Pflegen und Begleiten

EUROPA-FACHBUCHREIHE für Berufe im Gesundheitswesen Fachwissen Pflege Pflegen und Begleiten Fachkunde Altenpflege in Lernfeldern VERLAG EUROPA-LEHR...
Author: Felix Kuntz
28 downloads 3 Views 2MB Size
EUROPA-FACHBUCHREIHE für Berufe im Gesundheitswesen

Fachwissen Pflege

Pflegen und Begleiten Fachkunde Altenpflege in Lernfeldern

VERLAG EUROPA-LEHRMITTEL  ∙  Nourney, Vollmer GmbH & Co.KG Düsselberger Straße 23 · 42781 Haan-Gruiten Europa-Nr. 66268

Titelei_001-016.indd 1

24.04.2013 12:47:35 Uhr

Herausgeberin: Gerlinde Strunk-Richter, Marl Autoren (Angaben in Klammern geben an, welche Kapitel von den Autoren erarbeitet wurden) Bartoszek, Gabriele, Essen (LF 1, 3.1.6–3.1.8; 3.8.4) Bauer, Helga, Königswinter (LF 4, Kap. 4.1–4.3) Bergmann, Michaela, Bischoffen (LF 2 Kap. 3.1–3.3) Bollinger, Martin, Daubach (LF 1, Kap. 4; LF 4, Kap. 4.4) Bose, Joya Rebecca, Bischoffen (LF 2 Kap. 3.1–3.3) Bruhn, Ramona, Hamburg (LF 1, 3.2; 3.7.1) Budroni, Helmut; Leichlingen (LF 2 Kap. 1.9) Carls, Christian, Düsseldorf (LF 2 Kap. 3.4) Döttlinger, Beatrix, Schweitenkirchen (LF 1, 3.1; 3.1.1; 3.1.2; 3.1.3) Eifert, Barbara, Münster (LF 2 Kap. 3.6) Fiedler, Peter, Marl (E6) Dr. Freundner-Hagestedt, Stephanie, Leinfelden-Echterdingen (E1; E9) Gloddek, Petra, Dortmund (E5; LF 2 Kap. 1.1) Helck, Simone, Köln (LF 2 Kap. 1.3) Hinn, Gabriella, Bonn (LF 2 Kap. 3.5)

Huhn, Siegfried; Berlin (LF 1, 3.1.4) Jobelius, Horst,Treis-Karden (LF 1, Kap. 5.11; LF 3, Kap. 1.1–1.4; 1.6) Klostermann, Jutta, Buchholz (LF 1, Kap. 5.6) Kolbe, Harald, Witten (LF 1, Kap. 1.5; 3.1.5; LF 4, Kap. 1.1–1.5) Konczny, Ursula, Soest (E8; LF 1, Kap. 3.8.5) Konzet, Susanne, Bonn (LF 2 Kap. 3.5) Krämer, André, Berlin (LF 1, Kap. 2.1; 2.2; LF 4, Kap. 3) Krüger, Cornelia, Salzburg (E9) Kuhl, David, Leverkusen (LF 1, Kap. 5.8) Kutschke, Andreas, Mönchengladbach (E3; E9; LF 1, 3.8.2) Lins, Sabine, Freiburg im Breisgau (LF 1, 3.6.1) Menebröcker, Claudia, Bielefeld (E7; LF 1, Kap. 3.5; LF 2. Kap. 2.1) Morawitz, Dieter, Geseke (E8; LF 1, Kap. 3.8.5) Müller-Wille, Andreas, Moers (E2; E9; LF 1, Kap. 5–5.5) Münch, Marlies, Asendorf (LF 1, 3.6.2; 5.7)

† Dr. Osterbrink, Brigitte, Münster (LF 1, Kap. 3.8.3) Plümecke, Michaela, Waldesch (LF 3 Kap. 1.5; 2.1–2.6) Richter, Eva, Langenhagen (LF 2 Kap. 1.8) Schmidt, Waldemar, Dortmund (LF 2 Kap. 1.2; 1.6) Dr. Schmitt, Marina, Westhafen (E5; LF 2 Kap. 1.1) Schweble, Thomas, Herford (LF 1, 3.3; 3.4; 3.6.2) Simon, Mario, Karlsruhe (LF 1, Kap. 3.5.2) Sirsch, Erika, Alpen (LF 1, Kap. 1.2; 1.3; 1.4; 3.7.2) Sowinsky, Christine, Köln (E4; LF 2, Kap. 1.7) Strunk-Richter, Gerlinde, Marl (LF 1, Kap. 1; 1.2; E9; 3.8.1; LF 4, Kap. 2) Tyll, Susanne, Krefeld (LF 2 Kap. 1.5; 2.2) Viering, Rainer H., Castrop-Rauxel (LF 1, Kap. 5.9; 5.10) Walter, Ulrich, Marl (LF 2 Kap. 1.4)

Verlagslektorat: Anke Horst Zeichnungen: Steffen Faust, Berlin Wolfgang Herzig, Essen Ein besonderes Dankeschön für die Unterstützung bei den Fotoproduktionen gilt folgenden Häusern: CURANUM Westfalen GmbH Herr Christian Cohausz, Residenzleitung Seniorenresidenz Wuppertal An der Oper Unterdörnen 108 42283 Wuppertal Marienhospital Orsoy, Fachklinik für Geriatrische Rehabilitation, Träger St. Josef Krankenhaus GmbH Moers, Rheinberger Str. 375, 47495 Rheinberg, www.st-marien-orsoy.de Geschäftsführer Heinrich Röwer

Ev. Johanneswerk e. V. Frau Manuela Schock, Hausleitung Haus Stephanus Bertolt-Brecht-Str. 11 32120 Hiddenhausen

VitalCentrum Hodey AG Rehatechnik, Kruppstraße 19, 47475 Kamp-Lintford, www.hodey.de

Folgende Einrichtungen haben Fotos zur Verfügung gestellt: Evangelisches Krankenhaus Gesundbrunnen in Hofgeismar, Am Krähenberg 1, 34369 Hofgeismar, www.ekh-gesundbrunnen.de, Professor Werner Vogel

1. Auflage 2013 Druck 5 4 3 2 1 Alle Drucke derselben Auflage sind parallel einsetzbar, da bis zur Behebung von Druckfehlern untereinander unverändert. ISBN 978-3-8085-6626-8 Alle Rechte vorbehalten. Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der gesetzlich geregelten Fälle muss vom Verlag schriftlich genehmigt werden. © 2013 by Verlag Europa-Lehrmittel, Nourney, Vollmer GmbH & Co. KG, 42781 Haan-Gruiten http://www.europa-lehrmittel.de Umschlag: tiff.any GmbH, 10999 Berlin Satz und Gestaltung: tiff.any GmbH, 10999 Berlin Druck: M. P. Media-Print Informationstechnologie GmbH, 33100 Paderborn

Titelei_001-016.indd 2

07.05.2013 9:20:05 Uhr

Vorwort Die vorliegende Auflage des Titels Pflegen und Begleiten – Fachkunde Altenpflege in Lernfeldern richtet sich in erster Linie an Auszubildende und Lehrer in der Altenpflege. Die Fachkunde ist auch als Nachschlagewerk für die Fort- und Weiterbildung geeignet. Grundsätzlich soll das Lehrbuch beim laufenden Erwerb von Pflegewissen und Pflegeverständnis hilfreich sein. Ziel des vorliegenden Titels ist es, den künftigen professionellen Pflegefachkräften Verständnis für Prozesse zu vermitteln; sie anzuleiten, prozessual zu denken – und zu handeln. Hierzu gehört auch, neue wissenschaftliche Erkenntnisse und Forschungsergebnisse in den Pflegealltag einfließen zu lassen. ●●

●●

●●

●● ●●

●●

Die Fachkunde ist anhand der Ausbildungsund Prüfungsordnung für den Beruf Alten­ pfleger/­-in erstellt worden und in Lernfelder gegliedert. Der inhaltliche Schwerpunkt liegt auf dem Lernfeld 1.3 „Alte Menschen personen- und situationsbezogen pflegen“. Die Themen „Bewegen und Berühren“ und „Die eigene Gesundheit erhalten und fördern“ (inklusive Arbeitsschutz) haben einerseits für die alten Menschen und andererseits für die Mitarbeitenden in der Altenpflege einen hohen Stellenwert. Expertenstandards werden sowohl inhaltlich als auch mit ihrer Relevanz für die Praxis vorgestellt. Pflegediagnosen werden vorgestellt. Das Fachwissen ist praxisnah und verständlich dargestellt. Viele aktuelle Bilder, detaillierte Grafiken und übersichtliche Tabellen ergänzen den Text. Der Exkurs zwischen den Lernfeldern 1.2 und 1.3 stellt Themen vor, die für das Verständnis der komplexen Inhalte zur Pflege grundlegend wichtig sind.

Das moderne Layout erleichtert die nachhaltige Aufnahme der dargestellten Inhalte. Die unterschiedlichen Elemente geben klare Strukturen, eine gute Lesbarkeit und die Möglichkeit zur schnellen Orientierung. Dadurch unterstützen sie die methodischen und didaktischen Grundzüge des Buches:

Merke Merke fasst wichtige Inhalte kurz zusammen.

Info Info enthält interessante Fakten und Informationen, die über den Lehrplan hinausgehen; sie dienen der Vertiefung der Inhalte.

Beispiel Beispiele sind Fallbeispiele, anhand derer das Pflegewissen praktisch erarbeitet wird.

Aufgaben Aufgaben ermöglichen die selbstständige Über­ prüfung des Wissensstands.

Literatur Literatur am Ende eines Kapitels verweist auf weiterführende Schriftwerke zu dem jeweiligen Thema.

Dem Buch beigelegt ist eine CD, die weiterführende Informationen enthält, z. B. Expertenstandards und Formulare. Innerhalb der Texte wird vorwiegend von der Altenpflegerin gesprochen. Die weibliche Form wurde bewusst gewählt, da der größte Teil der Auszubildenden weiblich ist. Wir bitten die männlichen Auszubildenden hierfür um Verständnis. Wir wünschen allen Auszubildenden und allen, die sich beruflich fortbilden wollen, viel Freude und Erfolg mit diesem Buch. Kritische Hinweise, die der Weiterentwicklung des Buches dienen, nehmen wir dankbar entgegen. Sie erreichen uns per E-Mail unter: [email protected]. Im Frühjahr 2013

Autoren und Verlag

3

Titelei_001-016.indd 3

24.04.2013 12:47:35 Uhr

Vorwort

Allgemeines Pflegeverständnis Unsere Gesellschaft wird immer älter: Die Lebenserwartung steigt, während gleichzeitig die Zahl der älteren Menschen wächst. Diese Situation ist eine Herausforderung für die Altenpflege, konkret für die Menschen, die in diesem Berufsfeld tätig sind. Die Bedeutung von Pflege setzt sich aus drei Komponenten zusammen: ●● Pflege als urtypisch menschliche Tätigkeit und Aufgabe. ●● Altenpflege als Berufsfeld in den Heilberufen. ●● Pflegewissenschaft, die durch Forschung und Lehre zur Professionalisierung der Altenpflege und Optimierung der pflegerischen Versorgung beitragen will. Diese Komponenten bilden die Basis unseres Pflegeverständnisses und waren bei der Konzeption der Fachkunde von großer Bedeutung. Sie werden im Folgenden erläutert: Als Tätigkeit existiert die Pflege seit Anbeginn der Zeit und kommt nahezu überall vor: Bereits morgens nach dem Aufstehen pflegen wir uns, indem wir ins Bad gehen und uns waschen. Nach dem Frühstück gehen wir arbeiten, um das für unseren Lebensunterhalt notwendige Geld zu verdienen. Diese Selbstpflege dient dazu, unsere Gesundheit zu stärken und Krankheiten vorzubeugen. Solche und ähnliche Verhaltensweisen sind in fast jeder Kultur der Menschheitsgeschichte zu finden. Sie sind Ausdruck des menschlichen Bestrebens, ein möglichst glückliches Leben in Gesundheit und ohne Probleme zu führen. Insofern stellt die Selbstpflege eine Herausforderung und Aufgabe an den Menschen dar: Pflege dich, damit es dir gut geht. Die professionelle Altenpflege kommt erst dann zum Tragen, wenn alte Menschen aufgrund von ­Alter, Krankheit, Pflegedürftigkeit und/oder Behinderung nicht mehr in der Lage sind, sich selbstständig zu pflegen oder diese Fähigkeit zu verlieren ­drohen.

Altenpflege ist eine stellvertretende Übernahme der Selbstpflege alter Menschen durch Fachkräfte, die sie bei ihren Problemen unterstützen und dazu anleiten, sich selbst zu pflegen. Altenpflege darf dabei nicht mit Gesundheits- und Krankenpflege verwechselt werden. Deren Aufgabe ist in erster Linie die Assistenz bei der Durchführung diagnostischer und therapeutischer Aufgaben im Rahmen der Heilung von Krankheiten. Das Besondere der Altenpflege ist die würdevolle Begleitung alter und älter werdender Menschen, oft bis zu ihrem Lebensende. Dabei gilt es, das bereits gelebte Leben und die Biografie der zu pflegenden Menschen zu berücksichtigen. Dies gilt insbesondere, wenn die Pflegehandlungen im privaten Umfeld stattfinden. In diesem Sinne ist die Altenpflege eine sozialpflegerischer Beruf, der die gemeinsame Gestaltung des Alltags unter der Berücksichtigung von Alter und Gesundheitsproblemen zum Ziel hat. Da professionelles Pflegehandeln nicht allein auf praktisch erworbenem Erfahrungswissen gründen kann, kommt der Pflegewissenschaft und Pflegeforschung herausragende Bedeutung zu. Sie ist ein Ort gesellschaftlich relevanter Forschung und Lehre, um ein höchstmögliches Maß an Versorgungsqualität zu gewährleisten. Darüber hinaus soll sie der Altenpflege ihren gebührenden Stand innerhalb der Heilberufe und der Gesellschaft ermöglichen. Dazu ist es notwendig, wissenschaftlich gesicherte Pflegeinterventionen zu erforschen und zu lehren und darüber hinaus, sich politisch zu beteiligen und der Pflege eine Stimme zu geben. Unser Pflegeverständnis beinhaltet darüber hinaus, dass wir den Entwicklungsprozess in der Pflege aktiv berücksichtigen, Respekt vor dem Alter haben, die zu Pflegenden für eine gewisse Zeit in Würde begleiten und trotz aller technischer Unterstützung die Kommunikation, Berührungen und die Menschlichkeit nie aus dem Auge verlieren. Im Frühjahr 2013

Herausgeberin und Autoren

4

Titelei_001-016.indd 4

24.04.2013 12:47:35 Uhr

Inhaltsverzeichnis Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Allgemeines Pflegeverständnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .



3



4

Lernfeld 1 Aufgaben und Konzepte in der Altenpflege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

17

Lernfeld 1.1 Theoretische Grundlagen in das altenpflegerische Handeln einbeziehen . . . . . . . . .

19

1

Theoretische Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20

1.1 1.1.1 1.1.2 1.1.3 1.1.4 1.1.5

Relevante Begriffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Alter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gesundheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Krankheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Multimorbidität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Pflegebedürftigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .



20 20 20 21 21 22

1.2 1.2.1 1.2.2 1.2.3 1.2.4

Theorien und Modelle der Pflege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Definition der Begriffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Entwicklung von Pflegetheorien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Denkschule der Pflegetheorien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Pflegesystem – Bezugspersonenpflege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .



24 24 25 26 28

1.3 1.3.1 1.3.2 1.3.3 1.3.4

Pflegeforschung und Umsetzung von Forschungsergebnissen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Pflege als Praxisfeld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kriterien in der Pflegewissenschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Pflegeforschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der Forschungsprozess . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .



30 30 31 32 34

1.4 1.4.1 1.4.2 1.4.3 1.4.4 1.4.5

Biografiearbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Definition Biografiearbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lebenslauf oder Lebensgeschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Biografiebogen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Biografiearbeit als Dialog . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Biografiearbeit bei Menschen mit Demenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .



35 35 36 37 38 39

1.5 1.5.1 1.5.2 1.5.3 1.5.4 1.5.5

Ethische Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ethik als Schutzbereich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der alte Mensch im Licht der Ethik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Menschenbilder in der Altenpflege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Werte in der Altenpflege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Entscheidungsfindung in der Altenpflege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .



40 40 42 42 44 45

Lernfeld 1.2 Pflege alter Menschen planen, durchführen, dokumentieren und evaluieren . . . . .

47

2

Pflege planen, durchführen, dokumentieren und evaluieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48

2.1 2.1.1 2.1.2 2.1.3 2.1.4

Wahrnehmung und Beobachtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Aufmerksamkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Beobachtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Freie und systematische Beobachtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dokumentation von Beobachtungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

2.2 2.2.1 2.2.2

Der Pflegeprozess . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 Bedeutung des Pflegeprozesses . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 Analyse des Pflegeprozesses . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62



48 49 50 51 51

5

Titelei_001-016.indd 5

24.04.2013 12:47:35 Uhr

Inhaltsverzeichnis

2.2.3 2.2.4 2.2.5 2.2.6

Informationssammlung – Pflegeanamnese . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Probleme und Ressourcen erkennen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Pflegeplanung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Pflegedokumentation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .



65 74 90 93

Exkurs – Wissen kompakt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

99

E 1 E 1.1 E 1.2 E 1.3 E 1.4 E 1.5 E 1.6 E 1.7 E 1.8 E 1.9 E 1.10 E 1.11

Anatomie und Physiologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Altern aus biologischer Sicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bewegungsapparat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nervensystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sinnesorgane . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Haut . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Herz-Kreislauf-System . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Atmungssystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Verdauungssystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Harnapparat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abwehrsystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wechselwirkungen der Organsysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

100 100 101 103 112 113 115 118 121 125 126 128

E 2 E 2.1 E 2.2 E 2.2.1 E 2.3 E 2.3.1 E 2.4 E 2.4.1 E 2.4.2

Geriatrie und Rehabilitation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Anfänge der Geriatrie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Geriatrische Versorgungsstrukturen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stationärer Bereich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der geriatrische Patient . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Indikationsspektrum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rehabilitation vor Pflege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Voraussetzungen für die Rehabilitation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ziele der Rehabilitation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

129 129 130 130 131 131 132 132 132

E 3 E 3.1 E 3.2 E 3.3 E 3.4 E 3.5 E 3.5.1 E 3.5.2 E 3.5.3 E 3.5.4 E 3.5.5 E 3.5.6

Gerontopsychiatrie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Alter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erkrankungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Vernetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anforderungen und Arbeitsschwerpunkte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Konzepte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anforderung an Pflegende . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Beziehungsgestaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Assessment-Instrumente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Umgang mit Psychopharmaka . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Umgang mit Krisen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

133 133 133 133 134 134 134 135 135 136 136 136

E 4 E 4.1

Psychologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137 Pflegeprozess . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137

E 5

Gerontologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139

E 6 E 6.1 E 6.2 E 6.3 E 6.4 E 6.5 E 6.5.1 E 6.5.2

Arzneimittelkunde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Arzneimittelbegriff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wirkstoffnamen – Arzneimittelnamen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Vom Wirkstoff zum Arzneimittel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hilfsstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Arzneiformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Feste Arzneimittel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Halbfeste Arzneiformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

141 141 142 143 143 143 143 146

6

Titelei_001-016.indd 6

24.04.2013 12:47:35 Uhr

Allgemeines Pflegeverständnis

E 6.5.3 E 6.5.4 E 6.6 E 6.6.1 E 6.6.2 E 6.6.3 E 6.6.4 E 6.6.5 E 6.7 E 6.7.1 E 6.7.2 E 6.7.3 E 6.8 E 6.8.1 E 6.8.2 E 6.9 E 6.9.1 E 6.9.2 E 6.9.3 E 6.10

Flüssige Arzneiformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gasförmige Arzneiformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zugang und Umgang mit Arzneimitteln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Arzneimittelabgabe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Beipackzettel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lagerung von Arzneimitteln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Betäubungsmittel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Vernichtung von Arzneimitteln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Arzneimittelwirkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Pharmakokinetik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Unerwünschte Arzneimittelwirkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wechselwirkungen von Arzneimitteln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Verabreichen von Arzneimitteln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Applikationsarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Richten und Verabreichen von Arzneimitteln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Besonderheiten der Arzneimitteltherapie im Alter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Handhabung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Pharmakokinetik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Pharmakodynamik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Arzneimittelgruppen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

146 147 148 148 149 149 150 151 151 151 152 153 154 154 154 155 156 156 157 157

E 7 E 7.1 E 7.2 E 7.2.1 E 7.2.2 E 7.2.3 E 7.2.4 E 7.2.5 E 7.2.6 E 7.2.7 E 7.3

Ernährungslehre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Aspekte der Ernährung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nährstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wasser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eiweiß (Protein) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kohlenhydrate . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fett . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Vitamine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mineralstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Weitere Nährstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Berechnung des Energie- und Flüssigkeitsbedarfs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

159 159 162 162 163 163 164 165 168 171 171

E 8 E 8.1 E 8.2 E 8.2.1 E 8.2.2 E 8.2.3 E 8.2.4 E 8.2.5 E 8.2.6 E 8.2.7

Hygiene . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fachgebiete . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gesetzliche Grundlage der Hygiene . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Infektionsschutzgesetz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Unfallverhütungsvorschriften der Berufsgenossenschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Krankenhaushygieneverordnung der Länder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Das Heimgesetz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lebensmittelhygieneverordnung (LMHV) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Infektionsprävention Robert-Koch-Institut . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Organisation der Hygiene im Gesundheitswesen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

173 173 174 174 175 175 175 176 176 176

E 9 E 9.1 E 9.1.1 E 9.1.2 E 9.1.3 E 9.1.4 E 9.1.5 E 9.1.6 E 9.1.7 E 9.2 E 9.2.1

Relevante Krankheitsbilder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gerontopsychiatrische Krankheiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Angststörungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Delir . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Demenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Depression . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Persönlichkeitsstörung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schizophrenie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wahn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Internistische Krankheiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Asthma bronchiale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

187 187 187 188 188 189 190 190 191 192 192

7

Titelei_001-016.indd 7

24.04.2013 12:47:35 Uhr

Inhaltsverzeichnis

E 9.2.2 E 9.2.3 E 9.2.4 E 9.2.5 E 9.3 E 9.3.1 E 9.3.2 E 9.3.3 E 9.3.4 E 9.3.5 E 9.3.6 E 9.4 E 9.4.1 E 9.4.2 E 9.4.3 E 9.5 E 9.5.1 E 9.5.2 E 9.5.3 E 9.5.4 E 9.6 E 9.7 E 9.8

Diarrhö . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hypertonie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Koronare Herzkrankheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Obstipation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Infektionskrankheiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hepatitis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . HIV-Erkrankung/AIDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Influenza . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . MRSA-Infektion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mykosen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tuberkulose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Neurologische Krankheiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Apoplex . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Morbus Parkinson . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Multiple Sklerose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Orthopädische Krankheiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Amputationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Arthrose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Frakturen des Stütz- und Bewegungsapparates . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Osteopathie/Osteoporose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Onkologische Krankheiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Urologische Krankheiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Operative Eingriffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

192 193 193 194 195 195 195 196 197 197 198 199 199 201 201 202 202 203 204 204 205 206 207

E 10 E 10.1 E 10.2 E 10.3 E 10.4 E 10.5 E 10.6 E 10.7

Prävention und Gesundheitsförderung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Interventionsformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Interventionszeitpunkte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Setting-Ansatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Theoretische Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Prävention und Gesundheitsförderung in der Altenpflege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Geriatrische Rehabilitation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ökonomische Bedeutung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

208 209 209 210 210 211 212 212

Lernfeld 1.3

Alte Menschen personen- und situationsbezogen pflegen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

213

3.1 3.1.1 3.1.2 3.1.3 3.1.4 3.1.5 3.1.6 3.1.7 3.1.8

Bewegung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bewegung und Berührung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Körpergefühl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kontrakturprophylaxe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sturzprophylaxe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Freiheitseinschränkungen in der Pflege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dekubitusprophylaxe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Thrombose-Prophylaxe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Pneumonieprophylaxe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

214 214 226 254 256 261 266 270 272

3.2 3.2.1

Kommunikation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 274 Sprache- und Sprechstörungen bei älteren Menschen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 274

3.3 3.3.1 3.3.2

Selbstpflege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 282 Unterstützung bei der Selbstpflege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 282 Pflege des äußeren Erscheinungsbildes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 294

3.4 3.4.1 3.4.2 3.4.3

Schlaf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schlafphasen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schlafstörungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schlaffördernde Maßnahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

297 297 298 299

8

Titelei_001-016.indd 8

24.04.2013 12:47:36 Uhr

Allgemeines Pflegeverständnis

3.5 3.5.1 3.5.2

Ernährung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 300 Ernährungsmanagement in der Pflege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 300 Schluckstörungen im Alter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 311

3.6 3.6.1 3.6.2 3.6.3

Ausscheidung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kontinenzförderung und Hilfsmittelversorgung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stomatherapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Obstipation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

322 322 330 334

3.7 3.7.1 3.7.2 3.7.3 3.7.4

Krisensituationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Pflege und Begleitung sterbender alter Menschen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Pflege alter Menschen mit akuten und chronischen Schmerzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wachkoma . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Existenzielle Krisensituation alter Menschen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

335 335 357 366 370

3.8 3.8.1 3.8.2 3.8.3 3.8.4 3.8.5

Alterstypische Erkrankungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Pflege bei gerontopsychiatrischen Veränderungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abhängigkeit im Alter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Herausforderung Diabetes mellitus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Periphere und arterielle Verschlusskrankheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Pflege infektionskranker alter Menschen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

373 373 388 393 406 408 425

Lernfeld 1.4

Anleiten, beraten und Gespräche führen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

4

Anleiten, beraten und Gespräche führen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 426

4.1 4.1.1 4.1.2 4.1.3 4.1.4 4.1.5 4.1.6

Kommunikation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kommunikation als Prozess . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kommunikationsbereiche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fünf Kernsätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Vier Aspekte einer Nachricht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gesprächstechniken im Berufsalltag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gesprächsituationen im Pflegealltag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

426 428 428 431 432 435 438

4.2 4.2.1 4.2.2 4.2.3

Beratung und Anleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Beratungsgespräche mit alten Menschen und ihren Angehörigen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anleitung in der Pflege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Alte Menschen und ihre Angehörigen situationsgerecht anleiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

440 443 444 445

Lernfeld 1.5

Bei der medizinischen Diagnostik und Therapie mitwirken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

447

5

Bei der medizinischen Diagnostik und Therapie mitwirken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 448

5.1 5.1.1 5.1.2 5.1.3 5.1.4 5.1.5

Versorgung alter Menschen in vernetzten Strukturen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Expertenstandard Entlassungsmanagement . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Überleitungspflege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Case Management . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Integrierte Versorgung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Pflegestützpunkte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

448 449 452 454 455 456

5.2 5.2.1 5.2.2 5.2.3 5.2.4 5.2.5 5.3 5.3.1 5.3.2 5.3.3 5.3.4

Unterstützung alter Menschen bei Prävention und Rehabilitation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Präventive Maßnahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Aktivierende rehabilitative Pflege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Selbstpflegekompetenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Soziale Unterstützungssysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Biografische Perspektive . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mitwirkung bei geriatrischen Rehabilitationskonzepten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ICF-Klassifikation der WHO . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Geriatrisches Assessment . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Pflegerisches Assessment in der Geriatrie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Teambesprechung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

457 457 458 459 461 462 465 466 467 470 470

9

Titelei_001-016.indd 9

24.04.2013 12:47:36 Uhr

Inhaltsverzeichnis

5.4 5.4.1 5.4.2 5.4.3 5.4.4 5.4.5 5.4.6 5.4.7 5.4.8 5.4.9 5.4.10

Interdisziplinäre Zusammenarbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Medizin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Physiotherapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ergotherapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Logopädie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sozialdienst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Neuropsychologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Musiktherapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seelsorge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Diätberatung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Pflege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

472 472 474 476 478 480 481 482 483 483 484

5.5 5.5.1 5.5.2 5.5.3 5.5.4

Hilfsmittel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ergotherapeutische Hilfsmittel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Orthopädische Hilfsmittel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Technische Hilfsmittel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Orthesen und Prothesen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

487 487 493 500 504

5.6 5.6.1 5.6.2 5.6.3 5.6.4 5.6.5 5.6.6 5.6.7 5.6.8 5.6.9

Durchführung ärztlicher Verordnungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Injektion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Infusion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zentrale Venenkatheter (ZVK) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Verabreichen von Nahrung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ableiten des Harns . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Messen von Puls und Blutdruck . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Messen des Blutzuckers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Messen der Temperatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Medizinproduktegesetz (MPG) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

506 506 513 517 519 522 527 529 529 530

5.7 5.7.1 5.7.2 5.7.3 5.7.4

Wundmanagement . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Akute und chronische Wunden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Formen der Wunderheilung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Störung der Wundheilung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Behandlung von Wunden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

530 530 531 532 533

5.8 5.8.1 5.8.2 5.8.3 5.8.4 5.8.5 5.8.6

Beatmung im Heim . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Beatmungsmaske . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Trachealkanülen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Endotracheales Absaugen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wechsel der Trachealkanüle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Beatmungsgerät . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Situation des Betroffenen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

537 537 537 538 539 539 539

5.9 5.9.1 5.9.2 5.9.3 5.9.4

Erste Hilfe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lebensfunktionen wahrnehmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erkrankungen, die zum Notfall werden können . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Notfallsituation: Erkennen und Handeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Maßnahmen bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

540 541 542 545 545

5.10 5.10.1

Handeln in Notfällen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 547 Rettungsdienst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 548

5.11 5.11.1 5.11.2 5.11.3 5.11.4 5.11.5 5.11.6 5.11.7 5.11.8 5.11.9

Rechtliche Rahmenbedingungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Selbstbestimmungsrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Delegieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rechte und Pflichten der Pflegefachkraft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Verschulden und Haftung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Vertragliche Pflichtverletzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Deliktische Pflichtverletzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Öffentlich-rechtliche Verfolgung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Strafrechtliche Haftung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Risikovorsorge zum Schutz der Mitarbeiter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

552 552 553 554 554 554 555 556 556 557

10

Titelei_001-016.indd 10

24.04.2013 12:47:36 Uhr

Allgemeines Pflegeverständnis

Lernfeld 2 Unterstützung alter Menschen bei der Lebensgestaltung . . . . . . . . . . . . . . .

559

Lernfeld 2.1 Lebenswelten und soziale Netzwerke alter Menschen beim altenpflegerischen Handeln berücksichtigen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

561

1

Lebenswelten und soziale Netzwerke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 562

1.1 1.1.1 1.1.2

Altern als Veränderungsprozess . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 562 Alter ist nicht gleich Alter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 562 Theorie über das Altern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 565

1.2

Demografischer Wandel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 568

1.3

Qualitätsmerkmale einer kultursensiblen Altenpflege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 570

1.4 1.4.1 1.4.2 1.4.3 1.4.4 1.4.5 1.4.6 1.5 1.5.1 1.5.2 1.5.3 1.5.4 1.5.5 1.5.6 1.5.7 1.5.8 1.5.9 1.5.10 1.5.11 1.5.12

Glaubens- und Lebensfragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Umgang mit Leid . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Umgang mit dem Tod . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lebenserfahrung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lebensperspektiven . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ewigkeits-Vorstellungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Begleiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wohnen im Alter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . „Wohnen für Hilfe“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Betreutes Wohnen in den eigenen vier Wänden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Betreutes Wohnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gemeinschaftliche Wohnformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hausgemeinschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Integriertes Wohnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ambulant betreute Wohngemeinschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wohnstifte/Seniorenresidenzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wohngruppen in stationären Einrichtungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Altendorf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Siedlungsgemeinschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

1.6

Familienbeziehungen und soziale Netzwerke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 585

1.7

Sexualität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 590

1.8 1.8.1 1.8.2 1.8.3

Schwerhörigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Folgen/Auswirkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kommunikationshilfen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schwerhörigkeit bei Menschen mit Demenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

591 592 593 595

1.9 1.9.1 1.9.2 1.9.3 1.9.4 1.9.5 1.9.6

Menschen mit Behinderungen im Alter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der Begriff „Behinderung“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Normalisierungsprinzip . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Behinderte Menschen in Deutschland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Menschen mit Behinderung im Nationalsozialismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gesetzliche Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Spezifische Problemlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

596 596 597 597 598 599 604

Lernfeld 2.2

Alte Menschen bei der Wohnraum- und Wohnumfeldgestaltung unterstützen . . .

615

2

Bei der Wohnraum- und Wohnumfeldgestaltung unterstützen . . . . . . . . . . . . . . . . . 616

2.1 2.1.1 2.1.2

Ernährung im eigenen Haushalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 616 Ernährungsberatung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 616 Essen auf Rädern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 617

572 573 573 574 575 575 575 576 577 577 578 579 581 581 582 582 582 583 583 584

11

Titelei_001-016.indd 11

24.04.2013 12:47:36 Uhr

Inhaltsverzeichnis

2.2 2.2.1 2.2.2 2.2.3 2.2.4 2.2.5 2.2.6 2.2.7 2.2.8 2.2.9 2.2.10 2.2.11 2.2.12 2.2.13

Wohnberatung und Wohnungsanpassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nützlich, effektiv und kostengünstig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wohnzufriedenheit hält gesund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Weiterleben wie bisher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Individuelle Wohnberatung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wohnprobleme und Lösungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Barrierefrei und barrierearm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wohnberatung strukturell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wohnungstausch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nutzen für alle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Arbeitsweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ratsuchende . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Effekte auf vielen Ebenen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Netz der Wohnberatungsstelle und deren Finanzierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

618 618 619 619 619 620 621 621 622 622 623 625 625 626

Lernfeld 2.3 Alte Menschen bei der Tagesgestaltung und bei selbst organisierten Aktivitäten unterstützen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

629

3

Unterstützung bei der Tagesgestaltung und selbst organisierte Aktivitäten . . . . . . . . 630

3.1 3.1.1 3.1.2 3.1.3 3.1.4

Tagesstrukturierende Maßnahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Grundsätze des Aktivierungskonzepts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ziele von Beschäftigungsangeboten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Das Setting . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Aufbau und Durchführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

630 631 633 633 635

3.2 3.2.1 3.2.2 3.2.3 3.2.4

Beschäftigungsangebote . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Musik- und Bewegungsangebote . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kulturelle Angebote . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Handwerkliche, gestalterische und hauswirtschaftliche Angebote . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Angebote für Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

637 637 641 643 648

3.3

Feste und Veranstaltungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 659

3.4 3.4.1 3.4.2

Medien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 661 Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 661 Ausgewählte Medien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 662

3.5 3.5.1 3.5.2 3.5.3 3.5.4 3.5.5

Freiwilliges Engagement älterer Menschen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Freiwilliges Engagement als Handlungsfeld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gesellschaftliche Bedeutung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seniorenbüros – lokale Anlaufstellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rahmenbedingungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ausgewählte Tätigkeits- und Praxisfelder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

3.6

Seniorenvertretung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 670

665 665 665 666 667 668

Lernfeld 3 Rechtliche und institutionelle Rahmenbedingungen altenpflegerischer Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

673

Lernfeld 3.1 Institutionelle und rechtliche Rahmenbedingungen beim altenpflegerischen Handeln berücksichtigen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

675

1 Institutionelle und rechtliche Rahmenbedingungen beim altenpflegerischen Handeln berücksichtigen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 676 1.1 1.1.1 1.1.2 1.1.3

Rechtsordnung der Bundesrepublik Deutschland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rechtssubjekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rechtsobjekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Pyramide des Rechts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

676 676 676 677

12

Titelei_001-016.indd 12

24.04.2013 12:47:36 Uhr

Allgemeines Pflegeverständnis

1.1.4 1.1.5 1.1.6 1.1.7 1.1.8 1.1.9

Öffentliches und privates Recht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Soziales Netz der Bundesrepublik Deutschland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Personensorge des Staates . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Heimgesetze der Länder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Handelnde einer Einrichtung der Altenhilfe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Träger von Einrichtungen der Altenhilfe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

680 680 681 682 685 687

1.2 1.2.1 1.2.2

Unternehmensformen von Trägern der Altenhilfe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 689 Übersicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 689 Zusammenschlüsse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 692

1.3 1.3.1 1.3.2

Rechtsgeschäfte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 695 Vollmachten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 695 Vertragsarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 696

1.4

Wirtschaftliche Rahmenbedingungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 697

1.5 1.5.1 1.5.2 1.5.3 1.5.4 1.5.5

Rahmenbedingungen ambulanter Pflege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Leistungen der häuslichen Pflege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Leistungserbringung und -abrechnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Arbeitsorganisation und wirtschaftliches Handeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anforderungen an die Mitarbeitenden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Arbeiten im ambulanten Team . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

698 699 699 701 703 704

1.6 1.6.1 1.6.2 1.6.3

Vorsorgeinstrumente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Betreuungsrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Patientenverfügung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Testament und Nottestament . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

704 705 706 706

Lernfeld 3.2

An qualitätssichernden Maßnahmen in der Altenpflege mitwirken . . . . . . . . . . . . .

709

2

An qualitätssichernden Maßnahmen in der Altenpflege mitwirken . . . . . . . . . . . . . . . 710

2.1 2.1.1 2.1.2 2.1.3

Expertenstandards . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Entstehung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bedeutung und Ziel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Struktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

710 710 710 711

2.2 2.2.1 2.2.2 2.2.3 2.2.4

Konzepte und Methoden der Qualitätsentwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gesetzliche Bestimmungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Entwicklung von Systemen zum Qualitätsmanagement . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bestehende Systeme zum Qualitätsmanagement . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Methoden der Qualitätsentwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

711 711 712 713 714

2.3 2.3.1 2.3.2 2.3.3

Rechtliche Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Grundlagen für Qualitätsprüfungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Transparenz der Prüfergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Verfahren bei festgestellten Mängeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

716 717 717 718

2.4 2.4.1 2.4.2

Fachaufsicht und fachliche Verantwortung der Pflegefachkraft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 719 Ziviles und strafrechtliches Haftungsrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 719 Instrumente zur Wahrnehmung der Fachaussicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 720

2.5 2.5.1 2.5.2

Beschwerdemanagement . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 721 Kriterien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 721 Zielgruppe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 722

2.6 2.6.1 2.6.2

Risikomanagement . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 722 Risikomanagement in der Pflege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 723 Risikomanagement außerhalb der Pflege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 724

13

Titelei_001-016.indd 13

24.04.2013 12:47:36 Uhr

Inhaltsverzeichnis

Lernfeld 4 Altenpflege als Beruf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

727

Lernfeld 4.1

729

Berufliches Selbstverständnis entwickeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

1

Berufliches Selbstverständnis entwickeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 730

1.1

Entwicklung der Pflege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 730

1.2 1.2.1 1.2.2

Altenpflege als Beruf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 734 Pflegeverständnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 734 Berufsbild Altenpfleger/-in . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 736

1.3

Umgang mit Konfliktsituationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 738

1.4 1.4.1 1.4.2

Bildung in der Altenpflege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 739 Fort- und Weiterbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 741 Pflege studieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 743

1.5 1.5.1

Berufspolitische Interessenvertretung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 744 Träger der Altenhilfe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 748

Lernfeld 4.2

Lernen lernen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

2

Lernen lernen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 756

2.1 2.1.1 2.1.2 2.1.3 2.1.4 2.1.5

Lernen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lerntheorien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lerntypen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gedächtnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Motivation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lerntechniken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

756 757 758 759 760 760

2.2 2.2.1 2.2.2 2.2.3 2.2.4

Informationsbeschaffung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bibliotheken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fachliteratur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fachkongresse und -messen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Internetrecherche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

762 762 763 763 764

2.3 2.3.1 2.3.2 2.3.3 2.3.4 2.3.5 2.3.6

Umgang mit Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Grundregeln des sinnvollen Lesens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gezielte Lesevorbereitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lesen eines Fachbuchs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lesenotizen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Markieren von Textstellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schneller lesen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

764 764 764 765 766 766 766

2.4 2.4.1 2.4.2 2.4.3 2.4.4 2.4.5

Notizen machen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Äußere Form . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Umfang der Notizen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Inhalt der Notizen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abkürzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Überarbeitung der Notizen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

767 767 767 768 768 768

2.5 2.5.1 2.5.2 2.5.3

Erstellen einer schriftlichen Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zitieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Literaturliste . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fußnoten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

768 769 769 769

2.6 2.6.1 2.6.2 2.6.3

Lernen im Internet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einsatz von Online-Räumen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Effekte von Online-Räumen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erfolgsfaktoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

769 769 770 770

755

14

Titelei_001-016.indd 14

24.04.2013 12:47:36 Uhr

Allgemeines Pflegeverständnis

2.7 2.7.1 2.7.2 2.7.3 2.7.4

Methoden zur Zeitplanung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Alpen-Methode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ABC-Analyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eisenhower-Prinzip . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Pareto-Prinzip . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

2.8

Präsentation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 771

Lernfeld 4.3 Mit Krisen und schwierigen sozialen Situationen umgehen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

770 770 770 771 771 773

3

Mit Krisen und schwierigen sozialen Situationen umgehen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 774

3.1 3.1.1 3.1.2 3.1.3 3.1.4

Berufstypische Konflikte und Befindlichkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Konflikte in der Altenpflege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Konfliktformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Konflikteskalation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Konflikte lösen und bewältigen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

774 774 775 779 780

3.2 3.2.1 3.2.2 3.2.3

Spannungen in der Pflegebeziehung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Pflege als professionelle Helferbeziehung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Das Burn-out-Syndrom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ekel, Angst und Aggressionen – sich schwierige Gefühle erlauben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

792 792 798 801

3.3

Gewalt in der Pflege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 802

Lernfeld 4.4 Die eigene Gesundheit erhalten und fördern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

805

4

Die eigene Gesundheit erhalten und fördern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 806

4.1 4.1.1 4.1.2 4.1.3

Persönliche Gesundheitsförderung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fitness und Bewegung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gewicht und Ernährung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rauchen und Alkohol . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

807 808 810 810

4.2 4.2.1 4.2.2 4.2.3 4.2.4 4.2.5 4.2.6 4.2.7 4.2.8 4.2.9 4.2.10 4.2.11

Arbeitschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Grundsätze des Arbeitsschutzes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Beurteilung der Arbeitsbedingungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Arbeitschutz in Führungsstrukturen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rechte der Beschäftigten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Umsetzung des Arbeitschutzes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Moderner Arbeitschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rückengerechtes Arbeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Infektionsschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hautschutz und Hautpflege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Arbeitskleidung; Arbeitsschuhe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schutzbekleidung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

813 813 813 814 814 814 815 816 817 821 823 824

4.3 4.3.1

Stressprävention und Stressbewältigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 824 Burn-out-Syndrom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 826

4.4 4.4.1 4.4.2

Kollegiale Beratung und Supervision . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 829 Kollegiale Beratung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 829 Supervision . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 830

Anhang

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 833



Glossar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nützliche Adressen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Internetadressen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Weiterführende Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sachwortverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

834 861 862 864 870

15

Titelei_001-016.indd 15

24.04.2013 12:47:36 Uhr

Die Anfänge der Geriatrie

E

Gesundbrunnen hielt insgesamt 120 Betten vor, zunächst noch 80 Betten für pflegebedürftige Menschen und 40 für Krankenhauspatienten.

