Der Lausbub um des Friedens willen

Heinz Steguweit Der Lausbub um des Friedens willen …ein frohgemutes Weihnachtsspiel Es geht auf Weihnachten zu und Heini möchte diesmal eine schöne,...
Author: Detlef Beutel
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Heinz Steguweit

Der Lausbub um des Friedens willen …ein frohgemutes Weihnachtsspiel

Es geht auf Weihnachten zu und Heini möchte diesmal eine schöne, prächtige Tanne haben, nicht so eine mickrige, wie die Jahre zuvor. Daher klaut er aus dem Wald des Barons die schönste… die sich aber auch die Baronin für ihr Weihnachtsfest ausgesucht hatte. Als die beiden zu Heini und seiner Familie nach Hause kommen, um Geschenke zu bringen, fürchtet die ganze Familie um die berufliche Zukunft des Vaters, der beim Baron angestellt ist. Eine Theater’zeitreise’, die Humor und weihnachtlichen Geist aufs Schönste vereint.

BS 287 / Regiebuch IMPULS-THEATER-VERLAG Postfach 1147, 82141 Planegg Tel.:089/ 859 75 77; Fax: 089/ 859 30 44

PERSONEN: Martin Primelbusch, Flurschütz Monika, seine Frau deren Kinder, etwa 11- und 13jährig Heini Hanna Bodo von Drosselfink, Baron Nelly, seine Frau ORT / DEKORATION: Wohndiele bei Flurschütz Primelbusch. Mitte hinten ein großes Fenster zum Walde, rechts die Haustür, links vorn eine Nebentür. In der linken Ecke hinten, schräg neben dem Fenster steht ein hoher Kleiderschrank, dessen Rückwand man am besten nach der Hinterbühne zu offen läßt. Rings Bilder, Stühle, Hausrat aller Art. Vor dem Fenster fällt Schnee, im Kamin rechte neben der Haustür glüht Feuer.

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Das Spiel Hanna sitzt mit pendelnden Beinen auf einem Stuhl und strickt. Stimme Heinis: Hanna? Hanna: (hält inne, spricht für sich) Was ist los? Stimme Heinis: (dringlicher) Hanna, komm rasch ans Fenster! Hanna: Der Heini? Du liebe Zeit, ob der wieder Streiche spielt? (legt Strickarbeit hin) Heini: (klopft sichtbar von draußen ans Fenster, tragt einen dunklen Mantel, den Kopf vermummt und dazu einen dicken Schal) Hanna, los doch, es eilt! Hanna: Wo brennt's denn? (öffnet) Heini: (reicht einen mannshohen Tannenbaum herein, an dessen Spitze sich eine Schleife aus rotem Band befindet) Hier, nimm den Baum. Hanna: Was zitterst du denn so? Heini: Red' nicht dumm und mach das Fenster wieder zu. Hanna: (hat den Baum ins Zimmer geholt, schließt das Fenster, ist ziemlich ratlos. Heini verschwindet in geduckter Haltung) So ein frischer Baum? Mit einer roten Schleife oben? Ob ihn der Junge geklaut hat? Geklautes bringt keinen Segen ... Heini: (von rechts, nimmt Mütze ab und wickelt sich aus dem Schal) Hanna: Heini, wo hast du den Baum her? Heini: Aus dem Wald. Im Hühnerstall wachsen keine Christbäume. Hanna: (wirft den Baum zu Boden) Ich möchte nichts damit zu tun haben ... Heini: Mit einem schönen Baum? Hanna: Sag' mal, schämst du dich nicht? Müssen wir nicht warten, bis uns ein Christbaum zugeteilt wird? Wo deine Eltern redlich sind, willst du der Spitzbub sein in der Familie? Heini: Spitzbub? Stehen die Tannen recht tausendweis da draußen? Und ist der Wald nicht für uns alle da?? Wenn wir auf die Zuteilung warten, dann kriegen wir wieder einen krummen und dürren Baum. Ich möchte endlich mal einen anständigen. Hanna: Freundchen, nimm eins von deiner Schwester an, bin schließlich ein paar Jahre älter als du: Wer stiehlt, ist ein Dieb! Heini: (hebt den Baum wieder auf) Glaubst du wirklich, wo tausend Tannen sind, dort merkt es wer, wenn eine fehlt? Morgen ist heiliger Abend, auch für arme Leute. Hanna: Du bist mir unheimlich. Ich werd' die Mutter rufen (öffnet die linke Tür) Mama? Heini: Hanna, du bist eine Klatschbase! Mutter: (von links) Was macht ihr denn für einen Lärm?

