SERVICE

TIPP

Einwickeln und Verkleiden VAMV Passau e. V.

Verband alleinerziehender Mütter & Väter Passau e. V. Kontaktstelle und Selbsthilfegruppe für Alleinerziehende und deren Kinder

Telefon 0851 31060 www.vamv-passau.de

Referat Ehe und Familie der Diözese Passau Allein erziehen Telefon 0851 393-6101

Domplatz 3, 94032 Passau www.eheundfamilie.bistum-passau.de

Europabücherei

Telefon 0851 92989-0 Schießgrabengasse 2, 94032 Passau

Notruf bei Verletzungen Telefon 112

Notfall-App bei Vergiftungen

www.bfr.bund.de/de/apps.html zum Downloaden

Aus pädagogischer Sicht ist für Kinder das Einwickeln von Gegenständen und auch das Verstecken und Verkleiden sehr wichtig. Kinder erfahren dabei, wie sich ein leichtes Tuch gegenüber einer schweren Decke anfühlt, wie groß ein Tuch oder ein Stück Papier sein muss, damit ich Spielzeug einwickeln kann (mathematische Vorerfahrungen), und dass ein Gegenstand auch dann da ist, wenn er eingewickelt ist (Objektpermanenz). Nicht umsonst spielen Babys schon mit wenigen Monaten gerne Guck-Guck-Spiele. Tücher, Decken, Stoffstücke eignen sich deshalb hervorragend, um sich zu verstecken, etwas einzuwickeln, eine Höhle zu bauen. Papier aller Arten und Größen ist interessant, auch Küchenrollen oder Toilettenpapier sind gefragt, denn Kinder können sie

Krank in die KiTa? enn Ihr Kind erst seit kurzem in einer Kindertagesstätte betreut wird, haben Sie sicher schon die Erfahrung gemacht, dass Ihr Kind häufiger krank ist. Das Immunsystem des Kindes muss sich erst auf viele „fremde“ Keime einstellen und reagiert z. B. mit Fieber oder Infektionskrankheiten. Aber auch im weiteren Verlauf des Kindergartenlebens kann Ihr Kind immer wieder krank werden. Bedenken Sie, dass kränkelnde Kinder der Fürsorge der Mutter oder des Vaters bedürfen. Berufstätige Eltern haben einen gesetzlichen Anspruch auf Freistellung (10 Tage pro Jahr, bei Alleinerziehenden 20 Tage/Jahr). Manchmal scheuen Eltern sich, diese Tage in Anspruch zu nehmen, weil sie Unannehmlichkeiten in der Arbeit befürchten. Wichtig ist, dass Sie sich ein Unter-

Herausgeber

Stadt Passau, Rathausplatz 2, 94032 Passau

Redaktion

Amt für Kinder, Jugend und Familie in Zusammenarbeit mit dem Redaktionsteam „Elternbrief“ des Projekts FamilienLeben in Passau

Titelfoto

Tomsickova Tatyana/shutterstock.com

Illustrationen

Johann Baumgartner, Passau

Satz

hirschformat.de © Stadt Passau Januar 2016 Der nächste Elternbrief erscheint in 3 Monaten.

problemlos in die gewünschte Länge reißen. Stellen Sie eine Kiste mit Verkleidungsutensilien zusammen: Tücher, Hüte, Schuhe, aber auch große Kartons können mit kindlicher Fantasie zu „Autos“ oder „Häusern“ werden.

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Gut aufwachsen mit zwei Sprachen prache und damit zusammenhängend die Kultur eines Landes sind wichtige Schätze, die die Eltern ihren Kindern auf ihren Lebensweg mitgeben können. Es gibt verschiedene Arten zum Erwerb von Mehrsprachigkeit:

IMPRESSUM

stützungssystem aufbauen, so dass Sie schnell eine Oma, eine Nachbarin oder eine andere vertraute Person greifbar haben, die Ihr Kind bei leichteren Befindlichkeitsstörungen versorgt. Beschäftigte von Kindertagesstätten machen öfter die Erfahrung, dass kranke Kinder morgens Medikamente bekommen und Eltern das Kind trotzdem in den Kindergarten bringen. Wenn die Wirkung nachlässt, fühlt sich das Kind schlapp und krank. An den Angeboten des Kindergartens kann es nicht konzentriert teilnehmen. Bedenken Sie, dass auch Sie bei Erkrankungen besser das Bett hüten sollten, als zur Arbeit zu gehen. Gönnen Sie Ihrem Kind diese Erholungsphase, umso schneller kann es wieder in den Kindergarten.

ƒƒ Gleichzeitiger Spracherwerb: Dabei taucht das Kind in beide Sprachwelten ein, weil z. B. die Eltern verschiedene Sprachen sprechen und bestenfalls konsequent in ihrer Muttersprache sprechen, damit das Kind beide Sprachen erlernt. ƒƒ Erst- und Zweitspracherwerb nacheinander: Das Kind erlernt erst die Familiensprache und später kommt eine weitere Sprache hinzu, weil z. B. ein Kind mit nichtdeutscher Erstsprache eine deutschsprachige Kindertagesstätte besucht.

Wie können Eltern die Zweisprachigkeit (Bilingualität) ihrer Kinder unterstützen? Mehrsprachigkeit sollte eine klare Struktur haben, z. B. eine Familiensprache und eine „Umgebungssprache“. Zur Förderung der Sprachentwicklung ist wichtig, dass die Sprache durch Vorlesen, Sprachanreize, korrekte Sprachvorbilder und die sprachliche Begleitung von Alltagshandlungen unterstützt wird und die Kinder nicht durch häufige Kritik verunsichert werden. Ziel sollte sein, dass die Kinder beide Sprachen grammatikalisch richtig in Wort und Schrift erlernen, da in Zeiten weltweiter Vernetzung Sprachkenntnisse unschätzbare Vorteile bieten. Weitere Hinweise finden Sie im Elternbrief des Instituts für Frühpädagogik unter www.ifp.bayern.de/Elternbriefe (in 20 Sprachen verfügbar).

