El Hierro Wolfsman Kapitel 1

El Hierro Wolfsman Kapitel 1 Alles begann mit der Geburt eines kleinen Jungen in Deutschland, der wie jeder andere auch, eine normale Kindheit verbrac...
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El Hierro Wolfsman Kapitel 1 Alles begann mit der Geburt eines kleinen Jungen in Deutschland, der wie jeder andere auch, eine normale Kindheit verbrachte in den ersten Jahren. Er ging spielen, fuhr Rad, aß gerne Eis und machte sonst alles, was ebenso jeder andere Junge so tat. Nichts ungewöhnliches zu diesem Moment also. Doch dann kam der Zeitpunkt, wo er älter wurde, er kam in die Schule. Schon am ersten Tag stellte er fest, daß hier etwas anders sein musste, aber er begriff nicht ganz was. Wie auch, denn es waren ja seine ersten Gehversuche in eine eigenständige Welt. Bereits zur Einschulung guckten ihn die anderen Kinder böse an, und schon am ersten Tag gab es ersten Streit mit den neuen Menschen, unter welchen er nun ersten Jahre seines Lebens leben musste. Es zeichnete sich Weg ab, der wohl nicht so ganz einfach werden würde, das ihm bereits klar. Doch Joe, so hieß der Junge, konnte es fühlen, aber noch nicht begreifen. Was unterschied ihn so den Anderen?

den die ein war nur von

In den darauffolgenden Wochen und Monaten ging Joe jeden Tag mit Bauchschmerzen wieder zu dieser Stätte, in welcher ihn nur Gelächter erwartete und ein Schmerz, der dadurch verursacht wurde, daß man sein ruhiges Wesen einfach nicht akzeptieren wollte. Immer und immer wieder ging es so weiter, und es wollte kein Ende nehmen. Ob nachmittags beim Spielen, ob abends, ob in der Verwandtschaft oder sonst wo. Immer größer wurde das Gefühl der Ablehnung, und immer tiefer wurde der Weg des Rückzugs in eigene Welten. In Fantasien geflohen, konnte seine Seele die Kraft wieder finden, die sie brauchte, um die weitere Zeit heile zu überstehen. Heile von Narben, die diese Gesellschaft ihm zufügen wollte. Doch immer in dem Moment, in dem es nicht mehr ging, baute sich um Joe ein Mantel auf, eine Energie, eine Kraft, die man nicht deuten konnte: Sie war einfach nur da. So konnte er das ertragen, was ihn bis zu seinem 8. Lebensjahr schwer zu schaffen gemacht hatte.

Schließlich war ihm nie klar, warum er der Böse sein sollte, wo er nie etwas getan hatte, außer zu schweigen. Im Grübeln weiter vorangetrieben, dachte dieser 8-jährige Junge nun daran, daß die Menschen vor all dem Angst haben, was anders sei als sie selbst. Aber das allein konnte die Lösung nicht sein. Zu schwer waren diese Gedanken für ein so junges Kind, und so durchschritt er wieder das Tor in seine eigene Welt. In eine Welt der Superhelden, der Vielfalt, der Ruhe und der Kindlichkeit, die man dort frei zeigen durfte. In der anderen Welt verlangte jeder von ihm, daß er als Kind schon erwachsen sein sollte, doch das wollte er nicht. Er kannte bereits seinen eigenen Weg und spürte ihn, weit bevor er ihn deuten konnte. So ging der Sprung zwischen realer Welt und Fantasiewelt weiter, bis zum Ende seiner Grundschulzeit. Immer wieder hatte es Joe ertragen, wenn andere sich über ihn lustig gemacht hatten, wenn sie auf ihm rumgetrampelt hatten, wenn sie ihn verändern wollten. Doch er hatte sich schon in jungen Jahren nicht verändern lassen, und man konnte seinen Glauben nicht brechen. Vielleicht auch dank der eigenen Gedanken aus einer anderen Welt, welche immer an seiner Seite waren. Zwar wurde die Angst in Joe immer größer, das Gefühl, daß man seine Seele brechen könnte, aber auch sein eigener Weg festigte sich immer mehr, und so stand er gegen allem, was ihm an negativen Momenten entgegengebracht wurde. Erhobenen Hauptes ging er nach den ersten 4 Jahren Schulzeit mit einem Lächeln von der Bühne und fing an, im Stillen, Jubelschreie von sich zu geben: Kein Wunder, denn er hatte es geschafft, dachte er sich, ohne daß man seine eigene Meinung beeinflussen konnte. Worauf könnte man in einem so jungen Alter auch mehr stolz sein? Eine andere Stadt – Joe der Neue und doch die alten Gesichter Voller Freude zog Joe in einen anderen Ort, ging auf eine neue

Schule und war froh, hier vielleicht auf andere Menschen zu treffen, welche anders dachten, fühlten und handelten. Und endlich war er weg von jener Verwandtschaft, welche nur auf ihm rumgetrampelt hatte und war nur noch umgeben von seinem Papa, dem Menschen, der ihn immer verstanden hatte. Eine ruhigere Gegend, endlich keine Stadt mehr und doch zitterte Joe innerlich, was ihn hier die nächsten 6 Jahre so erwarten würde. Voller Vorsicht ging er am ersten Tag mit seinem neuen Klassenlehrer in die Klasse und bereits bei der Vorstellung, was Joe immer schwer fiel, ging das Lachen los, denn er hatte gestottert. Wieder umgeben von kalten, jungen Menschen, für die es bereits selbstverständlich war, sich locker und „erwachsen“ zu geben und auf andere Menschen rumzutrampeln, welche anders waren. Nun, inzwischen schon etwas erfahrener im Umgang mit diesem Gefühl, musste Joe innerlich doch ironisch lachen. Na toll, wieder eine Gesellschaft für die nächsten 6 Jahre, die man kein Tag aushalten könne. Prima, dachte sich Joe, warum nicht gleich die Bronx. So vergingen die ersten Tage „des Neuen“, und seine Mitschüler guckten sich diesen ruhigen Joe an, der doch so anders war als sie selbst. Er drückte sich anders aus, er verhielt sich anders, er lachte anders, denn er war einfach so. Einige Wochen herrschte eine beängstigende Stille zwischen ihm und den Rest seiner Mitschüler, bis ihm eines Tages der erste Schüler zu Fall brachte und in eine Ecke drängte. Joe hasste Gewalt und wehrte sich nicht. Vor Schmerz schrie er, doch sein Lehrer hatte kein Verständnis und sagte nur: „Wehr dich.“ Alle lachten über ihn, und auch diese Lehrperson nahm ihm seinen letzten Willen, etwas erreichen zu wollen. Auf einmal verschwand all seine Energie und er baute weiter ab. Die Gedankenwelten wurden immer tiefer und immer länger die Zeiten, in welchen er in andere Welten flüchtete. Warum gab es Menschen, die sich daran erfreuen konnten, wenn andere Menschen leiden? Warum mussten Menschen so gemein sein und

