GEOCACHING IM SCHULSPORT

GEOCACHING IM SCHULSPORT TRAVAIL DE CANDIDATURE HOFFMANN MARC Professeur-Candidat en Éducation Physique et Sportive au Lycée Nic Biever DUDELANGE 20...
Author: Hella Kaufman
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GEOCACHING IM SCHULSPORT

TRAVAIL DE CANDIDATURE HOFFMANN MARC Professeur-Candidat en Éducation Physique et Sportive au Lycée Nic Biever

DUDELANGE 2012

GEOCACHING IM SCHULSPORT

1

Ich versichere, dass ich die Arbeit selbständig verfasst und keine anderen als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt habe. Wörtlich wiedergegebene Teststellen, auch Einzelsätze oder Teile davon, sind als Zitat kenntlich gemacht.

Dudelange 2012

2

HOFFMANN MARC Professeur-Candidat en Éducation Physique et Sportive au Lycée Nic Biever

GEOCACHING IM SCHULSPORT

DUDELANGE 2012 3

Zusammenfassung

Zusammenfassung Die vorliegende Arbeit mit dem Titel “Geocaching im Schulsport” umschreibt die Möglichkeiten, wie man das Geocaching, eine stark aufkommende Freizeitaktivität, in den Sekundarschulsport einbinden und sie somit in die Kompetenzorientierung neuerer Lehrpläne integrieren könnte. Um die Unterrichtspraxis sinnvoll beschreiben zu können, werden zuerst grundlegende Kenntnisse,

Konzepte,

Perspektiven,

sowie

Definitions-,

Strukturierungs-

und

Kategorisierungsversuche unter Berücksichtigung fachliterarischer Beiträge über GPS und Geocaching kommentiert. Nebst einem Vergleich des Geocachings in Luxemburg und den Nachbarländern Deutschland und Frankreich, werden Parallelen zu der für viele Sportlehrer bekannteren Aktivität Orientierungslauf aufgezeigt (Kapitel 2). Nach

der

Beschreibung

von

Aspekten

der

Schultauglichkeit

werden

Kompetenzerwartungen aufgegriffen, welche anhand des Geocachings bei den Schülern gefördert und entwickelt werden können, um somit der durch den aktuellen Lehrplan geforderten Outputorientierung Folge zu leisten. Je nach Unterrichtsziel sind verschiedene Thematisierungsmöglichkeiten im Geocaching möglich: die gesundheits-, wahrnehmungsorientierte, - man könnte hier auch sagen sportlichere Zielsetzung, sowie die sozial-integrative Zielsetzung. Zudem werden Überlegungen zur Sicherheit, wie auch weiterführend zur Sicherheitserziehung bei den Schülern vor und während der Ausführung dieser Outdooraktivität aufgezeigt (Kapitel 3). Während sich die vorherigen Kapitel vorwiegend auf die Ergebnisse einer breit gefächerten Literaturrecherche stützen, wird in Kapitel 4, anhand von konkreten Beispielen gezeigt, wie diese Erkenntnisse und Einsichten bei der Planung und Ausführung eines Lernzyklus im Geocaching umgesetzt werden können. Dieser Lernzyklus zeigt, wie man die Unterrichtsziele, anhand einer vorher ausgelegten Kompetenzexegese, mit Geocaching als Inhalt möglichst anwendungsbezogen erreichen und evaluieren kann. Verschiedene Methoden werden beschrieben, wie das Geocaching schülergerecht und interdisziplinär vermittelt werden kann. 4

Zusammenfassung

Des Weiteren werden Perspektiven aufgelistet, unter welchen Geocaching im Schulsport thematisiert werden kann. Im letzten Kapitel (Kapitel 5) werden die wesentlichen Aspekte des Geocachings zusammengetragen. Die Arbeit „Geocaching im Schulsport“ zeigt, dass Geocaching als Inhalt im Sportunterricht zur Förderung und Entwicklung von Kompetenzen bei den Schülern (Kompetenzzugewinn) sinnvoll eingesetzt werden kann. Mittels eines schülergerechten und kompetenzorientierten Unterrichtens der Lehrkraft, sollte Geocaching seinen legitimen Platz im Inhaltsspektrum des Sekundarschulsportunterrichts einnehmen können. Die Aktivität Geocaching wurde in der vorliegenden Arbeit unter verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet. Diese Arbeit sollte als Mittel dienen, den Lehrern die nötigen Informationen zu liefern, um sich das benötigte Geocachingwissen, sowie die didaktischen und methodischen Aspekte der praktischen Anwendung anzueignen.

5

Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis ZUSAMMENFASSUNG ......................................................................................... 4 INHALTSVERZEICHNIS ......................................................................................... 6 ABBILDUNGSVERZEICHNIS.................................................................................... 9 TABELLENVERZEICHNIS...................................................................................... 12 1.

EINLEITUNG ........................................................................................... 13 1.1.

2.

FRAGESTELLUNG ZUR ARBEIT GEOCACHING IM SCHULSPORT ............................. 15

THEORETISCHE GRUNDLAGEN ..................................................................... 18 2.1.

GLOBAL POSITIONING SYSTEM .................................................................... 18

2.1.1.

GPS-GRUNDLAGEN .......................................................................... 18

2.1.2.

DAS GPS-ORTUNGSPRINZIP ............................................................... 19

2.1.3.

POSITIONSBESTIMMUNG UND IHRE GENAUIGKEIT.................................... 22

2.1.4.

FEHLERQUELLEN DER GPS-GERÄTE ...................................................... 23

2.1.5.

KOORDINATEN UND WEGPUNKTE ........................................................ 27

2.1.6.

GPS-GERÄTE FÜRS GEOCACHING ........................................................ 29

2.2.

ENTSTEHUNG DES GEOCACHING .................................................................. 31

2.3.

GEOCACHINGGRUNDLAGEN ........................................................................ 35

2.3.1.

GRUNDIDEE DES GEOCACHING ............................................................ 35

2.3.2.

UMSETZUNG DER SPIELIDEE DES GEOCACHINGS ...................................... 37

2.3.3.

VERSTECKEN EINES GEOCACHE ............................................................ 38

2.3.4.

AUFFINDEN EINES GEOCACHE .............................................................. 39

2.3.5.

CACHETYPEN.................................................................................... 42

2.3.6.

CACHEGRÖßEN ................................................................................. 45

2.3.7.

TRACKABLES .................................................................................... 50

2.4.

GEOCACHING IN LUXEMBURG ..................................................................... 53 6

Inhaltsverzeichnis

3.

2.5.

VERGLEICH MIT LETTERBOXING UND ORIENTIERUNGSLAUF ............................... 57

2.6.

FASZINATION GEOCACHING ........................................................................ 59

GEOCACHING UND SCHULSPORT .................................................................. 64 3.1.

SCHULTAUGLICHKEIT DES GEOCACHINGS ....................................................... 64

3.2.

ALLGEMEINE ASPEKTE DES GEOCACHINGS ALS THEMA DES SCHULSPORTS............ 66

3.2.1.

GESUNDHEITS- UND WAHRNEHMUNGSORIENTIERTE BEWEGUNGSHANDLUNGEN ..................................................................................................... 68

3.2.2.

SOZIALE UND INTEGRATIVE BEWEGUNGSHANDLUNGEN ............................ 69

3.2.3.

KÖNNENS- UND LEISTUNGSORIENTIERTE BEWEGUNGSHANDLUNGEN ........... 71

3.2.4.

ERLEBNIS- UND WAGNISORIENTIERTE BEWEGUNGSHANDLUNGEN ............... 72

3.3.

KOMPETENZERWARTUNGEN BEIM GEOCACHING IM SCHULSPORT ...................... 74

3.4.

KOMPETENZEXEGESE UND METHODOLOGISCHE ASPEKTE .................................. 79

3.5.

DIDAKTISCHE UND MOTIVATIONALE ASPEKTE ................................................. 83

3.6.

SICHERHEITSASPEKTE ................................................................................ 85

3.6.1. 3.7. 4.

ORGANISATORISCHE SICHERHEITSMAßNAHMEN ...................................... 88

GEOCACHING UND NATURSCHUTZ ............................................................... 92

PRAKTISCHE UMSETZUNG EINES LERNZYKLUS IM GEOCACHING ............................ 94 4.1.

FRAGEBOGEN IM VORFELD DER UNTERRICHTSSEQUENZ ................................... 94

4.2.

RAHMENBEDINGUNGEN DER UNTERRICHTSEQUENZ GEOCACHING ................... 104

4.3.

DURCHFÜHRUNG ................................................................................... 108

4.3.1.

UNTERRICHTSEINHEIT 1 UND 2 .......................................................... 109

4.3.2.

UNTERRICHTSEINHEIT 3 UND 4 .......................................................... 110

4.3.3.

UNTERRICHTSEINHEIT 5 UND 6 .......................................................... 113

4.3.4.

UNTERRICHTSEINHEIT 7 UND 8 .......................................................... 114

4.3.5.

UNTERRICHTSEINHEIT 9 UND 10 ........................................................ 115 7

Inhaltsverzeichnis

4.3.6. 4.4.

UNTERRICHTSEINHEIT 11 UND 12 ...................................................... 116

SCHÜLEREVALUATION ............................................................................. 116

4.4.1.

SCHÜLERBEWERTUNG ...................................................................... 116

4.4.2.

KOEVALUATION .............................................................................. 119

4.4.3.

UNTERRICHTSEVALUATION................................................................ 120

4.5.

FAZIT DER PRAKTISCHEN UMSETZUNG ........................................................ 120

5.

SCHLUSSFOLGERUNG UND AUSBLICK ........................................................... 125

6.

LITERATURVERZEICHNIS ........................................................................... 131

ANHANG .................................................................................................... 135

8

Abbildungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Die drei Einheiten eines Satellitensystems .................................. 20 Abbildung 2: Die sechs Satellitenbahnen des NAVSTAR-GPS ........................... 21 Abbildung 3: Positionsbestimmung anhand 3 Satelliten .................................. 22 Abbildung 4: Freie Sicht zu den Satelliten sorgt für eine optimale ....................... Positionsbestimmung ........................................................................................ 24 Abbildung 5: Günstige und ungünstige Satellitenposition ................................ 24 Abbildung 6: Schlechte Satellitenverteilung ..................................................... 25 Abbildung 7: Verlangsamung der Signale in Ionosphäre und Troposphäre ..... 26 Abbildung 8: Das Empfangen reflektierender Signale führt zu ............................. Ungenauigkeiten ............................................................................................... 27 Abbildung 9: Das geographische Gitter ............................................................. 28 Abbildung 10: Denkmal am Fundort des ersten Geocaches der Welt .............. 33 Abbildung 11: Vereinfachte Darstellung der Vorgänge beim Finden und ............ Verstecken eines Geocaches ............................................................................. 37 Abbildung 12: Beispiele der Ausrüstung beim Geocaching .............................. 40 Abbildung 13: Beispiel eines Nanocaches ......................................................... 46 Abbildung 14: Beispiel eines Microcaches ........................................................ 47 Abbildung 15: Beispiel eines Small Caches........................................................ 48 Abbildung 16: Beispiel eines Regular Caches .................................................... 49 Abbildung 17: Beispiel eines Large Caches ....................................................... 50 Abbildung 18: Gefundener Travelbug beim Geocaching .................................. 51 Abbildung 19: Geocoin aus Luxemburg............................................................. 52 Abbildung 20: Cacheverbreitung in Luxemburg ................................................ 56

9

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 21: Loggen des T5 Caches “Tarzan” im Parc Le’h ............................ 61 Abbildung 22: Listing von “The diving cow” auf Geocaching.com .................... 62 Abbildung 23: Auswahlkriterien für Inhalte des Sportunterrichts .................... 65 Abbildung 24: Kompetenzbereich 1 .................................................................. 75 Abbildung 25: Kompetenzbereich 2 .................................................................. 76 Abbildung 26: Kompetenzbereich 3 .................................................................. 77 Abbildung 27: Kompetenzbereich 6 .................................................................. 78 Abbildung 28: Kompetenzexegese im Geocaching ........................................... 80 Abbildung 29: Lernen – zwischen Komfort- und Panikzone ............................. 84 Abbildung 30: Mehrdimensionalität der Unfallursachen ................................. 86 Abbildung 31: Bekanntheitsgrad von Geocaching unter den befragten Schülern ........................................................................................................................... 95 Abbildung 32: Regelmäßiges Betreiben einer Ausdauersportart ..................... 96 Abbildung 33: Bekanntheitsgrad von Orientierungslauf unter den befragten ..... Schülern ............................................................................................................. 97 Abbildung 34: Ferienaufenthalt am Pool oder Strand ...................................... 98 Abbildung 35: Ferienaufenthalt im Aktivurlaub ................................................ 99 Abbildung 36: Umgang und Interpretation einer Landkarte .......................... 100 Abbildung 37: Nutzung des Fahrrades ............................................................ 101 Abbildung 38: Aufenthalt in der Natur ............................................................ 102 Abbildung 39: Besitz eines Facebook-Accounts .............................................. 103 Abbildung 40: Die Klasse 7ST4 des LNB ........................................................... 105 Abbildung 41: Topographische Karte vom Parc Le’h in Dudelange ................ 106 Abbildung 42: Weg von der Sporthalle des LNB bis zum Parc Le’h ................ 107 Abbildung 43: Beispiel eines Microcaches mit Logbuch ................................. 111 10

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 44: Caches “einsame Tanne” und “Alien” ...................................... 112 Abbildung 45: Beispiel einer Schülerevaluation im Geocaching ..................... 118 Abbildung 46: Subjektiver Eindruck der Schüler bezüglich des Lernfaktors ... 156 Abbildung 47: Subjektiver Eindruck der Schüler bezüglich des Loggens eines ..... Cache ............................................................................................................... 157 Abbildung 48: Subjektiver Eindruck der Schüler bezüglich des Geocachings in .. der Freizeit ....................................................................................................... 158 Abbildung 49: Subjektiver Eindruck bezüglich des Spassfaktors bei den ............. Gruppenarbeiten ............................................................................................. 159 Abbildung 50: Subjektiver Eindruck der Schüler bezüglich der ............................ Gruppenharmonie ........................................................................................... 160 Abbildung 51: Subjektiver Eindruck der Schüler in Bezug auf den Vergleich ....... mit anderen Ausdauersportarten ................................................................... 161 Abbildung 52: Subjektiver Eindruck der Schüler bezüglich der Anstrengung bei der Cachesuche ............................................................................................... 162 Abbildung 53: Subjektiver Anstrengungsvergleich zwischen dem ....................... Geocachingzykluss und anderen Zyklen im Sportunterricht........................... 163 Abbildung 54: Subjektiver Eindruck der Schüler bezüglich der Integration von .. Geocaching im Schulsport ............................................................................... 164 Abbildung 55: Subjektiver Eindruck der Schüler bezüglich des Spassfaktors beim Geocaching ...................................................................................................... 165

11

Tabellenverzeichnis

Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Häufigkeit unterschiedlicher Cachetypen in Luxemburg, Deutschland und Frankreich .............................................................................................................. 54

12

Einleitung

1. Einleitung „90 % seiner Lebenszeit verbringt der moderne Mensch in Räumen“ (GROBER 2006, S.85). Die Welt kann man sich heutzutage ins Wohnzimmer holen und das einfach via Fernseher, DVD, oder über den PC durch Email, Chat, Social Network, Internetbanking, Internetshopping… Alle, und vor allem die Kinder und Jugendlichen, laufen Gefahr, das Leben immer mehr aus zweiter Hand zu erleben. Die Medien sind neben Elternhaus und Schule eine pädagogische Macht geworden. Die Besessentheit mit der Jugendliche am PC spielen, lethargisch vor dem Fernseher sitzen oder sich mit Facebook die Zeit totschlagen, im wahrsten Sinne des Wortes, sollte bei jedem Pädagogen die Alarmglocken läuten lassen. Alerdings ist dieser Trend u.a. durch eine enorme Medienpräsenz kaum noch aufzuhalten und so sollte man sich Gedanken darüber machen, wie man diese neue mediatisierte Welt sinnvoll für die Erziehung und auch die Bewegungserziehung nutzen kann. Gegen diese starke Medienpräsenz anzukämpfen bringt eher wenig. Ausschalten kann man sie nicht, man sollte also versuchen nicht gegen sie, sondern mit den neuen Technologien zu arbeiten. In diesem Sinne stellt sich die Frage, ob sich auf diesem Weg vielleicht einige Jugendliche für Outdoorakktivitäten begeistern lassen. Geocaching ist eine relativ junge Freizeitbeschäftigung aus den USA, bei der mit Hilfe von GPS-Geräten in der Natur versteckte Behälter, sogenannte Geocaches, gesucht werden. Geocaching wird oft als moderne oder “Hightech“-Schnitzeljagd bezeichnet. Geocaching gibt es weltweit seit Mai 2000, seit die künstliche Signalverschlechterung des GPS-Systems ausgeschaltet worden ist und jeder zivile Nutzer die Möglichkeit hat, seine Position mit hoher Genauigkeit zu bestimmen.

13

Einleitung

Viele engagierte Geocacher unterstützen mit Homepages1 die Weiterverbreitung des Spiels. Die Medien haben Interesse gezeigt und ein ideales Hobby für die ganze Familie im Geocaching erkannt. Zeitschriften, Radio- und Fernsehsender berichten positiv über diese neue Freizeitbeschäftigung. Momentan gibt es weltweit über 1.841.709 versteckte Geocaches. Die Zahl derer, die Geocaching regelmäßig betreiben liegt bei 5 Millionen. In Luxemburg liegt die Zahl der aktiven Caches momentan bei 40.2212. Es ist davon auszugehen dass Geocaching in den kommenden Jahren eine noch größere Bekanntheit erlangen und die Zahl der Geocacher stetig zunehmen wird. Die Entwicklung des Geocaching blieb in Luxemburg nicht unbeachtet und mittlerweile hat sich auch hier eine riesige Fangemeinde rund um das Geocachen gebildet. Im Frühjahr 2010 wurde auch ich vom Geocaching-Fieber gepackt, dies durch einen Freund, der mich auf Cachesuche mitnahm. Folgerichtig versucht die vorliegende Arbeit diese Trendfreizeitbeschäftigung zu analysieren, ihre Schultauglichkeit nachzuweisen und Möglichkeiten zu ihrer Thematisierung im Sportunterricht in Luxemburg aufzuzeigen. Unter anderem wird im Rahmen dieser Arbeit Geocaching mit dem Orientierungslauf verglichen, einer traditionnellen Disziplin, die schon seit Jahren in luxemburgischen Schulen betrieben wird und auf internationaler Ebene u.a. auch auf Schulwettkämpfen (siehe ISF3) ausgetragen wird.

1

Profilerstellung auf Geocaching.com, Navicache.com oder Opencaching.de.

2

Alle angeführten Daten sind auf dem Stand von August 2012.

3

ISF steht für International School Sport Federation

14

Einleitung

1.1.

Fragestellung zur Arbeit Geocaching im Schulsport

Im Jahr 2009 wurde ein neuer Lehrplan für das Fach Sport veröffentlicht, der auf Bildungsstandards basiert. In diesem Lehrplan wird kaum noch von Sportarten im traditionnellen Sinn gesprochen, sondern vielmehr von Bewegungsfeldern, in denen die anvisierten Kompetenzen gefördert werden. Dieser Ansatz bedeutet jedoch keine Abkehr von den jeweiligen Sportarten, welche weiterhin in den Schulsport integriert sind. Jedoch steht nicht das Erlernen der Sportart im Vordergrund sondern vielmehr das Erarbeiten einzelner sportartunabhängiger Kompetenzen. Dieser Lehrplan sollte als eine Chance für den Schulsport gesehen werden, um neue Aktivitäten einzuführen und so gezielte Kompetenzen bei den Schülern zu fördern und zu entwickeln. Die grundlegenden fachlichen Kompetenzebereiche (KB) lassen sich sechs übergreifenden Bereichen zuordnen (MEN 2009, S.6): 

KB1 Gesundheits- und wahrnehmungsorientierte Bewegungshandlungen



KB2 Soziale und integrative Bewegungshandlungen



KB3 Könnens- und leistungsorientierte Bewegungshandlungen



KB4 Spielorientierte Bewegungshandlungen



KB5 Gestaltenden und darstellende Bewegungshandlungen



KB6 Erlebis- und wagnisorientierte Bewegungshandlungen

Mit der Einführung des kompetenzorientierten Lehrplans für das Fach Sport ist es unabdingbar geworden, alternative Unterrichtsmethoden zum Frontalunterricht anzuwenden. Seit einigen Jahren ist das Bemühen von Qualitätssicherung und – entwicklung im Schulsport an den luxemburgischen Sekundarschulen deutlich erkennbar. Mit dem kompetenzorientierten Unterricht steht nicht mehr nur das Schülerprodukt im Mittelpunkt des Geschehens, sondern sehr verstärkt auch der Lernprozess.

15

Einleitung

Um Geocaching sinnvoll im Schulsport zu etablieren sollten, im Vorfeld einige elementare Fragen geklärt werden: 

Ist

es

möglich,

durch

die

Aktivität

Geocaching,

verschiedene

Kompetenzerwartungen bei den Schülern zu fördern und zu entwickeln (Kompetenzzugewinn)? 

Kann man mit Geocaching das Interesse der Schüler wecken?



Kann man innerhalb eines Lernzyklusses Theorie und Praxis in einem vernünftigen Rahmen verbinden?



Welche Schwierigkeiten können bei der Durchführung auftreten?



Welche Kompetenzen kann man mit Hilfe des Geocachings bei den Sekundarschülern entwickeln?



Kann man diese Aktivität im Schulsport erfolgreich einführen? Welches Basiswissen und welches Material sind dafür notwendig?



Reicht ein Unterrichtszyklus aus, um Schüler einen Einstieg zu gewähren und sie zu sensibilisieren.



Welche Methoden des Geocaching sind am besten geeignet um sie im Schulsport anzuwenden und u.a. auch den sportlichen Aspekt nicht zu vernachlässigen?



Welche Vorteile hat das Geocaching im Vergleich zu anderen Outdooraktivitäten, die auch im Schulsport angeboten werden wie z.B. dem Orientierungslauf, dem Mountainbike, dem Nordic Walking?



Welche Klassen sind am besten geeignet für die Durchführung eines Unterrichtszyklusses Geocaching? Diese Frage stellt sich unter besonderer Berücksichtigung der Sicherheitsaspekte sowie der aktiven Teilnahme aller Schüler während des ganzen Zyklusses. 16

Einleitung



Ist Geocaching als Aktivität geeignet, um die Schüler mit der Natur in Verbindung zu bringen und zum Beispiel mit dem Naturschutz zu konfrontieren?



Steigert die Interdisziplinarität eines solchen Lernzyklusses die Motivation der Schüler?

Es wird versucht mit dieser Arbeit, Geocaching im Schulsport einzuführen und herauszufinden,

ob

diese

Freizeitaktivität

im

kompetenzorientiertem

Sekundarschulsportunterricht einen legitimen Platz finden kann.

17

Theoretische Grundlagen

2. Theoretische Grundlagen 2.1.

Global Positioning System

2.1.1. GPS-Grundlagen Die Navigation erhielt im 15. Jahrhundert einen erheblichen Auftrieb, als die globale Seefahrt einsetzte. Um mit dem Schiff auf Entdeckungsreise aufzubrechen, waren Kartographie und Navigation absolut notwendig (siehe WEBER 2009, S.183). „In früherer Zeit ermittelte man Position, Richtung oder Zeit mit Kompass und Karte, mit Hilfe der Sterne, über bekannte Landmarken, den Sonnenstand, der Sterne und zahlreiche andere Methoden. Heute ist der größte Teil des analogen Verfahrens durch elektronische, zumeist satellitengeschützte Technik abgelöst worden.“ (TELAAR 2007, S.28) Das Navigationssystem GPS ermöglicht uns völlig neue Möglichkeiten in der Orientierung. So wie das Handy und das Internet hat auch das GPS den Alltag erobert und verändert. Man muss z.B. im Auto nur sein gewünschtes Ziel im Navigationssystem eingeben und schon führen uns eine Stimme und eine dynamische Anzeige über die schnellste Fahrroute. Auch in der Luft- und Schifffahrt ist das Anwenden der GPS-Technologie längst selbstverständlich. In diesem Kapitel wird erklärt, was genau GPS ist, wie es funktioniert und wie anhand von Koordinaten eine Position bestimmt werden kann. Global Positioning System, (GPS) ist ein einzigartiges System zur Bestimmung einer bestimmten Position, basierend auf Satellitensignalen. Wenn man von GPS spricht, redet man eigentlich von dem US-amerikanischen NAVSTARSystem (Navigation System for Timing and Ranging). Alle GPS-Geräte, egal ob das Outdoornavigationsgerät fürs Geocaching oder das Navigationssystem im Auto, nutzen dieses Satellitensystem. Wie bereits in der Einleitung kurz beschrieben, wurde das System nicht für den zivilen Einsatz erfunden, sondern vom amerikanischen Verteidigungsministerium (Department 18

Theoretische Grundlagen

of Defence, DOD) für militärische Zwecke aufgebaut. Seit dem Jahre 1995 besteht das System aus 24 Satelliten. Der erste der 24 Satelliten wurde am 22. Februar 1978 in den Weltraum befördert. Da die mit den zivilen Geräten erreichbare Genauigkeit grösser war, als es dem Militär lieb war, wurden die Satellitensignale für zivile Empfänger künstlich verfälscht, wodurch die Genauigkeit bis auf 150 Meter zurückging. Diese Selective Availability (S/A, eingeschränkte Verfügbarkeit auf Deutsch) wurde überraschend am 2. Mai 2000 von der Regierung CLINTON abgeschaltet und die Genauigkeit verbesserte sich bis auf 10-15 Meter. Dies war der Durchbruch der zivilen Nutzung der GPS-Geräte. Es existieren jedoch auch noch zwei weitere Satellitensysteme: das von der ehemaligen UdSSR entwickelte GLONASS sowie das derzeit in der Entwicklung befindliche GALILEO, das 2013 voll funktionsfähig sein soll. Da das russische System auf einer für GPS-Geräte nicht

nutzbaren

Frequenz

sendet,

braucht

man

entsprechend

konstruierte

Empfangsgeräte um das System zu nutzen (siehe BENKER 2009, S.11ff sowie WEBER 2009, S.107ff).