„Es war einmal …“ ie schnell doch die Zeit vergeht. Ihr Kind ist nun seit einem Jahr oder länger im Kindergarten und alles hat sich mittlerweile in Ihrer Familie eingespielt – natürlich noch mit Höhen und Tiefen – aber im Großen und Ganzen hat sich Ihre Familie auf den neuen Rhythmus eingependelt. In diesem Alter ist Ihr Kind leicht zu faszinieren von der Märchen- und Fabelwelt. Vielleicht ist Bibi Blocksberg auf ihrem Hexenbesen „Kartoffelbrei“ realer und beeindruckender in dieser Zeit denn je. Greifen Sie doch diese Begeisterungsfähigkeit auf

und erzählen Sie Märchen. Nehmen Sie sich Zeit mit Ihrem Kind, machen Sie es sich gemeinsam bequem und lesen Sie aus Märchenbüchern vor. Kinder lassen sich nicht nur gerne Geschichten vorlesen, sie erzählen auch gerne „Geschichten“. Kinder in diesem Alter können noch nicht klar zwischen echten und erfundenen Begebenheiten unterscheiden und so leicht beides miteinander vermischen. In diesem Elternbrief erhalten Sie auch Hinweise über die möglichen Vorgehensweisen beim Flunkern Ihres Kindes. Weiter erhalten Sie Informationen zu vielen anderen Themen, welche Sie zur Entwicklung Ihres Kindes interessieren könnten.

KOLUMNE

INTERVIEW

SERVICE

Vorlesen

BUCHTIPP

Bären kaufen keine Pampers Noch mehr abenteuerliche Vater- und Hausmann-Geschichten von Wolfgang Krinninger lesen Sie im Buch. Don Bosco Verlag

EUR 9,95 Alle Bücher, die im Elternbrief vorgestellt werden, sind kostenlos in der Europabücherei zu entleihen.

reaner lassen Hyundais ohne Motor vom Montageband purzeln, weil sie in die Abenteuer von „Wang-Do-Duk Ho-Tzen-Pl-O-Tz“ vertieft sind. Unser Räuber Hotzenplotz*, Anarchist im Kinderzimmer seit mehr als 40 Jahren. Ein Flegel, ein Wilder, ein Rocker. Und Antonia strahlt von einem Ohr zum anderen: „Des is oana!“ Dabei geht sie mit diesem Zertifikat recht sparsam um. Ihr Cousin Simon „is oana“, weil er immer „an Krampf macht“. Nachbarsbub Philipp „is oana“, weil er mit dem Gelände-Moped über die Wiese fetzt. Und Opa „is oana“, weil er Opa ist und damit ohnehin der Beste. Und jetzt darf sich auch Otfried Preußlers Räuber mit diesem Titel schmücken. Ein gemeiner Dieb, der einer alten Oma die Kaffeemühle stiehlt. Ein militanter Waffennarr, messerscharf und hochexplosiv vom Scheitel bis zur Sohle. Wenn man so will, Rambos Opa aus deutschen Wirtschaftswunderzeiten. Antonia sieht die Sache anders: „Da rauen stehen auf DraufgänRäuber Hotzenplotz is a Brava“, ger. Auf mutige, schlaue, witzibeteuert sie. Er ist der starke, rotzfrege Kerle, die mit einem einziche Freund an ihrer Seite, der immer gen Augenaufschlag die Welt aus den und überall für sie da ist. Nur für sie, Angeln heben. Oder zumindest so von uns bekommt ihn keiner zu tun. Wenn Mann so ist, kann er sich Gesicht. Schon zum Frühstück stellt eigentlich alles erlauben, selbst Hut, sie ihm einen Teller auf den Tisch. Bauch, Vollbart und Dreck unter den Beim Einkaufen zückt er die PfefferNägeln. Tough Guys nennen die Amis pistole, wenn wir achtlos am Joghurtsolche Typen, bei uns heißt’s ganz Regal vorbeigehen. Selbstverständleger: „Des is oana!“ lich darf er zum Einschlafen seinen Hut aufbehalten – nehmen wir an, für Seit ein paar Wochen haben wir geuns bleibt er ja unsichtbar. Uns Eltern nau so einen Menschen bei uns zu Gast – und wir werden ihn nicht mehr bleibt die Aufgabe, ihm auf die Beine zu helfen, wenn er wieder einmal los. Er ist berüchtigt, böse, weltberühmt und unwiderstehlich. Mit dem umgefallen ist. Wenn ihm der Hund zu nahe kommt, müssen wir den RäuSchlachtruf „Il Brigante Pennastorta“ jagt ihn Giuseppe aus Italien durch ber manchmal auch schnell aufheben die engen Gassen. Die finnischen Kas- und in der hohlen Hand verschwinden lassen. Denn wir wissen es ja alperl möchten „Ryöväri Hurjahanka“ am liebsten auf einer Luftmatratze auf le: Auch die größten Draufgänger sind einem ihrer Seen aussetzen und den manchmal unheimlich verletzlich. Stechmücken überlassen. Die KoWolfgang Krinninger

Mein Freund, der Räuber

Uwe Kollmorgen Bibliotheksleiter der Europa-Bücherei Passau

BUCHTIPP

Ist Vorlesen im Zeitalter moderner technischer Medien überhaupt noch zeitgemäß? Die gemeinsame Betrachtung von Bilderbüchern und das Vorlesen von Geschichten können die Entwicklung entscheidend unterstützen. Das Kind taucht in die Erzählung ein, erlebt die Geschichte und macht beim Vorlesen die prägende Erfahrung des gemeinsamen Leseerlebnisses mit Eltern, Geschwistern oder Erzieherinnen. Schon in dieser Zeit werden auf spielerische Weise die Grundlagen für Sprachverständnis und Sprachfähigkeit gelegt. Ohne erfolgreiche und nachhaltige Sprachkompetenz ist auch im späteren Leben keine sinnvolle Nutzung moderner technischer Medien möglich. Verkürzt ausgedrückt: Lesefreude und Medienkompetenz lernt das Kind nicht am Computer, sondern beim Vorlesen und mit dem Bilderbuch. Alle Kinder lieben es, wenn Eltern ihnen vorlesen.

Alexander Steffensmeier

Lieselotte bleibt wach Nachdem die Bäuerin wie jeden Abend allen noch eine Gutenachtgeschichte vorgelesen hat, macht es sich auch Lieselotte in ihrem Stall bequem. Doch sie kann nicht einschlafen. Vielleicht klappt es ja, wenn sie sich zur Bäuerin oder zu den Hühnern kuschelt? Doch die sind alles andere als begeistert. Das Bett der Bäuerin kracht zusammen und auch der Hühnerstall ist völlig ramponiert, nachdem Lieselotte versucht hat, sich zu den Hühnern zu legen. Nach all der Aufregung ist Lieselotte so richtig müde geworden und als der Morgen schon graut, kann sie endlich einschlafen. FISCHER Sauerländer, 32 S., gebunden, ab 4 Jahren, mit Illustrationen von Alexander Steffensmeier ISBN 978-3-7373-6008-1

EUR 14,95

Welche äußeren Bedingungen begünstigen das Vorlesen? Erinnern Sie sich an eine Vorlesesituation aus Ihrer Kindheit! Genauso wichtig wie die Geschichte und die Illustrationen sind auch alle anderen sinnlichen Eindrücke: das Gefühl der Geborgenheit, gemeinsam auf dem Sofa zu sitzen, der Duft eines bestimmten Getränks, der Blick aus dem Fenster … Beim Vorlesen geht es genau darum, solche angenehmen Gefühle entstehen zu lassen, so dass jedes Kind an der Vorlesesituation so teilnehmen kann, wie es ihm behagt. Wer wählt den Lesestoff aus? Am besten suchen Vorleser und Kinder die Bücher gemeinsam aus. Natürlich gibt es gut gemachte Internet-Portale und spezielle Bücher mit (Vor-)Lesetipps für jede Altersstufe.

