Den Dingen auf den Grund gehen Philosophieren und Theologisieren mit Kindern

Den Dingen auf den Grund gehen – Philosophieren und Theologisieren mit Kindern 1.1 Informationen zur DVD complett „Den Dingen auf den Grund gehen – ...
Author: Bärbel Böhm
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Den Dingen auf den Grund gehen – Philosophieren und Theologisieren mit Kindern

1.1

Informationen zur DVD complett „Den Dingen auf den Grund gehen – Philosophieren und Theologisieren mit Kindern“ sowie Inhaltsverzeichnis von Video- und ROM-Ebene

Von Ina Hochreuther Informationen Wie löst man einen Konflikt? Muss man immer die Wahrheit sagen oder gibt es Situationen, in denen Schwindeln das Gegenüber schont? Was meint Freundschaft, was bedeutet Zusammenhalt? Wie nimmt man Abschied, wenn jemand stirbt? Um solche und ähnliche existenzielle Fragen geht es in den vier Bilderbuchkinos dieser DVD complett „Den Dingen auf den Grund gehen – Philosophieren und Theologisieren mit Kindern“. Vier Autorinnen mit jeder Menge Unterrichtserfahrung - Sabine Bräuer, Dominique Braitmaier und Susanne Larsson unter der Federführung von Damaris Knapp - haben sich der Themen im umfangreichen Begleitmaterial angenommen. Jede Verfasserin hat eines der Bilderbuchkinos bearbeitet. Der Aufbau erfolgt sehr übersichtlich: Es findet sich jeweils eine Inhaltsbeschreibung der Geschichte mit ersten didaktischen Überlegungen sowie der Verortung im Bildungsplan von Baden-Württemberg. Dann kommen immer „Bausteine für den Unterricht“, die mit den dazugehörigen Materialblättern verknüpft sind. Eine Einführung ins Thema „Philosophieren und Theologisieren mit Kindern“ sowie allgemeine Hinweise für die Praxis stehen unter 1.2 und 1.3. Die Herausgabe dieser DVD complett erfolgte in Zusammenarbeit mit dem Pädagogisch-Theologischen Zentrum in Stuttgart (ptz). Wir hoffen auf anregende Unterrichtsideen für Sie, aus denen spannende Gespräche mit Grundschulkindern entstehen!

Stuttgart, im Januar 2014

Vier Bilderbuchkinos zum Thema © DVD complett, Evangelisches Medienhaus GmbH, Stuttgart 2014

Den Dingen auf den Grund gehen – Philosophieren und Theologisieren mit Kindern

Inhaltsverzeichnis DVD-Video-Ebene: 1.

Den Dingen auf den Grund gehen – Philosophieren und Theologisieren mit Kindern. Vier Bilderbuchkinos zum Thema

1.1

Die Brücke von Heinz Janisch, Helga Bansch (Illu.). © Verlag Jungbrunnen, Wien 2010. (Abspielen mit Sprecher: ca. 3 Minuten)

1.2

König Wirklichwahr von Edith Schreiber-Wicke, Carola Holland (Illu.). © Thienemann Verlag, Stuttgart/Wien 2007. (Abspielen mit Sprecher: ca. 8 Minuten)

1.3

Nur wir alle von Lorenz Pauli, Kathrin Schärer (Illu.). © 2012 Atlantis, ein Imprint der Orell Füssli AG, Zürich. Alle Rechte vorbehalten. (Abspielen mit Sprecher: ca. 10 Minuten)

1.4

Das platte Kaninchen von Bárður Oskarsson, aus dem Dänischen vom Übersetzungsteam Jacoby & Stuart. © Verlagshaus Jacoby & Stuart, Berlin 2013. (Abspielen mit Sprecher: ca. 4 Minuten)

2. 2.1 2.2 2.3 2.4

Bilderreihen Einzelne Bilder aus „Die Brücke“ Einzelne Bilder aus „König Wirklichwahr“ Einzelne Bilder aus „Nur wir alle“ und weitere Fotos Einzelne Bilder aus „Das platte Kaninchen“ und weitere Fotos

3.

Lied „Brücke ich – Brücke du“. Eingespielt von Kurt Schlegel i.A. von Evangelisches Medienhaus GmbH in Stuttgart, 2013.

Inhaltsverzeichnis DVD-ROM-Ebene: 1. 1.1 1.2 1.3 1.4 1.5 1.6 1.7

Informationen zur DVD-ROM-Ebene Informationen zur DVD complett „Den Dingen auf den Grund gehen - Philosophieren und Theologisieren mit Kindern“ sowie Inhaltsverzeichnis von Video- und ROM-Ebene Einführung ins Thema: Philosophische und theologische Gespräche mit Kindern Philosophische und theologische Gespräche mit Kindern in der Praxis Making-of zu den „Machern“ der DVD complett „Den Dingen auf den Grund gehen - Philosophieren und Theologisieren mit Kindern“ Bild-Textheft „Die Brücke“ Bild-Textheft „König Wirklichwahr“ Bild-Textheft „Nur wir alle“ Vier Bilderbuchkinos zum Thema © DVD complett, Evangelisches Medienhaus GmbH, Stuttgart 2014

Den Dingen auf den Grund gehen – Philosophieren und Theologisieren mit Kindern 1.8

