ORDEN POUR LE MERITE

FÜR WISSENSCHAFTEN

UND

KÜNSTE

REDEN UND GEDENKWORTE

SECHSUNDZWANZIGSTEB BAND 1996

LAMBEBT SCHNEIDEB



( i K \\ L I N (

-

E N

ÖFFENTLICHE SITZUNG DES ORDENS IN DER AULA

DER

UNIVERSITÄT 4. JUNI

1996

BONN

BEGRÜSSUNGSWORTE DES ORDENSKANZLERS

Exzellenzen, meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich eröffne die

diesjährige

öffentliche

Sitzung

des Ordens Pour le

mérite und möchte Sie alle herzlich willkommen heißen. Der des

erste

Gruß des Ordenskanzlers

gilt

sonst

immer dem Protektor

Ordens, dem Herrn Bundespräsidenten. Leider mußte der Herr

Bundespräsident

seine Teilnahme

in Berlin

Verpflichtung

absagen,

Bonn zurückkehren und die

dieser

an

aber

Sitzung

wegen einer

wird heute abend nach

er

Ordensmitglieder

in der Villa Ham¬

merschmidt treffen. Der Bundesminister des die

Innern, Herr Kanther, hat

Ordensmitglieder empfangen.

mine

seiner

an

der

Stelle

heutigen Sitzung

begrüße

ich

den

Er

bedauert, wegen anderer Ter¬

nicht teilnehmen

liegt

seit seiner

zu

Parlamentarischen

Herrn Dr. Waffenschmidt. Die administrative dens

bereits gestern

Staatssekretär,

Betreuung

durch

Wiederbegründung

können. An

beim Bundesministerium des Innern und ist dort

des Or¬

Theodor

Heuss

vorzüglich aufge¬

hoben. Wir sind dafür sehr dankbar. Ich

begrüße

Frau Ministerin

sterpräsidenten staltung

in

Vertretung

des Landes Nordrhein-Westfalen

des Mini¬

unserer

Veran¬

Bundestags,

Herrn

an

teilnimmt.

Ich heiße den Dr.

Brunn, die

Hirsch,

Vizepräsidenten

des Deutschen

die Damen und Herren



Bundestagsabgeordneten,

die

Herren Parlamentarischen Staatssekretäre und die Herren Staats¬ sekretäre sowie die Vertreter der

Missionen will¬

Diplomatischen

kommen. die Vertreter der Kirchen und

Glaubensgemeinschaf¬ Oberbürgermei¬

Ich

begrüße

ten

und freue mich über die Anwesenheit der Frau

sterin der Stadt Bonn. Ein besonderer Gruß und Dank

Seiner

gilt

Magnifizenz

Gebäudes,

dem Hausherrn des

dem Bektor der Universität

Bonn,

Herrn Pro¬

fessor Huber. Wir freuen

über das Interesse der Präsidenten der Akademien

uns

und wissenschaftlichen Gesellschaften

grüßen

die

es

glieds nach

Frau

der

van

ehrender

van

Wir

kommen.

zu

der

unseres

die

werden

nach

Begrüßung

der

möchte aber meiner Freude Ausdruck

Craig aus

Verstorbenen

Glasgow, Schottland,

auf

Wort

Herr

zu

noch seinen

Craig

1955 hat

Geschichte

zahlreichen

seine

Beziehungen

Werke

zur

dankbar,

Nach dem

Vortrag

zum

stammt

Lebensjahr

Ehrungen aufführen,

europäischen

Sympathie

chermaßen

Craig

Craigs Lebensweg

unserem

zu

veröffentlicht, Bücher,

mit kritischer

daß Professor Gordon

lebt aber seit seinem zwölften

als Student Deutschland

er

in

eigene Ausführungen,

geben,

in den USA. Ich möchte weder Gordon

zeichnen

stets

Programm haben,

halten wird. Herr

heutigen Festvortrag

den

verstorbenen Mit¬

behalten.

Erinnerung ich

in

Waerden, nicht möglich gewesen,

Da wir in diesem Jahr wieder ein sehr dichtes verzichte

unseres

Maria Wimmer. Leider

Ordensmitglieds

Waerden, die Witwe

Bartel Leendert Bonn

und be¬

Sitzung

möchte ich die Hinterbliebenen

begrüßen

diesem Jahr verstorbenen ist

unserer

des Wissenschaftsrates.

Mitglieder

Persönlich

an

Land sagen.

ersten

und

in denen

zur

unsere

deutschen Geschichte

betrachtet. Wir sind ihm für beides

für seine Kritik und für seine werden wir Ihnen

ein

aber

1935 hat

Mal besucht. Seit

speziell er

nach¬

glei¬

Sympathie.

die im vergangenen Jahr

gewählten Mitglieder vorstellen. Dabei spricht die Laudatio auf Herrn Busmann in Abweichung von der Einladung Herr Albrecht Schöne in

Vertretung

von

Herrn

Hillebrecht, der schon eine Lau-

10

datio vorbereitet hatte und

Katz verhindert ist, die

von

leider verhindert ist. Da auch Herr

Tagung teilzunehmen,

unserer

erwähnt, hat der Orden auch im vergangenen Jahr Mit¬

verloren. Wir betrauern den Tod

und Herrn Bartel Leendert

van

von

nun

Herrn Gutbrod

bitten,

Frau Maria Wimraer

der Waerden und

den Nachrufen auf die beiden verstorbenen darf

werde ich

ihm verfaßte Laudatio auf Herrn Sakmann verlesen.

Wie schon

glieder

an

nun

das Wort

I 1

zu

beginnen

mit

Ordensmitglieder.

Ich

nehmen.

GEDENKWORTE

MARIA WIMMER 27. 1. 1911

-

4. 1. 1996

f\jU> ^

^

^ U^L^

Gedenkworte für MABIA WIMMER

von

Rolf

Liebe Familie

die

Wimmer, verehrte Anwesende,

1996 gegen

Nahestehenden

geschlafen.

Wimmer, die begnadete Künstlerin, die

edel, hilfreich und gut



Am 4. Januar

ist

Maria

Schauspielerin

hohe Frau

Gutbrod



Dies

ist nicht mehr bei

Uhr ist sie



betreut

von

uns.

den ihr

in einem Sanatorium im Schwarzwald sanft ein¬

große

zurückgekehrt

19



Herz hat

in eine

aufgehört

geistige WTelt,

letzten Jahrzehnten mehr und mehr

zu

schlagen.

deren

geworden

Ihre Seele

Botin sie in

Am 27. Januar 1911 erblickte sie in Dresden das Licht der

wuchs mit den Geschwistern in einer

Früh zog Eltern

es

sie

waren

zum

glücklichen

Theater, Schauspielerin wollte

dagegen,

aber durch ein

sie dieses Hindernis und

folgte

glänzendes

ihrer

den

war.

Berufung:

Welt,

Familie auf. sie werden. Die

Abitur überwand Sie wurde

»die

Wimmer«. Erste

Erfolge

spielte

die

stellten sich ein,

großen

man

wurde auf sie aufmerksam. Sie

klassischen Bollen:

Gretchen, Agnes Bernauer,

Iphigenie, Medea, Maria Stuart, Lady Macbeth, Minna helm und viele andere. Sie arbeitete mit den besten

19

von

Barn-

Regisseuren

dieser Zeit und

ges

zur

gehörte

Spitzenklasse

Kunst

verstummte.

spielte

sie

aus

schon

vor

Ausbruch des Zweiten Weltkrie¬

bis alle Theater schließen mußten und die

1946, noch zwischen Trümmern,

Aber schon und

Antigone

Mit dem 1949



der

als Partner stellte sie

Iphigenie. Verbannung zurückgekehrten Fritz eine Laura in Strindbergs »Vater«

Kortner auf die

Bühne, wie sie noch keiner vorher gesehen hatte.

ausgehungerten, niedergeschlagenen

Dem

Hoffnungen,

neue

den Müchner

Sie

die sie dann auch in vielen weiteren Bollen in

Kammerspielen

das

prägte

Mitspieler,

Herzen öffneten. Man bat sie schen

an

Nachkriegstheater

als

freie

alle bedeutenden Bühnen im deut¬

sie keinem Ensemble mehr an,

gehörte

Schauspielerin, ging

Deutschland zurück,

als

was

auf Tourneen und

»entartete

Kunst«

brachte

oder als »nicht¬

deutsch« verstoßen oder verfemt worden war, dazu Stücke nessee

ihr ihre

Zuschauer, die

gewann die

Sprachraum.

Seit Ende der 50er Jahre

spielte

reich erfüllte.

dem Nichts sich erhebende

aus

mit, befeuerte die

Publikum schenkte sie

von

Ten¬

Williams, Eugene O'Neill, Thornton W7ilder, Jean Girau¬

doux, Luigi Pirandello, Odön Horvath und vielen anderen. Als Alice in

Strindbergs

»Totentanz« feierte sie ebenso

als Winnie in Becketts »Glückliche das Besondere

Was

war

mer

Bollen

Null«

an.

ihrer

übernahm, fing sie,

Sie wollte nicht Diva

tiefte sich in den in die

an

Zeit,

Triumphe

Tage«.

Darstellung?

Wenn Maria Wim¬

wie sie sagte, immer wieder »bei

sein, drängte sich nie

Text, den sie »rein« halten wollte,

in der das Stück

wie

spielte,

ver¬

versetzte

sich

erfaßte die äußeren

Umstände,

die

Beziehungen

die

Darzustellende, bis sie diese lebendig auf der Bühne jedesmal

neu

zu

den anderen

Sie

vor.

Figuren

und verwandelte sich in

erschuf.

Dabei half ihr ein wundervolles

erfüllte, sie nie

im Stich

ließ,

Sprachorgan, ihr

laubte. Der Kritiker

kalität«,

ihrem

unzählige

das ihr

jeden

Wunsch

feinste Nuancen

er¬

Schulze-Vellinghausen sprach von ihrer »Musi¬ »Sprechen in Kadenzen«, ihrem »kompositorischen

Können«.

20

Als sie

1973 in den Orden

schien sie auf dem viele noch

folgen

sollten. Maria Wimmer

Sie

war

und

erste

Ueitfigur

war

ahnte,

seit der

eine der viel

zu

der Schau¬

Frauen im Orden.

wenigen

und Vorbild für die

Impuls

in

unseren

Bildung,

ihre

Gruppe

Belesenheit,

allem ihr Humor und ihre

vor

und bewundert. Durch ihre

spektiven.

Sie lud

uns

ein

zu

ihr Interesse

auf

trude

oder

später

zu

Müller eröffnete sie

ihren

Marty

Stein, Gertrude Stein«. Das

Sicher hatte sie auch Schweres

anderen,

Treffen,

unseren

aber auch durch Proben

von

uns

war

Per¬

»Ein Ge¬

von

Martins »Gertrude

etwa

Sarah

neue

Einpersonenstücken

im Hause Stein über den abwesenden Herrn

spräch (Peter Hacks)

Gespräch

am

Fröhlichkeit, wurden respektiert

Lesungen

Kleists

Marionettentheater, Kirsch, Peter Handke, Heiner

aus

Kreis,

der Künstler.

Auch die Geistes- und Naturwissenschaftler suchten das mit ihr. Ihre

wie

Gründung

einzige Bepräsentantin

Sie brachte einen starken künstlerischen wurde

aufgenommen wurde,

ihres Wirkens. Keiner

Höhepunkt

des Ordens 1842 die

spielkunst.

Pour le mérite

Goethe«

Stein, Ger¬

echte Kunst.

durchzustehen, aber im Bückblick

erscheint ihr reiches Leben als ein Gesamtkunstwerk. In Dr. Otto

Seemüller, ihr verwandt

lehrt, gebildet, der sich viel Zeit für ihr

kongenialer Ratgeber

im künstlerischen

sie

war, fand sie den

ge¬ und

Ehemann, der ihr be¬

stimmt war, wie sie ihm. Mit ihm konnte sie

ihrer

Geist,

nahm, sie beschützte

jede Einzelheit,

auch

Arbeit, besprechen.

Noch einmal kehrte sie auf die Bühne zurück: Wer sie 1993 und 1994 in

Salzburg

erlebt hat, wie sie bei den

Salzburger Festspielen

als Volumnia in

Shakespeare's »Coriolan«, die riesige Bühne der

Felsenreitschule

beherrschte, die Zuhörer kraftvoll in ihren Bann

zog, wird das nie vergessen.

Der Bildhauer Hans Wimraer eher

spröde,

mit den

feierte sie

begeisterten

Dichtergestalt, Für

März

»Ithaka«

zu

nicht

verwandt),

sonst

Recht bei der Aufnahme in den Orden

Worten als »Erweckerin der schlummernden

der Helferin und Vollenderin des Dichters«.

dieses Jahres

von

(namensgleich,

plante

sie

noch

einmal

Botho Strauss. Es sollte nicht sein.

21

aufzutreten

in

Die

sie

Trommelschläge

der Freundin

Robyn Schulkowsky,

Sapphoverse gesprochen hatte, erklangen

München

zur

Es ist nicht

lassen Sie das sie

uns

luter Stille

Erschütterung

üblich,

uns

aber

zu

als Zeichen

und der Welt an

diese

denen

bei der Trauerfeier in

aller Anwesenden.

Maria Wimmer unserer

paßt

22

...

Schöne,

ein paar Minuten in abso¬

Künstlerin denken.

Danke.

das Besondere

Dankbarkeit für alles

geschenkt hat,

große

zu

BARTEL LEENDERT VAN DER WAERDEN 2. 2. 1903

-

12. 1. 1996

£c£w MA

Gedenkworte für BARTEL

LEENDERT VAN DER WAERDEN

von

Hendrik B. G. Casimir

Bartel Leendert und

W'aerden, hervorragender Mathematiker

vielseitiger Gelehrter, seinem

vor

der

van

Mitglied

93.

starb

Geburtstag. und

geboren

studierte

pilgerte

Er wurde 1903 in

angehört. er

Jahres, kurz

als ausländisches

er

Mathematik

Universität. Im Jahre 1924 bestand dann nach

hatte

1973

dem Orden Pour le mérite

Amsterdam

und

12. Januar dieses

am

Seit

an

der

dortigen

die abschließende

Göttingen, damals,

unter

Prüfung

Führung

von

Hu¬

bert, ein wahres Mekka der neuzeitlichen Mathematik. Die Vor¬

lesungen

von

Artin in

Hamburg

Emmy

für seine weitere

Doktorgrad wurde

ist

er

bis

er

er

in

Ordinarius

einige

an

und nachher

entscheidender im Jahre

der Universität in er

von

Zeit Assistent

Emil

waren

Bedeutung.

Den

1926, und

1928

Groningen

einen Ruf nach



Leipzig,

ernannt.

und dort

Kriegsende geblieben.

Seine Doktorarbeit

Abhandlungen

von

Amsterdam

später akzeptierte

zum

Göttingen

dort

war

Entwicklung

erhielt

er zum

Drei Jahre

Noether in



über

war

der Auftakt

algebraische

von

grundlegender Bedeutung

van

der Wraerdens 80.

zu

einer

langen

Reihe

von

Geometrie, die für dieses Gebiet

waren.

Geburtstages, 21

Sie wurden 1983, anläßlich in

einem

Sammelband

neu

Van der W'aerden selber hat diese Arbeiten wohl

herausgegeben. als seine

wichtigsten Beiträge

reinen Mathematik betrachtet.

zur

Er hat auch auf anderen Gebieten der Mathematik Wertvolles ge¬

leistet, soll sich aber gelegentlich daß

man

ihn oft in

erster

ein

Algebra« kannte,

erste

zugängliche

und Artin klar und übersichtlich W7aerden selber

darüber

geärgert haben,

Linie als Verfasser des Buches »Moderne

Buch, dessen

das die bis dahin schwer

etwas

1931 erschien und

Auflage

Gedankenwelt

darstellt,

herrührende, grundsätzlich

Noether

von

aber kaum

von

Ergebnisse

neue

der

van

ent¬

hält. Van der Waerden hat sche nen.

Begriffe

nik und trug bei

Quantenmechanik Jahre

hat

Gruppen

nere

ich

mich,

war.

wenn

hilfsbereit und

zu

einer

1945 kam nossen

er

aber

zeit



noch

Physikern einiges

Später

Auch heute erin¬

seinem klaren und lebhaften Vor¬

habe ich

ihn

gelegentlich

großzügig.

Einmal hat

unser

empfangen,

wurden

vom

unter

aber

Vorschläge,

Kultusministerium

van

von

Rat

Briefwechsel

der Waerden

dem Eindruck einer

seinen

Fachge¬

ihm ein Ordinariat

vorläufig abgelehnt. ein Nazi war,

keineswegs

unangenehmen Besatzungs¬

meinte man, ein Holländer hätte nicht während der Hitler¬

zeit in Deutschland bleiben sollen. Es dauerte bis ein Ordinariat



an

der Amsterdamer Universität

nächsten Jahr kam ein Buf seinem Tod Ein

um

gemeinschaftlichen Abhandlung geführt.

Zwar wußte man, daß —

von

nach Holland zurück. Er wurde

freundlich

anzubieten,

uns

ich in einem mathematischen Problem steckenblieb.

gefragt, sogar

um

Darstellung beizubringen.

wie sehr ich

Er

war

als mein Doktorvater Paul Ehren¬

eingeladen hatte,

und ihre

trag beeindruckt

Auch für die Geschichte der

sich interessiert. Ich habe ihn Ende der

er

kennengelernt,

fest ihn nach Leiden über

Physik ausgenützt Gruppentheorie und Quantenmecha¬

werden kön¬

Spinortheorie.

zur

mathemati¬

neue

in der theoretischen

Er schrieb ein Buch über

zwanziger

daß

frühzeitig eingesehen,

neues

gefesselt:

aus

Zürich,

1950, bevor —

er

erhielt. Im

und in Zürich ist

er

bis

zu

geblieben.

