Stadt Oer-Erkenschwick Rathausplatz 1, Oer-Erkenschwick ENDBERICHT (ENDFASSUNG) INTEGRIERTES KLIMASCHUTZKONZEPT FEBRUAR 2013

Stadt Oer-Erkenschwick Rathausplatz 1, 45739 Oer-Erkenschwick ENDBERICHT (ENDFASSUNG) INTEGRIERTES KLIMASCHUTZKONZEPT FEBRUAR 2013 Stadt Oer-Erkensc...
Author: Walther Lorenz
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Stadt Oer-Erkenschwick Rathausplatz 1, 45739 Oer-Erkenschwick ENDBERICHT (ENDFASSUNG) INTEGRIERTES KLIMASCHUTZKONZEPT FEBRUAR 2013

Stadt Oer-Erkenschwick Integriertes Klimaschutzkonzept Endbericht

Gertec GmbH Ingenieurgesellschaft Martin-Kremmer-Str. 12 45327 Essen Telefon: +49 [0]2 01 24 564-0 Kooperationspartner:

mobilité Unternehmensberatung GmbH Schildergasse 120 50667 Köln Telefon: +49 [0] 2 21 92 1827-0 Auftraggeber:

Stadt Oer-Erkenschwick Fachbereich Stadtentwicklung Rathausplatz 1 45739 Oer-Erkenschwick Telefon: +49 [0] 2368 691-357

Gefördert durch:

Das Integrierte Klimaschutzkonzept wurde im Rahmen der nationalen Klimaschutzinitiative der Bundesregierung gefördert mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit unter dem Förderkennzeichen 03KS1694. Dieser Bericht darf nur unverkürzt vervielfältigt werden. Eine Veröffentlichung, auch auszugsweise, bedarf der Genehmigung durch die Verfasserin. 2

Stadt Oer-Erkenschwick Integriertes Klimaschutzkonzept Endbericht

Inhaltsverzeichnis 1   Das Klimaschutzkonzept der Stadt Oer-Erkenschwick

11  

1.1   Rahmenbedingungen für das Konzept

11  

1.2   Zielsetzung

14  

2   Gesamtstädtische CO2-Bilanzierung

17  

3   Emissionsminderung

23  

3.1   CO2-Minderungspotenziale im Verkehrssektor

24  

3.2   Exkurs: CO2-Einsparpotentiale im Gebäudebestand der Vivawest Wohnen GmbH

27  

4   Akteursbeteiligung zur Maßnahmenentwicklung

33  

4.1   Bisherige Klimaschutzaktivitäten der Stadt Oer-Erkenschwick

34  

4.2   Beirat, Einzelgespräche mit Multiplikatoren und Telefoninterviews

35  

4.3   KlimaCafé, Themenworkshops und Fachgespräche

37  

5   Maßnahmenprogramm für Oer-Erkenschwick

42  

5.1   Darstellung der Kriterien

42  

5.2   Übersicht zum Maßnahmenprogramm

44  

5.3   Handlungsfeld „Die Kommune als Vorbild“

46  

5.4   Handlungsfeld „Erneuerbare Energien, Energieversorgung und -nutzung" 54   5.5   Handlungsfeld „Mobilität“

60  

5.6   Themenspeicher

67  

6   Effekte des Maßnahmenprogramms

90  

6.1   CO2-Minderung

90  

6.2   Zeit- und Kostenübersicht

95  

6.3   Regionale Wertschöpfung und Klimaschutz

97  

7   Klimaschutz und Klimafolgenanpassung

100  

8   Rahmenbedingungen für das Maßnahmenprogramm

101  

8.1   Lokale und regionale Anknüpfungspunkte

101  

8.2   Strukturen im Klimaschutzmanagement

104  

8.3   Vernetzung des Klimaschutzmanagements

105  

8.4   Klimaschutzmanagement und Öffentlichkeitsarbeit

105  

8.5   Klimaschutzmanagement und Erfolgsbilanzierung

111  

9   Fazit

118  

3

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10   Anhang

4

120  

10.1   Umweltpolitische Rahmenbedingungen

120  

10.2   CO2-Bilanzierung

124  

10.3   CO2-Minderungspotentiale

131  

10.4   Bisherige Klimaschutzaktivitäten in Oer-Erkenschwick

148  

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Abbildungsverzeichnis Abbildung 1:     Wirkungsgefüge lokalspezifischer Klimaschutzaktivitäten und umweltpolitischer Rahmenbedingungen (Quelle: Gertec)

13  

Abbildung 2:     Bestehende Zieldimensionen der Emissionsminderung in Deutschland (Quelle: Gertec)

15  

Abbildung 3:     CO2-Ausstoß und Endenergieverbrauch der Gesamtstadt OerErkenschwick (Quelle: Gertec)

18  

Abbildung 4:     CO2-Ausstoß und Energieverbrauch je Einwohner der Stadt Oer-Erkenschwick (Quelle: Gertec)

19  

Abbildung 5:     CO2-Emissionen des Verkehrssektors pro Einwohner im Zeitraum 1990 bis 2009 (Quelle: mobilité)

20  

Abbildung 6:     CO2-Emissionen nach motorisierten Verkehrsmitteln (Quelle: mobilité)

21  

Abbildung 7:        CO2-Emissionen nach Verbrauchssektoren (Quelle: Gertec)

22  

Abbildung 8:     Vergleich CO2-Emissionen vor und nach Realisierung der Einsparpotentiale (Quelle: Gertec)

23  

Abbildung 9:     Emissionsminderungspotentiale (2009-2020) auf Energieverbrauchsseite (Quelle: Gertec)

25  

Abbildung 10:   Emissionsvermeidungspotentiale auf Energieerzeugungs- und -versorgungsseite in Tonnen CO2 pro Jahr (Quelle: Gertec)

25  

Abbildung 11:   Abgeschätzter Anteil des Gebäudebestandes der Vivawest Wohnen GmbH an Nutzwärme und CO2-Emissionen der privaten Haushalte der Stadt Oer-Erkenschwick (Quelle: Gertec)

30  

Abbildung 12:   Abgeschätztes Einsparpotential in dem Gebäudebestand der Vivawest Wohnen GmbH in Oer-Erkenschwick (Quelle: Gertec)

31  

Abbildung 13:  Dimensionen der Nachhaltigkeit (Quelle: Gertec)

33  

Abbildung 14:   CO2-Einsparungen in den Handlungsfeldern (Quelle: Gertec)

90  

Abbildung 15:  CO2-Einsparungen in den Sektoren (Quelle: Gertec)

91  

Abbildung 16:   Darstellung der Wirkung des Maßnahmenprogramms im Vergleich zu Einsparzielen und Einsparmöglichkeiten (Quelle: Gertec)

93  

Abbildung 17:   Lokale und regionale Aktivitäten, Initiativen, Strukturen und Netzwerke (Quelle: Gertec)

101  

Abbildung 18:   Beispiel-Maskottchen „Klima.Schutz.Aktion!“ (Quelle: Gertec)

108  

Abbildung 19:   Gesamtstädtischer Endenergieverbrauch Stadt OerErkenschwick in GWh pro Jahr (Quelle: Gertec)

126  

Abbildung 20:   Absolute CO2-Emissionen des Verkehrssektors im Zeitraum 1990 bis 2009 (Quelle: mobilité)

130  

Abbildung 21:   CO2-Einsparpotenziale über Energieträger in Tsd. Tonnen CO2 (Quelle: Gertec)

140  

5

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Abbildung 22:   CO2-Einspapotenziale über Verbrauchssektoren in Tsd.t CO2/a (Quelle: Gertec)

140  

Abbildung 23: Modal-Split der Stadt Oer-Erkenschwick (Quelle: mobilité)

148  

6

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Tabellenverzeichnis Tabelle 1:     CO2-Minderungspotentiale durch Verkehrsverlagerung auf Basis der ermittelten CO2-Bilanzwerte (Quelle: mobilité)

24  

Tabelle 2:     Tabellarische Gesamtübersicht zentraler Daten (Quelle: Gertec)

26  

Tabelle 3:     Übersicht zu der Zuordnung des VIVAWEST-Gebäudebestandes zu den IWU-Gebäudetypen (Quelle: Gertec)

29  

Tabelle 4:     Übersicht der Maßnahmenkriterien (Quelle: Gertec)

42  

Tabelle 5:     Übersicht des Maßnahmenprogramms (Quelle: Gertec)

45  

Tabelle 6:     Übersicht zur CO2-Emission (Quelle: Gertec)

92  

Tabelle 7:     Datengrundlage zur Erstellung der CO2-Bilanz (Quelle: Gertec)

125  

Tabelle 8:     Gesamtstädtischer Endenergieverbrauch Oer-Erkenschwicks in GWh und CO2 mit Anteil der Energieträger (Quelle: Gertec)

127  

Tabelle 9:     Datengrundlage zur Erstellung der CO2-Bilanz für den Verkehrssektor Oer-Erkenschwick´s (Bilanzierungszeitraum: 1990-2009) (Quelle: mobilité)

129  

Tabelle 10:   Stromanwendungen Haushalte (Quelle: Gertec nach Prognos 2006)

132  

Tabelle 11:   Potentiale im tertiären Wirtschaftssektor (Quelle: Gertec nach Prognos 2006)

133  

Tabelle 12:   Stromeinsparungen im primären und sekundären Wirtschaftssektor (Quelle: Wuppertal Institut 2006)

133  

Tabelle 13:   Prozentuale Aufteilung der Anwendungszwecke (Quelle: Gertec)

135  

Tabelle 14:   Ermittelter Endenergieverbrauch nach Anwendungszwecken (Quelle: Gertec)

135  

Tabelle 15:   Errechnete CO2-Emission nach Anwendungszwecken (Quelle: Gertec)

136  

Tabelle 16:   Einsparraten je Sektor und Energieträger nach Anwendungszwecken (Quelle: Gertec)

137  

Tabelle 17:   Wirtschaftliche Einsparpotenziale bis 2020 in GWh (Quelle: Gertec)

138  

Tabelle 18:   Wirtschaftliche Einsparpotenziale bis 2020 in Tsd. Tonnen CO2 (Quelle: Gertec)

139  

   

7

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Abkürzungsverzeichnis a

Jahr

ADFC

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club e.V.

AGFS

Arbeitsgemeinschaft freier Schulen

BA

Bundesagentur für Arbeit

BAFA

Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle

BHKW

Blockheizkraftwerk

BImSchG

Bundesimmissionsschutzgesetz

BMU

Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit

BMVBS

Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung

Bsp.

Beispiel

bspw.

beispielsweise

CO2

Kohlenstoffdioxid

d.h.

das heißt

DIN

Deutsches Institut für Normung

e.V.

eingetragener Verein

eea

European Energy Award®

EEG

Erneuerbare-Energien-Gesetz

EEWärmeG

Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz

EFH

Einfamilienhaus

ehem.

ehemalige

EnEV

Energie-Einsparverordnung

EngVN

Handlungsfeld „Erneuerbare Energien, Energieversorgung und -nutzung“

etc.

und so weiter

EU

Europäische Union

evtl.

eventuell

FW

Fernwärme

ggf.

gegebenenfalls

GHD

Gewerbe/Handel/Dienstleistung

GKD

Gemeinsame kommunale Datenzentrale

GmbH

Gesellschaft mit beschränkter Haftung

GMH

Großes Mehrfamilienhaus

GWh

Gigawattstunde

HEIZ

Raumheizung

HH

Kategorie private Haushalte

HzH

Haus-zu-Haus

i.H.v.

in Höhe von

IKSK

Integriertes Klimaschutzkonzept

inkl.

inklusive

IRS

Institut für Regionalplanung und Stadtentwicklung

IT.NRW

Information und Technik Nordrhein-Westfalen

IUK

Information und Kommunikation

IWU

Institut Wohnen und Umwelt

KBA

Kraftfahrtbundesamt

KfW

Kreditanstalt für Wiederaufbau

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Stadt Oer-Erkenschwick Integriertes Klimaschutzkonzept Endbericht

KfZ

Kraftfahrzeug

KH

Kreishandwerkerschaft

km

Kilometer

KMU

kleine und mittlere Unternehmen

KomVor

Handlungsfeld „Die Kommune als Vorbild“

KÜHL

Kühlung für Gebäude und technische Kälte

kWel

Kilowatt elektrisch

kWh

Kilowattstunde

KWK

Kraft-Wärme-Kopplung

KWKG

Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz

LCA

Life-Cycle-Assessment (Analyse der Umweltwirkungen von Produkten während des gesamten Lebensweges – Ökobilanz)

LED

Light Emitting Diode

LICHT

Beleuchtung

LKW

Lastkraftwagen

m

2

Quadratmeter

mbH

mit beschränkter Haftung

MECH

Antriebe, mechanische Arbeit, Lüftung, Druckluft

MFH

Mehrfamilienhaus

MIV

Motorisierter Individualverkehr

Mo.

Modernisierungspaket

Mob

Handlungsfeld „Mobilität“

MP

Maßnahmenprogramm

MWh

Megawattstunde

NaWaRo

Nachwachsende Rohstoffe

NLE

nicht-leitungsgebundene Energieträger (z.B. Heizöl, Flüssiggas, Holzpellets)

NRVP

Nationaler Radverkehrsplan

NVP

Nahverkehrsplan (hier des Kreises Recklinghausen)

NRW

Nordrhein-Westfalen

o.ä.

oder ähnliches

ÖPNV

Öffentlicher Personennahverkehr

ÖV

Öffentlicher Verkehr

PB

Produktbereich

PKW

Personenkraftwagen

PM

Particulate Matter, Maß für Feinstaubbelastung

progres.nrw

Programm f. Rationelle Energieverwendung, Regenerative Energien und Energiesparen

PROZ

Prozesswärme

PV

Photovoltaik

REN

Rationale Energieverwendung und Nutzung unerschöpflicher Energiequellen

RH

Reihenhaus

RLT

Klima- und Raumlufttechnik

s. Kap.

siehe Kapitel

SPFV

Schienenpersonenfernverkehr

SPNV

Schienenpersonennahverkehr

SWOT

Strength (Stärken), Weakness (Schwächen), Opportunities (Chancen), Threats (Bedrohungen)

9

Stadt Oer-Erkenschwick Integriertes Klimaschutzkonzept Endbericht

t

Tonne

TA-Luft

Technische Anleitung zur Reinhaltung der Luft

Tsd.

Tausend

TWh

Terrawattstunde

TZ

Tageszeitung

u.a.

unter anderem

uvm

und vieles mehr

U-Wert

Wärmedurchgangskoeffizient/Wärmedämmwert

v.a.

vor allem

VCD

Verkehrsclub Deutschland

vgl.

vergleiche

VHS

Volkshochschule

vs.

gegenüber gestellt

VZ

Verbraucherzentrale

WiFö

Wirtschaftsförderung

Wirt I, II+III

Kategorie primärer, sekundärer und tertiärer Sektor Bereich Wirtschaft

WW

Warmwasser

z.B.

zum Beispiel

z.T.

zum Teil

10

Stadt Oer-Erkenschwick Integriertes Klimaschutzkonzept Endbericht

1 Das Klimaschutzkonzept der Stadt Oer-Erkenschwick 1.1 Rahmenbedingungen für das Konzept Die Stadt Oer-Erkenschwick liegt östlich der Kreisstadt Recklinghausen im Kreis Recklinghausen am südlichen Rande der Haard, die Teil des Naturparks Hohe Mark ist. Im Rahmen der interkommunalen Zusammenarbeit bildet Oer-Erkenschwick mit den Nachbarstädten Datteln, Waltrop und dem Halterner Stadtteil Flaesheim die inoffizielle Region Ostvest. Das Stadtgebiet ist gegliedert in die vier Ortsteile Oer, Klein-Erkenschwick, Groß-Erkenschwick und Rapen. Die städtische Fläche erstreckt sich auf 38,8 m2 und wird zu über zweidritteln land- und forstwirtschaftlich genutzt. Bis 1997 wurde die Wirtschaftsstruktur in der Stadt von dem Steinkohlebergbau und der Kokerei bestimmt. Durch den Wegbruch dieses Wirtschaftszweiges weist Oer-Erkenschwick heute eine relativ hohe Arbeitslosigkeit auf. Neben einem fleischverarbeitenden Großbetrieb hat vor allem der Handel an Bedeutung gewonnen. Ein großer Teil der Bewohner arbeitet jedoch außerhalb der Stadt. Oer-Erkenschwick hat sich zu einem attraktiven Wohnstandort entwickelt und weist für die letzten 10 Jahre ein positives Wanderungssaldo auf, das über dem Durchschnitt Nordrhein-Westfalens liegt. Im Jahr 2010 betrug die Einwohnerzahl 30.312. Bis 2030 ist im Zuge des demographischen Wandels mit einem leichten Rückgang der Bevölkerungszahl zu rechnen sowie einem deutlichen Anstieg in der Altersklasse der 65-jährigen und älteren. Eine wichtige Bedeutung für den Wohnstandort Oer-Erkenschwick haben die Erholungsund Freizeitqualität sowie der Sport. Das städtische Leben ist geprägt von einem breiten und vielfältigen Vereinsleben. Während in der Nordhälfte des Gemeindegebietes Oer-Erkenschwicks aufgrund der flächenmäßigen Dominanz der Haard lediglich ein geringes Verkehrsaufkommen zu verzeichnen ist, weist die Südhälfte ein dichteres Straßennetz aus Land-, Kreis und Gemeindestraßen mit einem entsprechend höheren Verkehrsaufkommen auf. Im Westen ist Oer-Erkenschwick durch die Anschlussstelle Recklinghausen-Herten an die Autobahn 43 angebunden, im Süden durch die Anschlussstelle Henrichenburg an die Autobahn 2. Das tägliche Pendleraufkommen beziffert sich auf ca. 16.600 Personen, wovon rund 75% Auspendler sind und somit ein deutlicher Auspendlerüberschuss vorliegt. Im Bereich des öffentlichen Verkehrs wird Oer-Erkenschwick durch sieben Buslinien1 der Vestische Straßenbahnen GmbH bedient, die im Stadtzentrum überwiegend im Halbstundentakt verkehren. Ein Bahnhof ist in Oer-Erkenschwick nicht vorhanden. Der nächstgelegene Anschluss an das Netz des Schienenpersonenverkehrs ist der Bahnhof in Recklinghausen. Für den Radverkehr im Freizeit- und Tourismussegment bietet Oer-Erkenschwick insbesondere im nördlichen Teil durch den Naturpark Hohe Mark gute Voraussetzungen. Auch in der Südhälfte liegen aufgrund der überwiegend flachen Topographie gute Bedingungen für die Fahrradnutzung im Berufs- und Freizeitverkehr vor.

1

Buslinien: 226, 230, 231, 232, 234, SB 24, NE 4

11

Stadt Oer-Erkenschwick Integriertes Klimaschutzkonzept Endbericht

Mit dem Beschluss der bundesdeutschen Regierung zum Atomausstieg bis zum Jahr 2022 steuert Deutschland einem post-atomaren Zeitalter entgegen, das neue Anforderungen insbesondere an die Energieerzeugung, -versorgung und -nutzung in jeder Kommune mit sich bringt. Auf Ebene der Europäischen Union (EU), der Bundesrepublik Deutschland sowie der Landesregierung werden somit Rahmenbedingungen gesetzt und Entwicklungen initiiert, die einen Handlungsrahmen und gleichzeitig Chancen für kommunales Klimaschutzhandeln bieten. Es gibt prinzipiell drei mögliche Reaktionen regionaler Entscheidungsträger auf diese Entwicklung: den Versuch, bestehende Strukturen so lange wie möglich zu erhalten bzw. das Zuschauen und Abwarten, was passiert oder das aktive Ergreifen der sich bietenden Chancen. Das Klimaschutzkonzept gibt für letztere Option eine Hilfestellung. Immer mehr Kommunen engagieren sich für Klimaschutz, Energieeffizienz und erneuerbare Energien. Die Stadt Oer-Erkenschwick gehört zu dieser Gruppe und hat in der Vergangenheit bereits einige Maßnahmen umgesetzt oder auf den Weg gebracht. Dabei handelt es sich sowohl

• um „nach außen“ gerichtete Maßnahmen wie Beratungsaktivitäten privater Hausbesitzer im Rahmen einer Thermografieaktion, als auch

• um „nach innen“ gerichtete Maßnahmen wie z.B. den Anschluss der städtischen Liegenschaften an eine Gebäudeleitstation und die Durchführung einer „Aktionswoche E-fit“ mit dem Ziel der Sensibilisierung der Verwaltungsmitarbeiter für energiesparendes Verhalten.

• Im Verkehrsbereich sind z.B. umfassende Optimierungsvorschläge im Bereich ÖPNV sowie Radverkehr im Rahmen der Fortschreibung des Verkehrskonzeptes erarbeitet worden sowie aktuell Elektrofahrräder für die Verwaltung angeschafft worden. Parallel wurde ebenfalls eine entsprechende Ladeinfrastruktur geschaffen. Im Rahmen des 2005 entwickelten Stadtentwicklungskonzeptes Oer-Erkenschwick 2015 werden bereits Aspekte des lokalen Klimaschutzes thematisiert. Bei der in diesem Zusammenhang geführten Leitbilddiskussion wurden von den Mitgliedern des „Lenkungsausschusses Stadtumbau“ bei den Wunschvorstellungen und Entwicklungszielen für die Stadtentwicklung in Oer-Erkenschwick bis zum Jahr 2015 u.a. der Ausbau des Radwegenetzes und die Renovierung der Häuser an der Stimbergstraße genannt. Im Hinblick auf Maßnahmen und Strategien wurden auch klimaschutzbedeutsame Aspekte wie eine ökologische Mustersiedlung und dezentrale Heizkraftwerke genannt. Von interessierten Bürgern Oer-Erkenschwicks wurden im Rahmen einer Planungswerkstadt bei den Wunschvorstellungen und Entwicklungszielen u.a. eine autofreie CityZone sowie die Reduzierung des Flächenverbrauchs und der Versiegelung genannt. Folgende räumliche Modernisierungsschwerpunkte wurden im Rahmen des Stadtentwicklungskonzeptes Oer-Erkenschwick 2015 herausgearbeitet:

• 1950er und 60er Jahre Zeilensiedlungen sowie Großwohnsiedlungen der 1970er Jahre in Oer, Klein-Erkenschwick und Honermannsiedlung

• Großwohnsiedlungen der 1960er und 70er Jahre zwischen dem Stadtpark und der Horneburger Straße (z.B. Longbentonstraße, Kampstraße, Schultenstraße)

• Gebäudebestand der 1950er und 60er Jahre im Musikerviertel in Groß-Erkenschwick (z.B. Beethovenstraße, Adam-Stegerwald-Straße, Heinrich-Imig-Straße)

• Stadtzentrum bzw. Innenstadt (u.a. Fassadengestaltung / -modernisierung)

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Stadt Oer-Erkenschwick Integriertes Klimaschutzkonzept Endbericht

Im Rahmen der 2009 veröffentlichten Potentialstudie „Oer-Erkenschwick – hier lebe ich gern...“ wird das Thema Energie ebenfalls aufgegriffen und es werden die lange Tradition sowie die zukünftigen Entwicklungspotentiale in diesem Bereich herausgestellt. Bei dem Herausarbeiten von Alleinstellungsmerkmalen für die Stadt wird die Spezialisierung auf den Aspekt Energieeffizienz in Form der Besetzung von Nischen in Anlehnung beispielsweise an die Solarstadt Gelsenkirchen empfohlen. Um das Thema „neue Energien“ in der Stadt zu entwickeln, wird vorgeschlagen, auf dem ehemaligen Zechengelände auch ein Energiekompetenzzentrum zu planen.

Abbildung 1: Wirkungsgefüge lokalspezifischer Klimaschutzaktivitäten und umweltpolitischer Rahmenbedingungen (Quelle: Gertec) Umweltpolitische Leitlinien und Gesetze (für Beispiele siehe Abbildung 1, ausführlich im Anhang 10.1) werden de facto je nach lokal-spezifischem Profil auf kommunaler Ebene umgesetzt oder vereinzelt auch übertroffen. Die Anforderungen werden einen erheblichen Strukturwandel mit sich bringen. Dieser wird bei der Vielzahl an klimaschutzrelevanten Akteuren z.T. weitreichende Konsequenzen haben. Kommune und lokale Initiativen:

• Sensibilisierung der lokalen Akteure für Klimaschutzthemen sowie Darstellung individueller Vorteile.

• Motivation und Aufzeigen der jeweiligen Handlungsoptionen im Bereich des Klimaschutzes.

• Vermittlung bzw. Verbreitung von Informationen zu Klimaschutzmaßnahmen. • Erstellen einer regionalen Strategie zur Energieversorgungsumstellung und rationellen Energieverwendung mit dem Einbezug einer Vielfalt an Energiequellen sowie einer Vielfalt an Energieproduktionstechniken bzw. Energieprodukten. Konsumenten:

• Genaue Nachkalkulation der Energiepreise oder Prüfung der Option, selbst Energieproduzenten zu werden.

• Analyse der verschiedenen Möglichkeiten zur rationellen Energieverwendung bzw. Nutzung erneuerbarer Energien.

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Stadt Oer-Erkenschwick Integriertes Klimaschutzkonzept Endbericht

• Reflexion der eigenen Bedürfnisse und Anpassung des Lebensstils. Produzenten und Dienstleister:

• Anpassen des eignen Angebotes und das Gestalten, Vertreiben oder Beziehen von klimafreundlichen Produkten.

• Umgestaltung der Lehrpläne durch die Bildungsträger und Schulen. Die aufgezeigten Festschreibungen und Perspektiven geben Handlungsimpulse an alle betroffenen Akteure vor Ort.

1.2 Zielsetzung Der Rat der Stadt Oer-Erkenschwick hat am 14. Juli 2011 einstimmig beschlossen, den erforderlichen Eigenanteil in Höhe von 5% der Fördergesamtsumme für die Erarbeitung eines integrierten Klimaschutzkonzeptes zur Verfügung zu stellen. Hiermit wird das Ziel verfolgt, ortsspezifisch vorhandene CO2-Einsparpotentiale zu identifizieren auf deren Grundlage ein umsetzbares Maßnahmenprogramm entwickelt wird, das einen Beitrag zum Klimaschutz leisten kann. Zu berücksichtigen sind hierbei z.B. die Ziele des Klimaschutzgesetzes NRW (laut Gesetz zur Förderung des Klimaschutzes in Nordrhein-Westfalen, Gesetzentwurf der Landesregierung - Drucksache 16/127 vom 26.06.2012), welche u.a. vorsehen



die Gesamtsumme der Treibhausgasemissionen in NRW bis zum Jahr 2020 um mindestens 25% in Relation zum Basisjahr 1990 (Bundesregierung: 40%) und



bis zum Jahr 2050 um mindestens 80% in Relation zum Basisjahr 1990 (Bundesregierung: 80-95%) zu senken.

Mit dem Beitritt zum Klima-Bündnis hat sich die Stadt Oer-Erkenschwick bereits im Jahr 2001 zu ambitionierten Einsparzielen von Kohlenstoffdioxid (CO2) verpflichtet, u.a.:

• einer Reduktion des CO2-Ausstoßes alle 5 Jahre um 10%, • einer Reduktion des CO2-Ausstoßes pro Kopf um 50% bis 2030 in Relation zum Basisjahr 1990,

• einem langfristig dauerhaften Niveau von 2,5 Tonnen CO2-Äquivalent pro Einwohner und Jahr. Im Rahmen des vorliegenden Klimaschutzkonzeptes wird dabei auf die Zielwerte des Klimaschutzgesetzes NRW verwiesen, welches aus gutachterlicher Sicht unter den ortsspezifischen Rahmenbedingungen einen realistischen Handlungsrahmen bildet und daher zu den Effekten des Klimaschutzkonzeptes in Relation gesetzt wird. Einen Vergleich der bundesdeutschen Emissionseinsparziele, den Zielwerten des Klimaschutzgesetzes NRW und denen des Klima-Bündnisses auf der Basis der Emissionswerte der Stadt Oer-Erkenschwick zeigt die folgende Grafik. Die ersten beiden Balken (blau) bei den drei verschiedenen Emissionsminderungszielen kennzeichnen jeweils die im Rahmen der CO2-Bilanz ermittelten CO2-Emissionen für die Jahre 1990 und 2010. Eine Ausnahme bildet der zweite Balken (helllila) bei dem Emissionsminderungsziel des KlimaBündnisses, da entsprechend dem Beitritt der Stadt Oer-Erkenschwick 2010 der Wert von 202 Tsd. Tonnen hätte erreicht werden müssen. Die beiden letzten Balken (lila) bei den drei verschiedenen Zielsetzungen kennzeichnen die CO2-Emissionswerte, die in den Jahren 2020 und 2050 jeweils erreicht werden müssen.

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Status Quo und Zielwerte einer Emissionsminderung! Tsd. Tonnen CO2! 300! 250! 200! 150!

237!

237!

227! -4%!

-4%!

142!

1990!

237!

227!

2010!

202! 178!

2020!

-15%! 164!

-25%!

2050!

-31%!

-40%!

87!

100! 50! 0!

47! 24!

-63%!

-80%!

-90%!

Emissionsminderungsziel ! Emissionsminderungsziel ! laut Bundesregierung! laut Klimaschutzgesetz NRW!

Emissionsminderungsziel ! laut Klima-Bündnis!

Abbildung 2: Bestehende Zieldimensionen der Emissionsminderung in Deutschland (Quelle: Gertec) Die skizzierten Rahmenbedingungen und die politischen Emissionsminderungsziele sowie bestehende Klimaschutz-Aktivitäten wurden inhaltlich mit der Erstellung des vorliegenden integrierten Klimaschutzkonzeptes aufgegriffen. Die Entwicklung des vor allem auf Umsetzbarkeit ausgerichteten Maßnahmenprogramms erfolgte unter Einbindung lokaler Akteure. Dabei stand die Initiierung dauerhaft getragener Prozesse unter Beteiligung von Multiplikatoren sowie die Initiierung konkreter Einzelvorhaben mit Beispielcharakter im Vordergrund. Mit diesem Ansatz bietet das integrierte Klimaschutzkonzept für den skizzierten Emissionsminderungspfad eine aktuelle Entscheidungsgrundlage bezüglich lokalspezifischer Klimaschutzaktivitäten. Das integrierte Klimaschutzkonzept ist in insgesamt sechs zentrale Teile aufgeteilt: A) Erstellung einer gesamtstädtischen CO2-Bilanz B) Sektorspezifische Ermittlung von CO2-Minderungspotenzialen C) Initiierung eines Beteiligungsprozesses zur Maßnahmenentwicklung D) Erstellung eines Maßnahmenprogramms mit Prioritäten E) Umsetzungskonzept für Netzwerkbildung und Öffentlichkeitsarbeit F) Konzept für Fortschreibung und Erfolgsbilanzierung Die gesamtstädtische CO2-Bilanz gibt einen Einblick in die bisherige Entwicklung sowie den aktuellen Stand der städtischen Emissionen. Ausgehend von den aktuellen Emissionen erfolgt die Einschätzung ihrer sektorspezifischen Minderungspotenziale. Diese geben Hinweise auf die zukünftigen Handlungsfelder für die Einsparung von CO2Emissionen. Der Beteiligungsprozess, zu dem die Akteursgespräche, der Projektbeirat sowie die themenbezogenen Workshops gehören, dient der Erstellung des Maßnahmenprogramms. Die Maßnahmen werden nach zentralen Kriterien gewertet, Umsetzungszeitraum und Kostenkalkulation werden im Zeit- und Kostenplan dargestellt. Mit der Effektabschätzung des Maßnahmenprogramms wird eine Aussage getroffen, in welchem

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Maß die sektorspezifischen Einsparpotenziale erschlossen werden können und in welcher Relation dies zu den städtischen Zielsetzungen steht. Mit den Konzepten zur Netzwerkbildung und Öffentlichkeitsarbeit sowie Fortschreibung und Erfolgsbilanzierung werden Rahmenkonzepte geliefert, die der erfolgreichen Umsetzung sowie Fortführung des Maßnahmenprogramms dienen. Die Bearbeitung der jeweiligen Themenbereiche zur Mobilität erfolgte hierbei von der mobilité Unternehmensberatung GmbH in Köln.