Bild-Textheft „Das platte Kaninchen“

2. 2.1 2.2 2.3 2.4

Bilderreihen Einzelne Bilder aus „Die Brücke“ Einzelne Bilder aus „König Wirklichwahr“ Einzelne Bilder aus „Nur wir alle“ und weitere Fotos Einzelne Bilder aus „Das platte Kaninchen“ und weitere Fotos

3. 3.1 3.2

Inhalt, Unterrichtsbausteine und Materialblätter zu „Die Brücke“ Bilderbuchkino „Die Brücke“: Inhalt, didaktische Überlegungen sowie Bezug zum Bildungsplan Bilderbuchkino „Die Brücke“: Bausteine für den Unterricht M01_B Bild der Hängebrücke M02_B Beispiele für Konflikte aus der Lebenswelt von Kindern M03_B Arbeitsblatt „Mein Gefühle-Herz“ M04_B Bär und Riese treffen in der Mitte der Brücke aufeinander M05_B Arbeitsblatt „Das könnten Bär und Riese sagen...“ M06_B Arbeitsblatt „So könnte die Geschichte weitergehen…“ M07_B Lied: „Brücke ich - Brücke du“ M08_B Arbeitsblatt „Veränderung entdecken“

4. 4.1 4.2

Inhalt, methodische Hinweise und Materialblätter zu „König Wirklichwahr“ Bilderbuchkino „König Wirklichwahr“: Inhalt, didaktische Überlegungen sowie Bezug zum Bildungsplan Bilderbuchkino „König Wirklichwahr“: Bausteine für den Unterricht M01_KW Infoblatt: „Du sollst nicht lügen!?“ M02_KW Statements für die erste Positionsübung M03_KW Statements für die zweite Positionsübung M04_KW Arbeitsblatt „Muss man immer die Wahrheit sagen?“ M05_KW Arbeitsblatt „Wie Leo und … sich fühlen“ M06_KW Dialog zwischen Leo und König Wirklichwahr über die Wahrheit M07_KW Arbeitsblatt „Wer sagt hier die Wahrheit?“ M08_KW Arbeitsblatt „Eine Antwort für den Urgroßvater“ M09_KW Arbeitsauftrag für das Kleingruppengespräch M10_KW König Wirklichwahr sagt… M11_KW Impulse zum Nach- und Weiterdenken M12_KW Ich denke über mein Lernen nach M13_KW Bild 1 „Man muss immer die Wahrheit sagen“ M14_KW Bilder 2: „Mutter, Laura, Simon, Tante Karin - Mutter“ M15_KW Bild 3: „Wer sagt hier die Wahrheit?“

5. 5.1 5.2

Inhalt, methodische Hinweise und Materialblätter zu „Nur wir alle“ Bilderbuchkino „Nur wir alle“: Inhalt, didaktische Überlegungen sowie Bezug zum Bildungsplan Bilderbuchkino „Nur wir alle“: Bausteine für den Unterricht M01_Nwa Arbeitsblatt „Langeweile“ M02_Nwa Arbeitsblatt „Angst“ M03_Nwa Arbeitsblatt „Panik“ M04_Nwa Arbeitsblatt „Wut“ M05_Nwa Arbeitsblatt „Freude“ M06_Nwa Arbeitsblatt „Vielfalt der ‚tierischen’ Eigenschaften“ M07_Nwa Arbeitsblatt „Partner-Interview“ M08_Nwa Arbeitsblatt „Vorher - nachher“

Vier Bilderbuchkinos zum Thema © DVD complett, Evangelisches Medienhaus GmbH, Stuttgart 2014

Den Dingen auf den Grund gehen – Philosophieren und Theologisieren mit Kindern M09_Nwa Bilder für das Bodenbild / Bilder für das „Orchester der Zwischentöne“ M10_Nwa Bild „Anderssein“ M11_Nwa Bild „Vielfältige Einzigartigkeit“ M12_Nwa Bild „Einzigartige Vielfältigkeit“ M13_Nwa Bodenbild „Weg aus der Langeweile“ 6. 6.1 6.2

Methodische Hinweise und Materialblätter zu „Das platte Kaninchen“ Bilderbuchkino „Das platte Kaninchen“: Inhalt, didakt. Überlegungen sowie Bezug zum Bildungsplan Bilderbuchkino „Das platte Kaninchen“: Bausteine für den Unterricht M01_pK Arbeitsblatt „Sprech- und Gedankenblasen“ M02_pK Begriffe / Textausschnitte für ein Kleisterbild M03_pK Arbeitsblatt „Erinnerungen festhalten“ M04_pK Arbeitsblatt „Weitermalen“ M05_pK Hoffnungsworte

7.

Medientipps

Impressum Den Dingen auf den Grund gehen – Philosophieren und Theologisieren mit Kindern Vier Bilderbuchkinos zum Thema Autorinnen des Begleitmaterials: Sabine Bräuer, Dominique Braitmaier, Damaris Knapp, Susanne Larsson. Redaktion der DVD complett: Ina Hochreuther DVD-Authoring und Programmierung: SPURENELEMENTE GmbH Konzeption und Beratung der Reihe DVD complett: Martin Dellit, Friedemann Schuchardt Herausgeber: Evangelisches Medienhaus GmbH, Stuttgart / in Zusammenarbeit mit dem PädagogischTheologischen Zentrum in Stuttgart Gesamtleitung: Jürgen Kaiser © Evangelisches Medienhaus GmbH, Stuttgart 2014 www.dvd-complett.de