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Hanna: Der Heini ist ungezogen. Heini: Höre mich an, Mama. Mutter: Geht es um den Baum? Hanna: Der Heini hat ihn regelrecht geklaut. Heini: Ich holte ihn, wo tausend andere standen und noch mehr. Und weil er schon die rote Schleife trug, da dachte ich.. Mutter: Was dachtest du? Heini: Den Baum, den möcht' ich haben. Für uns. War das wirklich so schlimm ? Mutter: Dafür ist es zu spät. Nächstens fragst du .mich, bevor du solche Streiche machst! Nun horcht mal beide zu: Ihr wißt ja, wem der Wald gehört ... Hanna: Dem Herrn Baron Drosselfink. Heini: Und seiner Frau. Mutter: Seit vielen Jahren gehen die beiden schon im Sommer durch den Wald, suchen sich einen Christbaum für Weihnachten aus und binden ihm die rote Schleife an. So kann man ihn im Winter rasch erkennen. Hanna: Ach du Schreck! (zu Heini) Nun hast du dem Baron sein bestes Stück gemaust! Heini: Das konnte ich nicht wissen. Hanna: Und wenn wir heute noch den Baum an seine alte Stelle bringen? Mutter: Hanna, bist du so einfältig? Geschehen ist geschehen, man leimt gefällte Bäume doch nicht mehr zusammen. Heini: Ich habe es nur gut gemeint. Und ihr solltet euch nicht so dicke tun mit eurer Ehrlichkeit. Mutter: (nachdenklich) Ich denke an den Vater: Wie bringen wir ihm den ganzen Arger bei? Ich möchte nicht, daß wir zum heiligen Abend auch noch Streit im Haus haben. Hanna: (zu Heini) Überlege doch, der Vater steht beim Herrn Baron im Dienst. Mutter: Der Vater ist als Flurschütz sein Vertrauensmann, Heini! Hanna: Wenn's rauskommt, daß du den besten Baum stibitzt hast, dann setzt es Prügel ab! Heini: Sag' mal, du freust dich wohl darauf? Stimme des Vaters: Halli, hallo. Mutter: O je, da ist der Vater schon. Hanna: Das kann ja heiter werden.

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Mutter: Rasch fort mit dem Baum. Um des lieben Friedens willen. Hanna: Wohin denn bloß? Mutter: Dort in den Kleiderschrank mit ihm! (Hanna und Mutter sperren den Baum in den Schrank. Heini zieht unterdessen seinen dunklen Mantel aus, wendet ihn mitsamt den Ärmeln um und zieht das nunmehr hell erscheinende Kleidungsstück wieder an). Heini: Wir wollen doch mal sehen, wozu das gut ist. So schlau wie andere bin ich schon längst. Hanna: (zu Heini) Weshalb drehst du den Mantel um? Mutter: Mit dem Futter nach außen? Hanna: Siehst aus wie ein Zigeuner! Heini: Wird schon seine Gründe haben. Vater: (klopft ans Fenster) Hanna! Mutter! Macht mir mal die Türe auf! Mutter: Hanna, geh' dem Vater entgegen. (Hanna rechts ab.) Und der Herr Sohn? Heini: Mach' dir keine Sorgen, Mama, ich hab' die Suppe eingebrockt, ich löffel sie auch wieder aus. Tu‘ mir einen Gefallen ... Mutter: Und was? Heini: Nichts dem Vater sagen. Abwarten, hörst du? Um des lieben Friedens Willen. Vater: (mit Flinte und Rucksack von rechts) (Hanna wischt ihm den Schnee von den Kleidern. Heinz eilt; links ab.) Brrr!! Ist das eine Kälte. Beinah hätt' ich den Fuchs erwischt, der uns neulich an den Hühnern war. Beinah, Mutter!. Das wäre ein Spaß gewesen! Mutter: Es ist gut, daß man nicht alle Füchse fängt. Komm, leg' ab! Hanna: (hilft ihm beim Ausziehen und Ablegen, hängt Flinte und Kleidung an die Garderobenhaken) Willst keinen Schnaps trinken, Papa? Vater: Nee, vor Weihnachten trink ich kein Körnchen mehr. Aber 'ne Tasse Kaffee, Mutter, die tät mir eben gut. (reibt die Hände, bläst hinein) Mutter: Mußt schon mit warmer Milch zufrieden sein, der Kaffee ist mal wieder alle. Vater: Wir haben keine Bohne mehr im Haus? Ich sage ja, man sinkt halt immer tiefer! Wo ist denn der Heini, der Lausebengel? Mutter: Ich glaube, der hockt nebenan. (stellt eine Terrine auf den Tisch, dazu einen Becher, auch einen Löffel usw.) Nun komm, iß deine Suppe, setz dich hierher. Vater: (tut es) Und sonst nichts Neues?

