Das Leben von Robert F. Kennedy

Das Leben von Robert F. Kennedy Autor(en): [s.n.] Objekttyp: Article Zeitschrift: Du : die Zeitschrift der Kultur Band (Jahr): 75 (2015) Heft 8...
Author: Jacob Sommer
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Das Leben von Robert F. Kennedy

Autor(en):

[s.n.]

Objekttyp:

Article

Zeitschrift:

Du : die Zeitschrift der Kultur

Band (Jahr): 75 (2015) Heft 859:

Robert F. Kennedy Stiftung für Menschenrechte

PDF erstellt am:

08.02.2017

Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals-544280

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Das Leben von Robert

F.

Kennedy

Robert Francis Kennedy wurde am 20. November 1925 in Brookline, Massachusetts, als siebtes Kind in die eng verbundene und wetteifernde Familie von Rose und Joseph P. Kennedy geboren. «Ich war das siebte von neun Kindern», erinnerte er sich später, «und wenn man von so weit unten kommt, muss man kämpfen, um zu überleben.» Text RFK HUMAN RIGHTS, WASHINGTON D.C.

Frühe Jahre Als Schüler besuchte er die Milton Academy und erhielt nach seinem Kriegsdienst bei der Marine 1948 einen Abschluss in Staatswissenschaften von der Harvard University. Drei Jahre später machte er seinen Abschluss in Jura an der University of Virginia. Bedeutender für seine Ausbildung war aber vielleicht der Esstisch der Familie Kennedy, wo die Eltern ihre Kinder in Diskussionen über Geschichte und das Zeitgeschehen einbezogen. «Ich kann mich kaum an eine Mahlzeit erinnern», sagte Robert Kennedy, «bei der das Gesprach nicht davon geprägt war, was Franklin D. Roosevelt tat oder was in der Welt geschah.» Am 17. Juni 1950 heiratete Robert Kennedy Ethel Skakel aus Greenwich, Connecticut, Tochter von Ann Brannack Skakel und George Skakel, dem Gründer der Great Lakes Carbon Corporation. Robert und Ethel Kennedy hatten später elf Kinder (Kathleen, Joseph, Robert jr., David, Courtney, Michael, Kerry, Christopher, Matthew, Douglas und Rory). 1952 hatte Robert Kennedy sein politisches Debüt als Manager des erfolgreichen Wahlkampfes seines grossen Bruders John für den Posten eines US-Senators für Massachusetts. Im folgenden Jahr war er kurz als Mitarbeiter des Senatsunterausschusses für Untersuchungen tätig, der von Senator Joseph McCarthy geleitet wurde. Kennedys Untersuchungsarbeit bestätigte Berichte, nach denen mit den Vereinigten Staaten im Koreakrieg gegen das kommunistische China verbündete Staaten auch Waren an das kommunistische China lieferten, unterstellte aber nicht, wie dies Senator McCarthy häufig tat, dass Verräter die amerikanische Aussenpolitik bestimmten. Beunruhigt von McCarthys kontroversem Vorgehen, kündigte Kennedy nach sechs Monaten seinen Posten als Mitarbeiter. Später

kehrte er zum Senatsunterausschuss für Untersuchungen als Chefberater für die oppositionelle Demokratische Partei zurück und schrieb in dieser Funktion einen Bericht, der McCarthys Untersuchung gegen mutmassliche Kommunisten in der Armee verurteilte. Danach war er als Chefberater des Racketeering-Ausschusses des Senats tätig, wo er Korruption innerhalb der Gewerkschaften untersuchte. Landesweite Anerkennung brachte ihm seine Untersuchung gegen die Anführer der Teamsters-Gewerkschaft ein.

