamburg Beiträge mit Verfassernamen stellen nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers dar. Sofern „unter uns“ an Externe verteilt wird, werden die Anschriften elektronisch gespeichert.

Titel: Helmut Bornhöft, Kapitän des GKSS-Forschungsschiffs

Prof. Dr. Wolfgang Kaysser

„Ludwig Prandtl“

Wissenschaftlich-technischer Geschäftsführer

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Titelthema II

Verflechtungen verstehen: Küstenmeere beobachten und managen Für insgesamt mehr als zwölf Millionen Euro wird ein umfassendes Messnetz im küstennahen Bereich der Nordsee sowie später im arktischen Meer entstehen: das Coastal Observation System for Northern and Arctic Seas, kurz COSYNA. Koordiniert wird dieses Großprojekt von den Küstenforschern des GKSS-Forschungszentrums Geesthacht. Im kommenden Jahr soll eine Machbarkeitsstudie prüfen, wie das neue Monitoring-Netz transnational mit den unterschiedlichen Partnern umgesetzt werden kann.

Waverider-Boje

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II Inhalt

Zu den größten Problemen der Küsten und Meere zählen derzeit Überfischung, Überdüngung und der Eintrag schädlicher Stoffe.

Inhalt II

Messpfahl im Wattenmeer

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II Titelthema

_ Die Meere bedecken rund 70 Prozent der Erdoberfläche, über mehr als 213.000 Kilometern Länge erstrecken sich die Küstengebiete. 31.460 Kilometer Küste entfallen dabei auf Europa. Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in den Küstengebieten.

die Meere und Küsten erfüllen viele wichtige Funktionen. Die Küstengewässer sind zum Beispiel: > Nahrungslieferant > Klima-Regulator > Transportweg > Rohstoffquelle > Energiestandort > Raum für Erholung > Kohlendioxid-Speicher > Lebensraum für Pflanzen und Tiere

Der Reichtum der Meere kann intelligent genutzt werden: Nachhaltiges Management der Küsten- und Meeresumwelt sichert entscheidend die Grundlagen für Mensch und Natur, und schädigende Auswirkungen auf die Meeres­ umwelt lassen sich vermeiden. Denn gleichzeitig stehen die Küsten unter Druck: Zu den größten Problemen der Küsten und Meere zählen derzeit Überfischung, Über­düngung und der Eintrag schädlicher Stoffe. Der globale Klimawandel stellt zudem die Küstenforschung vor ganz neue Herausforderungen. „Noch ist in vielen Teilbereichen nicht ausreichend erforscht, wie sich das

Titelstory II

Küstenökosystem durch die unterschiedlichen Eingriffe verändern wird“, erklärt GKSS-Institutsleiter und Sprecher der COSYNA-Lenkungsgruppe Prof. Dr. Franciscus Colijn. „Zu komplex und vielgestaltig verhalten sich die verschiedenen Ökosysteme mit ihren zahlreichen Wechselwirkungen.“ Diese Schwierigkeiten und der unsichere Blick in die Zukunft verdeutlichen, wie wichtig es heute ist, vergleichbare und gesicherte Daten zum Zustand der Meere und Küsten zu erfassen. Nur mit guten Datensätzen lassen sich verwertbare Modelle und Szenarien ableiten. Unter der Leitung des Instituts für Küstenforschung wird derzeit am GKSS-Forschungszentrum ein NordseeBeobachtungs-System entwickelt: das Coastal Observation System for Northern and Arctic Seas, kurz COSYNA. In diesem Projekt werden mithilfe von Mess-Bojen, festen und beweglichen Sensoren, automatischen Mess­ einheiten auf Schiffen, Satellitenbeobachtungen und Radaranlagen Daten wie zum Beispiel Fließgeschwindigkeit, Temperatur, Wellenhöhe, Nährstoff- oder Chlorophyll-Gehalt erfasst und im Datenzentrum in Geesthacht ausgewertet. Die aufbereiteten Daten sollen danach online auch für andere wissenschaftliche oder öffentliche Einrichtungen verfügbar sein. „Langfristiges Ziel von COSYNA ist es, eine Monitoring-Technik zu entwickeln, die eine zuverlässige Erfassung und spätere Vorhersage der Vorgänge in den nördlichen Meeren ermöglicht“, so Prof. Dr. Franciscus Colijn. Dazu setzt man auf vorhandene Technologie sowie die Kenntnisse im Bereich Modellierung, die die Küstenforscher aus Geesthacht zum Teil entwickelt haben und bereits nutzen.

„Langfristiges Ziel von COSYNA ist es, eine Monitoring-Technik zu entwickeln, die eine zuverlässige Erfassung und spätere Vorhersage der Vorgänge in den nördlichen Meeren ermöglicht.“ Prof. Dr. Franciscus Colijn

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II Titelstory

Titelthema II

Problem: Überdüngung Mithilfe der Datenanalysen und mathematischen Modellen untersuchen die Geesthachter Küstenforscher grundlegende ökologische und biogeochemische Fragen: Untersuchungen zur Überdüngung zum Beispiel. Gemessen werden dabei insbesondere die Elemente Kohlenstoff, Phosphor, Sauerstoff und Stickstoff. Doch auch andere Parameter, wie zum Beispiel Salzgehalt, Schwebstoffgehalt oder Temperatur, liefern Daten, die Klarheit über den Zustand der Meere geben. Gleichzeitig liefern sie die Grundlage, um die komplexen biologischen, physikalischen, chemischen und geo­ logischen Prozesse zu verstehen. Doch wie verändert sich der Zustand in Zukunft, wenn zum Beispiel die Temperatur steigt? Um das zu beantworten, sind aussagefähige und verlässliche Abschätzungen mithilfe von Ökosystemmodellen nötig. Aus der fortlaufenden Untersuchung des aktuellen Zustands des Lebensraums Küste leiten die Küstenforscher seine Empfindlichkeit gegen­ über natürlichen und menschlichen Einflüssen und daraus letztlich künftige Szenarien ab.

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GKSS-Küstenforscher verfolgen die Fächerecholot-Untersuchung an Bord der „Ludwig Prandtl“

Vernetzbarkeit durch Studie Der COSYNA-Projektstart ist für Januar 2009 angesetzt. Insgesamt stellt die Helmholtz-Gemeinschaft Gelder in Höhe von mehr als zwölf Millionen Euro für COSYNA zur Verfügung. Das Gesamtprojekt ist auf eine Laufzeit von ungefähr zwanzig Jahren angelegt. Die ersten vier bis fünf Jahre dienen der Anlaufphase, in denen die Instrumente und die Auswerteroutinen beziehungsweise Simulationssysteme aufeinander abgestimmt werden müssen. „Sobald die Gelder bewilligt sind, starten wir die Machbarkeitsstudie“, sagt dazu COSYNA-Lenkungsgruppenmitglied Prof. Dr. Kai Wirtz. Die Studie soll aufzeigen, wie stark COSYNA mit vergleichbaren Systemen anderer Nordseestaaten verknüpft werden kann und welche Voraussetzungen hierfür erfüllt sein müssen. Meeresströmungen kennen keine Staatsgrenzen. Nicht zuletzt dient die Studie dazu, diesem Umstand in einer gemeinsamen, transnationalen Anstrengung von Partnerorganisationen in zum Beispiel Dänemark, den Niederlanden oder Großbritannien Rechnung zu tragen.

Sedimentprobe

Plattform für die deutsche Meeresforschung Die Entwicklung des für Deutschland einmaligen Projekts erfolgt in enger Abstimmung mit dem Konsortium Deutsche Meeresforschung (KDM) und den zuständigen Überwachungsbehörden von Bund und Ländern. Ein gewisser Anteil der Investitionen stehen deshalb den Partnern im KDM zur Verfügung. Sie sollen aktiv und deutlich an diesem neuen Messinstrument partizipieren. So gibt es bereits konkrete Planungen bezüglich eines Sonderforschungsbereichs an der Universität Oldenburg. Und natürlich profitieren in Zukunft die Mitarbeiter des Instituts für Küstenforschung in Geesthacht von dem neuen Messnetz: „COSYNA ist richtungweisend und kann identitätsstiftend für unser Institut sein“, erklärt Prof. Dr. Franciscus Colijn. „Durch die neue Struktur haben wir die Chance, die diversen Forschungsbereiche unter dem Dach COSYNA zu vereinen.“ Denn ein Großteil der Instrumente, Methoden oder Auswertverfahren wird bereits erfolgreich bei der GKSS eingesetzt. Im Unterschied zum entstehenden Messnetz hat man heute nur die Möglichkeit, einzelne Messwerte zu einem definierten Zeitpunkt zu bestimmen, etwa bei Messfahrten. „Um bessere Voraussagen für den Zustand der Nordsee liefern zu können, benötigen wir kohärente Daten. Die Messpunkte einzelner Kampagnen reichen dazu nicht aus“, erklärt Institutsleiter Colijn. Erst anhand langfristiger Zeitreihen lassen sich Zusammenhänge zwischen bestimmten Ereignissen richtig zuordnen.

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Titelthema II

Datenprozessing – Stärke der GKSS Die Helmholtz-Gemeinschaft hat sich für das GKSSForschungszentrum als COSYNA-Koordinator entschieden, da hier die Voraussetzungen existieren, so ein Groß­projekt zu managen: Nicht allein zu messen und Daten zu erheben, sondern gerade diese Daten auszuwerten, daraus Modelle zu entwickeln und Szenarien für die Zukunft abzuleiten, zählen zu den Stärken der GKSS. Dazu Prof. Dr. Kai Wirtz, Abteilungsleiter „Öko­ systemmodelierung“: „Die Geesthachter Forscher erheben die Daten und veredeln diese. Das ist wie beim Wein: Die Trauben zu ernten reicht nicht aus, wir müssen auch Wein da­raus machen.“ Für das Wattenmeer existiert bereits ein operationelles Monitoring-System: das „Sensitivitätsraster Deutsche Nordseeküste“. Mit dem System lässt sich bestimmen, welche Gebiete im Watt im Falle einer Havarie am

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dringlichsten vor Öl geschützt werden müssen. Unzählige Messparameter, darunter Salz- oder Chlorophyllgehalt aus unter anderem Feldkartierungen und Satellitendaten, wurden dafür von den Geesthachter Küstenforschern erfasst. Alle erfassten Parameter wurden in ein speziell für die Empfindlichkeit gegenüber Ölunfällen entwickeltes Bewertungsmodell eingespeist. Für alle vier Jahreszeiten wurden entsprechende Empfindlichkeitsklassen berechnet. Heute arbeiten die zuständigen Behörden erfolgreich mit dem Modell. In anderen angesiedelten Projekten werden mithilfe von Wetterdaten und Computermodellen Rekonstruktionen des Seegangs und des Sturmflutgeschehens in der Nordund Ostsee erzeugt. Diese ermöglichen zum Beispiel eine detaillierte Beschreibung der Veränderlichkeit des Sturmflut- und Seegangsklimas der vergangenen 50 Jahre. Danach hat beispielsweise die Höhe der größten

Wellen in der Deutschen Bucht von 1958 bis etwa 1995 um etwa zehn Prozent zugenommen, während für die Zeit nach 1995 ein deutlicher Rückgang zu beobachten ist. Solche Kenntnisse sind eine entscheidende Voraussetzung, um mögliche zukünftige Änderungen einschätzen und bewerten zu können.

Von der Beobachtung zum Verständnis Beobachten

Daten aufbereiten

Daten analysieren

> automatisierte Systeme (Radar, FerryBox, Messboje, Scanfish, etc.) > Satellitendaten > Schiffskampagnen

> Konsistenz überprüfen > Datenumwandlung und Übertragung > Speicherung > Qualitätsübertragung > Grafische Aufbereitung

> Kartenerstellung > Statistische Trendanalyse > Extrapolation durch Modelle, modellgestütze Vorhersagen und Szenarien > Informationsgewinn für Forschungsprojekte sowie private, behördliche und kommerzielle Nutzer > Küstenmanagement optimieren

Messen von > Fließgeschwindigkeit > Temperatur > Wellenhöhe > Chlorophyll-, Schwebstoff- und Salzgehalt > pH-Wert > Sauerstoff > Nährstoffgehalt > Kohlendioxid etc.

