Liebe Mitglieder, liebe Hospizfreunde!

Für alles gibt es eine Stunde, Liebe Mitglieder, liebe Hospizfreunde! und eine Zeit gibt es für alles Geschehen unter dem Himmel: Eine Zeit zum Wei...
Author: Axel Ursler
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Für alles gibt es eine Stunde,

Liebe Mitglieder, liebe Hospizfreunde!

und eine Zeit gibt es für alles Geschehen unter dem Himmel:

Eine Zeit zum Weinen und eine Zeit zum Lachen,

eine Zeit zum Klagen und eine Zeit des Tanzens,

eine Zeit zum Umarmen und eine Zeit sich vom Umarmen zu lösen,

Die bisher positive Entwicklung des Hospizvereins Eckental im Jahr 2008 ist uns Ansporn, unseren 4. Hospizbrief für Sie zu erstellen. Der Hospizbrief soll Sie über die Strukturen des Vereins, unsere Einsätze und Aktivitäten informieren. Hospiz ist ein kleines Wort, vor dem viele Menschen zurückweichen. Sie können nur schwer erahnen, wieviel Menschlichkeit, Glaube und Energie hinter der Hospizidee steht. Selbst die Hospizhelfer, die vor Jahren mit der Hospizarbeit bei uns begonnen haben, konnten das nicht erahnen. Sie hatten „nur“ die leise Hoffnung, mit ihrem Einsatz das Sterben wieder in die Mitte des Lebens, in das eigene Herz und in das Herz der Menschen zu holen. Hospiz ist in erster Linie eine Haltung gegenüber kranken und sterbenden Menschen sowie ihren Angehörigen. Hospiz, das ist ein Verständnis vom Leben, für Krankheit, für Leiden und Sterben. Der Tod und die Trauer gehören dazu.

eine Zeit zum Zerreißen und eine Zeit zum Zusammennähen,

Heute ist die Hospizarbeit zu dem am stärksten wachsenden Teil des deutschen Gesundheits- und Betreuungswesens geworden, denn das „Sterben gehört zum Leben“. „Deutschland ist ein Entwicklungsland“ schreibt trotzdem die Deutsche Hospizstiftung. Nur 6,2% der sterbenden Menschen in Deutschland wurden von Ehrenamtlichen 2007 hospizlich begleitet. Der Bedarf ist jedoch 5 mal so groß!

eine Zeit zum Schweigen und eine Zeit zum Reden,

eine Zeit zum Gebären und

Warum fällt es so vielen schwer, Hilfe anzunehmen?

eine Zeit zum Sterben.

Um Sterbenden und Schwerstkranken ihre Last zu erleichtern müssen schmerzlindernde Behandlung und psychosoziale Betreuung Hand in Hand gehen. Dieses Konzept muß überall dort Einzug halten, wo Menschen sterben – egal, ob das zu Hause, in einem Pflegeheim oder einem Krankenhaus ist.

aus Salomo 3

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Unser Ziel ist es, das Thema „Hospiz“ in unseren Gemeinden publik zu machen und die Hemmschwellen der Bürger abzubauen. Mit unseren ehrenamtlich tätigen und qualifizierten Mitarbeitern bieten wir eine wertvolle Begleitung.

Der Vorstand

Dorothea Fink 1. Vorsitzende

Die Humanität einer Gesellschaft muss sich daran messen, wie sie mit ihren Alten und Sterbenden umgeht. (v.l.n.r.: Pfarrer Dr. M. Büttner, Dr. M. Rohrwasser, M-L. Schmädicke, D. Fink, H. Weidner, Dr. H. Huber

Hospizversammlung mit sehr großer Resonanz

Der besondere Dank des Vorstands galt den ehrenamtlichen Hospizhelferinnen und -helfern, sowie der Koordinatorin. Was der Verein geleistet hat spiegelt sich in den Zahlen: 37 Mitarbeiter haben 27 Sterbende begleitet und betreuen zur Zeit 77 Personen. Im Jahr 2007 wurden 3.350 Einsatzstunden ehrenamtlich erbracht, davon 2.295 im ambulanten und 1.055 im stationären Bereich.

Mehr als 50 der 180 Mitglieder des Hospizvereins Eckental e.V. zeigten durch ihre Anwesenheit in der ordentlichen Mitgliederversammlung großes Interesse für dessen Aufgaben und Aktivitäten.

Ein 5. Grundkurs für Hospizhelfern/innen wurde durchgeführt, um den gewachsenen Aufgaben gerecht werden zu können.