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2 Gesamtstädtische CO2-Bilanzierung Das Klima-Bündnis europäischer Städte hat zusammen mit der europaweit agierenden Firma Ecospeed (www.ecospeed.ch) ein Energie- und CO2-Bilanzierungstool für Kommunen entwickelt (ECORegion smart DE), welches die vergleichsweise einfache Erarbeitung standardisierter Energiebilanzen ermöglicht. Seit dem Frühjahr 2011 gibt es eine gemeinsame Lizenz aller Kommunen in Nordrhein-Westfalen, die kostenlos zur Verfügung gestellt wird. Das Tool erlaubt die Erstellung gesamtstädtischer primär-2 und endenergiebezogener3 Energie- und CO2-Bilanzen bereits ab einer geringen Eingabe von statistisch verfügbaren Daten. Das Programm ermöglicht Vergleiche diverser Sektoren (z.B. Haushalte, Wirtschaft, Verkehr) sowie Vergleiche diverser Energieträger (z.B. Strom, Benzin, Erdgas) im Hinblick auf die jeweiligen Anteile an den gesamten CO2-Emissionen der Stadt OerErkenschwick. Die Aussagegenauigkeit hängt davon ab, in welchem Umfang spezifische Daten zur lokalen Energiesituation (Verbrauchsdaten von z.B. kommunalen Gebäuden, privaten Haushalten, Wirtschaft, Verkehr, etc.) zur Verfügung stehen. Das Tool bietet den Vorteil, dass durch jährliche Ergänzungen eine umfangreiche kontinuierliche CO2Bilanz erstellt werden kann. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass durch die Nutzung eines einheitlichen Tools ein interkommunaler Vergleich möglich ist. Die Bilanzierung erfolgte bis zu dem Jahr 2010. Die nachfolgend dargestellten Ergebnisse beziehen sich auf den Bearbeitungssachstand der Gutachter im April 2012. Die Emissionen von Großemittenten, die laut nationalem Allokationsplan am Emissionszertifikatehandel teilnehmen, werden – nach Vorgabe des Klima-Bündnisses – nicht mitbilanziert. Diese sind bereits über das Emissionszertifikathandelssystem erfasst und reglementiert. Zudem ist der kommunale Einfluss auf betriebsbedingte Emissionen bzw. Prozessenergien als eher gering einzuschätzen. In Oer-Erkenschwick sind zu dem aktuellen Zeitpunkt keine dieser Großemittenten gelistet. „ECORegion smart DE“ beinhaltet zunächst eine sogenannte „Startbilanz“: Für den Zeitraum 1990 bis 2010 kann auf voreingestellte bundesdeutsche Durchschnittsdaten, die aus Einwohner- und Beschäftigtendaten der Stadt Oer-Erkenschwick berechnet wurden, zugegriffen werden. Darüber hinaus wurde im Rahmen des integrierten Klimaschutzkonzeptes auf der Basis lokal erhobener Verbrauchsdaten (z.B. der Bezirksschornsteinfegermeister) eine sogenannte „Endbilanz“ für das Jahr 2010 erstellt. Auf Grund der im Rahmen des Klimaschutzkonzeptes zur Verfügung stehenden Daten basiert diese jedoch immer noch teilweise auf lokal angepassten Werten der bundesweiten Startbilanzdaten (siehe hierzu ausführlich die Ausführungen in Anhang 10.2 sowie die Übersicht zu den verwendeten Daten in Tabelle 7).

2

Primärenergieträger sind Energieträger, die keiner vom Menschen verursachten Energieumwandlung unterworfen wurden. Hierzu zählen z.B. Stein- und Braunkohle, Erdöl, Erdgas, Holz und Stauseewasser.

3

Endenergieträger sind die Energieträger, die von den Verbrauchern vor der letzten Umwandlung eingesetzt werden. Dies können sowohl Primärenergieträger (z.B. Steinkohle, Erdgas) als auch Sekundärenergieträger (z.B. Heizöl, Koks) sein.

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Der gesamtstädtische Energieverbrauch lag für Oer-Erkenschwick im Jahr 2010 bei rund 729 GWh (Gigawattstunden). Dies entspricht einer CO2-Emission von 227 Tsd. Tonnen CO2 im Jahr 2010. Kommunaler CO2-Ausstoß und Endendergieverbrauch! Tsd. Tonnen! 300!

250!

200!

150!

GWh! 800!

Steinkohle!

700!

Flüssiggas!

600!

Erneuerbare Energien*! Fernwärme!

500!

Erdgas!

400!

Braunkohle!

Kerosin! Diesel!

300!

100!

200!

Heizöl EL! Strom!

50!

2010!

2009!

2007!

2008!

2006!

2005!

2004!

2003!

2001!

2002!

2000!

1999!

1997!

1998!

1996!

1995!

1994!

1993!

1992!

1991!

100!

1990!

0!

Benzin!

0!

Ges. Energieverbrauch!

* Abfall, Biogas, ! Sonnenkollektoren, ! Umweltwärme, Holz!

Jahre!

Abbildung 3: CO2-Ausstoß und Endenergieverbrauch der Gesamtstadt OerErkenschwick (Quelle: Gertec) Den größten Anteil am CO2-Ausstoß in Oer-Erkenschwick hat der Energieträger Strom mit rund 73.826 Tonnen (32,5%). Den zweitgrößten Emissionsanteil bildet Erdgas mit rund 25,8% bzw. 58.463 Tonnen CO2 gefolgt von Diesel mit rund 16,9% bzw. 38.472 Tonnen CO2. Deutlich wird hieran, dass in Oer-Erkenschwick der CO2-Ausstoß durch Dieselfahrzeuge höher ist als der durch benzinbetriebene Fahrzeuge, durch welche im Jahr 2010 rund 29.744 Tonnen CO2 (13,1%) ausgestoßen wurden. Auffällig ist zudem der Anteil an Steinkohle am Gesamt-CO2-Ausstoß der Stadt, der zwar seit 1990 (26.644 Tonnen CO2) stark gesunken ist, im Jahr 2010 aber noch bei 5.788 Tonnen CO2 (rund 2,5%) lag und auf die frühere Bedeutung der Stadt als Standort des Steinkohlenbergbaus zurückzuführen ist. Auch im Bereich des Heizöls ist in Oer-Erkenschwick ein Rückgang bei dem CO2-Ausstoß festzustellen, dessen höchster Wert 1997 bei 25.799 Tonnen CO2 lag und im Jahr 2010 einen Wert von 10.593 Tonnen CO2 (rund 4,7%) aufweist.

18

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Der CO2-Ausstoß pro Einwohner lag in Oer-Erkenschwick im Jahr 2010 bei 7,46 Tonnen CO2. In Oer-Erkenschwick ergibt sich eine Reduktion der Emission um knapp 1 Tonne (ca. 13%) seit 1990. Im Laufe der letzten Jahre ist dieser Wert somit nur geringfügig gesunken4. CO2-Ausstoß und Energieverbrauch je Einwohner! MWh!

Tonnen!

Braunkohle!

10! 9!

25,00!

Flüssiggas!

23,00!

Erneuerbare Energien*! Fernwärme!

8! 7!

Erdgas!

6! 21,00!

5!

Kerosin! Diesel!

4!

19,00!

3!

Benzin! Heizöl EL!

2!

17,00!

2010!

2009!

2007!

2008!

2006!

2005!

2004!

2003!

2001!

2002!

1999!

2000!

1997!

1998!

1996!

1995!

1994!

1993!

1991!

1992!

1990!

1! 0!

Steinkohle!

15,00!

Strom! Energieverbrauch pro EW! * Abfall, Biogas, ! Sonnenkollektoren, ! Umweltwärme, Holz!

Jahre!

Abbildung 4: CO2-Ausstoß und Energieverbrauch je Einwohner der Stadt Oer-Erkenschwick (Quelle: Gertec) Im Bereich Mobilität verteilen sich die CO2-Emissionen der Energieträger Benzin, Diesel, Kerosin und Strom auf diverse motorisierte Verkehrsmittel. Für das Jahr 2009 summierten sich die kommunalen Emissionen im Bereich Verkehr auf einen jährlichen CO2-Ausstoß von 2,5 Tonnen pro Einwohner der Stadt Oer-Erkenschwick. Damit liegt Oer-Erkenschwick in etwa im Bundesdurchschnitt. Bei Betrachtung der absoluten CO2-Emissionen des Verkehrssektors traten von 1990 bis 2005 lediglich geringe Schwankungen auf. Zwischen 2005 und 2009 stiegen die absoluten Emissionswerte jedoch deutlich um 12,5% an (siehe hierzu auch Anhang 10.2.1). Dabei gilt es zu berücksichtigen, dass die Bevölkerungszahl von Oer-Erkenschwick im Bilanzierungszeitraum ebenfalls deutlich um 8,1% gestiegen ist, so dass die verkehrlich verursachten CO2-Emissionen pro Einwohner von 1990 bis 2009 lediglich um 6,9% gestiegen sind (siehe Abbildung 5).

4

Hinweis: Diese Werte können nicht direkt mit dem bundesdeutschen Wert von rund 11 Tonnen CO2 pro Einwohner verglichen werden, da in den die Bilanzen mit dem verwendeten Tool „ECORegion“ (www.ecospeed.ch) keine industriellen Großemittenten betrachtet werden. Ein bundesdeutscher Vergleichswert kann aktuell nicht kommuniziert werden.

19

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CO2-Ausstoß für den Verkehrssektor (pro Kopf) ! Tonnen! 2,5!

2,0!

Kerosin!

1,5!

Diesel!

1,0!

Benzin!

0,5!

2009!

2008!

2007!

2006!

2005!

2004!

2003!

2002!

2001!

2000!

1999!

1998!

1997!

1996!

1995!

1994!

1993!

1992!

1991!

1990!

0,0!

Strom!

Jahre!

Abbildung 5: CO2-Emissionen des Verkehrssektors pro Einwohner im Zeitraum 1990 bis 2009 (Quelle: mobilité) Mit einem Anteil von 55,5% der insgesamt durch den Verkehr verursachten CO2-Emissionen sind PKW´s mit weitem Abstand der größte CO2-Emittent (siehe Abbildung 5). Motorräder, als ein weiterer Bestandteil des motorisierten Individualverkehrs verursachen 0,4% der CO2-Emissionen im Bereich Verkehr. Der öffentliche Verkehr (ÖV) gliedert sich in die Bereiche Schienenpersonennahverkehr, Schienenpersonenfernverkehr und Linienbusse. Die Emissionsanteile dieser öffentlichen Verkehrsmittel liegen jeweils unter 1,0% der Gesamtemissionen des Verkehrssektors. Insgesamt entfallen lediglich 2,4% der verkehrsbedingten CO2-Emissionen der Stadt Oer-Erkenschwick auf den Bereich der öffentlichen Verkehrsmittel. Neben motorisiertem Individualverkehr und öffentlichem Personenverkehr bildet der Flugverkehr den dritten emissionsrelevanten personenbezogenen Verkehrsbereich. Auf den Flugverkehr entfallen 11,6% der CO2-Emissionen des Verkehrssektors. Dieser Wert ergibt sich durch Umlage der bundesweiten Flugverkehrsemissionen auf die Einwohner- und Beschäftigtenanzahl der Stadt Oer-Erkenschwick. Neben den personenbezogenen Verkehrsbereichen ist der Straßengüterverkehr verantwortlich für 29,6% der CO2-Emissionen Oer-Erkenschwicks.

20

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CO2-Ausstoß nach Verkehrsmitteln! 0,8%! 0,8%!

0,5%!

0,4%!

0,8%! CO2-Ausstoß nach Verkehrsmitteln! Personenwagen!

11,6%!

Nutzfahrzeuge! Flug! 55,5%! 29,6%!

Schienennahverkehr/S-Bahn! Schienenpersonenfernverkehr! Linienbusse! Schienengüterverkehr! Motorräder!

Abbildung 6: CO2-Emissionen nach motorisierten Verkehrsmitteln5 (Quelle: mobilité)

5

PKW: Personenkraftwage / SPFV: Schienenpersonenfernverkehr / SPNV: Schienenpersonennahverkehr

21

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Die CO2-Emissionen der Stadt Oer-Erkenschwick verteilen sich folgendermaßen auf die Verbrauchssektoren: Private Haushalte haben einen Anteil von rund 31%, der Anteil im Primär- und Sekundärwirtschaftssektor beträgt rund 28% - hierzu zählen Land- und Forstwirtschaft sowie das produzierende Gewerbe (Bezeichnung: Wirtschaft Sektoren I + II), der im Tertiären Wirtschaftssektor liegt bei rund 6% - Handel und Dienstleistungen (Bezeichnung: Wirtschaft Sektor III), öffentliche Liegenschaften tragen rund 1% zu den Emissionen bei und der Mobilitätssektor liegt bei etwa 35%6. Obwohl den öffentlichen Liegenschaften in Anbetracht der gesamtstädtischen Energieverbräuche mit den zugehörigen CO2-Emissionen nur eine verhältnismäßig geringe Bedeutung zukommt, sollte die Vorbildwirkung von durchgeführten Energieeffizienzmaßnahmen in diesem Bereich nicht unterschätzt werden. Emissionen 2010: 227 Tsd. Tonnen CO2!

Private Haushalte! 69 Tsd. t!

Mobilität! 79 Tsd. t!

34,72%!

Öffentl. Liegenschaften! 2 Tsd. t!

0,68%! 5,63%!

Wirtschaft ! Sektor III! 13 Tsd. t!

30,53%!

28,44%!

Wirtschaft Sektoren I + II! 65 Tsd. t!

Abbildung 7: CO2-Emissionen nach Verbrauchssektoren (Quelle: Gertec)

6

22

Von der mobilité Unternehmensberatung GmbH wurde eine Bilanzierung für das Jahr 2009 vorgenommen. Um in den zentralen Grafiken des vorliegenden Klimaschutzkonzeptes die Werte miteinander vergleichen zu können, wurde von der Gertec GmbH Ingenieurgesellschaft die Zahl für den Mobilitätsbereich auch für das Jahr 2010 ermittelt.

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3 Emissionsminderung In Abbildung 7 zeigt sich, dass vor allem die privaten Haushalte, die Wirtschaftssektoren I und II sowie der Mobilitätsbereich einen großen Beitrag zu den CO2-Emissionen der Gesamtstadt leisten, die öffentlichen Liegenschaften jedoch auf Grund der Bedeutung im Hinblick auf ihre Vorbildwirkung bei der Durchführung von Energieeinspar- und -effizienzmaßnahmen nicht zu unterschätzen sind. Im Folgenden werden die wirtschaftlichen Emissionsminderungspotenziale auf der Energieverbrauchsseite, Emissionsvermeidungspotenziale durch den Einsatz erneuerbarer Energien und durch Veränderungen in der Energieversorgungsstruktur sowie durch Verschiebung des Modal-Splits (der Verteilung des Verkehrsaufkommens auf die verschiedenen Verkehrsträger) betrachtet. Abbildung 8 zeigt die relativen und absoluten Energieeinsparpotenziale bis zum Jahr 2020 sowohl in der Betrachtung über die Energieträger als auch über die Verbrauchssektoren. Es wird angenommen, dass in den aufgezeigten Bereichen in den privaten Haushalten in den kommenden zehn Jahren im Gegensatz zu den technischen Einsparpotenzialen „nur“ die wirtschaftlichen Einsparpotenziale ausgeschöpft werden, deren Erschließung durch die betroffenen Akteure als realistischer einzustufen ist. Die hellblauen Balken zeigen die jeweiligen CO2-Emissionen (in Tsd. Tonnen) im Jahr 2010. Im Vergleich dazu zeigen die dunkelblauen Balken die nach der Umsetzung aller wirtschaftlichen Einsparpotenziale verbleibenden Emissionen. Die Werte für die kommunalen Liegenschaften beinhalten auch die Einsparpotentiale, die im Bereich der Straßenbeleuchtung bestimmt wurden. Tsd. Tonnen CO2! 160!

80! 70!

-12!

-11!

60!

2010!

-14!

-16!

2020!

140! 120!

50!

100!

40!

80! 60!

30!

-3!

-3!

20! 10! 0!

-29!

40!

-0,62!

20! 0!

22%!

18%!

17%!

20%!

19%!

21%!

40%!

20%!

Strom!

Erdgas!

nicht-! leitungsgeb.! Energieträger!

Haus-! halte!

Wirtschaft ! Sektoren I+II!

Wirtschaft ! Sektor III!

kom.! Liegenschaften!

Summe!

Abbildung 8: Vergleich CO2-Emissionen vor Einsparpotentiale (Quelle: Gertec)

und

nach

Realisierung

der

Zu erkennen ist eine mögliche Gesamteinsparung von 20% der CO2-Emissionen. Die mengenmäßig höchsten Einsparpotenziale finden sich bei dem Energieträger Strom und

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in dem Verbrauchssektor Haushalte mit rund 16.000 t CO2 bei den Stromemissionen und rund 14.000 t CO2 in dem Haushaltssektor.

3.1 CO2-Minderungspotenziale im Verkehrssektor Auf Basis der zuvor ermittelten CO2-Bilanzwerte können die Emissionsminderungspotenziale der Kategorien „Verkehrsvermeidung“ und „-verlagerung“ für die Stadt OerErkenschwick analytisch ermittelt werden. Die nachfolgende Tabelle 1 veranschaulicht das jährliche CO2-Einsparpotenzial in Abhängigkeit von der Höhe einer potenziellen Verkehrsverlagerung vom motorisierten Individualverkehr zum öffentlichen Personennahverkehr respektive zum nicht-motorisierten Verkehr. Das ermittelte CO2Minderungspotenzial basiert auf den Verkehrs-, Bevölkerungs- und Beschäftigungsdaten des aktuellen Bilanzierungsjahres 2009. Verlagerung vom motorisierten Individualverkehr (MIV) zum Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) Verlagerung um…

CO2-Einsparung in t / Jahr

…1%-Punkt

531

…3%-Punkte

1.594

…5%-Punkte

2.657

Verlagerung vom motorisierten Individualverkehr (MIV) zum Fahrrad- bzw. Fußgängerverkehr Verlagerung um…

CO2-Einsparung in t / Jahr

…1%-Punkt

665

…3%-Punkte

1.996

…5%-Punkte

3.327

Tabelle 1: CO2-Minderungspotentiale durch Verkehrsverlagerung auf Basis der ermittelten CO2-Bilanzwerte (Quelle: mobilité) Die Höhe der in Oer-Erkenschwick tatsächlich realisierbaren Verkehrsvermeidung und -verlagerung bis zum Jahr 2020 hängt einerseits von der Effektivität bei der Umsetzung des Maßnahmenprogramms, andererseits von der Entwicklung wesentlicher, von der Stadt Oer-Erkenschwick kaum zu beeinflussender, externer Rahmenbedingungen ab. Hierzu zählen u.a. die Entwicklung von Kraftstoffpreisen, die demographische Entwicklung in der Region sowie regulatorische Eingriffe auf EU-, Bundes-, und Landesebene. Vor diesem Hintergrund wird für die Ermittlung der Einsparpotentiale jeweils eine Verlagerung um 3% angenommen.

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CO2-Einsparpotenziale nach Sektoren! Tsd. Tonnen CO2! 16!

Information und Kommunikation! Mechanische Anwendungen! Beleuchtung!

-20%!

14!

-19%!

12! 10!

Kühlung!

8! 6!

Prozesswärme!

-5%!

-21%!

4!

Warmwasser!

-40%!

2!

Heizung!

0! Private ! Haushalte!

Wirtschaft! Sektoren I+II!

Wirtschaft! Sektor III!

öffentl. ! Verwaltung!

Mobilität!

Abbildung 9: Emissionsminderungspotentiale (2009-2020) auf Energieverbrauchsseite (Quelle: Gertec) Durch den Einsatz von erneuerbaren Energien sowie Änderungen in der Energieverteilungsstruktur lassen sich zusätzliche Tonnen CO2 vermeiden. Die folgende Abbildung zeigt zusammengefasst die bestehenden Emissionsvermeidungspotenziale durch Anwendung erneuerbarer Energieformen und veränderte Energieerzeugungsstrukturen für Oer-Erkenschwick. Aus Gründen der Übersichtlichkeit wurden diejenigen Energieformen, für die im Rahmen der Analysen kein Potenzial ermittelt werden konnte, nicht aufgeführt.

CO2-Vermeidungspotential nach Energietechnik! Tsd. Tonnen CO2!

6!

36%!

5! 26%! 4! 3! 14%!

13%! 11%!

2! 1! 0! Photovoltaik!

Fernwärme!

Solarthermie!

Biogas!

Dez. KleinBHKW!

Abbildung 10: Emissionsvermeidungspotentiale auf Energieerzeugungs-versorgungsseite in Tonnen CO2 pro Jahr (Quelle: Gertec)

und

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Die größten Potenziale liegen im Bereich des Ausbaus von Photovoltaik-Anlagen und dem der Fernwärme in Form der Abwärmenutzung im Zusammenhang mit der bestehenden Grubengasverstromung (vertiefende Ausführungen im Anhang 10.3.3). Weitere CO2-Einsparpotenziale können im Bereich der Solarthermie sowie dem Ausbau der Biogasnutzung und der dezentralen Klein-BHKW´s erschlossen werden. In der Summe ergibt sich eine Emissionsvermeidung von rund 16 Tsd. Tonnen CO2 durch den Ersatz fossiler Brennstoffe. Die wirtschaftlichen Emissionsminderungspotenziale liegen in der Summe bei rund 49 Tsd. Tonnen CO2, allein die Verschiebung des Modal-Split um jeweils 3% kann hierbei mit einem Anteil von rund 4 Tsd. Tonnen CO2 beziffert werden. Der Bereich der Straßenbeleuchtung ist in den Bereich der öffentlichen Liegenschaften integriert. Hier zeigt sich ein Minderungspotenzial von 40%. Bilanzierungsbasis, Minderungspotenziale und Zielsetzungen Tsd. t CO2/a Emissionen in 1990

237

CO2-Minderungsziel laut Bundesregierung (40% ab 1990)

95

Verbleibendes Minderungsziel von 35,7% (ab 2010)

85

Bilanzierungsbasis: Emissionen in 2010

227

davon Energieerzeugung, -nutzung:

148

davon Mobilität: CO2-Minderungsziel laut Klimaschutzgesetz NRW (25% ab 1990) Zielwert laut Klimaschutzgesetz: Emissionen in 2020 Verbleibendes Minderungsziel ab 2010

79 59 178 49

Wirtschaftliche Minderungspotentiale bis 2020 (Kap. 3) Tsd. t CO2/a Minderung im Bereich Endenergieverbrauch Haushalte

14

Wirtschaftssektoren I + II

12

Wirtschaftssektor III kommunale Liegenschaften Summe

3 0,62 29

Vermeidung im Bereich Energieerzeugungsstruktur Photovoltaik

6

Fernwärme

4

Solarthermie

2

Biogas

2

Dez. Klein-BHKW

2

Summe

16

Minderung und Vermeidung im Bereich Mobilität Verschiebung des Modal-Split Summe der wirtschaftlichen Minderungspotenziale

4 49

Das CO2-Ziel des Klimaschutzgesetzes bis zum Jahr 2020 ist zu 100% wirtschaftlich erreichbar.

Tabelle 2: Tabellarische Gesamtübersicht zentraler Daten (Quelle: Gertec)

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3.2 Exkurs: CO2-Einsparpotentiale im Gebäudebestand der Vivawest Wohnen GmbH In dem Workshop zur Maßnahmenentwicklung im Rahmen des bundesweiten Projektes „Coaching Kommunaler Klimaschutz“ (siehe Abschnitt 4.3.1) wurde deutlich, dass die Vivawest Wohnen GmbH über einen größeren Gebäudebestand in Oer-Erkenschwick verfügt. Aus diesem Grund wurde von den Gutachtern Kontakt zu dem Wohnungsunternehmen aufgenommen mit dem Ziel, vorhandene Energieeffizienz- und CO2Einsparpotentiale in den Gebäuden abzuschätzen und damit das Handlungspotential zu bewerten. Aus den freundlicherweise von der Vivawest Wohnen GmbH zur Verfügung gestellten Daten wurde zunächst einmal deutlich, dass das Wohnungsunternehmen in dem Zeitraum 2000-2006 bereits umfangreiche energetische Modernisierungen durchgeführt hat. Für den Zeitraum 2012-2017 befinden sich weitere Maßnahmen für den Wohnungsbestand in Oer-Erkenschwick in der Diskussion. Insgesamt wurden von den 365 Gebäuden der VIVAWEST in Oer-Erkenschwick bis 2006 bereits 71 Gebäude der Baujahre 1950-52, ´54, ´57, ´59, ´60 und ´65 im Schillerpark, im Musikerviertel und an anderen Standorten energetisch modernisiert. Die Maßnahmen sind in der folgenden Berechnung entsprechend berücksichtigt. Bis Ende 2017 sind weitere 80 Gebäude der Baujahre 1957, ´59, ´60, ´65 und ´66 in der Diskussion, diese entsprechend der KfW auf einen Heizenergieverbrauch von jeweils etwa 70 kWh pro m2 und Jahr energetisch zu modernisieren. Nach Aussage der VIVAWEST stehen eine Wirtschaftlichkeitsprüfung und ein Strategieabgleich der Einzelmaßnahmen jedoch noch aus und eine Umsetzung ist abhängig von der Wirtschaftlichkeit für VIVAWEST unter Berücksichtigung einer bezahlbaren Miete für die Mieter. Um abschätzen zu können, welchen Beitrag die Vivawest Wohnen GmbH durch die Umsetzung dieser sich in der Diskussion befindlichen energetischen Modernisierungen bis 2017 im Bereich der Energie- und CO2-Einsparung für diese Gebäude und auf gesamtstädtischer Ebene leisten könnte, wurden diese 80 Gebäude entsprechend ihren Angaben zu Baujahr, Anzahl an Mieteinheiten und Geschosszahl den verschiedenen IWU-Gebäudetypen 20117 zugeteilt (12 wurden dem IWU-Gebäudetyp MFH_D zugeteilt und 68 dem IWU-Gebäudetyp MFH_E8). Die Gebäude-Übersichtsblätter für die verschiedenen IWU-Gebäudetypen enthalten u.a. jeweils Angaben zu dem Heizwärmebedarf in Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr vor sowie Angaben zum Heizwärmebedarf nach Durchführung zweier verschiedener energetischer Modernisierungsvarianten9. Dabei entsprechen die Ergebnisse des Heizwärmebedarfs nach Durchführung der Modernisierungsvariante 1 annähernd dem Energieverbrauch, der nach Aussage der VIVAWEST im Fall der Durchführung der energetischen Modernisierungsmaßnahmen erreicht werden soll. Dementsprechend konnte der Gesamtwärmebedarf pro Jahr für die 80 Gebäude vor Durchführung der Modernisierungsmaßnahmen abgeschätzt werden, der entsprechend der beschriebenen Methode bei 3,4 GWh/a liegt. Nach Durchführung der Modernisierungsvariante 1 läge dieser bei 1,8 GWh/a, was nahezu einer Halbie7

Institut Wohnen und Umwelt GmbH (IWU) (2011): Deutsche Gebäudetypologie. Beispielhafte Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz von typischen Gebäuden. Abrufbar unter: http://www.buildingtypology.eu/downloads/public/docs/brochure/DE_TABULA_TypologyBrochure_IWU.pdf (Stand 23.11.2012).

8

MFH: Mehrfamilienhaus

9

Modernisierungsvariante 1: Dämmung und Anlagentechnik nach heutigem Standard; entspricht in etwa den Vorgaben der EnEV 2009 Modernisierungsvariante 2: umfasst Wärmeschutz und technische Anlagen, die heute technisch möglich und baupraktisch realisierbar sind; in etwa an Passivhausniveau orientiert

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Stadt Oer-Erkenschwick Integriertes Klimaschutzkonzept Endbericht

rung des Gesamtwärmebedarfs entspricht. Vergleicht man diesen Wert mit der ermittelten Nutzwärme der privaten Haushalte der Stadt Oer-Erkenschwick im Heizungsbereich, der auf den Ergebnissen der CO2-Bilanz basiert und im Jahr 2010 bei 143,2 GWh lag, liegt der Anteil vor Durchführung der Modernisierungen in den geplanten Gebäuden an der Gesamtstadt bei 2,3% und nach Fertigstellung bei 1,3%. In Anlehnung an die verwendete Methodik bei der CO2-Bilanz lässt sich die Höhe der CO2-Emissionen vor den Modernisierungen jährlich auf 0,77 Tausend Tonnen berechnen, die durch die energetischen Modernisierungen jährlich auf 0,41 Tausend Tonnen reduziert werden können. Im Rahmen des Städtebauförderungsprogramms Stadtumbau West10 hat VIVAWEST in Kooperation mit der Stadt Oer-Erkenschwick in den Jahren 2005 und 2006 umfangreiche Teilrückbau- und Modernisierungsmaßnahmen in der Großwohnsiedlung Schillerpark aus dem Jahr 1975 durchgeführt11. Nach Angaben der VIVAWEST wurde die Heizfläche von 16.819 m2 auf 10.046 m2 zurückgebaut. Entsprechend der Auswertung eines Energieausweises eines Gebäudes vor Durchführung der Maßnahmen sowie eines Energieausweises eines anderen Gebäudes nach Durchführung der Maßnahmen, welche nach Aussage der Vivawest Wohnen GmbH übertragbar sind auf alle Gebäude, lag der Gesamtendenergiebedarf der Gebäude bei 3,3 GWh/a. Durch die erfolgreiche Kooperation zwischen der Stadt und der VIVAWEST (damals VMW, TC und THS) sowie die Einbindung in ein Förderprogramm konnte der Gesamtendenergiebedarf dieser Gebäude durch Modernisierungsmaßnahmen und den Teilrückbau auf schätzungsweise 0,8 GWh/a reduziert und die jährlichen CO2-Emissionen von 0,75 Tausend Tonnen auf 0,18 Tausend Tonnen gesenkt werden. Durch weitere energetische Modernisierungen in den Jahren 2000-2006 konnte analog zu den oben beschriebenen Verfahren schätzungsweise der Gesamtwärmebedarf der 71 Gebäude von 2,5 GWh/a vor Durchführung der Maßnahmen auf 1,4 GWh/a gesenkt werden. Das entspricht vor den Modernisierungen in etwa 0,58 Tausend Tonnen CO2 jährlich, die nach den Modernisierungen auf etwa 0,32 Tausend Tonnen CO2 jährlich gesenkt werden konnten. Im Hinblick auf die Frage, welche weiteren Einsparpotentiale neben den sich bereits in der Diskussion befindlichen Maßnahmen möglicherweise in dem weiteren Bestand der VIVAWEST in Oer-Erkenschwick vorhanden sein könnten, wurden aus den von der VIVAWEST zur Verfügung gestellten Daten in einem nächsten Schritt die seit dem Jahr 2000 bereits sanierten sowie die für eine Modernisierung diskutierten Gebäude herausgefiltert. Ebenso Gebäude, die nach 1994 gebaut wurden. Die verbliebenen 130 unsanierten Gebäude wurden ebenfalls wieder den verschiedenen IWU-Gebäudetypen 2011 zugeteilt12 (siehe Tabelle 3). Die gesamte beheizte Wohnfläche in m2 liegt für diese Gebäude bei rund 37.148. Damit hat sie an der Gesamtwohnfläche Oer-Erkenschwicks einen prozentualen Anteil von rund 3,4%13.

10

Weitere Informationen zu dem Programm sind u.a. folgender Internetseite zu entnehmen: http://www.staedtebaufoerderung.info/StBauF/DE/StadtumbauWest/stadtumbau__west__node.html?__nnn=true (Stand: 05.02.2013).

11

Zu dem Zeitpunkt der Projektdurchführung waren diese Bestände noch in dem Besitz der Wohnungsunternehmen VMW, TC und THS, die in den heutigen Bestand der VIVAWEST übergegangen sind.

12

Ein Gebäude wurde nicht zugeteilt, da es sich hierbei um ein Gewerbeobjekt handelt.

13

Berechnungsgrundlage für die Gesamtwohnfläche Oer-Erkenschwicks ist die Landesdatenbank NRW, abrufbar unter www.landesdatenbank.nrw.de (Stand 26.09.2012).

