JAHRESBERICHT 2008 UND AUSBLICK Plusminus Budget- und Schuldenberatung, Basel

beider Basel

Vorwort Vor 20 Jahren wurde die erste auf Schuldenberatung spezialisierte Beratungsstelle für alle Einwohnerinnen und Einwohner von Basel-Stadt eröffnet. Dies zeigt deutlich, dass das Thema Finanzkrise sich nicht an Konjunkturzyklen hält, es ist ein Dauerbrenner! Unabhängig davon, wie gut «die Wirtschaft» läuft, es leben stets viele Menschen am Rande des Existenzminimums. Während sich Überschuldete um Überlebensfragen kümmern, machen sich Andere Gedanken über Anlagestrategien. Wenige profitieren von wirtschaftlichen Aufschwüngen, die grosse Mehrheit leidet unter Wirtschaftsflauten. Diese grosse Mehrheit kann sich unreflektierten Konsum, Ersatzbefriedigung durch Anschaffen nur scheinbar nötiger Dinge und Besitzzwänge nicht leisten, wenn – in der Krise – das Budget schmäler wird. Diese Themen werden durch Plusminus seit Jahren auf den Tisch gebracht – auch in breitenwirksamer Präventionsarbeit. Sie erinnern sich bestimmt an das grosse Medienecho bezüglich der Schuluniformdiskussion! Als neues Resultat unserer Präventionsarbeit wird in diesem Jahr ein unterhaltsames und informatives Kinderbuch erscheinen. Als Personalverantwortliche des Vorstandes hatte ich im letzten Jahr drei neue Stellen zu besetzen: Ich bin überzeugt, dass die drei ehemaligen Mitarbeitenden, die ihre Spuren bei Plusminus unübersehbar hinterlassen haben, der einen oder anderen Kundschaft im Infoladen, im Beratungsbereich und in der Öffentlichkeit fehlen werden (siehe Team Fachstelle Plusminus). Über die Neuzugänge freue ich mich sehr. Plusminus hat die Gelegenheit, Verpasstes nachzuholen und wertvolle Erfahrungen neu einzukleiden. Barbara Schnyder, Vorstand Verein Budget- und Schuldenberatung, Basel

Jahresrechnung 2008 31.12. 2008

31.12. 2007

B ETR I EB SR ECHN U N G

2008

2007

CHF

CHF

CHF

ERTR AG

C HF

C HF 300’000.00

B I L A N Z A K T I V E N

Flüssige Mittel

313’511.90

407’779.79

Trägerbeitrag CMS/B G

300’000.00

Guthaben gegenüber Kundschaft

14’731.30

12’723.35

Trägerbeitrag Caritas beider Basel

100’000.00

100’000.00

Guthaben gegenüber Dritten

44’430.10

Trägerbeiträge

400’000.00

400’000.00

0.00

Übrige Forderungen

1’335.30

1’356.50

Aktive Rechnungsabgrenzung

94’602.00

4’556.05

Umlaufvermögen

468’610.60

426’415.69

Mobiliar

1.00

1.00

Anlagevermögen

1.00

1.00

T O TA L A K TIVEN

468’611.60

426’416.69

PA S S I V E N 

34’094.00

Kurse

25’492.95

24’184.10

Projektleitung Prävention

4’850.00

9’991.91

Diverse Dienstleistungen

2’559.00

3’054.60

Abgeltungen

129’518.70

124’164.61 36’666.10 8’231.45

Auflösung Rückstellung Budgetberatung

0.00

19’762.20 4’059.30

3’000.00

9’092.00 20’203.55

Sanierungsfonds

25’873.75

26’341.75

Schuldenpräventionsfonds

66’222.40

0.00

Rückstellung M AX.M ONEY

0.00

46’201.55

Fremdkapital

251’498.30

217’691.75

Unterhalt-/Erneuerungsreserve

41’700.00

41’707.75

Budgetausgleichsreserve

75’000.00

75’000.00

Ergebnisvortrag per 31.12.

100’413.30

92’017.19

Vereinsvermögen

217’113.30

208’724.94

Fondsentwicklung

52’840.00

40’376.75

2’961.85 716.70 21’696.35

T O TA L PA SSIVEN

56’240.00

Eigenleistungen Kundschaft

0.00

Passive Rechnungsabgrenzung

8’396.11

Leistungsvereinbarungen

46’201.55

115’136.20

Unterstützungsfonds

Ertragsüberschuss

180’000.00

Auflösung Rückstellung M A X . M ONE Y

10’932.35

92’017.19

180’000.00

230’000.00

Sponsoring MAX. M ONE Y

120’811.60

Ergebnisvortrag per 1.1.