Durch die FerryBox erfasster Salzgehalt in 12.2007 – FerryBox auf Containerschiff „LysBris“, Route: HH – CUX – Chatham (GB) – Immingham (GB) – Moss (N)

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II Titelthema > „ENVISAT“

Beobachten und auswerten Außer auf Datenassimilation und Modellierung setzen die Geesthachter Wissenschaftler zum Aufbau des Messnetzes auf etablierte Instrumente der Küstenforschung:

COSYNA – Coastal Oberservation System for Northern and Arctic Seas

instrumente der küstenforschung

zielsetzung

Die „Ludwig Prandtl“ ist das Flachwasser-Forschungsschiff des GKSS-Forschungszentrums. Durch seinen geringen Tiefgang ist es besonders für Forschungsarbeiten in den, durch die Tide beeinflussten Bereichen der Elbe und des Wattenmeeres geeignet. Zu den Haupteinsatzgebieten zählen neben der offenen Nord- und Ostsee viele Flussmündungen und Boddengewässer. Das Boot verfügt über ein Fächerecholot zur Vermessung des Meeresbodens sowie einen Mehrzweck-Laborraum. An Bord befindet sich zudem eine FerryBox. Die FerryBox des GKSS-Forschungszentrums: An Bord von Fähr- und Frachtschiffen analysiert das autarke Messsystem das Seewasser. Die in das Schiff inte­grierte FerryBox misst dabei mithilfe von Sensoren selbsttätig zum Beispiel den Salzgehalt, die Wassertemperatur, Schwebstoffe und die Algenkonzentration. Die FerryBox ist über Satellit oder Mobilfunk mit der Landstation in Geesthacht verbunden. Die erfassten Daten über die Wasserqualität verschickt die Messbox einfach an die Landstation. Die Zahlenreihen für zwei Fährlinien werden bereits unmittelbar in das Internet gestellt und stehen so Küstenforschern weltweit zur Verfügung. Mit den Methoden der Radarhydrographie lassen sich flächendeckend und kontinuierlich Seegang, Strömung und Wind beobachten. Mit den Radarmessungen werden zum Beispiel die Erosion und der Sandtransport in küstennahen Bereichen, etwa an der Westküste Sylts, gemessen. Die Radarmessung von Wellenkämmen soll Klarheit über das Verhalten von großen steilen Wellen auf See schaffen sowie die Auswirkungen von Offshore-Bauwerken wie Windkraftanlagen auf den Seegang untersuchen. Das neue Verfahren wurde von Wissenschaftlern des GKSS-Forschungszentrums entwickelt und wird auf der Forschungsplattform FINO3 erstmals in der offenen Nordsee im Dauereinsatz getestet. Mit einer Schleppsonde, einem so genannten ScanFish, lassen sich vertikale Unter­suchungen routiniert durchführen. Neben Leitfähigkeit, Temperatur und Druck sind Sensoren zur Untersuchung der Verteilung und Zusammensetzung von Phytoplankton und abiotischen Schwebstoffen (Sedimenten) integriert. Informationen über die oberflächige Verteilung der Temperatur, von Schwebstoffen oder des Phytoplanktons (Algen) gewinnt man mittels Satelliten. ENVISAT von der europäischen Weltraumbehörde ESA zum Beispiel überfliegt die Nordsee, dabei entstehen Karten mit einer hohen räumlichen Auflösung. Bei dem auf ENVISAT installierten Messgerät, dem Spektrometer MERIS, liegt diese bei 300 Metern. An der (Weiter-)Entwicklung von MERIS ist die GKSS beteiligt.

Unter Verknüpfung von Beobachtungen und Modellen werden: > aktuelle Umweltzustände erfasst, zum Beispiel Phytoplankton, Sandbewegungen, Stoffflüsse > Vorhersagemodelle für physikalische, chemische und biologische Systemgrößen entwickelt > langfristig Auswirkungen des Klimawandels und menschlicher Eingriffe dokumentiert > eine Gesamtschau des aktuellen Zustands geschaffen sowie Szenarien möglicher Entwicklungen abgeleitet, um notwendige Informationen für das Küstenmanagement zu gewinnen

> Forschungsschiffe

> X-Band Radar-Stationen > Scanfish

> Forschungsplattform

> Waverider-Bojen

> FerryBoxen

> Wattenmeer-Pfähle > Stationäre FerryBoxen

leitfragen > Wie ändern sich langfristig Intensität und Verteilung von Strömung, Seegang, Temperatur, Salz- und Säuregehalt? > Wie ändert sich der biogeochemische Zustand des Wattenmeers und der Nordsee? > Was steuert das Auftreten von Algenblüten oder Quallenschwärmen? > Welche Bedeutung haben Einzelereignisse für die Langzeitdynamik?

> Datenanalyse, > Kartenerstellung, > modellgestützte Vorhersagen > und Szenarien

Aktuell I Küstenforschung II

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Eine Landschaft mit reizvoller Geometrie: der Permafrostboden am Lena-Delta in Sibirien. Foto: Konstanze Piel, Quelle: Alfred-Wegner-Institut

Forschen im Reich des Mammuts: Expedition ins Lena-Delta Zu den Highlights im Leben eines Küstenforschers zählen sicherlich die Expeditionen. Lesen Sie hier die Reportage des GKSS-Mitarbeiters und Leiters der Abteilung „Fern­erkundung“ Dr. Roland Doerffer

_ Zusammengepfercht zwischen Seesäcken, Petroleumfässern und Ausrüstungsgegenständen hocken wir dicht gedrängt im Militärhubschrauber, der uns von der sibirischen Hafenstadt Tiksi zur Forschungsstation Samoylov im Mündungsdelta der Lena bringen soll. Unter uns breitet sich eine eigentümliche Landschaft aus, bei deren Gestaltung ein Mathematiker mitgewirkt haben könnte: ein Netz von Polygonstrukturen, dazwischen unzählige Tümpel, Seen und die vielen Arme der Lena. Bei fast wolkenlosem Himmel haben wir durch die geöffneten Bullaugen einen weiten Blick über die Küstenlandschaft, die der Permafrost über Tausende von Jahren geschaffen hat. Wir sind eine Gruppe von Wissenschaftlern des Alfred-Wegener-Instituts (AWI), der GKSS und russischer Partnerinstitute, die, unter der Leitung von Prof. Hans Hubberten (AWI), Möglichkeiten für künftige Forschun­ gen an der arktischen Küste erkunden wollen. Die Forschungsstation Samoylov, auf einer der vielen Inseln des Lena-Deltas gelegen, wird seit 1998 von Wissenschaftlern des AWI und weiterer Partnerinstitute für die Permafrost-Forschung genutzt. Die Forschungsthemen befassen sich mit den Auswirkungen der Klimaänderung auf den Permafrostboden und umfassen vor allem Arbeiten zum Kohlenstoffhaushalt. Neu hinzugekommen ist jetzt im Rahmen des PACES Programms die arktische Küstenforschung, die sich vor allem mit der Erosion der Küste, dem Eintrag von Schwebstoffen und Kohlenstoff und den Änderungen des Ökosystems des Küstenmeeres befassen soll. Hierbei wollen die Küstenforscher vom AWI und GKSS ihre gemeinsamen Forschungsarbeiten zur Weichbodenküste der Nordsee auf die Permafrost­ küste der Arktis ausweiten.

Unsere erste Expeditions-Station ist ein Bohrloch am „Mammutkliff“. Hier wird in einer Tiefe von bis zu 60 Metern ein Temperaturprofil gemessen, um die Änderungen der Temperatur im Permafrostboden zu verfolgen. Vom Kliff der einsamen Tundralandschaft sehen wir das Packeis des Nordpolarmeeres, das an dieser Stelle in diesem Jahr bis an die Küste reicht. Nach einer Stunde Aufenthalt mit Wartungsarbeiten geht es zur Forschungsstation. Es herrscht emsiges Treiben in dem Holzgebäude. Doch wir sind vor der Hütte am Kliff in Zelten untergebracht. Unser Ankunftstag fällt gerade mit dem Saunatag zusammen. Nach dem Schwitzen springen wir in den kühlen See, der gleich unterhalb der Saunahütte liegt. In den nächsten Tagen fahren wir mit dem Patrouillenschiff der Reservatsverwaltung in die Deltaregion, um Möglichkeiten der Küstenforschung zu erkunden. Ein­ drucksvoll sind die Steilufer mit ihren mächtigen Eis­ komplexen. Die Erosion ist im Sekundentakt zu verfolgen. Immer wieder brechen zentner- und tonnenschwere Eis- und Erdbrocken aus der Steilwand heraus und donnern an den Strand. Nach zehn Tagen geht unsere Expedition mit einer Schiffsreise zurück nach Tiksi zu Ende. Zahlreiche No­tizen über unsere Beobachtungen, Fotos und Video­ aufnahmen müssen nun für einen konkreten Forschungsplan ausgewertet werden. Der gemeinsame Expeditionsbericht mit Fragen und Ideen entsteht be­reits auf der Rückreise nach Deutschland. Dr. Roland Doerffer, Geesthacht, 87-1580

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II Küstenforschung I Aktuell

Aktuell I Küstenforschung II

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MARCOPOLI-Atlas erschienen – Monitoring in Küstengewässern Streudiagramm der Parameter Salzgehalt, Chlorophyll, Sauerstoff und pH-Wert

_ Ein wesentliches Forschungsthema im Programmschwerpunkt „Erde und Umwelt“ der Helmholtz Gemeinschaft ist das Monitoring des Zustands und der Veränderungen der Ökosysteme. Das Helmholtz-Programm „Marine, Coastal and Polar Systems“ (MARCOPOLI) untersucht Prozesse und Veränderungen der globalen Meeressysteme einschließlich der Küstenregionen und Polargebiete. Eines der Themen in MARCOPOLI ist die Entwicklung neuer Beobachtungs- und Messverfahren und die Schaffung neuer Möglichkeiten der Daten- und Informationsverarbeitung. Im MARCOPOLI-Programm werden und wurden die notwendigen Instrumente entwickelt, um Prozesse in marinen Ökosystemen, deren Zustand und Veränderungen besser zu verstehen. Dies führt zu mehr Sicherheit beim Schiffsverkehr oder offshore Arbeiten und unterstützt das Management für eine nachhaltige Entwicklung der Küstenregionen. Der jetzt erschienene MARCOPOLI-Atlas stellt mithilfe zahlreicher Abbildungen und Karten diese neu entwickelten MonitoringMethoden und Verfahren vor, beschreibt deren Anwendung und zeigt erste Ergebnisse. Auf Initiative der Koordinatoren des MarcopoliKüstenprogramms, Roland Doerffer (GKSS) und Justus van Beusekom (Alfred Wegener Institut, AWI), zeigen Wissenschaftler der GKSS und des AWI ihre Arbeit aus Bereichen wie „Fernerkundung“ oder „Entwicklung neuer

Messtechniken“. Weitere Beiträge kamen von Partnerinstitutionen wie dem Forschungs- und Technologiezentrum Westküste. Einen umfangreichen Teil bildet das Kapitel „Synergien von Messmethoden“. Dort wird unter anderem die „Simulation von Schwebstoffverteilung mit Assimilation von Satellitendaten“ vorgestellt. Ein weiterer Teil beschreibt die Einbettung neuer Methoden in schon bestehende Monitoring-Programme, wie zum Beispiel die „Ölsensitivitätskarte“ für das deutsche Wattenmeer. Zusammengestellt wurden die Beiträge in der Abteilung Fernerkundung am Institut für Küstenforschung des GKSS-Forschungszentrums. Der englischsprachige Atlas richtet sich an Forscher, aber auch an Mitarbeiter aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft, die sich einen Überblick über aktuelle Forschungsmethoden verschaffen möchten. Der MARCOPOLI-Atlas ist als LOICZ (Land Ocean Interaction in the Coastal Zone) Report No. 33 erschienen. Er steht unter www.loicz.org zum Download bereit und kann als Druckexemplar kostenlos dort bestellt werden. Alle Beiträge sind außerdem im Encora Coastal Wiki veröffentlicht (www.encora.eu). Julika Doerffer, Geesthacht, 87-1834

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II Küstenforschung I Aktuell

baltex n Baltic Sea Experiment ist ein internationales Programm zur Erforschung der Energie-, Wasser- und Stoffkreisläufe im Einzugsbereich der Ostsee unter den Bedingungen des Klimawandels. Das Internationale BALTEX Sekretariat hat seit 1994 seinen Sitz am GKSS-Forschungszentrum Geesthacht.

