Betreuungsjournal Rechtliche Betreuung in Kassel

Betreuungsjournal Rechtliche Betreuung in Kassel Veranstaltungskalender Januar – Juni 2017 KompassO e.V. Betreuungsverein 2 Inhaltsverzeichnis 5...
Author: Max Fiedler
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Betreuungsjournal Rechtliche Betreuung in Kassel

Veranstaltungskalender Januar – Juni 2017

KompassO e.V. Betreuungsverein

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Inhaltsverzeichnis 5 6 7 7 9

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Vorwort Rechtliche Betreuung ist persönliche Betreuung Humoriges Die Obdachlosenhilfe der Stadt Kassel Start einer neuen Vorstellungsreihe: - Haus am Dörnberg GmbH & Co. KG - Wohnheim Waldhof Veranstaltungskalender 1. Halbjahr 2017 Weitere Termine Fortbildungen der Betreuungsbehörde des Landkreises Kassel Schulung für ehrenamtliche Betreuer*innen und Interessierte nach dem „Hessischen Curriculum“ Wohnungsbrand - schnelle Hilfe in der Not Information zu Vorsorgevollmachten, Betreuungs- und Patientenverfügungen Kontakte Wir helfen Ihnen Helfen – Betreuungsverein KompassO e.V., Kassel

Betreuungsjournal Januar bis Juni 2017 3

Vorwort Liebe Leserinnen, liebe Leser, was tun, wenn in Ihrem Umfeld jemand zum Beispiel durch Krankheit, Unfall oder Demenz nicht mehr in der Lage ist, die rechtlichen Belange des Lebens und die Sorge um die Gesundheit selbst zu regeln? Wenn keine Vorsorgevollmacht, Betreuungs- und Patientenverfügung vorliegen, können Nahestehende und Familienangehörige schnell an ihre Grenzen stoßen. Familienmitglieder können unterschiedliche Auffassungen über die persönlichen Wünsche und Bedürfnisse einer betroffenen Person vertreten, was zu großer Verunsicherung führen kann. Viele Menschen haben keine Familienangehörigen oder nahestehende Menschen an ihrer Seite. Die Beeinträchtigungen der zu betreuenden Menschen sind unterschiedlich, entsprechend vielfältig auch die Aufgaben der ehrenamtlich rechtlichen Betreuer*innen, die viel Empathie, Toleranz und Engagement benötigen. Fühlen Sie sich angesprochen, eine solch verantwortungsvolle Aufgabe zu übernehmen? Interessieren Sie sich für die ehrenamtliche Tätigkeit als rechtliche*r Betreuer*in oder beschäftigen Sie sich bereits mit dem Thema, die rechtliche Betreuung für einen Menschen zu übernehmen? Möchten Sie sich für eine solche Aufgabe vorbereiten? Auch in diesem Jahr bieten Ihnen die Betreuungsvereine wieder kostenfrei das Hessische Curriculum zur Schulung ehrenamtlicher Betreuer*innen an. Sie erhalten nach erfolgreicher Teilnahme an allen Veranstaltungen die Möglichkeit, ein Zertifikat zu erwerben. Weiterhin laden wir Sie herzlich ein, an den kostenfreien, im Veranstaltungskalender aufgeführten Terminen teilzunehmen. Wir wünschen Ihnen einen guten Start ins Jahr 2017. Herzliche Grüße Ihr Redaktionsteam 5

Rechtliche Betreuung ist persönliche Betreuung

Das Betreuungsgericht bestellt in der Regel eine natürliche Person zum Betreuer oder Betreuerin, die geeignet ist, die Angelegenheiten der betroffenen Person in den erforderlichen Aufgabenkreisen rechtlich zu besorgen und sie hierbei im notwendigen Umfang persönlich zu betreuen. Dies bedeutet, der Betreuer oder die Betreuerin soll die betroffene Person nicht bevormunden, sondern ihr beistehen. Dazu ist es notwendig, die betroffene Person und ihre Lebensumstände kennen zu lernen. Im Gespräch mit dem Menschen informiert sich der Betreuer oder die Betreuerin z.B. über ihr Befinden, ihre Interessen, Wünsche, Vorlieben, Abneigungen, Stärken und Schwächen. Wenn die betroffene Person ihren Willen nicht mitteilen kann oder will, versucht der Betreuer oder die Betreuerin dennoch Kontakt zu ihr herzustellen, um sich einen Überblick zu verschaffen, ohne sich ihr aufzudrängen. Anhaltspunkte für Wünsche der betroffenen Person ergeben sich auch aus ihrer bisherigen Lebensführung. Ein gutes Vertrauensverhältnis zwischen Betreuer*in und betroffener Person ist die beste Grundlage für eine positive Zusammenarbeit. Geduldige, persönliche Zuwendung ist die Voraussetzung dafür, dass die Interessen der betroffenen Person wahrgenommen und ihre Wünsche beachtet werden. Zum Wohl der betroffenen Person gehört auch die Möglichkeit, im Rahmen ihrer Fähigkeiten ihr Leben nach ihren eigenen Wünschen und Vorstellungen zu gestalten. Der Betreuer oder die Betreuerin ist an die Wünsche der betroffenen Person gebunden, außer, das Wohl oder die Zumutbarkeit für den Betreuer oder die Betreuerin stehen dagegen. Wichtige Angelegenheiten bespricht der Betreuer oder die Betreuerin mit der betroffenen Person. Ist der Betreuer oder die Betreuerin nicht mehr in der Lage persönlich zu betreuen, z.B. wegen Umzug oder Überlastung, muss dies dem Gericht mitgeteilt werden, welches dann eine andere Person bestellt. 6

Humoriges:

Diese Woche rief eine Frau bei mir an: „Sie…, ich suche jemand, der bei meiner Mutter eine 24-Stunden-Betreuung macht. Bin ich da bei Ihnen richtig?“ „Tut mir leid. Ich mache gesetzliche Betreuung.“ „Ach, dann ist das, was ich suche, eine ungesetzliche Betreuung, oder?“ 1 Einer geht noch…. „Sie sind der Brandstiftung überführt!“, schimpft der Richter. „Zwei Zeugen haben gesehen wie sie noch extra einen großen Ballen Papier in die auflodernden Flammen geworfen haben. Oder wollen sie das leugnen?“ „Nein, nein, Herr Richter. Aber bitte gestatten sie mir noch folgendes zu sagen: Das war Löschpapier!“ ² 1 https://manfredjosef.wordpress.com/category/die-lustigen-seiten/ ² http://www.belustigung.de/witze/witz/Richter.html

Die Obdachlosenhilfe der Stadt Kassel

Die Obdachlosenhilfe ist ein Aufgabengebiet der Abteilung Zentrale Fachstelle Wohnen im Sozialamt der Stadt Kassel. Weitere Aufgabengebiete der Abteilung sind die Wohnraumsicherung und die Schulden- und Insolvenzberatung. Im Rahmen der Obdachlosenhilfe ist die vorübergehende Unterbringung obdachloser Personen im Rahmen der Bestimmungen des Hessischen Gesetzes über die öffentliche Sicherheit und Ordnung (HSOG) zu organisieren. Unfreiwillige Obdachlosigkeit stellt eine Gefährdung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung dar, die durch die zuständige Polizei- und Ordnungsbehörde zu beseitigen ist. Diese Aufgabe wurde in Hessen schon vor Jahrzehnten auf die Kommunen übertragen. Zu unterscheiden ist zwischen unfreiwilliger Obdachlo7





sigkeit und freiwilliger Obdachlosigkeit, die dann gegeben ist, wenn ein Mensch bewusst ein Leben unter freiem Himmel bevorzugt. Unfreiwillige Obdachlosigkeit tritt beispielsweise durch Wohnraumverlust, Trennungssituationen, Haftentlassungen oder höhere Gewalt (z.B. Brand, Wasserschäden) ein. Ausschließlich die Beseitigung unfreiwilliger Obdachlosigkeit ist gesetzlich vorgeschrieben. Die Unterbringung obdachloser Personen ist nicht mit der dauerhaften Vermittlung von Wohnraum gleichzusetzen. Deshalb kann sie nur die gesetzlichen Mindeststandards bieten, muss jedoch menschenwürdig sein. So sind z.B. eine Mindestgröße von neun Quadratmetern pro Person, fließend kaltes Wasser, eine Mindestmöblierung und eine elektrische Beleuchtungsmöglichkeit vorgeschrieben. In der Stadt Kassel erfolgt die Unterbringung obdachloser Personen in der Regel in Wohngemeinschaften mit möblierten Zimmern und gemeinsamer Benutzung von Küche und Bad. Die sogenannten Nutzer (mit der Obdachloseneinweisung wird kein Mietverhältnis begründet) sind gesetzlich aufgefordert, ihren Obdachlosenstatus schnellstmöglich eigenständig zu beenden. Diese Bemühungen sind der Obdachlosenhilfe laufend nachzuweisen. Die Stadt Kassel ist auf die Bereitschaft der Kasseler Wohnungswirtschaft angewiesen, Wohnräume für Einweisungen nach dem HSOG zur Verfügung zu stellen, da Sie über keine städtischen Unterkünfte verfügt. Daher wird jeder in Anspruch genommene Wohnraum ständig für neue Unterbringungszwecke benötigt und kann nicht dauerhaft zur Verfügung gestellt werden. Um eine Fluktuation in den Notunterkünften sicherzustellen, wird deshalb bei Einweisungen besonders darauf geachtet, dass die gesetzliche Höchstdauer von sechs Monaten von den untergebrachten Personen eingehalten wird. Es kommt auch vor, dass sich Personen, die Ihre Wohnsituation verändern oder verbessern wollen, an die Zentrale Fachstelle Wohnen wenden. Eine Wohnungsvermittlung 8

gehört jedoch nicht zu deren Aufgabe und kann deshalb auch nicht geleistet werden. Sprechzeiten:

Montag, Mittwoch und Freitag von 9.00 Uhr bis 11.30 Uhr in Zimmer K 810 im Rathaus. Telefonisch: Frau Manshausen: (0561) 787-6252 Herr Geßner: (0561) 787-6255 Markus Huke Zentrale Fachstelle für Wohnen

Start einer neuen Vorstellungsreihe: Haus am Dörnberg GmbH & Co. KG

Wer sind wir? Was tun wir? Das Haus am Dörnberg umfasst eine vollstationäre Einrichtung mit angegliedertem Betreuten Wohnen im Rahmen eines Wohnverbundes. Wir bieten eine stationäre Versorgung für suchterkrankte (Schwerpunkt Alkohol) und psychisch erkrankte Menschen mit einem mittleren bis hohen Hilfebedarf auf Basis von § 53, SGB XII. Es gibt 36 stationäre Plätze in möblierten Einzel- und Doppelzimmern und sechs weitere im Betreuten Wohnen. Unsere Aufgabe besteht in der persönlichen, maßgeschneiderten Betreuung unserer Bewohner. Der ganzheitliche Ansatz ist zielgerichtet auf die Eigenverantwortung und die fortdauernde Begleitung bis hin zur Wiedereingliederung. Was bieten wir? • Begleitung in der Suchtmittelreduzierung und Abstinenz • Eine umfassende und abwechslungsreiche Tagesstruktur • Individuelle Basisversorgung • Unterstützung in der täglichen Lebensführung 9

• • • •

Förderung sozialer und gesellschaftlicher Beziehungen Verbesserung der Kommunikation und Orientierung Psychische Hilfe Medizinische Hilfe