Arbeitsgebiet

hat ihn in

späteren Jahren immer mehr

die Geschichte der Mathematik. Schon 1950

28

erschien,

zu-

nächst auf

holländisch, kurz danach auch auf deutsch, sein sehr

lesenswertes Buch über Mathematik. Es

folgte

ägyptische, babylonische

eine Reihe

von

und

griechische

weiteren historischen Unter¬

suchungen. Solange

seine zunehmende

Mobilität

ligt,

und

es

zuließen, hat

es

immer

war

Schwerhörigkeit sich gerne

er

er

an unseren

sich mit ihm

anregend,

Auch im hohen Alter hatte

und seine abnehmende

seine

jugendliche

Tagungen zu

betei¬

unterhalten.

Frische nicht

ver¬

loren. Die Februarnummer der 100.

Geburtstag

von

Physikalischen

Friedrich Hund

Blätter ist

(geb.

4. 2.

tont,

er

habe

von

Hund die

lernt. Es dürfte seine letzte

von

van

Physik

der

29

geschriebener,

Waerden, worin

er

be¬

der Atome und Moleküle ge¬

Veröffentlichung sein,

und, leider, posthum.

Teil dem

1896) gewidmet.

Dort findet sich in Faksimile ein mit fester Hand

recht herzlicher Glückwunsch

zum

charakteristisch

REDE VON

GORDON A. CRAIG

GORDON A. CRAIG

»GEDANKEN EINES HISTORIKERS AM ENDE DES

JAHRHUNDERTS«

Am

ersten

Tage

des 20. Jahrhunderts erschien in der

Levant Herald and Eastern

Express

ein

Zeitung

Kommentar,

The

dem

in

es

hieß: »Der 1. Januar 1901 ist für die Mehrheit der

dieser

Erdkugel leben,

Kalender ist Asien und besondere

Den

nur

einer

ohne

unter

vielen

große epochale Zäsur

deutsame

Gregorianische

Türkei, für ganz

Etappe

keine

1901

Hemisphäre

auf ihrem

Weg

erschien das

durch die

Datum

Zeit, als be¬

Zäsur, anhand derer sich die Vergangenheit taxieren und

die Zukunft

projizieren ließ,

Schaffendes. Sie ließen sich versetzen.

Für die

die auf

markieren.«

Menschen der westlichen als

...

Der

Teile Afrikas wird das Jahr

für

jedoch wichtig,

ohne

jede Bedeutung.

Menschen,

als

von

Symbol ihm in

für Geleistetes und

Begeisterung

Bobert Musil beschrieb in seinem

Eigenschaften

die

Euphorie

Roman Der Mann

die sich breit

Stimmung,

und

neu zu

machte, als das

19. Jahrhundert sich seinem Ende näherte:

»Aus dem

ölglatten

Geist der zwei letzten Jahrzehnte des

zehnten Jahrhunderts hatte sich

flügelndes neuer

Europa

Fieber erhoben. Niemand wußte genau,

den war; niemand vermochte ein

plötzlich

in ganz

Mensch,

eine

neue

zu

sagen, ob

es

eine

was

neun¬

ein be¬

im Wer¬

neue

Kunst,

Moral oder vielleicht eine Um-

33

Schichtung

paßte.

ihm

was

der Gesellschaft sein solle. Darum sagte Es wTurde der Übermensch

der Untermensch Sonne

angebetet,

Mädchen

angebetet;

bensbekenntnis man

war

bust und chen

geliebt; und

man

und

morbid;

man

wurde

Zärtlichkeit brustkranker

begeisterte

sich für das

das

Heldenglau¬

Allermannsglaubensbekenntnis; naturalistisch und

skeptisch, träumte

von

alten

preziös,

Schloßalleen,

Schmieden und

Walzwerken,

merung der Gesellschaft. Dies

höchst verschiedene eine

Atem;

samen

Prärien, gewaltigen Horizonten,

von

nackten

Kämpfern,

Aufstän¬

Arbeitssklaven, menschlichen Urpaaren und Zertrüm¬

den der

waren

Schlachtrufe,

die ihre

Illusion,

freilich

Widersprüche

aber sie hatten einen

Verkörperung

Glauben

ging

damals

sich in einem W7ind

beugen,

hindurch, wie

burt und

Reformation, wie

man

wenn

magi¬

nur

damals in die Welt

Um diese

Stimmung

Anfänge

viele Bäume das

Besserergeist,

die besten Zeiten

eintrat, fühlte um

die

demonstrieren und

zu

von

Anbruchs, eine kleine Wiederge¬

Ecke den Hauch des Geistes

ersten

wenn

ein Sekten- und

Gewissen eines Auf- und

selige

und

etwas

und

gemein¬

in dem

schen Datum der Jahrhundertwende fand. Durch das Gewirr

neuen

ro¬

herbstli¬

Gärten, gläsernen Weihern, Edelsteinen, Haschisch, Krank¬

heit, Dämonien, aber auch von

es

wurde die

für

und

gläubig

und

geliebt,

wurden die Gesundheit und die

es

es

jeder davon,

es

man

kennen, schon

und

an

der

Wangen.« die wunderbaren

um

diskutieren, wurde eine Reihe großer Kongresse

zu

Ausstellungen veranstaltet,

wie 1900 in Paris oder 1904 in St.

Louis. Letztere stand ganz im Zeichen der Debatte zwischen

denen,

die

letzten

fürchteten, die moderne Zivilisation pfeife

Loch, und denen, die sie

an

der Schwelle

zu

aus

einem

Schritt in eine bessere Zukunft sahen. Die Pariser von

1900

gesang

gab

auf

sich nicht die

so

zwiespältig;

schritte der letzten hundert Jahre. des Zweiten zösischen seinem

Weltkrieges,

Philosophen

Erstaunen,

las Ernst

Léon

daß

Bloy

Bloy von

34

und

Fünfzig Jünger

aus

der

war

der Lob¬

materiellen

Jahre

das

epochalen

Weltausstellung

ihr Leitmotiv

naturwissenschaftlichen

dem

Fort¬

später, während

Tagebuch

des fran¬

dem Jahr 1900 und fand

Weltausstellung

zu

und ihren

Hunderttausenden Besuchern und ihr die kalte Schulter er

ein

Vernichtungswerkzeug

Flucht

auf

und

Das

die

im Jahr 1900

in seiner

er:

durchdringende Botschaft, als

freilich nach

generis.

Die

vor¬

ergab.

an

den Fortschritt. den

aus

Beiträgen

Als Lord Acton 1895

Regius-Professor

für Geschichte der

auf das »bedeutsame und zentrale Element

liegenden Geschichtszyklen« Beständigkeit

einer

war

vom

die sich

»Die

Richtung

der

Symbol

war

Glauben

einem

Cambridge

vor uns

Bloy

optimistischen

von

Antrittsvorlesung

Neuzeit in

dete

ein

gesehen,

dagegen geprägt Errungenschaften, die Bloy gering¬

technischen

Natur- wie Geisteswissenschaftlern

von

Automobil,

nichts weiter als

er

ein »antimoderner Eremit« sui

Zeitstimmung

die

schätzte,

der

stand, hatte

par excellence

ebenso wie in der Lokomotive.

Meinung Jüngers herrschende

war

Im

Katastrophe.

den alten Werten und einfachen Freuden und der To¬

vor

dessehnsucht,

Stolz

gezeigt

Zentrum der Jubelfeier

war

hatte. Moderne Technik hatte

mit dem Nahen einer

gleichgesetzt

das im

unbeeindruckt gewesen

völlig

des

sprechen kam,

verkün¬

Fortschritts, des Fortschritts

und

organisierten

zu

gesicherten Freiheit,

in die

ist die cha¬

rakteristische Tatsache der modernen Geschichte und deren Tribut an

die Theorie

Heute, da kenheit

wir

und

der

von uns

Vorsehung.«

dem Jahr 2000

Zuversicht,

die

vor

nähern, ist

von

der Freudetrun¬

hundert Jahren

die

Szene

be¬

herrschten, einiges abgeblättert.

Unter den

haben, ein Bild der Zukunft

skizzieren, finden sich mehr Bloys

als Actons. Wie ein

eingesetzter renz

Erschöpfung

heutzutage war.«

der

Academy

of Arts and Sciences

Programmentwurf

für eine Konfe¬

Ende des Jahrhunderts schrieb: »Die Idee

Kultur, eines allgemeinen Werteverfalls, ist

beschränkte

Ansicht,

als sie

es

weniger

vom

Pflüger,

art

The present

blest

only

an

Robert

der versehentlich den Bau einer Feld¬

zerstört und das Tierchen

»But thou

eine

im letzten Fin de

Beim Ausblick auf die Zukunft denken viele

Burns' Gedicht maus

am

Gelehrten,

in stärkerem Maße eine verbreitete und

gelehrte Köpfe

Siècle

der American

Ausschuß in einem

über Tendenzen

einer

auf

von

zu

die den Mut

compar'd

zu

trösten

wi' me,

touches thee.

35

versucht, indem

er

sagt:

But, och! I backward

cast

my

ee

On prospects drear!

An' forward tho I

carina

see,

I guess an' fear.«

als

Jahrhundert doch immerhin

unser

genschaften

chemie

die vom

oder welche

haben, und

siologie

und

der Welt und

von

dert

hat; denken

aufzuweisen

Belativitätstheorie Bild

einige

wir

nur

den

der

Universum,

dessen Teil sie

ungeheuren

sind, oder denken wir

heutzutage

tomycin

und

Fortschritte in

Beiträge

der

haben,

Psychiatrie,

Strafvollzug

cher

und

Aspekte

unseren

Kinos,

in

Penicillins,

an

die

und Bio¬

zur

Entdek-

zu

be¬

und

Soziologie

gekommen unserer

und technische Léon

denken wir unserem

sind oder wie

politischen

Bea-

Perfektionierung sol¬ Bloy), des Flugzeugs,

von

phantastischer Entdeckungen der

Entschlüsselung

der

ist

vor

unseren

Doppelhelix-Struktur Entstehung des

über die theoretische Bekonstruktion der

Universums bis hin

zu

einer Serie atemberaubender technischer

Innovationen, für die Namen geprägt wurden

Supraleitung, Computer

geklungen an

Möglichkeiten

anzugehen;

und auch

(trotz

Strep¬

in klinischer

behandeln und gegen be¬

Psychologie

wie des Automobils

anti¬

Sulphapyridins

Antibiotika

Entwicklungen

Verhaltens



mächtiger

so

des Hörfunks und des Fernsehens revolutioniert worden

Augen abgerollt,

Strom

verän¬

Erforschung

zur

des

verbesserte

uns

Schulen zugute

Erfindung

sind. Ein Film voller

der DNA

Entwicklung

die

Lebens

unseres

durch die

Dinge

Fiction

unser

Medizin, Phy¬

allem

vor

des

seelische Krankheiten

daran, wie die Fortschritte

lität

ist,

Biophysik

die

oder

stimmte Formen antisozialen



Kernforschung

jedermann verfügbaren

Aureomycin;

und

Neurologie

für

an

wie

Kampfstoffe

oder der

viele

daran, wie sehr die

Vitamine, des Insulins und des Cortisons möglich gewor¬

bakterieller

schert

erstaunliche Errun¬

Klärung genetischer Zusammenhänge,

zur

der

kung

bemerkenswerter,

so

Ergebnisse

durch die

Chirurgie

um

Keimzellen und Drüsenfunktionen sowie

von

des

ist

Stimmung

Die heute vorherrschende

—,

hätten.

technischen

die

vor

Nichts

Neuerungen 36



Transistor, Laser,

hundert Jahren nach Science

deutet darauf hin,

daß

dieser

seine Kraft verlieren wird. Im

Augenblick

befinden wir

Informations-Bevolution, zen

vermag,

Schwieriger Ende

sie

bewerten sind

Dichtung,

hinführen wird.

uns

Jahrhundert

Musik und

dastehen wird wie das

die

Errungenschaften,

Kunst

in

die meisten

in der Bilanz

an

und

von uns

dessen,

Zuversicht und

Geisteswissenschaften

Romanen und

an

hat,

vorzuweisen

voraufgegangene

großen

Optimismus

waren

Teilen der Literatur

stand

(ein Gedanke,

Grundeinstellung steht), oder das Postulat,

von

nunft überwinden, chen

um

(ein Gedanke,

Vorgänger

Vernunft

der in

der Naturwissenschaftler wir müßten die

ärmer

weiten

in

20. Jahrhunderts bestimmend

Beschränkungen

uns

eines Zeitalters nicht Romanciers wie

für

zur

Jahrhunderts

unseres

die

der Ver¬ errei¬

zu

Malerei

des

war).

Andererseits wäre wohl auch die Ansicht

von

Zweifel

grellem Gegensatz

Teilen

an

regiert werde,

einen Zustand höherer Freiheit

der

gut

so

und daß in

Zeit entweder der

daran, ob das Leben der Gesellschaft

Vordergrund

lyrischer

nicht

Jahrhundert. Unüberseh¬

als ihre

unserer

zu

dürften darin übereinstim¬

was es

Philosophie

die das

ist, daß die führenden Köpfe auf diesen Gebieten

bar

im

einer, wie manche sagen,

der heute noch niemand einzuschät¬

zu

hervorgebracht hat; es

von

wo

gehende

men, daß

inmitten

uns

unbedingt

zu

vertretbar, wir brauchten

schämen, das

Proust, Joyce, Kafka,

Thomas

Hesse, Camus, Ignazio Silone und Günter Grass,

uns

die Werke

Mann, Hermann

von

Dichtern wie

Hardy, Yeats, Rilke, Hofmannsthal, Apollinaire, Frost, Achmatova, Celan und Seamus

Heaney,

Strawinsky, Schönberg und, dem Jazz ger und Fast res

zu

nennen:

Wittgenstein

unnötig den

zuvor

anschauungen

des

bedroht worden aller

nur

Ellington,

aus

von

wie Richard

Strauss,

Namen

wichtigen

Philosophen

der Reihe der

wie

aus

Heideg¬

Errungenschaften

Siegeszug herauszugreifen,

jahrzehntelang Faschismus

war.

einen

triumphale Selbstbehauptung

weltweiten

nachdem sie

um

hinterlassen hat.

scheint es,

Jahrhunderts die

und

Duke

Komponisten

von

von

der Demokratie den

sie

antrat,

den konkurrierenden Welt¬

und Kommunismus

Oft ist die Demokratie als das

politischen Experimente

unse¬

bedrängt

und

gefährlichste

bezeichnet worden, weil sie mehr als

57

Staatsform

andere

jede

der

und

Verwirrung

Entmutigung,

und Politikverdrossenheit Vorschub leiste.

Angst

Spiel stand,

Doch als dann ihr Fortbestand selbst auf dem sich

der

Demokratie

die

Grundorientierung,

als

ihr Bekenntnis

zu

freiheitliche

ihre

Kontrahentin;

zähe

erwies

Pluralismus und Menschen¬

rechten, die Flexibilität ihrer verfaßten Institutionen, ihre Fähig¬ keit, Opfer

zu

und ihre

bringen,

schrittzuhalten, all dies erklärt die Dominanz und Stabili¬

W7andel

tät demokratischer Strukturen in

und

mit dem

eingebaute Fähigkeit, und

Europa

Amerika, in Indien

Israel, und ihr schließliches Fußfassen auch in Südafrika und

im Fernen und Nahen Osten.

Als einen der

großen Erfolge

der Demokratie sollten wir die Eman¬

vorläufige

der Frau werten, deren

zipation

letzten Jahres anläßlich der Vierten gezogen wurde. Hundert Jahre ist

Bilanz im

September Weltfrauenkonferenz in Peking

es

her,

seit die Frauen

begannen,

im sogenannten tertiären Sektor der Volkswirtschaft der entwickel¬ ten

im

Länder



Bereich

Rolle

in

spielen.

zu

lungen

Büros,

Einzelhandel, in den Pflegeberufen oder

im

telefonischer

unseres

Dienstleistungen

Dies sollte sich als eine der Jahrhunderts

Jahre brachten den

Beginn

erweisen.