2.1.2. Das GPS-Ortungsprinzip Jedes Satelliten-Navigationssystem setzt sich aus drei Einheiten zusammen: dem Weltraumsegment, dem Kontrollsegment und dem Benutzersegment (Abbildung 1).

19

Theoretische Grundlagen

Abbildung 1: Die drei Einheiten eines Satellitensystems (aus: BENKER 2009)

Das Weltraumsegment besteht aus den verschiedenen Satelliten welche Signale zur Erde aussenden mit denen die genaue Position eines Empfängers bestimmt werden kann. Das NAVSTAR-GPS System besteht aus etwa 30 Satelliten die auf sechs gleichen Umlaufbahnen in rund 20.200 Kilometern die Erde umkreisen (Abb.2). Die Satellitenbahnen sind jeweils um 60 Grad gegeneinander versetzt und um 55 Grad gegen den Äquator geneigt so dass bei freier Sicht auf jeden Punkt auf der Erde, stets mindestens 4 Satelliten gleichzeitig zu empfangen sind. Jeder Satellit umkreist in etwas weniger als zwölf Stunden die Erdkugel. Wegen der Erddrehung befindet sich jeder Satellit nach 24 Stunden wieder über seiner ursprünglichen Position was dazu führt dass 24 Satelliten genügen um die ganze Welt abzudecken.

20

Theoretische Grundlagen

Abbildung 2: Die sechs Satellitenbahnen des NAVSTAR-GPS (aus: BENKER 2009)

Im Gegensatz zu den Radiosignalen senden GPS-Satelliten Mikrowellen im L-Band in die Atmosphäre, die auch bei schlechtem Wetter empfangen werden können, da sie Wolken, Nebel und Regen durchdringen. Diese Signale werden auf zwei Frequenzen übertragen, der L1 Frequenz (1575,42Mhz), die nur von zivilen Nutzern empfangen werden können (Standard Positioning Service, SPS) und der L2 Frequenz (1227,60Mhz), die für militärische Zwecke dient (Precise Positioning Service, PSS). Das Kontrollsegment besteht aus den Bodenstationen, die die Satelliten überwachen, um so mit dem GPS-Gerät immer eine richtige Position bestimmen zu können. Fünf Bodenstationen empfangen die Daten der Satelliten und überprüfen so ihre Funktionalität. Zusätzlich werden auf der Master Control Station in Colorado die Orbits der Satelliten und ihre Atomuhren kontrolliert. Das Benutzersegment wird durch jedes Gerät repräsentiert, das mit diesen ausgesendeten Signalen eine Bestimmung der Richtung, Position und Uhrzeit vornehmen kann. Die Signale werden von einer Antenne und einem Empfängerchip aufgenommen und ein Prozessor übernimmt dann die Rechenaufgaben zur genauen Standort- und Uhrzeitbestimmung.

21

Theoretische Grundlagen

2.1.3. Positionsbestimmung und ihre Genauigkeit Ein GPS-Gerät macht nichts anderes, als die Entfernungen der Satelliten zu ermitteln, von denen es Signale erhält (Ranging). Diese Signale werden in Lichtgeschwindigkeit ausgesendet und enthalten die Satellitenerkennung, die aktuelle Position und der Zeitpunkt an dem die Nachricht verschickt wurde. Wenn man also die Zeit kennt, die sie vom Satelliten bis zum GPS-Empfänger brauchen, kann man die Distanz zwischen beiden berechnen. Wenn man die Signale von nur einem Satelliten empfängt, ist es nicht möglich die genaue Position zu bestimmen. Man kann nur sagen, dass man sich auf der Erde auf einem Radius von X Kilometern um den Satelliten befindet. Da beim Empfang von nur zwei Stelliten zwei Positionen möglich sind (die Schneidepunkte beider Radien) braucht man also mindestens die Signale von drei Satelliten um eine genaue Positionsbestimmung zu errechnen (Abb.3).

Abbildung 3: Positionsbestimmung anhand 3 Satelliten (aus: BENKER 2009)

22

Theoretische Grundlagen

Die Positionsbestimmung mit drei Satelliten wird als 2D-Bestimmung bezeichnet. Satelliten besitzen teure Atomuhren, GPS-Empfänger hingegen nur weniger exakte Quarzuhren. Aufgrund kleinster Zeitabweichungen treten minimale Fehler bei der Berechnung der Entfernung zu den Satelliten auf, sodass die Positionsbestimmungen oft ungenau sind. Abweichungen von bis zu 100 Metern und mehr können auftreten. Auch lässt sich bei einer 2D-Bestimmung keine Höhe der Position ermitteln. Der Empfang eines vierten Satelliten (3D-Bestimmung) eliminiert diesen Fehler. Die Position wird mit etwa 10 Metern Genauigkeit angezeigt und auch eine Höhenmessung ist möglich. Höhenbestimmungen (vertikale Positionsbestimmung) sind leicht ungenauer als horizontale Positionsbestimmungen. Mit jedem zusätzlich in die Ortung einbezogenem Satelliten steigt die Genauigkeit der ermittelnden Position. „Inzwischen geben viele Geräte beim Einschalten den Standort erst an, wenn eine 3D-Bestimmung vorliegt.“ (BENKER 2009, S.14)

2.1.4. Fehlerquellen der GPS-Geräte Nicht immer funktionieren die GPS-Geräte ganz präzise. Zu den Uhrenungenauigkeiten und der reduzierten Anzahl der Satellitenempfänge kommen noch andere Fehlerquellen hinzu, die eine genaue Positionsbestimmung beeinflussen können: (siehe. BENKER 2009, S.15ff)  Die Abschattung Unter Abschattung (Shadowing) versteht man wenn keine direkte Sichtverbindung zu den Satelliten besteht. Satellitensignale können durch Gebäude, Berge oder auch Wälder gestört werden und somit die Positionsbestimmungen beeinträchtigen. Oft können diese Empfangsprobleme mit ein paar Schritten zur Seite behoben werden. Da die Satelliten sich weiterbewegen, kann auch öfters nach einer Weile ein besseres Signal empfangen werden.

23

Theoretische Grundlagen

Abbildung 4: Freie Sicht zu den Satelliten sorgt für eine optimale Positionsbestimmung (aus: BENKER 2009)

 Die Satelliten-Konstellation Nicht nur die Anzahl der empfangen Satelliten ist entscheidend für eine genaue Positionsbestimmung sondern auch wie die Satelliten zueinander über dem Horizont stehen (Abb.5). Eine genaue Positionsbestimmung kann erreicht werden, wenn ein Satellit genau über dem GPS-Gerät zu empfangen ist und die anderen gleichmäßig am Himmel verteilt sind.

Abbildung 5: Günstige und ungünstige Satellitenposition

4

4

Abbildung aus: http://www.kowoma.de/gps/Fehlerquellen.htm

24

Theoretische Grundlagen

Wenn sich alle vier Satelliten in etwa derselben Himmelsrichtung befinden, kann nur eine sehr ungenaue Positionsangabe erfolgen (Abb.6). Generell gilt folgende Regel: Je größer der verdeckte Bereich des Himmels ist, desto schwieriger wird die Positionsbestimmung. Die Satelliten-Konstellation (Geometrie) ist daher auch eng mit der Abschattung verbunden. In einer Schlucht oder einem Tal, wo die erreichten Satelliten sich nahe nebeneinander befinden, können die Abweichungen bis zu 100 und 150 Meter betragen und die Höhenangaben können sogar noch unpräziser sein.

Abbildung 6: Schlechte Satellitenverteilung (aus: BENKER 2009)

 Der Atmosphärische Effekt Satellitensignale, die aus elektromagnetischen Wellen bestehen, werden bei ihrem Eintritt in die Erdatmosphäre verlangsamt. Bestimmte Schichten der Ionosphäre reflektieren bzw. brechen die Wellen der Navigationssatelliten. Diese Verzögerung der Wellen, die sich also mit etwas weniger als der Lichtgeschwindigkeit verbreiten, hat zur Folge, dass die Positionsbestimmung bis auf fünf, sechs Meter abweichen kann. Diese

25

Theoretische Grundlagen

geringen Abweichungen sind allerdings schon in der Systemgenauigkeit von 10-15 Metern enthalten.

Abbildung 7: Verlangsamung der Signale in Ionosphäre und Troposphäre (aus: BENKER 2009)

 Der Multipath-Effekt Es kann auch passieren, dass man mit dem GPS-Gerät Signale empfängt, die an glatten Flächen wie Gebäuden oder anderen Erhebungen reflektiert wurden. Das Signal braucht also etwas länger als das direkt empfangene Signal um vom Gerät empfangen zu werden, was zu einer Abweichung von bis zu maximal einem Meter führen kann. In der deutschen Literatur redet man hier von Mehrwegausbreitung, oder Mehrwegeffekt.

26

Theoretische Grundlagen

Abbildung 8: Das Empfangen reflektierender Signale führt zu Ungenauigkeiten (aus BENKER 2009)

 Die Schwankungen der Satellitenbahnen Durch die Gravitationskräfte des Mondes und der Erde kommt es zu minimalen Schwankungen der Satellitenbahnen. Die dadurch resultierende Ungenauigkeit ist sehr gering (1-2 Meter) und ist auch bereits in der Systemungenauigkeit enthalten. Um die Abschweifung bei der Positionsbestimmung so klein wie möglich zu halten, werden die Bahndaten ständig durch die Bodenstationen korrigiert und anschließend wieder über die Satelliten an die GPS-Geräte weitergeleitet.

2.1.5. Koordinaten und Wegpunkte Das Koordinatensystem, was noch aus unserer Schulzeiten bekannt ist, ist das XYKoordinatensystem (siehe BENKER 2009, S.68). Die Lage eines Punktes wird durch ein Zahlenpaar festgelegt. Die erste Zahl entspricht dem Punkt auf der X-Achse, die zweite dem auf der Y-Achse, z.B. (4,7) (siehe LAMORY 2008, S.112).

27

Theoretische Grundlagen

Abbildung 9: Das geographische Gitter (aus: BENKER 2009)

Um die Lage eines Punktes auf der Erdoberfläche zu bestimmen benutzt man ein in der Antike ausgearbeitetes Kartengitter, das geographische Gitter (Abb.9). Dieses Koordinatensystem unterteilt die Erde in 360 Längen und die 180 Breitengrade. Die Breitengrade (Parallelkreise) verlaufen dabei parallel zum Äquator in Ost-West Richtung und haben stets den gleichen Abstand von 111 Kilometern. Ihr Umfang nimmt vom Äquator zu den beiden Polen hin ab. Beginnend vom Äquator, dem Breitengrad 0, werden jeweils 90 Breitengrade nach Norden und nach Süden gezählt und man spricht von nördlicher bzw. südlicher Breite, erkennbar am Kürzel „N“ bzw. „S“. Die Pole liegen jeweils bei 90 Grad nördlicher bzw. südlicher Breite. Die Längengrade, auch als Meridiane bezeichnet, verlaufen ausgehend von den geographischen Polen in Nord-Süd-Richtung. Sie schneiden den Äquator und alle anderen Breitengrade im rechten Winkel. Im Unterschied zu diesen ist der Umfang der 28

Theoretische Grundlagen

Längengrade immer gleich, nicht aber ihr Abstand: Er geht an den Polen, wo alle Längengrade zusammenlaufen, gegen null und am Äquator ist er am größten (111km). Der Nullmeridian wurde 1883 festgelegt. Er führt durch die ehemalige Sternwarte in Greenwich (Südengland). Vom Nullmeridian werden 180 Längengrade nach Osten und nach Westen gezählt und endsprechend mit den Buchstaben „E“ (für east) und „w“ (für west) bezeichnet. „Koordinaten bilden das Bindeglied zwischen GPS-Gerät und Karte.“(BENKER, 2009, S.68) Kennt man die geographische Länge und Breite eines Punktes, kennt man seine genaue Lage auf der Erdkugel. Es gibt unterschiedliche Formate um Koordinaten anzugeben. Das beim Geocaching überwiegend verwendete Format ist Grad, Bogenminuten, Dezimalsekunden (siehe. GRÜNDEL 2007, S.67). Die Position der „gëlle Fra“ auf der „Place de la Constitution“ in Luxemburg Stadt würde man in dieser Schreibweise mit N 49° 36.554’ und E 006° 7.758’ beschreiben. GPS-Geräte geben einem den Standort immer in Form von Koordinaten an. Besitzt man ein GPS-Gerät mit Karte erscheint der Standort als kleines Dreieck auf dem Bildschirm. Unter einem Wegpunkt versteht man eine im GPS-Gerät in Form von Koordinaten gespeicherte Position im Gelände. Was früher mit einer Karte auf analogem Weg komplizierter erschien, geht heutzutage ganz einfach: Der Computer ermittelt die genauen Koordinaten eines gewünschten Punktes und überträgt diese an das GPS-Gerät. Jedes GPS-Gerät gibt einem die Koordinaten des aktuellen Standortes an. Modelle mit topographischen Karten können einen bis an das gewünschte Ziel (Wegpunkt) hinführen.

2.1.6. GPS-Geräte fürs Geocaching Ohne GPS-Geräte wäre Geocaching nicht entstanden, denn es zeigt einem den Weg zum Versteck. Für das Geocaching sind vor allem die kleinen Outdoor-GPS-Geräte besonders gut geeignet. Die Caches befinden sich oft abseits von Straßen und Wegen, so dass das 29

Theoretische Grundlagen

Gerät mit Akkus oder Batterien betrieben werden muss. Da eine Suche auch etwas länger dauern kann, sollte der GPS-Empfänger leicht und handlich sein und eine gute Ablesbarkeit gewährleisten. Die Anzeige der Position mittels der Koordinaten reicht aus, um sich auf Cachesuche zu begeben. Wegpunkteingabe und Richtungsanzeige mittels Kompassanzeige sind fast in jedem einfachen Gerät integriert und erleichtern die Suche gewaltig. Komfortabler ist es natürlich, wenn man ein Gerät benützt, das auch Kartenmaterial darstellen kann und weitere Funktionen zum schnellen Auffinden eines Caches besitzt. Hierzu gehören Funktionen wie Routeneingaben, Entfernungsanzeigen, Höhendarstellung, verschiedene Kartendarstellungen, u.v.m. Bei längeren Touren sollte man auch Ersatzbatterien und Akkus einplanen sowie eine Wasserschutzfolie sollte das Gerät nicht wasserfest sein. Die Funktionsvielfalt der Geräte nimmt immer mehr zu, weshalb es preislich auch sehr große Unterschiede gibt. „Egal ob billig oder teuer, alle Empfänger liefern nahezu gleiche Ergebnisse. Die Abweichungen liegen im Bereich von ca. 1-2 Metern.“ (BENKER 2009, S.15) Unter idealen Bedingungen erreicht man mit den GPS-Geräten eine Systemgenauigkeit von 10-15 Metern und von 16-25 Metern für die Höhenmessungen. Spezielle Outdoorgeräte fürs Geocaching gibt es ab 80 Euro. Ab 150 Euro kann man schon ein Gerät mit Farbdisplay erwerben das u.a. Karten darstellen kann. Nach GRÜNDEL (2007, S.42) ist die Firma Garmin zumindest im deutschsprachigem Raum absoluter Marktführer mit einem Marktanteil von bis zu 90 Prozent. Für den Gebrauch in der Schule reicht im Prinzip auch schon ein einfaches GPS-Gerät, das nur die Koordinaten angibt. Diese sind durchaus auch billig zu erwerben. Auch verschiedene Mobiltelefone (Smartphones) sind mit einem GPS-Empfänger ausgestattet und besitzen mittlerweile fürs Geocaching notwendige Funktionen wie das Anzeigen der Standortkoordinaten, Kompass, Kartendarstellung und vieles mehr. Allerdings sind diese für größere Touren als Haupt-GPS-Gerät aus den oben angegebenen Gründen eher ungeeignet (Wasserdichte, Akkulaufzeit…), sind aber bei der Cachesuche wegen des mobilen Internetzugangs fast nicht mehr wegzudenken. Bspw. gibt es für Smartphones (iPhone, Androidhandys) zahlreiche kostenlose und kostengünstige 30

Theoretische Grundlagen

Geocaching Applikationen (Apps) zum Herunterladen5. Dank dieser Apps kann man nahegelegene Caches auswählen, sie aufsuchen, und sogar loggen. Meistens werden die Mobiltelefone aber genutzt, um zusätzliche Informationen abzurufen, die einen zum Cache führen: Cachebeschreibung noch einmal durchlesen, Zusatzhinweise vom Owner abrufen, Fotos von vorherigen Loggern anschauen usw. Besonders bei Mystery-Caches ist es nicht uninteressant, unterwegs Onlineinformationan abrufen zu können. Einige Apps wie u.a. GCTools, iGCT und MYGeoTools sind sehr attraktiv für das Lösen von solchen Rätsel-Caches. Sie beinhalten eine Vielzahl verschiedener Werkzeuge und Hilfen, die beim Cachesuchen notwendig sein könnten wie zum Beispiel das Umrechnen von Koordinaten, Dechiffrierungen oder das Lösen von Verschlüsslungen. Im Allgemeinen kann man allerdings mit jedem GPS-Gerät auf Cachesuche gehen, wobei hier die Devise gilt: „Je ernsthafter man die Suche nach Caches betreibt, umso gröβer werden die Anforderungen an das Gerät.“ (TELAAR 2007, S.37)

2.2.

Entstehung des Geocaching

Die Spielidee des Geocachings kommt aus den USA. Das Verteidigungsministerium der USA betreibt ein Satellitensystem zur Navigation. Am 1. Mai 2000 wurde von der Regierung CLINTON die künstliche Verschlechterung der GPS-Signale (Global Positioning System) des Systems für zivile Zwecke (Selective Availability – S/A) ausgeschaltet. Das Militär hatte diese Maßnahme aus Sicherheitsgründen bei der Einführung des Systems für notwendig gehalten, doch im Laufe der Jahre sah die Regierung keine Gefahr mehr und die Verfälschung des GPS-Signals wurde überflüssig.

5

Die Geocaching App von Groundspeak Inc. kann man für 7.99 Euro herunterladen. Ähnlich funktionniert

die MotionX-GPS App, die gratis ist.

31

Theoretische Grundlagen

Für die damals wenigen Nutzer von Navigationssystemen war das natürlich ein Grund zur Freude. Die Genauigkeit der Positionsangaben verbesserte sich nun auf nur wenige Meter und in vielen Internetforen wurde von Technikbegeisterten darüber diskutiert, was man mit dieser gewonnenen Genauigkeit alles machen kann. Die Abschaltung der Selective Availability nahm der Amerikaner Dave ULMER zum Anlass, einen Behälter am 3. Mai 2000 in der Nähe von Portland zu verstecken. In diesen Behälter legte er 2 Cds, ein VHS-Video, einen Kassettenrekorder, ein Buch von Ross Perot, eine Dose weiße Bohnen, vier 1 Dollar Noten und ein Logbuch mit Stift. Er nannte das ganze „Great Amercian GPS Stash Hunt“ und stellte die einfache Regel auf: wer etwas aus dem Versteck nimmt muss auch wieder etwas hineinlegen (Abb.10). Er speicherte daraufhin seine Position im GPS und veröffentlichte diese auf dem Internet unter „sci.geo.satellite-nav“. In den Tagen darauf machten sich Interessierte auf den Weg mit Ihrem GPS das Versteck aufzusuchen und posteten ihre Erlebnisse auf dem Internet. In den nächsten Tagen versteckten auch andere Leser Behälter mit Goodies6 und veröffentlichten die Koordinaten im Internet.

6

“Schätzchen” zum Tauschen

32

Theoretische Grundlagen

Abbildung 10: Denkmal am Fundort des ersten Geocaches der Welt

7

Mike TEAGUE war der erste “Finder” von ULMERS Cache. Nach etwa einem Monat sammelte er alle Koordinaten der ganzen Welt und veröffentlichte sie,inklusive einer Mailingliste, auf seiner privaten Homepage. Mit der Veröffentlichung dieser Webseite was das Spiel Geocaching geboren. Hier wurde dann auch über einen geeigneteren Namen wie „Stash Hunt“ diskutiert. Da das Wort Stash (Lager) wegen seiner Anspielung an einen Krieg negativ interpretiert werden kann entschied man sich, das Spiel Geocaching zu nennen. Im July 2000 landete Jeremy IRISH per Zufall auf Mike TEAGUES Homepage als er auf der Suche nach Informationen zu GPS war. Er war sofort begeistert von dieser Spielidee, kaufte sich ein GPS und startete mit der Cachesuche. Nach ersten Erfahrungen mit dem Geocachen entschloss er sich eine Homepage für sein neues Hobby zu erstellen. Er

7

Abbildung aus: http://austrian-reviewer.blogspot.com/2010/03/ocb-kommt-nach-osterreich.html

33

Theoretische Grundlagen

übernahm den Begriff Geocaching und schuf die Seite „www.geocaching.com“. Am 2. September 2000 ging die neue Homepage mit 75 Caches online. Das wachsende Interesse am Geocaching sprengte bald die Kapazität eines einzelnen Rechners und somit gründete er die Firma Groundspeak Inc. in Seattle. Diese Gesellschaft ist bis heute aktiv und ist die führende Geocachingplattform in Bezug auf Bekanntheit, Nutzerzahl und hinterlegte Geocaches. IRISH hatte auch Interesse daran, die Seite kommerziell zu nutzen. Groundspeak Inc. bietet heute neben vielen kostenlosen Angeboten auch bezahlte Inhalte in Form von Premium Mitgliedschaften und vermarktet Lizenzen für Travelbugs, Geocoins8 sowie zahlreiche andere Lizenzprodukte in seinem Online-Shop (Aufkleber, Aufstecknadeln, Geocachingausrüstung) (siehe GRÜNDEL 2007, S.15ff sowie SADEWASSER 2004, S.13). Es gibt aber auch noch andere Webseiten auf denen Geocaches veröffentlicht werden können9. Die Anzahl der hier angegebenen Geocaches ist aber weitaus geringer als auf Geocaching.com.

Verschiedene

Caches

sind

auch

auf

mehreren

Plattformen

veröffentlicht (siehe TELAAR 2007, S.7). Es bleibt noch zu erwähnen, dass das Nutzen dieser Webseiten absolut kostenlos ist. Auf Cachesuche gehen ist also umsonst, es sei denn, man legt sich eine Premium Mitgliedschaft zu, um u.a. Caches zu loggen, die für die normalen Mitglieder von Groundspeak Inc. nicht zugänglich sind (siehe FISCHER 2011, S.18).

8

Erklärungen hierzu folgen im Kapitel 2.3.7.

9

Beispiele sind: Geocaching.com, Navicache.com und Opencaching.de

34

Theoretische Grundlagen

2.3.