Justizminister i960 war Robert Kennedy der unermüdliche und effektive Manager der Präsidentschaftskandidatur seines Bruders John. Nach der Wahl wurde er Attorney General (Justizminister) im Kabinett von Präsident Kennedy. In dieser Funktion erwarb er sich Anerkennung für seine gewissenhafte, effektive und überparteiliche Führung des Justizministeriums. Justizminister Kennedy begann eine erfolgreiche Kampagne gegen das organisierte Verbrechen - die Verurteilungen von Mitgliedem des organisierten Verbrechens stiegen während seiner Amtszeit um 800 Prozent - und engagierte sich zusehends für die Rechte von Afroamerikanern: das Recht, zu wählen, eine gleichwertige Ausbildung zu erhalten und öffentlichen Wohnraum zu nutzen. Sein Engagement für Bürgerrechte zeigte er 1961 während einer Rede an der juristischen Fakultät der University of Georgia: «Wir werden nicht an der Seite stehen oder uns zurückhalten. Wir werden uns bewegen. Ich bin nun einmal der Meinung, dass die Entscheidung von 1954 [des Obersten Gerichtshofs über die Aufhebung der Rassentrennung an Schulen] richtig war. Aber was ich meine, ist nicht entscheidend. Es ist das Gesetz. Einige unter Ihnen mögen meinen, dass

Robert

F.

Kennedy 1966 in Brooklyn

in seiner Zeit als Senator gemeinsam

mit

dem Lokalpolitiker Donald F. Benjamin und Kids aus dem Bedford-Stuyvesant-

Quartier von Brooklyn.

die Entscheidung falsch war. Das ist nicht entscheidend. Es ist das Gesetz.»

Im September 1962 schickte Robert Kennedy Bundespolizisten und Truppen nach Oxford, Mississippi, um die Entscheidung eines Bundesgerichts durchzusetzen, den ersten afroamerikanischen Studenten, James Meredith, an der University of Mississippi zuzulassen. Der Aufruhr, der auf die Einschreibung Merediths an der Ole Miss folgte, führte zum Tod von zwei Menschen und Hunderten von Verletzten. Robert Kennedy sah das Wahlrecht als Schlüssel zur Gerechtigkeit zwischen den Ethnien an und arbeitete mit Präsident Kennedy zusammen, als er das weitreichendste Bürgerrechtsgesetz seit der Zeit der Reconstruction nach dem Bürgerkrieg vorschlug, das Bürgerrechtsgesetz von 1964, verabschiedet nach der Ermordung von Präsident Kennedy am 22. November 1963. Robert Kennedy war nicht nur der Justizminister von Präsident Kennedy, er war auch sein engster Berater und Vertrauter. Als Konsequenz dieser einzigartigen Beziehung spielte der Justizminister eine Schlüsselrolle bei mehreren bedeutenden aussenpolitischen EntScheidungen. Während der Kubakrise 1962 half er beispielsweise, die Strategie der Regierung Kennedy zu entwickeln, Kuba zu blockieren, anstatt militärisch vorzugehen, was zu einem Atomkrieg hätte führen können, und verhandelte dann mit der Sowjetunion über den Abzug der Waffen. US-Senator Kurz nach dem Tod von Präsident Kennedy trat Robert Kennedy als Justizminister zurück und kandidierte 1964 erfolgreich für das Amt eines US-Senators in New York. Sein Gegner, der amtierende republikanische Senator Kenneth Keating, bezeichnete Kennedy während des engen Rennens als «politischen Glücksritter». Kennedy nahm die Angriffe mit Humor. «Ich hatte während der vergangenen zehn Monate tatsächlich zwei Möglichkeiten», sagte er an der Columbia University. «Ich hätte bleiben können - ich hätte in den Ruhestand gehen können. [Gelächter.] Und ich - mein Vater hat seine Sache gut gemacht, und ich hätte von ihm leben können. [Gelächter und Applaus]... Ich sage es Ihnen unumwunden, ich brauche diesen Titel nicht, da ich, wie ich verstehe, den Rest meines Lebens General genannt werden könnte. [Gelächter und Applaus.] Und ich brauche 20

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das Geld nicht, und ich brauche den Büroraum nicht... [Gelächter.]... Ganz ehrlich, wie es ist - und vielleicht ist es schwer, im Staat New

