Gut leben mit Demenz Leitfaden der Alzheimer Gesellschaft Gelsenkirchen/proDem e.V.

Selbsthilfegruppen für Angehörige Seite 21 Netzwerk der Alzheimer Gesellschaft Gelsenkirchen /proDem e. V. Seite 19

Inhalt Ist das eigentlich Demenz?

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Welcher Arzt stellt die Diagnose?

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Diagnose: Demenz. Was nun?

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Demenz ist auch eine Angehörigen-Krankheit

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Wie wird Demenz behandelt?

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Zu Hause leben

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Und wenn es zu Hause nicht mehr geht?

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Welche rechtlichen und finanziellen Fragen sind zu klären?

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Rechtliche Fragen

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Finanzielle Fragen

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Das Netzwerk der Alzheimer Gesellschaft/proDem e. V.

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Angebote der Alzheimer Gesellschaft/proDem e. V.

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Selbsthilfegruppen für pflegende Angehörige

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Weitere Angebote

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Stichwortregister

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Liebe Leser,

von den ersten kleinen Auffälligkeiten bis zur Diagnose Demenz ist es in vielen Fällen noch heute ein weiter, beschwerlicher Weg. Das muss nicht sein. Denn gerade in Gelsenkirchen gibt es ein effektives Netzwerk, das Ihnen schnelle und kompetente Beratung und Unterstützung bietet. Damit Sie sich in diesem Netzwerk zurechtfinden, hat die Alzheimer Gesellschaft Gelsenkirchen/proDem e.V. diesen Ratgeber entwickelt. Er gibt Angehörigen und Betroffenen Antworten auf die wichtigsten Fragen. Von der Diagnose, der medizinischen Behandlung und Betreuung über die Wohnsituation bis hin zu rechtlichen und finanziellen Fragen. Ab Seite 19 finden Sie kompetente Ansprechpartner: die Mitglieder des Vereins. Auf Seite 21 und 22 stehen alle unsere Angebote. Die Alzheimergesellschaft steht Ihnen zur Seite. Und sie macht Mut. Denn je früher Demenz oder die Alzheimer-Krankheit erkannt werden, desto günstiger kann man den Verlauf und damit die gesamte Lebenssituation beeinflussen. Für die Alzheimergesellschaft Gelsenkirchen/ pro Dem e. V. , zum Weltalzheimertag 21. September 2010. An Ihrer Seite, Astrid Kaiser

Astrid Kaiser, erste Vorsitzende Alzheimer Gesellschaft Gelsenkirchen/proDem e.V. Erste Vorsitzende: Astrid Kaiser Zweite Vorsitzende: Ingrid Wüllscheidt Vattmannstraße 2 – 8, 45879 Gelsenkirchen 0209 169-3538 [email protected] www.alzheimer-gelsenkirchen.de

Impressum V. i. S. d. P.: Peter Spannenkrebs Erste Auflage: September 2010 Text, Konzept, Redaktion, Layout: Meike Maser-Plag, www.publicpromise.de Fotos: www.ujesko.de

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Ist das eigentlich Demenz?

Vater möchte morgens gar nicht mehr aufstehen. Bei Mutter liegen überall kleine Erinnerungszettelchen. Tante erkundigt sich ständig „Wie spät ist es jetzt?“ Und der Onkel hat manchmal so komische Orientierungsstörungen. Häufig haben Angehörige und Betroffene schon längst selber gemerkt „da stimmt was nicht“. Aber woran erkennt man eigentlich Demenz. Wie merkt man, ob jemand altersvergesslich wird, oder an der häufigsten Form der Demenz, an Alzheimer, erkrankt ist?

Auffälligkeiten medizinisch abklären

Nur eine ärztliche Untersuchung kann sicher klären, ob ein Mensch dement wird oder an Alzheimer erkrankt ist. Vergesslichkeit, innere Unruhe, depressive Phasen, plötzlich auftretende leichte Erregbarkeit und Aggressivität, verlangsamtes Denken und Verstehen können Anzeichen einer Demenz sein. Auch Orientierungs-, Sprach- und Rechenschwierigkeiten und eine eingeschränkte Urteils- und Entscheidungsfähigkeit sollten auf jeden Fall medizinisch abgeklärt werden.

