Bankplanung – aktuelle Anforderungen erfolgreich umsetzen Aufsichtsrechtliche Rahmenbedingungen von Alexander Kregiel und Dr. Konrad Wimmer
Die Rahmenbedingungen stehen fest: Für das aktuelle Jahr hat
wobei entsprechende strategische Pläne und Planungsrechnun-
die Bankenaufsicht die folgenden vier Schwerpunkte gesetzt:1
gen vorzulegen sind. Außerdem wird der Risikogehalt der Strategie untersucht (EBA GL Ziffer 76 f.).
>>
Geschäftsmodelle und Ertragstreiber,
>>
Kreditrisiko,
Die Aufsicht prüft künftig das aktuelle Geschäftsmodell sowohl
>>
Angemessenheit der Eigenkapitalausstattung,
quantitativ (zum Beispiel Ertragsquellen, Ertragskonzentratio-
>>
Risikomanagement und Datenqualität.
nen) als auch qualitativ (zum Beispiel externe und interne Abhängigkeiten, Wettbewerbsstärke). Damit sollen Anfälligkeiten
Eine besondere Bedeutung kommt in diesem Zusammenhang der
des Geschäftsmodells aufgedeckt werden. Ausschlaggebend
SREP-Geschäftsmodellanalyse zu. Zwar wurde diese Thematik
sind die Analyse der zukunftsgerichteten Strategie samt strate-
in der deutschen Bankenaufsicht bereits analysiert und beur-
gischer Erfolgsfaktoren und die damit verbundenen Planungs-
teilt, aber künftig wird ihr – da nun explizit die Tragfähigkeit
rechnungen (EBA GL Ziffer 77). Das heißt für Institute, dass sie
des Geschäftsmodells (Planungshorizont 12 Monate) und dessen
dringend ihre Planungskompetenz verbessern müssen, zumal
Nachhaltigkeit (Planungshorizont 36 Monate) von der Aufsicht
die Aufsicht explizit die Stabilität der künftigen Erträge wür-
bewertet werden – ein sehr viel stärkeres Gewicht zukommen.
digen wird.3
2
Für die Beurteilung der Tragfähigkeit des Geschäftsmodells werden hierbei unterschiedliche Kennziffern (zum Beispiel returnon-equity, cost-of-equity, RORAC), die Fundingstruktur und der Risikoappetit herangezogen. Die Nachhaltigkeit muss mit Blick auf das Erzielen ausreichender Erträge in den (mindestens) nächsten drei Jahren geprüft werden,
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NEWS 02/2016
1 Deutsche Bundesbank: Die Aufsicht über die weniger bedeutenden Institute im einheitlichen europäischen Aufsichtsmechanismus, Monatsbericht Januar 2016, S 63. 2 Vgl. Blady/Jasic: SREP-Geschäftsmodellanalyse – ein völlig neues Thema, NEWS 03/2015; Wimmer: SREP-Guidelines der EBA: Grundlage für das deutsche Aufsichtsrecht, NEWS 02/2015. 3 EBA GL S.38: „The institution generates strong and stable returns with an acceptable risk appetite and funding structure.“
Unternehmenssteuerung
t
Key Performance Indicators Funktionen Entscheidungsfunktion
Kontrollfunktion
Koordinationsfunktion
>S oll-Ist-Vergleich
>A uf die Zukunft gerichtet > (Noch) beeinflussbar
>G emeinsam übergeordnete
Ziele verfolgen
Motivationsfunktion >S oll-Ist-KPI drücken Zielerrei-
chung im Anreizsystem >M it KPI verbundene Ziele sind
messbar (und beeinflussbar)
Sichtweisen Periodenorientierte Sicht > Steuerungsanspruch (indirekt) > Abbildungsanspruch > Erklärungsanspruch
Aufsichtsrechtliche Sicht > Einhaltung regulatorischer Vorschriften > ggf. Steuerungsanspruch (indirekt)
LCR, NSFR
Wertorientierte Sicht >D irekter Steuerungsanspruch >V errechnungspreissystem;
Transferpreissystem
Abbildung 1: Funktionen und Sichtweisen von KPI
Ökonomische Notwendigkeiten
KPI-Planung
Auch in ökonomischer Hinsicht ist das Thema Bankplanung be-
Key Performance Indicators (KPI – Leistungskennzahlen) sind
ziehungsweise die damit geforderte Planungskompetenz von her-
Kennzahlen, mit denen der Erfüllungsgrad wichtiger strategi-
ausragender Bedeutung:
scher und operativer Zielsetzungen gemessen werden kann.