28

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IWU typ

Gebäude-

Absolute Zahl

Gesamte beheizte Wohnfläche (in m2)

Prozentualer Anteil an totaler beheizter Wohnfläche (in m2)

MFH_D (1949-1957)

38

10.334

27,8

MFH_E (1958-1968)

17

7.461

20,1

MFH_G (1979-1983)

8

4.940

13,3

RH_E (1958-1968)

26

3.976

10,7

MFH_F (1969-1978)

5

3.886

10,5

MFH_H (1984-1994)

4

2.015

5,4

GMH_F (1969-1978)

1

1.662

4,5

NBL_MFH_D (1949-1957)

1

1.168

3,1

EFH_H (1984-1994)

10

899

2,4

EFH_E (1958-1968)

20

807

2,2

Gesamt

130

37.148

100,0

Tabelle 3: Übersicht zu der Zuordnung des VIVAWEST-Gebäudebestandes zu den IWUGebäudetypen (Quelle: Gertec)14 Analog zu der oben beschriebenen Vorgehensweise konnte an Hand der verschiedenen zugeteilten IWU-Gebäudetypen der Gesamtwärmebedarf pro Jahr für die 130 untersuchten VIVAWEST-Gebäude abgeschätzt werden15. Dieser wurde ebenfalls mit der 14

EFH: Einfamilienhaus, RH: Reihenhaus, GMH: großes Mehrfamilienhaus und NBL: Neue Bundesländer, deren Baualtersklassen der Gebäudetypen in der IWU-Gebäudetypologie aus Gründen der Vereinfachung auf die der alten Bundesländer übertragen wurden, auch wenn die Veränderungen in der Realität nicht gleichzeitig stattgefunden haben

15

Nach Informationen der Vivawest Wohnen GmbH entsprechen einzelne Bauteile der Gebäude nicht immer dem Standard ihres jeweiligen Baujahres. So sind in dem gesamten Gebäudebestand in Oer-Erkenschwick bereits Einfachverglasungen gegen Doppelverglasungen ausgetauscht worden. Dementsprechend ist davon auszugehen, dass das tatsächliche Potential schätzungsweise 10-15% unter dem an Hand der IWU-Gebäudetypologie ermittelten Potential liegt.

29

Stadt Oer-Erkenschwick Integriertes Klimaschutzkonzept Endbericht

ermittelten Nutzwärme der privaten Haushalte der Stadt Oer-Erkenschwick im Heizungsbereich, der auf den Ergebnissen der CO2-Bilanz basiert, ins Verhältnis gesetzt. Das Ergebnis ist in Abbildung 11 dargestellt. Vor Durchführung einer der beiden genannten Modernisierungsvarianten liegt der Gesamtwärmebedarf (hier Nutzwärme für Raumheizung) aller betrachteter VIVAWESTGebäude entsprechend der IWU-Gebäudetypenzuteilung bei 4,9 GWh/a und macht damit an der Nutzwärme der privaten Haushalte im Heizungsbereich (2010: 143,2 GWh) einen Anteil von rund 3,5% aus. Durch Umsetzung des Modernisierungspakets 1 in den gesamten betrachteten VIVAWEST-Gebäuden ließe sich der Gesamtwärmebedarf pro Jahr um 2,1 GWh/a auf 2,8 GWh/a senken (entspricht rund 2,0% an der Nutzwärme der privaten Haushalte Oer-Erkenschwicks). Durch Umsetzung des Modernisierungspakets 2 ließen sich weitere 1,0 GWh/a in den Gebäuden der VIVAWEST einsparen. Durch Anwendung hoher Standards bei Wärmeschutz und Anlagentechnik der Bestandsgebäude ließe sich der Gesamtwärmebedarf hierdurch auf 1,8 GWh/a senken, was rund 1,2% der gesamten Nutzwärme der privaten Haushalte Oer-Erkenschwicks entspricht. Nach Aussage der VIVAWEST hat sich entsprechend ihrer Erfahrungswerte die zweite Variante bisher jedoch als nicht wirtschaftlich erwiesen, da der hierfür zu betreibende finanzielle Mehraufwand entsprechend hoch ist. Bei Zuordnung der unsanierten VIVAWEST-Gebäude den IWU-Gebäudetypen lässt sich auch hier in Anlehnung an die verwendete Methodik bei der CO2-Bilanz die Höhe der CO2-Emissionen errechnen, die jährlich bei 1,1 Tausend Tonnen liegt. Durch die Durchführung der Modernisierungsmaßnahmen des ersten Paketes im gesamten betrachteten Bestand ließen sich diese jährlich auf 0,6 Tausend Tonnen reduzieren. Durch Umsetzung des Paketes 2 ließen sich die CO2-Emissionen um insgesamt 0,7 Tausend Tonnen pro Jahr auf jährliche 0,4 Tausend Tonnen reduzieren. Abgeschätzter Anteil des Gebäudebestandes Vivawest an der Nutzwärme der privaten Haushalte der Stadt Oer-Erkenschwick (2010)!

Abgeschätzter Anteil des Gebäudebestandes Vivawest an CO2-Emissionen der privaten Haushalte der Stadt Oer-Erkenschwick im Heizungsbereich (2010)!

175,0!

50,0! 100%!

100%!

140,0!

40,0!

105,0!

30,0!

70,0!

20,0!

35,0!

10,0! 3%!

2%!

1%!

3%!

2%!

1%!

Ist-Zustand Vivawest Gebäudebestand!

Vivawest Gebäudebestand Mo. 1!

Vivawest Gebäudebestand Mo. 2!

0,0!

0,0! Private HH OerErkenschwick!

Ist-Zustand Vivawest Gebäudebestand! GWh!

Vivawest Vivawest Gebäudebestand Mo. 1! Gebäudebestand Mo. 2!

Private HH OerErkenschwick!

CO2 in Tsd. t!

Abbildung 11: Abgeschätzter Anteil des Gebäudebestandes der Vivawest Wohnen GmbH an Nutzwärme und CO2-Emissionen der privaten Haushalte der Stadt Oer-Erkenschwick (Quelle: Gertec)16 Betrachtet man den Gesamtwärmebedarf der den IWU-Gebäudetypen zugeteilten VIVAWEST-Gebäude getrennt für die verschiedenen Gebäudetypen, so wird deutlich, dass der am häufigsten vertretene Gebäudetyp MFH_D und der am vierthäufigsten vertretene Gebäudetyp MFH_E im Ist-Zustand im Vergleich zu den anderen Gebäudetypen die deutlich höchsten Gesamtwärmebedarfe pro Jahr haben und hier mit Abstand die größten Energieeinsparpotentiale im Gebäudebestand der VIVAWEST liegen (siehe Ab16

30

Mo.: Modernisierungspaket

Stadt Oer-Erkenschwick Integriertes Klimaschutzkonzept Endbericht

bildung 12). So ließen sich bei dem Gebäudetyp MFH_D durch die energetischen Modernisierungsmaßnahmen des ersten Paketes 1,5 GWh pro Jahr einsparen, durch Anwendung des zweiten Paketes bei allen Gebäuden dieses Typs wäre eine jährliche Gesamteinsparung von 2,2 GWh möglich. Das gesamte Einsparpotential bei dem Gesamtwärmebedarf des Gebäudetyps MFH_E liegt für Paket 1 bei 0,7 GWh pro Jahr und bei Paket 2 bei jährlichen 0,9 GWh.

GWh / a!

Abgeschätztes Einsparpotential pro Jahr nach Gebäudetyp!

1,8! 1,6! 1,4! 1,2! 1,0! 0,8! 0,6!

Einsparpotential bei Umsetzung Modernisierungspaket 2!

0,4! 0,2!

Einsparpotential bei Umsetzung Modernisierungspaket 1!

-1 96 (1 8) 97 ! RH 919 _E 8 (1 3) 95 M ! FH 819 _F 6 8) (1 M 96 ! FH 91 _H 97 8) (1 ! 98 G M 4H 19 N _ F BL 94 (1 )! _M 96 FH 919 _D 78 (1 )! 94 EF 9 -1 H 95 _H 7) (1 ! 98 EF 419 H _E 94 (1 )! 95 819 68 )!

Gesamtwärmebedarf Ist-Zustand!

FH _G

(1 95 8 M

FH _E M

M

FH _D

(1 94 9

-1 95 7)

!

0,0!

Gebäudetyp!

Abbildung 12: Abgeschätztes Einsparpotential in dem Gebäudebestand der Vivawest Wohnen GmbH in Oer-Erkenschwick (Quelle: Gertec) Bei einem Anteil der beheizten Wohnfläche der untersuchten VIVAWEST-Gebäude an der gesamten Wohnfläche Oer-Erkenschwicks von 3,4% lässt sich für diese Gebäude feststellen, dass sie aktuell mit 3,5% nur geringfügig über dem durchschnittlichen Wärmebedarf der privaten Haushalte der Gesamtstadt liegen. Dennoch liegt für die Stadt Oer-Erkenschwick durch die bisherige gute Zusammenarbeit mit dem Wohnungsunternehmen hier drin eine große Chance, die abgeschätzten Potentiale im Rahmen der Umsetzung des Klimaschutzkonzeptes mit einem Ansprechpartner systematisch zu erschließen. Der Gebäudebestand der Vivawest Wohnen GmbH hat einen relevanten Anteil an der Gesamtstadt und die an Hand der IWU-Gebäudetypologie abgeschätzten Energieeinsparpotentiale sind für die Erreichung der Klimaschutzziele Oer-Erkenschwicks von Bedeutung. Die Stadt sollte daher in einem engen Kontakt mit dem Wohnungsunternehmen bleiben und im Rahmen ihrer Möglichkeiten dieses bei der Umsetzung energetischer Sanierungsmaßnahmen in deren Bestand in Oer-Erkenschwick unterstützen. Diese könnte beispielsweise in Form der Prüfung einer möglichen Anpassung der Miethöhen im Mietspiegel für sanierte Gebäude erfolgen sowie durch die Veröffentlichung eines gemeinsamen Berichts zu den erzielten Ergebnissen.

31

Stadt Oer-Erkenschwick Integriertes Klimaschutzkonzept Endbericht

In dem folgenden Abschnitt wird der Beteiligungsprozess zur Maßnahmenentwicklung beschrieben, der eine wichtige Grundlage für das in Kapitel 5 empfohlenen Maßnahmenprogramms darstellt. Ziel der dort beschriebenen Maßnahmen ist es, die ermittelten Emissionsminderungspotenziale der Stadt Oer-Erkenschwick zu erschließen.

32

Stadt Oer-Erkenschwick Integriertes Klimaschutzkonzept Endbericht

4 Akteursbeteiligung zur Maßnahmenentwicklung Die Umsetzung eines breit angelegten Maßnahmenprogramms für kommunalen Klimaschutz bedarf neben der Beteiligung der kommunalen Verwaltung der Einbindung weiterer Personen, insbesondere mit Multiplikatorfunktion, um auch in anderen Verbrauchssektoren „Motoren“ für Klimaschutz zu finden. Der Erfolg von Beteiligungsprozessen wird nicht nur durch ihren quantitativen Beitrag zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen, sondern – im Sinne der Agenda 21 – auch durch die Verbindung



ökologischer (z.B. Ressourcenschutz),

• • •

ökonomischer (z.B. lokale Wirtschaftsförderung bei KMU), sozialer (z.B. lokale Beschäftigungseffekte) und kultureller Ansprüche (z.B. Einbeziehung verschiedener Akteursgruppen)

bestimmt.

Abbildung 13: Dimensionen der Nachhaltigkeit (Quelle: Gertec) Die Basis für die Weiterführung des initiierten Beteiligungsprozesses wird mit einem Impulsprogramm für das nächste Jahr gelegt, welches durch weitere Maßnahmen eines sogenannten Themenspeichers für die Folgejahre bis zum Jahr 2020 ergänzt wird und in dem realitätsnah die möglichen Potenziale zum lokalen Klimaschutz ermittelt und mit Handlungsoptionen auf Grundlage vorhandener Planungen oder externer gutachterlicher Empfehlungen versehen werden. Der Erfolg von auf Langfristigkeit und praktische Umsetzung ausgerichteten lokalen Klimaschutzstrategien hängt aber wesentlich davon ab, dass die Strategien in einzelne Prozesse vor Ort überführt und vor allem personifiziert werden.

33

Stadt Oer-Erkenschwick Integriertes Klimaschutzkonzept Endbericht

Entscheidend für die erfolgreiche Umsetzung des Maßnahmenprogramms wird es daher sein,

• die lokal relevanten Akteure dauerhaft in die Prozesse zur Weiterführung des Klimaschutzkonzeptes einzubinden und

• diese zur (gemeinsamen) Umsetzung von Maßnahmen im Bereich des Klimaschutzes zu motivieren. Für die Identifikation kommunaler Handlungsoptionen in Form von Klimaschutzmaßnahmen in Oer-Erkenschwick sind einerseits die Möglichkeiten für die Kommunen aus den Rahmenbedingungen von EU und Bund (siehe Anhang 10.1) zu beachten, wie auch die Berücksichtigung der bisherigen Klimaschutzmaßnahmen der Stadt OerErkenschwick (siehe Abschnitt 4.1 und Anhang 10.4). Darauf aufbauend erfolgte im Rahmen des Klimaschutzkonzeptes die Beteiligung (Partizipation) von lokalen Akteuren und Entscheidungsträgern an der gutachterlichen Entwicklung eines Maßnahmenprogramms für Oer-Erkenschwick mit dem Zeithorizont 2020, insbesondere durch persönliche Einzelgespräche, telefonische Interviews sowie die Durchführung von Themenworkshops (Abschnitte 4.2 und 4.3).

4.1 Bisherige Klimaschutzaktivitäten der Stadt Oer-Erkenschwick In der Stadt Oer-Erkenschwick, bei der Stadtverwaltung und weiteren Akteuren wurden in der Vergangenheit bereits Projekte und Maßnahmen im Bereich Umwelt- und Klimaschutz angestoßen bzw. erfolgreich umgesetzt. Viele Aktivitäten sind auf eine dauerhafte Fortführung ausgelegt, was zu einer Stärkung des Klimaschutzprozesses in OerErkenschwick beiträgt. Einige der bisherigen Klimaschutzmaßnahmen werden an dieser Stelle für den Bereich Energie sowie Verkehr kurz benannt:

• 2011 wurde ein Mitarbeiter in der Stadtverwaltung als Klimaschutzbeauftragter benannt

• Seit den 1990er Jahren sind kontinuierlich alle Liegenschaften an eine Gebäudeleitstation angeschlossen worden

• Bei den städtischen Gebäuden werden zudem ebenfalls schon seit den 1990er Jahren kontinuierlich Maßnahmen im Bereich der energetischen Sanierung durchgeführt (Dach- und Fassadendämmung, Austausch von Fenstern, Heizungsanlagen und der Beleuchtung, Präsenzmelder etc.)

• Seit 2005 wird jährlich ein interner Bericht zu Energieverbrauch und -kosten der Stadt erstellt

• Vor etwa 10 Jahren sammelte die Stadt erste Erfahrungen mit Hausmeisterschulungen

• Langjährige Kooperationspartnerschaften bestehen im Energiebereich mit der EnergieAgentur.NRW und dem lokalen Energieversorger RWE Deutschland AG

• 2001 wurde beispielsweise zusammen mit der EnergieAgentur.NRW eine „aktionswoche.Efit“ für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtverwaltung durchgeführt mit dem Ziel, durch Informationsvermittlung und Sensibilisierung zu einem veränderten Nutzerverhalten zu motivieren und hierdurch Energieeinsparungen zu erzielen

• Bei der Beschaffung wird entsprechend interner Absprachen auf Energieeffizienzkriterien geachtet

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Stadt Oer-Erkenschwick Integriertes Klimaschutzkonzept Endbericht

• Wanderrouten durch die Haard wurden 2005 gemeinsam mit den Gemeinden Marl, Datteln und Haltern am See ausgeschildert und aktiv unter dem Titel „Haard Walking Park!“ beworben

• 2006 wurde ein Verkehrskonzept mit den Schwerpunkten ÖPNV-Netz und Radwegenetz erstellt

• Die Bahntrasse der ehemaligen Ruhrkohle AG wird als Radweg genutzt • Für die kommunale Verwaltung wurden Pedelecs eingeführt Weitere Maßnahmen, die in Oer-Erkenschwick bereits durchgeführt wurden oder werden, sind im Anhang aufgeführt. Ziel ist es hierbei nicht, ein umfassendes und detailliertes Bild aller Aktivitäten vor Ort zu geben, sondern für die weitere Maßnahmenentwicklung geeignete Ausgangspunkte darzustellen. Die Aktivitäten werden geordnet nach dem jeweiligen Handlungs- bzw. Wirkungsfeld. Die Kategorien sind: Kommune als Vorbild (KomVor), Erneuerbare Energien, Energieversorgung und -nutzung (EngVN) und Mobilität (Mob).

4.2 Beirat, Einzelgespräche mit Multiplikatoren und Telefoninterviews Die Erstellung des integrierten Klimaschutzkonzeptes beinhaltet vor allen Dingen die Erarbeitung von Handlungsoptionen für die Stadt Oer-Erkenschwick. Für die kontinuierliche Einbindung der relevanten Entscheidungsträger aus der städtischen Verwaltung sowie weiterer wichtiger Akteure17 in Oer-Erkenschwick wurde ein Projektbeirat zum Klimaschutzkonzept gegründet. Das erste Treffen des Beirates hat am 05.03.2012 stattgefunden, das zweite am 20.06.2012. Die Umsetzung eines breit angelegten Maßnahmenprogramms für kommunalen Klimaschutz bedarf jedoch der Einbindung weiterer Akteure, insbesondere mit Multiplikatorfunktion, um neben dem Akteur der Stadtverwaltung auch in anderen Verbrauchssektoren „Motoren“ für den Klimaschutz zu finden. In Absprache mit der Stadt Oer-Erkenschwick wurden Akteure ausgewählt und um ihre Beteiligung am integrierten Klimaschutzkonzept gebeten. Im Zeitraum vom 15. Februar 2012 bis zum 04. Mai 2012 wurden in Oer-Erkenschwick im Rahmen des Klimaschutzkonzeptes im Energiebereich insgesamt rund 20 persönliche Gespräche und telefonische Interviews von der Gertec GmbH durchgeführt. Im Verkehrsbereich wurden von der mobilité Unternehmensberatung GmbH insgesamt rund 10 Gespräche durchgeführt. Die Gesprächspartner wurden aus allen wichtigen Entscheidungsfeldern in OerErkenschwick gewählt: neben der Stadtverwaltung selbst wurden auch Gesprächspartner aus dem Bereich Kreditinstitute, Energieversorger, Fachplaner, Verkehrsunternehmen, Verbände und andere Institutionen sowie dem Bildungsbereich befragt. Zentrale Inhalte der Gespräche waren die Frage nach bereits umgesetzten Aktivitäten im Bereich Klimaschutz durch die Personen bzw. Institutionen sowie deren Erfolgs- bzw. Hemmfaktoren, die bestehende Vernetzung der Akteure vor Ort untereinander sowie der Austausch über bereits geplante Klimaschutzaktivitäten. Zudem wurde ermittelt, ob die Gesprächspartner als so genannte Themenpaten in Oer-Erkenschwick in Frage kommen, d.h. ob sie als verantwortlicher Akteur neben der Stadtverwaltung eigene Projekte voranbringen wollen und können. Schließlich wurden Maßnahmenideen und -wünsche für das Handlungsprogramm festgehalten. 17

Aus einem größeren Einladungsverteiler haben RWE Deutschland AG, Gelsenwasser AG, Sparkasse Vest Recklinghausen, Volksbank Waltrop-Lünen eG. Niederlassung Oer-Erkenschwick, WiN Emscher Lippe Gesellschaft zur Strukturverbesserung mbH und JOE e.V. - Jugend in Oer-Erkenschwick an den Beiratssitzungen teilgenommen.

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Stadt Oer-Erkenschwick Integriertes Klimaschutzkonzept Endbericht

Die wesentlichen Ergebnisse der Gespräche und Interviews für die Maßnahmenentwicklung sind in der folgenden Aufzählung kurz zusammengefasst: Die Kommune als Vorbild:

• Klimaschutzmanager beantragen • Energetische Standards in der Stadtplanung festsetzen • Klimacheck von Ratsbeschlüssen • Ziel einer CO2-freien Verwaltung verfolgen • LED-Beleuchtung bei Straßenlaternen weiterführen • Bestehende Netzwerke nutzen und ggf. neue Netzwerkstrukturen aufbauen • Vereine als Multiplikatoren nutzen (z.B. Kleingartenverein) • Bewusstsein bei Bürgern für Klimaschutzthemen schaffen (z.B. in Schulen und Kindergärten)

• Bürger über einfache Energieeinsparmaßnahmen informieren (Lüftungs- / Heizverhalten etc.)

• Energetische Sanierungen vorantreiben (z.B. ehem. Zechensiedlungen), u.a. durch Einführung eines Förderprogramms, Durchführung von Haus-zu-Haus Beratungen; zunächst Fokus setzen auf öffentliche Gebäude mit Vorbildfunktion

• Vergleichbare Aktion wie “Haus im Glück” (Kreis Steinfurt) durchführen • Handwerkersuchfunktion einführen (ggf. Vernetzung mit Kreishandwerkerschaft Recklinghausen)

• Unternehmensstammtisch gründen (Rolle der Stadt als Initiator und Moderator, u.a. im Bereich energetische Gebäudesanierung)

• Akteure bei der Fördermittelberatung unterstützen (energetische Sanierung, erneuerbare Energien etc.) Erneuerbare Energien, Energieversorgung und -nutzung:

• Ausbau der Photovoltaik fokussieren (inkl. Pflege des Solarpotentialkatasters) • Option einer Freiflächensolaranlage prüfen (z.B. auf ehemaliger Müllkippe) • Biomassenutzung vorantreiben (Holzhackschnitzel) • Ausbau der dezentralen Wärmeversorgung (z.B. Einsatz von BHKW´s im städtischen Neubau und bei der Sanierung der Wärmeversorgung im Schulzentrum)

• Prüfung einer Grubengasnutzung (alte Zeche) Mobilität – Fahrradverkehr:

• Potential für touristischen Fahrradverkehr weiter ausbauen • Schaffung von besserer Infrastruktur um ebenfalls Alltagsverkehr zu erhöhen • Mehr Raum für Radverkehr in der Stadt schaffen • Sensibilisierung der Bürger für den Radverkehr ist wichtig, Kampagnen und Aktionstage, um Lust am Radfahren in der Stadt zu erhöhen

• Parallel Schaffen von Abstellmöglichkeiten, auch durch Händler (City-Marketing), und Ausbau von Schutzstreifen sowie Anpassung der Ampelschaltungen für Radfahrer

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Stadt Oer-Erkenschwick Integriertes Klimaschutzkonzept Endbericht

• Ausbau eines Radweges auf der alten Bahntrasse ist angedacht und bietet hohes Potential zur Anbindung an das überregionale Netz

• Möglichkeiten durch Pedelecs und E-bikes sollten aufgegriffen werden (Potential im Bereich Tourismus durch die Haard, Schaffung von entsprechender Ladeinfrastruktur an zentralen Punkten)

• Teilnahme am „Vestischen Radeljahr“ bietet sich an Mobilität – ÖPNV:

• „Großer Wurf“ kann über Anpassung des NVP gelingen, wo auch Anpassungen an veränderte Nutzerstrukturen berücksichtigt werden müssen

• Angebot von neuen Mobilitätsdienstleistungen durch VRR hat Potential auch für OerErkenschwick, bisher z.B. keine Leihfahrradangebote im Kreis Recklinghausen

• Schaffung multimodaler Angebote ist auch für Oer-Erkenschwick relevant Die Ergebnisse der Interviews sowie der Fachgespräche wurden in internen Protokollen festgehalten, die dem Auftraggeber aus Gründen der Anonymität nicht offen gelegt werden. Die zentralen Aussagen der Gesprächspartner sind bei der Entwicklung des Maßnahmenkataloges berücksichtigt worden.

4.3 KlimaCafé, Themenworkshops und Fachgespräche Um auch die Bürger Oer-Erkenschwicks sowie weitere lokale und regionale Akteure stärker in die Maßnahmenentwicklung des Klimaschutzkonzeptes mit einzubinden und ihr bisheriges Engagement im Bereich des Klimaschutzes sowie ihre Ideen und Handlungsschwerpunkte für die Stadt zu identifizieren, wurde für den 10. Mai 2012 zusammen mit der Stadtverwaltung ein KlimaCafé organisiert. Geplant war nach einer Begrüßungsrede durch den Bürgermeister der Stadt Oer-Erkenschwick sowie einen Impulsvortrag „Klima – Kultur – Veränderung“ seitens der Gertec GmbH gemeinsam mit den Bürgern und weiteren Akteuren an vier moderierten Thementischen zu den Themen

• Energieeffizienz im Gebäudebestand – Potentiale erschließen, • Energieversorgung und erneuerbare Energien in der Region – für die Region, • Kulturimpuls Klimaschutz – Klimaschutz persönlich gestalten und • klimafreundliche Mobilität in Oer-Erkenschwick zu diskutieren, die aktuelle Situation vor Ort in diesen Bereichen zu erfassen und gemeinsam Entwicklungsmöglichkeiten zu skizzieren. Auf Grund der geringen Anmeldezahlen wurde am 7. Mai 2012 mit der Stadtverwaltung abgestimmt, anstelle des geplanten KlimaCafés alternative Themenworkshops für verschiedene Akteursgruppen zu entwickeln, an denen auch die an dem KlimaCafé interessierten Personen teilnehmen können.

4.3.1 Maßnahmenentwicklung im Rahmen des bundesweiten Projektes „Coaching Kommunaler Klimaschutz“ So begann die partizipative Maßnahmenentwicklung mit einer Veranstaltung, die ihren Ursprung nicht im integrierten Klimaschutzkonzept (IKSK) hatte. Im Rahmen des bundesweiten Projektes „Coaching Kommunaler Klimaschutz“, an welchem die Stadt OerErkenschwick als eine von fünf Pilotkommunen teilgenommen hat, fand am 11. Mai 2012 ein erster Workshop statt. Ursprünglich sollten in diesem Workshop die Ergebnis-

37

Stadt Oer-Erkenschwick Integriertes Klimaschutzkonzept Endbericht

se des für den 10. Mai 2012 geplanten KlimaCafés sowie der bereits geführten Einzelgespräche aufgegriffen und reflektiert werden. Unter Leitung eines erfahrenen Klimaschutzexperten (Coach) und einem Vertreter des Klima-Bündnisses sollten zusammen mit der Stadtverwaltung und den Gutachtern erste konkrete Maßnahmenvorschläge entwickelt werden. Aufgrund der ausgefallenen Großveranstaltung war es hingegen notwendig, den weiteren Beteiligungsprozess lokaler Akteure abzustimmen. Neben einer stärkeren Einbindung der Politik sollte bspw. ebenfalls eine weitere gezielte Ansprache des Wohnungsunternehmens Vivawest Wohnen GmbH erfolgen, da dieses große Wohnungsbestände in Oer-Erkenschwick besitzt (siehe zu den Ergebnissen Abschnitt 3.2). Erste Maßnahmenvorschläge konnten aus den bisherigen Arbeitsergebnissen der Gutachter entwickelt werden.

4.3.2 Workshop „Mobilität 2020 in Oer-Erkenschwick – Den Weg zu einer umweltfreundlichen Mobilität gestalten“ Der Workshop „Mobilität 2020 in Oer-Erkenschwick – Den Weg zu einer umweltfreundlichen Mobilität gestalten“ wurde am 27.08.2012 mit den Zielen 1. Entwicklung von Maßnahmenideen zur Gestaltung von umweltfreundlicher Mobilität auf kommunaler Ebene und 2. Einbindung der Bürgerperspektive im Verkehrsbereich mit 9 Teilnehmern durchgeführt. Anwesend waren neben Vertretern der Stadtverwaltung Bürger und ein Vertreter des Verkehrsverbundes. Nach einer Abfrage der Erwartungen und der Vorstellung der Teilnehmer wurde seitens der Gutachter in einem Impulsvortrag ein Überblick zu den Bereichen, in denen CO2-Minderungspotenziale im Verkehrssektor realisiert werden können, gegeben. Es wurden weiterhin konkrete Lösungsansätze aus den Kategorien Verkehrsvermeidung, Verkehrsverlagerung und Effizienzsteigerungen im Verkehr vorgestellt. In der anschließenden Diskussionsrunde wurden die Teilnehmer gebeten, pro Person 3 Maßnahmenideen auf jeweils eine Karte zu schreiben, mit denen aus Ihrer Sicht das Ziel, eine umweltfreundlichere Mobilität in Oer-Erkenschwick zu realisieren, erreicht werden kann. Die Maßnahmenideen der Teilnehmer konnten den 4 Kategorien »Radverkehrsinfrastruktur«, »Mobilitätskultur verändern«, »Optimierungsansätze ÖPNV« und »Verkehrsinfrastruktur verändern« zugeordnet werden. Im Anschluss wurden die Maßnahmenideen auf Basis der gebildeten Cluster hinsichtlich ihres Beitrages zur Ermöglichung umweltfreundlicher Mobilität in Oer-Erkenschwick vertiefend diskutiert. Auszug Ergebnisse zu Cluster 1: »Radverkehrsinfrastruktur«:

• Die Orientierung an den Interessen der Radfahrer im Verkehr (Bsp. Kreisverkehr am Berliner Platz) wird als wichtig angesehen.

• Das Radwegenetz an den Hauptverkehrsstraßen ist vorhanden, aber häufig als separater Radweg zwischen Gehweg und Parkflächen. Dies sorgt für Gefahren und erschwert zügiges Radfahren. Die Einrichtung von Schutzstreifen für Radfahrer auf der Straße wird hier als Alternative genannt.

• Insgesamt erscheint eine Bestandsaufnahme der vorhandenen Radinfrastruktur sinnvoll, um die einzelnen Ansätze zur Verbesserung zu identifizieren.

• Das Angebot an Abstellmöglichkeiten und Parkflächen für Räder in der Innenstadt wird als zu gering empfunden. Auszug Ergebnisse zu Cluster 2: »Mobilitätskultur verändern«

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Stadt Oer-Erkenschwick Integriertes Klimaschutzkonzept Endbericht

• Als Möglichkeit wurde die Ausrichtung eines Aktionstages in Form eines ÖkomobilTages mit ggf. autofreier Innenstadt zur Förderung des Images von umweltfreundlichen Verkehrsmitteln genannt.

• Als weiterer Ansatz wurden die Potenziale für betriebliches Mobilitätsmanagement, bspw. in der Stadtverwaltung als Rollenmodell für weitere Betriebe angesprochen. Hierzu zählen auch die Verbesserung der Rahmenbedingungen für den Radfahrer (z.B. Duschmöglichkeiten) oder die Einführung von Jobtickets, um die Nutzung des ÖPNV´s zu forcieren. Auszug Ergebnisse zu Cluster 3: »Optimierungsansätze ÖPNV«

• Die Möglichkeiten zur Mitnahme und zum Transport von Rädern im Bus wurden angesprochen, hier herrscht keine Transparenz bezüglich der Regelungen. Ebenfalls erscheint es ggf. sinnvoll, durch zusätzliche Transportvorrichtungen, auf einzelnen Linien zeitweise eine erweiterte Mitnahme von Rädern zu ermöglichen.

• Ebenso wurden die Möglichkeiten der bedarfsorientieren Anpassung des ÖPNVAngebotes diskutiert, womit der VRR erste Erfahrungen gesammelt hat. In diesem Kontext gilt es auch die Möglichkeiten von flexiblen Bedienelementen (Bsp. TaxiBus, AST) zu betrachten. Auszug Ergebnisse zu Cluster 4: »Verkehrsinfrastruktur verändern«

• Das Angebot an vorhandenen Parkplätzen für PKWs in der Stadt, auch im Innenstadtbereich, wird als sehr gut eingeschätzt. Hieraus ergeben sich ggf. Möglichkeiten, zusätzliche(n) Verkehrsraum/Parkflächen für den Radverkehr zu nutzen.

• Es wurde betont, dass es wichtig erscheint, zunächst ein Konzept inkl. Bestandsaufnahme zu den vorhandenen Parkflächen und deren Nutzung zu erstellen. Zum Abschluss des Workshops wurden die Erwartungen der Teilnehmer, welche eingangs formuliert wurden, hinsichtlich ihrer Erfüllung überprüft.