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Guter Rat: je früher, desto besser

Deswegen – und um eines möglichst zeitigen Behandlungsbeginns – ist es wichtig, dass Sie sich so früh wie möglich professionellen Rat durch die Alzheimer Gesellschaft, ihre fachkundigen Mitglieder, andere Beratungsstellen oder Fachärzte holen.

Angebote für ausländische Mitbürger

Für Mitbürger, die der deutschen Sprache nicht mächtig sind, gibt es Beratungsangebote, etwa auf Türkisch. Fragen Sie gezielt in den Beratungsstellen an, ob es einen Übersetzer oder einen Mitarbeiter gibt, der Ihre Muttersprache spricht.

Beratungsstellen

Rat und Hilfe zu ersten und zu weitergehenden Fragen bekommen Sie bei folgenden Einrichtungen. Infocenter.Seniorennetz (Beratungsstelle mit Pflegestützpunkt) Vattmannstraße 2 – 8, Zimmer 46 45879 Gelsenkirchen 0209 169-2560 Infocenter.Seniorennetz (Beratungsstelle mit Pflegestützpunkt) Maelostraße 8 45894 Gelsenkirchen-Buer 0209 3602-103

Wo hört Vergesslichkeit auf? Wo fängt Demenz an?

Offene Sprechstunde zur Demenz der Alzheimer Gesellschaft Gelsenkirchen/proDem e.V. Vattmannstraße 2 – 8, Raum 8 45879 Gelsenkirchen 0209 169-3538 [email protected] www.alzheimer-gelsenkirchen.de

Jeden ersten und dritten Montag im Monat 15 bis 16 Uhr Weitere Angebote wie Selbsthilfegruppen in den verschiedenen Stadtteilen finden Sie auf Seite 21 und 22 im Kapitel „Angebote der Alzheimer Gesellschaft/pro Dem e. V.“

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Welcher Arzt stellt die Diagnose?

Der Erkrankte erkennt oft nicht selber, betroffen zu sein. Das heißt, das Eingestehen des Demenzkranken selbst, die sogenannte Krankheitseinsicht, kann ein langwieriger Prozess sein oder fehlt vollkommen. Häufig gibt es deswegen bei Betroffenen und Angehörigen unterschiedliche Ansichten, ob ein Arztbesuch mit einer Untersuchung zur Diagnose überhaupt notwendig ist.

In vielen Fällen stellt der Hausarzt, oft in Zusammenarbeit mit einem niedergelassenen Facharzt zum Beispiel für Neurologie, Psychiatrie, Geriatrie oder Gerontopsychiatrie die Diagnose und erkennt das Stadium der Demenz. Wenn die Diagnose durch den Haus- oder den Facharzt gestellt ist, kann ein Behandlungsplan aufgestellt werden.

Die Diagnose stellt der Hausarzt, der Facharzt für Neurologie, Geriatrie, Psychiatrie oder Gerontopsychiatrie. Das kann sowohl in der Praxis als auch im Krankenhaus geschehen.

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Diagnose: Demenz. Was nun?

Die Diagnose steht. Nach vielen Untersuchungen und Gesprächen haben es Betroffene und Angehörige schwarz auf weiß: Sie oder ihre Verwandten sind an Demenz erkrankt. „Wie soll es jetzt weitergehen?“ fragen sich die Erkrankten und besonders die Angehörigen. Erste allgemeine Antworten auf diese Fragen geben die folgenden Kapitel ϱWie wird die Demenz medizinisch behandelt? ϱWo kann oder soll der oder die Betroffene in Zukunft leben? ϱWelche rechtlichen und finanziellen Fragen sind zu klären? Selbstverständlich muss man jeden Menschen einzeln betrachten. Daher kann diese Broschüre nur einen ersten groben Überblick geben.

