Liebe Familie, Freunde, Rundbrief Nr. 3 Bekannte, Interessierte und SpenderInnen,

Abancay, Maerz 2016 Nathalie Bechtler Liebe Familie, Freunde, Rundbrief Nr. 3 Bekannte, Interessierte und SpenderInnen, Im Moment kann ich es kaum...
Author: Hajo Frank
5 downloads 0 Views 1MB Size
Abancay, Maerz 2016 Nathalie Bechtler

Liebe Familie, Freunde,

Rundbrief Nr. 3

Bekannte, Interessierte und SpenderInnen,

Im Moment kann ich es kaum glauben, dass bereits Maerz und schon ueber die Haelfte meines Freiwilligendienstes hier in Peru vorbei ist. Wenn ich derzeit an August denke, freue ich mich einerseits natuerlich meine Familie, Freunde, euch alle in Deutschland wieder zu sehen. Andererseits stellt sich bei mir auch Traurigkeit darueber ein, dass es bedeutet Abancay, und damit mein Leben hier, verlassen zu muessen. Mir wird bewusst, wie sehr ich mich hier eingelebt habe – ja zu Hause fuehle. In meiner Familie geht es mir richtig gut und ich habe eine tolle Freundes-Gruppe gefunden. Ausser mir gibt es noch drei Freiwillige von AFS, ein Freiwilliger vom BDKJ und einer aus Spanien, die in meinem Alter sind und mindestens bis August bleiben. Mit ihnen verstehe ich mich super.  Zudem sind mir die Maedchen im Waisenhaus so sehr ans Herz gewachsen, dass ich mich freue, taeglich dorthin zur Hausaufgabenbetreuung zu gehen. War ich anfangs doch etwas ueberfordert – Schwierigkeiten mit den vielen Namen, mit anderen Rechenweisen in Mathe, ihr Temperament - weiss ich inzwischen, wie ich mit ihnen umzugehen und die Mathe-Aufgaben zu erklaeren habe.  Des Weiteren kenne ich die Kollegen im Buero von Cáritas nun deutlich besser und durch den Jugendchor der Pfarrei habe ich auch Kontakt zu peruanischen Jugendlichen. Ein Teil der Pfarrei zu sein, die im Leben der Menschen hier doch eine grosse Rolle spielt, finde ich toll. Ich wuerde diese Zeit im Moment am liebsten festhalten oder wie man so schoen sagt: „in ein Marmeladenglas stecken“. Darauf, die naechsten Monate einfach geniesen zu koennen, freue ich mich sehr.  So jetzt fange ich aber, wie in meinem letzten Rundbrief versprochen, erst einmal damit an, wie ich die Weihnachtszeit hier erlebt habe.  Weihnachtszeit: Da es Tradition der katholischen Kirche ist, hatten wir in der Adventszeit auch einen Adventskranz und haben jeden Sonntag eine Kerze entzuendet. Was man hier jedoch nicht kennt, ist ein Adventskalender. Deshalb habe ich mir Ende November ueberlegt, den Maedchen im Waisenhaus sowie meiner Familie einen „calendario de adviento“ zu basteln. Das kam richtig gut an, was mich sehr gefreut hat. Die Kinder haben, als ich am 1. Dezember damit ins Waisenhaus kam, voller Aufregung angefangen zu schauen, an welchem Tag wer ein Paeckchen oeffnen darf. Sie waren kaum zu bremsen. Meine Gastmama war so begeistert, dass sie meinte, das muesse sie ab sofort immer fuer meinen Gastbruder machen und ihren Freundinnen zeigen.