Vom Wetter zum Erdsystem _ Das Forschungsprogramm BALTEX (Baltic Sea Experiment) hat in den letzten fünf Jahren einen grundlegenden Wandel vollzogen: Von einer rein physikalischen Betrachtung des Wetter- und Klimasystems hin zu einer ganzheitlichen „Erdsystem-Analyse“. Hierbei stehen Fragen im Vordergrund wie: Wie ändern sich Niederschläge und Abflussmengen der Flüsse in Zukunft? Was sind die Auswirkungen auf Ökosysteme und Infrastruktur? Welche Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Komponenten gibt es? Erforschung des Energie- und Wasserkreislaufs im Ostseeraum BALTEX wurde gegründet damit Wetterdienste und Wissenschaftler in den Disziplinen Meteorologie, Hydrologie und Ozeanografie besser vernetzt sind. Ziel war es, die regionalen Vorhersagen für hydrologische und marine Prozesse im Ostseeraum zu verbessern.

ES WURDEN VIER WISSENSCHAFTLICHE KERNZIELE DEFINIERT: 1. Erforschung des Energie- und Wasserkreislaufs 2. Klimawandel und -variabilität 3. Verbesserung von Methoden zur Wasserwirtschaft 4. Stoffkreisläufe im Klimawandel

Darüber hinaus wurden zwei gesellschaftlich relevante Ziele definiert: Verbesserte Kommunikation zwischen Wissenschaft und politischen Entscheidungsträgern sowie verstärkter Beitrag zu Bildung und öffentlicher Wahrnehmung. So hat BALTEX kürzlich unter Koordination der GKSS eine erste umfassende Bestandsaufnahme zum Thema „Klimawandel und –variabilität“ im Ostseeraum vorgelegt, die auch der Helsinki-Kommission zum Schutz der Ostsee als Vorlage diente.

Abflussfahnen in Danziger Bucht (u.) und im Rigaischen Meerbusen (o.) zeigen Sedimentfracht von Weichsel und Düna im Frühjahr (04.2004). Ebenfalls gut zu erkennen: Algenblüten entlang der baltischen Küste sowie im Frischen Haff und in der Kurischen Nehrung Foto: NASA/Goddard Space Flight Center, GeoEye

Modellierung des Erdsystems am Beispiel Ostsee Die Betrachtung und Modellierung von Teilaspekten der gesamten Umwelt unter Einbeziehung des Menschen und seiner Auswirkungen auf die Umwelt (z.B. Klimawandel, Landnutzung, Überfischung etc.) ist mit den heutigen hoch entwickelten mathematischen Modellen möglich („Erdystem-Modellierung“). Diese ganzheitliche Betrachtung ist zurzeit Gegenstand der Forschung überall auf der Welt. BALTEX kann hierzu einen großen Beitrag leisten, denn im Ostseeraum gibt es weltweit führende und hervorragend vernetzte Arbeitsgruppen. Schwerpunkte der gegenwärtigen BALTEX-Forschung sind unter anderem Projekte zum Kohlenstoffkreislauf sowie zur Kopplung regionaler Klimamodelle mit biogeochemischen und Ökosystem-Modellen. So sollen insbesondere die Wechselwirkungen zwischen Änderungen in den Stoffflüssen (z.B. Nähr- und Kohlenstoffeinträge über Flüsse oder Atmosphäre) und im physikalischen Klimasystem sowie deren Einflüsse auf die Ökosysteme in der Zukunft besser abgeschätzt werden können. Zu diesem Themenkomplex finden in naher Zukunft Workshops, Konferenzen und eine Sommerschule statt. Informationen unter www.baltex-research.eu. Dr. Marcus Reckermann, Geesthacht 87-1693 Internationales BALTEX Sekretariat

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II Küstenforschung I Veranstaltungen

_ Fünf Tage Lauenburg – fünf Tage Büsum: Bereits zum siebten Mal fand die gemeinsame Sommerschule des GKSS-Forschungszentrums Geesthacht, des AlfredWegener Instituts für Polar- und Meeresforschung, des Instituts für Ostseeforschung Warnemünde und des Forschungs- und Technologiezentrums Westküste Büsum statt. Eingeladen waren Diplomanden, Doktoranden und Postdocs mit Erfahrungen in den Disziplinen Meeresbiologie, analytischer Chemie und Küsteningenieurwesen. Sechzehn Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus neun Ländern waren vom 23. September bis zum 4. Oktober dabei und lernten die neuesten Entwicklungen in der Küstenforschung kennen. „Die Teilnehmer bildeten eine sehr aktive und interessierte Gruppe“, freut sich der Summerschool Koordinator, der GKSS-Küstenforscher Dr. Götz Flöser. „Bei den Vorträgen wurde häufig nachgefragt und besonders die Verantwortung der Wissenschaftler für die Umwelt wurde ergiebig diskutiert.“

Schwerpunkt Arktis Neben den klassischen Küstenforschungsdisziplinen Geologie, physikalische Ozeanographie, Chemie von Spurenstoffen oder ökosystemare Veränderungen gab es Vorträge über Ökosystemmodellierung und ein Rollenspiel über Küstenmanagement. Ein besonderer Schwerpunkt waren aus aktuellem Anlass die arktischen Küsten, die nicht nur durch die dort besonders spürbare Klimaveränderung, sondern auch durch Öl- und Gasförderung stark anthropogen beeinflusst werden. Exkursionen zu den Firmen Windtest und RWE/DEA in Friedrichskoog mit Informationen über Windenergieanlagen und Ölförderung rundeten das Programm ab.

Küstenforschung II

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neue arbeitsgruppe untersucht schädliche algenblüten

Die Schule wurde betreut von Dr. Klaus Ricklefs (FTZ Büsum) und Dr. Götz Flöser (GKSS), finanziert wurde sie von den drei Zentren und der Gesellschaft zur Förderung des GKSS-Forschungszentrums. Dr. Götz Flöser, Geesthacht, 87-2345

SOMMERSCHULE: Küstengebiete unter Druck

_ Der Einfluss von giftigen Algenblüten auf das marine Ökosystem und den Menschen ist vielfältig. Algenblüten gefährden zum Beispiel die Fischerei, ihr Gift kann Muscheln für den Menschen ungenießbar machen. Der finanzielle Schaden durch schädliche Algenblüten und damit die Bedeutung des Massenauftretens für die Tourismus- und Freizeitindustrie ist beträchtlich. Allgemein ist bekannt, dass die Nährstofffracht vom Land das Algenwachstum im Meer fördert, jedoch sind die Prozesse noch nicht im Detail verstanden. Anlass für das am Institut für Küstenforschung angesiedelte Projektbüro LOICZ (Land Ocean Interaction in the Coastal Zone), das Scientific Committee on Oceanic Research (SCOR) und die Chinesische Akademie der Wissenschaften (CAS) eine Arbeitsgruppe ins Leben zu rufen, die sich speziell mit dem Thema „Schädliche Algenblüten und ihre Ursachen“ befasst. Im Sommer traf sich die von Prof. Pat Glibert (Center for Environmental Science, University of Maryland) geleitete internationale Arbeitsgruppe erstmalig am GKSS-Forschungszentrum in Geesthacht. Die in Chile, China, Deutschland, England, Mexiko, Niederlande, Oman, Schweden und den USA beheimateten Algenexperten werden in den nächsten drei Jahren die kom­

plexen Zusammenhänge zwischen Nährstoffeinträgen und schädlichen Algenblüten im Meer untersuchen. Zu den zentralen Forschungsfragen zählen die genauen Ursachen- und Ausbreitungsmechanismen von Algen­blüten sowie die Verbindungen zwischen aquakulturellen Aktivitäten, Nährstoffanreicherung und Algenbiomasse. Die Forschung ist ein Beitrag zum SCOR/UNESCO-IOC Programm Global Ecology and Oceanography of Harmful Algal Blooms (GEOHAB). Ob sich Nährstoffeinträge mit bestimmten Algenblüten in Verbindung bringen lassen, soll beim nächsten Treffen 2009 in China erörtert werden. Dr. Jürgen Weichselgartner, Geesthacht, 87-1542

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II Küstenforschung I Veranstaltungen

diskussion zum klimawandel gkss leitet veranstaltung der gesamtschule bergstedt _ Kommen bald viele Holländer und Dänen zu uns, weil ihr Land überflutet ist? Wird die Hamburger Innenstadt in 20 Jahren überschwemmt sein? Wird es irgendwann noch schneien und können wir bald vor der Haustür Wasserski fahren? Dies sind nur einige der Fragen, die Schülerinnen und Schüler der 7. und 8. Klasse der Gesamtschule Bergstedt auf einer Veranstaltung Anfang September in ihrer Schule beantwortet haben möchten. „Zu Recht“, meint Wissenschaftskoordinator und GKSS-Mitarbeiter Dr. Jürgen Weichselgartner, „denn vor allem die Kinder und Jugendlichen von heute werden die Folgen der ökologischen, ökonomischen und sozialen Prozesse des globalen Umwelt­wandels spüren“.

Dr. Jürgen Weichselgartner und Julika Doerffer

„Ich bin sehr froh, dass wir zwei Experten hier haben, die uns aktuelle wissenschaftliche Informationen zum Thema liefern können“, begrüßte die Klassenlehrerin Anke Gastmann die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der am GKSS-Institut für Küstenforschung ansässigen Projektbüros LOICZ (Land Ocean Interaction in the Coastal Zone) und „Norddeutsches Klimabüro“. Auf Initiative der Klassenlehrerin gaben Dr. Jürgen Weichselgartner (LOICZ) und Julika Dörfer (Norddeutsches Klimabüro) einen aktuellen Einblick in die Prozesse des Globalen Wandels. Neben Zahlen und Fakten zu unterschiedlichen Lebensbereichen, auf die der Globale Wandel Einfluss hat, wurden auch konkrete Lebensbezüge hergestellt. So berichteten die Schüler beispielsweise von ihren Erlebnissen mit Sturmfluten und Überschwemmungen. Abschließend richteten die Dozenten eine der Schülerfragen zurück ans Publikum: „Wie sieht die Erde in 70 Jahren aus?“ Während hier die Ansichten unterschiedlich ausfielen, waren sich hinsichtlich des Vortrags alle einig: Ein gelungener Brückenschlag zwischen Schule und Wissenschaft. Dr. Jürgen Weichselgartner, Geesthacht, 87-1542

Aktuell I Polymerforschung II

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GKSS-Membranen reinigen Grubengas _ Wo Steinkohle zu finden ist, gibt es auch Gas – Grubengas. Dieses besteht zum größten Teil aus Methan. Während der aktiven Bergbauphase wird das Grubengas abgesaugt. Häufig dringt sogar Jahre nach der Stilllegung eines Steinkohlebergwerks Methan zu Tage. Da Methan in bestimmten Konzentrationen explosibel reagiert, muss es sicher entfernt werden. Auf der Suche nach ökonomisch und ökologisch nutzbaren Zukunftsenergien hat man im Saarland aus ak­tiven und stillgelegten Kohlegruben das natürlich austretende Methangas als Brennstoff entdeckt. Heute speist man dieses Grubengas in Gasnetzwerke ein oder nutzt es zur Stromerzeugung dezentral in Gasmotoren oder Hochtemperatur-Brennstoffzellen. Dieses ist jedoch

nur möglich, wenn die Methankonzentration über 30 Volumenprozent liegt – das ist nicht immer der Fall. So drückt bei Hochdruck-Wetterlagen das Gas zurück in die Erde und die Konzentration fällt unter diese Grenze. Dies bedeutet einen Verdienstausfall für den Betreiber der Absaugung. Und noch problematischer: Das Methan muss an die Umgebung abgegeben werden. Dabei ist Methan ein zwanzigmal aktiveres Treibhausgas als Kohlendioxid. Pilotbetrieb erfolgreich Um Methan energetisch zu verwerten, muss das Grubengas aufgereinigt werden. Dazu setzt der Betreiber der Anlage, die STEAG Saar Energie, eine entsprechend dimensionierte und mit GKSS-Hochflussmembranen ausgestattete Membrananlage ein. Die Pilotanlage führt dazu, dass Methan von 24 Volumenprozent auf mehr als 32 Volumenprozent angereichert wird. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) förderte in den vergangenen Jahren dieses Verbundvorhaben, in dem die Einsatzfähigkeit der Technologie im Pilot- und Demonstrationsmaßstab nachgewiesen wurde. Neben dem GKSS-Forschungszentrum Geesthacht waren Evonik New Energies GmbH, OTS Ingenieurgesellschaft mbH sowie Borsig Membrane Technology beteiligt. Nach dem erfolgreichen Abschluss des Pilotbetriebs geht die jetzt fast 20 Jahre alte GKSS-Containeranlage wieder auf Reisen und wird demnächst im schleswigholsteinischen Albersdorf zur Aufbereitung von Biogasen eingesetzt. Carsten Scholles, Geesthacht, 87-2406