Vier Bilderbuchkinos zum Thema © DVD complett, Evangelisches Medienhaus GmbH, Stuttgart 2014

Den Dingen auf den Grund gehen – Philosophieren und Theologisieren mit Kindern

1.2

Einführung ins Thema: Philosophische und theologische Gespräche mit Kindern

Mit Kindern ins Gespräch kommen und nachdenken über Gott und sein Wirken, das Leben und die Welt

Von Damaris Knapp Bereits Mitte der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts ist die Kinderphilosophie aus den USA nach Deutschland gekommen. Sie wirkte dann als Impulsgeber für die Entstehung der Kindertheologie bzw. dem Theologisieren mit Kindern. Das Anliegen philosophischer und theologischer Gespräche mit Kindern ist es, diese ausgehend von ihren Fragen zum Weiterdenken und Weiterfragen anzuregen und sie nach eigenen Antworten suchen zu lassen. Kindertheologie traut es Kindern zu, sich mit Fragen des Glaubens auseinanderzusetzen und eigene Antworten zu finden. Dies setzt jedoch eine Haltung der Lehrkraft voraus, die Kinder als Gesprächspartner ernst nimmt, und sich mit ihnen auf den Weg macht, Antworten zu suchen. Beim Theologisieren geht es im Unterschied zum Philosophieren um „Themen, die eine religiöse Bedeutung haben“1. Die Gesprächsleitung begleitet und moderiert das Gespräch aus einer Glaubenshaltung heraus.2 Theologische Gespräche mit Kindern entstehen im Alltag oft spontan und unerwartet, können aber ebenso bewusst geplant werden. Beide Formen sind wichtig und haben ihre je eigene Bedeutung. Wenn hier von Theologisieren gesprochen wird, dann ist das Philosophieren stets mitgedacht, da diese beiden Bereiche untrennbar zusammengehören. Dennoch beinhalten theologische Gespräche weitere Aspekte, nämlich das Fragen nach Gott und seinem Wirken in der Welt. Die Fragen der Kinder haben unterschiedlichen Charakter. Man kann sie in Wissens- bzw. Glaubensfragen, entscheidbare bzw. unentscheidbare Fragen kategorisieren. Interessant für diese Gespräche sind in erster Linie Fragen des Glaubens – Fragen, auf die wir nicht einfach und klar antworten können, weil sie subjektiv gefärbt und somit nicht allgemeingültig sind. Bei diesen Gesprächen geht es damit zentral um Konstruktionen von Wirklichkeit und Deutungen von Wahrheit. Gerade im Hinblick auf die Pluralität unserer Gesellschaft, von der die Kinder geprägt sind und die sie in ihren Denkweisen und Fragen („Glaubensgebäude von Kindern“3) mit in den Religionsunterricht bringen, können theologische Gespräche ein Anknüpfungspunkt für religiöses Lernen sein. Nämlich dann, wenn die Fragen, Gedanken und Deutungen nicht nur als Eingangsmotivation genutzt werden, sondern über den gesamten Lernprozess hinweg ernstgenommen und anerkannt werden und schließlich zur Findung eigener Antworten bezüglich religiöser Fragestellungen beitragen. Es ist dabei unerlässlich, die Äußerungen der Kinder zu würdigen, nicht zu bewerten, und die Kinder zum Weiterdenken zu ermutigen und anzuregen.

Theologie von, mit und für Kinder Anton Bucher4 unterschied zunächst zwischen einer „Theologie der Kinder“ und einer „Theologie für Kinder“. Ging es bei der „Theologie der Kinder“ darum, Kinder als eigenständig denkende und konstruierende Subjekte im Hinblick auf theologische Fragestellungen ernst zu nehmen, geht es bei der „Theologie für Kinder“ darum, dem Verstehen und der Entwicklung der Kinder angemessene Antworten zu geben. Erst später wurde das 1

Kunze-Beiküfner, Angela (2009): Religionspädagogische Praxis: Kindertheologie im Elementarbereich. Heft 2/2009. S. 10. Vgl. ebd. 3 Freudenberger-Lötz, Petra (Hg.) (2012): Spuren lesen. Lehrermaterialien für das 3./4. Schuljahr. Stuttgart: Calwer Verlag. S.11. 4 Bucher, A.A. (2002): Kindertheologie: Provokation? Romatizismus? Neues Paradigma? In: Bucher, A.A. u.a. (Hg.): „Mittendrin ist Gott“. Kinder denken nach über Gott, Leben und Tod. Jahrbuch für Kindertheologie (JaBuKi) Band 1. (S. 9f.). 2

