von der aufbauzeit nach dem krieg bis heute

Von der Aufbauzeit nach dem Krieg bis heute

Als Todesfelde zwei Mal eine neue Sporthalle bekam

Was im Rückblick wie eine Erfolgsgeschichte aussieht, war 1949 keineswegs absehbar. Das Grundgesetz hatte die Bundesrepublik Deutschland aus der Taufe gehoben, mit seiner Verkündung am 23. Mai 1949 war die westdeutsche Republik gegründet. Hauptstadt war zunächst Bonn. Der Wiederaufbau in Wirtschaft und Gesellschaft kam dank des »Wirtschaftswunders« und kräftig sprudelnder Steuereinnahmen zügig voran. Das Bedürfnis, das Leben zu genießen, war groß. Dies lässt sich in Todesfelde durch Beispiele belegen: Die Gaststätte Sicora war als »Hula-Bar« weit über die Gemeindegrenzen hinaus bekannt. Hier trafen sich die jungen Leute, um miteinander zu tanzen und zu feiern. Der Gasthof Lange wurde gelegentlich zum Kino, in Jahnkes Gasthaus trafen sich die Leute, um zu kegeln. Gerne denken viele Todesfelder an diese Zeit zurück. In den 1960er Jahren begann aber auch die Zeit des Strukturwandels, vor allem in der Landwirtschaft: Viele Höfe gaben auf. Das Dorf verlor die Amtsverwaltung, die Schule, die Meierei und später die Post, die Geschäftsstelle der Kreissparkasse und mehrere Lebensmittelläden, weil Supermärkte im nahe gelegenen Wahlstedt, in Leezen oder Bad Segeberg wie Pilze aus dem Boden schossen. Was die Zentralisierung der Infrastruktur an vordergründiger Leistungsverbesserung brachte, ging verloren an erhaltenswerter Tradition, funktionierenden Kommunikationsstrukturen und sozialer Identität. Auch in Todesfelde waren nach dem Zweiten Weltkrieg viele aus ihrer Heimat Vertriebene und Flüchtlinge zu integrieren. Einer von ihnen war Rudolf Pirdzuhn aus Stettin. Er schuf sich 1946 mit einer Filzwaren- und Hausschuhfabrik eine neue Existenz. 30 Menschen waren bei ihm beschäftigt, um pro Monat 15000 Paar Hausschuhe zu produzieren. Pirdzuhns Pech: Die Fabrik brannte am 26. August 1953 gegen 21.30 Uhr nieder. Die Flammen fanden in den Filzund Gummivorräten reiche Nahrung. Durch das

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Feuer wurde die zähe Aufbauarbeit des Fabrikanten mit einem Schlage vernichtet. »Ein schwerer Verlust, besonders jetzt, denn die Saison für Filzschuhe steht vor der Tür«, schrieben die Lübecker Nachrichten. Dabei lagen feste Aufträge für die nächsten drei Monate vor. Sie mussten für Wochen auf Eis gelegt werden. Pirdzuhn bereiste das gesamte Bundesgebiet, um Ersatzmaschinen zu beschaffen. Bürgermeister Bruhn war Pirdzuhn beim Wiederaufbau behilflich. Er stellte Garagenräume zur Verfügung, in denen die Fabrikation wieder aufgenommen wurde.

Die Filzwaren- und Hausschuhfabrik von Rudolf Pirdzuhn stand an der heutigen Einmündung der Siedlungsstraße in die Dorfstraße. (Foto: Holger Pirdzuhn)

Bereits im Frühjahr 1954 ließ Rudolf Pirdzuhn in der Siedlungsstraße 37 ein neues Fabrikgebäude errichten. Wegen schlechter Geschäftslage und zurückgehender Nachfrage musste er das Geschäft dann aber kurze Zeit später im Jahre 1955 aufgeben, schreibt Holger Pirdzuhn. Im September 1958 beantragte Helga Becker aus Mülheim/Ruhr den Umbau der Fabrikhalle zum Wohnhaus, wie es heute noch genutzt wird. Unter den Beschäftigten der Fabrik waren viele der damals in Todesfelde untergebrachten Flüchtlinge und Heimatvertriebenen. Einige heute noch bekannte Namen sind: Irmgard Behrens, Edeltraud Borrosch, Elfriede Derda, Lieselotte Daschkewitz, Horst Dietrich, Frieda Friedrich,