Individuellen Rat und Unterstützung erhalten Betroffene und Verwandte ϱBei den Beratungsstellen (Seite 4 und 5) ϱBeim Netzwerk der Alzheimer Gesellschaft (Seite 19 und 20) ϱÜber die Angebote des Vereins und die Selbsthilfegruppen (Seite 21 und 22).

Demenz ist auch eine AngehörigenKrankheit

Viele Erkrankte bemühen sich anfangs ständig, die Krankheit zu vertuschen. Einige von ihnen können in einem späteren Stadium gut mit ihrer Demenz umgehen. Wirklich verzweifelt sind jedoch häufig die Nachbarn, die direkten Verwandten, die Partner oder die Kinder. Sie müssen miterleben, wie sich die Betroffenen verändern, sich verlaufen oder alltägliche Dinge verlernen. „Einige Erkrankte können sich selber nicht mehr richtig ankleiden, ziehen zuerst Hose und Hemd an und darüber die Unterwäsche“, berichtet die Gutachterin Ingrid Wüllscheidt. Andere geistern nachts in der Wohnung herum und stören den Hausfrieden. In der Selbsthilfegruppe tauschen Angehörige wertvolle Tipps und Erfahrungen aus.

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Das hilft: Die Kommunikation mit Dementen lernt man in Angehörigen-Schulungen.

Austausch und Angehörigen-Schulungen

Gerade weil die Krankheitseinsicht der Betroffenen häufig gering oder kaum vorhanden ist, gestaltet sich der Alltag mit Dementen für die Lebenspartner, die ja zunächst Laien in Sachen Demenz sind, schwierig. Daher ist es wichtig, den Umgang und die

Kommunikation mit Dementen in einer Angehörigen-Schulung zu lernen. Suchen Sie den Austausch mit anderen Angehörigen in einer Selbsthilfegruppe (siehe Seite 21), um zu erfahren, wie diese mit ähnlichen Sorgen umgehen und welche Lösungen sie bereits gefunden haben.

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Training am Computer beim Ergotherapeuten.

Wie wird Demenz behandelt?

to besser kann der Verlauf beeinflusst werden. Die ärztliche Betreuung kann vom Hausarzt, Neben einer individuellen Medikation haben vom Neurologen, Psychiater oder einem Gersich, als nicht nur hilfreich, sondern auch den iater oder Gerontopsychiater übernommen Verlauf positiv beeinflussend, insbesondere werden. Demenz und die Alzheimer-Krankheit Ergotherapie und verschiedene andere Therasind nicht heilbar – aber man kann die Entwipieformen wie Orientierungs- und Realitätsckung hinauszögern. Je früher die Erkrankung therapie etabliert. Sie werden vom Haus- oder korrekt diagnostiziert und behandelt wird, des- Facharzt verordnet.

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Zu Hause leben

Welche Möglichkeiten gibt es, die Wohnsituation positiv zu verändern? Viele Menschen mit Demenz können weiterhin zu Hause leben. Die häusliche Pflege kann durch kleine ambulante Hilfeleistungen bis hin zur gesamten Pflege durch Pflegedienste unterstützt werden. Einige Pflegedienste betreiben Tagespflegestätten, die die Betreuung, Beschäftigung und Pflege tagsüber sicherstellen. Aber auch Betreuungsangebote für einige Stunden, Kurzzeitpflege, Verhinderungspflege, haushaltsnahe Dienste, Nachbarschaftshilfe und die Schulung und Qualifikation der Angehörigen ergänzen und unterstützen die Familien zu Hause. Gerade für die Familien von Menschen mit Demenz, die zu Hause leben, bietet die Alzheimer Gesellschaft ein breites Hilfsangebot. Immer mehr Menschen mit Demenz leben zu Hause. Inzwischen gibt es viele Angebote zur Entlastung: Kurzzeit- bzw. Verhinderungspflege, haushaltsnahe Dienste, Nachbarschaftshilfe und Angehörigen-Schulungen.

Mobile Pflegedienste und Tagespflegestätten unterstützen die Angehörigen.