Der seitherige erste Vorsitzende, Dr. Matthias Rohrwasser, stellte in seiner Begrüßung die Entwicklung der Hospizidee dar: Während früher der Sterbende im Mittelpunkt einer Großfamilie stand, wird heute häufig den Spezialisten der Umgang mit Sterben und Tod überlassen. Die moderne Medizin verschiebt das Lebensalter und weckt Hoffnungen auf ein beschwerdefreies, langes Leben das im Endstadium mit dem Verlust der privaten Atmosphäre erkauft wird. Die Spezialisierung der Medizin hat den Menschen in seiner Ganzheit aus dem Blick verloren. Das Sterben wird verdrängt. Hier setzt die Hospizbewegung an, die zunächst den kranken Menschen individuell begleitet und dazu beitragen will, Sterben wieder als Phase des Lebens zu verstehen und anzunehmen. Dadurch soll die Angst vor dem Sterben gelindert werden. Damit ein schmerzarmes Sterben möglich wird, ist ein gemeinsames Handeln der Hausärzte mit Unterstützung von Palliativmedizinern notwendig, dies in Zusammenarbeit mit Pflegekräften, Palliativfachkräften und Hospizhelfern. Diesen Weg beschreitet der Hospizverein Eckental. 4

Der Rechenschaftsbericht des Schatzmeisters Herbert Weidner war sehr positiv, ebenso der Kassenprüfungsbericht von Frau Barbara Maier und Herrn Ingo Gerstenhauer. Einstimmig wurden der Vorstand entlastet und die Neufassung der Satzung beschlossen. Bei den Neuwahlen des Vorstandes gab es dessen Empfehlung entsprechend zwi stellvertretende Vorsitzende. Dr. Rohrwasser und Dr. Büttner übernehmen künftig diese Positionen, während die Gründungsvorsitzende Dorothea Fink nach Übergabe der Koordinatorenstelle an Heidi Abele nun wieder zur ersten Vorsitzenden gewählt wurde. Neu im Vorstand ist Marja-Leena Schmädicke als Schriftführerin, während Schatzmeister Herbert Weidner und die Beisitzer Dorothea Horlamus, Ursula Schmidt, Jutta Spiegel, Dr. Horst Huber und Georg Meyer weiterhin im Gremium mitarbeiten. 5

EINSATZLEITUNG 4 Hospizhelfer

BEGELTUNG stationär u. ambulant

36 Hospizhelfer

Brauchen wir heute die Hospizbewegung?

6 Hospizhelfer

KONTAKT TRAUERBEGLEITUNG zu sozialen EinrichtunBERATUNG gen u. Oragnistaionen zu Patientenverfügung

Hospizverein Eckental e.V.

ÖFFENTLICHKEITSARBEIT PRESSE / MÄRKTE

6 Hospizhelfer

BEIRAT bis zu 13 Personen

QUALITÄTSSICHERUNG / DOKUMENTATION

7 Hospizhelfer

VORSTAND 1. Vorsitzender 2 stellvertretende Vorsitzende Schatzmeister Schriftführer 5 Beisitzer

FORTBILDUNG und SUPERVISION

4 Hospizhelfer

KOORDINATION 1 Person

5 Hospizhelfer

Im folgenden möchte ich einige Gedanken zur Entwicklung der Hospizbewegung in der heutigen Zeit darlegen: Jahrhundertelang war es die Großfamilie, in der Jung und Alt gemeinsam immer wieder den Kreislauf von Geburt und Tod durchlebten. Der französische Historiker Philippe Ariès spricht vom „gesellschaftlich gezähmten Tod“, der als individuelles Ereignis in die Gemeinschaft eingebunden war und vom Beistand der gesamten Familie, der Freunde, Verwandten oder auch der Mitbrüder im Kloster begleitet wurde. Der Sterbende stand im Mittelpunkt des Geschehens. In manchen Bauernhäusern war in etlichen Regionen noch im vergangenen Jahrhundert ein bestimmtes Zimmer als Sterbezimmer vorbereitet: ein Ort des Sterbens mitten im Leben in vertrauter Umgebung. In einem alten Kirchenlied des 16. Jahrhunderts heißt es denn auch: „Mitten wir im Leben sind mit dem Tod umfangen“ (M. Luther). Das drückt drüc die Realität der Lebensbedingungen der früheren Zeiten durchaus wörtlich aus: Es herrschte eine hohe Z Kinder- und Müttersterblichkeit, ständige Bedrohung durch Hunger, Seuchen, Krankheit und große sowie kle kleine kriegerische Auseinandersetzungen. Der Tod war also allg allgegenwärtiger Begleiter und jederzeit möglich.