Beschäftigungs- und Therapieangebote wie z.B. in unserer Holzwerkstatt unter ständiger Betreuung dienen der Förderung der Eigenkompetenz und der Stabilisierung im physischen und psychischen Bereich. Was tun, um aufgenommen zu werden? Gerne können Sie mit uns einen Termin für eine Besichtigung der Räumlichkeiten und Klärung der sozialrechtlichen Fragen machen. Wer ist Ihr Ansprechpartner? Heimleiter: Mathias Fuchs, Tel: (05606) 551792-15 Haus am Dörnberg GmbH & Co. KG, Wolfhager Str. 37, 34317 Habichtswald www.had-wohnverbund.de [email protected]

Wohnheim Waldhof

Das Wohnheim Waldhof im Seniorenzentrum Waldhof liegt verkehrsgünstig an der B7 ca. 30 km östlich von Kassel. Eine behindertengerechte Straßenbahnhaltestelle 200 m vom Wohnheim entfernt, bietet eine schnelle und einfache Verbindung nach Hessisch-Lichtenau und Kassel. Waldhof ist ein Ortsteil von Helsa mit ländlicher Infrastruktur. Räumlich, personell und konzeptionell vom Seniorenbereich getrennt, befindet sich im Südflügel des Seniorenzentrums das Wohnheim für mehrfach-geschädigte Abhängigkeitskranke. Wir bieten Wohnmöglichkeit für 27 Bewohner in 13 Einzel- und 7 Doppelzimmern. Trainingswohnungen & Apartments Zusätzlich verfügen wir über 9 Plätze in einem Mehrfamilienhaus außerhalb des Wohnheimes, direkt am Grundstück 10

des Seniorenzentrums gelegen. Vier Wohnungen mit je zwei Schlafräumen, einem Wohnraum, Küche, Bad und Flur sowie drei Einzelapartments mit je einem Wohnund Schlafraum, eigener Nasszelle und einer Gemeinschaftsküche dienen zur Erprobung einer selbstständigen Lebensführung, u.a. mit dem Ziel der Wiedereingliederung in eine eigene Wohnung. Unsere Bewohner Zielgruppe sind Männer und Frauen mit langjähriger Alkoholabhängigkeit. Die Folgen der Erkrankung sind oft der Verlust sozialer Kontakte und sozialer Kompetenz, erhebliche gesundheitliche Beeinträchtigungen, sowie der Verlust der Fähigkeit einer eigenverantwortlichen und selbstbestimmenden Lebensführung. Hilfen für ein Leben ohne Alkohol in der Gemeinschaft, unter Berücksichtigung der unterschiedlichsten Bedürfnisse, Ressourcen und Defizite zu geben, bilden die Grundlage unserer Arbeit. Die soziale Betreuung Folgende individuelle Betreuungsangebote sollen zur persönlichen Entwicklung beitragen: Bewegungs-, Beschäftigungs- und Ergotherapie Gedächtnistraining, Arbeitstherapie in Waschküche, Garten, und Holzwerkstatt; Spiele, kreatives Gestalten, Gymnastik und Spaziergänge werden als Maßnahmen verstanden, die der Förderung der Bewegungs-, Koordinations- und Belastungsfähigkeit sowie der Gedächtnisleistung dienen. Ergänzt wird das Angebot durch regelmäßig stattfindende Suchtgruppen, Einzel- und Gruppengespräche sowie tagesstrukturierende Maßnahmen.

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Einbeziehung in den Hausalltag Jeder Bewohner sollte, im Rahmen seiner Möglichkeiten, bereit zur Übernahme von Hausarbeiten sein. Unter diesem Aspekt bekommt das „Wohnen“ einen anderen Stellenwert. Die Bewohner haben nicht das Gefühl betreut und versorgt zu werden, sondern nehmen aktiv am Hausgeschehen teil. Im Hinblick auf Verselbständigung ist dies ein wichtiger Faktor. Teilnahme an Arbeitsgruppen Es bestehen zwei Arbeitsgruppen, die je nach Interesse und Neigung gewählt werden können: •

Gartenarbeit in einer Gartenanlage mit Teich-, Nutz- und Zierpflanzen. Instandhalten der Anlagen, Heranziehen von Gemüse und Salaten für den eigenen Konsum, Blumen- und Pflanzenzüchtung

• Holzverarbeitung in einer Werkstatt mit entsprechen- der Ausstattung und Werkzeugen. Projektarbeit: Fertigen von Vogelhäuschen, Schlüsselkasten, Mobiliar, Sperrholz Ein weiteres Angebot an einfacher Arbeitsmöglichkeit, ist die Tätigkeit in der hauseigenen Wäscherei. Freizeitangebote Ausflugsfahrten, Besichtigungen, Spaziergänge, Grillen in unserem Garten, Besuch von Veranstaltungen und vieles mehr. Durch Motivation soll Eigeninitiative zur Freizeitgestaltung geweckt und Eigenaktivität unterstützt werden. Sie erhalten Unterstützung bei • der Aktivierung der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit • der Stärkung des Selbstwertgefühls

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• dem Erhalt bzw. Förderung individueller Fertigkeiten und Fähigkeiten • Hilfen in Krisen Problem- und Konfliktsituationen • der Entwicklung einer emotionalen und sozialen Stabilität • der Verlängerung abstinenter Phasen bis hin zur völligen Abstinenz • der Förderung der Selbstständigkeit bis zur Verselbstständigung Aufnahmevoraussetzungen Chronische Abhängigkeitserkrankung (Alkoholismus) mit Mehrfachschädigung (geistiger, seelischer, körperlicher Behinderung). Zudem ist Voraussetzung Alkoholabstinenz und die Verpflichtung zur Teilnahme an den Therapie-/Arbeitsgruppenangeboten. Aufnahmeausschluss sind Pflegebedürftigkeit und illegaler Drogenkonsum. Verweildauer Die Verweildauer steht in Abhängigkeit zu der Konstitution der Bewohner und ist nicht befristet. Bei Eintritt von Pflegebedürftigkeit kann ohne Verlust sozialer Kontakte ein Platz im Seniorenbereich angeboten werden. Bei psychischer und physischer Stabilisierung sowie bei andauernder Abstinenz ist eine Verlegung in eine der Trainingswohnungen angezeigt. Nach weiterer Abstinenz und der Fähigkeit des selbständigen Wohnens ist eine Entlassung, z. B. in betreutes Wohnen, nicht ausgeschlossen. Hilfen zur Abstinenz Gruppen-, Einzelgespräche, Gebrauch von Alkoholtester, Suchtgruppen, Aufsicht beim und nach Einkauf, Beschränkung des Ausgangs/von Beurlaubungen,