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Und wenn es zu Hause nicht mehr geht?

ten Pflegeheimen neue alternative Wohnformen für Senioren entwickelt. Es gibt barriereWenn das Leben zu Hause in der eigenen Woh- freie Wohnungen und betreutes Wohnen. Bunnung, ob mit oder ohne Familie, nicht mehr desweit etabliert haben sich Wohngemeinfunktioniert, muss man nach neuen Lösungen schaften (WGs) für Menschen mit Demenz. suchen. Sie sind laut Kuratorium Deutsche Altershilfe Inzwischen haben sich neben den altbekann(KDA) das „Versorgungsmodell der Zukunft“.

Wohngemeinschaften für Menschen mit Demenz

In den WGs leben die an Demenz Erkrankten selbstständig und selbstbestimmt wie in einer Familie. Im Gegensatz zur Heimunterbringung sind sie in einen normalen Tagesablauf eingebunden und mit sinnvollen Beschäftigungen wie Post holen, Kartoffeln schälen, kleine Reparaturen ausführen oder Tischtennis spielen betraut. Dabei fühlen sie sich laut einer Untersuchung kompetent und glücklich. Wohngemeinschaft, Pflegeheim, betreutes Wohnen?

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Versorgungsmodell der Zukunft mit Rechten und Pflichten: In Wohngemeinschaften für Menschen mit Demenz beteiligen sich die Bewohner an der Gestaltung eines geregelten Tagesablaufs.

Pflegeheim

Auch die stationäre Unterbringung im Pflegeheim ist möglich. „Demenzerkrankungen scheinen die mit Abstand häufigste Ursache für eine Heimeinweisung zu sein“, schreibt die Friedrich Ebert Stiftung. Mittlerweile liegt der Anteil der dementen Patienten in

Pflegeheimen bei über 70 Prozent. Die Heime versorgen besonders Patienten in weit fortgeschrittenen Stadien, in der Endphase der Erkrankung. Viele Heime bieten auch familienähnliche Hausgemeinschaften an.

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Welche rechtlichen und finanziellen Fragen sind zu klären?

schäftsfähigkeit ein. Lediglich die rechtliche Betreuung oder eine Vollmacht berechtigen „Meine Mutter hat Alzheimer. Darf Sie denn Angehörige, Verträge zu schließen, rückgänüberhaupt noch Auto fahren?“, ist häufig eine gig zu machen oder zu kündigen. der ersten Fragen, die aufkommen. Ob Sie zu Um eine Vollmacht zu erteilen, muss der VollHause oder im Heim leben, es gibt noch einimachtgeber jedoch voll geschäftsfähig sein. ge andere wichtige rechtliche und finanzielle Deswegen sollte die Vollmacht bei einem Fragen, besonders im Zusammenhang mit der Notar ausgestellt werden, der die GeschäftsPflegekasse und der Pflegestufe, die zu beden- fähigkeit überprüfen muss. Die Geschäftsfäken und zu klären sind. Bei allen diesen Fragen higkeit wird aufgrund eines ärztlichen Gutstehen wir Ihnen mit Rat und Tat zur Seite. achtens festgestellt.

Rechtliche Fragen Autofahren

In Deutschland gibt es keine klare Regelung, ob ein Mensch mit Demenz weiterhin selber Auto fahren darf oder nicht. Obwohl klar ist, dass jede Demenzerkrankung im weiteren Verlauf zur Fahruntüchtigkeit führt. Als Angehörige sollten Sie offen und ehrlich mit dem Betroffenen darüber sprechen. Denn häufig ist die Einsicht in die schwindende Fahrtüchtigkeit gering. Unterstützung bietet Ihnen dabei ärztlicher Rat. Jeder, auch eine unabhängige Person, kann ein Fahrtauglichkeitsgutachten beantragen.

Geschäftsfähigkeit und Vollmachten

Die Diagnose Demenz beziehungsweise eine rechtliche Betreuung schränken die Ge-

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Vorsorgevollmacht

Eine Vorsorgevollmacht gestattet dem Bevollmächtigten die gesamte rechtliche Vertretung in den Bereichen, die in der Vollmacht genannt sind (etwa Vermögenssorge für Bankgeschäfte und Immobilienbesitz, Gesundheitssorge). Liegt eine gültige Vollmacht beim zentralen Vorsorgeregister vor, wird in der Regel keine rechtliche Betreuung eingerichtet.

