Essen und Trinken – Vertiefung Figurprobleme

295

Essen und Trinken – Vertiefung Figurprobleme 1 Einführung .........................................................................................................................295 2 Übersicht: Bausteine, Lernziele, Zeit, Hilfsmittel............................................................297 3 Übersicht: Folien ...............................................................................................................298 4 Leitfäden und ergänzende Informationen zu den Bausteinen .......................................299 4.1

Baustein 1: Vorstellung..............................................................................................299

4.2

Baustein 2: Individuelle Motive ..................................................................................301

4.3

Baustein 3: Schönheitsideal ......................................................................................304

4.4

Baustein 4: Körpererfahrung......................................................................................309

4.5

Baustein 5: Schlankheit und Diäten ...........................................................................314

4.6

Baustein 6: Einflußfaktoren des Körpergewichts .......................................................317

4.7

Baustein 7: Bewältigung von Figurproblemen............................................................321

1 Einführung Die Umsetzung „Figurprobleme“ stellt eine vertiefende Einheit im Nachgang zur Seminareinheit „Essen und Trinken“ dar. Die Gruppengröße sollte auf bis zu acht Teilnehmer(innen) begrenzt werden, da sonst eine hohe Selbstbeteiligung nicht gewährleistet und damit das wesentliche Ziel dieser Einheit (Interaktivität) nicht erreicht werden kann. Die Seminareinheit „Figurprobleme“ ist für Rehabilitand(inn)en gedacht, die normalgewichtig sind, jedoch ihr Gewicht als zu hoch empfinden oder mit ihrer Figur unzufrieden sind und deshalb die Figur über eine Gewichtsreduktion verändern wollen. Da es sich um eine zusätzliche Einheit handelt, die freiwillig von den Teilnehmer(inne)n in Anspruch genommen werden kann, ist davon auszugehen, daß alle Teilnehmer(innen) hoch motiviert sind und tatsächlich „Figurprobleme“ empfinden. Erfahrungsgemäß sind Frauen in dieser Einheit überrepräsentiert. Daher sollte diese Seminareinheit nach Möglichkeit von einer Referentin angeboten werden, die didaktisch geschult und in Bezug auf die Thematik ausreichend qualifiziert ist. Kenntnisse in Psychologie, Erfahrung in

der Begleitung und Führung von Gruppen sowie in patientenzentrierter Gesprächsführung sind von Vorteil, da in dieser Einheit sehr persönliche Äußerungen der Teilnehmer(innen) bewertet und kommentiert werden müssen. Neben referierenden und moderierenden Aufgaben hat die Referentin auch die Funktion, die Teilnehmer(innen) zu begleiten. Im Rahmen dieser Umsetzung sollen die Teilnehmer(innen) • sich mit ihrer eigenen Sicht- und Erlebensweise in bezug auf ihren Körper und ihr Körpergewicht kritisch auseinandersetzen, • durch gegenseitige Einschätzung eine Relativierung ihrer Einstellung vornehmen, • ihre Körperwahrnehmung und ihr Körpererleben intensivieren. Einerseits sollen die Teilnehmer(innen) angeregt werden, ihre vorrangige Körperorientierung am gesellschaftlich geprägten Schlankheitsideal kritisch zu hinterfragen, für die eigene Körperlichkeit sensibilisiert werden und motiviert werden, ihre Figur zu akzeptieren und sich dabei wohl zu fühlen. Zum anderen sollen die Teilnehmer(innen) erkennen, daß Blitz- und Crashdiäten völlig un-

296

Gesundheitsbildungsprogramm für die medizinische Rehabilitation

taugliche Methoden sind, um subjektiv empfundene Figurprobleme zu bewältigen, da sie Eßstörungen zur Folge haben können. Es soll die Einsicht vermittelt werden, daß das Körpergewicht und damit die Figur langfristig durch eine Veränderung des Eßverhaltens und eine Steigerung der Bewegung im Alltag verändert werden kann. Der Dialog mit den Teilnehmer(inne)n, der Austausch untereinander und das konkrete Erleben im Rahmen von Übungen sollte in dieser Einheit im Vordergrund stehen. Die in der Einheit theoretisch vermittelten Informationen sollen nicht nur verstanden werden, sondern die Teilnehmer(innen) sollen diese als kritisches Korrektiv ihrer eigenen Einstellung in bezug auf ihr Diätverhalten und das gesellschaftliche Schlankheitsideal begreifen und erleben. Vor diesem Hintergrund ist eine Überprüfung des Lernerfolges durch die Abfrage und Bewertung von Wissensinhalten nicht vorgesehen. Die Diskussion über Vor- und Nachteile von Diäten (vgl. Baustein 5) sowie die Festlegung von Zielen und Maßnahmen durch die Teilnehmer(innen) (vgl. Baustein 7) lässt erkennen, ob und in welchem Umfang sich die Teilnehmer(innen) auf eine veränderte Sicht in Bezug auf subjektive Figurprobleme bzw. auf die zu wählenden Maßnahmen eingelassen haben. Die Seminareinheit besteht aus insgesamt sieben Bausteinen. Die Zeitangaben pro Baustein sind nicht mehr als eine grobe Orientierung. Da die meisten Bausteine teilnehmerorientierte Unterrichtsschritte enthalten, hängt es immer von der

Gruppe und dem(der) Referenten(in) ab, wieviel Zeit tatsächlich benötigt wird. Die meisten Bausteine enthalten optionale Unterrichtsschritte, um den Referent(inn)en die Schwerpunktsetzung innerhalb eines Bausteins zu erleichtern. Sie sind durch eine kleinere Schriftgröße ausgewiesen. Die höheren Zeitangaben im Leitfaden beziehen sich auf die geschätzte Durchführungszeit, wenn alle optionalen Schritte einbezogen sind. Die Zeitdauer für die Durchführung des gesamten Seminars kann aufgrund des Baukastenprinzips flexibel gehandhabt werden. Je nach Konzeption der Gesundheitsbildung in der Einrichtung kann die Seminareinheit als Minimalversion in einer einstündigen Veranstaltung durchgeführt oder zeitlich erweitert werden. Ein einstündiges Seminar (60 Minuten) könnte folgendermaßen konzipiert werden: Bausteine 1 (Vorstellung), 2 (Individuelle Motive), 5 (Schlankheit und Diäten), 6 (Einflußfaktoren des Körpergewichts) sowie Baustein 7 (Bewältigung von Figurproblemen), jeweils ohne optionale Schritte. Stehen 90 Minuten zur Verfügung wird empfohlen, Baustein 4 (Körpererfahrung) zu der zuvor beschriebenen einstündigen Version hinzuzunehmen. Im Folgenden werden die Umsetzungsvorschläge zu den insgesamt sieben Bausteinen im Einzelnen beschrieben. Weitere inhaltliche und wissenschaftliche Hintergrundinformationen können dem Sachtext der Seminareinheit „Essen und Trinken“ entnommen werden.

Essen und Trinken – Vertiefung Figurprobleme

297

2 Übersicht: Bausteine, Lernziele, Zeit, Hilfsmittel Nr.

Baustein

Lernziel

Zeit

Hilfsmittel

1

Vorstellung

Die Teilnehmer(innen) kennen sich, den(die) Referenten(in) und das Thema der Seminareinheit.

5-10 min

Overheadprojektor Folie FP1 Blankofolie Folienstifte

2

Individuelle Motive

Die Teilnehmer(innen) werden sich bewußt, warum sie selbst Figurprobleme empfinden, und sie können diese nach kosmetisch-ästhetischen bzw. gesundheitlichen Motiven qualifizieren.

15-25 min Overheadprojektor Folie FP2 Blankofolie Flipchart, Stifte

3

Schönheitsideal

Die Teilnehmer(innen) kennen die gesellschaftliche Norm eines „Schönheitsideals“ und begreifen mögliche Konflikte zwischen gesellschaftlichen Normen und biologischen Voraussetzungen.

20-30 min Flipchart, Stifte Overheadprojektor Folie FP3 10-DM-Scheine oder Folie FP4 Folie FP2

4

Körpererfahrung

Die Teilnehmer(innen) erleben ihren Körper in seinem spezifischen Ausdruck und können Harmonien, Spannungen und Grenzen des Körpers wahrnehmen.

20-30 min Decken oder Matten Flipchart, Stifte

10-20 min Flipchart, Stifte Overheadprojektor Folie FP5 Folie FP6

Overheadprojektor Folie „Angebote“

5

Schlankheit und Diäten

Die Teilnehmer(innen) können begründen, daß Schlankheit nicht durch Fehl- und Unterernährung erzwungen werden kann, und daß Blitz- und CrashDiäten letztendlich einer Gewichtszunahme den Weg bereiten können.

6

Einflußfaktoren des Körpergewichts

Die Teilnehmer(innen) können 10-15 min Flipchart, Stifte erläutern, daß das Körpergewicht durch die Art der Ernährung, die genetische Veranlagung und regelmäßige Bewegung beeinflußt wird.

7

Bewältigung von Figurproblemen

Die Teilnehmer(innen) beurteilen ihre eigenen „Figurprobleme“ vor dem Hintergrund der Erfahrungen in der Seminareinheit, legen für sich ein realistisches Anspruchsniveau fest und wählen die geeigneten Maßnahmen für eine Bewältigung der Figurprobleme aus.

20-30 min Arbeitsblatt FP-AB1, Stifte Arbeitsblatt FP-AB2 Flipchart, Stifte Informationsmaterial Ansichtsexemplare ausgewählter Literatur

298

Gesundheitsbildungsprogramm für die medizinische Rehabilitation

3. Übersicht: Folien

Seminareinheit “Essen & Trinken” Vertiefung “Figurprobleme”

Vorstellungen zur Idealfigur von Frauen und Männern

Körperbau von Mann und Frau 

Gliederung





FP

FP

34% der Frauen geben die sportlich-androgyne Frauenfigur als Ideal an, aber nur 19% der Männer. 50% der Männer unter 40 Jahren glauben, daß Frauen extrem muskulöse Männerkörper attraktiv finden, dem stimmen nur 24% der Frauen zu. FP

FP1

FP2

FP3

Die Minnesota-Studie 36 körperlich und psychisch gesunde, junge Männer erhielten über 6 Monate 50% ihrer gewohnten Nahrungsmenge.