4 Bilderbuchkinos zum Thema © DVD complett , Evangelisches Medienhaus GmbH, Stuttgart 2014

Den Dingen auf den Grund gehen – Philosophieren und Theologisieren mit Kindern „Theologisieren mit Kindern“ als gemeinsames Nachdenken über theologische Fragen der Lehrperson mit den Kindern hinzugefügt.5 Petra Freudenberger-Lötz6 zeigt ausgehend von den drei Bereichen der Kindertheologie drei Ebenen theologischer Gespräche auf: „1. geht es um das sorgfältige Wahrnehmen der Vorerfahrungen, Interessen und Deutungskompetenzen der Kinder. Jede Unterrichtseinheit setzt bei der Aufgabe an, diese Ausgangslage zu erheben (Theologie von Kindern); 2. werden diese Erfahrungen und Deutungskompetenzen ins Gespräch gebracht, fordern die Lerngruppe zum Nachdenken heraus und zur kritischen Sichtung und Überprüfung eigener Deutungsansätze (Theologisieren mit Kindern); 3. werden weiterführende Deutungsangebote eröffnet. Hier schöpft die Lehrperson aus dem reichen Fundus der Tradition zur Beantwortung theologischer Fragen und bietet Lösungsmodelle an, ohne sie ‚überzustülpen‘ (Theologie für Kinder).“7 Theologie von, mit und für Kinder ist jedoch nicht als zeitliche Abfolge zu verstehen, sondern meint quasi drei Ebenen, die eng miteinander verbunden sind. Je nach Intention kann einmal die eine, dann wieder die andere im Vordergrund stehen. Theologische Gespräche und religiöses Lernen Ein angemessener Umgang mit religiösen Themen und Fragen braucht unterschiedliche Zugangs-, Auseinandersetzungs- und Verarbeitungsmöglichkeiten. Kinder bringen Erfahrungen mit und brauchen gleichzeitig die Möglichkeit, Erfahrungen im Unterricht selbst machen zu können. Darüber hinaus benötigen sie Möglichkeiten, sich aktiv, handelnd und kreativ mit Themen bzw. Inhalten auseinander zu setzen und ihre Fragen, Gedanken und Erkenntnisse ins Gespräch einzubringen. Beim Weiterdenken, Reflektieren und Theologisieren können sie dann verschiedene Positionen ausbilden, erproben und sich schließlich eine eigene Meinung bilden. Im Gespräch mit Kindern werden immer wieder Vorstellungen formuliert, die die Lehrkraft als erwachsene Person so nicht stehen lassen kann. In theologischen Gesprächen mit Kindern ist danach zu fragen, ob es sich um eine Erklärung oder Deutung handelt, die dem Kind für seine weitere Entwicklung im Weg steht. Äußern die Kinder Sätze, wie z.B. „Ich bin schuld, dass mein Hamster gestorben ist“ muss dringend nachgefragt werden, wie das Kind zu dieser Aussage kommt; gegebenenfalls muss diese korrigiert werden. Bei kritischen Äußerungen können stets andere Deutungen daneben gestellt werden, damit die Kinder die Möglichkeit haben, ihre eigene Perspektive zu erweitern. Auch wenn wir inzwischen wissen, dass die Entwicklung des Gottesbildes nicht einfach in Stufen verläuft, wie es lange Zeit dargestellt wurde, vermögen uns diese Anhaltspunkte zu geben, die helfen können, Kinder in ihrem Denken und Argumentieren zu verstehen. Von Bedeutung ist, dass Kinder (und auch Erwachsene) verschiedene Vorstellungen gleichzeitig haben und je nach Situation eher auf ein anthropomorphes/personales bzw. symbolisches Gottesbild zurückgreifen.

Vgl. Büttner, Gerhard / Rupp, Hartmut (Hg.) (2002): Theologisieren mit Kindern. Stuttgart. Die Dreiteilung ist dann auch bei Friedrich Schweitzer (JaBuKi 2, S. 11 ff) zu finden. 6 Vgl. Freudenberger-Lötz, Petra (Hg.) (2012): Spuren lesen. Lehrermaterialien für das 3./4. Schuljahr. Stuttgart: Calwer Verlag, S. 11-14. 7 Ebd., S.11 f. 5

4 Bilderbuchkinos zum Thema © DVD complett , Evangelisches Medienhaus GmbH, Stuttgart 2014

Den Dingen auf den Grund gehen – Philosophieren und Theologisieren mit Kindern (Religiöses) Lernen geschieht durch „Aneignung“ und „Konstruktion“, Assimilation und Akkomodation, wie der Entwicklungspsychologe Jean Piaget erklärt. Diese Vorgänge spielen auch beim Theologisieren eine wichtige Rolle. Die Kinder ordnen neue Gedanken in ihre bestehenden Denkschemata ein, gegebenenfalls müssen sie diese anpassen bzw. erweitern. Aus lernbiologischer Perspektive knüpfen die Kinder bei ihrer Argumentation an eigenen Vorwissen und eigenen Vorerfahrungen an und verknüpfen so Neues mit Bekanntem. Dabei werden neue Gedanken und Erklärungen konstruiert und die Kinder entdecken Dinge für sich selbst. Dies zeigt auch das folgende Beispiel: Johanna: Stimmt’s, Gott ist kein Schrank!? Und Gott ist kein Haus!? Mutter: Stimmt, ein Schrank oder Haus ist Gott nicht. Johanna: Er ist aber in allem, was echt ist. Mutter: Da hast du recht – in allem Lebendigen. Johanna: Gott ist Gott, Gott ist keine Schublade. Gott ist ein Lebewesen. Gott ist wie ein großes unsichtbares Licht, das uns immer begleitet. Und wenn unsere Eltern verloren gehen, dann beschützt uns Gott. Aber er beschützt uns auch so. Ist Gott größer als die Sonne? Mutter: Was denkst du denn? Johanna: Und Gott hat Maria bestimmt, dass sie seinen Sohn bekommt. Und das mit dem Kreuz und dass er stirbt, das hat er gemacht, weil er seinen Sohn bei sich haben wollte. Und der Heilige Geist sind die Gedanken von Gott und Jesus. Mutter: Und woran denkt Gott? Johanna: Na, an die Menschen denkt er. (Pause) Und auch an die Tiere. Mutter: Woher weißt du das denn? Johanna: Ich weiß das von mir aus. Mutter: Hast du das im Kindergarten erzählt bekommen? Johanna: Nein, das weiß ich von mir selbst aus! Das haben die nicht im Kindergarten erzählt. Mutter: Aber im Kindergarten erzählen sie doch auch von Gott. Johanna: Aber nicht alles, wirklich nicht. Das musst du mal den Pfarrern erzählen. Die wissen alles nur aus Büchern, aber ich weiß das von mir selbst aus. (…) (Gesprächsprotokoll aus: Kunze-Beiküfner, Angela (2009): Religionspädagogische Praxis: Kindertheologie im Elementarbereich. Heft 2/2009, S. 12.)