Adventskalender im Waisenhaus

Auch so etwas wie Weihnachtsplaetzchen kennt man hier nicht. Dafuer gibt es einen WeihnachtsgebaeckErsatz. Ganz typisch fuer die Weihnachtszeit ist hier naemlich“Panetón“. Dies ist eine Art Hefezopfkuchen, in dem kandierte Frucht-Stueckchen enthalten sind. Mir persoenlich schmeckt er deutlich besser ohne die Frucht-Stueckchen. Was in der Weihnachtszeit noch ganz typisch ist, sind so genannte „Chocolatadas“. Hierbei geht man mit einer Gruppe entweder aufs Feld beziehungsweise in die Doerfer und verteilt dort heisse Schokolade und Panetón an die Bevoelkerung. Es kann aber auch in der Stadt stattfinden. Wir sind vom Freiwilligenprogramm von Cáritas aus am 19. Dezember nach Cconebamba gegangen. Dies ist eine Region, in der die Haeuser sehr verstreut liegen. Somit haben wir uns die dortige Schule ausgesucht und die Chocolatada fuer die Kinder veranstaltet. Zunaechst spielten wir einige Spiele, waehrend die heisse Schokolade zubereitet wurde. Anschliessend verteilten wir Essen und Trinken, sassen zusammen mit den Kindern und musizierten ein wenig – Gitarre und Cajón (Anm.: Kistentrommel) hatten wir mitgenommen. Ausserdem sangen die Kinder Weihnachtslieder fuer uns, deren Text ihr Lehrer gross auf ein Plakat geschrieben hatte. Danach durften sie sich an Tische setzen, wir stellten Stifte und Papier zur Verfuegung und jedes Kind malte ein Weihnachts-Bild. Zum Abschluss konnten wir noch kleine Geschenke verteilen, die wir von Cáritas erhalten hatten. Insgesamt war es eine sehr schoene Aktion. Uns hat es Spass gemacht, den Kindern eine Freude zu bereiten, und fuer die Kinder war es ein toller Vormittag.

Wir Freiwillige mit den Kindern

Nun zum Thema Weihnachtsdeko. Als ich eines Tages in der Adventszeit von der Arbeit heimgekommen bin, stand Gladys an unserem Wohnzimmerfenster und hat mit Farben die Glasscheibe bemalt. Was dabei herauskam, koennt ihr auf den Bildern unten sehen. Einige Tage spaeter war ploetzlich unser Esstisch verkleinert und meine Gastmama baute eine riesige Krippe auf. Hier hat man aber nicht nur wie bei uns in Deutschland einen Stall mit den typischen Figuren, sondern eine richtig grosse Landschaft mit allen moeglichen Tieren, Gebaeuden, einem Teich/Fluss etcetera. Des Weiteren wurde bei uns ueberall Weihnachtsschmuck und eine neonblau leuchtend

blinkende Lichterkette aufgehaengt. Zudem war es fuer mich das erste Weihnachten mit einem weissen Weihnachtsbaum aus Plastik. Im Buero von Cáritas hatten wir auch eine Krippe und einen Weihnachtsbaum. Diesen sollte ich aufbauen, wobei ich anfangs nicht ganz verstand, wie die Einzelteile zusammenzustecken sind. 

Deko, Krippe, Tannenbaum bauen

Am 24. Dezember haben wir mittags erst einmal Weihnachtslieder angehoert – peruanische und deutsche.  In der „Noche Buena“ – also Heiligabend – um kurz vor 21 Uhr haben wir uns mit dem „Niño Jesús“ auf den Weg in den Gottesdienst gemacht. Es ist hier in Abancay Brauch, das Jesukind mitzunehmen, um es weihen zu lassen. Bereits waehrend des Gottesdienstes wurden einige Feuerwerkskoerper in die Luft geschossen, sodass der Pfarrer fuer einen kurzen Moment seine Predigt unterbrechen musste, weil es so laut war. Nach der Kirche sind wir zur Schwester von Gladys gegangen. Puenktlich um 12 Uhr fand dann das eigentliche Feuerwerk statt, bei dem wir teilnahmen. Zudem standen wir mit Wunderkerzen vor der Krippe, um den Geburtstag des „Niño Jesús“ zu feiern. Anschliessend gab es ein wahrliches Festessen – Truthahn, Kartoffeln, Reis, Apfelbrei und vieles mehr landete auf meinem Teller. Suppe, Nachtisch und Wein zum Anstossen durfte natuerlich auch nicht fehlen. Gegen 2 Uhr nachts kam ich mit Gladys nach Hause – Alejandro wollte noch bei seinem Cousin bleiben. So tauschten meine Gastmama und ich Geschenke aus, wobei diese hier eine viel geringere Rolle spielen als bei uns in Deutschland. Dies finde ich jedoch nicht schlimm. So kommt der wirklich wichtige Aspekt, die Geburt Jesu und die Naechstenliebe/Beisammensein mit der Familie, mehr zum Ausdruck. Gluecklich und zufrieden lag ich dann gegen 3 Uhr in meinem Bett.

