Produktion & Organisation Sommersemester 2010

Vorlesung 16

Dipl. Wi.-Ing. Henrik Simon, MSc

Produktion & Organisation, SS 2010

1

Institut für Management

Gliederung: Produktion 1.

Grundlagen der Produktion i Allgemeines Verständnis von Produktion in der Ökonomie i Bereiche und Begriffe der Produktion i Ziele und Aufgaben des Produktionsmanagements

2.

Produktions- und kostentheoretische Grundlagen i Produktionsfunktionen i Grundbegriffe und Kostenverläufe

3.

Produktionsprozess i Grundlagen der Materialwirtschaft i Gestaltung von Produktionsprozessen i Produktionsprogrammplanung

4.

Produktionsmanagement und Strategien i Strategische Produktgestaltung i Wettbewerbsvorteile und -strategien i Marktorientierter vs. Ressourcenbasierter Ansatz i Strategische Planung: Portfolio-Tools

5.

Standorte und Produktionsstrukturen i Standortplanung i Supply Chain Management

Produktion & Organisation, SS 2010

2

Institut für Management

Standort des Unternehmens: Hintergründe i Der Standort eines Betriebs hat Einfluss auf die Kostenstruktur, die verfügbaren Humanressourcen, etc. und kann daher wesentlich zum Erfolg des Unternehmens beitragen. i Besonders international agierende Firmen stehen vor dem Paradoxon, dass die Welt einerseits immer enger zusammenrückt (Stichwort: global village), andererseits aber Standortvorteile nach wie vor Bedeutung haben. i Dimensionen von Distanz: CAGE-Konzept - Cultural - Administrative - Geographic - Economic

Produktion & Organisation, SS 2010

3

Institut für Management

Standort des Unternehmens: CAGE-Ansatz i Kulturelle Attribute bestimmen, wie Personen untereinander und mit Institutionen und Unternehmen agieren. Unterschiede in Religion, Rasse, Sozialen Normen, Sprache können eine veritable ‚Distanz’ zwischen zwei Ländern erzeugen. i Administrative oder politische Distanz: Gemeinsame historische und politische Assoziation zwischen Ländern hat einen positiven Einfluss auf den Handel. Andererseits können gravierende politische Unterschiede durch geographische Nähe und kulturelle Gemeinsamkeiten ausgeglichen werden. i Geographisch: Zugang zum Meer oder allfällige Transporthindernisse bestimmen das Ausmaß der möglichen Transaktionen. i Ökonomisch: Wohlstand und Einkommen sind stark bestimmend; so handeln reiche Länder viel mehr untereinander selbst bei großer geographischer Distanz im Vergleich zu nahen, aber signifikant ärmeren Nachbarn. Produktion & Organisation, SS 2010

4

Institut für Management

Standortwahl des Unternehmens: Clusterbildung Die wirtschaftliche Landkarte wird durch Cluster dominiert. Cluster sind - eine Ansammlung von Firmen und Institutionen - in den selben oder komplementären Geschäftsbereichen - am gleichen Standort, die - flexible Netzwerke einander ergänzender Unternehmen sowie Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen bilden und - aufgrund enger Kooperationsbeziehungen hohe Wettbewerbsfähigkeit entfalten. - Cluster können aufgrund der Nähe und des wiederholten (indirekten) Austausches das Vertrauen und die Koordination zwischen Clusterangehörigen erhöhen. Beispiele aus den USA: - Seattle – Luftfahrttechnik, Schiffsbau - Las Vegas – Unterhaltung, Casinos - Silicon Valley – Mikro- und Biotechnologie - Detroit – Fahrzeugbau - New York – Finanzwirtschaft, Medien Produktion & Organisation, SS 2010

5

Institut für Management

Standortfaktoren (1/2)

Standortfaktoren

staatlich festgelegt

überwiegend staatsunabhängig

RohstoffArbeitsVerkehrsAbsatzorientierung orientierung orientierung orientierung

Produktion & Organisation, SS 2010

...

6

Abgaben-/ UmweltFörderungsorientierung orientierung

...

