Anbau und Verwertung von Sojabohnen

Sojabohnen einsatzbegrenzend wirken kann, ist der Einsatz von Kuchen aus Sicht der Fütterung günstiger. Einsatz beim Rind • für Öko-Betriebe und Erzeu...
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Sojabohnen einsatzbegrenzend wirken kann, ist der Einsatz von Kuchen aus Sicht der Fütterung günstiger. Einsatz beim Rind • für Öko-Betriebe und Erzeuger von GVO-freier Milch interessant • Einsatz roher Bohnen möglich (z. B. in Kombination mit Maissilagen) • geringer Anteil an pansenbeständigem Protein (UDP) in rohen Bohnen • thermische Aufbereitung erhöht UDP-Anteil • Fettgehalt in Gesamtration beachten (max. 4 % der TM) • schmackhaftes Futtermittel Einsatz beim Schwein und Geflügel • thermische Behandlung bzw. Aufbereitung unbedingt erforderlich • für Öko-Betriebe zur Entschärfung der Proteinmangelsituation sehr interessant • günstiges Aminosäurenmuster, aber wenig Methionin • teils große Sortenunterschiede im Protein- bzw. Lysingehalt • bei hohen Anteilen Verminderung der Einstreuqualität bei Geflügel durch hohen Kaliumgehalt • Begrenzung der Einsatzmenge durch enthaltene Polyensäuren mit ungünstiger Wirkung auf die Speckqualität (Tab. 4) Tabelle 3: Äquivalenzwerte auf Basis unterschiedlicher Futterwertparameter Sojabohne (behandelt)* kg

Sojakuchen kg

nach nXP

1,38

1,29

nach NEL

0,82

0,98

1 kg SES (44 %) kann ersetzt werden durch…. Rinder

Schweine nach ME

0,79

0,94

nach pcv Lysin

1,20

1,15

* thermische Behandlung

Sojakuchen ist ein wertvolles Futtermittel und fällt beim Abpressen des Öles an

Tabelle 4: Empfohlene Einsatzobergrenzen für Sojaprodukte (kg-Angaben/Tier und Tag; %-Anteil im Kraft- bzw. Mischfutter) Sojabohne (behandelt)*

Sojakuchen

Milchkühe

2 kg

3 kg

Mastrinder

1,3 kg

2 kg

Aufzuchtrinder/Fresser

15 %

10 %

Sauen tragend

5%

10 %

Sauen säugend

20 %

20 %

Absetzferkel

8%

12 %

Mastschweine 30 - 70 kg

15 %

20 %

Mastschweine ab 70 kg

10 %

15 %

Legehennen

15 %

20 %

Masthähnchen

15 %

25 %

www.thueringen.de/de/tll

Rinder

Schweine

Geflügel

* thermische Behandlung

Alternative Verwertungswege GPS-Nutzung Bei geringer Druschwürdigkeit durch ungünstige Witterungsbedingungen können Sojabohnen auch als Ganzpflanze für Wiederkäuer siliert werden. Die Pflanzen enthalten etwa 5,5 MJ NEL/kg TM und 10 % Rohprotein (Hertwig, 2006) im Stadium beginnender Samenreife. Einsatz in der Humanernährung • gute Absatzmöglichkeiten besonders für Öko-Bohnen (Vertragsanbau) • Nutzung zur Herstellung von Tofu, Sojamilch, -joghurt, -eis, -öl etc. • spezielle Anforderungen (z. B. > 40 % Rohprotein in der TM, Anforderungen an Bruchanteil, Erdbesatz, Farbe je nach Verarbeiter und Verwendungszweck) Weiterführende Informationen finden Sie auch unter www.sojainfo.de. Impressum Herausgeber: Autoren: Fotos:

Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft Naumburger Straße 98, 07743 Jena Telefon: 03641 683-0, Mail: [email protected] Dr. Tina Baumgärtel und Sabine Wölfel T. Baumgärtel, I. Schwabe

Oktober 2013 Copyright: Diese Veröffentlichung ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch die des Nachdrucks von Auszügen und der fotomechanischen Wiedergabe sind dem Herausgeber vorbehalten.

