Gerstensaat 2001 wie die Sorten zu bewerten sind

top Ackerbau Die Wahl der richtigen Sorte ist die Grundlage für einen wirtschaftlichen Anbau von Wintergerste. Wichtige Informationen über Eigenschaf...
Author: Hilke Simen
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top Ackerbau Die Wahl der richtigen Sorte ist die Grundlage für einen wirtschaftlichen Anbau von Wintergerste.

Wichtige Informationen über Eigenschaften und Leistungen führender und neuerer Wintergerstensorten geben Ihnen Dr. Schäfer und Dr. Lehrke, LK Hannover.

Gerstensaat 2001 – wie die Sorten zu bewerten sind D

er Anbau von Wintergerste hat in Deutschland in den letzten fünf Jahren zwischen 1,4 und 1,5 Millionen Hektar geschwankt. Die Durchschnittserträge lagen nach Angaben des statistischen Bundesamtes zwischen 56 und 66 dt/ha. Damit ist der Wintergerstenanbau in den letzten 5 Jahren zwar relativ konstant geblieben, längerfristig jedoch eher rückläufig. So lag die Anbaufläche im Jahr 1990 noch um rund 200 000 ha höher.

Vorteile der Gerste nicht unterschätzen! Gründe für den Rückgang dürften fast immer im höheren Weizenanteil in den Fruchtfolgen zu suchen sein. Oft wird allerdings übersehen, dass

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Gerste eine Reihe von Vorzügen besitzt: Durch die frühe Ernte verläuft die Strohrotte im allgemeinen optimal. ■ Raps und Spätsaat-empfindliche Zwischenfrüchte können zu idealen Terminen ausgedrillt werden. ■ Die Nematodenbekämpfung mit resistenten Zwischenfrüchten funktioniert nach Getreide besonders gut bei Gerstenvorfrucht. Der Anbau von Gerste kann auch in Regionen interessant sein, für die die Ausnutzung winterlicher Niederschläge von besonderer Bedeutung ist und wo Weizenbestände aufgrund von Vorsommertrockenheit häufig zusammenbrechen (z. B. Magdeburger Börde). Aufgrund der früheren Abreife kommt Gerste mit solchen Bedingungen häufig besser zurecht. Die Vermehrungsflächen der beiden Vorjahre sind der Übersicht 1 zu entneh-

men. Bei Wintergerste gibt die Rangliste der vermehrten Sorten meist einen sehr objektiven Überblick über die im Anbau bedeutsamen Sorten, da der Anteil nachgebauten Saatgutes hier erfahrungsgemäß niedrig ist. Nach den ersten vorläufigen Zahlen aus 2001 hat Theresa ihren Spitzenplatz zwar behaupten können, gegenüber dem Vorjahr aber rund 2 000 ha verloren. Auch bei Carola sind die Vermehrungsflächen rückläufig. Dennoch liegt sie nach wie vor auf Platz zwei, dicht gefolgt von der neueren Sorte Candesse, die von allen Sorten am stärksten zulegen konnte. Auch Franziska scheint an Bedeutung zu gewinnen. Diese Neuzulassung aus dem vergangenen Jahr übertrifft in der angemeldeten Vermehrungsfläche sogar Nikel, deren Vermehrungsfläche sich fast halbiert hat. Auch die neuen Sorten Lud-

milla und Alissa konnten ihre Vermehrungsfläche deutlich ausdehnen. Gravierende Verschiebungen haben sich auch bei den zweizeiligen Sorten ergeben. Den Spitzenplatz nimmt hier inzwischen Camera ein, dicht gefolgt von Duet, deren Vermehrungsfläche aber um rund 550 ha reduziert wurde. Stark rückläufig sind Vermehrungen von Hanna, Regina und Cabrio.