In dieser kurzen Sequenz wird deutlich, wie sich Johanna eigene Gedanken macht und sich die Dinge selbst zurechtlegt. Religiöses Lernen ist somit mehr als Aneignung. Durch das Konstruieren von Wirklichkeit werden Kinder zu eigenständigen Akteuren und übernehmen Verantwortung für ihr eigenes Lernen.

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5.2

Bilderbuchkino „Nur wir alle“: Bausteine für den Unterricht

Von Sabine Bräuer Gliederung und Einsatz der Bausteine im Unterricht Im vorliegenden Bilderbuchkino gibt es eine Vielzahl von Anknüpfungspunkten für die Schülerinnen und Schüler, sich selbst und die Beziehung zu anderen in den Blick zu nehmen. Darüber hinaus bietet es Raum zum Weiterdenken und zum Philosophieren über die Unterschiedlichkeit der Tiere und damit im übertragenen Sinne auch die der Menschen. Wichtig erscheint an dieser Stelle ein Vorgehen, das am Kind und dessen Erfahrungen ansetzt, um so den Blick vom Individuum auf eine – wie auch immer zusammengesetzte - Gruppe zu lenken. Folgende, mögliche Stufung wird daher vorgeschlagen: 1. Meine Gefühle und Empfindungen 2. Bewusstmachen von „Anderssein“ 3. Sich auf Neues einlassen 4. Weiterdenken und hinterfragen Die folgenden Bausteine eröffnen eine Möglichkeit, die Thematik mit den Schülerinnen und Schülern zu bearbeiten und können beliebig gewählt und bearbeitet werden. Zu bedenken ist, dass sie der jeweiligen Lerngruppe entsprechen und angepasst werden müssen. Die Stufung der Bausteine stellt keine verbindliche Reihenfolge dar. Es können Schwerpunkte gesetzt und einzelne Elemente – je nach Lerngruppe - vertieft werden. Für die folgenden Bausteine empfiehlt es sich, im Vorfeld das Bilderbuchkino mit den Kindern anzuschauen und dann mit der Bearbeitung einzelner, ausgewählter Bausteine zu beginnen. 1. Meine Gefühle und Empfindungen Ziel der hier vorgestellten Bausteine ist es, dass die Schülerinnen und Schüler sich mit ihren eigenen Gefühlen auseinandersetzen, indem sie folgende ausgewählte - mit der Geschichte des Bilderbuchkinos korrespondierende - Gefühle nachempfinden: Arbeitsblätter: „Langeweile“ (M01_Nwa), „Angst“ (M02_Nwa), „Panik“ (M03_Nwa), „Wut“ (M04_Nwa), „Freude“ (M05_Nwa) Die Materialien bieten sich zur vielfältigen Verwendung an. Im Folgenden werden hierzu einige mögliche Arbeitsanweisungen und Ideen zur Weiterarbeit angeboten. 1.1 Langeweile • Erinnere dich an eine Situation, in der dir langweilig war. Schreibe sie in die Denkblase. (M01_Nwa) • Langeweile – wie fühlt sich das an? Gestalte deine Gefühle mit Farben und Formen (z.B. Legematerial, Malen mit Jaxon-Kreiden) Vier Bilderbuchkinos zum Thema © DVD complett , Evangelisches Medienhaus GmbH, Stuttgart 2014

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• •

„Das langweilige Orchester“ Wählt aus dem Musikzimmer einige Instrumente aus und stellt „Langeweile“ musikalisch dar. Unterrichtsgespräch: Umgang mit Langeweile: Was hilft dir aus der Langeweile heraus? Unterrichtsgespräch: Erzähle deinen Mitschülerinnen und Mitschülern, was bei dir schon mal aus einer langweiligen Situation heraus entstanden ist.