jeden Tag auf einem rumtrampeln? Joe fühlte sich auf einmal ganz hilflos und hoffte nur noch, daß dieses Jahr zu Ende ging. Das Gefühl, daß für Sekunden aufkam, war ein ganz neues, und er hatte Angst davor. Der Wille einen Kampf zu führen, war da, sich nicht mehr unterdrücken zu lassen: nur wie? War er doch körperlich zu schwach, um sich zu wehren. Die Tatsache, daß sein Gefühl immer größer wurde, welches ihn darin bestätigte, daß er einen ganz anderen Weg vor sich hatte als die Masse, welche ihn umgeben hatte zu diesem Zeitpunkt, ließ seinen Stolz wachsen. In den darauffolgenden Wochen zog sich der inzwischen nicht mehr neue Joe zurück, und man ließ ihn auch in Ruhe. Seine Augen zeigten keine Freude mehr, sondern nur noch ein ganz neues Feuer. Er wusste, daß er es diesem Blick zu verdanken hatte, daß er sich zurückziehen konnte. Durch das Erfinden von Geschichten konnte er manche Menschen auf eine falsche Fährte locken, welche ihm Böses wollten. Hier erkannte er seine Stärke, und so ging es im ganzen ersten Jahr auf seiner neuen Schule weiter. Immer wenn Menschen ihn bedroht hatten, erzählte Joe ihnen die Geschichten, die sie hören wollten und fiel ihm keine Geschichte ein, blieb er krank zu Hause, denn die Schwäche kam wieder aus der Angst heraus, und er wusste, daß dieses Gelände, welches er jeden Tag aufs Neue betreten musste, der denkbar schlechteste Ort war, um Schwäche zu zeigen. Hier galt mit einem eigenen Charakter nur ein Gesetz, wenn man sich nicht beugen wollte: Kampf! Kein Wort widerte Joe jedoch mehr an. Unter den ganzen Gedanken hatten die Leistungen gelitten, und so ging es endlich in die Sommerpause. Wieder konnte er Kind sein: frei leben und sich geben wie er war. Doch der Gedanke an das kommende Jahr war stets der Ferienbegleiter. Fortsetzung folgt Ihr Joachim Sondern

Udo Ulfkotte: Journalisten – Wahrheit

Gekaufte die ganze

Was steckt hinter trügerischen Medienpreisen? Warum agieren Journalisten dermaßen fatal? Existierte überhaupt jemals Pressefreiheit innerhalb der deutschen Medienlandschaft? Einer, der es genau wissen muss, Udo Ulfkotte, selber früher Teil der Systemmedien, hat Anfang September 2014 sein neues Buch „Gekaufte Journalisten. Wie Politiker, Geheimdienste und Hochfinanz Deutschlands Massenmedien lenken“ veröffentlicht, natürlich, wie soll es anders sein, gemeinsam mit dem KoppVerlag, denn solch eine brisante Veröffentlichung erfordert großen Mut aller Beteiligten. „Gekaufte Journalisten“ stürmt gerade diverse Buchbestsellerlisten. Mitnichten verwunderlich, denn selten erschien solch ein brisantes Buch. Detailliert, faktisch belegt, schildert Udo Ulfkotte sämtliche Zusammenhänge, offenbart jedem Leser wahre Hintergründe und zwar glaubhaft, verständlich, ausführlich, jedoch keineswegs langatmig. Keinerlei Verschwörungen, sondern klare Benennung von Ross und Reiter. Neben Recherche fließen größtenteils Erfahrungswerte ins Buch, wobei Ulfkotte seine eigenen Taten nicht verheimlicht, jene viel eher nutzt hinsichtlich ganzheitlicher Aufklärung. Schlüssig vom ersten bis zum letzten Satz. Sprachlich variiert Udo Ulfkotte zweifelsohne zwischen einfachem Straßenausdruck sowie verbal ironisch angehauchter „Leitkultur“. Langeweile oder Unverständnis? Nicht mit „Gekaufte Journalisten“.

Massenmedien bekommen Angst Was geht wohl inmitten heutiger Journalisten vor? Ein ehemaliger Kollege schafft es in die Bestsellerlisten aufgrund eingängiger Darstellungen des Medienkartells, an welchem weiterhin ihre eigene Existenzen hängen. Bei Amazon liegt es derzeit auf Platz 12 (Stand 02. Oktober 2014), in drei Kategorien belegt „Gekaufte Journalisten“ gar den ersten Rang. Demzufolge verdeutlicht Udo Ulfkotte ebenfalls, daß Journalisten nicht zwangsweise ihre gesamte Existenz verlieren, wenn sie andere, aufrechte Wege gehen. Kontinuierlich erwachen Menschen aus dem Systemwinterschlaf, lernen Wahrheiten zu schätzen. Ergo bietet „Gekaufte Journalisten“ zudem seelische Unterstützung für jene Medienmacher, welche derweilen darüber nachdenken, auszusteigen. Ulfkotte informiert Bürger, öffnet ausstiegswilligen Journalisten diverse Türen, nur durchgehen muss jeweiliger Leser eigenständig. Kurzum, „Gekaufte Journalisten“ verkörpert Wahrheit, wird selbst viele Jahre später unvergessen bleiben. Natürlich reagieren herrschende Massenmedien zuweilen mittels Stillschweigen darauf. Sie haben Angst, da ihr Lügengerüst täglich an Substanz verliert. Nichts war wie es einmal war, Menschen fürchten globales Kriegstreiben, wollen einen erneuten Weltkrieg verhindern, wozu Udo Ulfkotte mit seinem neuen Buch konsequent beiträgt. Ihr Joachim Sondern