Qualität ist für die Vermarktung wichtig Bei der Sortenwahl ist zunächst zwischen zwei- und mehrzeiligen Typen zu unterscheiden. Vor allem auf leichten Standorten haben die zweizeiligen Sorten nach wie vor einen hohen Stellenwert. Auf den ertragreichen Standorten dominieren dagegen die mehrzeiligen Sorten. Die Entscheidung für eine zweizeilige Sorte beinhaltet in der Regel die Gewissheit, dass die erforderlichen Vermarktungskriterien erreicht werden. Gewichte unter 64 kg führen zu Abschlägen in der Intervention. Gerste unterhalb von 62 kg hl-Gewicht ist nicht mehr interventionsfähig. Der Schmachtkornanteil wird mit einem 2,2 mm-Sieb bestimmt. Die Intervention akzeptiert beim Kornbesatz, zu dem allerdings auch andere Fraktionen gezählt werden, einen Besatz bis 12 %. Bei beiden Qualitätskriterien schneiden zweizeilige Wintergerstensorten deutlich besser als mehrzeilige ab. Ein Vergleich ist der Übersicht 2 auf Seite 49 zu entnehmen. Die höhere Qualität der zweizeiligen Sorten wird auf den ertragsstarken Standorten durch geringere Erträge erkauft. Wie aus Übersicht 2 ersichtlich, liegen die Erträge im dreijährigen Durchschnitt um 5,6 dt/ha niedriger. Auf den hoch ertragreichen Bördestandorten haben daher mehrzeilige Sorten fast überall eine größere Bedeutung. Aber auch auf Sandböden beträgt der Abstand zwischen den Sortentypen immerhin noch 3,6 dt/ha. Im Einzelfall können die Unterschiede noch deutlicher ausfallen. Zwischen der leistungsfähigsten mehr- und zweizeiligen Sorte gab es in diesen dreijährigen Versuchen Ertragsunterschiede bis zu 14 %. Bei den aktuellen Sorten hat Theresa in den letzten Jahren meist ausreichende Qualitäten erzielt. Candesse zeichnet sich in den ersten Anbaujahren durch noch bessere Kornqualität aus. Dagegen fallen einige EU-Sorten (u.a. Majestic) stark ab. Um beide Vorteile zu nutzen, werden nach wie vor in einigen Betrieben Mischungen aus zwei- und mehrzeiligen Sorten angebaut (z. B. Theresa 70 % + Duet 30 %). Die Standortgüte hatte in unseren Versuchen nur geringen Einfluss auf die Qualität. Jahresbedingt kann es aber sehr wohl

große Unterschiede geben. Während 1999 auf den Sandböden durchweg bessere Qualitäten als auf den Lehmböden erzielt wurden, traten im vergangenen Jahr aufgrund der Trockenheit deutlich mehr Probleme mit der Siebsortierung auf.

Gelbmosaikvirus beachten! Wichtiges Kriterium für die Sortenauswahl ist die Anfälligkeit für Gelbmosaikvirus. Vor allem die schweren und besseren Böden sind (regional unterschiedlich) oft durchgängig mit Gelbmosaikvirus (GMV) durchseucht. Der Anbau nichtresistenter Sorten kann daher zu deutlichen Ertragseinbrüchen führen. Die Symptome werden meistens bei Vegetationsbeginn im März und April sichtbar. Anfangs sind auf Befallsflächen

ner Befallsfläche fanden wir im letzten Jahr allerdings um bis zu 14 % geringere Erträge gegenüber nicht befallenen Teilstücken des Schlages. Während gegen das Typ 1-Virus eine große Anzahl resistenter Sorten verfügbar ist, besitzen von den zugelassenen Sorten erst zwei zweizeilige Sorten die so genannte Doppelresistenz (u.a. die Neuzulassung Kamoto (zz)). In den nächsten Jahren ist aber mit der Neuzulassung auch mehrzeiliger Sorten mit Doppelresistenz zu rechnen. Auf den meisten Standorten dürfte derzeit aber eine einfache resistente Sorte zur Absicherung der Wirtschaftlichkeit ausreichen. Nicht GMV-resistente Sorten sollten nur den absolut befallsfreien Standorten vorbehalten bleiben. Der Anteil neuer, leistungsfähiger Sorten ohne Resistenz