Die Normalverteilung

Ergebnisse:

y

• Einstellungs- und Verhaltensänderungen (Zunahme der Beschäftigung mit dem Essen)

0,5 0,4 0,3

• emotionale Veränderungen (Stimmungsschwankungen, Depression, Angst)

0,3 0,2

Adipositas

0,2

• soziale und sexuelle Veränderungen (sozialer Rückzug, Ehescheidungen)

0,1 0,1 0,0

-4

-3

-2

-1

Während der Diät:  



Ständiges Hungergefühl Häufiges Denken an bestimmte Lebensmittel (“Süß-/Heißhunger”) Mattigkeit, verminderte Konzentrationsfähigkeit

• Eßstörungen (Heißhungerattacken, Störung der Sättigung)

0,4

Models, z.B. Claudia Schiffer

Folgen extremer Diäten

0

1

2

3

4

• kognitive Veränderungen (verminderte Konzentration und Urteilsfähigkeit)

Nach der Diät: 



• physiologische Veränderungen (Schwindel, 40% reduzierter Grundumsatz) die Mehrheit (ca. 70%) FP4

(Keys et al. 1950) FP

FP4



Erhöhter Appetit aufgrund eines “Heißhungergefühls” Gewichtszunahme über das Anfangsgewicht hinaus (Jo-Jo-Effekt) Frustration, Versagensgefühle

FP

FP5

FP6

Essen und Trinken – Vertiefung Figurprobleme

299

Leitfaden Baustein 1: Vorstellung

 5-10’

Lernziel: Die Teilnehmer(innen) kennen sich, den(die) Referenten(in) und das Thema der Seminareinheit. Themen

Inhalt und möglicher Ablauf

Begrüßung

Der(die) Referent(in) stellt sich vor und führt in das Thema ein: • Name, Berufsbezeichnung, Aufgabe in der Einrichtung • Thema der Seminareinheit • Freiwilligkeit der Teilnahme • Vertiefung des Seminars „Essen und Trinken“.

Vorstellung der Teilnehmer(innen)

Die Teilnehmer(innen) stellen sich mit Namen, Wohnort und Alter vor und berichten kurz,

Hinweise

• welche Bedeutung für sie das Essen hat • wie spontan sie essen • was sie als „Sünden“ beim Essen bezeichnen würden. Seminarübersicht

Der(die) Referent(in) gibt eine Übersicht Folie FP1 auflegen und ggf. auf über den geplanten Inhalt der Seminar- einer Blankofolie handschriftlich stunde und fragt die Teilnehmer(innen) ergänzen. nach ihren Wünschen und eventuellen Ergänzungen. Seminareinheit “Essen & Trinken” Vertiefung “Figurprobleme”

Gliederung



FP



300

Gesundheitsbildungsprogramm für die medizinische Rehabilitation

Ergänzende Informationen zu Baustein 1: Vorstellung Themen

Didaktik

Beispiele

Kommentare

Begrüßung

Es soll von Beginn an die für diese Seminareinheit unerläßliche vertrauensvolle Atmosphäre geschaffen werden, damit die Teilnehmer(innen) sich offen und konstruktiv mit der Thematik auseinandersetzen können. Da Teilnehmer(innen) mit Figurproblemen in der Regel „gezügelte“ Esser sind, sollten die individuellen Einstellungen zum Essen verdeutlicht werden, um gemeinsame Einstellungen bewußt zu machen und somit die Gruppenbindung zu erhöhen.

„Ich möchte Sie herzlich zu unserem heutigen Gesundheitsbildungsseminar begrüßen. Mein Name ist (...). Ich bin (...) in dieser Einrichtung. Sie haben dieses Seminar gewählt, weil Sie - sagen wir einmal - mit Ihrer Figur nicht ganz glücklich sind. Figur und Essen hängen zusammen. Das wird auch unser heutiges Thema sein. (...)“

Die Vorstellung der eigenen Person ist nur erforderlich, sofern der(die) Referent(in) im Vergleich zum Seminar „Essen und Trinken“ gewechselt hat.

Vorstellung der Teilnehmer(innen)

Dieser Schritt ist grundsätzlich empfehlenswert, um eine persönlichere Atmosphäre zu schaffen, die den Lernerfolg fördert.

„Ich möchte Ihnen nun vorschlagen, daß wir eine kurze Vorstellungsrunde machen, in der Sie Ihren Namen nennen und – wenn Sie dies Das Aufstellen von Namens- möchten – uns erzählen, was es Ihnen bedeutet, gut schildern ermöglicht eine zu essen und zu trinken? (...) persönlichere Bezugnahme der Referentin bzw. des Re- Ich habe hier außerdem bunten Karton mitgebracht, daferenten auf Beiträge der Teilnehmer(innen) sowie der mit Sie sich ein NamensTeilnehmer(innen) unterein- schild schreiben können. (...)“ ander.

Handelt es sich um eine geschlossene Gruppe, die bereits andere Seminareinheiten zusammen erlebt hat, kann die Vorstellungsrunde entfallen.

Seminarübersicht

Die Seminarübersicht dient dazu, den Teilnehmer(inne)n die Möglichkeit zu geben, sich auf die zu erwartenden Seminarinhalte einzustellen sowie evtl. bestehende Lernängste abzubauen.

„Die heutige Stunde habe ich mir folgendermaßen vorgestellt. Wie Sie auf der Folie sehen, möchte ich mich zunächst mit Ihnen über (...) unterhalten. (...)“

Das Einbeziehen der Vorstellungen und Wünsche der Teilnehmer(innen) erfordert von seiten des(der) Referenten(in) Flexibilität sowie die Bereitschaft und Fähigkeit zur Improvisation, da möglicherweise Themen angesprochen werden, für die in den Bausteinen kein Material enthalten ist.

„Vielleicht haben Sie eigene Vorstellungen oder Veränderungsvorschläge? Fehlt etwas, was Sie eigentlich erwartet haben? (...)“

Auf keinen Fall sollten Vorschläge der Gruppe abgefragt werden, wenn der(die) Referent(in) diese nicht integrieren will, da dies demotivierend wirkt.

Essen und Trinken – Vertiefung Figurprobleme

301

Leitfaden Baustein 2: Individuelle Motive

 15-25’

Lernziel: Die Teilnehmer(innen) werden sich bewußt, warum sie selbst „Figurprobleme“ empfinden, und sie können diese nach kosmetisch-ästhetischen bzw. gesundheitlichen Motiven qualifizieren. Themen

Inhalt und möglicher Ablauf

Hinweise

Einschätzung der Figur

Die Teilnehmer(innen) beschreiben, mit Folie FP2 auflegen. welchen Proportionen ihrer Figur sie Körperbau von unzufrieden sind und warum. In der ReMann und Frau gel werden folgende Problemzonen benannt: • Hüfte • Gesäß • Oberschenkel • Bauch. Weniger häufig genannt werden Arme, Brust und Beine. Blankofolie über Folie FP2 legen und darauf die von den Teilnehmer(inne)n genannten Körperstellen kennzeichnen. Mehrfachnennungen werden als Strichliste markiert. FP

Beurteilung des Körpergewichts

Die Teilnehmer(innen) erläutern ihre Zufriedenheit mit dem individuellen Körpergewicht.

Bewertungskriterien

Die Teilnehmer(innen) erarbeiten Beurteilungskriterien, anhand derer sie ihre Figur bewerten.

Zusammenfassung

Der(die) Referent(in) faßt die wichtigsten Punkte der Diskussion zusammen. Dabei sollte er(sie) nochmals verdeutlichen, daß Gewicht und Figur oft unterschiedlich eingeschätzt werden, d.h. • die Figur primär unter ästhetischen Aspekten bewertet wird • sich die Einschätzung der individuellen Figur an einem bestimmten Schönheitsideal orientiert (z.B. Claudia Schiffer: schmale Hüften, breite Schultern = androgyne Y-Figur) • die Unzufriedenheit mit der Figur primär aus der individuellen Einstellung resultiert.

Nennungen auf dem Flipchart notieren.





302

Gesundheitsbildungsprogramm für die medizinische Rehabilitation

Ergänzende Informationen zu Baustein 2: Individuelle Motive Themen

Didaktik

Beispiele

Kommentare

Einschätzung der Figur

Ziel ist es, daß sich alle Teilnehmer(innen) mit dem Thema identifizieren, indem sie angeben, welche Körperproportionen sie selbst als „Problemzone“ empfinden. Der(die) Referent(in) sollte darauf achten, daß möglichst alle Teilnehmer(innen) mindestens eine Problemzone nennen. Alternativ können die Teilnehmer(innen) die Silhouette eines Menschen auch auf Papier zeichnen und die Problemzonen selbst markieren.

„Zum Einstieg in unser heutiges Thema möchte ich Sie bitten, sich gegenseitig mitzuteilen, mit welchen Körperstellen oder Proportionen Ihrer Figur Sie unzufrieden sind und warum. (...)“

Nach einer Untersuchung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) sind 40% der Frauen und 24% der Männer mit ihrer Figur unzufrieden, wobei das weibliche Schönheitsideal stärker auf Schlankheit ausgerichtet ist. 36% der Frauen sind bereit, konkrete Maßnahmen zur Gewichtskontrolle bzw. -Reduktion durchzuführen, um ihr Schlankheitsideal zu erreichen (DGE 1992).

Den Teilnehmer(inne)n wird durch die Markierung auf der Folie sichtbar gemacht, daß es offenbar normierte Standards gibt, die als Orientierung und Vorbild für eine ideale Figur „in den Köpfen“ sind.

„Obschon alle Menschen anders ‘gebaut’ sind, d.h. von Natur aus einen unterschiedlichen Körperbau haben, ergeben sich sehr ähnliche ‘Problemzonen’, z.B. bei Frauen: Hüften, Po und Oberschenkel. (...)“

Dieser Schritt trägt der Tatsache Rechnung, daß subjektiv empfundene Figurprobleme nicht zwangsläufig mit dem Körpergewicht einhergehen, das nach objektiven Kriterien (z.B. BMI) das Normalgewicht übersteigt. Somit ist eine Gewichtsreduktion aus gesundheitlichen Gründen nicht gerechtfertigt. Darüber hinaus wird berücksichtigt, daß viele Menschen mit „Figurpoblemen“ ein Wunschgewicht haben, das deutlich unter ihrem Normalgewicht liegt.

„Wenn Sie nun auch Ihr Körpergewicht beurteilen, fällt Ihr Urteil dann eher positiv oder eher negativ aus? (...)“

Zur Bestimmung des Körpergewichts siehe Sachtext „Essen und Trinken“, Kapitel 2.2.

