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Author: Käte Schenck
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Herbst 2014

Neu!

EEG Reform 2014 »

Es gibt noch Platz an der Sonne

Portrait » Kommunalberater Rolf Schönhaar Hintergrund » Der Ausbau des Verteilnetzes Im Fokus » BrennstoffzellePlus

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KommPlus › Titel

Es gibt noch Platz an der Sonne Gemeinden, die mit Solaranlagen auf Dächern und Freiflächen Strom erzeugen wollen, haben es künftig schwerer. Die neue Gesetzeslage bietet aber noch immer interessante Möglichkeiten.

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as Wetter passt nicht ganz zum Anlass, als Leutkirchs Oberbürgermeister Hans-Jörg Henle und seine Gäste Ende Juli die Inbetriebnahme des neuen Solarparks Haid II feiern. Doch der Nieselregen auf dem Gelände der ehemaligen Kiesgrube schreckt die Gemeindevertreter nicht ab. Sie setzen weiter auf Sonnenenergie. Das hat die Bürgerschaft in einem eigenen Energieleitbild entschieden.

den, die neue Solarparks auf Freiflächen bauen, müssen sich zudem an Ausschreibungen beteiligen, um Fördergeld zu erhalten. Obwohl sich durch das novellierte EEG neue Herausforderungen ergeben, sollten Kommunen das Thema Solarenergie nicht aus dem Blick verlieren, rät Karoline Gassner, Projektentwicklerin bei der EnBW. „Nach wie vor gibt es attraktive Geschäftsmodelle, wenn Gemeinden Solarstrom erzeugen möchten.“

Daran soll auch das reformierte Gesetz für den Ausbau erneuerbarer Energien (EEG) nichts ändern. Es beschneidet zwar die Rendite der Betreiber von Fotovoltaikanlagen, doch Henle sieht nach wie vor Spielraum. „Man wird künftig noch genauer planen müssen“, sagt er. Der Bau eines dritten Solarparks bleibt in Leutkirch auf der Agenda – als gemeinsames Projekt von Stadt, EnBW und lokaler Bürgergenossenschaft.

Der einfachste Weg besteht weiterhin darin, Dachflächen von kommunalen Liegenschaften zur Errichtung einer Fotovoltaikanlage an einen Dritten zu vermieten – zum Beispiel an eine Firma oder eine Bürgerenergiegenossenschaft. Auf diese Weise müssen Gemeinden nicht selbst investieren und sich mit Bau und Betrieb befassen. Sie profitieren vielmehr von den Pachteinnahmen und der durch den Betrieb der Anlage anfallenden Gewerbesteuer.

Das im Spätsommer in Kraft getretene neue EEG will den Ausbau der erneuerbaren Energien intelligenter steuern und stärker an den Markt heranführen. Das bisherige Vergütungssystem wurde deshalb reformiert: Ab einer bestimmten Anlagengröße muss der Strom nun vom Erzeuger selbst vermarktet werden. Gemein-

Kommunen können aber auch nach wie vor selbst in eine Fotovoltaikanlage investieren und haben dann die Möglichkeit, den Strom komplett ins Netz einzuspeisen. Nach dem neuen EEG passiert das bei Anlagen ab einer bestimmten Größe jedoch nicht mehr Setzt auch künftig auf Partnerschaften bei der Errichtung von Fotovoltaikanlagen: Leutkirchs Oberbürgermeister Hans-Jörg Henle im örtlichen Solarpark Haid II.