Rechtliche Betreuung

Menschen, die ihre Alltagsgeschäfte nicht mehr selber regeln können, können unter rechtliche Betreuung gestellt werden. Das ist Aufgabe des Vormundschaftsgerichts. Das Gericht setzt den Betreuer (rechtlichen Vertreter) ein und überwacht ihn. Der Betreuer muss laut Gesetz alle Ent-

scheidungen zum Wohle und im Sinne des Betreuten treffen. Die Betreuung ist zeitlich befristet und kann von Angehörigen, die dazu in der Lage sind, oder Berufsbetreuern übernommen werden. Bei dauerhaft beeinträchtigenden medizinischen Maßnahmen oder einer Unterbringung in einer geschlossenen Abteilung wird immer das Vormundschaftsgericht mit einbezogen.

Patientenverfügung

Betreuungsverfügung

Versicherungen

Die Betreuungsverfügung ist eine Wunschäußerung. Darin legt eine Person fest, wen sie als rechtlichen Betreuer wünscht oder wie sie im Falle einer Betreuung leben möchte. Die Betreuungsverfügung ist nicht an die volle Geschäftsfähigkeit des Verfassers gebunden. Allerdings ist die Verfügung für den Betreuer oder den Richter bindend – vorausgesetzt die Person hat noch die in der Verfügung geäußerten Wünsche, beziehungsweise der gewünschte Betreuer ist selber noch zu einer Betreuung in der Lage. Die Betreuungsverfügung sollte, wie alle wichtigen Dokumente, unterschrieben und in Kopie bei den betroffenen Personen hinterlegt werden.

Ihre medizinischen Behandlungswünsche, für den Fall, dass Sie selber nicht mehr entscheidungsfähig sind, halten Sie in einer schriftlichen Patientenverfügung fest. Sie sollte alle zwei Jahre neu unterschrieben werden. Sinnvoll ist die Patientenverfügung in Kombination mit einer Vorsorgevollmacht (mit Bereich Gesundheitssorge) oder einer Betreuungsverfügung. Einige Versicherungen, unter anderem Haftpflichtversicherungen, verlangen, dass ihnen die Diagnose „Demenz“ mitgeteilt wird. Allerdings gehen verschiedene Versicherungen unterschiedlich damit um. Erkundigen Sie sich! Mit Vollmachten und Verfügungen vorsorgen.

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Finanzielle Fragen Pflegeversicherung und Pflegestufen

Die Pflegeversicherung sieht Leistungen für Versicherte in Abhängigkeit ihrer Pflegebedürftigkeit vor. Es gibt drei Pflegestufen. Die Versicherten werden, je nach Umfang des grundpflegerischen Hilfebedarfs, in eine dieser drei Pflegestufen eingestuft.

Finanzierung der Pflege und andere Leistungen der Pflegekasse

Die Leistungen der Pflegeversicherung werden in Form von Pflegegeld für pflegende Angehörige oder als Pflegesachleistung durch einen ambulanten Pflegedienst oder bei stationärer Unterbringung erbracht. Besteht Pflegebedürftigkeit unterhalb der Kriterien für eine Pflegestufe oder reichen die Leistungen der Pflegeversicherung trotz Pflegestufe nicht aus, um die erforderliche Pflege sicherzustellen, können Sie beim Sozialamt „Hilfe zur Pflege“ beantragen.

Zusätzliche Leistungen der Pflegekasse

Außerdem gibt es zusätzliche Leistungen (zusätzliche Betreuungsleistungen, Verhinderungspflege, zusätzliche Leistungen für Härtefälle). Diese Leistungen müssen Sie allerdings bei der Pflegekasse beantragen.

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Zusätzliche Betreuungsleistungen

Bei einem erheblichen allgemeinen Betreuungsbedarf haben Sie einen Anspruch auf zusätzliche Betreuungsleistungen – auch wenn noch keine Pflegestufe vorliegt.

