Mitgliederrundbrief Dezember 2012

Mitgliederrundbrief Dezember 2012 Ein bewegendes erstes Jahr In diesen Tagen dürfen wir den 100. Gast im Hospiz aufnehmen. Eine bewegende Zahl, hinte...
Author: Max Hofmeister
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Mitgliederrundbrief Dezember 2012

Ein bewegendes erstes Jahr In diesen Tagen dürfen wir den 100. Gast im Hospiz aufnehmen. Eine bewegende Zahl, hinter der aber viel mehr steht. Wer immer wieder in die Einrichtung kommt, kann es erfahren, dass der Hospizgedanke hier seine Heimat gefunden hat und für unsere Gäste mit ihren Angehörigen ein großer Segen ist. Viele haben dazu beigetragen, dass es so möglich ist. Da sind unsere großartigen Mitarbeiterinnen, die tagtäglich ihren Dienst tun. Da sind rund 30 Ehrenamtliche und die ambulanten Hospizgruppen in der Region, die sich mit ihren vielfältigen Gaben einsetzen. Da ist die treue Ärzteschaft um das Palliativnetzwerk, die wichtige Unterstützung der Landkreise, Kommunen und Kirchen. Nicht zu vergessen unsere Hospizseelsorger und das Vinzenz von Paul Hospital als Geschäftsbesorger, alles in allem ein aktives Netzwerk gelungener Kooperation. Und da sind noch die vielen Unterstützer, die mit ihrer Mitgliedschaft im Hospizverein und ihrer Spende die Arbeit erst möglich machen. Da wurde musiziert, gestrickt, gebacken, da ging es sportlich her, die Kollekte eingesammelt, ein Klavier gestiftet und vieles mehr, und alles für die gute Sache. Im Juni 2013 dürfen wir dann miteinander unseren Hospizgarten mit dem Band der tausend Blüten einweihen. Dankbar dürfen wir so miteinander zurückschauen und positiv für eine gute Zukunft planen. Am Ende eines Jahres ist es daher mehr als ein guter Brauch, Danke zu sagen und sich gute Wünsche für ein neues Jahr zuzusprechen. Im Namen der Vorstandschaft des Hospizvereines Ihnen ein gesegnetes Weihnachtszeit und alles Gute in 2013! Ihre Vorsitzenden des Hospizvereines Hans-Peter Mattes und Bernd Mager

Das Leben im Hospiz am Dreifaltigkeitsberg von Heike Kupferschmid, Hospizleiterin

„Sie sind mein Engel“ und „Was hätten wir in dieser schweren Zeit, welche für uns so wertvoll wurde, ohne Sie und Ihre Kolleginnen getan?“ Diese oder ähnliche Worte haben die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Hospizes am Dreifaltigkeitsberg sehr häufig im vergangenen Jahr hören dürfen. In den ersten Wochen sah unser Arbeitsalltag allerdings noch ganz anders aus. Da musste jede von uns viel Geduld und auch teilweise Spucke aufbringen, um die vielen Hürden des Alltags zu bewältigen: Betten die geliefert und mit Unterstützung aller Anwesenden aufgestellt wurden, Suche nach Übergangslösungen bei fehlendem Gebrauchsmaterial, Essens- und Wäschebestellungen welche noch nicht reibungslos funktionierten, fehlende Lagerungsmöglichkeiten. Doch immer bekamen wir jede nur erdenkliche Unterstützung, oft unerwartet und ohne großes Nachdenken, sei es von unseren „Nachbarn“ aus dem Krankenhaus Spaichingen, den Vorstandsmitgliedern des Hospizvereins, den Spaichinger Hausärzten oder den vielen Mitarbeitern aus dem Vinzenz von Paul Hospital Rottweil. Und das sind sicher nur sehr wenige erwähnt. Nach einem tollen Einweihungsfest mit all den vielen uns wohlgesonnenen Menschen, durften wir starten. Auch dieser Start war sicher nicht immer einfach, aber immer stand und steht für uns alle ein Satz im Vordergrund „Alles was kommt darf sein“. Mit diesem Leitgedanken durften und dürfen wir nun schon annährend 100 schwerstkranke Menschen und ihre Angehörigen über wenige Stunden bis hin zu mehreren Monaten begleiten. Es gibt für uns sehr viele schöne, lustige Momente, in denen wir in der Frühstücksrunde gemeinsam mit Gästen, ehren- und hauptamtlichen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen über die Geschehnisse zu Hause und im Hospizalltag reden und lachen. In dieser Zeit denkt keiner der Anwesenden an Trauer und Abschied. Die Sorgen werden für kurze Zeit vergessen. Dann gibt es die wertvollen Minuten den Abschied