Im Gottesdienst, um 12 Uhr nachts mit Wunderkerzen, Truthahn fuer die ganze Familie

Klima: So, nun komme ich mal zu den klimatischen Verhaeltnissen in Abancay. Als ich im August ankam, war gerade der Uebergang von Winter zu Fruehling. Tagsueber, wenn die Sonne schien, war es angenehm warm. Gegen Abend/Nacht wurde es allerdings so kalt, dass ich teilweise zwei dicke Westen trug. Ausserdem wachte ich morgens haeufig mit Halsschmerzen auf, da ich diesen starken Unterschied von Tag und Nacht nicht gewohnt war. Gleichzeitig war im August und die darauffolgenden Monate noch Trockenzeit. Dies hatte zur Folge, dass es eigentlich nie regnete, sondern tagsueber immer die Sonne schien. Im Laufe der Monate wurde es immer waermer und ab circa Dezember waren wir im Sommer angekommen. Fuer mich fuehlte es sich sehr merkwuerdig an, Weihnachten bei Sonnenschein und gefuehlten 30 Grad zu feiern. Mein Kopf wusste zwar, dass Dezember und damit Weihnachtszeit ist. Vom Gefuehl her war aber eher Juli. Im Laufe des Sommers wurde es noch waermer. Die Tatsache bereits seit fast einem Jahr nur Sonnenschein und warmes Wetter zu haben, hat mich vor ein paar Wochen ziemlich aufgeregt. Ich habe Bilder von unserem verschneiten Haus in Deutschland gesehen und wollte einfach mal richtige Kaelte und Schnee. Ab Dezember begann auch die Regenzeit. Ich hatte mir vorgestellt, dass es richtig viel regnen wuerde – sowohl tagsueber als auch nachts. Allerdings kommen nur ab und zu Regenguesse. Meine Gastmama hat mir erklaert, dass dies schlecht fuer die Felder ist, weil zum Beispiel der Mais nicht richtig wachsen kann. Hier hoffen viele, dass noch mehr Regen kommt und sind der Meinung, der Mangel liege an dem Phaenomen „El Niño“. Eine Regelmaesigkeit, wann es regnet, konnte ich noch nicht feststellen. Meiner Meinung nach sind die Regenguesse hauptsaechlich nachts. Am Morgen ist dann Abancay haeufig komplett von Wolken eingehuellt, sodass man die umliegenden Berge nicht mehr sehen kann. Manchmal bleiben die Wolken den Tag ueber so tief haengen; dann ist es auch kaelter als sonst, da keine Sonnenstrahlen mehr durchkommen. Manchmal verfluechtigen sich die Wolken relativ schnell. Was in Abancay ein Problem darstellt, ist der Abfluss des Wassers. Abancay liegt am Hang, womit das Regenwasser die Strasse nach unten abfliesst bis zu einer Stelle, wo es sich sammeln kann – meist Querstrassen. Hinzu kommt, dass die Dachrinnen ihr Wasser auf die Strassen abgeben und somit den Wasserstrom verstaerken. Von den Abwasserkanaelen gibt es leider nicht so allzu viele beziehungsweise sie sind mit Muell verstopft. Einmal hat es so stark geregnet, dass man auf der Strasse bis zu den Waden und auf dem Gehweg bis zum Knoechel im Wasser stand. Ich habe mich inzwischen daran gewoehnt, bei diesem Wetter mit nassen Fuessen heimzukommen. Des Weiteren ist problematisch, dass der Regen eine Menge an Steinen/Dreck anspuelt, der dann weggeraeumt werden muss.