Für die in den MaRisk geforderte Kapitalplanung wird nicht nur
Dabei unterscheidet man zwischen absoluten und relativen Kenn-
die RWA-Planung (risk weighted assets), sondern auch die Ge-
zahlen. Absolute Kennzahlen betreffen in erster Linie Erfolgsgrö-
winnthesaurierung beziehungsweise die Eigenkapitalbeschaf-
ßen (wie Deckungsbeitrag, Margenbarwert, Betriebsergebnis)
fung von außen benötigt. Die geplante Gewinnthesaurierung
oder Kostengrößen (wie Personalkosten, Sachkosten). Relative
wiederum ist stark abhängig von der Geschäftsfeldplanung und
Kennzahlen bilden die Relation (mindestens) zweier betriebs-
der damit einhergehenden Vertriebsplanung. Dabei stellen die
wirtschaftlicher Werte ab (zum Beispiel Eigenkapitalrentabilität,
aufsichtsrechtlichen Anforderungen eine strikte Nebenbedin-
Marge %, ROI, EVA %, Cost-Income-Ratio, RORAC).
gung für die ökonomische Planung dar. Beispiel LCR: Für einen Planungshorizont von einem Jahr ist es notwendig, eine LCR-
Bankplanung praktisch umsetzen
Vorschaurechnung aufzubauen. Schließlich müssen die internen 4
Steuerungsergebnisse, zumal wenn sie wertorientiert vorliegen,
In der Bankpraxis besteht das Ziel der KPI-Planung darin, eine
plausibel ins GuV-Ergebnis überführt werden (Erfolgsspaltung).
ganzheitliche, kennzahlenorientierte, integrierte Vertriebs- und Gesamtbankplanung einzurichten und umzusetzen. Dies bedingt die Unterstützung bei der Umsetzung der Anforderungen an ei-
4 European Banking Authority: Leitlinien der EBA für harmonisierte Definitionen und Vorlagen für Finanzierungspläne von Kreditinstituten nach ESRB/2012/2, Empfehlung Absatz 4, Juni 2014.
nen ganzheitlichen Planungsprozess und insbesondere die Vernetzung von Vertriebs-/Geschäftsfeld- und Gesamtbankplanung (vgl. Abbildung 2) hin zu einer einheitlichen Bankplanung. NEWS 02/2016
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u
Unternehmenssteuerung
Mehrjährigkeit
Eckwertplanung Planung interne Steuerungsfelder z. B. Treasury
Geschäfts-/Risikostrategie, Vertriebsstrategie
Planung Geschäftsfeld Kunde Strategische Planung Geschäftsfeld Kunde > > > > > > > >
S ollmargenkonzept K undensegmentierung P otenzialkunden P roduktgestaltung V ertriebskanäle P reisgestaltung W ettbewerbsstrategie N achhaltigkeit
Verzahnung mit der Planung aufsichtsrechtlicher Kennzahlen
Kapitalplanungsprozess
LCR-/NSFR-Planung, Planung Leverage-Ratio
Abstimmung mit Vertriebs- und Gesamtbankplanung
Operative Planung Geschäftsfeld Kunde >T op-down-, Bottom-up-
Gegenstromverfahren > Planziele für Planperiode > Volumen, Stückzahlen > Margen (€, %) > Margenbarwerte > Duration > Vertriebswege
>V ertriebsplanung > GuV-Planung > Aufspaltung Konditions-
z. B. Performance, Fristentransformationsbeitrag
und Strukturbeitrag sowie Beitrag aus der Liquiditätsfristentransformation
CIR Geschäftsfeld Kunde
CIR Gesamtbank
RTF-Planung
Kostenplanung
Aufsichtsrechtliche Rahmenbedingungen*
Risikoplanung (VaR, CondVaR)
Ökonomische Rahmenbedingungen
Abbildung 2: Anforderungen an einen ganzheitlichen Planungsprozess
KPI-Planung im Rahmen der Bankplanung bedeutet damit die
>>
kennzahlenorientierte Unterstützung bei der Gewinnung not-
Die Planung muss aus Sicht der Steuerung und des Vertriebs erfolgen, das heißt simultane Planung der Ertragsund der Risikokomponenten.
wendiger Plangrößen. >>
Auflösung der aktuell in den Instituten meist noch fehlen-
Die skizzierte Bankplanung muss zahlreiche Herausforderungen
den Vernetzung zu anderen Systemen (beispielsweise Risi-
meistern, wie einige Beispiele zeigen:
kotragfähigkeit, Zinsschock). >>
>>
sen und schnelle Simulationsrechnungen ermöglicht (Ver-
Unsicherheiten behaftet; so können prozentuale Margen
meidung der bislang meist aufwendigen und langwierigen
der Vergangenheit nicht ohne Weiteres in die Planung
Berechnungszeiten) sowie eine enge Anbindung an den
übernommen werden (vgl. systembedingte Margenver-
Entscheidungsprozess.
engung auf der Passivseite durch die Niedrigzinspolitik
>>
der EZB). >>
Aufbau einer effizienten Planung, die auch Ad-hoc-Analy-
Die Ermittlung der Planmargen und Planvolumina ist mit
lungen und Anforderungen der Aufsicht zeitnah reagieren zu können.
