Aktiv in Kirche und Diakonie Mai Juli Forum BEK. Kirchenbauten pflegen und bewahren. Denkmalschutz

Aktiv in Kirche und Diakonie ­| Mai – Juli 2015 BEK Forum Denkmalschutz Kirchenbauten pflegen und bewahren aktuell 3 Kirchenparlament tagt Zwe...
Author: Herbert Schenck
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Aktiv in Kirche und Diakonie ­| Mai – Juli 2015

BEK

Forum

Denkmalschutz

Kirchenbauten pflegen und bewahren

aktuell

3 Kirchenparlament tagt Zweitägige Frühjahrssitzung in St. Stephani

4 Stadtkirchentag nimmt Fahrt auf

Eckdaten für das ökumenische Event 2016 stehen fest

5 Altenhilfe-Kampagne startet

„Raum für mein Leben“ bündelt Diakonie-Angebote

6 Wählen – Wir mischen uns ein

Meinungen und Erwartungen vor der Bürgerschaftswahl

praktisch

8 Kitas und Flüchtlinge Viele Herausforderungen und offene Fragen 10 Denkmalschutz: Das Erbe bewahren Wie kirchliche Baudenkmale geschützt und gepflegt werden 12 Mann und Frau Wie es um die Gleichberechtigung in der Kirche steht 14 Fit für die Jugendarbeit Erfahrungen aus der ersten interreligiösen Jugendleiterausbildung

geistreich

16 Vom Glauben sprechen Fragen an Klara Butting und Thomas Schirrmacher 18 „Dem Rad in die Speichen fallen“ Vor 70 Jahren ermordeten die Nazis den Theologen Dietrich Bonhoeffer 20 Die Welt zu Gast in der Gemeinde Vielfältige Serviceangebote zum Thema „Globale Gerechtigkeit“

Meldungen

22 ... kurz notiert Aktuelle Meldungen für die Praxis in Kirche und Diakonie

persönlich

23 „Datenschutz bedeutet Schutz von Menschen“ Sandra Coors ist die neue Ansprechpartnerin 24 „Wir leben Vielfalt“ Antje Eilers leitet seit Jahresanfang die Bremer Bahnhofsmission

Ihr BEK-Forum im Internet: www.kirche-bremen.de Impressum

Sabine Hatscher [email protected] Telefon 0421 / 55 97-224

Matthias Dembski [email protected] Telefon 0421 / 55 97-221

BEK-Forum ist eine Publikation für hauptund ehrenamtlich Mitarbeitende der Bre­mi­ schen Evangelischen Kirche. Sie erscheint vier Mal im Jahr. Namentlich gekennzeichnete Beiträge stellen nicht in jedem Fall die Meinung der Re­dak­ tion dar. Ihre Anregungen für Themen sind uns willkommen, für unverlangt eingesandte Manuskripte können wir jedoch nicht haften. Titelfoto: Turm-Sanierung der Kirche Unser Lieben Frauen, mit Thilo Wichmann, Architekt der BEK-Bauabteilung.

Herausgeber: Bremische Evangelische Kirche (Mitglied im Gemeinschaftswerk der Ev. Publizistik) Franziuseck 2-4, 28199 HB Redaktion: Sabine Hatscher & Matthias Dembski, Telefon: 5597-221, [email protected] Grafik: Rank - Grafik-Design. Druck & Vertrieb: Bremer Tageszeitungen AG, 28195 Bremen Die nächste Ausgabe von BEK-Forum er­scheint am 16. Juli 2015.

aktuell text & foto Matthias Dembski

Frühjahrs-Kirchentag

Der Frühjahrskirchentag der Bremischen Evangelischen Kirche (BEK) findet dieses Jahr an zwei Tagen statt. Am 20. und 21. Mai treffen sich die Mitglieder des Kirchenparlaments im St. Stephani-Gemeindezentrum. Im Mittelpunkt steht der Schriftführerbericht zum Thema „Bild und Bibel“. Das laufende Themenjahr knüpft an den 500. Geburtstag von Lucas Cranach dem Jüngeren am 4. Oktober 2015 an. „Zur Vorbereitung auf das Reformationsjubiläum 2017 sollen Gemeinden und Einrichtungen in diesem Jahr besonders das Verhältnis von Bibel und Bild bearbeiten, das auch für die Verkündigung des Evangeliums heute wichtig ist“, sagt Pastor Renke Brahms, Schriftführer der BEK. Die Resonanz auf das Thema ist überschaubar: Nur zehn Gemeinden und sieben Einrichtungen haben Beiträge für den Schriftführerbericht geliefert. „Wir tun uns schwer, die Bibel ins Gespräch zu bringen, denn sie ist kein selbstverständlicher Gegenstand der Diskussion mehr“, stellt Brahms in seinem Bericht fest. „Umso wichtiger wird es für uns als Kirche, den Zugang zur Bibel zu fördern und neue Zugänge zu schaffen.“

Hohentorsgemeinde zurück im Kirchentag Die Hohentorsgemeinde, die seit 1984 ihre Rechte und Pflichten im Kirchentag ruhen ließ, beantragt jetzt die Wiederaufnahme ins Kirchenparlament. Sie hatte ihre Mitarbeit in den Gremien damals eingestellt, weil Studienabschlüsse der Freien Theologischen Hochschule Basel (FETA) von der BEK nicht anerkannt werden. „In den letzten Jahren hat es intensive Gespräche zwischen Gemeindevorstand und Kirchenausschuss gegeben, in denen es um das Taufverständnis und die wechselseitigen Beziehungen ging“, erläutert der Schriftführer. Daraus entstand der Wunsch, sich wieder in den Gremien der BEK zu beteiligen. Vertreter des Gemeindevorstands wollen den Antrag im Kirchentag persönlich begründen. 60 Prozent der Delegierten müssen zustimmen, damit die Hohentorsgemeinde wieder im Kirchentag mitarbeiten kann.

Bundesrecht für bremische Pastoren Auf der Tagesordnung steht auch wieder das Besoldungsund Versorgungsrecht für Pastorinnen und Pastoren. Das Land Bremen gewährt Beamten ab Besoldungsgruppe A12 keine Besoldungsanpassungen mehr. Die

BEK musste zum Ausgleich das Weihnachtsgeld für die Kirchenbeamten aufstocken. Um solche Sonderregelungen künftig zu vermeiden, soll sich die Bezahlung an der der Bundesbeamten orientieren, die verlässlicher ist.

Pfarrerdienstrecht erneut auf der Agenda Erneut diskutieren soll das Kirchenparlament das Pfarrerdienstrecht. „Wir machen erneut einen Aufschlag zur Übernahme des EKD-Pfarrerdienstgesetzes, weil die rechtlichen Probleme mit unserem bisherigen Gesetz immer offenkundiger werden“, begründet Brahms. Im November 2012 hatte das Kirchenparlament das Gesetz der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) mit knapper Mehrheit abgelehnt. Mittlerweile haben sich alle anderen Landeskirchen entschieden, die EKD-Regelungen zu übernehmen. „Die Pflege eines eigenen Gesetzes ist sehr schwierig, der Aufwand auf Dauer nicht leistbar“, sagt der Schriftführer. Das staatliche Beamtenrecht verändere sich laufend, die Zahl der Rechtsvorschriften wachse, und sie änderten sich häufig. „Wir sollten deshalb die Gesetzgebung an die EKD abgeben und uns darauf konzentrieren, wie wir das Recht auslegen und anwenden.“ Ein einheitliches Dienstrecht erleichtere zudem den Wechsel von Pastoren über die Landeskirchen-Grenzen hinweg.

Mittelfristige Finanzplanung Im vergangenen Sommer gab es in den Regionen Foren zur mittelfristigen Finanzentwicklung in der BEK. Nun berichtet der Kirchenausschuss, und der Kirchentag diskutiert das weitere Vorgehen. Ein weiteres Thema ist eine mögliche Verfassungsreform. Die Diskussion darüber läuft seit dem vergangenen Jahr. Das Kirchenrechtliche Institut der EKD hatte ein Gutachten zur derzeitigen BEK-Verfassung vorgelegt und auf einer öffentlichen Diskussionsveranstaltung vorgestellt. Nun beschließt das Kirchenparlament, ob der Rechts- und Verfassungsausschuss Eckpunkte für eine Verfassungsreform erarbeiten soll. Im Mai 2016 würde der Kirchentag dann entscheiden, ob diese Eckpunkte mehrheitsfähig sind und ein-

neuer Verfassungsentwurf erarbeitet wird.

Kirchenbuch für gleichgeschlechtliche Paare Gemeinden, die gleichgeschlechtliche Paare segnen, können dies künftig in ein zusätzliches Kirchenbuch eintragen. Der Kirchenausschuss hat die Kirchenbuchordnung geändert und informiert den Kirchentag über die neuen Möglichkeiten.

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infos

Kirchenparlament Öffentliche Sitzung Mittwoch, 20. Mai und Donnerstag, 21. Mai 2015 ab 9 Uhr Gemeindezentrum St. Stephani, Faulenstraße 108 Wichtigste Tagesordnungspunkte Mittwoch, 20. Mai 9.30 Uhr Schriftführerbericht „Bild und Bibel“ 11.30 Uhr Wiederaufnahme Hohentorsgemeinde 12 Uhr Besoldungsrecht Pastoren 15 Uhr Pfarrerdienstgesetz Donnerstag, 21. Mai 9 Uhr Mittelfristige Perspektiven der BEK 11 Uhr Verfassungsreform

Alle Kirchentags-Unterlagen

www.bek-intern.de Berichterstattung aus der Kirchentags-Sitzung

www.kirche-bremen.de

BEK Forum Mai 2015

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aktuell

aktuell

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termine

Vortragsreihe

Demenz

Altenhilfe-Kampagne

startet text/foto Matthias Dembski

Lenkungsausschuss für den Ökumenischen Stadtkirchentag 2016 von links nach rechts: Markus Lund, Rüdiger With, Frauke Löffler, Susanne Nießner-Brose, Jutta Schmidt, Hans-Gerhard Klatt, Susanne Kayser, Stefanie Lübbers.

Stadtkirchentag nimmt Fahrt auf

Die diakonische Altenhilfe in Bremen startet am 17. Juni mit einem Aktions- und Messetag im KonsulHackfeld-Haus ihre Öffentlichkeitskampagne „Raum für mein Leben“. Daran beteiligt sind alle Altenhilfeeinrichtungen, die im Diakonischen Werk Bremen organisiert sind. Die Kampagne solle die zentralen Werte diakonischer Altenhilfe „Respekt und Wertschätzung“, „Nächstenliebe mit Empathie“ und „Gemeinschaft auf Augenhöhe“ in die Öffentlichkeit tragen, wie Regina Gruse, Pressesprecherin des Diakonischen Werkes Bremen, erläutert.

text Matthias Dembski

feld besonders für junge Menschen attraktiv bleibt“, sagt Landesdiakoniepfarrer Manfred Meyer. „Der Bedarf ist da – die Zahl der Pflegebedürftigen steigt. Daher fordern wir bessere Rahmenbedingungen für würdevolle Pflege, eine gerechte Finanzierung und eine attraktive Ausbildung.“

Auftakt in den Regionen Mit Veranstaltungen auf dem Marktplatz rund um das Thema „Ökofaire Ernährung“ beginnt der Stadtkirchentag am Freitag, 16. September. Im Mittelpunkt steht eine große Kochaktion für Kinder, die Brot für die Welt und der Kita-Landesverband gestalten. Der eigentliche Auftakt der Stadtkirchentages findet dann abends in den Stadtteilen statt. „Wir wünschen uns, dass sich benachbarte Kirchengemeinden in den Regionen zusammentun und das Programm am Freitag-

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abend gemeinsam vorbereiten“, erläutert Klatt. „Dabei geht es auch um internationale ökumenische Partnerschaften.“ So könne der Stadtkirchentag diese Kontakte und die Zusammenarbeit beleben. „Eine Idee des Stadtkirchentages ist es, christliche Vielfalt in Bremen zu zeigen.“

Sonnabends Innenstadtprogramm Am Sonnabend soll das Innenstadtprogramm rund um den Dom, die Kirche Unser Lieben Frauen, die Untere Rathaushalle und das Domkapitelhaus sowie in der St. Johannis-Schule stattfinden. Von 10.30 Uhr an sind Bibelarbeiten, thematische Angebote und ein Bühnenprogramm auf dem Marktplatz geplant. Die Diakonie soll mit ins Boot kommen. „Thematische Stadt- und Kirchenführungen, Mittags- und Abendgebete, Räume der Stille, Mitmachaktionen und vielfältige kulturelle Abendveranstaltungen sind ebenfalls vorgesehen.“ Vorgesehen ist auch ein Jugendzentrum in der St. Johannis-Schule. Die Vorbereitungen für ein konkretes Programm laufen gerade an.