In der Medizin hat sich in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts ein Spezialgebiet entwickelt, das sich mit der Behandlung gesundheitlicher Probleme alter Menschen und deren Rehabilitation beschäftigt.

Unter der Leitung von Dr. Hans Leutiger war die Klinik damals Modell für die rehabilitative Behandlung alter und chronisch kranker Menschen im therapeutischen Team. © Ev. Krankenhaus Hofgeismar

E 2  Geriatrie und Rehabilitation

E 2.1  Die Anfänge der Geriatrie Merke Geriatrie kommt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie Altersheilkunde. Es setzt sich zusammen aus den Wortbestandteilen geros (der Greis) und iatros (der Arzt). Geriatrie ist die Lehre von der Erkennung und Behandlung der Alterskrankheiten.

© Ev. Krankenhaus Hofgeismar

Die Geschichte der Geriatrie und der Rehabilitation alter Menschen in der Bundesrepublik Deutschland ist noch sehr jung. Lange Zeit herrschte die Ansicht vor, dass alte Menschen nicht rehabilitationsfähig seien. Lange Krankenhausaufenthalte waren die Folge. Während heute die Verweildauer in Tagen gemessen wird, wurden Patienten früher nicht selten mehrere Monate bis zu einem Jahr und länger hospitalisiert. War eine Entlassung nach Hause nicht möglich, erfolgte die Unterbringung in einem Alten- oder Pflegeheim.

1  Ev. Krankenhaus Gesundbrunnen 1967

Die erste geriatrische Klinik in der Bundesrepublik Deutschland wurde am 1. April 1967 in Hofgeismar (Hessen) eröffnet. Das Evangelische Krankenhaus

2 Dr. Leutiger, leitender Arzt der ersten geriatrischen Klinik in Deutschland

Info „Ziel der Behandlung ist es, die Patienten nach ihrem oft monate- oder gar jahrelangen Aufenthalt in der Klinik wieder in die häusliche Umgebung entlassen zu können. Auf lebensnahe und fantasievolle Weise lernen sie, alltägliche Handlungen selbständig auszuführen: Treppen steigen, Türen öffnen, elektrische Schalter und Geräte bedienen… Durch Unterwassermassage und Bewegungstherapie gelingt es bei vielen Behinderungen, Lebensmut und Selbstvertrauen der Patienten neu zu wecken. Die Mitarbeiter der Klinik haben viele praktische Hilfsmittel entwickelt, mit denen die Patienten umzugehen lernen.“ (Vgl. Chronik der Ev. Altenhilfe Gesundbrunnen Hofgeismar: „Leben im Alter“, 2007)

Die rehabilitativen Maßnahmen blieben nicht ohne Erfolg. Es stellte sich heraus, dass circa 80 % der behandelten Patienten wieder ins häusliche Um-

129

LF_1_017-212-Kap1u2.indd 129

23.04.2013 14:08:58 Uhr

Exkurs: Geriatrie und Rehabilitation

feld zurückkehren konnten. Die Eröffnung der ersten geriatrischen Klinik markierte somit einen Wendepunkt in der Behandlung alter Menschen in Deutschland.

E 2.2 Geriatrische Versorgungsstrukturen Nach und nach entstanden in den verschiedenen Bundesländern und parallel dazu in der DDR Abteilungen für Geriatrie in den Krankenhäusern und Universitätskliniken. Bis Anfang der 1990er Jahre blieben diese Einrichtungen jedoch Ausnahmeerscheinungen. Großen Anteil an der Entwicklung der klinischen Geriatrie haben die verschiedenen Fachgesellschaften für Geriatrie und Gerontologie und die Bundearbeitsgemeinschaft der klinisch-geriatrischen Einrichtungen.

darf von 50 bis 60 geriatrischen Betten auf 100.000 Einwohner. Laut Bundesministerium für Gesundheit und Soziales stieg die Anzahl von geriatrischen Tageskliniken im gleichen Zeitraum von 13 auf 136 Einrichtungen. Geriatrische Rehabilitation erfolgt sowohl in Krankenhausabteilungen als auch in Rehabilitationskliniken. Es haben sich in der Bundesrepublik je nach Bundesland unterschiedliche Versorgungsstrukturen entwickelt. © Ev. Krankenhaus Hofgeismar

1

Info Deutsche Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie (DGGG) Die Ursprünge gehen auf die 1938 in Leipzig gegründete Gesellschaft für Altersforschung zurück. Während der deutschen Teilung existierten zwei Gesellschaften unter wechselnden Namen. 1991 kam es zur Wiedervereinigung unter dem heutigen Namen. Deutsche Gesellschaft für Geriatrie e. V., gegründet 1985 (DGG) Bundesverband Geriatrie (BVG), 2008 aus der Bundesarbeitsgemeinschaft der Klinisch-Geriatrischen Einrichtungen, gegründet 1992, hervorgegangen

Gab es im Jahr 1993 bundesweit 84 stationäre geriatrische Einrichtungen, so wuchs diese Zahl im Jahr 2000 auf 318 an. Die Anzahl der vorgehaltenen Betten stieg auf über 16.000 an. 2007 wurden 193 Geriatrische Krankernhausabteilungen und 130 Geriatrische Rehabilitationseinrichtungen registriert. Aufgrund der demografischen Entwicklung prognostiziert der Bundesverband Geriatrie einen Be-

1  Krankenhaus Gesundbrunnen heute

E 2.2.1  Stationärer Bereich Die geriatrische Krankenhausbehandlung im Sinne einer Akutgeriatrie nach § 109 Sozialgesetzbuch (SGB) V verläuft so: Die Einweisung erfolgt durch den niedergelassenen Arzt oder durch eine Überweisung aus einem anderen Fachbereich. Als Grundlage für die Abrechnung gelten im Krankenhausbereich die Diagnose bezogene Fallgruppen (DRGs). Frühe Rehabilitationsmaßnahmen werden hier im Rahmen der geriatrischen Komplexbehandlung durchgeführt. Es müssen alle therapeutischen Leistungen des geriatrischen Teams erbracht werden, um die Komplexbehandlung abzurechnen. Bei geriatrischen Rehabilitationsmaßnahmen im Sinne einer Anschlussheilbehandlung laut § 111 SGB V: erfolgt die Abrechnung nach Kostenzusage durch die Krankenversicherung entweder aufgrund einer Fallpauschale oder eines Tagespflegesatzes. Es gibt Bundesländer, die keine Akutgeriatrie vorhalten und ausschließlich über Rehabilitationsein-

130

LF_1_017-212-Kap1u2.indd 130

23.04.2013 14:08:59 Uhr

Der geriatrische Patient

E Info

richtungen verfügen, z. B. Bayern. Andere Bundesländer bevorzugen die Krankenhausgeriatrie, z. B. Hamburg. In vielen Bundesländern existieren beide Versorgungsstrukturen nebeneinander. Idealerweise können sich beide Einrichtungsformen sinnvoll ergänzen. Trotz dieser Unterschiede lassen sich viele Übereinstimmungen hinsichtlich der Zielsetzung und Gesamtkonzeption feststellen.

Zur ersten Gruppe gehören in der Regel die über 70-Jährigen, die eine geriatrietypische Multimorbidität aufweisen. Multimorbidität ist dann gegeben, wenn mindestens zwei behandlungsbedürftige Erkrankungen vorliegen. Zur zweiten Gruppe zählen die über 80-Jährigen, die aufgrund der alterstypisch erhöhten Vulnerabilität (Verletzlichkeit) mit dem Auftreten von Komplikationen und Folgeerkrankungen zu rechnen haben. Bei dieser Altersgruppe besteht die Gefahr der Chronifizierung. Sie tragen ein erhöhtes Risiko, dass sich ihr Selbsthilfestatus verschlechtert und sie ihre Autonomie verlieren.

Neben den vollstationären geriatrischen Rehabilitationseinrichtungen werden in geringerem Maß folgende Versorgungsstrukturen angeboten: ●●

●●

●●

Die geriatrische Tagesklinik. Der Patient verweilt tagsüber in der Klinik und nimmt an den Therapien teil, um abends wieder in das häusliche Umfeld zurückzukehren. Die ambulante geriatrische Rehabilitation. Der Patient wohnt zu Hause und wird von einzelnen Therapeuten ambulant betreut. Die mobile geriatrische Rehabilitation. der Patient wird von einem mobilen Therapeutenteam in seinem häuslichen Umfeld betreut bzw. im Rahmen vollstationärer Pflegeeinrichtungen, da er nicht transportfähig ist.

Ambulante geriatrische Einrichtungen und mobile geriatrische Rehabilitationseinrichtungen haben noch immer Modellcharakter und konnten sich bisher nicht flächendeckend durchsetzen.

E 2.3.1  Indikationsspektrum Das Indikationsspektrum der geriatrischen Krankheitsbilder lässt sich in drei große Gruppen einteilen. ●●

●●

E 2.3  Der geriatrische Patient Ab wann ist ein Mensch ein geriatrischer Patient? Diese Frage ist nicht einfach zu beantworten. Eine allein auf das kalendarische Alter ausgerichtete Definition ist wenig hilfreich. Das biologische Alter heranzuziehen, erscheint wenig praktikabel. Der geriatrische Patient ist in der Regel in Rente, damit entfällt die berufliche Rehabilitation. Eine einheitliche und zeitgemäße Definition des geriatrischen Patienten wurde von den geriatrischen Fachgesellschaften und dem Bundesverband für Geriatrie erstellt. Sie unterteilt den geriatrischen Patienten in zwei Gruppen.

●●

Neurologische Erkrankungen: Betroffen sind das zentrale und das periphere Nervensystems. Zu nennen sind vor allem der Schlaganfall (Apoplex), die Parkinson-Krankheit (s. S. 201) und die Polyneuropathie. Orthopädische Erkrankungen: Betroffen ist der Stütz- und Bewegungsapparat. Zu nennen sind alterstypische Frakturen, z. B. Oberschenkelhalsfraktur, Zustand nach Gelenkersatzoperationen, bedingt durch Arthrose, Amputationen, bedingt durch periphere und arterielle Verschlusskrankheiten. Sonstige Erkrankungen: Zu nennen sind her vor allem die Stoffwechselerkrankungen. Sehr verbreitet ist der Diabetes mellitus mit seinen verschiedenen sekundären Komplikationen und Funktionsstörungen (s. S. 393 ff.). Alte Menschen werden auch im hohen Alter großen Operationen unterzogen. So zählt auch der Zustand nach schweren chirurgischen Eingriffen sowie nach Tumorbehandlungen zum geriatrischen Indikationsspektrum. Die arterielle Hypertonie, koronare Herzkrankheit, Herzinsuffizienz und der Zustand nach einem Herzinfarkt sowie die chronisch-obstruktive Lungenerkrankung sind weitere Diagnosen.

131

LF_1_017-212-Kap1u2.indd 131

23.04.2013 14:08:59 Uhr

Exkurs: Geriatrie und Rehabilitation

1 E 2.4  Rehabilitation vor Pflege Die Rehabilitation kann sich nicht allein darauf beschränken, körperliche Behinderungen rein funktional zu behandeln. Eine ausschließlich biologische, defizitorientierte Sichtweise wird dem geriatrischen Patienten nicht gerecht. Der geriatrische Patient ist im Kontext seiner materiellen und sozialen Umwelt sowie seiner individuellen Lebensgeschichte zu verstehen.

Merke Rehabilitation bedeutet so viel wie Wiedereingliederung in das berufliche und gesellschaftliche Leben. Das Wort kommt aus dem Lateinischen und enthält die Bestandteile re = wieder und habitus = Stand, Besitz.

E 2.4.1 Voraussetzungen für die Rehabilitation Vor Beginn jeder Rehabilitation sind folgende Voraussetzungen zu klären: ●● ●● ●●

Rehabilitationsbedürftigkeit Rehabilitationsfähigkeit Rehabilitationsprognose

Rehabilitationsbedürftigkeit besteht, wenn aufgrund einer körperlichen, geistigen und seelischen Schädigung der Patient in seiner Aktivität eingeschränkt und seine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben beeinträchtigt ist. Pflegebedürftigkeit mindert die Möglichkeit zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Rehabilitationsfähigkeit ist dann gegeben, wenn notwendige Belastbarkeit, Motivation oder Motivierbarkeit gegeben ist. Insbesondere bei älteren Patienten hängt die Motivation stark von der Biografie und dem Lebensentwurf des einzelnen ab. Eine Rehabilitationswilligkeit ist als Grundvoraussetzung anzusehen. Die Rehabilitationsprognose ist eine Wahrscheinlichkeitsaussage über den Erfolg einer Rehabilitationsmaßnahme. Sie wird erstellt auf der Grundla-

ge der Erkrankung, des bisherigen Verlaufes unter Beachtung der individuellen Kontextfaktoren (Umweltfaktoren und personenbezogene Faktoren).

E 2.4.2  Ziele der Rehabilitation Die Rehabilitationsmaßnahme ist ein zielorientierter Prozess. Zu Beginn wird eine Prognose erstellt und die Rehabilitationsziele werden festgelegt. Altenpflege hat einen großen Stellenwert in der Geriatrie und Rehabilitation. Die Altenpflege begegnet hier Patienten, die in einer außergewöhnlichen Lebenssituation sind, deren Gesundheitszustand sich derart verschlechtert hat, dass Pflegebedürftigkeit droht. Oberstes Ziel der Pflege in der geriatrischen Rehabilitation ist das Erlangen und Bewahren der Selbstpflegefähigkeit der Patienten. Pflege versteht sich als Teil des therapeutischen Teams und verfolgt das Ziel, dem älteren Menschen auch in Zukunft ein eigenständiges und selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen.

Merke Im Sozialgesetzbuch zur gesetzlichen Krankenversicherung (SGB V) und zur Pflegeversicherung (SGB XI) sind der Anspruch auf geriatrische Rehabilitation festgeschrieben und der Grundsatz „Rehabilitation vor Pflege“ verankert.

Aufgaben 1. Welche geriatrischen Versorgungsstrukturen kennen Sie in Ihrer Umgebung? 2. Nennen Sie Gründe für die Zunahme Geriatrischer Einrichtungen seit Beginn der 1990er Jahre. 3. Welche Bedeutung hat die Geriatrie für die Pflegeversicherung?

Literatur Bundesverband Geriatrie e. V. (Hrsg.) (2010): Weißbuch Geriatrie. Kohlhammer-Verlag, Stuttgart

132

LF_1_017-212-Kap1u2.indd 132

23.04.2013 14:08:59 Uhr

Erkrankungen

E 3  Gerontopsychiatrie Begriffe wie Psychogeriatrie oder psychiatrische Geriatrie werden ebenfalls für dieses Arbeitsfeld verwendet.

E 3.1  Entwicklung In den 1990er Jahren stand die Gerontopsychiatrie im Schatten der psychiatrischen Versorgung. Dies hat sich deutlich geändert, heute steht sie eher im Zentrum der gesellschaftlichen Aufmerksamkeit. Diese Veränderung ist auch verursacht durch die hohe Anzahl der Pflegebedürftigen, die wegen einer psychiatrischen Diagnose Pflegegeld beantragen. Bei den Antrag stellenden Männern sind psychische Erkrankungen und Verhaltensstörungen die häufigste und bei den Frauen die zweithäufigste Diagnose, aufgrund der Pflegegeld bezogen wird, sagt das Robert-Koch-Institut. Gerontopsychiatrisch erkrankte Menschen wurden in den 1980er Jahren vor allem in den psychiatrischen Kliniken behandelt und betreut. Durch die Auswirkungen der Enquêtekommission 1975 mussten die Patienten sukzessive in die Altenheime oder in andere Wohnformen umziehen. Die Altenheime dieser Zeit waren auf diese Bewohner nicht ausreichend vorbereitet. Durch die beschriebene Entwicklung und einige begleitende Faktoren wie die Einführung des Pflegeversicherungsgesetzes und das Betreuungsgesetz wurden Senioreneinrichtungen in wenigen Jahren zu gerontopsychiatrischen Institutionen. Heute sind 60–70 % der Bewohner in Seniorenheimen psychisch erkrankt. Deshalb stellt sich weniger die Frage, ob einzelne Bereiche für gerontopsychiatrische Menschen eingerichtet werden sollen, sondern ob kleine Bereiche für nicht psychisch Erkrankte reserviert werden. Die Entwicklung in der Bewohnerstruktur ging deutlich schneller voran, als sich die Einrichtungen selber personell und räumlich anpassen konnten. In anderen pflegerischen Bereichen wie beispielsweise der Intensivpflege, der Rehabilitation oder der Onkologie hat es vergleichsweise früh eine Spezialisierung gegeben. Im Bereich der Gerontopsychiatrie bewegt sich diese Entwicklung langsam. So kommen im Jahr 2002 im vierten Bericht zur Lage

E

der älteren Generation die Autoren zu dem Schluss, dass es vordringlich ist, gerontopsychiatrische Inhalte in der Aus- und Weiterbildung von Pflegekräften und Fachärzten zu etablieren. Außerdem sollte ein Curriculum (Lehrplan) zur Weiterbildung von Pflegefachpersonen für gerontopsychiatrische Pflege entwickelt werden, was es bis zu diesem Zeitpunkt nicht gab. Eine wesentliche Ursache für diesen Zustand ist die somatische (körperliche) Ausrichtung der Pflegeausbildungen in den vergangenen Jahrzehnten, die nur wenige psychiatrische Inhalte vermittelt hat. Ein Umlenken auf psychiatrische und psychosomatische Inhalte geschieht erst in den letzten Jahren.

E 3.2  Alter Die gerontopsychiatrische Pflege befasst sich mit psychiatrischen Phänomenen im Alter. Hierbei wird die Zuordnung von Alter nicht einheitlich verwendet, Alter wird je nach Autor zwischen dem 55. und 65. Lebensjahr liegend angegeben. So ist ein Earlyonset-Trinker (s. S. 389) mit 60 Jahren oft als alt einzuschätzen, während die Alzheimer-Erkrankung oft erst im höheren Lebensalter auftritt.

E 3.3  Erkrankungen In der gerontopsychiatrischen Pflege beschäftigen sich die Mitarbeitenden sowohl mit psychischen Erkrankungen, die bereits in früheren Lebensphasen entstanden sind, als auch mit psychischen Erkrankungen die erst im Alter auftreten, wie beispielsweise die meisten Formen der Demenz. In diesem Zusammenhang wird deutlich, dass eine klare Zuordnung eines Patienten zu einer psychiatrischen Abteilung für Erwachsene oder zu einer gerontopsychiatrischen Station oft schwierig ist, da der Begriff Alter und dessen zeitliche Zuordnung nicht eindeutig sind. Die häufigsten gerontopsychiatrischen Erkrankungen sind: ●● ●● ●● ●● ●●

Demenzen Depression Delir Schizophrenie Sucht

133

LF_1_017-212-Kap1u2.indd 133

23.04.2013 14:08:59 Uhr

Exkurs: Gerontopsychiatrie

1 Eindeutige Diagnosen stehen bei Patienten und Bewohnern nicht immer fest, dennoch verlangt das Verhalten des Betroffenen pflegerische Hilfestellungen. Folgende Zielsyndrome können oft beobachtet werden: ●● ●● ●● ●● ●●

Psychosen Aggression Angst und Panikattacken Schlafstörungen Desorientiertheit

an gerontopsychiatrische Pflege besteht nicht nur in der genauen Wahrnehmung von psychischen Verhaltensweisen, sondern auch in der Beobachtung und Pflege somatischer Altersprobleme. Psychiatrische Pflege kann nicht isoliert von geriatrischen Problemen wahrgenommen werden, sie gehören zusammen. 1  Aufgabenstellung

Auf diese müssen Pflegende reagieren können. Natürlich können alle anderen psychiatrischen Erkrankungen ebenfalls auftreten. Sie spielen jedoch im Vergleich zu den genannten eine geringere Rolle. Demenz und Depression sind die häufigsten Erkrankungen in der Gerontopsychiatrie, vor allem in der stationären Altenhilfe. Gerontopsychiatrische Erkrankungen kommen in fast allen Versorgungsstrukturen vor, in psychiatrischen Einrichtungen, in ambulanten Versorgungsangeboten, in teilstationären und in den somatischen Bereichen der allgemeinen Krankenhäuser.

Aufgaben und Prozesse in der gerontopsychiatrischen Pflege sind sehr vielfältig. Die Anforderung

Körperliche Gebrechen

Beobachtung

Nachlassende Sinnes­ wahrnehmung

Einschätzung

Konzepte, die die Beweglichkeit erhalten

Verstehen von Verhalten

Vermeiden von Schäden wie beispielsweise Dekubitalgeschwüre, Thrombosen oder Kontrakturen

Individual­ lösungen

Beispiel

E 3.5.1  Konzepte Inzwischen gibt es eine große Anzahl pflegerischer Konzepte, z. B. ●● ●●

E 3.5 Anforderungen und Arbeitsschwerpunkte

Psychiatrische Pflege

In der gerontopsychiatrischen Pflege können Bewohner oft nicht mehr Schmerzen, deren Stärke und Lokalisation deutlich benennen. Aus diesem Grund muss das Verhalten des ­Betroffenen durch die Betreuungs- oder Pflegekraft eingeschätzt werden. Hierzu werden ­verschiedene Assessments verwendet (s. S. 68 ff.).

E 3.4  Vernetzung Insgesamt ist die Pflege von psychisch erkrankten Menschen eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung. Sauter stellt heraus, dass die Gerontopsychiatrie ein sehr herausforderndes und anspruchsvolles Arbeitsfeld ist. Eine bedeutende Anforderung dieser Arbeit besteht z. B. darin, die unterschiedlichen Berufsgruppen, die an dem Betreuungs- und Pflegeprozess beteiligt sind, im Sinne der Betroffenen miteinander zu vernetzen. In dieser Vernetzung zwischen Therapeuten, Ärzten, Betreuern und Alltagsbegleitern kommt den Pflegenden eine Schlüsselrolle zu, da sie meistens für die Alltagsgestaltung und Begleitung verantwortlich sind (s. S. 472 ff.).

Geriatrische Pflege

●● ●●

Validation (s. S. 378 ff.) Snoezelen (s. S. 386) Mototherapie Basale Stimulation (s. S. 386)

Darüber hinaus gibt es einige Konzepte, die in speziellen Pflegebereichen Anwendung finden, so z. B. das Haus- und Wohngemeinschaftskonzept.

134

LF_1_017-212-Kap1u2.indd 134

23.04.2013 14:08:59 Uhr

Anforderungen und Arbeitsschwerpunkte

E

●●

●●

●●

1  Bettlager

E 3.5.2  Anforderung an Pflegende Merke Von Pflegenden in der Gerontopsychiatrie wird besondere Aufmerksamkeit gegenüber Gewaltthemen, z. B. freiheitsentziehenden Maßnahmen (s. S. 261 ff.), erwartet. Außerdem sind Kongruenz (Echtheit), Empathie (Einfühlungsvermögen), Wertschätzung und Akzeptanz des Patienten eine wesentliche Voraussetzung für die Arbeit in diesem Bereich.

●●

●●

●●

Die tägliche Beobachtung bei der Körperpflege, beim Essen oder in Begegnungssituationen ist für die Beurteilung von Fähigkeiten und Grenzen der Betroffenen wichtig (s. S. 48 ff.). So kann eine Über- oder Unterforderung vermieden werden. Denn die Folge davon ist in der Regel herausforderndes Verhalten. Biografieorientiertes Arbeiten und damit verbundene Informationen sind einerseits von Bedeutung, um das „so Gewordensein“ eines Bewohners zu verstehen. Andererseits hilft es Alltagsangebote zu gestalten, in denen der Betroffene sich wiederfindet (s. S. 95 ff.). Besondere Kenntnisse über psychische und neurologische Prozesse müssen den Pflegenden vertraut sein. Damit beobachtete Phäno­ mene beschrieben werden können, sollten die systematischen Grundlagen des psychischen Befundes bekannt sein.

Die Gestaltung der Beziehung zu den Angehörigen ist notwendig, da dieser oft die engsten Vertrauten der Erkrankten sind und wichtige Impulse für den Pflegeprozess geben können. Die Kommunikation mit den Patienten ist wichtig und erfordert Kenntnisse und Einfühlungsvermögen. Sie wird oft im Spannungsfeld ­zwischen Nähe und Distanz geführt, manchmal jenseits der normalen Alltagsgespräche (s. S. 426 ff.). Wie bei kaum einem anderen pflegerischen ­Arbeitsfeld sind rechtliche Kenntnisse notwendig, da viele Patienten in diesem Bereich einen rechtlichen Betreuer haben und viele pflegerische Handlungen abgestimmt sein müssen (s. S. 261 ff. und 695 ff.).

E 3.5.3  Beziehungsgestaltung Eine der wichtigsten und schwierigsten Aufgaben in der gerontopsychiatrischen Pflege ist die Beziehungsgestaltung zwischen Patient/Bewohner, dessen Angehörigen und der Pflegeperson. Die hergestellte Beziehung beschreibt die Qualität der Verbundenheit und Nähe oder Distanz, die zu dem Betroffenen hergestellt wird. Zur Gestaltung der Beziehung werden Gestik, Mimik, Sprache und Berührung verwendet. Der Begriff der Beziehung stützt sich auf verschiedene Konzepte und Modelle. Eines der ältesten und bekanntesten ist das von Hildegard Peplau, die die pflegerische Beziehung als einen psychodynamischen Prozess beschreibt. Bei der Aufnahme einer pflegerischen Beziehung unterscheidet sie: ●● ●● ●● ●●

Orientierung, Kennenlernen und austauschen Identifikation Nutzung Ablösung, das Lösen aus der Beziehung

Merke Die Beziehung in diesem professionellen Zusammenhang ist zweckgebunden und endet in aller Regel, wenn der Patient oder Betroffene die Pflegesituation verlässt.

135

LF_1_017-212-Kap1u2.indd 135

23.04.2013 14:09:00 Uhr

Exkurs: Gerontopsychiatrie

1 E 3.5.4  Assessment-Instrumente Neben der Beziehung ist die genaue Pflegebeobachtung eine zentrale Aufgabe von Pflegenden. Sie bedient sich vieler Screenings und Assessments, die versuchen, Gesehenes zu quantifizieren und zu qualifizieren. Ein Beispiel hierfür ist das Dementia Care Mapping (DCM), das mittels strukturierter und teilnehmender Beobachtung Verhalten und Lebensqualität bei demenzkranken Menschen einzuschätzen sucht.

Der cut down on drinking, angry about criticism, guilty feelings, eye opener (CAGE) fragt nach dem Alkoholkonsum und hat sich laut Krebs-Roubicek mit vier Fragen speziell für den geriatrischen Bereich bewährt. Die indirekte Frageform des CAGE wird von vielen Anwendern für gut befunden, da sie weniger Widerstand bei den Befragten hervorruft als direkte Fragen nach dem Alkoholkonsum. Diese Form des Interviews wird in der Praxis häufig angewendet.

© Werner Krüper

Für andere gerontopsychiatrische Diagnosen oder Probleme gibt es ebenfalls weitere spezifische Screenings oder Assessments.

E 3.5.5  Umgang mit Psychopharmaka Eine wichtige und umfangreiche Aufgabe ist der Umgang mit Psychopharmaka. Nicht nur unerwünschte Wirkungen sollten Pflegende kennen, sondern folgende Aspekte gilt es zu reflektieren: ●● ●● ●●

den Umgang, das Stellen / Verteilen das Einschätzen der Wirkungen.

E 3.5.6  Umgang mit Krisen 1  DCM-Beobachtung

Ein weiteres Einschätzungsinstrument ist die Cohen-Mansfield Agitation Inventory. Mit der Cohn Mansfield Agitation Scala können herausfordernde Verhaltensweisen beschrieben und kann die Häufigkeit ihres Auftretens festgehalten werden. Der Dem-Tect-Test wird als Screening verwendet, um die altersentsprechenden kognitiven Fähigkeiten einzuschätzen und gegebenenfalls eine demenzspezifische Diagnostik einzuleiten. Nurses’ Observation Scale for Geriatric Patients (NOSGER). Diese Skala ist ein Fremdbeurteilungsinstrument und erfasst gleichermaßen leichtes und schweres herausforderndes Verhalten. Die NOSGER kann auch als Verlaufsuntersuchung genutzt werden.

Treten Lebenskrisen wie Suizidalität (Selbstmord­ gefährdung) oder Erregungszustände bei Bewohnern bzw. Patienten auf, sind Deeskalationsstrategien von besonderer Bedeutung. Pflegende sollten diese Situationen nach Möglichkeit früh erkennen, eine Krisenbegleitung planen und durchführen (s. S. 774 ff.). Ein Aspekt hierbei ist auch der persönliche Schutz der Pflegepersonen selbst.

Literatur Perrar, K. M.; Sirsch, E.; Kutschke, A. (Hrsg.) (2007): Gerontopsychiatrie für Pflegeberufe. Georg Thieme Verlag. Sauter, D.; Abderhalden, C.; Needham, I.; Wolff, S. (Hrsg.) (2006): Lehrbuch Psychiatrische Pflege, 2. Auflage. Bern: Verlag Hans Huber

136

LF_1_017-212-Kap1u2.indd 136

23.04.2013 14:09:01 Uhr

1

Lernfeld

1.3

Alte Menschen personen- und situationsbezogen pflegen

3.1 Bewegung 3.2 Kommunikation 3.3 Selbstpflege 3.4 Schlaf 3.5 Ernährung 3.6 Ausscheidung 3.7 Krisensituationen

© Gin a

Sanders – Fotolia .com

3.8 Alterstypische Erkrankungen

LF_1_213-424-Kap3.indd 213

23.04.2013 15:11:03 Uhr

Alte Menschen personen- und situationsbezogen pflegen

1

3

Alte Menschen personen- und situationsbezogen pflegen

3.1  Bewegung

Berühren und Bewegen als Begriffe

Innerhalb dieses Kapitels werden all jene Themen beschrieben, die in Zusammenhang mit Bewegung stehen. Angefangen mit Bewegen und Berühren über freiheitsentziehende Maßnahmen bis hin zu den Prophylaxen von Kontrakturen, Stürzen, Dekubitus, Thrombose und Pneumonie.

Interessanterweise gehen die Begriffe Berühren und Bewegen laut Duden auf die gleiche Bedeutung zurück. Aus der Bedeutung „in Bewegung setzen, den Anstoß geben“ entwickelte sich im Deutschen bereits in althochdeutscher Zeit die Bedeutung „anstoßen, anfassen, betasten“ … und „berühren“.

3.1.1  Bewegung und Berührung Pflegende haben es mit Menschen zu tun, die häufig nicht in der Lage sind, sich selbst zu bewegen oder eigenaktiv zu berühren. Das hat zur Folge, dass sie sich selbst durch diesen Mangel an Informationen nicht spüren, sich somit nicht als Individuum wahrnehmen können. Pflegende betreuen Menschen, die sich über ihre Umwelt oftmals keine Informationen einholen können. Sie können nicht durch den Raum gehen und alles genau betrachten, um sich in ihrer Umwelt zu orientieren. Sie können von sich aus keinen Kontakt zu Menschen aufnehmen und sind dadurch von der sozialen Umwelt isoliert und im besonderen Maß abhängig. In ihrem Erleben sind wahrnehmungsveränderte Menschen oft unsicher und verängstigt. In diesem Kapitel liegt der Fokus darauf, welche Bedeutung Berührung und Bewegung für den Menschen hat. Welche Auswirkungen hat es, wenn Menschen in ihren eigenaktiven Berührungs- und Bewegungsfähigkeiten eingeschränkt sind? Wie können Pflegende diese Menschen in ihren Wahrnehmungsfähigkeiten unterstützen? Es geht weiterhin um das Erlernen von Berührungsund Bewegungsfähigkeiten, die einen Zugang zum Betroffenen ermöglichen und die die Selbst- und Körpererfahrung des zu pflegenden Menschen stärken. Übungen sollen das Erlernen dieser Fähigkeiten unterstützen.

Info Als Grundlage für dieses Kapitel dienten die Pflegekonzepte Basale Stimulation in der Pflege® und Kinästhetics.

3.1.1.1 Bewegungs- und Berührungs­entwicklung Ein Exkurs in die Wahrnehmungsentwicklung hilft, Wissen darüber zu erlangen, was der Mensch braucht, um sich und seine Umwelt wahrzunehmen, damit er sich selbst als Individuum erleben kann.

Vorgeburtliche Entwicklung Bereits in der 5. Schwangerschaftswoche (SSW) ent­ stehen die ersten sichtbaren Körperbewegungen. Um die 10. SSW beginnt der Tastsinn mit seiner Entwicklung über den gesamten Körper. Die beständige Stimulation (Anregung) durch die Umgebung im Uterus dient der frühen Ausbildung der Körpererfahrung und der Reifung des Körper-Ichs. Das Ungeborene erlebt außerdem die Freuden, den Stress und die Ängste der Mutter hautnah mit. Es erwirbt somit Fähigkeiten, die es ein Leben lang nutzen wird, um sich in seiner Umwelt zurechtzufinden. Es lernt, seine Haut für das Spüren einzusetzen und sich zu bewegen. Mit den Händen, den Füßen und vor allem dem Mund sammelt es Erfahrungen. Mittels Beobachten wurden diese Vorgänge erkannt und nachvollzogen.

Wahrnehmung des eigenen Körpers Die Sinneswahrnehmungen erfolgen in der Regel multisensorisch, d. h. es sind fast immer mehrere Sinnesorgane gleichzeitig an der Rezeption (Aufnahme) von Reizen beteiligt. Im Folgenden werden die für dieses Kapitel bedeutendsten Sinne genauer betrachtet. Dies sind die somatische Wahrnehmung (Hautsinn), die vestibuläre Wahrnehmung (Gleichgewichtssinn) und die vibratorische Wahrnehmung

214

LF_1_213-424-Kap3.indd 214

23.04.2013 15:11:03 Uhr

Bewegung

(Schwingungen). Sie bilden die Grundlage für unser Urvertrauen. Es sind Sinnesbereiche, die für das Körpergefühl zuständig sind. Sie vermitteln Berührung, Druck, Zug, Temperatur sowie Tiefenwahrnehmung und geben Informationen über die Stellung, die der Körper im Raum einnimmt.

Somatische Wahrnehmung Die gesamte Körperoberfläche wird durch das ständig bewegte Fruchtwasser auf der Haut gespürt. Somit spürt das ungeborene Kind den eigenen Körper in der Gegenwart.

Merke

1.3

dem Ungeborenen ermöglichen, „sich in Bewegung zu erfahren“ (Bewegungssinn bedeutet kinästhetischer Sinn). Der Gleichgewichtssinn wird durch vielfältige Körperbewegungen der Mutter angeregt und gibt somit den Anstoß zur Gegensteuerung des Kindes. Das Abstoßen mit den Fußsohlen an der Gebärmutter erzeugt einen Druck, der als Körperspannung von den Fußsohlen bis zum Kopf über Muskeln, Gelenkrezeptoren und Sehnen (s. S. 103 ff.) weitergeleitet wird. Wenn nötig, wird er unmittelbar durch eine Ausgleichsreaktion vom Gleichgewichtssinn beantwortet. Das Ungeborene erlebt so die Lageveränderung durch den Gleichgewichtssinn.

Die Haut ist die natürliche Grenze zur Umwelt.

Vibratorische Wahrnehmung Berührungen erlebt das Ungeborene mit dem Kontakt zur Gebärmutter. Es handelt sich hierbei häufig um großflächige, streichende Berührungen durch ein Entlanggleiten an der Gebärmutterwand mit dem Rücken und Kopf während einer Beuge- oder Streckbewegung. Was spürt das ungeborene Kind dabei? Das Kind spürt sich selbst durch diese Berührungserfahrung. Es hat eine Umwelterfahrung, denn es merkt, da ist etwas anderes als ich. Es hat dabei ein Berührungserleben und -empfinden.

Vielfältige Schwingungen der Mutter wie Herzschlag, Atmung, Bauchgeräusche und Stimme werden vom ungeborenen Kind ganzkörperlich und über das Ohr wahrgenommen. Es wird hierbei auch von einer vibratorischen und einer audio-vibratorischen Wahrnehmung gesprochen. Das bedeutet, dass das Kind die Schwingungen durch die Stimme der Mutter oder Geräusche aus der Umwelt über das Gehör und über die vibrierende Knochenstruktur aufnimmt.

Durch Greifen z. B. der Nabelschnur und Saugen am Daumen entdeckt und erfährt es tastend sich selbst und seine Umgebung. Durch diese unterschiedlichen Kontakte und Wahrnehmungen verfügen Ungeborene über das Wissen über ihre Ausdehnung und Abgrenzung, also wie groß, breit und hoch sie sind.

Die somatische, vestibuläre und vibratorische Wahrnehmung bilden die Grundlage, sich selbst körperlich zu spüren, sich in seiner Umgebung zurechtzufinden.

Vestibuläre Wahrnehmung Das Nervensystem wurde in LF 1 Kap. E 1 (s. S. 103 ff.) beschrieben. Die Schwerkraft wird auch im Mutterleib wahrgenommen und wirkt sich fortwährend auf das Ungeborene aus. In Ruhephasen sinkt es aufgrund der Erdanziehungskraft auf die tiefste Stelle der Gebärmutter ab. Wenn das Kind nur noch wenig Platz im Uterus hat, drückt sein Körpergewicht auf die tiefste Stelle. Durch Beuge- und Streckbewegungen werden Muskel- und Gelenksempfindungen ausgelöst, die es

Zeitlebens bilden sie die wichtigsten Informationsquellen für die Orientierung in uns selbst und in unserer Umgebung. Diese immer wieder zuverlässig wiederkehrenden somatischen, vestibulären und vibratorischen Erlebnisse bilden ebenso die Grund­ lage, auf der Sicherheit und Vertrauen aufbauen.

Merke Die somatischen, vestibulären und vibratorischen Sinneswahrnehmungen sind für das momentane Körpergefühl zuständig. Diese Sinneswahrnehmungen sind für den Menschen zeitlebens wichtigste Informationsquellen für die Orientierung in sich selbst und in seiner Umwelt.