1.2 Angst • • •

Welche Dinge machen dir Angst? Gestalte ein Angstbild. Wähle dazu auch entsprechende Farben aus. Manchmal macht Angst einen Menschen stumm. Auch die Tiere in der Geschichte haben Angst. Schreibe in die Denkblase, was sie denken. (M02_Nwa) Wenn du den Mut hättest, deine Angst oder Panik laut heraus zu rufen, was würdest du rufen? Schreibe es in die Sprechblase. (M03_Nwa)

Impuls für das gemeinsame Nach- und Weiterdenken: Wer oder was kann bei Angst helfen? Weiterführend können hier die eventuell vorher angefertigten Angstbilder mit Legematerial „neu“ gestaltet werden. An dieser Stelle könnte auch eine biblische Geschichte behandelt werden (oder eine bereits behandelte biblische Geschichte in Erinnerung gerufen werden), die das Thema Angst miteinschließt. So könnte man beispielsweise die Schüler/innen nachvollziehen lassen, welche Ängste Jona (Mose, David im Angesichte Goliats, Josef in der Grube, die Jünger auf dem stürmischen See…) erlebten, und wie sie in den Geschichten schließlich ihre Ängste überwunden haben. 1.3 Wut • Fülle das Arbeitsblatt aus. Beschreibe in der orangefarbene Fläche neben dem Erdmännchen eine Situation, in der du wütend warst. Besprich mit deinen Mitschülerinnen und Mitschülern, wie sich Wut anfühlt. (M04_Nwa) • Die Schülerinnen und Schüler von eigenen „Wut-Beispielen“ erzählen lassen. 1.4 Freude • Was denken die Tiere? Schreibe es in die Denkblasen. (M05_Nwa) • „Das freudige Orchester“ Wählt aus dem Musikzimmer einige Instrumente aus und stellt „Freude“ musikalisch dar. • Was ist Freude? Gestalte ein Kleisterbild1. • Übt gemeinsam einen „Freudentanz“ ein.

Für Kleisterbilder werden klein gerissene Tapetenstücke mit Kleister eingestrichen und von den Schüler/innen direkt mit den Fingern oder per Pinsel mit Wasserfarben bemalt. Farben dabei leicht fließend darstellen. Außerdem können Bilder oder Textabschnitte eingekleistert werden, die die Schülerinnen und Schüler bei der persönlichen Auseinandersetzung unterstützen und anregen können. 1

Vier Bilderbuchkinos zum Thema © DVD complett , Evangelisches Medienhaus GmbH, Stuttgart 2014

Den Dingen auf den Grund gehen – Philosophieren und Theologisieren mit Kindern Weitere Anregungen zum Umgang mit Gefühlen finden sich bei Rendle, Ludwig (Hg.): Ganzheitliche Methoden im Religionsunterricht. Kösel Verlag, München 2007, S. 109ff. 2. Bewusstmachen von „Anderssein“ Über den Weg des Bewusstmachens von „Anderssein“ sollen die Schülerinnen und Schüler – zunächst über zugeschriebene Eigenschaften von Tieren - dafür sensibilisiert werden, dass nicht alle Menschen gleich sind. Die Andersartigkeit der Menschen soll hier keine Wertung erfahren, sondern schlicht erkannt werden. •

Bildimpuls: Foto „Anderssein“ (M10_Nwa oder aus Bilderreihe 2.3) betrachten und gemeinsam weitere Beispiele von Anderssein überlegen. Impuls für das gemeinsame Nach- und Weiterdenken: Hast du auch schon mal das Gefühl gehabt, anders als andere zu sein?

• •

Vielfalt der „tierischen“ Eigenschaften (M06_Nwa) Anhand des Arbeitsblatts werden unterschiedliche Eigenschaften thematisiert. Unterrichtsgespräch: Die verschiedenen Eigenschaften einander vorstellen.

3. Sich auf Neues einlassen Nachdem sich die Schülerinnen und Schüler ihrer Unterschiedlichkeit bewusst geworden sind, sollen sie nun dazu angeregt werden, sich auf die Andersartigkeit der Umwelt einzulassen. Im Folgenden seien einige Ideen genannt, die hierzu hilfreich sein könnten. Zu beachten ist an dieser Stelle, dass die Neugierde, die die Schülerinnen und Schüler schon von sich aus mitbringen, hier intensiviert werden soll. Keinesfalls dürfen die Schüler/innen die Angebote als Zwang verstehen. • •



Partnerinterview mit einer Partnerin oder einem Partner, mit dem man sonst nicht zusammenarbeitet, durchführen und die Partnerin oder den Partner nach dem Kennenlernen den anderen vorstellen. (M07_Nwa) Erfahrungsberichte von Schülerinnen und Schülern zum Motto der Woche2: Zum Beispiel: Sich trauen, einen Fremden anzusprechen (nach dem Weg fragen, ein fremdes Kind auf dem Schulhof um Hilfe bitten, selbst jemand Fremdes um Hilfe bitten…). Gemeinschaftliches Projekt durchführen, z.B. „Bunter Nachmittag“ bei dem unterschiedlichste Programmpunkte aufeinanderfolgen, „Länderfest“ organisieren, eine fremde Kirche/Moschee/Synagoge besuchen.

In einigen Klassen hat sich ein „Motto der Woche“ oder Motto des Monats etabliert. Hier geht es darum, die Schüler/innen dazu anzuregen, für sie ungewohnte Dinge einfach einmal auszuprobieren.