BÜRODIENST RUFBEREITSCHAFT

4 Hospizhelfer

Um uns die damaligen Lebensbedingungen zu vergegenwärtigen, müssen wir die uns zur Verfügung stehende Quellen zu Rate ziehen: Diese sind Tauf-, Heiratsund Sterbeeintragungen in unseren Kirchenbüchern des 16. und 17. Jahrhunderts. Aus dieser Datenlage wurden in der letzten Jahrzehnten Zigtausende individueller Lebenserwartungen, Sterbealter und Todesursachen ermittelt. Der Anteil älterer Menschen an der Gesamtbevölkerung war sehr klein. Das durchschnittliche Sterbealter lag bei weit unter 30 Jahren! Aussagekräftiger als die durchschnittliche Lebenserwartung sind die enormen Abweichungen davon und zwar nach oben und nach unten: einerseits durch die hohe Kindersterblichkeit bedingt: 120 - 260 Todesfälle im ersten Lebensjahr auf 1000 Lebendgeburten (1750 – 1850)! (Ines A. Kloke Säuglingssterblichkeit in Deutschland im 18. u. 19. Jhdt. …, 2006) Von sieben Kindern erlebten drei bis vier nicht das 10. Lebensjahr! 7

Da die mittlere maximale Lebenserwartung der Spezies Mensch aber seit Jahrhunderten offenbar bei 85 – 90 Jahren lag und liegt, gab es in den vergangenen Jahrhunderten selbstverständlich auch immer wieder Ausnahmemenschen, die diese biologisch mögliche Lebenszeit auch auslebten und 90 Jahre alt wurden. Für die Menschen des 16. und 17. Jhdts. spielte eine kürzere oder längere Anwesenheit auf Erden angesichts der Aussicht auf ewige Fortsetzung in der Herrlichkeit Gottes eine vergleichsweise unbedeutende Rolle. Was wirklich von einem Übergang zum anderen zählte, war, sich schon in jungen Jahren in der Kunst des ”Guten Sterbens” zu üben. Für unsere des Schreibens und Lesens unkundigen Vorfahren standen allgemein verständliche Leitfäden in Form von Holzschnitten (sog. Totentänze) und Leichenpredigten zur Verfügung. (A.E. Imhof). Ein langes Leben ist indes noch lange nicht gleichbedeutend mit einem erfüllten langen Leben. Ganz offensichtlich wissen bei weitem nicht alle nun länger Lebenden mit ihren späten Freiheiten etwas Sinnvolles anzufangen. Wenn wir schon den Glauben an die Ewigkeit verloren haben, sollten wir uns darum bemühen etwas an dessen Stelle zu setzen.

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Menschsein heißt, die von Anfang an in uns angelegte Spannung zwischen Werden, Sein und Vergehen zu akzeptieren, auszuhalten und aushaltend zu gestalten, sowie den Tod zur rechten Zeit auf uns zu nehmen. A.E. Imhof

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Der Tod war also allgegenwärtig und jederzeit. Auch heute ist der Tod für uns allgegenwärtig: Wenn wir die Zeitung aufschlagen, den Fernseher einschalten, dann erleben wir Tod und Sterben in aller Deutlichkeit in schrecklichen Bildern. Der Tod ist also allgegenwärtig, aber es ist ein virtueller Tod, nur ein abbildhafter Tod, der uns da alltäglich begegnet, er betrifft nicht die persönliche Erfahrungswelt des Einzelnen. Den tatsächlichen Tod, die wirkliche Agonie, das Leiden zwischen Leben und Tod, das haben wir weit an den Rand des Sichtbaren und unmittelbar Erlebbaren gedrängt. Die Gesellschaft hat Sterben und Tod längst aus ihrer Mitte in Spezialeinrichtungen abgeschoben, er ist nahezu unanständig geworden (e.g. in Krankenhäuser etc.). Sie verdrängt die Auseinandersetzung mit der Realität, mit dem eigenen Sterben und dem eigenen Tod. 8