Kurzzeit-/ Verhinderungspflege

Die sogenannte Verhinderungspflege ist vorgesehen, wenn pflegende Angehörige kurzfristig verhindert sind (etwa wenn die Pflegenden selber krank sind oder in Urlaub fahren).

Antragsverfahren Pflegestufe mit Gutachten

Damit der oder die Erkrankte Pflegeleistungen oder seine Angehörigen Pflegegeld von der Pflegeversicherung erhalten, muss der Versicherte selbst oder sein gesetzlicher Vertreter einen Antrag auf Pflegeleistungen stellen. Hier reicht ein Anruf bei Ihrer Krankenkasse. Ist der Antrag gestellt, schickt der Medizinische Dienst der Krankenkassen (MDK) nach etwa vier bis fünf Wochen einen Gutachter.

Was ist der MDK?

Der Medizinische Dienst der Krankenkassen (MDK) ist der sozialmedizinische Beratungsund Begutachtungsdienst der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung. Er prüft

„Wer sich professionell beraten lässt, hat bessere Aussichten auf Erfolg, wenn er einem Leistungsbescheid widerspricht“, sagt Ingrid Wüllscheidt, die zweite Vereinsvorsitzende.

nach dem bundesweit gültigen Pflegeversicherungsgesetz, ob die Voraussetzungen für Pflegebedürftigkeit oder für zusätzliche Betreuungsleistungen erfüllt sind. Dafür schickt er einen Gutachter.

Was macht der Gutachter?

Der Gutachter des MDK begutachtet den Antragsteller, um zu prüfen, ob er oder sie pflegebedürftig ist. Er empfiehlt eine Pflegestufe, macht Vorschläge zu Maßnahmen der Prävention und Rehabilitation und gibt Empfehlungen über Art und Umfang von Pflegeleistungen.

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Besondere Schwierigkeiten für Demenzkranke bei der Einstufung

Gerade für Demenzkranke ist es häufig schwierig, in die richtige Pflegestufe eingestuft zu werden. „Bei der Begutachtung werden bestimmte Fähigkeiten überprüft, etwa körperliche Defizite, die bei Demenzkranken gerade eben nicht im Vordergrund stehen“, erläutert die Sachverständige Ingrid Wüllscheidt. Auch und gerade der wechselnde Zustand – an einem Tag ist der Erkrankte in einer sehr guten Verfassung, am anderen Tag kann er wiederum nichts – machen Schwierigkeiten bei der Einstufung in die richtige Pflegestufe.

Der Leistungsbescheid

Der Medizinische Dienst der Krankenkassen teilt das Ergebnis der Begutachtung der Pflegeversicherung des Versicherten mit. Die Pflegeversicherung schickt dann ihrem Versicherten einen Leistungsbescheid, in dem steht, ob eine Pflegestufe anerkannt oder abgelehnt wurde.

Widerspruch lohnt sich

Nun muss sich der Versicherte entscheiden, ob er den Leistungsbescheid akzeptiert oder Widerspruch einlegt. Denn er hat das Recht, das Gutachten des MDK einzusehen und Widerspruch gegen den Bescheid der Pflegeversicherung einzulegen.

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Unabhängige Unterstützung

Widerspruch kann man mit oder ohne eigenen Sachverständigen einlegen. Hilfe bekommen Sie bei der Alzheimer Gesellschaft. Bei einer zweiten Begutachtung kommt ein anderer Gutachter des MDKs als beim ersten Mal. Auch nach einer zweiten Begutachtung kann es zu einer wiederholten Ablehnung kommen. Wer dagegen klagt und seinen Widerspruch argumentativ gut begründen kann, hat allerdings gute Chancen auf Erfolg.