230’000.00

Subventionen

0.00

Verpflichtungen gegenüber Kundschaft Verpflichtungen gegenüber Dritten Übrige Verbindlichkeiten

Kantonsbeitrag Basel-Stadt

468’611.60

Zinsertrag

3’815.05

Mitgliederbeiträge

2’100.00

2’105.00

Spenden

14’906.25

5’990.00

Spenden Erneuerung E D V-Anlage

27’500.00

0.00

Diverses

0.00

243.00

Diverser Ertrag

48’321.30

12’397.30

Teilauflösung Unterhalts-/Erneuerungsreserve

7.75

3’292.25

TOTA L ERTR A G

854’049.30

784’513.91

AUFWAND Personalaufwand

686’859.65

676’107.35

Raumaufwand

25’397.25

24’850.95

Versicherungen/Mobiliaranschaffungen

17’583.64

18’309.95

Erneuerung EDV-Anlage

30’495.55

Stand per 31.12. 2008

Verwaltungsaufwand

31’139.65

31’202.07 44’897.55

426’416.69

0.00

1.1. 2008

Zugänge

Abgänge

Unterstützungsfonds

20’203.55

82’335.70

80’842.90

21’696.35

Aufwand MAX .MON E Y

0.00

Sanierungsfonds

26’341.75

12.00

480.00

25’873.75

Kommunikationsaufwand

7’975.90

17’522.70

0.00

94’751.55

28’529.15

66’222.40

Betriebsaufwand

799’451.64

812’890.57

Äufnung Schuldenpräventionsfonds

46’201.55

0.00

TOTAL AUFWAND

845’653.19

812’890.57

Stand per

Schuldenpräventionsfonds

Bericht der Kontrollstelle

Gemäss unserer Beurteilung entsprechen die Buchführung und die Jahresrechnung dem schweizerischen Gesetz und den Statuten. Wir empfehlen, die vorliegende Jahresrechnung zu genehmigen. T.O. ADVISCO Martin Hollenstein, Hansruedi Wüest

Ertragsüberschuss

8’396.11

-28’376.66



854’049.30

784’513.91

Organisation

Dank

Die Fachstelle Plusminus

Öffentliche Institutionen

Plusminus, Ochsengasse 12, 4058 Basel Telefon 0041 (0)61 695 88 22 [email protected] / www.plusminus.ch Postkonto 40-566972-6 / I BA N CH29 0900 0000 4056 6972 6 Verein Budget- und Schuldenberatung, 4058 Basel

Verein Budget- und Schuldenberatung Trägerschaft des Vereins

Christoph Merian Stiftung, Caritas beider Basel

Vereinsvorstand

Christoph Bossart, Walter Brack, Bruno Lötscher-Steiger, Barbara Schnyder

Vereinsmitglieder

Insgesamt 41, davon 18 Institutionen, 23 Einzelmitglieder

Infoladen

Brigitte Baumgartner

Schuldenberatung

Isabelle Herrmann, Regula Loretan, Aykan Yelman, Bruno Schwer Röthlisberger (bis 31.01.08), und Mitarbeit Beratung durch Stellenleitung Eva Schätti (ab 01.09), Reno Sami (bis 31.08)

Stellenleitung Praktikant

ALU Stiftung, Arbeitslosenunterstützung der Arbeitslosen-Versicherungskasse der Basler Chemischer Betriebe; Basler Kantonalbank; Basler Zeitung hilft Not lindern; E.E. Zunft zu Weinleuten; Ernst Göhner Stiftung; GGG Gesellschaft für das Gute und Gemeinnützige Basel; Otto Erich Heynau-Stiftung; Evangelisch-Reformierte Kirche Basel-Stadt; Louise Aubry-Kappeler Stiftung; Kollekte, Römisch-Katholische Kirche Aesch; sowie Beiträge weiterer Stiftungen für einzelne notleidende Haushalte. Firmenspenden und Sponsoren

IWB Industrielle Werke Basel

Firmen, die vergünstigte Dienstleistungen durchgeführt haben

Privatspenden ab 100 Franken

Claudia Fanara, Sabine Guenin (ab 01.08), Sybille Atkinson (bis 31.07)