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Mehr Markt, weniger Geld – die Regeln des neuen EEG Fotovoltaikanlagen, die vor dem 1. August dieses Jahres in Betrieb genommen wurden, genießen Bestandsschutz. Das heißt, die Förderung läuft weiter wie bisher. Für Anlagen jüngeren Datums gelten neue Vorschriften:

automatisch. Der Betreiber muss den Strom direkt vermarkten, also selbst an der Strombörse verkaufen. Diese Aufgabe bringt Mehrarbeit mit sich. Ein Ausweg kann darin bestehen, sie an einen Dienstleister zu übertragen. Wird die Fotovoltaikanlage beispielsweise auf öffentlichen Gebäuden installiert, gibt es die Alternative, den Solarstrom vor Ort selbst zu verbrauchen. Seit August 2014 fällt für Eigenverbraucher zwar auch anteilig die EEG-Umlage an. Die Investition kann sich dennoch lohnen. „Bei der Planung sollte die Größe der Anlage entsprechend dem Eigenverbrauch optimiert werden und sich nicht vorrangig an der verfügbaren Dach- oder Freifläche orientieren“, sagt Gassner. Das Einsatzspektrum ist vielfältig: In Leutkirch ist zum Beispiel eine Eigenstromanlage geplant, um die Abwasserpumpe der Kläranlage zu betreiben. Wenn kommunale Unternehmen ihre Eigenstromanlage zusätzlich mit einem Batteriespeicher ausstatten, können sie die in der Mittagssonne nicht benötigte Energie am Abend nutzen. Das ist nicht nur praktisch, sondern bringt auch Investitionszuschüsse aus einem Programm des Bundes, das den Bau von Stromspeichern fördert. Die Höhe hängt von den Kosten des Batteriesystems und der Größe der Solaranlage ab. Wer Interesse hat, sollte sich seine Pläne von einem Experten durchrechnen lassen. Rat bietet auch die EnBW an. Um die im EEG verankerten Ausbauziele der Fotovoltaik zu erreichen, sind auch künftig neue Freiflächenanlagen nötig. Da sich speziell durch das Ausschreibungsmodell neue Herausforderungen ergeben, sind gerade Kooperationsmodelle so wie in Leutkirch gefragt. Durch sie profitieren alle Beteiligten vom Ausbau der Solarenergie: Die Kommunen, die Bürger und der Betreiber der Anlage. Dieses Erfolgsmodell möchte die EnBW in weiteren Gemeinden umsetzen.

Mehr Informationen zur EEG-Reform im Internet: www.bmwi.de (Stichwort: EEG-Reform ) www.erneuerbare-energien.de www.kfw.de (Stichwort: erneuerbare Energien)

Kleine und mittlere Fotovoltaikanlagen Sie erhalten wie bisher eine feste Einspeisevergütung. Ihre Leistung darf aber höchstens 500 Kilowatt (kW) betragen (Obergrenze ab 2016: 100 kW) Große Fotovoltaikanlagen Beträgt die Leistung mehr als 500 kW (ab 2016: 100 kW), wird der Strom nicht mehr automatisch vom Netzbetreiber abgenommen und vermarktet. Der Betreiber muss ihn selbst vermarkten oder einen Dienstleister damit beauftragen. Der Erlös setzt sich aus dem Marktpreis und einer Prämie zusammen, die sich nach dem Preis an der Strombörse und den im neuen EEG festgelegten Fördersätzen richtet. Über Details zu den Fördersätzen informiert zum Beispiel die Website des Bundeswirtschaftsministeriums (www.bmwi.de, Stichwort: EEG-Reform). Anlagen auf Freiflächen Die Förderung wird ab 2015 auf Ausschreibungen umgestellt. Das heißt, nur wer im Rahmen einer Ausschreibung einen Zuschlag erzielt, erhält noch 20 Jahre lang einen Förderbetrag. Die Betreiber müssen zunächst ein Angebot machen, in dem sie einen Vergütungssatz nennen, den sie beziehen wollen. Je niedriger der ist, desto größer ist die Chance auf einen Zuschlag. Die Bundesregierung plant noch in diesem Jahr, eine entsprechende Verordnung auf den Weg zu bringen, damit die ersten Ausschreibungen zügig im Frühjahr 2015 stattfinden können. Dabei sollen auch Anlagen mit bis zu 25 Megawatt (MW) eine Förderung erhalten können. Das alte EEG hatte nur Anlagen bis 10 MW gefördert. Pro Jahr erhalten künftig insgesamt maximal 400 MW eine solche Förderung. Eigenverbraucher Auch wer den Strom selbst verbraucht, muss künftig wie jeder Stromkunde eine EEG-Umlage dafür zahlen, allerdings einen verringerten Satz, der seit dem 1. August dieses Jahres 30 Prozent beträgt, 2016 auf 35 Prozent und 2017 auf 40 Prozent steigt. Die Regelung sieht vor, dass auch für neue Anlagen, die 2015 in Betrieb gehen, die EEG-Umlage in den Jahren 2016 und 2017 steigt. Windkraft und Biomasse Für Windkraft und Biomasse gelten eigene Vorschriften. Grundsätzlich versucht der Gesetzgeber auch hier, die Förderung stärker an den Markt heranzuführen. Die Vergütungen sinken ebenfalls tendenziell. Mehr Informationen hierzu gibt es auf der Website des Bundeswirtschaftsministeriums (www. bmwi.de, Stichwort: EEG-Reform).