Abschlussgottesdienst auf dem Marktplatz Für den Sonntag ist ein großer gemeinsamer Abschlussgottesdienst auf dem Bremer Marktplatz geplant. Anschließend können die Gäste den Stadtkirchentag bei einem gemeinsamen Essen ausklingen lassen. Die Konzentration auf ein Wochenende soll die Kräfte für den Stadtkirchentag bündeln: „Der Len-

kungsausschuss entscheidet über die Rahmenbedingungen. Wir wollen mit der inhaltlichen Gestaltung nicht zu viele Menschen in der Macherrolle beanspruchen.“ Mit dem zentralen Veranstaltungskonzept sei der Stadtkirchentag sichtbarer als mit einer Fülle von Kleinveranstaltungen in den Stadtteilen, an denen nur 10 bis 20 Menschen teilnehmen. Es haben sich bereits Arbeitsgruppen gebildet, die das Innenstadtprogramm mit Leben füllen. „Sie nehmen in Kürze die Planungsarbeit auf“, berichtet der Stadtkirchentags-Beauftragte.

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infos

Beauftragter für den Ökumenischen Stadtkirchentag 16.-18. September 2016 Pastor Hans-Gerhard Klatt Telefon 0421/5597-326 [email protected]

Vorbereitungsinfos ab Mitte Juni unter

www.bek-intern.de

Über Plakatwände, Messeauftritte und einen neuen, gemeinsamen Internetauftritt will die Diakonie für ihre Einrichtungen werben und deutlich machen, welches Menschenbild und welche Professionalität hinter ihren Altenhilfe-Angeboten stehen. „Unsere Mitgliedseinrichtungen sind zwischen Osterholz und Lesum in der ganzen Stadt vertreten“, betont Regina Gruse. Auch wenn es verschiedene Träger seien, arbeiteten sie alle nach dem christlich-diakonischen Leitbild. In der Altenhilfe-Landschaft sind Einrichtungen wie die Egestorff-Stiftung, der Verein für Innere Mission, das Diakonissenmutterhaus oder Friedehorst wichtige Eckpfeiler. Die Diakonie insgesamt ist einer der größten Träger von Senioren- und Pflegeangeboten in Bremen. „Unser gemeinsames Potenzial als Diakonie soll über die Kampagne auch in der breiten Öffentlichkeit deutlicher werden“, so Gruse.

Interne Fortbildungsreihe „Demenz“ Die Kampagne wendet sich aber auch an die Mitarbeitenden in Diakonie und Kirche. „Wir bieten über ein Vortragsprogramm fachliche Inputs. In diesem Jahr geht es um das Thema Demenz.“

Pflegeberufe attraktiver machen „Raum für mein Leben“ soll auch das Arbeitsfeld „Pflege“ im gesellschaftlichen Bewusstsein aufwerten. „Die Pflege muss in der Gesellschaft und bei den Kostenträgern mehr wertgeschätzt werden, damit dieses Berufs-

Montag, 10. August, 17 Uhr „Besuch mit Fell und Federn: tiergestütztes Fördern im Demenzbereich“ mit der Fachkraft für tiergestützte Intervention Cornelia Drees Montag, 14. September, 17 Uhr „Alt werden in Ghana, Togo und Deutschland“ mit Andrea Bussen Montag, 12. Oktober, 17 Uhr „Kunst und Demenz“ mit Kunsttherapeutin Jutta Frankenstein Montag, 9. November, 17 Uhr Sterbebegleitung bei Demenz mit Christian Pröllochs

Ort: Diakonisches Werk, Konsul-Hackfeld-Haus, Contrescape 101

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Bremenweites Altenhilfe-Angebot Die Planungen für den Ökumenischen Stadtkirchentag 2016 nehmen Fahrt auf. Ein Jahr vor dem Reformationsjubiläum wollen die in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) vertretenen Kirchen in Bremen gemeinsam ein großes Fest feiern und dazu alle Bremerinnen und Bremer einladen. Unter dem Motto „Richte unsere Füße auf den Weg des Friedens“ soll am Wochenende vom 16. bis 18. September vor allem die Innenstadt im Zeichen des Stadtkirchentages stehen. „Der Stadtkirchentag soll die lebendige Kraft der christlichen Botschaft sichbar machen und das über alle Generationen reichende Engagement und die Vielfalt der Kirchen zeigen“, betont Hans-Gerhard Klatt, Beauftragter für den Stadtkirchentag. Das Motto gibt das Schwerpunktthema bereits vor. „Wir wollen zeigen und darüber nachdenken, wie sich die Kirchen über Konfessionsgrenzen hinweg für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung in unserer Stadt und darüber hinaus engagieren.“

Montag, 13. Juli, 17 Uhr Lesung der Gewinner des Literaturprojekts „Demenz“

wettbewerb mitmachen

Literaturprojekt

Freitag, 8. und Sonnabend, 9. Mai, 10 bis 18 Uhr Messe Bremen, Halle 6 Stand 6 C 12 Diakonie und Kirche informieren über ihre Beratungs-, Pflegeund Seelsorge-Angebote. Zur Eröffnung der Messe am Freitag, 8. Mai um 10.30 spricht die bekannte TV-Moderatorin Bärbel Schäfer. Weitere Infos auch zum Fachkongress mit Vorträgen und Workshops zu Hospizarbeit, Pflege, Trauer und Bestattung

www.leben-und-tod.de

Erfahrungen mit Demenz können vielfältig sein – und auch die Gefühle: Scham, Angst und Hilflosigkeit – aber auch Hoffnung und Freude. Das Diakonische Werk Bremen lädt Menschen ein, ihre Gedanken und Gefühle dazu zu Papier zu bringen. Die Form ist frei wählbar – von der Kurzgeschichte bis zum Gedicht. Die drei besten Texte, die eine Jury auswählt, werden auf der Homepage des Diakonischen Werkes veröffentlicht und bei einer Lesung vorgestellt. Einsendeschluss: 12. Juni 2015 [email protected]

www.raum-fuer-mein-leben.de #RfmL und #RaumFuerMeinLeben bei Twitter und Facebook

BEK Forum Mai 2015

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aktuell

aktuell

Edda Bosse, Präsidentin und Pastor Renke Brahms,

Karin Buß

Schriftführer der Bremischen Evangelischen Kirche

Aufsuchende Altenarbeit in Blumenthal

Inge Danielzick Kirchlicher Dienst in der Arbeitswelt

„Feiertage umfassend schützen“

„Nachhaltige Politik für Senioren“

„Beschäftigung öffentlich fördern!“

Das Kreuz auf dem Wahlzettel gehört mit unserem täglichen Engagegement als Kirche und Diakonie für diese Stadt zusammen. Die soziale Spaltung in unserer Stadt nimmt leider trotz aller Anstrengungen zu. Deshalb erwarten wir vom künftigen Senat, dass er sich verstärkt für soziale Gerechtigkeit engagiert. Die Stadt muss in Bildung investieren, denn Bildung eröffnet Zukunftschancen und verhindert Armut. Wir können nur dann über Gerechtigkeit oder Feiertagsschutz sprechen, wenn Menschen etwas darüber gelernt haben. Kulturelle Bildung darf kein Privileg bestimmter Schulformen und Stadtteile sein. Uns liegt sehr an einer umfassenden Lösung für den Sonn- und Feiertagsschutz. Stille und freie Feiertage dienen der gesamten Gesellschaft. Es darf z.B. am Karfreitag keine Ausnahmeregelungen mehr geben, weder für Galopprennen noch für die Osterwiese. Wir erwarten und fordern nicht nur, sondern bringen uns mit Beratung, Seelsorge, Kultur, gesellschaftlichem Engagement und tatkräftiger Hilfe auch aktiv in dieser Stadt ein.

Wir brauchen in Bremen endlich eine Politik für ältere Menschen, die nicht nur aus kurzfristigen Projekten besteht. Es geht nicht, das Begegnungsstätten auf der Kippe stehen oder Projekte wie „Aufsuchende Altenarbeit“ jedes Jahr neu beantragt werden müssen. Wir müssen raus aus den befristeten Präsentationsprojekten. Ich finde in keinem Wahlprogramm eindeutige Bekenntnisse zu einer nachhaltigen Politik für ältere Menschen. Ich hätte es gern konkreter: Demenzpaten, die Verbesserung der Alltagsmobilität sind nur zwei Stichworte. Was ein Stadtteil braucht, muss in verbindliche Rahmenplänen einfließen, die langfristig gelten. Die Finanzierung muss gesichert sein, weil sich diese Arbeit nicht nur ehrenamtlich organisieren lässt.

Bürgerinnen und Bürger wie auch die Politik dürfen sich mit dem gesellschaftlichen Skandal der Arbeitslosigkeit in Bremen nicht abfinden. Fast 38.000 Menschen unter uns sind arbeitslos, davon fast 31.000 Menschen in Hartz IV. Ich sehe mit großer Sorge, dass die Möglichkeiten für Langzeitarbeitslose immer weiter eingeschränkt werden. Wir brauchen mehr Jobs und Unterstützung auf dem zweiten Arbeitsmarkt, sonst kommen die betroffenen Menschen nie aus der Armutsspirale heraus. Bremen ist Spitzenreiter bei Minijobs und Aufstockern, d.h. dass Menschen – vor allem Frauen und Alleinerziehende – nicht von ihrer Arbeit leben können.

Helmut Junk Mitglied der BEK-Klimaschutzkommission

„Ökofaire Beschaffung ausbauen“ Ich gehe wählen, weil ich die Bemühungen des Senats zur ökofairen Beschaffung insbesondere auch bei Computer-Hardware unterstütze. Wir als Kirche engagieren uns auf diesem Gebiet ebenfalls stark, weil uns faire Arbeitsbedingungen und der Klimaschutz am Herzen liegen. Deshalb habe ich beim Kirchenausschuss den Antrag gestellt, dem Bremer Bündnis für ökofaire IT-Technik beizutreten, das die Finanzsenatorin initiiert hat.

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Wir mischen uns ein!

Manfred Meyer

interviews Matthias Dembski fotos Schiffler/Dembski/privat

Britta Ratsch-Menke

Landesdiakoniepfarrer

Verein Zuflucht – Ökumenische Ausländerarbeit

„Soziale Gerechtigkeit gehört in den Mittelpunkt“ Die soziale Entwicklung in unserer Stadt ist eine Herausforderung für die Politik, in die wir uns einmischen müssen. Der soziale Frieden in Bremen ist bedroht. Viele Menschen fühlen sich abgehängt und von der Politik nicht ernst genommen. Gerade sie müssen wir motivieren, wählen zu gehen, um keine extremistischen Kräfte zu unterstützen. Gerechtigkeit und Armutsverhinderung kommen nicht allein durch Wirtschaftswachstum, sondern durch eine gerechtere Verteilung der Güter. Ebenso brauchen wir eine Umverteilung zwischen den Senatsressorts – trotz Haushaltsnotlage braucht das Sozialressort mehr Geld. Langzeitarbeitslose brauchen mehr Förderung. Die Landesagentur für Arbeit darf keine Fördermittel mehr ungenutzt zurückgeben. Wir brauchen viel mehr öffentlich geförderte Arbeitsplätze und endlich mehr bezahlbaren Wohnraum.

Pastorin Jeannette Querfurth Politikbeauftragte der Bremischen Evangelischen Kirche

„Nicht bloß meckern, sondern zur Wahl gehen“ Wer Demokratie unterstützen und nicht bloß meckern will, sollte zur Wahl gehen. Soziale Gerechtigkeit oder der Umgang mit Flüchtlingen sind auch künftig wichtige Herausforderungen für Bremen. Als Kirchen werden wir dafür sorgen, dass der Feiertagsschutz wieder nachhaltig gestärkt wird. Das Bündnis „Bremen ist bunt“, das wir Kirchen mit ins Leben gerufen haben, wird auch nach Ende des Wahlkampfes Akzente für ein friedliches Miteinander der Religionen und Kulturen in dieser Stadt setzen. Das ist für den gesellschaftlichen Zusammenhalt wichtig. Wir dürfen nicht zulassen, das Gruppen vom rechten Rand Menschen im Kampf um bezahlbaren Wohnraum und Sozialleistungen gegeneinander ausspielen. Rechte Kräfte versuchen schon jetzt massiv, uns zu drohen und auf unser Denken und Handeln Einfluss zu nehmen. Extremistische Kräfte haben deshalb in der Bürgerschaft nichts zu suchen.

Wahlen

„Flüchtlinge langfristig integrieren“ Das neu gewählte Parlament sollte einen Schwerpunkt darauf setzen, wie Alt- und Neubremer gut zusammenleben können. Um ein Auseinanderdriften der Gesellschaft zu verhindern, brauchen wir mehr bezahlbaren Wohnraum für alle. Dazu gehören kreative, integrative Wohnprojekte für Flüchtlinge, Studierende, Alleinerziehende. Das mobile Unterstützungssystem aus Haupt- und Ehrenamtlichen für Flüchtlinge muss ausgebaut werden. Politik wie Träger sind dringend gefragt, mehr Jugendhilfe- und Schulangebote für minderjährige Flüchtlinge zu schaffen. Wir brauchen ein langfristiges Integrationsdenken, weil die Menschen dauerhaft bei uns bleiben werden. Bremen muss Sprach-, Beratungs- und Qualifizierungs-, aber auch Therapieangebote für Traumatisierte ausbauen. Diese Fragen gehören in den Koalitionsvertrag, weil wir verlässliche Rahmenbedingungen brauchen.