York daran zu glauben -, ich möchte einfach ein guter US-Senator sein. Ich möchte dienen.» Kennedy führte im ganzen Bundesstaat einen erfolgreichen Wahlkampf und gewann die Wahl im November, unterstützt vom erdrutschartigen Sieg Präsident Lyndon B. Johnsons, mit 719 000 Stimmen Vorsprung. Als Senator New Yorks initiierte er eine Reihe von Projekten im Staat, darunter die Unterstützung für benachteiligte Kinder und Schüler mit Behinderungen und die Gründung der Bedford Stuyvesant Restoration Corporation zur Verbesserung der Lebensbedingungen und Arbeitsmöglichkeiten in benachteiligten Gebieten von Brooklyn. Das Programm, jetzt in seinem 48. Jahr, bleibt ein Modell für Gemeinden im ganzen Land. Diese Programme waren Teil einer grösseren Anstrengung, die Bedürfnisse der Enteigneten und Machtlosen in Amerika anzugehen - der Armen, der Jugend, ethnischer Minderheiten und der amerikanischen Ureinwohner. Kennedy bemühte sich, die Armut ins Bewusstsein der Amerikaner zu rücken, indem er in urbane Ghettos, in die Appalachen, ins Mississippi-Delta und in Lager von Arbeitsmigranten reiste. «Es gibt Kinder im Mississippi-Delta», sagte er, «deren Bäuche geschwollen sind vor Hunger... Viele von ihnen können nicht zur Schule gehen, weil sie keine Kleidung oder Schuhe haben. Diese Bedingungen beschränken sich nicht auf ländliche Gebiete Mississippis. Sie existieren in dunklen Mietshäusern in Washington D. C., in Sichtweite des Kapitols, in Harlem, in South Side Chicago, in Watts. Es gibt Kinder in all diesen Gegenden, die nie in der Schule waren, nie einen Arzt oder Zahnarzt besucht haben. Es gibt Kinder, die zu Hause nie Unterhaltungen gehört, nie ein Buch gelesen oder sogar gesehen haben.» Er bemühte sich, das Problem der Armut durch Gesetze zu beheben, die die private Industrie ermutigten, sich in unterprivilegierten Gegenden anzusiedeln und dadurch Stellen für Arbeitslose zu schaffen, und betonte die Bedeutung von Arbeit im Gegensatz zu Sozialhilfe. Robert Kennedy setzte sich auch für die Förderung der Menschenrechte im Ausland ein. Er reiste nach Osteuropa, Lateinamerika

Senator Robert F. Kennedy wird Ehrenmitglied des Stammes der Sioux. 22

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Robert F. Kennedy als US-Generalbundesanwalt und Justizminister in Personalunion während einer Konferenz in seinem Büro.

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Robert und Ethel mit ihren zehn Kindern. Das elfte Kind wurde erst nach dem Tod des Vaters geboren. Links: Robert und Ethel auf einem Spielplatz hinter ihrem Wohnhaus in Virginia im Jahr 1957 mit drei ihrer Kinder [v. I.]: David, Kathleen und Robert jr. Die Geschwister Joseph und Courtney waren bereits auf der Welt, Michael, Kerry, Christopher, Matthew, Douglas und Rory folgten in den nächsten elf Jahren.

und Südafrika, um seine Überzeugung zu manifestieren, dass alle Menschen das fundamentale Menschenrecht besitzen, an politischen Entscheidungen teilzuhaben, die ihr Leben betreffen, und ihre Regierung ohne Furcht vor Repressalien zu kritisieren. Er glaubte ebenso daran, dass diejenigen, die gegen Ungerechtigkeit eintreten, die höchste Form von Mut zeigen. «Jedes Mal, wenn ein Mensch für ein Ideal eintritt», sagte er 1966 in einer Rede vor südafrikanischen Studenten, «oder handelt, um das Schicksal anderer zu verbessern, oder gegen Ungerechtigkeit einschreitet, und wenn diese Wellen von einer Million verschiedener Zentren der Energie und des Muts aufeinandertreffen, dann entsteht eine Strömung, die die mächtigsten Mauern der Unterdrückung und den Widerstand wegspülen kann.»