Anbau und Verwertung von Sojabohnen

Allgemeines

Die Sojabohne (Glycine max) ist eine fettreiche Eiweißpflanze und als Körnerleguminose in der Lage Luftstickstoff zu binden. Sie zeichnet sich durch ihre günstigen Fruchtfolgewirkungen aus. Sojabohnen bieten vielfältige Einsatzmöglichkeiten in der Futter- bzw. Lebensmittelindustrie. Die Nachfrage nach einheimischen Bohnen ist aufgrund der GVO-Freiheit stetig steigend. Auch in Thüringen wächst das Interesse am Sojabohnenanbau.

Aussaat • Saatgutimpfung mit Rhizobien notwendig (vorgeimpftes Saatgut erhältlich) • bei Erstanbau empfiehlt sich Zusatzimpfung von vorgeimpftem Saatgut durch Torfimpfmittel (bei pneumatischer Drilltechnik Produkt mit „Kleber“ verwenden, z. B. Force 48) • Aussaattermin: ab 10 °C Bodentemperatur (Mitte April bis Anfang Mai) bei guter Befahrbarkeit • Saattiefe: 2 bis 5 cm • Saatstärke: 60 bis 70 keimfähige Körner/m2 (je nach TKM: 90 bis 130 kg/ha) • Aussaattechnik: konventionelle Drilltechnik oder Einzelkornsämaschine • Reihenabstand: 17 cm (ggf. Einzelkornsaat mit Reihenabstand von 30 – 45 cm bei mechanischer Unkrautregulierung)

Informationen zum Anbau

Standort • Gunststandorte mit Wärmesumme > 1.400 °C (z. B. Thüringer Becken) • mittlere, lockere, steinfreie und leicht erwärmbare Böden • ebene Flächen mit geringem Unkrautdruck • gesicherte Wasserversorgung von Blüte bis Ende Kornfüllung Fruchtfolge • optimal nach Wintergetreide (Körnerleguminosen und Raps ungünstig) • Anbaupause: mind. 4 Jahre Sortenwahl • für den Anbau in Mitteldeutschland geeignete Sorten siehe Tabelle 1 • frühreife (Reifegruppe 000/00 bzw. 000) und kältetolerante Sorten mit guter Standfestigkeit, z. B.: -- Merlin: mittlere, stabile Kornerträge, niedrige TKM, sichere Abreife -- Lissabon: mittlere Kornerträge, mittlere TKM, Abreife 6 Tage später als Merlin -- Aligator: hohe Kornerträge, hohe TKM, Abreife 8 Tage später als Merlin -- Cordoba: mittlere Kornerträge, hohe TKM, Abreife 10 Tage später als Merlin • auf GVO-Freiheit des Saatgutes achten (Saatgutimporte aus Übersee)

Pflegemaßnahmen/Pflanzenschutz Problemunkräuter: Schwarzer Nachtschatten, Weißer Gänsefuß, Ackerwinde, Windenknöterich mechanische Bekämpfung: Blindstriegeln, Striegeln ab Erscheinen des 1. Fiederblattes, Hacken chemische Bekämpfung: Herbizide im Vorauflauf (Saattiefe 5 cm), im Nachauflauf stehen nur wenige Mittel mit unzureichender Wirkung zur Verfügung (siehe auch www.isip.de) Krankheiten: Sclerotinia (Anbaupausen zu anderen Wirtspflanzen einhalten) Schädlinge: Vogelfraß (Tauben), Schnecken, Raupe des Distelfalters (bei chemischer Bekämpfung Antrag auf Einzelfallgenehmigung erforderlich), Jungpflanzen schmackhaft für Rehe und Hasen

Tabelle 1: Ertragsmerkmale der Empfehlungssorten aus Sortenversuchen Mitteldeutschlands (% der TM, Mittelwerte von 6 Standorten) Ertrag bei 86 % TM

Rohproteingehalt

Rohfettgehalt

2010

2011

2012

2010

2011

2012

2010

2011

2012

Aligator

27,6

34,2

29,8

39,1

39,5

40,2

21,4

21,1

20,1

Cordoba

26,5

32,0

27,4*

37,9

37,0

38,9*

19,8

20,1

19,2*

Lissabon

25,3

33,0

28,9*

38,8

38,5

39,5*

21,0

20,4

19,8*

Merlin

24,1

32,9

30,9

38,9

38,1

41,0

21,5

21,8

20,0

* auf 5 Standorten geprüft

Informationen zur Verwertung

Düngung • Grunddüngung im Rahmen der Fruchtfolge • keine Stickstoffdüngung erforderlich