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KommPlus › KommPakt

EnBW Netzwerke Energieeffizienz »

Innovationspreis 2014 Drei mittelständische Unternehmen aus Oberschwaben und Oberbayern sind die Gewinner des „EnBW Energieeffizienz Innovationspreises 2014“, der erstmals am 24. September von Umweltminister Franz Untersteller und EnBWChef Frank Mastiaux verliehen wurde. Den Rahmen für die Preisverleihung bot das 300. Treffen der „EnBW Netzwerke Energieeffizienz“. Das erste Netzwerk startete 2006 in Ravensburg. Inzwischen sind es rund 270 Firmen aus ganz Deutschland, die gemeinsam mit EnBWExperten bisher über 1.000 Sparmaßnahmen erarbeitet haben und so jährlich rund 300 Millionen Kilowattstunden Energie einsparen. Damit könnte man beispielsweise eine Stadt mit 44.500 Einwohnern ein Jahr lang mit Energie versorgen.

Erzeugung »

RDK 8 geht ans Netz

Mit einem Festakt und einem Tag der offenen Tür ist der neue Kraftwerksblock im Rheinhafen-Dampfkraftwerk Karlsruhe – kurz RDK 8 – offiziell in Betrieb genommen worden. RDK 8 zählt zu den effizientesten und umweltschonendsten Kohlekraftwerken der Welt und setzt neue Maßstäbe durch eine Vielzahl an technischen Innovationen. Insgesamt hat der Kraftwerksneubau eine elektrische Bruttoleistung von 912 Megawatt und kann 220 Megawatt Fernwärme liefern. Die Wärmeenergie wird in das Fernwärmenetz der Stadt Karlsruhe eingespeist. Damit trägt RDK 8 wesentlich zu einer sicheren Stromversorgung in der Region bei und ist ein wichtiger Lieferant von Fernwärme für die Stadt Karlsruhe.

Erzeugung »

Das Herz wiegt 4.400 Tonnen Energiefrage »

Was ist Contracting? Beim Contracting überträgt der Kunde Aufgaben der Energiebereitstellung und -lieferung an einen Dritten. Eine Kommune erhält so beispielsweise eine neue, moderne Anlage für ihre Energieversorgung, ohne selbst investieren zu müssen. Sie zahlt weiterhin nur für die Nutzenergie, also Wärme, Kälte oder Strom. Die Anlage steht vor Ort, das Energieunternehmen ist als „Contractor“ aber Eigentümer und Betreiber, garantiert die Funktionsfähigkeit und trägt alle Wartungskosten. Neben dem AnlagenContracting ist das Energie-Einspar-Contracting besonders verbreitet: Hier garantiert der Contractor dem Kunden eine Kosteneinsparung durch Effizienzmaßnahmen. Der Contractor erhält dafür einen Teil der vermiedenen Energiekosten. Erfinder des Contractings ist übrigens James Watt. Der Schotte bot im 18. Jahrhundert jedem Interessierten eine Dampfmaschine kostenfrei und inklusive Kundendienst an.