Prävention

Stiftungen und gemeinnützige Organisationen

T.O. Advisco Treuhand

Gesellschaft

Team Administration

Bürgergemeinde der Stadt Basel; Kanton Basel-Stadt, Wirtschafts- und Sozialdepartement; Sozialhilfe der Stadt Basel

Michael Claussen

Marco Schelker (08), Marcel Vogel (03.09 – 02.10)

Freiwillig Mitarbeitende Fachkommission

Sabine Guenin (bis zu ihrer Festanstellung), Cathérine Löliger

René Frei, Ilona Koch, Bruno Schwer Röthlisberger, Zsuzsana Vasvary, Paul Vuillard

Dr. Albert Barth, Frieda Kirchhofer-Simon

Sponsoren Prävention

Christoph Merian Stiftung; Eidg. Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport VBS; Justizdepartement Basel-Stadt, Amt für Jugend, Familie und Prävention AJFP; Max Geldner-Stiftung; Singenberg-Stiftung, Basel

Aktive Partnerinstitutionen

Über 60 Beratungsstellen in Basel, die Beratung für ihre jeweiligen Zielgruppen bei finanziellen Notlagen anbieten; F HNW Hochschule für Soziale Arbeit Basel; InTeam Basel; Lebensmittelladen Caritas Markt; Fachstelle für Schuldenfragen Aargau; Fachstelle für Schuldenfragen Baselland Wir danken den Menschen, die uns im Infoladen, bei den Beratungen und an den Veranstaltungen ihr Vertrauen geschenkt haben.

Impressum Text & Konzept

Michael Claussen und Eva Schätti, Plusminus Basel

Gestaltung & Fotografie Druck

Michel Steiner und Herbert Zimmermann, Luzern

Reinhardt Druck, Basel

Persönliche Konfrontation und bürokratische Reglementierung

Überschuldete müssen konfrontiert werden:

Reglementierung ist aber nur die halbe Miete.

Die folgenden Fallbeispiele aus den verschiedenen Arbeits-

Rund um fehlende Steuerkenntnisse und übertriebene monetäre Ausrichtung des Lebens. Im «Grossen»

bereichen vom Plusminus im Jahr 2008 zeigen dies. Alle Mitarbeitenden im Plusminus sind immer wieder

(Finanzkrise) will man mehr «Reglementierung». Die kleinen Fälle zeigen: Durch Reglementierung ist enorm viel

überrascht über die Vielfalt der Lebensentwürfe und -situationen überschuldeter Menschen. Deshalb ist die in-

präventiv zu erreichen. So werden die Sozialbeiträge vom Lohn abgezogen. Sonst wäre dort ein gewaltiges

dividuelle Information im Infoladen und die Einzelberatung notwendig, als jeweils kreatives massgeschneidertes

Schuldenproblem. So werden die Steuern im Fall von B-Bewilligungen direkt vom Lohn abgezogen. HMO-Kas-

Einzelwerk. Sie erfolgt als professionelle soziale Arbeit, die mit dem «Lebendig-sein-wollen» der Menschen zu

sen zahlen 90% der Rückvergütungen direkt an Spitäler, Hausärztinnen und Apotheken. Der Rahmenvertrag

tun hat. Soweit die Veränderung eine lineare, mechanische Dimension hat, soweit sie standardisiert vermittelt

des Kantons Basel-Stadt sorgt dafür, dass Leistungen auch bei Prämienverschuldung entrichtet werden. Diese

werden kann, forciert Plusminus Kollektivanlässe, multiplikatoren-orientierte Arbeit und website-vermittelte In-

Beispiele zeigen, dass Reglementierungen besser funktionieren würden, wenn sie allgemeingültig wären.

formation. Denn Plusminus will und soll auch breitenwirksam sein.

Infoladen

12 ,5 15 9 % .10 %

25%

11 ,33 10 % ,32 %

8,4 1 9,1 % 6%

1,9 8 2,9 % 3%

5%

4,4 2 4,6 % 5%

0,8 3 0,7 % 3%

10%

1,6 6 2,1 % 4%

15%

4,0 7 2,8 % 0%

8,1 8 8,5 % 4%

20%

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In dieser Weise gab es im Infoladen 2272 Kontakte (Vorjahr 2003 Kontakte) mit 1558 Menschen (Vorjahr 1376).