2

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Impuls für das gemeinsame Nach- und Weiterdenken (dazu M11_Nwa, M12_Nwa oder aus Bilderreihe "Nur wir alle" zeigen) Einzigartige Vielfalt oder einfältige Einzigartigkeit? Für Schülerinnen und Schüler: Was meint ihr, ist es besser, wenn viele unterschiedliche Dinge oder Menschen sich zu einer bunt gemischten Einheit zusammenfinden, oder wenn alle versuchen, möglichst gleich zu sein und somit gemeinsam einzigartig sein wollen? An dieser Stelle positionieren sich die Schülerinnen und Schüler, wägen ab und finden sowohl Vor- als auch Nachteile für beide Varianten. Alle Meinungen sollten hier gelten dürfen! 4. Weiterdenken und hinterfragen Rückblickend und hinterfragend kann nun noch einmal über die gesehene und gehörte Geschichte reflektiert werden. Ein Blick auf den Anfang und das Ende der Geschichte lohnt sich an dieser Stelle, um folgende Bausteine zu erarbeiten. •

Vorher / Nachher (M08_Nwa) betrachten und gemeinsam überlegen: o Was hat sich nun verändert? o Wie kam es zu dieser Veränderung? Zusätzlich zu diesem Baustein empfiehlt es sich, gemeinsam ein Bodenbild (vgl. M13_Nwa) mit Legematerialien zu legen, in dem die Veränderungen sichtbar werden. (Bilder aus M09_Nwa) oder aus Bilderreihe "Nur wir alle" ausdrucken.)



Das Orchester der Zwischentöne Hier soll zunächst das langweilige Orchester (vgl. 1.1) dem freudigen Orchester (vgl. 1.4) gegenübergestellt werden. Das „Orchester der Zwischentöne“ nimmt nun die Gefühle auf, die während des Wegs bis zum Ende der Geschichte aufgetaucht sind (Angst, Wut, Ärger, Neugier und Unternehmungslust). Auch hier können die Bilder der Tiere (M09_Nwa) als Hilfe und Gedankenstütze dienen. Ein möglicher Arbeitsauftrag wäre: Versucht, die Gefühle der Tiere musikalisch darzustellen.



Den Bären der Geschichte in den Fokus nehmen: Was denken die anderen Tiere (insbesondere das Erdmännchen) über den Bären? Was erfahren die Betrachter des Bilderbuchkinos über den Bären und wie handelt er schließlich?

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M01_KW

Infoblatt: „Du sollst nicht lügen!?“ 1

„Man muss immer die Wahrheit sagen. Das weißt du doch.“

Ehrlichkeit, Offenheit und Aufrichtigkeit gelten als positiv besetzte Charaktereigenschaften. Schon der griechische Philosoph Aristoteles unterscheidet zwischen aufrichtigen Menschen und Menschen, die sich verstellen. Kinder werden von den Erwachsenen dazu angehalten, die Wahrheit zu sagen und nicht zu lügen. Wer aber von sich behauptet, er lüge nie, der lügt, denn Wissenschaftler haben herausgefunden, dass jeder Mensch bis zu 200 Mal am Tag lügt und dies oftmals aus moralisch vertretbaren Gründen, um zum Beispiel einen anderen Menschen nicht unnötig zu verletzen. Wann ist eine Lüge eine Lüge? Dazu gibt es unterschiedliche Meinungen, die unter anderem davon abhängen, wie man Lügen definiert. Laut Duden ist eine Lüge eine „bewusst falsche, auf Täuschung angelegte Aussage; absichtlich, wissentlich geäußerte Unwahrheit“. Doch was ist mit „schwindeln“, „flunkern“, „die halbe Wahrheit sagen“, „etwas verschweigen“? Sind das keine Lügen? Sind besonders höfliche Menschen Lügner? Ist ein Aprilscherz schon eine Lüge? Beim Nachdenken über das Thema „Lügen“ stehen sich verschiedene Werte gegenüber. Es gibt vorsätzliche Lügen, um sich einen Vorteil zu verschaffen, soziale Lügen um das Wohl einer Gruppe nicht zu gefährden, Notlügen, um sich selbst oder andere zu schützen und zwanghaftes, krankhaftes Lügen. Es ist nicht leicht zu erkennen, ob jemand lügt. Meist stimmen jedoch Körpersprache und Mimik nicht mit dem Gesagten überein und der Blickkontakt wird gemieden. Der Philosoph und Theologe Augustinus befasste sich ausführlich mit dem Thema „Lüge“. Er betrachtete die Lüge als eine Sünde und sah nicht einmal eine Lüge, die einen anderen Menschen vor dem Tod bewahren würde, als gerechtfertigt an. Auch die Philosophen Thomas von Aquin und Immanuel Kant sprachen sich radikal gegen das Lügen aus. In der Bibel heißt es im achten Gebot „Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wieder deinen Nächsten“. Dieses Gebot wurde in der religiösen Erziehung oftmals als „Du sollst nicht lügen, sonst wirst du bestraft!“ missbraucht. Entsprechend der Auslegung des Reformators Martin Luther bedeutet das 8. Gebot jedoch etwas anderes: Wir sollen Gott fürchten und lieben, dass wir unseren Nächsten nicht belügen, verraten, verleumden oder seinen Ruf verderben, sondern sollen ihn entschuldigen, Gutes von ihm reden und alles zum Besten kehren. Damit spielt Luther auf die Zeugenaussage vor Gericht an. Das 8. Gebot soll also vor falschen Verurteilungen schützen. Dass aber niemand ganz ohne Lügen auskommt, wird schon in der Bibel aufgegriffen. In Psalm 116, 11 und Römer 3,4 ist beispielsweise die Aussage „Alle Menschen sind Lügner“ zu finden. Ebenso wird in vielen Märchen gelogen und betrogen, wobei hier das Lügen nicht von vorne herein negativ besetzt ist. Es gibt gute Lügen, die anderen helfen und böse Lügen, die andere ins Verderben stürzen. In den Märchen gelingt es dem Helden oft mit List und Lüge, sich gegen die Übermacht von Herrschenden zu wehren. 1

Dieser Text ist weitgehend von Sabine Kögel-Popp aus der DVD complett „Frankie unsichtbar“ (2013) übernommen.