Sie gilt als das Herzstück des im Bau befindlichen Ostsee-Windparks „EnBW Baltic 2“: Die Umspannstation des neuen EnBW-Offshore-Windparks hat das Baufeld in der Ostsee, 32 Kilometer nördlich der Insel Rügen, erreicht. Sie ist ein wahrer Gigant: Die Plattform misst 40 mal 40 Meter, ist 15 Meter hoch und 4.400 Tonnen schwer. Später fließt hier der Strom aus allen 80 Windkraftanlagen von „EnBW Baltic 2“ zusammen. Auch die ersten Windkraftanlagen stehen bereits. Der zweite Offshore-Windpark der EnBW nimmt Gestalt an.

Sie ist fest mit dem Ostseeboden verankert: die Umspannstation von EnBW Baltic 2.

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Kooperationen »

Partner für die Energiewende

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Türkei »

Ausbau der erneuerbaren Energien

Elf baden-württembergische Stadtwerke sowie ein regionaler Energiedienstleister haben Ende Juli ein partnerschaftliches Kooperationsmodell mit der EnBW geschlossen: Sie übernahmen zusammen 20 Prozent an Windparks, verteilt auf 17 Standorte in Deutschland. Die Windkraftanlagen sind bereits in Betrieb und verfügen über eine Gesamtleistung von 156 Megawatt. Teil des Arrangements ist zudem ein Service- und Managementvertrag: Zu einem Festpreis mit langer Laufzeit kümmert sich die EnBW künftig um Wartung, Instandhaltung, kaufmännische und technische Betriebsführung, Fernüberwachung, Direktvermarktung und Pflege der Infrastruktur. Das heißt, wesentliche Risiken wie Planung, Inbetriebnahme oder Reparaturen liegen bei der EnBW.

Innovationen »

Aus der Entwicklung direkt ans Netz

Im türkischen Windpark Balabanli erzeugen 22 Windturbinen jährlich rund 150 Millionen Kilowattstunden Strom für rechnerisch rund 43.000 Haushalte.

In Balabanli, in der Nähe von Istanbul, hat das deutsch-türkische Joint Venture „Borusan EnBW Enerji“, an dem die Partner Borusan und EnBW jeweils zur Hälfte beteiligt sind, seinen zweiten Onshore-Windpark in Betrieb genommen. Darüber hinaus wurde der Grundstein für den Bau von fünf weiteren Projekten mit einer Gesamtkapazität von insgesamt 207 Megawatt gelegt. Die gebündelte Vergabe des neuen Windkraft-Portfolios ist die bisher größte im gesamten türkischen Windenergiemarkt. Rund 2.000 Megawatt Erzeugungskapazitäten im Bereich der erneuerbaren Energien wollen EnBW und Borusan in der Türkei insgesamt aufbauen.

Energiezahl »

Frisch enthüllt: die neue Mikrogasturbine.

Sie ist ungefähr so groß und stark wie ein Automotor und kann gleichzeitig hocheffizient Strom und Wärme erzeugen – die Mikrogasturbine. Eine der bundesweit modernsten Pilotanlagen steht seit Kurzem im Leonberger Heizkraftwerk. EnBW, Dürr Systems und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt haben sie gemeinsam entwickelt. Die Anlage mit etwa 200 Kilowatt Wärmeleistung und rund 100 Kilowatt elektrischer Leistung eignet sich besonders für Gewerbe und Kommunen, bei höherem Wärmebedarf auch für die Industrie.

155.000 km Viermal um die Welt Unter der Erde und hoch oben in den Strommasten kommen einige Kilometer Kabel zusammen: Die 155.000 Kilometer des EnBWStromnetzes könnten fast viermal um den Globus gelegt werden.

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KommPlus › Porträt

Guter Rat vom alten Hasen Rolf Schönhaar ist einer von 30 Kommunalberatern, die in Baden-Württemberg im Einsatz sind. Als Ansprechpartner für die Gemeinden koordiniert er alle Fragen rund um das Thema Energie. Seine Erfahrung hilft ihm dabei.