Geocachinggrundlagen

2.3.1. Grundidee des Geocaching Das Wort Geocaching selbst ist die Kombination der Worte Geo, griechisch für Erde, und Cache, was im Englischen für Versteck und im Computerbereich für einen Teil des Speichers steht (siehe. GRÜNDEL 2007, S.16). Es handelt sich um eine Freizeitaktivität, die meist in freier Natur ausgeübt wird und jung und alt begeistern kann. Geocaching ist eine Art von moderner Schnitzeljagd. Beim Geocachen geht es darum, von anderen Personen versteckte Schätze zu suchen und sich in deren Logbuch einzutragen. „Ein Logbuch ist ein Notizbuch oder ähnliches, in dem mindestens der Spitzname des Finders und das Datum des Fundes eingetragen werden.“(SADEWASSER 2004, S64) Dies funktioniert prinzipiell so, dass eine beliebige Person einen Behälter mit einem Logbuch und mit “Schätzchen” zum Tauschen (auch Goodies genannt), an einem frei zugänglichem Platz versteckt. Der Versteckende bzw. Besitzer (engl. Owner) des Geocache ermittelt die Koordinaten des Verstecks über ein GPS-Empfangsgerät und veröffentlicht diese zusammen mit einer Beschreibung auf einer Internetplattform. Jeder Cache hat dort eine eigene Seite, auch Listing genannt. Jeder andere Geocacher hat nun die Möglichkeit, ausgestattet mit einem GPS-Gerät, den Cache mit Hilfe der Koordinaten und der Beschreibung ausfindig zu machen. Bei einem erfolgreichen Fund, trägt der „Finder“ sich in das Logbuch ein, tauscht möglicherweise einen oder mehrere Gegenstände aus und versteckt den Cache wieder genauso wie er ihn vorgefunden hat. Der „Finder“ kann nun den Cache “loggen”, was soviel heißt wie seinen Fund zuhause auf einer Internetplattform als gefunden eintragen (siehe. GRÜNDEL 2007, S.14). Der Erfolg von Geocaching hängt von den Mitspielern ab. Immer mehr Menschen finden Gefallen an dieser Form der Schatzsuche. Das Spiel entwickelt sich schnell weiter und die 35

Theoretische Grundlagen

Popularität des Geocaching nimmt ständig zu. Jeder Geocacher hat also die Möglichkeit sowohl die Rolle des Versteckenden als auch die Rolle des Suchenden anzunehmen. Der Kreativität werden keine Grenzen gesetzt, für jeden ist etwas dabei und es gibt immer wieder etwas Neues zu erleben oder zu finden. Geocaching ist demnach enorm vielseitig und bietet eine unendliche Bandbreite an möglichen Caches bedingt durch die Art des Verstecks, den Behälter und den jeweiligen Ort (siehe SADEWASSER 2004, S.40). „Das Erfolgsrezept des Geocachings ist eben seine Vielfalt, die Kreativität mit der die einzelnen Caches versteckt sind.“(GRÜNDEL 2007, S.15) In der Geocachingliteratur (Bücher über Geocaching, Zeitungsartikel) liest man immer wieder, dass es ein Hobby für jedermann ist, egal ob jung oder alt, ob sportlich ambitioniert oder nicht. Jeder kann sich seine Anforderungen selbst aussuchen, ob es nun das Lösen von Rätseln ist, das Überwinden eines schwierigen Geländes bis hin zum Tauchen oder Klettern. „Die Frage, ob Geocaching als Hobby oder als Sport zu bezeichnen ist, kann nicht abschließend beantwortet werden. Im Prinzip hängt es von jedem Nutzer ab, mit welcher Einstellung, Motivation und Intensivität er das Geocachen ausübt. Grundsätzlich kann Geocachen beides sein.“ (TELAAR 2007, S.5) Im Sportwissenschaftlichen Lexikon jedoch ist das Geocaching nicht unter den Sportarten zu finden: “Ob jedoch Spiele wie Völkerball, Ringtennis, Indiaca u. ä. als selbständige Sportarten zu identifizieren sind, ergibt sich aus, für Anerkennung von Sportarten bedeutsamen Rahmenbedingungen wie Verbreitung, Organisationsgrad, Regelwerk, Wettkampfbetrieb, etc.” (RÖTHING u. a. 1992, S.425) Demnach ist Geocaching nicht als Sportart zu werten, da es keinen Geocaching-Verband oder ähnliches gibt, der dieses Spiel organisiert. Im Laufe dieser Arbeit wird das Geocaching auch noch als Spiel, Hobby oder Freizeitaktivität umschrieben.

36

Theoretische Grundlagen

2.3.2. Umsetzung der Spielidee des Geocachings Die folgende vereinfachte Darstellung (Abb.11) von TELAAR (2007) hilft dem GeocacheNeuling die Vorgehensweise des Geocachings besser zu verstehen und die Funktionen der Mitspieler zu definieren.

Abbildung 11: Vereinfachte Darstellung der Vorgänge beim Finden und Verstecken eines Geocaches (verändert nach TELAAR 2007)

Der Geocacher hat die Wahl, ob er einen Cache sucht oder versteckt. Während die Suche die häufigere Tätigkeit eines Geocachers ist, ist das Verstecken eines Caches die fundamentale Grundlage des Spiels (siehe SADEWASSER 2004, S.67). Die Internetplattform dient zur Verwaltung der Geocaches.

37

Theoretische Grundlagen

2.3.3. Verstecken eines Geocache Um einen Cache zu Verstecken wählt der Geocacher einen Platz aus, den er interessant findet. Ob er ein eigenes Versteck konstruiert oder vorhandene Versteckmöglichkeiten nutzt, ist ihm selbst überlassen. Versteckt wird immer ein wasserdichter, verschließbarer Behälter in dem sich ein Logbuch befindet. Der Behälter selbst kann unterschiedliche Formen haben, von einer kleinen Filmdose über eine einfache Tupperwaredose bis hin zur

Munitionskiste

aus

Stahl

oder

gar

einem

versteckten

Tresor,

dessen

Öffnungskombination erst einmal herausgefunden werden muss (siehe auch Kapitel 2.3.6). Meistens findet man in den Caches etwas zum Schreiben und verschiedene Tauschgegenstände. “Der Aufwand, der beim Legen eines Geocaches betrieben wird, hängt entscheidend von der Motivation des Versteckenden, aber auch von den vor Ort vorhandenen Möglichkeiten ab.“ So kann das Versteck oder auch der Behälter durch großen handwerklichen und auch finanziellen Aufwand entstehen, oder auch sehr einfach gestaltet sein.” (TELAAR 2007, S.8) Caches werden meist so versteckt und getarnt, dass sie von Unbeteiligten nicht gefunden oder erkannt werden. Der Besitzer eines Cache (Owner) ermittelt dann die Koordinaten anhand seines GPS-Gerätes, veröffentlicht diese auf einer der verschiedenen Internetplattformen.

Auch

werden

verschiedene

andere

Angaben

gemacht

(Cachebeschreibung) wie zum Beispiel Größe des Cache (Size), Schwierigkeit des Geländes (Terrain), in dem er versteckt wurde und Gesamtschwierigkeit des Cache (Difficulty). Dies erfolgt auf einer Skala von 1 bis 5. Zum Beispiel bedeutet: Gelände 1 (T1), dass auch ein Rollstuhlfahrer den Cache finden kann, Gelände 5 (T5) heißt, dass der Cache in sehr schwierigem Gelände versteckt ist und meistens zusätzliches Material benötigt wird wie bspw. Kletter- Abseil- oder Taucherausrüstung. Diese Angaben über den Cache werden immer vom Besitzer selbst ermittelt und über ein Onlineformular an einen Cacheprüfer weitergegeben. In vielen Fällen stellt der Owner auch Fotos von der Umgebung des Verstecks online.

38

Theoretische Grundlagen

Bevor alle Geocacher sich auf die Suche nach einem neugelegten Cache machen können, überprüfen Mitarbeiter der Internetplattform die Cachebeschreibung. Alle Caches werden von einem Prüfer freigegeben. Dieser kontrolliert die Cachebeschreibung auf das Einhalten der Regeln. Manchmal kommt es vor, dass er noch zusätzliche Fragen hat und diese per Mail zusendet. In der Regel erfolgt die Freischaltung des neugelelgten Caches relativ schnell: Schon nach einem Tag ist der Cache online und kann gesucht werden, sollte es nicht zu Verzögerungen kommen (siehe SADEWASSER 2008, S.98). Auf der Geocaching-Plattform Geocaching.com versucht man auch mit einer Sättigungsregel eine zu große Dichte von Caches zu vermeiden, dies um eventuelle Verwirrungen zu vermeiden (siehe TELAAR 2007, S.9).

2.3.4. Auffinden eines Geocache Zum Mindestequipment, das man braucht, um einen Cache aufzusuchen gehören ein Internetanschluss und ein GPS-Gerät. Die Kleidung sollte dem Cache und dem Klima angepasst sein. Wanderkleidung ist für die meisten Caches Ideal, denn feste Schuhe und eine lange Hose fürs Suchen im Gestrüpp sind von Vorteil. Auch sollte man u.a. den Regenschutz nicht vergessen und sich dem Klima entsprechend anziehen. Je nach Intensität, mit der das Geocaching betrieben wird, kann die Ausrüstung zunehmen. Für die Suche umfangreicher, schwieriger Caches benötigt man manchmal eine entsprechend hochwertigere Ausrüstung. Typische Ausrüstungsgegenstände für Geocacher sind zum Beispiel:

39

Theoretische Grundlagen

Rucksack Notizzettel Landkarte + Kompass Radhandschuhe Multi-Tool Messer Kugelschreiber Digitalkamera Handschuhe Helm Smartphone Uhr Mountainbike GPS und Batterien Taschenlampe Abbildung 12: Beispiele der Ausrüstung beim Geocaching

Der erste Schritt, um Geocaching zu betreiben, ist sich auf einer der verschiedenen Geocachingplattformen anzumelden. “Mit der Erstellung eines Benutzerkontos wählt der Nutzer ein Pseudonym, mit dem sein virtuelles Ich identifiziert werden kann.” (TELAAR 2007, S.9) Die Koordinaten der Caches findet man auf der Internetplattform. Man kann hier nach Region und Cacheart seine Auswahl treffen. Auf der Beschreibungsseite des Cache (Listing) sind alle Informationen zur erfolgreichen Cachesuche angegeben. Auch haben alle Geocacher, welche den Cache bereits gefunden haben, den Cache geloggt. Man muss also nur die Koordinaten des aufzusuchenden Caches in sein GPS-Gerät eingeben. Zusätzliche Bilder oder Beschreibungen sollte man sich aufschreiben oder ausdrucken, 40

Theoretische Grundlagen

um unterwegs nochmals darauf zurückgreifen zu können. Dann begibt man sich ins Gelände und sucht anhand der im GPS-Gerät eingegebenen Koordinaten den Cache. Der Fund eines Cache hängt natürlich von seinem Schwierigkeitsgrad ab (z. B. Art des Verstecks). Auch das Gelände und die Größe spielen hier eine entscheidende Rolle. Aufpassen sollte man auch, das die Nicht-Geocacher (Muggle10) einem nicht beim Fund zusehen. Um zu verhindern, dass der Cache von Unbeteiligten beschädigt oder gestohlen wird, gilt der Grundsatz, Cacheverstecke geheim zu halten und auch möglichst unbeobachtet aufzusuchen. In der Nähe des Caches angekommen, wird die Suche eigentlich erst schwierig. Das GPS-Gerät leitet einen schließlich nur bis auf die letzten Meter ans Ziel. Vor Ort muss man dann selbst etwas suchen. Besonders wenn der Schatz im dichteren Wald oder nahe an Gebäuden platziert ist, kann die Genauigkeit des GPSGeräts durch die Abschattung der Satelliten nachlassen (siehe RIDDER 2008, S.103)11. Der eigene Erfahrungsschatz kann auch einen bedeutenden Einfluss auf die Zeit und den Aufwand haben (siehe TELAAR 2007, S.10). Nachdem der Cache gefunden ist, trägt der “Finder” sich ins Logbuch ein. Hier sollte man auch sein Pseudonym, das Datum und die Uhrzeit des Fundes eintragen. Gegenstände können ausgetauscht werden. “Wahre Schätze sind natürlich nicht im Cache versteckt. Für Kinder ist der ‘Schatz’ jedoch äusserst wichtig und sie sind enttäuscht, wenn nur etwas Ramsch im Cache liegt.” (SADEWASSER 2008, S.87) Vor dem Verlassen des Fundortes, wird der Cache wieder genauso zurückgelegt, wie man ihn vorgefunden hat.

10

In den Harry Potter Filmen heißen die Personen Muggles, die weder über eine magische Abstammung

noch über magische Fähigkeiten verfügen. 11

Details über die Genauigkeit der GPS-Geräte wurden in den Kapiteln 2.1.3. und 2.1.4 beschrieben.

41

Theoretische Grundlagen

Zuhause wird dann der Cache geloggt, was soviel heißt wie ihn als gefunden auf der Internetseite bekanntzugeben. Der “Finder” hat hier auch die Möglichkeit dem Cachebesitzer und auch anderen Geocachern ein Feedback über den Cache zu geben. Der Austausch unter Cachern ist also auch auf diesen Internetplattformen möglich.

2.3.5. Cachetypen Um eine bessere Übersicht zu gewährleisten, wurden die Caches in verschiedene Typen unterteilt. Jeder Cachetyp hat auch sein eigenes Bild (Icon). Es folgen nun kurze Erklärungen über die elf häufigsten Arten von Caches, die es bei Geocaching.com gibt12. (vgl. GRÜNDEL 2007, S.19 ff). Natürlich existieren noch andere Cachetypen, allerdings sind die für den Schulsport weniger wichtig und werden somit nicht genauer beschrieben.  Traditional Der „Traditional“ ist der ursprünglichste und einfachste Cachetyp. Er liegt genau an denen im Internet veröffentlichten Koordinaten. Er besteht aus einem Behälter, in dem mindestens ein Logbuch vorhanden ist. Je nach Größe des Caches enthält er auch Tauschgegenstände. Diese Art von Cache ist sehr verbreitet und wie bereits angedeutet kann man sie in verschiedene Schwierigkeitsgrade einstufen. Caches, die man mit dem Auto erreichen kann, werden auch als Drive-in bezeichnet. In Luxemburg sind die Mehrheit der versteckten Caches „Traditionals“.

12

Zur Vereinfachung der Erklärungen und des Bekanntheitsgrades wegen wird in dieser Arbeit immer die

Webseite Gecaching.com als Internetportal genutzt. Andere Cacherseiten sind z.B. Navicache.com und Opencaching.de.

42

Theoretische Grundlagen

 Multi-Cache Beim „Multi-Cache“ sind die im Internet veröffentlichten Koordinaten der Startpunkt von dem man dann zum eigentlichen Cache gelangt. Dieser Cachetyp besteht aus mehreren, in der Anzahl nicht beschränkten Teilen und die Cachestationen werden an unterschiedlichen Stellen versteckt. Mehrere Stationen (Stages) sind also notwendig, um das Cacheversteck zu finden. Die Koordinaten des finalen Caches ergeben sich meistens durch Hinweise, die der Geocacher an den einzelnen Stationen findet. Der finale Cache ist oftmals ein traditioneller Cache. Den Variationsmöglichkeiten und dem Ideenreichtum des Auslegenden sind dabei keine Grenzen gesetzt, was zu einer großen Vielfalt unterschiedlicher „Multi-Caches“ führt. Oftmals sind die Stationen mit dem Erzählen einer Geschichte verbunden, führen an interessanten historischen Stätten entlang, durch Naturräume, oder haben die Charakteristik eines Stadtrundgangs (siehe TELAAR 2007, S.12). Eine besondere Form von Multi-Caches sind die „Night-Caches“. Hier können die Stationen und Hinweise nur in der Dunkelheit wargenommen werden (z. B. durch Reflektoren, blinkende LEDs, Lichtschranken).  Mystery-Cache Beim „Mystery-Cache“, auch noch „Puzzel-Cache“ genannt, muss man zunächst ein Rätsel lösen, bevor man sich auf die Suche begeben kann. Die im Internet veröffentlichten Koordinaten entsprechen nämlich weder denen des eigentlichen Caches noch denen eines Startpunktes von einem „Multi-Cache“. Die durch das Lösen eines Rätsels ermittelten Koordinaten können dann direkt zum Cache führen oder zum Startpunkt eines „Multi-Cache“ mit anschließenden Stationen. Die zu lösenden Rätsel sind von sehr unterschiedlicher Art und auch Schwierigkeit: komplizierte

Rechnungen,

trigonometrische

Aufgaben,

Literaturfragen,

Internetrecherchen, Bilderrätsel, Sudokus, Entschlüsselungen usw..

43

Theoretische Grundlagen

 Letterbox Hybrid „Letterboxing“ ist eine weitere und ältere Variante der Schnitzeljagd.13 Die Letterbox, oft tatsächlich ein Briefkasten, muss allein durch die Beschreibung von Hinweisen oder mit Hilfe eines Kompasses lokalisiert werden. Es werden also keine Koordinaten angegeben. In der Letterbox befindet sich neben dem Logbuch auch einen Stempel, der nicht als Tauschgegegnstand gilt, sondern benutzt werden kann um den Besuch festzuhalten.  (Mega) Event und Cache-In-Trash-Out-Event Alle Arten von Treffen fallen unter „Event-Caches“. Sie müssen natürlich mit Geocaching zu tun haben. Beim „Event-Cache“ handelt es sich um ein Treffen von Geocachern für Geocacher, um sich auszutauschen und um gemeinsam cachen zu gehen. Diese Treffen werden spätestens zwei Wochen oder frühestens drei Monate im Voraus im Internet publiziert. Sobald ein solches Treffen einen Umfang von mehr als 500 Teilnehmern erreicht, wird es von Groundspeak Inc14. als „Mega-Event“ ausgewiesen. Die dritte Variante ist das „Cache-In-Trash-Out-Event“ („CITA-Event“). Hier treffen sich Geocacher, um in einem ausgewählten Gebiet Müll einzusammeln. Meistens wird nach dem Säubern ein Erinnerungscache gelegt.

13

Siehe hierzu Kapitel 2.5.

14

Groundspeak Inc. ist der Betreiber des führenden Internetportals Geocaching.com (siehe Kapitel 2.2.).

44

Theoretische Grundlagen

 Virtual-, Webcam-, Earth und Locationless-Cache Bei diesen vier Caches gibt es keinen Cachebehälter also auch kein Logbuch. Bei einem „Virtual-Cache“ handelt es sich um einen dauerhaft existierenden Punkt auf der Erde, an dem aber kein Cachebehälter versteckt ist. Meistens stecken einfache oder komplizierte Knobel-, Rechen- oder Wissensaufgaben dahinter und die Logerlaubnis gibt es erst, nachdem der Sucher dem Owner ein Foto von diesem Punkt vorgezeigt hat. Bei dem „Webcam-Cache“ muss der Cacher sich ins Sichtfeld einer angebrachten Webkamera begeben und kann dann mit dem Beweisfoto diesen Cache loggen (siehe HOËCKER 2008, S.105). „Earth-Caches“

dienen

zur

Vermittlung

geologischen

oder

umweltbewussten Wissens. Sie sind der Art nach Traditionals mit nur einer Zielkoordinate. Man findet keinen physischen Cache. Geloggt wird ein selbst gemachtes Foto zur Bestätigung des Besuches, bzw. die Beantwortung zugehöriger Earth-Cache Fragen. Zielorte sind besondere geologische oder naturwissenschaftliche Plätze. Der „Locationless-Cache“ ist ein Cache, der keine festen Koordinaten hat. Hier sucht man nach Objekten (z.B. eine gelbe Telefonzelle, ein spezielles Tier im Zoo…) oder nach verschiedenen Themen. Deren Koordinaten werden dann zusammen mit einem Foto in dem Log veröffentlicht.

2.3.6. Cachegrößen Im Laufe der Zeit haben sich 5 Richtgrößen etabliert, die die verschiedenen Größen der versteckten Behälter definieren (vgl. SADEWASSER 2008, S.66ff). Die Größe des Behälters bestimmt, wo der Cache versteckt und auch was alles in ihm abgelegt werden kann (z. B. Logbuch, Tauschgegenstände…). 45

Theoretische Grundlagen

 Nanocache Ein „Nanocache“ ist ein sehr kleiner Behälter, mehr oder weniger um die 1 cm Länge oder Durchmesser. Da kein Platz ist für ein Logbuch enthält er meistens nur einen kleinen Zettel zum loggen. Oft werden diese Nanocaches an belebten Plätzen mittels Magnet an Geländern, Denkmälern, Bushaltestellen, Schildern oder anderen Bauteilen befestigt.

Abbildung 13: Beispiel eines Nanocaches

 Microcache Der „Microcache“ ist meistens ein PET-Rohling oder eine 35mm Filmbox von einem Negativ- oder Diafilm. Er ist sehr klein und enthält dementsprechend nur kleine Gegenstände und ein Minilogbuch. Seine Größe erlaubt es ihm an sehr kleinen Verstecken abgelegt zu werden. Auch stark besuchte Orte können als Location in Frage kommen, denn der Cache kann schnell entnommen und wieder versteckt werden, ohne dass Muggles15 etwas davon mitbekommen.

15

Nicht-Geocacher

46

Theoretische Grundlagen

Abbildung 14: Beispiel eines Microcaches

 Small Cache Der „Small Cache“ ist größer als ein Microcache und besteht meistens aus einer Plastikdose (Frischhaltedose) oder einer alten Munitionskiste. Diese Cachegröße kann bis zu 1,5 Liter fassen. In ihm findet man Logbuch und ganz oft auch Tauschgegenstände.

47

Theoretische Grundlagen

Abbildung 15: Beispiel eines Small Caches

 Regular Cache Der „Regular“ ist wohl der am meist versteckte Cache. Die Größen der Behälter sind unterschiedlich und rangieren zwischen 1,5 und 20 Liter Fassungsvermögen. Munitionskisten, Keks- oder Plastikdosen sind gern genommene Behälter die sich nur halbwegs gut im Gelände unter Steinen, Baumstämmen oder kleinen Vorsprüngen verstecken lassen. Oft ist der Cache mit einer Plastiktüte umhüllt, um ihn vor Nässe zu schützen. Logbuch und Inhalte des Caches werden auch oft in wasserdichten Tüten verpackt.

48

Theoretische Grundlagen

Abbildung 16: Beispiel eines Regular Caches

 Large Cache Unter „Large Cache“ fallen alle Behälter, die größer als 20 Liter sind. Oft sind es die Hauptcaches in einem Multi-Cache und sie bestehen aus Regentonnen, Kisten, Wannen, Koffern und sogar Schränken.

49

Theoretische Grundlagen

Abbildung 17: Beispiel eines Large Caches

2.3.7. Trackables In den Caches ab der Größe Small können außer den Tauschgegenständen auch „Trackables“ enthalten sein. Dies sind Gegenstände, die von Geocachern von einem Cache zum andern getragen werden und wo der zurückgelegte Weg dann später online protokolliert wird. Zu den verbreitesten und daher auch bekanntesten „Trackables“ zählen die „Travelbugs“ und die „Geocoins“.

50

Theoretische Grundlagen

Ein „Travelbug“, wörtlich ein reisender Käfer, ist also ein Gegenstand der auf Reise geschickt wird. Oft handelt es sich um ein Spielzeug das mit einer Metallplakette ausgestattet ist, die über eine individuelle Bezeichnung (Tracking-Nummer) verfügt. Mit diesem Code sind sie auf Geocaching.com registriert und man kann nach dem Fund nachlesen welche Mission der „Travelbug“ von seinem Owner bekommen hat. Diese Missionen können sehr unterschiedlich sein. Der Besuch einer speziellen Stadt oder die Reise in ein gewünschtes Land und wieder zurück sind typische Beispiele für eine „Trackable“ Mission.

Abbildung 18: Gefundener Travelbug beim Geocaching

Die Regel sagt, wenn ein „Trackable“ aus einem Cache mitgenommen wird, sollte man ihn spätestens 14 Tage danach wieder in einem anderen Cache ablegen und so die Mission unterstützen (siehe GRÜNDEL 2007, S.28 ff).

51

Theoretische Grundlagen

„Geocoins“ funktionieren nach dem gleichen Prinzip wie „Travelbugs“. Auch sie werden von den Geocachern von Cache zu Cache getragen mit einer ganz bestimmten Mission. Bei einem „Geocoin“ spricht man von einem Gegenstand, der einer Münze sehr ähnlich sieht.

Diese

Münzen,

aufwändig

produziert

und

individuell

gestaltet

von

unterschiedlichen Herstellern, sind seltener aufzufinden als „Travelbugs“ und daher auch begehrter (siehe GRÜNDEL 2007, S.30 ff).

Abbildung 19: Geocoin aus Luxemburg

„Für viele Geocacher ist das Sammeln von Geocoins ein wichtiger Bestandteil des Hobbys.“ (TELAAR 2007, S.11) Es kommt auch vor, dass Cacher den Verlust ihrer „Trackables“ melden. Dies kann vorkommen, wenn der “Finder” des Gegenstandes nicht erkannt hat, dass es sich um einen „Trackable“ handelt und diesen behält oder Münzsammler“ die Coins bewusst behalten, um ihre Privatsammlung zu ergänzen. Aus diesem Grund schicken Geocacher

52

Theoretische Grundlagen

laminierte Kopien der Münzen auf Reise und behalten die Original-Coins nur zur eigenen Ansicht.

2.4.