2007

24 ,7 25 3 % ,91 %

30%

2008 /

21 ,8 17 0 % ,73 %

Besprochene Themen

An

Herr P. ist froh, dass er jederzeit ohne Termin in den Infoladen kann. Sein Umgang mit Papier und Geld war von der Angst geprägt. Er hatte seine Post mitgebracht, die er nicht mehr öffnen mochte. Es brauchte einen zweiten Anlauf dazu. Zum Betreibungsamt war er früher nicht gegangen. Inzwischen wurde er im Kantonsblatt ausgeschrieben. Aufgrund der ganz selbstverständlichen Art und Weise, wie die Infoladenleiterin Post sortierte, Fragen zu Budget und Schulden stellte, wohlwollendunangenehm nachhakte, Merkblätter und Internet-Informationen zusammenstellte und einen Brief an die Gläubiger entwarf, taute er auf. Er ging ermutigt heim, mit ein paar saftigen Hausaufgaben.

Fachberatung Die auf ihr Zielpublikum spezialisierte Stelle X hatte einen äusserst anspruchsvollen Fall. Der Schuldensanierungs-Part war dank Plusminus nicht so schwierig. Die Fachberaterin von Plusminus nahm die Fragen der Kollegin telefonisch entgegen. Einmal besuchte sie das Treffen mit der Klientin. Am runden Tisch entstanden neue Perspektiven und Lösungen. Plusminus mailte der Kollegin mehrere massgeschnei-

derte Textbausteine. Das an rechtlichen Pflichten und dem Existenzminimum orientierte Sanierungsbudget diente als Massstab für die vorgeschlagene TeilerlassSanierung. 245 Beratungen (Vorjahr 216) bei 66 Institutionen (Vorjahr 79) liefen nach ähnlichen Mustern ab.

Budgetberatung Die Familie W. kam unter massiven Druck, weil sich das Einkommen der Ehefrau wegen der konjunkturbedingten Pensenreduktion um 2’150 Franken reduzierte. Die Familie muss jetzt mit 7’150 Franken auskommen. Schulden machen kommt nicht in Frage. Quintessenz der Budgetberatung und der Berechnungen: Der private Kindergarten- und Schulplatz für die zwei Kinder ist zu teuer. Das ist für die Eltern an-

gesichts ihrer religiösen Orientierung ein äusserst schmerzhafter Eingriff. Aber alle anderen Kosteneinsparungen, selbst der Verzicht auf das Auto, schenken nicht im gleichen notwendigen Sinne ein. 39 Budgetberatungen (Vorjahr 49) dieser und ähnlicher Art führte Plusminus durch.

Schuldenberatung 2,6 2 2,8 9

Überschuldungsursachen

2008 2007

K K re d Ko unde itkar nto nk te üb arte / erz üg / e Pri va tsc hu lde n

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0,0

Mehrfachnennungen: Anzahl ausgewerte Dossiers 264: Anzahl Nennungen: 465 (2008)

12 0 10 5

120

6

20

5

23 25

40

19 14

39 32

60

47 54

67 47

80

53 58

91 65

100

k Erw ein omm erb bus ens slo se sig n / ke Kr it an kh eit /U Inv nfa alid ll / itä t Tre Ne nn uer un Z g / ivil Sc stan he idu d / ng da u e Wo r rha kin fte g p s o ein Nie or / ko drig mm en Se lbs tst än dig ke it An de re Ur sa ch en (le Suc ga h t ve le Dr und rhalt og e en illega n Nic , Sp le htiel) vo Inans n S pr oz uch iall eis nahm tun ge e n

ins

Mehrfachnennungen: Anzahl ausgewerte Dossiers 264: Anzahl Nennungen: 330 (2008)

16 7 17 5

Einkommensquellen

180

2008 2007

Ein

ch

ätz Fin unge an n ze n

0

160 140 120

73 64

100 80

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10 16

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13 10

21 24

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60

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fe lhil zia So

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0 Lo

Anzahl Nennungen

(Vorjahr 153).