Industriebranchen, und

lichen

auch

in

den

überall in subalterner als ihre männlichen erst

sie

taten

Stellung

zwar

Kollegen.

sowohl

USA, Kanada,

so

zum

W7eg

den

Entwick¬

und

den

1940er

der DDB,

Eintrittskarten

zu

setzte

daß

zu

hier

Bildung Beginn

unterschiedlichen

Bulgarien

fünfzig

auch

Entlohnung

der höheren

so

gewerb¬

wenn

Besseren

großer Zahl,

der Anteil der weiblichen Studierenden waren

in

Bereichen,

des letzten Viertels des 20. Jahrhunderts in

Studienabschlüsse

1930er

und bei schlechterer

Ein Wandel

dies schließlich in

Ländern wie den

auffälligsten

Die

kaufmännischen

ein, als immer mehr Frauen

gingen;

maßgebliche

weiblicher Präsenz auch in den arbeits¬

intensiven als

eine



oder Finnland

Prozent erreichte.

den

gehobenen

und

freien Berufen. Einher mit dem W7andel der weiblichen Berufsbil¬ der

ging

ein Wandel hin

tionen der machtvolle

politischen Bewegung

zu

neuen

Erwartungen

und

neuen

Defini¬

Bolle der Frauen. Es entwickelte sich eine für die Ziele der

5i8

Gleichberechtigung

und

Merkmal

aller

»Wir sind

daß die

überzeugt,

und ihre volle Teilhabe

auf der

Wie

es

allen

an

in

in der

der 15.

am

heißt:

der Frauen mit Beeil¬

Ausstattung

Bereichen

gesellschaftlichen

Gleichberechtigung,

der

Grundlage

geworden.

einem

zu

Gesellschaften

Pekinger Erklärung

1995 verabschiedeten

September

dieser Ziele ist

entwickelten

des 20. Jahrhunderts

Schlußphase

ten

Sanktionierung

die

Chancengleichheit; sichtbaren

einschließlich der

EntScheidungsprozessen und des Zugangs zu Machtpositionen, von grundlegender Bedeutung für das Errei¬

Teilnahme

chen Die

an

Gleichgewicht, Entwicklung

von

Leistungen

sten, der

in den Naturwissenschaften und den schönen Kün¬

Siegeszug

timismus

Jahrhunderts

täglich

zu

nicht zuletzt

Jahrzehnts fast in

Sarajevo

Seiten

Jahre

fiel und für den

Sarajevo gefallen

an

aus¬

Op¬

nun

ersten

für den der Startschuß

wohl auch der

ist. Nur mit tiefer

erinnert,

des

Hoffnungen

Krieg folgten,

Traurigkeit

Freude, mit der junge Europäer

heute der

Jahrhunderts

unseres

daß auf die hehren

achtzig

in dieser Zeit des

um

Auf der anderen Seite werden wir tag¬

dunkleren

daran,

der Frau

ein bescheidenes Maß

wenigstens

rechtfertigen.

die

an

Emanzipation

der Demokratie und die

erscheinen mir bemerkenswert genug,

klingenden

und Frieden sind.«

Schlußvorhang erinnert

1914 in die

man

in

sich

Katastrophe

hineinstürmten; wie Bruno Frank reimte:

»Frohlockt, ihr Freunde, daß wir leben, Und daß wir Nie hat

es

Und nie

jung

sind und

solch ein Jahr

war

Jugend

Clausewitz hat einmal

unseres

Jahrhunderts

losigkeit

geschrieben,

Logik

an

daß der Ausbruch der beiden vor

wir wußten

zum

versetzt:

zu

größten Kriege

allem dem Abenteurertum und der Hilf¬ zu

ye ken

verdanken

von

lieben Gott sagen:

nicht«],

»Well,

Politik,

sei das Amt der

den alten schottischen Witz

erinnert, die

[»Herr,

zu

es

seiner absoluten Form eskaliert. Es ist

der Politiker auf beiden Seiten

fühlt sich Hölle

gegeben,

solch Geschenk!«

verhindern, daß der Krieg

jedoch unbestreitbar,

gelenk.

war.

Man

den Sündern in der

»Lord,

we

didna ken«

worauf der Herr mit calvinistischer noo.«

39

[»Nun, jetzt

wißt

ihr's«].

Tat-

sächlich

begann

Blutbad des Ersten

würde. In F. Scott is

Weltkrieges

Night]

the

Freunde

zu

Fitzgeralds

führt

eine

dämmern, welche Konsequenzen

zu

ihn

der

nach

Figuren

den Schlachtfeldern

erreichten,

[Tender

an

Krieg einige

dem

der Somme. Er sagt

ihnen:

zu

Wir könnten in zwei Minu¬



Woche,

ihm hinlaufen. Die Briten brauchten eine

bis sie

Empire bewegte sich im Schnecken wurde gestorben, von hinten nachgescho¬

ein ganzes

tempo vorwärts;

vorne

ben. Und ein anderes Reich wich sehr Zentimeter pro

Tag;

langsam zurück,

die Toten blieben

Auf der Strecke

blutiger Teppiche.

wie eine Million

liegen

blieben

ein paar

die

Religion,

die

Überflusses und der bombenfesten Gewißheiten und

Jahre des die

nach sich ziehen

Boman Zärtlich ist die Nacht

»Seht ihr den kleinen Bach dort? ten zu

nach dem fürchterlichen

erst

zugelassen hatten,

das sie

große Schlachten,

das

Politikern

den

es

glasklaren Verhältnisse,

die zwischen den Klassen bestanden

hatten.«

Der Verlust dieser Werte machte sich in der Zeit nach dem Welt¬

krieg

bemerkbar

die



Nachkriegs-Generation

war

weniger

zuver¬

sichtlich, unsicherer in ihren W7ertmaßstäben, weniger einmütig in ihren Reaktionen auf keine

Rezeptur

Zweite

Die

für

Weltkrieg

wurde ohne

Niveau, auf dem

riger wurde,

den

nur

Technisierung

hatte,

Herausforderungen

des

Frieden, und

zwanzig

und Gefahren. Das

Kriegführens,

denn

folgte

so

Jahre nach dem

der

Ende des Ersten.

die im Ersten

Krieg eingesetzt

und erreichte ein

Unterbrechung vorangetrieben

es

auch

war

für die zivilen Machtinstanzen immer schwie¬

das Heft in der Hand

zu

behalten: Die vernichtende

W7ucht moderner W7affentechnik zerschmetterte die Koordination zwischen Staatskunst und der Gewalt noch

untergeordnet Der Zweite

Kriegsführung,

Zügel angelegt

die im

und sie dem

19. Jahrhundert

politischen

Wollen

hatte.

Weltkrieg

demonstrierte eine

unbändige

Tendenz

zur

Totalität, symbolisiert durch Ortsnamen, mit denen sich eine Se¬ quenz

des

Grauens

Dresden, Hiroshima.

verbindet:

Warschau,

Coventry, Auschwitz,

Er zerstörte die internationale

hinterließ den Überlebenden ein

Ordnung

fragiles bipolares System,

40

und

das sich

im Schatten der atomaren

Trost

man

zu

beim Einsatz

»von

von

Atomwaffen

Innozenz IL die damals

Papst

einer

Wenn

will, kann

man

der Tatsache saugen, daß die Menschheit

aus

rückhaltung erklärte

Drohung bewegte.

geübt

große

Zu¬

hat. Im Jahr 1139

entwickelte Armbrust

neu

Gott verabscheuten und für Christen

ungeeigneten«

Waffe und verbot ihren Gebrauch. Dieses Verdikt des Zweiten La¬

teran-Konzils wurde freilich bald der Gebrauch der Armbrust im

und

es

dauerte nicht

anlegten. Jahre

zig die

Wir haben

lange,

es

dahingehend abgeschwächt, gegen Moslems erlaubt

Kampf

besteht

Bedrohung

sei,

bis Christen damit auch auf Christen

besser

gemacht

und

über fünf¬

geschafft,

es

den Einsatz nuklearer W7affen

lang

daß

zu

vermeiden. Doch

fort, dank der Weiterverbreitung dieser

Waffen in der Zeit des Kalten

Krieges.

In einer

Rede,

D. Drell letzten Dezember in Hiroshima hielt, wies

er

die

Sidney

auf die Ge¬

hin, die in dem bei den Wissenschaftlern vorhandenen

fahren

Know-how

schlummerten,

»konkret

in

die sich heute im Besitz

Sprengkörpern,

den

von

40000

bis

50000

mindestens acht Staa¬

befinden, latent in den ehrgeizigen Plänen anderer, und durch

ten

Angst schen

und

Hoffnung verknüpft mit Beziehungen zwischen Staaten

den sich wandelnden

politi¬

mit und solchen ohne Atom¬

waffen«. Hier lauert eine Krise ohne an

Wissenschaftler und

derts. Wie Drell

ferung ren

es

Diplomaten

am

Ausgang

des menschlichen Genoms konfrontieren

Umgang

unseres

Jahrhun¬

ausdrückte: »Unsere Fortschritte bei der Entzif¬

ethischen, rechtlichen

beim

Präzedenzfall, eine Herausforderung

und

uns

mit

ungeheu¬

gesellschaftlichen Fragen.

mit den thermonuklearen

Doch

Massenvernichtungswaf¬

fen, deren Einsatz das Ende der Zivilisation bedeuten könnte, steht uns

nur

ein

gefährlich

gung.« Viel wird

von

der

nicht-atomaren Staaten über die unbefristete

enger

Spielraum

für Irrtümer

Vertragstreue derjenigen

abhängen,

Verlängerung

des

den

Erfolg

Verhandlungen

sein,

was

ein

atomaren

und

Atomwaffensperrvertrages

1970 unterzeichnet haben. Von entscheidender

über

Verfü¬

die letztes Jahr das Abkommen

von

wird

zur

Bedeutung

für

bei den derzeit in Genf stattfindenden

wirklich

41

kompromißloses vertragliches

Verbot

atomarer

vorgesehen

tember 1996

bereits

Abkommen

herauskommt, dessen Batifizierung für Sep¬

Tests

im

Becht,

beim

Jelzin

jüngsten

in Moskau. Beide beharrten freilich

April

den

Boris

ebenso

verbürgt,

Acht-Nationen-Gipfel auch auf ihrem

ist. Präsident Clinton hat sich für dieses

Vertrag aufzukündigen,

»wenn

sie sich

Signal

in ihren vitalsten Interessen bedroht sähen.« Das könnte ein dafür

sein, daß noch Probleme ins Haus stehen.

Es sollte

nicht

uns

Kraftakt des Kalten

überraschen, daß nach dem wirtschaftlichen

Krieges (der

aushöhlte und auch schwer und nach den unendlichen der

die Parole Politik

umgeht,

langer

wenige,

Agonien

überhaupt jemand,

ein Ziel höher

Krieg galt:

In dieser

Aussage liegt

unser

abzugewinnen;

schätzen,

zu

lange

das

vermögen

noch

Krieg

dem

vor nur

etwas

hat sich ange¬

man

Zeit als unvereinbar

ein Stück

drolliger

begann, gerechtfertigt

als

von

Bethmann-Hollweg

den

Krieg

den Akten

Ausweg

aus

ausdrücklich

legt,

indem

impliziert,

Naivität. Sie

Jahrhundert, das mit einem Kopfsprung

zu

irgend

der

den Wbhlstand.«

mit dem

daß

ist und

aufgehört, ein sinnvolles Mittel amerikanische Politologe John Mueller

Attraktives oder Vorteilhaftes

wöhnt,

unpopulär geworden

Zeit schrieb: »In der entwickelten Welt

wenn

zehrte)

Afghanistan

Vietnam und

von

habe

er

sein. Wie der

zu

Sowjetunion

den Ressourcen der USA

an

in den westlichen Ländern

Krieg

nicht

die Lebenskraft der

in den

dem Materialismus

Motiv),

benannte es

Krieg (so das

nunmehr

sich materiellen Werten

verschreibt und sich den W7ohlstand als höchstes Ziel erkürt. Ich

argwöhne,

daß die Sache

kelte Länder gegen die wenn

einfach nicht ist und daß auch entwik-

Verlockung

sie ihren Wohlstand bedroht

Gefährdung ses

so

ihres

Zuganges

Wohlstandes bilden. So

zu

eines

Krieges

sehen,

Bohstoffen,

jedenfalls

zum

nicht

gefeit sind,

Beispiel

die die

durch die

Grundlage

läßt sich der

Golfkrieg

die¬ von

1991 deuten.

Mueller und andere haben die zunehmende Irrelevanz des auch mit

aus

der

Globalisierung

der Weltwirtschaft

einhergehenden Entstehung

einer

neuen

abgeleitet,

der da¬

internationalen Ge¬

sellschaft nicht-staatlicher Eliten und multinationaler

42

Krieges

Organisatio-

nen

und dem Hervortreten

zwischen

hängigkeit

schaftsleben.

Diese

Argumentation,

komplexer Systeme wechselseitiger

Staaten

Entwicklungen erzwängen,

bereits heute die Abkehr

sichten über wesentliche

Grundzüge

tionalen Politik. Das mag sogar

dauern,

bis

daraus

im

Wirt¬

der Tenor der

so

überkommenen An¬

von

und Instrumente der interna¬

zutreffen,

aber

es

spürbare Veränderungen

des internationalen

Grundlagen

Völkern, besonders

und

Ab¬

wird Jahrzehnte

in

bezug

Systems erwachsen,

auf

die

das bis dahin

auf den alten Gleisen weiterfahren wird. Nicht außer acht bleiben sollte bei alledem die

Mehrzahl aller von

Tatsache, daß

kriegerischen Auseinandersetzungen

heute nicht zwischen Staaten

der Welt

in

stattfinden, sondern

die

in deren In¬

neren, zwischen unzufriedenen Minderheiten und fanatisierten Na¬

tionalisten in Ländern wie

Somalia, Buanda, Bosnien, Tschetsche¬

nien oder Liberia. Um diese

Bürgerkriege

kommen, müssen, zumindest im Mittel

angewandt werden,

tionen entwickelten

und

ersten

Kontrolle

zu

be¬

Schritt, nicht-traditionelle

namentlich die

praktizierten

unter

von

den Vereinten Na¬

Methoden wie

und

Friedensbewahrung; Diplomatie, Friedensstiftung Gewalt spielt dabei eine nachgeordnete, aber dennoch

präventive

militärische wesentliche

Bolle. In diesem

Zusammenhang

zu unserem es

trotz

uns

nicht

Jahrhundert

Organisation

an

lange

scheiterte

an

von

der

die

uns

an

internationale

Das wackere

unzureichenden

der

Anmerkung

Umstand, daß

heimgesucht haben,

handlungsfähige

stellen.

zu

Aufbaujahren,

Experiment

Beteiligung

der

den Austritten der 30er Jahre

Widerstand, den die britische Begierung

dem unverhüllten

Zeit

tigung

Beine

ihr Thema ist der

Kriege,

eine wirklich

auf die

Großmächte in den und

Platz;

am

der schrecklichen

gelungen ist,

Völkerbund

ist eine weitere historische

Austen bis Neville Chamberlain einer Gleichberech¬

Mitgliedsstaaten

in

der

Vollversammlung entgegen¬

setzte.

Die ren

Nachfolgeorganisation

des

Völkerbundes,

besteht, während der Völkerbund

hatte,

hat unbestreitbare

Erfolge

es

nur

die

jetzt

auf 20 Jahre

erzielt. Vor gar nicht

43

seit 47 Jah¬

gebracht

langer Zeit,

1988, erhielten die Friedenstruppen der Vereinten Nationen, nach¬ dem dank

UN-Vermittlung

det worden

und

war

die New York Times

USA,

daß die

hen;

mit ihren

um

die

Beitragszahlungen Gefahr

überhaupt zur

lief,

können,

zu

den

der bis dahin

spürbar,

Kriegen

daß

man

so

setzen.

Großmächten,

die

blutig gelitten haben,

dort stärkste Bessentiments gegen die internatio¬ findet. Die

britannien als auch in den

Rechtsparteien Staaten

Vereinigten

irrationale isolationistische zu

zu

bei den

gerade

Ope¬

auf die Gefahr

Arbeit in Ländern wie

geleisteten

Jahrhunderts

unseres

Organisationen

schichte

müsse sie ihre

Friedenserhaltung zurückschrauben,

Erfolge

an

Jahresende mittellos dazuste¬

am

weiterarbeiten

Die Ironie ist grausam. Es ist

nalen

aus

sehr im Bückstand waren,

so

Haiti, Guatemala und Kambodscha aufs Spiel unter

Kubaner

Alarm, weil etliche Mitglieder, einschließlich

Organisation

rationen

hin,

der

Bückzug

der Generalsekretär der UNO 1996 in einem Leserbrief

schlug der

zwischen Iran und Irak been¬

Krieg

hatten, den Friedens-Nobelpreis. Andererseits

überwacht

Angola

der

UN-Kräfte den

hegen

die den

Strömungen,

sowohl in Gro߬ ominöse und

Versuch, die Ge¬

verneinen, repräsentieren.

Kehren wir aber noch einmal

zu

unserem

eigentlichen

rück. Das Council of Scholars der amerikanischen thek veröffentlichte 1993 eine Liste

Empfehlung

nach die

ferenz bestimmen

Tagesordnung uns

geistig

unser

Fortschrittsbegriff

lenter, skeptischer geworden, als so

er

Fragen weitaus

es

zu

geplanten

Kon¬

Notwendigkeit

lautet:

bedingter,

ambiva¬

Ende des 19. Jahrhun¬

daß wir heute Zweifel daran

kenntnisse mit

die seiner

auf den Eintritt in das nächste

Jahrtausend vorbereitet hat. Eine dieser

derts war,

Kongreßbiblio¬

derjenigen Fragen, einer für 1997

zu¬

soll, auf der darüber debattiert werden wird, wie

gut das 20. Jahrhundert »Warum ist

Thema

hegen,

ob

neue

Er¬

Nutzen für die Menschen brin¬

gen?« Man könnte auf die Idee

Vertracktheit der den sich

uns

am

verfallen,

multiplizieren

—,

sei

womöglich

die schiere

Ende des Jahrhunderts ins Haus stehen¬

Probleme, ihre Hartnäckigkeit zu

es



wenn

nicht gar ihre

Neigung,

die, im Verein mit dem dumpfen Gefühl, 11

daß schmerzlichste

Bürger

dem durchschnittlichen

können,

eines westlichen Landes die Lust daran

nal mit ihnen nem

werden müssen, ehe

persönliche Opfer gebracht

wir sie in den Griff bekommen

verleidet,

sich ratio¬

auseinanderzusetzen, und ihn dazu verleitet, sie ei¬

böswilligen

Schicksal in die Schuhe

in die eine noch in die andere

schieben, das

zu

Richtung

sicherlich für das Problem der direkten und indirekten

gilt

das ich hier

che, daß

gestreift habe, in der Welt

es

für die Zunahme der

Kriege,

und auf breiterer Ebene für die Tatsa¬

von

heute buchstäblich

deren bloßes Vorhandensein ein

wimmelt,

Art

weder

er

beeinflussen kann. Das

Bürgerkriege

von

Waffen

jeder

Faktor

maßgeblicher

und des internationalen Terro¬

rismus sein dürfte.