Geocaching in Luxemburg

Die Internetseite Geocaching.com erlaubt es einem die genaue Anzahl der Caches pro Land herauszufinden. Auch die Anzahl der verschiedenen Cachetypen pro Land sind auffindbar. Interessant ist der Vergleich von Luxemburg mit den Nachbarländern Deutschland und Frankreich. Man kann deutlich einen Goacachingboom in Luxemburg feststellen, was meine einleitende Aussage bestätigt, dass das Geocachingfieber in Luxemburg längst ausgebrochen ist.

53

Theoretische Grundlagen Tabelle 1: Häufigkeit unterschiedlicher Cachetypen in Luxemburg, Deutschland und Frankreich

Luxemburg

Deutschland

Frankreich

2586

357050

543964

Fläche17 (in km²) Cachetyp

16

Anzahl

Anteil

Anzahl

Anteil

Anzahl

Anteil

1) Traditional

1181

51,50%

156852

59,98%

36829

78,68%

2) Multi-Cache

465

20,28%

43551

16,65%

4296

9,18%

3) MysteryCache

616

26,86%

56138

21,45%

3743

8,00%

4) Total Caches

2293

0,89 Caches/ km2

261519

0,73 Caches/ km2

46811

0,09 Caches/ km2

Summe 1+2+3

2262

98,65%

256541

98,09%

44868

95,85%

Einwohner18 Cache pro 1000 Einwohner

474413

82310000

60656176

4.833

3.177

0.772

In allen 3 Ländern ist der „Traditional“ der am häufigsten versteckte Cachetyp. In Luxemburg und in Deutschland gibt es mehr „Mystery-Caches“ als „Multi-Caches“. In Frankreich hingegen ist die Anzahl der „Multi-Caches“ etwas höher als die der „MysteryCaches“. Man sieht auch, dass diese 3 Cachetypen in allen 3 Ländern über 95 % der Gesamtcaches ausmachen. In Luxemburg ist der Anteil des „Multi-„ und des „MysteryCaches“ deutlich höher als in Deutschland. Man kann also feststellen dass diese Cachetypen die luxemburger Geocacher stärker ansprechen. In Frankreich ist die Anzahl der „Traditional“ Caches mit 78,68 % deutlich höher als in den beiden andern Ländern.

16

Datenquelle Groundspeak Inc.– Datenstand August 2012

17

Aus: http://www.auslandsjahr.eu/wie-gross-sind-die-laender-europas/

18

Aus: http://www.auslandsjahr.eu/wieviele-einwohner-haben-die-laender-europas/

54

Theoretische Grundlagen

Mitte August 2012 waren in Luxemburg 2293 Caches registriert. Das Land Luxemburg hat eine Fläche von 2568 km2, was bedeutet, dass bisher durchschnittlich 0,89 Caches pro km2 versteckt wurden. Dieser Wert ist bei uns etwas höher als im Nachbarland Deutschland (0,73 Caches/km2) und viel höher als in Frankreich (0,09 Caches/km2). Vergleicht man die bestehenden Caches mit der Einwohnerzahl der drei Länder, sieht man, dass auch hier Luxemburg der Spitzenreiter ist: Mit 4,833 Caches pro 1000 Einwohner liegen wir vor Deutschland (3,177 Caches pro 100 Einwohner) und deutlich vor Frankreich (0,772 Caches pro 100 Einwohner). Frankreich ist also ein Land, in dem das Geocachen noch nicht so verbreitet ist.19 Es bestehen aber nicht nur Unterschiede im Verlgeich zu den Nachbarländern. Auch regional sieht man Unterschiede in der Cachedichte. Besonders in den dichter besiedelten Räumen wie Luxemburg-Stadt und dem Süden des Landes sind in Bezug auf die vorhandene Fläche überduchschnittlich viele Caches versteckt. Der Süden Luxemburgs gilt für Insider als Hochburg des Geoaching (Abb.20).

19

Es findet sich kaum französiche Literatur über Geocaching, was schlussendlich dazu geführt hat, dass

diese Arbeit auf Deutsch und nicht wie anfangs geplant auf Französisch geschrieben wurde.

55

Theoretische Grundlagen

Abbildung 20: Cacheverbreitung in Luxemburg

20

In Luxemburg gibt es auch einen Geocaching-Shop21 und eine Geocachingplattform. Auf der Internetseite www.geocache.lu kann man sich über Geocaching in Luxemburg informieren und austauschen.

20

DatenquelleGroundspeak Inc.– Datenstand August 2012

21

Siehe: www.adventure-line.eu

56

Theoretische Grundlagen

2.5.

Vergleich mit Letterboxing und Orientierungslauf

Bei „Letterboxing“ und Orientierungslauf handelt es sich um Freizeibeschäftigungen, die dem Prinzip des Geocachings sehr ähnlich sind, wobei „Letterboxing“ sogar als Vorläufer des Geocachings angesehen wird. Es ist ein altes Geländespiel, dessen Entstehung auf das Jahr 1854 zurückgeht, als ein Engländer im Dartmoor Nationalpark eine Glasflasche mit seiner Visitenkarte versteckt und andere Wanderer ermutigt hat, dort ebenfalls ihre Visitenkarten zurückzulassen. Auch hier werden also Behälter versteckt. Diese werden allerdings nicht mit der Unterstützung eines GPS-Gerätes aufgesucht, sondern mit der Hilfe von verschiedenen Hinweisen (clues), Karte und Kompass. Später wurden die Flaschen durch Blechdosen ersetzt und darin ein Buch gelegt, in dem sich die “Finder” dieser Boxen (Letterbox) eintragen konnten. “Letterboxing“ ist bis heute in Großbritannien sehr verbreitet. „In keinem anderen Land gibt es eine so ausgeprägte Gemeinschaft und eine so große Dichte an Letterboxen.“(TELAAR 2007, S.17) Heutige Letterboxen enthalten jeweils einen eigenen Stempel und ein Logbuch, in das sich der “Finder” mit seinem persönlichen Stempel einträgt. Zusätzlich kann der “Finder” den in der Letterbox befindlichen Stempel in sein persönliches Logbuch eintragen. Die Hinweise zu den Letterboxen werden mündlich, schriftlich wie zum Beispiel in Buchform oder inzwischen auch über das Internet weitergegeben. Da beide Freizeitaktivitäten sehr ähnlich sind, kombinierte Groundspeak Inc. beide Hobbys, indem sie den Cachetyp mit der Bezeichnung „Letterbox Hybrid“ ins Leben riefen. Bei diesem Cache werden sowohl die Eigenschaften eines Geocaches als auch die einer Letterbox gewährleistet (siehe TELAAR 2007, S.17). Der Orientierungslauf häufig auch kurz OL genannt, ist eine Laufsportart, bei der mit Hilfe von Landkarte und Kompass eine nur durch einzelne Kontrollpunkte festgelegte Strecke im Gelände durchlaufen wird. Da der Läufer selbst die für ihn optimale Route finden muss, wird der OL auch als Denksport bezeichnet. Er vereinigt in sich auf einzigartige Weise mentale Fertigkeiten und physisches Können. Um die Gegner in Schach zu halten, 57

Theoretische Grundlagen

braucht man neben körperlicher Fitness auch ein hohes Maß an kognitiver Leistung und die Fähigkeit sich genau zu orientieren ist von übergeordneter Bedeutung (siehe BRATT 2002, S.8). Der Orientierungslauf entwickelte sich insbesondere zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Norden Europas. Er wird heute weltweit betrieben; die höchste Popularität hat er nach wie vor in Skandinavien (siehe HABERKORN 2004, S.8). Gewisse Parallelen mit dem Geocaching sind auch beim OL vorhanden. Beide finden in der freien Natur statt und es geht darum die bestmögliche Route zu einem Ziel zu finden. Im OL ist allerdings kein GPS-Gerät erlaubt, die Kontrollpunkte sind gut sichtbar und nicht versteckt wie die Caches beim Geocaching (siehe MCNAMARA 2004, S.17). Man darf sich nur mit der Hilfe von Kompass und Karte orientieren. Im Gegensatz zum Geocaching wird der OL vorranging als Wettkampf betrieben. Es geht darum, die Strecke schneller zurückzulegen als seine Gegner, was beim Geocaching nicht der Fall ist. Hier redet man nicht von Gegnern und man steht folglich nicht unter Zeitdruck. OL ist eine Sportart, welche u.a. auch im Schulsport verbreitet ist.22 Alle zwei Jahre werden ISF23 Meisterschaften im OL ausgetragen und 2010 fand in Borlänge (Schweden) die 17te Universitätsweltmeisterschaft im Orientierungslauf statt24. Nach TELAAR (2007) könnten sowohl Geoaching als auch der Orientierungslauf und das Letterboxing als Geländespiele definiert werden: “Geländespiele definieren sich daduch, dass sie überwiegend im Freien stattfinden und dass bewusst natürliche und bauliche Gegebenheiten in das Spiel einbezogen werden. (…) Sie werden in der Regel von einem oder mehreren Personen durchgeführt, die entweder konkurrierend oder gemeinsam versuchen, ein Zeil zu erreichen.” (TELAAR 2007, S.17)

22

OL ist als Sportart im vorigen offiziellen Programm für den Schulsport wiederzufinden.

23

International School Sport Federation (ISF)

24

Siehe Anhang A

58

Theoretische Grundlagen

2.6.

Faszination Geocaching

Die Frage, die hier aufkommt ist, warum das Geocachen so schnell eine so große Beliebtheit erlangt hat. Die Motivation für dieses Spiel kann nach TELAAR (2007, S.18ff) verschiedene Gründe haben:  Die Suche nach dem Abenteuer Beim Geocachen bewegt man sich in der freien Natur. Wer hat als Kind oder Jugendlicher nicht gerne Schätze gesucht und spannende Abenteuer erlebt? Das Geocaching erlaubt es einem, sich in diese Zeit zurückzuversetzen. Caches zu suchen, Rätsel zu lösen und die verschiedenen handwerklichen Cachekreationen und Versteckmöglichkeiten ausfindig zu machen sind der besondere Reiz beim Geocaching. Des Weiteren kommt hinzu, dass man als Geocacher immer versucht, nicht erkannt oder entdeckt zu werden. Von NichtGeocachern gefundene Caches werden oft zerstört. Deshalb ist es wichtig im Geheimen zu agieren, was für einen zusätzlichen Reiz und einen besonderen Nervenkitzel sorgt.  Das erfolgreiche Loggen eines Caches Es ist schon so, dass ein erfolgreicher Abschluss einer Cachesuche ein gewisses Glücksgefühl entfacht, insbesondere wenn es sich um einen schwierigeren Cache handelt wie z.B. Mystery- oder Multi-Cache oder ein Traditional mit einem hohen Gelände und/oder Schwierigkeitsgrad. Auch die Größe und der Inhalt des Cache kann hier eine entscheidende Rolle spielen. Es ist also die Kreativität des Cachebesitzers, die uns immer wieder anspornt neue Caches aufzusuchen und zu loggen.  Der Lerneffekt Beim Geocaching lernt oder übt man den Umgang mit der modernen Technologie wie dem Internet und dem GPS-Gerät. Man setzt sich mit dem Satellitensystem, den Koordinaten und den Längen- und Breitengraden auseinander. Da die Caches oftmals an Plätzen versteckt sind, die dem Nutzer vorher unbekannt waren, lernt er verschiedene Umgebungen, Orte und den Naturraum besser kennen. 59

Theoretische Grundlagen

Öfters sind Mystery- und Multi-Caches verknüpft mit verschiedenen Wissensbereichen und das Loggen der Caches verlangt eine gewisse geistige Betätigung. Geocachen fördert also auch das Anwenden kognitiver Fähigkeiten in der Praxis.  Der soziale Aspekt Ein gemeinsames Hobby verbindet. Somit kommt es vor, dass das Geocaching zur kollektiven Wochenendbeschäftigung wird, ob bei gutem oder schlechtem Wetter. Da Caches oft zusammen mit der Familie oder mit Freunden aufgesucht werden, wird die Gruppenzugehörigkeit gefördert. Kontakt findet auch auf den verschiedenen Internetseiten, Homepages, Blogs und Foren25 statt. Hier werden im Netz Kontakte geknüpft, Bekanntschaften aufgebaut und Freundeskreise gefunden. Diese virtuelle Kommunikation ist besonders in Zeiten von social Network und online Spielen nicht zu vernachlässigen und dürfte für die Schüler, wie bereits erwähnt, sehr reizvoll sein.  Der sportliche Aspekt In Verbindung mit einer Cachesuche kann das Wandern wieder zu neuem Leben erweckt werden. LANGE bezeichnet das Cachen sogar als „überaus attraktive Variante des Wanderns“ (siehe LANGE 2012, S.26). Jedoch ist Geocaching nicht für jedermann mit einer Familienerlebnistour verbunden. Einige praktizieren die Cachesuche auch als Sport. Die Angabe der Fundzahl auf der eigenen Homepage spornt sie an, die Statistiken der gefundenen Caches in die Höhe zu treiben. Gewisse Zielsetzungen wie so viel gefundene Caches an einem Tag oder in einem Monat oder das Erstfinden eines Cache (first to find, FTF) können den Ehrgeiz antreiben. Als Premium Mitglied bei Geocaching.com wird eine Caching-Chronologie geführt: Funde pro Jahr oder Monat, Funde an jedem einzelnen Tag

25

Wie z.B. Groundspeak Inc. oder www.geocache.lu.

60

Theoretische Grundlagen

des Jahres, gefundene Cachetypen, gefundene Behältertypen, Schwierigkeit und Gelände der gefundenen Caches sind Beispiele der hier geführten Statistik. Die sportliche Betätigung ist zwangsläufig abhängig von der Schwierigkeit des Geländes (T5). Für manche Caches sind Kletterausrüstungen notwendig.

Abbildung 21: Loggen des T5 Caches “Tarzan” im Parc Le’h

61

Theoretische Grundlagen

Auch Taucherausrüstungen sind manchmal notwendig, um an einen Cache zu gelangen. Ein Beispiel hierfür ist der T5-Cache „The diving cow“, der sich unter Wasser in der aufgestauten Sauer nahe Lultzhausen befindet.

Abbildung 22: Listing von “The diving cow” auf Geocaching.com

62

Theoretische Grundlagen

Geocaching kann auch mit dem Fahrrad, Auto, Motorrad oder Boot betrieben werden, wobei bei den letzteren drei die körperliche Betätigung auf der Strecke bleibt.

63

Geocaching und Schulsport

3. Geocaching und Schulsport Es deutet sich an, dass das Geocaching eine sehr komplexe Aktivität ist und vielfältige Möglichkeiten zur Thematisierung im Unterricht gegeben sind. Das Geocaching in den Schulsport einzuführen, erscheint demnach nicht uninteressant. Der beschriebene theoretische Background und die naheliegenden fächerübergreifenden Facetten des Geocachings lassen auf einen Inhalt schließen, welcher als guter Nährboden für die in neueren Lehrplänen geforderte Kompetenzorientierung dient. Durch das Entwickeln diverser Thematisierungsmöglichkeiten soll in der Folge der Versuch unternommen werden die pädagogische Tauglichkeit solcher Lernzyklen nachzuweisen. Nachdem die Eigenschaften der Schultauglichkeit einer Aktivität analysiert wurden, werden verschiedene Überlegungen angeführt, die bei der Planung eines Lernzyklusses Geocaching im Schulsport relevant sind.

3.1.

Schultauglichkeit des Geocachings

„Im weiteren besteht die Funktion des Schulsports nicht in einer bloßen Übernahme moderner, freizeitsportlicher Aktivitäten, sondern sie können erst nach ihrer Überprüfung auf didaktische und pädagogische Potenzen in den Schulsport aufgenommen werden.“ (KÜßner 2002, S.44) Die Einbindung einer Freizeitaktivität in den Sportunterricht und die Aufnahme in den Sportartenkanton ist also an Bedingungen gebunden (siehe SCHUMACHER 2004, S.36ff) und bevor man Geocaching in den Schulsport einführt, muss sichergestellt sein, dass diese Freizeitaktivität seine Schulsporttauglichkeit erfüllt. In Anlehnung an SÖLL (2000, S.40) gibt es fünf Kriterien die erfüllt werden müssen und die hier schematisch zusammengefasst werden:

64

Geocaching und Schulsport

Abbildung 23: Auswahlkriterien für Inhalte des Sportunterrichts

 Realisierbarkeit Es liegt auf der Hand, dass dieses Kriterium erfüllt sein muss, um das Geocaching in den Schulsport einzuführen. Die infrastrukturellen und materiellen Voraussetzungen müssen gegeben sein und sollen somit einen adäquaten Lernprozess für alle Schüler ermöglichen (siehe SCHUMACHER 2004, S.37). Auf das Geocaching bezogen heißt das, dass sich ein geeignetes Geocachinggelände in Schulnähe befindet. Auch sollten genügend GPS-Geräte zur Verfügung stehen, damit die Schüler in vernünftigen Gruppengrößen auf Cachesuche gehen können.  Sicherheitsaspekt Für den Lehrer kann ein gewählter Unterrichtsinhalt als realisierbar gelten, wenn er allen Sicherheitsanforderungen genügt. Deshalb lassen sich Sicherheitsaspekte ohne weiteres auch unter das Kriterium der Realisierbarkeit setzen. Der Wichtigkeit zufolge werden im Punkt 3.6. die Sicherheitsaspekte beim Geocaching genauestens beschrieben. 65

Geocaching und Schulsport

 Lernprozess Jeder Unterricht, somit auch das Geocaching im Schulsport, muss bei allen Schülern einen Lernprozess initiieren. Im aktuellen Lehrplan erfolgt dies durch den Erwerb von Kompetenzen. Diese Kompetenzen umfassen Fähigkeiten und Fertigkeiten, Einstellungen und Haltungen sowie Kenntnisse (siehe MEN 2009, S.6). Es bleibt also zu prüfen, welche Kompetenzen aus den verschiedenen Kompetenzbereichen mit dem Geocaching abdecken werden. (siehe Punkt 3.2.)  Wettkampfform Damit das Geocaching als Inhalt im Sportunterricht sinnvoll zu begründen ist, muss es an der eigentlichen Spielform ansetzen, ohne jedoch die besonderen schulischen Voraussetzungen außer Acht zu lassen (siehe SÖLL 2000, S.41). Grundelemente wie die Spielidee und Geocachingregeln des eigentlichen Geocachingspiels sollen also intakt bleiben und auch im Schulsport respektiert werden. Das Cachen kann jedoch anders gestaltet werden, um den pädagogischen Anforderungen gerecht zu werden.  Lehrerkompetenzen Auch der Lehrer muss Kompetenzen besitzen, denn ohne das nötige Grundlagenwissen sowie die nötigen Grundfertigkeiten kann kein Unterricht ernsthaft programmiert werden. Unter anderem soll diese Arbeit den Lehrern, die weniger Erfahrung mit dem Geocaching haben, dazu verhelfen einen Einblick in das Geocaching im Schulsport zu bekommen. Erst wenn jeder dieser fünf Kriterien erfüllt ist, kann Geocaching als Schulsporttauglich angesehen werden. 3.2.

Allgemeine Aspekte des Geocachings als Thema des Schulsports

„Nach mindestens einem Jahrhundert des Sitzlernens liegt die Zukunft des Lernens wieder im Unterwegssein in der Natur mit einfachen Mitteln. Alle Forschungsergebnisse sprechen dafür, dass im Handeln durch Anschaulichkeit und 66

Geocaching und Schulsport

über die Kanäle aller Sinne am meisten gelernt wird, also mit und über den Körper.“ (MICHL 2011, S.31) Der Sportunterricht scheint als wie geschaffen, um dieses handlungs- und erlebnisorientierte Lernen umzusetzen. In den leider viel zu wenigen Sportstunden wird versucht Sinne, Kopf, Herz und Körper miteinander zu verbinden und somit nicht nur die Erziehung zum Sport zu schulen, sondern auch die Erziehung durch den Sport: „[…] wo es nach Sport, Spiel und Spannung riecht, oder gar nach Aktion und Abenteuer, können wir mit dem gesteigertem Interesse von Kindern und Jugendlichen rechnen. Wer etwas gemeinsam erlebt hat, hat sich auch etwas zu erzählen.“ (MICHL 2011, S.31) Ziel des Sportunterrichts sollten nicht nur die Entwicklung und Verbesserung der körperlich-motorischen Fähigkeiten bei den Schülern sein, sondern auch die Persönlichkeitsentwicklung der jungen Heranwachsenden. Es gilt also herauszufinden ob die Outdooraktivität Geocaching mit seinen diversen pädagogischen Möglichkeiten in den neuen Lehrplan hineinpasst. Vier der sechs angegebenen formalen26 Kompetenzbereiche (MEN 2009, S.6) können mit der Aktivität Geocaching im Schulsport behandelt werden: 

KB1 (Kompetenzbereich 1): Gesundheits- und wahrnehmungsorientierte Bewegungshandlungen



KB2: Soziale und integrative Bewegungshandlungen



KB3: Könnens- und leistungsorientierte Bewegungshandlungen



KB6: Erlebnis- und wagnisorientierte Bewegungshandlungen.“

Was sind die pädagogischen Möglichkeiten? Im Folgenden werden die Erwartungen der verschiedenen

26

Kompetenzen

innerhalb

der

Kompetenzbereiche

genauestens

Nicht an Inhalte gebunden

67

Geocaching und Schulsport

beschrieben und es wird festgestellt, inwiefern sie sich mittels des Inhaltes Geocaching im Schulsport thematisieren lassen.

3.2.1. Gesundheits- und wahrnehmungsorientierte Bewegungshandlungen “Bewegung, Spiel und Sport tragen durch vielfältige Anforderungen dazu bei, die Wahrnehmungsfähigkeit zu differenzieren und damit auch die allgemeine Lernfähigkeit zu unterstützen. Bewegungshandlungen ermöglichen […] primäre sinnliche Erfahrungen in Bezug auf den eigenen Körper, die materiale und soziale Umwelt, die für die Entwicklung eines positiven Selbstkonzepts bedeutsam wird.“ (MEN 2009, S.9) Die Schüler sollen die Bedeutung von Bewegung und Sport für die eigene Gesundheit erkennen, den eigenen Körper besser kennenlernen, Körpersignale deuten und verantwortlich mit dem eigenen Köper umgehen. Hier bieten sich natürlich Freizeitaktivitäten wie das Geocaching an, um solche körperlichen Erfahrungen zu initiieren. Ein Aufenthalt in der freien Natur ist für viele Schüler nicht mehr alltäglich27. Auch weckt vielleicht die Bewegung, im Zusammenhang mit dem Geocaching, bei manchen das Interesse auch außerhalb der Schulstunden Geocachen zu gehen. Fit zu bleiben sollte nicht immer mit dem regelmäßigen Betreiben einer institutionalisierten Sportart oder mit einem Besuch eines Fitnessstudios in Verbindung gebracht werden. Besonders Jugendlichen, die nicht regelmäßig Sport treiben, soll hier ein alternatives Bewegungsangebot zugänglich gemacht werden. Die Aufgabe des Lehrers ist es demnach, die Schüler zu begeistern und ihnen die Einsicht zu vermitteln, dass eine sportliche Aktivität einen positiven Einfluss auf den Körper haben kann. Je nachdem man das Geocaching gestaltet ist das Thematisieren verschiedener Gesundheitsaspekte ist auch bei einer Cachesuche möglich (z.B.: Kraft und Ausdauer

27

Siehe Auswertung des Fragebogens im Kapitel 4.1.

68

Geocaching und Schulsport

trainieren, Pausen einlegen bei auftretender körperlicher Müdigkeit nach einer längeren Cachesuche, die Suche der Herzfrequenz anpassen, eventuelle Pulsmessungen durchführen, die Flüssigkeitszufuhr und Nahrungszunahme nicht vernachlässigen bei einem langen Aufenthalt im Freien, die Kleidung der Wettersituation anpassen, usw. Freizeitaktivitäten wie das Geocachen können zur Verbesserung der körperlichen Fitness, sowie der Wahrnehmung und Deutung von verschiedenen Körpersignalen beitragen.