Bewertungs- Den Teilnehmer(inne)n soll kriterien bewußt werden, daß die kritische Bewertung der eigenen Figur vorrangig unter ästhetisch-kosmetischen Aspekten erfolgt und durch die Orientierung an einem bestimmten „Schönheitsideal“ beeinflußt wird.

„Mich würde nun interessieren, anhand welcher Kriterien Sie Ihre Figur insgesamt oder auch die von Ihnen zuvor benannten kritischen Körperzonen beurteilen oder bewerten? Woran orientieren Sie sich? (...)“

Die Orientierung an einem bestimmten Schönheitsideal wird auch an der in den letzten Jahren steigenden Nachfrage an sogenannten „Schönheitsoperationen“ im Rahmen der plastischen Chirurgie deutlich.

Beurteilung des Körpergewichts

Essen und Trinken – Vertiefung Figurprobleme

Themen

Didaktik

Beispiele

Zusammenfassung

Die Zusammenfassung dient durch Wiederholung der wesentlichen Aspekte der Verfestigung der Informationen. Sie sollte unter Einbeziehung der Arbeitsergebnisse erfolgen.

„Ich möchte nun kurz die wesentlichen Ergebnisse unserer Diskussion zusammenfassen. Deutlich geworden ist sicherlich, daß Gewicht und Figur oft unterschiedlich bewertet werden. (...)“

303

Kommentare

304

Gesundheitsbildungsprogramm für die medizinische Rehabilitation

Leitfaden Baustein 3: Schönheitsideal

 20-30’

Lernziel: Die Teilnehmer(innen) kennen die gesellschaftliche Norm eines „Schönheitsideals“ und begreifen mögliche Konflikte zwischen gesellschaftlichen Normen und biologischen Voraussetzungen. Themen

Inhalt und möglicher Ablauf

Hinweise

Einflußfaktoren

Die Teilnehmer(innen) überlegen, wie Nennungen auf dem Flipchart nosich Vorstellungen von einer „idealen tieren. Figur“ als Ausdruck von „Schönheit“ entwickeln. In der gemeinsamen Diskussion sollte deutlich werden, daß die Vorstellungen primär durch äußere Einflüsse geprägt werden, wie z.B. durch: • Erziehung, z.B. Schulbücher • Kultur und Mode • Literatur (u.a. durch die Beschreibung weiblicher Attraktivität) • Bilder aus Zeitschriften, Film, Fernsehen.

Erwartungen an die Idealfigur

Der(die) Referent(in) erläutert beispiel- Folie FP3 auflegen und mit den haft die Ergebnisse einer Studie der Teilnehmer(inne)n besprechen. Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Danach gibt es Unterschiede zwischen Vorstellungen zur Idealfigur von der individuellen Bewertung und dem, Frauen und Männern 34% der Frauen geben die was das andere Geschlecht für eine Isportlich-androgyne Frauenfigur als Ideal an, aber nur dealfigur hält: 19% der Männer. 50% der Männer unter 40 • 34% der Frauen geben die sportlichJahren glauben, daß Frauen extrem muskulöse androgyne Frauenfigur als ihr Ideal Männerkörper attraktiv finden, an, jedoch halten nur 19% der Mändem stimmen nur 24% der ner diesen Typ für attraktiv. Frauen zu. • Jeder 2. Mann (unter 40 Jahren) glaubt, daß Frauen extrem muskulöse Männerkörper attraktiv finden. Dem stimmen lediglich 24% der Frauen zu. 



FP

Idealfigur im Wandel der Zeit

Der(die) Referent(in) diskutiert mit den Teilnehmer(inne)n die Schönheitsideale in verschiedenen Zeitepochen: • Barock (17. Jahrhundert): „Füllige“ Menschen als Ideal z.B. bei Rubens • Nachkriegszeit (etwa 1950 bis 1965): Ideale wie z.B. Marilyn Monroe und Jane Mansfield. Betonung der typisch weiblichen Figur • „Miss Twiggy“ ab 1965 (Propaganda auch von US-Versicherungsgesellschaften), Betonung von schlank bis dünn (androgyne Figur).

Normierung

Der(die) Referent(in) thematisiert, daß technische Produkte (z.B. Autos) standardisiert hergestellt werden können. Der Mensch als biologisches Wesen ist nicht normierbar.



Essen und Trinken – Vertiefung Figurprobleme

Themen

305

Inhalt und möglicher Ablauf

Hinweise

Anhand der Gauß’schen Verteilung erklärt der(die) Referent(in), wie sich biologische Verteilungen darstellen. Im Ergebnis ist herauszustellen, daß: • die Forderung nach einem gleichen Gewicht und gleichen Proportionen den Prinzipien der Natur widerspricht • Figur und Gewicht ein Ausdruck für die Individualität des Menschen sind.

Alle Teilnehmer(innen) betrachten anhand eines 10-DM-Scheins die Gauß’sche Glockenkurve. Falls keine 10-DM-Scheine zur Verfügung stehen, Folie FP4 auflegen. Die Normalverteilung y 0,5 0,4 0,4 0,3 0,3 0,2

Models, z.B. Claudia Schiffer

Adipositas

0,2 0,1 0,1 0,0

-4

-3

-2

-1

0

1

2

3

4

die Mehrheit (ca. 70%) FP4

Körperbau von Frau und Mann

Die Teilnehmer(innen) nennen biologische Unterschiede im Körperbau von Frauen und Männern: • breitere Hüften der Frauen • breiteres Becken der Frauen • relativ schmale Taille der Frauen • durchschnittlich kleinere Körpergröße der Frauen • schmalere Schultern der Frauen • mehr Fettanteil bei Frauen (Frauen um 20%, Männer 10-15%).

Zur Unterstützung der Diskussion kann Folie FP2 wieder aufgelegt werden. Körperbau von Mann und Frau

FP

Nennungen auf dem Flipchart notieren. Funktionen weiblicher Körperformen

Der(die) Referent(in) erläutert die biologischen Funktionen weiblicher Körperformen: • „Hüftspeck“ als Schutz und Energiereserve in der Schwangerschaft • Anatomie des Beckens (Geburtskanal).



306

Gesundheitsbildungsprogramm für die medizinische Rehabilitation

Ergänzende Informationen zu Baustein 3: Schönheitsideal Themen

Didaktik

Beispiele

Kommentare

Einflußfaktoren

Der Einstieg in diesen Baustein erfolgt über die Erfahrungen bzw. Vorkenntnisse der Teilnehmer(innen) zu gesellschaftlichen Einflußfaktoren. Dies fördert den persönlichen Bezug und die Motivation, sich mit der Thematik auseinanderzusetzen. Den Teilnehmer(inne)n soll verdeutlicht werden, daß • eine Vielzahl äußerer Faktoren das individuelle Bild von einer „Idealfigur“ prägen • sich die gesellschaftliche Normierung insbesondere auf die weibliche Figur bezieht.

„Zu jeder Zeit herrscht ein bestimmtes Schönheitsideal vor. Wie würden Sie – möglichst genau – das Schönheitsideal der 90er Jahre beschreiben. Was macht eine gute Figur aus? Bei Frauen? Und bei Männern? (...)“

Evtl. könnten einige Zeitschriften als Anschauungsmaterial verteilt und in einer Gruppenarbeit das darüber vermittelte Schönheitsideal verdeutlicht werden.

Traditionelles Geschlechterstereotyp: • Männer werden primär an Leistung und Geld, nicht an ihrer Erscheinung gemessen. Am Begriff des „kreditwürdigen Bauches“ ist zu erkennen, daß die Figur dem sozialen Status untergeordnet wird. • Frauen werden wesentlich stärker an körperlicher Attraktivität gemessen. • In den letzten Jahren: Zunehmende Übertragung der ästhetischen Meßlatte auch auf Männer (steigender Absatz an Parfüms und Kosmetika für Männer, Variationen der Herrenmode, aber auch Anstieg von Eßstörungen bei Männern).

An dieser Stelle kann der(die) Referent(in) auch auf geschlechtsspezifische Unterschiede und deren Hintergründe eingehen. Hinsichtlich der geschlechtsspezifischen Vermittlung eines bestimmten Schönheitsideals über Schulbücher zeigte eine Untersuchung von Davis und Oswalt 1992, daß seit 1900 Mädchen zunehmend dünner dargestellt wurden, nicht aber Jungen.

Erwartungen Hier steht die Informationsan die Ideal- vermittlung an die Teilnehfigur mer(innen) im Vordergrund. Sie lernen beispielhaft, daß es keinen absoluten Standard für die „Idealfigur“ gibt, an dem alle Menschen gemessen werden können und die Selbsteinschätzung in bezug auf ihre Figur nicht mit

„Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung hat untersucht, inwieweit die Ideale von Frauen und Männern übereinstimmen. Die Ergebnisse zeigen, daß die Übereinstimmung nur sehr gering ist. Zum Beispiel wurden die Frauen gefragt, welche Figurform sie als Idealfigur an-

Essen und Trinken – Vertiefung Figurprobleme

Themen

307

Didaktik

Beispiele

der Fremdbewertung übereinstimmen muß.

sehen würden. Bei 34% der Frauen war dies die sportlich-androgyne Frauenfigur, jedoch schätzen nur 19% der Männer diese Figurform bei Frauen als attraktiv ein. Umgekehrt sieht es ähnlich aus: (...).“

Idealfigur im Wandel der Zeit

Dieser Schritt stellt eine Vertiefung des ersten Bausteinthemas „Einflussfaktoren“ dar, indem insbesondere der Aspekt des Wandels von Schönheitsidealen in den einzelnen Zeitepochen verdeutlicht wird.

„Wir haben anfangs gesehen, daß gesellschaftlich normierte Schönheitsideale oft einen Standard vorgeben, den die große Mehrheit gerade nicht erfüllt. Ein Beispiel hierfür ist die ‘vornehme Blässe’ um die Jahrhundertwende, als die meisten Menschen durch Land- und Feldarbeit braun gebrannt aussahen. (...)“

Weitere Beispiele sind: • Die üppigen Rubensfiguren im 17. Jahrhundert, also zu einer Zeit, als die Mehrheit der Bevölkerung hungern mußte. • Das figurbetonte Ideal der 50er Jahre im „schlanken“ Nachkriegsdeutschland. • Der Twiggy-Typ, als sich in Deutschland das Übergewicht verbreitet hat. • Männer „mit Bauch“ sind in der Wirtschaft heute extrem selten geworden, da eher der drahtige Managertyp gefragt ist (z.B. Vorstände bei Bahn AG, Daimler-Benz etc.).