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Einweisung zur Entgiftung/zum Milieuwechsel in eine Psychiatrische Klinik. Wohnheimleitung Thomas Koester Waldhof 53 34298 Helsa Tel: (05602) 93 82 30 Fax: (05602) 93 82 20 [email protected] www.wohnheim-im-seniorenzentrum-waldhof.de

Neue Veranstaltungsreihe im Betreuungsverein Werkstatt Kassel:

Psychische Auffälligkeiten

Psychisch auffällig bedeutet, dass ein Verhalten von einer statistischen Norm, also einem Durchschnitt-Verhalten abweicht. Jemand benimmt sich anders, redet anders als andere, drückt sich non-verbal anders aus. Wenn das keine körperlichen Gründe hat, dann wohl psychische. Psychisch auffällig kann allerdings auch die Abweichung von einer ideellen Verhaltensnorm sein. Also anders zu sein als Konvention und Moral uns vorgeben. Hier kann es sein, dass auch viele andere sich nicht korrekt verhalten, aber ihre Auffälligkeiten stärker verbergen. Psychisch auffällig muss also nicht psychisch gestört oder psychisch krank bedeuten: Es kann sich sogar um eine liebenswerte Marotte handeln, die eben nicht dem Mainstream folgt und zu einem identitätsbildenden Persönlichkeitsinventar gehört. Man sagt dann beispielweise, dass jemand wunderlich sei oder eben einen feurigen Charakterzug habe, ein Genie mit seinen Eigentümlichkeiten etc. Psychische Auffälligkeiten können auch sozialpsychologischen Charakter haben und eine bestimmte Bevölkerungsgruppe, Szene oder Kulturgruppe betreffen. Auch hier handelt es sich nicht grundsätzlich um eine Psycho14

pathologie, sondern um kulturelle Eigenarten, die aus europäischer Sicht Krankheitswert haben können, innerhalb des eigenen Kulturkreises aber nicht. Ein Beispiel wäre die bei uns bekannte psychogene Lähmung, die bei Aramäern oder Jesiden zum normalen Trauerverhalten zählt. Mit einer zunehmenden Diversifizierung der Gesellschaft unterscheiden sich auch die unterschiedlichen Szenen in ihrer jeweiligen Psychologie und Verhaltensweise. Psychische Auffälligkeiten gehören sicherlich zu den gängigen psychiatrischen Krankheitsbildern, wie z.B. Depressionen, Demenzen, ADHS, Angststörungen usw. Diese Auffälligkeiten werden allgemeinverständlich in Kurzreferaten vorgestellt und anschließend besprochen. Übrigens hat die Rechtliche Betreuung auch eigene, wichtige, psychologische Kriterien, wie beispielsweise die Alltagstauglichkeit, die Kommunikationsfähigkeit, die Fähigkeit einigermaßen verbindliche Absprachen zu treffen (oder abzulehnen). Termine (zumindest eher schon) einzuhalten. Oder auch rückzumelden, falls es Kritik an der rechtlichen Betreuung gibt. Ob es sich dann beispielsweise um ein paranoides Syndrom, eine soziale Phobie, ein schlechtes Gewissen, eine Verärgerung oder keine Lust auf Betreuung handelt, bleibt spekulativ, insbesondere wenn kein Kontakt möglich ist. Schließlich ist eines der wichtigen Ziele der rechtlichen Betreuung auch die Verselbstständigung, zumindest die Vermeidung von Entmündigung. Gerade dieser anspruchsvolle Bereich braucht Reflexion. Neben dem Verständnis der Auffälligkeiten und Krankheitsbildern geht es also auch um den betreuungspraktischen Umgang mit psychischer Andersartigkeit. Im Bereich der Rechtlichen Betreuung Tätige und Interessierte sind herzlich eingeladen. Die Veranstaltungen sind kostenfrei. Roland Goldack

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Veranstaltungskalender

Januar

Mittwoch, 11. Januar 2017, 20 Uhr

Filmforum Psyche: Mustang (Türkei 2015 Deniz Gamze Ergüven) In einem abgelegenen türkischen Dorf kämpfen drei junge Mädchen um ihre Anerkennung als selbständige Frauen und gegen Benachteiligungen durch den islamischen Klerus. Ein Film zum Verständnis des Geschlechterverhältnisses in marginal strukturierten Regionen Anatoliens. Werkstatt Kassel e.V., Friedrich-Ebert-Straße 175, Kassel

Mittwoch, 18. Januar 2017, 20 Uhr

Forum Betreuung Zwangloser Austausch für ehrenamtliche und berufliche Betreuer*innen Werkstatt Kassel e.V., Friedrich-Ebert-Straße 175, Kassel

Dienstag, 24. Januar 2017, 14 Uhr

Gesprächskreis für ehrenamtliche Betreuerinnen und Betreuer Schwerpunkt ist der Austausch von Fragestellungen in der Betreuungsarbeit Caritasverband Nordhessen-Kassel e.V. und Sozialdienst katholischer Frauen e.V. Die Freiheit 2, Kassel

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Donnerstag, 26. Januar 2017, 14 Uhr

Spaziergang zum Silbersee für ehrenamtliche Betreuer*innen und für die, die es werden möchten. Dieses Treffen dient dem Informationsaustausch. Wir bitten um Anmeldung bis 24. Januar bei: Betreuungsverein KompassO e.V. Friedrich-Ebert-Straße 52, Kassel, Telefon: (0561) 73 96 207

