JProf. Dr. T. Kilian [
[email protected]]
Produktion und Organisation VL 7: Produktion– Produktionstheorie
PuO WS 2010/2011 – JProf. Dr. T. Kilian
0
Inhalt
I. Grundbegriffe
II. Produktionsfunktionen Eigenschaften von Produktionsfunktionen Die klassische Produktionsfunktion
Die neoklassische Produktionsfunktion Minimalkostenkombinationen Gutenberg-Produktionsfunktion
PuO SS 2011 – JProf. Dr. T. Kilian
1
Aufgabe •
Konzentration auf relevante, quantitative Beziehungen zwischen den mir der Produktion verbundenen Faktoreinsatz- und Produktionsmengen
•
Aufgabe: Abbildung eines bestimmten Produktionsprozesses in Form einer Input/Output-Beziehung
(r1 , r2 ,..., rn )
Transformation
PuO SS 2011 – JProf. Dr. T. Kilian
( x1 , x2 ,..., xn )
2
Einproduktfall •
Produktionsfunktion im Einproduktfall
x f (r1 , r2 ,..., rn )
PuO SS 2011 – JProf. Dr. T. Kilian
3
Totale Faktorvariation
•
Aussage: Veränderung der Produktionsmenge, bei Erhöhung (oder Senkung) sämtlicher Produktionsfaktoren im gleichen Verhältnis
x( ) f ( r1 , r2 ,..., rn )
PuO SS 2011 – JProf. Dr. T. Kilian
0
4
Partielle Faktorvariation
•
Aussage: Frage nach der Reaktion von der Produktionsmenge auf die isolierte Variation der Einsatzmenge eines Produktionsfaktors i
x(ri ) f (r1 ,..., ri 1 , ri , ri 1 ,..., rn ) • •
i 1,..., n
Konstante Einsatzmenge der anderen Produktionsfaktoren Durch Auflösen nach der Einsatzmenge des variierten Produktionsfunktion: Faktoreinsatzfunktion
PuO SS 2011 – JProf. Dr. T. Kilian
5
Faktoreinsatzfunktion
•
Aussage: Wie hängt die benötigte Menge des Produktionsfaktors i bei konstanten Mengen der anderen Produktionsfaktoren von der hergestellten Menge des Produkts ab:
ri ( x) f i (r1 ,..., ri 1 , ri 1 ,..., rn , x)
PuO SS 2011 – JProf. Dr. T. Kilian
i 1,..., n
6
Isoquante
•
Aussage: Gegenseitige Austauschbarkeit der Produktionsfaktoren bei gegebener Produktionsmenge
ri (rj ) Fij (r1 , ri 1 , ri 1 ,..., rj 1 , rj , rj 1 ,..., rn , x )
•
i, j 1,..., n
Ergibt sich durch das Auflösen der Produktionsfunktion bei partieller Faktorvariation nach einem Produktionsfaktor i (konstante Produktionsmenge , variable Einsatzmenge eines anderen Produktionsfaktors j)
PuO SS 2011 – JProf. Dr. T. Kilian
7
Inhalt
I. Grundbegriffe
II. Produktionsfunktionen Eigenschaften von Produktionsfunktionen Die klassische Produktionsfunktion
Die neoklassische Produktionsfunktion Minimalkostenkombinationen Gutenberg-Produktionsfunktion
PuO SS 2011 – JProf. Dr. T. Kilian
8
Herkunft
•
Beruht auf Untersuchungen in der Landwirtschaft aus dem 18. Jahrhundert
Klassisches Ertragsgesetz nach Turgot (Synonym!): • Beobachtungen zeigen, dass bei vorgegebener Einsatzmenge der Produktionsfaktoren Boden und Saatgut eine Variation der Einsatzmenge an Arbeitskräften zunächst zu zunehmenden, ab einem bestimmten Punkt zu abnehmenden Ertragszuwächsen führt
PuO SS 2011 – JProf. Dr. T. Kilian
9
Klassisches Ertragsgesetz •
•
„Die Saat, die auf einen von Natur fruchtbare, aber unbearbeiteten Boden fällt, wäre eine fast völlig verlorene Ausgabe. Verbindet man damit eine einzige Bearbeitung, so ist der Ertrag schon stärker; eine zweite und dritte Bearbeitung könnten vielleicht den Ertrag nicht nur verdoppeln oder verdreifachen, sondern vervier- oder verzehnfachen, und der Ertrag würde auf diese Weise in einem sehr viel rascher ansteigenden Verhältnis wachsen, als die Ausgaben anwachsen, und das bis zu einem gewissen Punkt, wo der Ertrag im Vergleich zum Aufwand der größtmögliche sein wird. Wird dieser Punkt überschritten, so wird bei weiterer Vergrößerung der Ertrag noch steigen, aber weniger, und wird nach und nach immer weniger und weniger, bis daß, da die Fruchtbarkeit der Erde erschöpft ist und auch künstliche Maßnahmen nichts mehr hinzufügen können, ein Anwachsen des Aufwandes dem Erzeugnis absolut nichts mehr hinzufügen würde.“ (Turgot zitiert nach Weddigen 1950, S. 124) PuO SS 2011 – JProf. Dr. T. Kilian