Das Netzwerk der Alzheimer Gesellschaft/proDem e. V. Amalie-Sieveking-Haus Hans-Böckler-Allee 2, 45883 Gelsenkirchen 0209 941150 [email protected] APD Ambulante Pflegedienst GE GmbH Hansemannstraße 16, 45879 Gelsenkirchen 0209 92305-0 [email protected] AWO Seniorenzentren Grenzstraße 49-51, 45881 Gelsenkirchen 0209 4094150 [email protected] Caritasverband Gelsenkirchen Kirchstraße 51, 45879 Gelsenkirchen 0209 158060 [email protected] Curanum-Franziskus-Haus Hagenstr. 16-18, 45894 Gelsenkirchen 0209 933144-0 [email protected] Cura-Seniorenheim Leithestr. 63-65, 45886 Gelsenkirchen 0209 1799710 [email protected]

Elisabeth-Krankenhaus GmbH, Klinik für Geriatrie/Geriatrische Frührehabilitation Cranger Str. 226, 45891 Gelsenkirchen 0209 7003-0 [email protected] Evangelische Kirchengemeinde Bulmke Florastraße 119, 45888 Gelsenkirchen 0209 811277 [email protected] Evangelische Kliniken Gelsenkirchen GmbH Munckelstr. 27, 45879 Gelsenkirchen Klinik für Neurologie und klin. Neurophysiologie Gedächtnissprechstunde 0209 160 1501 [email protected] Klinik für Psychiatrie Institutsambulanz 0209 160 1601 [email protected] Familien- und Krankenpflege Bismarkstr. 66, 45888 Gelsenkirchen 0209 899911 [email protected]

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Andreas Höcker, Ergotherapie Liboriusstraße 37, 45881 Gelsenkirchen 0209 496845 [email protected]

MEDICARE Pflegedienst GbR Am Schillerplatz 7, 45883 Gelsenkirchen 0209 9 44 22 44 [email protected]

Fachstelle Demenz der Caritas Gelsenkirchen Kirchstr. 51, 45879 Gelsenkirchen 0209 15806-46 [email protected] im St. Josef-Hospital: Rudolf-Bertram-Platz 1, 45899 Gelsenkirchen 0209 504-7126 [email protected]

H. Meyer/D. Spivak, Fachärzte für Neurologie, Psychiatrie, Psychotherapie, Klinische Geriatrie Mühlenstr. 5-9, 45895 Gelsenirchen 0209 4502120 [email protected]

Horizonte, Ingrid Wüllscheidt, Pflegesachverständige Fersenbruch 137, 45883 Gelsenkirchen 0209 9442758 [email protected] Johanniter-Stift Herforder Str. 16, 45892 Gelsenkirchen 0209 7005-0 [email protected] St. Josef-Hospital Kath. Kliniken Emscher-Lippe GmbH Klinik für Geriatrie/Geriatrische Tagesklinik Rudolf-Bertram Platz 1, 45899 Gelsenkirchen 0209 5045100 [email protected]

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Rechtsanwaltskanzlei Oliver Prütz & Olga Weber Essener Straße 46, 45899 Gelsenkirchen 0209 54538 [email protected] Seniorenbetreuung Promentia Urbanusstraße 38, 45894 Gelsenkirchen 0209 88002517 [email protected] St. Vinzenz Haus Kirchstraße 32, 45879 Gelsenkirchen 0209 170040 [email protected] Urologische Gemeinschaftspraxis im Medical Center Bergmannsheil Buer (MCBB) Zum Ehrenmal 21, 45894 Gelsenkirchen 0209 177 257-0 [email protected]

Angebote der Alzheimer Gesellschaft/proDem e. V.

Unsere Selbsthilfegruppen treffen sich im Amalie-Sieveking-Haus, im Franziskushaus, im St. Josef-Hospital in Horst und im Elisabeth Krankenhaus in Erle. Weitere Gruppen in der Evangelischen Kirchengemeinde Bulmke, im Caritas Altenzentrum Haus St. Anna und im Caritas Bruder-Jordan-Haus sind in Planung. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich! Gerne beantworten wir Ihre Fragen unter 0209 169-3538 oder [email protected].