Allein,

dem

vor

beunruhigend

so

diese Probleme sein

Hintergrund anderer,

die

man

mögen, sie verblassen

sich

vor

hundert Jahren

noch gar nicht hätte ausdenken können. 1973 wiesen die Chemiker Bowland und Molina erstmals

nach, daß die Emission

Chlor-Kohlenwasserstoffen

(FCKW)

sphäre schädigt; spätestens

seit

mein

sich,

nicht

gelingt,

später gravierende Folgen

gleichen das

Anfang

der 1990er Jahre ist

bekannt, daß die Ozonschicht große Löcher aufweist, wenn es

Zeit

rasante

begann

globale

man

Fluor-

von

die Ozonschicht in der Atmo¬

die Emissionen

zu

für die Umwelt

drosseln, früher

oder

werden.

Zur

ergeben

sich Gedanken darüber

Wirtschaftswachstum

zur

allge¬

woraus

Quelle

zu

machen, daß

anderer

ökologi¬

scher Schäden werden wird. Weltweit führt die Unersättlichkeit des modernen

gebieten

Kapitalismus

heit

Vernichtung

von

Wald- und Feucht¬

und bedroht die Existenz zahlreicher wildlebender Arten.

Paul Ehrlich hat die Welt

zur

an

geschrieben,

der Schwelle

zu

freilich nicht ohne

heftige Kritik,

einer Periode absoluter

daß

Nahrungsknapp-

steht, da die Gesamtbevölkerung der Erde noch

vor

Mitte

des nächsten Jahrhunderts die Zehn-Milliarden-Marke erreichen

könnte, wobei die westlichen verbrauchen, die die schen in Was ist

Länder die meisten der Bessourcen

verarmten

und sich stark vermehrenden Men¬

Asien, Afrika und Lateinamerika brauchen würden. unter

diesen Umständen die

Wie können wir ihn definieren?

45

Bedeutung

des Fortschritts?

Im

April

1914

Wliite

Star

Dauer

12



ich

an

Im

Juni

Hoboken nach

Francisco nach

keit und

rasen

unseren

das

neue

Bord der

an

ersten

zum

Dampfers

Dauer 8

Tage.

Bord des

Montreal, Mal

nach

BMS Sta-

Ich kam dieses

Lufthansa, Flug 454

durch die Welt und der Lohn



San

sind oft

nur

Vorgängern

unserer

neue

zu

um

die

diesen

Wangen

oder zumindest für diesen Historiker

46

an

Im

wir, der

wachsende

Vergleich

wenn

wir in

ersten

Ecke

fühlen. Das ist ein melan¬

Bemerkungen.

fast unvermeidbar.

Geschwindig¬

Sorgen,

im Jahre 1900 werden

Jahrhundert eintreten, sicher nicht

cholischer Schluß

im Sinne Lord Ac¬

Verlust des Selbstvertrauens.

den Hauch des Geistes



ich

Fortschritts, obwohl nicht

Unsicherheit und ein

riker

Botterdam,

Bücksichtslosigkeit

mit

Bank nach

Clyde

ging

an

Frankfurt, Dauer zehneinviertel Stunden.

Das ist eine Art des Wir

1935

Mal nach Amerika —

Bord des Holland-American

Mal nach Deutschland

tons.

ersten

zum

Dampfers Grampian

Tage.

Deutschland tendatn

ging

Aber für einen Histo¬ —

ist die Melancholie

AUSHÄNDIGUNG

DER ORDENSZEICHEN

AN NEUE MITGLIEDER

Übergabe

der Ordenszeichen durch den Ordenskanzler Hans Georg Zachau

PETEB

BUSMANN, EBWIN NEHEB,

HUBEBTUS VON ROBEBT M.

an

PILGBIM, BERT SAKMANN,

SOLOW7, ANDRZEJ SZCZYPIORSKI, NIKLAUS WIRTH

JACQUES TITS,

bei der öffentlichen

Sitzung

in der Aula der

Rheinischen Friedrich-Wllhelms-Universität in Bonn am

4. Juni 1996

Albrecht Schöne verlas die

von

Budolf

Hillebrecht verfaßte

Laudatio auf Peter Busmann:

Verehrter Herr

Bundespräsident,

meine Damen und Herren! Den Architekten Peter Busmann als

ßen und Ihnen

große nun

alte

vorzustellen,

Städteplaner

Mitglied

des Ordens

leider einen leichten

was er

begrü¬

Budolf Hillebrecht übernommen. Er hat

Schlaganfall erlitten,

so

daß ihm seine

Arzte die Reise nach Bonn verbieten mußten. Aber

schrieben,

zu

hatte der ihm fachlich nahestehende

hätte sagen

er

hat

aufge¬

wollen, und hat mich gebeten, Ihnen

das vorzutragen.

Wenn ich das

jetzt

tue, sehe

nehmen können: eine

ich,

was

Handschrift, I-1)

Sie selber dabei nicht wahr¬

die

notgedrungen

zu

erkennen

welche

gibt,

Herr Hillebrecht sich damit zugemutet

Anstrengung

ich, nach dem Vorlesen, dem neuen Träger des Pour le mérite diese Blätter geben. Über das hinaus, was da hat. Deshalb möchte

stellen sie für sich selber eine

aufgeschrieben ist, Auszeichnung »Sehr

Herr

geehrter

Busmann,

mir ist die Ehre zuteil

geworden

heute im Namen des Ordens richten

dürfen und Sie

zu

Partner,

und ich freue mich darüber

einige

Begrüßung

Worte der

vorstellen

zu

Haberer,

verschiedenartige,

tung

ist der

möchte,

in ihrer

Bau, den

»Man soll die

Jahresringe

Hauptstadt

sehen«

zu

wohl

verzeichnen hat.

haben Sie einmal gesagt, und

Ihren zahlreichen Arbeiten eine

hohem künstlerischen

letzten, den

Art,

an

eine Auf¬

das habe auch ich getan. Und da ragt

gabe heranzugehen. Nun, unter

aber

Gestaltung

Regierungsviertel,

im Hinblick auf Ihre Arbeitsweise und Ihre

zwar

Mit

der Landesvertre¬

Erweiterungsbau

Bonn als

auch der letzte

Sie

haben Sie viele und ihrer

Nordrhein-Westfalen im Bonner

von



können.

alle höchst bemerkenswerte Bauten errichtet. Einer der ich erwähnen

an

Kölner Raum kein Unbekannter.

Herrn Godfrid

Funktion nach recht



zugleich

Sie sind als Architekt im Ihrem

ungewöhnliche

dar.

Rang

hervor: die

gestalterische Leistung

Neugestaltung

von

des Bereichs

zwischen dem Chor des Kölner Doms und dem Ufer des Rheins. Im

mit dem Bauvorhaben des Wallraf-Richartz-

Zusammenhang

Museums

haben

Domhügel

mit dem Chor wieder in eine

Rheinufer

innerung

Sie

gebracht

eine

wird



Lösung vorgeschlagen, eine

henzollernbrücke 19. Jahrhundert

der

mit

beeinträchtigt

auf den

der zum

Ich darf in Er¬

gemeinte Ausrichtung

Eisenbahn

die

sinnfällige Beziehung

großartige Lösung!

rufen: die sicherlich gut

durch

Kölner

der HoDom

im

das Stadtbild und insbesondere den

Ufer- und Dombereich erheblich. Aus vielen Gründen konnte die

Zerstörung

der Brücke im Zweiten

und anderen

Lage

Dombereich

eine

punkten und

als

Weltkrieg

nicht

zu

einer

neuen

der Brücke benutzt werden. Nun steht für den

Lösung

glücklich

jene Detailfrage

zu

zu

in

Aussicht, die

bezeichnen ist. Es

klären



unter

gibt

allen Gesichts¬ zwar

noch diese

und ich nehme mit dieser Lauda-

50

tio keine

Stellung

dazu

plante Neugestaltung ufer bleibt

von

—,

aber die

von

Ihnen, Herr Busmann, ge¬

des Bereichs zwischen Domchor und Rhein¬

deren

wünschen Ihnen eine

hoffentlich unberührt.

Beantwortung

baldige Verwirklichung

Ich heiße Sie heute als

Mitglied

unserer

Wir

der Pläne.

Gemeinschaft herzlich

willkommen!«

Herr BUSMANN erwiderte Liebe Frau

Dieckmann, liebe Frau Brunn, Exzellenzen, meine Da¬

Herren,

und

men

folgendes:

insbesondere

Ihnen, Herr Ordenskanzler und liebe Ordensmitglie¬

der,

möchte ich meiner Freude Ausdruck in Ihren Kreis

würdig gehalten haben,

daß sie mich für

geben,

aufgenommen

werden.

zu

Für diese außerordentliche Ehre sage ich meinen Dank. Mich freut besonders, daß ich als Architekt der Tradition des Or¬ dens

entsprechend

in den Kreis der

Künstler

geehrten

einbezogen

werde. In diesem Licht bekommt die hinaus ein besonderes

griff

schwinden. In den mehr

zu

unseren

So

zu

aus

wenn

Sie

bedenken, daß der Be¬

dem deutschen

einschlägigen

Sprachschatz

Gesetzen ist

finden. Wir Architekten haben immer

Auftraggebern,

wichtigen tragt

Gewicht,

Baukunst dabei ist,

Oberleitung

jedenfalls

nicht

größere Mühe,

privat,

von

mit der

so

während der Bauzeit beauf¬

ich als

Hoffnung,

Mitglied daß die

des Ordens für Wissenschaften und

Wertschätzung

chitektinnen und Architekten als Baukunst in

ureigenstem Interesse,

Vergangenheit gehabt

Ich möchte chen

ver¬

zu

werden.

verkörpere

in der

er

seien sie öffentlich oder

künstlerischen

Künste die

in deren

über meine Person

Auszeichnung

an

der Arbeit aller Ar¬ unserer

wieder die Basis

Gesellschaft,

bekommt, die sie

hat.

dieser Stelle aber auch ein Wort des ganz

Dankes und

Respektes

an

den

von

mir verehrten

Professor Rudolf Hillebrecht richten. Seine

51

persönli¬ Kollegen

W7orte, die mich über

seinen Brief und den Mund

von

Professor Schöne soeben erreicht

haben, haben mich tief bewegt.

jahrelange loyale

Und noch eins: ich stände hier nicht ohne die

Partnerschaft meiner Freunde Godfrid Haberer und Alfred Bohl.

und bei allen Bauherren und

aber bei meiner

Manfred Eigen

Freunden, die mich bei

sprach

Den

Fachkollegen

Sage,

ist

Begriff,

etwa

daß

sie durch

hoher See oder im

durch ihr ner

der

»Neher-Sak-

Doppelname

wie dem der

griechischen Mythologie

ihr Auftreten Menschen

Kriege,

gemeinsames

Stagnation

gleichbar

allem

vor

»Castor und Pollux«. Von Castor und Pollux

kundigen:

allem

die Laudatio auf Erwin Neher:

Ordenskanzler, meine Damen und Herren!

ein

vor

Frau, der Schauspielerin Vreneli Busmann.

Herr

mann«

meinem En¬

haben, möchte ich mich bedanken,

unterstützt

gagement

im Bauturm Köln

Kollegen

Bei ihnen und allen Mitarbeitern und

Not,

die

etwa

auf

befreien. Neher und Sakmann haben

Auftreten die Neurowissenschaften

befreit. Ihre

mit der

aus

geht

ist in der

Leistung

Entwicklung

Neurobiologie

Sequenzanalyse,

der

aus

die

es

uns

ei¬

ver¬

ge¬

stattet, die Information einzelner Gene abzulesen. Aber hier wie

dort handelt

es

sich nicht

um

einen

zwei Namen: Erwin Neher und Bert

auch nen

keineswegs

um

Zwillinge,

Doppelnamen,

Sakmann,

wie Sie

an

sondern

um

und in diesem Falle

ihrem

grundverschiede¬

Äußeren erkennen. Darüber hinaus sind sie durchaus irdischer

Herkunft und schon

scheinung. nach

treten

Erwin Neher ist in

Heidelberg

gestellt.

längst

sie nicht mehr als Paar in Er¬

Göttingen verblieben,

Bert Sakmann

enteilt. So werden beide auch heute getrennt

Ich habe die

Planck-Institut für

Ehre, meinen Kollegen

biophysikalische

vom

Göttinger

vor¬

Max-

Chemie heute in den Orden

Pour le mérite für Wissenschaften und Künste einzuführen.

Erwin Neher ist seiner Herkunft nach akademische Grade: zwei chen

(1965

und

1970)

von

und ein

Physiker.

Das

bezeugen

drei

der Technischen Universität Mün¬ »master

52

of science«

von

der Univer-

sität

Wisconsin. Seit 1973 arbeitet Erwin Neher

von

inaugurierten,

Max-Planck-Institut für

neuen

dem 1972

an

biophysikalische Che¬

mie in

Göttingen. Biophysikalische Chemie, welch ein Wortun¬ getüm. Physik macht darin nur noch ein Drittel aus; dies gilt so¬

wohl für die Arbeit des Instituts als auch der

Sein Mentor

war

Prägung, jedoch äußerst dünnen

Kuhn,

zunächst Hans interessiert

am

von

Erwin Neher.

ein Forscher

physikalischer

Verhalten einzelner Moleküle in

Schichten, einschließlich Lipidmembranen,

als Isolatoren für einzelne Nervenfasern arbeitete Bert Sakmann in der

benen ner

Abteilung

Schüler konnte

von

Immerhin den

noch kurz

er

verstor¬

großen Triumph

sei¬

seinem Tode in Stockholm

vor

miterleben. Die inzwischen

angebahnte

Neher und Sakmann sollte bald

riesigen Erfolg führen,

(Synapsen)

früh

so

wie sie

Gleichzeitig

Problemen

dem leider

Creutzfeldt,

großen Neurobiologen.

persönlich beit

Otto

von

typisch

physiologischen

an

sind.

zu

Zusammenar¬

einem unerwarteten,

über den sie 1986 in der Zeitschrift Nature

berichteten. Die Stichworte lauten: Ionenkanäle in Nervenfasern und

patch clamp-Methode.

möglich,

Die

der

Entladungen, Grundlagen

einem

um

französischen

durch die

die Welt.

des

zu

in

Ner¬

erfassen. Die Kunde

So hörte ich davon

Jean

Kollegen:

Erforschung

erfolgenden

Pierre

es

elektrischen

Informationsverarbeitung

vennetzwerken, direkt meßtechnisch wie ein Lauffeuer

machte

patch clamp-Methode

die durch einzelne Ionenkanäle

ging

zuerst

der

Changeux,

von

sich

für den neuronalen Boten¬

Rezeptors

stoff, Acetylcholin, einen Namen gemacht hat. Als ich ihn fragte, wen

man

außer ihm

zu

einem

Seminar einladen

Altmeister David Nachmansohn angeregt mit einem

schrägen

Blick

an:

the world

are

Doch

möchten Sie wissen,

nun

clamp

in your

Are you

Göttingen

solle,

hatte, schaute

kidding,

the best

das der er

mich

people

in

Institute.

was es

mit Ionenkanälen und

patch

auf sich hat.

Was sind Ionenkanäle?

Ein wesentliches Charakteristikum der Nervenzelle ist ihre elektri¬ sche

Erregbarkeit. Informationsverarbeitung

innerhalb des zellulären Netzwerks

53

unseres

und Kommunikation Gehirns basieren auf

Elektrochemische

Eigenschaft.

dieser

chemischen

Impulse

steuern

die Ausschüt¬

Substanzen, die ihrerseits die durch die Im¬

tung

von

pulse

übermittelte Information strukturell fixieren. Wesentlich hier¬

bei

ist, daß die Zelle eine Membran besitzt, die das Innere gegenüber

der Außenwelt

das heißt in

chemisch,

bezug

elektrisch, das heißt in bezug auf

und

steuerbare

muß

materielle



das

regelbar sein,

Membran ist

Ladungsträger, heißt,

»erregbar«.

er

kann



Materieaustausch,

durch elektrische Felder

abschirmt. Dieser Austausch

daß eine solche

herausgestellt,

leichter durch

spezifische eine homogene, globale Ei¬

»Erregbarkeit«

Kanäle innerhalb der Membran als durch

genschaft

auf

muß ein- und abschaltbar sein: die

Es hat sich

elektrische und chemische



der Membran realisierbar ist. Das bedeutet, die Membran

steuerbar

ein idealer Isolator oder ein Leiter sein.



Man kann solche Ionenkanäle heute auch direkt nachweisen. Sie bestehen

aus

transmembranen

(sehr großen) Proteinmolekülen,

die

chemisch »steuerbar« sind und dabei ihre Struktur ändern. Stellen Sie sich also zwei Konformationen vor, die eine ist für ger

durchlässig,

die andere nicht.