Stellvertretend sei hier genannt: www.netzwerkvorlesen.de Dort finden Eltern wertvolle Anregungen für den Buchkauf. Besonders empfehlenswert ist der regelmäßige gemeinsame Bibliotheksbesuch. Hier können die Kinder die Bücher nach ihren Vorlieben selbst auswählen und auch immer wieder auf beliebte Titel zurückgreifen, die sie schon kennen, weil eine Wiederholungslektüre ihnen oft besonders gut gefällt. Und wenn Kinder fragen … Ganz wichtig für ein gelingendes Vorleseerlebnis ist das Sprechen über das Gehörte und Gesehene. Methoden, um ein Gespräch anzuregen, müssen sehr viel Offenheit zulassen und dürfen daher keinen noch so versteckten „Befehl“ enthalten. Je jünger die Kinder sind, desto spontaner reagieren sie meistens auf Bilder und Geschichten. So kann das Vorlesen zu einem gemeinsamen Erlebnis werden, ähnlich wie ein Ausflug, auf dem man auch vorher nie so genau weiß, was einen an dem jeweiligen Ort erwartet: Zusammen begibt man sich mit den Kindern in eine Geschichte hinein – die Entdeckung der Welt der Bücher wird so zum aufregenden Abenteuer für Jung und Alt. Das Interview führten Monika und Norbert Wimmer.

Amt für Kinder, Jugend und Familie

Beratung und Vermittlung von Hilfen für Eltern und Kinder, Unterhalt, Vaterschaft, Sorgerecht, Kindertagesbetreuung, Kinderschutz, Pflege und Adoption

Telefon 0851 396-700 oder 396-723 KoKi – Netzwerk frühe Kindheit

Beratung und frühe Hilfen für Kinder von 0 bis 6 Jahren

Telefon 0851 396-722 beide: Spitalhofstr. 21, 94032 Passau, www.passau.de

Kinderschutzbund Passau

Familienhilfe/Familienpaten, Ferienbetreuung, Babysitter, Kinderbekleidung im Kleiderladen, Familienzentrum

Telefon 0851 2559 Nikolastr. 9, 94032 Passau, www.kinderschutzbund-passau.de

Kinderklinik Dritter Orden Passau

Notfallambulanz und stationäre Behandlung Telefon 0851 7205-0 Notruf rund um die Uhr Telefon 0851 7205-301 SPZ – Sozialpädiatrisches Zentrum

Spezialambulanzen für Kinder mit Verdacht auf Entwicklungsauffälligkeiten, Verhaltensauffälligkeiten und chronischen Erkrankungen

Telefon 0851 7205-164 Bischof-Altmann-Str. 9, 94032 Passau www.kinderklinik-passau.de

Caritas Frühförderungsdienst

Früherkennung, Beratung und Therapie bei entwicklungsund verhaltensauffälligen Klein- und Vorschulkindern

Telefon 0851 951688-0 Im EuroPark, Neuburger Str. 128, 94036 Passau www.fruehfoerderung-passau.de

Interessante Bücher Die Europabücherei führt auch eine ganze Reihe von zwei- und mehrsprachigen Kinderbüchern. Sie finden dort Bücher in 16 Sprachen.

Caritas Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung

Beratung von Eltern, Kindern, Jugendlichen und Familien bei Erziehungsfragen, Entwicklungsauffälligkeiten, Familienkonflikten, Kinderschutz

Telefon 0851 50126-0 Ostuzzistr. 4, 94032 Passau, www.erziehungsberatung-passau.de

BAYERISCHES LANDESJUGENDAMT

Briefe

18 INHALT Alter: 4 Jahre

Die Welt ist magisch Hexen reiten mit dem Besen durch die Luft und Bücher werden nachts lebendig – davon ist Ihr vierjähriges Kind fest überzeugt. Es verfügt über eine ungemein rege Fan-

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Die magische Phase

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Brauchen Kinder Märchen?

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Sprachförderung

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Diva oder Draufgänger?

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Mir ist so langweilig!

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schen zaubern – für Ihr

Warum lügt mein Kind?

Kind ist in dieser Zeit

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Pflegefamilien

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Mein Kind ist krank

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Im Krankenhaus

15 Braucht Ihr Kind eine Brille?

ind Für Ihr K eal! ist alles r

tasie und hat seine ganz eigene Vorstellung von der Welt. Aber keine Sorge, das ist völlig normal. Ihr Kind befindet sich gerade in seiner sogenannten „Magischen Phase“. Jetzt können Dinge sprechen, Men-

alles möglich.

In der magischen Phase deu­ tet ein Kind alle Ereignisse um sich herum nach seiner eigenen „magischen“ Logik. Das ist sei­ ne Art, sich die Welt zu erklären: Eine Blume verliert ihre Blät­ ter, weil sie traurig ist, es gibt ein Gewitter, weil die böse Hexe es hergezaubert hat, die Geschen­ ke legt das Christkind unter den Baum. Vielleicht spricht und spielt Ihr Kind in der magischen Pha­ se sogar mit einem Freund, der in Wirklichkeit gar nicht existiert.

Seien Sie nicht irritiert und lassen Sie Ihr Kind gewähren. Es braucht noch eine Weile, bis es soweit ist, zwischen seiner inneren Welt und der realen Welt zu unterscheiden. Dann müssen Sie auch nachts kei­ ne Monster mehr verjagen, die sich im Kinderzimmerschrank ein­ genistet haben. Nehmen Sie Ihr Kind ernst und spielen Sie mit! Begleiten Sie Ihr Kind in seine ma­ gische Welt und reiten mit ihm über die Wolken davon – es wird Sie dafür lieben.