Ernte • Erntetermin (je nach Sorte und Region Mitte September bis Mitte Oktober, nach vollständigem Blattfall, Erntefeuchte 12 bis 16 %) • Mähdrusch mit tief abgesenktem Schneidwerk (Problem Verluste > 10 %) • ggf. Trocknung auf ≤ 10 % Feuchte und/oder Reinigung erforderlich

Einsatz in der Fütterung Die Sojabohne stellt als Energie- und Proteinlieferant ein hochwertiges Futtermittel dar. Mit dem Anbau von Sojabohnen besteht die Möglichkeit zur Eigenversorgung mit GVO-freien Sojaprodukten in der Fütterung und dem (teilweisen) Ersatz von importiertem Sojaextraktionsschrot (SES). Verfüttert werden können ganze bzw. zerkleinerte Bohnen sowie Sojakuchen. Sojakuchen entsteht als Koppelprodukt beim mechanischen Abpressen des Öles. Tabelle 2 gibt einen Überblick über den Futterwert verschiedener Sojaprodukte. Tabellen 3 und 4 enthalten Angaben zu Äquivalenzwerten und empfohlenen Einsatzobergrenzen für Sojabohnen und –kuchen. Tabelle 2: Futterwert von Sojaprodukten Einheit

Sojabohne (behandelt)#

Sojakuchen

SES (44%)

Trockenmasse

% der FM

93,5

89,0

88,0

Rohfett

% der TM

20,3

9,2

1,40

Rohprotein (XP)

% der TM

40,0

44,9

50,0

ME

MJ/kg TM

15,9

14,1

13,8

NEL

MJ/kg TM

9,9

8,7

8,6

nXP

g/kg TM

198

223

291

UDP

% des XP

20

20

30

RNB

g/kg TM

32

36

34

ME

MJ/kg TM

17,8

15,7

14,9

pcv Lysin

g/kg TM

20,3

22,2

25,9

MJ/kg TM

14,0

12,6

10,6

Futterwert Rind

Futterwert Schwein

Futterwert Geflügel ME

*Quelle: Gruber Tabelle Schweine bzw. Milchkühe (2011), # thermische Behandlung

Aufbereitung Sojabohnen enthalten Trypsininhibitoren. Das sind sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe, die die Proteinverdaulichkeit des Futters, vor allem bei Monogastriden, vermindern. Deshalb stellt der Einsatz roher Bohnen bzw. kaltgepresster Sojakuchen bei Schweinen und Geflügel ein Problem dar, so dass sie eine Aufbereitung erfordern. Zur Anwendung kommen unterschiedliche Verfahren, die meist auf der Nutzung hoher Temperaturen basieren (z. B. Toasten, Rösten, Extrudieren). Zerkleinerte Sojabohnen (zerstörte Samenschale) weisen aufgrund des hohen Ölgehaltes nur eine begrenzte Lagerfähigkeit (max. 4 Wochen) auf. Bei längerem Lagern stellt sich ein ranziger Geschmack ein. Da der hohe Fettgehalt der

Allgemeines

Die Sojabohne (Glycine max) ist eine fettreiche Eiweißpflanze und als Körnerleguminose in der Lage Luftstickstoff zu binden. Sie zeichnet sich durch ihre günstigen Fruchtfolgewirkungen aus. Sojabohnen bieten vielfältige Einsatzmöglichkeiten in der Futter- bzw. Lebensmittelindustrie. Die Nachfrage nach einheimischen Bohnen ist aufgrund der GVO-Freiheit stetig steigend. Auch in Thüringen wächst das Interesse am Sojabohnenanbau.