10
Beispiel Arbeiter
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
Sack Getreide
0
2
9
30
50
64
75
78
80
79
76
•
Arbeiter 2 und 3 bewirken überproportionalen Anstieg: Durch Arbeitsteilung
•
Ab 4. Arbeiter ist der Anstieg zwar positiv, aber wird immer niedriger: Durch abnehmende „Fruchtbarkeit des Bodens“
•
Ab 9. und 10. Arbeiter geht die Produktivität zurück: Durch gegenseitige Behinderung der Arbeiter
PuO SS 2011 – JProf. Dr. T. Kilian
11
Beispiel •
Hier: Produktionsfunktion bei partieller Faktorvariation
• •
Konstanten: Boden, Saatgut und Dünger Variabler Produktionsfaktor: Anzahl der Arbeitskräfte
Gesamtertragsfunktion
x x(ri )
PuO SS 2011 – JProf. Dr. T. Kilian
12
Beispiel: Verlauf der klassischen Produktionsfunktion Getreide
Arbeiter
PuO SS 2011 – JProf. Dr. T. Kilian
13
Grenz- und Durchschnittsertragsfunktion •
Erste Ableitung der Gesamtertragsfunktion ist die Grenzertragsfunktion: Ertragszuwachs, durch eine zusätzliche (marginale) Einheit eines Produktionsfaktors an.
f i x' (ri ) ri •
Durchschnittsertragsfunktion
f i (ri ) x e ri ri
PuO SS 2011 – JProf. Dr. T. Kilian
14
Beispiel •
•
Zusammenhang zwischen: Gesamtertragsfunktion zugehöriger Grenzertragsfunktion und Durchschnittsertragsfunktion
Anhand der Funktion:
x 7,5r1 r 2
3 1
PuO SS 2011 – JProf. Dr. T. Kilian
15
Klassisches Ertragsgesetz
PuO SS 2011 – JProf. Dr. T. Kilian
16
Klassisches Ertragsgesetz: Phase I • •
•
Konvexer Abschnitt der Gesamtertragsfunktion Steigender Durchschnittsertrag, Gesamtertrag und steigende Grenzerträge Phase I endet beim Wendepunkt/Maximum von x‘ (Schwelle des klassischen Ertragsgesetzes)
x' 15r1 3r1
2
•
Grenzertragsfunktion
•
Wendepunkt/Maximum durch zweite Ableitung
x' ' 15 6r1 r1 2,5
PuO SS 2011 – JProf. Dr. T. Kilian
Ende Phase I
17
Klassisches Ertragsgesetz
PuO SS 2011 – JProf. Dr. T. Kilian
18
Klassische Ertragsgesetz: Phase II • • •
Grenzertrag nimmt ab Durchschnittsertrag und Gesamtertrag nehmen zu Maximum des Durchschnittsertrags: Höchste Produktivität des variablen Produktionsfaktors, damit technisch optimale Ausnutzung
f i (ri ) x 7,5r1 r1 e ri ri r1 2
•
Durchschnittsertragsfunktion:
e 7,5r1 r1 •
Erste Ableitung:
3
2
e' 7,5 2r1 PuO SS 2011 – JProf. Dr. T. Kilian
19
Klassische Ertragsgesetz
PuO SS 2011 – JProf. Dr. T. Kilian
20
Klassische Ertragsgesetz: Phase III • •
Ertragszuwächse werden aufgrund weiter abnehmender Grenzerträge immer geringer Ende der Phase: Gesamtertrag Maximum (Grenzertrag = 0)
•
Nullstelle der Grenzertragsfunktion
r1 5
PuO SS 2011 – JProf. Dr. T. Kilian
21
Klassische Ertragsgesetz
PuO SS 2011 – JProf. Dr. T. Kilian
22
Klassische Ertragsgesetz: Phase IV • •
Fallender Gesamtertrag, Durchschnittsertrag und Grenzertrag Grenzertrag negativ
Jeder zusätzlicher Einsatz des variablen Produktionsfaktors führt zu einem absoluten Rückgang der Produktionsmenge
•
Phase endet bei Gesamtertrag = 0
PuO SS 2011 – JProf. Dr. T. Kilian
23
Überblick: Phasen des klassischen Ertragsgesetzes
Phase
Gesamtertrag
