Liebe Freunde, Familie und Interessenten,

Liebe Freunde, Familie und Interessenten, gerne lasse ich euch wieder einmal an meinem Leben hier in Tansania teilhaben. Ich war in der Zwischenzeit ...
Author: Maria Schuster
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Liebe Freunde, Familie und Interessenten,

gerne lasse ich euch wieder einmal an meinem Leben hier in Tansania teilhaben. Ich war in der Zwischenzeit für eine kurze Weile in der Schweiz. Für zweieinhalb Wochen habe ich meine Familie und Freunde besucht und bin nun seit knapp drei Wochen wieder zurück in Tansania. Ich hatte Zeit für Rückblicke ins letzte halbe Jahr und habe einmal mehr gestaunt, was alles passiert ist… In Bumilo war ich weiterhin stark mit den Patienten beschäftigt. Täglich kamen zwischen 20 und 50 Kranke. Obwohl die Malariafälle immer noch ausblieben, wurde es mir nie langweilig. Oft besuchten uns bis ca. 15 Uhr Patienten zuhause in meiner Gästezimmer- Dispensary. Wenn die Patienten fertig behandelt waren, war es für mich und Audax immer Zeit ein Mittagessen zu geniessen. Danach gingen wir oft auf Hausbesuche oder diskutierten Themen rund um Gesundheit oder unser Projekt. Ebenso haben wir uns Arbeitsziele gesetzt. Z.B. wollen wir an der Patientenaufklärung arbeiten. Oft wissen hier die Kranken nicht, was ihre Diagnose ist und weshalb sie welche Tabletten nehmen müssen. Dieser Zustand hat mir immer wieder Mühe gemacht. Nach meiner Ansicht, hat jeder Patient das Recht, zu wissen an was er leidet, wie er die Krankheit vorbeugen kann und wie seine Therapie aussieht. So haben wir unseren Fokus auf die Patientenaufklärung gelegt. Die Feedbacks waren sehr unterschiedlich. Manche Patienten waren fast ein wenig erstaunt, warum ich ihnen all das erzähle und meinten schliesslich sei ich der Doktor und müsse wissen was ich tue…  Andere wiederum waren sehr interessiert und haben Fragen gestellt. Sie fühlten sich sehr ernst genommen.

In den 5 Monaten, in denen ich wieder in Bumilo gearbeitet habe, durfte ich rund 3500 Patienten behandeln. Was mich sehr erfreut, dass das Gesundheitsverständnis bei vielen besser geworden ist… Patienten mit chronischen Erkrankungen wie Bluthochdruck oder Diabetes (Zuckerkrankheit) kommen regelmässig zu Check Ups und ihre Medikamente abholen. Frauen bringen ihre Kinder schon am ersten Tag wenn sie Fieber haben. Dies war bis vor kurzem nicht der Fall. Oft kamen die Eltern mit ihren Kindern erst, wenn sie in einem sehr schlechten Zustand waren. Patienten mit chronischen Krankheiten kehrten nicht zurück, da sie dachten nach einmaliger Tablettengabe wären sie geheilt. Doch die regelmässigen Erklärungen über ihre Krankheiten scheinen Früchte zu tragen. Ebenso denke ich, das vertrauen zur Mzungu (Weissen) wächst. Sie wissen, dass mir ihr Wohl am Herzen liegt.

In meinem aktuellen Labor am Urintests durchführen

Die Maisha Mema Foundation hat im letzten halben Jahr 1 Operation und 4 Spitalaufenthalte für Patienten finanziert. Dabei handelte es sich immer um Menschen, die sehr Mittellos waren und an einer schweren Erkrankung litten. Die Operation von Edina (Ich habe sie im letzten Mail schon vorgestellt) ist leider nicht geglückt. Die Ärzte waren sich sicher, dass es sich bei ihrem Bauchgeschwür um eine Vergrösserte Milz handelt und dass sie nach der Operation total gesund sein wird. Einige Tag nach der Operation ging es Edina jedoch sehr schlecht. Sie hatte starken Durchfall und wurde zunehmend schwächer. So habe ich sie wieder ins Krankenhaus verwiesen. Dort wollte