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Nehmens, oft schon lange bevor jemand stirbt. Wiederkehrende Gespräche mit Angehörigen, denen das Loslassen schwerfällt, ein Gast welcher sich bewusst einer Mitarbeiterin anvertraut und seine Fragen zum Sterben und dem Sein nach dem Tod stellt, ehrenamtliche Mitarbeiter welche sich stundenlang Zeit nehmen und ruhig am Bett die Hand des sterbenden Gastes halten. Vergessen möchte ich aber auch die vielen, teilweise traurigen Abschiede nicht. Der Familienvater, der nach sehr kurzer Erkrankung, seine noch minderjährigen Kinder zurücklassen muss. Die Mutter, welwelche Mittelpunkt in der Familie um Kinder und Enkelkinder war und nun alle traurig um ihr Bett versammelt sind. Doch auch diese Geschehnisse gehören zu unserer Arbeit. Es wäre falsch zu schreiben, dass es im Hospiz nur fröhlich und lustig zugeht. Jeder Gast stirbt seinen eigenen Tod. Wobei der Schmerz des Loslassens oft größer ist als der eigentliche Krankheitsschmerz. Erst wenn wir den verstorbenen Gast mit einem gelösten Gesichtsausdruck sehen, wissen wir, dass er erlöst ist. Dies sind die Momente in unserer Arbeit, die uns die Gewissheit geben, dass unsere Arbeit sinnvoll war und ist.

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Ehrenamt: lebendig, kreativ, traurig und doch so schön.... von Schwester Rosalie, Mitarbeiterin

Für glanzvolle Taten findet Gott genügend Arbeiter jedoch für unscheinbares Wirken braucht er noch viele. (Vinzenz von Paul) Dieses Zitat viel mir gestern ein als ich am späten Vormittag ins Hospiz kam um Frau Klär zu treffen. Als ich zur Haustür hereinkam zeigte sich mir folgendes Bild: Am Frühstückstisch saßen die Angehörigen von Herrn F. der vor 3 Monaten bei uns verstorben ist und ließen Erinnerungen über wichtige Momente im Abschied nehmen bei einer Tasse Kaffee zusammen mit meinen Kolleginnen Revue passieren. Im Hintergrund hörte ich es bohren ... unser Ehrenamtlicher, Herr Schäfer, befestigt gerade die Bildleisten ... ich sehe in ein Zimmer von unseren Gästen, Herr Noll ist intensiv im Gespräch ... Frau Klär, unsere „Mittwochsehrenamtlerin“ fragt mich ob ich nicht eine Tasse Kaffee möchte und kämpft sich durch die Bedienungsanleitung unserer neuen Kaffeemaschine. Sie spüren, ganz viel Leben und ganz viele Begabungen, ein Leib viele Glieder. Lassen wir doch einmal unsere Ehrenamtlichen selbst zu Wort kommen. Frau Klär und Herr Straub haben sich bereit erklärt einige Fragen über Ihren Dienst im Rahmen eines Interviews zu beantworten. Herr Straub seit wann arbeiten Sie ehrenamtlich im Hospiz am Dreifaltigkeitsberg?

Seit Februar 2012 Was sind Ihre Aufgaben, die Sie während der Zeit im Hospiz durchführen?

Gespräche am Bett führen, Angehörige begleiten, Küchendienste mache ich sehr gerne.„Alles was die Augen sehen“ man sieht viel und macht es einfach. Wie sind Sie auf die ehrenamtliche Mitarbeit im Hospiz gekommen? Was hat Sie bewogen diesen Dienst zu tun?

Seit 2009 mache ich Alltagsbegleitung zu Hause von Demenzkranken. Durch einen Zeitungsartikel habe ich erfahren, dass die Hospizgruppe Trossingen noch Ehrenamtliche sucht. Nach dem Grundkurs sind 10 ausgebildete Ehrenamtliche übriggeblieben. Als ich dann vom Hospiz gehört habe „war ich so frech und bin einfach gekommen“. Wie sah Ihre Ausbildung zur Mitarbeit in der Begleitung von Schwerstkranken und Sterbenden aus?

Ich habe den großen Hospizkurs über 8 Wochen mit jeweils 2 Tagen in der Woche gemacht.