Februar Donnerstag, 9. Februar 2017, 17 bis 18.30 Uhr

Informationsveranstaltung Vorsorgevollmacht und Betreuungsverfügung Birte Steiner, Verein für Jugend- und Erwachsenenhilfe/Betreuungsverein e.V. Altstädter Gemeindehaus, Große Pfarrgasse 1a, Hofgeismar

Montag, 13. Februar 2017, 17 bis 18.30 Uhr

Informationsveranstaltung Vorsorgevollmacht und Betreuungsverfügung Meike Pfannkuch, Verein für Jugend- und Erwachsenenhilfe/Betreuungsverein e.V. Gemeindezentrum Wolfhagen, Hans-Staden-Str. 24 in Wolfhagen

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Mittwoch, 15. Februar 2017, 20 Uhr

Filmforum Psyche: 45 Years (GB 2014 Andrew Haigh) Das spannende Filmdrama handelt von Hochzeitvorbereitungen, die schlagfertig unterbrochen werden: die Leiche eines Ex-Lovers ist aus dem Gletschereis aufgetaucht (ähnlich Ötzi) und gibt Raum für erstaunliche psychosoziale Verkettungen. Werkstatt Kassel e.V., Friedrich-Ebert-Straße 175, Kassel

Donnerstag, 16. Februar 2017, 18 Uhr

Information für Bevollmächtigte Dies ist ein Angebot für Menschen, die mit einer Vollmacht ehrenamtlich für andere Personen tätig werden. Wir bitten um Anmeldung bis 14. Februar bei: Betreuungsverein KompassO e.V. Friedrich-Ebert-Straße 52, Kassel, Telefon: (0561) 73 96 207

Mittwoch, 22. Februar 2017, 20 Uhr

Veranstaltungsreihe in der Werkstatt: Psychisch auffällig Diesmal geht es um depressive Störungen. Lesen Sie hierzu die Ankündigung in diesem Heft. Werkstatt Kassel e.V., Friedrich-Ebert-Straße 175, Kassel

Donnerstag, 23. Februar 2017, 17 Uhr

Treffen für ehrenamtliche Betreuer*innen sowie Interessierte Gesprächsrunde Zoga Tominaj-Shehu, Vereinsbetreuerin Kulturzentrum Schlachthof e.V. Gottschalkstraße 61, Kassel

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März Mittwoch, 3. März 2017, 12 Uhr

Aufgabenkreis des Betreuers, Genehmigungsvorbehalte des Betreuungsgerichts Schulung für ehrenamtliche Betreuer*innen Anmeldung bei KompassO e.V., Friedrich-Ebert-Str. 52, Kassel Tel: (0561) 73 96 207

Mittwoch, 15. März 2017, 20 Uhr

Filmforum Psyche: The Tribe – Der Wert des Menschen (FR 2015 Stephan Brizé) Endlich ein Film, der die Würde des Menschen ohne Partialgruppeninteressen dramatisch thematisiert. Ein 51-Jähriger gerät wegen Armut in die Mühlen von Ämtern und zwielichtigen Arbeitgebern. Hier gibt es allerdings recht wenig zu lachen und auch von menschlicher Würde bleibt nicht so viel übrig. Sehr interessant für ehrenamtliche Betreuer*innen. Werkstatt Kassel e.V., Friedrich-Ebert-Straße 175, Kassel

Dienstag, 21. März 2017, 14 Uhr

Gesprächskreis für ehrenamtliche Betreuer*innen Schwerpunkt ist der Austausch von Fragestellungen in der Betreuungsarbeit Caritasverband Nordhessen-Kassel e. V. und Sozialdienst katholischer Frauen e. V. Die Freiheit 2, Kassel

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Mittwoch, 22. März 2017, 20 Uhr

Veranstaltungsreihe in der Werkstatt: Psychisch auffällig Diesmal geht es um psychotische Störungen. Lesen Sie hierzu die Ankündigung in diesem Heft. Werkstatt Kassel e.V., Friedrich-Ebert-Straße 175, Kassel

Donnerstag, 23. März 2017, 10 Uhr

Informationsstand vor einem Lebensmittelmarkt in Kassel Wir informieren über Betreuung, Vorsorgevollmachten, Betreuungs- und Patientenverfügungen. Gleichzeitig möchten wir ehrenamtliche Betreuer*innen werben. Standort vorab bei Betreuungsverein KompassO e.V. zu erfragen: Friedrich-Ebert-Straße 52, Kassel, Telefon: (0561) 73 96 207

Freitag, 24. März bis Samstag, 25. März 2017, 9 bis 18 Uhr

Kasseler Gesundheitstage - Die Gesundheitsmesse in Nordhessen Kongress Palais Kassel-Stadthalle Holger-Börner-Platz 1, 34119 Kassel

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April Mittwoch, 12. April 2017, 20 Uhr

Filmforum Psyche: Familienbande (IR 2015 Mark Noonan) Trotz andersartiger Beteuerungen von Politiker*innen sind familiäre Bande weiterhin am zerfallen. Dieser Film thematisiert soziale Erosion mit viel Verständnis und sogar Humor. Dabei geht es auch um die zunehmend erodierte Vaterrolle. Werkstatt Kassel e.V., Friedrich-Ebert-Straße 175, Kassel

Mittwoch, 19. April 2017, 20 Uhr

Forum Betreuung Zwangloser Austausch für ehrenamtliche und berufliche Betreuer*innen Werkstatt Kassel e. V., Friedrich-Ebert-Straße 175, Kassel

Donnerstag, 20. April 2017, 17 Uhr

Treffen für ehrenamtliche Betreuer*innen sowie Interessierte Gesprächsrunde Zoga Tominaj-Shehu, Vereinsbetreuerin Kulturzentrum Schlachthof e.V. Gottschalkstraße 61, Kassel

Donnerstag, 20. April 2017, 14 Uhr

Spaziergang zum Erlenloch für ehrenamtliche Betreuer*innen und für die, die es werden möchten. Dieses Treffen dient dem Informationsaustausch. Wir bitten um Anmeldung bis 18. April 2017 : Betreuungsverein KompassO e.V. Friedrich-Ebert-Straße 52, Kassel, Telefon: (0561) 73 96 207 21

