Mohn - Sommer und Winter (Papaver soniferium L.) Anbau- und Kulturanleitung

MOHN - SOMMER UND WINTER Mohn - Sommer und Winter (Papaver soniferium L.) Anbau- und Kulturanleitung Ing. Peter Köppl, Referat Ackerbau und Alternati...
Author: Florian Hausler
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MOHN - SOMMER UND WINTER

Mohn - Sommer und Winter (Papaver soniferium L.) Anbau- und Kulturanleitung Ing. Peter Köppl, Referat Ackerbau und Alternativen Pflanzenschutz: DI Hubert Köppl

Geschichte und Abstammung Als Stammpflanze wird allgemein "Papaver setiferum" angesehen, eine im Mittelmeerraum weit verbreitete Art, die auch gelegentlich kultiviert wird. Der bei uns heimische Klatschmohn „Papaver Rhoeas“ kommt als unmittelbarer Vorfahre nicht in Betracht. Der Klatschmohn ist außerdem diploid und frei von Opiaten. Mohn ist in Österreich (BA Linz, Hofrat Dr. Schachl nachgewiesen in Genbank) eine sehr alte Kulturpflanze, deren Anbau selbst in Mitteleuropa bis in die Pfahlbauzeit nachgewiesen ist.

Boden und Klima Mohn ist eine einjährige Winter-/Sommerfrucht mit hoher Kältetoleranz in der frühen Entwicklungsphase. So können auch Spätfröste den Jungpflanzen (außer im Keimblattstadium) wenig schaden, wie überhaupt die Klimaansprüche bescheiden sind, sodass Sommermohn problemlos bis zu einer Höhenlage von über 800 m mit Erfolg angebaut werden kann. Trotzdem verlangt der Mohn warme, feuchte Sommer - nasskalte Sommer und Lagen liebt er weniger. Mohn ist eine Kulturpflanze des Mittelbodens, die nur den Extremen ausweicht wie etwa bindigen, schweren Böden, Böden mit stauender Nässe oder ganz leichten Sandböden. Auf Wiesenumbrüchen oder Böden mit sehr grober Bodenstruktur soll nach Möglichkeit kein Mohn gebaut werden. Ebenso wirken sich Bodenverdichtungen oder Verdichtungen bei Ausfahrten von Feldern negativ auf die Pflanzenentwicklung aus. Am besten geeignet sind nährstoff- und humusreiche lehmige Sande oder sandige Lehme und fruchtbare Kalkböden. Verschlämmung zum Auflaufen auf Tonböden könnte (ähnlich wie bei der Rübe) Probleme machen. In solchen Fällen ist im Frühjahr tief zu lockern (Grubber einsetzen u. dann oberflächlich fein herrichten). Mohn kann als eine Pflanze betrachtet werden, die in ihren klimatischen Ansprüchen im Übergang vom maritimen zum kontinentalen Klima günstige Anbaubedingungen findet. Diesen Klimaverhältnissen entsprechend ist Mohn in der Jugendentwicklung

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relativ unempfindlich gegen niedrige Temperaturen, stellt aber in der Hauptvegetationszeit und in der Blüte hohe Ansprüche an die Wärme. Dies gilt auch für die Zeit der Samenausbildung und Reife. Hohe Temperaturen wirken sich günstig auf die Ertragsleistungen und den Ölgehalt aus. Viele Niederschläge zum Zeitpunkt vor oder zur Blüte verringern die Ertragserwartungen. Mohn ist eine Langtagpflanze, was durch die Wahl eines möglichst frühen Aussaattermins berücksichtigt werden sollte, damit noch eine ausreichende vegetative Entwicklung vor der generativen Phase ablaufen kann. Hingegen wäre bei Wintermohn aber eine Spätsaat um Ende September gegeben.