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II Polymerforschung I Aktuell

Nanofasern als Trägerstrukturen für Katalysatoren _ Mithilfe des Elektrospinn-Prozesses können Polymer­ fasern mit Durchmessern im Nanobereich gefertigt werden. Dazu werden im elektrostatischen Feld Polymerlösungen aufgrund ihrer elektrischen Ladung zu dünnen Fäden versponnen. Unter herkömmlichen Bedingungen entstehen dabei Vliese aus den Fasern. Eine neu am GKSS-Forschungszentrum konstruierte Electrospinning-Anlage ermöglicht die Herstellung dieser Nanofasern. „Bei der Entstehung der neuen Anlage war echtes Teamwork gefragt“, erklärt Polymerchemikerin Dr. Katrin Ebert, Abteilungsleiterin „Strukturierte Fasern“. „Insbesondere die Unterstützung des Technikums aber auch Hilfe aus Teltow hat zu dem positiven Ergebnis geführt.“ Neben dem Einsatz in der Medizintechnik versprechen die Nanofasern großes Potenzial in technischen Prozessen wie zum Beispiel der Katalyse oder der Mikrofiltration. Nanofasern besitzen ausgezeichnete Eigenschaften, insbesondere eine große spezifische

katalysatoren

Oberfläche sowie eine hohe Durchlässigkeit für Flüssigkeiten. Diese Eigenschaften lassen sich zum Beispiel in katalytischen Prozessen nutzen, wo die Nanofasern als Träger für Katalysatoren eingesetzt werden könnten. Dazu wurden die Polymerfasern mit katalytisch aktiven Palladium-Nanopartikeln beladen und in einer Reaktion getestet, die exemplarisch für die Umwandlung unge­ sättig­ter in gesättigte Fettsäuren bei der Margarineherstellung steht. Dabei zeigte sich eine etwa siebenmal höhere Aktivität der Nanofaser-Katalysator Systeme ge­ genüber kommerziellen Systemen. Die Ergebnisse dieser Arbeit wurden kürzlich von den Geesthachter Polymerforschern veröffentlicht. Derzeit wird in zwei Doktorarbeiten zur Verwendung von Nanofasern in technischen Anwendungen geforscht. Neben der Katalyse ist dabei die Filtration ein weiterer Schwerpunkt. Dr. Katrin Ebert, Geesthacht, 87-2476

Nanofasern

Katalysatoren sind Stoffe, die durch ihre Anwesenheit die Geschwindigkeit chemischer Reaktionen stark erhöhen. Im übertragenen Sinne bringen sie eine sonst nicht laufende Reaktion in Gang. Katalysatoren gehen mit einem der reagierenden Stoffe Zwischenverbindungen ein, die mit weniger Aktivierungsenergie reagieren.

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II Polymerforschung I Aktuell

Aktuell I Polymerforschung II

Speziell die Trennung azeotroper Gemische wie Ethanol-Wasser kann durch moderne Membranverfahren erheblich optimiert werden. Der Begriff „Azeotrop“ beschreibt einen Mischungs-Effekt: Die Flüssigkeit und der korrespondierende Dampf besitzen bei der azeotropen Konzentration die gleichen Anteile Ethanol und Wasser. Eine technisch einfache, mehrstufige Destillation, auch als Rektifikation bezeichnet, ist nur bis zu dieser Konzentration möglich. Das heißt, das Gemisch kann nicht rein getrennt werden. Bei einem Ethanol-Wasser Gemisch unter atmosphärischem Druck bedeutet dies, eine maximale Aufreinigung des Ethanols zu einem Massenanteil von zirka 95 Prozent.

Ethanol Dampfpermeation: mit Volldampf in eine innovative Trenntechnik _ Mittlerweile ist es ins öffentliche Bewusstsein gerückt: Die fossilen Energieressourcen werden zunehmend knapper und deren Verbrennung belastet zudem das Klima. Dadurch rücken erneuerbare Energieträger wie zum Beispiel Ethanol in den Fokus des Interesses. Ausgangsstoff für Bioethanol sind Pflanzen. Bestandteile der Pflanzen werden zu Alkohol vergoren – dem Ethanol. Um diesen Alkohol als Energieträger verwenden zu können, folgt die Absolutierung. Dabei wird dem Alkohol Wasser entzogen, sodass am Ende Ethanol mit einem Reinheitsgrad von über 99 Prozent entsteht. Die gestiegenen Energiepreise führen dazu, dass verstärkt an der Optimierung dieser Trennverfahren geforscht wird.

Meik Wusterhausen testet eine Membran in der Versuchskammer

Eine andere Möglichkeit, das Ethanol/Wasser-Gemisch zu trennen, ist die Dampfpermeation. Der Vorteil: die Dampfpermeation ist nicht abhängig von den limitierenden Bedingungen des Azeotrops. Zunächst wird das Gemisch verdampft und dann durch ein Membranmodul geleitet. Treibende Kraft für die Trennung des Gemisches ist ein Zusammenspiel aus Druckdifferenz, Temperatur, Konzentrationen und der Selektivität der Membran. Der GKSS Energie- und Verfahrenstechniker Meik Wusterhausen entwickelt zurzeit ein Hybridverfahren mit Membranen aus Geesthacht. Hochtemperatur-Dampfpermeation Hybridverfahren Die vorgeschaltete Rektifikation (mehrstufige Destillation) des alkoholhaltigen Ausgangprodukts liefert den Dampfstrom und führt eine erste Entwässerung durch. Dieser auf einen Massenanteil von 80 bis 95 Prozent ent­wässerte Ethanol-Wasserdampf wird durch Dampfpermeation auf bis zu 99,6 Prozent Ethanol ge­reinigt. Energetisch sinnvoll in diesem Hybridverfahren ist da­bei eine relativ geringe Aufreinigung durch die Rektifikation und ein hohes Temperaturniveau von bis zu 150 Grad Celsius in der Dampfpermeation. Zu den Vor­teilen sagt Meik Wusterhausen: „Die Kosten der Ent­ wässerung lassen sich laut Simulationen durch Hybridverfahren auf rund die Hälfte reduzieren.“ Das Verfahren lässt sich auch mit anderen technisch interessanten Organika-Wassergemischen umsetzen, die ein ähnliches

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Mischungsverhalten aufweisen. Allerdings sind zur Nutzung dieses Einsparungspotentials eine gute Membranperformance, günstige Membranpreise und eine Beständigkeit bei hohen Wasseranteilen sowie hohen Temperaturen in Rela­tion zum Stand der Technik unabdingbar. Taschenmodul-Konzept der GKSS Das GKSS-Forschungszentrum Geesthacht besitzt ein weltweit anerkanntes Know-how in der Membran- und Membranprozessentwicklung. Über viele Jahre wurde hier eine optimierte Polymermembran zur Entwässerung von Lösungsmitteln wie Ethanol entwickelt. Dank jüngster Fortschritte in Rezeptur und Auftragung der Membran werden nun die Rahmenbedingungen erfüllt, um im beschriebenen Hybridprozess Einsatz zu finden. Hohe transmembrane Flüsse im Vergleich zu älteren Membranen und Konkurrenzprodukten erfordern eine besondere Berücksichtigung und Minimierung der Druckverluste. Das erfolgreiche Taschenmodul-Konzept des GKSS-Membranmoduls wird dahingehend modifiziert. Meik Wusterhausen: „Zurzeit laufen Langzeitversuche, um die erforderliche Haltbarkeit der Membran unter industriellen Bedingungen gewährleisten zu können.“ In der gegenwärtigen Diskussion um biogene Energieträger wird die Rolle der Ethanolherstellung als Konkurrenz zur Lebensmittelproduktion bemängelt. Ethanol, der aus pflanzlichen, bisher ungenutzten Bestandteilen hergestellt wird, steht deshalb im Focus der Forschung. Im Gegensatz zum herkömmlichen Bioethanol besitzt dieser Cellulose-Ethanol eine bessere Umweltbilanz und konkurriert nicht mit der Lebensmittelindustrie. Meik Wusterhausen, Geesthacht, 87-2402

Veranstaltungen I Polymerforschung II

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Berlin-Brandenburger Zentrum für Regenerative Therapien (BCRT) eröffnet Labore Hochporöse Mikropartikel für schnelle Wirkstofffreisetzung oder

Mikropartikel mit glatter Oberfläche für langsame Wirkstofffreisetzung

effektive Adsorption bestimmter Moleküle. Reprinted from Int. J. Ein Blick in die neuen Labore

Pharm., Wischke et al., © (2008) with permission from Elsevier

Gezielte Wirkstofffreisetzung aus Polymerpartikeln Dr. Christian Wischke ist Apotheker

_ Polymerbasierte Freisetzungssysteme für pharmazeutische Wirkstoffe, insbesondere Polymer-Mikro- und Nanopartikel, stellen ein anspruchsvolles Anwendungsgebiet für neue und bekannte Polymere dar. Solche Partikel sind für bestimmte Wirkstoffklassen sowohl in der kommerziellen Entwicklung von Arzneimitteln als auch in der Grundlagenforschung und experimentellen Behandlung bestimmter Erkrankungen von großem Interesse. Das belegen eine Vielzahl von Anfragen an das Zentrum für Biomaterialentwicklung in Teltow. Daher wurde die Teltower Arbeitsgruppe für Pharmazeutische Technologie verstärkt auf dieses Arbeitsgebiet ausgerichtet und bearbeitet derzeit Projekte in der Augenheilkunde, Kardiologie, Neurologie und Immunologie. Die elementaren Fragestellungen für die Verkapselung von Wirkstoffmolekülen lassen sich in vier Themengebiete unterteilen. Erstens müssen die Wirkstoffe in der richtigen Menge und zeitlichen Abfolge für eine definierte Anwendung bzw. Erkrankung an den Wirkort gebracht werden. Dabei ist es essentiell, die Herausforderung der Anwendung genau zu verstehen um – nach interdisziplinärer Diskussion mit Medizinern und Biologen z.B. im Rahmen des Berlin-Brandenburger Centrum für Regenerative Therapien – anwendungsbezogene Freisetzungssysteme zu entwickeln.

und zuständig für die in der Techno­ logie bearbeiteten Projekte

Zum Zweiten müssen die verwendeten Matrixpolymere in biologischer Umgebung nach einer definierten Zeit abgebaut werden, ohne das umliegende Gewebe zu schädigen, Immunreaktionen hervorzurufen oder sich dauerhaft im Körper einzulagern. Das dritte und vielleicht wichtigste Themengebiet sind die Wirkstoffe, welche je nach Beschaffenheit mehr oder weniger gut verkapselt und kontrolliert freigesetzt werden können. Beispielsweise ist in der klinischen Forschung die langfristige und lokale Freisetzung von Proteinen wie z.B. Wachstumsfaktoren oder Zytokinen von besonderem Interesse, wobei nicht nur die chemische Grundstruktur, sondern auch die räumliche Faltung der Moleküle erhalten bleiben und analysiert werden muss. Als vierte Herausforderung stellt sich die wirkstoffbe­ zogene Auswahl von Verkapselungsmethoden, die den Wirkstoff nicht zerstören und zu stabilen Partikeln von geeigneter Größe, Porosität, Oberflächenbeschaffenheit und Freisetzungsverhalten führen. Neben der Verwendung bekannter Polymere sollen zukünftig auch Materialien für die Wirkstofffreisetzung erprobt werden, die derzeit in Teltow entwickelt werden. Dr. Christian Wischke, Teltow, 352-452

_ Anfang November fand die feierliche Eröffnung der Forschungslabore im Beisein des Vorstandsvorsitzenden der Charité-Universitätsmedizin Prof. Karl Max Einhäupl sowie Dr. Ekkehard Warmuth, Leiter des Referats Biologische Forschung und Technologie am BMBF und dem wissenschaftlichen Geschäftsführer des GKSS-Forschungszentrums, Prof. Wolfgang Kaysser, statt. Sie übergaben zusammen mit dem BCRT-Direktorium, den Professoren Hans-Dieter Volk, Georg Duda und Prof. Dr. Andreas Lendlein, die neuen Räume an die jungen Wissenschaftler, die hier in interdisziplinären Forschungsprojekten arbeiten werden. Künftig werden hier vier GKSS-Forschergruppen an der Umsetzung gemeinsamer Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung in neue klinische Anwendungen und Produkte mitwirken.