0,2 8 0,1 9

0,5

0,2 9 0,2 7

1,0

0,3 3 0,3 4

0,7 4 0,2 1

1,5

0,5 4 0,9 4

2,0

Die vier Schuldenberatungsfachleute (mit ca. 270 Prozenten Stellenpensum) hatten in 264 Fällen (Vorjahr 269) termingebundene Mehrfachberatungen. Davon wurden 155 Fälle neu aufgenommen

Mehrfachnennungen: Anzahl ausgewerte Dossiers 162: Schuldensumme total: 7,41 Mio. (2008)

2,0 4 2,0 1

in Mio. CHF

2,5

hle

«ich lerne meinen Zahlungsverkehr zu kontrollieren, indem ich die monatlichen Bankauszüge anschaue; Verträge und Vereinbarungen mindestens zweimal zu lesen, und vor neuen Vertragsunterzeichnungen den Vertrag mit mindestens zwei Vertrau- enspersonen zu prüfen; eine eiserne Reserve von 5’000 Franken auf dem Konto zu haben, und eine optimale Reserve von 10’000 Franken anzustreben; die steuerrelevanten Belege pro Steuerjahr in eine bestimmte Schublade zu tun und somit sofort für die Steuererklärung griffbereit zu haben; die Steuererklärung selbst auszufüllen, und das Timing so zu steuern, dass sie bis 31.3. des Jahres abgegeben wird; die laufenden Steuern des aktuellen Jahres in monatlich richtig geschätzten Raten akonto zu zahlen. Die Einschätzung so vorzunehmen: wenn sich mein Einkommen nicht ändert, dann zahle ich gemäss Steuerveranlagung des Vorjahres. Wenn sich mein Einkommen ändert: dann rechne ich die neue Monatsrate mit dem Steuerkalkulator auf der Website der Steuerverwaltung aus.»

3,0

Fe

1. 2. 3. 4. 5. 6.

Schuldenverteilung

Anzahl Nennungen

Angesichts der Verschuldung mit über 200’000 Franken, die in 18 Jahren entstanden ist, musste und wollte sich Herr D. neu orientieren. Allein die Zinszahlungen an Kreditinstitute betrugen mehr wie 10’000 Franken jährlich. Herr D. hielt auch die wiederholten Konfrontationen seines Beraters rund um unausweichliche Muss-Ziele aus. Mit seiner Unterschrift unter zwölf Ziele unterstrich er, dass er das notwendige Lernen ernstnimmt. Sechs dieser Ziele seien erwähnt:

2008 2007

Die Websites www.plusminus.ch und www.schulden.ch Herr P., alimentenpflichtig, selbständigerwerbend, hat die Website besucht, danach den Infoladen aufgesucht. Er hat, wie viele Selbständigerwerbende, die wir kennenlernen, zu wenig gewusst von A HV-Beitragspflichten und Mehrwertsteuerpflichten. Er hat bisher auch die geschäftlichen und privaten Zahlungen nicht getrennt. Umso erfreuter war er, dass er sich durch die Website ermutigt fühlte, seine Finanzen

und Administration besser in den Griff zu bekommen. «Ich möchte Ihnen allen ein Kompliment für die Website machen. Da wird die mit der Situation einhergehende Depressions-Stimmung auf gekonnte Art vertrieben.» Plusminus freut sich über die 109 963 Besuche auf www.plusminus.ch und Partnerseiten (Vorjahr 117 901).

Informationsveranstaltungen Die Schuldenberaterin erstellte im Rahmen der Aufnahmeveranstaltung «Budget und Schulden» das Detailbudget von Frau S., Alleinerziehende. Alle wurden ganz still, als die Kosten für Genussmittel, in diesem Fall Rauchwaren, und die Gesamtkosten des Autos erstellt wurden. Alle waren verblüfft, als Tageskosten für Rauchwaren pro Jahr und Monat umgerechnet wurden. Das offene Gesprächsklima steckte an.

Mehrere Teilnehmende tauschten ihre Erfahrungen mit Budget, Gläubigern, Steuerverwaltungen und Betreibungsamt aus. Plusminus offerierte 57 Veranstaltungen (Vorjahr 56) für die betroffene Kundschaft, mit verschiedenen Themen, für verschiedene Zielgruppen.