Strasse waehrend und nach dem Regen

Karnaval: Hier feiert man ebenso Fasching wie bei uns in Deutschland nur auf eine andere Art und Weise. Zunaechst gibt es einige Umzuege, von denen der erste zur Faschingseroeffnung bereits im Januar war und im Februar mindestens fuenf weitere folgten. Bei diesen „Pasacalles“ tragen die Gruppen/Institutionen immer die typische abanquinische Tracht oder die typische Tracht vom Feld, nicht wie bei uns unterschiedliche Kostueme. An einem Umzug nahmen wir von Cáritas aus teil, sodass unter anderem meine zwei Freundinnen und ich morgens im Buero von einer Kollegin hergerichtet wurden.

Karnaval – Beginn; meine Freundinnen und ich in der abanquinischen Tracht; laendlicher Karnavals-Umzug

Ausserdem finden jaehrlich eine Wahl der Miss Carnaval und Tanzwettbewerbe statt. Bei diesen tanzen verschiedene Gruppen um einen bunt geschmuckten Baum, wie man ihn auf dem dritten Bild sehen kann. Dieser ist generell ein bekanntes Symbol. Er wurde auch bei einigen Umzuegen mitgetragen. Was hier noch ganz typisch ist, ist das Spielen mit Schaum, Wasser und teilweise Farben. Einmal haben wir im Buero damit angefangen. Wassereimer ausschuetten aus dem 1. beziehungsweise 2. Stockwerk, Wasserbomben werfen, Schaum herumspruehen – keiner wurde verschont, selbst der Chef von Cáritas hat etwas abbekommen. Ich selbst endete voellig durchnaesst nach ein paar Eimern Wasser ueber dem Kopf. Zum Glueck schien an dem Tag die Sonne. 

Innenhof von Cáritas nach der Wasser-/Schaum-Schlacht; Wassereimer ueber mir; Wasser-/Schaum-Schlacht mit Freunden

An dem Hauptkarnaval-Wochenende traf ich mich mit Freunden, um gemeinsam mit ihnen „spielen“ zu gehen. Daheim bei meinem Mentor bereiteten wir Wasserbomben und Spritzpistolen vor. Dann ging´s raus auf die Strasse damit. Von ueberall wurde man „angegriffen“. Es flog Wasser von Hausdaechern, aus Fenstern, von Autoanhaengern und natuerlich von der einen Gehwegseite zur anderen. Zudem kam das Wasser teilweise aus riesigen Kuebeln. Aus Sicherheitsgruenden habe ich meine Kamera da nicht

mitgenommen. Von denjenigen, die auch mit Farben oder Motoroel spielten, haben wir uns lieber verngehalten. Gegen Ende haben wir noch den Innenhof meines Mentors unter Wasser gesetzt. Dabei konnte ich dann Fotos machen. Es heisst, hier sei der Carnaval „más alegre de Perú“ (dt. am froehlichsten von Peru). Das kann ich bestaetigen. Es ist wirklich witzig und macht Spass. 

Vacaciónes útiles: Ab dem 11. Januar bis Ende Februar fuehrten wir vom Freiwilligenprogramm von Cáritas aus montags bis freitags vacaciónes útiles (dt.: nuetzliche Ferien) durch. Es ist hier typisch, dass die Kinder in ihren grossen Sommerferien – Mitte Dezember bis Anfang Maerz – in eine Art Ferienbetreuung gehen, in der sie Faecher haben wie Mathe, Englisch, ecetera. Ich selbst habe einmal die Woche „Umwelt“ unterrichtet oder es zumindest versucht. Zwar hatte ich mir einen Plan zurecht gelegt, die Kinder waren aber so unruhig, wollten nicht zuhoeren und teilweise auch nicht mitarbeiten, dass ich meinen Plan jede Woche aendern/anpassen musste. Zum Glueck waren die anderen Freiwilligen und mein Mentor dabei, um mir zu helfen. So bin ich meistens auch an den anderen Tagen nach dem Waisenhaus zu den vacaciónes útiles, um bei der „Betreuung“ mitzuhelfen. Im Durchschnitt waren es 50 Kinder zwischen 7 und 12 Jahren, die wir nach der ersten Woche in zwei Altersgruppen teilten. Zum einen waren alle Kinder in einer Gruppe zu anstrengend und nicht ruhig zu halten. Zum anderen konnte man Siebenjaehrigen nicht dasselbe beibringen wie 12 jaehrigen. So habe ich Umwelt beispielsweise nur mit den Aelteren gemacht, da ihr Verstaendnis diesbezueglich besser/weiter gepraegt war. Diese Ferienbetreuung ging immer von 15 bis 17 Uhr. So waren jeden Tag immer zwei unterschiedliche Kurse und Zeit zum Spielen eingeplant.