215

LF_1_213-424-Kap3.indd 215

23.04.2013 15:11:03 Uhr

Alte Menschen personen- und situationsbezogen pflegen

1 Ruhephasen

Betrachtet man die Aktivitäten eines Ungeborenen im Uterus, so ist festzustellen, dass sich Aktivitäts- und Ruhephasen rhythmisch abwechseln. Bei der Stabilisierung und dem Aus- oder Umbau des neuronalen Netzwerkes des Gehirns (s. S. 103 ff.) spielen Ruhephasen das ganze Leben lang eine sehr wichtige Rolle. In der Förderung von wahrnehmungsveränderten Menschen haben Ruhephasen einen ebenso wichtigen Stellenwert wie das Förderangebot an sich. Die Ruhephasen werden immer durch den Rhythmus des zu pflegenden Menschen bestimmt.

Merke Ruhephasen haben einen gleichwertigen Stellenwert wie Aktivitätsphasen, um Erfahrenes zu verarbeiten.

Bedingungen nach der Geburt Mit der Geburt verlässt das Kind die Umgebung, die ihm bis jetzt Sicherheit vermittelt und Orientierung gegeben hat. Die vertrauten Gewohnheiten gehen verloren oder verändern sich stark. Die Schwerkraft wirkt nun direkt auf den kleinen Körper ein. Die Berührungsfläche, die im Mutterleib fast über die gesamte Körperoberfläche ausgebreitet war, verteilt sich nun auf wenige Auflagepunkte mit der Unterlage. Sich selbst bewegen und bewegt werden sind durch die fehlenden Umgebungsvoraussetzungen ganzkörperlich nicht mehr natürlich gegeben. Wird der Mangel an klarer körperlicher Information zu groß, wird das Kind unruhig und beginnt zu weinen. Folgende Handlungen werden von Mutter oder Vater automatisch vollzogen: ●●

●●

Vater oder Mutter holen es aus seinem Bett, dadurch erfährt das Kind wieder menschlichen Kontakt. Vor der Geburt hatte es nur mensch­ lichen Kontakt als Umwelt. Vater oder Mutter umschließen es mit den Armen und holen es an ihren Oberkörper heran. Dabei spürt das Kind fast wie im Mutterleib die nötige Begrenzung, um sich selbst als Ganzes zu spüren. Es erfährt eine ihm bekannte somati­ sche Wahrnehmung.

●●

●●

Vater oder Mutter beginnen mit dem Kind zu gehen und wiegen es sanft hin und her. Dabei erfährt das Kind eine vestibuläre Wahrneh­ mung. Es erlebt sich im Schwerkraftfeld, eine dem Kind bekannte Wahrnehmung, die ihm Sicherheit vermittelt. Lässt sich das Kind nicht beruhigen, klopfen Vater oder Mutter dem Kind zusätzlich rhythmisch auf den Po und summen dabei beruhigend in einer tieferen Tonlage. Dabei erfährt das Kind audiovibratorische Wahrnehmung. Dies knüpft wieder an vorgeburtliche Wahrnehmungen an. Das Kind spürt sich bis ins Innerste (Tiefensensibilität).

Aufgabe Um dieser audio-vibratorischen Wahrnehmung nachspüren zu können, die das Kind durch das Summen erfährt, legen Sie bitte Ihre flache Hand auf den knöchernen Anteil Ihrer Brust (Sternum). Nun summen Sie so, als ob Sie einen Säugling beruhigen wollen, der weint. Erläuterung Die Stimmlage, die Sie wählen, ist tief. Dabei spüren Sie, wie Ihre Hand leicht zu vibrieren beginnt, wenn Sie summen. Diese Vibrationen, die durch Töne erzeugt werden, übertragen sich auf das Kind und im Kontakt mit Vater oder Mutter kann es sich dadurch selbst gut spüren. Ist Ihnen aufgefallen, dass Sie keine hohen Töne erzeugen? Denn diese übertragen keine Vibration auf den Säugling. Hat das Kind nun ausreichend Zuwendung erlebt, wird es sich, wenn es keine anderen Ursachen der Unruhe gibt, beruhigen und entspannen. Durch die menschliche Zuwendung erkennt es, dass es nicht allein ist. Vater oder Mutter haben durch ihr intuitives Wis­ sen die drei basalen (grundlegenden) Wahrneh­ mungsbereiche genutzt, um das Kind zu beruhigen. Durch diese Informationen erhält das Kind wieder ein Bild von sich selbst, es kann sein Wissen aktualisieren über: Wie groß bin ich? Wie breit und hoch bin ich? Durch dieses aktuelle Körpergefühl erlebt das Kind Sicherheit und Orientierung. Eltern unterstützen ihr Kind so lange in der Informationssuche der verschiedenen Wahrnehmungsberei-

216

LF_1_213-424-Kap3.indd 216

23.04.2013 15:11:03 Uhr

Bewegung

1.3

che, bis es fähig ist, sich diese Informationen selbst zu holen: Sich selbst zu bewegen, sich zu spüren und zu betasten, um sich immer wieder aktuelle Informationen über sich selbst zu verschaffen. Ein Leben lang sind Handlungen und Aktivitäten wie das Liegen, Sitzen, Gehen usw. doppelt gekennzeichnet. Mit diesen Aktivitäten tun wir etwas und zugleich erhalten wir Kenntnisse über uns selbst.

Aufgabe Lassen Sie sich zu einer kurzen gespürten Erfahrung einladen, damit Sie in Ansätzen erleben können, was es bedeutet, sich nicht bewegen und berühren zu können. Stellen Sie sich bequem hin. Verlagern Sie Ihr Körpergewicht auf das rechte Bein und lassen Sie den rechten Arm und die rechte Hand locker herabhängen. Achten Sie darauf, dass die Hand nicht ans Bein kommt und die einzelnen Finger sich nicht berühren. Bewegen Sie sich absolut nicht. In dieser unbeweglichen Situation beantworten Sie einige Fragen: Können Sie vom Körperge­ fühl her sagen, ohne die Finger zu bewegen, wie lang und wie rund die einzelnen Finger sind? Spüren Sie, wenn Sie bewegungslos sind, ob Sie Fingernägel haben? Erläuterung Natürlich ist in Ihrem Kopf gespeichert, dass unten eine Hand ist. Aber Ihr Körpergefühl kann diese Fragen nicht beantworten, wenn Sie sich nicht bewegen und berühren oder bewegt oder berührt werden. Sie werden eventuell grobe Wahrnehmungen wie ein Kribbeln spüren, Druck und Temperatur wahrnehmen und mit der Zeit können noch Schmerzempfindungen hinzukommen. Die differenzierte Wahrnehmung der Hand ist aber ohne Bewegung und Berührung nicht möglich.

Merke Es wird von Habituation (Gewöhnung) gesprochen, wenn sich eine Sinneswahrnehmung nicht verändert. Die Wahrnehmung reduziert sich langsam auf elementare Wahrnehmungen des somatischen Sinnes wie Druck, Temperatur und Schmerz. Ihr Körpergefühl geht verloren.

Bezug zur Pflegepraxis Pflegende haben es oft mit Menschen zu tun, die sich nicht in ausreichender Form eigenaktiv bewegen und berühren können, z. B. durch Bettlägerigkeit, Erkrankungen wie Schlaganfall, Parkinson, fortgeschrittene Demenz.

Merke Menschen mit Bewegungseinschränkungen brauchen ein Umfeld, das sie unterstützt, sich zu bewegen und zu berühren, um sich regelmäßig über sich selbst ver­gewissern zu können.

Eltern geben ihren Kindern ­intuitiv das richtige Angebot. Pflegende von wahrnehmungsveränderten Menschen benötigen Handlungsfähigkeiten, wie Berührungs- und Be­we­gungs­angebote gestaltet werden können. Denn das intuitive Wissen, wie es bei Säuglingen eingesetzt wird, ist bei Erwachsenen und wahrnehmungsbeeinträchtigten Menschen so nicht umsetzbar. Um in der Pflege handlungsfähig zu werden, wird weiteres Wissen über Bewegungsentwicklung benötigt.

Spiegelnervenzellen Der Mensch verfügt über Nervenzellen, mit denen er seine Handlungen plant und steuert. Diese werden Handlungsneuronen genannt. In ihnen sind die Pläne für Handlungen gespeichert. Sie haben sowohl den Ablauf als auch den damit angestrebten Endzustand einer Handlung gespeichert. Diese fertigen Pläne ermöglichen automatische Bewegungsabläufe wie z. B. Zähneputzen. Bevor eine Bewegung ausgeführt wird, wird ein fertiger Handlungsplan von den Handlungsnervenzellen abgerufen oder ein neuer Handlungsplan erstellt. Erst danach kann eine Handlung tatsächlich ausgeführt werden. Doch die Handlungsnervenzellen haben eine weitere, ganz besondere Fähigkeit. Wenn eine Person eine andere dabei beobachtet, wie sie eine Bewegung ausführt, z. B. ein Bonbon nimmt und in den Mund steckt, wird im Gehirn des Beobachters der gleiche Handlungsplan aktiv. Gerade so, als ob er selbst das Bonbon in seinen Mund stecken würde. Dieser Vorgang der Spiegelung passiert gleichzeitig, unwillkürlich und ohne jedes Nachdenken. Die

217

LF_1_213-424-Kap3.indd 217

23.04.2013 15:11:03 Uhr

Alte Menschen personen- und situationsbezogen pflegen

1

beobachtete Handlung wird neurobiologisch in Echtzeit gespiegelt. Es wird von der sogenannten Spiege­ lung gesprochen.

Merke Handlungsneuronen, die im Körper einen bestimmten Bewegungsplan verwirklichen können, die aber auch aktiv werden, wenn beobachtet wird, wie ein anderer Mensch eine Handlung in die Tat umsetzt, werden als Spie­ gelneuronen bezeichnet. Ganz andere Aufgaben haben die Bewegungs­ neuronen, die in unmittelbarer Nachbarschaft der Handlungsneuronen angesiedelt sind. Ohne vorherigen Bewegungsplan könnten Handlungsneuronen keine zielgerichtete Aktion ausführen.

Merke Bewegungsneuronen haben das unmittelbare Kommando über die Muskulatur, sie führen aus, was ihnen die Pläne der Handlungsneuronen vorgeben.

Bezug zur Pflegepraxis Menschen mit fortgeschrittener Demenz können ihre Bewegungen oftmals nicht mehr eigenaktiv planen.

Beispiel Frau Huber hat eine fortgeschrittene Demenz. Wenn sie allein vor ihrem Teller am Mittagstisch sitzt, weiß sie nicht, was sie mit dem Essen tun soll. Sie beginnt nicht zu essen. Sitzt sie jedoch nicht allein am Mittagstisch, sondern sieht, wie eine andere Person den Löffel in die Hand nimmt und zum Mund führt, werden auch ihre Bewegungspläne für diese Tätigkeit angesprochen. Ihr eigener Handlungsplan wird aktiv und sie kann die Bewegung eventuell ohne weitere Unterstützung ausführen.

Merke Pflegende nutzen die Möglichkeit des Spiegelns von Bewegungen, um zu Pflegende in ihrer Aktivität zu motivieren.

Der Mensch besitzt nicht nur Spiegelnervenzellen für motorische Handlungsfolgen, sondern auch für Abläufe des Empfindens und Fühlens. Bevor eine Handlung ausgeführt wird, muss der Mensch abschätzen, ob er diese Ausführungen kann, ohne währenddessen Schaden zu nehmen. Das bedeutet: Jedes Mal, wenn eine Handlung geplant oder realisiert wird, treten im Gehirn Nervenzellen in Aktion, die registrieren, wie sich ihre Umsetzung in die Tat körperlich anfühlen würde. Um dies einschätzen zu können, braucht der Mensch die Propriozeption.

Eigengefühl (Propriozeption) Als sensorische Nervenzellen bezeichnet man diejenigen, die Wahrnehmungen der fünf Sinne wie Tasten, Riechen, Schmecken, Sehen und Hören aufnehmen. Nervenzellen, die sich darauf spezialisiert haben, die Empfindungen der Haut, des darunter gelegenen Bindegewebes und der Muskulatur wahrzunehmen, zählen zu den sensiblen oder somato­ sensiblen Nervenzellen (s. S. 103 ff.). Sensible Nerven registrieren, was der Mensch, exakter sein Gehirn, auf der Haut, dem Bindegewebe oder der Muskulatur spürt. Diese Wahrnehmungen dienen der Eigenwahrnehmung des Körpers, der sogenannten Propriozeption. Sie melden direkt, was gerade wahrgenommen wird.

Merke Das sensible Nervensystem ermöglicht dem Menschen zu empfinden, wie sich eine Berührung und Bewegung im Moment anfühlt. Diese Information dient der situativen Eigenwahr­ nehmung. Im Arbeitsalltag wird häufig vergessen, dass die Unterstützung eines Pflegebedürftigen in seiner Bewegungsfähigkeit nicht nur ein Bewegungsvorgang ist, sondern mit einer Empfindung des Betroffenen verbunden ist.

Merke Der Mensch verfügt über Spiegelnervenzellen, die in der Lage sind, eine Abfolge von Empfindungen zu speichern und intuitive Vorstellungen darüber zu entwerfen, wie sich bestimmte Aktionen anfühlen würden.

218

LF_1_213-424-Kap3.indd 218

23.04.2013 15:11:03 Uhr

Bewegung

1.3

Basis emotionaler Intelligenz Spiegelnervenzellen, die Erlebensmöglichkeiten gespeichert haben, werden im Beobachter auch aktiv, wenn dieser sieht, was eine andere Person gerade macht oder empfindet. Diese Fähigkeit eines jeden Menschen ist die Grundlage für Empathie (Einfühlungsvermögen). Dieser emotionale Austausch beginnt schon im Säuglingsalter und ist die Basis des Urgefühls des sich Verstehens. Das entstehende Gefühl der Bindung nach geglückter Spiegelung führt zu einem Ausstoß körper­eigener Opioide. Dies erklärt, warum durch zwischenmenschliche Zuwendung Schmerzen erträglicher werden.

schiedlich. Eine Person liebt es vielleicht, am Kopf massiert zu werden, eine andere Person darf am Kopf nicht berührt werden. Am eigenen Leib spüren ist eine gute Voraussetzung, um das eigene Handeln zu schulen. Aus diesem Grund werden im Folgenden immer wieder Übungen und Selbsterfahrungen vorgestellt, die am besten in einer Gruppe durchgeführt werden, da der Austausch der Erfahrungen vielfältiger wird. Folgende Bereiche werden zum Thema professio­ nelle Berührung theoretisch und praktisch bear­ beitet: ●● ●● ●●

3.1.1.2  Berührung

●●

Der Mensch erhält durch seine alltäglichen Handlungen und Verhaltensweisen Kenntnisse über sich selbst. Er erfährt und spürt am eigenen Leib, dass er lebt.

Aufgabe Sammeln und diskutieren Sie in Ihrem Ausbildungskurs, was einen Menschen zum Thema Berührung prägen könnte. Überlegen Sie: a) Welche Vorlieben und Abneigungen haben Sie selbst? b) Ist es zulässig, beim Thema Berührung von sich auf andere zu schließen? c) Wenn nicht, was ist für Pflegende im Umgang mit Berührung bei einem wahrnehmungsveränderten Menschen, der selbst keine Auskunft geben kann, zu berücksich­ tigen?

Persönliche Berührungsgeschichte Die eigene Geschichte der Berührungserfahrung ist von unterschiedlichen Begegnungen geprägt. Jeder erlebt eine konkrete Berührung mit einem Hintergrund aus eigenen Erfahrungen und damit verbundenem Erleben. Aus diesem Grund ist das Erleben und Verhalten von Menschen in bestimmten Situationen des Berührens und Bewegens sehr unter-

●●

Berührungsbiografie Berührungswahrnehmung Berührungsgrundlagen Kommunikation und Interaktion Berührung und Körpergefühl

Ziel dieses Kapitels ist es, Pflegende zu befähigen, pflegerische Angebote oder Maßnahmen für einen zu pflegenden Menschen so zu gestalten, dass er dabei Sicherheit erlebt und Vertrauen in die Situation aufbauen kann. Damit nimmt er sich als Individuum wahr und wird in pflegerisches Handeln einbezogen.

Biografische Berührungserfahrung In der pflegerischen Arbeit ist es wichtig, biografische Kenntnisse des zu Pflegenden zu gewinnen (s. S. 35 ff.). Speziell zu den Themen Berührung stellen sich Fragen wie: Welche Vorlieben und Abneigungen hat der zu Pflegende? Gab es traumatische Erlebnisse in seinem Leben? Hat er schmerzhafte Körperbereiche? Aber auch die Materialien, mit denen eine zu ­pflegende Person in Berührung kommt, sind wichtig. Hier stellen sich Fragen wie: Welche Materialien liebt er (z. B. Kuscheldecke oder mit Erde arbeiten)? Welche mag er nicht (z. B. raues Laken im Bett)? Das Wichtigste für Pflegende ist jedoch die genaue Beobachtung des zu Pflegenden. Denn Vorlieben und Abneigungen können sich ändern, ebenso wie Bedürfnisse in verschiedenen Situationen.

219

LF_1_213-424-Kap3.indd 219

23.04.2013 15:11:03 Uhr

Alte Menschen personen- und situationsbezogen pflegen

1

Menschen, die in ihrer Berührungs- und Bewegungs­ möglichkeit so verändert sind, dass sie die Fähigkeiten verloren haben, sich eigenaktiv zu berühren und zu bewegen, benötigen fachliche Unterstützung. Menschen in diesen Situationen zu pflegen bedeutet eine professionelle Gestaltung einer zwischenmenschlichen Berührung, die die Selbst- und Körpererfahrung des zu pflegenden Menschen stärkt. Aus diesem Grund ist es besonders wichtig für Pflegende, mit Berührung bewusst und gezielt umzugehen. Das wichtigste Kommunikationsmittel im Umgang mit wahrnehmungsveränderten Menschen sind die Hände, die entsprechend geschult werden sollten.

Berührungswahrnehmung Was der Mensch wahrnimmt und wie er etwas wahrnimmt, wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst (s. S. 48 ff.). Schon wenn die Wahr­neh­ mungs­fähigkeit geringfügig reduziert ist, verändert sich sein emotionaler Zustand.

Aufgabe Führen Sie folgende Aufgabe in einer Gruppe durch. Gehen Sie ziellos, aber so schnell Sie können durch den Raum. Weichen Sie bewusst spät Ihren Kolleginnen aus. Nach etwa einer Minute schließen Sie die Augen und gehen weiter. Was verändert sich? Nach einer Minute blinden Gehens verschlechtern Sie Ihre Wahrnehmungs­ situation noch einmal, indem Sie sich zusätzlich für eine weitere Minute die Ohren zuhalten. Erläuterung Sie werden bemerken, dass Sie im ersten Teil der Übung Spaß haben konnten und sich ­sicher fühlten, da Sie Ihre Situation gut einschätzen und gestalten konnten. Sobald Sie aber die Augen geschlossen hatten, reduzierte sich wahrscheinlich Ihre Geschwindigkeit, die Musku­latur spannte sich mehr an und Sie wurden unsicher. Mit dem zusätzlichen Verschließen der Ohren wurden Sie in Ihrer Bewegungsfähigkeit durch Ihren emotionalen Zustand noch weiter eingeschränkt, der nun vielleicht von Angst und starker Unsicherheit geprägt war. Sie sind somit in einer massiven Stresssitua­tion.

Menschen, die in ihrer Wahrnehmungsfähigkeit reduziert sind, befinden sich tendenziell in einer emotionalen Abwehrhaltung. In einer solchen Situation kann eine unbedachte flüchtige Berührung eine taktile (den Tastsinn betreffende) Abwehrreaktion wie Schlagen auslösen. Die berührte Person, bei der die taktile Abwehr ausgelöst wurde, kann auch mit einer plötzlichen Körperanspannung oder einer Abwehrhaltung, z. B. in Form einer sich zusammenziehenden Körperhaltung reagieren. Beides ist eine sich schützende Körperhaltung. Dies ist anhand der gerade durchgeführten Übung gut nachvollziehbar. Wahrnehmungsveränderte Menschen sind einer Reizüberflutung ausgesetzt, wenn Berührungen auf sie einströmen, die sie nicht schnell und eindeutig als wohlmeinende menschliche Berührung wahrnehmen können. Diese Situationen wirken dann stressreich, anstrengend und können zu Desorientierung führen.

Merke Bei wahrnehmungsveränderten Menschen ist das emotionale Grundgefühl eher mit Anspannung verbunden. Die taktile Abwehr ist bei diesen Personen eher im Vordergrund. Sie sind schnell einer Reizüberflutung ausgesetzt.

Berührungsgrundlagen Nun werden die Fragen geklärt: Welche Qualität weisen Berührungen auf, die schnell und eindeutig als wohlmeinende Berührungen wahrgenommen werden? Und welche Prinzipien sollen bei der Berührung wahrnehmungsbeeinträchtigter Menschen eingehalten werden?

Aufgaben Für diese Übung brauchen Sie eine Decke, ein Kissen und eine Partnerin. Eine Person übernimmt den passiven Part und legt sich mit geschlossenen Augen in Rückenlage auf den Boden. Sie legt die Arme rechts und links neben den Körper.

220

LF_1_213-424-Kap3.indd 220

23.04.2013 15:11:03 Uhr

Bewegung

1.3

3.1.1.2.1  Berührungen ausführen Die Beine sind ausgestreckt und liegen etwa hüftbreit auseinander auf dem Boden. Während der gesamten Übung hält sie die Augen geschlossen und bewegt sich möglichst nicht. Während der Übung sollte nicht gesprochen werden. So kann die passive Person die Berührungen ohne Ablenkung wahrnehmen. Rolle der passiven Person: Sie werden von Ihrer Partnerin an verschiedenen Körperstellen und in unterschiedlicher Art und Weise berührt. Rolle der aktiven Person: Sie berühren Ihre Partnerin mit unterschiedlichen Berührungsqualitäten. Führen Sie Berührungen aus, die sehr schnell und gut als wohlmeinende und menschliche Berührung wahrgenommen werden, und welche, die eine taktile Abwehr leicht auslösen können. Der Genitalbereich und die Brust werden ausgespart und es werden keine schmerzhaften Berührungen ausgeführt. Vorschläge: Tätscheln im Gesicht, über die Haare streichen, nach der Hand greifen, über den Arm streichen, Hand am Oberarm auflegen, Heben eines Beines usw. Die einzelnen Berührungen werden in unter­ schiedlichen Zeitabständen ausgeführt, z. B. schnel­ler hintereinander und mit längeren Zeitabständen.

Werden die beschriebenen Übungen ausgewertet, kristallisieren sich folgende Prinzipien heraus. Sie sollten bei wahrnehmungsbeeinträchtigten Menschen eingehalten werden, damit diese Sicherheit erleben können. ●●

●●

●●

●●

●●

Der Berührungskontakt soll deutlich beginnen und enden, sich also deutlich ankündigen und verabschieden. Berührungen sollten mit der ganzen flachen Hand ausgeführt werden. Die Finger bleiben dabei geschlossen (s. Bild 1). Die Intensität, also der Druck, sollte eindeutig sein. Die berührte Person soll spüren können, dass sie von einem wohlmeinenden Menschen berührt wird. Berührungen sollen für den zu Pflegenden nachvollziehbar sein, also ruhig und ohne Hektik ausgeführt werden. Der Körperkontakt sollte bei zu Pflegenden gehalten werden. So kann vermittelt werden, dass eine andere Person da ist und das Angebot noch nicht zu Ende ist.

Nach etwa 10 verschiedenen Berührungen tauschen Sie die Rollen, ohne sich zu unterhalten. Danach tauschen Sie sich über die erlebten Erfahrungen aus. Sie können folgende Fragen diskutieren: 1. Wie werden Berührungen durchgeführt, die eher eine Abwehrreaktion (taktile Abwehr) beim Berührten auslösen? 2. Welche Qualität, z. B. Druck, Tempo, weisen Berührungen auf, die schnell und eindeutig als wohlmeinende Berührung wahrgenommen werden? 3. Was bewirken die unterschiedlichen Zeitabstände zwischen den Berührungen?

1  Berührung mit der ganzen Hand

Auf die einzelnen Prinzipien wird noch genauer eingegangen, um so für die praktische Umsetzung die Handlungsfähigkeit zu erweitern.

221

LF_1_213-424-Kap3.indd 221

23.04.2013 15:11:04 Uhr

Alte Menschen personen- und situationsbezogen pflegen

1 Rhythmus, Tempo und Struktur

Berührungen sollten ruhig ausgeführt werden. Der zu Pflegende sollte die Berührung nachvollziehen können. Idealerweise sollte ein Rhythmus entwickelt werden. Wird z. B. der Intimbereich gewaschen oder eine andere unangenehme oder schmerzhafte Maßnahme durchgeführt, sollte eine bestimmte Struktur des Ablaufes in einem gleichbleibenden Rhythmus eingehalten werden. Rhythmus in der Berührung entsteht, wenn ein zeitliches Gleichmaß zwischen den Berührungen eingehalten wird. Dieser Ablauf sollte von allen Pflegenden eingehalten werden. Auf diese Weise weiß der zu Pflegende, was auf ihn zukommt, auf was er sich einstellen kann und wann es beendet ist.

Körperkontakt halten Auch ein kontinuierlicher Körperkontakt bei einer Pflegemaßnahme ist für wahrnehmungsbeeinträch­ tigte Menschen besonders wichtig. Er kann, wenn man beide Hände für andere Tätigkeiten braucht, über eine Berührung mit dem Knie gehalten werden. Der ständige Abbruch des Berührungskontaktes kann eine Stresssituation beim Berührten auslösen. Alle für die Durchführung benötigten Materialien befinden sich in Reichweite (s. S. 229, Bild 4).

Beginn und Ende eines Berührungskontaktes Menschen, deren Orientierung nicht in die Umwelt gerichtet ist, benötigen eine deutliche Ankündigung, wenn Kontakt aufgenommen wird, und ein deutliches Ende, wenn sich die Pflegeperson zurückzieht. Die Übungsaufgabe zur Berührungsqualität zeigt deutlich, dass ein Mensch in einer gewissen Anspannung bleibt, solange er nicht weiß, ob er noch einmal berührt wird oder ob sich die Pflegeperson zurückgezogen hat.

Bezug zur Pflegepraxis Mit Worten und einer begrüßenden Berührung sollte der erste Kontakt aufgenommen werden. Der zu Pflegende weiß nun, es ist jemand bei ihm und es ist der Beginn eines Angebotes oder einer Maßnahme. Er kann sich somit auf eine neue Situation einstellen, das verschafft ihm Sicherheit. Ist das Angebot beendet, setzt die Pflegende mit einer abschließen-

den Berührung und verbalen Verabschiedung das Signal, dass sie sich zurückzieht. Der zu Pflegende weiß nun, dass er keine Aktivität mehr zu erwarten hat und kann entspannen. Begrüßung und Verabschiedung sollten nach Möglichkeit immer in ähnlicher Weise ausgeführt werden. Dies hilft dem zu Pflegenden, sich zu orientieren.

Ausführung einer Begrüßungsberührung und Verabschiedung Aufgaben Für diese Übung benötigen Sie eine Decke, ein Kissen und eine Partnerin. Ihre Partnerin legt sich in Rückenlage auf die Decke und das Kissen unter den Kopf. Um besser nachspüren zu können, schließt sie die Augen. Sie als aktive Person begrüßen nun Ihre Partnerin auf drei unterschiedliche Arten. Der Fokus in dieser Übung liegt auf der berührenden Hand. Spielen Sie bei jeder Übung mit unterschiedlicher Intensität des Druckes Ihrer Hand. Danach tauschen Sie die Rollen. 1. Mit der ganzen flachen Hand berühren Sie am Oberarm, in der Nähe des Schultergelenks, und drücken dabei mit der Hand in Richtung Körper der Partnerin (siehe Bild 1 nächste Seite). Die Liegende spürt nach, welche Auswirkung dieser Druck auf ihre Körpermitte hat. 2. Mit der ganzen flachen Hand drücken Sie die Schulter in Richtung Unterlage wie auf Bild 2 (s. S. 223). Die Liegende spürt nach, welche ­Gefühle entstehen können, wenn sich der Mensch schwach und wehrlos fühlt. 3. Nun begrüßen Sie wieder am Oberarm und versuchen, in Ihrer Hand einen Spannungsbogen aufzubauen, indem Sie Ihre Finger leicht zusammenpressen. Dadurch bleiben Sie mit dem Druck nur an der Berührungs­ stelle wie auf Bild 3 (s. S. 223). Sie schicken den Druck also nicht in den Körper. Günstig ist es, wenn Sie das erst am eigenen Oberschenkel ausprobieren, es braucht etwas Übung. Die Berührte überlegt sich, ob sie sich nun eher begrüßt fühlt und ob an der Intensität der Begrüßung noch etwas verändert werden soll.

222

LF_1_213-424-Kap3.indd 222

23.04.2013 15:11:04 Uhr

Bewegung

1  Druck in den Körper

1.3

2  Druck in Richtung Unterlage

Ist eine begrüßende oder verabschiedende Berührung am Ort der Berührung zu spüren, kann sie eher als Begrüßung oder Verabschiedung wahrgenommen werden. Hat eine Berührung eine Auswirkung auf den Körper, so wird eher die Auswirkung und nicht die begrüßende Person wahrgenommen. Diese Berührung könnte auch als eine Aufforderung zu etwas verstanden werden. Der Aufbau eines Spannungsbogens in der Hand hilft, die Berührung als Begrüßung zu erfahren.

Merke Eine begrüßende oder verabschiedende Berührung soll am Ort der Berührung wahrgenommen werden. Hierzu muss ein Spannungsbogen in der Hand aufgebaut werden mit deutlichem Körperkontakt.

Eine weitere Auswirkung auf die Begrüßungs- und Verabschiedungsberührung soll nun betrachtet werden.

Aufgaben Für diese Übung brauchen Sie eine Decke, ein Kissen und eine Partnerin. Wieder ist eine Person aktiv und die andere liegt passiv mit geschlossenen Augen in Rückenlage. Die Begrüßung wird wie in der vorherigen Übung unter Punkt 3 beschrieben ausgeführt, also bei Berührung haben Sie den Spannungsbogen in der Hand.

3  Druck am Berührungsort

Für die Übung sprechen beide aus Gründen der Konzentration nicht. Führen Sie die Übung in zwei Variationen aus. 1. Sie gehen vier, fünf Schritte von Ihrer Partnerin weg. Sie gehen zu Ihrer Partnerin und begrüßen sie durch eine Begrüßungsberührung wie oben beschrieben am Oberarm. Bevor Sie jedoch berühren, bleiben Sie nach dem An­kommen bei der Kollegin zwei bis drei Sekunden stehen. Sie halten also kurz inne, be­ vor Sie die Begrüßung ausführen. 2. Nun führen Sie die Begrüßung aus, indem Sie vor der Berührungsbegrüßung nicht warten. Tauschen Sie sich mit der Kollegin aus, was sie beide bei den verschiedenen Vorgehensweisen empfunden haben. 1. Nun das Gleiche beim Verabschieden. Sie ver­ abschieden sich von Ihrer Kollegin mit einer Berührung am Oberarm, lösen die Hand vom Oberarm und warten zwei, drei Sekunden, bevor Sie weggehen. Dabei ist es wichtig, dass Sie wirklich 2 bis 3 Meter weggehen. 2. Nun machen Sie diese Verabschiedung, ohne einen Augenblick nach Beendigung des Kon­ taktes zu warten.

Interessant ist, welche Auswirkung des Innehaltens von zwei bis drei Sekunden auf das Tun der Pflegenden und das Empfinden des Berührten hat. Hält die Pflegende vor der Berührung kurz inne, so kann

223

LF_1_213-424-Kap3.indd 223

23.04.2013 15:11:06 Uhr

Alte Menschen personen- und situationsbezogen pflegen

1

sie sich auf den Menschen einstellen und eine acht­ same Berührung ausführen. Sie bringt den Stress der Bewegung nicht in die Berührung. Die liegende Person fühlt sich wertgeschätzt und wahrgenommen. Sie kann sich somit öffnen und auf etwas Neues einstellen. Sie fühlt sich nicht überfallen, hat es nicht nötig, in Abwehrhaltung zu gehen. Geht die Pflegende nach der Verabschiedungsberührung sofort weg, lässt sie schneller los. Dies kann in der anderen Person ein Gefühl des Verlassenwerdens auslösen oder das Gefühl, die Pflegende will schnell weg. Wenn diese nach der Verabschiedung kurz innehält, hat das Auswirkungen auf das Tempo des Loslassens. Sie kann achtsam loslassen und den zu Pflegenden noch einen Augenblick wahrnehmen, bevor sie sich zurückzieht. Die zu pflegende Person kann somit ein Gefühl des Aufgehobenseins entwickeln, auch wenn der körperliche Kontakt nicht mehr da ist.

Merke Ein kurzes Innehalten vor oder nach einer ­Begrüßungs- und Verabschiedungsberührung lässt ein Gefühl der Wertschätzung und Achtsamkeit entstehen.

Bis jetzt lag die Konzentration auf der Qualität der Berührung mit der Hand der Pflegenden. Um mit einem wahrnehmungsveränderten Menschen in einen Austausch zu kommen, also in Kommunikation und Interaktion, sollen nun weitere Aspekte betrachtet werden.

3.1.1.2.2  Kommunikation und Interaktion Pflegende wollen einen Zugang zum Betroffenen finden und diesen während eines Angebotes halten.

Phasen einer Kommunikation Mit jemandem in Kommunikation zu treten, kann grob in vier Phasen eingeteilt werden: Beginn Eine Begegnung findet statt, der Kontakt wird über Sprache und Berührung aufgenommen.

●●

Aktivität Ein Gespräch beginnt. Man tauscht sich aus. Dieser Austausch bestimmt den Verlauf des Gesprächs. Es wird Beziehung erlebt.

●●

Schluss Soll das Gespräch beendet werden, bereiten sich die Gesprächspartner auf den Abschied vor. Es werden z. B. abschließende Worte gesagt oder eine Berührung gemacht. Damit teilt die Person mit, dass sie sich zurückziehen will.

●●

Trennung Die Gesprächspartner gehen auseinander.

●●

Diese Phasen werden bei jeder Aktivität im Kontakt zu wahrnehmungsbeeinträchtigten Menschen eingehalten.

Kommunikative Haltung der Pflegenden Das lateinische Wort communicare bedeutet, etwas gemeinsam tun. Kommunizieren bedeutet, sich zu verständigen, mit anderen zu sprechen, in Verbindung zu stehen. Pflegende sind von einer Haltung geprägt, die auch wahrnehmungsbeeinträchtigte Menschen als aktive Kommunikationspartner sehen. Wird ein wahrnehmungsbeeinträchtigter Mensch mit Ansprache und Berührung begrüßt, ist dies mit einer Einstellung durchzuführen, die auch eine Antwort erwartet, um dadurch in einen Dialog zu kommen. Diese Haltung wirkt sich auf die Durchführung der Begrüßung aus. Wenn sich z. B. beim Einkaufen zwei bekannte Person treffen und eine fragt die andere, wie es geht, spürt diese sehr genau, ob eine Antwort erwartet wird oder nur eine Floskel. Wenn ein wahrnehmungsbeeinträchtigter Mensch keine Zeit zum Antworten bekommt, erhält die Pflegende auch keine. Denn sie wird nicht wahrnehmen, dass sich der zu Pflegende äußern kann. Vielleicht kommt sie sogar zu dem Schluss, dass die Person nichts wahrnimmt, dabei fehlt ihr die Zeit, sich äußern zu dürfen.

Antworten und Reaktionen erkennen Oftmals haben zu pflegende Personen nur sehr reduzierte Möglichkeiten, sich zu äußern. Diese müs-

224

LF_1_213-424-Kap3.indd 224

23.04.2013 15:11:06 Uhr

Bewegung

sen Pflegende erkennen. Nonverbale Äußerungsmöglichkeiten sind: ●●

●● ●● ●● ●● ●● ●●

Augen unter den geschlossenen Lidern hinund herrollen Augen öffnen und schließen den Blick fixieren und ihm folgen Lautäußerungen wie z. B. Seufzen Mimik und Gestik werden aktiv Körperspannung verändern Veränderung der Atmung

Jeder Mensch braucht die Möglichkeit, sich mit seiner sozialen Umwelt auszutauschen, sich mitzuteilen. Erst dann kann er sich sicher fühlen und öffnen. Dies gelingt nur durch soziale Kontakte, Dialogaufbau, Interaktion und Kommunikation.

Bezug zur Pflegepraxis Nachdem eine zu pflegende Person durch Ansprache und Berührung begrüßt wurde, wartet die Pflegende auf eine Antwort. Atmet die Person danach z. B. tief durch, spricht die Pflegende das an. Sie könnte sagen: „Es freut mich, dass Sie mir mit Ihrer Atmung antworten“. Wenn die Pflegende widerspiegelt, dass sie die Antwort bemerkt hat, kann der zu Pflegende spüren, dass seine Reaktionen wahrgenommen werden. Das verschafft ihm ein Gefühl der Sicherheit.

3.1.1.2.3  Phase der Aktivität In der Pflege geht es immer um eine Aktivität, z. B. ein Angebot der Körperpflege, der Körperwahrnehmung oder einen Verbandswechsel. In diese Handlungen müssen Pflegende die emotionalen Reaktionen des zu Pflegenden einbeziehen. Der zu Pflegende muss bemerken, dass seine Reaktionen Einfluss auf die Ausführung der Handlung haben.

Beispiel Stellen Sie sich vor, Sie sind beim Zahnarzt und erhalten eine sehr schmerzhafte Behandlung, bei der die Betäubungsspritze nicht ganz ausreicht. Es soll gebohrt werden. Da mit dem Zahn ein Mensch verbunden ist, muss der Zahnarzt auch Ihre emotionalen Reaktionen einbeziehen.

1.3

Sie machen mit ihm aus, dass Sie die Hand heben, wenn der Schmerz zu groß wird und er eine kleine Pause machen soll. Der Zahnarzt beginnt zu bohren. Nach einer Weile heben Sie die Hand. Der Zahnarzt hört sofort mit Bohren auf. Sie atmen kurz durch und dann geht es weiter. Nach einer Weile heben Sie wieder die Hand und der Zahnarzt stoppt wie ausgemacht. Nun wissen Sie sicher, dass Sie sich auf den Zahnarzt verlassen können. Ihre Reaktion hat Auswirkung auf sein Tun. Sie sind ihm nicht ausgeliefert, obwohl Sie in der unterlegenen Position sind. Sie können dadurch die Situation mitgestalten. Nun werden Sie versuchen, so lange wie möglich das Bohren zu ertragen, bevor Sie Ihre Hand heben, da Sie wissen, wenn Sie es tun, stoppt der Zahnarzt sofort. Gleiches Szenario, aber ein anderer Zahnarzt. Er beginnt zu bohren. Nach einer Weile heben Sie die Hand, weil die Schmerzen zu stark sind. Der Zahnarzt bohrt aber noch 3 bis 4 Sekunden weiter. Das bedeutet für Sie, dass Sie sich nicht auf den Zahnarzt verlassen können. Das nächste Mal müssen Sie die Hand heben, bevor der Schmerz zu stark ist, damit er hoffentlich stoppt, bis es soweit ist. Dadurch werden die Bohrzeiten immer kürzer. Stellen Sie sich vor, der Zahnarzt verliert nun die Geduld und reagiert nicht mehr auf Ihre Zeichen. Er bohrt also einfach weiter. Sie haben keinen Einfluss mehr auf das Geschehen, Sie sind ihm komplett ausgeliefert. Für Sie könnte das als dramatisches Erlebnis nachwirken. Zu diesem Zahnarzt würden Sie sicher nicht mehr gehen.

Pflegende müssen sich darin schulen, Reaktionen zu erkennen und zeitnah darauf zu reagieren, damit die zu pflegende Person weiß, das ist die Antwort auf ihre Reaktion.

Beispiel Das Gesicht von Frau H. wird von der Pflegenden gewaschen. Diese führt den Waschlappen von der Stirn beginnend über die Schläfe in Richtung Wange.

225

LF_1_213-424-Kap3.indd 225

23.04.2013 15:11:06 Uhr

Alte Menschen personen- und situationsbezogen pflegen

1

Plötzlich verspannt Frau H. das Gesicht, die Pflegende hält sofort in der Bewegung inne, hält aber weiterhin den Kontakt mit dem Waschlappen an der Wange. Die Pflegende wartet einen Augenblick, bis sich Frau H. entspannt und macht dann ruhig weiter. Diese Vorgehensweise gilt für alle weiteren Aktivitäten.

Können Sie Arme und Beine komplett spüren? Spüren Sie das auf dem Boden liegende Bein anders als das weich gelagerte? Können Sie sehen, wie groß Sie sind? Malen Sie nun Ihre veränderten Körperkonturen auf das zweite Blatt und vergleichen Sie die Bilder. Diskutieren Sie Ihre Erfahrungen im Kurs.

Merke Reaktionen des zu Pflegenden müssen wahrgenommen und mit einer Aktivität beantwortet werden. Damit kann sich dieser als aktiver Kommunikationspartner erleben.