Sorten und Varietäten Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Winter- und Sommermohn sowie a) Schüttmohn (auch Sehender Mohn), dessen Kapsel sich bei der Reife unter der Rosette zu kleinen Löchern öffnet. Gefahr des Ausschüttelns durch Wind. b) Schließmohn (auch Blinder Mohn), dessen Kapsel geschlossen bleibt, sodass die Samen nicht ausfallen können. Im österreichischen Kontraktanbau wird fast ausschließlich Schließmohn verwendet. Die Samenfarbe ist ein weiteres Unterscheidungsmerkmal, sie variiert von gelblich weiß über rotbraun und allen Schattierungen von blau und grau bis zu schwarz. Die bei uns häufigsten Sorten sind Grau- und Blaumohn. Die heimischen, gut angepassten und weit verbreiteten Varietäten, die noch echte Landsorten sind, gehören ausnahmslos zum Graumohn. So auch der „Zwettler Graumohn", eine aus einer solchen Landsorte gezogene Zuchtform - bekannt als Edelweiß, Edelrot und weitere. Im Jahr 1995 ist es dem Bundesamt für Agrarbiologie gelungen, eine Schließmohnsorte von der heimischen Graumohnsorte „Florian“ zu züchten. Diese, sowie auch alle anderen Sorten (Sommerblaumohn „Aristo“, eingetragen 2005 und verbessert ab 2010 durch Morphinfreiheit) sind u.a. auch bei der Saatbau Linz erhältlich. Sie sind, was die Erträge betrifft, doch deutlich besser als die älteren Sorteneintragungen. Die weiteren Sorten sind: die bei uns eingeführte holländische Sommerblaumohnsorte "Marianne" oder die polnische Sorte „Parmo“ u.a. - weisen meist blaue Samenfarbe und höheren Morphingehalt auf. Alle genannten Sorten sind Schließmohnsorten. Solche neuen, oft ausländischen Zuchtsorten sind zwar ertragsmäßig oft besser, aber nicht immer unseren Klimabedingungen angepasst. Schüttmohn gilt allgemein ertragsreicher als Schließmohn, wenngleich er den Nachteil hat, dass die Samen bei der Reife leicht ausfallen - besonders in windgeschützten Lagen. Eine Eigenschaft, die aber auch von Vorteil sein kann, wenn man etwa die Möglichkeit hat, Mohnkapseln an Blumengeschäfte zu verkaufen. Mohn ist in hohem Maße ein Selbstbefruchter. Allerdings können Insekten zur Fremdbefruchtung beitragen. Darauf ist besonders bei der Samenerzeugung zu achten, dass Schüttmohn in unmittelbarer Nachbarschaft zu Schließmohn zu einem erhöhten Anteil sich öffnender Kapseln führen kann und umgekehrt.

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Nachstehend sind jene Sorten und Eigenschaften angeführt, die im österr. Zuchtbuch eingetragen sind.

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Sommermohn

Wintermohn Zeno und Zeno Morphex haben sich wegen der oftmaligen Auswinterungen in den letzten Jahren im österreichischen Anbau wieder verringert. Auch der falsche Mehltau bei „Zeno“ hat hierzu noch einiges beigetragen. Es gibt aber aus den Hochlagen vom Mühlviertel bei Fa. Erntegut bereits ertragreiche WintermohnNeuzüchtungen.