In Deutschland sterben in jedem Jahr ca. 900 000 Menschen, davon mindestens zwei Drittel im Krankenhaus oder Pflegeheimen und noch sehr wenige zu Hause im Kreise ihrer Nächsten. Wir haben die Begleitung Sterbender, den Umgang mit dem Tode an professionelle Spezialisten und Institutionen delegiert, wie etwa Mediziner, Pfarrer, Beerdigungsunternehmer. Diese Verdrängung des Sterbens und des Todes geht einher mit einer fulminanten Entwicklung der Medizin in den letzten Jahrzehnten, die das menschliche Sterben tiefgreifend verändert haben. Diese Möglichkeiten der modernen Medizin das Leben zu verlängern bringt für Viele Hoffnung, sie wecken aber auch Ängste und haben den Preis, dass die Medizintechnik und nicht die unmittelbare menschliche Zuwendung im Vordergrund steht. Es entstehen Ängste vor einer Hochleistungsmedizin, die, wenn einmal in Gang gebracht, ein Sterben in Würde unmöglich macht. Unwürdig und allein gelassen sterben zu müssen ist zu einer der großen Ängste in unserer Gesellschaft geworden. Eine Medizin, die so vieles kann, sich so gewaltig für die Menschen verändert hat, hat in den vergangenen Jahrzehnten auch vieles versäumt. Die Medizin kannte vor 50 Jahren durchaus noch die ganzheitlichen Grundsätze der Diagnostik und Behandlung. Die Ärzte wussten um die Wichtigkeit den Patienten, seine Lebensgeschichte und -umstände, sowie seine Familie zu kennen. Auch kannte man sich gut in der Behandlung schwerer Schmerzen aus. Inzwischen hat sich aber vieles geändert. Es wurde mit der Entwicklung medizinischer Diagnostik und Therapie immer mehr Spezialisierung erforderlich, die Medizin wurde in verschiedenste Disziplinen aufgeteilt und es wurde zunehmend schwieriger die Subspezialitäten zu koordinieren. Der Fortschritt und die Ansprüche an die moderne Medizin zwangen geradezu, möglichst vielen Menschen mit allen Mitteln der Hochleistungsmedizin dabei zu helfen möglichst lange zu leben – es gab immer mehr Möglichkeiten, Apparate und Verfahren – der Mensch in seiner Ganzheitlichkeit blieb dabei aber auf der Strecke, auch schon durch den dadurch bedingten Zeitmangel der Ärzte, Zeit, die der Arzt braucht für eine ganzheitliche Behandlung. Verloren ging aber auch das Wissen und vor allem die 9

Bereitschaft Menschen sterben zu lassen ohne PEG, ohne Apparate, ohne künstliche Beatmung etc., einfach das Sterben zuzulassen und es nicht als persönliches Versagen des Könnens oder Niederlage des Arztes anzusehen. Es gibt viele Möglichkeiten sterbenskranken Menschen beizustehen, ihre Leiden zu mildern und sie zu trösten. Vor allem aber gilt, wir dürfen sie nicht alleine lassen. Die Zwangsernährung Sterbender wird in Deutschland schleichend zum medizinischen Standard. Vor allem eine hohe Zahl Demenzkranker in Pflegeheimen wird durch die Magensonde (PEG-Sonde) künstlich ernährt. Etwa 140 000 PEGs werden jedes Jahr in Deutschland gelegt, zwei Drittel davon bei Bewohnern von Pflegeheimen. Viele Angehörige sehen in der Sonde den letzten Ausweg, den Tod der Verwandten hinauszuzögern, künstliche Ernährung scheint der einzige Ausweg zu sein, Füttern des Kranken wäre jedoch besser und humaner. Doch das erfordert Zeit und Zeit bedeutet heute Geld. Oft drängen verzweifelte Angehörige auch bei Sterbenden eine Sonde zu legen; es ist oft ein Zeichen der Hilflosigkeit beim Sterben zuzusehen, dies können Viele nicht ertragen und machen sich falsche Hoffnungen. Sie stimmen aber auch unter dem Druck der Verhältnisse und der oftmals unausgesprochenen Unterstellung, am Tod ihres Angehörigen mitschuldig zu werden, in fast allen Fällen der Sondenanlage zu. Es ist auch normal, dass ein Mensch, der keine Nahrung mehr aufnehmen kann oder will, seine Umgebung beunruhigt und erschreckt, vor allem wenn bei ihm die Phase des Sterbens begonnen hat. Es ist die Wahrheit, dass der Mensch in der Endphase seines Lebens keinen Durst mehr hat und keinen Hunger (auch auf das Leben). Das heißt, er verhungert und verdurstet nicht, es ist ein Teil des natürlichen Sterbeprozesses. Eine 1997 im US–amerikanischen Staat Washington in einer Pflegeeinrichtung an 1386 Patienten durchgeführte Studie untersuchte die Überlebenszeit von Patienten mit schwerer Demenz, die entweder über eine PEG-Sonde oder auf natürlichem Weg ernährt wurden. Es stellte sich heraus, daß sich die Überlebenszeiten beider Gruppen nicht unterschieden! Zu gleichen Ergebnissen führten Untersuchungen in Italien an Aids- und Tumorkranken im Finalstadium ihres Leidens: Als entscheidend für die Lebenserwartung 10