Aussaat • Saatgutimpfung mit Rhizobien notwendig (vorgeimpftes Saatgut erhältlich) • bei Erstanbau empfiehlt sich Zusatzimpfung von vorgeimpftem Saatgut durch Torfimpfmittel (bei pneumatischer Drilltechnik Produkt mit „Kleber“ verwenden, z. B. Force 48) • Aussaattermin: ab 10 °C Bodentemperatur (Mitte April bis Anfang Mai) bei guter Befahrbarkeit • Saattiefe: 2 bis 5 cm • Saatstärke: 60 bis 70 keimfähige Körner/m2 (je nach TKM: 90 bis 130 kg/ha) • Aussaattechnik: konventionelle Drilltechnik oder Einzelkornsämaschine • Reihenabstand: 17 cm (ggf. Einzelkornsaat mit Reihenabstand von 30 – 45 cm bei mechanischer Unkrautregulierung)

Informationen zum Anbau

Standort • Gunststandorte mit Wärmesumme > 1.400 °C (z. B. Thüringer Becken) • mittlere, lockere, steinfreie und leicht erwärmbare Böden • ebene Flächen mit geringem Unkrautdruck • gesicherte Wasserversorgung von Blüte bis Ende Kornfüllung Fruchtfolge • optimal nach Wintergetreide (Körnerleguminosen und Raps ungünstig) • Anbaupause: mind. 4 Jahre Sortenwahl • für den Anbau in Mitteldeutschland geeignete Sorten siehe Tabelle 1 • frühreife (Reifegruppe 000/00 bzw. 000) und kältetolerante Sorten mit guter Standfestigkeit, z. B.: -- Merlin: mittlere, stabile Kornerträge, niedrige TKM, sichere Abreife -- Lissabon: mittlere Kornerträge, mittlere TKM, Abreife 6 Tage später als Merlin -- Aligator: hohe Kornerträge, hohe TKM, Abreife 8 Tage später als Merlin -- Cordoba: mittlere Kornerträge, hohe TKM, Abreife 10 Tage später als Merlin • auf GVO-Freiheit des Saatgutes achten (Saatgutimporte aus Übersee)

Pflegemaßnahmen/Pflanzenschutz Problemunkräuter: Schwarzer Nachtschatten, Weißer Gänsefuß, Ackerwinde, Windenknöterich mechanische Bekämpfung: Blindstriegeln, Striegeln ab Erscheinen des 1. Fiederblattes, Hacken chemische Bekämpfung: Herbizide im Vorauflauf (Saattiefe 5 cm), im Nachauflauf stehen nur wenige Mittel mit unzureichender Wirkung zur Verfügung (siehe auch www.isip.de) Krankheiten: Sclerotinia (Anbaupausen zu anderen Wirtspflanzen einhalten) Schädlinge: Vogelfraß (Tauben), Schnecken, Raupe des Distelfalters (bei chemischer Bekämpfung Antrag auf Einzelfallgenehmigung erforderlich), Jungpflanzen schmackhaft für Rehe und Hasen

Tabelle 1: Ertragsmerkmale der Empfehlungssorten aus Sortenversuchen Mitteldeutschlands (% der TM, Mittelwerte von 6 Standorten) Ertrag bei 86 % TM

Rohproteingehalt

Rohfettgehalt

2010

2011

2012

2010

2011

2012

2010

2011

2012

Aligator

27,6

34,2

29,8

39,1

39,5

40,2

21,4

21,1

20,1

Cordoba

26,5

32,0

27,4*

37,9

37,0

38,9*

19,8

20,1

19,2*

Lissabon

25,3

33,0

28,9*

38,8

38,5

39,5*

21,0

20,4

19,8*

Merlin

24,1

32,9

30,9

38,9

38,1

41,0

21,5

21,8

20,0

* auf 5 Standorten geprüft

Informationen zur Verwertung

Düngung • Grunddüngung im Rahmen der Fruchtfolge • keine Stickstoffdüngung erforderlich

Ernte • Erntetermin (je nach Sorte und Region Mitte September bis Mitte Oktober, nach vollständigem Blattfall, Erntefeuchte 12 bis 16 %) • Mähdrusch mit tief abgesenktem Schneidwerk (Problem Verluste > 10 %) • ggf. Trocknung auf ≤ 10 % Feuchte und/oder Reinigung erforderlich

Einsatz in der Fütterung Die Sojabohne stellt als Energie- und Proteinlieferant ein hochwertiges Futtermittel dar. Mit dem Anbau von Sojabohnen besteht die Möglichkeit zur Eigenversorgung mit GVO-freien Sojaprodukten in der Fütterung und dem (teilweisen) Ersatz von importiertem Sojaextraktionsschrot (SES). Verfüttert werden können ganze bzw. zerkleinerte Bohnen sowie Sojakuchen. Sojakuchen entsteht als Koppelprodukt beim mechanischen Abpressen des Öles. Tabelle 2 gibt einen Überblick über den Futterwert verschiedener Sojaprodukte. Tabellen 3 und 4 enthalten Angaben zu Äquivalenzwerten und empfohlenen Einsatzobergrenzen für Sojabohnen und –kuchen. Tabelle 2: Futterwert von Sojaprodukten Einheit