Brauchen Kinder Märchen? „Erzähl mir ein Märchen!“ – Die meisten Kinder lieben Märchen. Mit großer Aufmerksamkeit und großem Ernst hören sie den Geschichten aus vergangenen Jahrhunderten, aus einer völlig anderen Welt zu. In üppigen Bildern wird erzählt. Die Märchenfiguren sind oft in großer Not, sie erleben die wildesten Abenteuer. Ist der Drache noch so groß, die Hexe noch so grausam, es findet sich immer eine Lösung. Riesengroße Hindernisse können durch eigene Kraft oder mithilfe von anderen beseitigt werden. Wünsche gehen in Erfüllung. In Märchen treffen Kinder auf Themen, die ihnen große Angst machen: Die Mutter stirbt, das Kind wird nicht geliebt… Wäh­ rend des Vorlesens oder Erzäh­ lens durchlebt Ihr Kind entspre­ chend starke innere Gefühle: Die Aufregung, Angst und Verzweif­ lung der Märchenhelden über­ tragen sich entsprechend auf die kleinen Zuhörer. Sorgen Sie für eine entspannte, kuschelige Atmosphäre während des Vorle­ sens. Wenn Ihr Kind Ihnen Fragen stellt, beantworten Sie sie. Sprechen Sie auch nachher mit Ihrem Kind über die Geschichte: Was hat ihm gefallen? Was hat ihm Angst gemacht? Wen mochte es am liebsten, wen mochte es gar nicht? Was hätte es selbst getan, wenn es der Held oder die Heldin gewesen wäre? Warum die Hexe wohl so böse war?

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Gut und Böse liegen im Mär­ chen meist sehr weit auseinander. Das macht es Kindern leichter, sich zu orientieren. Sie identifi­ zieren sich mit den „Guten“ und freuen sich über deren Rettung. Und da die „Bösen“ so durch und durch böse sind, muss man auch kein Mitleid mit ihnen haben. So gesehen handeln alle Märchen vom sicheren Sieg des Guten über das Böse: Trotz aller Schwie­ rigkeiten wird im Märchen am Ende alles gut. Das hilft Kindern, sich nicht allein und verloren zu fühlen, sie schöpfen daraus Mut und Zuversicht. Sie lernen durch Märchen, dass das Gute gewinnt. Und diese Überzeugung brauchen sie, nicht zuletzt für ihre Werteund Moralentwicklung.

In Märchen steckt die Weisheit von Jahrhunderten. Für die seelische Entwicklung von Kin­ dern stellen sie einen großen Ge­ winn dar, sie wirken mit ihren star­ ken Bildern auf das Unbewusste, stärken Kinder, geben ihnen Halt und Vertrauen. Märchen wie Hänsel und Gre­ tel, Die Bremer Stadtmusikanten, Der gestiefelte Kater oder Rot­ käppchen sind schon ab dem Alter von vier Jahren empfehlens­ wert. Es folgen Tischlein­Deck­ Dich, Das tapfere Schneiderlein, Der Froschkönig, Brüderchen und Schwesterchen, Sterntaler, Frau Holle und Das hässliche Entlein. Für etwas ältere Kinder eignen sich Dornröschen, Schneewittchen sowie Der Wolf und die sieben Geißlein.

Wenn Ihr Kind Märchen aber nicht mag, zwingen Sie sie ihm nicht auf. Es kann sein, dass es die Geschichten zu sehr belasten. Die Erzählungen sind ja oft sehr drastisch und auch grausam. Nicht jedes Kind möchte damit in Be­ rührung kommen. Vielleicht versu­ chen Sie es mit den etwas harmlo­ seren Märchen oder probieren es in einem Jahr noch einmal. Wenn das nicht klappt und Ihr Kind gar keine Märchen hören möchte, las­ sen Sie es gut sein. Es gibt ge­ nug andere Geschichten, die Sie ihrem Kind stattdessen vorlesen oder erzählen können. Die Atmo­ sphäre des Märchenerzählens und Zuhörens, wenn man gemütlich beisammensitzt und alles ande­ re unwichtig wird, können Sie und Ihr Kind auch mit einer anderen spannenden Geschichte erleben.

ben es, Kinder lie vorgelesen n G e s c h i c h t ee k o m m e n . zu b

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Sprachförderung Kinder reden gerne. Sie erzählen ihre Abenteuer und stellen viele Fragen. Im Kindergarten wird die Entwicklung ihrer Sprache gefördert. Kinder sollen lernen, verständlich und in ganzen Sätzen zu reden. Nicht nur in besonderen Situationen, sondern gerade im Umgang miteinander, beim Spielen und im Alltag.

das E i n K i n d ,i t t e i l e n m sich gut at es mit kann, h Kindern anderen ter. leich

Unter Sprachförderung ver­ steht man alle Maßnahmen, durch die Kinder Freude am Sprechen und an Kommunikation entwi­ ckeln. Durch Sprachförderung er­ werben Kinder die Fähigkeit, sich mit anderen auszutauschen und ihnen eigene Erlebnisse, Gefüh­ le, Gedanken und Wünsche mitzuteilen. Nicht jedem Kind fällt es gleich leicht, in ganzen Sätzen zu sprechen. Das gilt nicht nur für Kinder, deren Eltern aus einem anderen Land kommen. Auch Kinder, deren Mutterspra­ che Deutsch ist, haben manchmal Probleme, sich altersgemäß aus­ zudrücken. Der Kindergarten setzt hier gezielt an: durch gemeinsa­ mes Anschauen und Besprechen von Bilderbüchern, das Erzählen von Geschichten oder durch Gespräche im Stuhlkreis. Sprachkompetenz ist eine wesentliche Voraussetzung für die positive Entwicklung eines Kindes und den späteren Erfolg in der Schule. Sprachförderung ist also langfristig eine gute In­ vestition in die Bildungschancen

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eines Kindes. Deshalb ist es von Vorteil, wenn Sprachprobleme bei Kindern früh erkannt werden. Spä­ testens ein Jahr vor der Einschu­ lung finden sogenannte Sprachstandserhebungen statt, bei de­ nen alle Kinder getestet werden. Die sprachliche Entwicklung ei­ nes Kindes sollte so weit sein, dass ihm ein reibungsloser Übergang in die Schule möglich wird. Im letzten Jahr vor der Einschu­ lung ist dann noch Zeit, die Kinder durch gezielten Sprachunterricht zu fördern. Das geschieht in enger Zusammenarbeit mit der Grund­ schule. Aber auch mit Hilfe von Fachkräften wie etwa Logopäden.

en Sie U n t e r h a lotf t w i e sich so h mit möglic ind! Ihrem K

spräche wirken sich sehr positiv auf die Sprach­ und Wissensent­ wicklung von Kindern aus. Dazu braucht es natürlich Zeit, um auf das Kind eingehen zu können und abzuwarten, was das Kind sagen will. Gelegenheiten, sich unge­ stört auf die Kinder einzulassen, ergeben sich im Alltag bei ge­ meinsamen Mahlzeiten, auf dem Weg zum Kindergarten, bei ge­ meinsamen Busfahrten oder auch vor dem Einschlafen. Als Eltern können Sie sehr viel für die Sprachentwicklung Ihres Kindes tun: Achten Sie auch zu Hause dar­ auf, korrekt zu sprechen. Lesen Sie Ihrem Kind viel vor und sprechen mit ihm über das Gehörte.