Neuansiedlung am Forschungsstandort Teltow

Young Sam Hur und Prof. Dr. Andreas Lendlein unterzeichnen gemeinsam die Absichtserklärung

_ Neue Kooperation im Bereich Biomaterialentwicklung zwischen dem deutsch-südkoreanischem Joint Venture BMP-Nepes und dem GKSS-Forschungszentrum: Die BMP-Nepes GmbH hat kürzlich ihre neuen Räume auf dem Gelände des Forschungszentrums in Teltow-Seehof bei Berlin bezogen. Gerade die Nähe zum Zentrum für Biomaterialentwicklung der GKSS in Teltow machte den Standort interessant für das junge Unternehmen. Das Zentrum für Biomaterialentwicklung und die BMP-Nepes GmbH wollen eine langfristige Kooperation im Bereich der Biomedizintechnik beziehungsweise Biowissenschaft eingehen. Dazu unterschrieben der Geschäftsführer Young Sam Hur und der GKSS-Institutsleiter Prof. Dr. Andreas Lendlein eine Absichtserklärung auf künftige Zusammenarbeit. „Wir werden zukünftig sicher eng zusammenarbeiten“, sagt Prof. Dr. Andreas Lendlein. „Mithilfe der BMP-Nepes könnten wir so unsere Produkte im asiatischen Markt platzieren.“

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II Polymerforschung I Veranstaltung

Veranstaltungen I Polymerforschung II

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GKSS-Redner auf der ICOM 2008 in Honolulu zusammen mit dem Conference Chair, von links nach rechts: Kathleen Heinrich, Detlev Fritsch, Anja Car, Ingo Pinnau (Conference Chair), Klaus-

Strategie für die Zukunft der Gesundheitswissenschaft

Viktor Peinemann, Suzana Nunes, Wilfredo Yave

v. l. n. r.: Prof. Dr. Peter Fratzl MPI Golm, Prof. Dr. Rudolf Tauber Charité Berlin, Prof. Dr. Peter Schlag MDC Berlin-Buch, Prof. Dr. Andreas Lendlein GKSS, Reinhardt Oehler Wirtschaftsministerium Brandenburg, Prof. Dr. Dr. Günter Stock Health Capital Berlin-Brandenburg

_ Im Sommer dieses Jahres trafen sich im Zentrum für Biomaterialentwicklung des GKSS-Forschungszentrums am Standort Teltow Akteure aus sämtlichen Bereichen der Gesundheit zu einem Kickoff-Meeting. Gemeinsam mit der Netzwerk-Initiative „Health Capital Berlin-Bran­ denburg“ wurde eine Strategie für die Zukunft entwickelt. In ihren Grußworten stellten Prof. Dr. Günter Stock, Netzwerksprecher Health Capital Berlin-Brandenburg, Herrn Reinhardt Oehler, Abteilungsleiter Wirtschaftsförderung des Ministeriums für Wirtschaft des Landes Brandenburg und Prof. Dr. Andreas Lendlein, Zentrum für Biomaterialentwicklung, GKSS-Forschungszentrum Teltow, die Potenziale der Region in den Vordergrund. Mithilfe einer gesteuerten Kompetenzbündelung aller Beteiligten können diese Potenziale prosperierende Auswirkungen auf die Gesundheitswissenschaften in der Region haben. In vier Impulsreferaten wurden wichtige Themenkomplexe aufgezeigt, in denen Kooperationen aller Institutionen aus Wissenschaft und Wirtschaft dazu beitragen können, die Region Berlin-Brandenburg im Sektor Gesundheit kompetitiv weiter wachsen zu lassen. In der anschließenden Diskussion wurde durch alle vertretenden Institutionen und Unternehmen das Interesse an einer verstärkten und fokussierten Netzwerkarbeit bekundet, verbunden mit der Absichtserklärung, sich künftig aktiv

Prof. Dr. Volker Erdmann (Freie Universität Berlin) mit den siegreichen Schülern der Grundschule Otto-Lilienthal aus Wustermark

an der Gestaltung des Handlungsfelds Gesundheitswissenschaften zu beteiligen. Malwettbewerb „Gesundheitsforschung“ Im Anschluss an diese Veranstaltung fand die Preisver­ leihung eines von den Teltower GKSS-Mitarbeitern organisierten Malwettbewerbs statt. Schülerinnen und Schüler aller Brandenburger Grundschulen der dritten Klassenstufen waren aufgefordert, ihre Vorstellungen zum Thema „Gesundheitsforschung“ zu Papier zu bringen. Auf die Gewinner wartete je ein Klassensatz des Experimentierkastens „Der kleine Medicus“. „Mit unserem Malwettbewerb für Brandenburger Grundschulen gehen wir einen weiteren Schritt, um schon bei Kindern Interesse für die Gesundheitsforschung zu wecken. Außerdem ist es spannend zu erfahren, wie Kinder die Welt der Wissenschaft sehen“, erläutert Institutsleiter Prof. Dr. Andreas Lendlein die Initiative für Grundschulkinder. Sabine Benner, Teltow, 352-490

Erfolgreiches GKSS-Team auf der ICOM 2008 _ Die ICOM (International Conference on Membranes and Membrane Processes) findet alle drei Jahre abwechselnd in Asien, USA oder Europa statt. Die ICOM ist die weltgrößte Tagung der Membranforschung. In diesem Jahr lockte neben dem attraktiven Programm die traumhafte Umgebung: Der Veranstaltungsort war das hawaiianische Honolulu. Hierfür hatte sich besonders der diesjährige „Conference Chair“ Ingo Pinnau eingesetzt. Ingo Pinnau, der heute Forschungsdirektor bei der angesehenen Membranfirma Membrane Technology & Research in Kalifornien ist, begann seine Kariere 1984 am GKSS-Forschungszentrum. Hier schrieb er unter der Anleitung von Klaus-Viktor Peinemann seine Diplom­

arbeit und promovierte später bei Bill Koros in den USA. Sechs GKSS-Membranforscher (siehe Photo) konnten auf der ICOM 2008 ihre neuesten Forschungsergebnisse vorstellen. Drei davon in eingeladenen „Key-Note“ Vorträgen. Während des Wochenendes, vor dem eigentlichen Tagungs-Programm, wurden sechs ganztägige Workshops zu unterschiedlichen Themen veranstaltet. Der bestbesuchte Workshop wurde von Suzana Nunes und Klaus-Viktor Peinemann zusammen mit Bruce Hinds (University Kentucky) organisiert. „Emerging Membrane Materials and Manufacturing Methods“ war das Thema dieser Veranstaltung, die auf sehr großes Interesse der Membranforscher stieß. Klaus-Viktor Peinemann, Geesthacht, 87-2420

Aktuell I Werkstoffforschung II

Der Vorstand der Nordmetall-Stiftung, Dr. Thomas Klischan, überreicht den Preis an Dr. Sergio Amancio (re.)

Neue Technik: Kunststoff und Metall verbinden Beste Doktorarbeit: Nordmetall-Stiftung ehrt Dr. Sergio Amancio _ Reibnieten oder FricRiveting – so nennt sich das neue Fügeverfahren, das Dr. Sergio Amancio in der Abteilung „Fügen und Bewerten“ unter Leitung von Dr. Jorge dos Santos entwickelt hat. Das neue Verfahren eignet sich insbesondere zum Fügen von Verbundwerkstoffen, etwa Kunststoff-Leichtmetalllegierungen. Für seine Doktorarbeit zum selben Thema erhielt der junge Materialwissenschaftler von der Nordmetallstiftung den mit 3.500 Euro dotierten Preis für die beste Doktorarbeit an der TU Hamburg-Harburg im Jahr 2007. In der Transportindustrie und insbesondere im Flugzeug­bau wird intensiv an neuen Verfahren oder Materialien geforscht, die das Fahrzeug oder das Flugzeug leichter machen. Der Trend geht dabei zu Leichtbaumaterialien aus Verbundwerkstoffen von Kunststoffen und zum

Beispiel Leichtmetall, den so genannten Multi-MaterialStrukturen. Solche sehr unterschiedlichen Materialien sicher zu verbinden, stellt die Ingenieure vor Schwierigkeiten: Während das Kunststoffteil eher eine unorganisierte Struktur aufweist, liegt diese im Metall geordnet vor. Dr. Sergio Amancio erklärt: „Herkömmlich werden die Materialien verklebt. Die Oberflächen der beiden Materialien müssen dazu vor dem Kleben behandelt werden. Das kostet Zeit – und Zeit ist Geld.“ Ein weiteres Verfahren löst auch nicht alle Probleme: Beim Nieten treten in den Werkstücken hohe Spannungszustände auf. Auch lockern solche Verbindungen später aufgrund von Ermüdungserscheinungen oder Feuchtigkeit schneller auf. Das Material wird spröde und bricht schneller.

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Die neue Technik: Patent Nr.1 Die Geesthachter Werkstoffwissenschaftler setzten bei der Entwicklung des Reibnietens ihre Erfahrungen ein, die sie bereits mit dem Reibrührschweißen gesammelt haben. Bei dem neuen Verfahren des Reibnietens werden die beiden unterschiedlichen Materialien sowohl mechanisch verbunden als auch mit der Reibschweißtechnik gefügt: Die beiden Kunststoff-Grundmaterialien, die Fügepartner, werden mithilfe eines metallischen Bolzens verbunden. Der in Rotation versetzte Bolzen wird auf die Oberfläche des einen Partners gedrückt. In dieser Anfangsphase dringt der Bolzen in das Grundmaterial ein und es formt sich eine dünne Schicht aus „aufgeschmolzenem“ Kunststoff. Dringt der Bolzen tiefer ein, so erhöht sich die Reibleistung signifikant. Dies wird durch die höhere Anpresskraft erzeugt. An der Bolzenspitze steigt dadurch die Temperatur und die Spitze des Bolzens wölbt sich nach außen auf. Dadurch ist der Bolzen fest im Material verankert (siehe Abbildung). Derzeit läuft das Patentverfahren – der industriellen Anwendung des Reibnietens steht somit nichts mehr im Wege. Beim Reibnieten werden die positiven Verbindungseigenschaften von Nieten und die der Klebemethode für Metalle, Kunst- und Verbundkunststoffe erreicht: Das Verfahren ist sicher, dient der Gewichtseinsparung und senkt die Produktionskosten. Und das hat auch die Nordmetall-Stiftung anerkannt. Im Rahmen des traditionellen Martinsgansessens mit über 600 geladenen Gästen aus Politik und Wirtschaft wurde der Preis feierlich an Sergio Amancio überreicht. Die neue Technik: Patent Nr.2 Mit dem Reibnieten sind jedoch noch nicht alle Wünsche oder Anforderungen der Transportindustrie erfüllt. Dr. Sergio Amancio: „Bei Multi-Material-Strukturen, bei denen Kunststoffflächen mit Metallen verbunden werden sollen, existieren noch keine effizienten oder ökonomisch interessanten Prozesse.“ Eine weitere Fügetechnik wurde daher entwickelt und bereits patentiert: das Injection Clinching Joining (ICJ). Die ICJ-Methode basiert auf Konzepten für das mechanische Verbinden, dem Spritzgießen und Kleben. Der große Vorteil der neuen Methode: Diese kann aufgrund ihrer punktförmigen Verbindungskonfiguration, das Nieten sowie das Kleben von Verbundwerkstoffen einfach und sicher ersetzen. Das ist insbesondere ökonomisch wertvoll. Im Prinzip dringt beim ICJ zunächst ein Gewindestift in den metallischen Werkstoff ein – das unterscheidet sich vom normalen Bohrvorgang durch das dabei entstehende gewindeartige Profil. Jetzt wird der Kunststoff erhitzt und durch einen Kolben in das perforierte Metall gedrückt (siehe Abbildung). „Die mit der ICJ-Methode gefügten Verbindungen werden höhere mechanische Festigkeiten aufweisen“, ist sich Sergio Amancio sicher. „Außerdem werden solche Verbindungen widerstandsfähiger gegen Korrosion und Alterung sein.“ Noch viel Entwicklungsarbeit wird nötig sein, doch die bislang erzielten Ergebnisse stimmen die Forscher optimistisch. Das deutsche Patentamt hat kürzlich das Patent für das neue Verfahren erteilt.