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Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Bedürfnis, ausgelassen zu sein, groß. Ein Fest im Clubraum des Gasthofes Lange. Auf dem Foto u. a. Hans Behrens (stehend, 2. von links), Hinrich Rittscher (sitzend, 2. von links), Alfred Behrens (sitzend, 3. von links). (Foto: Peter Osterholz)

Typisch Nachkriegszeit: Zum Ringreiten 1955 auf dem Hof von Kurt Lentföhr (Am Dorfplatz) spielte die Feuerwehrkapelle. (Foto: Waltraud Lentföhr)

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von der aufbauzeit nach dem krieg bis heute Martin Friedrich, Alfred Hannebauer, Berthold Hille, Heinz Jek, Gerda John, Ortwin Klitsch, Walter Lenz, Hildegard Neubert, Helga Pyritz. Kurz nach dem Krieg wies die Gemeinde unter Bürgermeister Walter Wullweber am Sether Weg eine Fläche als Kleingartengelände aus, erinnert sich Heinz Wullweber. In dem Haus von Anna und Hans Lentföhr (Dorfstraße 42)

sich 1951 Walter Wullweber, Dieter Bruhn, Herbert Gröhn, Jürgen Schmalfeldt, Walter Jahnke, Erich Uibel, Heinrich Gröhn und Heinz Wullweber. Als Reitlehrer fungierte zunächst Walter Wullweber. Reitplatz war eine Fläche auf der Königskoppel, auf der später die Feuerwehr ihre Grillfeste feierte. Die Todesfelder Reitabteilung gehörte zum Bezirk Süd, der 1955 den Titel des Landessiegers errang, erinnert sich Heinz Wullweber.

In einer Baracke neben der Meierei waren viele Flüchtlinge zunächst untergebracht. Sie wurde erst Ende der 1950er Jahre abgerissen. (Foto: Peter Osterholz)

hatte Walter Wullweber ein Geschäftszimmer für die Gemeinde angemietet und mit regelmäßiger Sprechstunde eingerichtet. Sekretärin war Walli Hein. Am 4. Juli 1954 war die Freude in Todesfelde und überall in Deutschland riesengroß. Bei der Fußballweltmeisterschaft hatte die deutsche Elf im Finale gegen Ungarn gesiegt. Das »Wunder von Bern« war ein nationales Ereignis. Die Todesfelder widmeten sich in dieser Zeit auch dem Fußball des SV Todesfelde und dem Reitsport. An einem Reitturnier in Stuvenborn beteiligten

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Die Reitabteilung Todesfelde bei einem Turnier 1951 in Stuvenborn. (Foto: Manfred Uibel)

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Die Wirte der Hula-Bar: Hans und Hertha Sicora Ende der 1950er Jahre. (Foto: Peter Sicora)

An die Zeit der Hula-Bar denkt Gastwirt Peter sie. Viele Paare haben sich in der Hula-Bar kenSicora gerne zurück. Seine Eltern Hans und Her- nengelernt. Diesen Namen hatte sie bekommen, tha kauften 1954 das Gebäude, das zunächst ein weil einmal ein paar junge Damen nebenan bei Bauernhof war, und bauten es um. Hans Sicora, einer Sportstunde in Langes Gasthof mit Hulagelernter Huf- und Schmiedemeister, stammte Hoop-Reifen trainiert hatten und das Training aus dem brandenburgischen Kyritz. Nach der bei Sicora fortsetzten. Hans Sicora verstarb 1980 Kriegsgefangenschaft in Norwegen hatte es ihn im Alter von 60 Jahren, Hertha 2005 im Alter zunächst nach Wahlstedt verschlagen. Dort lern- von 84 Jahren. Den von ihnen eingeführten »Kirte er seine aus Fahrenkrug stammende Frau Her- chenschnaps«, eine Runde Korn für alle, gibt es tha kennen. Zusätzlich zur Schmiede richteten noch heute jeden Sonntag um 11.30 Uhr. sie die Gaststätte unter dem Namen »Zum stillen Winkel« ein. Sie florierte bald besser als die Schmiede. »17 bis 20 Fässer Bier verkauften wir die Woche«, erinnert sich Peter Sicora. Jeden Abend kamen bis zu 100 Leute. Tanz war kaum möglich, so eng standen die Der Tresen der Hula-Bar. Er wurde 1978 durch einen neuen, größeren ersetzt. Gäste, sogar aus (Foto: Peter Sicora) Hamburg kamen