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infos

zur Bremischen Bürgerschaft Sonntag, 10. Mai 2015 8-18 Uhr Dr. Carsten Schlepper Landesverband Evangelischer Kindertageseinrichtungen

Alle Kandidatinnen und Kandidaten im

Bremer Wahlatlas

„Bessere Ausstattung für Kitas“ Ich wünsche mir, dass die Kindertagesbetreuung künftig noch stärker als Bildungsangebot gesehen und ausgebaut wird. Kitas brauchen eine bessere Ausstattung. Nach dem Platzausbau geht es nun um ein differenzierteres und flexibleres Angebot, das alle Familien erreicht, insbesondere für unter Dreijährige. Wir brauchen in manchen Stadtteilen auch noch Krippen vor Ort. Der Anschluss nach der Kindergartenzeit ist eine weitere Baustelle: Für Schulkinder gibt es in Bremen zu wenig gute Nachmittagsangebote. Angebote von Ganztagsschule und Jugendhilfe, z.B. Horte, brauchen eine bessere Verzahnung. Qualitativ gilt für Kitas wie für den übrigen Bildungsbereich: Fachkräfte brauchen mehr Zeit, z.B. für Vor- und Nachbereitung und eine bessere Vergütung, damit dieses wichtige Berufsfeld endlich attraktiver wird.

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praktisch

praktisch

Zahlen

Fakten Flüchtlingszahlen verdoppelt Kamen 2013 noch 1.111 Menschen als Flüchtlinge nach Bremen, stieg ihre Zahl 2014 auf 2.233. Im laufenden Jahr werden 5.000 Flüchtlinge in Bremen erwartet.

Wohnungsmarkt Flüchtlinge sollen möglichst schnell in eigene Wohnungen umziehen und nicht dauerhaft in Übergangswohnheimen leben. Das gelingt in Bremen im Vergleich zu anderen Bundesländern gut: 1.000 Flüchtlinge, die Hälfte der neu in Bremen angekommenen Menschen, leben bereits in eigenen Wohnungen. Die meisten ziehen in die Vahr oder nach Tenever, Huchting und Lüssum. Denn dort gibt es günstigen sozial gebundenen Wohnraum.

text & foto Matthias Dembski

Rechtsanspruch – aber nicht ortsnah In den evangelischen Kitas, z.B. in Lüssum, in der Vahr und in Huchting, ist das bereits Praxis. Und doch machen sich die Kita-Leiterinnen Sorgen. Denn einen Plan, wie Flüchtlingskinder schnell wohnortnah einen Kita-Platz bekommen können, gibt es in Bremen nicht. Grundsätzlich haben sie wie alle Kinder einen Rechtsanspruch. „Den lösen wir auch innerhalb eines Vierteljahres ein“, betont Bernd Schneider, Sprecher der Sozialsenatorin. Das sei nicht immer wohnortnah möglich, räumt aber auch die Sozialbehörde ein. „Es mangelt uns nicht am Bemühen. 130 Flüchtlingskinder sind bei insgesamt 20.000 betreuten Kindern für unser BEK Forum Mai 2015

Aufnahmeverfahren Das Kita-Anmeldesystem ist starr: Wer sein Kind nicht Anfang des Jahres anmeldet, kann nur auf einen Nachrückerplatz hoffen oder muss auf einen anderen, teils weit entfernten Stadtteil ausweichen. Kitas können keine Plätze „freihalten“, weil sie für möglichst volle Auslastung sorgen müssen.

Fair & transparent Verteilungsgerechtigkeit bei der Platzvergabe ist wichtig: Das Aufnahmeverfahren muss für ortsansässige wie neu zuziehende Familien fair und transparent sein. Sonst kommt es zu Widerständen und Streit in der Elternschaft.

Gespräche mit Stadtteilgremien: Trägerübergreifend das Gespräch mit der Politik suchen! Frühzeitige Kontakte mit Flüchtlingsheimen: In Übergangseinrichtungen kümmern sich Eltern meist selbst um die Kinder, ergänzt durch Angebote z.B. von Kirchengemeinden oder Sportvereinen. Willkommens-Nachmittage oder Flüchtlings-Cafés: Flüchtlinge, die neu zuziehen, zum Kennenlernen einladen. Das erleichtert weitere Integrationsschritte, z.B. die Kita-Anmeldung. Tausch-Tische z.B. für Kinderkleidung und Sachspenden organisieren. Team-Fortbildungen: Flüchtlingsbetreuer oder andere Experten einladen (Grundlagen des Asylrechts, Interkulturelle Kommunikation). Beratungsmöglichkeiten zusammenstellen: Kontakte zum Verein Zuflucht, zu Flüchtlingsbetreuern und Beratungsstellen im Stadtteil, Refugio, SprachkursAngebote usw. sollten in der Kita vorliegen Supervision und Fachberatung organisieren: Wer z.B. mit traumatisierten Kindern in der Kita arbeitet, braucht Unterstützung.

Kitas und Flüchtlinge

Genaue Zahlen für Bremen gibt es nicht, und doch ist klar: Flüchtlingskinder brauchen Kita-Plätze, um Deutsch zu lernen und sich möglichst schnell einzuleben. 130 Kinder zwischen drei und sechs Jahren waren es im vergangenen Herbst. Für ihre Familien sind die Kitas ein wichtiger Ankerpunkt im Stadtteil, nachdem sie eine eigene Wohnung bezogen haben. Hier knüpfen sie Kontakte mit anderen Eltern, über die Kinder entstehen Freundschaften, und auch praktische Unterstützung – von Kinderkleidung bis zum Hausrat – kommt in Gang.

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130 Kinder im Alter zwischen drei und sechs Jahren waren im September 2014 in Bremen als Flüchtlingskinder gemeldet. Aktuellere Zahlen hat die Sozialbehörde nicht. Es ist aber davon auszugehen, dass die Zahl der Flüchtlingskinder im Kita-Alter zunimmt. Insgesamt werden in Bremen etwa 14.000 Kinder in Kitas und 6.000 Kinder (unter drei Jahren) in Krippen betreut.

Flüchtlingskinder in der Kita

Kita-System nicht dramatisch, auch wenn der Platz für jedes einzelne Kind natürlich ein wichtiges Thema ist.“

Lange Wege für Kinder und Eltern Teils nehmen Eltern bereits lange Wege in Kauf, wie Kirsten Vöge, stellvertretende Leiterin der Dietrich Bonhoeffer-Kita in Huchting, weiß. „Wir haben eine Familie, die jeden Tag aus der Bremer Neustadt ihr Kind zu uns nach Huchting bringt, weil sie wohnortnah keinen Platz bekommt.“ Vöge kritisiert: „Wir müssen leider nach dem Motto verfahren, wer zu spät kommt, der hat halt Pech.“ Im Extremfall zieht ein Flüchtlingskind z.B. im Mai neu zu und muss bis zum Sommer des Folgejahres warten. „Wenn monatlich zehn Wohnungen in der Vahr an Flüchtlingsfamilien gehen, brauchen wir Konzepte, die der Ortsbeirat auch schon angemahnt hat“, sagt Kita-Leiterin Liselotte Warnecke. „Die Familien brauchen schnell Schulund Kita-Plätze in ihrer Nähe.“

„Wir brauchen Integrations-Guides“ Hinzu kommt ein anderes Problem: Das Kita-System und die deutsche Bürokratie sind für Flüchtlinge kaum zu verstehen. „Wir brauchen Integrations-Guides, die

Familien auch in eigenen Wohnungen weiter unterstützen.“ Sozialressort-Sprecher Schneider verweist auf die Wohnraumvermittler, die auch über Schul- und Kita-Plätze informieren würden. Die Erfahrungen z.B. in Huchting sehen anders aus: „Wir sind als Kita die Haupt-Anlaufstelle für die Eltern. Da geht es um Fragen, wie die in Freiburg angekommene Ehefrau nach Bremen kommen kann oder was man tun kann, wenn das Handy wegen zu hoher Gesprächskosten nicht mehr funktioniert. Die Eltern wenden sich an uns, weil sie uns vertrauen und sonst niemanden ansprechen können.“

In Brennpunkten keine Plätze aufstocken In Lüssum sind derzeit fünf Flüchtlingskinder in der evangelischen Kita. „Im Sommer 2015 haben die Familien überraschend und unkoordiniert Wohnungen im Stadtteil bekommen“, berichtet Leiterin Jutta Wedemeyer. Absehbar sei, dass die vorhandenen Kita-Plätze bei weiteren Zuzügen nicht ausreichten. „Wir haben uns dagegen entschieden, vorhandene Gruppen aufzustocken.“ In einem sozialen Brennpunkt sei dies nicht verantwortbar, so Wedemeyer. Eine Erfahrung, die ihre Kollegin Liselotte Warnecke aus der Neuen Vahr teilt. „Bei uns lebt jedes zweite Kind von Hartz

IV. Die Probleme sind so vielfältig, dass 20 Kinder die absolute Obergrenze sind.“ Die größte Herausforderung ist die Durchmischung einer neuen Gruppe. „Wir wollen natürlich nicht nur Flüchtlingskinder dort aufnehmen“, unterstreicht Wedemeyer. Erst so werde eine Integration überhaupt möglich.

„Bedarfsanalyse und Planung fehlen“ „Letztlich bleibt es die politische Verantwortung des Senats, Grundsatzentscheidungen für bestimmte Stadtteile zu treffen, in die absehbar viele Flüchtlingsfamilien ziehen werden. Wir brauchen eine zuverlässige Bedarfsanalyse und Planung“, meint Kirsten Vöge. Unterstützung bei Sprachentwicklung und Integration, aber auch Traumatisierungen und andere Probleme erfordern aus Sicht der Kita-Leiterinnen mehr Personal oder kleinere Gruppen, um intensiver mit diesen Kindern arbeiten zu können.

Unterstützung durch den Landesverband Träger und Sozialbehörde haben bereits darüber diskutiert, wie die Kita-Ausstattung für Flüchtlinge angepasst werden muss, berichtet Carsten Schlepper, Leiter

des evangelischen Kita-Landesverbandes. „Wir unterstützen mit unserer Fachberatung die Kitas ebenso wie der Kinderschutzbund mit seinen psychologischen Beratungsangeboten oder auch Refugio, das Bremer Behandlungszentrum für traumatisierte Flüchtlinge.“ Bei Refugio liege die Wartezeit derzeit aber bei einem halben Jahr, berichtet Britta Ratsch-Menke vom Verein Zuflucht. Für die Bremische Evangelische Kirche sei klar, dass sie ihre Kitas nach Kräften unterstütze, betont Carsten Schlepper: „Sollte es Bedarf an Dolmetschern, Fachberatung oder Fortbildung geben, wird der Landesverband die Kosten dafür tragen.“ Die Kitas vor Ort hören das gerne. „Wir haben nämlich bislang das Problem, dass Übersetzer nicht bezahlt werden“, sagt Liselotte Warnecke.

„Integration kann gelingen“ Trotz aller Herausforderungen: Integration kann gelingen, das ist die langjährige Erfahrung der evangelischen Kitas. „Als vor 20 Jahre viele kurdische Familien in die Kita kamen, war das auch eine Herausforderung. Die Angst vor einer Parallelwelt war unbegründet, sie leben heute selbstverständlich in unserer Mitte“, sagt Jutta Wedemeyer. „Wir müssen ebenso gelassen wie beharrlich nach Lösungen für eine gute Integration

suchen. Wenn ich erlebe, wie rasant sich die Kinder entwickeln und wie motiviert sie lernen, sehe ich die Bereicherung, die sie uns bringen. Die strahlenden Kindergesichter entschädigen uns für die Mühe!“

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kontakt

Landesverband Evangelischer Tageseinrichtungen für Kinder Telefon 0421/346 16-0 [email protected]

www.kirche-bremen.de BEK Forum Mai 2015

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praktisch

praktisch text Matthias Dembski fotos BEK Bauabteilung Matthias Dembski

Denkmalschutz: Das Erbe bewahren Denkmale sind gebaute Kultur und gleichzeitig ein kostbares geschichtliches Erbe, dessen Pflege Sachverstand erfordert und nicht billig ist. „Denkmalschutz ist eine Auszeichnung, denn er dokumentiert die öffentliche Wertschätzung für ein Gebäude“, betont Axel Krause, Leiter der Bauabteilung der Bremischen Evangelischen Kirche (BEK). In dieser Frage ist er sich mit dem bremischen Landeskonservator Georg Skalecki absolut einig. „Wir arbeiten hervorragend und vertrauensvoll zusammen“, betont der Leiter des Landesamtes für Denkmalpflege. „Die Pflege der Baukultur gehört zu unserem kirchlichen Kulturauftrag, da sind wir fachlich eng beeinander“, so Krause, der auch dem Bremer Denkmalrat angehört. „Wir beraten und sorgen für die Verbreitung des DenkmalschutzGedankens in der Stadtöffentlichkeit.“

Auch „junge“ Kirchen sind schützenswert Etwa 10 Prozent der BEK-Kirchen stehen unter Denkmalschutz – darunter die stadtbildprägenden Innenstadtkirchen, aber auch Dorfkirchen wie die in Wasserhorst, Arsten, Borgfeld oder Oberneuland. Unter Denkmalschutz stehen aber nicht nur „alte“ Kirchen. Auch Nachkriegsbauten sind schützenswert. Dazu zählen traditionalistische Bauten, die z.B. mit Backstein oder alten Formen arbeiten (z.B. Martin Luther Findorff, St. Ansgarii oder St. Remberti). Aber auch experimentelle Bauten aus Beton und mit Zeltdachkonstruktionen (z.B. Dietrich Bonhoeffer in Huchting oder St. Lukas in Grolland) stehen unter Denkmalschutz „Auch diese Bauten haben hohe Qualitäten“, betont Axel Krause. Sorge macht den Architekten der Bauabteilung allerdings die Pflege der experimentellen Konstruktionen und des Betons. Längst ist allgemein bekannt, dass Beton kein Baustoff für die Ewigkeit ist. Oft dringt Wasser in das Material ein und zerstört das Stahlgeflecht im Inneren. Solche Korrosionsschäden sprengen den Beton an der Oberfläche auf. Doch gerade diese Struktur des Sichtbetons ist in vielen Kir-

chen ein Gestaltungselement. „Deshalb sollten herausgeplatzte Fragmente unbedingt aufbewahrt werden“, betont der Landeskonservator. Später können sie wieder wie ein Pflaster in die sanierte Schadstelle eingefügt werden, so dass der ursprüngliche optische Eindruck der Oberfläche erhalten bleibt.