Experimentelle

Vorhandensein solcher Ionenkanäle wurde

Mitglied

von

tuierend

Evidenz für das

erstmalig

von

unserem

Bernard Katz und seinem Mitarbeiter Ricardo Miledi in London erbracht. Sie

University College higkeit

Ladungsträ¬

Nervenmembranen nicht

am

fanden, daß die Leitfä¬

homogen,

sondern stark fluk¬

ist, und daß die Fluktuationen durch bestimmte chemi¬

sche Substanzen angeregt oder unterdrückt werden können. Mole¬ kulare

Kanäle, die

außerordentlich

Protein-Molekülen

von

gebildet werden,

Ihr Durchmesser ist

winzig.

von

sind

der Größenord¬

nung eines Millionstel Millimeters. W7ie lassen sie sich nachweisen? Hier kommen wir das ist ein kleiner

zweiten Stichwort:

zum

»Flecken«, clamp

trode. Man muß also die fläche

einer

Dann wird Isolator ist



Strom messen, nal

an

bei

den

»patch clamp«. Patch, »Klemme«,

Elektrode, mit deren Hilfe

Stellen,

Anlegen

an

die Ober¬

denen die Membran ein idealer

einer elektrischen

dagegen jedoch

man

eine Elek¬

abtastet, genügend klein machen.

Nervenmembran

man

ist eine

in solchen

Spannung

»Flecken«, die

einschließen, sehr wohl einen Strom registrieren. 54



keinen

einen Ka¬

Gesagt

Öffnung

gelang

es,

ist,

getan!

mit diesen

folg

Neher und Sakmann

kleiner als ein tausendstel Millimeter



blieb

Bedenken wir einmal. Eine

lösung

enthält pro Milliliter

lionen

x

Millionen



zu

deren

erzeugen und

Nervenmembranen abzutasten. Doch der Er¬

Kapillaren

aus.

Kapillare,

1020

ca.

Ladungsträger

physiologische

das ist 100



Millionen

x

in der Form

Kochsalz¬

von

Mil¬

x

Natrium oder

Chlor-Ionen. Durch den Kanal können pro Sekunde maximal

einige

Millionen Ionen

einem

fließen,

das ist

als ein Bruchteil

weniger

Millionstel mal einem Millionstel. Mit anderen

registriert, klein.

sind einfach

Fachlich

machen. Aber

daß

»null«

Störungen.

eigentliche

groß sein,

um

derartig

Kehrwert

sein

»unendlich«

menschlichen Geistes sind. Nicht die

Physiker,

uns

klar

größer

Meßanordnung

einem einfachen Trick. Sie saugten in die

Kapillarelektrode ein,

Größenordnungen.

des

sondern die Mathe¬

gibt

von

es

nur

sie

hun¬

Neher und Sak¬

etwas von

großen

um

Die Ionenkanäle wurden meßbar und ihre Steu¬

werden. Sie werden

Alle

der fluiden Membran

und der Widerstand änderte sich

erbarkeit durch chemische Substanzen konnte

preis?

zu

realisierbare Wert heraus. Und sie überlisteten die Natur mit

mann

sen

zu

machen,

Abstraktionen

nicht. »Unendlich« im Falle der Ionenkanäle stellte sich als als der in der

man

Meßvorrichtung

matiker haben sie erfunden. Aber in der Wirklichkeit

dertmal

was

Effekt ist viel

kleine Ströme meßbar

heißt »unendlich«? Wir sollten

was

und

Worten,

der Widerstand der

gesprochen,

müßte »unendlich«

Der

von

nun

sagen: Und dafür

eindeutig nachgewie¬ gibt

man

einen Nobel¬

Ideen erweisen sich als einfach. Gerade deshalb

genial. Aber das kann man erst im nachhinein feststellen. So mit der Erfindung des Rades gewesen. Oder mit der Sequenz¬

sind sie ist

es

analyse,

mit deren Hilfe wir heute die Information

können. In diese

Kategorie gehört

Neher und Sakmann, mit der

beitung

die

man nun

Genen lesen

»patch clamp«-Methode

von

die interne Informationsverar¬

im menschlichen Gehirn belauschen kann. Daß dies nicht tri¬

vialer Natur ist und manche zusätzliche wird die

von

nachfolgende

Laudatio

von

geniale Leistung erfordert,

Bernard Katz deutlich machen.

Lieber Erwin Neher: Ich heiße Sie im Orden Pour le mérite aufs

herzlichste willkommen.

55

Herr Neher dankte mit

Herr

Staatssekretär,

Herr

Ordenskanzler,

meine Damen und

ich zu

empfinde

Herren,

Ehre,

als Glück und

es

Worten:

folgenden

werden. Dies bedeutet für mich

eingebunden schaft

sich

setzt

verstehen als

möglichst

sein in

zu

zum

einfacher

Folge

Aufgabe

Anerkennung Tradition.

große

Ziel, die Vorgänge in

wir leben. Der einzelne

verschrieben

zu

Sie

gehenauf den Grund

Ihnen, lieber Herr Eigen, herzlichen Dank dafür, daß

anschaulich

aufgezeigt haben,

mit welchen Details wir

uns

beschäftigten. Der Orden nen, die

es

war

seit seiner

vorzüglich

aufzuklären. Er

war

als auch über die

Gründung

verstanden

eine Heimat für viele Perso¬

haben, Details

aber auch eine Stätte des Austausches

Zusammenhänge,

sich die einzelnen Fakten

W7elt,

zum

Disziplinen hinweg,

ganzen Bild formen



zu

damit einem

in der wir leben und über die wir reden und

schreiben. In diesem Sinne bin ich den

gegenüber dankbar,

darüber,

in denen sie stehen. Er ist ein

Ort der Diskussion über die Grenzen der

Verständnis der

Weltbildes

unseres

mich in ihren Kreis

56

Mitgliedern

aufgenommen

des Ordens zu

haben.

Bernard Andreae

Herr

sprach

Bundespräsident,

sehr verehrter Herr

die Laudatio auf Hubertus

Herr

Pilgrim:

von

Ordenskanzler,

Pilgrim,

von

meine Damen und Herren! In meiner

Jugend,

als ich das

Kunst erlebte und für eine

Wende

endgültige

mir damals gesagt, daß ich einmal

einem

vor

hielt,

dürfte,

so

wäre ich vollkommen

ehrenvolle

so

Aufgabe

hätte

man

Kunst

begrüßen

gewesen. Nicht nur, weil

ungläubig

mir nicht



erlauchten Kreise

so

zeitgenössischen Schöpfer gegenständlicher

einen

eine

Faszinosum der abstrakten

ungeheure

entferntesten Horizont

am

erschien, sondern weil ich fest davon überzeugt

war,

ungegenständlich sein müsse. Zweifel war mir allerdings gekommen,

daß

große

moderne Kunst

Ein

erster

fünfziger

Jahren der

damalige

dem ich diese Ansicht in

Direktor der Vatikanischen Eifer vortrug,

jugendlichem

könne schon deshalb nicht

als mir in den

richtig sein,

Museen, erklärte, das

weil zwei wesentliche Auf¬

der Kunst dann nicht mehr erfüllt werden könnten: die reli¬

gaben

Kunst und die Kunst des Porträts.

giöse

Inzwischen haben die Künstler selbst

Gegenstand

Pilgrim

hat

trät Konrad

Und doch

nicht es

grundsätzlich

etwas

der

genauer,

ist,

baut

nicht ganz falsch

abstrakten

Kunst

eine

an

Wenn

so

sieht man, daß

es

aus

neue

einen

man

Erfahrung

der

gesehen hat,

abstrakten

wie

Crucifixus, gestaltet,

er

man

Schönheit, die

ihrer

Kunst

dann wundert

57

das Porträt Ade¬

von

man

aufge¬

des Künst¬

Pilgrim

ist tief

hindurchgegangen.

ein Thema der

Gesamtheit

eröffnete.

abstrakten Formen

knollen bemerkenswerte Gebilde sich formen in

Zukunft

Gestaltungskraft

die allein der Phantasie und

die

Werk, dem Por¬

Einsicht, daß die

der

lers entsprungen sind. Die Kunst des Hubertus durch

von

Adenauers, hier in Bonn dargetan.

Man kann nicht davon absehen! Betrachtet nauers

daß sie auf ihren

gezeigt,

mit seinem vielleicht bekanntesten

war

Entdeckung

uns

verzichten wollen. Hubertus

religiösen Kunst,

sich, wie von

schließlich,

aus

Ton¬

großer eigener

in

unerwarteter

Weise, die unendliche Tiefe des dargestellten Geheimnisses evozieMan sieht den

ren.

Gekreuzigten,

aber die Form hat

man

nie

zuvor

gesehen. Daß I lubertus

Pilgrim

von

ein Großer in seiner Kunst

ebenso Bestimmte wie Unbestimmbare

zeichnen, das kann wenn man

ren,

hat,

ist, jenes

wir als Gabe be¬

was

unmittelbar und unmißverständlich erfah¬

man

ihm, der nicht

nur

Bildhauer, sondern auch Stecher

ist, bei der Arbeit mit dem Grabstichel auf der Kupferplatte

zuse¬

hen darf. Hier

Jeder

gibt

es

keine

Strich eines

der

Verbesserung.

heißt, jede Furche, Kupferstichs, reine, wie ein Spiegel glänzende Platte drückt,

durch die

Man sieht

gültig.

Möglichkeit

das

Linien

nur

notwendig aneinanderfügen

die der Stichel

vollkommener

von

und ganz

Ende

am

Eigenart,

zu

binden. Diese ist im Sinne moderner Kunst nicht konkret. Eine nicht der Natur ler

als



Schöpfer

Solche Gestalten ten

in

chen

von

Deutschland,

Plätzen,

nachgeahmte,

der W7elt



Hubertus

in

auf den

Europa

geschenkte Pilgrim

von

in den

die sich

Figur

ver¬

abstrakt, sondern

sondern

Künst¬

vom

Gestalt.

kennen wir

und Amerika, in

Straßen,

einer

ist end

an

vielen Or¬

Kirchen, auf öffentli¬

Parks, auf den Gräbern

gessener, durch den Bildhauer erkannter und

interpretierter

unver¬

Persön¬

lichkeiten. Tief eingeprägt hat sich mir das Bildnis auf dem Grab des

großen

Historikers der Neuzeit Thomas

Nipperdey.

Zu meinem Besitz darf ich selbst zwei Arbeiten des Künstlers zäh¬

len, eine frühe Radierung: Olevano, jene durch die Deutschrömer bekannte

Gebirgslandschaft

in

Latium,

an

der ich

die wunderbar sicheren

Linien des

Hubertus

und

betrachten

konnte.

wiederholtermaßen in

Zusammenhang mit Bronzegruppe des Todesmarsches jüngst

Hubertus

von

daillengraveur tigte

Werk

von

lehrt,

Bronzegruppe welche die

Pilgrim

der

der

Pilgrim lange weltberühmten

Bildhauer,

auch Me¬

Dieses auch in einer Medaille vervielfäl¬

wie viel in der Kunst seit der

Bürger

Mal

Dachau geprägte Medaille.

ist, außer Stecher und

Rang.

von

ersten

Darüber hinaus die

inzwischen

von

zum

von

Calais

Gruppe Pilgrims diger Formung zurückzugreifen

von

Rodin

Entstehung

der

geschehen ist,

auf

über Moore und Zadkine in

scheint.

58

eigenstän¬

Im Werk des Künstlers fällt

Formgewalt

der Schrift

auf, welche Bedeutung Sie

gibt.

ist, auch dort,

mit seiner

er

sie nicht den

wo

Namen selbst nennt, seine

Signatur,

und sie sagt noch tiefer als die

Worte selbst

haben sie

mich, gejagt wie einen Vogel,

»Gejagt

aus:

die mir Feind

waren

ohne Ursach«. Die

in allen Gemeinden zwischen Dachau und dem

die

jener

die

Stadt

furchtbare Todesmarsch der

Dachau

fünfzig

durch

Alpenrand,

Jahren

ging.

Menschen, Jerusalem,

Auch

hat

eine

lassen. Mit diesem Thema nimmt Hubertus

von

die erschütternde Botschaft seiner in die Betonwand

von

Replik gießen Pilgrim

dieser

Hoffnung

vor

steht inzwischen

Gruppe

gepreßten Lager

der

Häftlinge auf,

die

an

die

Grablegen

römischer Katakomben erinnern. Doch über

Kunst,

sei sie

so

oder

tragisch,

wie diese Bilder

aus

fröhlich wie die Brunnen

so zentrationslagern nicht man reden, eigentlich

außer in ihrer

den Kon¬

Pilgrims,

Gegenwart.

soll

Dafür ist

der Künstler hier selbst von

Pilgrim,

rufs wegen

was

das

mit toten, oft sogar ihres Namens

nur

genen Künstlern

persönlichen

werke,

von

W7ort schließen. Nicht

denen ich

und die

sprach,

auch die

die wir

Gespräche,

verlustig

nur

Briefe,

führten,

die beiden Kunst¬ die wir

Menschlichkeit, die Sie

Lehrer der Kunst

macht, Ihre kraftvolle Sprache, die

parlare,

ihrer wie bei dem

geschriebenen ein Geschenk

Herr

von

zu

größten

uns

alle,

Sprechen möglichen Beispiele

auch in

Folgenden

in den Sand

Persönlichkeit, sind

für das heute öffentlich

Pilgrim dankte im

man

Ihrer Werke und

Schrift vernimmt, Ihre ganze an

für

einem hochverehrten

dem sichtbaren

aller

gewechselt

sind mir Besitz

immer. Ihre tiefe

dem visibile

gegan¬

muß? Deshalb lassen Sie mich mit

dialogisieren

einem

haben,

gegenwärtig. W7as glauben Sie, lieber Herr für einen Archäologen bedeutet, der von Be¬

gedankt

sei.

für seine Wahl in den

Orden: Mein Vater hatte mir meinen Großonkel nen

zum

Paten

bestimmt, ei¬

lebensfrohen, schicksalsergebenen, jedenfalls sehr unerschrok

kenen Rittmeister.

Der

war

für seinen kühnen Einsatz mit dem

59

Pour le mérite im Ersten

Weltkrieg ausgezeichnet

ich seit meiner Kindheit einen frühen

Begriff

worden. So hatte dem

von

des

Rang

Ordens. Frau

Ministerin, Herr Staatssekretär, Magnifizenz,

Herr Ordens¬

kanzler, meine Damen und Herren, Sie alle könnten einwenden, daß der Ernst Hammacher einer anderen

Kavallerist

draufgängerische

Kategorie zugehöre

als der der

Wissenschaften und Künste. Nun habe ich bei meiner sehr lichen Reminiszenz nicht die

beiden Ordensklassen im Sinn als vielmehr ein ment, die Unerschrockenheit. bittere W7ort des

Dabei vergesse

Karl

Philosophen

Professorenschaft, gesagt.

eingebrannt

der Sache nicht

zu

Hans-Georg Gadamer,

im Deut¬

erst

milder,

Erinnerung

auch in

wenn

aus

jener Zeit,

der heute leider nicht hier

ist, seinen alten Marburger Weggefährten nach Heidelberg

Emigration geholt bei Löwith

gehört

hatte. in

Auch

ich nicht

setze

für eine furchtlose

als Erich Heckel mein

Nennen

Sie

jede Zeit, jede Herausforderung, jeden

Haltung gleich.

Zivilcourage ten,

he

Andreae,

einsam, auf

die

uns

uns

Dennoch meine

allein

Daß

nomen

nun

Preis

ich, ob Soldat, unseres

gestellt.



oder, wie

die alten Griechen sag¬

gerade Sie, verehrter,

est omen



mir diese

so

als ein Zeichen der

Ermutigung

herzlich!

60

lieber

Bernard

wunderbare Laudatio

halten, erfüllt mich mit tiefer Freude! So nehme

zeichnung

erster

geforderte Tugend Unerschrockenheit,

oder einfach Mut

andreia. —

von

der

war.