Dienstag, 25. April 2017, 18.30 Uhr

Veranstaltungsreihe Gesundheit im Gespräch: Heuschnupfen und Asthma: Pollenzeit – Leidenszeit für viele! Gesundheitsamt Region Kassel, Hermann-Schafft-Saal Wilhelmshöher Allee 19 - 21, Kassel

Mai Donnerstag, 4. Mai 2017, 17 bis 18.30 Uhr

Stammtisch: Depressionen im Alter, Infos und anschließendes Gespräch mit Frau Leutiger-Vogel, Ärztin am Ev. Krankenhaus Gesundbrunnen in Hofgeismar Altstädter Gemeindehaus, Große Pfarrgasse 1a, Hofgeismar

Mittwoch, 10. Mai 2017, 20 Uhr

Filmforum Psyche: : A Bigger Splash (FR/GB/ IT 2015 Luca Guadagnino) Spezialauswahl! Auch die serielle Monogamie ist oft nicht wirklich funktionsfähig. Hier geht es um eine sehr aktuelle (2015!) Form von Fremdgehen, Eifersucht, Reparaturversuche. Ein schmerzloser filmischer Eindruck für diejenigen, die wissen wollen, was alles passiert, ohne es selber erleben zu müssen.

Werkstatt Kassel e.V., Friedrich-Ebert-Straße 175, Kassel

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Dienstag, 16. Mai 2017, 14 Uhr

Gesprächskreis für ehrenamtliche Betreuer*innen Schwerpunkt ist der Austausch von Fragestellungen in der Betreuungsarbeit Caritasverband Nordhessen-Kassel e. V. und Sozialdienst katholischer Frauen e. V. Die Freiheit 2, Kassel

Mittwoch, 17. Mai 2017, 20 Uhr

Veranstaltungsreihe in der Werkstatt: Psychisch auffällig Diesmal aktuell: Angst-und Angststörungen Werkstatt Kassel e. V., Friedrich-Ebert-Straße 175, Kassel

Donnerstag, 18. Mai 2017, 18 Uhr

Information für Bevollmächtigte Dies ist ein Angebot für Menschen, die mit einer Vollmacht ehrenamtlich für andere Personen tätig werden. Wir bitten um Anmeldung bis 16. Mai 2017 bei: Betreuungsverein KompassO e.V. Friedrich-Ebert-Straße 52, Kassel, Telefon: (0561) 73 96 207

Dienstag, 30. Mai 2017, 18.30 Uhr

Veranstaltungsreihe Gesundheit im Gespräch: Schlaganfall: Alarmsignale erkennen und handeln! Gesundheitsamt Region Kassel, Hermann-Schafft-Saal Wilhelmshöher Allee 19 - 21, Kassel

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Juni Freitag, 2. Juni 2017, 12 Uhr

Wichtige Ansprüche aus den Sozialgesetzbüchern SGB II, IX und XII sowie Umsetzung in die Betreuungspraxis Schulung für ehrenamtliche Betreuer*innen Anmeldung bei KompassO e.V., Friedrich-Ebert-Str. 52, Kassel Tel: (0561) 73 96 207

Mittwoch, 14. Juni 2017, 20 Uhr

Filmforum Psyche: : Dämonen und Wunder (FR 2015 Jacques Audiar) Eine erstaunliche, wie auch psychosozial informative Studie, in der es hauptsächlich um die brisante Melange in minderprivilegierten Flüchtlings-und Migrantenquartieren geht. Hier sind es auch vertriebene Tamilen, die in der Fremde mit vielen Problemen eine neue Heimat suchen. Werkstatt Kassel e.V., Friedrich-Ebert-Straße 175, Kassel

Mittwoch, 21. Juni 2017, 20 Uhr

Forum Betreuung Zwangloser Austausch für ehrenamtliche und berufliche Betreuer*innen Werkstatt Kassel e. V., Friedrich-Ebert-Straße 175, Kassel

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Donnerstag, 22. Juni 2017, 10 Uhr

Informationsstand vor einem Lebensmittelmarkt in Kassel. Wir informieren über Betreuung, Vorsorgevollmachten, Betreuungs- und Patientenverfügungen. Gleichzeitig möchten wir ehrenamtliche Betreuer*innen werben. Standort vorab bei Betreuungsverein KompassO e.V. zu erfragen: Friedrich-Ebert-Straße 52, Kassel, Telefon: (0561)73 96 207

Donnerstag, 22. Juni 2017, 17 Uhr

Treffen für ehrenamtliche Betreuer*innen sowie Interessierte Gesprächsrunde Zoga Tominaj-Shehu, Vereinsbetreuerin Kulturzentrum Schlachthof e.V. Gottschalkstraße 61, Kassel

Dienstag, 27. Juni 2017, 18.30 Uhr

Veranstaltungsreihe Gesundheit im Gespräch: Der Stomapatient – ein Patient mit Notausgang: Warum künstliche Ausgänge viel von ihrem Schrecken verloren haben! Gesundheitsamt Region Kassel, Hermann-Schafft-Saal Wilhelmshöher Allee 19 - 21, Kassel

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Weitere Termine Fortbildungen der Betreuungsbehörde des Landkreises Kassel

Die Betreuungsbehörde des Landkreises Kassel bietet in Zusammenarbeit mit der Betreuungsbehörde der Stadt Kassel verschiedene Fortbildungsveranstaltungen für Berufsbetreuer*innen an. Wer in den Einladungsverteiler aufgenommen werden möchte, kann sich über die folgenden Mailadressen registrieren lassen: [email protected] oder [email protected]

„Wir möchten, dass Sie dabei sind!“ Schulung für ehrenamtliche Betreuer*innen und Interessierte nach dem „Hessischen Curriculum“