Es müssen, wie in Abbildung 2 dargestellt, verschiedene Planungsebenen (beispielsweise Kundengeschäftsfeld) berücksichtigt werden.
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NEWS 02/2016
Die Planungslösung muss flexibel sein, um auf die Entwick-
>>
Die Bankplanung muss in die Geschäfts-/Risiko- und Vertriebsstrategie integriert werden.
Unternehmenssteuerung
t
Demzufolge verfolgt die msgGillardon-Lösung zur Bankplanung
Das Bankplanungstool integriert die wesentlichen Arbeitsschritte
vier wesentliche Ziele, die es umzusetzen gilt:
wie Eckwertplanung, Planparameter, Top-Down-/Buttom-Up-Planung, Ableitung von Vertriebszielen und Reporting zentral in einer
>>
Unterstützung bei der Umsetzung der Anforderungen an einen
Lösung. Innovative Mehrwerte bieten dabei die Funktionen der
ganzheitlichen Planungsprozess (Mehrjährigkeit; Integration
Ad-hoc-Auswertung inklusive Schieberegler (vgl. Abbildung 4)
der Eckwertplanung und der Geschäftsfeldplanung; Durchgän-
sowie das Steuerungscockpit, das übersichtlich die zentralen
gigkeit und Dokumentationssicherheit; Berücksichtigung auf-
Größen und deren Abhängigkeiten vom Geschäftsfeld bis zum
sichtsrechtlicher und ökonomischer Rahmenbedingungen),
Eckwert aufzeigt.
>>
Vernetzung von Vertriebs- und Gesamtbankplanung,
>>
kennzahlenorientierte Unterstützung bei der Findung not-
Um die Vernetzung praktikabel umzusetzen und Abhängigkei-
wendiger Plangrößen,
ten aufzuzeigen, basiert die Planungslösung auf einem Werttrei-
Unterstützung bei Ad-hoc-Simulationen im Rahmen der
berbaum, der die logische Verknüpfung zwischen den zentralen
Zielgrößendefinition.
KPIs beinhaltet (vgl. Abbildung 5).
>>
Die Planungsergebnisse stellen sich dementsprechend wie bei-
Der integrierte Werttreiberbaum dient in diesem Zusammenhang
spielhaft in Abbildung 3 gezeigt dar.
als hilfreiches Instrument, um Verständnis innerhalb der Ge-
> > > >
ernkapitalquote K Gesamtkapitalquote Leverage-Ratio ...
> BaFin-Prüfkriterium > Risiken vs. Risikodeckungsmasse > ...
Kapital
Ertrag
RTF
Liquidität
> > > >
onditionenbeitrag K Strukturbeitrag Cost-Income-Ratio ...
> > > >
L CR NSFR Refinanzierungsstruktur ...
Abbildung 3: Ergebnisse einer kennzahlenorientierten, integrierten Vertriebs- und Gesamtbankplanung
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Unternehmenssteuerung
Steuerungscockpit
Eckwertplanung
>A uswahl zentraler Kennzahlen >V orgabe Zielwerte/ Zielbereich >V isualisierung durch „Ampelsystematik“
Steuerungscockpit
Planparameter
>P lanung Kundengeschäft > Hinterlegung DB-Schema > Planung Eigengeschäft > RWA-Planung
Steuerungscockpit
=
Top-Down/ Buttom-Up
> F lexible zeitliche Rasterung > F lexible Auswahl Planhierarchie und Planebenen >U nterstützung dezentraler Planung
Ad-hocAuswertung/ Schieberegler
>D ynamische Ermittlung relevanter Kennzahlen: > GuV-orientiert > Aufsichtsrechtlich > Ökonomisch
Ableitung Vertriebsziele
Unterstützung bei der Findung von Zielwerten durch Verteilung von Planannahmen und Ergebnisgrößen
Reporting
> Ergebnisdarstellung > Erfolgsspannenrechnung > GF-Planung >R isikotragfähigkeit > Kapitalplanung >S oll-Ist-Abgleich der Eckwertplanung
Übersicht zentraler Größen und deren Abhängigkeiten vom Geschäftsfeld bis zum Eckwert (→ Werttreiberbaum)
Abbildung 4: Bankplanungsprozess
schäftsfelder bezüglich ihrer Wertbeitragspotenziale zu schaffen.
felder müssen insoweit bestimmte Planergebnisse erwirtschaften,
So wird der Einfluss von Werttreibern auf Planungsgrößen und
wobei im Rahmen des Sollmargenkonzepts auf die Durchsetzbar-
Kennzahlen transparent. Dies erzeugt eine hohe Identität und Va-
keit der Sollmargen im Vertrieb geachtet werden muss.
lidität der Planung und bildet die Voraussetzung für eine schnelle Bereitstellung von nachvollziehbaren Szenarien.