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Hanna: Ich denk', das Neueste bringst du? Mutter: Wir waren doch daheim den ganzen Tag. Vater: (während er löffelt und kaut). Also paßt mal auf: Im Wald war viel Spektakel. Beinah hätte es Radau gegeben. Mutter: Wieso Radau? (setzt sich dazu) Hanna: Nanu? Vater: Stellt euch vor: Ich pirsche? daher, durchs Unterholz zuerst, dann in die Schonung, immer die Flinte schußbereit, ich wollte doch dem Rotfuchs ans Leder, weil der mir die Hühner damals riß und wer steht plötzlich vor mir? Mutter: Wer soll schon vor dir stehen? Ein Wilddieb? Hanna: Oder der heilige Nikolaus? Vater: Quatsch, ihr habt doch keine Phantasie. Wo ich Flurschütz bin da wagt sich kein Wilddieb ins Revier. Nein, der Herr Baron steht vor mir! Mutter: Du ahnst es nicht. Vater: Mein Brötchengeber in höchsteigener Person. Hanna: Und was wollte er? Vater: Schön guten Tag, sagte ich, was steht zu Diensten? Morgen ist mal wieder Heiligabend, Herr Baron ... Mutter: Mir klopft das Herz. Vater: Warum? Hast du Angst vor dem Baron? Der ist ein feiner Kerl! Hanna: Dann sag' schon, was er wollte. Vater: Ach, nicht der Rede wert: Der gute Mann war gänzlich durcheinander: Er suchte seinen Weihnachtsbaum, hahaha ... Hanna: Nun schlägt es dreimal dreizehn. Vater: Macht neununddreißig ... Mutter: Mir wird ganz schwül. Vater: Ist das so schrecklich? Warum wirst du rot, Mama? Die Sache war sehr einfach: Die gnädige Baronin hatte im Juli schon eine übermannshohe Tanne mit einem roten Band markiert, weil sie das Ding zum Heiligabend als Christbaum haben wollte. UIT nun war der schöne Baum weg. Spurlos. Es spukt offenbar in unsern Wäldern. Mutter: So was? Hanna: Ich lauf' mal rasch nach nebenan. (will links ab) Vater: Wohin denn, Hanna? Blei doch hier!