3.1.1.2.4  Körpergefühl Um in Ansätzen zu erleben, was es für Menschen bedeutet, in ihrer Berührungs- und Bewegungsfähigkeit deutlich eingeschränkt zu sein, dient die nächste Übung.

1  Körperumrisse zu Beginn der Übung

Aufgabe Für diese Übung brauchen Sie eine Decke, ein Kopfkissen, 2 Blatt Papier, einen Stift, Durchhaltevermögen und jemanden, der die Zeit stoppt. Legen Sie sich in Rückenlage auf eine Decke. Die Arme liegen neben dem Körper, die Beine sind hüftbreit auseinander und ausgestreckt. Bei Rückenproblemen wird eine angemessene Position gewählt. Atmen Sie tief durch und ent­ spannen Sie. Nun spüren Sie Ihre Körperum­ risse nach. Dieses Bild Ihres Körperumrisses malen Sie bitte auf eines der beiden Blätter (s. Bild 1). Danach legen Sie sich wieder in die gleiche Position, doch kommt nun unter ein Bein ein großes Kissen zur Weichlagerung wie auf Bild 2. Nun liegen Sie mindestens 15 Minuten abso­ lut regungslos in Ihrer Position. Hier ist Durchhaltevermögen wichtig. Nach 15 Minuten beantworten Sie folgende Fragen: Welche Form hat Ihr Körper? Wie groß sind Sie? Wie fühlen Sie Ihren Körper? 

2  Liegeposition

Vielleicht ist die Gruppe zu ähnlichen Ergebnissen gekommen, z. B.: ●●

●●

●●

Punktuell werden Stellen am Hinterkopf, an Schulterblättern, Ellbogen, Steißbein, Ferse gesprürt. Das auf dem Kissen gelagerte Bein war schnell nicht mehr zu spüren, es gab auch keinen Anlass, es zu bewegen. Außer einem Druckschmerz an den Fersen war kein Körpergefühl in dem am Boden liegenden Bein. Da es schmerzte, fällt es schwer, es nicht zu bewegen.

226

LF_1_213-424-Kap3.indd 226

23.04.2013 15:11:06 Uhr

Bewegung

1.3

Bezug zur Pflegepraxis Matratzen mit normalen Druckverhältnissen bieten die besten Möglichkeiten, dass ein Mensch sich eigenaktiv im Bett bewegt. Muss ein Mensch aus medizinischen Gründen vorübergehend auf einer Antidekubitusmatratze oder einem Weichlagerungssystem liegen oder ist in seiner eigenaktiven Bewegungsmöglichkeit eingeschränkt, benötigt er Unterstützung von Pflegenden für seine Selbst- und Körpererfahrung. Nur wenn der zu Pflegende sich spüren und nachvollziehen kann, in welcher Position er sich befindet, kann er sich emotional und physisch auf Aktivitäten einlassen und diese mitgestalten. 1  Körperumrisse am Ende der Übung ●●

●●

●●

Die Person fühlt sich unförmig und kleiner. Teile der Extremitäten sind nicht mehr zu fühlen. Die Person weiß nicht mehr, wie ihr Bein oder ihre Arme und Finger liegen. In der flachen Körperposition kann die Person nicht sehen, wie groß sie ist.

Wenn die Eigenaktivität fehlt, geht das Körpergefühl sehr schnell verloren. Eine harte Unterlage birgt die Gefahr von Druckstellen. Sie regt jedoch zu Ausgleichsbewegungen an. Die Person möchte sich in eine andere Position bringen, und sei es nur minimal. Eine Weichlagerung führt zu einem Mangel an Bewegung und somit sehr schnell zum Verlust des Körpergefühls. Das eigene Bild des Körpers verschwimmt, der Körper des Menschen verliert seine Strukturen und Konturen und die damit verbundene Ich-Identität. Er erleidet einen Mangel an klarer körperlicher Stimulation und kommt in eine Reiz­ armut, die sogenannte sensorische Deprivation. Der Mensch zieht sich immer mehr in sich zurück.

Förderung des Körpergefühls Wird aktiv berührt, ist die Wahrnehmung des Er­ tastens im Zentrum der Aufmerksamkeit. Wird jemand berührt, z. B. beim Ausstreichen eines Arms oder bei einer Massage, ist das eigene Körper­ empfinden im Zentrum der Aufmerksamkeit. Pflegende unterstützen den zu pflegenden Menschen dabei, sich selbst zu spüren.

Bezug zur Pflegepraxis Zu pflegende Menschen können durch begleitete Bewegung darin unterstützt werden, sich selbst zu betasten, sich zu ertasten (s. Bild 2), wenn sie diese Fähigkeit im Moment nicht oder nicht mehr haben.

Merke Ohne Bewegung und Berührung geht das Körpergefühl und somit das Körperbewusstsein schnell verloren. Eine Weichlagerung fördert den Verlust des Kör­ pergefühls und gibt keinen Anreiz zur Bewegung. Ein Mangel an klarer körperlicher Stimulation führt zu sensorischer Deprivation. 2  Begleitete Bewegung

227

LF_1_213-424-Kap3.indd 227

23.04.2013 15:11:07 Uhr

Alte Menschen personen- und situationsbezogen pflegen

1

Aufgabe Überlegen Sie: Wie häufig, wo und warum berühren Sie sich selbst? Mit den Händen, den Armen, den Beinen, den Fußsohlen, wenn Sie z. B. morgens aufwachen? Versuchen Sie einmal, sich eine Stunde nicht im Gesicht zu berühren. Diskutieren Sie im Kurs Ihre Überlegungen und entwickeln Sie gemeinsam kreative Ideen, wie und bei welcher Gelegenheit Sie wahrnehmungsbeeinträchtigten Menschen anbieten können, sich selbst zu spüren. Es geht um Menschen, die ihre Hände oder Fußsohlen nicht mehr eigenaktiv benutzen können, um sich zu spüren, sich selbst ertasten zu können, um aktu­ elle Informationen über sich selbst zu erhalten.

Erläuterung Bei der Umsetzung der entwickelten Ideen soll beachtet werden: vertrauensvoll Kontakt zur zu pflegenden Person aufnehmen ● das Vorhaben erklären ● die Pflegende reflektiert, ob die Körperposition, die sie selbst einnimmt, und die der zu pflegenden Person geeignet sind für das Vorhaben ● der Mensch soll erst seinen Arm, seine Hand spüren, bevor er sich mithilfe der Pflegenden betasten und berühren kann ● das Vorgehen, wie Tempo und Rhythmus, an die zu pflegende Person anpassen ● die Pflegende gestaltet das Angebot mit der inneren Haltung, die zu pflegende Person auf eine Reise zum Erfahren des eigenen Körpers einzuladen ● Körperreaktionen des Betroffenen werden wahrgenommen und mit Innehalten der Bewegung beantwortet (s. S. 225) ● die Pflegende achtet darauf, ob die zu pflegende Person eigenaktiv in der Bewegung wird, also ihren eigenen Bewegungsplan aktiviert. Die Pflegende nimmt dies wahr und unterstützt es. ●

Sich eigenaktiv mit unterstützter Bewegung selbst zu pflegen – und sei es nur in kurzen Sequenzen –, bedeutet für den zu pflegenden Menschen, etwas zu seiner Situation beizutragen. Sein Selbstwertgefühl wird dadurch gestärkt und sein Ich-Bewusstsein bleibt erhalten.

Beispiel Stellen Sie sich vor, Sie haben eine schwere Grippe hinter sich und konnten tagelang das Bett nur für den Toilettengang verlassen. Nun geht es Ihnen besser und Sie können sich schon teilweise waschen, bevor Sie sich wieder ins Bett legen. Sie fühlen sich hinterher zwar sehr erschöpft, sind nun aber zufrieden in Ihrem Bett. Sie haben etwas leisten können und durch eigenes Handeln etwas zu der Verbesserung Ihrer Situation beigetragen.

Vor oder während vieler pflegerischer Angebote ist es sinnvoll, einem wahrnehmungsveränderten Menschen die Möglichkeit zu bieten, sein Körpergefühl zu aktualisieren, indem er passiv nachspüren kann. Hierbei sollten Pflegende verschiedene Punkte berücksichtigen. Dies soll beispielhaft am Ausstreichen eines Arms verdeutlicht werden.

Den Arm erfahren Aufgabe Für diese Übung brauchen Sie eine Decke, ein Kissen und eine Partnerin. Die passive Person legt sich in Rückenlage auf eine Decke und schließt die Augen, um besser nachspüren zu können. Als Aktive streichen Sie nun den Arm Ihrer Partnerin von der Schulter beginnend bis zu den Fingerspitzen mit beiden Händen aus. Sind Sie an den Fingerspitzen angekommen, löst nur eine Hand den Körper­ kontakt und nimmt ihn an der Schulter wie­ der auf (Bild 1 nächste Seite). Die zweite Hand der aktiven Person bleibt an der Hand der passiven Person liegen. Erst wenn der Kontakt der ersten Hand mit der Schulter der passiven Person hergestellt ist (s. Bild 1, S. 229), wird die zweite Hand gelöst und nimmt auch Kontakt mit der Schulter auf (s. Bild 2, S. 229). 

228

LF_1_213-424-Kap3.indd 228

23.04.2013 15:11:07 Uhr

Bewegung

1  Hand hält Kontakt

1.3

2  Wechsel zur Schulter

So kann der Körperkontakt gehalten werden. Nun streichen Sie mit beiden Händen den Arm ganz umfassend von der Schulter bis zu den Fingerspitzen (s. Bild 3) aus. Alle bisherigen Erfahrungen zum Thema Berührung und Interaktion werden einbezogen: deutlicher konstanter Druck von der Schulter bis zu den Fingerspitzen, die ganzen Handflächen mit geschlossenen Fingern einsetzen. Anders als bei der Begrüßungsberührung wird der Druck nun in den Arm geschickt, denn dieser soll gespürt werden. Wieder gibt die berührte Person das Feedback, ob der Druck seinen Zweck erfüllt. Führen Sie die Ausstreichung mehrmals durch.

3  Umfassend Ausstreichen

noch nicht vorbei ist, sie kann dadurch aufmerksam nachspüren. Während einer Wahrnehmungsförderung, wie Ausstreichen der Arme, Beine oder dem Rücken, wird bei allen Menschen Körperkontakt gehalten. Dies gilt auch für Menschen, mit denen gesprochen werden kann und bei denen z. B. die Beine vor dem Aufstehen ausgestrichen werden, damit sie diese besser einsetzen können. Anders ist es bei einem komplexen Angebot wie einer Ganzkörperwaschung. Wird diese bei einer Person durchgeführt, die die Pflegende sehen und hören kann, ist kein Körperkontakt notwendig, während der Waschlappen ausgewrungen wird.

Die Ausstreichung kann auch mit nur einer Hand ausgeführt werden. Bei dieser Variante hält die andere Hand immer den Kontakt mit der Hand, während eine Hand jeweils von der Schulter bis zu den Fingerspitzen ausstreicht. Für das Körpergefühl ist es wichtig, dass alle Seiten des Arms einmal ausgestrichen und somit berührt werden. Um zu spüren, welche Auswirkungen es hat, wenn nicht der gesamte Arm ausgestrichen wird, führen Sie eine Ausstreichung so durch, dass Sie in der Mitte des Oberarms beginnen und schon am Handgelenk enden. Sie sollten auch ausprobieren, was es für Ihr Körpergefühl bedeutet, wenn der Arm von einer anderen Person in kurzen Hin- und Herbewegungen z. B. gewaschen oder eingerieben wird. Tauschen Sie sich nach jeder Erfahrung aus. Wechseln Sie dann die Rolle. Körperkontakt halten: Wird der Körperkontakt beim Ausstreichen des Körpers nicht unterbrochen, weiß die zu pflegende Person, dass das Angebot

4  Körperkontakt mit dem Knie

Ist es nicht sicher, ob eine zu pflegende Person über Sehen und Hören die Pflegende wahrnimmt, ist während der gesamten Zeit des Angebots Körperkontakt zu halten. Müssen beide Hände gelöst werden, kann z. B. mit dem Knie Kontakt hergestellt werden (Bild 4). Arme und Beine als Ganzes wahrnehmen: Damit ein Mensch Bewusstsein über seinen gesamten Arm erhält, wird der Arm von der Schulter beginnend bis hin zu den Fingerspitzen ausgestrichen. Die Beine werden von der Hüfte beginnend bis zu den Zehen durchgehend ausgestrichen.

229

LF_1_213-424-Kap3.indd 229

23.04.2013 15:11:09 Uhr

Alte Menschen personen- und situationsbezogen pflegen

1

Ausstreichung mit beiden Händen oder einer Hand. Wird ein Arm mit beiden Händen umfassend ausgestrichen, wird zur gleichen Zeit gespürt, wie lang und wie rund der Arm ist. Wird ein Arm mit einer Hand auf allen Seiten ausgestrichen, erfährt die Person die Länge des Arms während der Ausstreichung, die Ganzheit wird anhand von Einzelinformationen im Gehirn zusammengesetzt. Somit bekommt der Mensch ein Bewusstsein über die Form und die Länge seines Arms. Ausstreichung im Vergleich zu Hin- und Her­ bewegung. Wird ein Mensch von einer anderen Person durch Hin- und Herreiben behandelt, entsteht kein Bewusstsein für Körperkonturen. Es entsteht ein unruhiges Körpergefühl, das Desorientierung im Körper fördert, also der Gegensatz zur gewünschten Orientierung. Reibt eine Person sich selbst den Arm in Form einer Hin- und Herbewegung ab, erlangt sie trotzdem ein Bewusstsein über ihre Körperkonturen. Dies wird über das damit verbundene eigenaktive Tasten ermöglicht.

Bezug zur Pflegepraxis Beispiel Frau H. ist eine hochbetagte Dame mit fortgeschrittener Demenz. Sie bewegt sich nur in geringem Maß eigenaktiv. Als ich zu ihr komme, um sie in eine andere Position zu bewegen, liegt sie in leichter Linksseitenlage (30 °-Lage) im Bett, Arme und Beine sind gebeugt und an den Körper herangezogen. Der Kopf im Nacken ist leicht überstreckt. Ich begrüße sie verbal, danach stelle ich mich vor und berühre sie dabei mit meiner ganzen Handfläche am linken Oberarm. Ich warte auf eine Antwort. Sie öffnet kurz die Augen und atmet tief durch. Ich teile ihr mit, dass ich mich über ihre Begrüßung freue. Daraufhin erkläre ich ihr, dass ich ihr nun den Körper ausstreiche, damit sie sich spüren kann und weiß, in welcher Position sie ist. Da sie ruhig weiteratmet, ist das für mich ein Zeichen ihres Einverständnisses.

Ich beginne an der linken Schulter und fahre langsam und ohne Unterbrechung die Konturen des Arms nach bis zu ihren Fingern, die zur Faust geschlossen sind. Bei der Faust angekommen, reagiert Frau H. mit einer Anspannung des Arms. Ich halte in meiner Bewegung inne und sage ihr, dass ich an der Hand nichts mache. Als sie die Spannung loslässt, fahre ich mit meiner Ausstreichung langsam fort. Sie kann sich nun auf das Angebot einlassen. Die Ausstreichung führe ich nur mit einer Hand aus. Ich will sie in keiner Form manipulieren. Die Faust wird nur berührt, jedoch nicht verändert. Ich halte mit der anderen Hand am Schulterblatt Kontakt. Die Ausstreichung wird von mir dreimal wiederholt. Ich bemerke, wie Frau H. sehr konzentriert in sich hineinhorcht. Danach streiche ich den rechten Arm an den erreichbaren Stellen dreimal aus. Den Kontakt an der Schulter haltend, rolle ich die Decke bis zur Hüfte zurück. Den Rücken streiche ich immer wieder von der Schulter beginnend bis zur Taille aus. Dabei achte ich darauf, dass ich den Rücken überall da ausstreiche, wo ich gut hinkomme, ohne Frau H. zu bewegen. Vom Rücken streiche ich ohne Unterbrechung bis zur Hüfte. Dort halte ich wieder Kontakt und entferne die Decke. Von der Hüfte abwärts kann ich beide Hände einsetzen, um das oben liegende Bein bis zu den Zehenspitzen auszustreichen. Dies mache ich ebenfalls dreimal, damit Frau H. sich auf einen Rhythmus wie oben besprochen einstellen kann. Nun kann Frau H. nachspüren, in welcher Position sie liegt. Durch die Ausstreichung ist sie in keine andere Position gebracht worden. Dies ist für sie wichtig, weil sie die Position, in der sie liegt, wahrnehmen soll, bevor wir gemeinsam die Position verändern. Die pflegerische Haltung während der Ausstreichung ist: „Ich möchte Frau H. ihre Körperposition erfahrbar machen.“ Wird die Ausstreichung mit dieser Haltung durchgeführt, wird nicht zugleich manipuliert, z. B. die Faust geöffnet. Dies könnte zu einem Vertrauensbruch führen.

230

LF_1_213-424-Kap3.indd 230

23.04.2013 15:11:09 Uhr

Bewegung

© Werner Krüper

1.3

Sie können auch nach einigen Augenblicken ruhig achtsam weitermachen. Sie halten Körperkontakt, bis Sie sich verbal und mit einer Abschlussberührung verabschieden. Für die Ausstreichung wählen Sie einen ruhigen Rhythmus und eine Struktur, wie z. B. jede Extremität ein- bis dreimal ausstreichen.

Weitere Fördermöglichkeiten

1  Körperorientierte Pflegebehandlung

Aufgabe Für diese Übung brauchen Sie eine Decke, ein Kissen und eine Partnerin. Versuchen Sie das eben dargestellte Fallbeispiel mit einer Partnerin nachzuspielen. Die Partnerin überlegt, mit welchen Äußerungsmöglichkeiten sie sich mitteilen will, z. B. über die Muskelanspannung oder die Atmung. Bei der Durchführung der Übung ist wichtig, dass Sie das bisher Gelernte einbeziehen. Bis Sie sich in der Durchführung sicher fühlen, können Sie die Übung auch in Teilen durchführen und später alle Aspekte wieder vereinen. Folgende Etappen sind möglich: Verbale Ansprache und eine Berührungsbegrüßung. Vor der Berührungsbegrüßung kurz innehalten. Nach der Begrüßung auf eine Antwort warten. Die Antwort eventuell spiegeln. Ihr Vorhaben wie oben erklären, auch wenn Sie der Ansicht sind, die Worte werden nicht verstanden. Ihr wohlmeinender Stimmrhythmus kommt bei der Person gewiss an. Während der Ausstreichung auf Reaktionen der Partnerin achten. Die Kollegin reagiert zwischendurch z. B. mit Anspannung. Sie halten dann jeweils inne und warten auf eine Entspannung. 

Ist die Körperpflege durch Pflegende erforderlich, so kann diese in wahrnehmungsfördernder Art und Weise getan werden. Das Waschen, Abtrocknen oder Eincremen kann körperorientierend ausgeführt (s. Bild 1) werden. Während des Abtrocknens oder Eincremens kann z. B. jeder einzelne Finger nachmodelliert werden. Dies unterstützt Menschen, ihren Körper gezielt zu Eigenaktivitäten zu aktivieren, z. B. das Frühstücksbrötchen selbst in die Hand zu nehmen.

Info Mehr Informationen und Fortbildungsmöglichkeiten zur Wahrnehmungsförderung wahrneh­ mungsveränderter Menschen bietet das Konzept Basale Stimulation in der Pflege unter www.basale-stimulation.de.

3.1.1.3  Bewegung Bewegung ist Ausdruck von Leben. Bewegung ist sichtbar von außen und spürbar durch innere Empfindungen. Die inneren Empfindungen bestimmen Bewegung. Sie ist die Voraussetzung, die das normale Funktionieren des Menschen ermöglicht und seine Gesundheit erhält.

Beispiel Um Astronauten auf das Leben im Weltall vorzubereiten, war es wichtig zu verstehen, was mit dem menschlichen Körper in der Schwerelosigkeit und in engen Räumen geschieht. Die US-amerikanische Weltraumbehörde NASA führte 1966 eine Untersuchung mit fünf jungen Männern durch, die wichtige Erkenntnisse zum Thema Bettruhe im medizinisch-pflegerischen Bereich brachte.

231

LF_1_213-424-Kap3.indd 231

23.04.2013 15:11:11 Uhr

2

Lernfeld

2.1

Lebenswelten und soziale Netzwerke

1.1 Altern als Veränderungsprozess 1.2 Demografischer Wandel 1.3 Qualitätsmerkmale einer kultursensiblen Altenpflege 1.4 Glaubens- und Lebensfragen 1.5 Wohnen im Alter 1.6 Familienbeziehungen und soziale Netzwerke

© Peter

Atkins – Fotolia .com

1.7 Sexualität 1.8 Schwerhörigkeit 1.9 Menschen mit Behinderungen im Alter

LF_2_559-672_Kap1-3.indd 561

24.04.2013 11:48:39 Uhr

Lebenswelten und soziale Netzwerke

2 1.3  Qualitätsmerkmale einer kultursensiblen Altenpflege Zurzeit leben allein in der Bundesrepublik Deutschland ca. 1,4 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund, die älter sind als 65 Jahre. Dies geht aus dem „Report Altersdaten: Ältere Migrantinnen und Migranten“ aus dem Jahr 2009 des Deutschen Zentrums für Altersfragen (DZA) hervor. Ihr Anteil wächst. Fachleute rechnen damit, dass es im Jahr 2030 wahrscheinlich 2,8 Millionen sein werden. Die Dienste und Einrichtungen der Altenpflege und -arbeit stehen vor der Herausforderung, den Ansprüchen und Bedürfnissen alt gewordener Menschen mit Migrationshintergrund gerecht zu werden. Die meisten der Migrantinnen und Migranten ab 65  Jahren kommen aus den Ländern der Europä­ ischen Union, vor allem aus den Ländern, in denen seit den 1950er Jahren „Gastarbeiter“ ­angeworben wurden. Nach der Türkei sind Italien und die Russische Föderation mit den Spätaussiedlern die am häufigsten genannten Herkunftsländer, neben Grie­ chenland, Kroatien und Spanien. Unterdessen verändert sich auch kontinuierlich die Gruppe der in Deutschland lebenden Menschen, die Asyl beantragt haben oder Flüchtlinge sind. So wird auch die Vielfalt der Ethnien, die in Deutschland alt werden, immer größer. Schon längst sind alte Migranten auch Klienten der deutschen Altenhilfe. Sie müssen mit zielgruppengerechten und personenbezogenen Dienstleistungen der Pflege ebenso gut versorgt werden wie deutsche Pflegebedürftige.

Info Forum für eine kultursensible Altenhilfe Das Forum Kultursensible Altenhilfe ist ein freiwilliger Zusammenschluss von Verbänden, Organisationen, Migrantenorganisatio­nen und Institutionen aus den ­Arbeitsfeldern Altenhilfe und Migrationsarbeit sowie angren­zender Tätigkeitsfelder und politischer und gesellschaftlicher Organisationen. Zum Ange­bot des Forums gehören Informationskoffer, die neben dem Memorandum und der „Handreichung für eine kultursensible Altenpflege“

viele Materialien zum Thema enthalten, die gegen Übernahme der Versandkosten ausgeliehen werden können. www.kultursensible-altenhilfe.de Leitsätze des „Memorandums für eine ­kultursensible Altenhilfe“: 1. Bestehende Barrieren zwischen den Institu­ tionen der Altenhilfe und zugewanderten Se­niorinnen und Senioren können über zugehende und partizipative Ansätze überwun­den werden. 2. Kultursensible Pflege trägt dazu bei, dass eine pflegebedürftige Person entsprechend ihrer individuellen Werte, kulturellen und religiösen Prägungen und Bedürfnisse leben kann. 3. Der Prozess der interkulturellen Öffnung ist kein Zusatzangebot, sondern betrifft die ganze Organisation und erfordert einen transparenten langfristigen Entwicklungspro­ zess auf allen Ebenen. 4. Eine interkulturelle Öffnung der Altenhilfe ist eine Aufgabe der Personal- und Team­ entwicklung. Ein Team, das sich aus Menschen verschiedener Herkunft zusammensetzt, braucht Anstöße und Begleitung für einen bewussten Teamfindungsprozess, um sich zu einem interkulturell kompetenten Team zu entwickeln. 5. Die Institutionen der Aus-, Fort- und Weiterbildung sind aufgefordert, das Thema der kultursensiblen Pflege als Querschnittsthema zu verankern. 6. Institutionen und Verbände, die sich auf den Weg der interkulturellen Öffnung der ambulanten und stationären Altenpflege und Altenarbeit begeben, brauchen politische, fach­liche sowie finanzielle Unterstützung. 7. Die Selbstorganisation der Migrantinnen und Migranten ist als Potenzial und Ressource anzuerkennen und bei politischen Entscheidungen sowie der Verteilung von Geldern zu berücksichtigen.

570

LF_2_559-672_Kap1-3.indd 570

24.04.2013 11:48:40 Uhr

Qualitätsmerkmale einer kultursensiblen Altenpflege

2.1

2.  Äußerlichkeiten und Räumlichkeiten

Kultursensible Altenpflege will pflegebedürftigen Menschen ein Leben mit ihren eigenen Prägungen und Bedürfnissen ermöglichen. Eine solche Pflege lässt sich nur in Verbindung mit einer interkulturellen Öffnung der Einrichtung entwickeln. Alle Ebenen­ – das Management, die Pflege und die Hauswirtschaft  – müssen in diesen Prozess miteinbezogen werden. Für Pflegende bedeutet dies eine bisher nicht gekannte Auseinandersetzung mit fremden Sprachen, einem ungewohnten Krankheits- und Gesundheitsverständnis, der Konfrontation mit einem ihnen oft unbekannten Stellenwert von Familie, Religion, einer anderen Ernährung usw.

3.  Personalkonzept

© Werner Krüper

Gleiche Behandlung für alle ist ein Ziel, dem sich der Arbeitskreis „Charta für eine kultursensible Altenhilfe“ offiziell in einem „Memorandum für eine kultursensible Altenhilfe“ (siehe Kasten) verpflichtet hat. Zudem wurden Qualitätsmerkmale in einer Handreichung beschrieben, die eine kultursensible Pflege im Alltag einer Altenpflegeeinrichtung ausmachen.

1  Multikulturelle Gruppe beim Tanz

Im Folgenden werden beispielhaft Qualitätsmerkmale kultursensibler Pflege zusammengestellt. Sie beschreiben die Interkulturalität der Pflegeeinrichtungen und die Kompetenzanforderungen an die Mitarbeiter.

1.  Leitbild der Einrichtung Die Offenheit gegenüber verschiedenen Lebensstilen, kulturellen und religiösen Bedürfnissen der Pflegebedürftigen sollte in allen Bereichen und auf allen Ebenen der Einrichtung oder des Dienstes bestehen und im Leitbild der Organisation ihren Ausdruck finden.

Äußere Zeichen wie Symbole, Bilder, Hinweisschilder in mehreren Sprachen, Gegenstände oder ein Gebetsraum sollten angebracht bzw. eingerichtet werden. Sie sind für ältere Migranten Ausdruck der Wahrnehmung und Beachtung ihrer Bedürfnisse. Sie fühlen sich willkommen und akzeptiert.

Es sollte gezielt Personal mit mehrsprachigen und interkulturellen Kompetenzen sowie mit Migrationshintergrund eingesetzt werden. Dieses Personal sollte Mitarbeiter ohne Migrationshintergrund begleiten und muttersprachliche Übersetzungsmöglichkeiten sicherstellen. Es sollten darüber hinaus multikulturelle Teams gebildet werden.

4.  Qualifizierung der Mitarbeiter Fachkräfte und Hilfskräfte, das Küchenpersonal ebenso wie die Pflegedienstleitung, sollten in der Lage sein, sensibel auf die von unterschiedlichen Kulturen geprägten Menschen zu reagieren. Kulturspezifisches Fachwissen ist ein Bestandteil der Qualifizierung zu kultursensibler Pflege. Dies beinhaltet elementare Grundkenntnisse über die verschiedenen Herkunftskulturen sowie über den Hintergrund und die Folgen von Migration, aber auch das Wissen über verschiedene Formen von Diskriminierung. Damit sich die Mitarbeiter im multikulturellen Pflegealltag zurechtfinden, bedarf es nicht nur der Vermittlung von kulturspezifischem Fachwissen. Das Personal muss auch zur Selbstreflexion bereit sein und einen Perspektivenwechsel mittragen.

5.  Interkulturelle Teamarbeit Das Personal sollte in interkulturellen Teams zusammenarbeiten. So lernen Mitarbeiter die kulturellen und religiösen Bedürfnisse der Pflegebedürftigen besser kennen und können diese beispielsweise bei der Tagesgestaltung und bei der Würdigung von Festtagen berücksichtigen.

6. Verständigung zwischen Pflegenden und Pflegeperson Pflegende, die sich nicht in der Muttersprache der Pflegeperson verständigen können, sollten Schlüs-

571

LF_2_559-672_Kap1-3.indd 571

24.04.2013 11:48:40 Uhr

Lebenswelten und soziale Netzwerke

2 selwörter der fremden Sprache kennen und Piktogramme zur Information einsetzen. Wenn nötig, sollten Sprach- und Kulturmittler, beispielsweise im Umgang mit demenziell erkrankten Menschen, beteiligt werden.

7.  Hauswirtschaft Die Essgewohnheiten und Speisevorschriften zugewanderter Pflegebedürftiger sollten berücksichtigt werden, auch durch die Beteiligung der Angehörigen oder das Heranziehen externer Dienstleistungen und fachkundiger Personen.

8. Zurückgreifen auf externe Ressourcen Pflegefachpersonen sollten auf externe Ressourcen zurückgreifen, indem sie mit Angehörigen, Migrationsorganisationen und -diensten und der Religionsgemeinschaft der Pflegeperson kooperieren. So lassen sich mithilfe des engeren sozialen Umfelds sowie externer Kooperationspartner Grenzen in der Pflege überwinden. Es reduzieren sich fachliche Unsicherheiten und interkulturelle Entwicklungsprozesse können angestoßen werden.

9.  Vorurteile zwischen den Bewohnern abbauen Der Dialog zwischen den Bewohnern unterschied­ licher Herkunft sollte gefördert werden, um den Abbau von Vorurteilen und Vorbehalten zu unterstützen.

Aufgaben 1. Tauschen Sie sich über Erfahrungen mit Men­schen mit Migrationhintergrund im pfle­ gerischen Alltag aus. Was macht Schwierigkeiten? Wo gibt es Verständigungsschwierigkeiten und welcher Art sind sie? Welche positiven Erfahrungen gibt es? Schreiben Sie wichtige Punkte auf Moderationskarten. 2. Sie erhalten Texte/Fallbeispiele über verschiedene Religionen. Erarbeiten Sie in einer Klein­gruppe einen Leitfaden und stellen Sie diesen der Gruppe vor.

Literatur Arbeitskreis Charta für eine ­kultursensible Al­ tenpflege (Hrsg.) 2009: Memorandum für eine kultursensible Altenhilfe. Ein Beitrag zur Interkul­ turellen Öffnung am Beispiel der Altenpflege. 2. Aufl. Bonn Arbeitskreis Charta für eine kultursensible ­Altenpflege/Kuratorium Deutsche Altershilfe (Hrsg.) 2002: Für eine kultursensible Altenpflege. Eine Handreichung. Köln Kostenloser Download unter www.kultursensible-altenhilfe.de Andrea Zielke-Nadkarni (Hrsg.) 2003: Kulturelle Aspekte bei der Pflege von Senioren am Beispiel ausgewählter Migrantengruppen – Fortbildungskonzept. Köln: KDA Menning, S./Hoffmann E. (2009): Ältere Migrantinnen und Migranten. GeroStat Report Altersdaten 01/2009. Deutsches Zentrum für Altersfragen, Berlin. Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge e. V. (Hrsg.): Empfehlungen „Bessere Teilhabe für ältere Menschen mit Migrationshintergrund“ Demenz-Servicezentrum NRW für Menschen mit Zuwanderungsgeschichte www. awo-ww.de

1.4  Glaubens- und Lebensfragen In der Regel treffen bei der Altenpflege agile, leistungsfähige Menschen, evtl. sogar Berufsanfänger, auf Menschen, die aufgrund körperlicher Einschränkung die Leistungsfähigkeit nicht mehr haben, die sie oftmals gerne noch hätten. Die Pflegenden selbst haben im persönlichen Umfeld Menschen, die ihnen in Bezug auf Altern, körperliche Gebrechen und eingeschränkter Leistungsfähigkeit vor Augen führen, wie es für sie selbst, ihre Eltern und Großeltern usw. einmal werden kann. Gleichzeitig erlebt der zu Pflegende in der Fachkraft die Agilität, die ihn an die eigene Jugend erinnert.

572

LF_2_559-672_Kap1-3.indd 572

24.04.2013 11:48:40 Uhr

Glaubens- und Lebensfragen

2.1

Altenpflege wird dem ganzen Menschen gegenüber eine angemessene Haltung einnehmen und auch den zu Pflegenden als ein Individuum erkennen. Als Individuum ist der Mensch auf soziale Kontakte angewiesen. Der Mensch ist ein soziales Wesen und wird dies bis zum Tod bleiben. Will Pflege nicht einfach Behandlung sein, wird es immer zu Gesprächen mit den betroffenen Menschen kommen. Im Gespräch wird der zu Pflegende mit seinen Erlebnissen und reichen Erfahrungen im Blick behalten und in seiner Ganzheit wahrgenommen.

Aufgabe In Begegnungen mit unbekannten Menschen bringen wir unsere Erfahrungen mit. Welche Menschen haben Ihr Bild von Kirche, Glauben, Gottvertrauen geprägt? Was hö­ren Sie unausgesprochen mit, wenn zu Pflegende diese Begriffe im Gespräch einbringen?

Die Rahmenbedingungen des Kontakts zwischen Pflegenden und zu Pflegenden sind also nicht so einfach, dass Kommunikation über Gottvertrauen, Lebensentwürfe, Zielvorstellungen oder Lebensfragen einfach gelingen könnten. Sich die unterschiedliche Lebens- und Glaubenssituation vor Augen zu führen und im Umgang miteinander bewusst zu machen, kann deshalb für die konfliktfreie Begegnung sehr hilfreich sein. Wenn sich die Pflegekraft einige dieser Rahmenbedingungen bewusst macht, kann sie manches „Fettnäpfchen“ oder manche Fehl­ interpretation vermeiden.

„Regenbogenpresse“ – nicht profitabel. Wer nicht persönlich und unausweichlich betroffen ist, hält sich das Leid vom Hals. In der Pflege rückt dieses Leid greifbar in das Leben. Die Schicksalsschläge der zu Pflegenden machen deutlich, dass sich diese oft nicht mit persönlichem Fehlverhalten oder individueller Schuldzuweisung begründen lassen: Schicksalsschläge können jeden treffen! In der pflegenden Begegnung mit unterschiedlichsten Menschen drängt sich angesichts dessen die ­Erkenntnis auf: Leben ist immer gefährdetes ­Leben.

Aufgabe Wie gehen Sie mit der Erfahrung von Leid um? Welche Erklärungsmuster nutzen Sie, um wider­ fahrenes Leid einzuordnen bzw. zu beurteilen?

1.4.2  Umgang mit dem Tod Es gehört zu den natürlichen Grundgegebenheiten, dass der Mensch einen unterbewussten Lebenswillen hat.

Info H.-C. Piper schreibt 1982 in „Kranksein – Erleiden und Erleben“: „Die Bitte um die „erlösende Spritze“ ist „in der Regel nicht der Wunsch nach aktiver Euthanasie, sondern der Ruf nach intensiverem Beistand“.

Info Wir reden und hören nicht nur auf der Ebene der Sachinformation, sondern auch auf der Beziehungsebene. In jeder Botschaft steckt bewusst oder unbewusst ein Appell und eine Information dessen, der redet (s. S. 432).

1.4.1  Umgang mit Leid Das Leiden wird in der westlichen Gesellschaft an vielen Stellen ausgeklammert. Steigerung von Leistung und Gewinnmaximierung bestimmen das übliche Handeln. Umgang mit Leid ist da nicht vorgesehen. Schicksalsschläge sind – außer für die

Angefangen beim ersten Atemzug setzt sich der unbewusste Lebenswille gegen die widrigsten Vorgaben durch. Eine Gesellschaft lebt davon, dass die Individuen diesen Lebenswillen umsetzen.

Info Folgerichtig gehört es zu den Vorgaben der sogenannten zivilisierten Welt, dass der Versuch der Selbsttötung reglementiert und das Leben dessen, der einen Suizid plant, vor Schaden geschützt wird, und sei es durch eine Zwangseinweisung.

573

LF_2_559-672_Kap1-3.indd 573

24.04.2013 11:48:40 Uhr

Lebenswelten und soziale Netzwerke

2 Zum Menschsein gehört ebenfalls das Wissen um die Sterblichkeit des Menschen – und die Erkenntnis, dass es irgendwann einen selbst treffen wird. Im ­Laufe der Jahre verändert sich die Einstellung zur Endlichkeit: Je älter Menschen sind, desto öfter be­ jahen sie und ergeben sie sich. Je jünger sie sind, desto mehr wollen sie nicht wahrhaben, fliehen oder vermeiden sie. Die Bibel, insbesondere die Psalmen, sprechen den Lebensalltag direkt aus. Auch die Krisen eines Menschen werden nicht verheimlicht. Die Verfasser der biblischen Bücher wussten, dass es Lebenssituati­ onen gibt, in denen der Mensch genug hat. In 1. Mose/Genesis Kap. 25 Vers 8 ist zu lesen: „Abraham starb alt und lebenssatt.“ Offensichtlich ist in ei­ nem gesegneten Alter der Lebenshunger gesättigt. Aber auch das andere gibt es: Elia hat offenbar auf der Höhe seines Lebens von Konflikten und Ausein­andersetzungen genug und wird von Todes­ sehnsucht ergriffen. Mit den Worten „Es ist genug“ wünscht er sich zu sterben. Es braucht einen Boten Gottes, der ihm wieder auf seinen Lebensweg hilft (1. Kön. Kap. 19 Verse 1–8).

Merke Pflege, die Menschen über einen längeren Zeitraum begleitet, kann Hilfe zum Leben sein und sich nicht verweigern, wenn jemand wirklich lebenssatt ist. Wenn ein Mensch sich einem anderen Menschen zuwendet, wie dies in der Pflege geschieht, dann kommt man sich nah. Durch den Kontakt eines Pflegenden und eines zu Pflegenden werden natürliche Grenzen und soziale Abstände überschritten. Im Laufe der Zeit entwickelt sich so eine In­ timität, die eigentlich ein Zweckbündnis zwischen den beiden ist. Diese Intimität zwischen ungleichen Partnern zieht eine ungewollte Solidarität nach sich.



1  Kerze

Der Psalmist drückt dies in Psalm 90 Vers 12 aus

mit den Worten: „Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen“. In der Sprachlosigkeit, mit der Menschen häufig dem Tod begegnen, tut es gut, sich der vorhandenen Symbole zu bedienen. In dieser Situa­ tion eine Kerze zu entzünden, kann unausgesprochen Solidarität erzeugen. Da, wie oben ausgeführt, beide Akteure in unterschiedlichen Lebensphasen sind, werden sie durch unterschiedliche Lebenssituationen getrennt – lediglich die Berufssituation hat die beiden Personen in einer Szene zusammengeführt.