Erhaltung statt Kosmetik Wird eine denkmalgeschützte historische Kirche saniert, geht es nicht um eine kosmetische Renovierung, bei der alles hinterher „wie neu“ aussieht. Der Ursprungszustand soll möglichst originalgetreu erhalten bleiben. Die über Jahre entstandene Patina wird nicht entfernt. „Ausgebessert wird nur da, wo es zwingend notwendig ist, und das mit möglichst originalgetreuem Material“, erläutert Skalecki. Auch wenn zahlreiche durch die Witterung gelockerte oder beschädigte Steine ersetzt werden, sieht der Laie am Ende keine Veränderung. Denn ausgetauschte Steine haben eine ähnliche Qualität und Herkunft wie die ursprünglich verbauten. Auch das Fugenmaterial muss exakt der historischen Mörtelmischung entsprechen.

Auch ganze Bauensembles geschützt Unter Schutz stehen nicht immer bloß Kirchen sondern auch ganze bauliche Ensembles wie in St. Remberti, Oberneuland oder Walle. Wird in einem solchen Umfeld eine Kita neu- oder ein Gemeindebüro umgebaut, ist der Denkmalschutz zu beachten. „Alles Neue muss in den geschützten Bestand integriert werden“, betont Axel Krause.

Veränderung und Umnutzung möglich Dass Denkmale nicht verändert werden dürfen, ist falsch. Auch in der Vergangenheit wurden Denkmale immer wieder verändert und überbaut. Natürlich gibt es Auflagen für Veränderungen, doch der Landeskonservator betont: „Wir lassen uns gern auf veränderte Nutzungsanforderungen ein, denn eine gute Nutzung ist die beste Garantie für den Erhalt eines Gebäudes.“ Nutzerbelange gingen deshalb vor, solange sie die Substanz des Denkmals nicht schädigten. So wurde die Dom-Akustik kürzlich mit elektrisch ausfahrbaren Vorhängen verbessert, und die Gedächtniskapelle der Kirche Unser Lieben Frauen erhielt mit einer Glaskonstruktion eine neue „Zeitschicht“. In Vegesack wurden Gemeinderäume in das Dachgeschoss der Stadtkirche

integriert, weil die Gemeinde ihr Gemeindehaus aufgeben musste. Gerade wird in der Kulturkirche St. Stephani die Kapelle im Nordschiff umgebaut, um neue Funktionsräume zu schaffen. „Alles gestalterisch sehr akzeptable Lösungen, die teils über Architektenwettbewerbe gefunden wurden“, betont Georg Skalecki. Das Landesamt prüft die Nutzungskonzepte und die gestalterische Umsetzung genau, ehe es entscheidet. „Gerade bei wertvollen Kirchenräumen gibt es neben der fachlich-nüchternen Betrachtung auch den emotionalen Zugang, weil es Gottesdiensträume sind, in denen es um die Begegnung mit Gott geht“, sagt Georg Skalecki. „Deshalb bevorzugen wir eine vorsichtige Umnutzung wie z.B. in der Kulturkirche.“ Heilige Räume gebe es im Protestantismus bekanntlich nicht. „Trotzdem haben Kirchen geschichtlich und für den Glauben eine außergewöhnliche Bedeutung, die auch wir als Landesamt schützen und erhalten wollen.“

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infos Finanzierung Alle Maßnahmen an denkmalgeschützten Kirchen werden – wie andere Baumaßnahmen über 800 Euro – aus dem zentralen Baufonds der Bremischen Evangelischen Kirche (BEK) bezahlt. Fördermöglichkeiten Öffentliche Mittel für die Denkmalpflege werden über die Bauabteilung der Bremischen Evangelischen Kirche beantragt. Das Landesdenkmalamt berät über aktuelle Möglichkeiten:

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Geschützt werden typische architektonische Zeitzeugen einer Epoche. Kriterien: - Architekonischer und baukultureller Wert - Bedeutung für die Ortsgeschichte oder stadtbildprägende Wirkung Das Landesamt schaut sich teils flächendeckend Ortsteile auf schützenswerte Bauten an, z.T. werden auch Bauten bestimmter Epochen und Gattungen gezielt untersucht (z.B. „Kirchenbauten der 1950er Jahre“) 1. Schritt: Besichtigung und Dokumentation des Gebäudes 2. Schritt: Anhörung der Gemeinde und der Bremischen Evangelischen Kirche

Insgesamt sind die Fördermöglichkeiten aktuell stark eingeschränkt. Gab es für die Dom-Fassade noch eine sechsstellige Förderung, finanziert die BEK die laufenden Restaurierungen an Unser Lieben Frauen und St. Martini bisher vollkommen allein.

Die nächsten „Kandidaten“ für eine „Unterschutzstellung“: •Auferstehungskirche (Hastedt) •St. Pauli-Kirche (Neustadt)

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Prof. Dr. Georg Skalecki, Landeskonservator Telefon 0421/361-2502 [email protected] Bauabteilung der Bremischen Evangelischen Kirche Axel Krause, Leiter Telefon 0421/55 97-277 [email protected]

Akustik-Vorhänge im St. Petri Dom

„Schönheit“ ist nicht das einzige Kriterium für die Schutzwürdigkeit eines Gebäudes.

3. Schritt: Herrscht - wie in der Regel – Einigkeit, wird das Gebäude unter Schutz gestellt.

Landesamt für Denkmalpflege Bremen

Turm-Sanierung an Unser Lieben Frauen

So wird ein Gebäude zum Denkmal

Stadt Bremen: Der Staats-Kirchenvertrag regelt die gemeinsame Verpflichtung zum Erhalt der historischen Innenstadtkirchen. Derzeit fließt aufgrund der Haushaltsnotlage kein Geld. Deutsche Stiftung Denkmalschutz Bundesbeauftragte für Kultur und Medien

kontakt

Turmsanierung an der Kirche Unser Lieben Frauen: Zunächst fliegt eine Fotodrohne senkrecht am Turm hoch. Ihre Detailaufnahmen werden später zu einer Gesamtansicht zusammengesetzt. Daraus entsteht ein Plan, der die beschädigten Stellen anzeigt.

Beschädigte Bögen

www.denkmalpflege.bremen.de www.kirche-bremen.de

Abriss denkmalgeschützter Gebäude ist nicht möglich, bei Verkauf übernimmt der Käufer auch die Auflagen des Denkmalschutzes.

Übrigens: Das Landesamt kann auch Kirchen, die abgerissen werden sollen, noch kurzfristig auf Schutzwürdigkeit prüfen und ggfs. unter Denkmalschutz stellen. Auch unter Denkmalschutz: Läutewerke, Uhren, Glocken, Orgeln oder Kirchenbänke Veränderungen im Innenraum (z.B. Umstellen von Bänken, Einbau einer neuen Orgel) müssen mit den Denkmalschützern abgestimmt werden. Alle Projekte in denkmalgeschützten Kirchen sollten über die Bauabteilung abgewickelt werden. Bei Umnutzungs-Projekten oder größeren baulichen Veränderungen nimmt die Bauabteilung frühzeitig mit dem Landesdenkmalamt Kontakt auf.

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Kirchenleitung Mitarbeitende

Mehr Männer als Frauen im Kirchentag 57 Prozent der Delegierten im Kirchenparlament sind Männer. Im Kirchenausschuss dominieren dagegen die Frauen (7:5). In den übrigen Ausschüssen des Kirchentages überwiegen die Männer.

Das Pfarramt wird nicht weiblicher Der Pfarrberuf ist in Bremen nach wie vor männlich dominiert. Bezieht man mit ein, dass in Bremen 38 Prozent der Pastorinnen und nur 12 Prozent der Pastoren in Teilzeit arbeiten, verschiebt sich das Bild noch weiter zugunsten der Männer. Unter den Bremer Theologiestudierenden ist das Bild ausgewogen: Genausoviele Frauen wie Männer bereiten sich auf den Pfarrberuf vor.

Männliche Erzieher bleiben Exoten Anders das Bild in den Kitas: Die Zahl der Männer, die als Erzieher arbeiten, bewegt sich in der Bremischen Evangelischen Kirche im einstelligen Bereich. Der Beruf ist zu schlecht bezahlt, oft gibt es nur Teilzeitstellen. Deshalb entscheiden sich Männer deutlich seltener für den Erzieherberuf als Frauen.

grafiken Thekla Grützner Panthermedia

Mann und Frau

Wie steht‘s um die Gleichberechtigung in der Kirche? Sind Männer in der Kirche genauso engagiert wie Frauen? Wie steht es um die Beteiligung auf der Leitungsebene? – Der Gleichstellungsatlas zieht Bilanz

Kirchengemeinden

Die BEK hat den höchsten Anteil weiblicher Beschäftigter In keiner anderen Landeskirche ist der Frauenanteil (82 Prozent) unter den Hauptamtlichen so hoch wie in Bremen. Die Mehrzahl arbeitet als Erzieherin.

Bei der Teilzeitquote liegt die BEK vorne 73 Prozent aller Frauen und 30 Prozent aller Männer arbeiten in der Bremischen Evangelischen Kirche in Teilzeit. Auch das sind im EKDVergleich Spitzenwerte.

Wenig Minijobber Minijobber (450 Euro-Kräfte) sind unter den BEK-Beschäftigten im Vergleich zu anderen Landeskirchen selten. 122 Frauen (8 Prozent der weiblichen Beschäftigten) 55 Männer (14 Prozent aller männlichen Beschäftigten) arbeiten auf Minijob-Basis. In anderen Landeskirchen sind bis zu 55 Prozent der weiblichen Beschäftigten Minijobberinnen.

Frauenanteil

Männeranteil

Männer sind weniger ehrenamtlich engagiert Frauen sind in Kirchengemeinden deutlich stärker präsent und engagiert. Bei den Ehrenamtlichen sind nur 32 Prozent männlich. Nur sehr wenige Kirchenmitglieder nehmen überhaupt an regelmäßigen Gemeindekreisen teil. Da es weniger Männer- als Frauenkreise gibt, sind Männer auch in diesem Bereich deutlich unterrepräsentiert.

Leichtes männliches Übergewicht in Kirchenvorständen Auf der Leitungsebene von Kirchengemeinden dreht sich das Verhältnis um: Hier überwiegen mit 53 Prozent die Männer. Die ehrenamtliche Basisarbeit leisten zum allergrößten Teil Frauen, während Leitungsämter eine männliche Domäne sind.

EKD-Gleichstellungsatlas Atlas zur Gleichstellung von Frauen und Männern in der evangelischen Kirche in Deutschland

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kontakt

Gleichstellungsbeauftragte Ruth Heß Telefon 0421/55 97-242 [email protected]

www.ekd.de

www.kirche-bremen.de BEK Forum Mai 2015

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infos

Juleica - was ist das? „Juleica“ steht für „Jugendleiter/innen-Card“. Den kleinen „Ausweis“ bekommen Jugendliche nach erfolgreicher Ausbildung Die Karte gilt bundesweit und ist staatlich anerkannt. Mit der Juleica gibt‘s Vergünstigungen, und sie kann auch bei Bewerbungen nützlich sein, weil sie das soziale Engagement dokumentiert. Der Grundkurs vermittelt pädagogisches und methodisches Handwerkszeug, Anregungen, spirituelles und rechtliches Hintergrundwissen und Kontakte zu erfahrenen Wegbegleitern aus der Jugendarbeit: • Persönlichkeitsbildung (wer bin ich, was motiviert mich, welche Werte habe ich, wie funktioniert ein Team) • Gruppenbildung (Gruppenphasen, Rollen, Kommunikation, Konflikte, Leitung, Organisation)

Fit für die Jugendarbeit

• Für wen mache ich Jugendarbeit, wie leben Jugendliche heute?