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Hanna: Ich möcht' dich nicht beim Essen stören, Papa. Vater: Als ob ich mich von meiner Tochter stören ließe. Setz' dich dahin und mucks' dich nicht. (Hanna setzt sich abseits, strickt, guckt aber immer wieder argwöhnisch umher.) Mutter: Schmeckt dir die Suppe, Martin? Ich gebe dir gern noch einen Teller auf. Vater: Danke, danke, hab' genug! Ich sagte dem Baron: Nur keine Aufregung Ihr müßt wissen, der Mann redet mit Armen und Beinen. Wie eine Windmühle. Zehnmal schrie er mich an: Wozu sind Sie mein Flurschütz? Wer hat meiner Frau den Weihnachtsbaum gestohlen?? Ich blieb ganz ruhig: Herr Baron, sagte ich, an siebentausend Bäume haben Sie, ich zähle Sie alle Tage nach. Und den einen, den mit der roten Schleife, den werden wir auch noch finden. Mutter: Willst du wirklich keinen zweiten Teller Suppe mehr? Hanna: Mit Backpflaumen, Papa. Es schmeckt so gut. Vater: Was ihr immer mit dem zweiten Teller Suppe wollt? Diese ewigen Unterbrechungen. Wo war ich stehen geblieben? Mutter: Beim ersten Teller Suppe. Vater: Nein. Bei. der roten Schleife. Also gebt Obacht: Die rote Schleife, sage ich, die hat jemand gemaust. Aber keinen ganzen Baum. Ich habe eben erst nachgezählt: Siebentausend, Herr Baron! Mutter: Hattest du wirklich nachgezählt, Martin? Hanna: Siebentausend? Das dauert lange. Vater: Ha! Ich und zählen! Bin ich denn närrisch? Ich mußte meinen Brotherrn doch beruhigen. Das gehört zum Dienst. Mutter: Und er hat sich beruhigen lassen? Vater: Liebste Monika: Ich stellte es dem Manne anheim, meine Rechnung zu überprüfen. Und außerdem: Laß' wirklich einen armen Teufel den roten Schleifenbaum gemaust haben, wer wird ihm drum den Kopf abschlagen? Freuen wir uns lieber auf Weihnachten. Wo bleibt denn der Heini, Potz Teufel? Ich möchte meine Familie vollzählig sehen. Am Ende trink ich doch noch einen Schnaps. (ruft) Heini?! Heini: (steckt links nur den Kopf durch die Tür) Hat mich jemand gerufen? Vater: Da ist er ja, der Bengel. Willst du deinen Vater nicht begrüßen? Heini: Doch. 'n Tag, Papa! Vater: Warum kommst du nicht hierher? Heini: Ich kann eben nicht. Vater: Warum kannst du nicht? Heini: Ich sehe so komisch aus. 7

Vater: Stehst du gar im Hemd da, Bursche? Heini: Nein. Aber es kommen Gäste. Mutter: Gäste? Heini: Der Baron und seine Frau. Von der Schonung her, wo die Christbäume stehen. (Vater, Mutter und Hanna stehen sofort auf, alle treten ans Fenster, spähen hinaus.) Mutter: Ich sehe nichts. Hanna: Doch. Da drüben. Sie kommen haargenau hierher. Vater: Soll man's für möglich halten? Sie scheinen beide schrecklich aufgeregt ... Mutter: Sie tragen allerdings Pakete. Vater: Ziemlich große Pakete! Hanna: Das sind sicher unsere Weihnachtsgeschenke. Heini: Wir wollen es hoffen. Ich verdrücke mich lieber. (verschwindet wieder) Mutter: (räumt den Tisch ab) Wir müssen rasch für Ordnung sorgen. Hanna: Ich lege noch rasch zwei Kloben auf. (legt Holz in den Kamin) Vater: Ich bleibe, wie ich bin. Ein feingemachter Flurschütz sieht nach Faulheit aus. (stellt ein paar Stühle bereit) Mutter: (bindet eine frische Schürze vor, dann alle drei erwartungsvoll vor der Tür rechts) Streich' dir das Haar aus der Stirn, Hanna! (Hanna tut's.) Vater: Mach' ein schlaues Gesicht, Mutter! Hanna: Siebentausend Tannenbäume? Mutter: Ruhig jetzt. (Es klopft.) Alle drei: Herein! Baron: (mit Baronin von rechts) Ist es gestattet, einzutreten? Vater: Zu jeder Tag und Nachtzeit, Herr Baron. Baron: (mit einigen Paketen auf dem Arm zur Baronin) Dies also, liebe Nelly, ist mein Flurschütz Martin Primelbusch mit seiner Frau und seiner Tochter. Wie heißt sie doch? Hanna: (knixt) Johanna! Baronin: (reicht jedem die Hand) Guten Taaag! Guten Taaag ... Vater: Belieben die Herrschaften abzulegen?