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Saatgut In Österreich wird grundsätzlich von den Kontraktgebern das Saatgut für die jeweils regionale Anbauplanung vorbereitet (meist geschlossene Systeme). Der nierenförmige Same hat ca. 1,5 mm Durchmesser; das Tausendkorngewicht schwankt, je nach Sorte und Aufwuchsbedingungen, zwischen 0,2 - 0,4 und 0,6 g. Das österr. Saatgutgesetz (lt. Erlass des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft vom 8.7.94 GZ 26.062/21-IIC12/1994) schreibt eine Mindestreinheit von 98 % und eine Keimfähigkeit von 80 % vor. Es dürfen alle Sorten aus Europa und alle Ökotypen (Land- und Lokalsorten) aus Österreich gehandelt werden. Der Same ist sehr ölhaltig; der Gesamtgehalt an Ölen und Fetten schwankt zwischen 40 und 53 %. Hier ist bei längerer Lagerung Vorsicht geboten, da besonders bei schlechter Durchlüftung das im Samen enthaltene Öl schnell ranzig wird. Damit ist der Same nicht nur für den menschlichen Verzehr ungeeignet, es geht auch die Keimfähigkeit verloren. Bei der Lagerung für Saatzwecke empfiehlt es sich, die Samen in den Kapseln zu belassen und erst kurz vor der Aussaat zu dreschen und zu reinigen. Trotz alledem soll Mohn nicht über zwei Jahre gelagert werden. Der Ertragsabbau ist nach 2 Jahren Nachbau über 15 %. Eine Pillierung von Mohnsaatgut ist möglich: Pillensaatgut soll nicht überlagert werden. Gegen Auflaufkrankheiten ist die Beize TMTD 98% Satec zugelassen, gegen beim Auflauf schädigende Insekten (Erdfloh, etc.) ist keine Beize mehr zugelassen.

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Anbau

Wichtig: Es darf vor einem Mohnanbau keinesfalls in der Vorfrucht (z.B. Begrünung abspritzen oder zur Feldsäuberung etc.) ein Glyphosatprodukt angewendet werden. Sie haben absolut keinen oder ganz schlechten Feldaufgang!!! Die Frage der Rückstände ist ebenfalls problematisch. Hier geht es um ein ölhaltiges - direktes Lebensmittel. Sommermohn Mohn ist bezüglich der Vorfrucht bis auf Wiesenumbruch und Dauerbrachen nicht wählerisch. Es ist vielmehr wichtig, dass das Feld ohne Verdichtungen vorbereitet ist. Mohn ist, was die Bodenvorbereitung angeht, anspruchsvoller als die Rübe. Das Saatbeet muss tief gelockert und oberflächlich gartenmäßig vorbereitet sein. Sommermohn hat aber auch ein erhebliches Wasserbedürfnis und braucht die Winterfeuchte. Es soll bevorzugt eine Herbstfurche oder Grubberung gemacht werden und das Feld im zeitigen Frühjahr mit einem entsprechenden Kombinationsgerät geebnet und feinkrümelig saatfertig gemacht werden. Pillensaatgut muss - wie das der Rübe - auf einen festeren Untergrund (ev. vorher Cambridgewalze), der eine gute Wasserversorgung gewährleistet, abgelegt und flach angedrückt werden. Mohn kann auch nach ausgewinterten Kulturen - Getreide oder Raps - gebaut werden. In solchen Fällen ist allenfalls eine Direktsaat vorzuziehen. Der Anbauzeitpunkt ist generell früh zu wählen, März oder spätestens bis Mitte April. Der Anbau im Osten Österreichs ist eher Ende Februar zu planen. Aus Erfahrung weiß man, dass Spätfröste Mohn im Keimblatt ab - 3°C schädigen; Auch schöne Aussaattage im Februar können in Gunstlagen genutzt werden, um die letzten Märztage für das Auflaufen unter feuchten Bedingungen zu fördern. Die Minimaltemperatur für die Keimung liegt bei + 3° C.