Lassen Sie Ihr Kind beim ge­ meinsamen Betrachten von Bil­ dergeschichten erzählen, was passiert, was die handelnden Personen sich wohl dabei den­ ken und was sie dabei fühlen. Lassen Sie Ihr Kind von seinen Erlebnissen erzählen, stellen Sie ihm Fragen. Wenn Ihnen an der Sprache Ih­ res Kindes etwas ungewöhn­ lich erscheint, sprechen Sie mit der Erzieherin oder wenden Sie sich an die Kinderärztin oder einen Logopäden. Wenn Sie als Eltern eine ande­ re Muttersprache haben, ist es für Ihr Kind besonders wichtig, so viel wie möglich mit deutsch sprechenden Kindern und Er­ wachsenen zusammenzusein. Hörspiele können ebenfalls da­ bei helfen, die deutsche Spra­ che gut zu lernen.

Kinder lernen Sprache in ers­ ter Linie von Erwachsenen. Dazu gehört es, mit und von den El­ tern Abzählreime zu lernen, ge­ meinsam Sprachspiele zu machen oder sich zu unterhalten und da­ bei Gedanken über die Welt zu machen. Auch zusammen Bücher zu lesen fördert das richtige Spre­ chen, ebenso wie einfach von sei­ nen Erlebnissen, Gedanken und Gefühlen zu erzählen. Solche Ge-

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Diva oder Draufgänger? Egal, wie Sie Ihr Kind zu Hause erleben, es kann sein, dass es sich in einer Gruppe von Kindern ganz anders verhält, als Sie es gewohnt sind. Der Kindergarten etwa gibt einem Kind die Möglichkeit, auch andere Rollen im täglichen Miteinander auszuprobieren und daraus zu lernen. Am Anfang wird sich auch das selbstbewussteste Kind eher die Rolle des „Mitläufers“ aus­ suchen: Es ist neu in der Gruppe und muss sich erst an den ande­ ren Kindern orientieren. Später dann hat es vielleicht seine eige­

ne kleine Clique, Freunde, mit de­ nen es besonders gern spielt. Es kann sich zum „Chef“ entwickeln oder eher Vermittlereigenschaf­ ten an den Tag legen. Vielleicht bringt es auch gern andere zum Lachen!

Mir ist soo langweilig!

FernN a c h d e mes Kindern sehen iste r s s c h n e l l besond eilig. langw

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Gerade noch hat sie so schön mit ihren Puppen gespielt und jetzt steht ihre Kleine ratlos vor Ihnen und weiß nichts mit sich anzufangen. Langeweile macht vor keinem Kind Halt – egal ob „Aktivist“ oder „Stubenhocker“. Kinder langweilen sich schneller, wenn sie stundenlang vor dem PC oder Fernseher sitzen. Aber sie langweilen sich auch, wenn sie ständig beschäftigt werden. Die Langeweile ist ein ständiger Begleiter bei langen Autofahrten oder Besuch bei Erwachsenen. Immer dann, wenn Kinder nicht machen können, was sie möchten, langweilen sie sich. Was ist zu tun? Am besten gar nichts! Lassen Sie sich nicht

unter Zugzwang setzen, Sie sind nicht für die ständige Unterhaltung Ihres Kindes zuständig. Im Gegenteil: Gewisse Leerlaufzeiten sind wichtig! Erst wenn einem Kind langweilig ist, wird es früher oder später auch eine neue Beschäftigung suchen. Durch Langeweile lernen Kinder also nicht nur, sich selbst zu beschäftigen und kreativ zu werden, sie lernen auch, ihre Zeit selbst zu gestalten. Natürlich gilt auch hier Augenmaß: Sie müssen Ihr Kind nicht absichtlich stundenlang vor sich hindümpeln lassen. Wenn ihm partout nichts einfallen will, können Sie Tipps geben, was es als Nächstes tun könnte.

ich So kenne d ja m e i n K i nc h t ! gar ni

Im Kindergarten werden Sie manches über Ihr Kind erfah­ ren, was Ihnen neu ist. Vielleicht ist Ihr ansonsten ruhiger Sohn im Kindergarten ein kleiner Rabau­ ke, vielleicht ist es aber auch ge­ rade umgekehrt und Ihre quirlige Tochter nimmt sich in der Grup­ pe eher zurück und gilt dort so­ gar als schüchtern. Besonders Kin­ der, die mit Geschwistern auf­ wachsen, können in einer Grup­ pe Charakterzüge zeigen, für die zu Hause wenig Raum ist. Eine große Schwester benimmt sich im Kindergarten vielleicht richtig kin­ disch, weil sie meint, zu Hause im­ mer die Vernünftige sein zu müs­ sen. Und ein kleiner Bruder, der es mit älteren Geschwistern nicht immer leicht hat, hat in der Grup­ pe auch mal die Möglichkeit, der Bestimmer zu sein. Ein Kind kann aber auch zum Außenseiter werden: Viel­ leicht weil es besonders still oder schüchtern ist. Die Rollen, die wir als Kinder durchleben, bleiben aber selten an uns haften. Sie ge­ ben die Möglichkeit zum Ausprobieren, zur Entwicklung. Wir ler­ nen in ihnen. So macht fast je­ der einmal die Erfahrung, außen zu stehen. Wichtig ist, diese Rolle auch wieder abgeben zu können. Dabei können Sie Ihr Kind unterstützen.

Wenn Sie das Gefühl haben, dass es Ihrem Kind nicht gut­ geht, dass es von anderen Kin­ dern nicht gut behandelt wird, suchen Sie in jedem Fall das Gespräch mit der Erzieherin. Reden Sie aber auch mit Ihrem Kind. Hören Sie ihm gut zu und fragen nach. Versuchen Sie herauszufinden, was Ihr Kind in seiner besonde­ ren Situation braucht, was ihm helfen könnte. Wenn Ihr Kind keine Lösungs­ möglichkeiten sieht, machen Sie ihm Vorschläge, was viel­ leicht helfen könnte und lassen Sie Ihr Kind entscheiden, wel­ che Möglichkeit es ausprobie­ ren möchte. Wenn Ihr Kind das möchte, la­ den Sie Spielfreunde ein oder unterstützen Sie es dabei, es selbst zu tun. Vielleicht sind auch Sie etwas zurückgezogen? Knüpfen Sie Kontakte mit anderen Eltern! Sollte es Ihrem Kind nicht aus eigener Kraft gelingen, sich aus seiner Außenseiterrolle zu befrei­ en, kann möglicherweise eine Erziehungsberatungsstelle wei­ terhelfen. Die Beratung ist für Sie kostenlos und vertraulich.