Normierung

Dieser Schritt trägt der Tatsache Rechnung, daß viele Menschen ihren Körper quasi als „Maschine“ wahrnehmen, die funktioniert und entsprechend den eigenen Vorstellungen (z.B. über Diäten) gesteuert werden kann.

„Ich habe hier einige 10-DMScheine, die ich nun mit Ihnen gemeinsam anschauen möchte. Sie sehen auf dem Schein eine Kurve, die der Mathematiker Gauß im letzten Jahrhundert entwickelt hat, um eine bestimmte Häufigkeitsverteilung, die sogenannte Normalverteilung, darzustellen. Deutlich erkennbar ist die Glockenform der Kurve mit einer Abflachung links und rechts. Bezogen auf die Verteilung des Körpergewichts repräsentiert der Gipfel der Kurve in etwa einen BMI von 25. Claudia Schiffer – und dies gilt für fast alle Models – liegt mit einem BMI von 18 ganz links in einem Bereich, in dem die Kurve bereits extrem flach ist. Dort und noch weiter links liegen weniger als 1,5% der Bevölkerung. (...) Wie sähe wohl eine Kurve für die Barockzeit aus? (...)“

Biologische Merkmale (z.B. Größe, Intelligenz, Schuhgröße, Kopfumfang) sind zumeist normalverteilt. Technische Produkte sind auf einen Wert standardisiert. Wenn z.B. die Pkw eines Automobilherstellers nach der Gauß’schen Verteilungskurve produziert würden, gäbe es wenige 50 cm lange Autos und wenige 10 Meter lange Autos, während die meisten um die 4 bis 5 Meter lang gebaut würden.

Erläuterungen zur Gauß’schen Kurve z.B.: • Die BMI-Werte sind auf der X-Achse eingetragen • Die Häufigkeiten (also die Anzahl der Personen mit einem bestimmten BMI) auf der y-Achse • Die Kurve ist umso höher, je häufiger ein bestimmter Wert (z.B. ein bestimmter BMI-Wert) vorkommt.

Körperbau

In diesem Schritt werden die

Kommentare

Weitere Informationen über die Normalverteilung sind in Statistikbüchern, Rechenduden oder Mathematikbüchern zu finden.

Siehe Sachtext „Essen und

308

Gesundheitsbildungsprogramm für die medizinische Rehabilitation

Themen

Didaktik

von Frau und Mann

Ergebnisse auf den menschlichen Körper übertragen. Die Teilnehmer(innen) erkennen, daß es zur Erfüllung bestimmter biologischer Funktionen genetisch bedingte Unterschiede im Körperbau von Frauen und Männern gibt, die nicht maßgeblich beeinflußt werden können.

Funktionen weiblicher Körperformen

Anhand der von den Teilnehmer(inne)n zuvor erarbeiteten biologischen Unterschiede im Körperbau von Männern und Frauen werden die entsprechenden Funktionen weiblicher Körperformen abgeleitet.

Beispiele

Kommentare Trinken“, Kapitel 2.2.

„Die unterschiedlichen Körperformen von Männern und Frauen sind keine Laune der Natur, sondern sie sind sehr nützlich. Zum Beispiel dient der ‘Hüftspeck’ bei Frauen als Schutz und Energiereserve in der Schwangerschaft. (...)“

Essen und Trinken – Vertiefung Figurprobleme

309

Leitfaden Baustein 4: Körpererfahrung

 20-30’

Lernziel: Die Teilnehmer(innen) erleben ihren Körper in seinem spezifischen Ausdruck und können Harmonien, Spannungen und Grenzen des Körpers wahrnehmen. Themen

Inhalt und möglicher Ablauf

Einführung

Der(die) Referent(in) führt in das Thema ein, dabei sollte verdeutlicht werden, daß • der Schwerpunkt des Bausteins auf der Körpererfahrung liegt • verschiedene Übungen durchgeführt werden, um alle „Körperdimensionen“ zu erleben • die Durchführung der Übungen vor allem im Rahmen von Partnerarbeit erfolgt • den Teilnehmer(inne)n Möglichkeiten zum Ausprobieren zur Verfügung stehen.

An- und Entspannung

Die Teilnehmer(innen) erfahren Partnerweise den Wechsel von bewußter Anspannung und Entspannung: • Partner(in) A in Rückenlage • Partner(in) B fordert verbal oder durch Berührung zur An- und Entspannung einzelner Körperteile auf und kontrolliert die Durchführung, indem die einzelnen Körperteile (z.B. Arm, Bein) angehoben werden.

Reflexion

Die Teilnehmer(innen) tauschen sich im gemeinsamen Gespräch über ihre Erfahrungen mit der Übung aus. Der(die) Referent(in) weist darauf hin, daß durch eine verbesserte Wahrnehmung von Anspannung und entsprechende Maßnahmen zur Entspannung das persönliche Wohlbefinden in Beruf und Alltag deutlich gesteigert werden kann.

Hinweise

Der(die) Referent(in) teilt die Gesamtgruppe nach einem einfachen Prinzip in Zweiergruppen auf und verteilt Decken oder Matten an die einzelnen Paare.

Körperlicher Ausdruck Einige Teilnehmer(innen) stellen verRedewendungen zur Orientierung schiedene Redewendungen aus der All- der Teilnehmer(innen) auf dem tagssprache in einer Bewegung dar, die Flipchart notieren. von den übrigen Teilnehmer(inne)n geraten werden. Beispiele für Redewendungen sind: • „Jemandem zu nahe treten.“ • „Der hat sein Kreuz zu tragen.“ • „Jemandem den Buckel runterrutschen.“ • „Jemandem auf die Füße treten.“ • „Sich im Kreise drehen.“



310

Gesundheitsbildungsprogramm für die medizinische Rehabilitation

Themen

Inhalt und möglicher Ablauf

Tastsinn

Jeweils zwei Teilnehmer(innen) führen eine Übung zur taktilen Wahrnehmung durch: • Teilnehmer(in) A und B sitzen Rücken an Rücken • Teilnehmer(in) B zeichnet mit dem Finger Buchstaben, Zahlen und Wörter auf den Rücken von Teilnehmer(in) A, der(die) das Geschriebene erraten soll.

Selbst- und Fremdeinschätzung

Jeweils zwei Teilnehmer(innen) sitzen sich gegenüber und teilen sich nacheinander mit, • was sie am eigenen Gesicht mögen bzw. nicht mögen • was sie am Gesicht des(der) anderen mögen • was sie an sich selbst gut oder nicht gut finden • was sie am anderen insgesamt gut finden.

Angebote der Einrichtung

Der(die) Referent(in) nennt beispielhaft einige Angebote der Rehabilitationseinrichtung, bei denen die Körpererfahrung ein wichtiger Bestandteil ist (z.B. körperorientierte Entspannungsverfahren).

Hinweise

Folie mit den spezifischen Angeboten der Einrichtung auflegen.

Angebote

Essen und Trinken – Vertiefung Figurprobleme

311

Ergänzende Informationen zu Baustein 4: Körpererfahrung Themen

Didaktik

Beispiele

Kommentare

Einführung

Menschen mit Figurproblemen haben oft Schwierigkeiten, ihren Körper zu spüren. Infolge des verinnerlichten gesellschaftlichen Schönheitsideals neigen sie dazu, ihren Körper abzulehnen. Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, dass sich die Teilnehmer(innen) auf den im Vergleich zu den anderen stärker praxis- und erlebnisorientierten Ansatz dieses Bausteins einstellen können und zum aktiven Ausprobieren im Rahmen der Körperübungen motiviert werden.

„Die ‘Figur’ ist in unserer Ge- Es sollte darauf hingewiesen sellschaft ‘etwas fürs Auge’, werden, daß die Teilnahme die über Bildschirm, Fotos an den Übungen freiwillig ist. und Film vermittelt wird. Dabei ist die Figur real und dreidimensional, man kann sie hautnah erfühlen, tasten und mit dem Tastsinn nachempfinden. Eben nicht nur im Spiegel ansehen, sondern am eigenen Körper erfühlen. Auch am anderen Körper. Haben Sie Lust zu kleinen Selbstexperimenten? (...)“

An- und Ent- Ziel ist es, daß die Teilnehspannung mer(innen) • ihre Vorstellungen über den eigenen Körper verbessern • für Spannungsunterschiede ihres Körpers sensibilisiert werden • Entspannung als ein angenehmes Gefühl wahrnehmen. Nach ca. 5 Minuten werden die Teilnehmer(innen) aufgefordert, ihre Partnerrollen zu tauschen.

„Die Übung, die ich zuerst mit Ihnen ausprobieren möchte, wird paarweise durchgeführt. Partner A legt sich auf den Rücken. Partner B hat die Aufgabe, Partner A – entweder verbal oder durch Berührung – zur Anund Entspannung einzelner Körperteile wie z.B. der Hand, des Unterarms usw. aufzufordern und gleichzeitig die Durchführung zu kontrollieren. Nach fünf Minuten wird getauscht, d.h. Partner B legt sich auf den Rücken und Partner A übernimmt die Aufgabe von Partner B. (...)“

Werden von seiten der Teilnehmer(innen) Widerstände gegenüber dieser Übung deutlich, so kann zunächst jede(r) für sich mit geschlossenen Augen seine(ihre) Körperpartien „erfühlen“ und einige Übungen nach der progressiven Muskelentspannung durchführen (Faust bilden, Unterarm anspannen und nach 5 Sekunden entspannen etc.)

Reflexion

Falls einzelne Teilnehmer(innen) im Rahmen dieser Übung über negative Erfahrungen berichten, sollte dies von seiten des(der) Referenten(in) unbedingt aufgegriffen und thematisiert werden. Es ist jedoch immer wieder die gesamte Gruppe und deren Erfahrungen in das Gespräch einzubeziehen. Einzelne negative Erfahrungen können unter Umständen dadurch relativiert werden.

„Die jeweiligen Erfahrungen können individuell sehr unterschiedlich sein. Wie haben Sie die Übung erlebt? (...)“

Für den Austausch der Erfahrungen der Teilnehmer(innen) untereinander sollten einige Leitfragen vorliegen, wie z.B.: ♦ War die Übung für sie angenehm oder unangenehm? ♦ War die Übung für sie schwer oder eher leicht? ♦ Fühlten sie sich angesprochen oder eher nicht? ♦ Hatten sie Probleme oder hat sie etwas gestört?