der Arzt sich weigern, die junge Frau einzuweisen. Dies erstaunte mich sehr, da ihr Zustand doch recht schlecht war. Ich konnte dann telefonischen Kontakt herstellen mit dem Arzt, welcher mir erklärte, bei dieser Patientin sei eh nichts mehr zu machen. Da ich auch diese Antwort etwas eigenartig fand, nahm ich Kontakt zum Chirurgen auf. Dieser erzählte mir dann, dass sie während der Operation gesehen hätten, dass es sich wohl um eine angeborene Erkrankung im Bauchraum handelt und sie nichts machen können. So haben sie unverrichteter Dinge den Bauch wieder zugenäht. Die Patientin weiss nichts davon und denkt immer noch sie sei geheilt… Man sieht auch hier wieder, wie sehr die Patienten nicht mitbekommen was mit ihnen los ist oder mit ihnen geschieht. Nun wollte ich aber Edina trotzdem nicht einfach ihrem schlechten Zustand überlassen und versuchte den hartnäckigen Arzt zu überreden, sie einweisen zu lassen. Irgendwann wurde ich ein wenig wütend und sagte ihm, dass sie genügend Geld bei sich habe, falls dies das Problem sei. Dies war genau das richtige Stichwort. In den nächsten fünf Minuten lag Edina schon in einem Bett auf der Station und hat ihre notwendige Infusion bekommen. Manchmal scheitert oder glückt hier etwas an einem kleinen Detail… Ein anderer Patient war ein Zwölfjähriger Junge, der aus unerklärlichen Gründen eine ausgeprägte Blutarmut hatte. Als ich der Mutter erklärte, dass er in ein Krankenhaus müsse, wurde sie sehr ruhig. Ich wusste, dass etwas nicht stimmte. Sie erzählte mir dann, dass ihr Mann vor ein paar Jahren gestorben sei und sie nun mit ihren Kindern ums tägliche Überleben kämpfe. Mein Übersetzer Audax konnte mir diese Fakten bestätigen. Ich bezahlte dem Jungen den Transport ins Krankenhaus und den gesamten Aufenthalt. Was umgerechnet 20 Franken kostete. Doch ein Menschenleben konnte damit gerettet werden. Der Junge besuchte mich kurz vor meiner Abreise in die Schweiz nochmals. Es ging ihm sehr gut. Aus Dankbarkeit hat er mir eine seiner Hühner geschenkt. Ein unglaublich grosszügiges Geschenk eines Zwölfjährigen, der sonst nichts hat. Einmal mehr war ich beschämt… Wie wenig ich manchmal gebe, im Vergleich was ich zurückbekomme.

Das geschenkte Huhn muss transportiert werden

Wenn es die Zeit zuliess, haben wir begonnen an unserem Freitags- Bürotag, sogenannte Outreaches zu machen. Mit einem Sack voll Medikamente besuchten wir das entlegene Dorf Bugara. Es ist immer ein sehr spannendendes Abenteuer. Nur schon der Arbeitsweg… Mit dem Motorrad fahren wir über Stock und Stein zum Fluss. Dort nehmen wir ein Holzböötli und setzen über. Danach geht’s zu Fuss nochmals gute 20 Minuten bis nach Bugara. Die Nachricht, dass die Mzungu mit Medikamenten gekommen ist, verbreitete sich jeweils in Windeseile. In gut 20 Minuten hatte ich jeweils schon eine Warteschlange vor dem Haus. Behandelt haben wir die Patienten jeweils im Dorflädeli, welches für uns herausgeputzt und mit einem Tisch und Stühle ausgestattet wurden. Beim ersten Outreach mussten wir die Behandlungen abbrechen, da uns die Medikamente ausgingen. Beim zweiten Outreach mussten wir abbrechen weil es langsam dunkel wurde. Wir sahen, dass unser Besuch in diesem entlegenen Dorf sehr geschätzt und benötigt wird.

Nebst der Arbeit mit den Patienten haben wir ein Schulbau- Projekt supervisiert. Eine ehemalige Volontärin hat Geld für den Bau eines Klassenzimmers in Runinya, einem Nachbardorf, gespendet. Nachdem wir die Baubewilligung des Schulrates und der Dorfbewohner eingeholt hatten, konnten wir mit dem Bau beginnen. Der ging erfreulich zügig voran. Auch wenn alles ohne Maschinen, nur mit purer Manneskraft passiert. Für mich war es immer wieder spannend, die Baustelle zu sehen und wie die Steine von Hand zurecht geschlagen, oder die Ziegel gebrannt werden. Unterdessen müssen die Kinder von Runinya nicht mehr auf dem Grasboden sitzen, sondern haben ein richtiges Klassenzimmer.

So sah die Schule aus… Die Kinder wurden durch Flohbisse und Wettereinflüsse gestört!

Auch nebenbei durfte ich einen Auftrag einer Kollegin aus Spanien entgegen nehmen. Sie führt ein Fair- Trade- Laden an einem Strand in Spanien. Sie war interessiert an Kleidern aus dem hiesigen Stoff, genannt Kanga. Ich konnte zwei Frauen aus dem Dorf gewinnen, die Kleider hergestellt haben. Diese wurden nun nach Spanien geliefert und dort verkauft. Es stehen schon wieder Bestellungen an. Die Frauen haben grosse Freude am nähen und haben so wieder eine neue Einnahmequelle. Diese beiden Projekte haben nichts direkt mit der Maisha Mema Foundation zu tun. Ich fungiere lediglich als Vermittlerin zwischen Bumilo und der Schweiz, beziehungsweise in diesen Fällen zwischen Bumilo und Deutschland und Spanien.  Es macht mir grossen Spass, wenn ich mit solchen kleinen Projekten einzelnen Menschen weiterhelfen kann.