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Ganze Scharen von Einwohnern halfen im Schneewinter 1969 mit, die Straßen nach Bark und Fredesdorf freizuschaufeln. (Foto: Ulrich Schütze)

Anfang der 1960er Jahre übernahm die Bundeswehr große Teile der Königskoppel. Sie ließ dort 20 Bunker für Munition und die von den Todesfeldern »Panzerstraße« genannte Zufahrt errichten. Das Depot war durch einen hohen Zaun gesichert. Tag und Nacht schoben Soldaten Wache. Daran können sich noch viele Bundeswehrangehörige erinnern, denn gerade zur Zeit des Terrorismus in den 1970er Jahren war das Wacheschieben nicht ungefährlich. In andere Depots wurde eingebrochen, Wachsoldaten überfallen. Davon ist in Todesfelde nichts bekannt. Überliefert ist von einigen Soldaten, dass sie den aus der Kaserne in Bad Segeberg kommenden »Offizier vom Wachdienst« schon von weitem hören konnten. Der Grund waren die grobstolligen Reifen seines Fahrzeugs. Der Offizier vom Wachdienst kam der Überlieferung nach mehrere Male in der Nacht, um die Wachhabenden zu kontrollieren. Später wurde das Depot um einen Schießstand erweitert, das Depot Ende der 1990er Jahre im Zuge der allgemeinen Abrüstung geschlossen. Mit den 1960er Jahren schritt der Siegeszug des Fernsehens immer weiter voran. Teilweise

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wurde es unüblich, sich einander abends auf ein Kartenspiel zu besuchen. In den Wohnzimmern wanderte der traditionell in der Mitte stehende Familientisch woanders hin, weil er die Platzierung des Fernsehers erschwerte. Sonntagmorgens war der »Internationale Frühschoppen« mit Werner Höfer Kult. Und aus den USA kamen Serien, die quer durch die Generationen ihre Fans fanden. Bei »Flipper«, »Lassie« und »Daktari« spielten Tiere die Hauptrollen. »Die Hunde, Delfine oder Affen, die da auftraten, verblüfften und erfreuten die Zuschauer mit einer fast menschlichen Intelligenz. Besondere Popularität genossen der schielende Löwe Clarens und die aufmüpfige Schimpansin Judy aus Daktari, die mit dem Tierarzt Dr. Marsh Tracy und dessen Tochter Paula in Afrika die schönsten Abenteuer erlebten«, heißt es in dem Buch »Unsere 60er Jahre - wie wir wurden, was wir sind«. Eng zusammen rückten die Todesfelder bei der Schneekatastrophe im Februar 1969. Am Nachmittag des 16. Februar hatte es zu schneien begonnen. Es schneite die ganze Nacht hindurch. Dazu kam ein heftiger Sturm der Stärke 7, der

von der aufbauzeit nach dem krieg bis heute den immer mehr werdenden Schnee zu gewaltigen Wehen auftürmte. Über Nacht war Todesfelde von der Außenwelt abgeschnitten, nichts ging mehr. Der Strom fiel zum Glück nicht aus, so dass die Heizungen weiterhin funktionierten. Als der Sturm nachließ, gingen Mitglieder des Gemeinderates von Haus zu Haus und baten die Bürger um Mithilfe beim Räumen der Straßen. Die Sirene gab morgens um 9 Uhr das Startsignal. Gut 100 Freiwillige machten sich an die Arbeit. »Am ersten Tag räumten wir die Straße nach Fredesdorf frei«, erinnert sich Ehrenwehrführer Dieter Krogmann. Landwirte unterstützten die Helfer mit ihren Frontladern, doch wegen der geringen Breite der Gasse war ihr Einsatzbereich beschränkt. Zudem konnten sie nicht wenden. Gegen Mittag sahen die Todesfelder die ersten Fredesdorfer mit Skiern über die Wiesen fahren. Sie wollten sich in Todesfelde Brot beim Bäcker holen. Einen Tag später war die Straße nach Bark dran. »Das war deutlich schwieriger, weil ein Panzer den Schnee festgefahren hatte«, erinnert sich Krogmann. Der Panzer hatte die