Aktuell I Werkstoffforschung II

GKSS baut gröSSten europäischen Wasserstoff-Speicher auf Basis von komplexen Hydriden _ Wasserstoff ist ein viel versprechender Energieträger der Zukunft. Doch noch gibt es viele offene Fragen. Eine davon ist die Frage der Speicherung. Wie lässt sich der Wasserstoff effektiv und sicher speichern? Derzeit existieren drei ganz unterschiedliche Konzepte: die Druckgasspeicherung, die Flüssiggasspeicherung sowie die Metallhydrid-Speicherung. Mit letzterer beschäftigt sich die Abteilung „Nanotechnologie“ im Institut für Werkstoffforschung. Die Speicherung erfolgt dabei durch Anlagerung des gasförmigen Wasserstoffs an bestimmte Metalle oder Metalllegierungen. „Der Vorteil von Metall­ hydriden ist, dass sie eine besonders kompakte und sichere Speicherung des Wasserstoffs bei Raumtempe­ ratur und niedrigen Drücken erlauben“, erklärt Dr. José Bellosta von Colbe. „Der gasförmige Wasserstoff ist chemisch gebunden und kann nicht entweichen.“

metallhydrid-speichertank Ein feines Granulat oder Pulver einer geeigneten Metalllegierung bildet das Speichermedium des Tanks. Der gasförmige Wasserstoff wird unter Druck in den Tank geleitet und bildet mit dem Speichermedium Metallhydride. Da diese Reaktion reversibel ist, lässt sich durch Wärmezufuhr das Gas wieder zurück gewinnen. Der GKSS-Metallhydridspeicher besteht aus sieben Edelstahlrohren gefüllt mit Metallhydrid. Später wird eine Hülle diese Rohre umschließen, sodass ein Zwischenraum entsteht, in den eine Flüssigkeit gefüllt wird. Diese Flüssigkeit lässt sich entweder erhitzen (entladen des Hydrids) oder kühlen (beladen des Hydrids).

Entwicklungsarbeit nötig Natriumalanat ist ein Metall-Hydrid mit zirka vier Pro­ zent gewichtsbezogener Wasserstoff-Kapazität. Die laufenden Entwicklungen zielen darauf ab, Speichermaterialien mit wesentlich höheren Kapazitäten einzusetzen sowie in Zusammenarbeit mit weiteren Abteilungen die Tankhüllen-Konstruktion, die Hüllenmaterialien und die Fügeverfahren zu verbessern. Ziel ist es, ein optimiertes System zu bauen, das späteren industriellen Anforderungen genügt. Die sieben zirka ein Meter langen

Am GKSS-Forschungszentrum wurden bislang TankPrototypen entwickelt und getestet, die knapp 500 ml Materialvolumen aufnehmen können. Als Speichermedium dient Natriumalanat, ein Material, das aus Natrium, Aluminium und vier Wasserstoffatomen pro Molekül besteht. Wasserstoffspeichertanks für automobile Anwendungen lassen sich auf Basis dieser kleinen Tanks nur schwer simulieren. Diese Lücke konnte jetzt geschlossen werden: Neben der Produktion des Speichermaterials Natriumalanat im Kilogramm-Maßstab wurde in Kooperation mit der TU Hamburg-Harburg im Rahmen des EU-Projekts STORHY ein Tank entwickelt und gebaut, der bis zu 13,3 Liter Materialvolumen fasst. Der etwa einen Meter lange Tank kann zirka 5.000 Liter Wasserstoff speichern. Damit ist der Metallhydrid-Tank auf Alanat-Basis gegenwärtig der Größte seiner Art in Europa.

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Rohre fassen insgesamt rund 5.000 Liter Wasserstoff

„Mit dem Tank leisten wir echte Pionierforschung“, freut sich Bellosta von Colbe. „Wenn alles so funktioniert, wie wir uns das vorstellen, dann kommen solche Speicher für stationäre Anwendungen oder im Großlastverkehr in Frage.“ Denn Schwierigkeiten für mobile Anwendungen bereitet ein anderer Aspekt: Obwohl Metallhydridspeicher den Wasserstoff sehr Platz sparend lagern, verfügen sie nur über eine geringe massenspezifische Dichte, was sie sehr schwer macht. Vergleichbar mit einem 40 Liter fassenden Benzintank, würde der Wasserstoff-Tank 200 Kilogramm wiegen. Das entspricht bei voller Betankung in etwa dem achtfachen Gewicht. Diesen Nachteil teilt sich der Metallhydridspeicher mit allen anderen Wasserstoffspeichertechniken. Noch viele Hürden müssen überwunden werden, auf dem Weg zu einer wasserstoffbasierten Energieversorgung. Dr. José Bellosta von Colbe, Geesthacht, 87-2554

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Im Gegensatz zu Röntgenstrahlen (re.) dringen

Aktuell I Werkstoffforschung II

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Neustrukturierung der Neutronenforschung

Neutronen (li.) deutlich tiefer in Materialien ein und ermöglichen so wesentlich detailliertere Aussagen über das Innere von Bauteilen und Werkstoffen. Unten: Die Versuchshalle am FRG-1 mit den Einrichtungen für die Wissenschaftler.

50 Jahre erfolgreiche Forschung am FRG-1 _ Um die Entwicklung des Kernenergieantriebs für die zivile Schifffahrt zu ermöglichen, begann ein Jahr nach Gründung der GKSS im Jahr 1956 der Bau des Forschungsreaktors (FRG-1). Rund zehn Jahre später lief die NCS OTTO HAHN vom Stapel und es fand die erste Fahrt mit Reaktorantrieb statt. Am 23. Oktober 1958 wurde der der FRG-1 zum ersten Mal in Betrieb genommen. Der Reaktor gehört heute zu den modernsten Neutronenquellen Europas und ist ein wichtiges Werkzeug für die Werkstoffforschung. Ähnlich wie Röntgenstrahlen durchdringen Neutronen zerstörungsfrei Metalle und Kunststoffe und geben Aufschluss über deren innere Struktur. Viele innovative Entdeckungen wären ohne die Nutzung von Neutronen nicht denkbar gewesen: zum Beispiel neue und sichere Werkstoffe für die Verkehrstechnik, moderne Spurenanalytik in der Umwelttechnik und innovative Nanomaterialien.

unter anderem mit neuartigen magnetischen Materialien für noch kleinere Computerfestplatten. Das Verständnis über bioverträgliche Grenzschichten zwischen Festkörpern wie Metall oder Plastik und lebender Materie wird neue Perspektiven, insbesondere in der Implantat-Medizin ermöglichen.

Abschaltung im Jahr 2010 Trotz modernstem Stand der Technik wird der FRG-1 wegen Neustrukturierungen der Neutronenforschung in Deutschland zwischen 2010 und 2011 abgeschaltet. Der Betrieb von Großgeräten – wie etwa einer Neutronenquelle – ist sehr kostspielig. Deshalb wird in Forschungsgemeinschaften sämtliche Infrastruktur effektiv gebündelt. In Garching betreibt die Technische Universität in München mit der Forschungsneutronenquelle Heinz Maier-Leibnitz – (FRM2) heute einen der leistungsfähigsten Forschungsreaktoren weltweit, der von Wissenschaftlern aus aller Welt genutzt wird.

Rund 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der insgesamt zirka 800 GKSS-Beschäftigten arbeiten im Forschungsreaktor. Betriebsbedingte Kündigungen wird es im Rahmen der Abschaltung des FRG-1 für sie nicht geben.

Auch das GKSS-Forschungszentrum betreibt hier bereits einen Messplatz. Die dortige Forschung befasst sich

Neue Perspektiven für Materialforscher „Dem Zeitpunkt der Abschaltung blicken wir mit Wehmut, aber auch mit Aufbruchstimmung entgegen. Dank der Zusammenarbeit mit dem DESY (Deutsches Elektronen Synchrotron) werden wir in Hamburg weiterhin neue Forschungsprojekte im Bereich der Strukturanalyse von neuen Materialien mithilfe der Synchrotronstrahlung vorantreiben“, erklärt Prof. Dr. Wolfgang Kaysser, Wissenschaftlicher Geschäftsführer des GKSS-Forschungszentrums Geesthacht.

„Auf unsere hoch qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden wir auch in Zukunft nicht verzichten können, denn unsere heutigen Schwerpunkte Materialund Küstenforschung erfordern ebenfalls höchstes technisches Know-how“, so Kaysser weiter. Der geordnete und reglementierte Rückbau des FRG-1 wird mehrere Jahre in Anspruch nehmen. „Unser Ziel ist dabei die so genannte „Grüne Wiese“, ein vollständiger Rückbau des FRG-1“, verdeutlicht Professor Kaysser den bevor­ stehenden Prozess.

Veranstaltungen I Werkstoffforschung II

MSE – neue Fachtagung mit starker GKSS Beteiligung Wichtiges Forum der Materialwissenschaft und Werkstofftechnik _ Das branchen- und fachübergreifende Forum – die neue, englischsprachige Tagungsserie „Materials Science and Engineering – MSE“ fand vom 1. bis 4. September im Kongresszentrum Nürnberg statt. Mit über 800 Beiträgen auf zusammen 28 Symposien und in 11 Parallelsitzungen demonstrierte erstmals die deutsche Werkstoffszene gemeinsam Stärke. Gleichzeitig nutzten renommierte Fachkollegen aus aller Welt die MSE als attraktive Bühne. Auf so einem Forum darf die GKSS nicht fehlen: So hatte der GKSS-Geschäftsführer Prof. Dr. Wolfgang Kaysser die Ehre, eines der sechs Hauptthemen zu koordinieren: „Structural Materials“. Zahlreiche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Forschungszentrums aus Geesthacht und vom Standort Teltow hatten Beiträge eingereicht oder leiteten Symposien. Einige der Themen im Überblick: Hochtemperaturwerkstoffe, Leichtmetalle und Stahl ebenso wie elektronische, Nano- und Biowerkstoffe. Verarbeitungsprozesse wie Gießen, Pulvermetallurgie, Füge- und Oberflächentechnik ebenso wie die Charakterisierung und das Modellieren der mechanischen und strukturellen Eigenschaften. Einige Symposien bezogen sich speziell auf Anwendungsgebiete wie Verkehr, Information oder Medizin. Satellitenveranstaltungen wandten sich an Nachwuchskräfte oder boten Workshops zu Fragen der Ausbildung oder der strategischen Ausrichtung von kleinen und mittelständischen Unternehmen. Die MSE wird bislang von 16 Werkstoff­ gesellschaften unterstützt und wird künftig im Zweijahresrhythmus veranstaltet.

Aluminium Messe in Essen _ Das GKSS-Forschungszentrum war im September auf der diesjährigen Aluminium 2008 Messe in Essen durch einen von der Arbeitsgruppe „Festphase-Fügetechnologie“ organisierten Messestand vertreten. Arbeitsgruppenleiter Dr. Jorge dos Santos war am Mittwoch persönlich präsent und hielt neben der Tätigkeit am Messestand eine Rede über den Stand der Technik des Rührreibschweißens von Aluminium in einem „Speaker Forum“. Insgesamt konnte der Stand zirka 200 Besucher ver-

buchen, darunter auch interessante Kontakte aus der Automobilindustrie, wie Mercedes Benz und Audi. Die Automobilbauer wollten sich über neue Entwicklungen in der Festphase-Fügetechnologie informieren. Auf reges Interesse stieß insbesondere die von GKSS entwickelte und jetzt patentierte Reibnieten-Methode sowie das am GKSS-Forschungszentrum verbesserte, patentierte reibbasierte Punktschweiß-Verfahren.