Institut für Management

Standortfaktoren (2/2) Harte Standortfaktoren • • •

• • •

• • • • •



Weiche Standortfaktoren

Vorkommen von Rohstoffen, z.B. Steinkohle, Eisenerz, Erdöl Versorgung mit Energie Verkehrslage, Verkehrsmöglichkeiten und Transportkosten, Zugang zu Transportnetzen Angebot an qualifizierten und unqualifizierten (billigen) Arbeitskräften Lohnniveau Absatzmarkt, Nähe zu den Kunden Nähe zu Lieferanten und Dienstleistungsanbietern Kommunikationsmöglichkeiten Verdichtungsräume Angebot an Betriebsflächen, Bodenverfügbarkeit Entsorgungseinrichtungen Steuern und öffentliche Wirtschaftsförderung (Investitionsanreize, Subventionen) Umweltschutzauflagen

Produktion & Organisation, SS 2010

• • •

• • • • • •

7

Image einer Region Kultur- und Freizeitangebot Angebot an Bildungseinrichtungen (Schulen, Fachschulen, Abendschulen, Institute) Universitätsnähe soziale Einrichtungen Angebot an (gehobenem) Wohnraum klimatische Qualität Umweltqualität Geschäftsklima staatliche Forschungsprogramme

Institut für Management

Standortbestimmung mittels Nutzwertanalyse (1/3) i Die Nutzwertanalyse ist eine einfache Methode für multikriterielle Entscheidungen. i Wichtig dabei ist die Annahme der Unabhängigkeit der Standortfaktoren voneinander. Sollte dies nicht gegeben sein, kann man dem durch Zusammenfassung von mehreren Faktoren in Untergruppen und durch Hierarchisierung abhelfen. i Ansatz: -

Die Ausprägungen der einzelnen Standortfaktoren werden mittels einer Punkteskala bewertet. Somit können auch qualitative Faktoren quantifiziert werden. Beispielsweise könnten Punkte für Kriterien wie „Marktnähe“, „Mitarbeiterverfügbarkeit“ usw. auf einer Skala von 0 bis 5 Punkten vergeben werden.

-

Gewichtung: Zuteilung von Gewichtungen zu den einzelnen Faktoren, um besonders wichtige von weniger wichtigen zu unterscheiden

-

Aggregation: Durch die Multiplikation der Punktewerte mit den Gewichten und Aufsummierung für jeden Standort ergibt sich der Nutzwert.

-

Standortauswahl: Gewählt werden sollte schließlich der Standort mit dem höchsten Nutzwert.

Produktion & Organisation, SS 2010

8

Institut für Management

Standortbestimmung mittels Nutzwertanalyse (2/3) • N(sj)...Nutzwert des Standortes sj • ni,j...Teilnutzwert des Standortes j bezüglich des Kriteriums (Standortfaktors) i • gi...Gewichtung für den Standortfaktor i

N ( s j ) = n1, j × g1 + n2, j × g 2 + K + nm , j × g m m

N ( s j ) = ∑ ni , j × g i

i = [1, m]

i =1

Produktion & Organisation, SS 2010

9

Institut für Management

Standortbewertung mittels Nutzwertanalyse (3/3) Zusammenfassung: i

Festlegen der relevanten Faktoren

i

Bestimmen der Gewichte

i

Aggregation

Beispiel Standort Kriterium 1) Arbeitsmarkt 2) Transportwege/Infrastr. 3) Distanz zu Lieferanten 4) Distanz zum Absatzmarkt 5) Lebensqualität 6) Steuerliche Rahmenbedingungen

Gewicht 0,25 0,2 0,2 0,15 0,1 0,1

Nutzwert:

A 9 6 3 7 3 3

B 5 6 4 4 4 7

C 6 5 4 6 6 7

D 8 4 6 5 1 5

5,7

4,95

5,5

5,35

Kritik: subjektiv, Substituierbarkeit der Faktoren Aber: Praktische Bedeutung aufgrund der einfachen Handhabung Produktion & Organisation, SS 2010

10

Institut für Management