Bei den vacaciones útiles

Arbeit: Nun dazu wie es hier mit meiner Arbeit aussieht. Mit meinem Proyekt dem „Zentrum fuer aeltere Menschen“ bin ich bisher leider nicht viel weiter gekommen. Das Problem ist die Finanzierung. Der Kostenvoranschlag, der fuer Spendenanfragen benoetigt wird, wird von einem anderen Mitarbeiter im Buero gemacht und das zieht sich nun schon ewig hin. Ausserdem habe ich keine Erfahrung im Leiten eines ganzen, noch dazu so grossen Projekts, wodurch ich zu unsicher bin, und eine professionelle Person, die sich nur diesem Zentrum widmet und der ich helfen koennte, gibt es nicht. Nun auf dem zweiten Zwischenseminar kam der Vorschlag, ich solle einfach ohne die Finanzierung beginnen. Dies bedeutet, dass ich mich mit einer Gruppe von Senioren treffen und etwas basteln koennte oder aehnliches. Das Zentrum wuerde dann zu einem spaeteren Zeitpunkt professionell angelegt werden.

Dies waere dann aber meiner Meinung nach eher ein Projekt fuer das Freiwilligenprogramm von Cáritas. Man muesste gemeinsam abklaeren, wie die Senioren zusammenkommen – man braeuchte fuer jedes Treffen einen Fahrdienst, der die aelteren Menschen bei ihnen daheim abholt und wieder zurueckbringt. Ausserdem muessten wir zumindest die anfallenden Materialkosten abdecken. Hinzu kaeme die Frage, wann die Treffen durchgefuehrt werden koennten. Nachmittags bin ich immer im Waisenhaus und vormittags unter der Woche ist die Frage, ob alle Mitwirkenden koennen. Samstags liegt nun bereits ein anderes Projekt, was ich im Folgenden schildern werde. Jedoch werde ich schauen, wie ich diesen Vorschlag umsetzen kann, schliesslich will ich, dass daraus noch etwas wird, waehrend ich hier bin. Das andere Projekt, mit dem ich vor einer Woche begonnen habe und das sich etwas leichter gestaltet, ist das Anlegen eines TiNi´s mit einigen der Kinder von den vacaciónes útiles. TiNi bedeutet „tierra de niñas, niños y jovenes“ (dt.: Erde von Kindern und Jugendlichen). Es ist ein Projekt der Organisation ANIA, von der wir in den Einfuehrungstagen in Lima einen Vortrag hatten. Die Kinder bekommen einen Erdbereich geschenkt, den sie mit Hillfe von Erwachsenen so bepflanzen koennen, wie sie wollen. Dadurch soll ihr Umweltverstaendnis gepraegt werden, denn man spricht mit den Kindern dabei auch ueber Wassermangel, Tier- und Pflanzenarten, erneuerbare Energien und vieles mehr. Wen es interessiert, mehr Informationen gibt es auf folgender Internetseite (auf Spanisch): http://aniaorg.pe/interactivo/Ania_web/index.html Des Weiteren wurden zwei andere deutsche Freiwillige und ich einem weiteren neuen Projekt zugeteilt. Hierbei geht es um „Promoviendo la integración de las personas con discapacidad en Abacay” (dt.: Die Integration von Personen mit Behinderung von Abancay foerdernd). Dazu wird die Strategie „RBC – Rehabilitacion basada en la comunidad“ (dt. Rehabilitation gruendend auf der Gemeinschaft) verwendet. Mehr Informationen zum Projekt beziehungsweise zur Strategie haben wir bisher noch nicht erhalten, da das Ganze erst am Anlaufen ist. Ansonsten stehen immer wieder Aktionen von Cáritas oder dem Freiwilligenprogramm an, bei denen ich mithelfe. So hatten wir am 11. Februar den „día del enfermo“ (dt.: Tag des Kranken). An diesem Tag fand ein Gottedienst in der Kathedrale statt und anschliesend ein kleiner Umtrunk in der Pfarreihalle. Einige der aelteren, erkrankten Menschen wurden von Angehoerigen mit dem Taxi gebracht; einige mit einem Gelaendewagen von ihrem Wohnort abgeholt. Wir von Cáritas halfen ihnen dann in die Kirche. Anschliessend begleiteten wir alle in die Halle und halfen ihnen, auf den Stuehlen Platz zu nehmen. Hier verteilten wir dann Chicha morada (Saft von einem lilanen Mais) und Empanadas (gefuellte Teigtaschen). Eine weitere Aktion war „HAZla por tu playa“ (dt.: Mach es fuer deinen Strand). Dieses Projekt stammt von der Organisation LOOP, die wir Freiwilligen in den Einfuehrungstagen in Lima kennengelernt hatten, und wurde Peru-weit am Wochenende vom 4.bis 6. Maerz durchgefuehrt. Man sucht sich hierbei einen Strand oder ein Fluss aus und reinigt die Ufer von Muell. Wir entschieden uns den „Río Mariño“ – Fluss in Abancay – zu saeubern. Dafuer erhielten wir sogar Unterstuetzung von der Abteilung „Umwelt“ der Gemeinde. Letztendlich hatten wir circa 100 Kilo Muell zusammen und das auf vielleicht 150 Meter Flussabschnitt. Aus diesem Grund entschieden wir uns, bald noch einmal eine Saeuberungsaktion durchzufuehren. Im Moment steht am 18. Maerz der „Marcha por la vida“ (dt.: Lauf fuer das Leben) an, der von der katholischen Kirche initiiert wird. Hierbei kommen alle, die wollen, zu einer Art Demonstration fuer das Recht auf Leben zusammen. Es geht darum, auf das Recht geboren zu werden, aufmerksam zu machen. Der Marsch richtet sich mit Aussagen wie „Es ist nicht dein Koerper, es ist dein Kind“ oder „Lasst mich leben“ gezielt gegen Abtreibung. Einige andere Freiwillige und ich koennen die radikale Ablehnung von