Durchschnittsertrag
Grenzertrag
Endpunkt
I
positiv Steigend konvex
positiv steigend
positiv steigend
Wendepunkt von x Maximum von x’
II
positiv steigend konkav
positiv steigend
positiv fallend
Maximum von e e=x’
III
positiv steigend konkav
positiv fallend
positiv fallend
Maximum von x X’=0
IV
positiv fallend konkav
positiv fallend
negativ fallend
X=0
PuO SS 2011 – JProf. Dr. T. Kilian
24
Kostenfunktion •
Aussage: Die Produktionskosten hängen von der Produktionsmenge (bzw. den Inputs) ab
K K (x) •
Funktion der variablen Kosten
Kv ( x) ri ( x) qi Faktoreinsatzmenge
PuO SS 2011 – JProf. Dr. T. Kilian
Faktorpreis
25
Kostenfunktion •
Gesamtkostenfunktion
K ( x) K F Kv ( x) K F ri ( x) qi Fixe Kosten
PuO SS 2011 – JProf. Dr. T. Kilian
26
Die klassische Kostenfunktion Verlauf der klassischen Kostenfunktion
PuO SS 2011 – JProf. Dr. T. Kilian
27
Klassische Kostenfunktion
K ( x) 31,25 ( x 2,5)3
•
Kostenfunktion (näherungsweise)
•
Grenzkosten: Zusätzliche Kosten, die bei der Herstellung einer weiteren Produktionseinheit anfallen
K ' ( x)
K ( x) x
K ' ( x) 3( x 2,5) 2 Minimum bei x 2,5
PuO SS 2011 – JProf. Dr. T. Kilian
28
Die klassische Kostenfunktion Verlauf der klassischen Kostenfunktion
PuO SS 2011 – JProf. Dr. T. Kilian
29
Klassische Kostenfunktion •
Durchschnittskosten: Gesamtkosten durch zugehörige Produktionsmenge
K ( x) k ( x) x
•
Variable Durchschnittskosten
K ( x) K F ri ( x) qi kv ( x) x x
PuO SS 2011 – JProf. Dr. T. Kilian
30
Kostenfunktion: Phase I • • •
Übereinstimmung mit der ersten Phase des Ertragsgesetzes Gesamtkostenfunktion konkav steigend Durchschnittskosten und variable Kosten nehmen ab
•
Ende der Phase: Gesamtkostenfunktion erreicht ihren Wendepunkt bzw. Grenzkostenfunktion ihr Minimum
PuO SS 2011 – JProf. Dr. T. Kilian
31
Die klassische Kostenfunktion Verlauf der klassischen Kostenfunktion
PuO SS 2011 – JProf. Dr. T. Kilian
32
Kostenfunktion: Phase II •
• •
Gesamtkostenfunktion und Grenzkostenfunktion konvex steigend: Überproportionale Zunahme der Kosten bei zunehmender Produktionsmenge Durchschnittskosten und variable Durchschnittskosten fallen Ende der Phase: Grenzkosten schneiden die variablen Kosten (Betriebsminimum): kurzfristige Preisuntergrenze, wenn das Unternehmen auf Fixkostendeckung verzichtet
PuO SS 2011 – JProf. Dr. T. Kilian
33
Die klassische Kostenfunktion Verlauf der klassischen Kostenfunktion
Phase IV
PuO SS 2011 – JProf. Dr. T. Kilian
34
Kostenfunktion: Phase III Phase III • Lediglich fallende Durchschnittskosten • Gesamtkosten, Grenzkosten und variable Durchschnittskosten steigen
•
Ende der Phase: Durchschnittskosten erreichen ihr Minimum und schneiden die Grenzkostenfunktion (Betriebsoptimum) Verhältnis von Kosten und Produktionsmenge am günstigen Langfristige Preisuntergrenze
Phase IV • Sämtliche Kostenfunktionen nehmen überproportional zu • Ende der Phase: Kapazitätsgrenze
PuO SS 2011 – JProf. Dr. T. Kilian
35
Die klassische Kostenfunktion Verlauf der klassischen Kostenfunktion
PuO SS 2011 – JProf. Dr. T. Kilian
36
Kritik an der klassischen Produktionsfunktion • Ungeeignet für die Beschreibung von industriellen Produktionsprozessen:
Entwicklung aufgrund von Beobachtungen in der Landwirt
schaft Produktionsverfahren stark von den biologischen Gesetzmäßigkeiten und zeitlichen Zwängen des Pflanzenwachstums geprägt
PuO SS 2011 – JProf. Dr. T. Kilian
37
Fragen?
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
PuO SS 2011 – JProf. Dr. T. Kilian
38