3.2.2. Soziale und integrative Bewegungshandlungen Nach dem MEN (2009) ist eine der unverzichtbaren Aufgabe des Sportunterrichts, dass: „Schülerinnen und Schüler [...] zur Kooperation, Kommunikation und Auseinandersetzung durch Partner- und Gruppenarbeit herausgefordert werden, sie an unterrichtlichen Entscheidungen beteiligt werden, sportliche Situationen selbstverantwortlich gestalten und ihre praktischen Erfahrungen reflektieren.“ (MEN 2009, S.14) Soziale Interaktionen und Handlungen sind im Sport omnipräsent. Ein

auf

Schülerinteraktionen aufgebauter Unterricht kann also gezielt benutzt werden, um die Kooperation und die Kommunikation unter Schülern zu stimulieren und gezielt zu verbessern. Diese sozial-integrativen Zusammenhänge des Bewegungshandelns können beim Geocachen geschult werden. Durch das gemeinsame Erarbeiten, Erforschen und Entdecken in kleinen Gruppen werden die Schüler dazu bewegt, sich miteinander zu verständigen und zusammen eine Aufgabe zu lösen. Ein gezielter Unterricht kann benutzt werden, um die Kommunikation und die Kooperation unter Schülern zu stimulieren und so zu verbessern. Man redet hier von kooperativem Lernen. Das Aufsuchen eines Caches in einer Gruppe ohne die Anweisungen und Hilfestellungen des Lehrers erfordert ein selbständiges und eigenverantwortliches Handeln. Um die Sicherheit zu gewährleisten gehen nie Schüler alleine auf die Suche, sondern es werden 69

Geocaching und Schulsport

immer Gruppen von mindestens zwei Schülern losgeschickt. Durch die gemeinsame Suche nach Weg und Cache und die gemeinschaftliche Nutzung des GPS-Gerätes werden Kooperation und Kommunikation gefördert. Weiter werden Gruppenmitglieder dazu angeregt, ihre Anstrengungen in den Dienst der Gruppe zu stellen um die schnellste und bestmöglichste Route zu finden. Auch beim Verstecken eines Caches gilt es, nach einer Absprache mit den anderen Gruppenmitgliedern, die Kreativität unter Beweis zu stellen und so gemeinsam eine optimale Lösung zu finden. Nach dem MEN (2009) gibt es in diesem Kompetenzbereich auch das Ziel dass: „Kinder und Jugendliche sozialintegrative Zusammenhänge des Bewegungshandelns an ihrer Bedeutung für ein gelingendes Sporttreiben und das Wohlbefinden aller Beteiligten erkennen und begreifen.“ (MEN 2009, S.14) Die

hier

aufgezählten

Kompetenzschwerpunkte,

sind

auch

beim

Geocaching

wiederzufinden. Das Einhalten und Respektieren von Regeln gilt auch für das Geocaching. Ob es sich um die aufgestellten Sicherheitsregeln handelt oder die offiziellen Regeln des Geocachings beim Loggen oder Verstecken eines Cache. Beide sind wichtig und absolut notwendig, um den Erfolg des Spiels zu gewährleisten. Die Schüler müssen sich verständigen und kooperieren und so wird schnell klar, dass das Mitwirken jedes Einzelnen wichtig für die Lösung gemeinsamer Gruppenaufgaben ist. Bei auftretenden Konfliktsituationen müssen sie in der Lage sein sich zu verständigen, den Mitschülern zuzuhören und so eine Einigung zu finden, die die Gruppe weiter bringt. Die Erfahrung, dass sich nicht alle Auseinandersetzungen ausräumen lassen und diese ausgehalten werden müssen, gehört hier selbstverständlich auch dazu: “Die Schüler bringen eigenen Bedürfnisse, Interessen und Meinungen mit den Anderen in Einklang.“ (MEN 2009, S.17) Die Schüler müssen unterschiedliche Rollen einnehmen und gestalten. Beim Geocaching kann jeder in der Gruppe eine bestimmte Rolle übernehmen und so dazu beitragen, dass die Gruppe das Ziel erreicht und den Cache ausfindig macht. Das Bedienen des GPS70

Geocaching und Schulsport

Gerätes,

das

Lesen

der

mitgegebenen

Landkarte,

das

Respektieren

der

Sicherheitsvorgaben oder einfach nur darauf aufpassen, dass das Tempo der Gruppe nicht zu hoch ist, sodass jeder folgen kann, können Aufgaben sein, um sich verantwortungsvoll bei der Cachesuche in der jeweiligen Gruppe zu betätigen. In Gruppenaktivitäten

wie

dem

Geocaching

werden

also

auch

Unterschiede

wahrgenommen. Die Schüler müssen Verantwortung für sich und andere übernehmen, indem sie Unterschiede wahrnehmen. Oftmals müssen eigene Erwartungen und Bedürfnisse zurückgeschraubt werden um den Empfindungen von Mitschülern Tribut zu zollen. Die Schwächen und Stärken der Mitschüler müssen also wahrgenommen und respektiert werden.

3.2.3. Könnens- und leistungsorientierte Bewegungshandlungen Schüler sollen erkennen, dass sich Leistungen im Sport durch Anstrengung, Übung und Training verbessern lassen. Viele Jugendliche steigern außerdem durch die regelmäßige sportliche Betätigung ihr Selbstwertgefühl. Beim Geocaching geht es hauptsächlich darum, die Teamleistung zu verbessern, wie z.B. die nötige Anstrengungsbereitschaft zu zeigen, um mit der Gruppe mitzukommen. Im Vordergrund stehen gruppendynamische Prozesse. Hier sollen in zusammengestellten, heterogenen Gruppe, die Leistungsfähigkeit der Mitschüler realistisch eingeschätzt und respektiert werden, um das gemeinsame Ziel zu erreichen. Bspw. sollte der Schüler innerhalb einer organisierten Geocaching-Aktivität nicht nur auf sich selbst achten, sondern auch auf das Wohlbefinden der anderen Gruppenmitglieder. Dabei müssen Niederlagen auch akzeptiert werden: „Sie können mit Erfolg und Misserfolg, mit Gewinnen und Verlieren, mit eigenen Emotionen und denen Anderer sensibel umgehen.“ (MEN 2009, S.20) Beim Geocaching ist es allerding so, dass auch sportlich schwächere Schüler durchaus mit Erfolg gekrönt werden können, wenn sie den Cache schneller ausfindig machen als ihre 71

Geocaching und Schulsport

Mitschüler, sei dies, durch eine bessere Orientierung, einen besseren Umgang mit den GPS-Geräten, oder einfach nur das Glück zu haben den Cache schneller zu entdecken. Nicht nur die körperliche Fitness ist ausschlaggebend, sondern auch das Köpfchen, insbesondere bei „Mystery-Caches“, die wie beschrieben mit dem Lösen von Rätseln in Verbindung stehen.

3.2.4. Erlebnis- und wagnisorientierte Bewegungshandlungen Nach dem MEN (2009) liegt der besondere Reiz von Wagnissituationen im Sport darin: „im unsicheren, spannungsreichen Ausgang zwischen Gelingen und Misslingen, in der Neugier und zugleich der Angst, die sportliche Herausforderung zu bewältigen, aber auch scheitern zu können.“ (MEN 2009, S.35) Die Jugendlichen lieben Sportaktivitäten, die mit einem gewissen Nervenkitzel verbunden sind, um sich zu beweisen und zu bewähren. Allerdings schätzt jeder die Situationen anders ein. Für den einen ist es bereits gewagt, über einen Schwebebalken zu balancieren, für den anderen ist es der Kopfsprung vom 5-Meterbrett. Die Bewältigung solcher Wagnissituationen setzt allerdings voraus, dass die Schüler sowohl die Schwierigkeiten und Risiken erkennen und angemessen beurteilen, als auch ihre eigenen Fertigkeiten und Fähigkeiten selbst einschätzen können. Eines der Ziele im Sportunterricht ist es, die Schüler mit solchen wagnisreichen Herausforderungen zu konfrontieren, damit sie das eigene Können mit der Auseinandersetzung in einer solchen Situation erproben und erweitern: In diesem Bewegungsfeld geht es darum, Gefahren richtig einzuschätzen, mit der Angst umzugehen und Verantwortung für sich und seine Mitschüler zu übernehmen. Wie spiegelt sich das beim Geocaching im Schulsport wieder? Hier gilt es weniger, sich etwas zuzutrauen, es sei denn, man sucht einen Cache in schwierigem Gelände (Terrain 4 oder 5). Erlebnis und Wagnis entstehen hauptsächlich dadurch, dass man sich als Gruppe in der freien Natur befindet, auf fremdem Gelände, teils ohne Lehrerpersonal und 72

Geocaching und Schulsport

gemeinsam versucht einen Cache ausfindig zu machen oder zu verstecken. Die Suche nach etwas, was irgendwo versteckt ist, ist immer spannend und somit mit Abenteuer verbunden. Natürlich spielt hier die Sicherheit aber auch die Sicherheitserziehung28 eine große Rolle. Während die Risiken in der Sporthalle ständig vom Lehrer kontrolliert und sicherheitsgefährdende Situationen von ihm unterbunden werden, ist dies bei der Vermittlung des Geocachings kaum realisierbar da es sinnvoll erscheint, die Schüler teils auch außerhalb des Sichtfeldes des Lehrers auf Geocachesuche zu schicken (Handeln nach allgemeinen Verhaltensregeln in unterschiedlichen Bewegungsfeldern). Es reicht nicht Sicherheitsbedingungen vorzugegeben, die dann von den Schülern eingehalten werden sollen. Der Lehrer soll auch den Schülern ein Sicherheitsbewusstsein vermitteln, das somit die Schüler zu einem sicheren Handeln im Geocaching heranführt. Sie sollen lernen mögliche Gefahrensituationen und Verletzungsmöglichkeiten zu erkennen und auch damit umzugehen. Im Falle eines Unfalls sollen die Schüler genaue Verhaltensregeln kennen und auch anwenden können. Dabei muss gewährleistet sein, dass der Lehrer innerhalb kürzester Zeit einschreiten kann. Desweiteren müssen die Schüler über gewisse Materialkenntnisse verfügen, um erfolgreich geocachen zu können, das heißt, sie müssen in der Lage sein, das GPS-Gerät ordnungsgemäß zu bedienen und die nötigen Informationen abzulesen. Bei einer Outdooraktivität, wie hier beim Geocaching, ist es wichtig diese umweltschonend zu gestalten. Die Schüler sollen über die Möglichkeiten und die Grenzen des Sporttreibens in der freien Natur informiert werden und sollen respektvoll mit dieser umgehen: Sie sollen Bewegungs- und Sportaktivitäten umweltverträglich

28

Erklärungen hierzu im Kapitel 3.6.: Sicherheitsaspekte

73

Geocaching und Schulsport

gestalten. (Fauna und Flora respektieren, Lärmpegel herunterschrauben im Wald, Abfall nicht in die Natur werfen…)

3.3. In

den

Kompetenzerwartungen beim Geocaching im Schulsport folgenden

Tabellen

werden

die

Kompetenzerwartungen

der

vier

Kompetenzbereiche, die mit dem Geocaching behandelt werden können, noch einmal zusammengefasst und übersichtlicher gestaltet (siehe MEN 2009). Diese können dann dem Thema angepasst werden und so als Lernziele für eine Unterrichtsequenz dienen. Die in den Kompetenzrastern dunkler hinterlegten essentiellen Kompetenzerwartungen sind dabei vorrangig zu behandeln. Die Buchstaben, die sich in den verschiedenen Kompetenzrastern befinden geben jeweils den Bereich des „complément au bulletin“ an, dem die behandelte Kompetenzerwartung zugeordnet werden kann. Die drei Bereiche des complément au bulletin“sind: 

A: „Agir“



B: „Interagir et coopérer“



C: „Adopter une attitude positive et engagée“

Das Geocaching fällt in den Inhaltsbereich des ersten Bewegungsfeldes: BF 1: Laufen, Springen, Werfen. Beschreibungen von Situationen die dieses Bewegungsfeld charakterisieren sind z.B. „Laufen, ausdauerndes Laufen, Suchen und Laufen (Orientierungslauf), ausdauerndes Gehen, Walking…“ (MEN 2009, S.39)

74

Geocaching und Schulsport

1. Gesundheits- und wahrnehmungsorientierte Bewegungshandlungen Kompetenzerwartungen Kompetenzschwerpunkte

am Ende der Jahrgangsstufe 6/9

am Ende der Jahrgangsstufe 4/11

am Ende der Jahrgangsstufe 1/13

Die Schülerinnen und Schüler... (1) Körpersignale deuten und angemessen handeln

(2) Körperliche Funktionsfähigkeit erhalten und steigern

(3) Gesundheitsfördende und -schädigende Wirkungen von Bewegung im Sport einschätzen

nehmen Reaktionen des Körpers bei Belastung und Erholung wahr (A und C) erbringen Ausdauerleistungen und verstehen elementare Zusammenhänge des Trainings (A und C)

reagieren angemessen auf Körpersignale bei Belastung und Erholung (A und C)

erkennen die Bedeutung der Bewegung für das physische, psychische und soziale Wohlbefinden (C)

gehen gesundheitsbewusst und eigenverantwortlich mit dem Körper um (C)

verbessern ihre Konditionellen Fähigkeiten (A und C)

Abbildung 24: Kompetenzbereich 1

75

Geocaching und Schulsport

2. Soziale und integrative Bewegungshandlungen Kompetenzerwartungen Kompetenzschwerpunkte

am Ende der Jahrgangsstufe 6/9

am Ende der Jahrgangsstufe 4/11

am Ende der Jahrgangsstufe 1/13

Die Schülerinnen und Schüler... (1) Vereinbahrungen und Regeln einhalten, verändern und gestalten

(2) Sich verständigen und kooperieren

(3) unterschiedliche Rollen einnehmen und gestalten

(4) Verantwortung für sich und andere übernehmen

erkennen die Bedeutung von Regeln (B und C)

einigen sich auf Regeln und verändern diese (B und C)

kooperieren in einer Gruppe und verfolgen gemeinsame Ziele (B und C)

bringen eigene Bedürfnisse, Interessen und Meinungen mit den Anderen in Einklang (B und C)

gestalten gemeinsam Regeln (B)

zeigen die Breitschaft Konflikte gemeinsam zu bewältigen (B und C) übernehmen verschiedene Aufgaben und Rollen (A, B und C) nehmen Stärken und Schwächen anderer wahr und gehen verantwortungsvoll damit um (B und C) gehen fair miteinander um (B und C)

stellen sich auf das Verhalten von Anderen ein (B und C)

können mit Unterschieden umgehen (B und C)

übernehmen Verantwortung für faires Verhalten (B und C)

Abbildung 25: Kompetenzbereich 2

76

Geocaching und Schulsport

3. Könnens- und leistungsorientierte Bewegungshandlungen Kompetenzerwartungen Kompetenzschwerpunkte

am Ende der Jahrgangsstufe 6/9

am Ende der Jahrgangsstufe 4/11

am Ende der Jahrgangsstufe 1/13

Die Schülerinnen und Schüler... schätzen die eigenen Fähigkeiten richtig ein (A) (2) Die eigene Leistungsfähigkeit einschätzen und mit der Leistungsfähigkeit Anderer verantwortungsvoll umgehen

schätzen die Fähigkeiten Anderer richtig ein (A)

erbringen eine gemeinschaftliche Leistung (A und B)

Abbildung 26: Kompetenzbereich 3

77

Geocaching und Schulsport

6. Erlebnis- und wagnisorientierte Bewegungshandlungen Kompetenzerwartungen Kompetenzschwerpunkte

am Ende der Jahrgangsstufe 6/9

am Ende der Jahrgangsstufe 4/11

am Ende der Jahrgangsstufe 1/13

Die Schülerinnen und Schüler... (1) Fähigkeiten und Grenzen einschätzen und angemessen handeln

(2) Gefahren erkennen, einschätzen und adäquat handeln

schätzen die eigenen Fähigkeiten realistisch ein (A und C)

loten die eigenen Fähigkeiten und Grenzen verantwortungsvoll aus (A und C)

erkennen mögliche Gefahrensituationen und Verletzungsrisiken und können damit umgehen setzen die erforderliche Ausrüstung unter Anleitung funktionsgerecht ein (A)

handeln nach allgemeinen (3) eigene Verhaltensregeln in Bewegungsaktivitäten unterschiedlichen umweltverträglich Bewegungsräumen gestalten (A und C)

verfügen über Materialkenntnisse und setzen die erforderliche Ausrüstung funktionsgerecht ein (A) wenden allgemeine Verhaltensregeln in unterschiedlichen Bewegungsräumen respektvoll an (A und C)

gestalten Bewegungs- und Sport-aktivitäten umweltverträglich (A und C)

Abbildung 27: Kompetenzbereich 6

78

Geocaching und Schulsport

3.4.

Kompetenzexegese und methodologische Aspekte

Seit dem Inkrafttreten des kompetenzbezogenen Lehrplans im Sportunterricht (2009) werden die Leistungen von Schule und Unterricht nicht mehr über Inhalte und Input gesteuert, sondern über die im Lehrplan angegebenen Kompetenzerwartungen (Standards) als Output des Unterrichts. Im kompetenzorientierten Unterricht sollen anhand dieser Unterrichtsziele das Wissen, Können (Fähigkeiten und Fertigkeiten) und Wollen möglichst anwendungsbezogen von den Schülern erworben werden (siehe NEUMANN und NEUBERGER 2012, S.69). Der Ausgangspunkt einer Geocaching Unterrichtsplanung sind demnach die in Punkt 3.3. zusammengefassten Kompetenzerwartungen, anhand derer ein didaktisch und methodisch anspruchsvoller Unterricht gestaltet werden soll. Diese im Vorfeld einer Unterrichtssequenz

ausgewählten

Kompetenzerwartungen

gelten

also

als

Unterrichtsziele und überlassen dem Lehrer große Freiheiten bei der inhaltlichen und methodischen Gestaltung des Unterrichts. Zusammenfassend kann man sagen, dass der Ausgangspunkt einer Unterrichtsplanung darin besteht festzulegen was die Schüler am Ende einer Unterrichtssequenz wissen, können und wollen sollen, d.h. jene Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten, sowie Haltungen zu beschreiben, die die Schüler benötigen, um die gestellten Aufgaben in den Unterrichtseinheiten erfolgreich bewältigen zu können (siehe NEUMANN und NEUBERGER 2012, S.70). Dieses Konkretisieren und Interpretieren der, meist in den Lehrplänen offen formulierten Standards, ist das was ZIENER als Kompetenzexegese oder auch Kompetenzauslegung bezeichnet. (siehe ZIENER 2008, S.47) Ein Beispiel einer solchen Kompetenzexegese, die auch in der später folgenden praktischen Umsetzung angewendet wird, kann wie folgt aussehen:

79

Geocaching und Schulsport

Abbildung 28: Kompetenzexegese im Geocaching

Verschiedene Thematisierungsmöglichkeiten sind beim Geocaching im Schulsport möglich. Diese hängen von der Auswahl der zu behandelnden Kompetenzerwartungen und deren Kompetenzexegese ab:

80

Geocaching und Schulsport

 Eine gesundheits-, wahrnehmungorientierte, sportliche Zielsetzung Hier werden vor allem Kompetenzen aus dem ersten und dem dritten Bewegungsfeld visiert. Um das Cachen sportlicher zu gestalten ist es wichtig die Schüleranzahl in den verschiedenen Gruppen zu minimieren, damit weniger Kommunikation und Kooperation gefordert werden, sondern vielmehr die sportliche Bewegung, also die zurückgelegte Distanz. Auch besteht hier die Möglichkeit der Differenzierung. Stärkere Schüler müssen eine größere Strecke zurücklegen als schwächere Schüler. Beispiele der praktischen Ausführung wäre das Cachen auf Zeit: man versucht so viel Caches wie möglich in einer vorgegebenen Zeit zu loggen sowie das Aufsuchen eines Multi-Caches. Nichts hindert einen daran die Schüler alleine auf Cachesuche zu schicken, es sei denn man hat nicht genügend GPS-Geräte. Die zurückzulegende Strecke kann auch laufend bewältigt werden, um den sportlichen Aspekt stärker hervorzuheben.  Eine sozial integrative Zielsetzung Zielsetzungen sind vor allem Kompetenzerwartungen aus dem zweiten Bewegungsfeld. Kooperation und Kommunikation in der Gruppe, Rollenverhalten der Schüler, Teamfähigkeit,

Verantwortungsübernahme,

Fair

Play,

Fairness,

gemeinsame

Konfliktbewältigung sowie das Verfolgen gemeinsamer Ziele sind Beispiele der Unterrichtsthematisierung. Der Gruppenprozess steht hier im Mittelpunkt. Auch kann die Gruppenzusammensetzung gruppendynamische

vom

Prozesse

Lehrer ersichtlich

explizit werden

so

gewählt

und

bspw.

werden,

dass

Teamfähigkeit,

Verantwortungsübernahme usw. bei den Schülern deutlich werden. Nicht immer müssen die Gruppen heterogen gestaltet sein. Allein eine koedukative Gruppeneinteilung kann zum Beispiel schon zur gewünschten Auseinandersetzung mit kleineren Konflikten führen und die Schüler sollen die Bereitschaft zeigen, Konflikte gemeinsam zu bewältigen. Solche Gruppenprozesse sind allerdings schwieriger zu bewerten, wobei beim Geocaching die Problematik hinzukommt, dass der Lehrer nicht immer bei jeder Gruppe sein kann. Um eine „évaluation continue“ des Schülerverhaltens beim Geocaching durchführen zu können, ist es von Vorteil, wenn der Lehrer mit dem Fahrrad unterwegs 81

Geocaching und Schulsport

ist und während der Unterrichtstunden von Gruppe zu Gruppe fährt, um ihr Verhalten zu beobachten. Mit ein wenig Erfahrung ist es möglich die Haltungen und Einstellungen der Schüler zu bewerten. Beispiele für die praktische Ausführung wären hier Caches in Gruppen aufsuchen (Traditionals, Multi-, Mystery-Caches), Caches gemeinsam kreieren, gemeinsames Erstellen von Regeln und Verhaltensregeln... Kompetenzerwartungen aus dem Bewegungsfeld Erlebnis und Wagnis sowie Wissen über das Geocaching sind zwangsläufig in jedem Unterrichtszyklus enthalten. Ohne die notwendigen Kenntnisse (Geocachingregeln, Koordinaten, Bedienen der GPS-Geräte…) ist das Cachen nicht möglich und bei jeder Cachesuche im Freien müssen immer Verhaltens- und Sicherheitsregeln eingehalten werden. Beim Geocachen werden demnach immer Kenntnisse und theoretisches Wissen in der Praxis angewendet (Theorie-Praxis-Verknüpfung). Die verschiedenen Möglichkeiten der praktischen Ausführung, die hier nur kurz erwähnt wurden, werden genauer im 4. Kapitel29 beschrieben. Auch werden in diesem Kapitel Möglichkeiten der Schülerevaluation erfasst. Die Auslegung der Unterrichtssequenz hängt zusätzlich von verschiedenen Faktoren ab wie die Schülerzahl, das zur Verfügung stehende Gelände oder dem Alter der Schüler… Auch die Wahl der Unterrichtsmethode bleibt jedem Lehrer selbst überlassen. Interessant könnte hier sein, das Geocachen mit einer Klasse als Projekt anzugehen oder die Cachesuche handlungsorientiert zu gestalten. Die Schüler müssten sich über Geocaching informieren und auch die praktische Ausführung selbst in die Hand nehmen.

29

Erfahrung der praktische Umsetzung eines Lernzyklus im Geocaching

82

Geocaching und Schulsport

3.5.

Didaktische und motivationale Aspekte

Es war unter anderem Jean Jacques ROUSSEAU, der bereits im 19ten Jahrhundert ein Erziehungskonzept ausarbeitete, in dem die Handlung an erster Stelle stand (siehe MICHL 2011, S.21). „Leben ist nicht atmen, leben ist handeln.“(ROUSSEAU 1975. S15) In einem seiner Hauptwerke „Emile oder über die Erziehung“ geht es darum, dass Emile als Kind seine Umwelt und die Natur erforscht. Er soll nichts theoretisch erfahren, sondern die Wissenschaften dann erfinden wenn sie gebraucht werden. Erlebnisse und Abenteuer in der Natur und die Auseinandersetzung mit dieser, sind für ihn die treibende erziehende Kraft. Anstatt das Kind an Bücher zu fesseln, beschäftige ich es in einer Werkstatt, wo seine Hände zum Nutzen des Geistes arbeiten; es wird ein Philosoph und glaubt nur ein Arbeiter zu sein.“ (ROUSSEAU 1975. S105) Seine Idee, dass Lernen durch Handlung, Erfahrung und Erlebnis erfolgt bekräftigte er mit folgender Aussage: „Und denkt daran, dass ihr in allen Fächern mehr durch Handlungen als durch Worte belehren müsst. Denn Kinder vergessen leicht, was sie gesagt haben und was man ihnen gesagt hat, aber nicht, was sie getan haben und was man ihnen tat.“ (ROUSSEAU 1975, S.104) Heutzutage redet man eher von „learning by doing“ oder gar Erlebnispädagogik. „Erlebnispädagogik ist eine handlungsorientierte Methode und will durch exemplarische Lernprozesse, in denen junge Menschen vor physische, psychische und soziale Herausforderungen gestellt werden, diese jungen Menschen in ihrer Persönlichkeitsentwicklung fördern und sie dazu befähigen, ihre Lebenswelt verantwortlich zu gestalten.“ (HECKMAIR 2008, S.115) Nach Luckner und Nadler (siehe LUCKNER und NADLER 1997, S.28 ff) erfolgt das Lernen nach dem Modell der Komfort- und Lernzone:

83

Geocaching und Schulsport

Abbildung 29: Lernen – zwischen Komfort- und Panikzone (LUCKNER/NADLER 1997)

Um zu lernen muss der Mensch sich aus seiner Komfortzone herausbegeben und in die Zone der Herausforderung, die Wachstumszone gelangen. „Lernen bedeutet Veränderung und Veränderungen sind für das Gewohnheitstier Mensch eine Bedrohung. Am Anfang jedes Lernens steht das Staunen, die Verwirrung, die Krise, das Problem, die Herausforderung.“ (siehe MICHL 2011, S.40) Ist das Problem jedoch zu groß, die Herausforderung unüberwindbar erfolgt kein Lernen. Man gelangt in eine Panikzone, in der das Lernen unmöglich ist. Es ist also wichtig Herausforderungen anzubieten, die die Schüler ihre Grenzen überschreiten lassen. So können Komfort- und Wachstumszone erweitert werden. Gemeinsam in einer Gruppe, mit Vertrauen in die Technik und sich selbst können die Jugendlichen den Durchbruch in die nächste Zone erlangen. Und wer diese Zone durchbricht, wird ungewohnte Situationen irgendwann der Komfortzone zurechnen.