Christen und Muslime

• Wie gestalte ich kleine Andachten?

lernen gemeinsam

„We have a dream“ heißt das Motto der Interreligiösen JugendLeiterCard (Juleica)-Schulung, die in den Herbstferien 2014 an den Start ging. An dem Kurs nehmen sowohl christliche als auch muslimische Jugendliche teil. Im Herbst 2015 geht der Kurs in die zweite Runde.

Christlich-muslimisches Projekt Neben dem üblichen Ausbildungsprogramm steht bei diesem Kurs die interreligiöse Begegnung im Mittelpunkt. „Wir haben Kontakte zur muslimischen Seite geknüpft“, berichtet Simona Herz, Bildungsreferentin der Evangelischen Jugend. Das war nicht ganz einfach, denn die Strukturen sind völlig anders. „Es gibt keine Hauptamtlichen und damit auch keine festen Ansprechpartner. Zudem haben die Moscheen unterschiedliche Dachverbände.“ Die Muslimische Jugend ist bislang kein anerkannter Jugendverband. Umso wichtiger sind für die dort engagierten Ehrenamtlichen Kooperationen, die zur Professionalisierung ihrer Jugendarbeit beitragen. Gern hätten die Organisatorinnen die Ausbildung auch für weitere Religionen geöffnet, aber es mangelte teils an Ansprechpartnern, teils am Feedback. „Bei der jüdischen Gemeinde gab

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es leider kein Interesse.“ Gemeinsam mit dem Bremer Jugendring denken Simona Herz und ihre katholische Kollegin Stefanie Lübbers auch an eine Ausweitung Richtung „Interkulturelle Jugendarbeit“ nach.

„Toleranz gelernt“ „Wir können jetzt auf erste Erfahrungen zurückgreifen. Das Feedback der Jugendlichen war durchweg positiv, denn noch nie hätten sie soviel über andere Religionen, aber auch über ihren eigenen Glauben erfahren. Sie habe vor allem Toleranz in dem Kurs gelernt, erinnert sich Amadi: „Keine Religion ist besser als die andere.“

Kennenlern-Treffen in der Moschee Das Kennenlern-Treffen zum Auftakt fand in der Gröpelinger Mevlana-Moschee statt. Auf dem Besuchsprogramm stand unter anderem das Zuhause für Kinder der Huchtinger St. Matthäus-Gemeinde. Das Lidice-Haus auf dem Stadtwerder war Kursort in den Herbstferien. Dort stellte man den Speiseplan auf muslimische Vorschriften ein. „Auch muslimische Gebetszeiten sind vom Kursablauf her möglich. Damit bieten sich dann

• Wie organisiere ich Freizeiten und Gruppen? • Eigenes Praxisprojekt: Jugendliche können sich ausprobieren, erste kleine Projekte in der Jugendarbeit planen und durchführen, um Erfahrungen zu sammeln.

text Matthias Dembski fotos Evangelische Jugend

Zum Ausbildungs-Programm gehört zusätzlich ein großer Erste-Hilfe-Kurs. gleich erste Gesprächsanlässe“, so Simona Herz. An jedem Kursabend stand ein Fest im Mittelpunkt, z.B. Weihnachten oder das Zuckerfest. Dass auch Muslime Weihnachten feiern können, oder Christen zum Fastenbrechen im Ramadan eingeladen sind, war für manche Teilnehmende neu. Neben Gemeinsamkeiten – wie beim Thema „Beten“ – machten sie auch Unterschiede aus: „Wir haben über den Segen gesprochen. Eine Teilnehmerin hat das am Beispiel ihrer Konfirmation erläutert. In der Diskussion wurde deutlich, dass es im Islam ein solches Zusprechen des Segens nicht gibt. Was Christen und Muslime wiederum eint, ist die Fürbitte für andere Menschen.“

Praxisprojekt mit Flüchtlingen Ein praktisches Projekt organisierten die Jugendlichen mit Flüchtlingen. „Eine Gruppe ist zum Adventsbacken ins Flüchtlingsheim am Wardamm in Huchting gegangen und hat einen Nachmittag mit Kindern gestaltet. Auch eine Begegnung mit jugendlichen Flüchtlingen stand auf dem Programm. Andere organisierten eine Übernachtung mit Jugendlichen zum Thema „Gemeinschaft“.

Kurse werden für frisch konfirmierte Jugendliche (Mindestalter 14 Jahre) und für ältere Jugendliche (16+) sowie für junge Erwachsene (Leadership-Gruppenleitungsseminar) angeboten.

200 Juleica-Teilnehmer pro Jahr „Die Evangelische Jugend ist mit rund 200 Teilnehmenden pro Jahr die größte Anbieterin von JuleicaSchulungen in Bremen“, sagt Simona Herz. Das liege auch an den Veränderungen im Ehrenamtlichen-Bereich: „Nach zwei bis drei Jahren gehen die Jugendlichen in Ausbildungen oder ins Studium, und jüngere wachsen nach.“ Die Qualifizierung ist mit 50 Bildungsstunden bei der Evangelischen Jugend umfangreicher als bei anderen Anbietern. „Standard sind 40 Stunden, aber wir beschäftigen uns zusätzlich intensiv mit Glaubens- und Haltungsfragen sowie entwicklungspsychologischen Hintergründen.“ Jede Schulung wird individuell auf die Vorkenntnisse und die Zielgruppe zugeschnitten. Die Themen „Interreligiöser Dialog“ und Interkulturalität hätten auch durch das gemeinsame Schulungsprojekt Fahrt aufgenommen, freut sich Simona Herz. „Im Herbst dieses Jahres soll es weitergehen.“

Kosten & Zuschüsse 100 Euro, Gemeinden unterstützen Jugendliche, indem sie in der Regel einen Teil der Kosten für ihre Ehrenamtlichen übernehmen.

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kontakt

Juleica-Schulungen Die Jugendleitercard

Information & Beratung Simona Herz Telefon 0421/346 15-51 [email protected]

www.ejhb.de www.juleica.de BEK Forum Mai 2015

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geistreich

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text/fotos Matthias Dembski

Vom Glauben sprechen

Sie plädieren im interreligiösen Gespräch für eine „Ethik der Mission“. Was bedeutet das? Schirrmacher: Das ökumenische Dokument „Mission Respekt – Christliches Zeugnis in einer multireligiösen Welt“, an dem ich mitgearbeitet habe, fordert genau dies: Respekt im gegenseitigen Gespräch. Ethik und Mission gehören untrennbar zusammen. Ethik bedeutet, dass die Mission vom Menschenrechtsgedanken bestimmt wird. Mission darf nie die Würde anderer Menschen mit Füßen treten sondern muss sie akzeptieren oder wiederherstellen. Mission ist Teil der Religionsfreiheit und damit ein Menschenrecht. Wer sich darauf beruft, muss aber auch alle anderen Menschenrechte berücksichtigen. Natürlich ist es eine Herausforderung, wie man auf Leute reagiert, die sich mutwillig nicht daran halten.

– eine Übereinkunft aller Religionen über Mission und den Umgang miteinander. In Norwegen ist das bereits gelungen. „Mission Respekt“ sieht Mission als positiven Begriff. Blendet es die kritischen Aspekte aus? Mission ist prinzipiell eine positive Sache, sie gehört zum Wesen der Kirche. Aber wir müssen auch über die negativen Aspekte reden. Wenn wir Mission auf Jesus zurückführen, sind wir auch an alles gebunden, was Jesus sonst wollte: Nächstenliebe, Nachfolge usw. Eine Diskussion über die Ethik der Mission stellt sie nicht prinzipiell in Frage. Das Dokument sagt: Eine Mission, die sich nicht am Geist Jesu orientiert, ist keine Mission im christlichen Sinne.

Wie ist „Mission Respekt“ entstanden?

Was bedeutet das für den Dialog der Religionen in einer Stadt wie Bremen?

Am Anfang haben wir Vertreter anderer Religionen eingeladen zu berichten, was sie an christlicher Mission beschwert. Schnell war klar: Wir brauchen eine innerchristliche Selbstverpflichtung, bevor wir mit anderen Religionen ins Gespräch kommen können. Im vergangenen Jahr ist „Mission Respekt“ von allen deutschen Kirchen und Missionsorganisationen unterzeichnet worden. Der nächste Schritt wäre ein Dokument, das von Vertretern aller Religionen unterzeichnet wird

Wenn man alle Religionen an einen Tisch bekommen will, um über ein friedliches Miteinander zu reden, darf es keine Vorbedingungen geben. Dialog und Mission schließen sich nicht aus. Mit dem Dialog ist der Anspruch Jesu, das Heil dieser Welt zu sein, nicht zu den Akten gelegt. Ein Christ ist immer ein Christ, auch im Dialog, in den er seinen Standpunkt einbringt. Der Dialog mit anderen Religionen ist ungeheuer wichtig, weil es um den Frieden in der Welt geht. Die Bibel

fordert Christen immer wieder auf, ins Gespräch zu gehen. Wir können nicht behaupten, wir hätten die Wahrheit und die anderen müssten nur zuhören. Wir werden in der Bibel immer wieder aufgefordert, zuzuhören. Zeugnis zu geben bedeutet nicht, feststehende Glaubenssätze und Richtigkeiten abzuspulen sondern davon zu erzählen, was Gott in meinem Leben bedeutet. Die Geschichten mit Gott sind so vielfältig wie die Menschen. Jede Religion muss sich von Gewalt abgrenzen, denn jede Religion hat Strömungen, die in ihrer Richtung und ihrem Auftreten so grundübel sind, das wir sie ablehnen müssen. Religionskritik muss spätestens nach den Anschlägen vom 11. September möglich sein.



Wie können Christen in einer religiös vielfältigen Welt von ihrem Glauben reden? Gibt es Regeln für das Gespräch mit anderen Religionen? Was gibt uns die Bibel für den Dialog mit Andersgläubigen auf den Weg? – Fragen an die Theologin Klara Butting und den Theologen Thomas Schirrmacher Was sagt uns die Bibel zum Dialog? Butting: Sie ist eine Sammlung höchst unterschiedlicher Texte. Die Bibel schult uns im Dialog: Am Anfang steht die Tora, das Grundgesetz. Dann folgen die Propheten, die immer einschreiten, wenn Recht zu Unrecht wird. Dann folgen z.B. mit Hiob oder den Psalmen Reaktionen aus der hebräischen Gemeinde. Wir kommen in ein Gespräch über die Umsetzung des Gesetzes, es wird darüber gestritten, wie es umgesetzt wird. Im Neuen Testament lesen wir ebenfalls keinen harmonischen Bericht über das Leben Jesu, sondern wir haben sich teils auch widersprechende Evangelien. Die Konzepte von Kirche in der Apostelgeschichte und in den Paulusbriefen sind sehr unterschiedlich. Was bedeutet das für den Umgang mit der Bibel?

Mission ist Teil der Religionsfreiheit und damit ein Menschenrecht. Wer sich darauf beruft, muss aber auch alle anderen Menschenrechte berücksichtigen.

Die Gefahr jeder Buchreligion ist, dass dieses Buch Gott in die Quere kommt und an die Stelle Gottes tritt. Statt Gottes lebendiges Wort in der Gegenwart aufzu-

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spüren, wiederholen wir biblische Sätze als ewige Wahrheiten. Deshalb setzt sich die Bibel mit ihren inneren Widersprüchen und Kontroversen zur Wehr gegen Buchstabengläubigkeit und Fundamentalismus. Bibeltreue heißt nicht: Am Buchstaben kleben, dann geht uns die Bibel verloren. Die Bibel will Gesprächspartnerin sein, die uns mündig macht und uns lehrt zu denken. Können uns die Widersprüche und verschiedenen Stimmen in der Bibel nicht auch verwirren? Christsein bedeutet nicht Abgrenzung nach dem Motto „Wir – und die Anderen“. Christus tritt uns auch als Fremdling gegenüber – sei er Muslim oder Atheist. Die Anderen, die Armen, Fremden, Anders- oder Ungläubigen sind mit Christus immer schon mit in unserem Boot. Es bleibt offen, ob Christus als der kommt, der uns rettet oder als der, der Hilfe braucht. Christus selber ist eine fundamentale Absage an den Absolutheitsanspruch des Christentums. Es gibt kein Heilsprivileg der Christus-Gläubigen.

Bleibt der Glaube dann nicht unverbindlich? Die Bibel zielt auf Verbindlichkeit, es ist nicht egal, was wir sagen, tun und beten. Die verbindliche Mitsprache der Bibel in unserem Leben zielt nicht darauf, dass biblische Sätze zu ewigen Wahrheiten werden. Unsere Verbundenheit mit Gott verändert unsere Beziehungen in dieser Welt. Die Erniedrigten und Verfolgten, Ausgestoßenen, Fremden und Andersgläubigen sind unsere Geschwister. Die Bibel verbindet uns mit dem lebendigen Gott und seiner Vision einer Erde, die allen ein Zuhause werden will. Wir sollen Gott und unseren Mitmenschen eine Antwort geben und an einer bewohnbaren Erde mitarbeiten. Diese Mission führt uns mit anderen Menschen zusammen, die ebenfalls dem Leben verpflichtet sind, die aber möglicherweise anderen Religionen und Kulturen angehören. Staunend müssen wir deren Wert und deren Weisheit anerkennen. Es geht dabei nicht um Vereinheitlichung von Unterschieden. Friedens- und Gemeinwesenarbeit zielen auf ein Miteinander in der Differenz. Gott braucht dafür alle Arten von Menschen.