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Warum lügt mein Kind?

zeigt, i e r e b e g n A Kind d a s s d e me r k e n e c h t e A nf e h l t . nung

Vierjährige Kinder können zwischen Wirklichkeit und Phantasie noch nicht zuverlässig unterscheiden. Deshalb lügen sie auch nicht, sie flunkern. Oftmals erzählen sie Geschichten und vermengen dabei das real Erlebte mit erfundenen Begebenheiten und übertreiben dabei gern. Die Grenze zwischen Wahrheit und Unwahrheit ist bei kleinen Kindern fließend. Erst ab dem Schulalter können sie wirklich unterscheiden

Nicht alle Kinder haben das Glück, in ihren Familien ohne größere Probleme heranwachsen zu können. Vor allem wenn äußere Umstände besonders ungünstig sind, benötigen manche Eltern Hilfe und Unterstützung. Schicksalsschläge, finanzielle, gesundheitliche oder psychische Probleme können dazu führen, dass Eltern überfordert sind. Dann kann es nötig werden, ein Kind für eine gewisse Zeit in einer Pflegefamilie unterzubringen.

Kinder flunkern gern, um die Aufmerksamkeit der ande­ ren auf sich zu lenken. Vielleicht erzählt Ihr Kind im Kindergarten, dass es zu Weihnachten ein Pony geschenkt bekommen hat oder der Papa täglich mit dem Flug­ zeug in die Arbeit jettet. Hat es zu wenig Selbstbewusstsein oder sucht es auf diesem Weg Anerkennung? Vermutlich ist ein biss­ chen von beidem der Grund für seine maßlosen Übertreibungen. Am besten helfen Sie Ihrem Kind aus dieser Angeber-Falle, indem Sie es in seinem Selbstwertgefühl stärken. Heben Sie öfters sei­ ne Stärken und Begabungen her­ vor, dann braucht es keine „Räu­ berpistolen“ zu erzählen, um vor anderen zu bestehen.

Familien, die gern ein Pflege­ kind bei sich aufnehmen möch­ ten, informieren sich am besten bei dem für sie zuständigen Jugendamt. Eine solche Entschei­ dung will gut überlegt sein, denn sie hat für alle Beteiligten Konse­ quenzen: Für die leiblichen Eltern und Geschwister, für die Pflege­ eltern, deren Kinder und vor al­ lem für das Pflegekind selbst. Da­ her sind sorgfältige Vorbereitung

Kinder flunkern auch häufig, wenn sie etwas angestellt haben. Wenn beispielsweise eine Vase zu Bruch geht, haben sie schnell die Ausrede „Ich war’s nicht!“ parat. Aus welchen Gründen auch im­ mer Ihr Kind „Geschichten“ er­

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Pflegefamilien

zählt oder Ihnen eine Unwahrheit auftischt, bleiben Sie gelassen. Wer in diesem Alter hin und wie­ der flunkert, wird weder ein noto­ rischer Lügner, noch gerät er auf die schiefe Bahn. Häufen sich allerdings die Ausreden, dann sollten Sie über­ legen, warum es Ihrem Kind wohl so schwerfällt, einmal einen Feh­ ler zuzugeben. Sind Sie vielleicht zu streng? Hat Ihr Kind Angst vor einer demütigenden Standpauke („Sag mal spinnst du, wie blöd kann man eigentlich sein?!“) oder vor Bestrafung? Dann hilft nur Ge­ gensteuern: Reagieren Sie ver­ nünftig. Erklären Sie Ihrem Kind genau, dass Fehler und Missge­ schicke jedem passieren können, auch einem Erwachsenen. Ermun­ tern Sie es, die Wahrheit zu sa­ gen. Und wenn es keine Angst vor den Konsequenzen haben muss, wird es das auch tun!

und reifliche Überlegung unbe­ dingt notwendig. Die Mehrheit der Pflegekin­ der hat regelmäßigen Kontakt zu seinen leiblichen Eltern. Auch Kinder, die schlimme Erfahrun­ gen in ihrer Herkunftsfamilie ma­ chen mussten, lieben ihre Eltern und haben eine starke Bindung an sie. Die Zusammenarbeit zwi­ schen Pflegeeltern und Herkunfts­ eltern ist also sehr wichtig. Denn auch wenn es im Laufe der Zeit den Anschein hat, dass das Pfle­ gekind zur neuen Familie gehört, so wird es doch immer ein beson­ deres Kind – ein Kind mit zwei Familien – bleiben.

er P f l e g e k i n td e r s t f m ü s s e n ol e r n e n wieder auen. zu vertr

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Mein Kind ist heute krank Ein Pflegekind muss sich in seiner neuen Umgebung zurecht­ finden und lernen, seine alten und neuen Erfahrungen in Einklang zu bringen. Es geht neue Bezie­ hungen ein, wird aber gleichzei­ tig bestehende Bindungen an sei­ ne Familie beibehalten. Um diese schwierige Situation gut verarbei­ ten zu können, braucht ein Pfle­ gekind Unterstützung und Verständnis. Es muss die Chance er­ halten, seine Lebenssituation zu verstehen. Es möchte wissen, wa­ rum es nicht mehr bei seinen leib­ lichen Eltern leben kann, was wei­ ter mit ihm geschehen soll und wie lange es bei seiner Pflegefa­ milie bleiben wird.

n E s k ö n n er a u c h abe Monate, werden. Jahre

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Bei einigen Kindern ist zu er­ warten, dass sich die Situation in der Herkunftsfamilie über einen absehbaren Zeitraum hinweg wie­ der stabilisieren wird und die El­ tern ihr Kind wieder selbst betreu­ en können. Bei anderen Familien ist die Perspektive äußerst unklar und es wird unter Umständen eine langfristige Unterbringung bis zur Volljährigkeit des Kindes not­ wendig sein.

Für Pflegeeltern ist diese Unsicherheit oft schwer zu verkraf­ ten. Sie möchten einerseits eine Bindung zu ihrem Pflegekind auf­ bauen, müssen sich aber immer wieder bewusst machen, dass das Pflegeverhältnis früher oder spä­ ter zu Ende gehen wird. Pflegeeltern sind Kooperationspartner des Jugendamtes. Sie können dort auch nach der Vermittlung des Pflegekindes im­ mer Rat und Unterstützung einho­ len. Die finanziellen Aufwendungen für den Lebensunterhalt und die Erziehung des Kindes werden durch das Pflegegeld (zwischen 600 und 800 Euro, gestaffelt nach Alter des Kindes) teilweise ausge­ glichen. Bei allen Schwierigkeiten bie­ tet eine Pflegefamilie einem Kind die Möglichkeit, in einem famili­ ären Umfeld aufgenommen, be­ treut und erzogen zu werden. Es erlebt dort die Geborgenheit und die Stabilität, die ihm seine leib­ lichen Eltern vorübergehend oder auch langfristig nicht geben kön­ nen. Für die aufnehmende Fami­ lie ist ein Pflegekind eine große Herausforderung. Doch wie alle größeren Herausforderungen des Lebens kann auch diese zu einer großen Bereicherung werden.