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Herr Straub, wir holen Sie gerne auch wenn es brennt, wenn Menschen zum Sterben kommen, unruhig sind. In diesen Stunden kommt „scheinbar“ kein Danke. Was ist Ihre Motivation immer wieder Menschen zu begleiten.

Es kommt immer ein Danke – ein kurzes Anschauen ist auch Danke! Bei einem Gast der sehr verschlossen war kam der Satz: Herr Straub möchten Sie mir die Flasche aufmachen – Ein Erfolg! Herr Straub gab es Momente in denen Sie an Ihrem Dienst im Hospiz gezweifelt haben?

Nein Bei welchem Ereignis wurden Sie in Ihrem Entschluss bestätigt?

Ich bin immer herzlich willkommen vom Team und von den Gästen und das ist Bestätigung. Frau Klär, seit wann arbeiten Sie ehrenamtlich im Hospiz am Dreifaltigkeitsberg?

Seit März 2012 Was sind Ihre Aufgaben, die Sie in der Zeit im Hospiz durchführen?

In der Küche helfen, Mit den Gästen am Frühstückstisch reden, manchmal mit einem der Gäste im Rollstuhl eine Parkrunde drehen, spazieren gehen, Rezepte beim Arzt abholen, einkaufen...Spontan mit anpacken wo Hilfe gebraucht wird. (Frau Klär ersetzt mittwochs unsere Frau Stehle!!) Wie sind Sie auf die Ehrenamtliche Mitarbeit im Hospiz gekommen? Was hat Sie bewogen diesen Dienst zu tun?

Die Arbeit im Hospiz hat mich schon immer interessiert. Durch eine Anzeige im Amtsblatt bin ich aufmerksam geworden, dass noch Ehrenamtliche im Hospiz gesucht werden. Wie sah Ihre Ausbildung zur Mitarbeit im Hospiz aus?

Ich war auf einem Einführungstag auf dem Dreifaltigkeitsberg. Fühlen Sie sich überfordert in der Begegnung von Schwerstkranken und Sterbenden?

Nein, wenn es was gibt kann man darüber reden. Ich werde aber auch immer wieder vom Team gefragt wie es mir geht. Gab es für Sie Momente, in denen Sie an ihrem Dienst im Hospiz gezweifelt haben?

Nein! Bei welchem Ereignis wurden sie in Ihrem Dienst im Hospiz bestätigt?

Wenn ich jemanden die Hand streichle und er/sie mir auch streichelt, das ist für mich Bestätigung. Wenn man in einem Beruf steckt wo nur Hektik herrscht dann ist die Arbeit im Hospiz die Ruhe pur. Das Hospiz ist ein ruhiger Ort auch wenn es manchmal drunter und drüber geht, das Hospiz ruht in sich.

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Neues Vorstandsteam Am 10. Mai 2012 fand im Rathaus in Spaichingen die jährliche Mitgliederversammlung des Hospizvereins statt. Neben den interessanten Vorträgen des Vorsitzenden Bernd Mager, der Leiterinnen des Hospizes, Frau Susanne Schell und Frau Heike Kupferschmid sowie einem Bericht von Herr Dr. Alexander Lux ergänzte zur medizinischen Versorgung, stand auch die Neuwahl des Vorstandes auf der Tagesordnung. Aus der Vorstandschaft verabschiedet wurden Frau Ulrike Haaser von der Hospizgruppe Schramberg und Herr Gottfried Scherlies für die evangelische Kirchen. Ebenso ausgeschieden ist Guido Wolf MdL als ehemaliger Vertreter des Landkreis Tuttlingen.

Neben dem Wechsel an der Spitze sind Frau Anita Schumacher von der Hospizgruppe Spaichingen, Frau Ursula Deiber von der Sitzwache Rottweil und Frau Dr. Ingrid Dapp für den Evangelischer Kirchenbezirk Tuttlingen im Vorstand um den Vorsitzenden Herrn Hans-Peter Mattes engagiert. Zudem wird der Landkreis Tuttlingen durch den neu gewählten Landrat Herrn Stefan Bär vertreten. Die Mitgliederversammlung sprach der neuen Vorstandschaft einen herzlichen Dank aus und wünschte dem Team stets Kraft, Mut und Zuversicht für die wertvolle Arbeit für die Trägerschaft des Hospizes am Dreifaltigkeitsberg,.