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Baron: (indes sich die Baronin überall mit dem Lorgnon umsieht) Danke, wir haben leider wenig Zeit. Mutter: Aber zum Platznehmen langt es wohl! Baron: (sich mit der Baronin setzend, alle andern bleiben stehen) Das ginge schon an. Komm, Nelly, hier ist es warm. Beinah noch wärmer als bei uns. Vater: So, darf ich fragen, was verschafft uns Flurschützleuten das besondere Vergnügen? Baron: Tja, mein lieber Primelbusch ob's wirklich ein Vergnügen ist, das möchte ich bezweifeln. Zunächst das Angenehmere vorweg: Hier sind ein paar Kleinigkeiten zum Weihnachtsabend. Ein Körbchen mit Leberwust und Ölsardinen. Auch etwas zu trinken. Es soll Ihnen gut bekommen. (Sie packen aus, Mutter nimmt dankbar lächelnd an.) Baronin: Hier noch einige Süßigkeiten für die Kinder. Es wird wohl schmecken. (Hanna nimmt's mit einem Knix an.) Mögen sie sich den Magen verderben. Das hab' ich früher auch getan. Vater: (bringt alles auf den Tisch) Gott wird's vergelten, Herr Baron, man kann halt alles brauchen, die Zeiten sind danach. Auf ein langes Leben denn! Mutter: Wir danken jedenfalls. Baronin: Genug, genug, man tut ja, was man kann. Baron: Doch damit wäre der vergnügte Teil au schon zu Ende. Nun fängt der Ernst des Lebens an: Mein lieber Primelbusch, ich habe etwas auf dem Herzen! Vater: (hustet) So ...? Mutter: (nestelt an der Schürze, räuspert sich verlegen) Ach? Baronin: Bitte, lieber Bodo, sprich dich aus, beschönige nichts; was ich gesehen habe, das habe ich gesehen. Baron: Also, mein lieber Primelbusch, die Weihnachtsgeschenke sagten Ihnen wohl, daß die Baronin und ich mit durchaus freundlichen Gefühlen in ihr Waldhaus kamen. So ist's doch, Nelly? Baronin: Es soll wohl so sein. Nun bitte weiter. Baron: Allein ich muß noch einmal auf den Tannenbaum zu sprechen kommen, auf jenen mit der roten Schleife. Die Schleife war doch rot, liebe Nelly? Baronin: Ausgesprochen feuerrot sogar, Bodo; ich band sie im Sommer selber um den Baum. Es soll wohl so sein. Baron: Sie, lieber Primelbusch, und ich, wir sind Männer, wir wollen uns nichts vormachen. Baronin: Warum so viel Umschweife? Soll ich nicht lieber reden? Baron: Moment, Liebling, ich wollte soeben zum Kernpunkt der Sache vorstoßen.