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In Österreich (außer im Waldviertel - Reihensaaten mit der Schöpfbechermaschine) wird hauptsächlich mit den Drillmaschinen (Feinsärad) Mohn angebaut. Wenn die Saatstärke nicht zu drosseln ist, können auch Scharreihen geschlossen werden. Meist wird jede 2. oder 3. Drillreihe (hintere Schare) gewählt. Ein Abstimmen der Saatabstände auf ein allenfalls vorhandenes Hackgerät im Bio-Anbau wäre vorteilhaft. Der Saatgutbedarf liegt bei ca. 0,8 kg/ha (je nach Keimfähigkeit) und kann mit einem Streckmittel (Grieß) auf das erforderliche Ausbringungsniveau gestreckt werden. Kontraktgeber sollen trachten, jeweils Hektareinheiten beim Saatgutbezug auszufolgen. Auf jeden Fall ist auf eine flache Saat zu achten, eine Saattiefe von + - 0,5 cm darf nicht überschritten werden. Oftmals genügt vor einem Regen eine Oberflächensaat! Gegebenenfalls kann vor der Saat auf leichten Böden ev. gewalzt werden um flache Saatgutablagen zu ermöglichen. Ein Anbau in Windrichtung könnte vorteilhaft sein. Wintermohn Die Aussaat von Wintermohn - derzeit die Sorten Zeno, Zeno 2002 und Zeno Morphex sowie Josef im österr. Zuchtbuch - erfolgt in unseren Breiten meist bis ca. 10. September (lt. Züchterangaben). Die neue mühlviertler Winterblaumohnsorte der Fa. Erntegut und die Sorte Josef sollen nicht vor 20. September ausgesät werden (sonst zu starke Entwicklung). Ansonsten sind die Feldvorbereitungen ähnlich denen von Sommermohn. Wintermohn wurzelt sehr tief (bis 60 cm) und ist meist nach der Wintergerste druschreif. Wintermohn soll im Herbst max. eine kleine Rosette (8 - 15 cm) bilden können, um bei Frühjahrsfrösten die Wurzel vor dem Abreißen zu schützen. Eine frühe Herbstfurche (4 bis 6 Wochen vor dem Anbau) hilft, Auswinterungen etwas zu mildern. Wintermohn ist in Österreich seit 1997 im Anbau. Derzeit kommt es immer wieder in extremen Jahren zu stärkeren Auswinterungen (2003 auf 2004 und 2008) – wenngleich das Risiko bei der Sorte „Mühlviertler“ deutlich geringer ist. Der Vorteil bei Wintermohn liegt einerseits im Nutzen einer Herbstbegrünung, früheren Abreife (Juli) und dem Nutzen der Winterfeuchte zur Blüte Ende Mai. Mehrerträge bei Wintermohn sind bei „Mühlviertler“ und Josef festgestellt worden.

Pflege a) mechanisch: Wenn eine Reihenhacke erfolgen soll, ist dies meist nach dem Auflaufen (4 - 6 Wochen) erforderlich. Ist eine Verunkrautung früher zu erwarten, kann mit Markiersaat (z.B. Leindotter, Buchweizen oder ähnliche Samen) gearbeitet werden, um die Reihen früher zu finden. Eine Hacke ist sicherlich vorteilhaft in der Pflanzenentwicklung, besonders auf schweren oder zur Verdichtung neigenden Böden. Man kann unter Umständen die 1. Düngung mit einarbeiten. Weiters könnte, wenn der Boden nach dem Anbau sehr stark verkrustet, bis etwa 10 Tage nachher mit einer Cambridgewalze die Kruste gebrochen werden. Späteres Krustenbrechen könnte die Keimlinge verletzen. Mohn ist beim Auflaufen dunkelblau bis schwarz, hat 3 bis 4 mm lange und 1 mm breite Keimblätter und er läuft bei Nacht auf. Der Boden soll bis zur Beschattung durch die unteren Laubblätter der heranwachsenden Mohnpflanze locker bleiben. Bei beginnendem Hochwachsen von Mohn soll mit dem Hackgerät etwas „schneller“ gefahren werden, damit allenfalls Unkrautpflanzen in der Reihe verschüttet werden. Striegeln bei Mohn hat sich außer bei zu dichten BeStand: Jänner 2018