Forscher oder ob Künstler: in den entscheidenden Phasen Tuns sind wir

aus

Ich hatte sowohl bei Gadamer als auch



jenen Jahren,

künstlerischer Mentor

und

eingeschult

beziehen, der sich dennoch

hat. Auch habe ich Löwith in

es

über uns, die deutsche

1938

Damals wurde ich

weniger entschieden,

als der verehrte

Ele¬

ich aber nicht das

Begriff Zivilcourage

war

brauchte den Vorwurf nicht auf mich mir

gemeinsames

Löwith, der anmerkte, daß

doch wohl kein Zufall sei, daß der schen ein Fremdwort sei. Das

persön¬

historische Wurzel der

gemeinsame

ich diese Aus¬

und danke Ihnen sehr

Hans Georg Zachau verlas die Laudatio

Sir Bernard Katz

von

auf Bert Sakmann:

Verehrter Herr

Herr

Bundespräsident,

Ordenskanzler,

meine Damen und Herren! Es macht mir besondere

wähltes

Freude, Herrn Bert Sakmann als

neu

ge¬

in den Orden Pour le mérite für Wissenschaften

Mitglied

hervorragender

und Künste einzuführen. Bert Sakmann ist ein

geschätzter Physiologe.

international hoch

Ich halte

und

für bemer¬

es

kenswert, daß fast 70 Jahre vergangen sind, seit der letzte deutsche

Physiologe

in den Orden

wurde im

19. Jahrhundert

wurde

begründet

gewählt

die

wissenschaftliche Schulen aufbauten,

hier im Lande

durchblättern,

glanzvolle

Reihe

ler, Hermann bis

von



großen

Helmholtz und Carl

von

Intervall,

einer

hörte



die

Lücke,

zwei ausländischen

es

auf. Wir stehen

nur

unvollständig

nach einem weiteren Abstand

für erfreulich und

Herrn Sakmanns Ordenswahl eine

Mein

Physiologen

Vergnügen,

dadurch uns

zum

ersten

Corner See. Das unsere

Mal war

Abteilung

mich, daß

er

von

39

am

er

ein

weiter

Kries, gewählt

langen

von

Sir

Jahren,

von

Henry

und mir

so

langer

es

Zeit mit

der ruhmreichen

Erneuerung

sehen.

junger

1968, bei die

eine

27 Jahren. Ich halte

Herrn Sakmann hier einführen

erhöht, daß

so

durch die W7ahl

daß wir nach

genugtuend,

Tradition deutscher

von

ging

einem sehr

Physiologen geschlossen wurde,

Dale im Jahre 1955 nach einem Zeitraum

selber,

von

vor



Johannes Mül¬

Das

Ludwig.

der

Ordensmitglieder

nenne nur

1916, als ein Helmholtz-Schüler, Johannes

wurde. Und dann

aus

während des 19. Jahrhunderts Namen. Ich

es

angesehene

denen Forscher

zu

ganzen Welt hinströmten. W7enn wir die Liste der finden wir

etabliert;

deutschen Forschern

von

Männern,

von

»Physiologie«

wurde. Das Gebiet

können, wird

»alter Freund« ist. Wir trafen

einem

Gelegenheit,

Symposium bei der

University College

dabei finanziell durch ein

zu

er

in Varenna

sich

am

entschloß, in

kommen. Ich erinnere

winziges Stipendium

British Council unterstützt wurde. Er verbrachte

61

zu

einige

vom

Jahre bei

Er

uns.

war

mit ihm

hoch

geschätzt

zusammen

wurde, daß

einer der

er

es

es

essante

ihm, wichtige Entdeckungen

Lehrjahre

Chemie in

Erwin Neher

wicklung

zusammen

zu

der berühmten

etwas

von

Herrn

Göttingen. einem

schließlich 1991. In

zum

Nobelpreis

gewissem

Sinn

in

internationaler

ein

Ziel. Sie wollten eine Methode wissenschaftliche

mittersubstanz,

so

die

zu

über die wir

es

Funktionsweise, viert

wenn

wurden, direkt

aber das

erlaubte,

eine Trans-

Ionenkanäle in der Oberflä¬

schließt,

und dadurch

die Funktion der Zelle kontrolliert. Mit ihrer Methode

Sakmann,

und

physiologisches ihnen

Überträgerstoff,

ein

ja

beantworten; sie wollten

chenmembran der lebenden Zelle öffnet und

Neher und

der Ent¬

und Medizin im Jahre

entwickeln,

Azetylcholin,

wie

sich mit

er

technologischer Erfolg,

Fragen

wissen, auf welche Art und W7eise

tat

Anerkennung

ein ganz definiertes

war

zu

haben. Das Resultat dieser

Physiologie

war es

Motiv der beiden Forscher

grundlegende

Und dann

großartigen Projekt,

Eigen gehört zu

Physiologie

diese Arbeiten weiter in

»patch clamp«-Technik,

Zusammenarbeit führte sofort

England

im Max-Planck-Institut für

Abteilung

Professor Otto Creutzfeldts

er

in

man

machen und hochinter¬

zu

verfolgte

lösen. Nach seiner Bückkehr

schon

war, den

sympathischsten Kollegen

Probleme im Gebiet der neuromuskulären

biophysikalische

nur

allen nach kurzer Zeit klar

uns

sich wünschen konnte. Schon während dieser

gelang

nicht

Geschicklichkeit und Einsicht im

großen

sondern weil

Experimentieren,

war

Vitalität, seiner wissenschaftlichen Be¬

wTegen seiner ansteckenden

geisterungsfreude,

arbeiteten, und das

im Labor

seiner

allen, die ihn kennenlernten und

von

gelang

es

die Existenz solcher Ionenkanäle und ihre sie

von

einzelnen Wirkstoffmolekülen akti¬

demonstrieren. Es

zu

gelang ihnen,

die

Öff¬

nung einzelner Kanäle auf dem Kathodenstrahlbild direkt sichtbar zu

gie

machen. Das und

war

ein

gewaltiger

Fortschritt im Gebiet der Biolo¬

Medizin, der vergleichbar ist mit der historischen Sichtbar¬

machung

von

atomaren

Teilchen durch die

des Jahrhunderts. Der Einfluß dieser Gebiet der Biomedizin das Feld der

war

enorm

Entdeckungen

am

Anfang

auf das ganze

und verbreitete sich weit über

Neurophysiologie hinaus, 62

Physiker

aus

dem sie

ja ursprünglich

entsprangen. Ich zitiere eine Aussage eines amerikanischen Nieren¬

physiologen

L. G.

Palmer, der schreibt: »Die patch clamp-Technik

hat eine Bevolution in der Die

patch clamp-Methode

nen

Proteinmoleküles

in seiner normalen

ist eine

artig

zu

Elektrophysiologie hervorgerufen

beobachten, während dieses Molekül sich in der lebenden Zelle befindet. Das

Umgebung in der

Errungenschaft

...

erlaubt uns, die Funktion eines einzel¬

Biologie,

die meines Wissens

einzig¬

ist.«

Bert Sakmann hat seine führenden Arbeiten auf diesem Gebiet mit weiter

großem Erfolg

In den letzten Jahren hat

fortgesetzt.

er

seine

elektrophysiologischen Forschungen mit biochemischen Methoden kombiniert, um die Veränderung der Ionenkanäle, die durch ge¬ zielte Mutation des Rezeptorproteins verursacht werden, zu studie¬ ren. Weiterhin gelang es ihm, die besondere Anwendbarkeit der patch clamp bei der Erforschung von Zellstrukturen im Zentralner¬ vensystem um

zu

benutzen. Solche Strukturen sind meist viel

sich durch andere Methoden erforschen

mannsche Methodik eröffnet einen weise

von

lassen,

Zugriff

zu

klein,

und die Sak-

auf die Arbeits¬

Nervenzellen im Gehirn.

erwähnen, daß Herr Sakmann, ungeachtet

Schließlich möchte ich seines dichten weiten Welt zu

neuen

zu

Forschungsprogramms,

zu

seinem Labor

kamen,

vielen

um

Kollegen,

die

aus

der

die Tricks seiner Methode

lernen, in großzügiger und sehr geduldiger Weise geholfen hat.

große Genugtuung zuteil,

Herrn Sakmann wurde die Freude und klinische

Anwendungen

seiner

Entdeckungen

zu

sehen. Die Ent¬

patch clamp-Methode hat bereits zu einer tieferen Kenntnis der Pathogenese ernster Krank¬ heiten geführt und wird voraussichtlich in wirksameren therapeu¬ tischen Maßnahmen resultieren. Wir haben hier ein Beispiel der fast unvermeidlichen praktischen Anwendbarkeit grundlegender

deckung

defekter Ionenkanäle durch die

Entdeckungen

auf dem Gebiet der

Physiologie.

Meine Damen und Herren. Ich nehme an, daß Sie mit mir

sind, Herrn Sakmann heißen. Wir

im Orden

gratulieren

ihm weiteren

Erfolg

ihm

und viel

zu

seinen

Leistungen

Vergnügen 63

einig

Pour le mérite willkommen

zu

und wünschen

in seiner Arbeit.

Herr Sakmann dankte mit

Herr

Staatssekretär,

Frau

Minister,

Herr

Ordenskanzler,

folgenden

Worten:

meine Damen und Herren!

Ich betrachte meine Wahl in den Orden Pour le mérite für Wissen¬ schaften und Künste die ich den darin eine

zum

dazu

Gelegenheit,

Deutschen

ein gutes Verhältnis

beizutragen,

Nachbarn

nachzukommen,

den

stehenden Mitteln

zu

schaffen und der Pflicht aller

zu

aus

Deutschland

und deren Nachkommen mit den

Emigranten

für

Auszeichnung,

des Ordens danke. Zum anderen sehe ich

Mitgliedern

europäischen

unseren

einen als eine hohe

uns

vertriebenen

zur

Verfügung

helfen.

zu

Meine Freude über die Aufnahme in den Orden wird durch die anerkennenden W7orte

von

Manfred

Eigen

und Bernard Katz ge¬

steigert. Manfred Chemie

hat

vor

war

Erfolg

es

zu

25 Jahren das Institut für

und

gegründet,

Instituts zum

Eigen

unter

nur

möglich,

die

den

biophysikalische

Arbeitsbedingungen

gemeinsame

führen.

Bernard Katz ist einer der Väter der molekularen

les,

was

wir

dieses

Arbeit mit Erwin Neher

herausgefunden haben,

verdanken wir

Physiologie. am

Al¬

Ende ihm.

Vielen Dank!

Herbert Giersch

sprach

Ökonomen im Orden

die Laudatio auf Bobert M. Solow:

waren

früher eher selten bis

knapp.

Von Sel¬

tenheit zeugen die zwei Vertreter der »Dismal Science« bis Ersten

(1861

Weltkrieg: 1868) und

Friedrich

Benedikt

Wilhelm

Jahre nach ihm

von

zum

Hermann

dreißig (1899—1917). Knapp, mit Vornamen Georg Friedrich, folgte als dritter (1916—1926), angesehen als Autor einer »Staatlichen Theo¬ —

rie des Geldes«



(1905),



Gustav Schmoller

einer Theorie für das Geld

64

also, das der

Staat sich selber schaffen und

Unschätzbar wertvoll für den

Knapp

wohl als Vater

Bundespräsidenten,

ersten

man

man

als Ausländer

Träger

bringt



wurden.

historischen

Friedrich

Hayeks

von

solchem Zwecke

war

unseres

(1954-1958),

abstellt, und auf

Wirtschaftswissenschaftlern, Einaudi

August

von

(1956— 1961)

die

und



Hayek (1977—1992).

Ordenszeichen kommt

es

heute zu, einen

einzuführen, den dritten

Nach meiner Kenntnis kann

Perspektive.

höchstens das dritte Mal zu

Alfred Weber

uns

Luigi

ausländischen Ökonomen

neuen

sich

Heuss-Knapp,

mit den zwei

kooptiert

16 Jahre danach

Dem

der Gattin

auf seine »Industrielle Standortlehre«

sechs kommt

vermuten,

man

der den Orden nach 1945 wieder aufle¬

ben ließ. Auf die Zahl vier wenn

Orden, das darf

Elli

von

auch reichlicher machen kann.

so

in der

ebenfalls

es

sein, daß zwei Wirtschaftswissenschaftler

begegnen. Möglicherweise

ist

es

sogar eine

Premiere. Was derart

knapp

bemessen ist wie ein Platz in diesem

Orden, läßt

für fachliche

kaum

Spielraum Duplizität. Aufzuspüren war daher mathematisch-ökonomischer Denk- und Forscherpersönlichkeit Arbeitsweise mit Lebensmittelpunkt im Ausland, hochdekoriert eine

nicht

nur

daheim, sondern auch in Stockholm, in der ganzen Fach¬

welt anerkannt und ausgestattet mit einer breiten für den

Und

Wissensgrundlage

sollte das

interdisziplinären Brückenschlag. glied außerdem auch der deutschen Sprache mächtig Hätte

man

in Fachkreisen umfassend

entspräche,

sten

len als die

so

wäre das

eruiert,

Ergebnis

es

wer

neue

Mit¬

sein.

alledem

wohl kaum anders

am

mei¬

ausgefal¬

Wahl, die der Orden recht spontan getroffen hat. Persön¬

lich berührt mich als besondere Freude, daß Bobert Solow wohl der

erste

gebürtige

Amerikaner war, der mir

nete, damals 1948, als

sity Und

tige

als Assistent es

von

je

im Leben

begeg¬

der Harvard-Univer¬

Salzburg-Seminar Wassily Leontief in den Vordergrund

er

im

fällt nicht schwer

zu

bezeugen,

Wissenschaftler-Laufbahn

daß

er

prädestiniert

mir für eine

trat.

großar¬

schien. Andere hat

er

in ähnlicher Weise beeindruckt.

seit damals ist

Seinen

Weg

Gattin

gegangen, seiner

er

in enger Verbundenheit mit seiner

ersten

Frau, wie

er

listig

sagt. Wissen¬

de

.

schaftlich son

ten

ergab

Tür



sich eine fruchtbare

Tür, wie

an

weiß,

man

beide ihre Fakultät

Kooperation

am

M.I.T.

(ihr Department)

in der Wirtschaftswissenschaft. Eine

Zeit

lange

zum

mit Paul Samuel-

Jahrzehntelang

zum

Gral der Neoklassik dorthin

Pilgerfahrt

Pflichtteil eines Amerika-Besuchs

Nachwuchs-Wissenschaftler.

Söhne

Zwei

mach¬

von

gehörte

hoffnungsvoller

Ordensmitgliedern

haben bei Solow studiert. Einer erscheint als Mitautor einer be¬ rühmten Publikation in Solows Robert Solow

gilt

wirtschaftswissenschaftlichen sätzen

Die

aus

dies

Wachstumsforschung.

den Jahren 1956 und 1957

1987 bei der

gelang

Akademie

Königlich-Schwedische

digte

Bibliographie.

als Vorhut und Pionier der zweiten Welle der

Verleihung

der

Mit zwei Auf¬

ihm der Durchbruch. Wissenschaften

des Nobel Memorial Prize in

Economics mit den einfachen Worten: »Solow schuf einen lichen

Rahmen,

der sich dazu

schaftliche Wachstum tern.«

Der

einfach und

genial:

dem Mehreinsatz zurechnen

Beitrag weites mir

Was

von

eignet, wie

man

vom

immer,

Faktoren,

und theoretisch wenn

Zuwachs

Arbeit, Kapital

an

gedank¬

die das wirt¬

Klarheit

zu

erör¬

entsteht,

Sozialprodukt

nicht

und natürlichen Ressourcen

kann, ist der Beitrag des technischen Fortschritts. Dieser

wird auch »Solow-Besiduum« genannt. Er umgrenzt ein

Feld, das

zu

beackern ist, umfaßt das Besiduum

scheint, auch institutionelle Fortschritte wie die

Märkte nach dem

und die

Kriege

heute. Es sind dies immens nen

die

fördern, quantitativ

Grundgedanke ist,

wür¬

Zurechnung

komplexe Prozesse,

Öffnung

der

der Wirtschaft

die sich einer küh

noch entziehen.

Die dritte Welle der modernen

Gemüter erregt, ist getragen ökonomischen

Globalisierung

doch, wie

Fortschritt,

Wachstumsforschung,

von

dem

Bemühen, den technisch¬

der bei Solow exogen

ren, also als Triebkraft des Wachstums

die heute die

aus

erklären. Solows Kommentare hierzu zeugen

ist,

zu

endogenisie-

dem Prozeß heraus von

zu

kritischem Wohl¬

wollen. Mit Dorfman und Samuelson

grammieren rendes

zusammen

für die Ökonomen

Mitglied

im Stabe

von

hat Solow das lineare Pro¬

zugänglich gemacht;

Kennedys 66

Council

und als füh¬

of Economic

Ad-

visors hat

er

entscheidend

den USA ein hohes Maß fen. In

Sprecher,

es

an

der Wirtschaftswissenschaft in

öffentlicher

Anerkennung

Zeit noch wählten ihn seine

jüngster als

geholfen,

darum

aller Offenheit und

ging,

Kollegen

wirtschaftspolitisch zu of Rome

beraten.

Die Verfasser der M.I.T.-Studie für den Club »Grenzen des Wachstums«

Arger

den Gedanken

es

dem Jahre

aus

gekommen,

Solow

aus

vorbehalten,

Wachstums noch weisen ihn

aus

der

lange

der

vor

dem

eigenen

wären sie auf

einmal Robert

Hause einzuholen. So blieb

daß

darzulegen,

nicht in Sicht sei.

das

Ende

Viele seiner

des

Reiträge

als einen Gelehrten mit breitem Fundament.

Wer im Prozeß der öffentlichen

will, muß

können,

Veröffentlichung

Welt

über die

1972 hätten sich viel

und viel Fundamentalkritik ersparen

Solows Kritik und Rat

ihrem

zu

einen Präsidentschaftskandidaten in

aller Welt

vor

verschaf¬

zu

Gehör finden

Meinungsbildung

sagen haben und treffend auf den Punkt brin¬

etwas zu

gen können. Robert Solow besitzt diese Gabe und hat sie meister¬

lich entwickelt.