Ab dem 11. Januar 2017 findet jeweils mittwochs um 17.30 Uhr im Kulturzentrum Schlachthof e.V. eine kostenfreie Schulung für ehrenamtliche Betreuer*innen statt. In der Veranstaltung werden Themen nach dem Hessischen Curriculum behandelt. Referent*innen vermitteln Fachwissen und Praxiserfahrungen aus dem deutschen Rechts-, Sozial- und Gesundheitssystem. Das Angebot richtet sich neben ehrenamtlichen Betreuer*innen auch an die, die es noch werden wollen oder am Themenkreis interessiert sind. Die Schulung ist kostenfrei und umfasst 10 Termine. Schulungsbeginn: 11. Januar 2017, 17.30 Uhr Kontakt: Zoga Tominaj-Shehu Betreuungsverein Kulturzentrum Schlachthof e.V. Gottschalkstraße 61, 34127 Kassel Tel.: (0561) 86190-050 E-Mail: [email protected] 26

Wohnungsbrand - schnelle Hilfe in der Not Es war ein ganz normaler Arbeitstag, wie jeder andere im Betreuungsverein, bis Frau Erdmute Müller-Stengelboom (Name von der Redaktion geändert) mit ihrer Tochter unerwartet im Betreuungsverein erschien. Sie ist unter anderem lese- und schreibbehindert, bezieht Grundsicherung und wohnt in einem Mehrfamilienhaus zur Miete. Frau Müller-Stengelboom erzählte sehr aufgewühlt, dass es am Tag zuvor in der Wohnung unter ihrer eigenen brannte. Das gesamte Haus musste evakuiert werden und die Bewohner wurden mit Verdacht auf Rauchvergiftung im Krankenhaus versorgt. Frau Müller-Stengelboom und ein weiterer Mieter wurden in einem Klinikum in Wiesbaden versorgt, da in den Krankenhäusern in Kassel keine Kapazitäten mehr frei waren. Beide wurden nach medizinischer Versorgung ohne Entlassungspapiere oder Transportschein mitten in der Nacht wieder entlassen und mussten sehen, wie sie wieder nach Kassel kamen. Ihr Leidensgenosse führte etwas Geld bei sich und so nahmen sie sich ein Taxi. Den Rest der Nacht verbrachte sie in der beengten Wohnung ihrer Tochter. Da stand sie nun. Alles, was sie noch besaß, trug sie am Leib. Obdachlos, keine finanziellen Mittel und Reserven, keine Freunde und vollkommen überfordert mit dem, was noch von ihrem Leben übrig blieb, fühlte sie sich absolut hoffnungs- und perspektivlos. Sie wusste nicht einmal, wie sie ihren Anteil an den Taxikosten zahlen sollte. Die Gesamtsituation war auch für die rechtliche Betreuerin von Frau Müller-Stengelboom eine enorme Herausforderung, da der Rahmen eines ganzen menschlichen Lebens plötzlich und unerwartet zerstört und schnell neu organisiert werden musste. Zudem befand sich

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Frau Müller-Stengelboom psychisch in keinem guten Zustand und musste aufgefangen werden. Der erste organisatorische Schritt der Betreuerin war ein Telefongespräch mit einem Mitarbeiter der Zentralen Fachstelle für Wohnen der Stadt Kassel, die für die Vermittlung von Notunterkünften, wie in diesem Fall, zuständig ist. Manchmal geschehen trotz allem kleine Wunder, denn diese konnte schon für den nächsten Tag ein möbliertes Zimmer mit Gemeinschaftsküche und Gemeinschaftsdusche als Notunterkunft vermitteln. Die Betreuerin informierte das Job-Center und stellte einen Antrag für Kleidergeld und Wohnungseinrichtung. Zusätzlich konnte Frau Müller-Stengelboom notdürftig aus dem Fundus des Betreuungsvereins mit Oberbekleidung zum Wechseln versorgt werden. Die Betreuerin setzte sich mit dem Taxiunternehmen telefonisch in Verbindung und bat um die Ausstellung und Übermittlung einer Rechnung. Anschließend telefonierte sie mit der Klinik in Wiesbaden, schilderte den Sachverhalt und bat um die Zusendung der Entlassungspapiere. Letztlich sprach sie auch noch mit der Krankenkasse von Frau Müller-Stengelboom, die den Sachverhalt bezüglich der Kostenübernahme für die Taxifahrt nach Eingang der notwendigen Unterlagen prüfen wollte. Die Klinik in Wiesbaden faxte nach einigem Widerstand die Entlassungspapiere, die der Krankenkasse mit der Taxirechnung weitergeleitet werden konnten. Am folgenden Tag besichtigte die Betreuerin mit Frau Müller-Stengelboom die verräucherte Wohnung. Außer der Waschmaschine waren keine verwertbaren Einrichtungsgegenstände, Wäsche oder Kleidung mehr zu gebrauchen. Ebenso gingen persönliche Dinge und Erinnerungsstücke verloren. Für Frau Müller-Stengelboom war dies erneut ein schwerer Schock, sie war sehr verzweifelt und sah kein Licht am Ende des Horizonts. Organisatorisch mussten unter anderem die Mietzahlung