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ständen weniger bewährt. Hackbürsten auf lockeren Böden und Abflammgeräte sind ebenso einsetzbar. Die Regelung der Bestandesdichte ist in den meisten Fällen nicht nötig. Grundsätzlich sollen mindestens 50 Pflanzen auf 1 m² (75 - 85 werden geduldet) zu finden sein. Von einer Pflanze werden meist 1 - 4 Kapseln gebildet. Die Kapselanzahl je Pflanze ist in erster Linie von einer frühen Saatzeit, aber auch von der Sorte, Düngung und auch von der Bodenstruktur abhängig. b) chemisch: Mohn hat eine sehr langsame Jugendentwicklung und ist deshalb sehr konkurrenzschwach gegenüber Unkräutern. Eine gezielte Unkrautbekämpfung ist deshalb wichtig. Pflanzenschutz Mohn von DI Hubert Köppl:

Pflanzenschutzmittel in Mohn Produkt

Herbizide Boxer* Callisto* Centium CS* Fusilade MAX*,

Aufwandmenge/ha

2,5-3,5 l 0,8-1,0 l 0,15-0,25 l

ca. Preis

Anwendungszeitpunkt

29,00-40,60 VA (vor dem Auflaufen der Kultur) 45,00-56,20 NA, Frühjahr; 6. Laubblatt der Kultur entfaltet 24,70-41,10 VA, unmittelbar bis 3 Tage n. d. Saat

1l 2 l (Quecke)

28,10 56,20

2,25 oder 2x 1,1 l 2 x 1 kg

71,80 106,30

NA, 2-Blattstadium bis Bestockungsbeginn der Ungräser; bis max. erste Blütenknospen des Mohns sichtbar NA, ab 2. (1,1 l) bzw. 4. Laubblatt der Kultur entfaltet NA, ab 2. Laubblatt der Kultur entfaltet

Lentipur 500*

1,3 l

12,60

VA; bis 2 Tage nach der Saat

Insektizide Biscaya* Karate Zeon*

0,3 l 75 ml

20,30 10,30

Befallsbeginn bei Erreichen von Schwellenwerten; vor der Blüte

Laudis* Lentagran 45 WP*

Bemerkungen

pro ha1)

Schwäche bei Kamille und Stiefmütterchen Praxisempfehlung: 0,8 l/ha bei sehr guter Wachsschicht Spezialist gegen Klettenlabkraut, Vogelmiere, Taubnessel gg. Ungräser; wüchsige Witterung

Splitting-Anwendung; gute Wachsschicht nötig Schwäche bei Kamille u. tw. Gänsefuß-Arten

gegen Mohnkapselrüssler gegen beissende und saugende Insekten max. 1-malige Anwendung i. d. Kultur

* Schäden, einschl. Ertragsminderung, a. d. Kultur möglich; mögliche Schäden a. d. Kultur liegen im Verantwortungsbereich d. Anwenders. Vor dem Mitteleinsatz ist daher die Pflanzenverträglichkeit u. Wirksamkeit unter betriebsspezifischen Bedingungen zu prüfen. 1) ca. Preis 2017, exkl. Mwst, größtes Gebinde

Genannte Präparate sind derzeit für Mohn 2018 zugelassen.

Düngung Grundsätzlich je nach Bodenbonität und Bodenuntersuchung unterschiedlich - aber ähnlich wie Weizen im Frühjahr. Mohn hat ab Blattrosette ein sehr gutes Nährstoffaneignungsvermögen; für Phosphor und Kali ist daher auf einen guten Versorgungszustand der Böden zu achten. Trotzdem wird neben Phosphor und Kali auch auf eine relativ hohe Stickstoffdüngung wert gelegt, obwohl es um 3 - 5 Tage zu einer Reifeverzögerung führen kann. Eine ausreichende Stickstoffdüngung sowie 65 kg P2O5 und K2O je ha sind anzuraten. (Laut UBAG/IP sind bei Mohn – Ertragslage hoch 120 kg N erlaubt!) Die Bestandesentwicklung sowie der Vorfruchtwert und der Bodenzustand (Reststickstoff) sind bei der Düngung unbedingt mit zu berücksichtigen! Mohn ist gegen Bormangel empfindlich und reagiert mit massiven Ertragseinbußen; daher sind borhältige Dünger zu bevorzugen! Auch Schwefel und Mangan sind ertragsfördernd. Daher wird z. B. eine „Magnesiakalkung“ zur Kultur (vor der Saat) ganz gut vertragen. Auch Blattdüngungsmaßnahmen sind möglich; allerdings bei Harnstoff ist etwa die Hälfte der üblichen Menge wie bei Getreide anzuwenden. Ebenso können Fungizidmaßnahmen mit Blattdüngungsmaßnahmen kombiniert werden. Wintermohn soll im Herbst geringe Düngermengen, den Rest Ende März/Anfang April erhalten. Im BioAnbau kann bei Mohn jederzeit Mist oder Kompost gegeben werden. Gülle eher vor Stand: Jänner 2018