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er Bürgermeister des kleinen Orts brauchte dringend Rat. Eltern waren besorgt, und er wollte nun klären, ob die Steckdosen des Kindergartens tatsächlich gefährlichen Elektrosmog abstrahlen. „Sehr unwahrscheinlich“, antwortete ihm Rolf Schönhaar. Er bot eine Kontrollmessung an, doch darauf kamen Eltern und Bürgermeister

gar nicht mehr zurück. Die Auskunft des EnBW-Kommunalberaters hatte sie bereits zufriedengestellt. Es sind die kleinen und großen Fragen zum Thema Energie, die den Alltag von Schönhaar prägen. Als Kommunalberater vor Ort ist er das Bindeglied zwischen der EnBW und den 28 Kommunen seiner

Region. Er berät die Kommunen, erklärt ihnen die Produkte des Konzerns oder leitet ihre Anfragen an die richtigen Stellen weiter. Ob Konzessionen oder Klimaschutz, Biomasse oder Brennstoffzelle – Schönhaar ist immer der richtige Ansprechpartner und schöpft aus einem reichen Erfahrungsschatz. Seit 39 Jahren ist er bei der EnBW. Umspannanlagenbau, Ausbildungswerkstatt, Netzleitstelle, Industriekundenbetreuung und Projektmanagement sind Stationen seiner Karriere. Seit 14 Jahren ist er Kommunalberater in Ettlingen. Für den 56-Jährigen ein Traumjob. „Ich mag die Abwechslung“, sagt er. Als Kommunalberater muss sich Schönhaar auch in der Lokalpolitik auskennen. „Gemeindeverwaltungen arbeiten anders als Unternehmen.“ Aufträge werden ausgeschrieben, Vorhaben oft erst nach langer Debatte entschieden. Diesem Rhythmus müsse sich ein Kommunalberater anpassen. Schönhaar ist für die Gemeinden Berater und Nachbar. Kontakte pflegt er nicht nur mit Bürgermeistern und Verwaltungen, sondern auch mit Gemeinderäten. Beim Bäcker, beim Spaziergang oder auf dem Weg nach Hause entwickelten sich oft Gespräche mit Kommunalvertretern und an Energiethemen interessierten Bürgern. Im Einsatz sieht er sich rund um die Uhr. Seine Frau und die beiden Kinder, sie hätten zum Glück Verständnis dafür. Mit den Kommunen will er natürlich auch Geschäfte für die EnBW einfädeln. Auf schnellen Umsatz hat er es aber nicht abgesehen. Eher auf Vertrauen. Beispiel: Der Bürgermeister seiner Heimatgemeinde wollte 2008 mit der EnBW moderne LEDStraßenlaternen installieren. Schönhaar riet ab. „Die Technik war noch nicht reif.“ Zwei Jahre wartete die Kommune bis zum Bau. Ein weiser Beschluss: Denn so profitierte sie von neuen Förderprogrammen – und bekam 40 Prozent ihrer Kosten erstattet. Info Wer ist mein Kommunalberater? Wenn Sie wissen möchten, wer Ihr Kommunalberater ist, wenden Sie sich an: Andreas Kohler, [email protected].

KommPlus › Hintergrund

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Freie Fahrt ins Stromnetz Solar- und Windanlagen allein können die Energiewende nicht zum Erfolg führen. Mindestens ebenso wichtig ist der Ausbau der Verteilnetze – auch auf lokaler Ebene. Betroffene Gemeinden sollten sich möglichst früh mit den Planungen befassen.

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ie Vorteile der Energiewende liegen auf der Hand. Strom aus Sonne, Wind und Biomasse schont die Umwelt und macht unabhängig von Rohstoffeinfuhren. Doch der Strom muss dorthin gelangen, wo die Menschen ihn benötigen. Aus diesem Grund planen große Netzbetreiber neue Stromtrassen aus dem windigen Norddeutschland bis nach Süddeutschland. Dieser Ausbau ist aber nur Teil der Lösung. Denn neben dem bundesweiten Transportnetz müssen auch die feingliedrigen Verteilnetze massiv modernisiert werden.