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für die Wohnung, wie auch die Zahlung an den Energieversorger von der Betreuerin sofort gestoppt und die Zähler abgelesen werden. Auch die Räumung der Wohnung und die Finanzierung dafür mussten von ihr geklärt werden. Während der ersten Zeit äußerte Frau Müller-Stengelboom trotz klitzekleiner Lichtblicke immer wieder, dass ihr Leben nach all dem keinen Sinn mehr macht. Diese Äußerungen erforderten bei aller Organisation ihres Lebens „danach“ besondere Aufmerksamkeit. Nach wenigen Tagen erzählte sie, dass sie sich aus ihrem Zimmer in ihrer Notunterkunft ausgesperrt hatte. Ein Nachbar von Frau Müller-Stengelboom rief einen „Tag & Nacht Schlüsseldienst“ an, der auch kam, und gegen eine sofortige Entlohnung in Höhe von 360 € die Tür öffnete, ohne Rechnung versteht sich. Ein Anruf der Betreuerin bei dem Schlüsseldienst, mit der Bitte um Ausstellung einer Rechnung verlief auch für die Betreuerin frustrierend. Der Schlüsseldienst äußerte, dass sie dort zu angegebenem Zeitpunkt angeblich keinen Einsatz hatten und daher auch keine Rechnung ausstellen würden. Der Schlüsseldienst zeigte sich von dem Einwand, dass ein Nachbar bezeugen könnte, dass er beim Schlüsseldienst anrief und beim Einsatz des Mitarbeiters anwesend war, vollkommen unbeeindruckt. Das bereits ausgezahlte Geld, was Frau Müller-Stengelboom für den Einkauf von Unterwäsche, Handtüchern usw. in ihrer Unterkunft aufbewahrte, war damit verloren. Die Aussicht auf Schadensregulierung durch die Versicherung des Brandverursachers verlief ernüchternd. Der Mieter der Wohnung, in der der Brand wütete, war weder vermögend, noch versichert. Nach Angaben des Vermieters, der sich stets offen und ehrlich zeigte, könnte sich die Schadensregulierung zu einem längeren Versi-

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cherungsstreit entwickeln. Wann die Wohnung wieder bewohnbar sein würde, sei nicht absehbar, da auch die Finanzierung für die umfangreichen Renovierungsarbeiten des Gebäudes davon abhängig sei. Die Bewilligung für das Kleidergeld durch das Job-Center erfolgte aber sehr schnell. Auch die Bewerbung für eine neue Wohnung bei den Genossenschaften in Kassel verlief erfolgreich. Frau Müller-Stengelboom konnte, trotz Wohnungsknappheit für „bezahlbaren Mietwohnraum“ insbesondere für Grundsicherungsempfänger, eine kleine Wohnung in dem Quartier vermittelt werden, in dem sie gerne wohnt. Die Bewilligung finanzieller Mittel durch das Job-Center für eine Wohnungseinrichtung ging auch sehr zügig, so dass die Lieferung der notwendigen Möbel direkt an die neue Anschrift erfolgen konnte. Nach ca. 3 Monaten konnte Frau Müller-Stengelboom in ihrer neuen Wohnung einziehen. Sie hat sich dort mittlerweile gut eingelebt und wirkt zufrieden. Bemerkenswert, was eine rechtliche Betreuerin in kooperativer Zusammenarbeit mit der zentralen Fachstelle für Wohnen, des Jobcenters und einer sozialen Wohnungsbaugenossenschaft leisten kann. Heidemarie Siebert Betreuungsverein Kulturzentrum Schlachthof e.V.

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Information zu Vorsorgevollmachten und Betreuungsverfügungen:

Betreuungsverein Kulturzentrum Schlachthof e.V. Betreuungsverein Hofgeismar e.V. Caritasverband Nordhessen-Kassel e.V. Sozialdienst katholischer Frauen e.V. Werkstatt Kassel e.V.

Information zu Patientenverfügungen:

Hospizverein Kassel e.V. Geschäfts- und Beratungsstelle Die Freiheit 2, 34117 Kassel Kerstin Ebert, Tel. 0561/7004-162 Kasseler Hospital Verein für Palliativ- und Hospizarbeit e.V. Bergmannstr. 32 (Büro), 34121 Kassel Gudrun Becker, Tel. 0561/6025848

Die Betreuungsbehörde der Stadt Kassel bzw. die Betreuungsbehörde des Landkreises Kassel bieten ebenfalls Einzelberatungen zu diesen Themen und Referenten für Gruppenveranstaltungen an.

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Kontakte

Amtsgericht Kassel / Betreuungsabteilung Frankfurter Straße 9, 34117 Kassel Telefon 0561 9120

Caritasverband Nordhessen-Kassel e.V. Die Freiheit 2, 34117 Kassel Telefon 0561 7004 211 [email protected]

Betreuungsverein Kulturzentrum Schlachthof e.V. Gottschalkstraße 61, 34127 Kassel Telefon 0561 8619 0050 [email protected] www.schlachthof-kassel.de

Sozialdienst katholischer Frauen e.V. Die Freiheit 2, 34117 Kassel Telefon 0561 7004 236 info@[email protected]

Werkstatt Kassel e.V. Friedrich-Ebert-Straße 175, 34119 Kassel Telefon 0561 7775 09 [email protected] www.werkstatt-kassel.de

KompassO e.V. Friedrich-Ebert-Straße 36, 34117 Kassel Telefon 0561 739 6207 [email protected] www.kompasso.de

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Kontakte

Stadt Kassel / Betreuungsbehörde Rathaus, 34117 Kassel Telefon 0561 787 5010 [email protected] [email protected]

Landkreis Kassel / Betreuungsbehörde Südflügel Kulturbahnhof, 34117 Kassel Telefon 0561 1003-1365 / -1355 / -1489 [email protected]

Betreuungsverein e.V. Altstädter Kirchplatz 11, 34369 Hofgeismar Telefon 05671 5070-364 /-365 /-366 [email protected]

Diakonisches Werk Kassel Hermannstr. 6, 34117 Kassel Telefon 0561 71288 17 [email protected] www.dw-hog-woh.de

Menschen mit Sehbehinderung können das Betreuungsjournal per Mail als pdf-Datei bei den Betreuungsbehoerden anfordern.

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Wir helfen Ihnen helfen...

... und freuen uns auf eine Begegnung mit Ihnen Foto von links: Sabine Degenhardt, Klaus Adler, Andrea Schnorbusch, Walter Steneberg, Sonja Noetzold, Jutta Witzsche (Sascha Harland fehlt)

KompassO e.V., Betreuungsverein, Friedrich-Ebert-Str. 52, 34117 Kassel

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Impressum

Dezember 2016

Herausgeber:

Stadt Kassel, Sozialamt

Fotos Copyright:

Betreuungsverein Kulturzentrum Schlachthof e.V.

Layout und Satz:

Kerstin Schubert, Presse-und Öffentlichkeitsarbeit

Druck:

Hausdruckerei Stadt Kassel