Vier Bilderbuchkinos zum Thema © DVD complett, Evangelisches Medienhaus GmbH, Stuttgart 2014

Den Dingen auf den Grund gehen – Philosophieren und Theologisieren mit Kindern Der Mediziner und Jurist Rainer Erlinger schreibt in seinem Buch über Moral, dass es drei Grundhaltungen gegenüber der Lüge gibt: Entweder man bezeichnet Lügen grundsätzlich als unmoralisch oder man nimmt der Lüge gegenüber eine neutrale Haltung ein, indem man auf ihre Auswirkungen verweist, oder man stellt sich die Frage, was eigentlich schlecht am Lügen ist. Gibt es gute und schlechte Lügen? Die Wahrheit kann sehr weh tun, aber manchmal ist es notwendig sie zu erfahren, um handeln zu können, denn jede Lüge kann, wie es Erlinger in seiner Abhandlung „Über die Lüge“ beschreibt, den Belogenen einschränken und manipulieren. Dem gegenüber stehen jedoch nach Erlinger die Maxime „Verletze niemanden!“ und das Recht sich zu verteidigen. Daraus ergibt sich, dass beides wichtig sein kann, Wahrheit und Lüge. Wann es besser ist zu lügen und wann es besser ist die Wahrheit zu sagen, hängt dabei von der jeweiligen konkreten Situation ab. Vielleicht ist es an dieser Stelle angebracht, über den Begriff der Wahrhaftigkeit nachzudenken. „Wahrhaftig ist jemand, der geradlinig und zuverlässig ist und dessen Denken und Reden miteinander übereinstimmen. Besonders Kinder spüren es, ob jemand „wahrhaftig“ mit ihnen umgeht. Als Frankie seine Mutter fragt „Und du, lügst du nie?“ antwortet sie ihm sinngemäß „Ich schwindle manchmal, weil es Spaß macht, aber ich würde dich nie belügen, weil ich möchte, dass du mir glaubst und vertraust.“ Hier wird deutlich, wo in „Frankie unsichtbar“ die Grenze zwischen „Lüge und Wahrheit’“ gezogen wird. Das Gewissen und die Gefühle der Betroffenen in der jeweiligen Situation, in der es um Wahrheit oder Lüge geht, sind ein guter Ratgeber, wie der Einzelne handeln kann.2 In dem Bilderbuch „König Wirklichwahr“ (von Edith Schreiber-Wicke und Carola Holland) hat der kleine Leo seine Schwierigkeiten mit der Wahrheit und dem Lügen. In seinem Alltag merkt Leo immer wieder, dass die Wahrheit ganz unterschiedliche Reaktionen hervorrufen kann. Im Gespräch mit dem winzigen König Wirklichwahr wird anschaulich herausgearbeitet, dass die Wahrheit nicht einfach sonnenklar ist, wie Leo es sich denkt, sondern dass man diese erst finden muss. Sie ist von der Situation und der Perspektive, aus der eine Sache betrachtet wird, abhängig. Deshalb sagt König Wirklichwahr: „Aber die Wahrheit suchen, die für dich richtig ist.“ Verwendete Literatur: http://www.duden.de/suchen/dudenonline/l%C3%BCge http://de.wikipedia.org/wiki/L%C3%BCge http://www.ekd.de/glauben/bekenntnisse/kleiner_katechismus_1.html http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/ueber-die-online-bibeln/ Erlinger, Rainer (2011): Moral: Wie man richtig gut lebt. Fischer Verlag. Dieterich, Veit-Jakobus (2000): Haben Lügen kurze Beine? Oder Was ist Wahrheit? Sekundarstufe 2. Calwer Lesehefte. Stuttgart: Calwer Verlag. Konrad, Johann Friedrich (1985): Wenn Lügen lange Beine haben. Märchen der Völker von Lug und Trug. Gütersloher Taschenbuch-Verlag. Schreiber-Wicke, Edith/ Holland, Carola (2007): König Wirklichwahr. Stuttgart/ Wien: Thienemann Verlag. Göpfert, Lucie (2012): Das Lügenbuch: Die ganze Wahrheit über die Lüge. Frankfurt am Main: Kinderbuchverlag Wolff.

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Vgl. DVD complett „Frankie unsichtbar“ (2013).

Vier Bilderbuchkinos zum Thema © DVD complett, Evangelisches Medienhaus GmbH, Stuttgart 2014

Den Dingen auf den Grund gehen – Philosophieren und Theologisieren mit Kindern

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Arbeitsblatt „Vielfalt der ‚tierischen’ Eigenschaften“

Welche Eigenschaften schreibt man den folgenden Tieren zu? Trage in die Tabelle ein, wie manche Tiere scheinbar „sind“ und spreche mit deinen Mitschülern darüber!

Maus

Schlange

Fuchs

Adler

• Welche Eingenschaften besitzt du? Kreise diejenigen Eigenschaften aus der Tabelle ein, die zu dir passen. • Male dann hier ein Bild von einem Tier, das deine Eigenschaften „besitzt“:

Meine Eigenschaften:______________________________________________________________________

Vier Bilderbuchkinos zum Thema © DVD complett , Evangelisches Medienhaus GmbH, Stuttgart 2014