Beispielhaft

puter überall

nur

wenigen



ist seine These: »Wir sehen den Com¬

nicht in der Produktivitätsstatistik.« Über diese

Worte ließen sich Bände

schreiben;

vor

einigen

Jahren

noch trafen sie den Kern einer rätselhaften Malaise. In einer

Laudatio,

vität wegen auch

so

etwas

Solow erwies sich

Solow

spiele

Samuelson,

Negatives

jedoch

als

zu

er

kann wohl

nur

mit einer Ausnahme:



Blinder, dem früheren Vizeprä¬

Zentralbank,

war

Genie, aber

Hintergründigkeit in der

Ausdruck kommen. Gäbe

es

ein ähnlicher Vor¬

er

ließe

ist Solows

Muttersprache

es

sich nicht

Mutterwitz,

wohlverstanden

zum

in der Wissenschaft einen Doctor hu-

moris causa, Robert Solow hätte ihn wohl

Ergänzung

Objekti¬

finden sein. Seine Suche bei

vergeblich

vernehmen: Solow sei ein

anmerken. Nicht ohne aber

zu

kein Tennis. Von Alan

sidenten der amerikanischen

wurf

müsse des Anscheins der

einer ansehnlichen Liste

längst

erhalten



in

Ehrenpromotionen, die University of Chicago. Er war Präsident der Econometric Society und der American Eco¬ nomic Association und ist Mitglied der British Academy und der American Philosphical Society. Führende Fachzeitschriften schmükvon

auch die Sorbonne umfaßt und sogar die

(»7

ken sich mit seiner WTas

bergremien.

Mitgliedschaft

in ihren Berater- und

im Verein mit dem Nobel-Preis



Herausge¬ 1987

von



könnte mehr sein?

Ausland besser

sige Frage

Ökonom

Wer hätte dem Orden als

Umgekehrt gefragt:

angestanden

Willkommen im

Orden;

wir sind gespannt auf den

für das »Solow-Residuum« in

Herr Solow erwiderte mit

dem

als Bobert Solow! Statt eine überflüs¬

erörtern, darf ich in alter Freundschaft

zu

aus

zu

ihm sagen:

Substanzgewinn

Kreise.

unserem

Dankesworten:

folgenden

Zuerst will ich meinem alten Freund Herbert Giersch Dank sagen

großzügigen Bemerkungen,

für seine Es

gibt jetzt

zwei Nationalökonomen

die vielleicht fast wahr sind. unter

den

dieses

Mitgliedern

Ordens für Wissenschaften und Künste. Ich habe mich natürlich

gefragt, Kunst



die Nationalökonomie

hat. Es ist mir

klar, daß ich

auf

englisch

mir erwarten

läßt,

Das Wesentliche

Logik

geht

es



Wissenschaftler sein. Ich

allerdings

Redewendung

insofern

Angst,

das,

»Geistes¬

als sie mehr

von

ist, daß wir Nationalökonomen danach streben,

uns

keine

verfügen

Experiment,

tige Interpretation mer

oder

ein breiteres Feld abdeckt als

und die Tatsachen streng

zuführen. Wir lierte

gehört

als ich liefern kann.

relativ leicht. Die

weil sich für



»science« heißt. Vor der

wissenschaften« habe ich

die

Wissenschaft

kein Künstler bin. Also müssen

Herbert und ich und die anderen

weiß, daß das Wort auf deutsch was

zur

ist, und ich bin sicherlich nicht der einzige, der diese Frage

gestellt wir

ob

zu

respektieren.

Schwierigkeit liegt

Mit der

bei den

Tatsachen,

Möglichkeit bietet, Experimente nur

das

über das

uns

einzige



Logik durch¬

schlecht kontrol¬

die Geschichte hinterläßt. Die rich¬

einer solchen

singulären

Geschichte bleibt im¬

bestreitbar, und der liebe Gott weiß, daß wir ständig darüber

streiten. Was indessen nicht

meine

Kollegen,

zu

bestreiten

ist, ist meine Dankbarkeit

die mir die Ehre der Zuwahl

erwiesen haben.

68

zu

an

alle

dieser Gesellschaft

Horst Fuhrmann

sprach

die Laudatio auf Andrzej Szczypiorskl

Verehrter Herr

Szczypiorski,

ich brauche

Ihnen nicht

sind eine

es

Ausnahmeerscheinung.

Tatsache, daß Sie als Pour le mérite seit

überhaupt Wir

hatten

doch der

er

Die Ausnahme

polnischer

den wir in

1842,

kürzlich

daß

Witold er

bei

mit der

erste

Pole

begrüßen (1913-1994) gewählt,

eingeführt

können.

war.

Nun

liegt

es

auf

polnischer Staatsbürger erst seit dem Ersten es gab eine reiche polnische Dichtung Mystik, Vision und Geschichte geradezu als Aus¬

für die Unfreiheit und die Unstaatlichkeit in

ungewöhnli¬ (1798—1855) mit seinem

Nationalepos aufgestiegenen Pan Thaddäus; Henryk Sienkie(1846—1916) mit seiner »Trilogie« und vor allem mit dem

historischen Roman den

Sie sind der

Kreise

Lutoslawski

cher Dichte beschwor: Adam Mickiewicz

wicz

beginnt

man

Literatur, die

zum

selbst: Sie

Schriftsteller in den Orden

unserem

uns

es

sein kann. Aber

Weltkrieg

gleich

erster

Sie wissen

aufgenommen werden, ja,

starb, bevor

Hand,

und

bestätigen,

zu

»Quo vadis«,

für Literatur

Nobelpreis

einem

W7elterfolg,

eintrug (wegen

der ihm 1905

»seiner außerordent¬

lichen Verdienste als

epischer Schriftsteller«, wie es in hungsurkunde hieß); Stefan Zeromski (1864—1925) mit manen,

um

hätten als

nur

diese

»polnische

zu

nennen.

Schriftsteller«

Sie alle schrieben

gewählt

der Verleiseinen Ro¬

polnisch,

werden können



sie wie

Sie.

Doch hier

sich der entscheidende Unterschied. Sie schreiben

zeigt

Weltliteratur, selbstverständlich, aber Sie berühren Europa und das Deutschtum in

rechtigkeit schaft

von

besonderer,

trachtende

in

integrierender

WTeise. Ihre nach Ge¬

Ihr Sichtbarmachen der Nachbar¬

Sprache,

Verworfenheit und Edelmut läßt auch den üblen Täter

noch als Menschen

erscheinen, als Teil

schichten kunstvoll

komponierter Roman »Die schöne Frau polnisch, 1986), das Schicksal einer

man«

(Poczatek

Vernichtung

von

uns.

Ihr in seinen Zeit¬

auf

bewahrten

Jüdin,

Seidenvor

der

ist auf dem deutschen Büchermarkt

Ich will nicht

hoffen, daß

ein

großer Erfolg.

ist,

die das Buch die Deutschen in die Hand nehmen

(>l)

es

jene Gerechtigkeit läßt, jener

Ausblick in das Welthistorische:

und

»...

und seiner Stärke bewußte Mensch immer überwundenen. So stand der römische

in

den mit Stricken

vor

dem wehrlosen und

vor

Legionär

Makkabäer und Odoaker in den Ruinen des

sche Ritter

stand der bewaffnete

so

dem

vor

Kolosseums,

gefesselten Sachsen,

gestürzten der fränki¬ Bismarck

...

Versailles, Stroop auf den Straßen des brennenden (Warschauer)

Ghettos, der vietnamesische Partisan bei Dien-Bien-Phu.« Wie diese

alle, lassen Sie auch den israelischen Soldaten

stehen, überraschend für einen Autor, dem Antisemitis¬

nensern

mus, auch

als

zutiefst zuwider

polnischer,

Widerstandskämpfer

senhausen gen die

ist, der 1944, 20 Jahre alt,

des Warschauer Aufstands in das KZ Sach¬

kam, der gegen den Stalinismus ebenso schrieb wie ge¬ in

judenfeindliche Kampagne

Polen, die

Juden auswandern ließ. Damals entstand das

wichtigstes

1459 bis 1461

schen Druck

kommen;

genau im liche

hen. Den in

Verfolgungswut Arras,

Ihrer

»Notizen Schatten

in

werden

den

Szczypiorski

geschehen ist,

in Polen. Nicht

lassen:

Dinge«,

zu

erst

geschicht¬ ist

gesche¬ es

mein Amt

einem

»Amerikanischer

eifrigen

Whiskey«,

»Den 'Teufel im Graben«, »Den

usw.

Aber meine Laudatio wäre in hohem Maße

sie nicht den

politischen

einbeziehen,

den

Menschen

Europäer,

der die

und dem westlichen Bündnis

Einheit" den

dem

einmündenden Totalitarismus hat

Deutschland,

Stand der

fangen«

was

ge¬

und die

spricht

wissen will. Die

mich, lieber Herr Szczypiorski,

Bücher

zum

alles,

den

In

demagogi¬

erpreßt

Bischof

geschehen«,

begriffen

bleibt erhalten:

als Laudator hat Leser

dem

(1971).

hysterischen Verfolgungen

zu

ist nicht

mahnhaft

Gegenteil

Belastung

gegeben:

unter

absolvierende

Der

geschehen ist,

in

Buch,

der Folter wurden Geständnisse

überantwortet.

»was

in Arras

es

polnische

das manche Ihr

Ketzer mit der Eile des schlechten Gewissens

angeblichen Feuertod

war

Fanatiker

einiger

unter

20 000

»Eine Messe für die Stadt Arras«

nennen:

den Jahren

Satz:

den Palästi¬

vor

satten

Szczypiorski

in die

Zugehörigkeit

anmahnt, der

westlichen Nachbarn

den wie die Demut

unvollständig,

am

an

Lobpreisung

Polens

„Tag

würde

zu

Europa

der deutschen

geschwundene Tugen¬

erinnert; Fortschritt, materieller Wohlstand, 70

demokratische

Probleme; Hier

sen.

lik, es

etwas

»mehr Trauer über die menschliche

weniger Sicherheit,

was

der

sie lösten noch nicht die menschlichen

Grundsätze,

spricht

um

den

gelingen.

Als

daß alles erreichbar

mit dem

Segen weiß, Sie

man

Sehr

geehrter

sehr

geehrter,

Herr

der

gläubige

Katho¬

liegen muß,

soll

Sie seien,

antworteten

Sie:

fragte,

was

W7itam Pana

Herr Szczypiorski erwiderte

et¬

der auf dem Tun

»Schriftsteller und Pole«. Seien Sie in

Andrzej Szczypiorski.

sei«,

Europäer zugleich

Unreife,

das sei angemes¬

Kreise

unserem

willkommen,

serdecznie, Panie Szczypiorski.

folgendes:

Ordenskanzler,

lieber Herr Professor

Fuhrmann,

Exzellenzen, meine Damen und Herren!

Sie, daß ich

Es ist kein Geheimnis für oft

nachgedacht habe,

was

in den letzten

ich in diesem für mich

Moment meines Lebens sagen soll. Es ist eine sehr

und

schwierige Aufgabe,

angeln men,

Sprache

nach den

wollte und sollte. Heute früh bin ich

daß

ich mich

ganz einfach

bedanken werde. Und ich

tue

dies

jetzt

aus

Verantwortung trägt tern.

er

wird,

nach meiner

komplizierte Worten

richtigen

große

Ehre

gekom¬ herzlich

ganzem Herzen.

Aber ich möchte trotzdem ein paar Worte

ein Mensch bekannt und berühmt

wichtigen

dem Schluß

zu

für diese

sehr

Menschen, der seit

besonders für einen

Jahrzehnten in der Tiefe der

Tagen

so

um

hinzufügen.

Je mehr

größere

Last und

so

Meinung

In diesem Sinne bedeutet für mich der

auf seinen Schul¬ POUB LE

Begriff

MÉRITE eine Art der Schuldigkeit, ich würde sagen, eine innere

Pflicht, meine eigene Unvollkommenheit mutiger

zu

bekämpfen,

die Unvollkommenheit der Welt und der Menschen mit

Nachsicht und Verständnis

zu

akzeptieren.

Ich danke vielmals!

71

Mitgefühl,

Friedrich Hirzebruch

Herr

Bundespräsident,

Herr

Ordenskanzler,

die Laudatio auf

sprach

Jacques

Tits:

meine Damen und Herren!

'Tits wurde 1930 in

Jacques

sich früh. Als

Begabung zeigte

Rechenoperationen, Gleichungssysteme gab

moviert wurde

Tits

Jacques bevor

den

er

war

er

seiner

zu

Mathematiker

mehr)

zahlreiche

matik,

er

Pro¬

noch keine 20 Jahre alt

war.

1974 innehatte.

übernahm,

Collège

de

Kombinatoriker und vieles der

vielen Universitä¬

von

wurde und wird. Er erhielt

Beispiel

zum

1993 in der Knesset

am

Brüssel,

Tits ist ein berühmter

Jacques

eingeladen

Auszeichnungen,

der Universität

Professor

zum

ausgezeichneter Lehrer,

der ihm

an

an

der Universität Bonn

an

Ernennung

Gastaufenthalten

zu

18jährige.

(Geometer, Algebraiker,

und ein

die vier

Mit 13 Jahren

geläufig.

Differentialrechnung

ordentlicher Professor

war

er

schreiben lernte. Das Lösen linearer

ihm mit 8 Jahren

Brüssel, als

in

Seine mathematische

beherrschte

Vierjähriger

1964 einen Lehrstuhl bis

er

er

France im Jahre

ten

bevor

Privatstunden über

er

Belgien geboren.

den Wolf-Preis in Mathe¬

vom

israelischen

Staatspräsi¬

denten überreicht wurde. Im Zentrum der

und

Forschungen

von

Jacques

Tits

stehen

Symmetrie

Gruppentheorie. Bei seiner Antrittsvorlesung am Collège de gab er ein ganz einfaches Beispiel, das ich in modifizierter

France

Form vortrage: Man betrachte ein Zahnrad mit 60 Zähnen. Durch 6

Grad,

12

Grad,

18 Grad

usw.

transformiert werden. Die

kann

jeder

Symmetriegruppe

60 Elemente. Das Kohlenstoffmolekül

mäßig angeordnet

in einer

von

man

die

jedes

der erwähnten

oft

Atom in

hat 60

jedes

andere

anderen

zyklisch

und hat

Atome, fußball¬ die seit mehr besteht

aus

60

transformieren, ist aber

ganz verschieden. So kann

Strukturen mit Hilfe ihrer

12

um

jeden

Symmetriegruppe

zyklischen Gruppe

geometrische

ist

geometrischen Struktur,

als 2000 Jahren bekannt ist. Die

Drehungen,

C60

Drehungen

Zahn in

Symmetriegrup-

pen unterscheiden. Von der sowie die

triegruppe, aus

der

einer

Bestimmung

Symmetriegruppe,

Struktur

zur

Symme¬

geometrischen

Struktur

geometrischen

sind Leitmotive für die

Bereits in seiner Dissertation klassifiziert

er

gruppen, die streng 4fach transitiv auf einer

daß die

pen vor

Gruppen,

gehören.

zu

er

den endlichen einfachen

Er

4, 5,

sporadischen Grup¬

Gruppen,

es

gibt 26,

großen Kraftanstrengung

abgeschlossen. Mathieu, promoviert sporadischen Gruppen.

ersten

Menge operieren.

eine der berühmten Mathieu-

Die Klassifikation dieser

10 Jahren in einer

etwa

thematiker die

die

die Transformations¬

endlich und die Anzahl ihrer Elemente

Menge

6 oder 11 sein muß. Für 11 erhält

schen

von

Tits.

Jacques

zeigt,

Forschung

Seit seiner

hat

in Paris

wurde

vieler Ma¬

1859, fand

Wiederentdeckung

an die¬ Jacques Gruppen sen sporadischen Gruppen nie verloren, so hat er die Janko-HallGruppe (604800 Elemente) als Symmetriegruppe eines Graphen

der Mathieuschen

mit 100

Gruppe

und 1800 Kanten beschrieben und die

Eckpunkten

sporadische Gruppe wurde

von

von

»Monster« oder auch

triegruppe

Tits das Interesse

B. Fischer und B. Griess entdeckt und wird

»Friendly

Giant« genannt. Sie ist die

die

von

sind. Die endlichen einfachen

unzerlegbaren

Mathematik und

Gruppen

kann

gehören

Physik

man

Bausteine im Universum aller endlichen

pen ansehen. Zu diesen Bausteinen

Gruppen,

Symme¬

eines Kristalls im Raum der Dimension 196 883, eines

Kristalls, in dem viele Geheimnisse

verborgen

größte

Elementen mituntersucht. Diese

fast 10

als

Grup¬

unendliche Serien

von

für die Tits eine Fülle fundamentaler Resultate erhalten

hat, und die

erwähnten 26

sporadischen Gruppen.

Die unendlichen Serien stehen den kontinuierlichen nach Lie

(Professor

Zum Titsschen

Sophus 1886—1898) Leipzig genannten Gruppen nahe. Leitmotiv gehört die Konstruktion geometrischer

in

Strukturen, die vorgegebene Liesche Gruppen als Symmetriegrup¬ £ defi¬ pen haben. Für eine einfache Liesche Gruppe von Range niert Tits

durch

geometrische Objekte

von

€ verschiedenen Sorten, die

Inzidenzrelationen miteinander

verbunden

sind

und

eine

Titssche Geometrie oder ein Tits-Gebäude bilden. In der klassi-

75

sehen 2dimensionalen Geometrie hat

Punkte und Geraden

man

mit ihren Inzidenzrelationen und den Sätzen der Schulmathematik. Das Tits-Gebäude hat die Besonders

Gruppe

interessant

ist

der Dimension

als

Ausgangsgruppe dies

Symmetriegruppe.

für die Liesche

etwa

Ausnahme-

248, die den Rang 8 hat. Die Theorie der

Tits-Gebäude hat zahlreiche Zentrum der aktuellen

und ist im

Anwendungen gefunden

Forschung.

Tits hat intensiv über Klassifikation

homogener

Räume

gearbeitet.