Körperlicher

Dieser Schritt ermöglicht es

Informationen zum Thema Entspannung finden sich in der Seminareinheit „Streß und Streßbewältigung“.

Sofern den Teilneh-

312

Gesundheitsbildungsprogramm für die medizinische Rehabilitation

Themen

Didaktik

Ausdruck

den Teilnehmer(inne)n, ihren Körper spielerisch einzusetzen und die körperbezogene Kreativität positiv zu erfahren.

Beispiele

Kommentare mer(inne)n spontan keine Redewendungen einfallen, können an die darstellenden Teilnehmer(innen) kleine Karten verteilt werden, auf denen die entsprechenden Redewendungen aufgeführt sind.

An die Übung schließt sich direkt die Auswertung an, d.h. alle Teilnehmer(innen) haben die Gelegenheit, über ihre Erfahrungen zu sprechen (s.o.). „Diese Übung wird nun wieder paarweise durchgeführt. Ich schlage vor, daß Sie sich wieder mit Ihrem(r) ersten Partner(in) zusammenfinden. Die Übung wird folgendermaßen durchgeführt: (...). Für diese Übung ist es hilfreich, wenn Sie Ihre Augen schließen, da Ihnen dies die Wahrnehmung erleichtert. Allerdings ist das schließen der Augen kein ‘Muß’; Sie können die Übung selbstverständlich auch mit geöffneten Augen durchführen, wenn Ihnen dies angenehmer erscheint. (...)“

Die taktile Wahrnehmung der Teilnehmer(innen) wird erhöht, wenn die Augen geschlossen sind.

„Jeder von uns hat so etwas wie einen ‘blinden Fleck’, den andere oft sehen können, wir selbst aber meistens nicht. Andererseits gibt es den so genannten ‘Spot-Light-Effekt’, d.h. man stört sich ständig an irgendetwas an der eigenen Person – z.B. Haare, Pickel oder sonstiges –, ohne das andere das überhaupt wahrnehmen. Die Übung ist anschließend entsprechend auszuwerten. Die Genau darum geht es in der folgenden Übung, die ebenfalls Teilnehmer(innen) sollten u.a. paarweise durchgeführt wird. beurteilen, Zur Übung selbst ist zu sagen: • ob es schwerer war, Positives (...).“ oder Negatives über sich selbst zu sagen • wie die Hervorhebung positiver Aspekte durch den anderen individuell empfunden wurde (z.B. Freude, Zweifel an Richtigkeit, Ablehnung).

Vor Beginn der Übung sollte der(die) Referent(in) unbedingt auf zwei Umgangsregeln hinweisen:

Tastsinn

Mit dieser Übung sollen die Teilnehmer(innen) die Kontaktaufnahme zu einem anderen Körper sowie ihr eigenes Körpergefühl bei der Berührung des anderen Körpers erleben und reflektieren. Nach fünf Minuten werden die Partnerrollen getauscht. Anschließend wird die Übung mit den Teilnehmer(inne)n besprochen (s.o.).

Selbst- und Fremdeinschätzung

Die Übung zielt darauf ab, dass die Teilnehmer(innen) das Denken über ihren eigenen Körper verbessern, ggf. relativieren oder positiv verändern, indem sie offen über ihren Körper reden und über den(die) Partner(in) erfahren, wie ihr Körper bzw. ausgewählte Körperteile positiv auf ihn(sie) wirken.

1. Es sollen keine Behauptungen aufgestellt werden wie z.B. „Sie haben eine dicke Nase“, sondern es soll lediglich der subjektive Eindruck wiedergegeben werden, also z.B. „Ich empfinde Ihre Nase als dick“. 2. Es soll allerdings auch nicht beschönigt werden, d.h. wenn jemand dick ist, sollte nicht behauptet werden, daß diese Person „normalgewichtig“ aussieht.

Sind die zeitlichen Ressourcen begrenzt, sollte auf die Durchführung dieser Übung verzichtet werden. Angebote der

Es kann sinnvoll sein, die kör-

„Übungen zur Körperwahrneh-

Die Folie mit den jeweiligen Ein-

Essen und Trinken – Vertiefung Figurprobleme

313

Themen

Didaktik

Beispiele

Kommentare

Einrichtung

perorientierten Angebote, die die Einrichtung anbietet, direkt im Anschluss an die verschiedenen Übungen vorzustellen, weil die konkrete Erfahrung noch spürbar ist und motivierend wirken kann.

mung gibt es viele. Beispiele sind die Progressive Muskelentspannung oder die Feldenkrais-Methode. (...) Wir bieten z.B. (...) an. Wenn Sie daran interessiert sind, können Sie mich gerne nach Abschluß der Stunde ansprechen. Ich kann Ihnen dann sagen, an wen Sie sich hier wenden können. (...)“

richtungsangeboten muss von den Referent(inn)en selbst erstellt werden.

314

Gesundheitsbildungsprogramm für die medizinische Rehabilitation

Leitfaden Baustein 5: Schlankheit und Diäten

 10-20’

Lernziel: Die Teilnehmer(innen) können begründen, daß Schlankheit nicht durch Fehl- und Unterernährung erzwungen werden kann, und daß Blitz- und Crash-Diäten letztendlich einer Gewichtszunahme den Weg bereiten können. Themen

Inhalt und möglicher Ablauf

Hinweise

Erfahrungen mit Diäten

Die Teilnehmer(innen) berichten, welche Diäten sie bisher durchgeführt und welche Ergebnisse sie erzielt haben.

Der(die) Referent(in) notiert auf einem Flipchartblatt in eine Spalte die verschiedenen Diätformen und in einer zweiten Spalte die entsprechenden Ergebnisse bzw. Erfahrungen.

U.a. werden oft folgende Diäten genannt: FdH, Brigitte-Diät, Atkins-Diät, Mayo-Diät, Trennkost, Apfel-, Reis-, Brot- oder Ananas-Diät, 1000-KalorienDiät, Formula-Diäten. Folgen von Diäten

Die Teilnehmer(innen) erläutern unter Nennungen auf dem Flipchart noBerücksichtigung eigener Erfahrungen, tieren. welche Symptome während und nach Diäten auftreten können. Dabei sollte vor allem auf mögliche Eßprobleme und den Jo-Jo-Effekt eingegangen werden.

Hungerexperiment

Der(die) Referent(in) erläutert anhand der Folie die Minnesota-Studie des amerikanischen Forschers Keys aus dem Jahre 1950.

Folie FP5 auflegen. Die Minnesota-Studie 36 körperlich und psychisch gesunde, junge Männer erhielten über 6 Monate 50% ihrer gewohnten Nahrungsmenge.

Ergebnisse: • Einstellungs- und Verhaltensänderungen (Zunahme der Beschäftigung mit dem Essen) • Eßstörungen (Heißhungerattacken, Störung der Sättigung) • emotionale Veränderungen (Stimmungsschwankungen, Depression, Angst) • soziale und sexuelle Veränderungen (sozialer Rückzug, Ehescheidungen) • kognitive Veränderungen (verminderte Konzentration und Urteilsfähigkeit) • physiologische Veränderungen (Schwindel, 40% reduzierter Grundumsatz) (Keys et al. 1950) FP

Vor- und Nachteile von Diäten

Die Teilnehmer(innen) diskutieren die Vorund Nachteile von Blitz- und Crashdiäten in Form einer Pro- und Kotnradiskussion.

Der(die) Referent(in) teilt die Gesamtgruppe in zwei etwa gleich große Gruppen ein.

Zusammenfassung

Der(die) Referent(in) faßt unter EinbeZur Unterstützung kann Folie FP6 ziehung der Diskussionsergebnisse die aufgelegt werden. wesentlichen Folgen einer restriktiven Kalorienbeschränkung im Rahmen von Folgen extremer Diäten Diäten zusammen: • Es gelingt keine dauerhafte Gewichtsreduzierung aufgrund des Jo-JoEffektes. • Fehl- oder Mangelernährung fördert Gesundheitsprobleme bzw. Verhaltensprobleme (Eßstörungen). Während der Diät:  



Ständiges Hungergefühl

Häufiges Denken an bestimmte Lebensmittel (“Süß-/Heißhunger”) Mattigkeit, verminderte Konzentrationsfähigkeit

Nach der Diät: 





FP

Erhöhter Appetit aufgrund eines “Heißhungergefühls”

Gewichtszunahme über das Anfangsgewicht hinaus (Jo-Jo-Effekt)

Frustration, Versagensgefühle





Essen und Trinken – Vertiefung Figurprobleme

315

Ergänzende Informationen zu Baustein 5: Schlankheit und Diäten Themen

Didaktik

Beispiele

Kommentare

Erfahrungen mit Diäten

Der Einstieg in diesen Baustein erfolgt über die Erfahrungen bzw. Vorkenntnisse der Teilnehmer(innen) zu verschiedenen Diäten. Dies fördert den persönlichen Bezug und die Motivation, sich mit der Thematik auseinanderzusetzen. Es ist davon auszugehen, daß ein Großteil der Teilnehmer(innen) mindestens eine Diät durchgeführt hat, um auf diesem Weg das „Figurproblem“ zu lösen. Der Austausch der Ergebnisse in der Gruppe kann den Teilnehmer(inne)n verdeutlichen, daß der mangelnde Erfolg der Diäten nicht auf eine persönliche Schwäche zurückgeführt werden kann.

„Im Folgenden geht es um das Thema ‘Diäten’. Sicherlich hat jeder von Ihnen schon einmal eine Diät versucht. Welche Erfahrungen haben Sie dabei gemacht? Waren Sie erfolgreich? (...)“

Als Resultat der Diätbemühungen erleben die Teilnehmer(innen) häufig eine kurzfristige Gewichtsreduktion, langfristig kann das geringere Gewicht jedoch nicht gehalten werden.

Folgen von Diäten

Dieser Schritt ermöglicht eine vertiefende Reflexion über die ungünstigen Folgen von Diäten. Der Austausch in der Gruppe relativiert die subjektive Einschätzung, daß die erlebten Probleme bei Diäten auf eigene „Fehler“ oder „Schwächen“ zurückzuführen seien. Menschen mit Figurproblemen neigen darüber hinaus in ihrem Eßverhalten zur rigiden Kontrolle in Form restriktiver Kalorienbeschränkungen und Gewichtskontrollen. Es wird nachhaltig verdeutlicht, dass diese Methoden unsinnig, unbiologisch und schädlich sind.