Bäckerei Rittscher mit Hefe versorgt. So konnte dort weiter gebacken werden. Ihre erste Bewährungsprobe bestanden an dem Tag die neuen Funkgeräte der Feuerwehr. Um einen Landeplatz zu sichern, hielt sie Kontakt zum Piloten eines Hubschraubers, der einen älteren Mann zur Dialyse fliegen musste. Im März 1967 begann das erste Kapitel der modernen Müllabfuhr. 29 Gemeinden schlossen sich der »staubfreien Müllabfuhr« des WegeZweckverbandes an. Der Müll wurde zunächst in 50-Liter-Ringbehältern abgefahren, die Einführung der modernen 120-Liter-Tonnen auf Rollen begann 1982, heißt es in einem Beitrag zur Geschichte des Wege-Zweckverbandes im Heimatkundlichen Jahrbuch von 2004. Davor fuhren die Todesfelder ihre Abfälle in die »Schuttkuhle« der Gemeinde auf dem Bullenkamp oder auf eine illegale Fläche am Vossenmoor. Sogar alte Autos sollen auf dem Bullenkamp »endlagern«. Dem Wege-Zweckverband hatte sich Todesfelde 1958 angeschlossen. Seine Aufgabe beschränkte

Sie waren die letzten Schüler, die Schulleiter Ulrich Schütze 1972 nach dem 9. Schuljahr aus der Volksschule Todesfelde verabschiedete. Auf drei Mädchen entfielen acht Jungen: Hintere Reihe von links: Werner Höpfner, Wolfgang Lentföhr, Holger Kloth, Kay Averhoff, Manfred Winkelmann, Jörg Schulze, Wilfried Möller, Ralf Schnoor. Vorne von links: Elsbeth Schmalfeldt, Margrit Lentföhr, Ute Lahann. (Foto: Ulrich Schütze)

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von der aufbauzeit nach dem krieg bis heute sich zunächst auf die Instandhaltung der Gemeindewege. Kräftig sprudelnde Steuereinnahmen gestatteten es der öffentlichen Hand zu Beginn der 1970er Jahre, den Ausbau der gesellschaftlichen Infrastruktur in Angriff zu nehmen. Vor allem das Bildungswesen hinkte noch den Erfordernissen einer modernen Gesellschaft hinterher. Eine Dorfschule, in der die Klassen 5 bis 9 gemeinsam unterrichtet wurden und kein Fachlehrer zum Einsatz kam, das war nach den Vorstellungen der damals für das Bildungswesen Verantwortlichen nicht gut. Das Aus für die Dorfschule kam Anfang der 1970er. Proteste sind nicht bekannt. Im Januar 1973 wurde die Schule geschlossen. Auf dem Lastwagen der Firma Hellmer wurde das noch brauchbare Inventar in die neu errichtete Dörfergemeinschaftsschule nach Leezen gebracht. Die Kinder müssen seitdem aufwendig

mit dem Bus zur Schule fahren. Heute trauern viele Todesfelder der Dorfschule nach. Zumindest für die Grundschüler wäre es ihrer Meinung nach besser gewesen, im Dorf zu bleiben, als in einer eher anonymen Gemeinschaftsschule unterrichtet zu werden. Ein riesiger Erfolg war im September 1975 das »Volkswandern« des SV Todesfelde. 400 Leute machten mit. Besonderen Zuspruch fand der von der Meierei, von Bäckermeister Rittscher und Schlachtermeister Hamdorf eingerichtete Erfrischungsstand. Auch das Lagerfeuer am Abend, verbunden mit einem Grillfest, fand trotz einiger Regenschauer viele Gäste. Von Schlaglöchern geprägt war jahrelang die in gewölbter Form gebaute Dorfstraße. Vor allem die bei den damals häufig angesetzten Manövern durch das Dorf fahrenden schweren Panzerkolonnen mit ihren Ketten sorgten dafür, dass Schlaglöcher blieben. Das änderte sich erst 1977, als die Dorfstraße auf die heutige Breite ausgebaut wurde. In Höhe der Zimmerei Möller wurde der Verlauf geändert und die bis dahin bestehende Kurve entschärft. Die Straße wird dort seitdem über eine ehemalige Wiese geführt. Die