erwies sich nicht die Menge der zugeführten Kalorien und anderer Nährstoffe, sondern die terminale Erkrankung selbst (Michael de Ridder, DÄ, 449-451, 2006). Die PEG hat nur in Ausnahmefällen eine Indikation, beispielsweise wenn der natürliche Zugang zum Magen e.g. beim Speiseröhrenkarzinom verlegt ist und bei bestimmten neurologischen Erkrankungen. Es ist also höchste Zeit, gemeinsam mit Angehörigen, Bevollmächtigten, Pflegern und den betreuenden Ärzten den mutmaßlichen Willen des Patienten zu erforschen unter Zuhilfenahme der Patientenverfügung. Um es zu wiederholen: Unsere Aufgabe ist es sterbenskranken Menschen beizustehen, ihre Leiden zu lindern und sie zu trösten. Vor allem aber gilt: Wir dürfen sie nicht alleine lassen. In vergangenen Zeiten hatten wir ein kurzes Leben und einen kurzen Tod, heute haben wir ein langes Leben mit einem langen Sterben eingetauscht! Für diese Einsichten steht die Hospizbewegung, die nun seit etwa 40 Jahren gegen die Verdrängung des Sterbens und des Todes aus unserer Wahrnehmung kämpft. Sie trägt dazu bei, Sterben wieder als eine Phase des Lebens zu verstehen und auch anzunehmen. Die Hospizbewegung lehrt uns einen natürlichen Umgang mit Sterben und Tod. Sie will uns Wege zeigen, den Menschen ihre verständliche Angst vor dem Sterben zu nehmen, vor allem vor Schmerzen zu nehmen. Die medizinische und palliativpflegerische Versorgung Sterbenskranker hat in Deutschland in den letzten Jahren deutliche Fortschritte gemacht. Wir dürfen aber nicht wieder die gleichen Fehler wie die Medizin der vergangenen Jahrzehnte machen, dass sich die Palliativmedizin und Hospizbewegung weitgehend unabhängig voneinander entwickeln und arbeiten. Auch die Palliativmedizin soll ganzheitlich, aber nur in Vernetzung mit der hospizlichen Begleitung Sterbender wirken. Palliativmedizin alleine ist nicht das Ausschlaggebende. Dem Patienten ist nämlich am besten durch ein partnerschaftliches Miteinanderwirken von Hospizbewegung und Palliativmedizin gedient. Es müssen also Netzwerke gebildet werden. Und wir brauchen gute Palliativmediziner, vor allem bei den Hausärzten, die ja die Patienten unmittelbar betreuen und schon lange kennen. Wir brauchen auch zunehmend palliativ-pflegerisch Ausgebildete in der ambulanten Versorgung in Ortsnähe, wir brauchen zuförderst das ehrenamtliche Engagement für den Mitmenschen. Dr. Matthias Rohrwasser 11

Kinderhospizarbeit ... Hospizarbeit – auch eine unerlässliche Hilfe für Kinder, Jugendliche und deren Familien In Deutschland gibt es circa 22.600 Kinder mit lebensverkürzenden Erkrankungen, davon etwa 3500 in Bayern. Jedes Jahr sterben 1500 Kinder und Jugendliche, davon 520 an Krebs. In Bayern sterben jährlich circa 700 Kinder krankheitsbedingt. Um die Not dieser Kinder, Jugendlichen und deren Familien zu lindern entstand die Kinderhospizarbeit.