1.4.3  Lebenserfahrung Wer mit alten Menschen zu tun hat, stellt fest, dass sie gern von früher erzählen. Wir reagieren manchmal allergisch, weil der Eindruck entsteht, es gehe nur um das Thema „Früher war alles besser.“ Aber wer sich als Pflegekraft bewusst macht, dass der Horizont neuer Erfahrungen bei den zu Pflegenden oft auf das Haus, die Wohnung oder gar die visuelle Wahrnehmung des eigenen Zimmers beschränkt ist, wird verstehen, dass die Zeit, in der spannende Erfahrungen gemacht wurden, meist in der Kindheit und Jugend lag. Zudem ist die Gegenwart in der schnelllebigen Zeit mit technischen Veränderungen gespickt, die für ältere Menschen kaum verstehbar und nachzuvollziehen sind. Die Erfahrungen in der Kindheit kann niemand nehmen und auch schwerlich hinterfragen. Wen stört es, dass die wissenschaftliche Forschung manche Erinnerung als idealisiert erkennt. „Ich will nach Hause“ Wenn ein Bewohner, oftmals von Pflegenden oder Angehörigen unbemerkt, den eigenen Tod vor Augen hat, kommen Formulierungen wie „ich will nach Hause“ ins Gespräch. Sie möchten aber vielleicht gar nicht zurück in ihre letzte Wohnung, sondern haben bereits das Sterben im Blick. So nackt und bloß, wie wir das Erdenleben beginnen, so werden wir es auch verlassen. Nichts von dem, was wir als Besitz in unserem Alltag erworben haben, können wir mitnehmen. Es ist offensichtlich, dass eine verstandesmäßig richtige Antwort auf die o. g. Frage wie „Hier ist jetzt Ihr Zuhause“ dem An-

574

LF_2_559-672_Kap1-3.indd 574

24.04.2013 11:48:40 Uhr

Glaubens- und Lebensfragen

sinnen in keiner Weise gerecht wird. Es geht im Gespräch eben nicht um die Frage „Wo bin ich?“, sondern um „Wo werde ich ­bleiben? Was wird aus mir, wenn nichts mehr bleibt?“

Info Manche Kirchenlieder haben ähnliche Formu­ lierungen. Heimat wird nicht als Ort der Herkunft, sondern als Ziel in der Ewigkeit beschrieben, z. B. GL (Gotteslob), 656: „Wir sind nur Gast auf Erden und wandern ohne Ruh mit mancherlei Beschwerden der ewigen ­Heimat zu“; oder EG (Evangelisches Gesangsbuch), 63: „dass diese arme Erde nicht unsre Heimat ist“ oder im Plattdeutschen im Lied „Herr, giff mi Kraft to’n Beden“, in Vers 4: „dat ik inst an dien Harten mien ewig Heimat finn!“

1.4.4  Lebensperspektiven In jungen Jahren steckt sich der Mensch Ziele: im Beruf, im Privatleben, in den Beziehungen. Im Alter stellen wir fest, dass sich manche Ziele verwirklichen ließen, manches „über den Haufen geschmissen wurde“, manches eine Korrektur erfuhr. Ob der Mensch im Alter rückblickend mit seinem Leben zufrieden sein kann, wird sicherlich auch von übernommenen Werten und akzeptierten Normen mitentschieden werden. Aber in jedem Fall sind Menschen, die der Altenpflege bedürfen, nicht mehr in der Lage, die hochgesteckten Ziele der Jugend umzusetzen. Die Frage „Was kann ich noch im Leben erreichen?“ wird eher bescheiden beantwortet werden. Es bleibt die bittere Erkenntnis, dass auf die Frage „Soll das alles gewesen sein?“ keine schwerwiegen­ den Entgegnungen zu erwarten sind, wenn der Pflegebedürftige ehrlich bleibt. Wenn dann in der ­Pflegesituation hinfällige Alte von „vor Leben strotzenden“ ­jungen Menschen gepflegt werden, geht dies erfahrungsgemäß nicht konfliktfrei. Man kann sich also die eine oder andere Verbitterung erklären, die sich in Aggression Luft macht. Meist ist die Aggression nicht persönlich gemeint. Was erwartet den Menschen nach dem Tod? Dies ist eine ungeklärte Menschheitsfrage.

2.1

Menschen, die an ein Leben nach dem Tod glauben, haben eine Hoffnung, derer sie sich meist aber nicht sicher sind. Und diese Unsicherheit macht Angst. Im fortgeschrittenen Alter wird auch die Wahrnehmung über die Sinnesorgane minimiert. Körperkontakt, d. h. Berührung, Streicheln und Gestreicheltwerden nehmen ab. Die Möglichkeit, zu spüren, dass man lebt, ist meist bei der jetzigen Generation alter Menschen nicht sehr ausgeprägt.

1.4.5  Vorstellungen von Ewigkeit Was Menschen glauben, ist unterschiedlich. Pflegende und zu Pflegende können deshalb ein unterschiedliches Verständnis von dem haben, was Tod bedeutet. Die einen sagen, mit dem Tod ist alles aus, andere sind unsicher, wieder andere Menschen vertrauen darauf, dass sie am Leben nach dem Tod Anteil haben. Im günstigen Fall haben Pflegende und zu Pflegende gleiche oder ähnliche Vorstellungen. Im ungünstigen Fall trifft eine Atheistin auf jemanden, der sich im Leben und im Sterben in Gott geborgen weiß, oder eine Pflegekraft hat aufgrund ihres Glaubens nur mangelndes Verständnis für die Ängste eines zu Pflegenden vor dem Tod. Hölle und Paradies Es ist für das Sterben sicherlich nicht unbedeutend, was der zu Pflegende erwartet. Die Bandbreite reicht von Hoffnung auf Erlösung über das Nichts bis hin zur Angst vor ewiger Strafe. Und die Aussicht, vielleicht erstmals in eine Krise zu geraten, wo niemand da ist, der hilft, ist für manche Sterbende eine unsägliche Vorstellung.

1.4.6  Begleiten Mayer-Scheu nennt das Begleiten als die gemein­ same Basis aller heilenden Berufe. In den Fallpauschalen der refinanzierten Pflegestufen hat das Ge­ spräch nicht den ihm gebührenden Stellenwert. Offensichtlich ist Pflege in ihrer Regelmäßigkeit nicht auf das Gespräch angelegt. Aber dennoch geschieht in der Pflege eben mehr als nur Handreichung. Damit ist das Pflegepersonal nicht der ver-

575

LF_2_559-672_Kap1-3.indd 575

24.04.2013 11:48:40 Uhr

Lebenswelten und soziale Netzwerke

2 längerte Arm eines Mediziners, sondern nimmt in der Sorge um den zu Pflegenden eine eigenständige Position ein.

Merke Gelungene Pflege will den Menschen Hilfe­ stellung und Erleichterung bieten. In der letzten Lebensphase bleibt über die Hilfe­stellung hinaus nur: In großer eigener Hilflosigkeit in dieser Phase bei einem Menschen auszuharren. Es sei an dieser Stelle aber auch auf anderes verwiesen: In der Begegnung geschieht Heilung.

Info W. Hollenweger (1988) beschreibt in einer Gottesdienst-Liturgie zur Krankensalbung: „Menschen, die ihr Lebtag nie berührt werden – mit der Hand berührt werden –, finden es schwer zu glauben, dass Gott sie berührt. Wer nie berührt wird, ist nicht berührt. Heute erkennen wir: Es ist lange genug geredet worden. Jetzt soll gehandelt werden. Was aus dieser Handlung kommt, ist nicht in unserer Hand: Heilung, Besserung, Trost oder auch – keine spürbaren Resultate“.

Gegen alle Nüchternheit des ausgehenden 20. Jahrhunderts hat sich nicht nur in der Seelsorge an Kranken eine Offenheit gegenüber Engeln entwickelt. Es hat sich als hilfreich erwiesen, für den Übergang in die andere Welt einen vorgewärmten Bronze­ engel in Händen zu halten. Dies gilt besonders für die Zeit, in der uns nichts und niemand mehr hält. Es bleibt, sich nicht nur eventuelle ­Unterschiede in Glaubens- und Lebensfragen bewusst zu ­machen, sondern auch für mehr empathische Begegnung in der Alten- und Krankenpflege zu sorgen.

Merke Es mag sein, dass die unterschiedlichen Lebens­ bedingungen, unter denen Pflegende und zu Pflegende stehen, die Kommunikation schwierig machen. Aber jeder Versuch des Verstehens lohnt sich.

1  Bronzeengel

1.5  Wohnen im Alter Zukunftsorientierte Wohnungspolitik muss mehr die älteren Mieter berücksichtigen, da sie die ­einzig wachsende Zielgruppe der Wohnungswirtschaft sind. Zunehmende Leerstände und die Tatsache, dass ­ältere Mieter meist sehr zuverlässig sind, führen in einigen Wohnungsunternehmen bereits dazu, dass diese mehr in den Mittelpunkt der Unternehmenspolitik rücken. Auch das Wohnumfeld (Quartier) ist zu berücksichtigen. Wünschenswert sind eine lebendige Nachbarschaft und ein Wohnumfeld beispielsweise mit Park, öffentlichem Nahverkehr, Post und Ärzten. Außerdem sollten Treffpunkte, belebte Straßenräume, ausreichende Sitzmöglichkeiten, Beleuchtung und öffentliche Toiletten vorhanden sein. Solche Gegebenheiten können menschliche Bedürfnisse nach Bewegung, Auseinandersetzung, Abgrenzung, Tatendrang und Beziehungen unterstützen. Sie sind neben einer barrierearmen Wohnung notwendig, um möglichst lange in der eigenen Häuslichkeit zu verbleiben.

576

LF_2_559-672_Kap1-3.indd 576

24.04.2013 11:48:40 Uhr

2

Lernfeld

2.3

Alte Menschen bei der Tagesgestaltung und ­bei selbst orga­ nisierten Aktivitäten unterstützen

3.1 Tagesstrukturierte Maßnahmen 3.2 Beschäftigungsangebote 3.3 Feste und Veranstaltungen 3.4 Medien 3.5 Freiwilliges Engagement älterer Menschen © photo

crew – Fotolia .com

LF_2_559-672_Kap1-3.indd 629

3.6 Seniorenvertretung

24.04.2013 11:48:57 Uhr

Unterstützung bei der Tagesgestaltung und selbst organisierten Aktivitäten

2

Unterstützung bei der Tagesgestaltung und selbst organisierten Aktivitäten

3

Aktiv und tätig zu sein gehört zu den Grundbedürfnissen eines Menschen. Es wird zwischen primären Bedürfnissen wie Hunger, Durst, Schlaf, Körper­ pflege und sekundären Bedürfnissen wie Sicherheit, soziale Kontakte, Wertschätzung und Selbstentfaltung unterschieden. Der Psychologe Abraham Maslow entwickelte eine Bedürfnishierarchie. Nach seiner Theorie müssen erst die Bedürfnisse einer Stufe größtenteils befriedigt sein, um die nächsthöheren zu befriedigen.

Religion Sinnfindung

Beispiel Herr Adam ist 86 Jahre alt. Er verbringt die meiste Zeit des Tages im Bett. Zwischenzeitlich kann er so mobilisiert werden, dass er ein bis zwei Stunden in einem Pflegesessel sitzen kann. Für sämtliche Aktivitäten des täglichen Lebens bekommt er volle Unterstützung. Gespräche sind nur sehr vereinzelt möglich, jedoch drückt er sein Befinden durch eine stark ausgeprägte Mimik aus. Biografisches: Herr Adam war früher Musiklehrer. Er war nie verheiratet und hatte auch keine Geschwister. Seinen Haushalt besorgte er mithilfe einer Putzfrau. Sein einziger Gesellschafter war ein Dackel, der ihn viele Jahre treu begleitet hat.

Bedürfnis nach Selbstentfaltung

Aufgaben

Ästhetik Wissenswertes Kompetenzen ausbauen Selbstverwirklichung

1. Welche Stufe kann Herr Adam (s. Beispiel) in der Mas­low’schen Bedürfnispyramide erreichen?

Bedürfnis nach Wertschätzung Selbstvertrauen Bewunderung Leistung

Anerkennung Vertrauen

Freundschaft

Zuwendung

Zärtlichkeit

Lob

Sicherheitsbedürfnisse

Geborgenheit Vorsorge Wärme

Wohnung

Kleidung Durst

Sexualität

Kompetenz

Soziale Bedürfnisse

Physiologische Bedürfnisse Hunger

Ruhe

Liebe Schutz vor Gefahren Unabhängigkeit Körperpflege Schlaf

2. Kann Herr Adam durch Maßnahmen eine höhere Stufe erreichen? 3. Wenn ja, diskutieren Sie in Ihrer Gruppe, welche Maßnahmen dies sein könnten.

Schmerzfreiheit

1  Bedürfnispyramide nach Maslow

Alte Menschen sind unterschiedlich von körperlichen, kognitiven, psychischen oder sozialen Einschränkungen betroffen. Diese beeinflussen eine selbstständige Befriedigung ihrer primären und sekundären Bedürfnisse.

Aufgaben 1. Notieren Sie, welche Tätigkeiten Sie an einem normalen Wochentag ausüben, um Ihre primären Bedürfnisse zu befriedigen, und was Sie tun, um Bedürfnisbefriedigung auf höheren Stufen zu erreichen. 2. Welche Stufe der Maslow’schen Be­dürf­nis­ pyra­mide haben Sie erreicht?

3.1 Tagesstrukturierende ­Maßnahmen Möglichkeiten zum Tätigsein sorgen für eine sinnvolle und anerkennende Gestaltung des Alltags. Ein immer wiederkehrender Tagesrhythmus bietet Sicherheit und Orientierung und kann die Selbstständigkeit und Selbstentscheidung des alten Menschen positiv unterstützen.

Merke Maßnahmen zur Tagesstrukturierung sind ein wichtiger Bestandteil des Pflege- und Betreuungskonzepts.

630

LF_2_559-672_Kap1-3.indd 630

24.04.2013 11:48:57 Uhr

Tagesstrukturierende ­Maßnahmen

2.3

3.1.1 Grundsätze des ­Aktivierungskonzepts Generell sollten alle Angebote den größtmöglichen Gebrauch vorhandener Ressourcen der Bewohner erlauben und einen biografischen Bezug haben. Dadurch wird die Motivation verstärkt und Angst vor Unbekanntem und Überforderung genommen. Die Persönlichkeit eines Menschen ist zu respektieren. Sie entwickelt sich individuell während des gesamten Lebens. Deshalb sind manche Menschen eher aufgeschlossen und gesellig, andere hingegen introvertiert und zurückgezogen. Die vorhandenen räumlichen und personellen Gegebenheiten sind bestmöglich einzusetzen. Langjährig bestehende Strukturen müssen ggf. verändert werden, um eine angepasste Aktivierung durchführen zu können. Dabei sind auch kulturelle Besonderheiten, Sitten und Gewohnheiten zu beachten.

Merke Angebote sollen fordern, aber nicht überfordern.

Der Tagesablauf unterliegt seit jeher einem bestimmten Rhythmus. Rhythmus ist ein Urelement des Menschen. Sämtliche physiologischen Prozesse, wie Herzschlag, Atmung und Verdauung, unterliegen einem Rhythmus. In der Natur findet sich der Rhythmus z. B. in Form von Tag und Nacht und den Jahreszeiten.

Aufgaben 1. Skizzieren Sie einen für Sie typischen Tagesablauf und vergleichen Sie diesen mit dem Alltag in einem Alten- und Pflegeheim. 2. Welche für Sie wichtigen Aktivitäten könnten Sie auch innerhalb einer stationären Einrichtung weiterhin fortführen? 3. Wo kollidiert Ihre individuelle Tagesgestaltung mit den institutionellen Strukturen?

1  Rhythmus der Jahreszeiten

Die Leistungsfähigkeit und die Bereitschaft, tätig zu sein, werden nicht nur von vorhandenen Ressourcen und Einschränkungen beeinflusst, sondern auch von der Jahres- bzw. der Tageszeit. Angebote mit einem kognitiven Anspruch sollten deshalb eher vormittags stattfinden. Denn dann ist die Aufnahme- und Konzentrationsfähigkeit des Menschen am größten. Hauswirtschaftliche Tätigkeiten wurden traditionell am Vormittag ausgeführt. Der Nachmittag eignet sich gut für gesellige Angebote, weil sie Freizeitcharakter haben. Für Menschen mit Demenz sollten am Nachmittag Bewegungsangebote eingeplant werden. Damit kann der vorwiegend am späteren Nachmittag auftretenden motorischen Unruhe entgegengewirkt werden. Beschäftigungsangebote sollten sich nicht nur auf die Tageszeit und die Wochentage beziehen, sondern auch auf die Jahreszeit. Zur Jahreszeit passende Feste bieten Orientierung und Sicherheit, z. B. Ostern oder Erntedank. Außerdem sollten Beschäftigungsangebote dem Nor­malisierungsansatz folgen. Danach sollten Menschen mit körperlichen, geistigen oder seelischen Beeinträchtigungen ein Leben führen können wie Menschen ohne Behinderung (s. S.596 ff.). Unter dem Aspekt Zeit bedeutet Normalität unter­ schied­liche Zeiten für: ●● Aufstehen, Mittagsruhe und Schlafengehen ●● verschiedene Mahlzeiten ●● verschiedene Beschäftigungsangebote

631

LF_2_559-672_Kap1-3.indd 631

24.04.2013 11:48:58 Uhr

Unterstützung bei der Tagesgestaltung und selbst organisierten Aktivitäten

2

Unter dem inhaltlichen Aspekt nimmt der Ansatz Einfluss auf: ●●

●● ●● ●●

Partizipation: Der alte Mensch sollte weitestgehend in alle ihn betreffenden Überlegungen mit einbezogen werden. Respektieren der individuellen Bedürfnisse Auswahl der Beschäftigungsangebote Gestaltung der Beschäftigungsangebote

●● ●● ●● ●● ●● ●● ●●

Spiel und Sport kreative Angebote jahreszeitliche Feste religiöse Angebote Angebote zur Bewegungsförderung Erinnern und Erzählen Gedächtnistraining

1  Beispiel für eine Tagesstruktur im Altenpflegeheim

Uhrzeit

Merke Tagesstrukturierende Angebote geben einen Überblick über den Ablauf eines bestimmten Tages. Wochenstrukturierende Angebote oder Monatsprogramme bieten dem alten Menschen die Möglichkeit, sich über einen überschaubaren Zeitraum zu orientieren und die Woche anhand der Angebote zu planen.

Dienstag

8.00–10.00

Frühstück

10.00–10.30

Zeitungsrunde

10.30–12.00

Kochgruppe

12.00–13.00

Mittagsessen

13.00–15.00

Mittagsruhe oder offene ­Kreativgruppe

15.00–15.45

Nachmittagskaffee

15.45–17.00

Sitztanz

Folgende Angebote können infrage kommen:

17.00–18.00

Vorlesekreis

handwerkliche, hauswirtschaftliche und ­gärtnerische Tätigkeiten kulturelle Angebote

18.00–19.00

Abendessen

19.00–21.00

Offenes Abendcafé

●●

●●

2  Beispiel für eine Wochenstruktur im Altenpflegeheim

Uhrzeit

Montag

Dienstag

Mittwoch

Donnerstag Freitag

Samstag

Sonntag

10.00

Gedächtnis- Kochen training

Erinnern u. HandwerksErzählen gruppe

Knobelspiele

Morgengymnastik

Gottesdienst

Dauer:

45 min

120 min

60 min

90 min

60 min

60 min

60 min

13.00– 15.00

Offene Erzählrunde

Offene Kreativ­ gruppe

Offene Spielrunde

Offener Offene Offene Handarbeits- ­Vorlesekreis Backstube runde

Offenes Wunschkonzert

16.00

Bewegungs- Sitztanz förderung

Film/ Diaschau

Hunde­ besuch

Bibelstunde Bingo

Singkreis

Dauer:

60 min

60 min

90 min

60 min

60 min

90 min

60 min

19.00– 21.00

Offenes Abendcafé

Offenes Offenes Offenes ­Abendcafé Abendcafé Abendcafé

Offenes Abendcafé

Offenes Abendcafé

Offenes Abendcafé

632

LF_2_559-672_Kap1-3.indd 632

24.04.2013 11:48:58 Uhr

Tagesstrukturierende ­Maßnahmen

In der Regel werden mit Beschäftigungsangeboten auch Ziele verfolgt, z. B.: ●● Erleben von Zugehörigkeit und sozialer ­Gemeinschaft ●● Förderung der Kommunikation ●● Förderung der Wahrnehmung ●● Förderung der Kognition ●● Förderung der Motorik ●● Förderung des positiven Erlebens: Kompetenz, Spaß, Freude, Wohlbefinden ●● Förderung von Selbstständigkeit Um die genannten Ziele erreichen zu können, bedarf es nicht nur einer sorgfältigen Auswahl der Angebote, sondern auch fundierter Kenntnisse über das Setting, den Aufbau und die Art der Durchführung der verschiedenen Angebote.

3.1.3  Das Setting Je nach Zielsetzung können Beschäftigungsangebote als Einzelarbeit, Partnerarbeit oder Gruppenarbeit erfolgen.

Merke Setting ist die Methode oder Sozialform eines Beschäftigungsangebots.

Vor allem stark eingeschränkte alte Menschen können durch Gruppenangebote nicht mehr adäquat erreicht werden und zeigen schnell Merkmale von Überforderung. Bettlägerige Menschen sollten geeignete Angebote zur Aktivierung als Einzelbetreuung erhalten.

Partnerarbeit Partnerarbeit ermöglicht eine enge Zusammenarbeit von zwei Personen. Diese Sozialform ist sinnvoll, wenn die betroffenen Menschen über soziale Kompetenzen verfügen, jedoch von ihrer Persönlichkeit her eher zurückhaltend sind. Mit Partnerarbeit kann ein intensiverer Bezug zu einer anderen Person hergestellt werden. Dafür sollten die Partner gut zueinander passen. Dabei können sie in Bezug auf Ressourcen und Kompetenzen sehr ähnlich sein oder sich gut ergänzen. Die Partnerarbeit regt intensiver als Gruppenarbeit Teilnehmer an, miteinan­der zu kommunizieren, zu handeln, Erfahrungen aus­zutauschen, Entscheidungen zu treffen, sich ge­genseitig zu unterstützen und Rücksicht zu nehmen. Sie kann auch innerhalb von Gruppenan­ geboten eingesetzt werden, um z. B. in einer Gym­ nas­tik­gruppe bestimmte Übungen durchführen zu können. Sie kann dann entweder selbstständig durch die Teilnehmer oder zufällig, z. B. durch Abzählen, erfolgen. © Doctor Kan – Fotolia.com

3.1.2 Ziele von Beschäftigungs­ angeboten

2.3

Der Mensch ist ein soziales Wesen, das sich in der Regel in Gesellschaft wohlfühlt. Das Ausmaß an sozialen Kontakten ist abhängig von vorhandenen Ressourcen, Einschränkungen, der Biografie und dem kulturellen Hintergrund. Demzufolge sollte die Auswahl des Settings immer individuell und in Bezug auf das bestehende Ziel erfolgen.

Merke Alte Menschen neigen häufig dazu, sich zurückzuziehen. Gruppenangebote bieten die Mög­ lichkeit, einem sozialen Rückzug entgegen­ zuwirken und die Integration zu fördern.

Einzelarbeit Einzelarbeit ermöglicht gezieltes Eingehen auf individuelle Erfahrungen, Fähigkeiten und Bedürfnisse.

1  Partnerarbeit

Gruppenarbeit Von einer Gruppe wird gesprochen, wenn mehr als zwei Personen regelmäßig und über eine bestimmte Zeitspanne hinweg miteinander in Kontakt treten.

633

LF_2_559-672_Kap1-3.indd 633

24.04.2013 11:48:58 Uhr

Unterstützung bei der Tagesgestaltung und selbst organisierten Aktivitäten

Durch Gruppenarbeit lassen sich folgende Ziele erreichen: ●● Erleben sozialer Kontakte ●● Förderung von Sicherheit und Vertrauen ●● Erleben von Zugehörigkeit und Gemeinschaft ●● Förderung der Kommunikation ●● Möglichkeiten zum Austausch von Erfahrung und Erleben ●● Erleben von Anerkennung und Wertschätzung ●● Förderung sozialer Kompetenzen ●● Erleben von Freude durch gemeinsames ­Handeln

seinen Fähigkeiten zum Gelingen bei. Koch- oder Handwerksgruppen sind Beispiele für heterogene Gruppen. Denn bei diesen Tätigkeiten ergeben sich Arbeitsketten und es werden verschiedene Fähigkeiten benötigt. © Werner Krüper

2

Merke Soziale Kompetenzen sind Fähigkeiten, die der Mensch benötigt, um soziale Kontakte einzugehen und aufrechtzuerhalten.

Der Vorteil der Gruppenarbeit liegt u. a. darin, dass mehrere Personen gleichzeitig angesprochen werden. Die Teilnehmer lassen sich durch andere besser motivieren und viele Dinge machen in Gesellschaft einfach mehr Spaß. Gruppen unterscheiden sich anhand der Zusammensetzung, der Größe oder der Verbindlichkeit der Teilnahme. Sie können entweder homogen oder he­ te­rogen zusammengesetzt sein. Dies hängt von der Zielsetzung und den Kompetenzen des Gruppenleiters ab. Bei homogenen Gruppen weisen die Teilnehmer viele ähnliche oder ein bestimmtes Merkmal auf. Die Ausrichtung der Gruppe erfolgt speziell darauf. Dies erleichtert die Auswahl der Themen, der didaktischen Mittel und der Methoden. Gruppen für Menschen mit Demenz sind beispielsweise homogene Gruppen. Heterogene Gruppen weisen teilweise große Unterschiede in Bezug auf Kompetenzen und Ressourcen der Teilnehmer auf. Dies ist eine große Herausforderung für die Planung und Durchführung der Gruppenangebote, vor allem dann, wenn eine Teilnahme entsprechend der individuellen Möglichkeiten gewährleistet werden soll. Für die Teilnehmenden liegt der Vorteil in der Möglichkeit, sich gegenseitig zu unterstützen. Dadurch kann sich jeder als kompetent erleben und trägt mit

1  Gemeinsam Ball spielen

Gruppen werden außerdem in Kleingruppen, offene Gruppen, halboffene Gruppen und geschlossene Gruppen unterschieden.

Kleingruppe Eine Kleingruppe besteht aus 3–4 Personen und bietet einen überschaubaren Rahmen, der dem alten Menschen schnell ein Gefühl von Sicherheit, Zugehörigkeit und Vertrauen vermittelt. Deshalb ist die Kleingruppe bei alten Menschen in der Regel sehr beliebt.

Offene Gruppe Eine offene Gruppe zeichnet sich durch eine stets wechselnde Teilnehmerschaft aus. Die dadurch entstehende hohe Instabilität sollte möglichst durch einen festen Kern an Teilnehmenden kompensiert werden. Vorkenntnisse zu bestimmten Themen sind nicht erforderlich und es wird nicht auf vorangegangene Stunden aufgebaut. Offene Gruppen eignen sich besonders gut zum „Reinschnuppern“ für neue Teilnehmer. Außerdem bieten sie sich für Tageszeiten an, die von den alten Menschen individuell unterschiedlich als Ruhezeit genutzt werden. Film- oder Diaschau, Informationsveranstaltungen, Lesungen und Singkreise sind einige Beispiele.

634

LF_2_559-672_Kap1-3.indd 634

24.04.2013 11:48:59 Uhr

Tagesstrukturierende ­Maßnahmen

Halboffene Gruppe Halboffene Gruppen haben eine festgelegte Teilnehmeranzahl und eine beständige Teilnehmerschaft. Scheidet jemand aus, kommt eine neue Person hinzu. Hierdurch kann sich die Gruppendynamik ändern. Die verbliebenen Teilnehmer benötigen soziale Kompetenzen, um sich auf die neue Situation einzustellen. Die konstante Teilnahme führt jedoch zur Entwicklung eines stärkeren Zugehörigkeitsgefühls. Gruppen für Gedächtnistraining oder Tagespflege sind Beispiele für diese Gruppenform.

2.3

Für ein gutes Gelingen ist eine didaktische Planung sinnvoll. Diese und das anschließende Durchführen eines Angebots beinhalten drei Schritte: ●● ●● ●●

Vorplanung und Zielfindung Vorbereitung Durchführung und Reflexion

Info Diese Schritte können mithilfe der 10-W-Fragen erfolgen: Wer macht was, wann, mit wem, wo, wie, womit, warum und wozu, wie war das Angebot?

Geschlossene Gruppe Die geschlossene Gruppe besteht aus einem festen Kern von Teilnehmenden, die gemeinsam ein Ziel verfolgen. Sie beginnen eine Arbeit zusammen und beenden sie auch in der ursprünglichen Zusammensetzung. Ausscheidende Mitglieder werden in der Regel nicht ersetzt. Bei dieser Gruppenform werden Ziele, die vom Faktor Konstanz unterstützt werden, besonders gut erreicht. Inhalte der Gruppe können hier aufeinander aufbauen. Die Mitglieder entwickeln ein sehr starkes „Wir-Gefühl“ und lernen sich in der Regel intensiver kennen. Wenn mehrere Mitglieder der Gruppe ausscheiden, besteht die Gefahr, dass das angestrebte Ziel nicht erreicht wird. Beispiele für diese Gruppen sind VHS-Kurse, Theatergruppen oder Projektarbeiten.

3.1.4  Aufbau und Durchführung Je nach vorhandenen Ressourcen sind verschiedene Kanäle zur Aufnahme von Informationen anzusprechen, z. B. ●● kognitiv: erfolgt rational über den Kopf in Form von Denken, Erinnern usw. ●● emotional: erfolgt durch Ansprechen von ­Gefühlen ●● pragmatisch: erfolgt durch gemeinsames Tun ●● wahrnehmen: erfolgt über Sehen, Hören, ­Riechen, Tasten und Schmecken Aufgrund des Alterungsprozesses sind alte Menschen individuell unterschiedlich von Einschränkungen betroffen (s. S. 100 ff. und 562 ff.). Je mehr Sinne angesprochen werden, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Teilnehmenden sich angesprochen fühlen.

Vorplanung und Zielfindung Der erste Schritt beinhaltet das Festlegen der Zielgruppe (mit wem), der Ziele (warum und wozu) und der Inhalte (was). Anschließend sollte überlegt werden, wer das Angebot am besten durchführen kann. Im Vorfeld sollte unbedingt der finanzielle Rahmen abgesteckt und zuverlässig die Kostenübernahme geklärt werden. Kostengünstigere Alternativen sind ebenfalls zu überdenken. Nicht selten scheitern gute Ideen an fehlenden finanziellen Mitteln.

Vorbereitung Ist die Vorplanung abgeschlossen, sollte die Art und Weise der Durchführung festgelegt werden. Folgende Punkte sind dabei zu beachten: Zeitplanung (wann) Unter dem Aspekt Zeitplanung ist der Zeitpunkt, also Wochentag, Datum und Uhrzeit, Dauer, und Häufigkeit, festzulegen. Zu berücksichtigen sind außerdem Pausen inklusive Getränkeversorgung. Außerdem ist abzuklären, dass das geplante Angebot nicht mit bestehenden Strukturen, wie Mahlzeiten, pflegerischer Versorgung oder anderen Angeboten, kollidiert. Methodische Planung (wie) Grundsätzlich sollte jedes Angebot einen thematischen Schwerpunkt aufweisen. Das Thema ist so zu gestalten, dass es vom Bekannten zum Unbekannten und vom Leichten zum Schweren führt. Damit kann einer Überforderung der Teilnehmer entgegengewirkt werden.

635

LF_2_559-672_Kap1-3.indd 635

24.04.2013 11:48:59 Uhr

Unterstützung bei der Tagesgestaltung und selbst organisierten Aktivitäten

2

Das Angebot wird so geplant, dass es möglichst mehrere didaktische Dimensionen anspricht. Dabei empfehlen sich eine Aufwärmphase, eine Aktivitätsphase und eine Ausklangphase (s. Durchführung). Auswahl der Materialien (womit) Die Auswahl der Materialien orientiert sich an den didaktischen Dimensionen. Benötigte Materialien können sein: Overhead-Projektor, CD-Player, Tafel, frische Blumen, Kräuter, Gewürze, Hilfsmittel wie z. B. Einhandbrett. Nicht immer müssen alle benötigten Gegenstände angeschafft werden, sie können bei Kollegen oder von Teilnehmern ausgeliehen werden.

●●

●● ●● ●● ●● ●●

je nach Angebot Wasser- und/oder Strom­ anschluss leicht zu reinigen Telefonanschluss angenehme Atmosphäre störungsfrei Sitzordnung Bei der Sitzordnung sollte Folgendes beachtet werden: ●● Wer möchte neben wem sitzen? Gibt es feste Gewohnheiten? ●● Wer braucht einen bestimmten Platz? Teilnehmer, die eine genaue Anleitung brauchen, sitzen in der Nähe des Gruppenleiters oder jemand, der zwischendurch zur Toilette muss, sitzt in der Nähe der Tür. ●● Soll eine Sitzordnung generell festgelegt werden oder nur zum Teil?

Ankündigung der Veranstaltung (wann und wie) Die Veranstaltung ist rechtzeitig anzukün­digen, damit die Teilnehmenden sich darauf einstellen können. ●● Eine klare, optische Gestaltung mit Kon­trasten und einer deutlichen, gut lesbaren Schrift ist wichtig, damit das Angebot wahrgenommen wird. ●●

1  Materialkoffer

Räumlichkeit (wo) Die Auswahl der Räumlichkeit spielt für das Gelingen eines Angebots eine große Rolle. Der Raum sollte über folgende Eigenschaften verfügen: ●● ●● ●● ●● ●● ●●

●●

●●

gute Erreichbarkeit, auch für Rollstuhlfahrer Toiletten in der Nähe gute Beleuchtung, evtl. regulierbar Heizung, regulierbar Möglichkeit zu lüften ausreichend Sitzmöglichkeiten, auch für Rollstuhlfahrer ausreichend Platz, um Bewegung mit Rollator oder anderen Hilfsmitteln zu ermöglichen und um diese sicher abstellen zu können Sitzmöbel dem Angebot angepasst, z. B. gemütliche Sessel für Gesprächsrunden oder Stühle ohne Seitenlehne für Gymnastikangebote

Eine Ankündigung kann erfolgen über: ●● Zeitungsartikel ●● Aushänge in Senioreneinrichtungen und Ein­kaufs­ zentren ●● Gemeindeblatt ●● Rundschreiben 1  Inhalte einer Ankündigung

Zielgruppe Datum, Uhrzeit, Dauer, Häufigkeit, Ort Thema Kontaktperson mit Kontaktdaten, z. B. Telefonnummer Die persönliche Einladung in Verbindung mit einem Merkzettel hat sich vor allem für Bewohner stationärer Einrichtungen bewährt. Durchführung (wie) Das Angebot wird nach dem 3-Phasen-Modell aufgebaut.

636

LF_2_559-672_Kap1-3.indd 636

24.04.2013 11:48:59 Uhr

Beschäftigungsangebote

2.3

●● ●● ●●

Aufwärmphase

Ausklangphase Aktivitätsphase

5–15 min

45–60 min

5–15 min

1  Drei-Phasen-Modell

Die Aufwärmphase dient der ersten Kontaktaufnahme der Teilnehmer mit der Gruppenleitung und untereinander. Die Moderatorin informiert über das Angebot. So kann einer bestehenden Unsicherheit entgegengewirkt werden. Folgende Punkte sind zu beachten: ●●

●●

●●

●● ●● ●● ●● ●●

Vorstellen der Gruppenleitung und der ­Teilnehmer Vorstellen des Themas, des Verlaufs und der Methoden Ansprechen der Erwartungen und/oder ­Bedenken Spiele zur ersten Kontaktaufnahme Aufwärmübungen Befindlichkeitsrunde allgemeine kurze Gespräche gemeinsames Anfangsritual, z. B. gegenseitiges Händeschütteln, Lied singen

In der Aktivitätsphase steht das eigentliche Thema im Mittelpunkt, z. B. Gymnastik. Diese Phase kann je nach Inhalt bis zu 60 Minuten dauern. Der Gruppenleiter gibt ausreichend Hilfestellungen, sodass jeder Teilnehmer seinen Ressourcen und Bedürfnissen entsprechend teilnehmen kann. Die Ausklangphase leitet das Ende eines Angebots ein. Ein Ergebnis wird sichergestellt, ein Resümee wird gezogen und das Auseinandergehen der Teilnehmer wird begleitet. Ein mögliches Vorgehen kann sein: ●●

●●

schriftliches Festhalten des Ergebnisses oder mündliche Zusammenfassung Abschlussritual, z. B. ein Lied singen

●● ●●

Resümee der Teilnehmenden Befindlichkeitsrunde Wünsche und Verbesserungsvorschläge Hinweis auf die nächste Gruppenstunde Ausblick auf das, was anschließend im Tages­ ablauf kommt

Generell orientiert sich die Durchführung eines Angebots immer an der vorangegangenen Planung. Der Gruppenleiter sollte trotzdem der Situation angepasst flexibel reagieren, wenn z. B. die Bedürfnisse der Teilnehmer dies erfordern. Reflexion (wie war es) Die Reflexion dient zur Überprüfung der Planung, der Durchführung und des Gelingens eines Angebots. Sie erfordert ein hohes Maß an Selbstwahrnehmung, Selbstkritik und Selbstdisziplin des Gruppenleiters. Die Rückmeldung der Teilnehmer ist ent­scheidend für eine abschließende Bewertung. Die Reflexion sollte schriftlich, zeitnah, d. h. am besten direkt nach der Veranstaltung, und durch alle beteiligten Gruppenleiter erfolgen. Zur Strukturierung bieten sich Checklisten an.

Aufgaben 1. Erstellen Sie mithilfe der 10-W-Fragen eine Checkliste, die Sie für die Vorbereitung und für die Reflexion verschiedener Angebote nutzen können. 2. Entwickeln Sie eine Ankündigung für ein Frühlingsfest.

3.2  Beschäftigungsangebote Aktiv und tätig zu sein sollte auch im Alter möglich sein.

3.2.1  Musik- und Bewegungsangebote Der Einsatz von Musik, Rhythmus und Liedern bietet eine besonders gute Möglichkeit, Menschen mit sehr unterschiedlichen Fähigkeiten gemeinsam zu aktivieren. Musik spricht Ressourcen an, die auch bei Menschen mit fortgeschrittener Demenz oder anderen Einschränkungen noch vorhanden sind.

637

LF_2_559-672_Kap1-3.indd 637

24.04.2013 11:49:00 Uhr

3

Lernfeld

3.2

An qualitätssichernden Maßnahmen in der Altenpflege mitwirken

2.1 Expertenstandards 2.2 Konzepte und Methoden der ­Qualitätsentwicklung 2.3 Rechtliche Grundlagen 2.4 Fachaufsicht und fachliche Verantwortung der Pflegefachkraft 2.5 Beschwerdemanagement © Marc

o2811 – Fotolia .com

LF_3_673-726-Kap1u2.indd 709

2.6 Risikomanagement

24.04.2013 11:53:20 Uhr

An qualitätssichernden Maßnahmen in der Altenpflege mitwirken

3

2

An qualitätssichernden Maßnahmen in der Altenpflege mitwirken

Jede Pflegefachkraft beeinflusst durch ihr beruf­ liches Handeln die Qualität der Pflege. Mit Instru­ menten und Richtlinien der Qualitätssicherung soll eine einheitliche fachliche pflegerische Leistung ge­ währleistet werden, die den aktuellen wissenschaft­ lichen Erkenntnissen entspricht.

2.1  Expertenstandards Expertenstandards sind ein Instrument der Quali­ tätssicherung. Der gültige Expertenstandard sorgt für ein national anerkanntes Niveau der Pflegever­ sorgung in dem jeweils benannten Themenbereich.

●● ●●

Der Medizinische Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen (MDS), der Verband privater Krankenversicherung, Verbände der Pflegeberufe und Organisationen für die Wahrnehmung der In­ teressen und Selbstbestimmung für pflegebedürf­ tige und behinderte Menschen auf Bundesebene sowie Sachverständige schlagen Themen für Exper­ tenstandards vor.

Info Über die gültigen sowie über die geplanten Ex­ pertenstandards gibt es umfassende Informa­ tionen unter www.dnqp.de.

2.1.1  Entstehung Nachdem die WHO ­(Weltgesundheitsorganisation) 1992 ihr Programm „Qualitätssicherung“ abge­ schlossen hatte, gründete sich aus der Oxforder EUROQUAN-Initiative das Deutsche Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP). Die Aufgabenschwerpunkte des DNQP sind: 1. Entwicklung nationaler Expertenstandards 2. Gewährleistung eines fachlichen Austauschs über die richtungweisende Qualitätspolitik und -themen aus dem In- und Ausland 3. Darstellung des aktuellen Qualitätsstandards in den Mitgliedseinrichtungen 4. Herbeiführen nationaler Beschlüsse für aus­ gewählte Themen zu Qualitätsmerkmalen der ambulanten und stationären Pflege Das DNQP erarbeitet die Expertenstandards und ak­ tualisiert sie regelmäßig, spätestens alle fünf Jahre. Es gibt national die Expertenstandards: ●● ●● ●●

●● ●●

Dekubitusprophylaxe Entlassungsmanagement in der Pflege Schmerzmanagement in der Pflege bei akuten, tumorbedingten, chronischen Schmerzen Sturzprophylaxe in der Pflege Förderung der Harnkontinenz in der Pflege

Pflege von Menschen mit chronischen Wunden Ernährungsmanagement zur Sicherstellung und Förderung der oralen Ernährung im Pflegealltag

2.1.2  Bedeutung und Ziel Durch die Pflegereform sind Einrichtungen der ­Pflege seit dem 01. 07. 2008 verpflichtet, die gül­ tigen Expertenstandards verbindlich zu nutzen. Ge­ mäß § 113a Abs. 3 SGB XI „Expertenstandards zur Sicherung und Weiterentwicklung der Qualität in der Pflege“ müssen die Einrichtungen den jeweili­ gen Expertenstandard auf ihre Gegebenheiten an­ passen. Expertenstandards ●●

●●

●●

●●

●●

●●

sichern eine an den neuesten wissenschaft­ lichen Erkenntnissen und aktuellen pflegefach­ lichen Stand ausgerichtete Pflege stärken die Pflegefachkräfte in ihrer Arbeits­ qualität und geben ihnen haftungsrechtliche Sicherheit sorgen für eine nationale einheitliche Pflege­ qualität benennen berufliche Tätigkeiten und Verant­ wortungen wollen ein einheitliches Niveau der Berufsaus­ bildung erreichen fördern berufliche Identität

710

LF_3_673-726-Kap1u2.indd 710

24.04.2013 11:53:20 Uhr

Konzepte und Methoden der Qualitätsentwicklung

●● ●●

schließen Kriterien für die Erfolgsmessung ein begründen die Kriterien wissenschaftlich

Merke Expertenstandards gelten als „fachlich im Vo­ raus ergangenes Sachverständigenurteil“ und haben somit haftungsrechtliche Bedeutung.