Sojabohne (behandelt)#

Sojakuchen

SES (44%)

Trockenmasse

% der FM

93,5

89,0

88,0

Rohfett

% der TM

20,3

9,2

1,40

Rohprotein (XP)

% der TM

40,0

44,9

50,0

ME

MJ/kg TM

15,9

14,1

13,8

NEL

MJ/kg TM

9,9

8,7

8,6

nXP

g/kg TM

198

223

291

UDP

% des XP

20

20

30

RNB

g/kg TM

32

36

34

ME

MJ/kg TM

17,8

15,7

14,9

pcv Lysin

g/kg TM

20,3

22,2

25,9

MJ/kg TM

14,0

12,6

10,6

Futterwert Rind

Futterwert Schwein

Futterwert Geflügel ME

*Quelle: Gruber Tabelle Schweine bzw. Milchkühe (2011), # thermische Behandlung

Aufbereitung Sojabohnen enthalten Trypsininhibitoren. Das sind sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe, die die Proteinverdaulichkeit des Futters, vor allem bei Monogastriden, vermindern. Deshalb stellt der Einsatz roher Bohnen bzw. kaltgepresster Sojakuchen bei Schweinen und Geflügel ein Problem dar, so dass sie eine Aufbereitung erfordern. Zur Anwendung kommen unterschiedliche Verfahren, die meist auf der Nutzung hoher Temperaturen basieren (z. B. Toasten, Rösten, Extrudieren). Zerkleinerte Sojabohnen (zerstörte Samenschale) weisen aufgrund des hohen Ölgehaltes nur eine begrenzte Lagerfähigkeit (max. 4 Wochen) auf. Bei längerem Lagern stellt sich ein ranziger Geschmack ein. Da der hohe Fettgehalt der

Allgemeines

Die Sojabohne (Glycine max) ist eine fettreiche Eiweißpflanze und als Körnerleguminose in der Lage Luftstickstoff zu binden. Sie zeichnet sich durch ihre günstigen Fruchtfolgewirkungen aus. Sojabohnen bieten vielfältige Einsatzmöglichkeiten in der Futter- bzw. Lebensmittelindustrie. Die Nachfrage nach einheimischen Bohnen ist aufgrund der GVO-Freiheit stetig steigend. Auch in Thüringen wächst das Interesse am Sojabohnenanbau.

Aussaat • Saatgutimpfung mit Rhizobien notwendig (vorgeimpftes Saatgut erhältlich) • bei Erstanbau empfiehlt sich Zusatzimpfung von vorgeimpftem Saatgut durch Torfimpfmittel (bei pneumatischer Drilltechnik Produkt mit „Kleber“ verwenden, z. B. Force 48) • Aussaattermin: ab 10 °C Bodentemperatur (Mitte April bis Anfang Mai) bei guter Befahrbarkeit • Saattiefe: 2 bis 5 cm • Saatstärke: 60 bis 70 keimfähige Körner/m2 (je nach TKM: 90 bis 130 kg/ha) • Aussaattechnik: konventionelle Drilltechnik oder Einzelkornsämaschine • Reihenabstand: 17 cm (ggf. Einzelkornsaat mit Reihenabstand von 30 – 45 cm bei mechanischer Unkrautregulierung)

Informationen zum Anbau

Standort • Gunststandorte mit Wärmesumme > 1.400 °C (z. B. Thüringer Becken) • mittlere, lockere, steinfreie und leicht erwärmbare Böden • ebene Flächen mit geringem Unkrautdruck • gesicherte Wasserversorgung von Blüte bis Ende Kornfüllung Fruchtfolge • optimal nach Wintergetreide (Körnerleguminosen und Raps ungünstig) • Anbaupause: mind. 4 Jahre Sortenwahl • für den Anbau in Mitteldeutschland geeignete Sorten siehe Tabelle 1 • frühreife (Reifegruppe 000/00 bzw. 000) und kältetolerante Sorten mit guter Standfestigkeit, z. B.: -- Merlin: mittlere, stabile Kornerträge, niedrige TKM, sichere Abreife -- Lissabon: mittlere Kornerträge, mittlere TKM, Abreife 6 Tage später als Merlin -- Aligator: hohe Kornerträge, hohe TKM, Abreife 8 Tage später als Merlin -- Cordoba: mittlere Kornerträge, hohe TKM, Abreife 10 Tage später als Merlin • auf GVO-Freiheit des Saatgutes achten (Saatgutimporte aus Übersee)