4.3.3 Workshop „Erschließung der Energieeinsparpotentiale im privaten Wohngebäudebestand“ Um Möglichkeiten zu der Erschließung der in Oer-Erkenschwick vorhandenen Energieeinsparpotentiale im privaten Wohngebäudebestand ging es bei dem dritten Workshop, der am 19. September 2012 stattgefunden hat. Unter den insgesamt 13 anwesenden Teilnehmern waren sowohl private Gebäudebesitzer vertreten als auch Akteure, die auf der lokalen und regionalen Ebene bereits im Bereich der Gebäudesanierung aktiv sind. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde, in der die Teilnehmer ihre Erwartungshaltung an den Workshop genannt haben, wurde seitens der Gutachter ein kurzer Überblick zu bereits bestehenden Beratungs- und Unterstützungsmöglichkeiten im Bereich der Gebäudesanierung auf Stadt- und Kreisebene gegeben und aufbauend auf den Ergebnissen der CO2-Bilanz wurden die Potentiale aufgezeigt, die für die Stadt in diesem Bereich liegen. Die Bandbreite an Instrumenten für die Ansprache der privaten Gebäudeeigentümer wurde den Teilnehmern von den Gutachtern an Hand von Beispielen aus anderen Städten und Kreisen aufgezeigt. Darauf aufbauend haben die Teilnehmer zunächst den Bedarf der privaten Gebäudeeigentümer in Oer-Erkenschwick definiert, welchen die Instrumente bei der Ansprache der Zielgruppe decken müssten. Die privaten Gebäudeeigentümer seien in einem ersten Schritt „aufzuwecken“ und ihnen sollte eine Erstorientierung gegeben werden. Wichtig wäre nach Einschätzung der Teilnehmer, dass die Individualität immer berücksichtigt

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Stadt Oer-Erkenschwick Integriertes Klimaschutzkonzept Endbericht

würde und bereitgestellte Informationen von den Eigentümern eingeschätzt und eigenordnet werden können. Von Bedeutung seien zudem auch gute Beispiele aus der Nachbarschaft und die Verbindung energetischer Sanierungen mit Komfortaspekten wie Barrierefreiheit und Einbruchschutz. Darauf aufbauend wurden folgende konkrete Ansprache-Instrumente Erkenschwick als geeignet und sinnvoll herausgefiltert:

für

Oer-

• Aufbau eines Bauberatungszentrums, vergleichbar zu bereits bestehenden in anderen Städten der Emscher-Lippe-Region,

• die aktuell von der WiN Emscher-Lippe Gesellschaft zur Strukturverbesserung mbH entwickelte „Route der Modernisierung“,

• das bestehende Solarpotentialkataster der Stadt Oer-Erkenschwick, • weitere Thermografieaktionen mit Beratung, • Haus-zu-Haus-Beratungsaktionen und • Vor-Ort-Beratungen der Verbraucherzentrale NRW. Die Teilnehmer verdeutlichten die vorhandenen, großen Chancen und Potentiale im Hinblick auf die konkrete Entwicklung und Umsetzung der diskutierten Instrumente für die Ansprache der privaten Gebäudebesitzer in Oer-Erkenschwick. Erste Schritte, die aus den Aufgabenbereichen der jeweiligen anwesenden Teilnehmern heraus entwickelt, angestoßen und umgesetzt werden könnten und für deren konkrete Umsetzung und Weiterführung aus gutachterlicher Sicht eine koordinierende Stelle notwendig wäre, sind u.a.

• die Einrichtung einer Beratungsmöglichkeit der Verbraucherzentrale NRW im Rathaus • die Vernetzung der Verbraucherzentrale NRW mit lokalen Energieberatern zur Durchführung gemeinsamer Vor-Ort-Beratungen

• Thermografieaktionen der Verbraucherzentrale zusammen mit lokalen Energieberatern

• die Nutzung der bestehenden Instrumente der Handwerkskammer Münster • die Einbindung bei der geplanten Handwerkersuchfunktion der WiN Emscher-Lippe Gesellschaft zur Strukturverbesserung mbH sowie

• die stärkere Vernetzung mit der Kreishandwerkerschaft in Recklinghausen.

4.3.4 Exkursion mit den Mitgliedern des Ausschusses für Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung Ziel der Veranstaltung am 09.11.2012 war es, den politischen Entscheidungsträgern des Ausschusses für Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung erfolgreiche Strategien und Instrumente für kommunale Klimaschutzaktivitäten in einem Erfahrungsaustausch mit der Stadt Gelsenkirchen aufzuzeigen. Die Stadt Gelsenkirchen setzt seit vielen Jahren in unterschiedlichen Bereichen kommunalen Klimaschutzes erfolgreich Aktivitäten und Projekte um – trotz sehr angespannter Haushaltslage und begrenzter Personalkapazitäten. Ein Schwerpunkt der Veranstaltung lag daher neben der Motivation der Stadt für kommunalen Klimaschutz und der Darstellung des bisher für Gelsenkirchen erzielten Nutzens aus den umgesetzten Klimaschutzaktivitäten vor allem darauf, wie ein kommunaler Klimaschutzprozess unter den

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Rahmenbedingungen einer angespannten Haushaltslage der Stadt gestaltet werden kann. Neben Mitgliedern des Ausschusses nahmen der technische Beigeordnete der Stadt Oer-Erkenschwick sowie der Fachbereichsleiter der Stadtentwicklung, der Klimaschutzbeauftragte und die für die Begleitung des Klimaschutzkonzeptes zuständige Verwaltungsmitarbeiterin aus dem Fachbereich Stadtentwicklung an der Veranstaltung im Wissenschaftspark in Gelsenkirchen teil. Im Rahmen des Erfahrungsaustausches konnten vielfältige Fragen der Teilnehmer zum Vorgehen der Stadt Gelsenkirchen gestellt und geklärt werden. Als Anreize für den Diskussionsprozess dienten die folgenden Präsentationen: Nach einer kurzen Begrüßung seitens des Gutachters stellte der Klimaschutz- und Solarbeauftragte der Stadt Gelsenkirchen die Entwicklung des Klimaschutzprozesses der Stadt seit Anfang der 1990er Jahre im Rahmen des Strukturwandels dar sowie die daraus entstandene Positionierung der Stadt als Solarstadt. Verschiedene Projekte, die unter diesem neuen Motto / Leitbild initiiert wurden, wurden erläutert und auf die Bedeutung des Aufbaus von Netzwerken, die Suche von Kooperationspartnern, die Einbindung der Bürger in den Prozess sowie wirksame Kommunikationsinhalte hingewiesen. Finanzierungsmöglichkeiten über verschiedene Förderprogramme, Landesmittel und Partner wurden ebenso thematisiert wie die verschiedenen Bewerbungen auf Modellprojekte. Als ein aktuelles Projekt der Stadt Gelsenkirchen wurde der Erstellungsprozess des integrierten Klimaschutzkonzeptes erläutert sowie in einem Ausblick auf die Zielsetzungen eingegangen, zu welchen sich die Stadt Gelsenkirchen auf Basis des Konzeptes verpflichtet hat. Auch die inhaltlichen Schwerpunkte für die nächsten Jahre, deren Bestimmung für den zukünftigen Klimaschutzprozess in Gelsenkirchen ausschlaggebend waren, wurden vorgestellt und welche finanziellen Mittel hierfür von der Stadt Gelsenkirchen eingeplant werden. Besonderes Augenmerk richtete zudem der Geschäftsführer des „Solarstadt Gelsenkirchen e.V.“ auf die Bedeutung des Fördervereins für den Klimaschutzprozess der Stadt Gelsenkirchen, welchen der Verein durch seinen spezifischen Aufbau sowie seine Arbeitsweise mitgestaltet. Auch wenn deutlich wurde, dass nicht alle Aspekte des Klimaschutzprozesses in Gelsenkirchen auf Oer-Erkenschwick übertragbar sind, konnte den Teilnehmern doch aufgezeigt werden, wie entscheidend ein interkommunaler Erfahrungsaustausch für die eigene Gestaltung eines erfolgreichen Klimaschutzprozesses sein kann.

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5 Maßnahmenprogramm für Oer-Erkenschwick Das folgende Maßnahmenprogramm basiert auf den recherchierten, bisherigen Klimaschutzaktivitäten in Oer-Erkenschwick, den Ergebnissen aus den Fachgesprächen und den Telefoninterviews, den Workshops sowie den aus Sicht der Gutachter für OerErkenschwick unter den aktuellen, finanziell äußerst restriktiven, Rahmenbedingungen sinnvollen Maßnahmen. Das Maßnahmenprogramm umfasst die Handlungsfelder

• „Die Kommune als Vorbild“

(KomVor),

• „Erneuerbare Energien, Energieversorgung und -nutzung“ • „Mobilität“

(EngVN) und (Mob).

Es ist unterteilt in ein Impulsprogramm für ein Jahr sowie einen sogenannten Themenspeicher für die Folgejahre bis zum Jahr 2020. Die Maßnahmen wurden zudem exemplarisch für das Einrichten einer Klimaschutz-Stelle gekennzeichnet, ohne dass dies eine Voraussetzung für ihre Umsetzung darstellt (daher können die Angaben zu personellen Ressourcen nicht ohne weiteres summiert werden). Die Bewertung der einzelnen Maßnahmen des Handlungsprogramms im Rahmen des integrierten Klimaschutzkonzeptes erfolgt nach folgendem Muster: PersonalKooperationsRegionale aufwand aufwand Wertschöpfung sehr gering  sehr hoch  hoch  hoch  gering  gering hoch   mittel mittel mittel  mittel  mittel    hoch gering    sehr hoch  sehr gering  gering  gering  hoch CO2-Reduktion

Kostenaufwand

Tabelle 4: Übersicht der Maßnahmenkriterien (Quelle: Gertec) Dabei stehen die Kreuzchen für eine quantifizierte Bewertung des Kriteriums, die Kreise stehen für eine qualitative Bewertung des Kriteriums. Es ist jedoch auch möglich, dass vor allem das Kriterium der CO2-Reduktion nicht für jede Maßnahme quantifiziert werden konnte.

5.1 Darstellung der Kriterien • CO2-Reduktion Die Energie- und darauf aufbauend die CO2-Minderungspotenziale werden auf Basis der vorgeschlagenen Maßnahme abgeschätzt. Viele der Maßnahmen bieten dabei einzeln kein großes Wirkungspotenzial, jedoch bieten sie den Ausgangspunkt für entsprechend wirkungsvollere Folgemaßnahmen und -investitionen. Von einer Quantifizierung dieser indirekten Wirkung bzw. eines angenommenen Wirkungspotenzials der Maßnahme wird abgesehen. Die Bewertung des CO2-Minderungspotenzials über den gesamten Umsetzungszeitraum einer Maßnahme erfolgt nach Kenntnisstand der Gutachter sowie aktuell bestehenden Rahmenfaktoren des bundesdeutschen Energie-Mixes (z.B. des aktuellen Strom-Mixes mit entsprechendem Anteil erneuerbaren Energien etc.). Unter dieser Annahme erzielt die Maßnahme im Jahr 2013 durchgeführt genau denselben CO2Minderungseffekt als würde sie erst im Jahr 2016 realisiert, auch wenn im Zeitverlauf 42

Stadt Oer-Erkenschwick Integriertes Klimaschutzkonzept Endbericht

u.a. voraussichtlich ein weiterer Ausbau der erneuerbaren Energien erfolgt, der den CO2Minderungseffekt der eingesparten Energie verringern würde (da sich der Emissionsfaktor pro Kilowattstunde entsprechend verändert hätte). Aufgrund der politischen Zielsetzungen sowie der zentralen Ausrichtung auf den Klimaschutzeffekt werden Maßnahmen mit hoher Einsparwirkung entsprechend hoch bewertet. Die Einteilung in die Abstufungen der Bewertungskriterien erfolgt in Relation zur Wirkung aller restlichen Maßnahmen der Themenfelder.

• Kostenaufwand Unter diesem Kriterium werden die Sachkosten der Maßnahme (ohne Personalkosten) in Euro abgeschätzt. Die Kostenangaben beziehen sich dabei auf die von der umsetzenden Kommune aufzubringenden Investitionen und nicht auf die Kosten etwaiger weiterer Akteure, sofern deren Mitarbeit Voraussetzung für die Umsetzung der Maßnahme ist. Bei einigen Maßnahmen können Hinweise auf aktuell bestehende Förderprogramme gegeben werden, deren Antragsberechtigung im Detail sowie konkreter Umfang der Fördermittel jedoch nicht bei der Bestimmung des Kostenaufwandes berücksichtigt werden kann. Finanziell günstig zu realisierende Maßnahmen werden entsprechend hoch bewertet. Die Bewertungseinteilung erfolgt über die Kosten der Gesamtlaufzeit einer Maßnahme.

• Personalaufwand Mit dem Kriterium des Personalaufwandes wird der Zeitaufwand einer Maßnahme in Personenarbeitstagen abgebildet. Analog zum Kostenkriterium beziehen sich hierbei die Zeitangaben auf die von der umsetzenden Kommune aufzubringende Arbeitszeit von Verwaltungsmitarbeitern und nicht auf die Gesamtarbeitszeit etwaiger weiterer Akteure, sofern deren Mitarbeit Voraussetzung für die Umsetzung der Maßnahme ist. Eine Maßnahme mit geringem Personalaufwand wird analog zum Kostenkriterium entsprechend hoch bewertet. Die Bewertungseinteilung erfolgt auch hier über die angesetzten Personentage über die Gesamtlaufzeit einer Maßnahme. Zusätzlich zur zeitlichen Bewertung wurde eine monetäre Quantifizierung der Personalkosten anhand eines Stundensatzes von 40 Euro vorgenommen.

• Kooperationsaufwand Dieses Kriterium betrachtet, mit wie vielen bzw. welchen Akteuren die Stadt voraussichtlich im Rahmen der Umsetzung einer Maßnahme in Kontakt treten bzw. eine Kooperation eingehen muss/sollte. Für die mittelfristige Perspektive der Maßnahme sowie ggf. die Aufteilung von Verantwortung für einzelne Bereiche ist die Akteursbeteiligung jenseits der kommunalen Verwaltung von zentraler Bedeutung. Maßnahmen mit geringer Akteursbeteiligung erhalten eine hohe Bewertung, da diese Maßnahmen aus Sicht der Stadt einen geringeren Koordinationsaufwand haben. Nichtsdestotrotz ist es für die Maßnahmen entscheidend, dass alle entsprechend relevanten Akteure beachtet und ggf. eingebunden werden, auch wenn dies zunächst einen Mehraufwand bedeutet. Ein hoher Kooperationsaufwand ist daher nicht per se negativ, da bei einer größeren Zahl von beteiligten Akteuren die Maßnahme auch eine breitere Basis und mehr Multiplikatoren erhält.

• Regionale Wertschöpfung Unter diesem Punkt wird die potenzielle Wirkung auf die regionale Wertschöpfung der Kommune betrachtet. Dieses Kriterium ist insbesondere aussagekräftig in Bezug auf

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regional erzeugte Geldströme, welche den ortsansässigen Akteuren zugute kommen. Investitionen im Klimaschutzbereich sind hierbei besonders ergiebig, wenn die Umsetzung der Maßnahme mit lokalen Akteuren (z.B. Handwerksunternehmen) durchgeführt wird und die Mittel so nicht in andere Regionen abfließen (siehe ausführlich hierzu Abschnitt 6.3). Entsprechend erhalten Maßnahmen mit hohem Potenzial lokal erzeugter Geldströme bzw. der daran erfolgenden Beteiligung lokaler Akteure eine entsprechend hohe Bewertung.

5.2 Übersicht zum Maßnahmenprogramm Die Übersicht über die Maßnahmen für das Klimaschutzkonzept folgt auf der kommenden Seite. Potenzielle Aufgaben einer Person (Klimaschutzmanager) wurden hierbei blau gekennzeichnet.



Dunkelblau: diese Maßnahmen können voraussichtlich im Laufe von 3 Jahren begonnen und abgeschlossen werden.



Mittelblau: diese Maßnahmen können voraussichtlich im Laufe von 3 Jahren begonnen werden, laufen jedoch noch über einen längeren Zeitraum fort.



Nicht gekennzeichnete Maßnahmen lägen beispielsweise in der Verantwortung bereits beschäftigter Mitarbeiter der Stadt Oer-Erkenschwick oder bei externen Akteuren

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Impulsprogramm für Oer-Erkenschwick Maßnahmenbezeichnung

Laufzeit

KomVor 1 KomVor 2 KomVor 3 KomVor 4 KomVor 5 KomVor 6 KomVor 7 EngVN 1 EngVN 2 EngVN 3 EngVN 4 EngVN 5 Mob 1 Mob 2 Mob 3 Mob 4 Mob 5 Mob 6

2013-16 2013-14 2013-20 2013-16 2013-16 2013-14 2013-20 2013-20 2013-16 2013-20 2013-15 2013-20 2013-20 2013 2013-15 2013-14 2013-15 2013-15

Klimaschutzmanager für Ausbau Klimaschutzmanagement Leitbildprozess – für eine starke Marke „Oer-Erkenschwick“ Erneuerbare Energienutzung in städtischen Liegenschaften Effizienzmaßnahmen in Schulen und Kindertagesstätten Teilnahme am European Energy Award® Finanzierungsmodell für kommunale Liegenschaften Moderne Finanzierungsmethoden für Bürgerbeteiligung Neutrale Energieberatung aus einer Hand Quartiersberatung vor Ort und Haus-zu-Haus-Beratungen Regionale „Energielotsen“ für KMU Vermietung kommunaler Dachflächen für Photovoltaik Ausbau der Solarenergienutzung, Kampagne Solarkataster Förderung Fahrradnutzung Alltags- und Tourismusverkehr Arbeitgeberaktion zur Förderung des Fahrradverkehrs Jährlicher Ökomobil-Tag Optimierung der Parkraumnutzung Verkehrs- und Mobilitätserziehung an Schulen (Beratung für ein) Betriebliches Mobilitätsmanagement

Themenspeicher bis 2020 für Oer-Erkenschwick Maßnahmenbezeichnung

Laufzeit

KomVor 8 KomVor 9 KomVor 10 KomVor 11 KomVor 12 KomVor 13 KomVor 14 KomVor 15 KomVor 16 KomVor 17 KomVor 18 EngVN 6 EngVN 7 EngVN 8 EngVN 9 EngVN 10 EngVN 11 EngVN 12 Mob 7 Mob 8 Mob 9 Mob 10 Mob 11

2014-2020 2014 2015 2014-2016 2014 2015 2015-2017 2015-2020 2016 2015-2017 2015 2014-2016 2016-2018 2014-2016 2014 2015-2020 2014-2020 2014-2016 2015 2016-2018 2016-2018 2018-2020 2018-2020

Netzwerkmanagement aktiv vorantreiben Klima-Check von politischen Beschlüssen Klimaneutrale Stadtverwaltung Green IT Energetische Leitlinien und Standards Wissen sichern, Kompetenzen ausbauen Stadtteilbezogene Energiekonzepte Kampagne für Klimaschutz Kampagnenwoche mit Klimatalern Bürgerdialog und interaktive Internetplattform Ehrenamt und Engagement im Klimaschutz stärken Stromsparinitiative für private Haushalte Energiesparmaßnahmen in Eigenleistung Beratungsaktionen zu Heizung und Hydraulik Klimabonus-Modell Energieberatung f. Sportvereine, Klimaschutz und Vereine Unternehmensstammtisch Energie & Klima Förderung dezentraler Energieversorgung durch KWK Weiterentwicklung Verkehrskonzept Umweltfreundlichkeit Ausweitung Öffentlichkeitsarbeit umweltfreundliche Mobilität Optimierung der Verkehrsführung für Fußgänger Förderung Elektromobilität im Individualverkehr Förderung umweltfreundlicher Antriebstechnologien im ÖPNV

Tabelle 5: Übersicht des Maßnahmenprogramms (Quelle: Gertec)

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5.3 Handlungsfeld „Die Kommune als Vorbild“ Die Energie- und CO2-Minderungspotenzialanalyse ergab im Bereich der kommunalen und öffentlichen Gebäude einen verhältnismäßig geringen Wert im Vergleich zu den weiteren betrachteten Sektoren. Die bestehenden Einsparpotenziale der städtischen Gebäude sind jedoch noch nicht ausgeschöpft, weshalb auch für diesen Bereich des direkten Einflussbereiches der Stadtverwaltung Maßnahmenvorschläge erarbeitet wurden. Diese bieten für die Stadt Oer-Erkenschwick zusätzliche Energie- und somit Kosteneinsparungsmöglichkeiten. Mögen diese Einspareffekte im Vergleich zu den Potenzialen der restlichen Handlungsfelder eher gering erscheinen, so ist doch ein entscheidender Effekt nicht zu vernachlässigen: die überwiegende Anzahl der Akteure vor Ort fühlt sich in den eigenen Aktivitäten erst dann motiviert und bestärkt, wenn die städtischen Akteure selbst mit gutem Beispiel aktiv vorangehen und die eigenen Handlungsoptionen voll ausschöpfen. So kann Energieeffizienzmaßnahmen sowie der energetischen Sanierung stadteigener Gebäude zusätzliche Wirkungskraft beigemessen werden. Die Umsetzung der Leitlinien und Standards von der Theorie in die Praxis wird dabei z.B. durch Finanzierungsmodelle unterstützt. Die folgenden Maßnahmen beziehen sich ebenfalls auf übergreifende Strukturen für die Klimaschutzaktivitäten in Oer-Erkenschwick und zeigen, wie in ihrem Rahmen ein transparentes Projektmanagement auf- bzw. ausgebaut werden kann. Zentrales Element ist hierbei der empfohlene personelle Ausbau des Klimaschutzmanagements vor Ort z.B. über die Einführung einer Koordinierungsstelle Klimaschutz mit einem Klimaschutzmanager als zentrale Kraft bei der Umsetzung des vorliegenden Klimaschutzkonzeptes. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das Aufgreifen und Weiterführen von bereits angestoßenen Prozessen und Netzwerken vor Ort sowie ihre Einbindung in einen strategisch angelegten Klimaschutzprozess. Die im Handlungsfeld „Die Kommune als Vorbild“ (KomVor) vorgeschlagenen Maßnahmen dienen daher sowohl der Erschließung des Einsparpotenzials, dem Ausbau des Vorbildcharakters der Stadtverwaltung Oer-Erkenschwicks, der Einführung von Finanzierungs- und Öffentlichkeitsarbeitsmodellen, um dem lokalen Klimaschutz eine noch stärkere Breitenwirkung zukommen lassen zu können als auch der Fortschreibung des vorliegenden Klimaschutzkonzeptes.

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KomVor 1 Klimaschutzmanager für den Ausbau des Klimaschutzmanagements Kurzbeschreibung: Die erfolgreiche Umsetzung kommunalen Klimaschutzes erfordert eine transparente, übergeordnete, gesamtstädtische, unabhängige Koordination, durch welche die gesamtstädtischen Ziele verfolgt, Strategien und Schwerpunkte formuliert und in Zusammenarbeit mit lokalen Akteuren Projekte angestoßen und begleitet werden. Der „rote Faden“ der Klimaschutzaktivitäten kann am sinnvollsten von einer Person sichergestellt und kommuniziert werden, indem sie Prioritätensetzungen bei Maßnahmenumsetzungen transparent darstellt und die Aktivitäten der Kommune koordiniert. Der Aufgabenbereich umfasst dabei u.a. die Akteursvernetzung, ein zentrales Informationsund Beratungsmanagement, die Unterstützung bei der Vorbereitung und Konkretisierung von Ratsbeschlüssen, die Aktualisierung des Internetangebotes, die Koordination von Förderanträgen, die Kampagnenplanung sowie die Energie-/CO2-Bilanzierung. Das Klimaschutzmanagement übernimmt zudem die Umsetzung der konzeptionell ausgearbeiteten Bestandteile des Klimaschutzkonzeptes (Öffentlichkeitsarbeit und Erfolgskontrolle). Diese Aufgaben allein können bereits das Stellenprofil einer Person füllen, auf welche zukünftig auch Funktionen als Moderator und Projektinitiator zur Umsetzung des integrierten Klimaschutzkonzeptes sowie zur Kontrolle der erzielten Erfolge zukäme. Ab dem 01. Januar 2013 kann ganzjährig auf das BMU-Förderprogramm „Klimaschutzmanager“ zur inhaltlichen Unterstützung bei der Umsetzung von Klimaschutzkonzepten zurückgegriffen werden, um eine städtische Koordinierungsstelle Klimaschutz zu stärken bzw. aufzubauen. Es wird daher empfohlen, zum nächstmöglichen Zeitpunkt einen Förderantrag einzureichen. Alternativ kann die Prüfung einer internen Stellenbesetzung geprüft werden, deren Tätigkeitsumfang maßgeblich vom beschlossenen Maßnahmenprogramm bestimmt wird.

Bausteine: 1. Vorbereitung der Antragstellung durch politischen Beschluss des Stellenausbaus; 2. Auswahl von Maßnahmen u.a. aus dem Klimaschutzkonzept zur Beschreibung des möglichen Stellenprofils des Klimaschutzmanagers; 3. Antragausarbeitung und Einreichung

Bezug zu anderen Maßnahmen: Direkt und indirekt zu allen Maßnahmen des Maßnahmenprogramms

Kriterienbewertung:

Anmerkung:

CO2-Reduktion:

✖✖✖✖✖

Kostenaufwand:

✖✖✖✖

Personalaufwand:

✖✖✖✖✖

Kooperationsaufwand:

●●●

Regionale Wertschöpfung:

●●●

Rund 1.511 t / a CO2-Reduktion: Endenergieeinsparung von 1% über alle Sektoren durch Netzwerktätigkeiten ca. 2.500 €/a Eigenanteil der Stadt bei Nutzung der Förderung von Personal- und Sachkosten einer neuen Stelle durch das BMU; nach Ablauf der 3jährigen Förderung etwa 50.000 €/a 3 Tage (960 €) im Herbst/Winter 2012 für Vorbereitung / Abstimmung Projektantrag für einen Klimaschutzmanager, der zahlreiche Maßnahmen des IKSK initiiert und begleitet und ca. 2 Tage pro Monat für Netzwerkmanagement verwendet. Berücksichtigung aller Akteure zum Aufbau zukünftiger Strukturen im Klimaschutz Keine direkte Wirkung, jedoch hohe indirekte und langfristige Wirkung durch Initiierung von Klimaschutzmaßnahmen

Laufzeit: 2013-2016

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KomVor 2 Leitbildprozess – für eine starke Marke „Oer-Erkenschwick“ Kurzbeschreibung: Mit dieser Maßnahme wird die fortlaufende Leitbildentwicklung empfohlen. Das Leitbild für die Stadt Oer-Erkenschwick sollte u.a. quantitative und qualitative Zielsetzungen für Energieeffizienz und Klimaschutz umfassen und an den bisherigen Leitbildprozesses der Stadt im Rahmen des integrierten Stadtentwicklungs- und Handlungskonzeptes für Oer-Erkenschwick18 sowie die Potentialstudie von 200919 anknüpfen. Mit einer entsprechend starken Positionierung (z.B. aus dem Themenbereich Effizienz oder Gebäudemodernisierung) könnte die Stadt Oer-Erkenschwick u.a. die Themen „lokaler Klimaschutz“ und „attraktiver Wohnstandort“ verbinden. Hierzu gilt es, mithilfe der Zielformulierung ein entsprechendes Alleinstellungsmerkmal zu schaffen. Von zentraler Bedeutung einer Marke ist dabei ein von der Stadtverwaltung ausgehender Impuls, mit dem sie Kommunikations- und Kooperationsprozesse mit spezifischen Akteuren vor Ort sowie die überregionale Vernetzung unter die Maxime der städtischen Zielsetzungen stellt. Es wird empfohlen die formulierten Leitlinien abschließend politisch zu beschließen.

Bausteine: 1. Zusammentragen und Auswertung vorliegender Leitbilddiskussionen sowie themenrelevanter Ergebnisse; 2. Ausformulierung des Leitbildes sowie stadtspezifischer Ziele und verwaltungsinterner Abstimmungsprozess; 3. Politischer Beschluss und öffentliche Kommunikation

Bezug zu anderen Maßnahmen: Inhaltliche Schnittmengen zu allen Maßnahmen des Maßnahmenprogramms

Kriterienbewertung:

Anmerkung:

CO2-Reduktion: Kostenaufwand:

✖✖✖✖✖

Personalaufwand:

✖✖✖

Kooperationsaufwand:



Regionale Wertschöpfung:



Nicht direkt quantifizierbar ca. 5.000 € für die öffentlichkeitswirksame Aufbereitung der Ergebnisse 25 Tage (8.000 €) für Abstimmungstreffen, Begleitung inhaltlich-strategischer Schwerpunktsetzung, Zielformulierung sowie Textfassungen des Leitbildes (Federführung Klimaschutzmanager) Zentrale Akteure in Oer-Erkenschwick aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft sowie Bürger, Vereine und Interessensgruppen sollten beteiligt werden Keine direkte Wirkung, jedoch indirekter Einfluss auf die Klimaschutzaktivitäten der Gesamtstadt

Laufzeit: 2013-2014

18

Büro für Kommunal- und Regionalplanung Essen (2005): Stadtumbau West Oer-Erkenschwick. Stadtentwicklungskonzept Oer-Erkenschwick 2015. Analysen, Ziele, Konzepte und Handlungsprogramm.

19

Planungsbüro DTP – Davids, Terfrüchte + Partner (2009): Oer-Erkenschwick – hier lebe ich gern... Potentialstudie OerErkenschwick.

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KomVor 3 Erneuerbare Energienutzung in den städtischen Liegenschaften Kurzbeschreibung: Mit der Novellierung des Erneuerbare-Energien-Wärmegesetzes wird der Vorbildfunktion der Kommunen eine größere Bedeutung beigemessen. So wird z.B. ab 2012 bei einer grundlegenden Renovierung öffentlicher Gebäude die Nutzung erneuerbarer Energien vorgeschrieben. Bei gasförmiger Biomasse beträgt der Deckungsgrad für den Wärme- und Kältebedarf dann mindestens 25 Prozent, bei den sonstigen erneuerbaren Energieformen 15 Prozent. Um dem Rechnung zu tragen, wird empfohlen, den technisch-wirtschaftlichen Einsatz erneuerbarer Energien soweit wie möglich durch Eignungs-Checks zu prüfen und vorzubereiten. Des Weiteren wird empfohlen zu prüfen, ob im Gebäudebestand bevorzugt Anlagen auf Ölbasis durch Anlagen auf der Basis von Holz ersetzt werden können. Hiermit sind hohe Brennstoffkosteneinsparungen zu erwarten. Ein konkreter Einsatzort für eine Holzanlage (Pellets oder Hackschnitzel) könnte der Baubetriebshof sein. Es wird empfohlen, dieses zu prüfen.

Bausteine: 1. Bestehende Prüfungen sammeln; 2. Ggf. Übersichten zum Gebäudebestand aktualisieren; 3. Sanierungsplan erstellen bzw. abgleichen; 4. Neue Prüfung durchführen; Ggf. Holzanlage auf Baubetriebshof

Bezug zu anderen Maßnahmen: Effizienzmaßnahmen in Schulen und Kindertagesstätten, Teilnahme am European Energy Award®, Finanzierungsmodell für kommunale Liegenschaften, Moderne Finanzierungsmethoden für Bürgerbeteiligung, Klimaneutrale Stadtverwaltung, Vermietung kommunaler Dachflächen für Photovoltaik, Förderung dezentraler Energieversorgung durch KWK

Kriterienbewertung:

Anmerkung:

CO2-Reduktion:

✖✖

Kostenaufwand:

✖✖✖✖✖

Personalaufwand:

✖✖✖

Kooperationsaufwand: Regionale Wertschöpfung:

●●●●● ●●●

Rund 77 t / a CO2-Reduktion bei 40% Wärmebedarfsdeckung Organisatorische Verankerung der Prüfung und Priorisierung der abgeleiteten Maßnahmen, kann durch bestehende Stellen gedeckt werden 5 Tage für die Prüfung aktueller Vorhaben; 10 Tage für die Prüfung weiterer Liegenschaften und Maßnahmenableitung (4.800 €) Stadtverwaltung Abhängig von der Zusammensetzung der abgeleiteten Maßnahmen sowie Umsetzung mit lokalen Kooperationspartnern bzw. Handwerksbetrieben

Laufzeit: 2013-2020

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KomVor 4 Effizienzmaßnahmen in Schulen und Kindertagesstätten Kurzbeschreibung: Mit dieser Maßnahme wird empfohlen, für die städtischen Liegenschaften Klimaschutzteilkonzepte durchzuführen (z.B. für 9 Schulgebäude und 1 Turnhalle). Diese sollen vor allem dazu dienen, investive Maßnahmen für ein 3-Jahres-Programm zu identifizieren. Anschließend sollten Förderanträge für mindestens drei Modellprojekte zur Umsetzung der identifizierten Einsparmaßnahmen gestellt werden. Im Bereich der Nutzerprojekte (gering-investive Maßnahmen) wird empfohlen, ein städtisches 50:50-Programm mit der Berücksichtigung von Schulen und Kindertagesstätten aufzustellen. Hier sollte an bestehende Aktivitäten und Partnerschaften an einzelnen Schulen und Kindertagesstätten angeknüpft werden, die in ein Gesamtkonzept für die Schulen und Kindertagesstätten in Oer-Erkenschwick integriert werden. Diese können somit als Lernort für Themen wie erneuerbare Energien, Energieeffizienz und -einsparungen erschlossen werden, da Kinder eine Multiplikatorfunktion v. a. im Bereich der Familien einnehmen können. Es wird daher empfohlen, Energieprojekte in und mit Schulen und Kindertagesstätten auszuführen. Wettbewerbe zur Energieeffizienz, so genannte Energiewächter und -detektive in Schulen, können z.B. hier eingeführt bzw. weitergeführt werden. Zukünftig könnten auch Vereine integriert werden. Für die Konzeption und Durchführung von Nutzerprojekten (50:50Projekte) in Schulen können Fördermittel des BMU genutzt werden.