Sicher kennen Sie die Situation: Im Laufe des Tages wird Ihr Kind immer quengeliger, wirkt angegriffen und erschöpft. Ein Griff an seine heiße Stirn und Sie wissen: Mein Kind ist krank. Manchmal zeigt sich eine Erkrankung Ihres Kindes auch frühmorgens beim Aufstehen, wenn Sie schon fertig sind, um in die Arbeit zu gehen: Was tun? Zunächst ist es wichtig festzu­ stellen, was Ihrem Kind fehlt. Sprechen Sie mit ihm, fragen Sie nach seinen Beschwerden und messen Sie Fieber. Wenn Ihr Kind heute nicht in den Kindergarten gehen kann, muss jemand bei ihm zu Hause bleiben – entweder einer der Eltern oder eine andere Be­ zugsperson wie zum Beispiel die Oma. Für kranke Kinder sind jedoch oftmals die Eltern die liebs­ ten „Betreuer“, auch wenn die Oma noch so nett ist. Wenn es Ihrem Kind schlecht geht, gibt die Anwesenheit von Mama oder Papa doch am meisten Trost und Sicherheit.

Eltern, die angestellt arbei­ ten und wie ihr Kind gesetzlich krankenversichert sind, haben in der Regel Anspruch auf bis zu zehn zusätzliche freie Arbeitstage pro Jahr, wenn ihr unter zwölfjähriges Kind krank ist. Bei Alleinerziehenden sind es 20 Tage. Die Rücksprache mit Ihrem Arbeitgeber und / oder Ihrer Krankenkasse ist je­ doch in jedem Fall notwendig. Meist wird ein ärztliches Attest verlangt. Wenn Ihr Kind Fieber hat, star­ ken Durchfall und/oder Erbre­ chen oder Anzeichen einer Kin­ derkrankheit wie zum Beispiel Windpocken aufweist, sollten Sie – zunächst telefonisch – mit Ihrem Kinderarzt Kontakt auf­ nehmen.

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Im Krankenhaus Wenn der kleine Patient nun gut versorgt ist, sich auf dem Weg der Genesung befindet, aber noch das Bett hüten muss, hat er oft­ mals schreckliche Langeweile. So­ weit es Ihnen möglich ist: Nehmen Sie sich Zeit für Ihr Kind. Auch wenn Ihr Kind sonst we­ nig für Bücher zu begeistern ist, wird es in dieser Situation dankbar sein, wenn Sie ihm vor­ lesen. Vielleicht kann es dabei auch wieder einschlafen.

Ta g W e n n d e rw i r d : zu lang hören! Hörspiele

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Hörspiele und DVDs sind lan­ ge nicht so schön wie eine Ge­ schichte, die Mama oder Papa vorlesen. Aber auch sie kön­ nen ein wenig Langeweile neh­ men, trösten und ablenken. Al­ lerdings sollte nicht zu viel kon­ sumiert werden, sonst kann es zu Reizüberflutung kommen.

Wenn Ihr Kind sehr krank ist oder ins Krankenhaus muss, ist die Aufregung in der Familie groß. Trotzdem sollten Sie als Eltern versuchen, Zuversicht auszustrahlen. Nur wenn Sie Gelassenheit zeigen, können Sie diese auch an Ihr Kind weitergeben. Ihre Ruhe wird sich auf Ihr Kind übertragen. Besprechen Sie Ihre Sorgen und Ängste nur, wenn Ihr Kind nicht dabei ist.

Kleine Spiele, die im Bett gespielt werden können, sind ebenfalls immer willkommen. Geeignet sind Ratespiele oder ähnliches. Wenn es Ihrem Kind wieder ein wenig besser geht und seine Erkrankung nicht (mehr) anste­ ckend ist, kann es auch Besuch bekommen. Die Freundin oder die Großeltern sind dann eine willkommene Abwechslung. Achten Sie aber darauf, dass Ihr Kind sich nicht überanstrengt und genug Schlaf bekommt Ein leckerer Tee und leichte, nicht belastende Kost sind für Ihr Kind jetzt genau das Richtige. Mit Ihrer liebevollen Pflege wird Ihr Kind sicher bald wieder gesund werden.

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Ist ein Krankenhausaufenthalt länger geplant und unver­ meidbar, sprechen Sie mit Ihrem Kind. Erklären Sie ihm genau, warum es ins Krankenhaus muss und welcher Behandlung es sich unter­ ziehen muss. Muss beispielswei­ se eine Mandeloperation durch­ geführt werden, beschreiben Sie ihm altersgerecht, wie der Ein­ griff vorgenommen wird. Viel­ leicht hat Ihr Kind ja Angst, dass ihm der Hals aufgeschnitten wird. Nehmen Sie solche Ängste ernst und erklären ihm – notfalls auch öfter – was genau passiert. Bereiten Sie Ihr Kind vor. Es gibt viele Kinderbücher, die das Thema Krankheit und Kranken­ haus – altersgerecht – aufgreifen. Auch Kinder-Ärztekoffer helfen, sich spielerisch mit der fremden Welt des Krankenhauses vertraut zu machen. Oder schlagen Sie ein Rollenspiel vor. Vielleicht kann Ihr Kind die Rolle der Ärztin überneh­

men und sich so schon mal mit dem Thema beschäftigen und auf den Tag X vorbereiten. Wenn Sie Ihr Kind ins Kran­ kenhaus bringen, so lassen Sie es dort nicht allein. Bleiben Sie bei ihm. Das wird ihm Sicherheit und Stabilität geben. Fast jedes Kran­ kenhaus bietet heute die Möglich­ keit des sogenannten Roomingin, bei dem Mutter oder Vater auch über Nacht bei ihrem Kind bleiben können. Falls das aus ir­ gendeinem Grund nicht möglich sein sollte, kommen Sie sooft wie möglich zu Besuch. Auch außer­ gewöhnliche Zeiten werden in der Regel akzeptiert. Bringen Sie auch Erinnerungsstücke von zu Hau­ se mit. Kuscheltiere, Fotos, Lieb­ lingsbücher oder der Schal von Mama können den Aufenthalt im Krankenhaus erleichtern.