„Wolf unter Wölfen“ – Leselektüre auf einer einsamen Insel Wer kennt sie nicht die Frage: „Was nimmst du mit auf eine einsame Insel?“ Und wenn dann noch die Einschränkung kommt, du darfst nur drei Dinge mitnehmen, sind wir mit den Antwortmöglichkeiten überfordert, denn reichen drei Dinge wirklich, um ausreichend versorgt zu sein, und welche sind wichtig? Solange die Frage noch nicht direkt an uns selber gestellt wurde, sondern noch in der gemütlichen Runde die Anderen (Gottseidank) an der Reihe sind, kann man über die Aufzählung der unnützen Dinge, die die Anderen nennen, schmunzeln oder sogar schallend lachen, während im Hinterkopf fiebrig nach den eigenen wichtigen drei Dingen gegrübelt wird, und je näher die Frage zu einem vorrückt, desto hitziger rasen die Dinge, (Partner, sonst ist er vielleicht beleidigt; Hund, den kann man doch nicht allein lassen; Kind, das braucht noch meine Hilfe; Werkzeug, welches denn nun, Schere, Hammer, Messer, ach am besten die gesamte Werkzeugkiste; apropos Werkzeug, Verletzung, Pflaster, Mullbinde, besser doch den ganzen Notfallkoffer; Taschenlampe, quatsch, ich brauch Feuer, Feuerzeug, Streichhölzer, Spiegel; ich melde mich nächste Woche für einen Survivalkurs an. Wo liegt die doofe Insel überhaupt, in der Karibik oder im Eismeer? Blödes Spiel, saudumme Frage.) Und dabei hört man sich sagen, ganz relaxt nach hinten gelehnt: Ein Buch, ich brauch nur ein Buch. Und schon ist der Stab an einem vorbei, alles halb so schlimm. „Es hatte Teuerungskrawalle, Unruhen und Plünderungen in Gleiwitz und Breslau, in Frankfurt am Main und Neuruppin, in Eisleben und Dramburg gegeben, 6 Tote und 1000 Verhaftete. Daraufhin hat die Regierung Versammlungen unter freiem Himmel

verboten. …aber der Dollar steht auf 414 Tausend gegen 350 Tausend am 23. Am Ultimo, in einer Woche, gibt es Gehalt – wie wird der Dollar dann stehen?“ „Oder war der Punkt etwas, das gar nicht draußen, außerhalb von ihm lag, sondern in ihm, in seiner eigenen Brust – sage ich es denn: in meinem Herzen?….Marschierte er, weil man nur so sich näher kommt, das wird, was man auf dieser Erde zu sein hat, nämlich nicht das, was die anderen von einem erwarten, sondern man selbst -? Mann selbst!“ „Der Rittmeister versteht kein Wort, natürlich sprechen sie Polnisch. Wenn der Neuloher Gutspächter auch jedes Jahr ein halbes Hundert Polen beschäftigt, Polnisch hat er darum doch, von ein paar Kommandos abgesehen, nicht gelernt.“ „Der Mensch ist nicht ganz frei von der Eigenschaft, seine Fehler anderen Geschöpfen anzudichten: an der Geschichte vom Vogel Strauß, der aus Furcht den Kopf in den Sand steckt, soll kein wahres Wort sein; dafür ist es bestimmt wahr, daß mancher Mensch vor der nahenden Gefahr die Augen schließt und dann behauptet, sie sei nicht da.“ „Wolf unter Wölfen“ – Hans Fallada Die hier zitierten Textstellen sind in den ersten 100 Seiten dieses Buches zu finden, nicht, daß sie die besonders Wichtigen für die Handlung bedeuten, sondern sie sollen Geschmack fördern für das gesamte Werk, und jetzt beim vierten Genuß, bin erst auf Seite 102, (und obwohl ich den Text kenne, will ich nicht von dem Teig probieren, sondern den Kuchen essen), deshalb eben diese Auswahl. Es gibt Bücher, wie die von Hans Fallada, von denen kann man nie genug kriegen, auch nach dem dritten Lesen schaffen sie es noch, Geschmack auf ein nächstes Mal zu hinterlassen. „Wolf unter Wölfen“, leider weniger bekannt, vielleicht weil die ganz klein geschriebenen 734 Seiten abschrecken, (jedenfalls

bei meiner Ausgabe von 1953) ist ein Werk der Weltliteratur und gehört nicht nur mit auf eine einsame Insel, sondern ist auch heute, gerade heute, ein wichtiger geistiger Begleiter, um Zusammenhänge der Weltgeschichte, aber auch der menschlichen Seelenverfassung konkreter zu vertiefen. „Wolf unter Wölfen“ erschien 1937 und führt uns mit Wolfgang Pagel durch die Wirren und Irrungen des Inflationsjahres 1923. Der Kampf ums nackte Überleben, die Mühen Einzelner um die Erhaltung, nach ihrer Auffassung richtigen Einstellungen moralischer und gesellschaftlicher Normen, die Welt der Städter sowie der ländlichen Bewohner und deren teilweise erstarrte Hilflosigkeit, in einer Zeit des fast täglichen Umbruchs, die in hektischem Aktionismus erblüht und ebenso schnell wieder verdorren kann, ist faszinierend und bildreich beschrieben, und wer wachsam liest, kann unsere heutige Zeit durchblicken sehen, natürlich fehlt Sex & Crime auch nicht. Mehr über Hans Fallada und seine Werke gibt’s hier: Hans Fallada Im Übrigen bin ich dafür, Ihnen gegenüber ehrlich zu sein. Ich werde auf meine einsame Insel nicht nur Hans Falladas Werke mitnehmen, ich werde meine Lebensbegleiter, deren sind es viele, natürlich digitalisiert mit meinem Laptop einpacken. Gibt es auf der verdammten Insel Strom? Egal, ich hab ja noch einen Wunsch frei. Ihre Columba

„Wir kommen“ – Inan Türkmens Buch nur reine Provokation? 17.04.12 Als Thilo Sarrazin sein äußerst umstrittenes Buch „Deutschland schafft sich ab“ den Menschen zumutete, auch wenn es an jedem selbst liegt, was er zu lesen gedenkt und was nicht, erreichte er mit seinen gewagten Thesen und Behauptungen zumindest eines: Provokation unter allen Umständen. Das war sein Erfolgsrezept, und die Rechnung ging wohl auf, wenn man sich die Welle der Entrüstung und auch der Begeisterung vergegenwärtigt. Nun erschien Anfang März dieses Jahres nicht nur eine mögliche provokante Antwort durch den 24-jährigen Autor Inan Türkmen mit seinem Erstlingswerk „Wir kommen“ im Wiener Verlag „edition a“, sondern darüber hinaus ein Zeugnis jugendlicher Wut, vielleicht ein wenig zu populistisch und undifferenziert. Doch was wird mit dieser Antwort aus Österreich erreicht, etwa erst recht die Fortsetzung der Rassismus-Debatte?