Bausteine: 1. Modellprojektauswahl für Fördermittelanträge; 2. Gesamtkonzept für Schulen und Kindertagesstätten; 2. Priorisierung investiver Maßnahmen; 3. Durchführung investiver und nutzerorientierter Maßnahmen

Bezug zu anderen Maßnahmen: Ehrenamt und Engagement im Klimaschutz stärken

Kriterienbewertung:

Anmerkung:

CO2-Reduktion:

✖✖

Kostenaufwand:

✖✖

Personalaufwand:

✖✖✖

Kooperationsaufwand: Regionale Wertschöpfung:

●●● ●

Laufzeit: 2013-2016

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Rund 55 t / a CO2-Reduktion bei 8% Wärmebedarfs- und 4% Strombedarfseinsparung durch Nutzerprojekte, ausgehend vom Endenergieverbrauch des Gesamtgebäudebestandes ca. 20.000 € für je ein Klimaschutzteilkonzept in Abstimmung mit der Bezirksregierung; ca. 15.000 € pro Jahr als Basishonorar eines Dienstleisters über 3 Jahre eines 50:50-Programms 4 Wochen für die begleitende Erstellung der Klimaschutzteilkonzepte 10 Tage pro Jahr für Begleitung des 50:50Programms über drei Jahre (16.000 €) Stadtverwaltung, Schulen, Kitas Energie-Einspareffekte erwartet, dadurch stehen Finanzmittel für anderweitige Investitionsoptionen zur Verfügung.

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KomVor 5 Teilnahme am European Energy Award® Kurzbeschreibung: Um das querschnittsorientierte Thema Klimaschutz innerhalb der Stadtverwaltung noch stärker zu verankern, wird die Teilnahme an dem externen Qualitätsmanagementsystem und Zertifizierungsverfahren European Energy Award® (eea) empfohlen. Damit können die Klimaschutzaktivitäten der Stadt Oer-Erkenschwick detailliert erfasst, bewertet, geplant, gesteuert und regelmäßig überprüft werden. Das Programm gewährleistet die regelmäßige interne Kontrolle der Erfolge und die Optimierung der Energiearbeit in einem stetigen Prozess der Erstellung von Arbeitsprogrammen. Es ist damit auch sehr gut als Rahmen für das Indikatorenmodell zur Erfolgskontrolle des Klimaschutzkonzeptes geeignet. Der European Energy Award® dient der Energieeinsparung, der effizienten Nutzung von Energie und der Steigerung des Einsatzes regenerativer Energien und kann somit ein sinnvolles Instrument begleitend zur Umsetzung des Klimaschutzkonzeptes darstellen. Er wird als Umsetzungsinstrument im Rahmen des Konvent der Bürgermeister/innen anerkannt. Es wird zunächst die Teilnahme über 4 Jahre empfohlen. Die Teilnahme am European Energy Award® wird von dem Land Nordrhein-Westfalen im Rahmen einer 4-jährigen Einstiegsförderung sowie einer Folgeförderung finanziell unterstützt.

Bausteine: 1. Beantragung Fördermittel für eea; 2. Ausschreibung externer Berater; 3. Verwaltungsinterne Zusammenstellung eines „eea-Teams“

Bezug zu anderen Maßnahmen: Inhaltliche Schnittmengen zu einem Großteil der Maßnahmen des Maßnahmenprogramms

Kriterienbewertung:

Anmerkung:

CO2-Reduktion:



Kostenaufwand:

✖✖✖

Personalaufwand:

✖✖✖

Kooperationsaufwand:

●●●

Regionale Wertschöpfung:



Rund 9 t / a CO2-Reduktion durch geschätzte 1% Verbrauchsreduktion bei kommunalen Liegenschaften über den kontinuierlichen Managementprozess; erhebliche Zusatzeinsparungen im Rahmen der Maßnahmenumsetzung zu erwarten Bei einem nicht genehmigten Haushalt liegt der Eigenanteil der Stadt derzeit bei 3.862€ über 4 Jahre bzw. 965,50€ pro Jahr, bei einem genehmigten Haushalt bei 7.362€ für vier Jahre bzw. 1.840,50€ pro Jahr 45 Tage (14.400 €) Teamleitung, 20 Tage Teammitglieder, über vier Jahre Mitglieder eines Energie-Teams aus ca. 10 Personen unterschiedlicher Fachrichtungen sowie Energieversorger Abhängig vom Umfang initiierter Maßnahmen in den eigenen Liegenschaften; ggf. Initiierung von Maßnahmen in der Stadt durch gestärkte Vorbildfunktion

Laufzeit: 2013-2016

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KomVor 6 Finanzierungsmodell für kommunale Liegenschaften Kurzbeschreibung: Es wird empfohlen, aus den Einnahmen der Konzessionsabgaben zweckgebunden einen festen Betrag (z.B. 0,05% der Konzessionsabgabe – entspricht aktuell rund. 50.000 Euro/a) für die Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen in Oer-Erkenschwick zu verwenden. Durch diese Zweckbindung kann der unmittelbare Zusammenhang zwischen Energie und Klimaschutz deutlich werden. Über diese Gelder sollten zum Beispiel Zusatzkosten für energetische Sanierungsmaßnahmen des städtischen Energiemanagements (im Sinne eines „Intracting“), vertiefende Detailkonzepte, Öffentlichkeitsarbeit für den Klimaschutz sowie weitergehende Sachmittel für die Aufgaben des Klimaschutzmanagers finanziert werden.

Bausteine: 1. Prüfung und Festlegung des prozentualen Anteils der genutzten Konzessionen; 2. Ausarbeitung des Nutzungsmodells; 3. Transparente Umsetzung der „geförderten“ Maßnahmen mit Prioritätenliste

Bezug zu anderen Maßnahmen: Inhaltliche Schnittmengen zu einem Großteil der Maßnahmen des Maßnahmenprogramms

Kriterienbewertung:

Anmerkung:

CO2-Reduktion: ✖✖ Kostenaufwand: ✖✖✖✖✖ Personalaufwand: Kooperationsaufwand: Regionale Wertschöpfung:

Laufzeit: 2013-2014

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✖✖✖✖✖ ●●●●● ●●●

Ca. 33 t / a CO2-Reduktion durch Erschließen von 10% der wirtschaftlichen Minderungspotenziale in kommunalen Liegenschaften Es entstehen keine weiteren Folgekosten (Finanzierung wirtschaftlicher Maßnahmen aus dem Intracting) 4 Tage (1.280 €) für die konzeptionelle Ausarbeitung sowie Maßnahmenzuordnung Stadtverwaltung, Energieversorger Abhängig von der Art der unterstützten Projekte sowie berücksichtigter Kooperationspartner

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KomVor 7 Moderne Finanzierungsmethoden für Bürgerbeteiligung Kurzbeschreibung: Die Bereitschaft und finanziellen Möglichkeiten Klimaschutzprojekte zu unterstützen, sind bei großen Teilen privater Akteure vorhanden, wenn konkrete Handlungsmöglichkeiten mit definiertem Nutzen geboten sind. Die gutachterliche Erfahrung zeigt, dass sich mit finanziellen Beteiligungsmöglichkeiten in lokale Klimaschutzprojekte, die sich durch geringe Einstiegshürden und adäquate Verzinsung auszeichnen, erhebliche private Finanzmittel mobilisieren lassen. Es wird empfohlen, einen „Bürgerfonds“ (ggf. auf Kreisebene) zur Finanzierung von lokalen Klimaschutzprojekten zu entwickeln. Dieser wird als Geldanlagemöglichkeit mit Umwelt- und Regionalbezug ausgelegt. Möglich ist z.B. die Entwicklung eines Klimaschutzbriefes in regionaler Kooperation mit zweckgebundenem Kredit für regionale Klimaschutzprojekte. Der Fonds kann zudem gespeist werden durch einen Festbetrag (z.B. 5 Euro) pro Einwohner OerErkenschwicks. Es wird auch empfohlen, dass Energie-Genossenschaften für sinnvolle und effiziente Verbundprojekte durch die Stadt Oer-Erkenschwick initiiert werden. Angeboten werden sollten eine methodische Hilfestellung sowie Projektvermittlung und Vermittlung von Ansprechpartnern.

Bausteine: 1. Erfassung bestehender Angebote und Identifikation von Anknüpfungspunkten; 2. Entwicklung der Finanzierungsmethoden und regionale Etablierung

Bezug zu anderen Maßnahmen: Inhaltliche Schnittmengen zu einem Großteil der Maßnahmen des Maßnahmenprogramms

Kriterienbewertung: CO2-Reduktion:

Anmerkung: ✖✖✖

Kostenaufwand: ✖✖✖✖ Personalaufwand: ✖✖✖

Kooperationsaufwand: Regionale Wertschöpfung:

●●● ●●●

Ca. 297 t / a CO2-Reduktion durch Erschließen von 1% der wirtschaftlichen Minderungspotenziale 15.000 € für die Beauftragung externer Fachkräfte für die Begleitung eines ersten Bürgerbeteiligungsprojektes. 50 Tage (16.000 €) für die Begleitung der konzeptionellen Ausarbeitungen sowie Abstimmungen mit zentralen Akteuren bzw. etwaigen Kooperationspartnern und Begleitung der Umsetzung des Modellprojektes. Stadtverwaltung, Finanzwirtschaft, Kooperationspartner, Akteure auf Kreisebene, Energieversorger Effekte durch die Bürgerbeteiligung sowie Berücksichtigung lokaler Kooperationspartner erwartet.

Laufzeit: 2013-2020

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5.4 Handlungsfeld „Erneuerbare Energien, Energieversorgung und -nutzung" Die CO2-Emissionen der eigenen Energieversorgung können zu einem bedeutenden Anteil durch Strukturveränderungen der Energieversorgung und den Ausbau erneuerbarer Energien reduziert werden. Zum anderen gibt es Maßnahmen zur Steigerung der Effizienz im Bereich der Energienutzung (z.B. energetische Sanierung des Gebäudebestandes, Einsatz von effizienteren Produkten u.a. in den Bereichen „Beleuchtung“, „Weiße Ware“ oder „Heizungssystem“, Effizienzsteigerung in Produktionsprozessen von Wirtschaftsunternehmen). Beide Bereiche bieten in Oer-Erkenschwick noch Optimierungspotenziale. Die Errichtung lokaler Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien ist dabei aufgrund der spezifischen Rahmenbedingungen nicht unbegrenzt möglich und nicht an allen möglichen Standorten sinnvoll. Auch sind auf Landes- oder Bundesebene zum Teil für die Realisierung entsprechender Anlagen Rahmenbedingungen gesetzt, die aktuell ein Handeln erschweren oder verhindern (z.B. schwankende bzw. unsichere Förderprogramme zur Wirtschaftlichkeitsbestimmung oder zögerliches Vorantreiben der Netzausbauaktivitäten). An dieser Stelle können sich die Maßnahmen daher nur auf die auf städtischer Ebene aktuell umsetzbaren Maßnahmen für die Anlageninitiierung beziehen. Darüber hinaus bestehen CO2-Minderungspotenziale im Bereich der Energieumwandlung und -versorgung im Rahmen der Umsetzung von Effizienzmaßnahmen, der Gestaltung der Energieversorgung durch Nah- oder Fernwärmenetze bzw. dezentraler KraftWärme-Kopplungsanlagen. Im Bereich der Sanierung des Gebäudebestandes liegt in Oer-Erkenschwick ein großes Einsparpotential. Mit Wärmedämmmaßnahmen an den Fassaden der Gebäude, im Dachbereich und der Kellerdecke, dem Austausch der Fenster sowie einer Heizungssanierung lässt sich der Wärmeverbrauch bei den privaten Haushalten deutlich reduzieren. Auch im Bereich der Unternehmen der drei verschiedenen Wirtschaftssektoren bestehen zudem erhebliche CO2-Minderungspotenziale durch die Umsetzung von Effizienzmaßnahmen. Gleichzeitig verfügt diese Zielgruppe in der Regel über nur wenige Informationen zu ihren Handlungsoptionen, weist jedoch eine zunehmende Sensibilität für dieses Thema auf. Die im Handlungsfeld „Erneuerbare Energien, Energieversorgung und -nutzung“ (EngVN) vorgeschlagenen Maßnahmen dienen daher vor allem dem Ausloten der eigenen Potenziale vor Ort sowie der fortlaufenden Verbesserung der Qualität der bereits bestehenden Aktivitäten und Angebote in diesem Handlungsfeld, der Sensibilisierung bestimmter Akteursgruppen, der zielgruppenspezifischen Wissensvermittlung sowie dem Anstoß von weiteren Effizienzmaßnahmen.

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EngVN 1 Neutrale Energieberatung aus einer Hand Kurzbeschreibung: Mit diesem Maßnahmenbündel wird die Etablierung einer neutralen und unabhängigen Energieberatungsstelle in der Region empfohlen, welche die Stadt Oer-Erkenschwick maßgeblich mit initiieren kann. Als Service-Angebote der Energieberatungsstelle bieten sich die folgenden Projekte an: Vermittlung bestehender Beratungsangebote: In Oer-Erkenschwick bestehen bereits Beratungsangebote und -aktionen (u.a. auf Kreisebene, der Kreishandwerkerschaft Recklinghausen, der Verbraucherzentrale oder der Volkshochschule). Es wird daher empfohlen, die bestehenden Angebote besser zu vermitteln. Insbesondere private Haushalte sollen in Hinblick auf energetische Sanierungsaktivitäten einen transparenten Überblick über die „Energieberatungslandschaft“ in der Region erhalten. Zudem sollen Informationen über aktuelle (städtische) Projekte und Beteiligungsmöglichkeiten verfügbar sein, der Zugriff auf Förder- oder Informationsportale auf Landesund Bundesebene oder eine Handwerker-Suchfunktion sollen möglich sein. Sanierungsbegleitung: Immobilieneigentümer von Ein- und Mehrfamilienhäusern in Oer-Erkenschwick werden während ihres energetischen Gebäudesanierungsvorhabens beratend unterstützt, um Verfahrensunsicherheiten und Mängel in der Bauausführung zu vermeiden bzw. zu verringern. Ein unabhängiger Energieberater führt dabei eine qualifizierte und (handwerks-)neutrale Baubegleitung während einer energetischen Gebäudesanierung durch und steht dem Immobilieneigentümer während der Planungs- und Ausführungsphase seiner Sanierungsmaßnahme unterstützend zur Seite. Bei Neubauvorhaben kann das Angebot auch in Form einer Baubegleitung durchgeführt werden. Qualitätssicherung in Energieberatung und Handwerk: Gerade bei energetischen Sanierungsmaßnahmen, die ohne externe Planung und Überwachung durchgeführt werden, ist der private Gebäudeeigentümer häufig bei der Frage verunsichert, wie er einen guten Energieberater und/oder Handwerker findet. Wesentliche Elemente der Qualitätssicherung sind z.B. eine neutrale Trägerschaft, eine Selbstverpflichtung, Zusatzqualifikationen, Referenzen, Baustellenbesuche und ein Kundenbewertungssystem. Empfohlen wird für die Stadt Oer-Erkenschwick die Unterstützung des Aufbaus eines solchen Systems auf Kreisebene in enger Abstimmung mit den zu beteiligenden potenziellen Mitgliedern, insbesondere Energieberatern und Handwerkern sowie der Kreishandwerkerschaft und der WiN Emscher-Lippe Gesellschaft zur Strukturverbesserung mbH. Energieberatung der Gelegenheiten: Die Nutzung von Energieberatungsangeboten sollte durch eine aktive Ansprache von Hauseigentümern durch die Beratungsträger gestärkt werden. Als Instrument der mobilen Energieberatung kommen z.B. Infostände in Frage. Stark frequentierte Orte eignen sich besonders, z.B. Foyers von Banken, Bibliothek, Marktplatz oder auch Veranstaltungen. Der Infostand sollte Passanten bzw. Besucher zum Thema Energieberatung ansprechen und informieren. Eine Vernetzung, z.B. mit der Verbraucherzentrale NRW bietet sich an. Neben einer mobilen Energieberatung wird zudem eine Gelegenheit für Energieberatungen bei Eigentumsübergängen speziell für Kaufinteressenten und Käufer von Bestandsimmobilien gesehen.

Bausteine: 1. Einrichtung neutraler Beratungsstelle; 2. Zusammenstellung bestehender Beratungsangebote; 3. Datenbank mit qualifizierten Energieberatern und Handwerkern

Bezug zu anderen Maßnahmen: Quartiersberatung vor Ort und Haus-zu-Haus-Beratungen; Bürgerdialog und interaktive Internetplattform; Stromsparinitiative für private Haushalte; Beratungsaktionen zu Heizung und Hydraulik; Energieberatung für Sportvereine, Klimaschutz und Vereine

Kriterienbewertung:

Anmerkung:

CO2-Reduktion:

✖✖✖

Kostenaufwand:

✖✖✖

Personalaufwand:



Kooperationsaufwand:



Regionale Wertschöpfung:

●●●

368 t / a CO2-Reduktion: 400 zusätzl. Beratungen, 50 Beratene handeln und sparen dabei 30% Wärme und 300 kWh Strom. Bei Sanierungsrate nach Bundestrend werden zusätzl. 5% Energie eingespart. Zusätzl. Erschließung von 1% der wirtschaftl. Potenziale durch Qualitätssicherung. Pro Service-Angebot ca. 8.000 € für Materialien der Öffentlichkeitsarbeit Pro Service-Angebot ca. 20 Tage (25.600 €) zur konzeptionellen Erarbeitung und Initiierung (ggf. auf Kreisebene) Stadtverwaltung, WiFö, Kreishandwerkerschaft, Kooperationspartner auf Kreisebene (z.B. WiN), VZ, VHS Deutliche Effekte erwartet durch verbesserte Beratungslandschaft, Einbindung des lokalen Handwerks

Laufzeit: 2013-2020

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EngVN 2 Quartiersberatung vor Ort und Haus-zu-Haus-Beratungen Kurzbeschreibung: Es wird empfohlen, in festgelegten Zeiträumen und ausgewählten Wohnquartieren mit homogenen Siedlungsstrukturen Nachbarschaftsveranstaltungen durchzuführen bei dem eine Quartiersberatung für Interessierte angeboten wird (Bsp.: „DÄMMerstunde“ Kreis Gütersloh; „EnergieGenuss@home“ Kreis Steinfurt). Die Kommunikation und Organisation kann über Multiplikatoren in der Nachbarschaft stattfinden, diese Angebote können zu einer koordinierten Durchführung von energetischen Sanierungsmaßnahmen verschiedener Eigentümer führen und damit nutzbare Synergieeffekte erzeugen. Je nach Präferenz können Info-Materialien weitergegeben oder auch eine Initial-Beratung vereinbart und durchgeführt werden. Ergänzend wird eine umfassende Kampagne „Haus-zu-Haus-Beratung“ (HzH) für privat genutzte Wohngebäude empfohlen. Im Rahmen eines 3-Jahres-Plans könnten HzH-Beratungen durchgeführt werden, welche durch Gebäudethermografie ergänzt werden können. In festgelegten und angekündigten Zeiträumen (z.B. zwei Beratungswochen) besuchen Energieberater die Gebäudeeigentümer in einem zuvor ausgewählten Wohngebiet, um je nach Interesse und Bedarf der Bürger kostenlose Initial-Beratungen zur Steigerung der Energieeffizienz des Gebäudes durchzuführen. Es ist bei der Umsetzung dieser Maßnahme eine sorgfältige Vorbereitung notwendig, um die Gefahr vor „Trittbrettfahrern“ zu minimieren (z.B. Anschreiben an die Haushalte durch Bürgermeister mit Foto der neutralen Energieberater). HzH-Beratungen haben sich in der Praxis bereits als ein sehr wirkungsvolles Instrument zur Ansprache privater Gebäudeeigentümer herausgestellt (z.B. Kreis Steinfurt, Stadt Rheinberg). Hierbei wird empfohlen, an die im Winter 2001 / 2002 durchgeführte Thermografie-Aktion in Oer-Erkenschwick anzuknüpfen und die HzH-Beratungen mit einer vorhergehenden Thermografie-Aktion zu kombinieren, um die Energiesparpotentiale zu veranschaulichen.

Bausteine: 1. Entwicklung Beratungskampagne; 2. Auswahl von qualifizierten Beratern; 3. Einbindung Kooperationspartner; 4. Zusammenstellung Info-Materialien

Bezug zu anderen Maßnahmen: Neutrale Energieberatung aus einer Hand; Stromsparinitiative für private Haushalte; Energiesparmaßnahmen in Eigenleistung; Beratungsaktionen zu Heizung und Hydraulik; Moderne Finanzierungsmethoden für Bürgerbeteiligung; Kampagne für Klimaschutz; Kampagnenwoche mit Klimatalern

Kriterienbewertung:

Anmerkung:

CO2-Reduktion:

✖✖✖

Kostenaufwand:

✖✖✖

Personalaufwand:

✖✖✖

Kooperationsaufwand:



Regionale Wertschöpfung:

●●●

Laufzeit: 2013-2016

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151 t / a CO2-Reduktion: 400 Haushalte werden beraten, 20% handeln, 30% Wärmebedarfsreduktion 10.000 € pro Jahr (für externe Energieberater); 10.000 € für Öffentlichkeitsarbeit in zwei Pilotgebieten 50 Tage für zunächst zwei Aktionen für konzeptionelle Aufbereitung und koordinierende Umsetzungsbegleitung (16.000 €) Stadtverwaltung, Kreishandwerkerschaft, Kreditwirtschaft, Energieberater, Handwerker, Architekten Investitionen werden angeregt und überwiegend vom lokalen Handwerk umgesetzt, daher direkte Effekte bei entsprechender Berücksichtigung lokaler Kooperationspartner erwartet.

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EngVN 3

Regionale Initialberatung und Umsetzungsbegleitung durch „Energielotsen“ für KMU

Kurzbeschreibung: Trotz steigender Energiekosten ist gerade in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) Wissen über Möglichkeiten zur Senkung des eigenen Energieverbrauchs wenig vorhanden bzw. sind Instrumente des Energiecontrollings nicht hinreichend auf eigene Bedarfe abgestimmt. Im Rahmen dieser Maßnahme wird empfohlen, dass die Stadt Oer-Erkenschwick auf Kreisebene ein Beratungspaket initiiert, welches externes Fachwissen für einen an die Betriebsstruktur von KMU angepassten Wissenstransfer ermöglicht und Energiesparmaßnahmen initiiert werden. Hierzu wird empfohlen, das Beratungspaket dergestalt zu entwickeln, dass für den einzelnen Betrieb ein niederschwelliges Energieberatungsangebot mit begleitendem Energielotsen-Coaching während einer Maßnahmenumsetzung entsteht, bei dem ein entsprechender Fachberater eine Initialberatung mit Vor-Ort- Besuch durchführt (z.B. im Rahmen des KfW-Förderprogramms „Energieeffizienzberatung“), anschließend jedoch zusätzlich die Maßnahmenumsetzung qualitätssichernd begleitet (im Sinne einer dauerhaften, umsetzungsbegleitenden Leistung). Sie schließt somit direkt an das Angebot der KfW an. Um dies zu gewährleisten wird empfohlen, einen qualifizierten Berater-Pool aus der Region nach Themen vorauszuwählen, mit dessen Teilnehmern eine Rahmenvereinbarung zu Leistungsumfang und Kosten für ein begleitendes Coaching getroffen wurde. Es wird empfohlen, das Grundangebot auf Kreisebene dauerhaft einzurichten (d.h. mindestens bis 2020), so dass die Unternehmen benötigtes Know-How nach Bedarf abrufen und nach individuellem Aufwand abrechnen können. Hierfür könnten z.B. für gängige Formen von Nichtwohngebäuden die Energieeinsparpotenziale untersucht und aufbereitet bzw. entsprechende Maßnahmen im Rahmen von Modellprojekten angestoßen werden. Ziel eines solchen Beratungspaketes wäre es unter anderem, hierdurch Nachahmungseffekte durch übertragbare, wirtschaftlich sinnvolle Sanierungskonzepte zu erzeugen. Für Oer-Erkenschwick wird empfohlen, das Grundangebot in einem lokalen Testgebiet im Sinne eines Modellprojektes für den Kreis anzuwenden und anschließend für weitere Interessierte anzubieten.

Bausteine: 1. Entwicklung des Beratungsangebotes auf regionaler Ebene; 2. Zusammenstellung der Energielotsen auf regionaler Ebene; 3. Auswahl Testgebiet in Oer-Erkenschwick; 4. Erste Durchführung in Oer-Erkenschwick; 5. Kontinuierliche Begleitung und Anpassung an lokalspezifische Bedürfnisse der Unternehmen während des Umsetzungszeitraums

Bezug zu anderen Maßnahmen: Kriterienbewertung:

Anmerkung:

CO2-Reduktion:

Rund 617 t / a CO2-Reduktion; Testgebiet umfasst 10% der Endenergieverbräuche der Wirtschaftssektoren: 5% Wärme- und 10% Strombedarfsreduktion 5.000 € für öffentlichkeitswirksame Einführung; 10.000 € bei externer Konzeption und Aufbau eines Beraterpools 12 Tage pro Jahr für konzeptionelle Entwicklung, koordinierende Umsetzungsbegleitung (30.720 €) Stadtverwaltung, Wirtschaftsförderung, Industrieund Handelskammer, Energieberater, Kooperationspartner In Abhängigkeit von Angebotsnutzung und umgesetzten Maßnahmen in den Unternehmen; Umsetzung z.T. durch lokales Handwerk erwartet

✖✖✖✖ Kostenaufwand: ✖✖✖✖ Personalaufwand:



Kooperationsaufwand: ●●● Regionale Wertschöpfung: ●●●

Laufzeit: 2013-2020

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EngVN 4 Vermietung kommunaler Dachflächen für Photovoltaik Kurzbeschreibung: Im Sinne der Vorbildfunktion der Stadt wird empfohlen, die städtischen Dachflächen für Photovoltaikanlagen bereitzustellen. Auf ggf. bereits vorliegende Analyseergebnisse geeigneter Dachflächen sollte zurückgegriffen werden und der Fortschritt anschaulich und transparent aufbereitet werden. Hierbei kann z.B. auf das Förderprogramm des BAFA zurückgegriffen werden, das die Visualisierung regenerativ erzeugter Energie fördert. Im Rahmen der Vermietung sollten Möglichkeiten erwogen werden, die Dachflächen für Mitarbeiter- oder Bürgersolaranlagen bereitzustellen.

Bausteine: 1. Zusammenstellung vorhandener Analyseergebnisse; 2. Ausweitung der Potenzialbetrachtung auf alle Dachflächen; 3. Verwaltungsintern den Prozess der Vermietung verankern und Projektbedingungen offen kommunizieren (ggf. Wirkungsgrad der Anlage, Vorstellungen über Mieteinnahmen); 4. Mitarbeitern und Bürgern Fach-Informationen über u.a. Genossenschaften vermitteln; 5. Öffentlichkeitswirksame Aufbereitung der Flächennutzung

Bezug zu anderen Maßnahmen: Ausbau der Solarenergienutzung, Kampagne Solarkataster; Moderne Finanzierungsmethoden für Bürgerbeteiligung

Kriterienbewertung:

Anmerkung:

CO2-Reduktion:

✖✖

Kostenaufwand:

✖✖✖✖✖

Personalaufwand:

✖✖✖

Kooperationsaufwand: Regionale Wertschöpfung:

●●●●● ●●●

Laufzeit: 2013-2015

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48 t / a CO2-Reduktion bei Installation von 500 m2 Modulfläche Potenzialbetrachtung kann von bestehenden Stellen durchgeführt werden 50 Tage (16.000 €) für die Potenzialbetrachtung, Zusammenstellung bestehender Untersuchungen und Aufbereitung der Ergebnisse. Umsetzung einer ersten Energie-Genossenschaft im Rahmen der Maßnahme „Moderne Finanzierungsmethoden für Bürgerbeteiligung“. Stadtverwaltung, Kreditinstitute Direkte Effekte bei entsprechender Potenzialausweisung und Umsetzung mit Privatpersonen sowie lokalem Handwerk erwartet.

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EngVN 5 Ausbau der Solarenergienutzung, Kampagne Solarkataster Kurzbeschreibung: Die Solarenergienutzung in Form von Solarthermie-Kollektoren und Photovoltaik-Modulen stellt eine CO2-freundliche Energieform zur Deckung des Wärmebedarfs und zur Stromproduktion dar. Bisher sind die Potenziale zur Nutzung der Sonnenenergie in der Stadt in geringerem Maße erschlossen worden. Um den Ausbau der Solarenergienutzung zu unterstützen, kann das bestehende Solardachkataster als Marketinginstrument für Anbieter und Installateure von Solaranlagen eine wertvolle Hilfe sein. Zum Ausbau der Solarenergienutzung wird eine begleitende Kampagne zum Solarkataster empfohlen, um die Vermarktung der Untersuchungsergebnisse zu verbessern. Diese Kampagne für Photovoltaik und Solarthermie kann mit der Einbindung von Installateuren und Händlern kombiniert werden. Auch Aktionen zur Einbindung der Öffentlichkeit, z.B. ein SolarSponsorenlauf der Schüler, können für weitere Aufmerksamkeit sorgen. Die Kampagne sollte auch auf die bereits zur Verfügung stehenden geeigneten öffentlichen Dachflächen hinweisen und dazu dienen, auch großflächige Gewerbedächer (z.B. Flachdächer von Handel oder Lagerhallen) zu mobilisieren. Es können im Rahmen der Kampagnenaktivitäten außerdem Dachflächen für mögliche Investoren aufbereitet werden, sofern die Eigentümer nicht selbst investieren möchten.

Bausteine: 1. Entwicklung Solar-Kampagne; 2. Integration der Ergebnisse der Nutzung öffentlicher Dachflächen, gewerblicher Dachflächen sowie ermittelter interessierter Investoren in die Kampagne

Bezug zu anderen Maßnahmen: Vermietung kommunaler Dachflächen für Photovoltaik; Moderne Finanzierungsmethoden für Bürgerbeteiligung

Kriterienbewertung: CO2-Reduktion:

Anmerkung: ✖✖✖✖

Kostenaufwand: ✖✖✖ Personalaufwand: ✖ Kooperationsaufwand:

●●●

Regionale Wertschöpfung: ●●●

Rund 791 t / a CO2-Reduktion, bei Erschließung von 10% der wirtschaftlichen Potenziale 5.000 € pro Jahr für Kampagnenmaterialien in der Anfangsphase bis 2014, anschließend 2.500 € pro Jahr (Kosten können ggf. gemeinsam mit Kooperationspartnern getragen werden) 2 Tage pro Monat für kontinuierliche Kampagnenbegleitung sowie der Informationsvermittlung bei geeigneten Dachflächen zwischen Eigentümer und Interessent (61.440 €) Stadtverwaltung, ggf. Kooperationspartner (u.a. Sparkasse, Handwerksbetriebe) Mittlere Effekte erwartet durch Förderung und Initiierung von Folgeprojekten durch Motivation und Information sowie Beteiligung lokaler Kooperationspartner und Handwerksbetriebe im Rahmen der Anlagenrealisierung

Laufzeit: 2013-2020

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Stadt Oer-Erkenschwick Integriertes Klimaschutzkonzept Endbericht

5.5 Handlungsfeld „Mobilität“ Das Handlungsfeld „Mobilität“ (Mob) beinhaltet Maßnahmen, die auf eine Minderung verkehrlich verursachter CO2-Emissionen in Oer-Erkenschwick abzielen. Hierzu wurden u.a. persönliche Gespräche und Telefoninterviews mit lokalen Akteuren des Verkehrssektors geführt, die bisherigen Klimaschutzaktivitäten der Stadt Oer-Erkenschwick im Bereich Verkehr ausgewertet sowie Gutachtervorschläge für emissionsmindernde Maßnahmen ergänzt. Als Ergebnis des zuvor beschriebenen Prozesses wurden Maßnahmen für die Verkehrsbereiche Fußgängerverkehr, Fahrradverkehr, öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) und motorisierter Individualverkehr (MIV) entwickelt und in das vorliegende Maßnahmenprogramm überführt. Das Maßnahmenprogramm beinhaltet sowohl kurzfristig als auch mittel- und langfristig umzusetzende Maßnahmen. Die CO2-mindernde Wirkung von Klimaschutzmaßnahmen im Verkehrssektor kann in vielen Fällen lediglich grob abgeschätzt werden. Dies ist auf mehrere Ursachen zurückzuführen: •

EU-, bundes- und landespolitische Verkehrsgesetze und -maßnahmen können CO2Minderungseffekte lokaler Klimaschutzaktivitäten verstärken oder kompensieren.