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Baronin: Also bitte, stoß' vor! Baron: Lieber Primelbusch, meine Frau ... Baronin: ... die Baronin Baron: Die Frau Baronin will gesehen haben ... Baronin: Pardon, ich habe gesehen ... Baron: Also die Baronin hat gesehen, daß der Baum mit der roten Schleife von einem etwa zehnjährigen Knaben gemaust wurde. Stimmt's, Nelly? Baronin: Es kann auch ein elfjähriger gewesen sein. Baron: Das ist ja Pott wie Deckel. Baronin: Soll wohl so sein. Ich habe ferner gesehen, daß der Junge einen dunklen Mantel trug. Baron: Diese Personalbeschreibung trifft seltsamerweise auf Ihren Sohn Heini zu, lieber Primelbusch; und das ist es, was wir Ihnen zu unserm größten Leidwesen mitteilen wollten. Nun, liebe Nelly, rede du! (Hanna dreht sich um; Vater sieht die Mutter an; Mutter zuckt die Schultern hoch.) Baronin: Wir sind sehr neugierig, wie Sie sich dazu äußern werden, Herr Flurschütz. (holt Schnupftuch aus dem Täschchen und tupft sich die Nase ab) Baron: Ist 'ne unangenehme Geschichte, Primelbusch. Baronin: Mich dünkt, Sie setzen Ihre Stellung leichtsinnig aufs Spiel. Vater: Hm. Tja. Was soll ich dazu sagen? Baron: Ein Junge mit dunklem Mantel, lieber Freund. Bedenken Sie das gut, ehe Sie mir eine Antwort geben. Vater. (zur Mutter) Hat unser Heini überhaupt einen dunklen Mantel? Mutter: Einen Mantel hat er; ob man den aber dunkel nennen könnte? Vater: Verehrte Frau Baronin, sind Sie sicher, daß es mein Sohn war, der den Christbaum holte? Mutter: Gibt es nicht auch andere Kinder, die einen dunklen Mantel tragen? Was meinen Sie, Herr Baron? Baron: Ich meine gar nichts. Meine Frau meint. Baronin: Sicher wäre nur, daß der Sohn eines Flurschützen keine Weihnachtsbäume stehlen darf. Baron: Na, sagen wir wegnehmen«. Baronin: Ein Flurschütz ist zum Schutz der Fluren da, nicht für das genaue Gegenteil.

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Baron: Im übrigen wissen Sie, daß Ihrer Familie jedes Jahr ein Christbaum zugeteilt wird, warum also mußte es ausgerechnet der meinige mit der roten Schleife sein?? Nicht wahr, Nelly? Baronin: Soll wohl so sein, Bodo. Aber ich sehe, das Ehepaar Primelbusch befindet sich in einiger Verlegenheit. Wäre es da nicht am klügsten, man würde einmal den werten Sohn Heini herbeizitieren? Baron: Natürlich, das wäre eine Lösung. Baronin: Ich meine, dann käme man der Sache etwas näher. Hanna: (sich plötzlich umwendend) Ich glaube, unser Heini ist gar nicht zu Hause. Mutter: (zum Vater) Hast du den Jungen vielleicht gesehen? Vater: Hm, es ist möglich, Herr Baron, daß der Schlingel soeben im Hemd steht. Baron: Ach was, am hellichten Tag? Was meinst du dazu, Nelly? Baronin: Wie alt ist der junge Mann? Mutter: Zehn und einhalb. Baronin: Dann soll es mich wenig genieren, wenn er im Hemd kommt. Vater: (seufzend zur Mutter) Würdest du den Heim mal rufen? Mutter: Warum ich? Hanna: Ich rufe ihn schon, meinen Bruder. (geht links an die Tür, öffnet knapp, ruft) Heini? Heini: (im umgedrehten Mantel, der keineswegs dunkel aussieht, von links) Was ist denn los? ... Ach, der Herr Baron ... und die Frau Baronin ... guten Tag. (gibt beiden die Hand) Und fröhliche Weihnachten auch. Mutter: Bedanke dich mal zunächst für die schönen Geschenke. Heini: Geschenke? Wo? Ist auch was für mich dabei ...? (will an den Tisch) Vater: (hält ich fest) Bleib' hier. Der Herr Baron hat ein Hühnchen mit dir zu rupfen. Heini: Mit mir? Ist denn was passiert? Baron: Sag' mal, mein Sohn, warst du heute schon im Walde? Heini: Freilich. Jeden Tag gehe ich in den Wald. Baronin: (ihn durchs Lorgnon betrachtend) Und wäre dies dein einziger Mantel? Heini: Mein bester und mein schlechtester, werte Frau Baronin. Baron: Auf Ehre und Gewissen, Kerl: In diesem Mantel warst du in den Tannen?

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Ganz können wir Ihnen diesen Spieltext hier nicht geben. Ist doch klar, oder?! Wenn Sie dieses Stück spielen wollen – rufen Sie uns an: Impuls-Theater-Verlag Tel.: 089 / 859 75 77 Dann besprechen wir alles weitere!

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