Reden und streiten miteinander Kommunikation und Konflikte in der Familie Aktives Zuhören 1. Aufmerksam zuhören Nonverbal zeigen: Ich höre dir zu. Deine Äusserungen interessieren mich. Augenhöhe (bei Kindern), dem Gegenüber zugewandte Körperhaltung Verbale Türöffner: „Aha“, „o“ Erzähl mir darüber. Schiess los, ich höre. 2. Rückmelden, zusammenfassen Die wesentlichen Äusserungen des Gegenüber mit eigenen Worten wiedergeben: Wenn ich dich richtig verstanden habe....Du sagst mir... Missverständnisse vermeiden Bei langen Wortmeldungen unterbrechen Die Gefühle, die ich beim Kind wahrnehme, in Worte fassen Vorschläge machen: Ich könnte mir vorstellen, dass du.... Das war für dich bestimmt... Das klingt so, als ob du..... 3. Offene Fragen stellen Bei Kindern zurückhaltend mit Fragen sein. Bei indirekten, unklaren Äusserungen: „Ich möchte verstehen, um was es wirklich geht..“ Keine rhetorischen Fragen, in der die (gewünschte) Antwort schon mitgeliefert wird. Grundsätzlich gilt: Ich öffne mich für deine Welt – deine Gedanken, Gefühle. Mit den Möglichkeiten des aktiven Zuhörens rege ich dich an, klarer und deutlicher deine Gedanken und Bedürfnisse zur Sprache zu bringen. Deshalb ist es wichtig, dass ich mich mit meinen eigenen Gedanken, Ansichten und Erfahrungen zurückhalte. Voraussetzungen schaffen für das Zuhören Meine eigene Befindlichkeit Kann ich jetzt zuhören? Wie leer/ voll sind meine Batterien? Meine Grundhaltung Entscheidend ist meine Grundhaltung dem Kind gegenüber: Ich kann zwar nicht immer deine Meinung teilen, aber ich will deine Gefühle und Gedanken verstehen...“ „Ich interessiere mich für deine Welt.“ „Ich traue dir zu, dein Problem zu lösen.“ Madeleine Winterhalter-Häuptle Stellenleiterin Fachstelle Partnerschaft-Ehe-Familie des Bistums St. Gallen

Nicht alle Kinder brauchen dasselbe. Vielredner bremsen – ruhigeren Kindern Raum geben Orte, Zeiten (Rituale) des Zuhörens: Beim Essen, Abendritual... Nicht immer ist aktives Zuhören angesagt: Die Grenzen des aktiven Zuhörens Das Kind will jetzt nicht sprechen, auch wenn ich noch so einfühlsam zuhören möchte Kinder wollen manchmal auch allein mit ihren Empfindungen sein – Geduld haben, warten können, das Gespräch zu einem späteren, günstigeren Zeitpunkt anbieten Ich als Mutter/Vater habe keine Zeit, keine Energie, um mich jetzt so auf die Welt des Kindes einzulassen. In vielen Situationen braucht das Kind einfach eine Auskunft oder eine helfende Hand.

Sprechen ICH-BOTSCHAFTEN Wir reden nicht über den Gesprächspartner (Du-Botschaft), sondern von uns selbst, unseren Gedanken, Gefühlen, Wünschen, Bedürfnissen Dahinter 2 wichtige Erkenntnisse: 1. Das Verhalten anderer Menschen ist nicht die Ursache für unsere Gefühle, sondern kann höchstens/meistens der Auslöser sein. 2. „Hinter jedem Ärger findet sich ein Bedürfnis, das nicht erfüllt ist“, meint der bekannte Konfliktmediator Marshall B. Rosenberg. Er schreibt: „Leider haben die meisten von uns nie gelernt, in Begriffen von Bedürfnissen zu denken. Wenn sich unsere Bedürfnisse nicht erfüllen, dann denken wir automatisch darüber nach, was andere Menschen falsch gemacht haben. Deshalb kritisieren wir vielleicht unsere Kinder als faul, wen sie die Jacken auf der Couch liegen lassen – nur weil wir gerne möchten, dass die Jacken in der Gardarobe hängen... Immer wieder habe ich die Erfahrung gemacht, dass in dem Moment, wo die Leute anfangen, über das zu sprechen, was sie brauchen, statt darüber, was mit dem anderen nicht stimmt, die Wahrscheinlichkeit, einen Weg zur Erfüllung der Bedürfnisse zu finden, dramatisch ansteigt.“ Denn: Heimliche Wünsche werden unheimlich selten erfüllt. Ein Schlüssel ist also: in der unangenehmen Konfliktsituation zu erkennen, was mein Bedürfnis in dieser Situation ist: WAS BRAUCHE ICH JETZT? JETZT- wenn ich wütend, hilflos, auf 180 bin, oder auch traurig, brauche ich vielleicht einfach zuerst eine kurze UNTERBRECHUNG ein STOP EINE KLEINE AUSZEIT Madeleine Winterhalter-Häuptle Stellenleiterin Fachstelle Partnerschaft-Ehe-Familie des Bistums St. Gallen