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dem Anbau mit einarbeiten. Jauchedüngung kann ab dem Rosettenstadium am Abend bei guter Wachsschicht oder an trüben Tagen verabreicht werden. Blattverbrennungen sind nicht auszuschließen.

Wichtig: Eine Bereinigung am Feld im Falle von Auftreten der Arten wie gefleckter Schierling, Ragweed (Traubenkraut), Stechapfel, Eisenhut, bittersüßer Nachtschatten oder Pilsenkraut ist vor der Ernte durchzuführen. Gewisse Samen sind sehr schwer von Mohn heraus zu reinigen bzw. zählen zu den giftigen Samenarten.

Ernte Obwohl sich die Blüte über einen Zeitraum von gut 2 Wochen (Wintermohn Anfang Juni, Sommermohn ab 20. Juni bis 10. Juli) erstreckt, bleiben die Kapseln der Nebentriebe in der Abreife kaum hinter der Hauptkapsel zurück und liegen im Feuchtigkeitsgehalt höchstens um 1 bis 2 % höher. Sobald die Kapseln dürr geworden sind und die Samen in den geschlossenen Kapseln beim Schütteln rascheln, ist der Mohn reif - dies ist meist Anfang/Mitte August bis Mitte September in Hochlagen. Wintermohn ist Ende Juni bis Anfang Juli reif. Erfahrungsgemäß ist Mohn reif, wenn auf etwa 10 Gehschritte im beiderseitigen Armbereich maximal nur mehr eine "Gummikapsel" (Kapsel, die nach dem Drücken nicht zusammenknackt) vorhanden ist. Sofort nach dem Aufschneiden der Kapseln darf der Mohnsamen nicht mehr umfärben! Grundsätzlich soll nicht über 9 % Feuchtigkeit geerntet werden. Geschlossener Mohn kann in der Kapsel auch nach längerer Regenperiode (ist meist nach 1 Tag wieder trocken) bis zu einem Wassergehalt von ca. 8 % am Feld belassen werden (keine Nachtrocknung erforderlich). Mohn kann im Mähdrusch geerntet werden. Allerdings ist zu beachten, dass die Samen nicht durch falsche Mähdreschereinstellung - wie zu enger Korbabstand, zu hohe Trommelgeschwindigkeit oder defekte Elemente wie scheuernde Schnecken - gequetscht werden und durch das austretende Öl schnell ranzig werden. Unbedingt „Weich dreschen!!!“ Windeinstellungen wegen der Feldverluste mehrmals prüfen!!! Wir empfehlen, bei Druschbeginn auf dem Feld eine Gummimatte (Bsp. Fußmatte vom Auto) vor der Überfahrt der Mähdreschermitte abzulegen. Nach dem Überfahren des Mähdreschers sollen keine (höchstens 10) Mohnsamen zu finden sein. Im Korntank beim dreschen dürfen die Körner nicht nachfärben – wäre Ölaustritt und grober Druschfehler!!! Solche Ernten sind als Lebensmittel unverkäuflich. Solange die Mohnkörner mit trockener Spreu vermengt gelagert werden, ist ihre Haltbarkeit gut. Dagegen benötigt gut gereinigter Mohn besondere Aufmerksamkeit. Er muss in dünnen Schichten gelagert und öfter umgeschichtet bzw. belüftet werden. Mohn verdichtet im Sack oder Silo sehr hoch! Daher nur trockenes Gut lagern, da lüften wenig Sinn ergibt. Keinesfalls neben weiteren ätherischen Arten oder in duftenden Behältern lagern. Mohn nimmt sofort alle Düfte auf. Dies ist auch der Fall, wenn mit getrocknetem Unkraut oder auf feuchten, muffigen Böden Mohn gelagert wird. Dann treten massive Qualitätsverluste ein.