Herausforderung Energiewende In Regionen wie Hohenlohe, dem MainTauber-Kreis, Oberschwaben und dem Odenwald sind viele Verteilnetze deutlich überlastet. Das liegt am Erfolg der Energiewende. In Baden-Württemberg erzeugen vor allem Fotovoltaikanlagen so viel Strom, dass manche Ortsnetze Probleme haben, ihn aufzunehmen. Ursprünglich sind Verteilnetze darauf ausgelegt, den Strom in eine Richtung zu leiten, nämlich vom Kraftwerk zum Verbraucher, und auch nur soviel, wie tatsächlich benötigt wird. An sonnigen Tagen produzieren Solaranlagen aber viel mehr Strom als die Anwohner je verbrauchen. Die eingespeiste Energie muss bildlich gesprochen gegen die Fahrtrichtung zurück ins Transportnetz fließen. Dabei kann es aber zu Staus kommen, falls das Verteilnetz nicht an die höheren Anforderungen angepasst wird.

Ausbau in Baden-Württemberg Die Zeit drängt. Im Jahr 2012 waren in Baden-Württemberg etwa 6.500 Megawatt Leistung mit Anlagen nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) angeschlossen. Die Ziele der Landesregierung sehen vor, dass diese installierte EEG-Leistung bis 2020 auf 14.000 Megawatt steigt. Das könnten die heutigen Netze nicht verkraften. Allein bei den Hochspannungsnetzen des Landes sind deshalb rund 30 Ausbauprojekte geplant. Die Investitionssumme schätzt Richard Huber, Leiter Netzplanung der EnBW-Tochter Netze BW, auf 200 bis 300 Millionen Euro. Hinzu kommen Tausende kleinere Projekte in den Mittel- und Niederspannungsnetzen – meist auf lokaler Ebene. Sie können eine Länge von wenigen hundert Metern bis zu 20 Kilometern haben.

Zukunft gemeinsam gestalten Gemeinden, in denen ein Ausbau des Hochspannungsnetzes geplant ist, sollten sich frühzeitig mit dem Projekt befassen, rät Daniel Zirke von der Netze BW. Dann haben sie die größte Chance, eigene Ideen einzubringen. Generell muss keine Gemeinde Angst haben, von den Ausbauplänen überrumpelt zu werden. In BadenWürttemberg nimmt die Netze BW sehr früh Kontakt mit ihnen auf. „Wir gehen auf Abgeordnete, Bürgermeister und Gemeinderäte zu, um ihnen die Pläne vorzustellen“, sagt Zirke. Sie könnten dann zum Beispiel prüfen, ob ihre Interessen mit den Plänen vereinbar sind.

Zeitgleich wendet sich die Netze BW an Regierungspräsidien und Landratsämter. Sie müssen die Projekte genehmigen. Noch bevor das offizielle Verfahren startet, wird auch die Öffentlichkeit einbezogen. Nach dieser informellen Phase beginnt die gesetzliche Genehmigungsprozedur. Bei größeren Vorhaben ist meist ein Raumordnungs- und Planfeststellungsverfahren notwendig. Ein wichtiger Bestandteil sind vorgelagerte Scoping-Termine, bei denen Träger öffentlicher Belange, Genehmigungsbehörde und Vorhabenträger gemeinsam den weiteren Rahmen für die Untersuchung der Raumund Umweltverträglichkeit festlegen. Ist die Genehmigung erteilt, lässt der Netzbetreiber nicht einfach drauflosbauen. Über jeden neuen Schritt werden Gemeinden und Einwohner informiert. Denn nur so lässt sich sicherstellen, dass die Öffentlichkeit das Bauprojekt bis zum Schluss mitträgt. Info Das Verteilnetz Übertragungsnetze transportieren Strom über große Entfernungen, über die Verteilernetze gelangt er zu den Verbrauchern. Man unterscheidet zwischen Hoch-, Mittel- und Niederspannung. Das Hochspannungsnetz (60 kV bis 220 kV) leitet den Strom zu Umspannwerken von Ballungszentren oder großen Industriebetrieben. Das Mittelspannungsnetz (6 kV bis 60 kV) verteilt den Strom an regionale Transformatorenstationen und größere Abnehmer. An das Niederspannungsnetz (230 V/400 V) sind Endverbraucher wie private Haushalte, kleinere Industriebetriebe, Gewerbe und Verwaltung angeschlossen. Das rund 100.000 Kilometer lange Verteilnetz der EnBW wird von der Netze BW GmbH betrieben.