Die 1970er Jahre waren vor allem durch das »Volkswandern« des SV Todesfelde geprägt. In der Königskoppel gab es Frühstück. (Foto: Ulrich Schütze)

Die Dorfstraße, hier vor dem Dorfplatz, war bis 1977 gerade mal fünf Meter breit. In der Mitte ist noch das Gebäude der ehemaligen Aral-Tankstelle von Harald Sonnenberg zu sehen, links der Landmaschinenhandel von Uwe Höpcke. (Foto: Rita Höpcke)

Nach dem Volkswandern wurde abends auf dem Sportplatz gefeiert. (Foto: Ulrich Schütze)

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frühere Trasse dient heute als Parkplatz. Die Gemeinde nutzte in diesem Zuge die Gelegenheit, Rohre für die zentrale Abwasserentsorgung unter der Fahrbahn verlegen zu lassen. Über Wochen war die Dorfstraße abschnittsweise einseitig

von der aufbauzeit nach dem krieg bis heute gesperrt. Ampeln regelten den Verkehr. Auf dem Backhörn ließ die Gemeinde die Klärteiche errichten, der Dorfteich in der Ortsmitte nahm zum Teil das Regenrückhaltebecken auf, der Rest wurde zugeschüttet. Zum Jahreswechsel 1978/79 bescherte das Wetter dem Norden Deutschlands erneut einen Wintereinbruch, dessen Ausmaße zunächst nicht abzusehen waren. Während Weihnachten über ganz Deutschland Tauwetter herrschte, braute sich zum Jahreswechsel aus Norden kommend ein massiver Kälteeinbruch zusammen. Eingeläutet wurde das extreme Wetter am 28. Dezember 1978: Im nördlichen Teil Schleswig-Holsteins begann es im Laufe des Nachmittags zu schneien, während es südlich davon noch stark regnete. In der Nacht änderte sich dieses Bild vollständig: Aus dem zunächst dichten Schneegestöber, das nach und nach das ganze Land überzog, wurde ein ausgewachsener Schneesturm, der mit bis zu Windstärke 10 wütete und fünf Tage andauerte. Dennoch war Todesfelde nicht so stark betroffen wie im Jahr 1969. Am 13. Februar 1979 kam es erneut zu starken Schneefällen und Schneeverwehungen mit ähnlichen, aber weniger gravierenden Auswirkungen. Für die Jahre 1980/81 war im Kreisentwicklungsplan der Bau einer Sporthalle im Bereich des Amtes Leezen vorgesehen. Gerd Gröhn, Manfred Rabe und Karl-Heinz Rittscher machten sich dafür stark, sie in Todesfelde zu errichten, und gründeten dazu einen Förderkreis. Nicht alle Gemeinden des Amtes waren von dieser Idee begeistert. Doch zähe Verhandlungen und ein Gespräch beim Landrat führten zu einer Einigung: 1983 erhielten sowohl Todesfelde als auch Leezen jeweils eine Sporthalle. Bis zuletzt weigerten sich einige Gemeinden, ihren Anteil für die Halle in Todesfelde mitzubezahlen. Besonders die Handballer profitierten von der Halle vor Ort. Bis 1983 waren sie mit dem vereinseigenen VW-Bus nach Leezen gefahren worden, um dort zu trainieren. Die politische Großwetterlage hatte sich zu Beginn der 1980er Jahre nachteilig für die Deutschen verändert. Eine längere wirtschaftliche Rezession führte zu Arbeitsplatz- und Lehrstellenabbau und damit zu hoher Arbeitslosigkeit.

Von meterhohen Schneewehen umgeben war auch der Hof von Heinrich Gröhn. Werner Schnoor schippte den Schnee. (Foto: Heinrich Gröhn)

Schwierig war die Lage der Landwirtschaft, insbesondere für die Milchbauern. Die Situation am Milchmarkt der Europäischen Gemeinschaft war seit den 1970er Jahren durch ein starkes Missverhältnis von Verbrauch und Produktion gekennzeichnet. Anfang der 1980er Jahre stiegen die Milchanlieferungen mit

Bis in die 1990er Jahre waren Viehumtriebe, wie hier mit Wilfried Möller, ein gewohntes Bild. (Foto: Kai Krogmann)

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