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Tausend Blumen für das Hospiz Im vergangenen Jahr hat uns die Gestaltung der Außenanlage intensiv beschäftigt. Mit Frau Andrea Bumüller aus Trossingen-Schura haben wir eine ganz tolle und engagierte Landschaftsplanerin gefunden, die gemeinsam mit der Hospizleitung, den Jugendlichen vom Berufsförderzentrum Möhringen und der Firma Schumacher Bauunternehmung GmbH den Hospizgarten geplant und angelegt hat. Wir haben Frau Bumüller gebeten, uns für den Mitgliederrundbrief ihre Gedanken zur Gestaltung des Gartens aufzuschreiben: Für die Bepflanzung war es mir wichtig, dass zu jeder Jahreszeit etwas blüht. So gibt es im Frühjahr Schneeglöckchen, Narzissen und Tulpen; dann kommen Stauden die im Frühjahr blühen. Nach der Frühjahresblüte wird uns der Lauch mit seinen riesigen Kugeln erfreuen. Im Sommer teilweise bis in Herbst blühen dann Veronica, Salbei, Taglilien, Königskerzen, Mädchenauge, Rudbeckia, Echinacea. Für die Blüte im Herbst sorgen dann die Anemonen und Fetthennen. Im Winter bekommen die Gräser und die Fetthenne ihren Auftritt. Ich habe vor allem Stauden und Gräser ausgesucht denen man eine lange Lebensdauer zusagt, die horstbildend sind und wenig Ausläufer bilden. Das Band der tausend Blühten besteht ausschließlich aus Stauden und ZwiebelKnollengewächsen. Ich arbeite in der Pflanzung viel mit Gräsern als Aspektbildner die der ganzen Pflanzung einen Rahmen und Rhythmus geben. Die Begleiter, das sind die Stauden die ich in Gruppen pflanze und die mein Farbschema realisieren. Die Farben Weiß und Rosa werden den Eingangsbereich und die Feuer-Schale umsäumen, es gibt einen Bereich in dem Rot-Gelb und OrangeTöne überwiegen, verschiedene Blautöne werden um den Wasserbereich zu sehen sein und im Westen, werden dann die Rottöne überwiegen.

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Die Bodendecker sind relativ niedrige Stauden mit denen ich den Boden abdecke, damit kein Wildwuchs entsteht. Sie geben dem Band einen ´Untergrund` der sich immer wieder rhythmisch wiederholt. Die Ginko-Bäume, die entlang des Paul-Ehrlich-Weges und auf der West-Seite der Anlage gepflanzt werden, bilden meine vertikalen Achsen. Es sind ganz besondere Bäume, so stehen sie unter anderem für das ewige Leben in der Hospizbewegung. Im Pflanzenbereich sind sie etwas ganz besonderes. So wird der Name auf das chinesische Wort Gin-kyo zurückgeführt, das Silberpflaume bedeutet, denn seine Früchte sehen aus wie langgestielte Mirabellen. Im Pflanzenbereich nimmt der Ginko eine Sonderstellung ein, so ist er weder Zapfenträger noch Laubbaum und gilt heute als das berühmteste lebende Fossil. Er wuchs schon vor 250 Millionen Jahren, erst 100 Millionen Jahren danach traten die ersten Laubbäume auf. So erlebte er die Entwicklung der Saurier, der ersten Vögel und das Kommen und Gehen der Mammuts. Auch die Schmetterlingsflieder die in Bosketts, rechts und links der Gartenterrasse gepflanzt werden, haben eine wesentliche Bedeutung für das Hospiz. So steht der Schmetterlingsflug für das ewige Leben. Auf Wunsch der Mitarbeiter werden wir einen Zwetschgen- und Apfelbaum pflanzen, die entlang des Weges zum Naschen einladen und auch natürlichen Schatten spenden werden. Mit dieser „bunten“ Beschreibung hat Frau Bumüller sicherlich auch bei Ihnen viel Vorfreude auf den Hospizgarten geweckt. Wir freuen uns gemeinsam auf den Einweihungstag im kommenden Frühsommer, zu dem wir Sie alle schon heute herzlich einladen. Den Termin geben wir rechtzeitig bekannt.

Hospiz am Dreifaltigkeitsberg, Paul-Ehrlich-Weg 16, 78549 Spaichingen Telefon 07424 / 98 23 70, Fax 07424 / 98 23 729 [email protected], www.hospiz-am-dreifaltigkleitsberg.de Spendenkonto 8930 bei der Kreissparkasse Tuttlingen (BLZ 64350070)

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