Zufriedene Teilnehmer bei der VI-IPSUS Summerschool 2008 _ Nach monatelanger Vorbereitung fand vom 8. bis zum 12. September die Summerschool im Rahmen des Virtuellen Instituts IPSUS statt. Das Programm umriss alle aktuellen Aspekte der Entwicklungsarbeit im Bereich Rührreibschweißen und beinhaltete 26 Vorlesungen führender Experten. Zwei Tage praktische Vorführungen in verschiedenen Laboren des Teilinstituts Werkstoffmechanik schlossen sich an. Die Veranstaltung richtete

GKSS-Beteiligung im Überblick Die Abteilung „Werkstoffmechanik“ war an der MSE mit insgesamt neun Vorträgen in den Symposien Light Metals, Joining, Modelling and Simulation, Mechanical Testing vertreten und stellte drei Symposium-Sprecher: Jorge dos Santos Bereich „Joining“, Dirk Steglich „Modelling and Simulation“ und Norbert Huber „Mechanical Testing“. Prof. Dr. Andreas Lendlein war Sprecher des Symposiums „Biomedical Materials“ und Prof. Dr. Karl Ulrich Kainer Sprecher des „Light Metals“ Symposiums. Drei Teltower Wissenschaftler referierten zu ihren Themen: Dr. Axel Neffe, Guiseppe Tronci und Alessandro Zaupa. Kerstin Hantzsche (Abteilung Magnesium Knetlegierungen) erhielt den Poster Award für das beste Poster auf der MSE.

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sich vor allem an junge Forscher, die noch wenig Spezialwissen auf dem Gebiet des Rührreibschweißens haben. Laut einer abschließenden Umfrage der fast 30 Teilnehmer aus ganz Europa kann die Summerschool als sehr erfolgreiche Veranstaltung angesehen werden. Veranstaltungsort, Inhalte und Organisation wurden durchweg mit höchsten Noten bewertet. Koordinator des IPSUS Projektes Dr. Jorge dos Santos: „Durch die positive Resonanz fühle ich mich ermutigt, die Summerschool im nächsten Jahr in ähnlicher Weise zu wiederholen.“ Jesko Hussla, Geesthacht, 87-2068

Aktuell I GKSS II

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Erläutert den Prozess: Christina Rosenkranz

unter uns: Was ist „PROfit“? Gisele Amancio: Ziel des Projektes ist es, die Dienstleistungsprozesse der Administration und Infrastruktur im Hinblick auf Transparenz, Effizienz und Kundenorientierung zu optimieren. Das Projekt „PROfit“ soll die Voraus­ setzung für die kontinuierliche Verbesserung von Prozessen auch über verschiedene Organisationseinheiten hinweg schaffen. Wir werden dabei für die einzelnen, sehr unterschiedlichen Prozesse geeignete Kriterien defi­ nieren, anhand derer wir und unsere Kunden unseren Erfolg „messen“ können. unter uns: Etwas besser machen zu wollen, ist eine gute Sache - mit welchen Schwierigkeiten rechnen Sie trotzdem? Michael Ganß: Ich sehe im Wesentlichen zwei Dinge: Zum einen können die Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der betroffenen Bereiche befürchten, es ginge uns eigentlich um den Abbau von Arbeitsplätzen. Diesen Befürchtungen müssen wir durch intensive Information, Kommunikation und Einbindung in die Projektarbeit gegensteuern. Zum anderen sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit ihrem täglichen Geschäft bereits jetzt in vielen Bereichen mehr als ausgelastet. Dies erfordert eine sensible Balance zwischen Konzentration auf die Projektarbeit und dem „Tagesgeschäft“. Weder den Instituten noch uns selbst wäre damit gedient, wenn wir am Ende zwar optimierte Prozesse hätten, während des Projektes aber die Dienstleistung für unsere Kunden, unsere eigentliche Aufgabe, leiden würde. Diese Balance zu finden ist eine schwierige Aufgabe. Im Führungskreis von Administration und Infrastruktur sind wir uns aber einig, dass wir für unser Projekt deutlich mehr Chancen als Risiken sehen. Insgesamt wird das alles andere als ein „Spaziergang“ sein, aber ich bin der festen Überzeugung, dass wir das gemein­sam erfolgreich meistern werden.

startschuss für profit

PRO PROZESSE

fit

flexibel innovativ transparent

für die Forschung

_ Größerer Handlungsspielraum oder stärkere Regulierung? Was sich genau hinter dem Optimierungsprojekt „PROfit“ verbirgt, wurde auf einer Auftaktveranstaltung Anfang September vorgestellt. Rund 80 Teilnehmer aus den Bereichen Administration und Technische Infrastruktur machten sich ein erstes Bild des neuen Projektes. Im Interview erklären die Projektleiterin Gisele Amancio sowie der Kaufmännische Geschäftsführer des GKSS-Forschungszentrums, Michael Ganß, Ziele und Perspektiven von „PROfit“.

unter uns: Gibt es bereits konkrete Ergebnisse? Gisele Amancio: Wir sind dabei, ein Projektcontrolling zu etablieren. Es wird den Projektleiterinnen und Projekt­ leitern, den Institutsleitern und auch der Geschäftsführung zeitnahe und kompakte Informationen bereitstellen, um die Entscheidung über und die Durchführung von Projekten deutlich besser zu unterstützen. Im Einkauf wird zum Beispiel die Einführung eines elektronischen, kataloggestützten Beschaffungssystems vorbereitet, dass den Einkauf von Standardartikeln deutlich beschleunigen und vereinfachen wird. Außerdem soll Anfang nächsten Jahres gemeinsam mit den Institutsleitern über die Einführung eines neuen Drittmittelmanagementsystems entschieden werden, dass eine transparentere Steuerung des Drittmittelgeschäftes für die Institute ermöglicht. unter uns: Wieso ist es überhaupt nötig, so einen Prozess bei GKSS anzuregen? Michael Ganß: Unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind einem wachsenden Wettbewerbsdruck ausgesetzt: Schnellere Zyklen bei forschungspolitischen Förderentscheidungen. Neue, vor allem „virtuelle“ Organisationsformen bei Forschungskooperationen. Zunehmende Vernetzung mit unseren Forschungspartnern und gleichzeitig immer komplizierter werdende administrative und rechtliche Rahmenbedingungen stellen das Forschungsmanagement vor neue Herausforderungen. Hinzu kommt, dass angesichts einer zu erwartenden Steigerung unserer Finanzierung von um die zwei Prozent pro Jahr – bei gleichzeitig abzusehenden Inflationsraten von drei Prozent pro Jahr – unsere finanziellen Spielräume leider abnehmen werden. Angesichts dieser Situation wollen wir den Veränderungsprozess, dem sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ausgesetzt sehen, auch in Administration und Infrastruktur aufnehmen und aktiv begleiten.

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ausgezeichnete technik – gründerpreis für riftec T EC HNOLOG I ET R AN SF ER

Wissenschaftssenatorin zu Besuch _ Die Senatorin für Wissenschaft und Forschung der Freien und Hansestadt Hamburg, Dr. Herlind Gundelach, besuchte das GKSS-Forschungszentrum im August. Nach der Besichtigung des Magnesium Innovations-Centers (MagIC) nutzte die Senatorin die Gelegenheit einer Rundfahrt über das Gelände. Senatorin Gundelach interessierte

sich insbesondere für die Entwicklungen in dem Bereich Leichtbau – hier der Leiter des des MagICs Prof. Dr.-Ing. Karl U. Kainer (li.) und der Wissenschaftliche Geschäftsführer Prof. Dr. Wolfgang Kaysser (re.) im Gespräch mit Dr. Herlind Gundelach.

Kroatische Delegation _ Begleitet von GKSS Mitarbeiter Andreas Kannen war eine kroatische Delegation aus Ministerial- und Gemeindevertretern in Norddeutschland unterwegs, um sich über Aspekte des Küstenmanagements an Nord- und Ostsee zu informieren. Die im Rahmen eines GTZ-Vorhabens in Kroatien durchgeführte Informationsreise führte auf die Inseln Föhr und Sylt, zu Projekten in Schleswig und Kappeln sowie in die Wismarer Bucht. Dort stand der

Umgang mit Nutzungskonflikten im Mittelpunkt. Zum Abschluss ihrer Reise besuchte die Delegation das GKSSForschungszentrum. Hier informierten sich die Besucher bei Experten des BSH (Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie) und des GKSS Instituts für Küstenforschung über die Meeresraumordnung, die trilaterale Wattenmeerzusammenarbeit sowie das Forschungsprojekt „Zukunft Küste – Coastal Futures“.

Die jüngste Ausgründung des GKSS-Forschungszentrums, die RIFTEC GmbH, ist GründerChampion 2008. Die KfW Mittelstandsbank würdigt mit dem Preis junge Unternehmen, die in den ersten fünf Jahren nach der Gründung Arbeitsplätze geschaffen haben und sich erfolgreich am Markt etablieren konnten. Die im Geesthachter Innovations- und Technologiezentrum GITZ ansässige RIFTEC GmbH konnte schon den Landeswettbewerb in Schleswig-Holstein für sich entscheiden. Im bundesweiten Finale setzte sich das Unternehmen gegen die Konkurrenz der anderen 15 Bundesländer durch und erhielt den mit 10.000 Euro dotierten Unternehmenspreis.

TECHNOLOGIETRANSFER Über den Preis freut sich die Abteilung Technologietransfer am GKSS-Forschungszentrum, die das Ausgründungsvorhaben von Beginn an begleitet hat: „Axel Meyer, Christoph Schilling und Alexander von Strombeck, die drei RIFTEC Gründer nutzen die Ergebnisse ihrer Forschungsarbeit, die sie bis zur Ausgrün­ dung in der Abteilung Fügetechnologie betrieben haben“, erklärt Christina Rosenkranz, Ansprechpartnerin für Ausgründungen. „Der Preis ist eine Bestä­ tigung für die anwendungsnahe GKSS-Forschung, die bereits viele erfolgreiche Ausgründungen hervorgebracht hat. RIFTEC konnte sich mit der innovativen Reibschweißtechnik durchsetzen.“

Wissenschaftliche Ergebnisse auch wirtschaftlich zu verwerten setzt die genaue Kenntnis möglicher Anwendungsgebiete voraus. Gleichzeitig sind gute Marktkenntnisse sowie Kontakte zu Lizenzinteressenten und Kooperationspartnern erforderlich. Hierbei unterstützt die Abteilung „Recht und Technologietransfer“ des GKSS-Forschungszentrums. Information und Beratung erhalten Sie bei Christina Rosenkranz, Geesthacht, 87-1713. Innovationsberater gesucht Das GKSS-Forschungszentrum sucht gemeinsam mit dem Geesthachter Innovationszentrum GITZ und der Wirtschafts- und Technologieförderung SchleswigHolstein (WTSH) einen Innovationsberater. Ideal wäre ein Wissenschaftler oder eine Wissenschaftlerin mit dem Schwerpunkt Werkstoff- oder Oberflächentechnik, der zudem über betriebswirtschaftliche Kenntnisse verfügt und ein ausgeprägtes Interesse an der wirtschaftlichen Umsetzung neuer Technologien hat. Zu den zukünftigen Aufgaben zählen, die Technologieangebote und Dienstleistungen der GKSS nachfrageorientiert aufzubereiten und zum Beispiel an Lizenzinteressierte zu vermitteln. Mehr Informationen bei Christina Rosenkranz, Geesthacht, 87-1713.

Veranstaltungen I GKSS II

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von den azubis gewählt gästefahrt zur Ostsee

_ Martin Musiol (li.), in Ausbildung zum Elektroniker, Linda Horstmann (m.) und Franziska Bodmann (re.), beide in Ausbildung zur Industriekauffrau, sind die neuen Vertreter der Auszubildenden des GKSS-Forschungszentrums Geesthacht. In dieser Funktion sind sie Ansprechpartner in allen Fragen und Belangen der Auszubildenden. Telefon: Geesthacht -2731 (Musiol), -1747 (Horstmann), -1627 (Bodmann).

_ Der Gästebeauftragte des GKSSForschungszentrums, Peter Kummerow, hat bereits einige Reisen für die ausländischen Mitarbeiter aus Geesthacht organisiert. Diesmal waren die Teltow-Mitarbeiter aus China, Estland und den U.S.A. dabei. Die kleine Reisegruppe besuchte unter anderem das Historisch-Technische Informationszentrum in Peenemünde sowie die Badeorte Sellin und Prora auf Rügen.