Hungerexperiment

Die Minnesota-Studie reflektiert die Erfahrungen der Teilnehmer(innen), die diese mit der Diätmethode „FdH“ als der in Deutschland mit Abstand am meisten angewendeten Abnahmemethode gemacht haben.

Der(die) Referent(in) sollte darauf achten, daß möglichst alle Teilnehmer(innen) zu Wort kommen. Bei ausschweifenden Berichten einzelner Teilnehmer(innen) sollte der(die) Referent(in) freundlich intervenieren, indem er(sie) darauf verweist, daß der Zeitrahmen stark begrenzt ist.

Zum Thema „Eßstörungen“ vgl. im Sachtext „Essen und Trinken“, Kapitel 4.3.

„(...) Bei den jungen Männern Vgl. im Sachtext „Essen und stagnierte die GewichtsabnahTrinken“ Kapitel 3.2.3. me, nachdem sie 25% ihres Gewichtes verloren hatten. Sie klagten über Konzentrationsstörungen und Depressionen. Sie dachten laufend ans Essen, wurden nicht satt und hatten Heißhunger. (...)“

316

Gesundheitsbildungsprogramm für die medizinische Rehabilitation

Themen

Didaktik

Beispiele

Kommentare

Vor- und Nachteile von Diäten

Die Sammlung der Argumente im Rahmen der Pro- und Kontra-Diskussion zielt darauf, die vermittelten Lerninhalte zu vertiefen. Die Teilnehmer(innen) werden angeregt, sich mit den Argumenten aktiv und konkret auseinanderzusetzen.

„Zum Abschluss wollen wir noch einmal das Thema Blitzund Crash-Diäten zusammenfassend diskutieren. Stellen Sie sich vor, daß einige von Ihnen in einer Zeitschriftenredaktion arbeiten. Jeden Montag wird in dieser Zeitschrift eine neue Blitzdiät vorgestellt, von der die Leserinnen überzeugt werden sollen. Das ruft die Mitglieder eines gemeinnützigen Vereins der ‘Diätgeschädigten’ auf den Plan, der es sich zum Ziel gemacht hat, dass Blitz- und Crash-Diäten verboten werden.“

Die Diskussion soll den Teilnehmer(inne)n Spaß machen, der(die) Referent(in) hat jedoch darauf zu achten, dass die Diskussion nicht ins Witzige oder Lächerliche abgleitet.

Dabei vertritt jeweils eine Gruppe • die Pro-Position: „Blitzdiäten sind ganz toll, um Figurprobleme schnell in den Griff zu bekommen“ und • die Contra-Position: „Blitzdiäten machen Figurprobleme nur noch größer“. Es ist darauf zu achten, daß • sich möglichst alle Teilnehmer(innen) an der Diskussion beteiligen und Argumente beisteuern • die Gruppen jeweils ihre Positionen überzeugend vertreten, d.h. es sollte ein „Schlagabtausch“ der Argumente er- folgen • die Argumente gegen Blitzund Crash-Diäten (Jo-JoEffekt, Verhaltensprobleme usw.) im Ergebnis überzeugender sind als die Argumente dafür (Gewichtsabnahme in kurzer Zeit usw.).

„Ich schlage vor, daß Sie sich in zwei Gruppen aufteilen. Die eine Gruppe überlegt sich Argumente, die für Diäten sprechen, die andere Gruppe entwickelt gemeinsam Argumente dagegen. Die Argumente sollen dann jeweils gegenüber der anderen Gruppe vertreten werden. Sie haben zunächst ein wenig Zeit, um sich in die jeweilige Position einzudenken.“

Zur Einteilung in die Pro- oder Kontra-Gruppen siehe Umsetzung „Schutzfaktoren: Was hält uns gesund?“, Baustein 10 „Soziale Kontakte“.

Die Wiederholung der wichtigsten Diskussionsergebnisse ist didaktisch sinnvoll, da dadurch die wesentlichen Informationen verfestigt werden.

„Ich möchte das, was wir nun gemeinsam erarbeitet und diskutiert haben, noch einmal kurz zusammenfassen. (...)“

Zusammenfassung

Für das Eindenken in die jeweilige „Pro-“ oder „Kontra-Sicht“ sowie den anschließenden Argumentationsaustausch sollten ca. fünf Minuten zur Verfügung gestellt werden. Alternativ kann die Diskussion auch von jeweils zwei Teilnehmer(inne)n geführt werden, die die unterschiedlichen Pro- und Kontra-Positionen im Rahmen eines Rollenspiels austauschen.

Essen und Trinken – Vertiefung Figurprobleme

317

Leitfaden Baustein 6: Einflußfaktoren des Körpergewichts

 10-15’

Lernziel: Die Teilnehmer(innen) können erläutern, daß das Körpergewicht durch die Art der Ernährung, die genetische Veranlagung und regelmäßige Bewegung beeinflußt wird. Themen

Inhalt und möglicher Ablauf

Hinweise

Einführung

Der(die) Referent(in) führt unter Bezugnahme auf Baustein 4 „Energie und Körpergewicht“ der Seminareinheit „Essen und Trinken“ in das Thema ein: • die Teilnehmer(innen) können ihr Körpergewicht berechnen bzw. einschätzen und • haben die Ernährung als einen Einflussfaktor auf das Gewicht kennen gelernt.

Einflußfaktor „Ernährung“ auf das Flipchartblatt schreiben.



Einflußfaktoren

Der(die) Referent(in) nennt die Faktoren Vererbung und Bewegung, die – neben der Ernährung – ebenfalls das Körpergewicht beeinflussen. Es soll verdeutlicht werden, daß die einzelnen Faktoren zusammenwirken, keiner der drei Faktoren das Gewicht allein bestimmt und es im Folgenden um langfristige Strategien zur Veränderung von Gewicht und Figur gehen soll.

Einflußfaktoren „Vererbung“ in Spalte 2 und „Bewegung“ in Spalte 3 auf dem Flipchartblatt neben den Einflußfaktor „Ernährung“ (Spalte 1) notieren.



Ernährungsprinzipien

Die Teilnehmer(innen) nennen die Ernährungsprinzipien, die sich positiv auf das Gewicht auswirken: • Nährstoffdichte beachten • wenig Nahrungsfett • viele komplexe Kohlenhydrate • Alkohol und Light-Getränke in Maßen. Der(die) Referentin weist darauf hin, daß • dieses Essen nicht nur gewichtsreduzierend, sondern auch gesund ist • die Rehabilitationseinrichtung Hilfestellung und Beratung in bezug auf eine gesunde Ernährung gibt.

Nennungen auf dem Flipchartblatt in der Spalte „Ernährung“ notieren.



Ansprechpartner(in) der Einrichtung mit Namen und ev. Zimmernummer seines(ihres) Büros nennen.

Vererbung

Der(die) Referent(in) verdeutlicht, daß es trotz intensiver Forschung noch keine Möglichkeit gibt, das Gewicht durch Medikamente „vorzuprogrammieren“.

Der(die) Referent(in) notiert auf dem gleichen Flipchartblatt unter der Überschrift „Vererbung“ „keine Möglichkeit“.



Bewegung

Die Teilnehmer(innen) erklären, welche Auswirkung ein tägliches Bewegungstraining auf das Körpergewicht haben kann:

Der(die) Referent(in) notiert auf dem Flipchartblatt unter der Überschrift „Bewegung“ die Auswirkungen und konkrete Anwendungsvorschläge.



318

Themen

Gesundheitsbildungsprogramm für die medizinische Rehabilitation

Inhalt und möglicher Ablauf • direkter Energieverbrauch während der Bewegung selbst und auch danach durch den „Nachbrenneffekt“, d.h. erhöhte Stoffwechselaktivität auch nach der Bewegungsphase • indirekter Energieverbrauch durch die trainingsinduzierte Steigerung des Grundumsatzes durch mehr Muskelmasse.

Individuelle Erfahrungen

Die Teilnehmer(innen) schildern ihre Erfahrungen, die sie mit den unterschiedlichen Angeboten in der Rehabilitationseinrichtung in Bezug auf ein Bewegungstraining gesammelt haben. Im gemeinsamen Gespräch sollte u. a. auf folgende Aspekte eingegangen werden: • Leistungsorientierung • Körperwahrnehmung • Gruppeneffekt.

Hinweise

Essen und Trinken – Vertiefung Figurprobleme

319

Ergänzende Informationen zu Baustein 6: Einflußfaktoren des Körpergewichts Themen

Didaktik

Beispiele

Einführung

Der(die) Referent(in) gibt einen kurzen Rückblick auf den Zusammenhang zwischen Ernährung und Körpergewicht, den die Teilnehmer(innen) bereits im Rahmen der Umsetzung „Essen und Trinken“ kennengelernt haben.

„Sie haben bereits in Ihrem Seminar zum Thema ‘Essen und Trinken’ einen wichtigen Einflußfaktor auf das Körpergewicht kennengelernt. Zur langfristigen Veränderung unseres Körpergewichtes müssen wir unsere Ernährung umstellen. (...)“

Einflussfaktoren

Dieser Schritt verdeutlicht den Teilnehmer(inne)n weitere langfristige Strategien zur Veränderung von Figur und Gewicht. Häufig wollen Menschen mit Figurproblemen eine schnelle Gewichtsreduktion ohne eine Änderung ihres Lebensstils erreichen.

„Kennen Sie weitere Möglichkeiten, die für eine langfristige Gewichtsreduktion bzw. die Veränderung unserer Figur hilfreich sind? (...)“

Ernährungsprinzipien

Menschen mit Figurproblemen neigen zu einer rigiden Kontrolle ihres Eßverhaltens und sind deshalb oft in ihrer Genußfähigkeit stark eingeschränkt. Den Teilnehmer(inne)n wird aufgezeigt, wie sie langfristig ihr Eßverhalten verändern können, ohne auf bestimmte Lebensmittel verzichten zu müssen, was zu einer Steigerung ihres Wohlbefindens und ihrer Genußfähigkeit in bezug auf das Essen beitragen kann.