Bedeutende externe Rahmenbedingungen, z.B. Entwicklung des Mineralölpreises, demographische Entwicklung, Siedlungsentwicklung etc., können CO2Minderungseffekte lokaler Klimaschutzaktivitäten verstärken oder kompensieren.



Bis dato wurden nur wenige Studien bezüglich der CO2-mindernden Wirkung von Verkehrsmaßnahmen durchgeführt. Die quantitativen Auswirkungen von Maßnahmen, die auf eine Mentalitätsveränderung der Verkehrsteilnehmer abzielen, sind bisher kaum erforscht.

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Mob 1 Förderung der Fahrradnutzung im Alltags- und Tourismusverkehr Kurzbeschreibung: Die Stadt Oer-Erkenschwick hat bereits erste Aktivitäten zur Förderung des Fahrradverkehrs im Stadtgebiet auf den Weg gebracht. Es wurde u.a. das Wegenetz ausgebaut und die Einrichtung von Themenrouten im touristischen Bereich erreicht. Jedoch sind noch weitere Potentiale im Alltagsverkehr sowie im Radtourismus vorhanden. Um dieses Engagement im Bereich des Fahrradverkehrs fortzuführen, sollte das bestehende Radwegenetz auch mit Fokus auf die Nebenstrecken und die Infrastruktur weiter optimiert werden. Hierzu gilt es im ersten Schritt eine Bestandsaufnahme hinsichtlich Problemstellen und Möglichkeiten zur verbesserten Integration der Radfahrer in den Straßenverkehr durchzuführen (Bsp. Kreisverkehr am Berliner Platz). Zusätzliche Schutzstreifen können an geeigneten Stellen für mehr Sicherheit für Radfahrer sorgen und eine kostengünstige Alternative zum Neubau von Radwegen darstellen. Ebenfalls sollten für zentrale Routen, die mit dem Rad absolviert werden können (z.B. über die alte Bahntrasse), spezielle Radrouten ausgewiesen und kommuniziert werden. Auch gilt es die „Haard“ als Naherholungsgebiet für den Radtourismus besser zu platzieren. Hier ist eine engere Zusammenarbeit mit Kreis und anderen Kommunen im Rahmen des „Vestischen Radeljahres“ denkbar. Durch eine Verbesserung der Infrastruktur für das Abstellen der Räder an zentralen Haltepunkten des ÖPNV kann zusätzlich eine Optimierung im Bereich der Verknüpfung von ÖPNV und Radverkehr im Bereich des Alltagsverkehrs erreicht werden. Auch gilt es an zentralen Punkten im Innenstadtbereich u.a. im Bereich des Rathauses passende Abstellmöglichkeiten auch zur Anbindung des Einzelhandels zu schaffen. Mittelfristig ist für die Stadt Oer-Erkenschwick eine Mitgliedschaft in der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Gemeinden und Städte in NRW e.V. (AGFS) anzustreben. Auf dem „Radverkehrskongress“ der AGFS werden aktuelle und innovative Radverkehrsthemen vorgestellt und diskutiert. Durch die regelmäßige Teilnahme können neue Impulse für die Weiterentwicklung des Fahrradverkehrssystems gesetzt werden. Auch einen jährlichen „Radaktionstag“ gilt es durchzuführen und ggf. mit thematischen Schwerpunkten aus dem Alltagsverkehr zu besetzen. Zur Koordination der verschiedenen Aktivitäten gilt es ebenfalls die Verantwortlichkeiten für das Thema Radverkehr innerhalb der Verwaltung zu konzentrieren und ggf. einen Fahrradbeauftragten zu ernennen. Mittelfristig ist zu prüfen, ob sowohl nachfrageseitig als auch anbieterseitig hinreichendes Potenzial zur Einführung eines Fahrradverleihsystems vorhanden ist, welches in das bestehende Angebot von Metropolrad Ruhr eingebunden wird. In Abstimmung mit möglichen Betreibern und weiteren Kommunen sollte das Potenzial eines kreisweiten Systems u.a. unter Berücksichtigung einer Verzahnung mit Tourismusangeboten geprüft werden.

Bausteine: 1. Weiterer Ausbau und Optimierung des Radwegenetzes (Schutzstreifen für den Radverkehr, Öffnung von Einbahnstraßen, Ausweisung von Radrouten); 2. Teilnahme am Radverkehrskongress der AGFS; 3. Durchführung eines Radaktionstags mit Bezug zum Alltagsverkehr; 4. Potentialprüfung zur Einführung eines kreisweiten Fahrradverleihsystems

Bezug zu anderen Maßnahmen: Arbeitgeberaktion zur Förderung des Fahrradverkehrs, Jährlicher Ökomobil-Tag

Kriterienbewertung:

Anmerkung:

CO2-Reduktion: Kostenaufwand: Personalaufwand:

✖✖✖✖ ✖✖✖✖ ✖

Kooperationsaufwand:

●●●●●

Regionale Wertschöpfung:

●●●●●

Einsparung beträgt ca. 520 t CO2 / a Kosten i. H. v. 60.000 €, Teilförderung ist möglich Kontinuierliche Begleitung erforderlich (80 Tage; 25.600 €) Punktuelle Einbindung des Kreises und ggf. Zusammenarbeit mit weiteren Kommunen Hohe regionale Wertschöpfung zu erwarten bei (Bau-)Auftragsvergabe an lokale Unternehmen

Laufzeit: 2013-2020

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Mob 2 Arbeitgeberaktion zur Förderung des Fahrradverkehrs Kurzbeschreibung: Im Rahmen der Förderung der Nutzung des Fahrrades im Alltagsverkehr gehört auch die spezifische Nutzung des Fahrrades für Arbeitswege zu den wichtigen Anknüpfungspunkten. Eine Aktion, welche den Fokus auf die Bewältigung des Weges zur Arbeit mit dem Fahrrad legt, verbindet vielschichtige positive Elemente. Es wird neben der Förderung umweltfreundlicher Mobilität auch ein positiver Beitrag für die Fitness und die Gesundheit der Arbeitnehmer geleistet. Ähnlich der Aktion „Mit dem Rad zur Arbeit“ der AOK und des ADFC sollte auch in Oer-Erkenschwick diese Thematik durch die Stadtverwaltung entsprechend unterstützt werden. Zum einen kann dies über entsprechende Informationen und ggf. Aktionen für die eigenen Mitarbeiter geschehen. Zum anderen sollten die im Kreis ansässigen Unternehmen über solche Maßnahmen ggf. mit spezifischem Informationsmaterial z.B. Flyer aufmerksam gemacht werden. Hier gilt es insbesondere die vielzähligen positiven Aspekte (Umweltschutz und Gesundheit) der Aktion herauszustellen.

Bausteine: 1. Konzeption eines Programms analog zur Aktion „Mit dem Rad zur Arbeit“; 2 Spezifische Information an interne Mitarbeiter und die Unternehmen im Kreis

Bezug zu anderen Maßnahmen: Förderung der Fahrradnutzung im Alltags- und Tourismusverkehr

Kriterienbewertung:

Anmerkung:

CO2-Reduktion: Kostenaufwand: Personalaufwand:

✖✖✖ ✖✖✖✖✖ ✖✖✖✖✖

Kooperationsaufwand:

●●●

Regionale Wertschöpfung:



Laufzeit: 2013

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Einsparung beträgt ca. 125 t CO2 / a Kosten i. H. v. 5.000 € für Konzepterstellung Initialaufwand, nachfolgend geringe kontinuierliche Betreuung (10 Tage; 3.200 €), Hauptaufwand größtenteils durch lokale Unternehmen Zusammenarbeit mit lokalen Unternehmen und ggf. ADFC Einzelne Wertschöpfungseffekte bei lokalen Unternehmen (insbes. Fahrradhändler) zu erwarten

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Mob 3 Jährlicher Ökomobil-Tag Kurzbeschreibung: In vielen Städten wird bereits seit einigen Jahren ein jährlicher Ökomobil-Tag ausgerichtet. Auch eine Ausgestaltung und Kommunikation als autofreier Aktionstag kann angedacht werden. Ziel des Aktionstages ist es, möglichst viele Bürgerinnen und Bürger über umweltfreundliche Mobilität zu informieren und die Möglichkeiten von Pedelecs etc. sowie neuer, klimaschonender Fahrzeuge und Fahrzeugtechnologien vorzustellen. Aktionsspiele für Kinder und Gewinnspiele für Erwachsene mit Bezug zum Thema umweltfreundliche Mobilität verleihen dem Ökomobil-Tag einen unterhaltsamen Rahmen. Ein besonderer Schwerpunkt sollte neben der Fokussierung auf den Umweltverbund durch Einbindung lokaler Fahrradhändler und ÖPNV-Anbieter auch auf der Weitergabe von Informationen zu einem umweltfreundlichen Fahrverhalten liegen. So können allein durch vorausschauendes Fahren im angemessenen Drehzahlbereich bis zu 450 kg CO2 pro Fahrzeug und Jahr eingespart werden. Dies entspricht ca. 13% des jährlichen CO2-Ausstoßes eines Fahrzeugs aus der Kompaktwagenklasse mit 15.000 km Fahrleistung. Insbesondere für die Stadt Oer-Erkenschwick liegt aufgrund des hohen Anteils an motorisiertem Individualverkehr im kraftstoffsparenden Fahrverhalten ein großer Hebel zur Reduktion des CO2-Ausstoßes im Verkehrsbereich. Zur Erhöhung der Wahrnehmung des Ökomobil-Tages durch die Bürgerinnen und Bürger sollte die Veranstaltung idealerweise in Kooperation mit weiteren Kommunen des Kreises und lokalen Unternehmen durchgeführt werden. So könnten auch die entstehenden Vermarktungskosten teilweise zwischen den Kommunen aufgeteilt werden.

Bausteine: 1. Informationsstände und -materialien zur Mobilitätsberatung mit Fokus umweltfreundlicher Verkehr; 2 Präsentation von neuartigen Fahrradmodellen (Pedelecs etc.) und umweltfreundlichen Fahrzeugen; 3 Gewinn- und Aktionsspiele für Erwachsene und Kinder

Bezug zu anderen Maßnahmen: Förderung der Fahrradnutzung im Alltags- und Tourismusverkehr, Verkehrs- und Mobilitätserziehung an Schulen, (Beratung für ein) Betriebliches Mobilitätsmanagement

Kriterienbewertung:

Anmerkung:

CO2-Reduktion: Kostenaufwand:

✖✖✖ ✖✖✖✖

Personalaufwand:

✖✖✖

Kooperationsaufwand:

●●●

Regionale Wertschöpfung:



Einsparung beträgt ca. 200 t CO2 / a Kosten i. H. v. 10.000 € für Informationsstände und -materialien sowie Gewinn- und Aktionsspiele Initialaufwand im 1. Jahr der Durchführung höher als in den Folgejahren (25 Tage; 8.000 €) Einbindung lokaler Händler und Unternehmen elementar Einzelne Wertschöpfungseffekte bei lokalen Händlern (insbes. Fahrradhändler) zu erwarten

Laufzeit: 2013-2015

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Stadt Oer-Erkenschwick Integriertes Klimaschutzkonzept Endbericht

Mob 4 Optimierung der Parkraumnutzung Kurzbeschreibung: Aus ökologischer Sicht führt ein begrenztes Angebot an Parkflächen für den PKW zur verstärkten Nutzung alternativer, umweltfreundlicher Verkehrsmittel und ist somit im Sinne eines nachhaltigen Mobilitätsverhaltens zu begrüßen. Auch schafft es Flächen im Verkehrsraum, die zur Verbesserung der Infrastruktur für Radfahrer und Fußgänger genutzt werden kann. Einer restriktiven Parkraumbewirtschaftung stehen oftmals wirtschaftliche Interessen des Einzelhandels entgegen, welcher ein möglichst umfangreiches Parkplatzangebot für seine Kundschaft bereitstellen möchte. Vor diesem Hintergrund gilt es, einen Kompromiss aus ökologischen und ökonomischen Zielvorstellungen für die Stadt Oer-Erkenschwick zu finden. Daher sollte zunächst die durchschnittliche Parkraumauslastung für die Stadt ermittelt werden, um darauf aufbauend ein ggf. nach Attraktivität der Lage differenziertes - Parkraumkonzept sukzessive zu entwickeln. Zum Abbau von Zielkonflikten sollte der lokale Einzelhandel in die Planungen der Gemeinde frühzeitig einbezogen werden und die Möglichkeit haben, seine Vorstellungen in ein neues Parkraumkonzept einzubringen. Wichtig ist es, eine transparente Lösung zu finden. Aufgrund der Tatsache, dass die Stadt bisher keine Parkgebühren erhebt, könnten die zukünftigen Einnahmen zur Querfinanzierung umweltfreundlicher Mobilitätsangebote sowie Infrastruktur verwendet werden.

Bausteine: 1. Bestandsaufnahme bzgl. Angebot und Bedarf an Parkflächen; 2 Einbindung des lokalen Einzelhandels zum Abbau von Zielkonflikten; 3 Erstellung eines Parkraumkonzepts mit ggf. nach Lage differenzierten Parkgebühren und Alternativbetrachtungen zur Nutzung von vorhandenen Parkflächen

Bezug zu anderen Maßnahmen: Förderung der Fahrradnutzung im Alltags- und Tourismusverkehr

Kriterienbewertung:

Anmerkung:

CO2-Reduktion: Kostenaufwand:

✖✖✖✖ ✖✖✖

Personalaufwand:

✖✖✖

Kooperationsaufwand:

●●●

Regionale Wertschöpfung:

●●●●●

Laufzeit: 2013-2014

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Einsparung beträgt ca. 750 t CO2 / a Kosten i. H. v. 30.000 € für Infrastruktur (insbes. Parkscheinautomaten) Initialaufwand für Konzepterstellung, ggf. kontinuierlicher Aufwand für die Bewirtschaftung durch die Verwaltung notwendig (25 Tage; 14.400 €) Abstimmung mit verschiedenen Interessengruppen im Rahmen der Konzepterstellung nötig Hohe kommunale Wertschöpfung durch Erhebung von Parkgebühren zu erwarten

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Mob 5 Verkehrs- und Mobilitätserziehung an Schulen Kurzbeschreibung: Ziel einer Verkehrs- und Mobilitätserziehung für Schüler ist die selbständige, sichere und umweltverträgliche Nutzung des Straßenverkehrs. Hierzu bilden Unterrichtsstunden zu einem umweltverträglichen Verkehrsverhalten eine gute Grundlage, um bereits in frühem Alter ein Verständnis für klimafreundliche Mobilität zu entwickeln. Ebenso gilt es ein Bewusstsein für Alternativen zur Nutzung des PKW, insbesondere die Möglichkeiten der Fahrradnutzung zu schaffen. Der Verkehrsclub Deutschland e. V. (VCD) widmet sich dem Thema umweltfreundliche Mobilität und hat hierzu verschiedene Publikationen herausgebracht (z.B. „Mobilitätsfibel“, „Mit Kindern klimaverträglich unterwegs“), die sowohl für Kinder als auch für Eltern die wesentlichen Informationen zum Thema enthalten. Diese könnten als unterstützendes Material bei den Unterrichtsstunden zu umweltverträglicher Mobilität verwendet werden. Auch auf die Angebote der Verkehrsverbünde sollte bei Bedarf zurückgegriffen werden. Darüber hinaus sollten für Fahranfänger Kurse zu spritsparendem Fahrverhalten (EcoDriveKurse) in Kombination mit Fahrsicherheitstrainings angeboten werden. Allein durch vorausschauendes Fahren können pro Fahrzeug und Jahr rund 15% Kraftstoff eingespart werden.

Bausteine: 1. Unterrichtsstunden zu umweltverträglicher Mobilität; 2 Nutzung u.a. von Mobilitätsfibeln des Verkehrsclub Deutschlands e. V. (VCD); 3. EcoDrive-Schulungen und Fahrsicherheitstrainings für Fahranfänger

Bezug zu anderen Maßnahmen: Jährlicher Ökomobil-Tag

Kriterienbewertung:

Anmerkung:

CO2-Reduktion: Kostenaufwand:

✖✖✖✖ ✖✖✖✖

Personalaufwand:

✖✖✖✖✖

Kooperationsaufwand:

●●●

Regionale Wertschöpfung:



Einsparung beträgt ca. 700 t CO2 / a Kosten i. H. v. 10.000 € für Unterrichtsmaterialien und ECODrive-Schulungen Nur Initialaufwand (10 Tage; 3.200€), Umsetzung kann größtenteils durch Kooperationspartner erfolgen Abstimmung mit Schulen ggf. lokale Polizei, mögliche Einbindung VCD und Verkehrsverbünde Eher geringe zu erwartende Wertschöpfungseffekte

Laufzeit: 2013-2015

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Mob 6 (Beratung für ein) Betriebliches Mobilitätsmanagement Kurzbeschreibung: Die in Oer-Erkenschwick ansässigen Unternehmen und die kommunale Verwaltung steuern durch die Hin- und Rückfahrt ihrer Mitarbeiter zur Arbeitsstelle einen nennenswerten Anteil zum täglichen Verkehrsaufkommen bei. Mittels eines betrieblichen bzw. kommunalen Mobilitätsmanagements sollen die Mitarbeiter der ortsansässigen Unternehmen bzw. der kommunalen Verwaltung zu einem umweltverträglichen Mobilitätsverhalten motiviert werden. Die Maßnahme beinhaltet u.a. Eco-Drive-Schulungen zu kraftstoffsparendem Fahrverhalten, die Einführung von JobTickets zur kostengünstigen Nutzung von Bus und Bahn und ein klimafreundliches Geschäftsreisemanagement mit Bevorzugung von öffentlichen Verkehrsmitteln bei Dienstreisen. Im Bereich der Industrie kann beispielsweise auch die Optimierung des Spritverbrauchs von Firmenfahrzeugen durch Geschwindigkeitsbegrenzungen, der Einsatz von Fahrzeugen mit neuester Abgasnorm oder Einsatz von Flurförderfahrzeugen im innerbetrieblichen Verkehr als Maßnahmen zur Senkung der Emissionen verwendet werden. Die Stadtverwaltung sollte zunächst ihre Kompetenzen im Bereich Mobilitätsmanagement weiter ausbauen und auch eine Vorbildfunktion bei der Förderung umweltfreundlicher Mobilität wahrnehmen. Ebenfalls sollten die regionalen Unternehmen entsprechend für das Thema sensibilisiert werden und passende Informationen erhalten. In diesem Kontext sollte auch auf die vorhandenen Beratungsmöglichkeiten insbesondere durch Verkehrsunternehmen –und verbünde hingewiesen werden.

Bausteine: 1. Einbeziehung bestehender Beratungsangebote; 2. Eco-Drive Schulungen für Mitarbeiter von Unternehmen und kommunale Verwaltung; 3. JobTickets für Mitarbeiter von Unternehmen und kommunale Verwaltung; 4. Klimafreundliches Geschäftsreisemanagement

Bezug zu anderen Maßnahmen: Arbeitgeberaktion zur Förderung des Fahrradverkehrs, Jährlicher Ökomobil-Tag

Kriterienbewertung:

Anmerkung:

CO2-Reduktion: Kostenaufwand:

✖✖✖ ✖✖✖✖

Personalaufwand:

✖✖✖

Kooperationsaufwand:

●●●

Regionale Wertschöpfung:

●●●

Laufzeit: 2013-2015

66

Einsparung beträgt ca. 400 t CO2 / a Kosten i. H. v. 20.000 € für ECODrive-Schulungen und JobTickets Initialaufwand für Einbindung lokaler Unternehmen (20 Tage; 6.400 €), Hauptaufwand der Umsetzung liegt bei den lokalen Unternehmen Rückgriff auf Angebote von Verkehrsunternehmen und -verbund, enge Zusammenarbeit mit lokalen Unternehmen Wertschöpfungseffekte u.a. in Form von verstärkter ÖPNV-Nutzung

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5.6 Themenspeicher Im vorhergehenden Abschnitt wurde das Impulsprogramm für ein Jahr detailliert vorgestellt, welches sich zum größten Teil aus Maßnahmen zusammensetzt, die bei Beantragung und Bewilligung der Stelle eines Klimaschutzmanagers während seiner Beschäftigungszeit von drei Jahren angestoßen und teilweise oder vollständig umgesetzt werden können (vgl. u.a. Kennzeichnung im Zeit- und Kostenplan). Entsprechend der im Rahmen des vorliegenden integrierten Klimaschutzkonzeptes getroffenen Ausrichtung des Betrachtungszeitraums auf das Jahr 2020 sind weitere Klimaschutzaktivitäten anzustoßen und umzusetzen, deren Verantwortlichkeit nach Ablauf des dreijährigen Förderzeitraums zu bestimmen ist.

KomVor 8 Netzwerkmanagement aktiv vorantreiben Kurzbeschreibung: Für die erfolgreiche Umsetzung von Klimaschutzaktivitäten in Oer-Erkenschwick ist eine gute Vernetzung innerhalb der Stadtverwaltung und zu der Politik von großer Bedeutung. Daneben kommt auch lokalen und regionalen Akteuren, die einen Bezug zu dem Bereich des Klimaschutzes haben, eine zentrale Rolle für die erfolgreiche Fortführung von Klimaschutzaktivitäten zu, da in ihrer Verantwortung auch eigenständig Klimaschutzmaßnahmen entwickelt und umgesetzt werden können. Vor diesem Hintergrund sollen die gutachterlichen Empfehlungen in Abschnitt 8.3 umgesetzt und die bestehenden lokalen und regionalen Aktivitäten, Initiativen, Strukturen und Netzwerke (siehe hierzu Abschnitt 8.1) weiter entwickelt, ausgebaut und gefestigt werden. Darüber hinaus wird empfohlen, insbesondere die auf regionaler Ebene bestehenden Strukturen im energetischen Gebäudesanierungsbereich stärker auf ein themenspezifisches Netzwerk zu konzentrieren und zu bündeln. Hierfür bietet sich beispielsweise die bestehende Initiative „Besser wohnen in der Emscher-Lippe-Region“ an.

Bausteine: 1. Netzwerkstruktur innerhalb der Stadtverwaltung sicherstellen; 2. Berichterstattung in die Politik sicherstellen; 3. Koordination des Projektbeirates; 4. Fortlaufende Netzwerkaktivitäten zu lokalen und regionalen Aktivitäten, Initiativen, Strukturen und Netzwerken; 5. Themenspezifisches Netzwerk im Bereich der energetischen Gebäudesanierung stärken

Bezug zu anderen Maßnahmen: Inhaltliche Schnittmengen zu einem Großteil der Maßnahmen des Maßnahmenprogramms

Kriterienbewertung:

Anmerkung:

CO2-Reduktion:

✖✖✖✖✖

Kostenaufwand:

✖✖✖✖✖

Personalaufwand:



Kooperationsaufwand:



Regionale Wertschöpfung:

●●●

Rund 1.511 t / a CO2-Reduktion: Endenergieeinsparung von nochmals 1% über alle Sektoren durch Netzwerktätigkeiten Organisatorische Verankerung, kein externes FachKnow-How vorgesehen ca. 2 Tage pro Monat (53.760 €) (anteilig z.B. im Rahmen der Stelle des Klimaschutzmanagers zu verankern) Berücksichtigung aller Akteure zum Aufbau zukünftiger Strukturen im Klimaschutz Keine direkte Wirkung, jedoch hohe indirekte und langfristige Wirkung durch Initiierung von Klimaschutzmaßnahmen

Laufzeit: 2014-2020

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KomVor 9 Klima-Check von politischen Beschlüssen Kurzbeschreibung: Bei der Herbeiführung politischer Beschlüsse ist es von entscheidender Bedeutung, die strategischen Ziele der Stadt (vor allem im Bereich des Klimaschutzes) zu berücksichtigen. Dabei ist es sinnvoll, dass dies bereits bei der Formulierung der Vorlagen erfolgt, ohne zu große bürokratische Hürden aufzubauen. Es wird empfohlen, dass zukünftig die städtischen Rats- und Ausschussbeschlüsse im Rahmen der Vorlagenerstellung einem „Klima-Check“ unterzogen werden, indem die Stadt OerErkenschwick einen Prozess initiiert, der die inhaltliche Betrachtung vor allem aus der Perspektive des Klimaschutzes gewährleistet, und ihn fest etabliert. Mit einem Instrument wie dem Klima-Check für alle politischen Beschlüsse könnte die Transparenz der kommunalen Entscheidungen in ihrer Klimaschutzwirkung erhöht werden. Dabei wird empfohlen sowohl mögliche Effekte hinsichtlich der CO2-Emissionen (soweit möglich quantitativ) als auch Auswirkungen auf die Klimaschutzstrategie der Stadt darzustellen. Hierzu wird eine entsprechende Systematik bzw. ein Indikatorensystem zur Bewertung entwickelt. Die Systematik sollte dabei nicht zu umfassend und somit leicht verständlich und praktikabel erscheinen.

Bausteine: 1. Entwicklung des Klima-Checks; 2. Einfügen in alle Unterlagen und Dokumentationswege; 3. Interne Erläuterungen zum Ablauf; 4. Nachhalten der Durchführung und Aufzeigen der Handlungskonsequenzen

Bezug zu anderen Maßnahmen: Leitbildprozess – für eine starke Marke „Oer-Erkenschwick“, Klimaneutrale Stadtverwaltung

Kriterienbewertung:

Anmerkung:

CO2-Reduktion: Kostenaufwand: Personalaufwand:

✖✖✖ ✖✖✖✖✖

Kooperationsaufwand: Regionale Wertschöpfung:

●●● ●

Laufzeit: 2014

68

Nicht direkt quantifizierbar Organisatorische Verankerung 10 Tage für Entwicklung der Systematik sowie organisatorischen Verankerung (3.200 €) Stadtverwaltung Keine direkten Effekte erwartet, ggf. durch Bevorzugung lokaler Unternehmen im Rahmen des Checks möglich

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KomVor 10 Klimaneutrale Stadtverwaltung Kurzbeschreibung: Mit dieser Maßnahme wird empfohlen, ein Konzept zu entwickeln, welches unterschiedliche Handlungsfelder auf dem Weg zur Klimaneutralität für die Stadtverwaltung OerErkenschwicks aufzeigt. Ziel ist es, eine politisch beschlossene Vorgabe für die gesamte Stadtverwaltung (z.B. CO2-neutral bis 2020) zu entwickeln, da eine Kostensteigerung durch u.a. spezifische Produktanforderungen nicht auszuschließen ist. Als Beispiel für erste Ansatzpunkte dienen • die Teilnahme am European Energy Award® und in diesem Zuge der Aufbau eines systematischen Controlling-Prozesses, • die Gestaltung des Vergabe- bzw. Beschaffungswesens (Zusatzanforderungen an Auftragnehmer und Produkte als Mindest- oder Zuschlagskriterien. Eine Orientierungshilfe bietet das Projekt „buy-smart“ (www.buy-smart.info). Es wird empfohlen, eine Richtlinie mit grundsätzlichen zu erfüllenden Kriterien für Oer-Erkenschwick aufzustellen und die Anwendung dieser Richtlinie über einen systematischen Check durchzuführen. • die Gestaltung von Planungs- und Bauvorhaben • der Einsatz von Green IT sowohl in Rechenzentren bzw. Serverräumen als auch am ITArbeitsplatz. Die Wirksamkeit von Green-IT kann durch energiesparendes Nutzerverhalten noch gesteigert werden. Hier kann an die 2001 durchgeführte Aktionswoche E-fit angeknüpft werden. Über regelmäßig stattfindende Informations- und Sensibilisierungsmaßnahmen kann eine Verstetigung erzielt werden • unterschiedliche Maßnahmen im Bereich des Mobilitätsverhaltens der städtischen Angestellten (Vermeidung von Emissionen, Verlagerung der Verkehrsmittelwahl und Verbesserung der Effizienz der Verkehrsmittel).

Bausteine: 1. Zusammenstellung bestehender Bestrebungen im Bereich Klimaneutralität; 2. Durchführung einer SWOT-Analyse bzw. Lückenauswertung („was fehlt noch auf dem Weg zur Klimaneutralität?“); 3. Ausarbeitung entsprechender Maßnahmen mit Prioritäten und Zuständigkeiten

Bezug zu anderen Maßnahmen: Leitbildprozess – für eine starke Marke „Oer-Erkenschwick“; Klima-Check von politischen Beschlüssen; Teilnahme am European Energy Award®; Green IT; Energetische Leitlinien und Standards

Kriterienbewertung:

Anmerkung:

CO2-Reduktion:

Nicht direkt quantifizierbar (im Falle der vollständigen Umsetzung würden 2.000 t CO2 eingespart) 5.000 € für externe, fachliche Unterstützung in Einzelfragen; investive Mehrkosten für höhere Standards bei der energetischen Sanierung kommunaler Liegenschaften oder umweltfreundliche Produkte sind wahrscheinlich, jedoch nicht abschätzbar. 20 Tage (6.400 €) für die konzeptionelle Erarbeitung, das Einholen von Fach-Know-How, die Anpassung verwaltungsinterner Abläufe sowie Vorbereitung der Umsetzung Stadtverwaltung Keine direkten Effekte erwartet, abhängig von der Art der Projekte sowie berücksichtigter Kooperationspartner

Kostenaufwand:

✖✖✖✖✖

Personalaufwand:

✖✖✖

Kooperationsaufwand: Regionale Wertschöpfung:

●●● ●

Laufzeit: 2015

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Stadt Oer-Erkenschwick Integriertes Klimaschutzkonzept Endbericht

KomVor 11 Green IT Kurzbeschreibung: Unter „Green-IT“ ist der Einsatz von energieeffizienten IT-Geräten sowohl in Rechenzentren bzw. Serverräumen als auch am IT-Arbeitsplatz zu verstehen. Es wird empfohlen als nächsten Schritt eine herstellerunabhängige Bewertung der möglichen Maßnahmen und Einsparpotenziale in der Stadtverwaltung als BMU-gefördertes Teilkonzept vorzunehmen. Die Wirksamkeit von Green-IT kann durch energiesparendes Nutzerverhalten noch gesteigert werden. Hierzu wird empfohlen, in regelmäßigen Abständen Informations- und Sensibilisierungsmaßnahmen durchzuführen bzw. zu wiederholen. Gegebenenfalls sind in Bezug auf diese Maßnahme auch die Ergebnisse des E-Government Masterplans des Zweckverbandes GKD Recklinghausen zu berücksichtigen bzw. hilfreich.

Bausteine: 1. Systematische Erfassung bisheriger Aktivitäten; 2. Fördermittelantrag; 3. Konzeptentwicklung für energiesparendem Mitarbeiterverhalten

Bezug zu anderen Maßnahmen: Klimaneutrale Stadtverwaltung, Klima-Check von politischen Beschlüssen

Kriterienbewertung:

Anmerkung:

CO2-Reduktion:

✖✖

Kostenaufwand:

✖✖✖✖✖

Personalaufwand: Kooperationsaufwand: Regionale Wertschöpfung:

✖✖✖✖✖ ●●● ●

Laufzeit: 2014-2016

70

Ca. 87 t / a CO2-Reduktion bei einer Stromeinsparung von 30% Ca. 5.000 € einmalig für Konzeptentwicklung unter Einbindung externen Fach-Know-Hows Ca. 10 Tage zur Konzeptbegleitung (3.200 €) Stadtverwaltung, ggf. Kooperationspartner Beitrag zur langfristigen Energieeinsparung in den städtischen Liegenschaften, Mittel stehen für anderweitige Investitionsoptionen zur Verfügung

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KomVor 12 Energetische Leitlinien und Standards Kurzbeschreibung: Im Sinne der Vorbildfunktion wird empfohlen, dass die Stadt für die eigenen Gebäude Energieanforderungen für Neubau und Sanierung im Rahmen einer öffentlichen Selbstverpflichtung zu verbindlichen Energiestandards definiert. Hierbei werden bestehende Definitionen im Zuge der Anforderungen der EnEV 2012 aktualisiert und durch einen politischen Beschluss gefestigt. Städte, die eine solche Selbstverpflichtung bereits umgesetzt haben sind Frankfurt, Bremen und Oldenburg. Empfohlen wird die Anwendung des Bremer Modells, bei dem z.B. die Passivhausbauweise im Neubau und der Niedrigenergiestandard bei Gesamtsanierungen definiert sind. Dazu kommen verschärfte U-Werte bei einzelnen Bauteilen und Grenzwerte für den Stromverbrauch von Lüftungsanlagen und Beleuchtungsanlagen. In begründeten Einzelfällen wie bei nachweislich mangelnder Wirtschaftlichkeit durch Denkmalschutzfragen sind Ausnahmen möglich. Die Verknüpfung mit den Anforderungen des DGNB ist in Betracht zu ziehen. Die Energieeinsparungen durch die definierten Standards werden ergänzt durch Energieeinsparungen durch effiziente Gebäudetechnik. Hierzu werden u.a. regelmäßig Hausmeisterschulungen durchgeführt. Ab dem Jahr 2020 schreibt die EU vor, dass nur noch Häuser mit sehr niedrigem Energieverbrauch neu gebaut werden dürfen. Der Restbedarf soll sich aus erneuerbaren Energien decken lassen. Um den Weg dahin vorzubereiten, sollte die Stadt ihren Einfluss auf verschiedenen Wegen ausschöpfen, z.B. bei den von ihr zu veräußernden Grundstücken. Beim Verkauf kann die Stadt einen wesentlichen Einfluss auf die dort realisierten Energiestandards geltend machen. Zur Vorbereitung auf die EU-Ziele sollen die Vorgaben innerhalb von drei Jahren auf Passivhausstandard oder alternativ bzw. in einem Zwischenschritt auf KfW-Effizienzhaus-70Standard festgesetzt werden. Hier könnten beispielsweise im Rahmen von städtebaulichen Verträgen entsprechende Energiestandards vereinbart bzw. festgelegt werden. Als Anreiz wird empfohlen, die Umsetzung eines kommunalen Bonussystems für Bauherren und -träger zu prüfen, bei dem finanzielle Vorteile bei Umsetzung der Energiestandards entstehen. Hierbei sind jedoch auch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in OerErkenschwick zu berücksichtigen (z.B. Bodenrichtwert). Die Bauherren und -träger können in NRW zurzeit zudem noch die Landesförderung progres.nrw für Passivhausbauten in Anspruch nehmen. Neben der Festlegung von Energiestandards wird empfohlen, auch die Möglichkeit einer Vorgabe von Energieversorgungslösungen zu prüfen.