In seinen Jahren im Senat zeigte Kennedy auch das Bestreben, den Krieg in Vietnam zu beenden. Als neuer Senator hatte Kennedy ursprünglich die Politik der Regierung Johnson in Vietnam unterstützt, aber zu grösserem Engagement für eine Verhandlungslösung und einen erneuerten Akzent auf wirtschaftlichen und politischen Fortschritt innerhalb Südvietnams aufgerufen. Als der Krieg sich immer mehr ausbreitete und Amerikas Beteiligung grösser wurde, entstanden bei Senator Kennedy ernsthafte Bedenken hinsichtlich der Kriegsführung Präsident Johnsons. Kennedy brach im Februar 1966 erstmals öffentlich mit der Regierung Johnson, indem er die Teilhabe aller Seiten (inklusive des politischen Arms der Vietkong, der Nationalen Befreiungsfront) am politischen Leben Südvietnams vorschlug. Im folgenden Jahr übernahm er die Verantwortung für seine Rolle in der Politik der Regierung Kennedy in Südostasien und drängte Präsident Johnson, das Bombardement Nordvietnams einzustellen und die Kriegsanstrengungen zu reduzieren, statt sie zu vergrössern. In

seiner letzten Senatsrede über Vietnam sagte Kennedy: «Sind wir wie der Gott des Alten Testaments, dass wir entscheiden können, in Washington D. C., welche Städte, welche Gemeinden, welche Dörfer in Vietnam zerstört werden?... Müssen wir das hinnehmen? Ich denke nicht. Ich denke, wir können etwas daran ändern.»

Präsidentschaftskandidatur Am 16. März 1968 verkündete Robert Kennedy, sich in der Demokratischen Partei um die Präsidentschaft zu bewerben. Es war, in den Worten von Arthur Schlesinger jr., «ein tobender Wahlkampf, voller Enthusiasmus und Spass.... Es war auch ein bewegender Wahlkampf in seinem Schwung und seiner Leidenschaff.» Tatsächlich forderte er die Selbstgefälligkeit in der amerikanischen Gesellschaft heraus und bemühte sich, die grossen Trennlinien im amerikanischen Leben zu überwinden - zwischen den Rassen, zwischen den Armen und den Wohlhabenderen, zwischen Jung und Alt, zwischen Ordnung und Widerspruch. Sein Wahlkampf von 1968 gab dem von Unmut und Gewalt zu Hause und von Krieg in Vietnam aufgewühlten amerikanischen Volk Hoffnung und eine Herausforderung. Er gewann wichtige Vorwahlen in Indiana und Nebraska und sprach vor begeisterten Mengen im ganzen Land. Robert Francis Kennedy wurde am 5. Juni 1968 im Hotel Ambassador im kalifornischen Los Angeles angeschossen, kurz nachdem er den Sieg in der äusserst wichtigen demokratischen Vorwahl in diesem Staat erzielt hatte. Er starb in den frühen Stunden des 6. Juni 1968 im Alter von 42 Jahren. Obwohl sein Leben beendet wurde, leben die Visionen und Ideale Robert Kennedys heute weiter durch die Arbeit seiner Familie, seiner Freunde und durch das Robert F. Kennedy Memorial in Washington D. C.

Das Limousinen-Defilee auf der 34th Street in New York am 8. Juni 1968 unterwegs zum Begräbnis von Robert F. Kennedy.

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Auf diesem Holzboet, mit dem im Jahr 1977 rund fünfzig Baatpeopie die Flucht nach Thailand wagen, schützt eine vietnamesische Mutter sich und ihr Kind mit einer Decke vor der brennenden Sonne.

Am 1. Februar 1968 nahm Eddie Adams sein bekanntestes Foto auf. Das zum Pressefoto des Jahres 1968 gewählte Bild zeigt den südvietnamesischen Generai und Polizeichef Saigons, Nguyen

Ngoc Loan, während er in Saigon den festgenommenen Vietkong-Guerilla-

kämpfer Nguyen Vän Lém auf offener Strasse mit der Pistole hinrichtet. Später relativierte Eddie Adams die schockierende Wirkung des Bildes, da er die Aussage des Bildes für irreführend hielt. Der Gefangene habe vor seiner Erschiessung die Familie von Nguyens Vertrautem ermordet. 28

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