Übersicht 1: Vermehrungsflächen wichtiger Wintergerstensorten im Bundesgebiet 8 000

ha

7 200

Mehrzeilige Sorten

6 400 5 600

Zweizeilige Sorten

Vermehrungsfläche 1999 Vermehrungsfläche 2000

4 800 4 000 3 200 2 400 1 600 800 0

l esa arola desse ziska Nike milla Alissa mera n C n a Ca Lud Fr Ca

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Aufgrund des geringen Nachbauanteiles bei Gerste lässt sich anhand der Vermehrungsflächen die Bedeutung der Sorten gut beurteilen. Grafik: Orb nur kleine Nester betroffen, die sich aber im Laufe der Jahre immer weiter ausdehnen. Befallene Gerste bleibt im Wachstum deutlich zurück, und die Halme zeigen eine aufrechte Blattstellung. Sicherstes Kennzeichen sind aber strichelförmige Aufhellungen auf den Blättern. Nicht zu verwechseln sind die Symptome mit denen des Gelbverzwergungsvirus, das durch Blattläuse übertragen wird. Die Befallsnester sind hier meist deutlich kleiner und nie an der gleichen Stelle. Die markante aufrechte Stellung der Blätter und die Strichelung fehlen. In den letzten Jahren werden immer häufiger auch in resistenten Sorten Symptome des Gelbmosaikvirus sichtbar. Dabei handelt es sich um das GMV-Typ 2-Virus, dessen Ausbreitung in den nächsten Jahren befürchtet werden muss. Insgesamt wird die Ertragswirkung dieses Typs aber schwächer eingeschätzt. Auf ei-

nimmt derzeit ohnehin ab, so dass die Auswahl nur geringfügig eingeschränkt wird.

Wichtige Eigenschaften für die Sortenwahl Neben der Anfälligkeit für Gelbmosaikvirus gibt es bei den Sorten vor allen Dingen hinsichtlich der Anfälligkeit für Mehltau eine große Spannbreite. Das Bundessortenamt hat hier Noten von 2 = sehr geringe Anfälligkeit bis 7 = starke Anfälligkeit vergeben. Eine gezielte Mehltaubekämpfung ist auf vielen Standorten aber oft nur bei extremen Befall im Herbst oder zeitigen Frühjahr notwendig, zumal Gerste zur Ausbildung einer Altersresistenz gegen diese Krankheit neigt. Hinsichtlich der Anfälligkeit für Zwergrost gibt es ähnliche Unterschiede. Je nach Standort und Jahr kommt dieser

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top Ackerbau Krankheit allerdings nur eine untergeordnete Bedeutung zu. Anfällig sind vor allem Cornelia, Hanna und Duet. Bei den wichtigeren Gerstenkrankheiten Netzflecken und Rhynchosporium sind die Unterschiede zwischen den Sorten dagegen etwas geringer. Die Spannweite bei den Noten reicht hier nur von 4 bis 7 bzw. 3 bis 6. Nur wenige zweizeilige Sorten sind etwas gesünder. Normalerweise ist eine Absicherung gegen diese Krankheitserreger daher bei hohem Ertragsniveau in jedem Fall erforderlich. Da es sich meist um vertikale Resistenzgene handelt, ist auch bei Gerstensorten zu beobachten, dass die Gesundheit mit zunehmendem Anbau abnimmt (z. B. Duet). Wichtig können auch Fragen der Winterhärte sein. Gerade die neueren Sorten sind hier allerdings aufgrund milder Winter in den Prüfjahren oft nicht eindeutig zugeordnet. Auch im älteren Sortiment reicht die Spanne der Noten nur von 4 bis 7. Während die Winterhärte nur in extremen Jahren gefordert ist, spielen Lager, Halm- und Ährenknicken in deutlich mehr Jahren eine größere Rolle. Besonders bei der Standfestigkeit, die inzwischen zwischen 1 und 7 nach BSA-Einstu-

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Die Strichel auf den Blättern sind typische Syptome für den Befall mit Gelbmosaikvirus. fung variiert, aber auch bei den anderen beiden Kriterien gibt es deutliche Unterschiede zwischen den Sorten. Halm- und Ährenknicken sind besonders bei verspäteter oder verzögerter Ernte von Bedeutung. Gerade die letzten Jahre mit Ernteverzögerungen haben gelehrt, dass diese Merkmale bei der Sortenwahl beachtet werden sollten, um Ernteverluste zu vermeiden.