Bausteine: 1. Formulierung und Beschluss Leitlinie; 2. Festlegung regelmäßiger, inhaltlicher Anpassungen

Bezug zu anderen Maßnahmen: Klimaneutrale Stadtverwaltung, Klima-Check von politischen Beschlüssen

Kriterienbewertung:

Anmerkung:

CO2-Reduktion: Kostenaufwand:

✖✖✖

Personalaufwand:

✖✖✖

Kooperationsaufwand: Regionale Wertschöpfung:

●●● ●

Nicht direkt quantifizierbar Organisatorische Verankerung, interne Datenerfassung und -aufbereitung 5 Tage für die Anpassung nach EnEV, Ausarbeitung der Standards sowie 30 Tage für die Entwicklung und Abstimmung städtebaulicher Verträge bzw. des Bonussystems (11.200 €) Stadtverwaltung Keine direkten Effekte erwartet

Laufzeit: 2014

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KomVor 13 Wissen sichern, Kompetenzen ausbauen Kurzbeschreibung: Im Alltagsgeschäft der Projektarbeit nimmt eine Fachkraft meist nur die eigene fachliche Perspektive wahr und verkennt so unbeabsichtigt Möglichkeiten querschnittsbezogener Ansätze. Daneben beeinflussen Personalwechsel auch das vorhandene Fachwissen in den unterschiedlichen Abteilungen. Schließlich gibt es in einigen Fachgebieten Neuentwicklungen, zu denen der Zugang in der Praxis schwerfällt und ein Erfahrungsaustausch mit Fachkräften anderer Expertisen sinnvoll erscheint. Mit dieser Maßnahme wird empfohlen, ein umfangreiches Konzept zum Thema Wissensmanagement und Fortbildung aufzubereiten. In einer ersten Stufe werden dabei im Rahmen dieser Maßnahme Klimaschutzbelange aufgegriffen. Die Verbreitung des Konzeptes in die Tiefe ist jedoch sinnvoll. Das Konzept sollte u.a. bestimmte Zielgruppen und ihre Bedarfe an Wissensaustausch sowie Fortbildung umfassen. Als Beispiele seien genannt: • Ein verwaltungsinternes Schulungsmodul zu konzeptionellen Ansätzen in Stadtplanung und Klimaschutz für die Mitarbeiter mit inhaltlichem Themenbezug. • Eine adäquate Anwendung der Werkzeuge des Passivhausstandards bzw. des Passivhausbaus auf den Gebäudebestand. Einzelne Elemente bzw. Komponenten des Passivhausbaus werden dabei analysiert und in sinnvollem Maße übertragen. Erfahrungen aus der Praxis werden geprüft und in die Empfehlungen aufgenommen. Zielgruppe sind dabei Handwerker und Energieberater, aber auch Architekten sowie Hochbauer. Für die unterschiedlichen Zielgruppen sind je nach Zusammensetzung und Themenschwerpunkt unterschiedliche Instrumente des Wissensaustausches sinnvoll. Hierbei können u.a. Exkursionen, Workshops zum Erfahrungsaustausch oder Fach-Vorträge zum Einsatz kommen.

Bausteine: 1. Aufbereitung der Thematik; 2. Bedarfs- und Erfahrungsbestimmung in der Stadtverwaltung; 3. Entwicklung des Fortbildungsmodules

Bezug zu anderen Maßnahmen: Erneuerbare Energienutzung in kommunalen Liegenschaften; Klima-Check von politischen Beschlüssen; Klimaneutrale Stadtverwaltung; Green IT

Kriterienbewertung:

Anmerkung:

CO2-Reduktion: Kostenaufwand:

✖✖✖✖✖

Personalaufwand:

✖✖✖

Kooperationsaufwand: Regionale Wertschöpfung:

●●● ●

Laufzeit: 2015

72

Nicht direkt quantifizierbar ggf. 5.000 € zur Einbindung externer Fachkräfte bzw. von Referenten 25 Tage zur Konzepterarbeitung; 3 Tage pro Veranstaltung bei externer, fachlicher Begleitung (9.920 €), ausgehend von 2 Testveranstaltungen Stadtverwaltung Keine direkten Effekte erwartet, jedoch indirekter Einfluss auf die Klimaschutzaktivitäten der Gesamtstadt

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KomVor 14 Stadtteilbezogene Energiekonzepte Kurzbeschreibung: Mit dieser Maßnahme wird empfohlen, stadtteil- oder quartiersbezogene Energiekonzepte vor allem in städtebaulich anspruchsvollen, verdichteten Gebieten zu erstellen. Bei modernen, integrativen Energiekonzepten wird dabei nicht nur die Berücksichtigung des Handlungsfeldes Energie (im Sinne der Optimierung der Energieerzeugung bspw. unter Berücksichtigung des Ausbaugesetzes der Kraft-Wärme-Kopplung sowie der intelligenten Vernetzung von Energieerzeugung und -nachfrage) empfohlen. Auch die Bereiche Wohnen (energetische Kriterien im Bereich Neubau und Sanierung) und Arbeiten (im Sinne der Verbesserung der örtlichen Produktions- und Nutzungsprozesse von Gewerbe, Industrie, Handel und Dienstleistungen sowie Angebote der Bildung, Sport und Freizeit) spielen im an Bedeutung gewinnenden Themenfeld Klimafolgenanpassung und Freiraumentwicklung eine entscheidende Rolle. Schließlich sind umfassende Klimaschutzziele nur erreichbar, wenn auch der Mobilitätsbereich sowie eine breite Aktivierung unterschiedlicher Akteure und Nutzergruppen Berücksichtigung finden. Es wird empfohlen, das Zusammenwirken der genannten Handlungsfelder ebenfalls im zu bestimmenden Erarbeitungsverfahren festzusetzen.

Bausteine: 1. Auswahl geeigneter Quartiere; 2. Ggf. Beantragung möglicher Fördermittel; 3. Erstellung der Konzepte, dabei ggf. Anpassung der bisherigen Vorgehensweise bzw. des Erarbeitungsverfahrens, um integratives Zusammenwirken zwischen den Feldern des Klimaschutzes zu gewährleisten.

Bezug zu anderen Maßnahmen: Leitbildprozess – für eine starke Marke „Oer-Erkenschwick“; Energetische Leitlinien und Standards; Wissen sichern, Kompetenzen ausbauen; Optimierung der Parkraumnutzung; Weiterentwicklung Verkehrskonzept Umweltfreundlichekit; Optimierung der Verkehrsführung für Fußgänger; Förderung Elektromobilität im Individualverkehr

Kriterienbewertung:

Anmerkung:

CO2-Reduktion:

✖✖✖✖✖

Kostenaufwand:

✖✖✖

Personalaufwand:

✖✖✖

Kooperationsaufwand:

●●●

Regionale Wertschöpfung:



Rund 7.425 t / a CO2-Reduktion bei Konzeption in einem Gebiet mit 4.000 Einwohnern. Einsparung von 30% Wärme und 20% Strombezugsreduktion durch KWK-Einspeisung 30.000 € für ein Konzept, abhängig von extern beauftragten Leistungen 50 Tage (16.000 €) für ein Konzept, abhängig von extern beauftragten Leistungen Stadtverwaltung, Energieversorger, Verkehrsbetriebe, Wohnungswirtschaft Effekte durch die Maßnahmenumsetzung in Kooperation mit lokalen Akteuren erwartet.

Laufzeit: 2015-2017

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Stadt Oer-Erkenschwick Integriertes Klimaschutzkonzept Endbericht

KomVor 15 Kampagne für Klimaschutz Kurzbeschreibung: Für die breite Öffentlichkeit ist das Thema Klimaschutz häufig recht abstrakt. Sie verbindet Klimaschutz meist mit Verzicht und persönlichen Einschränkungen. Mit Entwicklung und Umsetzung dieser stadtweiten Kampagne kann eine positive Grundstimmung für das Thema geschaffen werden. Durch ansprechende Informationen wird der Klimaschutz für die Einwohner Oer-Erkenschwicks greifbarer, was sich indirekt auch förderlich auf die Umsetzung von neuen Klimaschutzprojekten auswirken wird. Instrumente sind Kommunikationsaktionen mit Angeboten zu individuellen Handlungsmöglichkeiten sowie verstärkte Kommunikation städtischer Aktivitäten. Es wird in einem ersten Schritt empfohlen, unter einem übergreifenden Dach, ggf. in regionaler Kooperation, ein Gesamtkonzept für Klimaschutzkommunikation sowie ein Logo (im Corporate Design) für die Maßnahmen und Aktivitäten in der Stadt Oer-Erkenschwick zu entwickeln. Es wird empfohlen, ein Kooperationsmodell mit Akteuren in der Stadt (z.B. Kundenzeitschriften der Kreditinstitute oder Medien der VHS) anzustreben. In diesem Rahmen können ebenfalls Strategien zur Einbindung von bekannteren Lokalpersönlichkeiten sowie Kooperationen mit wichtigen lokalen Vereinen entwickelt werden. Mit diesen Multiplikatoren (z.B. Vereinsvorsitzende) kann der öffentlichkeitswirksame Effekt von Klimaschutzmaßnahmen erhöht werden und stärker in die Breite getragen werden. Diese Maßnahme kann auch zum Standortprofil Oer-Erkenschwicks als „klimafreundliche“ Wohnstadt beitragen und sich imagefördernd auswirken. Diese Maßnahme wird zusätzlich im Abschnitt zum Konzept für Öffentlichkeitsarbeit aufgegriffen und näher ausgeführt.

Bausteine: 1. Zielgruppenanalyse; 2. Themenfelder strukturieren und priorisieren; 3. Entwicklung eines Kampagnen-Koffers

Bezug zu anderen Maßnahmen: Kampagnenwoche mit Klimatalern; Bürgerdialog und interaktive Internetplattform; Ehrenamt und Engagement im Klimaschutz stärken; Stromsparinitiative für private Haushalte

Kriterienbewertung:

Anmerkung:

CO2-Reduktion: Kostenaufwand:



Personalaufwand:



Kooperationsaufwand: Regionale Wertschöpfung:

● ●

Laufzeit: 2015-2020

74

Nicht direkt quantifizierbar 10.000 € zur Entwicklung der Kampagne, Logo, Claim; 25.000 € pro Jahr für Materialien der Öffentlichkeitsarbeit 15 Tage während der Kampagnenentwicklung; 4 Tage pro Monat zur Begleitung der Öffentlichkeitsarbeit (81.600 €) Stadtverwaltung, lokale Multiplikatoren Keine direkten Effekte erwartet, jedoch Förderung und Initiierung von Folgeprojekten durch Motivation und Information

Stadt Oer-Erkenschwick Integriertes Klimaschutzkonzept Endbericht

KomVor 16 Kampagnenwoche mit Klimatalern Kurzbeschreibung: Erfolg erzeugt Erfolg – es wird empfohlen im Rahmen einer ersten Veranstaltungswoche gute Sanierungsbeispiele im Bereich Wohnen und Gewerbe als Vorbilder innerhalb der Stadt hervorzuheben und sie damit bekannt zu machen. Dazu dient eine einheitliche Präsentation der Sanierungen (z.B. durch die Plakette „Energiesparer NRW oder ein Gebäudesiegel „klimafreundlich saniert“, grüne Punkte am Objekt selbst, durch anschauliche Markierung in einer Stadtkarte oder über eine zeitlich begrenzte Illumination als „Leuchttürme“). Die Sanierungsmarkierung wird in der gesamten Stadt begleitet von Aktionen (Messe, Tag der offenen Tür, Kunst und Kultur) unterschiedlicher Akteure (Wissenschaft, Wirtschaft, insbes. Handwerk, uvm.), so dass ein ganzer Zeitraum im Zeichen der Energieeffizienz und des Klimaschutzes steht und die unterschiedlichsten Zielgruppen erreicht. In diesem Zusammenhang wird insbesondere eine Kooperation beispielsweise mit den Einzelhändlern vor Ort empfohlen, die z.B. den Kauf von effizienten Geräten oder klimafreundlichen bzw. regionalen Produkten mit Rabatten oder durch die Auszahlung von „Klimatalern“ unterstützen. Die Teilnahme an Veranstaltungen im Rahmen der Kampagnenwoche könnte einerseits mit „Klimatalern“ (als Gutschein bzw. Währung für Klimaschutzprodukte) bezahlt und andererseits auch mit einigen „Klimatalern“ belohnt werden. Die Aktion der Klimataler lässt sich zudem gut mit anderen vorgeschlagenen Maßnahmen verknüpfen, indem beispielsweise Energieberatungen oder Thermografie-Aktionen damit bezahlt oder belohnt werden.

Bausteine: 1. Konzeptentwicklung für Kampagnenwoche und Klimataler als Währung für Produkte und Veranstaltungen; 2. Abstimmung mit Händlern und lokalen Multiplikatoren

Bezug zu anderen Maßnahmen: Neutrale Energieberatung aus einer Hand, Quartiersberatung vor Ort und Haus-zu-HausBeratungen; Kampagne für Klimaschutz; Stromsparinitiative für private Haushalte

Kriterienbewertung:

Anmerkung:

CO2-Reduktion: Kostenaufwand: Personalaufwand: Kooperationsaufwand:

✖✖✖✖ ✖✖✖ ●●●

Regionale Wertschöpfung:

●●●

Nicht direkt quantifizierbar 10.000 € pro Veranstaltungswoche 12 Tage pro Veranstaltungswoche (3.840 €) Stadtverwaltung, lokale Multiplikatoren, Einzelhandel Lokale Konsumanregung bei ansässigen Händlern und Herstellern

Laufzeit: 2016

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Stadt Oer-Erkenschwick Integriertes Klimaschutzkonzept Endbericht

KomVor 17 Bürgerdialog und interaktive Internetplattform Kurzbeschreibung: Die zentrale Empfehlung der Maßnahme besteht in der Vorbereitung und Durchführung einer Internet-Kampagne, mit der die Bürgerinnen und Bürger aufgefordert werden, Vorschläge für Klimaschutzmaßnahmen in Oer-Erkenschwick zu entwickeln. Dies sollte im Rahmen einer Überarbeitung des Internetauftrittes der städtischen Homepage sowie der ggf. neuen Projektseiten des European Energy Awards® erfolgen. Gute Erfahrungen wurden auch z.B. mit einem Online-Wegweiser für die Bürger und Multiplikatoren gemacht – evtl. in Verbindung mit einem Klimaschutz-Stadtplan mit ausgewählten Klimaschutzobjekten bzw. -projekten (siehe Stadt Frankfurt). Der KölnAgenda e.V. bereitet z.Zt. den Aufbau eines „lernenden“ Internetportals vor als Mitmach- und Kommunikations-Plattform für die Kölner Bürgerinnen und Bürger. Ziel ist es, persönliche Klimaschutzbeiträge in übersichtlicher Form zu erfassen und als persönliche wie auch gesamtstädtische „Einsparleistung“ zu kommunizieren. Neben der Motivation zum Mitmachen soll die Initiative auch zur Vernetzung der Akteure beitragen und den Lernprozess zum klimaneutralen Verhalten unterstützen. Der hierfür notwendige Bekanntheitsgrad soll durch prominentengestützte Öffentlichkeitskampagnen erreicht werden.

Bausteine: 1. Auswertung der Erfahrungen aus anderen Beteiligungsprozessen; 2. Konzeption der Beteiligung, insbesondere Klärung der Einbindung der Vorschläge; 3. Durchführung, Auswertung und ggf. konzeptionelle Anpassung

Bezug zu anderen Maßnahmen: Teilnahme am European Energy Award®; Kampagne für Klimaschutz

Kriterienbewertung:

Anmerkung:

CO2-Reduktion: Kostenaufwand:

✖✖✖✖✖

Personalaufwand: Kooperationsaufwand: Regionale Wertschöpfung:

✖✖✖ ●●● ●

Laufzeit: 2015-2017

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Nicht direkt quantifizierbar 2.500 € zur Vorbereitung, Durchführung und technischen Begleitung 15 Tage pro Befragungsdurchgang (4.800 €) Stadtverwaltung Keine direkten Effekte erwartet, jedoch Stärkung des gesamtstädtischen Bewusstseins und Initiierung weiterer Maßnahmen durch Partizipation

Stadt Oer-Erkenschwick Integriertes Klimaschutzkonzept Endbericht

KomVor 18 Ehrenamt und Engagement im Klimaschutz stärken Kurzbeschreibung: Der Stadt wird empfohlen, Privatpersonen, die bewusst nicht in den üblichen (politischen) Verbands- oder Vereinsstrukturen vernetzt sind, mit konkreten Angeboten stärker anzusprechen, damit sich diese aktiver im Bereich Klimaschutz engagieren können. Bestehende Strukturen und Aktivitäten sollten aufgegriffen und entsprechende Konzepte aufbereitet werden. Beispiele können hierbei sein: Senioren beraten Senioren, pensionierte Handwerker unterstützen Gebäudeeigentümern bei Eigenleistungen. Ein weiteres gutes Beispiel für die Stärkung des ehrenamtlichen Engagements im lokalen Klimaschutzbereich ist das Klimabotschafter-Projekt beispielsweise in der Stadt Essen. Im Rahmen eines Fortbildungsangebotes an der VHS werden ehrenamtliche Klimabotschafter mit dem Ziel ausgebildet, im Anschluss selbstständig Klimaschutzprojekte in Kindergärten zu verschiedenen Klimathemen umzusetzen.

Bausteine: 1. Konzeptentwicklung; 2. Einbindung relevanter Akteure; 3. Öffentlichkeitsarbeit; 4. Durchführung

Bezug zu anderen Maßnahmen: Effizienzmaßnahmen in Schulen und Kindertagesstätten; Bürgerdialog und Internetplattform; Kampagne für Klimaschutz

Kriterienbewertung:

Anmerkung:

CO2-Reduktion: Kostenaufwand:

✖✖✖✖

Personalaufwand: Kooperationsaufwand:

✖✖✖ ●●●

Regionale Wertschöpfung:



Nicht direkt quantifizierbar 15.000 € für Materialien im Rahmen der Unterstützungs- und Beteiligungsangebote 2 Tage pro Monat (7.680 €) Stadtverwaltung, ggf. soziale Dienste, VHS, Stadtteilbüros, o.ä. Keine direkten Effekte erwartet, jedoch indirekte Wirkung durch Motivation und Information

Laufzeit: 2015

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Stadt Oer-Erkenschwick Integriertes Klimaschutzkonzept Endbericht

EngVN 6 Stromsparinitiative für private Haushalte Kurzbeschreibung: Auf EU-Ebene werden z.B. durch Vorgabe von Mindesteffizienzstandards und Kennzeichnungspflichten wichtige Effizienzimpulse gegeben. Darüber hinaus bedarf es jedoch unterstützender Initiativen vor Ort, damit der Trend zu effizienteren Geräten von den privaten Haushalten konsequent(er) verfolgt wird und die wirtschaftlichen Einsparpotenziale in diesem Sektor in der Praxis auch erschlossen werden. Deshalb wird mit diesem Maßnahmenbündel empfohlen, dass die Stadt Oer-Erkenschwick in Kooperation mit regionalen Akteuren wie Handel und Verbraucherzentrale eine Stromsparinitiative entwickelt, die sich perspektivisch selbst trägt und Impuls-Förderprogramme, stringente Öffentlichkeitsarbeit sowie qualifizierte Beratung als Bausteine umfasst. Eine ausschließliche Öffentlichkeitsarbeit oder wenige Beratungen pro Jahr reichen nach Erfahrungen anderer Städte in diesem komplexen Themenfeld nicht aus, um die Klimaschutzverpflichtungen der Stadt zu erfüllen. Als Impulsmaßnahmen werden vorgeschlagen: Durchführung eines Projektes in Anlehnung an den StromsparCheck: Auf Grund der heute oft einseitigen Bewohnerstruktur in Wohnsiedlungen im Mehrfamilienhaus-Stil (z.B. mit einem hohen Anteil an sozial schwächeren Personen und Bewohnern mit Migrationshintergrund) bieten sich hier Beratungs- und Unterstützungsangebote zum Strom- oder Energiesparen, richtigem Heizen und Lüften oder Geräte-Sammeleinkäufen mit Helfern aus dem kulturellen und sozialen Umfeld der Bewohner an (z.B. die Durchführung oder Adaption des Caritas-Projektes „StromsparCheck“). Erfahrungen können ggf. übertragen oder ausgetauscht werden über ähnliche Projekte im Beratungsbereich einkommensschwacher Haushalte (z.B. Frankfurt). Austauschprogramm „Weiße Ware“: Durch den Austausch insbesondere sehr alter und ineffizienter Haushaltsgeräte wie Kühlschränke, Gefriertruhen, Waschmaschinen etc. können große Energieeinsparpotenziale erschlossen werden. Ab einer bestimmten Lebensdauer ist der Austausch aufgrund der großen Ersparnisse bei Strom, Wasser etc. bei vielen Geräten ökologisch vorteilhafter als deren Weiterbetrieb. Von daher könnte ein spezifisches Austauschprogramm „Weiße Ware“ als Impuls dazu dienen, gezielt älteste und ineffizienteste Geräte gegen hocheffiziente Geräte auszutauschen. Es wird deshalb vorgeschlagen, durch die Gewährung einer Wechselprämie bei Vorlage von Nachweisen für die Entsorgung von Altgeräten und die Anschaffung höchsteffizienter Neugeräte in Oer-Erkenschwick entsprechende Impulse zu setzen. Durch zeitlich befristete, aber sehr gezielte Aktionen mit Breitenwirkung kann auch ein Beitrag zur dauerhaften Transformation des Angebots in Richtung effizienterer Geräte geleistet werden.

Bausteine: 1. Aufbau Beratungsangebot; 2. Entwicklung des Austauschprogramms; 3. Schließen von Kooperationen; 4. Bestimmung von zeitlichen und örtlichen Parametern der Durchführung

Bezug zu anderen Maßnahmen: Kampagne für Klimaschutz; Kampagnenwoche mit Klimatalern

Kriterienbewertung:

Anmerkung:

CO2-Reduktion:

✖✖✖

Kostenaufwand:

✖✖✖

Personalaufwand:

✖✖✖

Kooperationsaufwand:

●●●

Regionale Wertschöpfung:

●●●

Laufzeit: 2014-2016

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Rund 296 t / a CO2-Reduktion: 5% der Haushalte tauschen aus und sparen 30% nach Anwendungszweck, 4 % der Haushalte mit ausländischem Haushaltsvorstand werden erreicht, durchschnittliche Einsparung durch Stromsparchecks 372 kWh/a pro Haushalt, Wärmebedarfsreduktion um 5 % durch Erweiterung in die Bereiche Heizen und Lüften 15.000 € für Materialien zum „StromsparCheck“ 30.000 € für Materialien, Wechselprämien für „weiße Ware“ Jeweils 25 Tage pro Projekt zur Konzeptentwicklung und koordinierende Projektbegleitung für „StromsparCheck“ und „weiße Ware“ (16.000 €) Stadtverwaltung, lokaler Einzelhandel, VZ, Caritas e.V., Jobcenter, ggf. Wohnungswirtschaft, Stadtteilbüros, o.ä. Lokale Konsumanregung bei ansässigen Händlern und Herstellern

Stadt Oer-Erkenschwick Integriertes Klimaschutzkonzept Endbericht

EngVN 7 Energiesparmaßnahmen in Eigenleistung Kurzbeschreibung: Energieeffizienzmaßnahmen werden häufig durch die Gebäudeeigentümer in Eigenleistung umgesetzt. Hierzu wird empfohlen Seminare oder Informationsangebote für die richtige Durchführung von Sanierung in Eigenleistung zu entwickeln bzw. bestehende Angebote weiterzuentwickeln und z.B. in Kooperation mit der VHS anzubieten. Für Maßnahmen, die nicht in Eigenleistung durchgeführt werden können, sollen den Eigentümern und Mietern qualifizierte Handwerker zur Seite stehen. Eine Option ist dabei das Dienstleistungsangebot der „Regie zur Eigenleistung“. Die Entwicklung und Umsetzung dieses Beratungsbausteins könnte in Kooperation mit der VHS durchgeführt werden. Es wird vorgeschlagen diese Maßnahme probeweise zunächst über drei Jahre durchzuführen.

Bausteine: 1. Abstimmung mit der VHS und ggf. weitere Multiplikatoren; 2. Konzeptentwicklung; c) Umsetzungsbegleitung ggf. durch vorgeschlagene regionale Energieberatungsstelle

Bezug zu anderen Maßnahmen: Kriterienbewertung:

Anmerkung:

CO2-Reduktion:

✖✖✖

Kostenaufwand: Personalaufwand:

✖✖✖✖✖ ✖✖✖

Kooperationsaufwand: Regionale Wertschöpfung:

●●●●● ●

308 t / a CO2-Reduktion: 200 Häuser mit 140 m2 und 230 kWh/qm Wärmebedarf, Minderung 20%. 500 € pro Jahr für Unkostenübernahme einplanen 8 Tage pro Jahr zur koordinierenden Projektbegleitung (7.680 €) Stadtverwaltung, VHS Keine direkten Effekte erwartet

Laufzeit: 2016-2018

79

Stadt Oer-Erkenschwick Integriertes Klimaschutzkonzept Endbericht

EngVN 8 Beratungsaktionen zu Heizung und Hydraulik Kurzbeschreibung: Es wird empfohlen, für die Zielgruppe der Ein- und Zweifamilienhäuser quartiersbezogene Aktionen zur Optimierung der Heizungsanlage / Hydraulik durchzuführen: Der hydraulische Abgleich von Heizungsanlagen ist gesetzlich vorgeschrieben, in der Praxis bieten sich jedoch erhebliche Optimierungspotenziale. Im Rahmen einer Kampagne werden insbesondere private Gebäudeeigentümer über die Heizungsoptimierung informiert. Im Rahmen der Beratungsleistung wird u.a. die Heizungs- und Zirkulationspumpe untersucht. Die (neue) Anlage wird einjustiert. Bei einer konzentrierten Aktion kann ggf. eine verbilligte Abgabe von Hocheffizienzpumpen durch hohe Abnahmezahlen ermöglicht werden. Durch die Maßnahme ergeben sich Auftragssteigerungen im Handwerk sowie Energie- und Kosteneinsparungen für die Gebäudeeigentümer. Für die etwa 315 vorhandenen Nachtspeicherheizungen (2,3%) in Oer-Erkenschwick wird empfohlen, in Kooperation mit dem lokalen Energieversorger ein Konzept zu Beratungs-, Austausch- und Finanzierungsmöglichkeiten für die betroffenen Haushalte zu entwickeln. Nach § 10a der Energieeinsparverordnung 2009 dürfen Nachtspeicherheizungen („elektrische Speicherheizsysteme“), die vor 1990 eingebaut oder aufgestellt wurden, nach dem 31.12.2019 nicht mehr eingesetzt werden (Anlagen, die nach dem 31. Dezember 1989 eingebaut oder aufgestellt bzw. in wesentlichen Bauteilen erneuert wurden, dürfen nach Ablauf von 30 Jahren nicht mehr eingesetzt werden). Allerdings erlauben Ausnahmeregelungen den weiteren Betrieb in Einzelfällen. Auf Grund des hohen Primärenergieverbrauchs bei der Stromerzeugung ist der Betrieb einer Nachtspeicherheizung mit deutlich höheren CO2-Emissionen verbunden als bei alternativen Heizsystemen (etwa zwei- bis dreimal soviel wie bei einem GasBrennwertkessel).

Bausteine: 1. Fortführungskonzept Aktionswoche und Messe; 2. Entwicklung quartiersbezogener Aktionen; 3. Auswahl von Pilotquartieren und ggf. flächendeckende Durchführung

Bezug zu anderen Maßnahmen: Kampagne für Klimaschutz, Neutrale Energieberatung aus einer Hand, Quartiersberatung vor Ort und Haus-zu-Haus-Beratungen

Kriterienbewertung:

Anmerkung:

CO2-Reduktion:

✖✖✖

Kostenaufwand:

✖✖

Personalaufwand:

✖✖✖

Kooperationsaufwand:



Regionale Wertschöpfung:

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Laufzeit: 2014-2016

80

423 t / a CO2-Reduktion: 10% Nachtspeicheraustausch und 5% Wärmebedarfseinsparung bei 200 Häusern 20.000 € pro Jahr (externe Energieberater); 20.000 € für Öffentlichkeitsarbeit in zwei Pilotgebieten 25 Tage für zunächst drei Aktionen für konzeptionelle Aufbereitung und koordinierende Umsetzungsbegleitung (8.000 €) Stadtverwaltung, Kreishandwerkerschaft, Kreditwirtschaft, Energieberater, Handwerker, Architekten, Energieversorger Investitionen werden angeregt und überwiegend vom lokalen Handwerk umgesetzt, daher direkte Effekte bei entsprechender Berücksichtigung lokaler Kooperationspartner erwartet.

Stadt Oer-Erkenschwick Integriertes Klimaschutzkonzept Endbericht

EngVN 9 Klimabonus-Modell Kurzbeschreibung: Die Stadt Bielefeld wendet seit 2007 bei Wohnungen, die an einkommensschwache Haushalte vermietet werden, ein sogenanntes Klimabonus-Modell an, bei dem die „angemessenen Mietkosten“ nach SGB II bzw. SGB XII an deren energetischem Standard ausgerichtet werden. Gebäude mit niedrigen Energiekennwerten erhalten dabei Zuschläge auf den Basiserstattungswert, was einen Anreiz zur energetischen Modernisierung schafft. Als Bemessungsgrundlage für die Staffelung werden die Werte aus den Gebäudeenergieausweisen herangezogen. Die Erfahrungen zeigen eine weitgehende Warmmietenneutralität. Zur Überwindung von Hemmnissen bei der energetischen Sanierung von preiswertem Wohnraum wird empfohlen, dass die Stadt Oer-Erkenschwick gemeinsam mit der Vivawest Wohnen GmbH prüft, in welcher Form dieser Ansatz auf die Stadt übertragen werden kann.