84

Geocaching und Schulsport

Die Persönlichkeitsentwicklung beim Geocaching im Sportunterricht hängt demnach im Wesentlichen von der Aufgabenstellung ab und es ist die Aufgabe des Lehrers die Herausforderungen

für

die

Schüler

auszuwählen

und

aufzustellen.

Persönlichkeitsentwicklung und Wissensvermittlung finden hier in einem speziellen Umfeld statt, nämlich in der freien Natur (siehe GILSDORF und KISTNER 2009, S.15). Geocaching ist eine Aktivität die sich optimal eignet für interdisziplinäres Lernen. Interdisziplinarität ist für MAINGAIN und DUFOUR eine Vernetzung von verschiedenen Fächern. Sie reden von einer „mise en réseau des disciplines“ (siehe MAINGAIN und DUFOUR 2002, S.23). Es liegt auf der Hand, dass beim Geocaching Fächer wie Mathematik, Geographie und Naturwissenschaften aber auch Sprachen eng mit dem des Sportunterrichts in Verbindung stehen. Zusammenhänge aus verschiedenen Fächern bzw. deren praktischen Nutzen zu erkennen kann sich durchaus motivationssteigernd auf Schüler auswirken. Bei der Planung des Unterrichts bleibt abzuwägen, inwieweit die anderen Fächer hier eine Rolle spielen können und sollen. Vor allem mit dem Hintergrund, dass Sportlehrer in der Regel stets um einen hohen Anteil an Bewegungszeit bemüht sind, muss hier ein angemessener Kompromiss gefunden werden. Zusammenfassend kann man sagen, dass beim Geocaching im Sportunterricht versucht wird die Motivation der Schüler für die Bewegung und fürs Lernen zu steigern. Die Aspekte Interdisziplinarität, Kooperation, sowie die ungewohnte Umgebung und die modernen technischen Geräte sollen in gleicher Weise motivationssteigernd wirken.

3.6.

Sicherheitsaspekte

Die Sicherheit im Sportunterricht und besonders bei Outdooraktivitäten ist ein sehr komplexes Thema. In Bezug auf die Sicherheitsförderung muss es demnach die immanente Aufgabe des Sportlehrers und des Unterrichts sein sowohl Unfälle zu

85

Geocaching und Schulsport

vermeiden als auch den Schülern die Bedeutung von Sicherheit für ihr Wohlbefinden erfahr- und erreichbar werden zu lassen. Nach HEINTZ (2009) gibt es sechs verschiedene Bereiche, die einen Unfall verursachen können:

Abbildung 30: Mehrdimensionalität der Unfallursachen nach HEINTZ (2009)

Unfälle, die im Sportunterricht passieren, sind von einer Vielzahl von Faktoren abhängig. Auf einige dieser Faktoren kann der Sportlehrer Einfluss nehmen, auf andere weniger. Die fünf Bereiche, auf die der Lehrer mehr Einfluss hat, sind hier in blau gekennzeichnet und werden als “passive Sicherheit” definiert. Dies ist das, was man unter klassischer Unfallverhütung

versteht

wie

z.B.

organisatorische

und

sicherheitstechnische

Maßnahmen sowie Aufklärung und Belehrung der Schüler. 86

Geocaching und Schulsport

Das Schülerverhalten, hier in rosa gekennzeichnet, bezeichnet man als “aktive Sicherheit”. In diese “aktive Sicherheit” fallen u.a. die Wahrnehmungs-, Denk- und Motivationsvorgehen der Schüler, die natürlich nicht immer vom Lehrer kontrolliert werden können. Um Unfälle im Sportunterricht zu vermeiden, ist es also auch unumgänglich, Sicherheitsbewusstsein zu vermitteln, das die Schüler zu einem sicheren Handeln im Sportunterricht anleiten soll. HÜBNER (1999) sieht die Aufgabe dieser Sicherheitserziehung folgendermaßen: „Es müsse Ziel sein, auf Basis des Wissens bei den Schülern die Bereitschaft zu entwickeln, für sich und andere zu einem unfallfreien Sport beizutragen. Dazu wird es weiterhin wichtig sein Fertigkeiten zu fördern, welche in den Handlungssituationen ein sicheres Bewältigen der Aufgabe ermöglichen.“ (HÜBNER 1999) Betrachtet man diese Mehrdimensionalität der Unfallursachen sieht man, dass es wichtig ist sowohl technische, didaktische, methodische wie auch personelle Aspekte in die Sicherheitsüberlegungen mit einzubeziehen. „Wenn der Sportunterricht zu einer eigenständigen, sicherheits- und gesundheitskompetenten Lebensführung anleiten soll, so muss die Sicherheitsförderung als unterrichtsimmanente Intention angesehen werden. Daher müssen alle didaktisch- methodischen Entscheidungen für den Unterrichtsprozess auch unter sicherheitsfördernden Aspekten getroffen werden.“ (HEINTZ 2009, S.81) Es macht also Sinn, die Schüler mit Outdooraktivitäten wie dem Geocaching zu konfrontieren, wobei im Vorfeld allerdings Präventivmaßnahmen für eine solch risikobelastete Sportart ausgearbeitet werden müssen. Diese reichen allerdings nicht aus, um einen unfallfreien Sportunterricht zu gewährleisten. Auch die Schüler sollen durch die Sicherheitserziehung lernen ihre sportliche Aktivität sicher auszuüben. Wie bereits im Kapitel 3.2.4. beschrieben können, anhand des Geocachings, auch sicherheitsfördernde Kompetenzen in den Schulsport integriert werden. Indikatoren des Schülerverhaltens wie angepasstes Risikobewusstsein und Wagnisverhalten, einsichtiges Handeln, Gefahren einschätzen, selbstständiges Lösen von Problemen und Konflikten

87

Geocaching und Schulsport

und eine für motorische Anforderungen adäquate Bewegungskompetenz können dem Lehrer eine Rückmeldung in diesem Bereich geben.

3.6.1. Organisatorische Sicherheitsmaßnahmen Geocaching im Schulsport unterliegt speziellen Bedingungen. Im Gegensatz zu den klassischen Sportarten findet das Geocaching draußen statt und dies auf einem für die Schüler zumindest teilweise unbekanntem Gelände. Des Weiteren ist es unmöglich für die Lehrkraft während der Unterrichtseinheiten den ständigen visuellen Kontakt mit allen Schülern zu halten, da dem Schüler die Freiheit gewährt werden muss, frei umherzulaufen. Damit eine solche Aktivität überhaupt im Schulsport durchführbar wird, ist es eminent wichtig, dass die Lehrkraft im Vorfeld alle möglichen Gefahren abschätzt und potentielle Gefahrenherde beseitigt oder absichert, so dass die Sicherheit der teilnehmenden Schüler gewährleistet bleibt. Es folgen nun Sicherheitsbestimmungen die im Vorfeld der Unterrichtsstunden zu beachten sind:  Erlaubnis der Schulleitung anfragen und Eltern informieren Im Vorfeld einer solchen Outdooraktivität muss die Schulleitung informiert werden und ihr Einverständnis geben. Gegebenfalls sollten auch die Eltern darüber informiert werden, dass die Schüler während den Unterrichtsstunden das Schulgelände unter Aufsicht des Sportlehrers verlassen werden.  Informationen über die Schüler sammeln Es ist wichtig sich über den Gesundheitszustand jedes einzelnen Schülers zu informieren z.B. ob sich Asthmatiker, Diabetiker oder Schüler mit starken Heuschnupfen unter den Teilnehmern befinden. 88

Geocaching und Schulsport

 Auswahl des geeingeten Geländes fürs Geocaching Das Gelände für die Durchführung der Aktivität sollte gut ausgewählt sein, so dass die Gefahren auf ein Minimum reduziert werden können. Einige Punkte sind hierbei zu berücksichtigen: 

Das Gelände sollte so übersichtlich sein, dass die Lehrkraft im Ernstfall sofort die Schülergruppe erreichen kann.



Die Schüler sollten immer wissen, wo sie sich befinden, so dass es unmöglich ist sich zu verirren.



Das Gebiet sollte verkehrsfrei sein (keine Hauptstraßen überqueren).



Gefährliches Terrain gilt es zu vermeiden. (Steilhänge, Abgründe, Wasser…)



Ausgangspunkt und Zielpunkt sollten identisch und für die Schüler leicht zu finden sein.

 Die Geocachingsuche dem Niveau der Schüler anpassen Das Geocaching im Schulsport muss schülergerecht angeboten werden: Der zurückzulegende Weg auf der Cachesuche sowie die finale Cachesuche darf die Schüler nicht überfordern. Die zurückzulegende Distanz soll dem Niveau der Schüler angepasst sein. Natürlich gibt es hier Differenzierungsmöglichkeiten, so dass jeder Schüler auf seinem Niveau gefordert werden kann. Verschiedene

Methoden, die diese

Differenzierungsmöglichkeiten erlauben, wurden im Kapitel 3.4. „Kompetenzexegese und methodologische Aspekte“ behandelt.  Gruppengrössen wählen Die Gruppen sollten so gewählt sein, dass jeder der Schüler sich aktiv bei der Cachesuche beteiligen kann. Bei zu großen Gruppen sind die Kommunikation unter allen Gruppenteilnehmern sowie das Treffen gemeinsamer Gruppenentscheidungen schwierig. 89

Geocaching und Schulsport

Die Größe der Gruppe hängt von der Zielsetzung ab: Liegt das Lernziel im sozioedukativen Bereich ist es klar, dass man die Schüler nicht alleine auf Cachesuche losschicken kann. Im Falle eines eher sportlicheren Lernziels sollten die Gruppen nicht zu groß und homogen gestaltet werden, dass die langsameren Schüler die sportlichen nicht ausbremsen. Auch das Alter der Schüler kann eine Rolle bei der Wahl der Gruppengrößen spielen. Bei jungen Schülern sind Gruppen unter 4 Schülern zu vermeiden, da bei einem Unfall nie ein Schüler alleine im Gelände warten muss, sei es wegen einer Verletzung oder sonst einem Problem. Es können also immer zwei Schüler den Lehrer wieder aufsuchen, ohne dass der verletzte Schüler alleine bleibt. Ältere Schüler können auch alleine auf Cachesuche gehen, vorausgesetzt man hat genügend GPS-Geräte und das Gelände ist groß genug, so dass die Schüler sich auch gut verteilen.  Klare Sicherheitsregeln aufstellen Wichtig ist es vor der Umsetzung einer Unterrichtssequenz sich Gedanken darüber zu machen welche Sicherheitsregeln aufzustellen sind. Während den Unterrichtsstunden sollten klare Richtlinien vorgegeben sein, die es ermöglichen die Aktivität problemlos durchzuführen. Präzise Anweisungen im Vorfeld jeder Unterrichtsstunde verringern die Gefahr bei einer sportlichen Aktivität außerhalb der Sporthalle. Damit diese Anweisungen für die Schüler immer nachzulesen sind können sie zum Beispiel auf der Rückseite der Karte zum nachlesen abgebildet werden. Beispiele

von

Sicherheitshinweisen

und

Anweisungen

die

es

während

den

Unterrichtstunden zu respektieren gilt sind: 

Bei vorgegebener Uhrzeit zum Startpunkt zurückkehren!

Alle Mitglieder der Gruppe sollen bei vorgegebener Uhrzeit zum Ausgangspunkt zurückkehren. Es ist wichtig, die Schüler daran zu erinnern, dass sie während der Cachesuche die Zeit im Auge behalten müssen. Jede Gruppe muss also eine Uhr dabei haben.

90

Geocaching und Schulsport



Die verbotene Zonen nicht betreten, gefährliche Stellen vermeiden, keine Straßen überqueren!

Die Geländebegrenzungen und gefährliche Stellen müssen für alle Schüler klar zu erkennen sein: Diese können auf dem Spielfeld selbst gekennzeichnet sein oder man kann vor der Cachesuche mit den Schülern gemeinsam das Gelände abschreiten und Erklärungen zur Spielfeldbegrenzung und den Gefahrenzonen geben (siehe FOGAROLO und STRYJAK 2006, S.50). Eine andere Möglichkeit ist es auf mitgegebenen topografischen Karten die Geländebegrenzungen erkenntlich abzubilden (mit einer roten Linie). Die Voraussetzungen hierfür sind, dass die Schüler diese Karten lesen und deuten können. Die Schüler dürfen die Geländebegrenzungen nie überschreiten. Im Idealfall sollen sich, in dem fürs Spiel ausgesuchten Gelände, keine gefährlichen Stellen oder Straßen, die es zu überqueren gilt, befinden. 

Immer in der geschlossenen Gruppe bleiben und auf das Wohlbefinden der anderen Gruppenmitglieder achten!

Die Gruppe muss zusammenbleiben. Wenn der Lehrer damit einverstanden ist, dass die Schüler

mit

dem

Smartphone

auf

Cachesuche

gehen

kann

auch

seine

Mobiltelefonnummer auf den mitgegebenen Anweisungen fungieren, so dass er im Notfall schnell eingreifen kann. Um die Gruppen zu überwachen und /oder im Ernstfall schnell an Ort und Stelle zu sein ist es von Vorteil, wenn er mit dem Mountainbike unterwegs ist. 

Das mitgegebene Material respektieren!

GPS-Gerät, topografische Karte, eventuell Kompass oder Walkie-Talkie sollten respektiert werden. GPS-Geräte sind teuer und es gilt gut darauf aufzupassen. Auch soll man jeder Gruppe eine einfache GPS-Bedienungsanleitung mit auf den Weg geben, damit sie auch unterwegs die Schritte der wichtigsten Funktionen nachlesen können.

91

Geocaching und Schulsport



Fair Play – Geocachingregeln einhalten

Damit das Spiel auch funktioniert, müssen die Geocachingregeln (zum Beispiel sich ins Logbuch eintragen oder den Cache wieder so zurücklegen wie man ihn vorgefunden hat) eingehalten werden. Des Weiteren soll darauf geachtet werden, dass die Schüler richtig gekleidet sind, um auf Cachesuche zu gehen. Bequeme Schuhe und eine lange Hose (Zeckenschutz) sind vorteilhaft. Bei hohen Temperaturen die Arme und Beine mit Zeckenspray einreiben. Auch sollte die Ausrüstung den Witterungsbedingungen angepasst sein: Kappe, Sonnencreme, Wasserflasche bei Sonne. Kapuze und K-Way bei Regen. 

Notfallplan bereit haben!

Es ist wichtig, die Schüler darüber zu informieren wie sie sich bei einem Unfall verhalten sollen. Wenn möglich, je nach Gruppengröße, sollte nie ein Schüler alleine losgeschickt werden oder alleine an einem Platz warten müssen, bis Hilfe herbeikommt. Der Lehrer sollte stets einen Erste-Hilfe-Koffer und ein Mobiltelefon in Reichweite haben.

3.7.

Geocaching und Naturschutz

Es ist beim Cachen nicht anders als bei einem Spaziergang oder einer Wanderung. Man hält sich im öffentlichen Raum, sei es in oder abseits von Städten, auf. Hier gelten gewisse Regeln, die jedem von uns das Miteinander erleichtern und ermöglichen sollen und das gilt im besonderen Maße natürlich auch in der freien Natur. Jeder Cacher soll umsichtig vorgehen und folgende Punkte beachten (siehe KÜPPER 2011, S.48): 

Verursachten Abfall soll man wieder mitnehmen und nur an vorgesehenen Stellen entsorgen.



Caches wieder so verstecken wie es der Owner vorgesehen hat.

92

Geocaching und Schulsport



Keine privaten Grundstücke betreten zum Loggen eines Caches.



Fauna und Flora gilt es zu respektieren. Der Cacher soll Rücksicht auf die Tier- und Pflanzenwelt nehmen. Ruhiges und unauffälliges Durchqueren von Wäldern und Wiesen. Ein Naturschutzgebiet nur auf den Wegen/Pfaden durchqueren.



Auf Wildtiere achten und gerade in der Brutzeit behutsam vorgehen.



Wegpunkte oder Caches sind immer auf normalem Weg zu erreichen, auch wenn dies öfters mit einem kleinen oder größeren Umweg verbunden ist.



Hinweis- oder Verbotsschilder beachten, auch wenn man durch diese den Cache nicht erreichen kann.

Die Natur und den Naturschutz ins Geocaching mit einzubeziehen wäre bspw. eine Möglichkeit der Interdisziplinarität zwischen den Naturwissenschaften und dem Sport.

93

Praktische Umsetzung im Geocaching

4. Praktische Umsetzung eines Lernzyklus im Geocaching Bedingt durch Umbaumaßnahmen (Abriss und Wiederaufbau des Schwimmbades in Dudelingen) gibt es im Sportunterricht des LNB infrastrukturelle Engpässe. Oftmals müssen mehrere Klassen gemeinsam in den beiden Sporthallen unterkommen, was einen lehrplangerechten Unterricht zusehends erschwert. Der ständige Platzmangel drängte dazu Unterrichtszyklen auszuarbeiten, für die keine Halle benötigt wird und die nicht allzu Wetter abhängig sind. Dies führte dazu, dass ich mich damit beschäftigt habe, wie man das Geocaching in den Schulsport einbinden kann. Meine Erfahrungen und Überlegungen hierzu werden in der in diesem Kapitel beschriebenen Unterrichtsequenz dargelegt. Nach dem theoretischen Background gilt diese praktische Umsetzung als Beispiel einer Einführungssequenz ins Geocaching und zeigt, wie das Geocachen als alternativer Inhalt in den Pool der Aktivitäten des Sportunterrichts aufgenommen werden kann.

4.1.

Fragebogen im Vorfeld der Unterrichtssequenz

Im LYCÉE NIC BIEVER (LNB) wurde in 20 Klassen eine Befragung durchgeführt (Anhang B) um die verschiedenen Bewegungs-, Freizeit- und Lebenseinstellungen der Schüler in Bezug zum Geocaching und das Leben mit und in der Natur statistisch festzuhalten. Neun Fragen (fünf Fragen enthielten eine Zusatzfrage) wurden gestellt. Der Fragebogen wurde von jeweils 10 Klassen des régime inférieur (217 Septimaschülern) sowie des régime moyen (199 10e und 11e Schülern) des LNB ausgefüllt.  Auswertung des Fragebogens: In den Auswertungen dieser 416 Fragebögen werden die Interessensgebiete der Schüler, sowie das Wissen über Geocaching ausgewertet. Auch werden die Antworten des cycle inférieur mit denen des cycle moyen verglichen umso eventuelle Gemeinsamkeiten und/oder Unterschiede feststellen zu können. 94

Praktische Umsetzung im Geocaching

Abbildung 31: Bekanntheitsgrad von Geocaching unter den befragten Schülern

Abbildung 31 lässt erkennen, dass nur sehr wenige Schüler im voraus von Geoaching gehört haben. Nur 6 % des cycle inférieur und 17 % des cycle moyen konnten in einer Zusatzfrage erklären, um was es sich handelt. Sehr wenig Schüler haben also schon Vorerfahrungen mit dem Geocaching gesammelt.

95

Praktische Umsetzung im Geocaching

Abbildung 32: Regelmäßiges Betreiben einer Ausdauersportart

Auf die Frage, wer regelmäßig eine Ausdauersportart betreibt, haben sowohl im cycle inférieur (41 %) wie im cycle moyen (40 %) die meisten Schüler mit „stimmt überhaupt nicht“ geantwortet. Einen leichten Unterschied zwischen den verschiedenen Altersstufen sieht man, da im cycle moyen etwas mehr Schüler mit „stimmt zum größten Teil“ geantwortet haben. Die in der Zusatzfrage am häufigsten genannten Ausdauersportarten waren das Laufen, das Fahrrad fahren und das Schwimmen.

96

Praktische Umsetzung im Geocaching

Abbildung 33: Bekanntheitsgrad von Orientierungslauf unter den befragten Schülern

Mit 99 % im cycle inférieur wie 96 % im cycle moyen wird deutlich, dass fast keiner wusste, was ein Orientierungslauf ist. Dies kann man darauf zurückführen, dass diese Disziplin bis jetzt noch nicht im Sportunterricht des LNB angeboten wurde. Der OL wird im Luxemburger Sportunterricht eher wenig praktiziert, allerdings wird er seit kurzer Zeit für Schulklassen und Jugendgruppen in der Base nautique von Lultzhausen angeboten. Auch in den Medien wird selten darüber berichtet, was dazu führt, dass der Bekanntheitsgrad eher gering ist.

97

Praktische Umsetzung im Geocaching

Abbildung 34: Ferienaufenthalt am Pool oder Strand

Die Auswertung dieser Frage zeigt klar, dass die meisten der Befragten ihre Ferien am Stand oder Swimmingpool verbringen. Sowohl im cycle inférieur (59 %), wie im cylce supérieur (78 %) scheinen Ferien mit Erholung am Strand oder Pool in Verbindung zu stehen.

98

Praktische Umsetzung im Geocaching

Abbildung 35: Ferienaufenthalt im Aktivurlaub

Im Gegensatz zur vorigen Frage sind bei der fünften Frage des Fragebogens die Antworten ausgeglichener. Dass es keine allzu großen Parallelen mit der Frage 4 gibt, könnte daran liegen, dass Aktivurlaub im Ferienclub mit Entspannung am Pool nahe in Verbindung steht. Zwischen den beiden Gruppen wird keine deutliche Differenz ersichtlich.

99

Praktische Umsetzung im Geocaching

Abbildung 36: Umgang und Interpretation einer Landkarte

Eine klare Differenz ist bei der Frage 6 mit dem Umgang der Landkarte zu erkennen: 94 % des cycle moyen trauen sich den Umgang mit der Landkarte zu, im Gegensatz zu 56 % des cycle inférieur.

100

Praktische Umsetzung im Geocaching

Abbildung 37: Nutzung des Fahrrades

52 % der Schüler des cycle inférieur stimmen zu, dass sie mit dem Fahrrad oder Mountainbike fahren. Im cycle moyen sind es 51 %, die angeben dass sie „eher nicht“ mit dem Fahrrad fahren. Man kann also abschließend sagen, dass die jüngeren Schüler häufiger mit dem Fahrrad fahren.

101

Praktische Umsetzung im Geocaching

Abbildung 38: Aufenthalt in der Natur

Auch bei der Auswertung dieser Frage kann man erkennen, dass die jüngeren Schüler (34 %) sich mehr in der Natur aufhalten im Gegensatz zu 13 % bei den Schülern des cycle moyen. Sogar 18 % der älteren Schüler geben an, dass sie sich nie in der Natur aufhalten.

102

Praktische Umsetzung im Geocaching

Ich habe ein Facebook-Account 4%

10%

100% 90% 80% 70%

Stimmt überhaupt nicht

60% 50%

Stimmt eher nicht

96%

90%

Stimmt zum größten Teil

40%

Stimmt voll und ganz

30% 20% 10% 0% cycle inférieur

cycle supérieur

Abbildung 39: Besitz eines Facebook-Accounts

90 % der Schüler des cycle inférieur und sogar 96 % des cylce moyen geben an ein Facebook-Account zu besitzen. Fast alle Schüler sind mit ihren Freunden online vernetzt. 

Mit dieser Umfrage konnten ein paar interessante Informationen gewonnen werden. Da nur Schüler des LNB daran teilgenommen haben, können die Resultate nicht auf alle Jugendlichen ausgeweitet werden, sondern dienen nur dazu gewisse Tendenzen bei den Septimaschülern und den Schülern der 10e und 11e Klassen des LNB festzustellen und miteinander zu vergleichen.