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Bibeltreue heißt nicht: Am Buchstaben kleben, dann geht uns die Bibel verloren.



Fundamentalismus – Aufstand gegen die Moderne? Vortrag & Diskussion mit dem Bremer Religionswissenschaftler Prof. Dr. Christoph Auffarth Montag, 15. Juni 2015 um 20 Uhr in der Evangelischen Studierenden Gemeinde (ESG), Parkstraße 107

www.kirche-bremen.de www.esg-bremen.de

Prof. Dr. Klara Butting Prof. Dr. Thomas Schirrmacher Direktor des International Institute for Religious Freedom (IRF), Präsident der International Society for Human Rights, Vorsitzender der Theologischen Kommission der Weltweiten Evangelischen Allianz (WEA), Bonn www.thomasschirrmacher.info www.missionrespekt.de

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Leiterin des Zentrums für Biblische Spiritualität und gesellschaftliche Verantwortung an der Woltersburger Mühle (Uelzen), Autorin und Mitherausgeberin der „Jungen Kirche“, Lehrbeauftragte für Altes Testament an der Ruhr Universität Bochum www.klarabutting.de www.woltersburgermuehle.de

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text Matthias Dembski fotos Dietrich Bonhoeffer – Bilder seines Lebens © Gütersloher Verlagshaus www.dietrich-bonhoeffer.net

Von guten Mächten

Vor 70 Jahren ermordeten die Nazis den bekannten Theologen Dietrich Bonhoeffer. Er war in der Bekennenden Kirche und im Widerstand gegen Hitler aktiv. Sein Ziel: „Dem Rad in die Speichen fallen“ und dem mörderischen Treiben in Deutschland ein Ende setzen.

„Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist bei uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“* Evangelisches Gesangbuch, Nr.65

Für Andere dasein

Raus aus dem Hamsterrad An was wir alles glauben Bonhoeffer sagte, dass Menschen an viel zu viel glauben: Macht, Einfluss, Geld, zweifelhafte Helden und neue Ideen, die sich bald als schädlich herausstellen. „Aber wir glauben über dem allen an den Einen nicht – an Gott. Und dieser Glaube an Gott würde uns nämlich den Glauben an alle die anderen Mächte nehmen, unmöglich machen.“

Blitzkarriere eines Theologen

Für die Juden schreien

Riskantes Doppelleben

Schon als 24-Jähriger habilitierte sich Bonhoeffer und wurde Privatdozent in Berlin. Er arbeitete als Jugendreferent für die Ökumenische Bewegung und hatte zahlreiche Auslandskontakte. Bereits 1930/31 hielt er sich zu Studienzwecken in den USA auf. Er arbeitete in New York und London, lernte dort die Weltoffenheit kennen. Schnell war ihm klar: Nationalsozialismus und Christentum sind nicht zu vereinbaren. Eine Rundfunkrede Bonhoeffers nach der „Machtergreifung“ der Nazis wurde vorzeitig abgebrochen. Bonhoeffer ging als Auslandspfarrer nach London, weil er nicht in der „häretischen Reichskirche“ arbeiten wollte. 1935 kehrte er aber nach Deutschland zurück, wo er an der Berliner Universität und einem Predigerseminar der Bekennenden Kirche lehrte, das die Nazis 1937 schlossen. Bonhoeffer arbeitete im Untergrund weiter. Von 1940 an durfte er keine Schriften mehr veröffentlichen, 1941 bekam er öffentliches Redeverbot.

Bereits 1933 äußerte sich Bonhoeffer gegen die Judenverfolgung der Nazis und engagierte sich gegen den „Arier“-Paragraphen in der Kirche, der Pfarrern mit jüdischen Wurzeln verbieten sollte, ihren Beruf auszuüben: „Der Ausschluss der Juden-Christen aus der kirchlichen Gemeinschaft zerstört die Substanz der Kirche Christi“, schrieb Bonhoeffer. „Die Rasse (…) darf nie Kriterium für die Zugehörigkeit zur Kirche sein, dies ist allein das Wort Gottes und der Glaube.“

Bonhoeffer gehörte wegen seiner guten internationalen Kontakte ab 1940 zum Widerstandskreis um Admiral Canaris, Leiter des deutschen Militärgeheimdienstes. Offiziell arbeitete er als Reiseagent der „Abwehr“, reiste zu einem Geheimtreffen mit dem englischen Bischof Bell nach Schweden und informierte ihn über die Umsturzpläne des Widerstands. Als das Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 scheiterte, geriet auch Bonhoeffer ins Visier der Nazis. Er wurde verhaftet und am 9. April 1945 auf persönlichen Befehl Hitlers im KZ Flossenbürg gehängt. Seine letzten Worte vor der Hinrichtung: „Für mich ist dies das Ende, aber auch der Anfang.“ Ein Grab gibt es nicht, seine junge Verlobte und die Familie erfuhren erst im Juni 1945 von der Hinrichtung. Der verantwortliche Richter kam nach Kriegsende ungeschoren davon, erst 1998 wurde das Unrechtsurteil aufgehoben.

„Raus aus dem Hamsterrad“ – das forderte auch Bonhoeffer. Sonn- und Feiertage sind dazu da, auszuruhen. Arbeit dürfe nicht unser ganze Leben bestimmen. „Nicht die Arbeit erhält den Menschen, sondern allein Gott; nicht von der Arbeit lebt der Mensch, sondern allein von Gott.“ Deshalb dürfen Arbeit und Konsum nicht die Oberhand gewinnen, weil sie uns sonst bald völlig mit Beschlag belegen und wir „darüber Gott vergessen“. Deshalb gebe es kein Gebot zu arbeiten, wohl aber eines, von der Arbeit auszuruhen.

Christsein hieß für Bonhoeffer „Menschsein“ mitten im Leben. Er suchte Gott nicht in einem entfernten, unerreichbaren Jenseits. Er war für ihn kein allmächtiges, höchstes Wesen, das irgendwo fern von uns existiert. „Unser Verhältnis zu Gott ist ein neues Leben im »Dasein-für-andere«, in der Teilnahme am Sein Jesu.“ Wer sich dem Nächsten zuwende, begegne Gott. Glauben und Handeln müssten übereinstimmen. Die Bergpredigt Jesu hatte für Bonhoeffer eine besondere Bedeutung. Christen sollten „Gott in Menschengestalt“ suchen. In seinen Briefen aus dem Gefängnis entwickelte er wichtige Gedanken, wie die zukünftige Kirche aussehen sollte: Sie müsse „Kirche für Andere sein“, für die Armen, Ausgegrenzten, Fremden, für die, die von Gott nichts wüssten.

Ein Leben mit Gott anfangen „Fragen wir, wie wir ein Leben mit Gott anfangen könnten, so antwortet die Bibel, dass Gott schon längst das Leben mit uns angefangen hat.“ Bonhoeffer schrieb 1936 sein Buch über die „Nachfolge“. Angesichts des Nationalsozialismus, der die Menschen immer mehr mit Beschlag belegte, verlangte Bonhoeffer den radikalen Bruch mit der Welt. Wer Jesus nachfolge, breche mit allem, was Menschen an diese Welt binde: Familie, Volk, Geschichte, Natur. Dafür bekämen Christen keine Anerkennung, sondern seien anstössig: „Darum werden die Jünger um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden.“ Für die Kirche bedeute Nachfolge, dass sie sich nicht um sich selbst drehen dürfe, sondern für andere da sein müsse.

„ „Dem Rad in die Speichen fallen * Ein evangelischer „Heiliger“?

Unerfüllte Wünsche

Bonhoeffers Lebensweg im Widerstand gibt bis heute ein Beispiel, wie Christen für Menschenrechte Verfolgter eintreten sollen. Bonhoeffer war einer der wenigen Theologen, die schon während des Nationalsozialismus die Solidarität der Christen mit den Juden anmahnten und konsequent gegen die Nazi-Ideologie eintraten. Dafür wurde er zum Märtyrer. Heute wird er von vielen als „Lichtgestalt“ überhöht, was ihm selbst am wenigsten gepasst haben dürfte. Bonhoeffer hat auch Schriften hinterlassen, die man heute kritisch sehen muss. Wenn er vom „recht verstandenen Gottesgnadentum der Obrigkeit“ schreibt oder man die patriarchalen Töne der Brautbriefe an seine erst 18-jährige Verlobte hört, erlebt man die andere Seite des großen Theologen. Bonhoeffer war ein Konservativer, der immer wieder Grenzen überschritt, z.B. als Pazifist, der im militärischen Widerstand mitwirkte.

„Es gibt erfülltes Leben trotz vieler unerfüllter Wünsche.“*

alle Bonhoeffer-Zitate sind zu finden unter www.dietrich-bonhoeffer.net

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tipps

Die Landeskirchliche Bibliothek im Haus der Kirche, Franziuseck 2-4, hält die Werke und eine große Auswahl aktueller Bücher zu Dietrich Bonhoeffer bereit. Telefon 0421/5597-287 [email protected]

www.bibliotheken.kirche-bremen.de

Das Dietrich-Bonhoeffer-Portal bietet zahlreiche Infos zu Gedenkorten, Veranstaltungen im Bonhoeffer-Jahr, Projekt- und Gottesdienstvorschläge, eine umfangreiche Zitat-Datenbank sowie Bildmaterial aus Bonhoeffers Leben.

www.dietrich-bonhoeffer.net 18

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geistreich Ökumenische Gäste einladen Portal „Weltgemeinde“

Die Welt zu Gast in der Gemeinde

text Matthias Dembski

Kirchengemeinden finden ab sofort im neuen Portal „Weltgemeinde“ Fürbitten, Kollektenbeschreibungen, Gottesdienst-Entwürfe und Aktionsideen. Dort gibt es u.a. kreative Ideen für Gemeinde- oder Schulfeste wie die „FairÄnderBar“ mit Rezepten für Cocktails aus regionalen, selbsthergestellten und fair gehandelten Zutaten. Aktuell: Vorschläge für eine „G7-Andacht“ zum Treffen der Staats- und Regierungschefs der sieben größten Industrienationen im Juni. Über den OnlineShop lassen sich zahlreiche Materialien und Ausstellungen bestellen.

www.brot-fuer-die-welt.de/ weltgemeinde

Workshops für Gemeinden Ob Schulprojekte, Gruppennachmittage in der Gemeinde, Themengottesdienste, Vortragsabende oder Konfirmandenunterricht: Die Welt kommt zu Ihnen in die Gemeinde. Brot für die Welt und die Norddeutsche Mission bietet zahlreiche Aktionen vom KonfiWorkshop bis zum Biohof-Besuch mit Senioren. Aktuelle Themen sind: • „Satt ist nicht genug“, u.a. mit dem Aktions rechner „Wieviel Land verbraucht mein Essen der letzten 24 Stunden?“ • Lebensmittelverschwendung (Kaffee, Tee, Orangensaft, Blumen, Grabsteine, Kleidung) • Klimawandel und Klimagerechtigkeit • Kinderarbeit in Indien – Das Projekt des Friedensnobelpreisträgers Kailash Satyarthi mit Konfi-Planspiel • Ageing – Alt werden in Ghana, Togo und Deutschland • Auswirkungen des Handy-Konsums auf Afrika: „Die Globalisierung am Ohr“ Vor-Ort-Veranstaltungen beider Organisationen werden zeitlich und thematisch maßgeschneidert und für jede Alters- und Zielgruppe passend angeboten.

Partnerschaft mit Ghana und Togo

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bremen.brot-fuer-die-welt.de www.norddeutschemission.de

Die Bremische Evangelische Kirche (BEK) gehört zu den Partnerkirchen der Norddeutschen Mission (NM). Gemeinden, die eine feste Gemeindepatenschaft mit einer ghanaischen oder togoischen Gemeinde aufbauen oder eine Projektpatenschaft übernehmen möchten, können sich an die NM wenden. Die Vahrer Gemeinden unterstützen z.B. dauerhaft ein Straßenkinderprojekt in Ho/Ghana. Die NM-Geschäftsstelle berät und vermittelt auch Patenschaften zu den westafrikanischen Partnerkirchen und ihren zahlreichen Schulen. Kürzlich vereinbarten die Trinitatis-Gemeinde und die Schule in der Koblenzer Straße eine Patenschaft mit einer togoischen Schule. In Bremen wird sich am Mittwoch, 15. Juli 2015 ein regionaler „Freundeskreis der Norddeutschen Mission“ gründen. Künftige Mitglieder sind herzlich in der Geschäftsstelle in der Berckstraße 27 willkommen.