Prävention Die Mädchen der Integrationsklasse des Bürgerspitals Basel sind zwischen 16 und 18 Jahre alt. Im Sommer 2009 werden sie eine Lehrstelle an einem geschützten Arbeitsplatz beginnen. Der nachhaltige Umgang mit Geld ist besonders für junge Menschen eine wichtige Entwicklungsaufgabe und Schwerpunkt an Veranstaltungen. Nach anfänglicher Zurückhaltung tauten die Teenager auf und gestalteten die Schulstunden rund um Geld, Budget und Schuldenfallen in den Räumen von Plusminus aktiv mit. Vieles war neu, schien eher ermüdend, doch sie blieben am Ball, denn

Finanzkompetenz gehört zum Leben als Erwachsene dazu – das merkten sie anhand der anschaulichen Aufgaben. In zehn Jahren, so träumen sie, haben sie ein Auto, eine eigene Wohnung und den passenden Freund dazu. Plusminus führte 20 Präventionsveranstaltungen (Vorjahr 20) mit insgesamt 310 Teilnehmenden (Vorjahr 762) verschiedenster Altersgruppen durch (eine Teilmenge der oben genannten Informationsveranstaltungen).

Öffentlichkeitsarbeit BaZ-Online interviewte Stellenleiter und Präventionsverantwortliche und lud die Leserschaft zu kontroversen Stellungnahmen ein. Im Video äusserte sich der Stellenleiter «Es ist einfach fahrlässig vom Bund, vom Kanton und den Gemeinden, ein Inkassowesen zu pflegen, das zur Verschuldung geradezu einlädt. Die Folge ist, dass Steuerschulden Hauptgrund für die Verschuldung der Leute ist. Wenn schliesslich und endlich die Steuerrechnung definitiv fällig ist, ist das Geld schon ausgegeben.» Ein Leser schrieb dazu: «Ich denke nicht, dass die Mehrheit bevormundet werden

soll, weil eine Minderheit entweder nicht mit Geld umgehen kann, oder dann einfach unverschuldet in die Schuldenfalle geraten ist. Eigenverantwortung darf in unserem Zeitalter kein Fremdwort sein. Der Staat muss jedoch schauen, dass er zu seinem Geld kommt, z.B. indem er bereits im Dezember des Vorjahres obligatorische Akontozahlungen ab Beginn des aktuellen Steuerjahres verlangt.» Plusminus hatte 39 Kontakte zu Medien (Vorjahr ebenfalls 39) mit entsprechenden Publikationen.

Koordination Wir hatten das sozialarbeiterische Team einer Stelle eingeladen und uns bei dem ganzen Team für die Kooperation bedankt. Dutzende Fälle werden vom Infoladen Jahr für Jahr an diese Stelle triagiert. Dies sind in der Regel anspruchsvolle Fälle. Weder Kanton noch Trägerschaften der beiden Stellen geben vor, wer was tun sollte. Beidseitig, von Team zu Team, besteht Einigkeit darüber, dass wir immer soziale Arbeit auf fachlich hohem Niveau zu leisten haben. Beidseitig besteht ein grosses Erfahrungspotential rund um gute angemessene Techniken der Komplexitätsreduk-

tion in finanziellen Belangen. Beidseitig schauen wir, dass die Beratungssuchenden in nützlicher Frist den Zugang zu sozialer Beratung finden. Die Koordinationsaufgabe von Plusminus besteht aus ungezählten Absprachen in Bezug auf beratungssuchende Kundschaft. Anlässlich von zwei zweistündigen Treffen pro Jahr werden 60 soziale Stellen informiert und dokumentiert.

Kurse Der Kurstag für Studierende wird direkt mit einer Erstberatung eines Ehepaares (mit Namensanonymisierung) verbunden. Spannend ist die Situation insbesonders, weil der Ehemann seine Spielsucht bekennt und die Budgeteinteilung an die Ehefrau verlagert werden soll. Das Ehepaar profitiert von dem offenen humorvollen Klima im Kurs und von einer Fülle spontaner Ideen der Studierenden.

Plusminus führte den je eintägigen Einführungs- und Aufbaukurs für ausgebildete Fachleute der Region (wie im Vorjahr) durch, und leitete insgesamt 80 Kurslektionen (Vorjahr 52) für Studierende der Fachhochschule Nordwestschweiz, Hochschule für soziale Arbeit.

Ausblick 2009 Infoladen

Der Infoladen prüft angesichts der gestiegenen Nachfrage, wie der Persönlichkeitsschutz bei den Auskunftssituationen innerhalb des Raumes verbessert wird.

Schuldenberatung

Die Schuldenberatung hat die Fallsteuerung verfeinert und erprobt zusätzliche Spezialisierungen pro Beratungsperson, um noch mehr Beratungsaufträge erfüllen zu können. Plusminus will im Rahmen der Harmonisierung der basel-städtischen Sozialbeiträge Hilfestellungen entwickeln, damit Prämienverbilligungen nicht mehr so häufig zu Neuverschuldungen führen.