Pflegemaßnahmen/Pflanzenschutz Problemunkräuter: Schwarzer Nachtschatten, Weißer Gänsefuß, Ackerwinde, Windenknöterich mechanische Bekämpfung: Blindstriegeln, Striegeln ab Erscheinen des 1. Fiederblattes, Hacken chemische Bekämpfung: Herbizide im Vorauflauf (Saattiefe 5 cm), im Nachauflauf stehen nur wenige Mittel mit unzureichender Wirkung zur Verfügung (siehe auch www.isip.de) Krankheiten: Sclerotinia (Anbaupausen zu anderen Wirtspflanzen einhalten) Schädlinge: Vogelfraß (Tauben), Schnecken, Raupe des Distelfalters (bei chemischer Bekämpfung Antrag auf Einzelfallgenehmigung erforderlich), Jungpflanzen schmackhaft für Rehe und Hasen

Tabelle 1: Ertragsmerkmale der Empfehlungssorten aus Sortenversuchen Mitteldeutschlands (% der TM, Mittelwerte von 6 Standorten) Ertrag bei 86 % TM

Rohproteingehalt

Rohfettgehalt

2010

2011

2012

2010

2011

2012

2010

2011

2012

Aligator

27,6

34,2

29,8

39,1

39,5

40,2

21,4

21,1

20,1

Cordoba

26,5

32,0

27,4*

37,9

37,0

38,9*

19,8

20,1

19,2*

Lissabon

25,3

33,0

28,9*

38,8

38,5

39,5*

21,0

20,4

19,8*

Merlin

24,1

32,9

30,9

38,9

38,1

41,0

21,5

21,8

20,0

* auf 5 Standorten geprüft

Informationen zur Verwertung

Düngung • Grunddüngung im Rahmen der Fruchtfolge • keine Stickstoffdüngung erforderlich

Ernte • Erntetermin (je nach Sorte und Region Mitte September bis Mitte Oktober, nach vollständigem Blattfall, Erntefeuchte 12 bis 16 %) • Mähdrusch mit tief abgesenktem Schneidwerk (Problem Verluste > 10 %) • ggf. Trocknung auf ≤ 10 % Feuchte und/oder Reinigung erforderlich

Einsatz in der Fütterung Die Sojabohne stellt als Energie- und Proteinlieferant ein hochwertiges Futtermittel dar. Mit dem Anbau von Sojabohnen besteht die Möglichkeit zur Eigenversorgung mit GVO-freien Sojaprodukten in der Fütterung und dem (teilweisen) Ersatz von importiertem Sojaextraktionsschrot (SES). Verfüttert werden können ganze bzw. zerkleinerte Bohnen sowie Sojakuchen. Sojakuchen entsteht als Koppelprodukt beim mechanischen Abpressen des Öles. Tabelle 2 gibt einen Überblick über den Futterwert verschiedener Sojaprodukte. Tabellen 3 und 4 enthalten Angaben zu Äquivalenzwerten und empfohlenen Einsatzobergrenzen für Sojabohnen und –kuchen. Tabelle 2: Futterwert von Sojaprodukten Einheit

Sojabohne (behandelt)#

Sojakuchen

SES (44%)

Trockenmasse

% der FM

93,5

89,0

88,0

Rohfett

% der TM

20,3

9,2

1,40

Rohprotein (XP)