Die Idee des weltweit ersten Kinderhospizes entstand Anfang der 1980er Jahre in Großbritannien. „Auslöser“ war ein Mädchen namens Helen, die 1978 an einem Hirntumor erkrankte. Während der operativen Entfernung des Tumors kam es zu irreparablen und schwerwiegenden Gehirnverletzungen, so dass Helen weder sprechen, sitzen, noch ihre Körperbewegungen koordinieren konnte. Schwerster Frances Dominica, eine Nonne und Kinderkrankenschwester, welche Helen während ihres langen Krankenhausaufenthaltes kennen lernte, besuchte Helen und ihre Familie regelmäßig. Auch nahm sie Helen zur Entlastung der Familie immer wieder zu sich ins Kloster. Aus dieser Beziehung heraus entwickelte sich „Helen-House“, welches Familien in ähnlichen Lebenssituationen unterstützen sollte. Das „Helen House Hospice“ in Oxford nahm als weltweit erstes Kinderhospiz 1982 seine Arbeit auf.

Ursprünge 12

Im Jahr 1990 gründeten sechs Familien, deren Kinder unheilbare und lebensverkürzende Krankheiten hatten, den „Deutschen Kinderhospizverein“. Der Verein arbeitet bundesweit und begleitet die ganze Familie ab der Diagnose der Kinder. Dabei handelt es sich um Angebote sowohl für das kranke Kind, als auch für die Eltern und Geschwister. Hauptanliegen ist die Begleitung der betroffenen Familien. Ein weiteres wichtiges Ziel war seit der Gründung 1990 für den „Deutschen Kinderhospizverein e.V.“ ein Kinderhospiz nach englischem Vorbild zu schaffen. In Olpe entstand 1998 unter der Trägerschaft der „Gemeinnützigen Gesellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe mbH“ das erste Kinderhospiz in Deutschland – das Kinderhospiz Balthasar. Hier kann die ganze Familie eine Atempause einlegen, um wieder Kraft zu schöpfen auf ihrem Weg. Ein zweites Zuhause, in einer familiären Umgebung und von Fachkräften unterstützt, wird hier angeboten.1

... in Deutschland

Was unterscheidet Kinderhospizarbeit von der sonstigen Hospizarbeit? Der „Bundesverband Kinderhospiz“, welcher 2002 als Dachverband der ambulanten und stationären Kinderhospize in Deutschland gegründet wurde, definiert dies folgendermaßen: „Erwachsenenhospize“ stehen ihren Gästen explizit nur für die finale, letzte Lebensphase offen. Kinderhospizarbeit ist ein unterstützendes Angebot für die gesamte Familie lebensbegrenzend erkrankter Kinder, Jugendlicher und auch junger Erwachsener, das sich vom Zeitpunkt der Diagnose oft über viele Jahre bis zum Tod und darüber hinaus erstreckt. Aus dieser Situation ergeben sich eigene Bedarfs-, Arbeits- und Angebotsstrukturen, die nicht mit einem in der Regel auf die letzte Lebensphase älterer Menschen zielenden Angebot vereinbar sind. Kinderhospizarbeit setzt aus zwei Gründen unverzichtbar im präfinalen Stadium ein:

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✤ Kinder sind existentiell abhängig von der Familie, so dass eine stabile familiäre Situation und eine sichergestellte häusliche Versorgung für das Kind unbedingt gewährleistet sein müssen. Dem Kind sollen so lange wie möglich die Fähigkeiten erhalten werden, kindlichen Grundbedürfnissen entsprechend zu leben. ✤ Bei Kindern ist es noch schwieriger als bei Erwachsenen, eine definitive Einschätzung der Lebenserwartung zu geben, da oft unerwartete Verläufe mit zeitweiser Stabilisierung bzw. Destabilisierung auftreten, die sich zeitweise auf Jahreszeiträume ausdehnen können. Dadurch kann sich immer wieder auch durch akut auftretende Krisen die Notewendigkeit zu einem Aufenthalt in einem Kinderhospiz ergeben.2

Derzeit gibt es in Deutschland 12 stationäre Kinderhospizstationen (davon 4 in Planung), in Bayern das einzige, St. Nikolaus, in Bad Grönenbach und 53 ambulante Kinderhospizdienste. In Bayern gibt es solche in München, Erlangen, Nürnberg, Bad Grönenbach Würzburg und demnächst in Aschaffenburg. Der Aufbau der ambulanten Kinderhospizdienste wird durch die Förderung der ambulanten Palliativversorgung gestärkt. Als Hospizhelferin des Hospizvereins Eckental bilde ich mich im Bereich der ambulanten Kinderhospizarbeit weiter und bringe mich hierbei unterstützend im Verein ein. Eva Abele 1 Quelle: www.deutscher-kinderhospizverein.de 2 Quelle: www.bundesverband-kinderhospiz.de 3 Quelle: www.bayerischer–hospizverband.de