Mein Aufenthalt in der Schweiz ging sehr schnell vorbei… In den zwei Wochen habe wieder ich ganz viele Sachspenden erhalten und durfte die überall einsammeln gehen. Vielen Dank an alle, die etwas gegeben haben! Ebenso durfte ich am Abendgottesdienst in Grabs wieder von meiner Arbeit erzählen. Wir hatten Meetings mit dem Vereinsvorstand und möglichen Sponsoren. Besuche bei Freunden und Familie durften natürlich auch nicht fehlen! Ich habe all die Begegnungen sehr genossen. Vorallem aber auch das gute Essen.  Nun bin ich zurück in Dar Es Salaam und arbeite an der Registrierung unseres Vereins. Wir wollen den Verein hier in Tansania eintragen lassen, damit ich die Möglichkeit bekommen Land zu kaufen und Baubewilligungen zu erhalten. Als schweizerische Privatperson habe ich diese Rechte nicht und muss es deshalb unter dem Vereinsnamen machen. Was auch korrekt so ist. Nur bringt das wieder einiges an Bürokratie mit sich… Aber ich werde immer wieder wunderbar unterstützt… So möchte ich euch abschliessend eine kleine Geschichte erzählen… Ich musste auf das Registrationsbüro. Ich bin kein Held was Papierkram angeht und die afrikanischen Behörden wirken auf mich manchmal ein wenig einschüchternd… (Beamten können auch so böse dreinschauen) So ging ich mit klopfendem Herzen auf das Tanzanian Civil society Office und betete dabei, dass alles gut geht. Am Eingang hielt mich die Security an und fragte wohin ich wolle. Ich erklärte ihnen, dass ich eine NGO registrieren wolle und auf das zuständige Büro möchte. Dies hörte ein junger Mann hinter mir und erklärte sich bereit, mich dahin mitzunehmen. Auf dem Weg kamen wir ins Gespräch. Ich erzählte ihm, dass ich einen Verein aus der Schweiz registrieren möchte… Er fing laut an zu lachen und erzählte mir, dass er genau das

auch gemacht habe und deshalb hier sei. Auf dem Büro erklärte mir das Frölein, was ich alles noch abliefern sollte und ich verstand rein gar nichts was sie wollte. Der junge Mann beruhigte mich und meinte, er werde es mir erklären. Wieder draussen, nahm er mich beiseite und erklärte geduldig was ich als nächstes machen müsse… Ich müsste noch auf dieses und jenes Büro und eine Marke holen gehen, dann das letzte Vereinsprotokoll übersetzen, die Statuten dreimal binden lassen und abgeben… Ich schaute ihn fragend an… Woher bekomm ich diese Marken, wo kann ich die Statuten binden lassen, wo hat es ein Internetkaffee, damit ich das Protokoll ausdrucken kann..?? Kurzum schaute er auf die Uhr und meinte, er habe bis zwei Uhr Nachmittags Zeit, er könne mir alles zeigen. Er nahm mich bei der Hand und ging mit mir von einem Büro zum nächsten, zum Internetkaffe, zur Post, zur Papeterie und was alles noch nötig war… Um Punkt 13.00 hatten wir alles beisammen und konnten die Unterlagen auf dem Büro abgeben. (Welches um Punkt 13.00 Uhr schliesst) Ich staune immer wieder, wie ich aus dem Nichts Hilfe bekomme… Besser als ich es je hätte erwarten können. 

Ebenso freut es mich, dass wir hier in Tansania nun offiziell einen Maisha- Mema- Foundation Vorstand haben. Audax Buchira, mein treuer Übersetzer und Mann für Alles und Bonus Caesar, ein engagierter und kompetenter Arzt aus Dar Es Salaam. Die beiden stehen mir mit Rat und Tat zur Seite. Wenns klappt, bekomme ich bald eine weitere Mitarbeiterin; Josephine Modest. Ich kenne sie seit zwei Jahren und schätze ihr Engagement, ihre guten Englischkenntnisse und ihre Bereitschaft anzupacken und zu helfen wo es nötig ist. Sie wird mir auch beim Übersetzen bei meiner täglichen Arbeit helfen, ebenso wird sie Patienten ins Spital begleiten und Hintergrundarbeiten machen. Sie wird bis Dezember noch in Dar es Salaam bleiben. Wenn sich nichts an unserem Vorhaben ändert (was hier doch öfters vorkommen kann), wird sie danach nach Bumilo kommen.

Bonus Caesar

Audax Buchira

Einmal mehr sage ich euch von Herzen DANKE für eure Hilfe und Unterstützung. Ich bin immer wieder Dankbar, dass ich hier sein darf und eine so erfüllende und spannende Arbeit machen! Nach wie vor freue ich mich jeden Tag auf das was mich erwartet und auf meine Arbeit! Was gibt es schöneres..? Ganz herzliche Grüsse Bettina