Wie sind mehrzeilige Sorten einzustufen? Aufgrund ihrer langjährig stabilen und hohen Erträge hält Theresa schon seit Mitte der 90er Jahre einen Spitzenplatz im Anbau. Standfestigkeit und Ährenknicken sind allerdings nur durchschnittlich. Eine Schwäche ist auch ihre zuweilen schlechte Kornausbildung, die sich in niedrigen hl-Gewichten niederschlägt. Posi-

tiv ist die etwas geringere Anfälligkeit für Mehltau. Bei Netzflecken, Rhynchosporium und Zwergrost bringt sie dagegen nur durchschnittliche Werte. Diese Sorte hat sich in vielen Betrieben langjährig bewährt, so dass sie auch angesichts der neueren und teilweise ertragsstärkeren Sorten eine Anbauberechtigung behält und nicht komplett aus dem Sortiment genommen werden sollte. Als sogenannte „Stabilgerste“ wurde die Sorte Carola beworben. Im Jahr ihrer Zulassung stellte sie hinsichtlich der Standfestigkeit tatsächlich einen Fortschritt gegenüber dem damaligen Sortiment dar. Inzwischen wird sie in dieser Eigenschaft aber von den neueren Zulas-

Übersicht 2: Einfluss von Sortentyp und Standort auf die Qualität von Wintergerste Sortentyp

Ertrag in dt/ha

Mehrzeilige Sorten Zweizeilige Sorten

85,9 80,3

Mehrzeilige Sorten Zweizeilige Sorten

72,6 69,0

Hektolitergewicht in kg Lehmböden 1998 – 2000 65,0 69,4 Sandböden 1998 – 2000 66,5 70,1

Mittelwerte dreijährig geprüfter Sorten

sungen (z. B. Candesse) übertroffen. Besonders bei Halm- und Ährenknicken erwies sich die Bezeichnung „stabil“ jedoch als irreführend. Hier zeigen sich gravierende Schwächen. Wegen ihrer geringen Anfälligkeit für Mehltau und Zwergrost wurde Carola immer als gesunde Sorte bezeichnet. Aufgrund ihrer nur durchschnittlichen Werte bei Rhynchosporium und Netzflecken kann aber keinesfalls auf Fungizide verzichtet werden. Bei den hl-Gewichten bringt sie ähnliche Werte wie Theresa. Bei der Siebsortierung war sie in zwei Jahren tendenziell geringfügig schlechter, brachte aber gerade im letzten Jahr zum Teil katastrophale

Sortierung unter 2,2 mm (%) 2,4 0,8 4,6 1,3

Quelle: LSV der LK Hannover

Ergebnisse. Ertraglich wurden sowohl in den Versuchen wie auch unter Praxisbedingungen durchweg gute Ergebnisse erzielt. In Einzelfällen fiel sie im vergangenen Jahr allerdings durch starke Teerfleckenbildung auf. Die sehr ähnliche Sorte Sarah konnte vor allen Dingen auf den besseren Standorten bei uns nie an das Ertragsniveau von Carola heranreichen. Die Vermehrungsflächen von Sarah wurden in diesem Jahr drastisch reduziert. Bei den mehrzeiligen Sorten sticht Candesse hervor. Ertraglich schnitt sie in den beiden bisherigen Prüfjahren in den Landessortenversuchen vor allem in den nördlichen und östlichen Bundesländern

etwas über Theresa ab. Vorteile hat sie vor allen Dingen wegen ihrer besseren Standfestigkeit und Kornausbildung. Auch beim Ährenknicken ist sie etwas stabiler als Theresa. Bei den Krankheiten stellt diese Sorte jedoch keinen Fortschritt dar. So fiel sie auf Praxisflächen im vergangenen Herbst mit extremen Mehltaubefall auf. Besonders bei früher Aussaat und üppiger Entwicklung leidet sie stark unter dieser Krankheit. Dennoch haben sich die Flächen in diesem Frühjahr ganz normal entwickelt und zeigten keine erhöhten Mehltauprobleme, was möglicherweise aber auch auf den für diese Krankheit ungünstigen Witterungsverlauf zurückzuführen ist. Die etwas höhere Anfälligkeit für Netzflecken lässt sich in diesem Jahr in unseren Versuchen wieder gut nachvollziehen. Trotz ihrer im Vergleich zu anderen mehrzeiligen Sorten besseren Kornqualität werden auch bei Candesse nicht in jedem Fall ausreichende hl-Gewichte und gute Siebsortierungen erreicht. Beachtet werden muss auch die etwas verzögerte Abreife – verglichen mit Theresa. Aufgrund herausragender Ertragsergebnisse legte die Sorte Nikel im Jahr 2000 bei den Vermehrungsflächen deutlich zu.