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Ertrag Es ist mit einem Samenertrag von 600 bis 1400 kg/ha, in Ausnahmefällen sogar bis 1800 kg/ha zu rechnen, wobei das Ertragsniveau im Schnitt der Jahre sehr konstant ist. Der Stängel-Ertrag liegt bei 1800 - 2500 kg/ha. Sie dienen bestenfalls als Brennstoff und sind sowohl als Futter wie auch als Einstreu ungeeignet.

Hygiene Fahrzeuge, die Mohnsamen offen auf ihre Ladefläche aufladen, sind vorher gründlich zu waschen und die Ladeflächen bzw. die geladenen Samen mit Planen abzudecken. Vor allem Bakterien (Bakterium Escherichia coli) und Salmonellen (SalmonellenEnteritis) sind gefährliche Verunreinigungen und können trotz Erhitzung nachgewiesen werden. Das Lebensmittelgesetz schreibt die Produkthaftung in diesem Fall schon ab Halm vor.

Pflanzenschutz/Gesundheit Mohn ist eine relativ gesunde Kulturart, wenngleich auch hier eine Reihe von Krankheiten und tierischen Schädlingen auftreten können - insbesondere Erdflöhe müssen im Auflaufen sehr beachtet werden. Kalkstickstoff ist - auf trockene Pflanzen ausgebracht - oftmals als unkraut- und pilzhemmend einzustufen. Ansonsten treten noch bis auf den Kapselrüssler oder vielleicht gelegentlich dem Mehltau kaum große Schädigungen auf. Krankheiten Am häufigsten ist der Falsche Mehltau (Peronospora arborescens) an den grünen Stängeln und Blättern zu beobachten - hauptsächlich momentan nur bei Wintermohn. Das Schadensbild zeigt zunächst bleiche Flecken an den Blättern, an deren Unterseite sich ein bleichweißer Pilzrasenanflug bildet. Später verkrümmt sich der Stängel und die Blätter sind blasig aufgetrieben. Stand: Jänner 2018