Ein Leben nicht nur als Türke in Österreich Stets sollte genauer differenziert werden, denn der in Linz geborene Inan Türkmen, alewitischer Kurde, seine Eltern entstammen der Stadt Hozat, der türkischen Provinz Tuncel, studiert jetzt an der Universität Wien. Dabei macht er keinen Hehl daraus, in dem er betont, auch er sei Feindbild Nummer eins wegen seiner türkischen Herkunft und obendrein als Moslem, negativer ginge es eigentlich gar nicht mehr. Und so verwundere es ihn nicht, daß viele Landsleute genau deshalb

resigniert hätten, aus der Rolle des Feindbildes in die innere Emigration flüchten, Österreich den Rücken kehren und ihr Glück in der Türkei suchen. Darf man ein solches Verhalten als Erfolg sämtlicher rechten Kräfte werten? Man darf – Rassismus bleibt latent vorhanden. Während gleichzeitig aber viele Türken sich längst real integriert haben, dies durch eigene Leistung unterstreichen, stets brav dann Einladungen Folge leisten, damit das „öffentlich gezeigte Bild“ einer gelungenen Integrität paßt, fiel Inan Türkmen mit seinem Werk direkt ins Haus und lud sich somit selbst ein. Und der weiße Halbmond mit Stern und Großbuchstaben zum Titel der ansonsten knallroten Buchcover-Seite verdeutlicht schon die Absicht des Verlages: Die Provokation wird in Szene gesetzt und darf im Vorfeld als gelungen bezeichnet werden. Anlässe frustrierter Erfahrungen beim Heranwachsen hatte der junge Autor genauso, wie viele andere es auch in den Orten und Städten Europas tagtäglich bis heute durchleben. Sie sind weiterhin weder aufgenommen noch anerkannt. Letztlich stehen die latent vollmundig erklärten Forderungen zur Integration in einem weiterhin vorhandenem Mißverhältnis, so daß ganz besonders die Sarrazin-Äußerungen als schallende Ohrfeige gewertet werden müssen und Inan Türkmen lediglich versucht hat, passende Antworten in seinem Buch zu verdeutlichen.

In Wirklichkeit der Versuch, ein Buch der Aufklärung zu schreiben Aber Inan Türkmen widerspricht dennoch der öffentlichen Interpretation, sein Buch sei eine Antwort zu „Deutschland schafft sich ab“. Ihm liegt viel mehr daran, neben den Verfehlungen türkischer Politik auch die guten Seiten seiner Heimat aufzuzeigen, letztlich eine Brücke zu schaffen, um Vorurteile abzubauen, die immer noch das Zusammenleben belasten. So betont er den wirtschaftlichen Aufschwung seines

Landes, daß der Anteil von Frauen im türkischen Management nahezu sechs mal höher sei als EU-Durchschnitt, ebenso zitiert er den „Economist“, die Türkei sei das China Europas, oder es würden mehr Deutsche in die Türkei ziehen als umgekehrt, auf den Laufstegen Europas würden türkische Designer glänzen. Trotz aller Lobeshymnen in seinem Buch bekennt Türkmen natürlich in öffentlichen Gesprächen die tatsächlichen Probleme der Türkei, was die Menschenrechtsverletzungen, die Pressefreiheit anbelangt, die Tradition der Blutrache, die Regierung radikalisiere in den letzten Jahren und versuche noch stärker, das Land durch den Islam zu führen.

Jede Schrift auch eine Chance zum Dialog? Solange Bücher nicht einem gewaltverherrlichenden, menschenverachtenden Zweck dienen, können sie ohne weiteres als Chance betrachtet werden, so daß Gespräche entstehen, sich vertiefen und somit dazu beitragen, Vorurteile abzubauen. Sicherlich kann man auch Inan Türkmens Buch als zusammenhanglos und populistisch diffamieren, wie das in ersten Rezensionen nachzulesen ist, dennoch sollte man ihm zu Gute halten, daß er versucht, sich zu artikulieren, aber gleichzeitig im Gegensatz zu Sarrazin eben niemand mit seinen Zeilen beleidigt hat. Letztlich gibt ihm nicht nur der Erfolg Recht, sondern darüber hinaus die Welle der Entrüstung, die ganz ähnliche Formen angenommen hat wie bei Sarrazin, nur mit dem entscheidenden, aber wichtigen Unterschied: Türkmen möchte trotz aller berechtigter Wut Versöhnung, Sarrazin hat hingegen gehetzt! Ihr Lotar Martin Kamm

Rezension zu Oliver Dreyers Buch „Kopfschuss“ 14.11.11 Im März dieses Jahres erschien „Kopfschuss“, das erste Buch von Oliver Dreyer, im Ubooks-Verlag. Der durchaus erfolgreiche Werbetexter, der vorher mit geistig behinderten Kindern gearbeitet hatte, sagt über sich selbst, Texten sei für ihn gelebte Leidenschaft, nichts auf der Welt würde er lieber machen. Er schreibe Romane, weil sein Leben so erschreckend normal verläuft. Der nächste Roman soll im Frühjahr 2012 erscheinen. Auf der Rückseite des 142 Seiten starken Romans lesen wir eine kurze Zusammenfassung ums Wesentliche: An seinem 18. Geburtstag erledigt Mathias erst den Abwasch, dann etliche Mitschüler und Lehrer. Auf der Abschussliste: fünf Arschlöcher. Die sollen büßen! Für das, was sie ihm angetan haben. Was er nicht ahnt: Es gibt noch eine Todesliste. Mit seinem Namen drauf… Der Roman taucht sofort ins Geschehen, sichtbar durch die digitale Stopuhranzeige, wonach der Amoklauf bereits seit zwei Minuten und dreiunddreißig Sekunden begonnen hat, erzählt aus der Sicht des Amokschützen. Diese graphisch dargestellten Zeitansagen bilden beinahe im Minutentakt die einzelnen Kapitelüberschriften. Der Autor beschränkt sich auf eine einfache, klar strukturierte Sprache, für jeden verständlich, allerdings nichts für schwache Nerven. Literatur darf das schließlich schon immer, Beispiele gibt es zahlreich. In kursiv gesetzten Passagen zwischen den Kapiteln wird der Leser entweder in die Vergangenheit versetzt, den langen Weg der