Vererbung

Den Teilnehmer(inne)n soll bewußt werden, daß die genetische Veranlagung nicht zwangsläufig zu einem problematischen Gewicht bzw. zu einer „schlechten“ Figur „verdammt“, der(die) einzelne kann vielmehr über die Faktoren Ernährung und Bewegung Einfluß nehmen.

Kommentare

Sofern die Teilnehmer(innen) keine Möglichkeiten nennen, sollte der(die) Referent(in) dies übernehmen.

Vgl. im Sachtext „Essen und Trinken“ Kapitel 2.1 und 2.3. Um den Unterschied zwischen Kalorien und Nahrungsvolumen zu verdeutlichen, kann folgendes Beispiel herangezogen werden: 1 Bratwurst (150g), 1 Portion Pommes frites (150g) und 35g Mayonnaise enthalten vergleichbar viele Kohlenhydrate wie 1 Banane, 3 Äpfel und 4 Scheiben Brot mit Corned Beef oder Konfitüre.

„Wir wissen alle, daß wir bestimmte Merkmale von unseren Eltern geerbt haben, wie z.B. die Augenfarbe, die Haarfarbe und deren Form (also Locken, dicke oder dünne Haare), die Hautfarbe, aber auch die Körpergröße. Bei anderen Merkmalen, die auch genetisch festgelegt sind, wie beispielsweise die Intelligenz, der Gesichtsschnitt oder auch das Gewicht ist die Vererbung nicht

320

Themen

Gesundheitsbildungsprogramm für die medizinische Rehabilitation

Didaktik

Beispiele

Kommentare

zwangsläufig, also eher variabel. Auf den Knochenbau können wir beispielsweise nicht einwirken (...).“ Bewegung

Dieser Schritt stellt die Möglichkeiten einer langfristigen Gewichtsreduktion und Veränderung der Figur durch Bewegung in den Vordergrund. Dabei wird ein Bewegungstraining präferiert, das einfach in den Alltag integrierbar ist und das die Bewusstwerdung des Körpers fördert. Damit soll einer einseitigen Leistungsorientierung der Teilnehmer(innen) im Rahmen von Bewegungstraining und selektiven Wahrnehmung des Körpers vorgebeugt werden.

Individuelle Erfahrungen

Durch die Schilderung der positiven Erfahrungen einzelner Teilnehmer(innen) sollen diejenigen mit starken Vorbehalten gegenüber sportlichen Aktivitäten dazu motiviert werden, an solchen Angeboten der Einrichtung teilzunehmen und ggf. ihre negative Einstellung zu relativieren.

Vgl. im Sachtext „Essen und Trinken“ Kapitel 4.2.2 sowie die Seminareinheit „Bewegung und körperliches Training“.

„Sicherlich haben einige von Ihnen schon unsere Bewegungsangebote ausprobiert. Welche Erfahrungen haben Sie machen können? Hat es Ihnen Spaß gemacht? Was war anders als bei Ihren bisherigen Versuchen, sich sportlich zu betätigen? (...)“

Der(die) Referent(in) sollte darauf hinweisen, dass im Rahmen des Bewegungstrainings durch die Rehabilitationseinrichtung z.B. auch Übungen durchgeführt werden können, die insbesondere zu einer Straffung und Kräftigung der Muskulatur in den „Problemzonen“ (Bauch, Hüfte, Oberschenkel) beitragen.

Essen und Trinken – Vertiefung Figurprobleme

321

Leitfaden Baustein 7: Bewältigung von Figurproblemen

 20-30’

Lernziel: Die Teilnehmer(innen) beurteilen ihre eigenen „Figurprobleme“ vor dem Hintergrund der Erfahrungen in der Seminareinheit, legen für sich ein realistisches Anspruchsniveau fest und wählen die geeigneten Maßnahmen für eine Bewältigung der Figurprobleme aus. Themen

Inhalt und möglicher Ablauf

Hinweise

Anspruchsniveau

Die Teilnehmer(innen) beurteilen im Der(die) Referent(in) verteilt ArRahmen der Bearbeitung von Arbeitsbeitsblatt FP-AB1. blatt FP-A1 ihre individuellen Figurprobleme und legen ihr persönliches Anspruchsniveau in bezug auf Figur und Gewicht fest.

Abgleich der Ziele

Die Teilnehmer(innen) tauschen in gemeinsamer Diskussion ihre Zielvorstellungen aus und vergleichen die eigenen mit denen der Gruppe. Dabei ist bei den Teilnehmer(inne)n, die weiterhin mit ihrer Figur unzufrieden sind, insbesondere zu beachten, daß



• für die individuell angestrebten Ziele die für den(die) einzelne(n) Teilnehmer(in) geeigneten Maßnahmen gewählt werden (Vergleich Ziele - prozentuale Gewichtung der Maßnahmen zur Zielerreichung) • die Angaben über das Wunschgewicht realistisch sind • für eine angestrebte Gewichtsreduktion langfristige Strategien gewählt werden. Ernährungsverhalten

Die Teilnehmer(innen) bearbeiten zunächst Arbeitsblatt FP-AB2 zur Einschätzung des Ernährungsverhaltens und berechnen ihren persönlichen Gesamtpunktwert.

Der(die) Referent(in) verteilt Arbeitsblatt FP-AB2.



Die Teilnehmer(innen) nennen ihre Punktwerte entsprechend der auf dem Flipchartblatt vorgegebenen Kategorien.

Der(die) Referent(in) notiert diese als Häufigkeitsstrichliste auf einem Flipchartblatt. Dabei werden folgende Kategorien für die Strichliste gebildet: • < 100 Punkte • 100 - 120 Punkte • 121 - 140 Punkte • > 140 Punkte.



Nennungen auf dem Flipchart notieren.



Im Gespräch wird herausgearbeitet, welche Anregungen der Testbogen enthält, das individuelle Ernährungsverhalten ggf. zu modifizieren.

Konkrete Maßnahmen

Die Teilnehmer(innen) nennen konkrete Maßnahmen, die sie sich zutrauen, in der Zukunft erfolgreich zu realisieren. Dabei ist darauf zu achten, dass tatsächlich Maßnahmen wie z.B. • mehr Obst essen • Verwendung einer Halbfettmargarine • Vollkornmehl zum Backen benutzen

322

Themen

Gesundheitsbildungsprogramm für die medizinische Rehabilitation

Inhalt und möglicher Ablauf

Hinweise

• vor dem Essen ein Glas Mineralwasser trinken und nicht Ziele (wie z.B. 5 kg abnehmen) genannt werden.

Angebote nach der Reha

Abschlußrunde

Die Teilnehmer(innen) nennen Einrichtungen, Institutionen und Stellen an ihrem Wohnort, bei denen sie sich informieren und beraten lassen können bzw. denen sie sich anschließen können, um ihre individuellen Ziele in bezug auf ihre Figurprobleme auch nach der Rehabilitation zu verwirklichen. Genannt werden sollten z.B.: • Sport-, Gymnastik- oder Bewegungsgruppen • Fitnessclubs • Angebote der Krankenkassen und der Volkshochschulen • Selbsterfahrungsgruppen. Die Teilnehmer(innen) werden um Rückmeldungen zu inhaltlicher, didaktischer und formaler Gestaltung des Seminars gebeten. ♦ Was hat ihnen gefallen? ♦ Was hat ihnen gefehlt? ♦ Womit hatten sie Schwierigkeiten? ♦ Welche Verbesserungen könnten sie sich vorstellen? Der(die) Referent(in) schließt die Seminarstunde mit einigen abrundenden Worten ab.

Nennungen auf dem Flipchart notieren. Informationsmaterial verteilen und Ansichtsexemplare ausgewählter Literatur auslegen.

✍ 

Essen und Trinken – Vertiefung Figurprobleme

323

Persönliches Anspruchsniveau Mit meiner Figur bin ich zufrieden [1][2][3][4][5][6][7] unzufrieden  Wenn Sie 1 oder 2 angekreuzt haben, ist die Aufgabe hier bereits für Sie beendet!

Ich bin überzeugt, daß ich meine Figur problematisch finde, weil ... (Mehrfachnennungen sind möglich)

     

ich im falschen Zeitalter lebe ich falsch esse ich zuviel esse ich mich zu wenig bewege ich selbst zu hohe Anforderungen an mich stelle ich objektiv wirklich unzufrieden sein muß

Ich habe mir schon jetzt folgende Ziele vorgenommen: (Mehrfachnennungen sind möglich)

     

Ich will ______ Kilo abnehmen. Ich werde keine Crash- oder Hungerdiät mehr machen. Ich werde ausgewogen, d.h. fettärmer und kohlenhydratreicher essen. Ich werde mich mehr bewegen. Ich möchte lernen, mich so zu akzeptieren, wie ich bin. Ich werde gezielt Kraftsport betreiben, um meine Figur zu straffen.

Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, daß Sie Ihre Ziele erreichen werden? Ich will ______ Kilo abnehmen.

 0  10  20  30  40  50  60  70  80  90  100 % Ich werde keine Crash- oder Hungerdiät mehr machen.

 0  10  20  30  40  50  60  70  80  90  100 % Ich werde ausgewogen, d.h. fettärmer und kohlenhydratreicher essen.

 0  10  20  30  40  50  60  70  80  90  100 % Ich werde mich mehr bewegen.

 0  10  20  30  40  50  60  70  80  90  100 % Ich möchte lernen, mich so zu akzeptieren, wie ich bin.

 0  10  20  30  40  50  60  70  80  90  100 % Ich werde gezielt Kraftsport betreiben, um meine Figur zu straffen.