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KommPlus › Im Fokus

BrennstoffzellePlus – Wärme einfach nutzen Kraft-Wärme-Kopplung mit innovativer Technik

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ie sind kompakt, leise und emissionsarm und schonen das Klima – die neuen, mit Gas betriebenen Brennstoffzellen-Heizgeräte. Mit ihnen kommt eine Gerätegeneration auf den Markt, die eine besonders effiziente und CO2-arme Versorgung von Gebäuden mit Strom und Wärme garantiert. Die EnBW bietet die innovative Technik jetzt im Rahmen eines Komplettpakets an.

Die neue Brennstoffzellen-Heizung der EnBW erzeugt Strom und Wärme.

„BrennstoffzellePlus“ heißt das auf zehn Jahre angelegte Contracting-Modell für Brennstoffzellen-Heizgeräte bei der EnBW. Und das ist drin im Komplettpaket: Auswahl einer passenden Neuanlage, Ausbau der Bestandsanlage ebenso wie Wartung, Optimierung und Instandhaltung über die Jahre hinweg. Ist die bestehende Heizanlage noch auf dem Stand der Technik, gibt es auch die Möglichkeit, die Brennstoffzelle als zusätzlichen Strom- und Wärmeerzeuger zu integrieren.

Der Kunde leistet eine einmalige Anzahlung und zahlt anschließend eine monatliche Rate sowie die Energiekosten. Dafür ist er sein eigener Wärme- und Stromproduzent und kann den erzeugten Strom kostenfrei in seinem Gebäude nutzen oder bei geringem Eigenbedarf ins Netz einspeisen. Mit dieser neuartigen Kombination aus innovativer Gerätetechnik und den dazugehörigen Dienstleistungen will die EnBW ihren Kunden den Zugang zur Brennstoffzellen-Technologie erleichtern. Das Angebot eignet sich speziell für kleinere öffentliche Einrichtungen wie Kindergärten, aber auch für Einfamilienhäuser und Kleingewerbe. In das Komplettpaket ist die lange Praxiserfahrung der EnBW mit dem Betrieb von über 180 Pilotanlagen verschiedener Hersteller in Baden-Württemberg eingeflossen. Mehr im Internet unter www.enbw.com/brennstoffzelle

Info

Strom

Abgas

Brennstoffzellenheizgerät

Speicher

Warmwasser

Strom Erdgas Wasser Impressum Herausgeber: EnBW Energie Baden-Württemberg AG, Projektleitung: Johanna Kick Redaktion: Heimo Fischer, Uwe Fritz (verantwortlich), Johanna Kick, Andreas Kohler, Dr. Sylvia Straetz Layout: Miriam Elze, Litho: Repro 2000, Leonberg, Druck: Bechtel Druck, Ebersbach/Fils Fotos: Uli Deck (S. 1, 6), EnBW (S. 1, 4, 5, 7, 8) Anschrift: Durlacher Allee 93, 76131 Karlsruhe, Telefon 0721 63-12886, Fax 0721 63-12758 Ausgabe: Herbst 2014

Raumwärme

Funktionsweise der Brennstoffzelle Das Funktionsprinzip der Brennstoffzelle basiert auf einem elektrochemischen Prozess, bei dem der im Erdgas enthaltene Wasserstoff genutzt wird. Dabei entstehen Strom und Wärme sowie Wasser als Reaktionsprodukt. Ein Wechselrichter wandelt den erzeugten Gleichstrom in Wechselstrom um, denn nur so kann der Strom im Haus verbraucht oder ins Netz eingespeist werden. Die Emissionswerte von stationären Brennstoffzellen sind, bedingt durch die umweltschonenden Eigenschaften von Erdgas und die effiziente Technologie, deutlich geringer als bei den meisten Heizsystemen.