Abtreibung nicht teilen. Aus diesem Grund haben wir entschieden, uns eher im Hintergrund zu halten und beispielsweise als „Fotografen“ die Dokumentation fuer Cáritas zu uebernehmen. Ins Waisenhaus nachmittags gehe ich nach wie vor, was mir viel Freude bereitet. Waehrend den Ferien/vacaciónes útiles war alles etwas spontaner und flexibler. Ich war immer eine Zeit lang im Waisenhaus und anschliessend bei den vacaciónes útiles. Manchmal habe ich mit den Maedchen gespielt, teilweise sollte ich mit ihnen Matheaufgaben machen, da zwei von Ihnen nach den Ferien Klausuren hatten, die sie bestehen mussten, um in die naechste Klasse zu kommen. Jetzt, da die Schule wieder begonnen hat, stehen im Waisenhaus auch wieder viele Hausaufgaben an. Zudem kamen einige neue Maedchen (erste und zweite Klasse) in meine Gruppe, sodass es nach Aussagen der Madre nun um die 20 Kinder sind. Zweites Zwischenseminar: Inzwischen fand auch schon unser zweites und damit letztes Zwischenseminar statt. Nach einer 16 stuendigen Busfahrt kam ich am 20. Februar in Lima an, wo wir 15 Freiwilligen uns trafen, um gemeinsam nach Huampaní zu fahren. Dies ist ein Stadtteil von Lima, circa eine Stunde vom Zentrum entfernt. Hier befindet sich auch eine Art Landschulheim der Humboldt-Schule in Lima. Wir kamen gegen Samstagmittag an und hatten circa einen Tag gemeinsam mit unseren Mentoren, deren Seminar vor unserem stattfand. Waehrend der folgenden sieben Tage hatten wir wiederum Vortraege von den Organisationen/Personen, die wir in den Einfuehrungstagen in Lima kennengelernt hatten, wobei es dieses Mal mehr um die Problemloesung ging. So veranstaltet beispielsweise LOOP (Life out of Plastic) die Aktion HAZla por tu playa und stellt Taschen aus Plastik her. Wir unterhielten uns ueber die Beobachtungen in unserem Einsatzort und was man gegen die Schwierigkeiten unternehmen koennte. Ausserdem haben wir uns mit den Praesidentschaftskandidaten beschaeftigt, da im April Wahlen in Peru stattfinden. Es blieb aber auch Zeit, um Fussball/Volleyball zu spielen oder sich im Pool von den heissen Sommertemperaturen abzukuehlen. 