Demütigungen, die dem Amokläufer widerfahren sind, aber auch in einer Beschreibung eines Computerspieles: U.S.Commando. Gleichzeitig taucht da plötzlich im Geschehen der ominöse „headshot“ auf, der bis zum Schluß des Romans mitmischt. Man könnte schnell meinen, Oliver Dreyer wage sich als Neuling in der Literatur an dieses hochaktuelle Thema heran. Nun, viele waren es bisher tatsächlich nicht. Ob Gerhart Hauptmann mit „Bahnwärter Thiel“, Stefan Zweigs „Der Amokläufer“, Morton Rhues „Ich knall euch ab!“ oder Jodi Picoults „Neunzehn Minuten“, so reiht sich Oliver Dreyer ein in diese bedrückende Thematik. Am Ende seines Romans bleibt offen, ob das Ganze nicht doch ein Spiel war oder sich genauso seinen grausam, minutiösen Weg bahnte. Ein solcher Roman paßt natürlich nicht in eine „wohlbehütete“ Gesellschaft, in der normalerweise ein einfaches Schwarz-WeißDenken angewandt wird, entweder du bist bei den Bösen oder den Guten, Grauzonen unerwünscht. Aber genau darum scheint es dem Autor zu gehen: Das Psychogramm eines Gedemütigten aufzuzeigen. Natürlich wäre es zu simpel, daß jeder Ausgegrenzte, spielend Vereinsamte zum Amoktäter werden könnte, und doch schreibt Oliver Dreyer selbst in seinem Nachwort: Selbst das Respekt.

größte Arschloch verdient ein Minimum an

Wir dürfen gespannt sein, was uns dieser junge Autor noch in Zukunft zu erzählen hat. Bei Facebook gibt es übrigens auch eine Seite zum Buch: Kopfschuss

Ihr Lotar Martin Kamm

Eine Rezension zu Volker Seitz Buch „Afrika wird armregiert“ 13.08.11 Es gibt relativ viele Bücher über den Subkontinent Afrika, ob die historischen Verfehlungen oder ganz besonders die große Thematik der Entwicklungshilfe. Volker Seitz Buch „Afrika wird armregiert oder Wie man Afrika wirklich helfen kann“, erschienen im Juli 2009 im dtv, bedarf einer ausführlichen Betrachtung. Allein schon die Überschrift verdeutlicht die klare Absicht, die der deutsche Diplomat und zuletzt Botschafter Kameruns dem interessierten Leser gleich zu Beginn mitteilen möchte: Es sind die afrikanischen Regierungen, die immer noch das Zepter in der Hand halten, – oftmals unterstreicht dieses Gleichnis die Realität, wenn wir an manche Königreiche denken -, und somit die Verantwortung zu tragen haben, daß sie selbst Armut viel eher fördern, statt sie zu beseitigen. Im zweiten Teil der Überschrift wird direkt angekündigt, wie Hilfe tatsächlich greifen kann. Im Vorwort berichtet Rupert Neudeck, bestätigt Volker Seitz und beendet es schließlich mit einem Gedicht des Führers vom Stamme der Grikuas.

Volker Seitz hat es dem Leser sehr leicht gemacht, in dem er zunächst wunderbar klare Oberkapitelüberschriften erschaffen hat, die dem Buch eine sehr hilfreiche Struktur gleich zu Beginn verleihen. In der „Kritik der reinen Vernunft“ verdeutlichen seine einzelnen Kapitel wie den heute noch

gängigen Vorwurf des Kolonialismus, die Verfehlungen der Entwicklungshilfe und räumt ein wenig auf mit manchen „Behauptungen in Politik und Medien“, dem letzten Kapitel. Im zweiten Oberkapitel „Prinzip Verantwortung“ erfährt der Leser vieles über die afrikanischen Strukturen, die nicht so leicht durchschaubar sind aus der Ferne, man muß schon dort gelebt haben, über „African Ownership“, welches eben nicht den gutgemeinten Vorgaben entspricht, über die Korruption, Waffen, Öl und Fußball, um mit dem Gedanken der Demokratie und freien Marktwirtschaft es abzuschließen, wobei ein Satz doch zitiert werde sollte: Entwicklung hat etwas mit Kultur zu tun und kulturelle Werte entscheiden über den Wirtschaftserfolg.

Das dritte Oberkapitel „Entwicklungshindernisse“ verdeutlicht die vielen Verfehlungen einer oft grausamen Politik in Afrika, die kaum oder gar nicht von außen zu beeinflussen ist, offenbart nicht nur unsere Spuren auf dem Kontinent, wenn wir an den Müll denken, sondern leider auch wie im Kapitel die „Fehlende Zusammenarbeit der afrikanischen Länder“ beschrieben. Im Schlußkapitel „Die Wahrnehmung Afrikas im Ausland“ kommt eine völlig verklärte Illusion nochmals durch Volker Seitz zum Tragen. Eine Dialektik, die kaum zu toppen ist – wunderschöne afrikanische Landschaften im krassen Gegensatz zu Armut, Krieg, und Elend, das Gewissen „beruhigt“ durch eifriges Spenden, und dennoch appelliert er an Frieden und Stabilität, um Armut ernsthaft bekämpfen zu können.

Mit dem vierten Oberkapitel „Lehrstoff Entwicklungshilfe“ erreicht das Buch seinen Kernpunkt der Kritik, nämlich ganz besonders im Kapitel „Die Entwicklungshilfeindustrie“. Wir alle kennen es doch selbst, in unserem Leben, daß wir keineswegs übermäßig motiviert werden, wenn uns mundgerecht sämtliche Hilfe häppchenweise ohne jedwede Selbstinitiative gereicht wird, der Lerneffekt hat gar keine Chance, sich auch

nur annährend zu entfalten, er bleibt aus. Dabei verdeutlicht Volker Seitz völlig zurecht die Abhängigkeit zu den Hilfsorganisationen nicht nur in den Ländern, sondern darüber hinaus bis hin zu den Journalisten im Lande, die somit „nett“ über diese zu berichten haben. Auch die UNO wird hinterfragt im Kapitel „Die UNO als globale ABM-Maßnahme“.

Einerseits ist konstruktive Kritik, wie im gesamten Buch bis zum Ende des vierten Oberkapitels sie Volker Seitz schnörkellos sachlich, und dennoch spannend ausführlich dem Leser ausgebreitet hat, ganz besonders wichtig und somit richtig, um die Ursachen für das afrikanische Desaster zu verstehen, andererseits unterstreicht er seine Liebe zu diesen Menschen, in dem er sie eben nicht allein läßt, durch den wichtigen letzten Teil im Buch: „Was muß sich ändern?“ Vorneweg stellt er fest: „Entwicklungspolitik muss ein Bestandteil der Außenpolitik werden“. Die Forderungen setzen sich fort, allesamt durch die „Muss-Form“ unterstrichen, von der „Unterstützung der Landwirtschaft, der Förderung kleiner Leute durch Kleinkredite, der Verbesserung Hochschuldbildung“ und vieler weiterer.

der

Am Ende des Buches zieht Volker Seitz noch einmal Resümee in den „Sechs Wahrheiten zur Entwicklungspolitik“. „Es gibt viele Bücher über das Scheitern dessen, was wir mit einem falschen Wort Entwicklungshilfe nannten. Dieses Buch gibt dem Gebäude den letzten Stoß. Nach seiner Zerstörung muss etwas ganz anderes aufgebaut werden.“ So die Worte Rupert Neudecks auf dem Rückumschlag der dtv-Ausgabe.