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Braucht Ihr Kind eine Brille?

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Das Kind hat nicht nur Angst vor dem Alleinsein, es ist auch das erste Mal einer ihm völlig fremden Routine ausgesetzt. Der Eingriff oder die Behandlung, die Arztvisite und die Medikamen­ te – alles Dinge, die Ihr Kleines noch nie erlebt hat. Deshalb ist es auch so wichtig, dass es genau Bescheid weiß, etwa war­ um ihm Blut abgenommen wird. Wissen sollte es auch, dass es ein bisschen wehtut kann. Wehrt sich Ihr Kind gegen eine Untersu­ chung, sollten Sie es auf keinen Fall schimpfen. Machen Sie ihm stattdessen klar, warum die Be­ handlung nötig ist und dass sie ihn gesund machen wird. Wich­ tig ist auch, das Kind über deren Verlauf zu informieren. Achten Sie auch bei den Gesprächen mit dem Arzt darauf, dass Ihr Kind al­ les versteht. Möglicherweise er­ schreckende Tatsachen sollten Sie aber lieber mit Arzt oder Ärz­ tin unter vier Augen besprechen.

dass es eine „European Association for Children in Hospital“ (EACH) gibt, die sich für die Rechte von Kindern im Krankenhaus einsetzt? Diese Organisation fordert u. a., dass Kinder, die zur Behandlung im Krankenhaus aufgenommen werden, immer ihre Eltern oder andere Bezugspersonen bei sich haben dürfen; dass Kinder und Eltern ihrem Alter und ihrem Verständnis entsprechend informiert und in alle Entscheidungen mit einbezogen werden sollen; dass sie in einer Umgebung betreut werden sollen, die ihrem Alter und Zustand entspricht. Ein Kind sollte also nicht einfach auf einer Erwachsenenstation behandelt werden; dass das betreuende Personal speziell ausgebildet und auch in der Lage sein soll, auf die körperlichen, seelischen und entwicklungsbedingten Bedürfnisse des Kindes einzugehen.

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Ihr Kind beschäftigt sich jetzt immer mehr mit kleinen Dingen: Es spielt mit kleinen Lego-Steinen, fädelt kleine Perlen auf eine Schnur, es zeichnet und bastelt. Wenn Ihr Kind schlecht sieht, ist dies problematischer als noch vor einem Jahr. Manche Kinder beginnen im Kindergartenalter auch zu schielen. Wenn Sie den Eindruck haben, dass Ihr Kind nicht gut genug sieht, sprechen Sie mit einem Kinderarzt oder einer Augenärztin.

Wussten Sie schon...

Der Sehtest für Kinder, die noch nicht lesen können, wird mit Bildertafeln durchgeführt. Sollte sich wirklich herausstellen, dass Ihr Kind unter einer Sehschwäche leidet, kann eine Brille Abhilfe schaffen. Keine Angst: Kinderbril­ len sind heute sehr hübsch, leicht und auch recht stabil. Ihr Kind wird dennoch Zeit brauchen, um sich daran zu gewöhnen.

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Erklären Sie Ihrem Kind, war­ um es eine Brille tragen muss. Suchen Sie gemeinsam ein Brillenmodell aus, das auch Ih­ rem Kind gefällt. Bei manchen übernimmt die Krankenkasse die gesamten Kosten, bei an­ deren einen Teil davon. Sagen Sie Ihrem Kind, dass ihm die Brille gut steht und dass es sehr gut damit aussieht. Ein festes Etui schützt die Bril­ le vor Beschädigung und Ver­ schmutzen. Wenn es auch noch bunt ist, umso besser.

Besorgen Sie Kinderbücher, Lieder oder Hörspiele zum Thema. Vielleicht erfinden Sie aber auch selbst eine BrillenGeschichte für Ihr Kind! Wenn Ihr Kind schielt, kann es nötig sein, zusätzlich das stär­ ker sehende Auge mit einem Pflaster abzukleben. Dafür gibt es extra bunte Augenpflaster, die das Abkleben erleichtern. Wenn Ihr Kind kein Pflaster ver­ trägt, können Sie auch die Bril­ le selbst mit einer bunten Folie abkleben. Die Angst, dass Ihr Kind des­ wegen im Kindergarten gehänselt wird, erweist sich meist als unbegründet. Kinder in diesem Alter reagieren noch sehr unvoreingenommen. Sie finden die Herzchen und Bärchen auf den Pflastern meist ganz lustig. Je entspannter Sie damit umgehen, umso leichter wird Ihr Kind auch die Brille oder das Pflaster für sich akzeptieren.

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BAYERISCHES LANDESJUGENDAMT

Weitere Informationen: Die Elternbriefe können Sie auch online lesen, herunter­ laden oder als Newsletter abonnieren: beim OnlineRatgeber „Eltern im Netz“ des Bayerischen Landes­ jugendamtes. Dort finden Sie auch weitere ausführliche Informationen zu vielen der hier genannten Themen: www.elternimnetz.de Pflegekinder Wenden Sie sich bitte an das für Sie zuständige Jugend­ amt oder an Pfad für Kinder, Landesverband Bayern. Das ist ein Zusammenschluss verschiedener Vereine, die sich mit Pflege­ und Adoptivfamilien befassen. www.pfad-bayern.de Erkrankung Wenn Ihr Kind krank ist und Sie Unterstützung brauchen, finden Sie hier Hilfe bei einem Familienpflegewerk: www.familienpflegewerk.de oder bei Familienpaten: www.familienpaten-bayern.de Wer sich zum Thema Kinder im Krankenhaus informie­ ren möchte, kann sich an Aktion Kind im Krankenhaus wenden: www.akik.de

Im nächsten Elternbrief: – – – – – – –

„Ich heirate den Papi“ Lernen im Kindergarten: Gesundheit und Bewegung Nachts noch eine Windel? Kinder dürfen Nein sagen Das aggressive Kind Familie hat viele Gesichter: Stieffamilien Radeln und schwimmen

18 Herausgegeben vom Zentrum Bayern Familie und Soziales – Bayerisches Landesjugendamt (BLJA) V.i.S.d.P.: Hans Reinfelder Marsstraße 46 80335 München Postanschrift: Postfach 400260 80702 München www.blja.bayern.de Überreicht durch Ihr Jugendamt

Die Elternbriefe werden gefördert durch:

Gesamtgestaltung: Birgit Baude, München – Druck: MKL Druck Fotos: © Fotolia.com / Vladimir Voronin, Tracy Hornbrook, Elena Schweitzer © Bayerisches Landesjugendamt, Stand: April 2015, ISBN 3-935960-23-9