 0  10  20  30  40  50  60  70  80  90  100 % v FP-AB1

324

Gesundheitsbildungsprogramm für die medizinische Rehabilitation

Ernährungsverhalten

Kreuzen Sie bitte in jeder Spalte an, wie oft Sie die folgenden Lebensmittel essen bzw. trinken. Die möglichen Antworten reichen von „mehrmals täglich“ bis „selten/nie“. Die Spalte ganz rechts bleibt zunächst frei. Die Zahlen neben den Kästchen lassen Sie vorerst unberücksichtigt. So, und nun Start frei ... Wie oft esse ich ... ?

mehrmals täglich

einmal täglich

3-6 x pro Woche

1-2 x pro Woche

1-3 x im Monat

Selten/nie

Graubrot

3

3

4

3

2

1

Vollkornbrot

4

3

2

1

1

1

Weißbrot/Brötchen

1

1

1

2

3

4

Knäckebrot

1

2

3

4

4

3

Kuchen/Kekse

1

1

1

1

3

4

Müsli

3

4

3

2

1

1

Marmelade/Honig

1

1

2

3

3

4

Quark/Joghurt

4

3

2

1

1

1

Käseaufschnitt

4

4

3

2

2

1

Wurstaufschnitt

1

2

3

4

4

4

Schinken

1

2

3

4

4

4

Eier

1

1

1

2

3

4

Fisch

3

4

4

3

2

1

Schweinefleisch

1

1

2

3

4

3

Rindfleisch

1

1

2

3

4

3

Leber/Niere

1

1

1

2

3

4

Geflügel

1

1

2

3

4

4

Brat-/Brühwurst

1

1

1

2

3

4

Hülsenfrüchte

1

1

2

3

4

3

Gemüse

4

4

3

2

1

1

Rohkost

4

4

3

2

1

1

frische Salate

4

4

3

2

1

1

Mayonnaisesalate

1

1

1

2

3

4

Kartoffeln

4

4

3

2

1

1

Pommes frites

1

1

1

2

3

4

Bratkartoffeln

1

1

1

2

3

4

Nudeln, Reis

2

2

3

4

3

1

Σ

FP-AB2 v

Essen und Trinken – Vertiefung Figurprobleme

325

mehrmals täglich

einmal täglich

3-6 x pro Woche

1-2 x pro Woche

1-3 x im Monat

Selten/nie

Getreide/Körner

2

3

4

3

1

1

Klöße/Knödel

1

1

2

3

4

4

Pizza

1

1

2

3

4

4

Suppe

1

2

3

4

3

3

Eintopf

1

1

2

3

4

3

Orangen

4

4

3

2

1

1

Äpfel/Birnen

4

4

3

2

1

1

sonstiges Obst

4

4

3

2

1

1

Pudding/Kompott

1

1

2

3

4

4

Eiscreme

1

1

2

3

4

4

Süßigkeiten

1

1

1

2

3

4

Nüsse

4

3

2

1

1

1

Milch

4

3

2

1

1

1

Kakao

3

4

3

2

1

1

Fruchtsaft ohne Zucker

4

4

3

2

1

1

Nektar/Saftgetränke

1

1

1

2

3

4

Cola/Limonade

1

1

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Bier/Wein/Sekt

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4

Spirituosen

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Mineralwasser

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4

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1

Fertig angekreuzt? Jetzt ist Kopfrechnen angesagt. Doch zuvor übertragen Sie bitte jene Zahlen, die neben den von Ihnen angekreuzten Kästchen stehen, in die Spalte am rechten Rand (Σ). Zählen Sie nun bitte alle Zahlen zusammen und tragen die Summe hier ein: I__I__I__I

   

unter 100 Punkte

Sie haben noch viele Chancen!

100 bis 120 Punkte

Verbesserungswürdig!

120 bis 140 Punkte

Gut!

über 140 Punkte

Sehr gut!

v FP-AB2

Σ

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Gesundheitsbildungsprogramm für die medizinische Rehabilitation

Ergänzende Informationen zu Baustein 7: Bewältigung von Figurproblemen Themen

Didaktik

Beispiele

Kommentare

Anspruchsniveau

Durch die Bearbeitung des Fragebogens haben die Teilnehmer(innen) die Möglichkeit, ihr Anspruchsniveau in bezug auf Figur und Gewicht erneut zu reflektieren und individuelle Schwerpunkte für das weitere Vorgehen zu verdeutlichen. Zugleich kann der(die) Referent(in) einschätzen, ob bzw. in welchem Umfang bei den Teilnehmer(inne)n eine erhöhte Akzeptanz für Figurprobleme erreicht bzw. ob eine Modifikation der Maßnahmen zur Gewichtsreduktion erzielt werden konnte.

„Jetzt haben wir ausgiebig viele Probleme und Sichtweisen ‘um die Figur’ besprochen. Manches sehen Sie vielleicht jetzt anders. (...) Machen wir alle zusammen und jeder für sich eine Bestandsaufnahme. Hierzu habe ich Ihnen ein Arbeitsblatt mitgebracht, das ich Ihnen verteilen möchte. (...)“

Für das Ausfüllen sollten nicht mehr als 5 Minuten zur Verfügung gestellt werden.

Abgleich der Ziele

Durch den Vergleich der eigenen Vorstellungen und Ansprüche mit denen der übrigen Teilnehmer(innen) können die individuellen Zielvorstellungen relativiert und ggf. modifiziert werden.

„Bitte schließen Sie nun die Bearbeitung des Arbeitsblattes ab, denn ich möchte Ihnen noch die Möglichkeit geben, Ihre Zielvorstellungen gemeinsam auszutauschen, und diese dabei zu überprüfen. (...)“

Teilnehmer(innen), die ihre Zielvorstellungen nicht oder wenig verändert haben, können gebeten werden, dies kurz zu begründen. Dabei ist jedoch darauf zu achten, daß sich die entsprechenden Teilnehmer(innen) nicht genötigt fühlen.

Ernährungsverhalten

Den Teilnehmer(inne)n wird anhand des Tests aufgezeigt, ob - und wenn ja in welchen Bereichen - sie ihr individuelles Ernährungsverhalten verbessern können. Für eine Veränderung des Essverhaltens ist es wichtig, dass jede(r) Teilnehmer(in) für sich persönlich Maßnahmen festlegt, so dass er(sie) sich mit den Maßnahmen stärker identifiziert. Der Austausch in der Gruppe kann die Verbindlichkeit für den(die) einzelne(n) hinsichtlich einer Umsetzung erhöhen und motivierend wirken.

„Zur individuellen Überprüfung Ihres Ernährungsverhaltens habe ich Ihnen ein weiteres Arbeitsblatt mitgebracht. Wenn Sie dieses ausgefüllt und Ihren Gesamtpunktwert errechnet haben, würde ich gerne Ihre Ergebnisse gemeinsam besprechen. Dabei geht es mir nicht um Ihre konkreten Punktwerte, sondern nur um grobe Zuordnungen, wie Sie diese hier auf dem Flipchart sehen. (...)“

Dieser Schritt sollte durchgeführt werden, wenn viele Teilnehmer(innen) mit ihrer Figur und ihrem Gewicht unzufrieden sind und langfristig ihr Gewicht über eine Veränderung des Ernährungsverhaltens verändern wollen. Für das Ausfüllen werden ca. 10 Minuten benötigt.

Es können grundsätzlich alle Lebensmittel gewählt werden (es gibt keine Verbote im Sinne der rigiden Kontrolle), jedoch verdeutlicht die Punkteverteilung, welche Lebensmittel innerhalb eines definierten Zeitraumes häufiger bzw. weniger

„Sie sehen auf Ihrem Arbeitsblatt bei jedem Lebensmittel, ob Sie die optimale Punktzahl von 4 erreicht haben oder um ein oder zwei Stufen ‘daneben’ liegen. Gehen Sie die Liste noch einmal durch und wählen Sie die Lebensmittel, bei denen Sie

Vgl. Baustein 6 „Einflußfaktoren des Körpergewichts“ sowie im Sachtext „Essen und Trinken“ Kapitel 2.

Essen und Trinken – Vertiefung Figurprobleme

Themen

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Didaktik

Beispiele

Kommentare

häufig gewählt werden sollten. Aus der Verteilung der Punktzahl ist für die Teilnehmer- (innen) zu erkennen, welche Lebensmittel mehr bzw. weniger gewählt werden sollten, um die Punktzahl zu erhöhen, d.h. die Ernährung zu verbessern.

insgesamt 10 Pluspunkte sammeln könnten. Machen Sie einen Kreis darum. Das sind Nahrungsmittel, die zukünftig auf Ihrem Speiseplan stehen sollten. (...)“

Konkrete Maßnahmen

Die Teilnehmer(innen) lernen im Austausch mit der Gruppe die für sie persönlich relevanten und umsetzbaren Maßnahmen festzulegen und sich dabei weder zu über- noch zu unterfordern. Der Austausch in der Gruppe kann die Verbindlichkeit für jede(n) einzelne(n) hinsichtlich einer Umsetzung erhöhen und motivierend wirken.

„Ich möchte nun mit Ihnen gemeinsam konkrete Maßnahmen sammeln, die Sie nach Ihrer Rehabilitation – wenn Sie wieder zu Hause sind – realisieren möchten. Mir kommt es dabei vor allem darauf an, daß wir tatsächlich umsetzbare Maßnahmen zusammentragen. Welche Maßnahmen möchten Sie nach Ihrer Rückkehr einmal ausprobieren? (...)“

Angebote nach der Reha

Die Teilnehmer(innen) sollen dazu angeregt werden, sich auch nach der Rehabilitation mit dem Thema Figurprobleme auseinanderzusetzen.

„Ich möchte Ihnen nun noch einige Anregungen geben, wo Sie sich auch nach der Reha mit dem Thema Figurprobleme auseinandersetzen können. (...) Ich habe für Sie ein Informationsblatt mit Hinweisen zusammengestellt. (...)“

Das Informationsblatt ist von dem(der) Referenten(in) selbst zu erstellen (vgl. im Sachtext „Essen und Trinken“, Abschnitt 6.3 die Adressenliste mit Institutionen und Selbsthilfegruppen, die für die Teilnehmer(innen) nach der Rehabilitation hilfreich sein können).

Abschlußrunde

Dieser Arbeitsschritt bietet den Teilnehmer(inne)n die Möglichkeit zu Reflexion und persönlicher Zusammenfassung der gelernten Inhalte. Über das Meinungsbild der Teilnehmer(innen) zum Verlauf der Seminarstunde hat der(die) Referent(in) die Möglichkeit, die eigene Arbeit zu überprüfen, ggf. kritische Rückmeldungen aufzugreifen und für die Planung der nächsten Seminarstunde zu nutzen.

„Wir sind jetzt am Ende unseres Seminars angekommen. Ich schlage vor, daß wir eine kurze Abschlußrunde machen. Was nehmen Sie als wichtigste Erkenntnis mit nach Hause? Wie hat Ihnen diese Stunde gefallen? (...)“

Weitere Fragestellungen sind z.B.: • Wurden die Erwartungen erfüllt? • Wenn ja, welche? • Wenn nein, was hat gefehlt? • Was sollte bei der nächsten Gruppe anders gemacht werden? • Welcher Baustein war besonders interessant und anregend?

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Gesundheitsbildungsprogramm für die medizinische Rehabilitation