Volker Seitz Werk regt nicht nur zum Nachdenken an, räumt auf mit falsch verstandener Entwicklungshilfe, zeichnet ein

äußerst scharfes Bild vom Subkontinent Afrika, verdeutlicht seine eigene Liebe zu den Völkern, die er kennen- und schätzen lernen durfte, und trägt so mit dazu bei, daß den Gedanken Taten folgen sollten. Nur dann macht dieses Buch wirklich Sinn, es ist daher nicht nur als Ratgeber zu betrachten, sondern darüber hinaus als ein Lehrbuch falsch angewandter Politik bei gleichzeitig deutlich beschriebenen Verbesserungsvorschlägen.

Ihr Lotar Martin Kamm

Der König der purpurnen Stadt – eine Rezension 08.05.11 Es ist stets ein ziemlich erfrischendes Erlebnis, ein Lesegenuss auf höchstem Niveau, Bücher von Rebecca Gablé zu lesen, so auch den historischen Roman Der König der purpurnen Stadt. Die Autorin, Jahrgang 1964, die heute in einer ländlichen Kleinstadt am Niederrhein lebt, studierte Sprachgeschichte und Mediävistik (das ist die Wissenschaft vom europäischen Mittelalter), sowie Literaturwissenschaft in Düsseldorf und arbeitete dort nach dem Studium als Dozentin für mittelalterliche englische Literatur. Und genau dieses umfassende Wissen setzt sie geschickt ein in ihren Romanen.

Selbstverständlich möchte ich Ihnen, liebe Leserinnen und

Leser, keine inhaltlichen Einzelheiten hier wiedergeben. Der Roman hat seinen Beginn im Jahr 1330 in London, wobei der achtzehnjährige Tuchhändlerlehrling Jonas seinem Meister und Cousin zunächst ausgeliefert ist. Durch glückliche Fügung begegnet er König Edward und Königin Philippa, die sein Schicksal weitreichend verändert bis hin zur Revolutionierung der englischen Tuchproduktion, wobei er aufsteigt zu einer der reichsten Männer der Stadt. Dass dabei Neider mit heimtückischen Intrigen aufwarten, ist wohl nur einer der Aspekte dieses Romans.

Rebecca Gablé betont selbst, dass es in der Natur der Sache sei, bei historischer Fiktion Historie und Fiktion manchmal im Widerstreit liegen würden, und dies genau den Reiz ausmache, einen historischen Roman zu schreiben. Sie versucht hierbei möglichst viel authentisches zu verarbeiten, so auch fast alles, was sie über London in dieser Zeit beschreibt, die Zünfte, die Gilden und mittelalterliche Stadtverwaltung. Ganz besonders deutlich wird sie, wenn es darum geht, die abgesegnete Gewalt der Kirche gegen Frauen und Kinder anzuprangern. So ist im Roman die geschilderte sexuelle Gewalt quer durch alle Schichten auch ein deutliches Thema. Sie lässt es sich daher auch nicht nehmen, über die sexuellen Nötigungen seitens König Edward unbewiesen sind.

zu

berichten,

selbst

wenn

diese

So ist die Autorin vom Wesen der Königin Philippa fasziniert. Die zwölffache Königinmutter hatte es wohl erzieherisch verstanden, dass selbst nach ihrem Tod die Söhne keine erwähnenswerte Machtkämpfe austrugen. Außerdem revolutionierte sie die Tuchproduktion, in dem sie weltberühmte Handwerker aus ihrer Heimat, also Frankreich, nach England ansiedeln ließ und großzügig entlohnte. Hinzu kam ihr zweites wirtschaftliches Steckenpferd: der Kohleabbau und –export.

Der König der purpurnen Stadt ist sehr leidenschaftlich geschrieben, wobei die Charaktere der Hauptpersonen gut ausgefeilt sind, die Leser tauchen unweigerlich in das mittelalterliche Geschehen ein, leiden und lieben mit der tragenden Figur, Jonas Durham. Dass dieser frei erfunden wurde, spielt dabei keine Rolle, weil das Leben selbst in dieser Zeit durchaus sich hätte so zutragen können. Mit anderen Worten, Rebecca Gablé zähle ich zu den großen Autorinnen und Autoren, die es mittels all ihres schriftstellerischen Könnens verstehen, nicht nur „Bilder zu malen“, sondern ganze „Filme“ beim Lesen zu erschaffen. Ich kann Ihnen somit nur diesen aufregend gut geschriebenen, historischen Roman weiterempfehlen, es lohnt sich in jeder Hinsicht ihn zu lesen.

Ihr Lotar Martin Kamm

Schundliteratur einer Spaßgesellschaft, die ernsthafte Literatur verdrängt 19.01.11

Den Begriff der Schundliteratur gibt es ganz besonders seit der Weimarer Zeit, als dort das Gesetz mit dem Titel „Gesetz zur Bewahrung der Jugend vor Schund- und Schmutzschriften“ im Dezember 1926 beschlossen wurde. Damit dies auch in der Praxis Anwendung finden konnte, wurde extra zu diesem Zwecke die Leipziger Oberprüfstelle für Schund- und Schmutzschriften ins Leben gerufen, deren Aufgabe darin bestand, als Revisionsinstanz darüber zu entscheiden, welche Verfasser und Verleger einen Antrag auf Nicht-Aufnahme bzw. Streichung stellen konnten. Die Nationalsozialisten hoben es 1935 kurzerhand auf. Seit 1954 gibt es in der BRD die Bundesprüfstelle für jugendgefährdete Schriften, die im Jahre 2003 mit anderen Gebieten anders geregelt wird im Rahmen des Jugendschutzes.