Eine

absolut

klare

Tendenz

zeigt

uns

das

Verlangen

nach

der

Internetkommunikation. Die Feststellung, dass fast alle Schüler ein FacebookAccount besitzen, ist schon frappierend. Wie häufig sie sich mit Facebook beschäftigen konnte nicht in der Umfrage festgestellt werden. Gewusst ist aber, dass viele Jugendlichen einen wesentlichen Anteil ihrer Freizeit vor dem PC hocken, die Zeit vor dem Fernseher verbringen, oder sich mit diversen Videospielen beschäftigen. Da beim Geocaching auch die Onlinekommunikation 103

Praktische Umsetzung im Geocaching

eine Rolle spielt, bleibt das Ziel weiterhin, die Interessen der Jugendlichen an der High-Tech vernetzten Welt zu nutzen und sie mittels Geocaching zu motivieren, einen Teil ihrer Freizeit in der Natur zu verbringen.

4.2.

Rahmenbedingungen der Unterrichtsequenz Geocaching

 Wahl der Schüler Der Zyklus Geocaching wurde mit der Klasse 7ST4 des LNB konzipiert und durchgeführt. Die Klasse setzte sich aus 24 Schülern zusammen, wobei es sich um 11 Mädchen und 13 Jungen handelte. Die Wahl fiel auf diese Klasse, da es als besondere Herausforderung gilt, ein solches Unterrichtsvorhaben mit jüngeren Schülern durchzuführen. Ein weiteres Argument für die Wahl, den Zyklus mit dieser Klasse durchzuführen war, dass die Wochenplanung in Doppelstunden ausgerichtet war und es somit das Verlassen der Sporthalle, um eine Aktivität im Freien durchzuführen, ermöglichte. Außerdem war ich im

Schuljahr

2011/2012

Klassenlehrer

und

unterrichtete

auch

das

Fach

Naturwissenschaften auf dieser Klasse, was die Möglichkeit der Transdiziplinarität30 zwischen den beiden Fächern mit einbezieht. Die Handhabung mit den GPS-Geräten gilt als ziemlich kompliziert, jedoch traute ich den Schülern das nötige technische „know how“ zu. Theorie und Praxis mussten also dem Niveau der Septimaschüler angepasst werden.

30

La transdisciplinarité est le transfert de notions, de concepts, de savoirs et de compétences d’un

contexte à un autre. (MAINGAIN und DUFOUR 2002)

104

Praktische Umsetzung im Geocaching

Abbildung 40: Die Klasse 7ST4 des LNB

 Durchführung der Unterrichtsstunden Der Unterrichtszyklus wurde im dritten Trimester des Schuljahres 2011/2012 durchgeführt und begann die erste Woche nach den Osterferien. Er dauerte sechs Wochen mit jeweils einer doppelten Unterrichtseinheit. Die Wahl fiel auf diese Zeitspanne, da Mitte April bis Ende Mai das Wetter vielleicht mitspielen würde und der Unterricht so für die Beteiligten angenehmer sei.  Geocachinggelände Ein geeignetes Gelände für die Umsetzung einer solchen Outdooraktivität ist der Parc Le’h in Dudelange (Abb.41).

105

Praktische Umsetzung im Geocaching

Parc Le’h Sporthalle

Dudelange

des LNB

Abbildung 41: map.geoportail.lu - Topographische Karte vom Parc Le’h in Dudelange

Der Park besteht aus einem kleinen Waldstück hinter dem sich noch mehrere Felder befinden. Die Sicherheitsbestimmungen die im Punkt 3.6.1. erläutert wurden, konnten hier voll und ganz respektiert werden: Auf dem ganzen Areal befindet sich keine einzige Straße, sondern man findet hier nur Feldwege, die nicht mit dem Auto befahren werden dürfen. Mehrere kleine Pfade verbinden diese Feldwege untereinander. Die Gesamtfläche beträgt ungefähr 70 Hektar31. Die günstige Lage des Gebietes (nur knapp 5 Gehminuten von der Sporthalle entfernt, siehe gelbe Linie in Abb.42) sorgt für einen minimalen Zeitverlust.

31

www.geoportail.lu

106

Praktische Umsetzung im Geocaching

Abbildung 42: routing.geoportail.lu – Weg von der Sporthalle des LNB bis zum Parc Le’h

 GPS-Geräte Für die einzelnen Unterrichtsstunden standen sechs Garmin Dakota 20 zur Verfügung. Es handelt sich hier um ein handliches, robustes GPS-Gerät das über einen Touchscreen bedient wird. Dieses batteriebetriebene Gerät eignet sich sehr gut fürs Geocaching, da es eine bis zu 20 stündige Laufzeit besitzt und u.a. auch bei starkem Regen genutzt werden kann. Es gibt die Möglichkeit, dass die Schüler ihr Smartphone dank einer heruntergeladenen Geocaching App benutzen. Dies habe ich allerdings nicht erlaubt. Da während der Sportstunden, nach dem „règlement d’ordre 107

Praktische Umsetzung im Geocaching

interne“ des LNB der Gebrauch eines Mobiltelefons untersagt ist, habe ich nur kurz angedeutet, was die Möglichkeiten der Cachesuche mit dem Smartphone sind. Auch die Gruppendynamik kann unter der individuellen Anwendung eines Smartphones leiden. Allerdings lässt sich darüber streiten, ob nicht vielleicht der Gebrauch des eigenen Mobiltelefons die Schüler dazu führt in ihrer Freizeit auf Cachesuche zu gehen.  Erlaubnis der Schulleitung Bevor ich mit der Planung der einzelnen Unterrichtseinheiten anfing musste ich mich bei der Schulleitung absichern und die Genehmigung einholen, den Schulcampus während der Sportstunden zu verlassen und das Geocaching im Parc Le’h durchzuführen. Nachdem ich erklärt hatte, wie ich mir das Ganze vorstellen würde und ihm alle Sicherheitsbestimmungen erläutert hatte bekam ich grünes Licht vom Direktor der Schule.  Informieren der Eltern Auch die Eltern wurden anhand eines Briefes informiert, dass ihre Kinder während sechs Unterrichtseinheiten die Sporthalle verlassen würden, um das Geocaching auszuüben (Anhang C). In diesem Informationsbrief stand, dass ihre Kinder sich für die Cachesuche dem Klima entsprechend anziehen sollten (feste Schuhe, lange Hose, Kopfbedeckung, Sonnencreme, K-Way…). Dies erschien mir wichtig, da es sich um eine Septimaklasse handelte und somit die Eltern die Kleidung ihrer Kinder kontrollieren konnten.

4.3.

Durchführung

In diesem Unterkapitel folgt eine Beschreibung der einzelnen Unterrichtseinheiten mit den festgelegten Unterrichtszielen.

108

Praktische Umsetzung im Geocaching

4.3.1. Unterrichtseinheit 1 und 2 Die erste Doppelstunde fand zum größten Teil im Klassensaal statt. In den 100 Minuten dieser Unterrichtseinheit, ging es hauptsächlich darum, den Schülern das Geocaching vorzustellen. Jeder Schüler bekam Unterlagen (Anhang D) die durch diesen theoretischen Teil führten. In diesen Arbeitsblättern, gespickt mit verschiedenen Aufgaben, wurden verschiedene Themen erklärt:  Was ist Geocaching und die Geschichte des Geocachings. Ein kurzer Text erklärt die Spielidee und den Ursprung des Geocachings. Kleine Fragen dienen dem Textverständnis.  Wie funktioniert Geocaching? Eine Powerpoint Präsentation und ein kurzer Film wurden hier gezeigt, um den Schülern das

Geocaching

verständlicher

darzulegen

(siehe

audiovisuelle

Medien

im

Literaturverzeichnis sowie DVD im Anhang).  Was ist ein GPS-Gerät? Auch hier wurde ein kurzer Film über die Satelliten und die GPS-Technik gezeigt (siehe audiovisuelle Medien im Literaturverzeichnis sowie DVD im Anhang).  Was sind Längen- und Breitengrade? Was sind Koordinaten? Einfache mathematische Aufgaben runden die Arbeitsblätter ab und zeigen wie Mathematik in der Praxis (hier Geographie) angewendet werden kann. Somit wurden die wesentlichen Einflüsse zwischen der Geographie und der Mathematik im Geocaching verdeutlicht. Am Ende der Stunde sollten die Schüler anhand der GPS-Geräte einen von mir auf dem Schulcampus ausgelegten Cache aufsuchen und somit die ersten praktischen Erfahrungen mit Geocaching und dem GSP-Gerät machen.

109

Praktische Umsetzung im Geocaching

Die nicht in der Schule gelösten Aufgaben wurden den Schülern als Hausaufgaben für die folgende Woche zugeteilt.

4.3.2. Unterrichtseinheit 3 und 4 Mit dem in der ersten Doppelstunde erlangten Geocaching-Know-how ging es das erste Mal zur Cachesuche in den Park Le’h. Am Start- und Zielpunkt, den die Schüler gemeinsam mit dem Sportlehrer aufsuchten, bekamen sie weitere Informationen zur Cachesuche, die allerdings ohne GPS-Geräte stattfand. Mit Hilfen von topographischen Karten, die speziell für diese Unterrichtseinheit angefertigt wurden (Anhang E), mussten die Schüler sich in dem eingegrenzten Spielfeld orientieren und verschiedene Caches aufsuchen und loggen. Im Ganzen waren 11 Microcaches versteckt. Damit sich die Gruppen besser verteilten, bekam jede der 6 Gruppen einen anderen ersten Cache zugeteilt. Nach dem loggen dieses Caches war es den Gruppen frei überlassen, welchen Cache sie als nächstes aufsuchen wollten. Ziel des Spiels war es in der vorhandenen Zeit so viel Caches wie möglich zu loggen.

110

Praktische Umsetzung im Geocaching

Abbildung 43: Beispiel eines Microcaches mit Logbuch

Bevor die Gruppen, die aus jeweils 4 Schülern bestanden, mit der Suche anfangen konnten, wurde kurz erklärt wie die topographische Karte zu lesen ist. Auch verschiedene Sicherheitshinweise, die es zu respektieren galt und die noch einmal auf der Rückseite der

Karte

nachzulesen

waren,

wurden

erläutert

(siehe

organisatorische

Sicherheitsmaßnahmen im Kapitel 3.6.1.).

111

Praktische Umsetzung im Geocaching

Abbildung 44: Caches “einsame Tanne” und “Alien”

Das erfolgreiche Loggen eines Caches war einfach zu überprüfen, da jede Gruppe sich ins Logbuch eintragen musste. Da es sich um ein Spiel handelte und es darum ging die anderen Gruppen zu besiegen, war der Austausch zwischen den Gruppen nicht erlaubt. Auch die Geocachingregeln mussten respektiert werden. Ein Cache sollte zum Beispiel immer so zurückgelegt werden wie man ihn vorgefunden hatte. Den Schülern war bewusst, dass auch dies einfach zu kontrollieren war. Sollte der Lehrer nachher den Cache an einer anderen Stelle auffinden, war es die letzte im Logbuch eingetragene Gruppe die den Cache absichtlich falsch abgelegt hatte. Somit wurde dieser Cache als nicht geloggt für diese Gruppe eingetragen. Nach der abgelaufenen Spielzeit mussten die Gruppen wieder am Start- und Zielpunkt eintreffen, bevor sie sich dann gemeinsam mit dem Lehrer auf den Rückweg machten.

112

Praktische Umsetzung im Geocaching

Um nicht zu viel Zeit zu verlieren, erfolgten das Einsammeln der Cachebehälter sowie die Auswertung des Spiels erst nach der Unterrichtstunde. Das Resultat wurde den Schülern in der nächsten Sportstunde mitgeteilt.

4.3.3. Unterrichtseinheit 5 und 6 In der dritten Doppelstunde ging es richtig los mit dem Geocaching. Jede der 6 Gruppen bekam ein GPS-Gerät (Garmin Dakota 20) auf dem die auf Geocaching.com gelisteten Caches des Park Le’h und der Umgebung mit ihren jeweiligen Koordinaten gespeichert waren. Ziel war es, soviel Caches wie möglich zu finden und sich ins Logbuch einzutragen. Auch konnten die Schüler Tauschgegenstände mitbringen und sie in den Cachebehältern austauschen oder ablegen. Nach einer kurzen Einleitung, in der auch die verschiedenen Funktionen der GPS-Geräte erneut erklärt wurden, konnten die Schüler loslegen, um ihren ersten richtigen Cache zu suchen. Genau wie in der vorherigen Doppelstunde wurde den Schülern ein Anfangscache zugewiesen. Auch wurde ihnen eine topographische Karte mitgegeben mit den Sicherheitsanweisungen auf der Rückseite. Desweiteren bekamen sie eine GPSBedienungsanleitung (Anhang F) mit den wichtigsten Funktionen, damit sie auch unterwegs bei auftretenden Problemen mit dem Gerät nochmal alles nachlesen konten. Folgende Caches waren im GPS-Gerät gespeichert: Minnetstunnel: Schwierigkeit D2 - Gelände T1,5 - Koordinaten N 49° 29.240 E 006° 05.800, Bei den Schelder: D2,5 - T1 - N 49° 29.337 E 006° 05.911, Rascht: D2,5 - T1,5 - N 49° 29.418 E 006° 06.045, Baam: D2 - T2 - N 49° 29.546 E 006° 06.310, Die Kapsel: D1 - T1,5 - N 49° 29.296 E 006° 06.575,

113

Praktische Umsetzung im Geocaching

Eisen klengen Bësch (Endkoordinaten vom Mystery-Cache): (D3) - T1,5 29.287 E 006° 06.158,

N 49°

TB Hotel zum Wald: D1,5 - T1,5 - N 49° 29.057 E 006° 06.177, Dennendelta: D1,5 - T1,5 - N 49° 29.261 E 006° 05.985, Brasserie de Dudelange: D1,5 - T1,5 - N 49° 29.185 E 006° 05.659.

Den Schülern war frei überlassen, ob sie die Caches auch zuhause loggen, indem sie sich ein Konto anlegen und den Cache als „gefunden“ anklicken. Auch hier erfolgte die Auswertung der Cachesuche erst nach der Stunde und die Resultate wurden in der nächsten Sportstunde mitgeteilt. Gefundene Caches konnten im GPS-Gerät als gefunden eingetragen werden. Als zusätzliche Kontrolle galt es zu fragen, wo genau der Behälter versteckt war und/oder wie er aussah.

4.3.4. Unterrichtseinheit 7 und 8 Inhalt der vierten Doppelstunde war es in verschieden Gruppen einen Multi-Cache aufzusuchen. Die Gruppen wurden neu gemischt, sodass sich in jeder Gruppe mindestens ein Mädchen befand, dies mit dem Hintergedanken, die Gruppenharmonie auf die Probe zu stellen, da die Zusammenarbeit zwischen Jungen und Mädchen in diesem Alter ein sehr heikles Thema ist. Jede Gruppe bekam einen Zettel, auf dem sich ihre Route in Form von verschiedenen Wegpunkten befand (Anhang G). Nur die Koordinaten des ersten Wegpunktes waren komplett. Die Koordinaten der folgenden Wegpunkte mussten erst vervollständigt werden. Auch hier wurde jede Gruppe in eine andere Richtung losgeschickt, so dass nicht alle die gleichen Routen ablaufen sollten, obschon diese annähernd identisch waren. (ungefähr 4,5 km nach www.geoportail.lu). Was die Schüler nicht wussten, ist, dass die Koordinaten des finalen Caches sie wieder zurück zum Startpunkt führen würde. Auch diese Koordinaten mussten erst anhand der vorherigen 114

Praktische Umsetzung im Geocaching

Wegpunkte ermittelt werden. Das Ziel, ein traditioneller Cache am Startpunkt, war also für jede Gruppe gleich. Es war eine größere Dose und sie enthielt eine kleine Belohnung für die Gewinnermannschaft. Die Gruppen die es zeitlich nicht schafften die ganze Route zurückzulegen, mussten bei vorgegebener Uhrzeit wieder zum Start- und Zielpunkt zurückkehren.

4.3.5. Unterrichtseinheit 9 und 10 Bereits nach der vierten Unterrichtseinheit wussten die Schüler, dass sie sich Gedanken machen könnten, um in der fünften Doppelstunde einen Cache zu verstecken. Hierbei konnte es sich um einen traditionellen Cache, einen Multi- oder sogar um einen MysteryCache handeln. Die Gruppen konnten sich frei zusammensetzen und jede Gruppe bekam die Aufgabe für die anderen Gruppen einen interessanten Cache zu kreieren. Den Ideen waren keine Grenzen gesetzt. Eigene Cachebehälter konnten abgelegt werden, ansonsten standen ihnen die PET-Rohlinge und die Logbücher zur Verfügung, die auch schon in der zweiten Doppelstunde zum Einsatz kamen. Einzige Einschränkungen waren, dass man sich beim Aufsuchen immer an die Sicherheitsanweisungen halten muss und dass der Cache innerhalb von einer halben Stunde auffindbar sein musste. Jede Gruppe hatte 50 Minuten Zeit, um ihren Cache zu entwerfen und auszulegen. Danach trafen sich alle Gruppen wieder an Start und Ziel. In der zweiten Hälfte der Doppelstunde wurde ausgelost, welches Team welchen Cache als ersten aufsuchen musste. Zudem erhielt jede Gruppe einen Evaluationsbogen (Anhang H), um den Cache der anderen Gruppe durch einfaches Ankreuzen bewerten zu können.

115

Praktische Umsetzung im Geocaching

4.3.6. Unterrichtseinheit 11 und 12 In der letzten Unterrichtseinheit, wurde die Suche nach den von den anderen Gruppen gelegten Caches weitergeführt. Jedes Team musste also die 5 Caches der anderen Gruppen aufsuchen und bewerten. Die Auswertung des Evaluationsbogens erfolgte nach der Unterrichtseinheit und die Resultate wurde den Schülern in der nächsten Sportstunde mitgeteilt.

4.4.

Schülerevaluation

Die verschiedenen Evaluationsmöglichkeiten werden in diesem Kapitel vorgestellt.

4.4.1. Schülerbewertung Zur Bewertung der Schüler wird das seit ein paar Jahren aktuelle Raster benutzt um die drei Kompetenzbereiche zu bewerten wie dies der aktuelle Lehrplan vorsieht. Die drei Bereiche des „Complément au Bulletin“ sind: „agir“, „interagir et coopérer“ und „adopter une attitude positive et engagée“. In Abhängigkeit des Unterrichtsschwerpunktes können die drei Bereiche unterschiedlich gewichtet werden. (Koeffizient 1 oder 2). Je nachdem welche Kompetenzerwartungen für die Unterrichtsequenz ausgewählt wurden (siehe Punkt 3.3.) sollte man anhand einer Kompetenzexegese klar definieren, was die Schüler wissen und können sollen. Die Kompetenzerwartung in dem vorhin beschriebenen Unterrichtszyklus lautet wie folgt: Die Schülerinnen und Schüler kooperieren in einer Gruppe, indem sie gemeinsam verschiedene Caches aufsuchen, kreieren und verstecken, mit Hilfe von topographischen Karten und GPS-Geräten.

116

Praktische Umsetzung im Geocaching

Die genaue Kompetenzexegese ist im Punkt 3.4 wiederzufinden und wird hier nicht nochmals beschrieben. Das in Abbildung 45 gezeigte Raster zeigt, wie man die Schüler anhand der vorher ausgelegten Kompetenzexegese bewerten kann.

117

Praktische Umsetzung im Geocaching

Abbildung 45: Beispiel einer Schülerevaluation im Geocaching

118

Praktische Umsetzung im Geocaching

Unter „agir“ werden die Gruppenergebnisse der verschiedenen Cachesuchen evaluiert, das Erschaffen eines eigenen Caches sowie die Vervollständigung und die Verbesserung der Aufgaben aus den ausgeteilten theoretischen Unterlagen. Im Bereich „interagir et coopérer“ wird die aktive Teilnahme an den Gruppenaufgaben, sowie das Kooperieren und das Zusammenbleiben in der Gruppe während den verschiedenen Gruppenaufgaben evaluiert. Die Zusammenarbeit in der Gruppe sowie das selbstständige Arbeiten der Gruppe werden hier bei der Aufgabenstellung bewertet, einen eigenen Cache in der Gruppe zu kreieren und zu verstecken. Unter „adopter une attitude positive et engagée“ werden das Einhalten von den Geocaching- und den Sicherheitsregeln im Verlaufe der Unterrichtsequenz bewertet. Auch die Anstrengungs- und Leistungsbereitschaft innerhalb der Gruppe (Engagement, Motivation), sowie das Tragen einer adäquaten Geocachingkleidung werden bewertet. Ich werde nicht näher auf dieses Evaluationsbeispiel zurückkommen. Klar zu erkennen ist, dass die Gesamtnote vom ersten Schüler höher ist da er im Bereich „interagir et coopérer“ deutlich besser abgeschnitten hat als der zweite Schüler. Die Möglichkeit, mit einem kleinen Fragebogen sich über die Harmonie und die Kooperation innerhalb einer Gruppe zu informieren, könnte in solch einer Situation auch interessant sein, da der Lehrer nicht gleichzeitig bei jeder Gruppe sein kann. Dies wäre dann im Sinne einer Autoevolution der Gruppenprozesse.

4.4.2. Koevaluation Es ist auch möglich, die Schüler in die Bewertung mit einzuziehen. Interessant ist es das Kreieren und Verstecken eines eigenen Caches von den anderen Gruppen bewerten zu lassen. So könnten die von den verschiedenen Gruppen versteckten Caches zusätzlich von den anderen Gruppen der Klasse anhand einer vorgefertigten Evaluationsvorlage (Anhang H) bewertet werden und somit kann der attraktivste und originellste Cache 119

Praktische Umsetzung im Geocaching

bestimmt werden. Wie man am Beispiel des Koevaluationsbogens erkennen kann, fließen hier verschiedenen Kriterien in die Benotung ein: 

Allgemeine Bewertung: Spaßfaktor bei der Suche, Suchzeit und Originalität des Cachebehälters sowie des Inhalts.



Cachebewertung: Anzahl der Wegpunkte, Schwierigkeit sowie Verständlichkeit und Klarheit der gestellten Aufgaben.

4.4.3. Unterrichtsevaluation Nach dem Unterrichtszyklus wurde eine Analyse anhand eines Fragebogens durchgeführt, wobei die Schüler der Klasse die Möglichkeit hatten, die Sequenz Geocaching zu bewerten. Der Fragebogen, sowie die Auswertungen der 10 gestellten Fragen32 befinden sich im Anhang (Anhang I). Sie helfen den Zyklus zu evaluieren und ein Feedback zu bekommen.

4.5.

Fazit der praktischen Umsetzung

Bevor ein allgemeines Fazit über Geocaching im Schulsport erstellt wird, werden hier Reflexionen in Bezug auf die praktische Ausführung unternommen. 

Geocaching als Inhalt erlaubte es mir, die in der Kompetenzexegese ausgearbeiteten Ziele zu erreichen. Die Kompetenzerwartungen konnten somit gefördert, entwickelt und evaluiert werden.

32

Drei Fragen enthielten eine Zusatzfrage

120

Praktische Umsetzung im Geocaching



Das Ziel, die Schüler für diese Aktivität zu begeistern, wurde zum Großteil erreicht. Auch das Arbeiten in der Gruppe verlief durchaus zufriedenstellend. Ich bemerkte, dass die Euphorie verschiedener Schüler andere Schüler mitriss, und dass es innerhalb der Klasse einen sehr großen Zusammenhalt gab. Natürlich war das gute Wetter während fast allen Unterrichtseinheiten förderlich für den Erfolg dieser Unterrichtssequenz. Die Motivation, mit Hilfe von GPS-Geräten, die verschiedenen Caches aufzusuchen war bei den Schülern sehr hoch. Auch legten die Schüler in jeder der fünf Doppelstunden auf dem Geocachinggelände beachtliche Distanzen zurück. Interessant wäre es gewesen, die bewältigte Distanz mit Hilfe einer GPS-Uhr genau abzumessen.



Während der Unterrichtsstunden kam es zu keinem erwähnenswerten Zwischenfall.

Die

mehrfach

wiederholten

Sicherheitsbedingungen

und

Geocachingregeln wurden respektiert. Auch war keine Verletzung zu beklagen. 

Der Gebrauch von Smartphones wurde, aus erklärten Gründen, während der Unterrichtsstunden untersagt. Es könnte jedoch sein, dass der Gebrauch des eigenen Mobiltelefons die persönliche Ausführung von Geocaching in der Freizeit fördert.



Sowohl der theoretische Teil der ersten Unterrichteinheit, wie auch die Praxis im Gelände waren dem Niveau der Septimaschüler angepasst. Meine Entscheidung, den Schülern eine vernünftige theoretische Einführung in das Geocaching zu geben, halte ich für gerechtfertigt. Eine Doppelstunde zu „opfern“, um dem Ganzen einen theoretischen Background zu geben, finde ich wichtig und angemessen. In den verbleibenden fünf Unterrichtseinheiten kam die Bewegung ja nicht zu kurz. Natürlich kommt man auch mit weniger Theorie aus und kann gleich mit dem Cachesuchen loslegen, aber eine kurze Einführung auf dem Geocachinggelände vor den Unterrichtseinheiten halte ich für weniger angepasst. Die Schüler sind vor Ort unkonzentrierter als im Klassensaal. Außerdem könnte

121

Praktische Umsetzung im Geocaching

ich so auf diverse audiovisuelle Hilfsmittel zurückgreifen um den Schüler das Geocaching näher zu bringen, was im Parc Le’h nicht möglich wäre. 