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Warum bin ich aktiv beim Hospizverein? Ein ganz persönlicher Bericht von unserer Mitarbeiterin Marja-Leena Schmädicke

Haben Sie manchmal das Gefühl, dass Sie in Ihrer Freizeit etwas mehr tun wollen? Etwas Nützliches, etwas Sinnvolles? Dieses Gefühl hatte ich schon: die berufliche Tätigkeit nahm mich nicht mehr so sehr in Anspruch, die Kinder waren bereits erwachsen und Enkelkinder waren auch keine da. Also hatte ich Zeit. Da las ich die Ankündigung des Hospizvereins Eckental, wonach ein neuer Hospizhelferkurs anfangen sollte. Ich setzte mich mit dem Verein in Verbindung und erfuhr, dass der Kurs zum späteren Termin stattfinden sollte, aber man könne auch ab sofort mithelfen – Tätigkeiten gäbe es genug. Also fand ich mich bald am Schreibtisch im Hospizbüro, wo allerlei Bürohilfsarbeiten wie auch Telefondienst zu erledigen waren. Einfache Tätigkeiten, die erledigt werden müssen, aber zu denen erfahrene Hospizhelfer zu schade sind. Mit der Zeit hatte ich dann auch Besuchsdienste übernommen, d.h. Besuche bei alten bzw. kranken Menschen, die aber nicht unbedingt sterbenskrank sind. Durch diese Besuche kann man die Last der Angehörigen etwas erleichtern und in den Pflegeheimen dem Tag des Heimbewohners etwas Abwechslung bringen. Zeit ist ein relativer Begriff: ein Tag im Rollstuhl im Pflegeheim ist lang, wenn auch die Pflegekräfte ihr Möglichstes tun, um die Patienten zu versorgen. Aber es bleibt kaum Zeit für Unterhaltung, Spaziergänge usw. Manche Angehörige wohnen weit weg, manche aber auch vergessen ihre Senioren. Oft liest man auch von üblen Zuständen in Pflegeheimen: da fragt man sich, wo sind dort die Menschenrechte, worüber wir uns gerade während der Olympiade in China so sehr aufgeregt hatten. 15

Die Familienministerin Ursula von der Leyen will ja besonders vitalen Senioren Möglichkeiten zeigen, sich im sozialen Bereich ehrenamtlich zu engagieren. Eine Möglichkeit wäre die Mitarbeit im Hospizverein. Die meisten Hospizhelfer im Eckentaler Verein sind 50+, wobei auch einige unter dreißig dabei sind. Männer sind besonders willkommen – bis jetzt haben nur zwei Männer den Mut gefunden als Hospizhelfer tätig zu sein. Ich könnte mir gut vorstellen, dass manch älterer Herr in den schweren Stunden gerne ein Gespräch „von Mann zu Mann" führen möchte. Wir werden alle älter, und obwohl heute vielleicht mehr denn je nach der ewigen Jugend getrachtet wird, hat man bis jetzt noch nicht das Wundermittel entdeckt, das uns unsterblich macht. Was ja eine schreckliche Vorstellung wäre. Wer zahlt dann die Renten? Wir möchten sicher, wenn wir selber alt und krank sind, nicht vergessen werden. Wir möchten auch respektiert werden, und so sollten wir auch die jetzigen „Alten" behandeln. Und wenn die letzte Stunde schlägt, möchten wir in Würde Abschied nehmen können. Mein Engagement ist durchaus nicht heroisch. Nein im Gegenteil, es ist sogar ziemlich egoistisch. Nämlich, wenn ich jemandem Freude bereiten kann, habe ich selber Freude, also werde ich belohnt. Ich werde nie vergessen, wie eine über 90-jährige alte Dame, die ich einige Wochen besucht hatte und mit der ich mich vergeblich um Kommunikation bemüht hatte, auf einmal, als ich beim Weggehen war, sagte: „Bleibens äwäng noch da!" Oder wie ihre Augen leuchteten und wie sie lächelte, als ich sie nach einem halben Jahr wieder besuchte.

6. Grundkurs

für Hospizbegleiter

Der Hospizverein bietet vom 8. Januar bis 26. März 2009 ein weiteres Vorbereitungsseminar an. Wir wollen Menschen ansprechen, die bereit sind einen Teil ihrer Freizeit ehrenamtlich in die Hospizarbeit zu investieren. Unser Ziel ist das zugewandte und achtungsvolle Begleiten von Menschen und deren Angehörigen in der oft schwierigen letzten Phase ihres Lebens.