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Nicht selten ist auch Helminthosporiose, hervorgerufen durch den Pilz Helminthosporium papaveris. An Jungpflanzen (Wurzel) können brandartige Veränderungen auftreten, bei älteren, erkrankten Pflanzen vertrocknen zuweilen manchmal auch die Blütenköpfe und fallen noch vor der Blüte ab. Wird die Kapsel befallen, sind die Samen oft durch das Pilzmycel miteinander verflochten und haften an der Fruchtwand fest. Da diese Samen ebenfalls durch den Pilz infiziert sind, dürfen sie keinesfalls als Saatgut verwendet werden. Originalsaatgut ist immer vorzuziehen! N-überdüngte Flächen (im Aufwachsen) lassen Pflanzen leichter mit Pilzen befallen und zusammenbrechen. Auch die bekannte Stängelbakteriose (pilzliche Erreger im Aufwachsen) ist möglich. Die Pflanzen erscheinen nesterweise schlapp und fallen tagsüber zusammen. Aktuell sind keine Fungizide zugelassen. Tierische Schädlinge Größere Schäden im Auflaufen können - wie bereits erwähnt - durch den Erdfloh entstehen. Eine insektizide Beize steht nicht mehr zur Verfügung. Das Schadensbild sind kleine runde Löcher bis siebartiger Durchlöcherung an den tieferen Blättern junger Pflanzen. Eine Behandlung soll bei 10 % Blattflächenverlust – das kann beim Auflaufen rasch eintreten! – mit Karate Zeon (75 ml/ha) durchgeführt werden. Zunehmend treten auch Blattläuse auf. Ein erster Befall zeigt sich durch den "Honigtau", farblose, klebrige Tröpfchen an den Stängelspitzen und der Blattunterseite – auch hier ist ein Einsatz von Karate Zeon möglich. Andere spezifische Schädlinge, wie der Weißfleckenrüssler, der an der Wurzel saugende Mohnwurzelrüssler und die Mohngallmücke sind bis jetzt bei uns in den letzten Jahren mehr oder weniger stark in Erscheinung getreten. Bei Auftreten eines Schadbildes ist es in jedem Fall notwendig, rechtzeitig im Monat April/Mai die Pflanzenschutzmaßnahmen am Rüsselkäfer und Eigelege (also vorher) zu setzen. Der Befall der Mohnkapseln in der Blühphase durch den Mohnkapselrüssler ist unbedingt zu beachten (grauer 3 mm großer Käfer mit langem Rüssel). Er ist meist zur Mohnblüte zu finden und wäre bei Auftreten von mehr als 3 Käfern je m² zu bekämpfen. Zugelassen ist hier auch Biscaya (0,3 l/ha). Andere Käfer in der Mohnblüte (z.B. Glanzkäfer) schädigen keinesfalls. Mohnanbau, soweit es sich nicht um Drogengewinnung handelt, unterliegt bei uns keinerlei Beschränkungen. Auch enthalten der Samen und das reife Stroh sowie die Kapseln unseres Mohnes praktisch keine Opiate, wie diese überhaupt gegen verschiedene Einflüsse von Temperatur und Licht sehr empfindlich sind und dementsprechend leicht abgebaut und zerstört werden. Der Ölgehalt der Samen ist hoch und erreicht oft Werte bis zu 50 %. Die Qualität des Mohnöls wird durch die hohen Anteile an Linolsäure (ca. 60 %) und Ölsäure (ca. 30 %) bestimmt. Da das Öl unter Lufteinfluss verfestigt, werden auch Malerfarben hoher Qualität aus Mohnöl hergestellt. Ebenso hat Mohnöl die höchste Schmierfähigkeit von allen Pflanzenölen. Die Gewinnung des Öls erfolgt durch Kaltpressung, sodass im Pressrückstand ein hoher Anteil Öl (mehr als 10 %) verbleibt, der zusammen mit dem Eiweißgehalt des Rückstandes – Presskuchen (ca. 40 %) - ein hochwertiges und energiereiches Futter liefert. ÖPUL, UBB: Mohn kann Ausgleichszahlungen erhalten. Als Blühkultur und Heil- und Gewürzpflanzen anrechenbar sind u. a. Mohn, Kümmel, Lein, Ringelblume und Schnittlauch sowie Kulturen zur Saatgutproduktion autochthoner Wildpflanzen.

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Ebenso empfehlen wir eine Risikoabdeckung durch eine Hagelversicherung bzw. Auswuchsversicherung.

Direktverkauf Bedenken Sie, dass Sie ein direktes Lebensmittel produzieren und die Produkthaftung übernimmt immer derjenige, der die Ware in den Verkehr bringt. Eine Untersuchung auf Verkehrsfähigkeit ist bei Abnahmekontrakten daher von der Übernahmefirma der Ware zu veranlassen. Nach der Lebensmittelgesetzregelung EU 178/2002, 1829 u. 1830/2003 sowie nach der Rückstandsverordnung ist dies unerlässlich. Plombierte Rückstellmuster bei der Ablieferung sind auch vom Landwirt bis zum Verbrauch der Ware aufzubewahren.

I

Service Saatgut und Kontraktbestellung: RWA: 0664 8550905 Michael Papadi Saatbau - Erntegut: 0676 9019546 Dominik Grad

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