Gesundheit: Aus gegebenem Anlass moechte ich noch kurz das Thema gesundheitliche Versorgung in Abancay ansprechen. Es gibt hier sowohl ein Krankenhaus, in dem man stationaer aufgenommen werden kann als auch eine Klinik, die einem Aerztezentrum entspricht fuer die ambulante Betreuung. Eine meiner Freundinnen schmerzte vor gut einer Woche ihr Magen und sie ging zum Arzt, um sich durchchecken zu lassen. Dieser kontrollierte daraufhin ihre Blutwerte. Bei der Besprechung hiess es dann nur, dass die Werte nicht gut aussehen, sie ein Antibiotikum drei Tage nehmen muesse und es besser waere, wenn sie sich bei Gelegenheit in Cusco in einem Krankenhaus begutachten lasse. Durch Zufall kamen wir nach Cusco und besuchten eine Klinik. Dort ueberprueften sie ihr Blut erneut und behielten sie sogleich ueber Nacht da. Sie erhielt eine Reihe von Infusionen und musste nun Antibiotika eine ganze Woche lang einnehmen. Zudem legten sie eine Kultur an, um die Lage besser einschaetzen zu koennen. Kommt hierbei etwas Ernstes heraus, muss sie erneut stationaer aufgenommen werden und Antibiotika fuer weitere sechs Wochen einnehmen. Mich hat das zum Nachdenken angeregt. Ich fand es schokierend, welch bessere Moeglichkeiten in der Klinik in Cusco vorhanden waren. Sie konnten die Blutwerte eindeutiger bestimmen und gefuehlt mehr fuer sie tun. Ausserdem kam mir, dass man in Deutschland eventuell eine Stunde von der naechsten Klinik entfernt ist, in die man im Notfall mit dem Rettungshubschrauber innerhalb von Minuten eingeliefer werden kann. Hier in Peru existiert, so viel ich weiss, kein Rettungshubschrauber-Netz. Wenn in Abancay

ein ernsthafter Notfall passieren wuerde, muesste man erst 5 Stunden mit dem Bus/Taxi nach Cusco fahren, um in ein spezialisiertes Krankenhaus gebracht werden zu koennen, in dem die notwendigen technischen Moeglichkeiten vorhanden sind. Auf den Doerfern auf dem Land sieht die medizinische Versorgung noch schlechter aus.

Auch in meinem dritten Rundbrief moechte ich mich wieder fuer jegliche Art der Unterstuetzung (mental, finanziell, etc.) aus Deutschland bedanken. Ich freue mich jedes Mal, wenn ich hoere, wie interessiert einige von Euch an dem sind, was ich hier erlebe. Ganz vielen, lieben Dank an meine Familie und Freunde. Es ist toll, dass ich mit euch regelmaesig in Kontakt stehen kann. Es gibt mir viel Kraft.  Ich koennte noch viel mehr berichten zum Beispiel von den „Heiligen drei Koenigen“, vom 50. Geburtstag des Waisenhauses, vom 57. von Cáritas, etcetera. Dann wuerde ich aber die Seitenzahl sprengen. Ausserdem duerft ich euch so auf das freuen, was ich noch zu berichten habe, wenn ich wieder bei euch daheim in Deutschland bin. ;)  Nun mal auf Spanisch:

Beim Fluss reinigen

Muchos saludos y abracitos desde Abancay, Eure Nathalie

!!! Alle Eindrücke, die im Rundbrief beschrieben sind, beruhen auf meinen subjektiven Empfindungen und gelten nicht repräsentativ für ganz Peru !!

Suggest Documents