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top Ackerbau In vielen Sorteneigenschaften und besonders bei der Kornausbildung ist sie mit Theresa vergleichbar. In der Entwicklung und Abreife war sie in unseren Versuchen Theresa aber immer etwas voraus. Bei deutlich höherer Anfälligkeit für Mehltau schneidet sie bei Rhynchosporium etwas besser ab als Theresa. Halm- und Ährenknicken sind allerdings ausgeprägter. Von den nicht GMV-resistenten mehrzeiligen Sorten dürfte allein Ludmilla Anbaubedeutung erlangen. Unter Nichtbefall brachte sie vor allem in Süddeutschland in den letzten beiden Prüfjahren sehr gute Ertragsergebnisse. Bei durchschnittlicher Krankheitsanfälligkeit (Schwäche bei Rhynchosporium) ist besonders ihre gute Standfestigkeit zu erwähnen. Mittlere hl-Gewichte verbindet sie mit geringen Siebabgängen. Bei den Merkmalen Halmknicken ist Ludmilla durchschnittlich, beim Ährenknicken etwas schwächer einzustufen. Gute mehrzeilige Sorten mit GMV-Resistenz können allerdings mit Ludmilla allemal mithalten.

Starkes Ährenknicken kann die Kornausbildung beeinträchtigen. Fotos: Schäfer (3), Raiser, Archiv

Für die Vermarktung müssen hl-Gewicht und Siebsortierung über 2,2 mm stimmen.

Neuere Sorten beachten! Die Sorte Alissa wurde vom Bundessortenamt mit der höchsten Ertragsnote (Note 9) eingestuft. Bei Standfestigkeit und Ährenknicken ist sie ähnlich einzustufen wie Theresa, beim Halmknicken schneidet sie eher etwas schlechter ab. Auch bei der Anfälligkeit für Krankheiten erreicht sie allenfalls mittlere Werte. Hinsichtlich der hlGewichte liegt sie ebenfalls auf Theresa-Niveau, bei der Siebsortierung bringt sie etwas günstigere Werte. Vor allen Dingen auf den besseren Böden brachte die Sorte Franziska im letzten Jahr gute Erträge. Auf Marsch- und Sandböden erreichte sie dagegen nicht ganz das Niveau der bisherigen Standardsorten. Verglichen mit Theresa hat sie Vorteile bei Standfestigkeit, Halm- und Ährenknicken. Auch die Siebsortierung und das hl-Gewicht sind besser. Ihrer etwas geringeren Anfälligkeit für Rhynchosporium steht eine höhere Empfindlichkeit für Mehltau und Teerflecken gegenüber. Bei Netzflecken erreicht sie Durchschnittsniveau. Bestätigen diese Sorten ihre ansprechenden Leistungen auch in den diesjährigen regionalen Landessortenversuchen, so sollten sie für einen Probenanbau auf kleineren (Teil)flächen vorgesehen werden. In diesem Jahr hat das Bundessortenamt fünf mehrzeilige Sorten zugelassen. Vor einer Anbauentscheidung, sollten aber mehrjährige Ergebnisse der Landessortenversuche abgewartet werden.

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Aufgrund der Ergebnisse aus den Wertprüfungen stach vor allen Dingen die Sorte Lomerit hervor. Das Bundessortenamt verlieh dieser Sorte die höchste Ertragsnote, gleichzeitig scheinen hl-Gewicht und Kornausbildung besser zu sein als bei Theresa. Bei guter Gesundheit ist die Standfestigkeit allerdings nur im mittleren Bereich anzusiedeln. Unter den nicht GMV-resistenten Sorten könnte Gilberta interessant werden. Sie ist bei etwas besserer Gesundheit laut Bundessortenamt standfester als Lomerit. Die Kornausbildung ist jedoch nicht ganz so günstig.