Die Frage, die sich dem aufmerksamen Leser stellt, ist doch, wer Schundliteratur beurteilt, also daher festlegt, welche Bücher, Hefte und somit Schriften in diese einzuordnen sind. Nun, es sei hier ein Vorfall angeführt, der damals unbedingt einen berechtigten Skandal hervorgerufen hatte. Sie alle werden mit Sicherheit schon mal von dem Schriftsteller Wilhelm Hauff das ein oder andere Märchen gelesen haben, wie z.B. Die Geschichte vom Kalif Storch. Im Jahre 1825/26 wagte der noch sehr junge Wilhelm Hauff den meistgelesenen deutschen Romancier, Heinrich Clauren, äußerst wirkungsvoll zu parodieren. Er veröffentlichte unter demselben Pseudonym, H. Clauren, einen Roman namens Der Mann im Mond oder Der Zug des Herzens ist des Schicksals Stimme. Aber damit nicht genug. Er setzte noch eins drauf, in dem er 1827 die Kontroverspredigt über H. Clauren und den Mann im Monde veröffentlichte, um dort Clauren lächerlich zu machen, dessen Trivialität der Inhalte und Schreibstil nicht nur offen legte, sondern explizit polemisch analysierte.

Ein Passus aus der Kontrovers-Predigt: Ein Lessing, ein Klopstock, ein Schiller und Jean Paul, ein Novalis, ein Herder waren doch wahrhaftig große Dichter, und habt ihr je gesehen, daß sie in diese schmutzigen Winkel der Sinnlichkeit herabsteigen mußten, um sich ein Publikum zu machen? Oder wie? Sollte es wirklich wahr sein, daß jene edleren Geister nur für wenige Menschen ihre hehren Worte aussprachen, daß die große Menge nur immer dem Marktschreier folgt, weil er köstliche Zoten spricht und sein Bajazzo possierliche Sprünge macht?

Nun mag man ja in Zeiten, wo gerade Toleranz und Menschlichkeit mehr eingefordert werden, sich schon wundern, warum Schundliteratur hier in den Fokus rückt. Betrachten Sie sich mal unsere Kulturlandschaft. Na, fällt Ihnen was auf? Nein? Einerseits ist es schon erfreulich zu sehen, daß auch weiterhin ziemlich begabter Nachwuchs sich auf der Bühne der Literatur eingefunden hat. Andererseits sind die nackten, unbestechlichen Verkaufszahlen ganz bestimmter Schriften eine schallende Ohrfeige an all jene, die sich redlich bemühen, stilvoll, mit Geist und Inhalten, beseelte Bücher zu schreiben. Kürzlich erschien in der FAZ der recht interessante Artikel Lesen im Wachkoma, wie Sie gern selbst nachlesen können: http://www.faz.net/s/RubBE163169B4324E24BA92AAEB5BDEF0DA/Doc~E 0A51A05210384B4EB7CFC30262F747E7~ATpl~Ecommon~Scontent.html

So fragt sich der Autor Daniel Haas völlig zurecht, wie es sein kann, daß dermaßen platte Literatur, – allein schon

solche Bücher als Literatur zu bezeichnen ist fragwürdig genug-, einen dermaßen hohen Erfolg haben kann.

Wenn wir uns die gesamte Medienlandschaft vergegenwärtigen, in der ganz besonders im Privatfernsehen Dschungelcamp, Big Brother & Co. sich hoher Einschaltquoten erfreuen, da bleibt dann der fade Beigeschmack auf Sinnesgaumen, ob das Publikum bereits schon beeinflusst ist, sich solch „billigen Ergüssen“ hinzugeben, sich auszuliefern. Andererseits gibt es genug Autoren, die mit ganz viel Herzblut schreiben, wie z.B. der Kollege Joachim Sondern in seinem Erstlingswerk Die Menschliche Welle- zwischen Politik, Menschlichkeit und neuem Bewusstsein.

Autoren wie Jaudl, Held und Gier verdrängen daher andere, ernsthafte Schriftsteller vom Markt. Es wird immer mehr das Einfache, das Triviale in den Fokus gerückt, und so schließt sich der Kreis einer Kritik, die nicht unbedingt alles Ernsthafte hochhält, sich aber dennoch die berechtigte Frage stellt, ob weiterhin Schundliteratur einen dermaßen hohen Stellenwert haben sollte, ja sogar darf ? Es ist auch ein getrübtes Zeichen einer Gesellschaft, die sich lieber dem Trivialen hingibt, statt mal ernsthaft die unmittelbare Umwelt zu betrachten, zu hinterfragen. Eine Spaßgesellschaft hat sich zu ungunsten ernsthaft Kulturschaffender parallel entwickelt, die obendrein mithilfe einer gleichgültigen Finanzwelt auch noch gefördert wird. Es bleibt zu hoffen, daß noch genug übrig ist vom einstmaligen Land der Dichter und Denker, oder doch nicht?

Ihr

Lotar Martin Kamm

Die Tore der Welt- eine Rezension über Ken Folletts Werk 15.08.10 Endlich war es soweit, ich hielt „Die Tore der Welt“, Originaltitel: World without End, Ken Folletts Nachfolgeroman von „Die Säulen der Erde“, in meinen Händen, konnte es kaum erwarten, diesen neuen Roman mit seinen 1294 Seiten zu lesen. Es war die Ausgabe des Bastei Lübbe Verlages.

Ist es tatsächlich ein Folgeroman, eine Fortsetzung von „Die Säulen der Erde“, wie sogar auf dem Umschlag werbewirksam geschrieben steht ? Ich kann und werde diese Frage unbedingt mit Nein beantworten, weil diese Erwartung keineswegs auch nur ansatzweise befriedigt wird. Das kann dann den ein oder anderen Leser durchaus enttäuschen. Mich selbst konnte die fragwürdige Formulierung von Beginn an nicht in die Irre führen, ich habe sie schlicht und ergreifend einfach ignoriert. Mir war es viel wichtiger, unbefangen diesen großartigen Roman zu lesen, ohne irgendwelche Werbeversprechen zu beachten.

Er beginnt ja auch in einer anderen Zeit, gut zweihundert

Jahre später, und es sind andere Romanfiguren, die „Die Tore der Welt“ maßgeblich prägen. Im wesentlichen beschreibt Ken Follett dort das Leben von fünf Hauptfiguren, ihre schicksalhaften Verstrickungen in dem Zeitraum von 1327 bis 1361, welches sich meist in der Stadt Kingsbridge abspielt.

Gwenda, die Tochter eines Tagelöhners ist befreundet mit Caris, die aus bürgerlichen Hause stammt, ihr Vater ist Wollhändler und hat großen Einfluß im Rat. Beide Mädchen entwickeln sich zu Frauen, die jeweils auf ihre Weise ihre Stärke beweisen, sich durchsetzen in einer Welt der Männer, wo auch der Adel und vor allem die Kirche selbst das Leben bestimmen. Die Brüder Merthin und Ralph erhalten ihre berufliche Bestimmung. Während Merthin sich vom Zimmermann zu einem berühmten Baumeister entwickelt, beweist Ralph vom anfänglichen Knappen bis hin zum Ritter und dann sogar zum Grafen sein Geschick im Kampf auf den Schlachtfeldern für den König, der Frankreich erobern will. Und die fünfte Hauptperson im Roman ist Godwyn, der zunächst als einfacher Mönch sich geschickt hochzuarbeiten Kingsbridge.