Eine neue Gesprächsstrategie in vier Schritten: 1. „Wenn ich sehe...“ Die konkrete Situation oder das konkrete Verhalten des anderen wahrnehmen 2. „...dann löst das bei mir...aus.“ Die eigenen Gefühle und Gedanken benennen. 3. „Ich brauche...“ Die eigenen Bedürfnisse benennen. 4. „Deshalb wünsche ich mir...“ Die eigenen Wünsche formulieren. Zum inneren Dialog vor dem Gespräch Bevor ich das Gespräch beginne, ganz kurz innehalten: „Pausenknopf“ drücken In welcher Haltung gehe ich in das Gespräch? Mir selber zusprechen- einen affirmativen kurzen Satz- :Je nach Situation verschieden: Ich nehme meine eigenen Bedürfnisse wichtig. Unser beider Bedürfnisse verdienen es, respektiert zu werden. Ich vertraue darauf, dass bereit bist, das zu tun, was ich möchte. Ich traue dir zu, dein Problem selber zu lösen. Ich bin innerliche entschieden und werde konsequent sein. Alle Gefühle sind erlaubt, aber nicht jedes Verhalten. Wir beide gegen das Problem. Wir beide sollen gewinnen. Erst verstehen, dann verstanden werden. ... 5. Konfliktlösestrategie Phase I: Positionen klären – Gefühle anerkennen 1. Ein Gespräch vereinbaren Dem Kind sagen, worüber ich sprechen möchte. Um sein Einverständnis bitten und eine Zeit vereinbaren. 2. Nach den Gefühlen des Kindes fragen Nach dem Erleben des Kindes fragen oder selber sagen, welche Gefühle und Motive Sie hinter dem Verhalten des Kindes vermuten. 3. Verständnis für die Gefühle des Kindes zeigen Gefühle des Kindes akzeptieren und respektieren: das Kind fühlt sich angenommen und verstanden. Eine wichtige Grundlage für das Gespräch Hilfe: sich an ähnliche Situationen und Gefühle erinnern (eigene Kindheit) 4. Die eigene Position erklären Dem Kind sagen, weshalb Sie sein Verhalten nicht akzeptieren können. Ihm Ihre Gefühle mitteilen. Mögliche Gefahren einer Situation schildern und die Bedürfnisse anderer Beteiligten aufzeigen. Versuchen, möglichst bei sich zu bleiben:

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Die konkrete Situation schildern „Wenn ich sehe/höre....“ Die Gedanken/Gefühle benennen „Dann habe ich Sorge....“ Meine Bedürfnisse und Wünsche benennen „Ich brauche.... und wünsche mir deshalb...“ Phase II: Lösungen suchen 5. Das Kind zur Mitarbeit einladen Das Kind bitten, mit Ihnen eine Lösung zu erarbeiten Das Kind nicht in eine bestimmte Richtung manipulieren. Seine Vorschläge und Ideen genauso ernst nehmen wie Ihre eigenen. Wenn es keine Ideen bringt, ihm etwas vorschlagen, und fragen, was es davon hält. 6. Lösungsvorschläge sammeln die Vorschläge und Ideen zur Konfliktlösung auf ein Papier sammeln. Den Prozess so locker wie möglich gestalten. Auch abwegige Gedanken zulassen. Humor- aber nicht auslachen. Das Kind nochmals auf seine Gefühle aufmerksam machen: 7. Nicht akzeptable Lösungen streichen Das Kind überlegen lassen, welche Vorschläge ihm nicht gefallen, diese streichen. Dann die Lösungen, die Sie nicht akzeptieren können, auch streichen. 8. Die beste Lösung aussuchen Die Lösung aussuchen, die Ihnen beiden am besten gefällt oder einen Kompromiss suchen. Die Konsequenzen, die die Lösung erfordert, schriftlich festhalten: Wer trägt -wodurch/ wie/ wann/ zur Lösung bei? Phase 3: die Lösung umsetzen und überprüfen 9. Erprobungszeit vereinbaren Absprechen, für welche Zeit die Lösung zunächst gelten soll: „Wir versuchen das erst einmal für die nächste Fahrt zu den Grosseltern.“ 10. Die Lösung überprüfen Nach dem nächsten „Test“ besprechen, wie die Lösung funktioniert hat.

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Schritte zur Konfliktlösung Protokollbogen 1. Problem klären Worum geht es den Beteiligten? Kind A ................................................................... Mutter ...................................................................

Kind B .............................................................................. Vater .............................................................................

2. Vorschläge zur Lösung des Konflikts sammeln 1. Vorschlag: ................................................................................................................................................................................... 2. Vorschlag: ................................................................................................................................................................................... 3. Vorschläge streichen, die nicht für alle akzeptabel sind ................................................................................................................................................................................. 4. Übrig gebliebene Vorschläge sichten und entscheiden ................................................................................................................................................................................ Welche Lösung wird vereinbart? (Eine auswählen oder verschiedene miteinander verbinden) ................................................................................................................................................................................ 5. Die Umsetzung planen Welche Schritte sind zur Umsetzung der Lösung notwendig? Wer übernimmt diese Aufgaben? 1. .................................................................. zuständig: ................................................................... 2. .................................................................. zuständig: ................................................................... 3. .................................................................. zuständig: ................................................................... 4. ................................................................... zuständig: ................................................................... 6. Die Lösung überprüfen Termin: ...............................................................

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