Zweizeilige Sorten richtig bewerten Die sehr standfeste und auch bei Halmund Ährenknicken positiv hervorstechende Sorte Camera nimmt in diesem Jahr

die Spitzenstellung bei den Vermehrungsflächen der zweizeiligen Sorten ein. Siebsortierung und Hektolitergewicht sind ebenso positiv zu bewerten wie ihre geringe Krankheitsanfälligkeit. Bei Mehltau ist sie allerdings etwas schwächer. Vorsicht ist auch in rauhen Klimaten angebracht, da ihre Winterhärte unterdurchschnittlich ist. Ertraglich schnitt sie vor allem in Süddeutschland besser ab als andere zweizeilige Sorten. In norddeutschen Versuchen konnte sie dagegen nicht überzeugen. Besonders auf den leichteren Böden hat die Sorte Duet in den letzten Jahren konstant gute Erträge gebracht, die in Einzelfällen durchaus das Niveau mehrzeiliger Sorten erreichte. Siebsortierung und besonders hl-Gewicht sind überdurchschnittlich ausgeprägt, und auch Standfestigkeit und Ährenknicken liegen knapp über dem Mittel. Bei durchschnittlichem Halmknicken muss die etwas höhere Anfälligkeit für Rhynchosporium und Zwergrost beachtet werden. Bemerkenswert ist ihre geringe Anfälligkeit für Mehltau. Unter den Gerstensorten stellt Hanna so etwas wie einen Veteranen dar. 1992 zugelassen erreicht sie vor allen Dingen auf ärmeren Standorten oft noch das Ertragsniveau von neueren Sorten. Stärken hat sie bei der Siebsortierung und beim leicht überdurchschnittlichen hl-Gewicht. Bei der Anfälligkeit für Krankheiten erreicht sie allerdings nur noch knapp durchschnittliches Niveau. Außerdem fehlt die Gelbmosaikvirusresistenz.

Halm- und Ährenknicken verursachen bei spätem Drusch hohe Verluste.

Viele neue Sorten Allein im letzten Jahr wurden sechs neue zweizeilige Sorten zugelassen. Nach der Einstufung durch das Bundessortenamt hebt sich ertraglich allein Goldmine als nicht GMV-resistente Sorte vom bisherigen Sortimentsschnitt ab. Gute Ergebnisse wurden im letzten Jahr vor allem

im Rheinland, in Bayern, Sachsen-Anhalt und Brandenburg erzielt. Bei den Merkmalen Siebsortierung über 2,2 mm, hl-Gewicht, Lager, Halmund Ährenknicken sowie Mehltau und Netzflecken liegt sie knapp über dem Durchschnitt. In norddeutschen Versuchen schnitt sie allerdings nur auf den Lehmstandorten

besser ab als die bisherigen zweizeiligen Sorten. Auch im Bundesvergleich liegt sie eher auf Durchschnittsniveau. Ob sich diese Ergebnisse in diesem Jahr bestätigen, sollte anhand der Ergebnisse der diesjährigen Landessortenversuche überprüft werden. Als Sorte mit überdurchschnittlicher Gesundheit könnte Tafeno interessant werden. Versuchergebnisse aus dem norddeutschen Raum liegen zu dieser Sorte allerdings bisher nicht vor. Besonders in den neuen Bundesländern wurden im letzten Jahr aber zum Teil ansprechende Ergebnisse erzielt. In diesem Frühjahr hat das Bundessortenamt neun zweizeilige Wintergerstensorten zugelassen, vier davon sind Gelbmosaikvirus-resistent. Mit Kamoto ist zum zweiten Mal eine Sorte zugelassen, die auch gegen den GMV-Typ 2 resistent ist. Hinsichtlich ihrer Ertragsleistung hoben sich in den Wertprüfungen Nicola, Reni, Clara und Barcelona ab. Die Saatgutverfügbarkeit dürfte von allen Sorten jedoch sehr knapp sein. Außerdem sind in jedem Fall mehrjährige Landessortenversuchsergebnisse abzuwarten, bevor diese Sorten umfangreicher in die Anbauplanung einbezogen werden.

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