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Vielmehr möchte ich inhaltlich nicht verraten, um den interessierten Lesern nichts vorwegzunehmen. Der Roman verliert in keinem Kapitel seine Spannung. Ken Follett hat auch in seinem zweiten großen, mittelalterlichen Roman es geschafft, die historische Zeit dem Leser zu vermitteln. Ganz besonders detailliert sind die Beschreibungen der Pest, aber auch erneut die handwerklichen Errungenschaften, wie dies schon in „Die Säulen der Erde“ der Fall war. Die Kathedrale von Exeter diente Ken Follett im übrigen als Studienobjekt für seinen neuen Roman.

Eines kann ich aber nicht lassen: den Vergleich zu ziehen zum ersten Roman. „Die Säulen der Erde“ ist mit Abstand das bessere Werk. Ich finde dies selbst aber nicht weiter tragisch, denn kein Künstler kann nonstop Meisterwerke erschaffen, das sollte auch niemals der Maßstab sein. Es gibt nun mal gute Bücher, weniger gute und eben auch Meisterwerke. „Die Tore der Welt“ ist ein gutes Buch, ein Roman, der sich lohnt zu lesen, weil er nicht nur Spaß macht, sondern auch inspirieren kann.

Ihr Lotar Martin Kamm

Sarah Lark mit spannenden Trilogie

ihrer

13.06.10 Zunächst möchte ich Euch, liebe Leserinnen und Leser, Christiane Gohl nahe bringen, die sich hinter dem Pseudonym Sarah Lark verbirgt. Die 1958 in Bochum geborene Christiane Gohl benutzt auch die Pseudonyme Ricarda Jordan und Elisabeth Rotenberg, veröffentlichte neben Kinder- und Jugendbüchern hauptsächlich mit der Thematik der Pferde auch Romane für Erwachsene. Nach dem Studium der Pädagogik arbeitete sie als Werbetexterin und Fachjournalistin, sowie auch als Reiseleiterin. Sie betreibt

auch eine kleine Pferdezucht in Spanien und lebt dort in Mojácar, Andalusien.

Nach ihrem ersten, großen historischen Roman, „Indalo – der Gott der Liebenden“, der unter ihrem echten Namen im Herbig Verlag erschienen ist, gelang ihr mit der folgenden Trilogie eine bezaubernde Erzählung, mit der sie unter Sarah Lark sich präsentiert. Das erste Buch, „Im Land der weißen Wolke“, alle drei Bände liegen mir vom Bastei Lübbe Verlag vor, beginnt mit einer Reisebeschreibung zweier junger Frauen von London des Jahres 1852 ins entfernte Neuseeland. Dabei handelt es sich um die adlige Gwyneira, die durch die leichtsinnige Wette ihres Vaters als Wettschuld dem Sohn eines reichen Schafbarons heiratswillig zu sein hat und um die junge Gouvernante Helen, die über eine Kontaktanzeige einen Farmer als vermeintlichen Ehemann kennenlernt.

Die

Autorin

versteht

es

brillant,

die

neuseeländische

Landschaft zu beschreiben, aber gleichzeitig die unterschiedlichen Familienstände herauszuarbeiten, wobei die Rolle der Frauen ganz besonders deutlich wird: sie haben keine Rechte. Wie einen roten Faden verdeutlicht sie genau diese Umstände, so dass dadurch die weiteren Schicksalsschläge vorprogrammiert sind. Ob sie das Glück der Liebe finden, überlasse ich besser Ihnen- lesen Sie diesen packenden Roman, weil danach schon die Fortsetzung lockt.

Das zweite Buch, „Das Lied der Maori“, knüpft daran an,

inzwischen befinden wir uns im Jahre 1893, und die zweite Generation beginnt bereits aktiv sich am Geschehen zu beteiligen. Kura-Maro-Tini verdreht sämtlichen Männern den Kopf, und nicht nur durch ihre exotische Schönheit und Freizügigkeit als HalbMaori, Tochter des Paul, Gwyneiras Sohn, so dass auch der irische Landadelige, William Martyn, diesem Bann verfällt und sie letztlich heiratet. Es geht auch in diesem zweiten Roman um die Rechtlosigkeit von Frauen, welches ganz besonders deutlich Elaine zu spüren bekommt, wobei ich nicht mehr verraten möchte. Ich kann Ihnen nur anraten, sich weiter in die Erzählung zu vertiefen.

Das dritte Buch, „Der Ruf des Kiwis“, beginnt im Jahre 1907, wobei das einzige Kind von Kura und William, ihre Tochter Gloria, auf Kiward Station, der Farm ihrer Ur-Großmutter Gwyneira, aufwächst, während die Eltern weltweit auf Tournee sind. Doch die glückliche Kindheit findet ein jähes Ende, als sie zusammen mit ihrer Großkusine Lillian in ein englisches Internat geschickt wird. Lillian passt sich in der alten Welt an, aber Gloria findet sich mit diesem Zwang ihrer Eltern nicht ab, sie hasst sie dafür und trifft eine folgenschwere Entscheidung, die sie in höchste Gefahr bringt. Das Schicksal nimmt daher seinen Lauf, wobei die Autorin es nicht verpasst, die Familienchronik geschickt fortzusetzen.

Bei allen drei Werken wird eines sehr deutlich: Sarah Lark, bzw. Christiane Gohl hat nicht nur ausgiebige Recherchearbeit geleistet, die Leser erfahren viel über das Wesen der Maori, das überwiegend friedfertige Volk, welches die neuen Herren ohne Widerrede annimmt, und schafft es dadurch auch, dass sich näher mit den Maoris befasst wird, wobei gleichzeitig

gegenseitiger Respekt sich aufbaut, wie er eigentlich beispiellos ist, wenn wir die tragische Geschichte in den weltweiten Kolonien hiermit vergleichen. Aber auch ihre Landschaftsbeschreibungen machen Lust auf mehr, der Leser möchte am Liebsten ins nächste Flugzeug steigen oder gar ebenso eine Schiffspassage in das Land der Kiwis buchen. Ich kann diese wortgewaltige Autorin nur weiterempfehlen. Alle drei Romane lesen sich äußerst spannend.

Mit großer Spannung fiebere ich ihrem neuesten Roman „Das Gold der Maoris“ entgegen, den ich kürzlich bestellt habe.

Ihr Lotar Martin Kamm