Operative Plangrößen im Kundengeschäft sind typischerweise Stückzahlen, Volumen, Aktivitäten, Margen (€, %), Margenbarwerte
Unterstützt wird der Werttreiberbaum durch die Systematik des
und die Duration. Diese werden in der Regel durch die Vertriebsver-
Schiebereglers. Dieser ermöglicht Ad-hoc-Auswertungen durch
antwortlichen im Rahmen der Vertriebsplanung erarbeitet. Dabei
intuitive Bedienung und ohne spezielle Einweisung ins Tool. Insbe-
empfiehlt es sich, mit sogenannten Mustergeschäften5 zu planen.
sondere richtet sich dies an die Ebene der Vorstände, Bereichs- oder
Hierbei werden für die zentralen Produktarten (zum Beispiel „Bau-
Abteilungsleiter mit dem Ziel, den Prozess der Entscheidung (wie
finanzierung privat“, „Konsumentenkredit“) bezogen auf die jewei-
Neuorganisation der Geschäftsfelder, Umstrukturierungen etc.) zu
ligen Kundensegmente durchschnittliche Plangeschäfte kalkuliert.
beschleunigen und zu bestärken. Alternativ können hierüber auch
Diese werden anschließend über entsprechende Volumenannah-
erste Szenario-Analysen (zum Beispiel Risikofall) abgebildet werden.
men auf die Planungsobjekte (Kundengeschäftsfelder, Vertriebseinheiten) übertragen. Ziel ist es, wert- und periodenorientierte
Geschäftsfeldrechnung – Brücke zur Bankplanung
Planungsergebnisse (zum Beispiel Deckungsbeitrag) zu ermitteln.
Als ein wesentlicher Bestandteil der Planung ist die Geschäfts-
In einem interaktiven Verfahren werden schließlich die globalen
feldplanung hervorzuheben. Sie bildet das Bindeglied zwischen
Vorgaben der Geschäftsfelder auf die Vertriebseinheiten herunter-
der Gesamtbankplanung und der operativen Vertriebssteuerung. Nur durch einen durchgehenden Planungsprozess können die Ziele der Mehrjahresplanung auf die operativen Vorgaben für die Markteinheiten heruntergebrochen werden. Die Kundengeschäfts-
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5 Vgl. Wimmer et al., Bestandteile der wertorientierten Vertriebssteuerung, in: Wimmer, K.: Wertorientierte Vertriebssteuerung, Heidelberg 2010, S. 96 f.
Unternehmenssteuerung
t
Abbildung 5: Werttreiberbaum
gebrochen und mit der Vertriebssicht verprobt. Anschließend können konkrete Beraterziele (wie Volumina, Stückzahlen,
Autoren
Aktivitäten) abgeleitet werden. Alexander Kregiel
Nutzen einer integrativen Bankplanung
Lead Business Consultant,
Mit der vorgestellten Bankplanung sind mehrere Vorteile verbun-
> +49 (0) 151 / 12155409
den, die sich wie folgt zusammenfassen lassen: Zum einen gelingt die
>
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Business Consulting
Integration von betriebswirtschaftlichen und aufsichtsrechtlichen Kennzahlen. Der Werttreiberbaum basiert auf der zentralen Eckwertplanung und führt diese mit der Geschäftsfeldplanung, der Vertriebs-
Prof. Dr. Konrad Wimmer
und der Gesamtbankplanung zusammen. Außerdem ermöglicht die
Executive Partner,
Lösung erweiterte Planungsrechnungen im Controlling durch fle-
Business Consulting
xibel definierbare Hierarchieebenen und sofortigen Planergebnis-
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ausweis. Damit verbunden entfallen künftig die sehr aufwendigen
>
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Zwischensimulationen. Die oben skizzierte „Schiebereglermethodik“ ermöglicht durch eine intuitive Bedienung Ad-hoc-Auswertungen. Insgesamt bietet die Lösung zur Bankplanung damit die Grundlage für strategische und operative Entscheidungen, trägt umfassend den ökonomischen und kommenden aufsichtsrechtlichen Anforderungen Rechnung und unterstützt sie überdies bei der zukünftigen Ausgestaltung ihres Planungsprozesses. NEWS 02/2016
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