© Werner Krüper

Jeder neue gültige Expertenstandard wird im Bundesanzeiger veröffentlicht.

3.2

2.2  Konzepte und Methoden der Qualitätsentwicklung Einrichtungen der Altenhilfe stehen bei ihrer Qua­ litätsarbeit vor großen Herausforderungen. Ei­ nerseits gibt der Gesetzgeber Richtlinien vor und andererseits bestimmen die Anforderungen des Pflegemarktes sowie der Qualitätsauffassung der Kunden die Qualitätsanforderungen an die Einrich­ tungen. Ohne ein einrichtungsspezifisches Quali­ tätsmanagement geht es nicht mehr.

Merke Qualität ist nicht das, was technisch möglich ist. Qualität ist auch nicht der Aufwand, den ein Betrieb in ein Produkt oder eine Dienstleistung steckt. Qualität ist vor allem der Nutzen, den der Kunde daraus zieht.

1  Veröffentlichte Expertenstandards

2.1.3  Struktur Die Expertenstandards werden in der Pflegedoku­ mentation berücksichtigt und in der täglichen Pra­ xis umgesetzt. Neue verabschiedete Standards wer­ den nach Bekanntgabe und Veröffentlichung in den pflegerischen Alltag integriert. Die Standards be­ rücksichtigen in ihrer Struktur die drei Aspekte: ●● ●● ●●

Strukturqualität (allgemeine Rahmenbedingungen) Prozessqualität (Gestaltung der Prozesse) Ergebnisqualität (Güte der Pflege)

Pflegestandards definieren den Handlungsrahmen innerhalb dessen die individuelle Pflege, orientiert am aktuellen wissenschaftlichen Stand der Erkennt­ nisse, geleistet wird.

2.2.1  Gesetzliche Bestimmungen Info § 112 Abs. 2 SGB XI Die zugelassenen Pflegeeinrichtungen sind ver­ pflichtet, Maßnahmen der Qualitätssicherung sowie ein Qualitätsmanagement nach Maßga­ be der Vereinbarungen nach § 113 durchzu­ führen, Expertenstandards nach § 113 a an­ zuwenden sowie bei Qualitätsprüfungen nach § 114 mitzuwirken. Bei stationärer Pflege er­ streckt sich die Qualitätssicherung neben den allgemeinen Pflegeleistungen auf die medizi­ nische Behandlungspflege, die soziale Betreu­ ung, die Leistungen bei Unterkunft und Ver­ pflegung (§ 87) sowie auf Zusatzleistungen (§ 88).

Merke Pflegestandards haben im Gegensatz zu den Expertenstandards für eine spezielle Einrich­ tung Gültigkeit. Expertenstandards sind auf na­ tionaler Ebene allgemein gültig und müssen angewendet werden.

In § 112 SGB  XI ist festgeschrieben, dass die am­ bulanten und stationären Pflegeeinrichtungen ver­ antwortlich sind für die Qualität ihrer Leistungen, die Sicherung und die Weiterentwicklung der Pfle­ gequalität.

711

LF_3_673-726-Kap1u2.indd 711

24.04.2013 11:53:22 Uhr

3

An qualitätssichernden Maßnahmen in der Altenpflege mitwirken

Als Richtlinie werden für das Qualitätsmanagement und die -entwicklung auf Bundesebene von den Pflegekassen, den Kommunen und den Leistungs­ erbringern Maßstäbe und Grundsätze für die Quali­ tät und deren Sicherung für die ambulante und sta­ tionäre Pflege vereinbart (§ 113 SGB XI). Gemäß § 114 SGB XI prüft der Medizinische Dienst der Krankenversicherung (MDK) regelmäßig die Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität einer statio­ nären und ambulanten Pflegeeinrichtung. Bis zum 31 .12. 2010 muss jede Pflegeeinrichtung mindes­ tens einmal geprüft worden sein. Ab dem Jahr 2011 wird jede Pflegeeinrichtung jährlich einer Regelprü­ fung des MDK unterzogen (s. S. 717).

2.2.2 Entwicklung von Systemen zum Qualitätsmanagement Viele Qualitätsverfahren kommen ursprünglich aus Japan. Sie entspringen dem Ziel der ständigen Ver­ besserung unter Einbeziehen der Mitarbeiter. Bei der Entwicklung der japanischen Qualitätsverfahren wurden Anregungen des US-amerikanischen Wis­ senschaftlers W. E. Deming aufgenommen. Nach der Philosophie von Deming hängt ein erfolgrei­ ches Qualitätsmanagement vor allem vom Manage­ ment eines Unternehmens ab. Die Leitung muss sich engagiert und aktiv mit der Qualität auseinan­ dersetzen und die Verbesserung aktiv unterstützen.

Die Grundhaltung von Deming basiert auf der An­ nahme, dass jede Aktivität einen Prozess darstellt und jeder Prozess verbessert werden kann. Hierfür entwickelte er den „Deming-Zyklus“, auch PDCAZyklus genannt. Dieser Kreislauf besteht aus planen (plan), ausführen (do), prüfen (check) und verbes­ sern (act).

Merke Die ständige Verbesserung in einem kon­ti­nu­ ier­lichen Verbesserungsprozess (KVP) ist nicht nur eine Methode, sondern eine Grundhaltung.

Der Japaner K. Ishikawa hat sich insbesondere um handlungsorientierte Qualitätsansätze verdient ge­ macht. Er hat z. B. praktische Methoden in die Qua­ litätsarbeit eingebracht wie z. B.: ●● ●● ●● ●●

Qualitätszirkel Brainstorming Fehlersammellisten Diagramme

Qualitätszirkel wurden ursprünglich nur eingesetzt, um die Produktqualität zu steigern. Die Ziele beim heutigen Einsatz von Qualitätszirkeln sind weitgrei­ fender und umfassen: ●●

●● ●● ●●

●●

eine ständige Qualitätsverbesserung und Fehler­ vermeidung die Steigerung der Kundenzufriedenheit die Steigerung der Arbeitsmotivation eine Optimierung der Arbeitsabläufe und der Kooperation die Förderung und Entwicklung der Kompeten­ zen der Mitarbeiterinnen

Die Arbeit der Qualitätszirkel hat einen wesentli­ chen Schwerpunkt auf der Fehleranalyse. Davon aus­ gehend werden systematisch Lösungsschritte für die Verbesserung erarbeitet.

1  PDCA-Zyklus nach Deming

Die Entwicklung des Qualitätswesens in Unterneh­ men hat unterschiedliche Phasen durchlaufen. In der ersten Phase wurde Qualitätsarbeit als ständi­ ge Kontrolle verstanden. Darauf folgte die zweite Phase mit dem Schwerpunkt der statistischen Qua­ litätssicherung. In der dritten Phase wurde damit begonnen, Qualitätssysteme zu entwickeln wie die DIN ISO auf nationaler Ebene oder eigene Systeme

712

LF_3_673-726-Kap1u2.indd 712

24.04.2013 11:53:22 Uhr

Konzepte und Methoden der Qualitätsentwicklung

3.2

Einführung Qualitätszirkel

1. Blick auf das Thema und die Abgrenzung des Themas

Bestandsaufnahme der aktuellen Situation

Bestimmung der Probleme und Defizite und positiven Seiten und Stärken

Vorstellungen über angestrebte Situation

Bestimmung von Anforderungen und Zielen

Formulierung von Maßnahmen zur Zielerreichung

Vorschläge zur Erreichung der angestrebten Situation formulieren

Erstellung des Qualitätsprofils

Kriterien aufstellen, an denen Zielerreichung festgestellt werden kann

1  Qualitätszirkel 5-Schritte-Modell

von Großunternehmen. Danach folgte die vierte Phase mit einer stärkeren Mitarbeiterorientierung. Mitarbeiter wurden durch Problemlösungsgruppen und/oder Befragungen beteiligt und in die Quali­ tätsarbeit einbezogen. Heute werden umfassende Konzepte zum Quali­ tätsmanagement angewandt, die alle Schwerpunk­ te der Entwicklungsphasen einbeziehen. Die Zielset­ zungen der Einrichtungsträger und Leitungen sind: ●●

●● ●● ●●

●● ●●

dem steigenden Wettbewerbsdruck gewachsen zu sein sich der veränderten Gesetzgebung anzupassen die komplexen Zusammenhänge zu erfassen dem wachsenden Qualitätsbewusstsein Rech­ nung zu tragen Prozesse in der Einrichtung zu optimieren Qualitätskosten gezielt und wirtschaftlich ein­ zusetzen

Viele ambulante und stationäre Einrichtungen nut­ zen allgemein entwickelte und etablierte Qualitäts­ systeme, um ihre Qualitätsarbeit zu strukturieren und zu verbessern. Unabhängig davon, für welches

Qualitätssystem sich eine Einrichtung entscheidet, sollte es den Kriterien für eine erfolgreiche Quali­ tätsarbeit entsprechen: Ein erfolgreiches Qualitätsmanagementsystem ●● ●●

●●

●●

●●

●●

erfüllt die gesetzlichen Anforderungen führt zu zufriedenen Kunden durch ein ­konstant gutes Leistungsniveau macht die Mitarbeiter zufrieden, weil Leistungen dokumentiert und gewürdigt werden bündelt fachliche, finanzielle und humane Res­ sourcen hilft Verbesserungspotenziale aufzuspüren und Fehlleistungen zu verhindern sagt den Mitarbeitenden genau, wie sie etwas wann, warum und womit tun müssen

2.2.3 Bestehende Systeme zum Qualitätsmanagement Systeme zum Qualitätsmanagement beschreiben die Methodik und die Instrumente der Qualitätsarbeit einer Einrichtung. Es gibt eine Vielzahl von Quali­

713

LF_3_673-726-Kap1u2.indd 713

24.04.2013 11:53:22 Uhr

An qualitätssichernden Maßnahmen in der Altenpflege mitwirken

3

Befähiger

Ergebnisse Mitarbeiterbezogene Ergebnisse

Mitarbeiter

Führung

Politik und Strategie

Prozesse

Partnerschaften und Ressourcen

Kundenbezogene Ergebnisse

Schlüsselergebnisse

Gesellschaftsbezogene Ergebnisse

Innovation und Lernen 1  EFQM for Excellence

tätsverfahren und -systemen, die eine Einrichtung für ihre Qualitätsarbeit wählen kann. Zeitaufwand, Kosten, Methoden und die Motiva­ tion zur Zertifizierung sind einige Parameter, die die Wahl für ein Qualitätsverfahren beeinflussen. Moderne Qualitätsverfahren sind z. B. DIN ISO 9001 (Deutsches Institut für Norming e. V.) ●● TQM (Total Quality Management) ●● EFQM (European Foundation for Quality Mana­ gement) ●●

Sie leiten sich von dem Deming-Modell ab und ar­ beiten mit ähnlichen Methoden, wie z. B. kontinu­ ierliche Verbesserung, Qualitätszirkel, Beteiligung der Mitarbeitenden usw. Eine große Anzahl ambulanter und stationärer Ein­ richtungen wählt ein Qualitätsmanagementverfah­ ren, um sich ihre Qualität durch eine unabhängige Prüfungsinstitution bestätigen zu lassen. Mit die­ sem sogenannten Zertifizierungsverfahren wird der Einrichtung eine gute Qualität bescheinigt. Regel­ mäßige Nachprüfungen (Re-Audits) und Wiederho­ lungen von Zertifizierungen alle 2 bis 3 Jahre ermit­ teln den Verbesserungsbedarf. Werden gefundene Mängel zeitnah behoben, wird das Zertifikat erneut verliehen.

Merke Der MDK hat gemäß § 114 Abs. 4 SGB XI den Prüfumfang angemessen zu verringern, wenn eine Einrichtung ein von der Pflegekasse lan­ desrechtlich zugelassenes Qualitätsprüfverfah­ ren vollzogen hat.

Es gibt auch Qualitätsverfahren, die ein Gütesiegel verleihen. Dieses Siegel entspricht nicht der Rechts­ verbindlichkeit eines Zertifikats. Ein Gütesiegel kann als Vorstufe zu einer Qualitätsverpflichtung be­ zeichnet werden.

2.2.4  Methoden der ­Qualitätsentwicklung Egal, ob ein unabhängiges Qualitätsverfahren mit Zertifizierung oder ein einrichtungseigenes Quali­ tätsmanagement Anwendung finden, werden be­ währte und teilweise gesetzlich vorgeschriebene Methoden eingesetzt. Dazu gehören: ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●●

Qualitätszirkel Pflegedokumentation Pflegestandards und Expertenstandards Fallbesprechungen Pflegevisiten Mitarbeiterbefragungen Kundenbefragungen Beschwerdemanagement Risikomanagement

Diese Methoden sind Bausteine einer einrichtungs­ internen Qualitätsentwicklung. Sie unterstützen so­ wohl die Optimierung des Pflegeprozesses eines Bewohners/Kunden als auch der gesamten Arbeits­ abläufe. Sie spüren Verbesserungspotenzial in der Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität auf.

Qualitätszirkel Die Arbeit mit Qualitätszirkeln bindet die Mitar­ beitenden in die Fehleranalyse und das Erarbeiten von Lösungen direkt ein. Es sind zeitlich befristete,

714

LF_3_673-726-Kap1u2.indd 714

24.04.2013 11:53:22 Uhr

Konzepte und Methoden der Qualitätsentwicklung

interne Arbeitsgruppen, die zu einem Thema auf­ grund des analysierten Verbesserungsbedarfs kon­ krete Lösungen erarbeiten. Außerdem können die Mitarbeitenden ihre Ideen und Potenziale einbrin­ gen. Dadurch können sie Arbeitsabläufe und -zu­ sammenhänge besser erkennen und verstehen ler­ nen.

Beispiel Die Auswertung der Buchhaltung hat eine Kos­ tensteigerung bei den Inkontinenzmateria­lien von über 45 % innerhalb des letzten halben Jahres ergeben. Ein Qualitätszirkel, bestehend aus der Qualitätsmanagement­be­auf­tragten und Mitarbeitenden der Pflege, wird ein­be­ru­ fen. Diese Arbeitsgruppe analysiert die derzei­ tigen Arbeitsabläufe und stellt fest, dass es kei­ ne zusammenfassende Dokumentation über den Inkontinenzmittelverbrauch pro Wohn­ bereich in der Altenhilfeeinrichtung gibt. Als weiteren Mangel erkennen die Teilnehmen­ den des Qualitätszirkels die Wissensdefizite über die Wahl des individuell angemessenen In­kontinenzmaterials bei den Pflegekräften. Als Lösung erarbeitet der Qualitätszirkel eine Verfahrensanweisung über die Dokumen­ tation des Verbrauchs pro Bereich und eine ­monatliche Verbrauchszusammenfassung. Als weiterer Schritt wird eine einrichtungsinterne Fortbildung zur fachgerechten Wahl der Inkon­ tinenzmittel für den Einzelfall geplant. Nach vier Sitzungen haben die Teilnehmenden die Lösungsschritte schriftlich erarbeitet, der Qua­ litätszirkel wird auf­gelöst.

Pflegedokumentation Gemäß § 113 Abs. 1 (1) ist jede Pflegeeinrichtung dazu verpflichtet, eine „praxistaugliche, den Pfle­ geprozess unterstützende und die Pflegequali­ tät fördernde Pflegedokumentation“ vorzuhalten (s. S. 93 ff.). Sie kann manuell oder EDV-gestützt sein. Wichtig ist die transparente und interpreta­ tionsfreie Darstellung des individuellen Pflegepro­ zesses des Pflegebedürftigen. Eine Verfahrens­ anweisung im Handbuch für Qualitätsmanagement unterstützt die einheitliche Handhabung dieses In­ struments.

3.2 Info Ein Muster einer Verfahrensanweisung zur Pflege­dokumentation befindet sich auf der beiliegenden CD.

Pflege- und Expertenstandards Expertenstandards sind vom Gesetzgeber laut § 113 a SGB XI verpflichtend anzuwenden, um die pflege­ rische Qualität zu sichern (s. S. 710 ff.). Die Pflege­ standards werden nach Anzahl und Priorität von der Einrichtung ausgewählt. Eine Auswahl sollte nach den einrichtungsspezifischen Risikofaktoren vorge­ nommen werden. Für Arbeitsabläufe, die mehrere Abteilungen berühren, ist ein Standard hilfreich. Da­ durch wird eine Einheitlichkeit und ­klare Struktur ei­ nes Ablaufs bestimmt und unnötige Diskussionen oder Fehler durch eigene Interpretationen weitest­ gehend ausgeschlossen. So ist der Einzug in eine Ein­ richtung ein wichtiger Standard. Der Pflegebedürf­ tige soll sich willkommen fühlen und dafür sollte alles professionell von Pflege, Hauswirtschaft, Verwaltung und sozialer Betreuung vorbereitet sein.

Merke Pflegestandards müssen allen Mitarbeitenden bekannt gemacht werden und für alle zugäng­ lich sein.

Fallbesprechungen Diese Qualitätsmethode unterstützt den fachlichen Austausch über den Pflegeprozess eines Pflegebe­ dürftigen. Aktuelle Veränderungen werden erfasst und im Pflegeteam gemeinsam individuelle Maß­ nahmen erarbeitet. Neben der Optimierung des Pflegeprozesses wird die interne Kommunikation im Team und innerhalb der Einrichtung gefördert.

Info Auf der beiliegenden CD ist ein Formular für die Durchführung einer Fallbesprechung zu finden.

Damit die Fallbesprechungen strukturiert und im zeitlich geplanten Rahmen ablaufen, sind folgende Regelungen zu beachten:

715

LF_3_673-726-Kap1u2.indd 715

24.04.2013 11:53:22 Uhr

An qualitätssichernden Maßnahmen in der Altenpflege mitwirken

3 ●●

●●

●●

●●

●●

●●

Eine Fallbesprechung verläuft im vorher ange­ kündigten Zeitrahmen, je nach Umfang 15 bis 30 Minuten. Es wird im Vorhinein eine Protokollantin be­ stimmt, der die Fallbesprechung auf dem dafür vorgesehenen Formular dokumentiert. Alle Störquellen werden vor der Fallbesprechung abgeschaltet, z. B. Telefon. Die Bezugspflegekraft schildert in der Regel die aktuelle Situation des Pflegebedürftigen. Es werden nur zum Fall gehörende Beiträge ­zugelassen. Die Beiträge werden kurz und präzise gefasst.

Merke Es ist sinnvoll, unmittelbar vor der Fallbespre­ chung eine Pflegevisite durchzuführen. Auf die­ se Weise wird die aktuelle Situation des Pflege­ bedürftigen von einer neutralen Person erfasst und das Handeln der Bezugspflegekraft kann beobachtet und in die Fallbesprechung einbe­ zogen werden.

Mitarbeiterbefragung Eine Pflegeeinrichtung ist eine dienstleistungsinten­ sive Organisation, deren Qualitätsniveau maßgeb­ lich von der Motivation und dem professionellen Handeln ihrer Mitarbeitenden abhängt. Ein modernes Management interessiert sich des­ halb für die Arbeitszufriedenheit und die Einschät­ zung seiner Mitarbeitenden. Eine Befragung gibt Management und Leitung einen Überblick über die Bewertung der persönlichen Arbeitssituation und der Ablauforganisation durch die Mitarbeitenden. Eine anonymisierte Befragung ist sinnvoll, um eine möglichst hohe Offenheit bei der Beantwortung der Fragen zu erreichen. Auf diesem Weg können die Befürchtungen der Mitarbeitenden ausgeräumt werden, bei kritischen Äußerungen mit Sanktionen durch die Leitung rechnen zu müssen.

Info Fragen für eine Mitarbeiterbefragung sind auf der beigefügten CD zu finden.

Kundenbefragungen Mit der Kundenbefragung erhält eine Pflegeeinrich­ tung eine Leistungsbewertung durch die Pflegebe­ dürftigen und ihre Angehörigen. Qualitätsverfah­ ren mit einem hohen Anteil der Eigenbewertung wie das Total-Quality-Management und das Selbst­ bewertungssystem für stationäre Einrichtungen der Altenhilfe (SEA) nutzen diese Methoden. Dadurch wird die Ergebnisqualität direkt beim Kunden ab­ gefragt und aus dessen Perspektive bewertet. Diese Befragungsmethode hat eine starke Kundenorien­ tierung und gibt der Einrichtung einen direkten Ein­ blick in die Wünsche und Bedürfnislage des Kun­ den.

Merke In der Qualitätsprüfung durch den MDK wird die Kundenbefragung nur in eingeschränktem Rahmen durchgeführt, da es in Deutschland noch kein wissenschaftlich fundiertes Verfah­ ren zur Abfrage der Ergebnisqualität gibt. Eine Befragung der Angehörigen findet vonseiten des MDK nicht statt.

Info Ein Muster einer Angehörigenbefragung be­ findet sich auf der beiliegenden CD.

2.3  Rechtliche Grundlagen Nach § 114 SGB XI wird der Medizinische Dienst der Krankenversicherung (MDK) oder ein Sachver­ ständiger für eine Qualitätsprüfung durch die Lan­ desverbände der Pflegekassen beauftragt. Es gibt drei Arten der Qualitätsprüfung: 1. die Regelprüfung 2. die Anlassprüfung, z. B. aufgrund einer ­Beschwerde 3. die Wiederholungsprüfung, um zu prüfen, ob die Mängel einer bereits durchgeführten Qualitäts­ prüfung fristgerecht behoben wurden Ziel der Qualitätsprüfung durch den MDK ist im Rah­ men der Qualitätsprüfung die Pflegeeinrichtungen in Fragen der Qualitätssicherung zu beraten (§ 114 a

716

LF_3_673-726-Kap1u2.indd 716

24.04.2013 11:53:23 Uhr

Rechtliche Grundlagen

SGB XI). Für die Erfüllung dieser Aufgabe sind die Prüfer berechtigt, die Räume und das Gelände der Pflegeeinrichtung auch unangemeldet zu betreten.

Merke Eine Prüfung während der Nacht ist nur zu­ lässig, „soweit das Ziel der Qualitätssicherung zu anderen Tageszeiten nicht erreicht werden kann“ (§ 114 Abs. 2 SGB XI).

Während der Qualitätsprüfung ist es dem MDK oder den Sachverständigen erlaubt, folgende Per­ sonen zu befragen: ●● ●● ●● ●●

●●

Pflegebedürftige Angehörige Betreuer die Interessenvertretung der Bewohner im statio­ nären Bereich (z. B. Heimbeirat) Mitarbeitende der Pflegeeinrichtung

Damit es zu keinen Doppelprüfungen kommt, soll der MDK bei stationären Einrichtungen die zustän­ dige Heimaufsichtsbehörde beteiligen. Dadurch soll es zu keinen zeitlichen Verzögerungen kommen.

2.3.1 Grundlagen für ­Qualitätsprüfungen Der Medizinische Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen (MDS) hat „Grundlagen für die Qualitätsprüfungen“ für die stationäre und ambu­ lante Pflege herausgegeben. Sie enthalten Richtli­ nien, Erhebungsbögen und eine MDK-Anleitung. Diese Grundlagen sind öffentlich zugänglich.

Info Die aktuellen Prüfrichtlinien und Erhebungs­ bögen können unter www.mds-ev.de bezogen werden.

Anhand der Grundlagen können Pflegeeinrichtungen für ihre Qualitätsentwicklung eine MDK-Qualitätsprü­ fung simulieren oder sich darauf vorbereiten. Denn der MDK erhebt die Struktur-, Prozess- und Ergeb­ nisqualität genau nach den veröffentlichten Richt­linien und mit den dort aufgeführten Formularen.

3.2

Merke Die Grundlagen für Qualitätsprüfungen ent­ sprechen keinem Qualitätsmanagementsystem. Sie bilden lediglich die Bereiche ab, die laut Ge­ setz zu überprüfen sind.

2.3.2  Transparenz der Prüfergebnisse Die Landesverbände der Pflegekassen veröffentli­ chen die Ergebnisse der Qualitätsprüfungen nach einem einheitlichen Schema (§ 115 SGB XI). Hier­ für wurde am 17. 12. 2008 eine Transparenzverein­ barung zwischen den Kostenträgern, Leistungs­ erbringern und dem MDS geschlossen. In dieser Vereinbarung wurde beschlossen, die Ergebnisse der Qualitätsprüfungen für den Verbraucher durch Noten darzustellen.

Info Der MDK bewertet insgesamt 82 Kriterien in den stationären Einrichtungen. Diese Krite­ rien werden unterschiedlichen Bereichen zu­ ge­ordnet: Pflege und medizinische Versorgung wird in 35 Kriterien bewertet, z. B. mit Fragen wie: „Ist der Umgang mit Medikamenten sachgerecht?“. Umgang mit demenzkranken und anderen gerontopsychiatrisch veränderten Bewohnern wird in 10 Kriterien bewertet, u. a. mit der neu­ en Frage: „Wird das Wohlbefinden ermittelt, dokumentiert und werden daraus Verbesse­ rungsmaßnahmen abgeleitet?“. Soziale Betreuung und Alltagsgestaltung wer­ den in 10 Kriterien bewertet, u. a. mit der Fra­ ge: „Sind die Angebote der Betreuung auf die Struktur und Bedürfnisse der Bewohner ausge­ richtet?“. Wohnen, Verpflegung, Hauswirtschaft und Hy­ giene werden in 9 Kriterien bewertet, z. B. mit der Frage: „Erfolgt die Wohnraumgestaltung nach Bewohnerwünschen?“. Die Zufriedenheit der Bewohner wird in 18 Kri­ terien bewertet, z. B. mit Fragen wie: „Sind die Mitarbeiter höflich und freundlich?“.

717

LF_3_673-726-Kap1u2.indd 717

24.04.2013 11:53:23 Uhr

An qualitätssichernden Maßnahmen in der Altenpflege mitwirken

3

2.3.3 Verfahren bei festgestellten Mängeln

1  Notenzuordnung

Note

Skalenwerte

Sehr gut

Der Medizinische Dienst der Krankenversicherung dokumentiert seine erhobenen Mängel in einem Prüfbericht. Gemäß § 115 Abs. 2 SGB hört der Lan­ desverband der Pflegekassen den Träger der Einrich­ tung zu den Mängeln an. Nach dessen Stellungnah­ me entscheidet er über notwendige Maßnahmen. Diese Maßnahmen werden dem Träger der Einrich­ tung mit einer Fristsetzung zur Mängelbehebung in einem schriftlichen Bescheid mitgeteilt. Werden die Mängel vonseiten der Einrichtung nicht behoben, kann es zu Kürzungen der Pflegevergütung bis hin zur Kündigung des Versorgungsvertrags nach § 74 SGB XI und damit dem Verlust der Zulassung für die Pflegeeinrichtung in schweren Fällen kommen.

1–1,4

Gut

1,5–2,4

Befriedigend

2,5–3,4

Ausreichend

3,5–4,4

Mangelhaft

4,5–5,0

Im Transparenzbericht werden die Bewertungen der einzelnen Qualitätskriterien pro Bereich darge­ stellt. Der Durchschnitt der Noten der Einzelkrite­ rien ergibt die Note pro Bereich. Die Gesamtnote wird aus den Bereichsnoten ermittelt. Die Note der Zufriedenheitsabfrage wird gesondert dargestellt und fließt nicht in die Gesamtnote ein.

Aufgaben 1. Erkundigen Sie sich, ob in der Einrichtung, in der Sie arbeiten, schon Qualitätsprüfun­ gen nach dem neuen Verfahren durchge­ führt worden sind.

Merke Die Qualitätsprüfung und die Veröffentlichung der Ergebnisse, z. B. im Internet, erfolgen un­ abhängig von einer Zertifizierung oder einem Gütesiegel einer Einrichtung.

2. Recherchieren Sie, welche Maßnahmen an­ schließend initiiert und umgesetzt wurden. 

Seniorenresidenz „Sicherer Anker“ Seestraße 9, 12345 Hafenstadt · Tel: 0123/45678 · Fax: 0123/45679 [email protected] · www.sicherer-anker.de

Gesamtergebnis medizinische Versorgung

MDKPrüfung

Umgang mit demenzkranken Bewohnern

Soziale Betreuung und Alltagsgestaltung

Wohnen, Hauswirtschaft und Hygiene

3,5

4,5

3,4

2,9

ausreichend

mangelhaft

befriedigend

befriedigend

Befragung der Bewohner

Rechnerisches Gesamtergebnis

Landesdurchschnitt

3,5 ausreichend

3,3

1,6 gut

befriedigend

Gleichwertige Prüfung

3,1

3,9

3,2

2,6

befriedigend

ausreichend

befriedigend

befriedigend

Erläuterungen zum Bewertungssystem Vertraglich vereinbarte Leistungsangebote MDK-Prüfung am Anzahl der versorgten Bewohner: Anzahl der in die Prüfung einbezogenen Bewohner: Anzahl der befragten Bewohner: Wiederholungsprüfung beantragt: davon geprüft:

3,2 befriedigend

1,8 gut

Weitere Leistungsangebote und Strukturdaten 15.06.2009 Gleichwertige Prüfung am 100 Anzahl der versorgten Bewohner: Anzahl der in die Prüfung 15 einbezogenen Bewohner: 10 Anzahl der befragten Bewohner:

14.06.2009 100 14 11

Ja Weitere Prüfergebnisse 1.800 411

1  Benotung einer stationären Einrichtung

718

LF_3_673-726-Kap1u2.indd 718

24.04.2013 11:53:23 Uhr

Fachaufsicht und fachliche Verantwortung der Pflegefachkraft

3. Sprechen Sie mit Ihren Kollegen, wie diese die Qualitätsprüfung erlebt haben. 4. Schauen Sie sich die zehn Kriterien zur so­ zialen Betreuung und Alltagsgestaltung an. Anschließend prüfen Sie bei einem Bewoh­ ner diese Kriterien. Zu welchem Ergebnis sind Sie gekommen?

2.4 Fachaufsicht und fachliche Verantwortung der Pflegefachkraft Die Qualitätssicherung und -entwicklung, die im SGB  XI von einer Einrichtung gefordert werden, verlangt auch das Heimgesetz. Jedes Bundesland kann sein eigenes Heimgesetz verabschieden, aber alle enthalten die Anforderung „angemes­ sene Qualität“. In einem Dienstleistungsunterneh­ men wie einer Pflegeeinrichtung sind dafür fachlich gut ausgebildete und kompetente Mitarbeitende unentbehrlich. Sie sind verpflichtet, an der Quali­ tätsentwicklung aktiv mitzuwirken. Dies gilt insbe­ sondere für alle Qualitätsmaßnahmen, die einen fachlich erfolgreichen Pflegeprozess betreffen. In Pflegeeinrichtungen arbeiten Pflegefachkräfte mit Pflegekräften zusammen. Die Verantwortung für den Pflegeprozess haben immer die Pflegefachkräf­ te. Sie haben den Auftrag, Pflegekräfte anzuleiten und zu kontrollieren.

Beispiel Frau M. ist Pflegefachkraft und für die Medi­ kamentengabe im Wohnbereich „Abend­ruh“ zuständig. Frau M. bittet ihre Kollegin, Pflege­ hilfskraft Frau H., die Medikamentengabe bei dem Bewohner Herrn K. zu übernehmen. Herr K. klagt 2 Stunden nach der Medikamenten­ gabe über Unwohlsein, Erbrechen und Kopf­ schmerzen. Es wird festgestellt, dass im Medi­ kamentenschälchen von Herrn K. eine falsche Tablette war. Die Pflegedienstleitung stellt die Pflegefachkraft Frau M. zur Rede und über­ reicht ihr die Kündigung.

3.2

In dem Beispiel hat die Pflegefachkraft eine be­ handlungspflegerische Maßnahme an eine Pflege­ hilfskraft delegiert. Dies ist laut den Richtlinien des MDK nicht erlaubt. Die Pflegefachkraft hat sich auch nicht im Vorhinein darüber Sicherheit verschafft, ob die Pflegehilfskraft die ihr übertragene Aufgabe fachkompetent übernehmen kann.

Merke Die Verantwortung für die Aufgabe und das qualitative Ergebnis bleibt bei der Pflegefach­ kraft, auch wenn diese die Aufgabe an eine Pflegehilfskraft delegiert hat.

2.4.1 Ziviles und strafrechtliches Haftungsrecht Merke Haftung bedeutet, dass jemand für die Folgen seines Handelns einstehen muss.

Beispiel Wenn eine Pflegekraft z. B. einen Pflegebedürf­ tigen widerrechtlich und schuldhaft an seinem Körper verletzt, indem sie ein falsches Medika­ ment spritzt, kann sie für ihr Tun zur Verant­ wortung gezogen werden. Dabei können sich aus einem fehlerhaften Handeln sowohl zivil­ rechtliche als auch strafrechtliche Konsequen­ zen ergeben. Die zivilrechtliche Haftung behandelt die ­Frage, in­ wieweit gegenüber dem Pflegebedürftigen Scha­ densersatz geleistet werden muss, z. B. für verlänger­ ten Krankenhausaufenthalt oder Verdienstausfall. In strafrechtlicher Hinsicht kann eine Pflegekraft z. B. wegen fahrlässiger Körperverletzung oder Tö­ tung zur Verantwortung gezogen werden. Eine Geld- oder Freiheitsstrafe kann die Folge sein. Zivil­ rechtliche und strafrechtliche Haftung sind vonein­ ander zu unterscheiden. Das Zivilrecht gehört dem Privatrecht an, das die Beziehungen der Bürger untereinander regelt und zum großen Teil im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) verankert ist. Zu einem Zivilprozess kommt es nur,

719

LF_3_673-726-Kap1u2.indd 719

24.04.2013 11:53:23 Uhr

3

An qualitätssichernden Maßnahmen in der Altenpflege mitwirken

Aufgabe

wenn ein Bürger selbst tätig wird, d. h., wenn z. B. der Pflegebedürftige Klage beim Gericht einreicht. Im Zivilprozess werden die Beweise nicht von Amts wegen ermittelt. Vielmehr muss der Pflegebedürf­ tige einen widerrechtlichen Behandlungs- bzw. Pfle­ gefehler beweisen, der den Schaden verursachte. Ferner muss er Verschulden und Umfang des Scha­ dens nachweisen. Ein solcher Beweis ist sehr schwer und häufig nicht möglich. Die Rechtsprechung billigt dem Betroffenen in Aus­ nahmefällen aus Gründen der Gleichheit bestimmte Beweiserleichterungen zu. Dann kommt es für die Pflegefachkraft zur sogenannten Beweislastum­ kehr. Sie muss beweisen, dass sie alle Arbeitsschrit­ te sorgfältig bedacht und vollzogen hat. Schwierig­ keiten bekommt die Pflegefachkraft, wenn ●●

●●

eine lückenhafte oder fehlende Dokumentation vorliegt. Sie wird als Indiz dafür gesehen, dass eine nicht dokumentierte Maßnahme von der Pflegeperson nicht getroffen worden ist bei groben Behandlungsfehlern, also pflegeri­ schem Fehlverhalten, die Ursächlichkeit des Feh­ lers für den Schaden vermutet wird. Die Pflege­ kraft muss beweisen, dass der Schaden auch ohne Fehler entstanden wäre bzw. der Fehler nicht ursächlich für den Schaden war

Das Strafrecht gehört dagegen dem öffentlichen Recht an, das die Beziehungen zwischen Bürger und Staat regelt. Es ist im Strafgesetzbuch (StGB) verankert. Ein Strafverfahren kommt in der Regel dadurch in Gang, dass die Staatsanwaltschaft Er­ mittlungen einleitet und Anklage erhebt. Im Strafprozess werden die Beweise von Amts we­ gen erhoben. Hier gibt es keine Beweiserleichterun­ gen. Vielmehr muss das Gericht die volle Überzeu­ gung von der Täterschaft gewinnen, andernfalls gilt der Grundsatz: „Im Zweifel für den Angeklagten“ (in dubio pro reo).

Merke Strafverfahren und Zivilverfahren sind selbst­ ständig und voneinander unabhängig. Eine Strafverfolgung ist neben der zivilrechtlichen Durchsetzung von Schadensersatzansprüchen möglich.

Wann kann eine Pflegefachkraft zivilrechtlich und wann strafrechtlich zur Verantwortung ge­ zogen werden?

2.4.2 Instrumente zur Wahrnehmung der Fachaufsicht Die Pflegedokumentation mit der Pflegeplanung als zentrales Handlungsinstrument für die Pflegekräf­ te hilft, den Pflegeprozess eines Pflegebedürftigen zeitnah zu gestalten und zu überwachen. Die Be­ zugspflegekraft ist für die Qualität und fachlich kor­ rekte Pflegeprozessplanung und für die Durchfüh­ rung der Pflege verantwortlich (s. S. 54 ff.). Pflegeprozessplanung

kollegiale Pflegevisite

Instrumente

Pflegedokumentation

Pflegevisite 1  Instrumente zur Wahrnehmung der Fachaufsicht

Die in LF 3 Kap. 2.2 aufgeführten Methoden und Instrumente der Qualitätsentwicklung und -siche­ rung geben der Pflegefachkraft eine Handlungs­ orientierung bei der Erfüllung ihrer Fachaufsicht. Fachlich überwacht werden die Pflegefachkräfte von der verantwortlichen Pflegefachkraft, also der Pflegedienstleitung (PDL). Die Pflegevisite hat eine zentrale Bedeutung bei der fachlichen Überwachung des Pflegeprozesses. Durch sie werden das fachlich korrekte Handeln, die Schlüssigkeit und Transparenz der Pflegedokumen­ tation und Pflegeprozessplanung sowie deren Indi­ vidualität überprüft. Die Pflegevisite sollte so weit wie möglich von der verantwortlichen Pflegefach­ kraft durchgeführt werden. Auf diese Weise behält sie den Gesamtüberblick über z. B. ●● ●● ●●

die Qualität der Pflegedokumentation das professionelle Handeln ihrer Mitarbeitenden die Zufriedenheit der Pflegebedürftigen

720

LF_3_673-726-Kap1u2.indd 720

24.04.2013 11:53:23 Uhr

Beschwerdemanagement

●● ●●

den Zustand der Räumlichkeiten die Notwendigkeit von Neuanschaffungen für Pflegehilfsmittel wie Lifter, Pflegematerialien

Die Auswertung der schriftlichen Protokolle der Pflegevisite unterstützen die verantwortliche Pfle­ gefachkraft, den Fortbildungsbedarf und die Op­ timierung der Pflegeprozessplanung im Einzelfall und insgesamt festzustellen. Kollegiale Pflegevisiten sind als Ergänzung möglich. Hier visitieren Pflegefachkräfte ihre Kolleginnen.

Merke Die Besprechung der Ergebnisse einer Pflegevi­ site in einer Fallbesprechung gibt dem gesam­ ten Team die Möglichkeit, an der Verbesserung eines Pflegeprozesses mitzuwirken.

Info

3.2

müssen sie systematisch erfasst und ausgewertet werden. Hierfür wird in Pflegeeinrichtungen das Be­ schwerdemanagement erarbeitet.

2.5.1  Kriterien Damit Beschwerden von allen Mitarbeitenden in gleicher Form erfasst werden, ist eine Verfahrens­ anweisung oder ein Ablaufplan notwendig. Das Beschwerdemanagement ist eine Qualitätsmetho­ de mit starkem Kundencharakter, d. h., neben der rein formalen Systematisierung der Beschwerdean­ nahme und -bearbeitung ist das kommunikative Verhalten der Mitarbeitenden bei der Beschwerde­ annahme ein wichtiger Faktor für das erfolgreiche Verfahren. Aus diesem Grund sollten alle Mitarbeitenden bei der Einführung des Beschwerdemanagements für die prak­tische Durchführung eingehend geschult werden.

Eine Verfahrensanweisung zur Pflegevisite befindet sich auf der beiliegenden CD.

Info Die beigefügte CD enthält eine Verfahrens­ anweisung zum Beschwerdemanagement.