Bremen hat bereits 2011 den Titel „Hauptstadt des fairen Handels“ errungen, jetzt soll die ökologische Verpflegung in Kantinen, Schulen, Gastronomie und auch Kita-Küchen im Rahmen der Biostadt-Bewerbung ausgebaut werden. Seit Jahren arbeiten die Kitas daran, die Ernährung in den Kitas gesünder und saisonal abgestimmt zu gestalten. Dabei kommen vorrangig Lebensmittel aus der Region zum Einsatz. Jetzt soll das Thema „Bio“ dazu kommen. Die Bremer Brot für die Welt-Referentin begleitet Kitas dabei und zeigt globale Zusammenhänge zwischen Fleischkonsum, Futtermittelproduktion, Landraub und Klimwandel auf. Die neue Broschüre zu gesunder, ökologischer und fairer Ernährung kommt demnächst in die Kitas. Möglich sind auch Elternabende zum Thema Ernährung.

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Bio-Stadt Bremen & Kitas

Regelmäßig sind in Bremen Gäste aus den westafrikanischen Partnerkirchen Ghana und Togo zu Gast und besuchen gerne Kirchengemeinden. Neben Theologen kommen auch Musiker, dann sind z.B. Chor- oder Trommelworkshops möglich. Wer tiefer einsteigen will: Das Sichtwechsel-Programm der Norddeutschen Mission ermöglicht einen Austausch, bei dem sowohl Gäste aus Ghana oder Togo hierher kommen, als auch Pastorinnen und Pastoren aus Bremen in Westafrika Erfahrungen sammeln können. Für Jugendliche gibt es die Möglichkeit, ein freiwilliges Ökumenisch-missionarisches Jahr in Projekten, Schulen oder kirchlichen Sozialeinrichtungen zu verbringen.

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Partnerschaftsgottesdienst feiern Am Sonntag Trinitatis feiern viele Gemeinden den traditionellen Partnerschaftsgottesdienst mit der Norddeutschen Mission (NM). In diesem Jahr steht er unter dem Motto „Tanzt und spielt gemeinsam auf unseren Plätzen und Straßen“. Wie Menschen in Ghana, Togo und Deutschland älter werden, welche Träume und Probleme das mit sich bringt, und wie die Generationen gut zusammenleben können, diese Fragen stehen im Mittelpunkt. Eine umfangreiche Arbeitshilfe mit thematischen Anregungen zum Thema „Älterwerden“, ist als Download verfügbar. Thematisch passend gibt es die Ausstellung „frau wird älter“.

www.norddeutschemission.de

Emilia und Camillo: Zwei Esel für die Gerechtigkeit Angela Hesse von Brot für die Welt organisiert Biohofbesuche für Kitas, besucht mit den großen Stoffeseln Emilia und Camillo Kita-Gruppen und arbeitet mit Erzieherinnen und Kindern zum Thema „Äpfel in Äthiopien“. Der Esel spielt weltweit z.B. als Lastentier eine wichtige Rolle. In Äthiopien trägt er das tägliche Wasser vom Brunnen nach Hause. Wasser zum Trinken und zur Bewässerung der Felder ist dort nicht selbstverständlich. Durch den Bau von Bewässerungskanälen und Trinkwasserbrunnen können die Menschen den schwierigen Lebensbedingungen trotzen. In der Kita erzählt der fast ein Meter große Stoffesel mit Bildern eine Geschichte aus Äthiopien. Das kann der Einstieg in einen Esel-Projekttag sein. Auch in Gemeindekreisen oder Familiengottesdiensten können die stattlichen Esel zum Einsatz kommen. Passende Material-Bausteine wie Spiele und Geschichten stehen natürlich zur Verfügung.

bremen.brot-fuer-die-welt.de „Geht

doch!“ – Klimapilgern nach Paris Der ökumenische Klimapilgerweg vom Nordkap bis nach Paris, dem Ort des nächsten Klimagipfels, führt auch durch Bremen. Unter dem Motto „Geht doch!“ wollen die Pilger mehr Klimagerechtigkeit und internationale Solidarität einfordern. Auf dem Pilgerweg sollen auch Projekte und Initiativen besucht werden, die zeigen, wie ein klimafreundliches Leben möglich und auch schon praktiziert wird. Vom 1. bis 3. Oktober sind die Pilger hier zu Gast. Die Veranstaltungen des Pilgerwegs sind öffentlich, wer möchte, kann auch einen kleinen Abschnitt des Weges mitlaufen. Geplant ist in Bremen u.a. ein Vortrag zu Klimafolgen wie Meeresspiegelanstieg und Sturmflutgefährdung. Am 2. Oktober ab 10 Uhr ist eine öffentliche Diskussions- und Informationsveranstaltung auf dem Marktplatz unter dem Motto „Bremen pro Klima“ vorgesehen. Danach finden in der Friedens- und Trinitatis-Gemeinde verschiedene Veranstaltungen zur globalen Klimagerechtigkeit statt. Weitere Infos: Uwe Ihssen Fachstelle ‚Ökumene und Weltverantwortung Telefon 0421/346 15-36 [email protected]

www.klimapilgern.de

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„frau wird älter…“ Ausstellung der Norddeutschen Mission mit Porträts von Frauen aus Westafrika und Deutschland 18. Mai bis 16. Juni 2015 im forum Kirche, Hollerallee 65

Informationsveranstaltung 10. Juni, 18 Uhr mit Expertinnen und Experten aus Bremen und Ghana

www.kirche-bremen.de

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Norddeutsche Mission Telefon 0421/46 77 038 [email protected] Spendenkonto: IBAN: DE45 2905 0101 0001 0727 27 BIC: SBREDE22

www.norddeutschemission.de Brot für die Welt in Bremen Ansprechpartnerin: Angela Hesse, Referentin für Ökumenische Diakonie Telefon 0421/163 84-14 [email protected] Spendenkonto: Diakonisches Werk Bremen, Stichwort „Brot für die Welt“ IBAN: DE10100610060500500500 BIC: GENODED1KDB

bremen.brot-fuer-die-welt.de BEK Forum Mai 2015

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Schwaetzer erneut EKD-Synodenpräses

Die ehemalige FDP-Spitzenpolitikerin Irmgard Schwaetzer steht weiter an der Spitze der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Das Kirchenparlament wählte die 73-Jährige in Würzburg mit nur einer Gegenstimme erneut zur Präses. Schwaetzer hatte in der vorausgegangenen Legislaturperiode das Präsesamt übernommen, nachdem sich die Grünen-Politikerin Katrin Göring-Eckardt infolge ihrer Wahl zur Fraktionsvorsitzenden im Bundestag von dem herausgehobenen Laienamt in der protestantischen Kirche zurückgezogen hatte. Zu den 120 neuen Synodenmitgliedern gehören auch 18 gewählte Vertreter der evangelischen Kirchen in Niedersachsen und zwei aus der Bremischen Evangelischen Kirche. Die Bremische Evangelische Kirche ist mit den Synodalen Andrea Stenner und Pastorin Ulrike Bänsch im EKD-Kirchenparlament vertreten. In die Amtszeit der neuen Synodalen, die für sechs Jahre bestimmt worden sind, fällt unter anderem das Reformationsjubiläum im Jahr 2017. Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm forderte in Würzburg eine energische politische Initiative zur Beseitigung der weltweiten Fluchtursachen. Flüchtlingspolitik dürfe nicht nur kurzfristiges Krisenmanagement sein. Grund für die weltweiten Flüchtlingsströme seien Krieg und Gewalt sowie eine extreme Ungerechtigkeit in der Verteilung der weltweiten Ressourcen. Künftig sollten Regierungsbeschlüsse einer „Eine-Welt-Verträglichkeitsprüfung“ unterzogen werden, um zu klären, ob sie den Schwächsten auf der Welt schaden oder nützen. Vor dem Hintergrund der jüngsten Bootsunglücke im Mittelmeer bekräftigte Bedford-Strohm die scharfe Kritik der evangelischen Kirche an der EU und der Flüchtlingspolitik der Bundesregierung. Deutschland müsse sich für ein umfassendes EU-Seenotrettungsprogramm einsetzen. Schlepperbanden sollten wirksam bekämpft und zugleich legale Wege für Flüchtlinge nach Europa geschaffen werden. Bedford-Strohm ist seit November oberster Repräsentant der mehr als 23 Millionen deutschen Protestanten. Nach der Würzburger Synode wird das Kirchenparlament im November in Bremen den 15 Mitglieder zählenden Rat und den Vorsitzenden neu wählen. epd www.ekd.de





Toleranzpreis für Gröpelingen

Sieben Projekte aus Bremen, Hamburg, MecklenburgVorpommern und Schleswig-Holstein wurden am 14. April in Schwerin als Preisträger des bundesweiten Wettbewerbs „Aktiv für Demokratie und Toleranz 2014“ ausgezeichnet, darunter auch die Bremer Mevlana-Moschee und die evangelische Kirchengemeinde Gröpelingen-Oslebshausen. 3.000 Euro erhielten sie für ihre interreligiöse Arbeit. Seit zwölf Jahren organisieren Christen und Muslime gemeinsam Veranstaltungen für alle Menschen in dem multi-kulturellen Stadtteil. Seit sechs Monaten lebten auch 100 überwiegend syrische Flüchtlinge in dem Ort. Unter anderem werde zu gemeinsamem Essen eingeladen, zu Friedensgängen mit Gebeten, Erzählcafes und Frühstückstreffen oder zu christlichmuslimischen Begegnungen von Jugendlichen. Das von der Bundesregierung gegründete „Bündnis für Demokratie und Toleranz - Gegen Extremismus und Gewalt“ besteht seit dem Jahr 2000. Im bundesweiten Wettbewerb wurden 2014 insgesamt 66 Initiativen und Projekte für ihr vorbildliches Engagement als Preisträger ausgewählt und mit Preisgeldern zwischen 1.000 und 5.000 Euro ausgezeichnet. epd www.evggo.de

„Bischöfin der Seeleute“ bestätigt

Pastorin Heike Proske (53) führt als Generalsekretärin weiterhin die Geschäfte der Deutschen Seemannsmission, die mit Seelsorge und sozialen Hilfen Seeleuten aus aller Welt zur Seite steht. Die Mitgliederversammlung hat die leitende Theologin im niedersächsischen Bad Bederkesa für weitere sechs Jahre in ihrem Amt als „Bischöfin der Seeleute“ mit Dienstsitz in Bremen bestätigt. Als erste Frau in der mehr als 150-jährigen Tradition der Deutschen Seemannsmission übernahm Proske Mitte 2009 das Amt der Generalsekretärin. Zum Präsidenten der Organisation wählte die Versammlung in Bad Bederkesa den ehemaligen Hamburger Propst Jürgen Bollmann (67). Zum neuen Vizepräsidenten bestimmte die Mitgliederversammlung Uwe Michelsen (67), ebenfalls aus Hamburg. Michelsen ist Theologe und Journalist und Mitglied des Rates der EKD. www.seemannsmission.org

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EKD startet Kindergottesdienstumfrage

Kindergottesdienste und Kinderbibeltage sollen besser erforscht werden. Deshalb befragen das ComeniusInstitut, der Gesamtverband für Kindergottesdienst und das Kirchenamt der EKD demnächst bundesweit repräsentativ ausgewählte Kirchengemeinden nach ihren Erfahrungen. Ziel ist es, mehr über teilnehmende Kinder, Mitarbeitende und Rahmenbedingungen zu erfahren. Im Juni und Juli werden die Macher der Studie auch in Bremen Gemeinden kontaktieren. Die Kindergottesdienst-Verantwortlichen können dann online an der Befragung teilnehmen. Welche Möglichkeiten und Probleme der Kindergottesdienst aktuell hat und wie die Angebote weiterentwickelt werden müssen, soll die Studie erforschen. Dabei geht es um Fortbildungangebote, neue Angebotsformen oder Vernetzungsmöglichkeiten. BEK Forum www.kindergottesdienst-ekd.de



Kreativwettbewerb für Jugendliche

„Christ sein heute“ heißt das Motto des bundesweiten Kreativwettbewerbs, zu dem die KonradAdenauer-Stiftung Jugendliche aufruft. Gruppen- und Einzelbeiträge sollen das Christentum aus christlicher oder auch nichtchristlicher Perspektive beleuchten. Die Formen sind frei wählbar: Videos, Animationen, Fotografien, Musikstücke, Homepages, Zeichnungen oder auch Texte sind möglich. Wettbewerbsbeiträge können sich auch auf Personen, Bräuche, Gebäude oder Institutionen des Christentums beziehen. „Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt“, heißt es in der Ausschreibung. Einsendeschluss ist der 30. Oktober 2015. Eine Jury wählt die besten Arbeiten aus, die mit Geldpreisen von 1.000, 500 und 250 Euro prämiert und bei einer festlichen Abendveranstaltung der Öffentlichkeit präsentiert werden. BEK Forum Einsendungen & weitere Infos: Konrad-Adenauer-Stiftung Bremen Martinistraße 25 28195 Bremen Telefon 0421/163 00 94 [email protected] www.kas.de/bremen

Sandra Coors, zuständig für die Region Nord beim kirchlichen Datenschutzbeauftragten

Ob im Gemeindebüro, in der Friedhofsverwaltung, Kantorei oder in der Jugendarbeit: Personendaten gehören zum Alltag in der Kirche. Von der Teilnahmeliste der Jugendfreizeit bis zur Veröffentlichung von Senioren-Geburtstagen im Gemeindebrief kann es im Alltag zu vielen Problemen kommen, wenn der Datenschutz nicht beachtet wird. „Leider fehlt es an vielen Stellen an der Sensibilität für den Datenschutz, doch das Beschwerdepotenzial ist hoch. Nur nach der Devise zu verfahren „Wo kein Kläger, da kein Richter“, ist keine Lösung. Denn jede Gemeinde und Einrichtung ist gesetzlich verpflichtet, den Schutz ihrer Daten zu gewährleisten. Wer sich nicht daran hält, riskiert Klagen“, betont die Juristin Sandra Coors. Sie ist die neue Ansprechpartnerin für den Datenschutz von Kirche und Diakonischem Werk in Bremen. Sie arbeitet als „Regionalbeauftragte Nord“ beim Datenschutzbeauftragten der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).