Obwohl die Gruppen auf dem ganzen Geocachinggelände verteilt waren, war es mir mit Mountainbike möglich alle Schüler, anhand der vorher ausgearbeiteten Kriterien, zu evaluieren.



Die Planung des kompetenzorientierten Unterrichts ist aufwändiger und komplexer als die Planung eines herkömmlichen Unterrichts33 Geocaching im Schulsport ist mit einem hohen organisatorischen Aufwand verbunden. Viele Details dieser Arbeit können aber für eine weitere Ausführung genutzt werden. Auch die meisten von den verschiedenen Gruppen kreierten Caches (Endprodukte) waren sehr gelungen und können durchaus als aufzusuchende Caches mit anderen Klassen verwendet werden.



Durch die Koevaluation der Caches der anderen Gruppen traten auch einige kleine Schwierigkeiten zum Vorschein. Eine Gruppe hatte den Behälter so gut versteckt, dass es für die anderen Gruppen unmöglich war den Cache zu finden. Eine andere Gruppe notierte die Koordinaten für spätere Hinweise nicht genau genug, sodass die Schüler nicht nah genug an ihr Ziel geführt wurden und die Hinweise nicht fanden. In Zukunft ist es wichtig, noch genauere Hinweise zu geben, um diese Probleme zu vermeiden.



Auch Schüler, die an einer Unterrichtseinheit nicht teilnehmen konnten, oder sogar wegen eines ärztlichen Attests länger vom Sportunterricht freigestellt waren, sind beim Geocaching einfach einzubinden. Es gibt viele Möglichkeiten sie sinnvoll zu beschäftigen und auch zu benoten. Beispiele hierfür sind: die Arbeitsmappe vervollständigen, theoretische Aufgaben lösen, Verteilen und

33

Siehe NEUMANN und NEUBERGER 2012, S.69

122

Praktische Umsetzung im Geocaching

Einsammeln von topograpischen Karten, GPS-Geräten und Cachebehälter, während

der

Cachesuche

als

zusätzlicher

Aufpasser

fungieren,

Spielfeldüberwachung, Einhalten der Sicherheitsregeln, bei den Auswertungen der Evaluationsbögen helfen…. 

Abschließend kann man noch sagen, dass der Parc Le’h sich optimal dafür eignet, eine Cachesuche mit einer Klasse durchzuführen. Das Gelände gilt als sicher, da keine Straßen zu überqueren sind. Auch ist es sehr übersichtlich für die Schüler wie auch für den Lehrer, was das Erkennen der Spielfeldbegrenzungen vereinfacht. Die Tatsache, dass ein Großteil des Spielfeldes im Wald liegt, gestaltet die Cachesuche abwechslungsreicher. Auch begegnen sich die Gruppen dadurch weniger.

123

Schlussfolgerung und Ausblick

5. Schlussfolgerung und Ausblick Im letzten Kapitel werden die wesentlichen Aspekte der vorliegenden Arbeit zusammengetragen. In dieser Schlussfolgerung werden die einzelnen Fragen des ersten Kapitels in den folgenden Punkten wieder aufgegriffen und diskutiert Abschließend werden eventuell mögliche Perspektiven des Geocachings im Schulsport aufgezeigt. 

Geocaching kann als Inhalt im Sportunterricht benutzt werden, um Kompetenzen bei den Schülern zu fördern und zu entwickeln (Kompetenzzugewinn). Wir haben gesehen, dass vier der sechs angegebenen Kompetenzbereiche mit der Aktivität Geocaching im Schulsport abgedeckt werden können: Kompetenzbereich 1 (KB1): Gesundheits- und wahrnehmungsorientierte Bewegungshandlungen, KB2: Soziale und integrative Bewegungshandlungen, KB3: Könnens- und leistungsorientierte Bewegungshandlungen

und

KB6:

Erlebnis-

und

wagnisorientierte

Bewegungshandlungen (siehe Kapitel 3.3.). 

Geocaching als Inhalt im Sportunterricht kann als Nährboden dienen für die in neueren Lehrplänen geforderte Kompetenzorientierung.



Geocaching bietet als Inhalt vielfältige Möglichkeiten zur Thematisierung im Sportunterricht (siehe Kapitel 3.4.).



Geocaching erlaubt es, innerhalb eines Zyklusses im Sportunterricht, Theorie und Praxis in einem vernünftigen Rahmen zu verbinden. Die Schüler sollen z.B. die Grundlagen

der

Navigation

kennen

(Koordinatensystem,

Längen-

und

Breitengrade) und sollen verstehen was ein Satellitensystem ist und wie es funktioniert. Die Schule als eine Bildungs- und Erziehungsanstalt sollte den Schülern ausreichend Wissen vermitteln und darüber hinaus in der Lage sein,

125

Schlussfolgerung und Ausblick

solches Wissen, „was auch tot sein kann“34, den Schülern praktisch erfahrbar zu machen. 

Geocaching ermöglicht ein interdisziplinäres Arbeiten. Mit Geocaching hat man die Möglichkeit der praktischen Umsetzung für den im „stage pédagogique“ so oft erwähnten fächerübergreifenden Unterricht. Diese Vernetzung der Disziplinen ist hier bspw. möglich in Sport, Geographie, Mathematik, Naturwissenschaften und Englisch.



Geht dem Ganzen eine rigorose und gewissenhafte Planung voraus, können Schwierigkeiten, die bei der Durchführung auftreten, relativ schnell gelöst werden, da sie weitestgehend kalkulierbar sind. Obgleich auch bei größeren Vorbereitungsmaßnahmen immer unerwartete Zwischenfälle auftreten können, (dies gilt natürlich auch für den „normalen“ Unterricht in der Halle) kann dem Inhalt Geocaching kein erhöhtes Risikopotential zugeschrieben werden, solange Sicherheitsaspekte beachtet (siehe Kapitel 3.6.) und bei der Unterrichtsplanung zurückbehalten werden. Da die Aktivität stark wetterabhängig ist, sollte das dritte Trimester als Terminwahl bevorzugt werden.



Geocaching als Thematik im Sportunterricht kann zur Sicherheitserziehung der Schüler beitragen. Die verschiedenen Handlungssituationen beim Geocaching können Fertigkeiten fördern welche ein sicheres Bewältigen der Aufgaben in der freien Natur ermöglichen.



Geocaching wurde auf seine Schultauglichkeit überprüft. Kriterien wie Sicherheit und Realisierbarkeit müssen erfüllt sein, damit man Geocaching im Schulsport ausüben kann. Auch muss die ursprüngliche Spielidee bewahrt bleiben und der

34

“Kompetenzen bestehen nicht nur aus Wissen, das auch tot sein kann, oder Können, das auch blind sein

kann, sondern ausdrücklich aus der Verknüpfung von Wissen und Können.” (Zitat aus: sportunterricht. Schorndorf, 57 Heft 7, 2008, KURZ, S.5)

126

Schlussfolgerung und Ausblick

Lehrer sollte die Kompetenzen besitzen Geocaching so anzubieten, dass ein Lernprozess stattfinden kann (siehe Kapitel 3.1.). Diese Arbeit kann als Produkt angesehen werden, anhand dessen andere Lehrer sich informieren und mit Geocachingwissen und dessen praktische Anwendung bereichern können. 

Ein Unterrichtszyklus von sechs Doppelstunden reicht aus, um Schüler zu sensibilisieren und um sich erfolgreich damit zu beschäftigen. Ideal ist, wenn man nicht zu viel Zeit verliert, um auf das Geocachinggelände zu gelangen. Doppelstunden sind vorteilhalt, weil dann die Schüler längere Distanzen zurücklegen können und man auch mehr Zeit hat, die anvisierten Kompetenzen zu fördern und zu entwickeln.



Welche Methode man fürs Geocachen auswählt, hängt größtenteils von der Thematisierung ab. Zwei verschiedene Richtungen zeichnen sich hier ab: die gesundheits-, wahrnehmungorientierte, sportlichere Zielsetzung und die sozialintegrative Zielsetzung (siehe Kapitel 3.4.). Je nach Thematisierung kann Geocaching für Schüler jeden Alters angeboten werden.



Das Geocaching muss sich im Vergleich zu anderen Outdooraktivitäten, die auch im Schulsport angeboten werden können, nicht verstecken. Die Kosten, sich GPSGeräte zuzulegen, sind zum Teil weniger hoch als die Anschaffung von Mountainbikes oder Nordic-Walking Stöcken. Das Erreichen eines gemeinsamen Ziels innerhalb einer Gruppe fördert zudem mehr den sozialen Aspekt als beim Nordic Walking oder Joggen. Moderne Technik anwenden ist immer aufregend, spannend und somit motiviert der Gebrauch von GPS-Geräten die Schüler zusätzlich. Auch Erlebnis und Wagnis sind eng mit dem Geocaching liiert. Spiel, Spaß, Abenteuer, und Spannung sind in Verbindung mit moderner Technik für die Schüler sehr verlockend.



Geocaching kann, indem man es schülergerecht und kompetenzorientiert unterrichtet, einen legitimen Platz im Sekundarschulsportunterricht finden. Das

127

Schlussfolgerung und Ausblick

Geocachen kann als alternativer Inhalt in den Pool der Aktivitäten des Sportunterrichts aufgenommen werden. 

Im Geocaching kann man Schüler, die nicht an einer Unterrichtseinheit (oder Unterrichtssequenz) teilnehmen können, einbinden, sinnvoll beschäftigen und auch evaluieren.



Geocaching im Schulsport kann die Schüler zu einer persönlichen Ausführung motivieren, zum Lifetime-Sport werden und somit den Aufenthalt in der Natur fördern.



Eines der negativen Kritikpunkte des Geoachings ist, dass die Cacher Spuren im Gelände hinterlassen. Diese Trampelpfade, auch „Cacherautobahnen“ genannt, zeigen einem oft den Weg zum Cache. Wichtig ist es also die Schüler für diese Problematik zu sensibilisieren. Sie sollen die Wege und Pfade benutzen und nur beim Erreichen des Zielpunktes, unter besonderer Aufsicht auf Fauna und Flora den Cachebehälter suchen. Selbstverständlich sollte dies auch ein Thema bei anderen Outdooraktivitäten wie z.B. dem Orientierungslauf sein.



Geocaching findet im Freien statt und ist somit stark wetterabhängig. Aus diesem Grund ist die Überwachung und die Benotung der Schüler schwieriger als im „normalen“ Sportunterricht in der Halle.



Geocaching im Schulsport anzubieten kann den Geocachern ein Dorn im Auge sein. Es ist nicht gern gesehen, wenn Nicht-Geocacher wissen, wo sich versteckte Caches befinden. Diese könnten mutwillig zerstört oder gar gestohlen werden. Es ist deshalb wichtig auf diese Problematik hinzuweisen. Geocaching im Schulsport kann ja ausschlaggebend sein dass die Cacher-Community sich vergrößert und dadurch neue, interessante Caches entstehen.

128

Schlussfolgerung und Ausblick

 Perspektiven des Geocachings im Schulsport In dieser Arbeit wurde versucht, das Geocaching als Schulsportaktivität einzuführen. Allerdings gibt es auch noch andere Möglichkeiten die Schüler mit dieser Freizeitaktivität in Verbindung zu bringen: Das Geocaching könnte durchaus im Rahmen der außerschulischen Sportaktivität, auf Klassenfahrten, bei Schulaufenthalten (classe de mer, neige, verte), bei Sportausflügen oder während Projektwochen angeboten werden. Da hier der zeitliche Rahmen wesentlich größer ist als im allwöchentlichen Sportkurs, kann das Geocaching hier noch stärker fächerübergreifend behandelt werden. Die Sportstunden, in denen die Schüler unter verschiedenen vorgeschlagenen Sportarten eine auswählen können (Options auf den oberen Klassen), scheinen fürs Cachen sehr interessant, da hier oft weniger Schüler in den Gruppen sind und sich nur Schüler melden, die sich auch für die Thematik interessieren. Diese „cours à options“ könnten unter einen anderen Focus gesetzt werden. Unter der Form eines Projekts oder eines handlungsorientierten Unterrichts können Regeln fürs Geocaching erstellt werden (z.B. die Verstecke der Caches nicht verraten, das Ausarbeiten von Geocachingregeln, Sicherheitsregeln sowie Regeln für das Ausüben der Naturaktivitäten). Auch könnte man mit den Schülern per Mountainbike auf Cachesuche gehen. Allerdings müsste man dafür sorgen, dass die Fahrräder einen GPS-Halter haben, denn das einhändige Fahren wäre risikobehaftet. Da ich seit diesem Jahr, zusammen mit zwei weiteren Sportlehrerinnen und der APEP35, die Sportlehrerweiterbildungen in Luxemburg organisiere, wäre ich bereit eine Weiterbildung im Geocaching anzubieten, in der die interessierten Lehrer Tipps und Erklärungen bekommen könnten, wie man das Geocachen schülergerecht anbieten kann.

35

Association des Professeurs d’Education Physique

129

Schlussfolgerung und Ausblick

Diese Arbeit sollte in keinstem Sinne als vollständig angesehen werden sondern soll als ausbaufähiges Basiselement gelten, für weitere pädagogische Überlegungen, die mit dem Geocaching zu tun haben.

130

Literaturverzeichnis

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132

Literaturverzeichnis

Inhaltlichen Erweiterung und Anpassung im Sportunterricht. Travail de candidature. Mamer, 2004. SÖLL, Wolfgang: Sportunterricht-Sportunterrichten. Ein Handbuch für Sportlehrer. Schorndorf, 2004. TELAAR, Daniel: Geocaching. Eine kontextuelle Untersuchung der deutschsprachigen Geocaching-Community. Diplomarbeit im Studiengang Geographie. Münster, 2007. WEBER, Jörn: Das Große GPS-Handbuch zum Navigieren im Gelände. Basiswissen und Insider-Tipps anschaulich und leicht verständlich erklärt. Kompass Karten. 2009. ZIENER, Gerhard: Bildungsstandards in der Praxis – Kompetenzorientiert unterrichten. Stuttgart, 2008.

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Literaturverzeichnis

 Internetseiten http://www.adventure-line.eu http://www.auslandsjahr.eu/wieviele-einwohner-haben-die-laender-europas/ http://austrian-reviewer.blogspot.com/2010/03/ocb-kommt-nach-osterreich.html http://www.geocache.lu http://www.geocaching.com http://www.geoportail.lu http://www.groundspeak.com http://www.kowoma.de/gps/Fehlerquellen.htm http://www.navicache.com http://www.opencaching.de

 Audiovisuelle Medien http://tinyurl.com/8vw7crk http://www.geocaching.com/videos/ http://www.planet-schule.de/sf/php/02_sen01.php?sendung=6557

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Anhang

Anhang Anhang A:

17. Univeritätsweltmeisterschaft im Orientierungslauf ........... 136

Anhang B:

Fragebogen im Vorfeld der Unterrichtssequenz ....................... 137

Anhang C:

Informationsbrief an die Eltern der Schüler .............................. 138

Anhang D:

Theoretische Unterlagen und Aufgaben für die Schüler........... 139

Anhang E:

Angefertigte topographische Karte für die erste ............................

Unterrichtseinheit (Vorder- und Rückseite) .................................................... 150 Anhang F:

Bedienungsanleitung für das Garmin Dakota 20 ...................... 152

Anhang G:

Beispiel eines Multicache im Parc Le’h ..................................... 153

Anhang H:

Evaluationsvorlage zur Cachebewertung im Geocaching ......... 154

Anhang I:

Fragebogen zur Unterrichtevaluation sowie dessen ......................

Auswertungen ................................................................................................. 155 Anhang J:

Geocaching Leitfaden von Groundspeak .................................. 166

Anhang K:

Beipackzettel für Geocachebehälter (nach geocache.lu).......... 168

Anhang L:

Zeitungsartikel über Geocaching und den Aufenthalt in der ..........

Natur

................................................................................................... 169

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Anhang Anhang A:

17. Univeritätsweltmeisterschaft im Orientierungslauf

University Sports Magazine 80, FISU

136

Anhang Anhang B:

Fragebogen im Vorfeld der Unterrichtssequenz

137

Anhang Anhang C:

Informationsbrief an die Eltern der Schüler

138

Anhang Anhang D:

Theoretische Unterlagen und Aufgaben für die Schüler

139

Anhang

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Anhang

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Anhang

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Anhang Anhang E: Rückseite)

Angefertigte topographische Karte für die erste Unterrichtseinheit (Vorder- und

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Anhang

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Anhang F:

Bedienungsanleitung für das Garmin Dakota 20

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Anhang G:

Beispiel eines Multicache im Parc Le’h

153

Anhang H:

Evaluationsvorlage zur Cachebewertung im Geocaching

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Anhang I:

Fragebogen zur Unterrichtevaluation sowie dessen Auswertungen

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Abbildung 46: Subjektiver Eindruck der Schüler bezüglich des Lernfaktors

Die Auswertung auf die Frage, ob die Schüler viel gelernt haben während dem Unterrichtszyklus, zeigt eine klare Tendenz zu „Ja“. Dies kann daran liegen dass nur wenige Schüler Vorerfahrungen mit dem Geocaching gehabt haben, was uns die Auswertung der ersten Frage im Kapitel 4.1. gezeigt hat. Antworten die in der Zusatzfrage vorkahmen sind zum Beispiel: „ Ich habe gelernt, dass es viele verschiedene Caches gibt“, „Ich habe gelernt was Geocaching ist und wie es geht“, „wie Satelliten funktionieren“, „Ich habe gelernt in einer Gruppe zu funktionieren“, „Ich habe viel über GPS und das Satellitensystem gelernt“….

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Abbildung 47: Subjektiver Eindruck der Schüler bezüglich des Loggens eines Cache

Auch auf die Frage, ob die Schüler sich zutrauen alleine einen Cache zu loggen, liegt die Tendenz bei „Ja“. 21 von 24 Schüler sind der Meinung sie würden einen Cache alleine finden. Dies zeigt, dass die Arbeitsweise beim Geocaching verstanden worden ist und das Ziel, den Schülern das Geocaching näher zu bringen, erreicht wurde. Allerdings gaben drei Schüler an, sich selbst nicht zuzutrauen einen Cache alleine zu finden.

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Abbildung 48: Subjektiver Eindruck der Schüler bezüglich des Geocachings in der Freizeit

Über die Hälfte, 14 von 24 Schülern können sich vorstellen einen Cache in ihrer Freizeit aufzusuchen. Ob und wie oft sie das tun werden, kann hier natürlich nicht ermittelt werden. Vier Schüler scheinen mit dem Geocaching abgeschlossen zu haben.

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Abbildung 49: Subjektiver Eindruck bezüglich des Spassfaktors bei den Gruppenarbeiten

Das Arbeiten in der Gruppe ist nicht immer jedermanns Sache. Die Mehrheit der Schüler hat „stimmt zum größten Teil“ angekreuzt. 3 Schüler fühlen sich nicht wohl in ihrer Gruppe und hatten keinen Spaß an den Gruppenaufgaben. Dies könnte bspw. darin liegen, dass ihr Bewegungsdrang während den Gruppendiskussionen nicht befriedigt wurde, oder dass es Streitereien innerhalb der Gruppen gegeben hat.

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Abbildung 50: Subjektiver Eindruck der Schüler bezüglich der Gruppenharmonie

Der Gruppenzusammenhalt ist bei heterogenen Gruppen schwierig. Dass nicht immer alles rund lief in den Gruppen war auch nicht zu erwarten. Diskussionen und Streitereien waren also vorprogrammiert. 13 Schüler gaben an, dass in ihrer Gruppe nicht alles tadellos ablief. Dies könnte daran liegen, dass ich manchmal in die Gruppenkonstellation eingriff und nicht immer dieselben Gruppen losschickte. Auch versuchte ich die Gruppen so zu mischen, dass Jungs und Mädchen miteinander klarkommen mussten. 11 Schüler waren mit dem Verlauf und ihrer Gruppendynamik zufrieden. Anhand der Antworten, die die Schüler dazuschreiben konnten, konnten die Probleme der einzelnen Gruppen ausfindig gemacht werden: „Wir hatten Streit“, „Ein Mädchen hat nichts gemacht“, „Es lief nicht immer rund, ein Mädchen hat nie geholfen“, „Wir haben 1-2 Mal gestritten“, „Verschiedene sind zu schnell gelaufen“, „Schmerzen, ich bin einmal hingefallen“…

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Abbildung 51: Subjektiver Eindruck der Schüler in Bezug auf den Vergleich mit anderen Ausdauersportarten

Auf die Frage, ob Geocaching einem besser gefällt als eine reine Ausdaueraktivität wie Walken oder Spazieren gehen gaben 17 Schüler ein positives Urteil ab. Dies kann daran liegen dass das Geocaching doch sehr abwechslungsreich ist und dass auch die Unterrichteinheiten attraktiv und unkontrolliert gestaltet wurden. 7 Schüler haben dem nicht zugestimmt. Das gemeinsame Arbeiten in der Gruppe könnte hier dazu beigetragen haben dass die Schüler so abgestimmt haben.

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Abbildung 52: Subjektiver Eindruck der Schüler bezüglich der Anstrengung bei der Cachesuche

Genau die Hälfte der Schüler hat den Geocachingzyklus als körperlich anstrengend bezeichnet. Jeweils zwei Schüler haben sehr anstrengend, respektiv überhaupt nicht anstrengend angekreuzt.

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Abbildung 53: Subjektiver Anstrengungsvergleich zwischen dem Geocachingzykluss und anderen Zyklen im Sportunterricht

Auch anhand dieser Auswertung ist zu erkennen, dass über die Hälfte, (14 Schüler) sich manchmal mehr anstrengen mussten als in den vorherigen Sporteinheiten. Der rote Balken mit den zwölf Schülern, die „zum größten Teil“ abgestimmt haben, ist vielleicht zu erklären, dass es in den Unterrichtseinheiten wo das Cachen eher ein Wettkampfsuchen war intensiver zur Sache ging. Die Gruppen hatten den Willen, das Spiel für sich zu entscheiden und legten eine beachtliche Distanz in den einzelnen Unterrichteinheiten zurück. Gewisse Parallelen sieht man in der Auswertung der vorherigen Frage: Auch hier waren es 12 Schüler die angaben sich beim Geocachen angestrengt zu haben.

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Abbildung 54: Subjektiver Eindruck der Schüler bezüglich der Integration von Geocaching im Schulsport

Mit Integrieren ist hier ein regelmäßiges Anbieten der Aktivität im Schulsport gemeint. Natürlich ist diese eine schwierige Frage für einen Septimaschüler. Trotzdem kann man aus dieser Auswertung schließen dass es den 20 Schülern, die positiv auf die Frage geantwortet haben, Spaß bereitet hat und die Motivation groß genug ist, Geocaching auch in der Zukunft machen zu wollen. Nur 4 Schüler wollen Geocaching eher nicht als Aktivität im Sportunterricht sehen. Woran genau dies liegt ist schwierig zu sagen, vielleicht an der theoretischen Einführung, an den Gruppenaufgaben, die ihnen nicht richtig zusagten, oder ganz einfach daran, dass sie lieber andere Sportarten in den Sportstunden ausüben.

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Abbildung 55: Subjektiver Eindruck der Schüler bezüglich des Spassfaktors beim Geocaching

Auf die letzte Frage, ob der Geocachingzyklus den Schüler Spaß gemacht hat, ist eine klare Tendenz zu erkennen: 19 Schüler antworteten mit „voll und ganz“, 5 mit „stimmt zum größten Teil“ und es gibt keinen Schüler dem es nicht gefallen hat. Antworten die in der Begründung wiederzufinden waren sind verschiedener Natur: „Es hat Spaß gemacht“, „Es war ein Abenteuer“, „Es war schön einmal was Anderes/Neues zu machen“, „Weil wir etwas gelernt haben und weil wir in Gruppen gearbeitet haben“, „Weil wir Caches suchen mussten und weil wir uns schmutzig gemacht haben“, „Es war abenteuerlich aufregend und spannend“, Weil wir viele Erlebnisse in der Natur hatten“, „Weil wir viel Sport gemacht haben“…

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Anhang J:

Geocaching Leitfaden von Groundspeak

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Anhang K:

Beipackzettel für Geocachebehälter (nach geocache.lu)

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Anhang L:

Zeitungsartikel über Geocaching und den Aufenthalt in der Natur

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170

Air le mag, Nummer 11. July August 2010

171

Luxemburger Wort vom 3. Juli 2009

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Luxemburger Wort vom 29. Juni 2011 Luxemburger Wort vom 25. Februar 2012

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Revue - de Magazin fir Lëtzebuerg. Nr.12 vom 21 März 2012

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Tageblatt vom 25 September 2008

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