Die Inhalte des Seminars: ■ Der Hospizgedanke, Geschichte, Ziele

■ Kommunikation

■ Der Hospizverein Eckental, Vorstellung des Vereins ■ Trauer ■ Schmerzen, andere Symptome

■ Basale Stimulation

■ Sterbephasen nach Dr. Kübler-Ross

■ Basale Stimulation

■ Grundwissen in pflegerischen Handhabungen

■ Bestattungskultur

■ Demenz im Finalstadium

■ Spiritualität, Religiosität

■ Patientenverfügung, rechtliche Aspekt Um die Sache zum Punkt zu bringen, zitiere ich Hermann Hesse: Fühle mit allem Leid der Welt, aber richte deine Kräfte nicht dorthin, wo du machtlos bist, sondern zum Nächsten, dem du helfen, den du lieben und erfreuen kannst.

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Interessierte Personen können sich anmelden, bzw. erhalten Informationen in unserem Büro, Tel. 09126 2927880.

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Ab Februar 2009 bieten wir zweimal monatlich im Rahmen einer Trauerbegleitung Einzelgespräche an. Unsere ausgebildeten Trauerbegleiter: Dorothea Fink, Hinrich Hanisch

Trauerbegleitung

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Fortbildungsangebote

2008

... für unsere Hospizbegleiter 13. Februar 08 ............ Symptomkontrolle in der Palliativmedizin Dr. Horst Huber, Waldkrankenhaus Erlangen 12. März 08 ................. Begegnung mit anderen Religionen Besuch der christlich-islamischen Begegnungsstätte Nürnberg

9. April 08 .................... Vortrag und anschl. Austausch zum Thema: „Biographiearbeit“ D. Horlamus 14. Mai 08 ................... Hand- und Fußmassage B. Rauh 11. Juni 08 ................... Begegnung mit anderen Religionen Besuch der Synagoge in Ermreuth

Fortbildung

25. März 08 ................. Vortrag und anschließender Austausch zum Thema: „Wertschätzung“ nach einem Buch von J. Bauer A. Horenburg, D. Horlamus

9. Juli 08 ....................... Führung über den Johannisfriedhof in Nürnberg 23. September 08 ...... Klangschalentherapie H. Pickelmann

01. Oktober 08 ........... „Gesundheit eine Fiktion – Was wir von kranken Menschen lernen können“ Dr. K. Hindel 14. Oktober 08 ........... Begegnung mit anderen Religionen: Buddhismus K. Stuke

12. November 08 ....... Bestattungskultur Besuch beim Beerdigungsinstitut Birkmann in Lauf 18

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Ausblick: Unsere Themenabende bis Ende Mai 2009 haben folgende Schwerpunkte: Neues aus Hospizarbeit und Palliativmedizin

Hospizverein

Ayurvedische Massage; Vortrag über die ganzheitliche, medizinische Gesundheitslehre Ayurveda mit praktischer Veranschaulichung durch eine Arm- und Handmassage Die palliative Vernetzung in unserem Verein Demenz: Umgang mit dementen Menschen und deren Angehörigen, Demenz im Finalstadium Trauer verstehen, mit ihr umgehen und sie bewältigen Kinder- und Jugendhospizarbeit Weitere regelmäßige Veranstaltungen: Gesprächskreis

Supervision

Die Termine unserer Hospizabende werden in der örtlichen Presse veröffentlicht. Wenn Sie an einem der Themen Interesse haben, können Sie nach vorheriger Anmeldung teilnehmen. Nähere Auskunft über unsere Arbeit geben wir Ihnen gerne während unserer Bürozeiten: Montag bis Donnerstag: 9-12 Uhr und nach Vereinbarung

Eckental e.V.

Hospizverein Eckental e.V. Tauchersreuther Straße 2 90542 Eckental Telefon 09126 2979880 Telefax 09126 294200 Mobil 0173 3545904 Mail

4. Hospizbrief

[email protected]

Bankverbindungen: Vereinigte Raiffeisenbanken Konto: 641 300 5 | BLZ: 770 694 61 Stadt- und Kreissparkasse Erlangen Konto 6000 92 92 | BLZ: 763 500 00 Impressum Verantwortlich: Dorothea Fink | Layout: Flad & Flad Communication GmbH

Der Hospizverein Eckental und seine Arbeit 2009