Merke Die Fachaufsicht und die Verantwortung für die Richtigkeit der pflegerischen Handlungen werden auf den jeweiligen Hierarchieebenen in der Pflegeeinrichtung wahrgenommen. Die Qualitätsinstrumente und -methoden des ein­ richtungsspezifischen Qualitätsmanagements un­terstützen die Pflegefachkräfte bei der Wahr­ nehmung ihrer Fachaufsicht.

Info Eine Übersicht über qualitative Methoden zur Wahrnehmung der Fachaufsicht befindet sich auf der beiliegenden CD.

Damit das Beschwerdemanagement nicht nur als Qualitätsinstrument, sondern als Teil der Unterneh­ menskultur von den Kunden erlebt wird, ist darauf zu achten, dass ●● ●● ●●

●●

●●

●●

●●

2.5  Beschwerdemanagement Die Beschwerden der Kunden bieten in der Quali­ tätssicherung eine wichtige Grundlage für den kon­ tinuierlichen Verbesserungsprozess. Um die Beschwerden effizient für die Optimierung von Leistungen und Abläufen nutzen zu können,

●●

●●

●●

jeder Mitarbeitende Beschwerdeempfänger ist jede Beschwerde willkommen ist der Mitarbeitende nicht eine Debatte mit dem sich beschwerenden Kunden beginnt das Beschwerdeprotokoll sofort ausgefüllt und weitergeleitet wird mit dem Kunden eine Frist für die Rückmeldung vereinbart wird der Kunde termingerecht eine Rückmeldung er­ hält die Maßnahmen zur Beschwerdebehebung zeit­ nah erfolgen der Kunde nach Durchführung der Maßnahmen über seine Zufriedenheit befragt wird ggf. erneut Maßnahmen zur Optimierung bzw. Anpassung ergriffen werden die Mitarbeiteenden über die Auswertung des Beschwerdemanagements und seine Folgen jähr­ lich informiert werden

721

LF_3_673-726-Kap1u2.indd 721

24.04.2013 11:53:23 Uhr

An qualitätssichernden Maßnahmen in der Altenpflege mitwirken

3 1  Leitfaden Beschwerdegespräch

1. Gesprächs­einstieg ­finden

Begrüßung des Gesprächspartners wie einen Gast Angenehme Gesprächsatmosphäre schaffen, das Telefon abstellen, Platz und ­Getränk anbieten Gesprächsthema und -rahmen benennen und bestätigen lassen

2. Sichtweisen ­aus­tauschen

Eigene Perspektive ruhig darstellen Dem Gegenüber aktiv zuhören, offene Fragen stellen, wie, wann, wo usw., die Aussagen des Gesprächspartners wiederholen, um Verständnis zu sichern Hintergründe und Interessen berücksichtigen, sich in die Lage des ­Gesprächspartners versetzen Das Gespräch bis hierhin zusammenfassen

3. Lösungen ­erarbeiten und ­zusammenfassen

Vorschläge beider Seiten sammeln, aber noch nicht bewerten! Beiderseitige Interessen berücksichtigen Kompromisslinie erkunden Eigene Handlungsbereitschaft verdeutlichen

4. Verein­barung ­sichern

Übereinstimmungen zusammenfassen Konkrete Handlungen vereinbaren und festhalten: Wer macht was mit wem bis wann? Ggf. Folgetermin verabreden Reflexion des Gesprächs: Was war gut, was möchte ich nächstes Mal ­anders machen?

2.5.2  Zielgruppe Liegt dem einrichtungsspezifischen Qualitätsma­ nagement die Idee des kontinuierlichen Verbesse­ rungsprozesses zugrunde, gilt es, alle Kundengrup­ pen in das Beschwerdemanagement einzubeziehen. Dazu gehören auch die Mitarbeitenden einer Pfle­ geeinrichtung. Denn aus Sicht des Managements sind auch die Mitarbeitenden Kunden. Damit Mitarbeitende offen Beschwerden vorbrin­ gen und sie auch genauso offen von Pflegebedürf­ tigen, Angehörigen, Betreuern usw. entgegenneh­ men, bedarf es einer positiven Fehlerkultur in einer Einrichtung. Das bedeutet, das Management sieht Fehler als willkommene Ereignisse, um Verbesse­ rungsschritte zu initiieren. Mitarbeitende haben dann keine Angst, Fehler einzugestehen, und im Team wird nicht viel Energie darauf verwandt, die Schuld­ frage zu stellen.

Merke Eine großzügige und unbürokratische Bearbei­ tung von Beschwerden hilft der Einrichtung bei ihrer kontinuierlichen Qualitätsverbesserung und bringt eine positive Mund-zu-Mund-Werbung.

2.6  Risikomanagement Das Risikomanagement ist wie das Beschwerdema­ nagement ein Teil der Qualitätsentwicklung und -sicherung einer Einrichtung. Ziel eines Risikoma­ nagements ist es, pflegerische und betriebswirt­ schaftliche Risiken zu erkennen und zu minimieren. Das Risikomanagement unterscheidet drei  Risiko­ gruppen: spezifische, schwer kalkulierbare und in­ terne unspektakuläre Risiken (s. Tab. 1, S. 723):

722

LF_3_673-726-Kap1u2.indd 722

24.04.2013 11:53:24 Uhr

Risikomanagement

3.2

1  Einleitung von Risiken in Risikogruppen

Spezifische Risiken

Schwer kalkulierbare Risiken

Interne unspektakuläre Risiken

Dekubitus

Streik

Aufbau- und Ablauforganisation

Fixierung

Umweltkatastrophen

Interne Kommunikation

Dehydratation

Energieausfall

Controlling

Sturz usw.

Epidemien usw.

Soziales Klima usw.

2.6.1  Risikomanagement in der Pflege Um die Ergebnisqualität des Pflegeprozesses zu si­ chern, wird in fünf Schritten vorgegangen: ●● ●● ●● ●● ●●

Risikoidentifizierung Risikoanalyse Risikobewertung Ergreifen von Maßnahmen Risikosteuerung

Für die Risikoanalyse können die Qualitätsmetho­ den und -instrumente genutzt werden: ●● ●● ●● ●● ●● ●●

Pflegevisite Beschwerdemanagement Mitarbeitergespräche Kunden- und Mitarbeiterbefragung Qualitätsaudit Ergebnisse der MDK-Prüfung

Sind die Risiken erkannt und analysiert, sollte ein vorbeugender Schutz für die Pflegekunden geleis­ tet werden. Klassische Risiken sind z. B. Dekubitus-, Kontraktur- und Sturzgefahr sowie die Gefahren der Fehlernährung und Dehydratation. Jede Pflegeeinrichtung sollte ihre Risiken individuell einschätzen und das Risikomanagement nach Prio­

ritäten aufbauen. Dabei bewertet sie den Schwere­ grad z. B. nach der Wahrscheinlichkeit, mit der das Risiko eintritt (s. Tab. 2). Sind die Risiken nach Prioritäten gewichtet, wer­ den in einem weiteren Schritt die Risikostrategie, die Zuständigkeiten und die Verantwortlichkeiten geregelt. Für die jeweiligen Risiken werden Bewer­ tungskriterien und Einflussfaktoren bestimmt. Be­ wertungskriterien für ein zu beachtendes Risiko können z. B. sein: ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●●

Dekubitusgefahr Kontrakturgefahr Mangelnde Flüssigkeitsaufnahme Thrombosegefahr Schmerzen Eigengefährdung Verkennen von gefährdenden Situationen

Bei den Pflegebedürftigen werden die zutreffenden Bewertungskriterien erhoben. Danach fällt die Be­ urteilung der Risikointensität leichter. Für jedes Bewertungskriterium können Risikostufen mit Kriterien für die Einschätzung und Handlungs­ unterstützungen formuliert werden.

2  Beispielvorlage für eine Risikobewertung nach Prioritäten

Eintritt sehr wahrscheinlich Existenzgefährdendes Risiko

A

Schwerwiegendes Risiko

B

Mittleres Risiko

C

Geringes Risiko

D

Eintritt un­ wahrscheinlich

Eintritt ­möglich

Eintritt wahr­ scheinlich

723

LF_3_673-726-Kap1u2.indd 723

24.04.2013 11:53:24 Uhr

An qualitätssichernden Maßnahmen in der Altenpflege mitwirken

3

1  Risikoeinschätzung bei mangelnder Flüssigkeitsaufnahme

Risiko

Einschätzungskriterien

Mittleres Risiko

Pflegebedürftiger nimmt weniger als 1.000 ml/Tag zu sich. Anregun­ gen, Bereitstellung und vermehrte Ansprache führen zu keiner Ver­ besserung. Anzeichen der Aus­ trocknung: trockene Achselhöhlen und fehlende Speichelanhäufung unter der Zunge

Unterstützung für die Pflegeprozessplanung ●●

●●

Pflegebedürftiger nimmt weniger als 700 ml/ Tag zu sich. Alle Maßnahmen haben nicht zur Verbesserung geführt.

Trinkmenge für 24-Stunden-Rhythmus mit Arzt abstimmen

●●

Trinkprotokoll und Flüssigkeitsbilanz führen

●●

Getränke bei Aspirationsgefahr andicken

●●

Reaktionen auf Getränke dokumentieren

●●

Hohes ­Risiko

Risikoabwägung mit Pflegebedürftigem und Betreuer besprechen

●●

zum Trinken mit angenehmen Reizen ­motivieren, Aromapflege, Snoezelen Risikoabwägung mit Pflegebedürftigem und Betreuer besprechen

●●

Kooperation mit dem Arzt intensivieren

●●

anregende Mundpflege

●●

Trinken schluckweise oder mit Löffel anbieten

●●

Evtl. Infusionen überwachen

●●

●●

wenn die Sterbephase eintritt, Mund mit ­Lieblingsgetränken befeuchten Fachgespräch mit ethischer Abwägung im Team

Für das Risikomanagement sind die Zuständigkei­ ten und Verantwortlichkeiten eindeutig zu re­ geln. Wenn die Einrichtung ein Bezugspflegesys­ tem organisiert hat, ist die Bezugspflegekraft für die Risikoeinschätzung und das Ergreifen der erfor­ derlichen Maßnahmen verantwortlich. Bei Unsicher­ heiten kön­nen ihr eine Pflegevisite und eine Fallbe­ sprechung Unterstützung bieten. Die Anbieter von Pflegedokumentationen haben in ihre Produkte Formulare zur Risikoeinschätzung in­ tegriert. Diese Instrumente zur Risikoeinschätzung entsprechen den Forderungen des MDK. Dazu ge­ hört die Einschätzung von Risiken wie z. B. ●● ●● ●●

Sturzrisiko Dekubitusrisiko Ernährungsrisiko

Merke Die Expertenstandards sind ebenfalls ein Ins­ trument des Risikomanagements. Sie helfen, Gefahren frühzeitig zu erkennen und Maß­ nahmen nach dem aktuellen Stand der wissen­ schaftlichen Erkenntnisse zu ergreifen.

2.6.2  Risikomanagement außerhalb der Pflege In einer Pflegeeinrichtung gibt es außerhalb der Pflege weitere Risikobereiche, die es ebenfalls zu identifizieren gilt. Für die Hauswirtschaft gibt es den HACCP (Hazard Analysis and Critical Control Point). Er bestimmt hy­ gienische und lebensmitteltechnische Kriterien, die es zu beachten gilt, wie z. B. ●● ●●

Keimbildungsrisiken Salmonellenrisiken

724

LF_3_673-726-Kap1u2.indd 724

24.04.2013 11:53:24 Uhr

Risikomanagement

Beispiel Risikomanagement in Bezug auf ­Mahl­zeitenkomponenten

© picture alliance / JOKER

• Kontinuierliche Messung der Temperatur im Lebensmittelkühlschrank (max. 7 °C) mit ei­ nem Minimum-Maximum Thermometer • Aufbewahrung von Mahlzeitenkomponen­ ten, sogenannte Rückstellproben

3.2

Nach dem Motto „Gefahr erkannt, Gefahr gebannt“ hilft das Qualitätsmanagement, Fehler aufzuspü­ ren, Verbesserungspotenziale zu nutzen und die Qualität zu optimieren.

Merke Wichtig ist das Einbeziehen der Mitarbeitenden aller Bereiche einer Pflegeeinrichtung, um ein Verständnis für die Risiken zu erreichen und gemeinsame Maßnahmen zu entwickeln.

Aufgaben 1. Recherchieren Sie in Ihrer Einrichtung, wie das Risikomanagement aufgebaut ist und welche Bereiche involviert sind. 2. Erstellen Sie eine Risikobewertung zum Be­ reich mangelnde Bewegung.

1  Kontrolle der Kühlschranktemperatur

Das Risikomanagement wird hier z. B. mit Reini­ gungs- und Desinfektionsnachweisen sichergestellt, um kritische Bereiche zu lenken und zu steuern. Für den wirtschaftlichen Bereich einer Pflegeeinrich­ tung wirkt das Risikomanagement als Frühwarnsys­ tem, um finanzielle Schieflagen zu erkennen und gegenzuwirken. Monatliche Auswertungen helfen, die Personalkos­ ten als Hauptkostenfaktor eines Dienstleistungsun­ ternehmens mit den Einnahmen durch Heim- oder Pflegeentgelte abzugleichen. Sind die Kosten durch die Einnahmen nicht mehr zu decken, muss das Management Maßnahmen ergreifen, um die Wirt­ schaftlichkeit der Einrichtung zu gewährleisten. Mög­liche Maßnahmen sind: ●● ●●

●●

●●

Belegung im stationären Bereich steigern neue Leistungen für den ambulanten Bereich entwickeln, um Zusatzeinnahmen zu erzielen die Planung für den Einsatz von Personal ­optimieren die Fehlzeiten des Personals senken

3. Welche Risiken birgt gestörte Nachtruhe? Zählen Sie mögliche Folgen auf und erstel­ len Sie Ihre Prioritätenliste nach den wich­ tigsten Risiken.

Literatur Heiber, A. (2008): Die neue Pflegeversiche­ rung: Der Antrag – die Pflegestufen – die Leis­ tungen: Ihre neuen Möglichkeiten und Chan­ cen. Wien: Linde Schweizer, T. (2008): Die Pflegevisite – ein Ins­ trument zur Qualitätssicherung. Norderstedt: GRIN Verlag Vergnaud, M. (2002): Beschwerdemanage­ ment: Hohe Leistungsfähigkeit durch Kunden­ kritik. Altenpflege professionell. Urban & Fischer Verlag Weigert, J. (2008): Der Weg zum leistungs­ starken Qualitätsmanagement. Ein praktischer Leitfaden für die ambulante, teil- und vollsta­ tionäre Pflege. 2. Aufl., Hannover: Schlütersche Verlagsgesellschaft

725

LF_3_673-726-Kap1u2.indd 725

24.04.2013 11:53:25 Uhr

4

Lernfeld

4.1

Berufliches Selbstverständnis entwickeln

1.1 Entwicklung der Pflege 1.2 Altenpflege als Beruf 1.3 Umgang mit Konfliktsituationen 1.4 Bildung in der Altenpflege 1.5 Berufspolitische Interessen­vertretung © Pic

c ture-Fa

tor y – Fotolia .com LF_4_727_754-Kap1.indd 729

24.04.2013 12:07:25 Uhr

4

1

Berufliches Selbstverständnis entwickeln

Berufliches Selbstverständnis entwickeln

Altenpflege ist ein Beruf, der ein hohes Maß an Fachwissen, Methoden- und sozialer Kompetenz, Verantwortungsbewusstsein und Selbstständigkeit voraussetzt. Er bietet aber auch viele Vorteile, z. B. attraktive Teilzeitangebote, wohnortnahe Arbeitsplätze, vielfältige Aufstiegsmöglichkeiten – und nicht zuletzt Zukunftssicherheit. Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung werden Alten­pflegerinnen mehr denn je gebraucht – jetzt und in Zukunft. Da scheint es nur selbstverständlich, dass der Altenpflegeberuf an spezialisierten Schulen und im Rahmen einer dreijährigen Ausbildung unterrichtet wird. Doch dies ist gar nicht so selbstverständlich, wie es auf den ersten Blick scheint, denn die Ursprünge der beruflichen Altenpflege sind noch relativ jung. Dieses Kapitel zeigt deshalb zunächst die Entwicklung der Pflege von einer vorberuflichen Tätigkeit über einen anerkannten Beruf hin zum gestützten professionellen Handeln auf der Basis pflegewissenschaftlicher Erkenntnisse. Im Anschluss daran wird beschrieben, wie umfangreich und abwechslungsreich altenpflegerisches Handeln ist und welche Kompetenzen benötigt werden, um kranke, pflegebedürftige und behinderte alte Menschen personenbezogen, situationsangemessen und würdig pflegen zu können.

1.1  Entwicklung der Pflege Um die derzeitige Situation und Stellung der Altenpflege in Deutschland verstehen zu können, sind das Wissen und die kritische Reflexion um ihre geschichtliche Entwicklung von großer Bedeutung. Nur so ist nachvollziehbar, warum bestimmte Aufgaben im Rahmen der Gesundheitsversorgung von der Pflege übernommen werden und andere nicht oder warum die gesellschaftliche Wahrnehmung und Anerkennung des Altenpflegeberufs so und nicht anders ist. Auch hilft das Wissen um die Geschichte, Fehler nicht zu wiederholen.

Merke „Geschichte ist nicht nur Geschehenes, sondern Geschichtetes – also der Boden, auf dem wir stehen und bauen.“ (Hans von Keler)

Kranke, pflegebedürftige und behinderte alte Menschen, die Hilfe und Betreuung benötigen, gibt es schon, solange es Menschen auf dieser Erde gibt. Bereits prähistorische Wandmalereien zeigen die Versorgung alter Stammesmitglieder durch den Clan. Was sich aber über die Jahrtausende verändert hat, ist das Verständnis von Pflege. In der Prähistorie, einer frühen kulturgeschichtlichen Epoche (ca. 30.000 v. Chr.), lebten die ersten Menschen in Stammesverbänden zusammen. Der Tagesablauf war von der Jagd und dem Sammeln von Früchten ebenso wie von dem Schutz vor Wind und Wetter und wilden Tieren bestimmt. Gelebt, gearbeitet und gestorben wurde im Stammesverband. Durch die geringe Lebenserwartung gab es nur sehr wenige alte Menschen. Aufgrund ihrer Lebenserfahrung genossen sie hohes Ansehen unter den anderen Stammesmitgliedern. Nicht selten gaben sie ihre Erfahrungen durch Erzählungen an die nachfolgenden Generationen weiter. Auch bei Krankheit oder Pflegebedürftigkeit waren sie in die Gemeinschaft integriert.

Info Der Film „Ayla und der Clan des Bären“ (USA 1986) veranschaulicht sehr schön, wie die Pflege alter und kranker Menschen in prähistorischer Zeit verlaufen sein könnte. Der Film spielt in Europa vor ungefähr 35.000 Jahren in der Zeit, wo der Homo sapiens den Neandertaler zu verdrängen beginnt. Geschildert wird die Lebensgeschichte der jungen Ayla, die als Kind ihre Eltern verliert und kurz darauf von einem Säbelzahntiger angegriffen und schwer verletzt wird. Ein vorbeiziehender Stamm findet sie, pflegt sie gesund und zieht sie auf.

730

LF_4_727_754-Kap1.indd 730

24.04.2013 12:07:25 Uhr

Entwicklung der Pflege

Medizinmänner, Schamanen oder heilkundliche Frauen behandelten während der Prähistorie Erkrankungen, indem sie entweder die Götter beschworen, um die Dämonen zu vertreiben, oder die Heilwirkung von Pflanzen oder ihren Säften einsetzten.

4.1

Auch während dieser Zeit galt das Alter als Höhepunkt der menschlichen Reife. Alten Menschen wurden die Eigenschaften Weisheit und Gutmütigkeit zugeschrieben, in Konfliktsituationen wurde ihr Rat gesucht.

© Picture-alliance / akg-images / Erich Lessing

© Picture-alliance / akg

Die Teilnahme am öffentlichen Leben umfasste neben religiösen Riten auch die Inanspruchnahme öffentlicher Dienste, wie z. B. die Behandlung durch Heiler. In Ägypten gab es ein erstes differenziertes System aus Heilberufen, vom Arzt über den Masseur bis hin zu Apothekern. Medizin und Pflege waren zu dieser Zeit noch nicht voneinander getrennt und basierten sowohl auf Aberglauben wie Erfahrungswissen. Die Versorgung fand in der Lebenswelt der Menschen statt, im Tempel oder Wohnhaus.

1  Schamane

Merke In prähistorischer Zeit waren alte, kranke und pflegebedürftige Menschen etwas Normales und fester Bestandteil der Gemeinschaft. Ihre Behandlung basierte entweder auf magischreligiösen Vorstellungen oder natürlichen Essenzen.

Erste Belege für beruflich Pflegende finden wir im Altertum (ca. 3000 – 600 v. Chr.). Im Rahmen der Evolution hatte sich der Homo sapiens durchgesetzt. Seine Veranlagung befähigte ihn dazu, neue Landschaften zu erschließen und technische Erfindungen umzusetzen. Es entstanden die ersten Stadtkulturen, wie z. B. Babylon im Nahen Osten oder Theben in Ägypten, in denen nicht mehr nur einzelne kleine Stammesverbände, sondern ganze Völker zusammenlebten. Durch die kulturellen Errungenschaften stiegen Lebenserwartung und -qualität sowie die Anzahl alter Menschen.

2 Statue des Imhotep, ein ägyptischer Hohepriester (um 2700 v. Chr.)

Merke Im Altertum wurden rein magisch-religiöse Vorstellungen und Behandlungsmethoden um Erfahrungswissen und Versuche erweitert. Es entstanden die ersten Heilberufe, wobei Medizin und Pflege noch nicht voneinander getrennt waren.

731

LF_4_727_754-Kap1.indd 731

24.04.2013 12:07:27 Uhr

4 In der Antike (ca. 600 v. Chr. – 500 n. Chr.) wurde die Grundlage für unser heutiges Verständnis von Medizin und Heilung gelegt. In den Stadtstaaten Griechenlands und in Rom bildete sich ein erstes Staatswesen aus, das schon viele Grundzüge moderner Staaten hatte. Neben politischen Gremien gab es ein dichtes Netz an Gesundheitseinrichtungen, vornehmlich zur persönlichen Hygiene, z. B. Thermalbäder oder zur körperlichen Ertüchtigung, z. B. Gymnasien. Die Vorstellung ist weit verbreitet, dass eine gesunde Lebensführung (Diätetik) Krankheiten verhindern und zu einem langen Leben führen kann. Der alte Mensch war aufgrund seiner Weisheit, die auf Leistungen in jungen Jahren und entsprechenden Erfahrungen gründete, zu ehren. Alte Menschen übernahmen hohe politische Ämter und genossen Amt und Würden (z. B. im Senat). Die medizinisch-pflegerische Behandlung kranker, pflegebedürftiger und alter Menschen fand vorwiegend im häuslichen Bereich durch Heiler, Ärzte oder in der Heilkunde ausgebildete Priester statt. Darüber hinaus gab es auch die Möglichkeit, zur Heilung in einen Tempel zu gehen, dort zu schlafen und durch die Götter geheilt zu werden.

Berufliches Selbstverständnis entwickeln

Info Die Vier-Säfte-Lehre erklärt die Entstehung und Heilung von Krankheiten auf der Grund­lage eines Ungleichgewichts der vier Körpersäfte Blut und Schleim sowie gelbe und schwarze Galle. Körperliche Symptome werden nicht durch übernatürliche Ursachen hervorgerufen, sondern sie dokumentieren das Bestreben des Körpers, kranke Säfte unschädlich zu machen und auszuscheiden. Mit der Vier-Säfte-Lehre wurde die Aufmerksamkeit auf den menschlichen Körper als Grundlage für Krankheiten und die Bedeutung der Anatomie gelegt.

Die Vorstellung, dass Gesundheit und Krankheit beeinflussbar sind, stammt auch aus der Antike, und zwar vom römischen Philosophen und Staatsmann Seneca (1  v. Chr.– 65  n. Chr.). Er beschrieb, dass Menschen aufgrund ihres Körpers bedürftig werden und fasste unter Diätetik alle Maßnahmen zur Gesunderhaltung oder Heilung zusammen. Wichtig war vor allen Dingen eine geregelte und ausgewogene Lebensweise.

© Akg-images

Merke In der Antike wurde die Grundlage für unser Verständnis von Medizin und Heilung gelegt. Es entstanden die ersten auf Beobachtung und Erfahrungswissen basierenden Erklärungsmodelle für Gesundheit und Krankheit. Darüber hinaus wurde die Bedeutung der gesunden Lebensführung beschrieben.

1  Tempelschlaf

Der griechische Arzt Hippokrates (460 – 370 v. Chr.) gilt als der Begründer der wissenschaftlich fundierten Heilkunst. Er hat auf Erfahrungswissen basierende Heilmethoden angewendet und die ersten klinischen Fallstudien beschrieben. Diese fasste er in einem Vier-Säfte-Modell zusammen, das erklärt, warum Menschen krank und gesund werden.

Durch die Verbreitung des christlichen Glaubens und Wertesystems in Europa und im Nahen Osten und mit dem Zerfall des Römischen Reiches kam es im Mittelalter (5.–15. Jahrhundert) zu einem bedeutenden Wandel in der Heilkunde. Die im Matthäus-Evangelium beschriebenen fünf Grundlagen der Barmherzigkeit regelten das Leben. Nur wer sich nach dem Vorbild Christi an sie hält und vor dem „Jüngsten Gericht“ besteht, hatte nach damaligem Glauben eine Chance, ins Himmelreich einzu­gehen. Die Grundlagen der Barmherzigkeit sind:

732

LF_4_727_754-Kap1.indd 732

24.04.2013 12:07:29 Uhr

Entwicklung der Pflege

●● ●● ●● ●●

Kleidung für Arme und Pilger Essen und Trinken für die Bedürftigen Herberge für die Pilger Pflege Kranker Gefangene besuchen

Info Im Roman/Film „Der Name der Rose“ von Umberto Eco (1980) wird anschaulich das damals vorherrschende Menschenbild beschrieben bzw. gezeigt. Die Geschichte handelt vom Franziskanerpater William von Baskerville, der als Ermittler die Mordfälle in einem Kloster im 13. Jahrhundert aufklären soll. Dabei stößt er auf die Widersprüche zwischen dem Glauben und der Realität geprägten Welt.

Infolge der Völkerwanderung, der Errichtung großer Königreiche, die im dauerhaften Kampf miteinander waren, der Kreuzzüge sowie der Pest herrschten während des Mittelalters Not und Elend in Europa. Die medizinisch-pflegerische Versorgung lag meist in den Händen religiöser Einrichtungen und Personen. Die Versorgung von alten, kranken, pflegebedürftigen Menschen wurde als „Caritas“, Dienst am Menschen, gesehen. Sie war somit viel eher religiöse Lebensaufgabe als Beruf. Alte, kranke, pflegebedürftige Menschen zu pflegen war gelebter Ausdruck einer christlich geprägten Grundhaltung. Es war in der Regel auch mit einem Leben innerhalb eines Ordens verbunden und bedurfte keiner Ausbildung. So entstanden im 6. und 7. Jahrhundert durch die Benediktinermönche die ersten Hospitäler in Deutschland und in Jerusalem wurde 1128 das erste Hospital zur Pflege von deutschsprachigen Pilgern gegründet. Die Versorgung bedürftiger Menschen fand nun erstmals an spezialisierten Orten, meist hinter verschlossenen Türen und verborgen, statt.

In der Frühen Neuzeit (16.–17. Jahrhundert) kam es durch politische Unruhen und neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu einer gravierenden Veränderung in der Heilkunde. Heilkundige Frauen wurden infolge der kirchlichen Hexenverbrennung auf dem Scheiterhaufen verbrannt, weil ihnen unterstellt wurde, dass sie mit bösen Dämonen im Bunde seien. Medizinisch-pflegerische Versorgung durften nur von der Kirche anerkannte Personen und Organisationen leisten. Zur gleichen Zeit kam es zur endgültigen Trennung von Medizin und Pflege, die auch heute noch Bestand hat. Der Beruf des Arztes gründete sich nun vorrangig auf naturwissenschaftliche Erkenntnisse, während die Pflege für die Betreuung zuständig war und keines spezifischen Wissens bedurfte. Erst im 18. und 19. Jahrhundert erfolgt die Emanzipation der Pflege, was allerdings zahlreichen Einzelpersonen zu verdanken ist, z. B.: ●● ●● ●●

Franz Anton Mai (1742 –1814) Theodor Fliedner (1800 –1864) Florence Nightingale (1820 –1910)

Alle genannten Personen haben sich um die Ausbildung Pflegender verdient gemacht, und zwar in einer Zeit, in der Pflegehandeln als unspezifische Tätigkeit und nicht als Beruf angesehen wurde. Deshalb hat mit dem Engagement dieser Personen auch die Ära der Berufskrankenpflege begonnen. Florence Nightingale ist zudem eine der Begründerinnen der Pflegewissenschaft als Basis professionellen pflegerischen Handelns. © Picture-alliance / united archives

●●

4.1

Merke Aus dem christlichen Glauben und Wertesystem kommt die Vorstellung, dass Pflege aus Nächstenliebe zu erfolgen habe. 1  Florence Nightingale

733

LF_4_727_754-Kap1.indd 733

24.04.2013 12:07:29 Uhr

Info Dass immobile und dekubitusgefährdete Menschen alle zwei Stunden umgelagert werden sollen, wird bereits nach kurzem Praxiseinsatz erlernt. Kaum jemand weiß aber, wo der Ursprung für dieses Zeitintervall liegt. Während des Krimkriegs hat Nightingale in ­einem Feldlazarett gearbeitet. Dabei ist ihr aufgefallen, dass viele der verwundeten Soldaten Druckgeschwüre entwickelt haben. Um dem vorzubeugen, hat sie alle Soldaten regelmäßig gewendet. Dies hat gut zwei Stunden gedauert. Da sie dadurch aber nicht jedem helfen konnte, hat sie angefangen, die Wirksamkeit der Lagerungen zu hinterfragen. Dies war die Geburtsstunde der Pflegewissenschaft.

1.2  Altenpflege als Beruf Geschichtlich betrachtet ist der Altenpflege­beruf noch relativ jung. Im Gegensatz zur Kranken­pfle­ge, die ihre Wurzeln zusammen mit der Medizin bereits vor Christi Geburt hat, ist die professionelle Altenpflege modernen Ursprungs. Sie hat sich aufgrund gesundheitspolitischer Bedürfnisse aus den bekannten Pflegeberufen heraus entwickelt. Die steigende Anzahl alter und gerontopsychiatrisch erkrankter Menschen und der daraus resultierende Pflegebedarf sind schon früh als gesellschaftliches und individuelles Problem erkannt worden. Die Folge war eine Differenzierung der Arbeits­ felder in den Gesundheitsberufen, wie allgemeine Krankenpflege, Kinderkrankenpflege, Altenpflege usw.

Berufliches Selbstverständnis entwickeln

Jeder Einzelne von ihnen ist ein Individuum mit spezieller Lebenserfahrung, aber auch mit einem hohen Bedarf an Pflege, Betreuung und Begleitung aufgrund von Alter, Krankheit oder Behinderung. Um diese Hilfe fachgerecht leisten zu können, bedarf es Menschlichkeit und Fachlichkeit. Dazu zählen wissenschaftlich fundiertes Wissen, praktisch eingeübte Fertigkeiten und eine auf Wertschätzung basierende Grundhaltung. All dies ist erlernbar.

Merke Die Bedeutung von Pflege setzt sich heute aus drei Komponenten zusammen: 1. Pflege als urtypische menschliche Tätigkeit und Aufgabe 2. Pflege als Berufsfeld unter anderen in den Heilberufen 3. die Pflegewissenschaft, die durch Forschung und Lehre zur Professionalisierung und Optimierung der pflegerischen Versorgung beitragen will.

Pflege beginnt für jeden Menschen bereits morgens beim Aufstehen, beim Gang ins Bad, beim Frühstücken oder bei der Unterhaltung mit der Familie. Diese Pflege kann auch als Selbstpflege bezeichnet werden. Sie dient dazu, die Gesundheit zu stärken und Krankheit vorzubeugen. Solche und ähnliche Verhaltensweisen sind in fast jeder Kultur der Menschheitsgeschichte zu finden. Sie sind Ausdruck des menschlichen Bestrebens, ein möglichst glückli© Werner Krüper

4

1.2.1  Pflegeverständnis Pflege ist ein interaktiver, kommunikativer und berührender Beruf und eine Tätigkeit. In der Pflege zu arbeiten, bedeutet, sich auf eine Beziehung mit hilfsbedürftigen Menschen und ihren Angehörigen einzulassen und sie in jeder Lebensphase würdevoll zu begleiten und zu pflegen.

1  Morgentoilette

734

LF_4_727_754-Kap1.indd 734

24.04.2013 12:07:30 Uhr

Altenpflege als Beruf

© Werner Krüper

4.1

ches Leben in Gesundheit und ohne Probleme führen zu wollen. Insofern stellt Selbstpflege eine Herausforderung und Aufgabe an den Menschen dar: Pflege dich, damit es dir gut geht.

Merke Selbstpflege bezeichnet alle Tätigkeiten, um die Gesundheit zu erhalten oder verlorene Fähigkeiten wiederzuerlangen.

1  Pflegepraxis

schaft und -forschung herausragende Bedeutung zu. Sie umfasst gesellschaftlich relevante Forschung und Lehre, um ein höchstmögliches Maß an Versorgungsqualität zu gewährleisten und der Pflege den ihr gebührenden Stand innerhalb der Heilberufe und der Gesellschaft zu ermöglichen. Dazu ist es nicht nur notwendig, wissenschaftlich gesicherte Pflegeinterventionen zu erforschen und zu lehren, sondern auch, sich politisch zu beteiligen und der Pflege eine Stimme zu geben.

Merke Pflegewissenschaft ist die Disziplin, die durch Forschung neues Wissen in Form von Theorien und methodischem Handeln schafft. Sie gibt dies durch Lehre und Projekte an die Praxis weiter.

© Rockstar0815 – Fotolia.com

Die Pflege durch andere kommt erst dann zum Tragen, wenn Menschen aufgrund von Alter, Krankheit, Pflegebedürftigkeit und/oder Behinderung nicht mehr in der Lage sind, sich selbstständig zu pflegen oder diese Fähigkeit ohne professionelle fachliche Unterstützung zu verlieren drohen. Pflege ist also insoweit stellvertretende Übernahme der Selbstpflege alter Menschen, als sie diese bei ihren Problemen unterstützt und dazu anleitet, sich selbst zu pflegen. Altenpflege darf dabei aber nicht mit Krankenpflege verwechselt werden. Deren vornehmliche Aufgabe ist die Assistenz bei der Durchführung diagnostischer und therapeutischer Aufgaben im Rahmen der Heilung von Krankheiten. Das Besondere der Altenpflege ist die würdevolle Begleitung alter und älter werdender Menschen oft bis zu ihrem Lebensende. Dabei gilt es, das bereits gelebte Leben und die Biografie der zu pflegenden Menschen zu berücksichtigen, umso mehr, als dass viele Pflegehandlungen im privaten Umfeld stattfinden. In diesem Sinne ist Altenpflege ein sozialpflegerischer Beruf, der die gemeinsame Gestaltung des Alltags angesichts von Alter und Gesundheitsproblemen zum Ziel hat.

Merke Professionelle Pflege kommt erst dann zum Einsatz, wenn ein Mensch aufgrund von Alter, Krankheit, Pflegebedürftigkeit oder Behinderung nicht mehr oder nur eingeschränkt in der Lage ist, sich selbst zu pflegen.

Da professionelles Pflegehandeln nicht allein auf Intuition oder praktisch erworbenem Erfahrungswissen gründen kann, sondern auch noch andere Wissensquellen von Bedeutung sind, z. B. ethisches und persönliches Wissen, kommen der Pflegewissen-

2  Hörsaal

735

LF_4_727_754-Kap1.indd 735

24.04.2013 12:07:32 Uhr

Berufliches Selbstverständnis entwickeln

4 1.2.2  Berufsbild Altenpfleger/-in

Berufliche Kompetenzen

Altenpflege ist ein sozialpflegerischer Beruf, der auf die sozialen und gesundheitlichen Bedürfnisse alter Menschen eingeht und sie personenbezogen und der Situation angemessen würdevoll bis an das Lebensende pflegt und betreut.

Professionelles Handeln in der Altenpflege verlangt unterschiedliche Kompetenzen (s. Tab. 1). Diese bilden das Rüstzeug für den Pflegealltag, garantieren eine qualitativ hochwertige Pflege und stellen die Arbeitszufriedenheit von Pflegenden in der Altenpflege sicher. Kompetenzen beschreiben dabei zweierlei: ●● Zuständigkeitsbereiche: Eine kompetente Pflegekraft ist jemand, der für bestimmte Aufgaben zuständig ist. ●● Handlungskompetenzen: Eine kompetente Pflegekraft ist jemand, der über das notwendige Fachwissen, die praktischen Fertigkeiten sowie eine professionelle Grundhaltung verfügt, bestimmte Aufgaben ausüben zu können.

Ziel der Altenpflege ist nach dem deutschen Berufsverband für Altenpflege (DBVA 2006): ●● ●●

●●

●●

●●

●●

die Würde und Rechte alter Menschen zu wahren sie zur Führung eines weitgehend selbstbestimmten, aktiven Lebens trotz Krankheit oder Behinderung, egal ob zu Hause oder in einem Altenheim, zu befähigen die Kontakte zwischen älteren Menschen und den anderen Generationen zu fördern die Einzigartigkeit und Individualität eines jeden alten Menschen anzuerkennen und zu fördern Hilfen zur Erhaltung und Gestaltung des persönlichen Lebensraums zu bieten Angehörige zu unterstützen

Merke Berufliche Handlungskompetenzen von Altenpflegekräften sind: Fach- und Methodenkompetenz, soziale und personale Kompetenz sowie Lern- und kommunikative Kompetenzen.

1  Handlungskompetenz

Fachkompetenz

Dies ist die Fähigkeit und Bereitschaft, in komplexen Pflegesituationen personengerecht und fachlich richtig zu arbeiten und die eigenen Pflegehandlungen zu reflektieren. Fachkompetenz basiert gleichermaßen auf Fachwissen und praktischen Berufserfahrungen. Während die praktische Erfahrung mit zunehmender Berufsdauer steigt, muss Fachwissen durch Fort- und Weiterbildungen kontinuierlich aktualisiert, vertieft und neu erlernt werden.

Personale ­Kompetenz

Dies ist die Fähigkeit und Bereitschaft, die eigenen Möglichkeiten und Barrieren in Beruf, Familie und öffentlichem Leben zu reflektieren und daraus Schlüsse für die eigene Entwicklung zu folgern und umzusetzen. Hierzu gehören insbeson­ dere die persönlichen Wertvorstellungen, die die praktische Arbeit beeinflussen.

Sozialkompetenz

Dies ist die Fähigkeit und Bereitschaft, sich als Bestandteil einer oder mehrerer sozialer Gemeinschaften zu verstehen und sich mit der eigenen Rolle ausein­ anderzusetzen.

Methoden­ kompetenz

Sie bezeichnet den Grad an fundiertem Fachwissen und alternativen Handlungsstrategien für komplexe Pflegesituationen.

Lernkompetenz

Dies ist die Fähigkeit und Bereitschaft, Informationen über Sachverhalte selbstständig oder gemeinsam mit anderen zu erarbeiten und anzuwenden. Dazu gehört sowohl das Erlernen von Lerntechniken wie auch die Gestaltung lebens­ langen Lernens.

Kommunikative Kompetenz

Dies ist die Fähigkeit und Bereitschaft, Möglichkeiten und Grenzen der eigenen verbalen und nonverbalen Kommunikationsmöglichkeiten wahrzunehmen und zu entwickeln.

736

LF_4_727_754-Kap1.indd 736

24.04.2013 12:07:32 Uhr

Altenpflege als Beruf

4.1

Stufen zur Pflegekompetenz Pflegerische Erfahrung erwächst aus theoretischem Wissen und aus praktischen Erfahrungen. Untersuchungen der US-amerikanischen Pflegewissenschaftlerin Patricia Benner (1985) haben ergeben, dass sich der Kompetenzerwerb in der Pflege innerhalb von fünf Stufen vollzieht: 1. Neuling Arbeitet nach festen Regeln, da komplexe Pflege­situationen noch nicht flexibel bewältigt werden können. 2. Fortgeschrittener Anfänger Wiederkehrende Situationen können aufgrund von Erfahrungswissen bewältigt werden. 3. Kompetente Pflegeperson Berufserfahrung führt zum Wechselspiel von planvollem und flexiblem Vorgehen. 4. Erfahrene Pflegeperson Rasche Situationseinschätzung und Abwägen von Alternativen. 5. Pflegeexperte Fachlichkeit und Menschlichkeit werden alten Menschen unabhängig von der Person oder der Situation entgegengebracht.