% der TM

40,0

44,9

50,0

ME

MJ/kg TM

15,9

14,1

13,8

NEL

MJ/kg TM

9,9

8,7

8,6

nXP

g/kg TM

198

223

291

UDP

% des XP

20

20

30

RNB

g/kg TM

32

36

34

ME

MJ/kg TM

17,8

15,7

14,9

pcv Lysin

g/kg TM

20,3

22,2

25,9

MJ/kg TM

14,0

12,6

10,6

Futterwert Rind

Futterwert Schwein

Futterwert Geflügel ME

*Quelle: Gruber Tabelle Schweine bzw. Milchkühe (2011), # thermische Behandlung

Aufbereitung Sojabohnen enthalten Trypsininhibitoren. Das sind sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe, die die Proteinverdaulichkeit des Futters, vor allem bei Monogastriden, vermindern. Deshalb stellt der Einsatz roher Bohnen bzw. kaltgepresster Sojakuchen bei Schweinen und Geflügel ein Problem dar, so dass sie eine Aufbereitung erfordern. Zur Anwendung kommen unterschiedliche Verfahren, die meist auf der Nutzung hoher Temperaturen basieren (z. B. Toasten, Rösten, Extrudieren). Zerkleinerte Sojabohnen (zerstörte Samenschale) weisen aufgrund des hohen Ölgehaltes nur eine begrenzte Lagerfähigkeit (max. 4 Wochen) auf. Bei längerem Lagern stellt sich ein ranziger Geschmack ein. Da der hohe Fettgehalt der

Sojabohnen einsatzbegrenzend wirken kann, ist der Einsatz von Kuchen aus Sicht der Fütterung günstiger. Einsatz beim Rind • für Öko-Betriebe und Erzeuger von GVO-freier Milch interessant • Einsatz roher Bohnen möglich (z. B. in Kombination mit Maissilagen) • geringer Anteil an pansenbeständigem Protein (UDP) in rohen Bohnen • thermische Aufbereitung erhöht UDP-Anteil • Fettgehalt in Gesamtration beachten (max. 4 % der TM) • schmackhaftes Futtermittel Einsatz beim Schwein und Geflügel • thermische Behandlung bzw. Aufbereitung unbedingt erforderlich • für Öko-Betriebe zur Entschärfung der Proteinmangelsituation sehr interessant • günstiges Aminosäurenmuster, aber wenig Methionin • teils große Sortenunterschiede im Protein- bzw. Lysingehalt • bei hohen Anteilen Verminderung der Einstreuqualität bei Geflügel durch hohen Kaliumgehalt • Begrenzung der Einsatzmenge durch enthaltene Polyensäuren mit ungünstiger Wirkung auf die Speckqualität (Tab. 4) Tabelle 3: Äquivalenzwerte auf Basis unterschiedlicher Futterwertparameter Sojabohne (behandelt)* kg

Sojakuchen kg

nach nXP

1,38

1,29

nach NEL

0,82

0,98

1 kg SES (44 %) kann ersetzt werden durch…. Rinder

Schweine nach ME

0,79

0,94

nach pcv Lysin

1,20

1,15

* thermische Behandlung

Sojakuchen ist ein wertvolles Futtermittel und fällt beim Abpressen des Öles an

Tabelle 4: Empfohlene Einsatzobergrenzen für Sojaprodukte (kg-Angaben/Tier und Tag; %-Anteil im Kraft- bzw. Mischfutter) Sojabohne (behandelt)*

Sojakuchen

Milchkühe

2 kg

3 kg

Mastrinder

1,3 kg

2 kg

Aufzuchtrinder/Fresser

15 %

10 %

Sauen tragend

5%

10 %

Sauen säugend

20 %

20 %

Absetzferkel

8%

12 %

Mastschweine 30 - 70 kg

15 %

20 %

Mastschweine ab 70 kg

10 %

15 %

Legehennen

15 %

20 %

Masthähnchen

15 %

25 %

www.thueringen.de/de/tll

Rinder

Schweine

Geflügel

* thermische Behandlung

Alternative Verwertungswege GPS-Nutzung Bei geringer Druschwürdigkeit durch ungünstige Witterungsbedingungen können Sojabohnen auch als Ganzpflanze für Wiederkäuer siliert werden. Die Pflanzen enthalten etwa 5,5 MJ NEL/kg TM und 10 % Rohprotein (Hertwig, 2006) im Stadium beginnender Samenreife. Einsatz in der Humanernährung • gute Absatzmöglichkeiten besonders für Öko-Bohnen (Vertragsanbau) • Nutzung zur Herstellung von Tofu, Sojamilch, -joghurt, -eis, -öl etc. • spezielle Anforderungen (z. B. > 40 % Rohprotein in der TM, Anforderungen an Bruchanteil, Erdbesatz, Farbe je nach Verarbeiter und Verwendungszweck) Weiterführende Informationen finden Sie auch unter www.sojainfo.de. Impressum Herausgeber: Autoren: Fotos:

Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft Naumburger Straße 98, 07743 Jena Telefon: 03641 683-0, Mail: [email protected] Dr. Tina Baumgärtel und Sabine Wölfel T. Baumgärtel, I. Schwabe

Oktober 2013 Copyright: Diese Veröffentlichung ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch die des Nachdrucks von Auszügen und der fotomechanischen Wiedergabe sind dem Herausgeber vorbehalten.