Datenschutz-Aufsicht bei der EKD Seit Anfang 2014 haben die Bremische Evangelische Kirche (BEK) und die Diakonie Bremen keine eigenen Datenschutzbeauftragten mehr sondern die Zuständigkeit an die EKD übertragen. „Ich finde den Begriff ‚„Daten-Schutz“ irreführend. Geht es doch in erster Linie um den Schutz von Menschen. Diesem Auftrag muss gerade der kirchliche Datenschutz in besonderer Weise dienen“, sagt Michael Jacob, Datenschutzbeauftragter der EKD. Diesen Gedanken auch nach Bremen zu tragen, ist eine Aufgabe von Sandra Coors. „Ich berate die Landeskirchen und • Datenschutz ist Leitungsaufgabe: Kirchenvorstand klärt die Verantwortlichkeit • „Örtliche/r Beauftragte/r“: Benennen, wenn mehr als neun Haupt- oder Ehrenamtliche mit Personendaten zu tun haben • Sonst einen „Ansprechpartner“ benennen! • Örtliche Datenschutzbeauftragte dürfen sich nicht selber kontrollieren und müssen zum Kirchenvorstand gehören.

„Datenschutz bedeutet Schutz von Menschen“ Diakonischen Werke und unterstütze die örtlichen Beauftragten für den Datenschutz.“ Denn für den praktischen Datenschutz vor Ort sind Gemeinden und Einrichtungen verantwortlich, nicht die Regionalbeauftragte der EKD. „Ich kann Fragen nur im Vorfeld klären und beraten, aber natürlich nicht überall vor Ort präsent sein.“ So gehören Schulungen und regelmäßige Weiterbildungsangebote zu Coors wichtigsten Aufgaben.

„Kirchenvorstände haften für Datenschutz“ Gemeinden und Einrichtungen, in denen insgesamt mehr als neun Haupt- oder auch Ehrenamtliche regelmäßig personenbezogene Daten nutzen oder verarbeiten, sind gesetzlich verpflichtet, eigene örtliche Datenschutzbeauftragte zu bestellen. „Um die Kitas kümmert sich der Landesverband, da sie einheitliche Software verwenden“, ergänzt Inke Weishaupt, Juristische Referentin in der BEK-Kirchenkanzlei. „Gemeinden brauchen sich also nur auf den reinen Gemeindebereich zu konzentrieren.“

Gemeinden müssen Verantwortliche nennen Haben weniger als neun Personen mit Personendaten zu tun, müssen Kirchenvorstände trotzdem aus ihrem Kreis einen Ansprechpartner für Datenschutzfragen benennen. „Sie sind zum Beispiel dafür verantwortlich, Haupt- wie Ehrenamtliche schriftlich auf das Datengeheimnis zu verpflichten. Außerdem überwachen sie die Anwendung von Software und kontrollieren technische Vorkehrungen zum Datenschutz.

Kleiner Datenschutz-Check • Ernennung ist nicht mitbestimmungspflichtig, sie muss schriftlich erfolgen. • Alle Mitarbeitenden schriftlich auf den Datenschutz verpflichten und über den Ansprechpartner informieren! Formulare gibt‘s im Mitarbeitendenportal. • Datenschutzverantwortliche kontrollieren, wer wo Personendaten verarbeitet.

Kommt es zu Verstößen gegen den Datenschutz, haftet stets der Kirchenvorstand.“ Er muss für die IT-Sicherheit ebenso sorgen wie für die sichere Aufbewahrung von Akten mit Personendaten. Die EDV-Abteilung im Haus der Kirche berät kompetent auch zu Fragen des technischen Datenschutzes. „Wichtig ist, dass jemand die Bestimmungen kennt, ein Auge auf den Datenschutz im Alltag hat und sich um Information und Schulungen der Mitarbeitenden kümmert“, betont Inke Weishaupt, die auch Datenschutzreferentin für Kirchenkanzlei, Landesverband und forum Kirche ist. „Gemeinden, die sich unsicher sind, ob Sie einen Beauftragten oder Ansprechpartner benennen müssen, berate ich gerne.“

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kontakt

Datenschutzbeauftragte Sandra Coors, Regionalverantwortliche Nord beim EKD-Datenschutzbeauftragten Telefon 0511/169 335-0 [email protected] Inke Weishaupt, Juristische Referentin und Datenschutzbeauftragte der Kirchenkanzlei Telefon 0421/55 97-219 [email protected]

www.datenschutz.ekd.de www.bek-intern.de • Technik prüfen: Welche Sicherungen (z.B. Aktenschränke, Sichtschutz) sind erforderlich? • Beratung bei der EDV-Abteilung zur IT-Sicherheit (Passworte, Virenschutz) holen! • Schulungen nutzen: Umfangreiches Info-Angebot auf der Website des EKD-Datenschutzbeauftragten. Alle rechtlichen Regelungen und Formulare im Mitarbeitendenportal:

www.bek-intern.de www.datenschutz.ekd.de

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Antje Eilers ist seit Januar neue Leiterin der Bremer Bahnhofsmission

text Matthias Dembski foto Kai Niemann/ Matthias Dembski

„Wir leben Vielfalt“ 350.000 Menschen passieren täglich den Bremer Hauptbahnhof. „Wir treffen in der Bahnhofsmission auf Reisende, die hier bei Streik und Sturm stranden, auf die Nöte von Wohnungslosen, auf Asylsuchende und Schlägereiopfer, Alleinerziehende mit kleinen Kindern und ältere Menschen, die sich freuen, wenn jemand ihnen beim Aus- und Umsteigen hilft“, sagt Antje Eilers, seit Januar neue Leiterin der Bremer Bahnhofsmission. „Was gesellschaftlich in der Luft liegt, zeigt sich immer auch bei uns am Tresen. Wir leben hier die Vielfalt der Milieus, Lebenslagen, Religionen und Kulturen.“ Bei der Bahnhofsmission ist die 33-jährige Sozialwissenschaftlerin kein neues Gesicht. Nach Stationen bei der Bremer Seemannsmission, dem Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt und dem Bremer Treff hat sie seit Juni 2013 das Angebot der Mobilen Bahnhofsmission aufgebaut. Ältere oder beeinträchtigte Menschen, die sich nicht mehr trauen, allein zu reisen, werden von der Mobilen Bahnhofsmission begleitet. An der Wand in Eilers kleinem Büro hängen zahlreiche Dankes-Postkarten. „Wir bekommen viel Feedback, manchmal schickt uns jemand Blumen und kleine Ge­schenke, weil er sich so über unsere Unterstützung gefreut hat. Diese Dankbarkeit beflügelt unser ganzes Team.“

Neue Ehrenamtliche gesucht Rund 50 Ehrenamtliche sorgen dafür, dass die Bahnhofsmission ihre Türen jeden Tag öffnen kann. Der Betrieb ist täglich zwischen 8 und 20 Uhr (am Wochenende von 10 bis 18 Uhr) in VierstundenSchichten organisiert. „Aktiv sind derzeit 31 Männer und Frauen, zusätzlich gestalten rund 10 Ehrenamtliche Andachten.“ Mit der Sammelbüchse sind regelmäßig drei Ehrenamtliche unterwegs, denn die Bahnhofsmission finanziert sich auch über Spenden. „Wir freuen uns in allen Bereichen über Verstärkung: Ob beim Tresendienst, bei der

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Andachtsgestaltung oder beim Spendensammeln“, sagt Antje Eilers. Denn mit 73 Jahren gehen auch die Ehrenamtlichen spätestens in den Ruhestand. „Lust auf Menschen“ sollten Interessierte als wichtigste Qualifikation mitbringen, meint Antje Eilers. Nicht immer ist die Arbeit in der Bahnhofsmission einfach. „Wir treffen nicht nur auf Menschen in materiellen, sondern auch in psychischen Notlagen.“ Kein Dienst verläuft wie der andere. „Man muss sich immer wieder neu auf die Menschen einstellen, die kommen.“ In nächster Zeit will Eilers vor allem neue jüngere Ehrenamtliche gewinnen, die zunächst mit erfahrenen älteren Team-Kollegen im Tandem arbeiten sollen. „Außerdem möchten wir die Mobile Bahnhofsmission verstetigen, wenn die Aktion Mensch-Finanzierung Mitte 2016 ausläuft.“ Das Projekt komme zunehmend in Fahrt, 113 Begleitfahrten gab es seit dem Start.

Breites Fortbildungsangebot Als Leiterin ist Antje Eilers auch für die Fortbildung und Betreuung der Ehrenamtlichen verantwortlich. „Wir tun viel für den Team-Zusammenhalt“, betont sie. Neben Dienstbesprechungen und SupervisionsAngeboten frühstücken die Ehrenamtlichen regelmäßig zusammen, machen gemeinsam Ausflüge und bilden sich fort – vom Deeskalationstraining mit der Bundespolizei bis zum Rollatorentraining bei der BSAG. Erste-Hilfe-Kurse und Gesprächsführung gehören ebenfalls zum regelmäßigen Angebot. EnglischKurse werden gemeinsam mit Werder Bremen angeboten, und wer Lust hat, kann auch auf Bundesebene zahlreiche Angebote besuchen. Auf dem Programm stehen dort u.a. „Interkulturelles Training“ oder auch „Mystik in der Bahnhofsmission“. „Unsere Ehrenamtlichen machen alles – von der Sozialarbeit bis zur Reisebegleitung, deshalb sind gute Begleitung und Fortbildung für uns selbstverständlich“.

BahnhofsAndachten mitgestalten Jeden Dienstag um 12 Uhr füllt sich der kleine Andachtsraum der Bremer Bahnhofsmission. Viele Gäste, die zuvor einen Kaffee getrunken haben, gehen mit in den Raum der Stille. Durch die bunten „Kirchenfenster“ fällt das Licht, Kerzen werden angezündet, und es wird für einen kurzen Moment still – zumindest in diesem Winkel abseits des Bahnhoftrubels. „Oft haben die Andachtsbesucher großen Gesprächsbedarf“, sagt Dietlinde Kup (73), die früher als Binnenschifferin und Versicherungskauffrau im Rheinland tätig war, ehe sie ein Studium an der katholischen Domschule Würzburg absolvierte und als Gemeindeassistentin arbeitete. Seit fünf Jahren engagiert sie sich bei der Bahnhofsmisson. „Bei den Andachten geht es nicht nur um einen verständlichen christlichen Impuls für den Alltag sondern um praktisch gelebtes Miteinander. Oft kommen Reaktionen von den Gästen. Darauf einzugehen ist ganz wichtig.“ So werden die Andachten zu Dialogen, für die es meist nur einen kurzen Impuls braucht. „Da sind flexible Gestaltungskonzepte gefragt, um die Menschen da abzuholen, wo sie gedanklich einsteigen.“ Ein starres Programm für die Andacht nütze nichts. „Man muss auf die Menschen eingehen, manchmal ist es eher eine seelsorgerliche Gesprächsgruppe.“ Die Bahnhofsmission sucht für die Gestaltung bewusst auch theologische Laien und Laiinnen. „Die Viertelbis halbe Stunde ist eine Begegnung auf Zeit. Wichtig ist eine interreligiöse Offenheit und die Fähigkeit, sich auf neue Lebenswirklichkeiten einzulassen und sie im Gespräch aufzunehmen.“ Die Musik kommt wahlweise von der CD, oder der Gesang wird mit der Gitarre begleitet. „Manchmal lese ich eine Geschichte, manchmal einen biblischen Text. Gelegentlich mache ich auch eine Bildmeditation.“ Der Kreativität seien keine Grenzen gesetzt, betont Dietlinde Kup. „Wer Lust hat, bei den Andachten einzusteigen, sollte einfach mal dienstags reinschnuppern.“

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kontakt

Bahnhofsmission Bremen Antje Eilers, Leiterin Telefon 0421/134 83 [email protected]

Spendenkonto Verein für Innere Mission Bremen Stichwort „Bahnhofsmission“ IBAN: DE22 2905 0101 0001 0777 00 BIC: SBREDE22XXX

www.bahnhofsmission-bremen.de