Klare worte – preisträger gekürt

Interaktives modell _Einfach den Maschinentelegraph um­legen – schon startet die MiniaturFähre mit der FerryBox an Bord ihre Fahrt. Unter realen Bedingungen lassen sich dabei unterschiedliche Messparame­ ter (Salzgehalt etc.) auf den Monitoren verfolgen. Auf einem Touchscreen erfährt der Nutzer zudem Wissenswertes zum Thema Monitoring von Küstenmeeren. Das neue, interaktive Modell steht Besuchergruppen zur Verfügung und soll auf Messen eingesetzt werden. Ermög­ licht wurde der Bau des Modells durch den Förderverein des GKSSForschungszentrums.

_ Im Wettbewerb „Verständliche Wissenschaft“ des GKSS-Forschungszentrums Geesthacht überzeugte der Biochemiker Dr. Bernd Lepenies vor rund 250 Zuschauern im „Kleinen Theater Schillerstraße“ mit seinem Vortrag: „Molekulare Schalter gegen Malaria – on oder off?“. Der zweite Platz ging an die Chemie-Ingenieurin Dr. Regina Palkovits für ihren Vortrag „Von chemischen Spiegelbildern und angeleinten Katalysatoren.“ Der Vortrag „Passende Teile und die Evolution im Reagensglas“ von der Biotechnologin Dr. Christine Reinemann wurde von der Jury aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Medien mit dem dritten Preis belohnt. Der Wissenschaftliche Geschäftsführer der GKSS, Professor Dr. Wolfgang Kaysser, überreichte den drei Gewinnern des Jahres 2008

die mit insgesamt 5000 Euro dotierten Preise. „Die Jury hatte es nicht leicht, unter den sieben Vorträgen die drei besten auszuwählen. Alle Beiträge waren auf einem hohen Niveau und haben uns die Faszination der Wissenschaft spüren lassen“, so Kaysser in seiner Laudatio.

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II GKSS

Personalia I GKSS II

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willkommen Im GKSS-Forschungszentrum engagieren sich rund 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, so steht es auf unserer Homepage. Manchmal ist das schon die kleinste Gemeinsamkeit, die wir haben. Denn natürlich sind wir alle Individuen: Wir alle haben unterschiedliche Lebensentwürfe, besitzen verschiedene Nationalitäten, arbeiten

in allerlei Berufen und verfolgen mancherlei Ziele. Umso spannender ist es zu erfahren, wie die Kollegen leben und nach welchen Vorstellungen sie ihr Leben und ihre Arbeit eingerichtet haben. In dieser Rubrik, die hiermit regelmäßig eingeführt wird, stellen wir die unterschiedlichen Lebensentwürfe vor.

GA N Z PE R SÖ N L I C H

Dr. José Bellosta von Colbe Den Beginn macht Dr. José Bellosta von Colbe. Der Wissenschaftler arbeitet in der Abteilung „Nanotechnologie“ am Institut für Werkstoffforschung in Geesthacht. 36 Jahre – Deutsch-Spanier – verheiratet – ein Kind. Mitarbeiter seit Januar 2007.

unter uns: Sie waren an verschiedenen Forschungszentren beschäftigt. Was unterscheidet unser Zentrum von diesen? GKSS ist viel praxisnaher als die anderen. Gerade deswegen bin ich hierher gekommen. unter uns: Was könnte man bei GKSS verbessern? Viele Prozeduren sind zu bürokratisch. Das zu vereinfachen wäre toll. unter uns: Zum Thema Work-Life-Balance: Wie ausbalanciert ist ihr Leben? Im Moment geradezu ideal. In der persönlichen Ebene genieße ich das schnelle und gesunde Aufwachsen meines Sohnes und beruflich gibt es viele spannende Projekte. Außerdem bin ich gerade in Elternzeit gegangen und kann mich um mein Kind kümmern. Es ist fantastisch, dass es so eine Möglichkeit gibt! unter uns: Was wünschen Sie sich für das kommende Jahr? Dass meine Familie weiterhin gesund und glücklich bleibt und die besagten spannenden Projekte gut ausgehen.

_ Doppelte Unterstützung für das Norddeutsche Klimabüro: seit Sommer 2008 arbeiten Dr. Eva-Maria Gerstner und Julika Doerffer auf dem Gelände der GKSS. Dr. Eva-Maria Gerstner ist seit Juli dafür zuständig, Klimamodelldaten verständlich für die Allgemeinheit aufzubereiten. Derzeit entwickelt die Meteorologin einen digitalen Klimaatlas für Norddeutschland, der demnächst im Internet veröffentlicht wird. Eva-Maria Gerstner studierte in Münster und Bonn Geografie, mit Schwerpunkt Meteorologie. Sie promovierte im Fach Meteorologie im Rahmen eines geowissenschaftlichen Sonderforschungsbereichs (SFB) an der Universität Bonn mit einer Arbeit zum Thema Niederschlagsquantifizierung aus Radardaten. Danach arbeitete sie im internationalen Forschungsprojekt „Weltregister Wandernder Tierarten“ am Forschungsmuseum Alexander Koenig sowie bei der Firma BT GIS in Bonn in den Bereichen WebGIS, Datenbanken und Projektmanagement. Im Norddeutschen Klimabüro nutzt Dr. Gerstner ihre vielseitigen Erfahrungen, um Klimadaten wissenschaftlich, aber allgemeinverständlich aufzubereiten.

Julika Doerffer studierte an der Universität Hamburg Geografie mit sozioökologischen Schwerpunkten. Sie diplomierte und arbeitete in dem interdisziplinären Projekt BIOTAAfrica zur Erforschung des Wandels der Biodiversität durch Klimawandel und Landnutzung in Südafrika. Im Rahmen des wissenschaftlichen Netzwerkes DesertNet hat sie zahlreiche Tagungen und wissenschaftliche Ausstellungen organisiert. Im Institut für Küstenforschung ist sie keine Unbekannte: Bevor sie im Klimabüro anfing, organisierte sie den Aufbau des MARCOPOLI-Atlas. Der nun erschienene Atlas stellt mithilfe von Abbildungen und Karten viele neu entwickelte Monitoring Methoden und Verfahren dar, beschreibt deren Anwendung und stellt erste Ergebnisse vor. Im Norddeutschen Klimabüro arbeitet Julika Doerffer an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Praxis. Sie möchte die Wünsche und Fragen der Öffentlichkeit in die Wissenschaft einbringen und so dazu beitragen, gezielt an Fragestellungen aus der Praxis zu arbeiten.

_ Seit dem 1. September ist Dr. Karin Kirstein die neue persönliche Referentin von Prof. Dr. Volker Abetz, dem Institutsleiter Polymerforschung in Geesthacht. Dr. Karin Kirstein studierte in Hamburg Biologie und spezialisierte sich auf Mikrobiologie, Biochemie und Genetik. Zuvor war die promovierte Mikrobiologin in einem Harburger Pharmaunternehmen tätig. Zu ihren neuen Aufgaben zählen die Organisation und Koordination von Projektanträgen, das Erstellen von Präsentationen sowie Unterstützung in den programmatischen beziehungsweise fachlichen Bereichen.

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II GKSS I Personalia

so wissenschaftlich kann weihnachten sein _ Werkstoffforscher Dr. Bala Srinivasan beschichtet einen Weihnachtsbaum aus dem Metall Magnesium. Der „Magnesiumbaum“ funkelt dabei aufgrund der plasmaelektrolytischen Beschichtung, die der Wissenschaftler anschließt. An der Luft sind Magnesiumbauteile zwar in der Regel korrosionsbeständig. Doch ist ein Korrosionsschutz erforderlich, wenn sie zum Beispiel Meerwasser ausgesetzt sind. Am GKSS-Forschungszentrum werden daher korrosionsschützende Beschichtungen entwickelt, die auch zum Beispiel bei mechanischen Beschädigungen noch wirksam sind.

willkommen _ 13 neue Auszubildende für das Forschungszentrum. Insgesamt rund 40 Jugendliche absolvieren gegenwär­ tig am GKSS-Forschungszentrum in Geesthacht ihre Ausbildung in den folgenden Berufsgruppen: Elektroni­ ker/-in, Technische/r Zeichner/-in, Industriemechaniker/-in, Zerspa­ nungsmechaniker/-in und Industrie­ kaufmann/-frau. Weitere fünf Ju­gend­lichen werden am Standort Teltow bei Berlin in den Berufen Chemie­ laborant/-in und Kaufmann/-frau für Bürokommunikation ausgebildet.

In Gedenken _ Am 20. August verstarb unser Mitarbeiter Bernd Köhler. Bernd Köhler war lange Zeit beschäftigt am Institut für Küstenforschung in Geesthacht. Mit ihm verlieren wir einen geschätzten Kollegen. Am 30. September 2008 verstarb unser langjähriger Mitarbeiter Ludwig Meß viel zu früh im Alter von 52 Jahren. Beide Mitarbeiter haben sich immer mit großem Engagement eingesetzt und waren eine wichtige Stütze für die Arbeitskolleginnen und -kolle­gen. Ihre Erfahrung, ihr offener, herzlicher Umgang mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und ihre Hilfsbereitschaft werden uns in Erinnerung bleiben. Unser Mitge­fühl gilt den Angehörigen.

glückwunsch _ Posterpreis für die Teltower Polymerforscherin Anke Wickersheim während der 27. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für klinische Mikrozirkulation und Hämorheologie (DGKMH) Anfang September in Regensburg.

_ Eine wissenschaftliche Veröffentlichung der Werkstoffforscher Dr. Eduard Seib, Mustafa-Volkan Uz und Dr. Mustafa Kocak wurde auf dem „1st International Congress on Welding and Joining Techno­ logies (CESOL)“ Anfang Oktober im spanischen Madrid mit einem „Best Research Paper“ Preis aus­ gezeichnet.

_ Preis für die beste Präsentation an Werkstoffforscher Dr. Sergio Amancio auf der Annual Technical Conference of the Society of Plastics Engineers – ANTEC 2008 in Milwaukee, USA.

_ Küstenforscher Lutz Ahrens erhielt den „Otto Hutzinger Student Award“ für die beste Präsentation auf dem 28. Internationalen Symposium über Halogenierte Persistente Organische Schadstoffe in Birmingham, England.

_ Die Fakultät für Naturwissenschaften der Universität Göteborg hat dem Direktor des Instituts für Küstenforschung Prof. Dr. Hans von Storch die Ehrendoktorwürde für seine Verdienste im Bereich der Klimaforschung verliehen.

_ Die Industrie- und Handelskammer des Landes Brandenburg hat am 7. November die besten Auszubildenden des Jahrgangs 2007/2008 aus­gezeichnet. Einer davon: Sven Schulze. Aufgrund seiner hervorragenden Leistung beendete er im Sommer vorzeitig seine Lehre zum Chemielaboranten in Teltow.

_ Der GKSS-Küstenforscher Dr. Markus Quante wurde im Rahmen seiner Antrittsvorlesung vom Präsidenten der Universität Lüneburg zum Honorar-Professor ernannt.

_ Im Rahmen der „4th Nordic Conference on Plasma Spectrochemistry“ in Loen (Norwegen), wurde der Küstenforscher Dr. Daniel Pröfrock für seinen Beitrag mit einem PosterPreis ausgezeichnet.

_ Im September 1983 startete die Lauenburgerin Petra Simon ihre Berufsausbildung zur Bürokauffrau am Forschungszentrum in Geesthacht. Heute blickt sie auf 25 Jahre berufliche Laufbahn in der Abteilung „Rechnungsprüfung“ zurück. Als „Dienstälteste“ ihrer Abteilung kann sich Petra Simon noch an Zeiten ohne Computer und SAP erinnern. Doch einerlei ob mit oder ohne PC: Durch ihren Job weiß sie immer sehr genau, wieviel Geld die GKSS ge­rade ausgibt.

_ Der Auszubildende Kevin Biel hat seine Prüfung zum Technischen Zeichner mit einer glatten Eins bestanden - das ist das bisher beste Ergebnis aller Auszubildenden im Technikum. Aufgrund seiner guten Leistung wurde er auch von der IHK Lübeck ausgezeichnet.

GKSS-Forschungszentrum Geesthacht GmbH Max-Planck-Straße 1 D-21502 Geesthacht