Bausteine: 1. Zielsetzung der Stadt im Bereich soziale Gerechtigkeit im Klimaschutz im Rahmen der Leitbilddiskussion verankern 2. Abstimmungsgespräch initiieren; 3. Übertragung KlimabonusModell prüfen (u.a. Finanzierungswege)

Bezug zu anderen Maßnahmen: Leitbildprozess – für eine starke Marke „Oer-Erkenschwick“

Kriterienbewertung:

Anmerkung:

CO2-Reduktion: Kostenaufwand:

✖✖✖

Personalaufwand: Kooperationsaufwand:

✖✖✖ ●●●

Regionale Wertschöpfung:



Nicht direkt quantifizierbar Organisatorische Verankerung, Untersuchung kann von bestehenden Stellen vorgenommen werden 15 Tage (4.800 €) Stadtverwaltung, Wohnungswirtschaft, Sozialverbände Entfallene Mehrkosten durch geringere Mieten können ggf. vor Ort investiert werden

Laufzeit: 2014

81

Stadt Oer-Erkenschwick Integriertes Klimaschutzkonzept Endbericht

EngVN 10 Energieberatung für Sportvereine, Klimaschutz und Vereinswesen Kurzbeschreibung: Oer-Erkenschwick verfügt über vielfältige Sportvereine sowie insgesamt ein breites Vereinswesen. Vor diesem Hintergrund kann sich Oer-Erkenschwick auch im Sportbereich durch geeignete Maßnahmen aktiv für den Klima- und Ressourcenschutz einsetzen. Es wird empfohlen, ein Beratungskonzept für folgende Punkte zu entwickeln und mit diesem auf die verschiedenen (Sport-)Vereine zuzugehen: • Prüfung zu der Nutzung regenerativer Energien • Prüfung des Einsatzes moderner Energiemanagementsysteme • Prüfung von erforderlichen Gebäudesanierungsmaßnahmen • Lösungsmöglichkeiten zu der Einsparung von Wasser • Bewusstseinsbildung und Nutzerverhalten bei den Vereinsmitgliedern im Hinblick auf energiesparendes Verhalten • Mobilitätsmanagement

Bausteine: 1. Konzeptentwicklung; 2. Beratungsdurchführung bei (Sport-)Vereinen

Bezug zu anderen Maßnahmen: Neutrale Energieberatung aus einer Hand

Kriterienbewertung:

Anmerkung:

CO2-Reduktion:

✖✖

Kostenaufwand:

✖✖✖✖✖

Personalaufwand:



Kooperationsaufwand: Regionale Wertschöpfung:

●●● ●

Laufzeit: 2015-2020

82

62 t / a CO2-Reduktion: 10% Strom- und Wärmeeinsparung bei zu Sportanlagen gehörenden Gebäuden 5.000 € für öffentlichkeitswirksame Begleitmaterialien 45 Tage für erste konzeptionelle Phase, anschließend 3 Tage pro Monat für Beratungsleistungen (72.000 €) Stadtverwaltung, Akteure im Sport Keine direkten Effekte erwartet

Stadt Oer-Erkenschwick Integriertes Klimaschutzkonzept Endbericht

EngVN 11 Unternehmensstammtisch Energie & Klima Kurzbeschreibung: In der Stadt Oer-Erkenschwick gibt es für Unternehmen im Bereich Klimaschutz und Energieeffizienz bisher nur ansatzweise Möglichkeiten zum Austausch und zur Kommunikation. Daher wird die Etablierung eines sich jährlich treffenden Unternehmensstammtisches zum Thema empfohlen, bei dem den Teilnehmern eine Energieberatung, ein Erfahrungsaustausch und zugleich besondere Events angeboten werden. Die Anreize für Teilnehmer umfassen z.B. exklusive Informationen, Veranstaltungen und Beratungen, Öffentlichkeitsarbeit und Marketingmaßnahmen für die teilnehmenden Unternehmen oder Verwendung eines gemeinsamen Logos. Als Ausgangspunkt für den Unternehmensstammtisch können beispielsweise Wirtschaftsgespräche der Wirtschaftsförderung genutzt werden, bei denen das Thema Energie als eigenständiger Themenkomplex behandelt werden könnte.

Bausteine: 1. Abstimmung mit Multiplikatoren wie Unternehmen, Energieversorger, Handwerker, Energieberater; 2. Öffentlichkeitsarbeit; 3. Vorbereitung und Durchführung der Veranstaltungen

Bezug zu anderen Maßnahmen: Netzwerkmanagement aktiv vorantreiben; Regionale „Energielotsen“ für KMU

Kriterienbewertung:

Anmerkung:

CO2-Reduktion: Kostenaufwand:

✖✖✖✖

Personalaufwand: Kooperationsaufwand:

✖✖✖ ●●●

Regionale Wertschöpfung:



Nicht direkt quantifizierbar 2.500 € für eine Veranstaltung pro Jahr unter Einbindung externer Fachkräfte, Referenten, etc. 5 Tage pro Veranstaltung (11.200 €) Stadtverwaltung, Wirtschaftsförderung, Energieversorger In Abhängigkeit von Angebotsnutzung und umgesetzt Maßnahmen, Umsetzung z.T. durch lokales Handwerk erwartet.

Laufzeit: 2014-2020

83

Stadt Oer-Erkenschwick Integriertes Klimaschutzkonzept Endbericht

EngVN 12 Förderung dezentraler Energieversorgung durch Kraft-Wärme-Kopplung Kurzbeschreibung: Der Einsatz von Kraft-Wärme-Kopplung sowohl in neuen Nahwärmenetzen als auch als dezentrale Einzelanlagen (Mini- und Mikro-BHKW für Wohnen und Gewerbe) stellt ein sehr wirksames Instrument zur Erhöhung der Energieeffizienz und Reduktion der CO2-Emissionen dar. Zur Aktivierung des Klimaschutz- und Kosteneinsparpotenzials dezentraler KWK-Anlagen wird empfohlen, ein Teilkonzept für größere Liegenschaften der Stadt erstellen zu lassen. Durch den Einsatz von KWK-Anlagen wird zusätzlich zur Wärmebereitstellung auch Strom erzeugt, der verstärkt als Regelenergie eingesetzt werden kann (dieser Aspekt hat besondere Bedeutung für die Wirtschaftlichkeit). Bei Umsetzung dieser Maßnahme sollten folgende Aspekte detailliert und vertieft beschrieben werden: • Umfassende Bestandsaufnahme der für einen BHKW-Betrieb in Frage kommenden Liegenschaften (z.B. nicht fernwärmeversorgte Verwaltungsgebäude, große Schulen, Seniorenheime), • Prüfung der Einsatzmöglichkeiten für BHKW-Regelenergie, • Potenzialbetrachtung (bezogen auf Energieeinsparung und CO2-Minderung) sowie Erstellung eines Maßnahmenkatalogs mit Festlegung der Handlungsprioritäten, • Darstellung der Investitionskosten (aufgeteilt in Bauinvestitionen, elektrische und andere Anlagen), der laufenden Kosten und der sonstigen wirtschaftlichen Daten, • Darstellung der aktuellen sowie der bei Umsetzung prognostizierten Energie- und Unterhaltungskosten. • Verbesserung der Wirtschaftlichkeit durch Einsatz von Biogas als Brennstoff. Um den Ausbau von Blockheizkraftwerken (BHKW) auch in der Gesamtstadt zu fördern, wird mit dieser Maßnahme empfohlen, über die Projekte in den städtischen Liegenschaften hinaus eine effektive Kampagne für und mit Anbietern technischer Anlagen sowie Dienstleistungen, Interessenten (private Gebäudeeigentümer aber auch lokale Wohnungsgesellschaft) und weiteren Multiplikatoren (u.a. Handwerkern und Energieberatern) zu entwickeln. Zu berücksichtigen sind hierbei spezifische Belange des Mini-BHKW-Einsatzes, der Kombination größerer Anlagen in virtuellen Kraftwerken, der thematischen Verknüpfung zum Bereich Smart-Metering sowie Lastgangmanagement. Ebenfalls kommt die Begleitung der Kampagne durch lokalspezifische Contracting-Angebote in Frage. Mini- und Mikro BHKW für die Bereiche Wohnen und Gewerbe werden so gefördert, ebenso erfolgt eine Potenzialbetrachtung (bezogen auf Energieeinsparung und CO2-Minderung). Das Instrument Contracting soll in diesem Rahmen auch für die Sanierung von Heizungs- und Beleuchtungsanlagen in kommunalen Gebäuden geprüft werden, um anschließend in einer Kampagne ggf. Anwendungsbeispiele aufbereiten zu können.

Bausteine: 1. Potenzialbetrachtung; 2. Auswahl der Projektbereiche; 3. Durchführung und Aufbereitung der Projekte

Bezug zu anderen Maßnahmen: Stadtteilbezogene Energiekonzepte; Moderne Finanzierungsmethoden für Bürgerbeteiligung; Erneuerbare Energienutzung in städtischen Liegenschaften; Kampagne für Klimaschutz

Kriterienbewertung:

Anmerkung:

CO2-Reduktion:

✖✖✖✖✖

Kostenaufwand:

✖✖✖✖

Personalaufwand:



Kooperationsaufwand:

●●●

Regionale Wertschöpfung:



Laufzeit: 2014-2016

84

3.157 t / a CO2-Reduktion bei Erschließung von 20% der wirtschaftlichen Potenziale von KleinBHKW 40.000 € für das Teilkonzept 20.000 € für fachliche Begleitung sowie Kampagnenmaterialien 30 Tage für die koordinierende Begleitung des Teilkonzeptes; 25 Tage für Kampagnenkonzeption und -begleitung (17.600 €) Stadtverwaltung, Energieversorger, Kooperationspartner Keine direkten Effekte erwartet, jedoch indirekte Wirkung durch Information und Motivation

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Mob 7

Weiterentwicklung des gesamtstädtischen Verkehrskonzeptes mit Schwerpunkt „Umweltfreundlicher Verkehr“

Kurzbeschreibung: In einem Verkehrskonzept werden die Ziele und Strategien für die mittel- und langfristige Verkehrsentwicklung einer Stadt oder Region festgelegt. Es dient als Orientierung für Politik, Verkehrsplaner und Bürger. Das aktuelle gesamtstädtische Verkehrskonzept der Stadt OerErkenschwick wurde im Jahr 2006 fortgeschrieben und bietet neben einer umfassenden Bestandsaufnahme der verkehrlichen Situation bereits vielfältige Verbesserungsvorschläge u.a. im Bereich des Radwegenetzes, des ÖPNV Angebotes und des Fußgängerverkehrs. Das vorhandene Konzept bietet eine erste Basis, um insbesondere den Aspekt der umweltfreundlichen Mobilität in den Zielen und der Strategie der Verkehrsentwicklung zu verankern. Wichtig erscheint es, ein explizites Leitbild für den Verkehr in Oer-Erkenschwick zu entwickeln und zu kommunizieren. Im Vorfeld sollte eine Bestandsaufnahme der bereits umgesetzten Verbesserungsmaßnahmen aus dem vorhandenen Verkehrskonzept erfolgen. Der so genannte „Umweltverbund“ (Fußgängerverkehr, Fahrradverkehr und öffentlicher Personennahverkehr) sollte hierbei eine besondere Stellung erhalten. Ein wesentliches Ziel der Verkehrsentwicklung sollte darin bestehen, umweltfreundlicher Mobilität den Vorzug vor dem (ineffizienten) motorisierten Individualverkehr zu geben. Dies kann u.a. erreicht werden, indem die in diesem Katalog vorgeschlagenen Maßnahmen, in Kombination mit den noch anzugehenden Bestandteilen des Maßnahmenkataloges aus dem gesamtstädtische Verkehrskonzept, zu einem gemeinsamen Handlungsleitfaden zusammengeführt werden.

Bausteine: 1. Aktualisierung des gesamtstädtischen Verkehrskonzepts um ein Leitbild mit Fokus umweltfreundliche Mobilität; 2. Bestandsaufnahme der bereits angegangenen Verbesserungen des Verkehrssystems auf Basis des vorhandenen Verkehrskonzeptes; 3. Zusammenführung offener Punkte mit den vorliegenden Maßnahmen des Klimaschutzkonzeptes

Bezug zu anderen Maßnahmen: Kriterienbewertung:

Anmerkung:

CO2-Reduktion:

✖✖✖✖✖

Kostenaufwand:

✖✖

Personalaufwand:

✖✖✖

Kooperationsaufwand:

●●●●●

Regionale Wertschöpfung:



Einsparung beträgt ca. 1.100 t CO2 / a bei konsequenter Umsetzung des Konzeptes Kosten i. H. v. 50.000 € für externe Unterstützung (z.B. Verkehrserhebung) Initialaufwand bei der Bestandsaufnahme, sofern externe Unterstützung wahrgenommen wird Abstimmung mit Kreis und ggf. lokalen ÖPNVAnbietern Kaum direkte Wertschöpfungseffekte

Laufzeit: 2015

85

Stadt Oer-Erkenschwick Integriertes Klimaschutzkonzept Endbericht

Mob 8 Ausweitung der Öffentlichkeitsarbeit für umweltfreundliche Mobilität Kurzbeschreibung: Die lokalen ÖPNV-Anbieter in Oer-Erkenschwick bieten schon heute attraktive Angebote. Durch eine gezielte Vermarktung bestehender Angebote wie z.B. dem FahrradBus können die Fahrgastzahlen im ÖPNV gesteigert werden. Ziel dieser Maßnahme ist es, eine Änderung des Mobilitätsverhaltens der Bürger durch wirksame Öffentlichkeitsarbeit und zielgerichtete Information herbeizuführen. Dies umfasst insbesondere den Verzicht auf das Auto im Bereich der Nahmobilität durch eine Betonung der Bedeutung des Umweltverbundes (v.a. Radverkehr und ÖPNV). Auch gilt es, die Möglichkeiten zur Nutzung von Pedelecs stärker zu betrachten. Als eine spezifische Zielgruppe werden -neben Neubürgern- Fahranfänger identifiziert, deren Mobilitätsverhalten sich gerade in einer Phase des Wandels befindet und noch nicht so stark festgelegt ist. Gerade in dieser Phase ist es wichtig bei den zumeist jungen Menschen das Bewusstsein für die Nutzung umweltfreundlicher Verkehrsmittel zu schärfen. Hierzu gilt es, eine zielgruppengerechte Informationskampagne zu gestalten und entsprechende Flyer etc. beispielsweise bereits bei der Übergabe des Führerscheins zur Verfügung zu stellen. Ebenso gilt es Neubürgerpakete mit Fahrplänen, Tarifinformationen und ggf. Gutscheinen zu konzipieren. Diese dienen Zugezogenen als erste Orientierung bei der Verkehrsmittelwahl. Dies ist von besonderer Relevanz, da sich das - in der Regel „eingefahrene“ - Verkehrsverhalten von Individuen bei einem Umzug in eine andere Stadt grundlegend verändern kann.

Bausteine: 1. Definition der wichtigsten Themen und Angebote rund um das Thema Nahmobilität und Umweltverbund; 2. Gestaltung einer zielgerichteten Kampagne zur Information ggf. in Zusammenarbeit mit lokalen Fahrschulen; 3. Aufbereitung aller relevanten Informationen zum Umweltverbund in einer Broschüre zur Ausgabe an die Fahranfänger; 4. Informationen für Neubürger bei Anmeldung

Bezug zu anderen Maßnahmen: Jährlicher Ökomobil-Tag

Kriterienbewertung:

Anmerkung:

CO2-Reduktion: Kostenaufwand:

✖✖✖ ✖✖✖✖

Personalaufwand:

✖✖✖

Kooperationsaufwand:

●●●

Regionale Wertschöpfung:



Laufzeit: 2016-2018

86

Einsparung beträgt ca. 600 t CO2 / a Kosten i. H. v. 10.000 € für Kampagnengestaltung, Neubürgerpakete und sonstige Informationsmaterialien Initialaufwand für Konzepterstellung und Kampagnengestaltung, laufende Betreuung wenig aufwendig Einbindung lokaler ÖPNV-Unternehmen und ggf. Fahrschulen Eher geringe zu erwartende Wertschöpfungseffekte

Stadt Oer-Erkenschwick Integriertes Klimaschutzkonzept Endbericht

Mob 9 Optimierung der Verkehrsführung für Fußgänger Kurzbeschreibung: Die Stadt Oer-Erkenschwick bietet ihren Bürgerinnen und Bürgern sowie Besuchern schon heute ein gut ausgebautes Fußgängernetz, welches an einigen Stellen noch optimiert werden kann. Zusätzliche Querungshilfen wie Mittelinseln und Zebrastreifen würden die Attraktivität des Netzes ebenso erhöhen, wie eine fußgängerfreundliche Anpassung einzelner Lichtsignalanlagen im Stadtgebiet. Daher sollte geprüft werden, an welchen Stellen im Stadtgebiet zusätzliche Querungshilfen benötigt werden und welche Lichtsignalanlagen aus Fußgängersicht optimiert werden können. Im Bereich einiger Kindergärten und Grundschulen sollte geprüft werden, ob die Straßenbeleuchtung zur Steigerung der Verkehrssicherheit ausgebessert werden kann, um die Schulwegsicherheit zu erhöhen. Die Maßnahme zielt darauf ab, die Attraktivität des Verkehrssystems für Fußgänger zu steigern, um dadurch den prozentualen Anteil der Fußwege am „Modal-Split“ (Verteilung des Verkehrsaufkommens auf verschiedene Verkehrsmittel) zu erhöhen.

Bausteine: 1. Zusätzliche Querungshilfen wie Mittelinseln und Zebrastreifen; 2. Prüfung und fußgängerfreundliche Anpassung von Lichtsignalanlagen; 3. Straßenbeleuchtung an Kindergärten und Grundschulen verbessern

Bezug zu anderen Maßnahmen: Förderung der Fahrradnutzung im Alltags- und Tourismusverkehr; Weiterentwicklung des gesamtstädtischen Verkehrskonzeptes mit Schwerpunkt „Umweltfreundlicher Verkehr“; Optimierung der Parkraumnutzung

Kriterienbewertung:

Anmerkung:

CO2-Reduktion: Kostenaufwand:

✖✖✖ ✖✖✖

Personalaufwand:

✖✖✖

Kooperationsaufwand:

●●●●●

Regionale Wertschöpfung:

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Einsparung beträgt ca. 300 t CO2 / a Kosten i. H. v. 50.000 € für Infrastrukturverbesserungen Kontinuierliche Begleitung durch Verwaltung notwendig Ggf. Einbindung der Nutzerperspektive durch Schulen etc. Hohe regionale Wertschöpfung zu erwarten bei (Bau-) Auftragsvergabe an lokale Unternehmen

Laufzeit: 2016-2018

87

Stadt Oer-Erkenschwick Integriertes Klimaschutzkonzept Endbericht

Mob 10 Förderung Elektromobilität im Individualverkehr Kurzbeschreibung: Im Bereich der umweltverträglichen Antriebstechnologien bietet der Einsatz von Elektromobilität mittel- bis langfristig ein erhebliches CO2-Minderungspotenzial für die Stadt OerErkenschwick. Aufgrund des (auch perspektivisch) hohen Verkehrsanteils des motorisierten Individualverkehrs im Kreis ist das CO2-Minderungspotenzial durch Elektromobilität als besonders hoch einzustufen. Voraussetzung hierfür ist, zum einen mittel- bis langfristig eine flächendeckende Ladeinfrastruktur aufzubauen und zum anderen ebenso Elektrofahrzeuge anzubieten, die größere Reichweiten und kürzeren Ladezyklen aufweisen, als es aktuell Stand der Technik ist. Jedoch wäre ein Großteil der bestehenden Pendlerdistanzen bereits heute mit aktuellen Elektrofahrzeugen abzudecken. Dieses Potenzial wird besonders dann vollends realisiert werden können, wenn die zum Antrieb der Elektrofahrzeuge aufgewendete Energie sich überwiegend aus erneuerbaren Energiequellen speist, wodurch der Betrieb von EFahrzeugen perspektivisch CO2-neutral erfolgen könnte (bei einem Erneuerbare EnergienAnteil am Energiemix von 100%). Die Stadtverwaltung Oer-Erkenschwick nutzt bereits EFahrräder. Die Möglichkeiten zur Nutzung eines E-Fahrzeuges im kommunalen Fuhrpark sollten für die Zukunft geprüft werden. Hier besteht die Chance für die Stadtverwaltung sich als Vorbild auf dem Gebiet der E-Mobilität zu positionieren. Neben dem Anschaffungspreis wird die verfügbare öffentliche Ladeinfrastruktur ein wichtiges Entscheidungskriterium für potenzielle Nutzer von E-Fahrzeugen sein. Daher sollte, perspektivisch und in Abstimmung mit den weiteren Kommunen im Kreisgebiet und regionalen Energieversorgern, sukzessive eine Ladeinfrastruktur für E-Fahrzeuge errichtet werden. Neben Elektroautos und -nutzfahrzeugen, die sich derzeit noch in der Entwicklungsphase befinden, erfreut sich E-Mobilität im Fahrradverkehr schon heute großer Beliebtheit. So genannte „Pedelecs“, also Fahrräder mit unterstützendem Elektromotor, eröffnen neue Möglichkeiten zur Fortbewegung mit dem Fahrrad, auch im touristischen Kontext. Ebenso gilt es hier im Bereich der Ladeinfrastruktur den Bedarf im Stadtgebiet zu ermitteln und ggf. an geeigneten Standorten (z.B. an Ausflugslokalen für Radtouristen) in Zusammenarbeit im dem lokalen Gewerbe Ladestationen für E-Fahrräder zu errichten.

Bausteine: 1. Einbindung der bestehenden Angebote und Analyse des potentiellen Gesamtbedarfs an Infrastruktur im Stadtgebiet; 2. (Perspektivisch) sukzessiver Aufbau einer öffentlichen Ladeinfrastruktur für E-Fahrzeuge und E-Fahrräder; 3. Bei Bedarf ggf. Ausweitung auf weitere Antriebstechnologien (Gas, Wasserstoff etc.)

Bezug zu anderen Maßnahmen: Förderung der Fahrradnutzung im Alltags- und Tourismusverkehr; Jährlicher Ökomobil-Tag

Kriterienbewertung:

Anmerkung:

CO2-Reduktion: Kostenaufwand:

✖✖✖ ✖✖✖

Personalaufwand: Kooperationsaufwand:

✖✖✖ ●●●

Regionale Wertschöpfung:

●●●

Laufzeit: 2018-2020

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Einsparung beträgt ca. 250 t CO2 / a Kosten i. H. v. 40.000 € für öffentliche Ladeinfrastruktur Initialaufwand für Bestandsanalyse Einbindung lokaler Energieunternehmen und ggf. Gaststätten, Hotels etc. Teils regionale, teils überregionale Wertschöpfungseffekte, abhängig von der Ausgestaltung der Infrastruktur

Stadt Oer-Erkenschwick Integriertes Klimaschutzkonzept Endbericht

Mob 11 Förderung umweltfreundlicher Antriebstechnologien im ÖPNV Kurzbeschreibung: Die Etablierung von effizienteren und damit umweltfreundlichen Antriebsformen spielt neben dem motorisierten Individualverkehr auch im Bereich des ÖPNVs eine Rolle. Auch in diesem Kontext gibt es große Potenziale für den Ausbau der umweltfreundlichen Mobilität. Bei den im Kreisgebiet aktiven Anbietern gibt es bereits erste Ansätze zum Einsatz neuartiger Antriebstechnologien (z.B. Brennstoffzellen-Hybridbusse). Auch liegen schon Evaluationsergebnisse bei den Verkehrsunternehmen vor, die bestätigen, dass diese Konzepte den versprochenen Nutzen erbringen. Die Stadt Oer-Erkenschwick sollte sich daher ebenfalls für einen Einsatz umweltfreundlicher Fahrzeuge einsetzen und entsprechend auf die Verkehrsunternehmen einwirken. Falls eine Ausweitung bestehender Projekte ansteht, gilt es diese Chance wahrzunehmen. Bei Bedarf ist ggf. zu prüfen, in welcher Form im Kreisgebiet mittel- bis langfristig eine entsprechende Infrastruktur, z.B. in Form einer Wasserstofftankstelle, zur Verfügung gestellt werden kann. Darüber hinaus bieten Busse, die per Leichtbau Verfahren gefertigt werden, ebenfalls CO2-Minderungspotenziale bis zu 30% gegenüber herkömmlich gefertigten Bussen. Zudem liegen die Anschaffungskosten für Leichtbau-Busse derzeit noch deutlich unterhalb derer von etwaigen Hybridkombinationen.

Bausteine: 1. Ansprache der ÖPNV-Anbieter und Ausloten der aktuellen Potenziale zum Einsatz neuartiger und effizienter Antriebstechnologien (z.B. Hybridbusse, Leichtbau-Busse) in der Zukunft; 2. Aufnahme entsprechender Ziele im Rahmen zukünftiger Planungen im Bereich Nahverkehr; 3. Beteiligung an Pilotprojekten zur Erprobung neuartiger und umweltfreundlicher Fahrzeuge sofern möglich

Bezug zu anderen Maßnahmen: Kriterienbewertung:

Anmerkung:

CO2-Reduktion: Kostenaufwand: Personalaufwand: Kooperationsaufwand:

✖✖✖✖✖ ●●●

Regionale Wertschöpfung:

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nicht quantifizierbar nicht quantifizierbar Hauptaufwand entsteht bei ÖPNV-Anbietern Abstimmung mit Anbietern und Aufgabenträgern im ÖPNV Teils regionale, teils überregionale Wertschöpfungseffekte, abhängig von Umsetzungsfokus

Laufzeit: 2018-2020

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Stadt Oer-Erkenschwick Integriertes Klimaschutzkonzept Endbericht

6 Effekte des Maßnahmenprogramms 6.1 CO2-Minderung Das im Rahmen des Klimaschutzkonzeptes entwickelte Maßnahmenprogramm hat ein quantifiziertes Emissionsminderungspotential von rund 22 Tsd. Tonnen CO2 bis zum Jahr 2020. In den folgenden Abbildungen wird die Minderungswirkung nach Handlungsfeldern sowie nach Sektoren entsprechend der Übersichten der CO2-Bilanzierung dargestellt. Der Zuordnung im Maßnahmenprogramm folgend verteilen sich die quantifizierbaren Emissionsminderungswirkungen wie folgt auf die drei Handlungsfelder:

Maßnahmenwirkung nach Handlungsfeld!

Mobilität! 4.945 t!

Die Kommune als Vorbild! 11.006 t!

22%! 50%! 28%! Erneuerbare Energien, Energieversorgung und -nutzung! 6.220 t!

Abbildung 14: CO2-Einsparungen in den Handlungsfeldern (Quelle: Gertec) Aus Abbildung 15 wird unter Berücksichtigung der in Abbildung 7 dargestellten CO2Emissionen der Stadt Oer-Erkenschwick nach Verbrauchssektoren deutlich, dass im vorliegenden Klimaschutzkonzept vor allem solche Maßnahmen entwickelt wurden, deren Wirkung dem Sektor der privaten Haushalte zugesprochen wird, der im Jahr 2010 einen Anteil von rund 31% an den gesamtstädtischen Emissionen hatte. Ein ebenfalls großer Emissionsminderungseffekt wird mit 22% in dem Sektor Mobilität erwartet, welcher 2010 mit rund 35% zu den Gesamtemissionen der Stadt beigetragen hat.

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Stadt Oer-Erkenschwick Integriertes Klimaschutzkonzept Endbericht

Sektorale Maßnahmenwirkung!

Mobilität! 4.945 t!

22%! öffentl. Verwaltung! 928 t!

4%! 8%!

Wirtschaft Sektor III! 1.772 t!

Private Haushalte! 12.604 t!

57%!

9%!

Wirtschaft Sektoren I+II! 1.923 t!

Abbildung 15: CO2-Einsparungen in den Sektoren (Quelle: Gertec) Die folgende Tabelle fasst die Ergebnisse der CO2-Bilanz, die ermittelten wirtschaftlichen Emissionsminderungspotentiale auf der Energieverbrauchsseite, die Emissionsvermeidungspotentiale im Bereich der Energieerzeugungsstruktur (durch Einsatz erneuerbarer Energien und Veränderungen bei der Energieversorgungsstruktur) und durch die Verschiebung des Modal-Splits sowie die Emissionsminderungseffekte des Maßnahmenprogramms zusammen und setzt diese in Relation zu den Zielsetzungen der Bundesregierung und des Klimaschutzgesetzes NRW.

91

Stadt Oer-Erkenschwick Integriertes Klimaschutzkonzept Endbericht

Bilanzierungsbasis, Minderungspotenziale und Zielsetzungen Tsd. t CO2/a Emissionen in 1990

237

CO2-Minderungsziel laut Bundesregierung (40% ab 1990)

95

Verbleibendes Minderungsziel von 35,7% (ab 2010)

85

Bilanzierungsbasis: Emissionen in 2010

227

davon Energieerzeugung, -nutzung:

148

davon Mobilität: CO2-Minderungsziel laut Klimaschutzgesetz NRW (25% ab 1990) Zielwert laut Klimaschutzgesetz: Emissionen in 2020 Verbleibendes Minderungsziel ab 2010

79 59 178 49

Wirtschaftliche Minderungspotentiale bis 2020 (Kap. 3) Tsd. t CO2/a Minderung im Bereich Endenergieverbrauch Haushalte

14

Wirtschaftssektoren I + II

12

Wirtschaftssektor III kommunale Liegenschaften Summe

3 0,62 29

Vermeidung im Bereich Energieerzeugungsstruktur Photovoltaik

6

Fernwärme

4

Solarthermie

2

Biogas

2

Dez. Klein-BHKW

2

Summe

16

Minderung und Vermeidung im Bereich Mobilität Verschiebung des Modal-Split Summe der wirtschaftlichen Minderungspotenziale

4 49

Das CO2-Ziel des Klimaschutzgesetzes bis zum Jahr 2020 ist zu 100% wirtschaftlich erreichbar. CO2-Minderungseffekte des Maßnahmenplans nach Handlungsfeldern Tsd. t CO2/a Die Kommune als Vorbild

11

Erneuerbare Energien, Energieversorgung und -nutzung

6

Mobilität

5

Summe

22

Der Maßnahmenkatalog erfüllt das Ziel des Klimaschutzgesetzes NRW zu 47% Er kann das Ziel der Bundesregierung zu 27% erfüllen.

Tabelle 6: Übersicht zur CO2-Emission (Quelle: Gertec) Die bisherigen Ausführungen zeigten, dass die Emissionen aus dem Jahr 2010 von 227 Tsd. Tonnen bis zum Jahr 2020 um 49 Tsd. Tonnen CO2 reduziert werden müssten, um der politischen Zielsetzung des Klimaschutzgesetzes NRW zu entsprechen. Dieses ent-

92

Stadt Oer-Erkenschwick Integriertes Klimaschutzkonzept Endbericht

spricht dem ermittelten wirtschaftlichen Einsparpotenzial, welches ebenfalls bei 49 Tsd. Tonnen CO2 liegt. Die folgende Grafik stellt den ermittelten Status Quo der CO2-Emissionen der Jahre 1990 und 2010 mit den wirtschaftlichen Einsparpotenzialen bis zum Jahr 2020, dem politischen Emissionsminderungsziel des Klimaschutzgesetzes NRW sowie den gutachterlich ermittelten Effekt des Maßnahmenprogramms vergleichend dar: Relation der Emissionsminderungsziele und -effekte Tsd. Tonnen C O2 300

237

Kommunalpolitischer Handlungsspielraum: zusätzliche Maßnahmen, Einbindung weiterer Akteure, Unterstützung 2&#")&)#+. , Landesebene

227

200

100

21%

10% 0

CO2-Emissionen  in 1990

49

49

CO2-Emissionen  in 2010

45%

45%

Reduktionsziel  Klimaschutzgesetz NRW  bis 2020

wirtschaftl.  Einsparpotenzial  bis 2020

22

Gesamteffekt  Maßnahmenprogramms  bis 2020

Abbildung 16: Darstellung der Wirkung des Maßnahmenprogramms im Vergleich zu Einsparzielen und Einsparmöglichkeiten (Quelle: Gertec) Wie in Abbildung 16 dargestellt, kann das Maßnahmenprogramm mit der vorgenommenen Bewertung 45% des wirtschaftlichen Einsparpotentials wie auch des Reduktionsziels des Klimaschutzgesetzes NRW erschließen. Es wird deutlich, dass die vollständige Umsetzung der politischen Zielsetzung unter heutigen Bewertungsaspekten zwar wirtschaftlich zu erreichen ist, dass das in Abstimmung mit der Stadt Oer-Erkenschwick entwickelte Maßnahmenprogramm allein aber nicht ausreicht, um das mögliche Emissionsminderungsziel zu erreichen bzw. das wirtschaftliche Einsparpotenzial zu erschließen. Die Differenz zwischen dem Effekt des Maßnahmenprogramms und der politischen Zielsetzung kann durch den im Rahmen des Konzeptes nicht quantifizierten Emissionsminderungseffekt von Maßnahmen noch gemindert werden, da auch bei ihnen ohne Hinterlegung mit einer konkreten Ziffer Einspareffekte erwartet werden. Durch die Initiierung weiterer Maßnahmen im Rahmen einer Fortschreibung des Klimaschutzprogramms kann die Differenz ebenso reduziert werden. Außerdem sind weitere flankierende Maßnahmen auf Landes-, Bundes- sowie europäischer Ebene erforderlich. Zudem werden sich durch die innerhalb des Maßnahmenprogramms in die Wege geleiteten Maßnahmen zusätzliche Einspareffekte durch Multiplikatorwirkungen ergeben. Hier

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Stadt Oer-Erkenschwick Integriertes Klimaschutzkonzept Endbericht

kann eine stetige Weiterentwicklung des Maßnahmenprogramms zur Nutzung des CO2Einsparpotenzials beitragen.

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