Nur ein sehr frühes Resultat werde erwähnt. Er hat die 4dimensio nalen

Mannigfaltigkeiten

tätstheorie

die

Isometriegruppe

hat,

Tits

wie oft gesagt

die endlichen einfachen

gemacht,

deren

baren

daß

Theorie

Vorträgen bringt

er

die Zuhörer

er

er es

zu

tionen kann

ihm

er

erwartet

persönlichen

Besonderheiten und die

fertig,

begeistert

Collège

zugrundelie¬

über seine Freunde

und sie

de France

wird. Um sich

Freunden

wie kein anderer versteht. In wunder¬

Tragweite aus

zu

Neues,

erholen, wandert

er

jedes

so

etwas

so zu

reden,

und Schönheit

mehr als 100 Publika¬

über seine Hörer ausschütten. Aber

am

raumartigen

operiert.

seinen

erkennen. Die Fülle seiner Erkenntnisse

sein Kursus

bzw.

wird, die Lieschen Gruppen und

Gruppen

phantastische

gende allgemeine

transitiv

Relativi¬

allgemeinen

klassifiziert, auf deren lichtartigen

Richtungen Jacques

der Einsteinschen

wie

Jahr es

bringt

dort

von

gern in anderen

Gebieten, wie Literatur, Musik und Sprachen, die aber oft gar nicht so

weit

wird

hier

er

von

der Mathematik entfernt sind. Den

seine

möglich

Forschungen

viel besser erklären

Ordensmitgliedern können, als

es

mir

war.

Herr TlTS dankte mit

folgenden Ausführungen

für seine Aufnahme

in den Orden:

Herr

Ordenskanzler,

verehrte Damen und Herren! Wie

groß

die Ehre

Wissenschaften

ist, als Mitglied des Ordens Pour le mérite für

und

Künste

gewählt 74

zu

werden, ist mit meinem

Deutsch schwer auszudrücken. W7ohl kann ich

armen

den

anwesenden

Mathematikern

sage, daß Karl Friedrich Gauß Ordens

klarmachen, indem ich ihnen

zu

den im Jahr der

Mitgliedern gehörte

ernannten

zumindest

es

des

Gründung

und ein kurzes Jahrhundert

später David Hubert als Mitglied gewählt wurde. Freilich muß ich

gestehen,

daß solche Präzedenzfälle auf mich recht einschüchternd

wirken.

Für diese Ehre möchte ich mich ganz herzlich bedanken. Es ist eine besonders

erhalten,

wo

das Ordenszeichen in Bonn

große Freude,

ich als Professor elf äußerst

glückliche

zu

Jahre verbracht

habe. Meine akademische Laufbahn hat sich zunächst in

(ich

in Bonn und weiter in Paris entwickelt

Europäer).

Darunter

die Jahre in Bonn

waren

meines Lebens. Hier habe ich

sten

noch viel mehr Mathematik

tigen

von

Beispiel wir

Herrn Hirzebruch

seine berühmte

zusammen

liche Rolle

mit höchst

den

produktiv¬

gelehrt,

Dabei haben die

oder das

aber

mannigfal¬

organisierten Veranstaltungen,

Arbeitstagung

dann

bin also ein echter unter

Mathematik

zwar

gelernt.

Brüssel,

wie

zum

Oberseminar, das

gelehrten Kollegen leiteten,

eine

wesent¬

gespielt.

Dafür und für seine freundliche Laudatio und für viele andere

Dinge

bin ich ihm äußerst dankbar.

Hermann Haken

Herr

sprach

die Laudatio auf Niklaus Wirth:

Staatssekretär,

Exzellenzen, lieber Herr

Wirth,

meine Damen und Herren!

Zu den

flussen,

Erfindungen,

die

Leben

unser

und dies in wachsendem

wir

gewissermaßen

nachhaltigsten

Maße, gehört

für die Zwecke des Menschen nutzbar

legend wichtige Aufgabe.

am

zu

Dies läßt sich

mit ihm reden

75

der

machen,

nur

können,

Computer. ist eine

dadurch was

beein¬

Ihn

grund¬

erfüllen, daß

durch

Program-

miersprachen geschieht, den müssen.

die hohe

an

Hierbei kann

Anforderungen gestellt

sich auch

es

wer¬

große Softwarepro¬

um

Arbeit han¬

jekte

mit mehreren hundert bis tausend

deln.

Sie, Herr Wirth, sind durch Ihre Pionierleistung der Schaf¬ der

fung Hier

Pascal

Programmiersprache

Ihnen die strukturierte

gelang

Mannjahren weltberühmt

geworden.

Programmierung,

bei der Sie

diese überschaubarer machten und in Einheiten mit klar definier¬

Schnittstellen

ten

Lernsprache gedacht, Zu Ihren weiteren

miersprache

Zuerst

konnten.

zerlegen

war

wurde aber dann weitverbreitet

Leistungen Die

Modula-2.

zählt die

Schaffung

Entwicklung

der

zielte ab Ende der 80er Jahre auf sogenannte wobei

das

Objekte,

beteiligt. wicklung

idealisierte

eine

Programm

darstellt. An dieser

mit dem

u. a.

Computers erinnern,

der

Program¬

Programmierung

Objektorientierung,

waren

objektorientierten Betriebssystem an

eingesetzt.

Welt, beschrieben durch

Entwicklung

Des weiteren möchte ich eines

Pascal wohl als

Sie,

Wirth,

Herr

Oberon

führend

Ihre höchst innovative Ent¬ den Sie Lilith

Die

nannten.

Wahl dieses Namens verrät Ihre Belesenheit wTie auch Ihren fei¬ nen

der

Humor. Lilith

Sage

der Name einer altsemitischen

war

nach des Nachts

stig

machte.

Man

tun.

Auch ihre

hört

junge

Männer ihren Ehefrauen

zuweilen,

grundlegenden

daß

Arbeiten

programmierbaren Verschattungen

mit

Göttin, die

abspen¬

dies

heute die

Computer

zur

Schaffung

von

Chips

müssen hier erwähnt

wer¬

den.

Ihr wissenschaftlicher als

Lebensweg begann

Elektroingenieur an schule (ETH) in Zürich, in an

Quebec, Kanada, die Stanford

360 und

Algol rück,



an

der

die

Eidgenössischen

führte Sie dann

University

University,

1958 mit dem Abschluß

wo

an

Technischen Hoch¬ die Laval

of California in

Sie die

in Zusammenarbeit mit der

University

Berkeley

und

Programmiersprachen

IFIP-Arbeitsgruppe

2.1

W entwickelten. 1967 kehrten Sie dann in Ihre Heimat wo

Sie 1967 Assistant Professor und dann 1968 Professor

PL —

zu¬

an

der ETH Zürich wurden. Sie selbst haben zahlreiche hohe Aus¬

zeichnungen erhalten, für Informatik

u.a.

den

Turing Award,

gilt. 76

der als

Nobelpreis

Mit meinen

Ausführungen

konnte ich Ihr

Werk, lieber Herr Wirth,

weder in seiner Tiefe noch in seiner Breite hinreichend

Ich hoffe viel

von

gen

zu

aber, daß wir

Ihnen über

erfahren,

im Orden

Computer

Gelegenheit

haben

würdigen.

werden, noch

und deren faszinierende Anwendun¬

und wir alle heißen sie im Orden herzlich will¬

kommen.

Herr Wirth entgegnete mit

Hochverehrter Herr Herr

folgenden

Dankesworten:

Bundespräsident,

Ordenskanzler,

meine Damen und Herren!

Naturwissenschaftler

chen und

plexität

allgemeingültigen

der Natur.

synthetisieren

kompliziert

Groß ist die

machen. Wächst

überschaubarkeit, und gar

Ingenieure dagegen nicht gegen eine

hausgemachte. zu

so

sind

Konstrukteure und

kämpfen

gegen die Kom¬

naturgegebene,

jedoch

ihre

mit der Kom¬

sondern gegen

Kreationen

Komplexität

unnötig zur

Un-

Errungenschaften unzuverlässig

gefährlich.

meingültige von

kämpfen

Versuchung,

werden die

Ich habe mit meinen Arbeiten

ben

die Natur und suchen nach einfa¬

Gesetzen. Sie

Artefakte. Aber auch sie

plexität, allerdings die

analysieren

Methoden

einfachen

zu

versucht, Formalismen und allge¬

schaffen, die das Finden und Beschrei¬

Lösungen

der Informatik heute üblich und Methoden basieren auf

für

sind,

komplexe Probleme,

wie sie in

erleichtern. Diese Formalismen

logischer,

mathematisch exakter Denk¬

weise.

Ich bin für die mir zuteil Und ich bin

glücklich,

gewordene große

Anlaß dafür sein

zu

Ehre zutiefst dankbar.

dürfen, daß auch Inge¬

nieurwissenschaften in diese auserlesene Gesellschaft funden haben.

11

Eingang

ge¬

ANHANG

Aus der Chronik des Ordens 1996

1. Zuwahlen

2. Berichte über die

Ordenstagung

in Bonn

Zwischentagung

3. Bildteil

in W7eimar

Zuwahlen

Am 4. Juni 1996

Inländische

Mitglieder

PlNA BAUSCH

(Ballettdirektorin

Prof. Dr. Rudolf L. Mössbauer

Ausländisches

Choreographin) (Physiker)

und

Mitglied

Prof. Dr. Peter

von

Matt

(Germanist)

82

Tagungsberichte

Die

Unter Vorsitz des

offizielle Ordenstagung

Ordenskanzlers, Hans Georg Zachau, kamen die

in- und ausländischen

Vorbesprechung men.

Die

der

Ordensmitglieder

Kapitelsitzung

Kapitelsitzung,

teilnahmen, fand

am

an

der

4. Juni

im Palais

nur

1996

am

Sitzungen

nahmen teil:

Peter Busmann Hendrik B. G Casimir

Henry

Chadwick

Gordon A. Craig

Albrecht Dihle Manfred Eigen

Ludwig

Finscher

Horst Fuhrmann

Wolfgang

Gerok

Herbert Giersch Rolf Gutbrod Hermann Haken Friedrich HiRZEBRUCH Robert Huber

Eberhard JÜNGEL Elisabeth Legge-Schwarzkopf Heinz Maier-Leibnitz

Ernst-Joachim Mestmäcker Erwin Neher Max Perutz

83

1996

zu

Schaumburg

vormittags,

Bernard Andreae

Sir

3. Juni

die inländischen

statt.

An den

in Bonn

im

einer

zusam¬

Mitglieder

Tagungshotel

Hubertus

von

Pilgrim

Bert Sakmann Albrecht Schöne Robert M. Solow

Fritz Stern

Stig

Strömholm

Szczypiorski

Andrzej

TlTS

Jacques

Martin Walser

Victor F. W7eisskopf Carl Friedrich

von

WEIZSÄCKER

Nikiaus W7irth Hans

Georg

Zachau

'Thomas Conrad

vom

Bundesministerium des Innern

als Protokollführer.

Vor Eintritt in die

'Tagesordnung

bat der Ordenskanzler

stilles Gedenken für die seit der letzten

densmitglieder,

um

ein

verstorbenen Or¬

Sitzung

Maria Wimmer und Bartel Leendert

van

der Waer¬

den.

Das

Mittagessen

nisters des il us

am

3. Juni

erfolgte

auf

Innern, Manfred Kanther,

Einladung

im Hotel

des Bundesmi¬

Steigenberger

Ve¬

berg.

Nachmittags erfolgte eine

Führung

im

für die Haus

und ihre Damen

Ordensmitglieder

der

Geschichte

der

Bundesrepublik

Deutschland, Bonn. Für den Abend hatte der Ordenskanzler die ihre Damen

zu

der traditionellen

Bonner Universität Nach der

Begegnung

mit

Kollegen

und der

geladen.

Kapitelsitzung

die Damen sowie

Ordensmitglieder

einige

»Weisheit und Liebe



am

Vormittag

ausländische

des 4.

Juni, während der

Mitglieder

die

Ausstellung

Tausend Jahre Kunst des tibetischen Bud¬

dhismus« in der Kunst- und

Ausstellungshalle 84

des Bundes in Bonn

besuchten, und der öffentlichen Sitzung des Ordens in der Aula der Universität nem

Abendessen auf

am

Nachmittag

Bonn, nahm die Jahrestagung mit ei¬

Einladung

des Herrn

der Villa Hammerschmidt ihren festlichen

Bundespräsidenten

in

Ausklang.

Zwischentagung Die inoffizielle

September

Tagung

der

1996 in Weimar

Ordensmitglieder statt.

Es nahmen teil: Bernard Andreae Karl Dietrich Bracher Peter Busmann Hendrik B. G Casimir

Gerhard Casper Sir

Henry

Chadwick

Gordon A. Craig Albrecht Dihle Manfred Eigen

Albert Eschenmoser

Ludwig

Finscher

Horst Fuhrmann

Hans-Georg

Gadamer

Walter Gehring Herbert Giersch

Friedrich HiRZEBRUCH Eberhard JÜNGEL Heinz Maier-Leibnitz Peter

von

Matt

Ernst-Joachim Mestmäcker Erwin Neher Max Perutz

85

fand

am

29. und 30.

Hubertus

Pilgrim

von

Albrecht Schöne Robert M. Solow Fritz Stern Strömholm

Stig

Victor F. Weisskopf

Carl Friedrich Hans

von

WEIZSÄCKER

Zachau

Georg

Bundesministerium des Innern:

vom

'Thomas Conrad

Brunhilde Rehm.

Am

Sonntag vormittag erfolgte

sichtigung Vor

Beginn

glied,

der

Peter

Begleitung

der Damen eine Be¬

Schloß Tiefurt.

von

kanzler Hans

in

Sitzung

überreichte der Ordens¬

Nachmittag

am

Georg Zachau,

dem anwesenden

Matt, die Urkunde über die Mitgliedschaft

von

Orden sowie das Krönchen auf

Bandsteg

ßen Ordenszeichens. Die ebenfalls

in

neu

im

und die Miniatur des gro¬ den

Orden

Pina Bausch und Rudolf L. Mößbauer

Mitglieder

Ordensmit¬

neuen

gewählten

waren

an

einer

Teilnahme verhindert. Am Abend des 29.

des

Thüringen,

Damen Am

zu

einem

Vormittag

September

Bernhard

Gesprächsrunde Ordensmitglied

Stiftung

die

Weimarer

Ordensmitglieder

des Lan¬

und deren

Hilton, Weimar, gebeten.

wurden

September besichtigt.

am

Ministerpräsident

in das Hotel

des 50.

sident sowie die Damen dem

Vogel,

Empfang

und das Schillerhaus Die

hatte der

gemeinsam

das Goethe-

Nachmittag, welcher der Herr Bundesprä¬ der Ordensmitglieder beiwohnten, war von

Albrecht

Klassik,

Schöne,

zum

in Zusammenarbeit mit der

Thema Goethe vorbereitet

wor¬

den. Die

Tagung

endete mit einem ordensinternen Abendessen im 'Ta¬

gungshotel. 86

Interne

des Ordens Pour le mérite für

Tagung

Wissenschaften am

Am

September

30.

Herrn

Veranstaltung

Wittums-Palais

eine

Gesprächsrunde

war von

abgedruckt Auf

Grund mit

des

Thema Goethe

das im

11579 f.

aus

Folgenden

dem zweiten

»Solch ein Gewimmel möcht ich

sehn, /

Volke stehn.«

freyem

Beiträgen weitere acht Mitglieder sprachen Ordens über Berührungspunkte zwischen eigenen, jeweils fach¬ in kürzeren

Danach des

zum

gehalten,

ist. Es behandelt die Verse

>FaustDer

ipse«

aus

>Dichtung

und

Mestmäcker über die auf Kants Schrift

Distichen

75 und

76

aus

Herr Fuhrmann über Goethes Kanzler

v.

Goethes:

BräutigamBedeutende Fordernis durch ein

um

zu

auch

versucht, und Goethe reagierte darauf mit seinem Aufsatz

stimmen

dieser

Ordenssitzung

jetzt

Heinroth Goethes Erkenntnis- und

Anthropologe

Darstellungsweise

ich

Beiträgern

von

eigener

1822 hatte der

trete

werden sich

bar kurzen Goetheschen Text

ausgegebenen Mappen

interne

zu



meint: die Reichweite des

lassen und

erkennen

etwas von

seiner fortwir¬

geben.

Architekt, ein Theo¬ reden, Philosoph loge, ein Rechtsgelehrter, ein Historiker, ein Altphilologe, ein Na¬ tionalökonom, ein Archäologe. Wolfgang Gerok hat, aus einem sehr traurigen Grund, im letzten Augenblick absagen müssen; sonst dann ein

wird nachher

Ein

wäre auch noch ein Mediziner dabei gewesen. Aber

liche Rahmen weitere vor

es

zuließe, hätte

man

Physiker also,

kein

der zeit¬

sich darüber hinaus noch viele

Wasserproben gewünscht. Die (weil Hermann Haken nicht

allem

wenn

eines Naturwissenschaftlers hat kommen

können).

Kein

Chemiker, Geologe, Mineraloge, Biologe, Oph91

Ebenso

Verwaltungsbeamter.

kein

wohl

Wimraer hätte sich entzündet



Leider auch kein Staatsmann und

Meteorologe.

oder

thalmologe

oder wir hätten sie bitten

werke ihre Stimme

geben,

zu

Schauspielerin (Maria >Regeln für Schauspieler
FaustStiftung

Goethes Haus

am

Frauenplan

seum, neben dem Schillerhaus und

FaustFaustAgamemnonFaust