Selbsthilfegruppen für pflegende Angehörige St. Josef-Hospital

Elisabeth Krankenhaus Erle

ϱJeden zweiten Montag im Monat 16 bis 17.30 Uhr im Konferenzraum neben der Cafeteria im Erdgeschoss

ϱBeratungsgruppe für pflegende Angehörige. Jeden ersten Donnerstag im Monat 15 bis 16.30 Uhr in der Personalcafeteria in der dritten Etage ϱBeratungstelefon jeden Montag 14 bis 15 Uhr 0209 70031

Rudolf-Bertram-Platz 1 45899 Gelsenkirchen-Horst Kontakt: Astrid Kaiser 0209 57874

Amalie-Sieveking-Haus

Hans-Boeckler-Allee 2 45883 Gelsenkirchen Kontakt: Katharina Komorek 0209 9411540 oder Rita Brandt-Matz 0177 9296518 ϱJeden ersten Mittwoch im Monat 18 bis 19.30 Uhr ϱJeden dritten Mittwoch im Monat 17 bis 18.30 Uhr Nach Vereinbarung mit Betreuungsangebot für Demenzkranke!

Cranger Straße 226 45891 Gelsenkirchen-Erle Kontakt: Kerstin In der Beek 0209 7003276

Franziskus-Haus

Hagenstr.16-18 45894 Gelsenkirchen Kontakt: Regina Meyer 0209 598707 ϱJeden dritten Dienstag im Monat 18 bis 19.30 Uhr im Seminarraum im Ergeschoss (regelmäßiger Aushang am Franziskus-Haus)

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Weitere Angebote Alzheimertelefon/ Hotline der deutschen Alzheimer Gesellschaft

Im Notfall erreichen Sie die Hotline der Deutschen Alzheimer Gesellschaft e. V. unter 01803 171017 (0,09 € pro Minute).

Angehörigenschulung

Wir führen regelmäßig AngehörigenSchulungen durch, bei denen sie etwa die Kommunikation mit an Demenz erkrankten lernen können. Termine erfragen Sie bitte in unserer Geschäftsstelle.

Spenden und Mitgliedschaft

Wir freuen uns jederzeit über neue Mitglieder und über Geldspenden! Alzheimer Gesellschaft Gelsenkirchen/proDem e.V. Vattmannstraße 2 – 8 45879 Gelsenkirchen 0209 169-3538 [email protected] www.alzheimer-gelsenkirchen.de Sparkasse Gelsenkirchen Bankleitzahl 420 500 01 Kontonummer: 101 152 051

Offene Sprechstunde zur Demenz

Jeden ersten und dritten Montag im Monat 15 bis 16 Uhr Vattmannstraße 2 – 8, Raum 8 45879 Gelsenkirchen

Vorträge auf Anfrage

Wir danken für die Unterstützung bei der Herstellung dieses Ratgebers APD Ambulante Pflegedienste Gelsenkirchen GmbH, Heiner‘s Gastronomie, Sparkasse Gelsenkirchen, Schirmherr: Oberbürgermeister der Stadt Gelsenkirchen Frank Baranowski

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Stichwortregister

Geschäftsfähigkeit

A Ärztliche Betreuung Alzheimer Gesellschaft Gelsenkirchen/proDem e.V. Alzheimer Krankheit Alzheimertelefon Ambulante Pflege Angehörigengruppe (siehe auch Selbsthilfegruppe) Angehörigen-Schulungen Ausländische Mitbürger/Migranten

H Heimunterbringung

B Beratung Beratungsstellen Betreuungsverfügung Betreuung D Demenz Diagnose F Fachärzte Finanzielle Unterstützung G Gerontopsychiatrie

K Kurzzeitpflege Kommunikation mit Demenzkranken L Leistungsbescheid M Migranten/Ausländische Mitbürger N Nachbarschaftshilfe Nachtpflege O Orientierungsstörungen Offene Sprechstunde zur Demenz P Patientenverfügung Pflegedienst

Pflegeheim Pflegekassen Pflegestützpunkte Pflegestufe S Selbsthilfegruppe (siehe auch Angehörigengruppe) T Tagespflegestätte V Verhinderungspflege Versicherung Vollmacht Vorsorgevollmacht W Widerspruch (gegen den Leistungsbescheid) Wohnraum Welt-Alzheimertag Wohngemeinschaften Z Zusätzliche Betreuungsleistungen Zusätzliche Leistungen der Pflegekasse

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