Anbau und Verwertung von Sojabohnen

Sojabohnen einsatzbegrenzend wirken kann, ist der Einsatz von Kuchen aus Sicht der Fütterung günstiger. Einsatz beim Rind • für Öko-Betriebe und Erzeuger von GVO-freier Milch interessant • Einsatz roher Bohnen möglich (z. B. in Kombination mit Maissilagen) • geringer Anteil an pansenbeständigem Protein (UDP) in rohen Bohnen • thermische Aufbereitung erhöht UDP-Anteil • Fettgehalt in Gesamtration beachten (max. 4 % der TM) • schmackhaftes Futtermittel Einsatz beim Schwein und Geflügel • thermische Behandlung bzw. Aufbereitung unbedingt erforderlich • für Öko-Betriebe zur Entschärfung der Proteinmangelsituation sehr interessant • günstiges Aminosäurenmuster, aber wenig Methionin • teils große Sortenunterschiede im Protein- bzw. Lysingehalt • bei hohen Anteilen Verminderung der Einstreuqualität bei Geflügel durch hohen Kaliumgehalt • Begrenzung der Einsatzmenge durch enthaltene Polyensäuren mit ungünstiger Wirkung auf die Speckqualität (Tab. 4) Tabelle 3: Äquivalenzwerte auf Basis unterschiedlicher Futterwertparameter Sojabohne (behandelt)* kg

Sojakuchen kg

nach nXP

1,38

1,29

nach NEL

0,82

0,98

1 kg SES (44 %) kann ersetzt werden durch…. Rinder

Schweine nach ME

0,79

0,94

nach pcv Lysin

1,20

1,15

* thermische Behandlung

Sojakuchen ist ein wertvolles Futtermittel und fällt beim Abpressen des Öles an

Tabelle 4: Empfohlene Einsatzobergrenzen für Sojaprodukte (kg-Angaben/Tier und Tag; %-Anteil im Kraft- bzw. Mischfutter) Sojabohne (behandelt)*

Sojakuchen

Milchkühe

2 kg

3 kg

Mastrinder

1,3 kg

2 kg

Aufzuchtrinder/Fresser

15 %

10 %

Sauen tragend

5%

10 %

Sauen säugend

20 %

20 %

Absetzferkel

8%

12 %

Mastschweine 30 - 70 kg

15 %

20 %

Mastschweine ab 70 kg

10 %

15 %

Legehennen

15 %

20 %

Masthähnchen

15 %

25 %

www.thueringen.de/de/tll

Rinder

Schweine

Geflügel

* thermische Behandlung

Alternative Verwertungswege GPS-Nutzung Bei geringer Druschwürdigkeit durch ungünstige Witterungsbedingungen können Sojabohnen auch als Ganzpflanze für Wiederkäuer siliert werden. Die Pflanzen enthalten etwa 5,5 MJ NEL/kg TM und 10 % Rohprotein (Hertwig, 2006) im Stadium beginnender Samenreife. Einsatz in der Humanernährung • gute Absatzmöglichkeiten besonders für Öko-Bohnen (Vertragsanbau) • Nutzung zur Herstellung von Tofu, Sojamilch, -joghurt, -eis, -öl etc. • spezielle Anforderungen (z. B. > 40 % Rohprotein in der TM, Anforderungen an Bruchanteil, Erdbesatz, Farbe je nach Verarbeiter und Verwendungszweck) Weiterführende Informationen finden Sie auch unter www.sojainfo.de. Impressum Herausgeber: Autoren: Fotos:

Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft Naumburger Straße 98, 07743 Jena Telefon: 03641 683-0, Mail: [email protected] Dr. Tina Baumgärtel und Sabine Wölfel T. Baumgärtel, I. Schwabe

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