Prävention

Die Prävention wird ein Kinderbuch mit integrierter Broschüre für Erwachsene und beigelegter Potz Tuusig-Brille für Kinder publizieren. Öffentlichkeit

Die Öffentlichkeit fragt Plusminus immer wieder, wie sich die Finanz- und Wirtschaftskrise auf die Beratungsarbeit auswirkt. Wir erkennen Parallelen zwischen den Einzelfällen und den Vorgängen in der Gesamtwirtschaft. Finanzkrisen sind durch abenteuerliche Wachstumsvorstellungen und Vertrauensverlust begründet; zu ihrer Prävention und Bewältigung braucht es Substanz in der Kommunikation, gesundes

Selbstvertrauen und Wiederherstellen des Vertrauens von Gläubigern. Ehrlichkeit und Gradlinigkeit sind gefragt, erst recht, wenn Zahlungsunfähigkeit diagnostiziert wird. Ein Stundenlohn rund um 20 Franken reicht nicht zum Überleben ohne Schulden. Finanzkrisen haben mit riskanten Umschuldungen, mit nicht mehr überblickbaren Konstruktionen zu tun. Zur Prävention und Bewältigung muss dem Bargeld und Sparen, dem physischen Erleben des Geldes und der Einfachheit Raum gegeben werden. Zuviele Menschen verlieren ihren Wohnraum, ihnen wird der Strom abgestellt, sie leben mit Zahnschmerzen, und sie haben zum Ende des Monats keinerlei Bargeld und Kontoguthaben mehr. Sie haben die Schulden nicht grundlos gemacht, Konto und Kreditkarte für einen plausiblen Zweck bis auf das höchstmögliche Limit beansprucht, die Rechnungen nur deshalb verschoben, um Anderes zu erledigen. Sie sind mit den notwendigen Prioritätensetzungen überfordert, Sinn und Ziel ihres Lebens haben sie wieder zu entdecken. Schulden, über viele Jahre entstanden, können nicht in ein paar Monaten weggefegt werden, der «Umgang mit den früher entstandenen Schulden» bleibt sehr oft Lebensthema. Die rechtsstaatlichen Konstruktionen rund um Betreibungs-, Sanierungs- und Konkursmodalitäten haben einen unschätzbaren Wert für Abläufe in Krisen. Gibt es Parallelen zur Gesamtgesellschaft? Das möge die Leserschaft entscheiden.

Die Klasse von 1975 Stefan, Verwaltungsratsmitglied mehrerer Firmen und Millionär Marcel, IV-Bezüger nach Autounfall Bruno, Automechaniker, stellenlos seit November 2008 Eva, alleinerziehende Mutter von 2 Kindern, Teilzeitverkäuferin Manuel, Filialleiter im Detailhandel, geschieden Yvonne, Polizistin im 2. Bildungsweg, hat 3 Hunde Urs, Zeitungsverkäufer, alkoholkrank

:

,

,

,

,

,

,

Marc, Musiker am Existenzminimum, lebt in New York und Basel Daniel, Professor für Geschichte und Soziologie, Basel-Stadt Marianna, verheiratet, lebt in Österreich Ruedi, kaufmännischer Angestellter, Leben mit Schulden nach Spielsucht René, selbständigerwerbender Marketingberater, Eigenheimbesitzer Silvio, ausgesteuert nach gescheiterter Selbständigkeit

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Gabi, Pflegemutter von 2 Kindern, verheiratet

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Oliver, Hochbauzeichner, in Weiterbildung an ETH Zürich Martin, Leistungssportler, Alimentenzahler Pia, Buchhalterin, 2x verheiratet Raphael, Vater von 4 Kindern, arbeitet 80 % als Erwachsenenbildner Thomas, Ernährungsberater, lebt in Patchworkfamilie Karin, Gemeindeschreiberin, im Konkubinat Ueli, Lagerist, ohne Schulabschluss

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Francisco, Wirtschaftsjurist, 1 Jahr Auszeit für Segeltörn Hansruedi, Anlehre als Gipser, spielt Schlagzeug in Band Regina, Politikerin, Ökonomin und Mutter Esther, Flugbegleiterin, alleinstehend

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