Merke Die Entwicklung hin zu einem ­Pflegeexperten dauert viele Jahre und verläuft in der Regel über fünf Kompetenzstufen.

Im Pflegealltag gibt es Situationen, in denen die Selbstbestimmung des alten Menschen mit der fachlichen sowie persönlichen Meinung der Pflegenden kollidiert. Oft sind Kleinigkeiten, wie z. B. die Abfolge bei der Mahlzeitenausgabe oder ein Streit darüber, ob eine Hose oder ein Rock am achtzehnten Tag in Folge angezogen werden soll, Auslöser dafür, dass der Umgang miteinander gestört ist. In diesen Situationen fällt es oft nicht schwer, über den eigenen Schatten zu springen und den Bewohner gewähren zu lassen, die eigene Fachlichkeit wird ja nicht infrage gestellt. Anders ist dies in Situationen, wo die Sicherheit eines alten Menschen gefährdet ist, z. B. durch Sturz oder herausforderndes Verhalten. In diesen Situa­ tionen muss die Balance zwischen der Selbstbestimmung der Bewohner und der eigenen Fachlichkeit gefunden werden.

Merke Altenpflegerisches Handeln ist stets ein Abwägen und Ermessen, wie viel Selbstbestimmung einem alten Menschen zugestanden werden kann und wann stellvertretend und zu seinem Wohl für ihn gehandelt werden sollte.

Eine Reflexion im Team oder allein kann helfen, Situationen und Verhaltensweisen zu identifizieren, die für einen selbst Konfliktpotenzial beinhalten. In Form einer Ampel können diese visualisiert werden (s. Bild 1).

Reflexion des beruflichen Handelns Ein bedeutendes Merkmal professionellen beruflichen Handelns besteht darin, von sich selbst und seinen Empfindungen in komplexen Pflegesituationen abstrahieren zu können. Nur so ist es oft möglich, zeitnah, fachlich korrekt sowie der Person und Situation angemessen handeln zu können.

Das kann ich nicht tolerieren.

Das bedeutet große Schwierigkeiten für mich.

Aufgabe Stellen Sie sich vor, Sie werden zu einem Notfall gerufen. Vor Ort stellen Sie fest, dass es sich um einen Familienangehörigen handelt.

Damit bin ich einverstanden.

Wie verändert diese Situation Ihr Handeln? 1  Ampel

737

LF_4_727_754-Kap1.indd 737

24.04.2013 12:07:32 Uhr

4

Lernfeld

4.4

Die eigene ­Gesundheit erhalten und fördern

4.1 Persönliche Gesundheitsförderung 4.2 Arbeitschutz 4.3 Stressprävention und ­Stressbewältigung 4.4 Kollegiale Beratung und Supervision

© Pav

el Timofe

ev – Fotolia .com

LF_4_805_832-Kap4.indd 805

24.04.2013 12:40:38 Uhr

4

Die eigene Gesundheit erhalten und fördern

●●

Wasser abweisendes, strapazierfähiges und pflegeleichtes Material ist zu empfehlen. Auch sollten die Schuhe atmungsaktiv sein.

4.2.11  Schutzkleidung Schutzkleidung soll je nach Arbeitseinsatz bei der Pfle­ ge und Betreuung sowie bei der Untersuchung Schutz bieten vor Verunreinigung durch Keime. Durch den Wechsel der Schutzkleidung wird das Verschleppen von Keimen in andere Wohnbereiche unterbunden. Schutzkleidung soll schützen. Sie soll aber auch zweckmäßig sein. Sie ist geeignet, wenn sie folgen­ de Kriterien erfüllt: ●●

●●

●●

●●

Die Schutzkleidung bedeckt die Vorderseite des Rumpfes. Wenn keine Einwegkleidung verwendet wird, soll­ te die Schutzkleidung desinfizierbar oder koch­ fest sein. Das Material der Schutzkleidung soll sich nicht elektrostatisch aufladen können. Die Schutzkleidung soll flüssigkeitsundurchläs­ sig, zumindest aber flüssigkeitsabweisend sein.

Zur Schutzkleidung gehören: Mund-Nasenschutz: Der Mund-Nasenschutz muss eng am Gesicht anliegen. Er hat eine dop­ pelte Funktion. Zum einen kann er Mitarbeitende vor aerogen (über die Luft) übertragenen Infekti­ onserregern schützen. Zum anderen schützt er aber auch die Bewohner vor Keimen der Mitar­ beitenden. Ein Mundschutz muss möglichst tro­ cken sein, um seine Funktion optimal erfüllen zu können. Je länger er getragen wird, desto eher können Keime den Mundschutz durchdringen.

© Knut Wiarda – Fotolia.com

●●

1  Mund-Nasenschutz

●●

Schutzschürze und Schutzkittel: Eine Einmal­ schürze aus Plastik stellt die einfachste Form der Schutzkleidung dar. Sie schützt vor Durchfeuch­ tung bei der Grundpflege und stellt bei bestimm­ ten Pflegemaßnahmen eine wirkungsvolle Barri­ ere zwischen Bewohner und Mitarbeiterin dar. Handschuhe: Schutzhandschuhe sind obligato­ rischer Bestandteil jeder Schutzkleidung.

Info Arbeitsschutzgesetz: www.juris.de

4.3  Stressprävention und S­ tressbewältigung Stress (engl. Druck, Anspannung; lat.: stringere: an­ spannen) bezeichnet zum einen durch spezifische äußere Reize (Stressoren) hervorgerufene psychi­ sche und physiologische Reaktionen bei Tieren und Menschen, die zur Bewältigung besonderer Anfor­ derungen befähigen, und zum anderen die dadurch entstehende körperliche und geistige Belastung. Es wird zwischen positivem Stress, dem sogenann­ ten Eustress, der uns anregt, und negativem Stress, dem sogenannten Distress, der uns Kräfte raubt, unterschieden. Eustress ist eine Art von Stress, der zwar auf der ei­ nen Seite belastend für den Körper ist, aber auf der anderen Seite positive Auswirkungen hat. Diese Form von Stress trägt nicht nur zur Gesundheit bei, sondern befähigt den Körper, schwierige Aufgaben zu bewältigen und zu lösen. Der Körper empfindet diese Art der Stressoren als positiv und versucht, sich anzupassen. Durch gesundheitsfördernde Belastun­ gen erfolgt eine notwendige Aktivierung des Orga­ nismus, führt den Menschen zur Nutzung seiner Res­ sourcen und ermöglicht ihm die Weiterentwicklung eigener Fähigkeiten. Distress ist im Gegensatz zum positiven Eustress ein negativer Stress. Bei diesem werden Stressoren als negativ, unangenehm und belastend angesehen. Die weiteren Ausführungen im Text beziehen sich nur auf diese Form des Stresses. Eine Stressreaktion entsteht, wenn befürchtet wird, dass eine subjek­ tiv als unangenehm empfundene Situation wahr­

824

LF_4_805_832-Kap4.indd 824

24.04.2013 12:40:43 Uhr

Stressprävention und ­Stressbewältigung

scheinlich länger dauert und nicht vermieden wer­ den kann. Der Betroffene ist der Meinung, dass er diese Situation nicht beeinflussen oder durch den Einsatz eigener Ressourcen bewältigen kann.

4.4

Das vegetativ-hormonelle System wird durch Stress aktiviert: ●●

Stress kann sich auf verschiedenen Ebenen aus­ wirken: ●● Kognitionen ●● Emotionen ●● vegetativ-hormonelles System ●● muskuläres System ●● Verhalten Die kognitiven Auswirkungen von Stress sind: ●●

●●

●●

●●

●●

Abnahme der Konzentration, Aufmerksamkeit und Beobachtungsfähigkeit Abnahme der Kreativität, der Objektivität und Kritikfähigkeit Verminderung der Fähigkeit zu langfristigem Denken, sodass die gegenwärtige Situation und die zukünftigen Folgen nicht adäquat einge­ schätzt werden können Zunahme von Denkstörungen und Ablenkbar­ keit mit Gedankenabbrüchen und Wortfindungs­ störungen Zunahme der Fehlerhäufigkeit

Auf der emotionalen Ebene (Gefühle und Befind­ lichkeiten) können im Rahmen der Stressreaktion auftreten: ●●

© Light Impression – Fotolia.com

●●

kurzfristige Veränderungen wie Nervosität, Ver­ unsicherung, Wut, Gereiztheit, Versagensängste längerfristige Veränderungen wie erhöhte Aggres­ sionsbereitschaft, Unsicherheit, Unzufriedenheit, Unausgeglichenheit, Gefühlsschwankungen, De­ pres­sio­nen, Apathie, Persönlichkeitsveränderun­gen

●●

Es kommt zu einer erhöhten Freisetzung von Stresshormonen wie Kortisol, Adrenalin und Nor­ adrenalin. Dies führt zu einer Beschleunigung der Atmung, des Pulses, Blutdruckerhöhung, Pupil­ lenerweiterung, erhöhte Schweißreaktion. Durch die Aktivierung des Sympathikus kommt es zu Symptomen wie Mundtrockenheit, Kloß im Hals, Räusperdrang, Herzklopfen, flaues Gefühl im Ma­ gen, Übelkeit, Erbrechen, Schwitzen, Engegefühl in der Brust. Bei Dauerstress können schließlich psychosomatische Beschwerden mit Störungen des Herz-Kreislauf-Systems, des Magen-Darm­ traktes und der Sexualfunktion auftreten. Die Skelettmuskulatur kann sich nicht mehr entspannen. Folgende Reaktionen können auf­ treten: ●● kurzfristig: starre Mimik, Zähneknirschen, Zittern, Zucken, Ballen der Faust, Trommeln mit den Fingern, fahrige Gestik, Stottern, Spannungskopfschmerz oder Rücken­ schmerzen ●● längerfristige Folgen durch ständige An­ spannung sind rasche Ermüdbarkeit sowie chronische Verspannungen und Schmerz­ syndrome

Auf der Verhaltensebene kann bei zu viel Stress Folgendes beobachtet werden: ●●

●●

●● ●●

●●

●●

Zunahme von Sprechstörungen wie Stottern, Stammeln usw. Abnahme der Begeisterungsfähigkeit und Inte­ ressen erhöhte Fehlzeiten Abnahme des allgemeinen Energieniveaus mit einhergehenden Schlafstörungen erhöhte Bereitschaft zum Zynismus und zu Schuldzuweisungen neue Informationen werden nicht wahrgenom­ men und Probleme oberflächlich angegangen, ohne die Bereitschaft, diese längerfristig und tiefgründig anzugehen.

Merke Stress ist die Anpassung des Körpers an Stres­ soren bzw. seine Reaktion auf diese. 1  Distress

825

LF_4_805_832-Kap4.indd 825

24.04.2013 12:40:44 Uhr

Die eigene Gesundheit erhalten und fördern

4 Nach Lazarus kommt noch die persönliche Bewer­ tung hinzu. Demnach wird Stress wesentlich von kognitiven Bewertungsprozessen mitbestimmt. Er ist damit eine Interaktion zwischen der individuellen Person und der Umwelt. Es wurde nachgewiesen, dass Stress durch Einstellung und Erfahrung beein­ flussbar ist. Die Pflegetätigkeit zeichnet sich durch folgende Be­ lastungsfaktoren aus: ●●

●●

●●

●●

●●

●●

●●

körperlich-physiologische Belastungen durch häufiges Heben, Bücken und Tragen bei der Versorgung und dem Betten der Bewohner, ­Belastungen durch Gefahrstoffe und Keime ein starker Zeitdruck bedingt durch ein enges Personalkontingent, offene Stellen oder über­ durchschnittliche Krankenstände bei gleichzeitig hohen Qualitätsansprüchen an eine aktivierende und bedürfnisorientierte Pflege hohe psychische und soziale Anforderung im Umgang mit Tod und Sterben, mit Demenzkran­ ken, bei Konflikten mit Bewohnern und deren Angehörigen Mehrfachbelastungen der Pflegekräfte durch Beruf, Haushalt und Kinder. 87 % der Mitarbei­ tenden in der Pflege sind weiblich schlecht zu planende Arbeitszeiten, Überstun­ den, Schichtarbeit und geteilte Dienste unbefriedigende organisatorische Bedingungen, z. B. Informationsdefizite mangelndes gesellschaftliches Ansehen des Pfle­ geberufs

Demenzerkrankungen Heben, Tragen, Bücken

Tod + Sterben

Mehrfachmangelnde belastung gesellschaftliche · Haushalt Anerkennung · Kinder Zeitmangel · Arbeit Schichtdienst

schlecht zu planende Arbeitszeiten

Die Belastungsfaktoren können zu Stress und ei­ nem Burn-out-Syndrom führen. Damit sind häu­ fig Befindlichkeitsstörungen und psychische sowie somatische Erkrankungen und Beschwerden, eine hohe Fluktuationsrate sowie ein Mangel an Arbeits­ motivation und -zufriedenheit bei Pflegekräften verbunden. Weitere Stressfaktoren sind Zeitman­ gel, fehlende Gestaltungsmöglichkeiten, große Ver­ antwortung, persönliche Einstellungen, chronische Konflikte in der Beziehung und Ehe sowie Mobbing am Arbeitsplatz. Aus diesem Grund ist es wichtig, die Handlungs­ kompetenzen der einzelnen Mitarbeiterinnen zu stärken und die persönliche, soziale und die kom­ munikative Kompetenz zu fördern. Sie bilden die Voraussetzung, dass eigene Belastungen und Res­ sourcen erkannt und benannt werden.

4.3.1  Burn-out-Syndrom Der Begriff Burn-out (engl.: ausbrennen) beschreibt eine berufsbezogene, chronische Erschöpfung und wurde 1974 erstmalig von Herbert Freudenberger und Christina Maslach beschrieben. Synonym zum Begriff Burn-out-Syndrom wird das Wort Erschöp­ fungssyndrom gebraucht (s. S. 798 ff.). Folgen eines Burn-out-Syndroms können psychische oder psychosomatische Beschwerden sein wie Schlaf­ störungen, Kopfschmerzen, Magenbeschwerden oder körperliche Dysfunktionen sowie Depressionen. Es geht auch mit einem verminderten Selbstwertge­ fühl, Versagensangst, Verlust der Selbstachtung so­ wie einer negativen Arbeits- und Lebenseinstellung einher. Hinzu kommt eine emotionale Erschöpfung, die sich in einer subjektiv empfundenen Hilflosigkeit und Hoffnungslosigkeit, innerer Leere, evtl. Flucht in den Drogenmissbrauch äußert. Als Ursachen werden diskutiert: ●●

●●

Überstunden ●●

1  Mögliche Belastungsfaktoren

die Arbeitssituation: Überforderung und Zeit­ druck, fehlende Reflexionsmöglichkeiten, feh­ lendes Lob und Anerkennung hohe Belastungen und Eintönigkeit bei gleich­ zeitig geringer Einflussnahme auf den Arbeits­ prozess fehlende soziale Unterstützung durch Vorge­ setzte und Kolleginnen sowie im persönlichen Umfeld

826

LF_4_805_832-Kap4.indd 826

24.04.2013 12:40:44 Uhr

Stressprävention und ­Stressbewältigung

4.4

●●

●●

●●

körperliche Erschöpfung: Kraftlosigkeit, An­ triebsmangel, chronische Müdigkeit emotionale Erschöpfung: Gefühle der Nieder­ geschlagenheit, Ohnmacht und Hoffnungslosig­ keit geistige Erschöpfung: Gefühl, den Anforderun­ gen nicht mehr gewachsen zu sein, und Ent­ wicklung einer negativen Einstellung zu den Kol­ leginnen

Phasenmodell des Burn-out-Syndroms nach Abel und Burisch Ein Burn-out-Syndrom entwickelt sich nicht schlag­ artig. Abel und Burisch beschreiben vier Phasen der Entstehung. Die vier Stadien werden ausführlich im LF 4 Kap. 3.2.2 beschrieben. ●●

●● ●● ●●

© Alena Yakusheva – Fotolia.com

Typische Symptome eines Burn-out-Syndroms sind:

Erstes Stadium: idealistische Begeisterung und Enthusiasmus Zweites Stadium: Stagnation Drittes Stadium: Frustration Viertes Stadium: Apathie

Merke Ausgebrannte Mitarbeitende kann sich eine Pflegeeinrichtung nicht leisten.

Maßnahmen gegen Burn-out-Syndrom sind: Erkennen der Probleme und Analyse der Ursa­ chen ●● Setzen von Prioritäten ●● Zurückweisung von zu hohen Ansprüchen und Anforderungen, auch denen von sich selbst ●● Einlegen von Ruhephasen zur Strukturierung des Alltags, zur Erholung und Reflexion ●●

1  Pause in der Natur

Stressbewältigung (Coping) Wirksame Stressbewältigung setzt die Analyse des eigenen Verhaltens voraus. Nur wer seine persönli­ chen Belastungsgrenzen kennt, kann Stress gezielt bewältigen. Effektive Stressbewältigung setzt bei der Bewertung der Stressoren, beim Organismus, also bei den Er­ fahrungen, den Einstellungen, der Veranlagung, der persönlichen Verfassung sowie den Fähigkeiten, außerdem bei der kognitiven, emotionalen, musku­ lären usw. Reaktion an. Dieses Vorgehen wird auch S-O-R Modell genannt. Stressoren (S): Zur Bewertung werden Techniken zur systematischen Problemlösung, des Zeitmanage­ ments, zur Situationsklärung wie z. B. Gespräch mit Konfliktpartnern oder der Änderung belastender Umweltfaktoren herangezogen. Organismus (O): Um die individuellen Aspekte zu verändern bedarf es Informationen, Wissen, Verän­ derung der Bewertung sowie einer Erhöhung der Belastbarkeit, z. B. durch Sport, Entspannungstrai­ ning oder sozialer Kontakte. Reaktion (R): Spontanentspannung, positive Selbst­ instruktion und Möglichkeiten sich abzureagieren, können zu veränderten Reaktionen führen. Stressbewältigungsstrategien beziehen Einstellun­ gen, Gefühlsreaktionen und körperliche Reaktio­ nen mit ein.

827

LF_4_805_832-Kap4.indd 827

24.04.2013 12:40:44 Uhr

4 Die Mitarbeiterinnen müssen befähigt werden, ihre Schlüsselqualifikationen auszubauen. Dazu gehören: ●●

●●

●●

●●

Fachkompetenz: Fähigkeit, berufstypische Auf­ gaben und Sachverhalte, den theoretischen An­ forderungen gemäß, selbstständig und eigen­ verantwortlich zu bewältigen. soziale Kompetenz: Fähigkeit, mit unterschied­ lichen Personen in unterschiedlichen Situationen angemessen umzugehen methodische Kompetenz: Fähigkeit, durch be­ stimmte Arbeitsweisen Arbeitsziele möglichst optimal zu erreichen und Probleme selbstständig bewältigen zu können personale Kompetenz: ein sorgsamer Umgang mit sich selbst und den eigenen Ressourcen, Fä­ higkeiten zur Selbstreflexion und Weiterentwick­ lung

Info Ein vom KDA entwickeltes Selbstpflegeblatt befindet sich auf der beiliegenden CD.

© Werner Krüper

Auf einem Protokollblatt zur Selbstpflege können Pflegende ihre Aktivitäten und ihre Ruhephasen täglich eintragen und nach einer Woche bilanzieren. Anhand dieser Aufzeichnungen können Pflegende überprüfen, in welchen Bereichen sie sorgsam mit sich umgegangen sind und in welchen nicht.

1  Selbstpflegeblatt

Ein wesentlicher Aspekt der Stressbewältigung ist die Gelassenheit. Nach Gassner besteht Gelassenheit aus den beiden Komponenten Gleichmut und Zuversicht. Das heißt,

Die eigene Gesundheit erhalten und fördern

je unwichtiger eine Sache für jemanden ist, desto gleichgültiger steht er ihr gegenüber. Je zuversicht­ licher man das Ziel seiner Anstrengungen sieht, des­ to mehr engagiert man sich. Gleichmut führt zum Akzeptieren von Dingen. Engagement und Anstren­ gungen führen zur Änderung von Dingen. Gelas­ senheit wird auf einem Mittelweg zwischen Ändern und Akzeptieren erreicht. Selbstmanagement Im Laufe der Ausbildung und des Berufslebens kon­ kretisieren sich das Rollenverständnis und das Bild vom eigenen Beruf. Aus der aufopfernden Schwes­ ter wird die professionelle Pflegefachkraft. Professi­ onalität bedeutet keineswegs, nicht aufopfernd zu arbeiten. Es heißt aber sehr wohl, die eigenen Gren­ zen einschätzen zu können, sowohl in der Bezie­ hung zu Pflegenden als auch in der Interaktion mit Kolleginnen und Vorgesetzten. Die eigenen Gren­ zen zu kennen und diese zu kommunizieren, ist ein Bestandteil der Persönlichkeitsentwicklung. Es ist für die Pflegekräfte wichtig zu lernen, die eigenen Interessen selbstsicher zu vertreten. Denn nur wer sich selbst mit den eigenen und persönlichen Inte­ ressen vertritt, kann eine gesunde Balance zu den Interessen und Anforderungen der zu Pflegenden, Angehörigen, Kolleginnen und Vorgesetzten her­ stellen. Sinn und Lebenskrisen als Chancen begreifen Die menschliche Persönlichkeitsentwicklung ist ge­ prägt von Phasen der Ruhe und Beständigkeit so­ wie Phasen der Veränderung. Menschen glauben – oder besser, sie hoffen –, dass sie ein Recht auf erfülltes und glückliches Leben haben. Wenn Ver­ änderungen eintreten, sind Menschen häufig ver­ wirrt, entmutigt oder sie zweifeln an der eigenen persönlichen und beruflichen Zukunft. Lebens- und Sinnkrisen können dem Einzelnen unglaubliche Po­ tenziale, Wachstums- und Entwicklungschancen bieten. In den Phasen der Veränderungen kann es sinnvoll und überaus wichtig sein, professionelle Hilfe und Unterstützung hinzuzuziehen.

Merke „Erfahrung ist nicht das, was einem zustößt. Erfahrung ist das, was man aus dem macht, was einem zustößt.“ (Aldous Huxley)

828

LF_4_805_832-Kap4.indd 828

24.04.2013 12:40:45 Uhr

Kollegiale Beratung und Supervision

4.4  Kollegiale Beratung und Supervision Das Sprichwort „Reden ist Silber, schweigen ist Gold“ trifft nicht immer zu. Besonders in sozia­ len Berufen ist es wichtig, dass miteinander gere­ det wird. Häufig wird nicht miteinander, sondern übereinander gesprochen. Konflikte, Probleme und Veränderungen werden nicht offen angesprochen. Sie bleiben oft über lange Zeiträume unentdeckt und unterschwellig vorhanden. Diese mangelhafte Kommu­nika­tions­lücke hat langfristig negative Aus­ wirkungen auf die: ●● ●● ●● ●● ●●

Arbeitsqualität Kundenzufriedenheit Kollegialität Motivation Zufriedenheit der Mitarbeiterinnen

Merke Kollegiale Beratung und Supervision sind le­ bendige und praxisnahe Möglichkeiten, den Berufsalltag zu reflektieren. Es können ge­ meinsam Lösungen erarbeitet werden.

4.4.1  Kollegiale Beratung Einen Rat zu geben, ist meist Sache eines Fach­ manns. Ein Arzt beispielsweise rät seinem Patienten zur Einnahme eines Medikaments aufgrund seiner Kompetenz. Der Computerverkäufer stützt seine Ratschläge auf sein technisches Verständnis. Von Experten wird eine passende Problemlösung erwar­ tet, die beim Ratsuchenden eine Verbesserung der Situation hervorruft. Bei der kollegialen Beratung gibt es den Experten im klassischen Sinn nicht. Jeder der Teilnehmer ist als Experte für seinen Bereich anzusehen. Gemein­ sam verfolgen die Teilnehmer das übergeordnete Ziel, ihre berufliche Praxis zu verbessern. Die kollegiale Beratung ist durch folgende Merkma­ le gekennzeichnet: ●●

Teilnahme von Personen aus der Pflege und/oder ähnlichem Berufsfeld. Sie müssen jedoch nicht zwingend Kollegen sein.

4.4

●●

●●

●●

gegenseitige Hilfsbereitschaft, z. B. bei der Ent­ wicklung von Lösungen für die Praxis wechselseitige Beratung, d. h., jeder kann zum Berater für den anderen werden. Gleichberechtigung aller Teilnehmer während der Beratung.

Merke Ein wichtiger Bestandteil der eigenen Gesund­ heitsförderung im Pflegeberuf und der persön­ lichen Weiterentwicklung ist die Fähigkeit zur Reflexion des eigenen Handelns. Häufig gelingt es dem Einzelnen nur unzureichend, einen anderen Blickwinkel einzunehmen, um Pro­ bleme, Fähigkeiten und Wünsche zu hinterfragen. Im Berufsalltag erfolgt ein kritischer Umgang mit dem eigenen Verhalten nur am Rand. Häufig tritt dieses Defizit erst in Krisensituationen zutage, z. B. wenn das eigene Verhalten eine unbeabsichtigte Reak­tion des Gegenübers auslöst. An dieser Stelle setzt die kollegiale Beratung an. Durch eine regel­ mäßige Teilnahme ergeben sich positive Aspekte für jeden Einzelnen. Die Teilnehmer ●● setzen sich mit unterschiedlichen Standpunkten auseinander ●● entwickeln Verständnis für andere Meinungen und Positionen ●● erleben, dass sie mit beruflichen Problemen nicht allein stehen ●● erfahren von Arbeitsinhalten, Strukturen und Abläufen anderer Abteilungen ●● erweitern ihre kommunikativen und zwischen­ menschlichen Fähigkeiten

Info Die kollegiale Beratung und die damit verbun­ dene prozesshafte Fallbearbeitung werden in Einrichtungen der Altenhilfe in Zukunft im Rahmen der Qualifizierungsangebote an Be­ deutung gewinnen. Die besondere Stellung re­ sultiert aus der Selbststeuerung der Problem­ lösung und den damit verbundenen Vorteilen. Bei dieser Form der Beratung werden keine Modelle und Theorien vermittelt, sondern aus­ schließlich Fälle aus der Praxis behandelt.

829

LF_4_805_832-Kap4.indd 829

24.04.2013 12:40:45 Uhr

Die eigene Gesundheit erhalten und fördern

© debert – Fotolia.com

4 Um die kollegiale Beratung langfristig in einer Ein­ richtung einzubauen, ist es sinnvoll, zu Beginn ex­ terne Trainer und Berater hinzuzuziehen. Diese bringen den Teilnehmern grundsätzliche Techniken und Abläufe der Beratung näher.

4.4.2  Supervision Der neutrale Blick einer externen Person, dem Su­ pervisor, wird bei der Supervision als Chance für Veränderungen in unterschiedlichen Bereichen des Arbeitslebens angesehen. Es handelt sich um eine konstruktive Beratungsmethode, bei der Erlebnisse, Probleme, Konflikte und Fragestellungen aus dem beruflichen Alltag aufgegriffen werden. Es geht darum, durch den Supervisor „Hilfe zur Selbsthilfe“ zu erfahren. Das heißt folglich, dass die zu beratenden Teilnehmer, die Supervisanden, kei­ ne konkreten, vorgefertigten Problemlösungen er­ halten. Ein ausgebildeter Supervisor hat meist eine mehr­ jährige Weiterbildung oder ein Studium absolviert, z. B. Psychologie oder Pädagogik. Wie bei der Pro­ zessberatung gestaltet und lenkt er den Problemlö­ sungsprozess. Er gibt „Werkzeuge“ an die Hand, damit die Probleme von den Teilnehmern selbst ge­ löst werden können. Supervision schult nicht, son­ dern fördert das Lernen der Supervisanden durch geführte Kommunikation untereinander und Inter­ aktion mit dem Supervisor. Die Supervision ist ein impulsgebendes Instrument der Personalentwick­ lung und der Unternehmensführung. Tabelle 1 auf Seite 831 informiert über verschiede­ ne Formen der Supervision.

1  Supervision

Aufgaben 1. Beziehen Sie Stellung: Sollte in jeder Ein­ richtung Supervision oder kollegiale Bera­ tung angeboten werden? 2. Diskutieren Sie die folgende Frage: Warum wird Supervision oder kollegiale Beratung in der Altenpflege häufig von den Mitarbei­ tern nicht angenommen oder gar abge­ lehnt?

Literatur Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst: Wohlfahrtspflege (bGW) (Hrsg.) (2006): Auf­ bruch Pflege. Moderne Prävention für Alten­ pflegekräfte. www.bgw-online.de Schulz von Thun, F. (2008): Miteinander reden. Band 1–3. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Tietze, K.-O. (2003): Kollegiale Beratung. Rein­ bek bei Hamburg: Rowohlt

830

LF_4_805_832-Kap4.indd 830

24.04.2013 12:40:46 Uhr

Anhang

Glossar Fachbegriff

Übersetzung/Erklärung

A Ablatio

Amputation

Abszess

Ansammlung von Eiter in einem abgeschlossenen Hohlraum im Gewebe

Acetylcholin

ein Neurotransmitter

Adaption

Anpassung der Umwelt, z. B. des Wohnumfeldes, an eine ­Behinderung

adhäsiv

anhaftend

Adipositas

Zunahme des Körperfetts über ein bestimmtes Maß hinaus

afferente Nervenfasern

Nervenfasern, die Erregungen vom Zentralnervensystem wegleiten

Affolter-Konzept

Konzept zur Förderung der Wahrnehmung nach Félice Affolter

Agnosie

Nichterkennen von Gegenständen

Agonisten

Substanzen, z. B. Pharmaka, die sich an einen Rezeptor binden und eine Wirkung auslösen

Agoraphobie

Angst vor offenen Plätzen und großen Menschenmengen

Agrafie

Schreibstörung

AIDS

bedeutet Acquired Immune Deficiency Syndrome, es handelt sich dabei um ein erworbenes Immundefektsyndrom

Akalkulie

Rechenstörung

Akinese

verminderte oder fehlende Bewegungsfähigkeit

Akkommodation

Anpassung ans Nah- und Fernsehen

aktive Bewegung

Bewegung, die ein Mensch alleine ausführt

Aktivitas Pflege

Pflege-Modell, bei dem die Persönlichkeit eines Menschen, seine ­individuellen Möglichkeiten und Fähigkeiten im Vordergrund stehen

Akupunktur

chinesische Heilmethode, bei der Nadeln an bestimmten Körperstellen ­eingestochen werden

Akustik

(griech. hören) Lehre vom Schall und seiner Ausbreitung

akustisch

den Schall betreffend

Alexie

Lesestörung

Allergie

Unverträglichkeitserscheinung

allergen

eine Allergie auslösend

Alveole

Lungenbläschen

Amylase

kohlenhydratspaltendes Enzym

amyotrophe Lateralsklerose (ALS)

unheilbare und tödlich verlaufende, degenerative Erkrankung des motorischen Nervensystems, die zu Lähmung führt

Analgetikum (Pl: Analgetika)

Schmerzmittel

®

834

LF_4_833_887-Anhang.indd 834

24.04.2013 12:43:03 Uhr

Glossar

Fachbegriff

Übersetzung/Erklärung

analog

gleichartig, ähnlich, entsprechend

Anämie

Blutarmut; Verminderung der Zahl der Erythrozyten und/oder ihres Hämoglobingehalts

Anamnese

Krankheitsgeschichte

Anatomie

(altgriech. „auf“ und „Schnitt“) Lehre vom Aufbau und von der Struktur der Organismen

Angina Pectoris

Herzenge; Symptome der akuten Koronarinsuffizienz

Anosognosie

fehlende Krankheitseinsicht

Antagonisten

Substanzen, z. B. Pharmaka, die sich an einen Rezeptor binden und keine Wirkung auslösen

Antibiogramm

Testergebnis, aus dem man erkennen kann, welche Antibiotika gegen einen bestimmten Erreger wirksam sind

Antikoagulantien

gerinnungshemmende Substanzen

antimykotisch

gegen Pilze wirkend

Antioxidans

Radikalfänger, zum Schutz von Zellen vor Schädigung durch Reaktion mit Sauerstoff

Antituberkulotika

Stoffe, die gegen Tuberkulosebakterien wirken

antiviral

gegen Viren wirkend

Antizipation

Vorwegnahme

Antrum

Magenausgangsteil

Anus

After

Aorta

Hauptschlagader

aortokoronarer Bypass

operatives Legen einer Verbindung zwischen der Aorta und den Herzkranzgefäßen, um Verengungen zu überbrücken

Apallisches Syndrom

neurologisches Krankheitsbild, das durch eine schwerste Hirnschädigung hervorgerufen wird, bei dem die Betroffenen wach wirken, aber regungslos sind und der Zustand des Bewusstseins schwer einschätzbar ist

Aphasie

Sprachstörung

Apoplex

Schlaganfall

Appendix

Wurmfortsatz

Applikation

Verabreichung von Medikamenten: z. B. oral, rektal, subcutan.

Apraxie

Störung willkürlicher Bewegungen bei vorhandenen motorischen ­Fähigkeiten

äquivalent

gleichwertig, entsprechend

Arbeitsschutz

Maßnahmen zur Unfallverhütung am Arbeitsplatz und zum Schutz vor ­arbeitsbedingten Gesundheitsschäden und Erkrankungen

Arteriosklerose

Arterienverkalkung; Verhärtung, Verdickung und Elastizitätsverlust der ­Arterienwände

835

LF_4_833_887-Anhang.indd 835

24.04.2013 12:43:03 Uhr

Anhang

Fachbegriff

Übersetzung/Erklärung

Arthrodese

operative Versteifung eines stark geschädigten Gelenks in für seine ­Funktion günstigsten Position

Arthroplastik

Ersatz eines Gelenks durch ein künstliches

Arthrosis deformans (Arthrose)

Gelenkerkrankung aufgrund eines Missverhältnisses zwischen Belastbarkeit und Belastung

Arthroskopie

endoskopische Gelenkuntersuchung

aseptisch

keimfrei

Aspiration

(lat. aspirare: ansaugen), Eindringen fester oder flüssiger Stoffe in die Atemwege, z. B. beim Verschlucken, Zurückziehen des Spritzenkolbens nach Einstechen zum Ausschluss des Punktierens eines Blutgefäßes

Assessment

Bewertung und Einschätzung

assistive Bewegung

Bewegungen, die unter Begleitung einer zweiten Person ausgeführt ­werden

Aszites

pathologische Flüssigkeitsansammlung in der freien Bauchhöhle

Ataxie

Oberbegriff für eine neurologische Symptomatik, die durch mangelnde ­Koordinationsfähigkeit und ein beeinträchtigtes Zusammenspiel ver­ schiedener Muskelgruppen gekennzeichnet ist

Athetose

Langsame, ausfahrende Bewegungen von Händen oder Füßen, durch ­unwillkürliche Muskelaktivität, die nur schwer kontrolliert werden kann

ATL

Aktivitäten des täglichen Lebens

Atrium

Vorhof

Atrophie (Adj.: atrophisch)

Rückbildung der Muskulatur

Audio – vibratorische ­Wahrnehmung

Wahrnehmung von Schwingungen der Töne und Geräusche über den ­Gehörsinn und die Knochen

Ausbruch von Krankheiten

Auftreten derselben Krankheit bei mehr als zwei Personen, die in Kontakt miteinander standen

Authentizität (Adj.: authentisch)

Wahrhaftigkeit, Echtheit

Autogenes Training

Ruhe-, Schwere- und Atemübungen zum Lösen verspannter Muskulatur

Autoimmunkrankheit

Krankheit, die durch Angriffe des Abwehrsystems auf körpereigenes ­Material hervorgerufen wird

Autonomie

Selbstbestimmung; Eigenständigkeit

Axon

Fortsatz von Nervenzellen

Azidose

Störung im Säure-Basen-Haushalt mit Abfall des arteriellen pH-Wertes, Übersäuerung

B Barthel Index

Instrument zur Erhebung des Grads der Selbstständigkeit in den ­verschiedenen Bereichen des täglichen Lebens

Basale Stimulation®

Konzept der menschlichen Begegnung im Pflegeprozess zur Förderung der zu pflegenden Person, ihres Gesundheitszustands und ihrer Selbst­bestimmung

836

LF_4_833_887-Anhang.indd 836

24.04.2013 12:43:03 Uhr

Anhang

Weiterführende Literatur Abt-Zeggelin, A. (2005): Festgenagelt sein. Der Prozess des Bettlägrigwerdens. Bern: Hans Huber Verlag aid Infodienst Verbraucherschutz, Ernährung, Landwirtschaft; Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) (Hrsg.) (2007): Senioren in der Gemeinschaftsverpflegung. Bonn Asselmeier, L. (2008): Community Care und ­Menschen mit geistiger Behinderung. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften Backes, G.; Clemens, W. (2008): Lebensphase Alter. Weinheim: Juventa Verlag Badura, B.; Schellschmidt, H; Vetter, C. (Hrsg.) (2005): Fehlzeiten-Report 2004: Gesundheitsmanagement in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen. Berlin: ­Springer-Verlag Baltes, P.; Mittelstrass, J. (Hrsg.) (1992): Zukunft des ­Alterns und gesellschaftliche Entwicklung. Berlin: ­Walter de Gruyter Bartholomeyczik, S.; Halek M. (2009): Assessment­ instrumente in der Pflege. Hannover: Schlütersche Verlagsgesellschaft Bartolome, G.; Bucholz, D. W.; Feussner, H.; Hannig, C.; Neumann, S.; Prosiegel, M. et al. (Hrsg.) (2006): Schluckstörungen. Diagnostik und Rehabilitation (2. Aufl.). München: Urban & Fischer bei Elsevier Bauer, J. (2006): Warum ich fühle, was du fühlst. ­Intuitive Kommunikation und das Geheimnis der ­Spiegelneurone. München: Heyne Verlag Beckmann, M. (2000): Die Pflege von Schlaganfall­be­ trof­fenen. Hannover: Schlütersche Verlagsgesellschaft Bell, V.; Troxel, D. (2004): Personzentrierte Pflege. Das Best-Friends-Modell für Aus- und Weiterbildung. München: Ernst Reinhardt Verlag Berger, G.; Kämmer, K.; Zimber, A. (2006): Erfolgsfaktor Gesundheit. Handbuch zum betrieblichen Gesundheitsmanagement Teil 1 und 2. Hannover: Vincentz Network

Beutel, M.; Baumann, M. (2000): Rehabilitation suchtkranker älterer Patienten, Suchttherapie. 1. Jahrgang Nr. 3. Stuttgart: Georg Thieme Verlag Bienstein, C.; Schröder, G.; Braun, M.; Neander, K. D. (1997): Dekubitus. Stuttgart: Georg Thieme Verlag Bienstein, Ch.; Fröhlich, A. (2007): Basale Stimulation in der Pflege. Die Grundlagen. Leipzig: Kallmeyer Bildungswerk der Erzdiözese Freiburg/Seniorenreferat der Erzdiözese Freiburg et al. (2005): Lernpartnerschaft im 4. Lebensalter. Lebenslanges Lernen durch zugehende Bildungsarbeit. Dokumentation Blech, J. (2007): Bewegung. Die Kraft, die Krankheiten besiegt und das Leben verlängert. Frankfurt am Main: S. Fischer Verlag Boelker, Th.; Hegeholz, D.; Webelhuth, W. (2006): Außer Kontrolle. Pflege bei Harn- und Stuhlinkontinenz. Leipzig: Verlag Tabea Noreiks, Edition Partikel Böhme, G. (2003): Sprach-, Sprech-, Stimm- und Schluckstörungen. Band 1: Klinik (4. Aufl.). München: Urban & Fischer Verlag bei Elsevier Borasio, G. D.; Husemeyer, I. M. (Hrsg.) (2004): Ernährung bei Schluckstörungen: Eine Sammlung von ­Rezepten, die das Schlucken erleichtern (6. Aufl.). Stuttgart: Kohlhammer Verlag Bosch, C. F. M. (1998): Vertrautheit. Studie zur ­Lebenswelt dementierender alter Menschen. Wiesbaden: Ullstein Medical Brüggemann, J. et al. (2003): Grundsatzstellung­ nahme Ernährung und Flüssigkeitszufuhr älterer Menschen. Abschlussbericht der Projektgruppe P 39. Medizinischer Dienst der Spitzenverbände der ­Krankenkassen (MDS). Essen Buijssen Huub, P. J.; Hirsch, R. D. (1997): Probleme im Alter. Diagnose, Beratung, Therapie, Prävention. Weinheim: Beltz Psychologie Verlags Union

Berger, M. (1995): Diabetes mellitus. München: Urban & Schwarzenberg

Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation (Hrsg.) (2005): Rehabilitation und Teilhabe – Wegweiser für Ärzte und andere Fachkräfte der Rehabilitation. Köln: Deutscher Ärzte-Verlag

Berger, S.; Mosebach, H.; Wieteck, P. (2008): NANDA-I-Pflegediagnosen. Definition & Klassifikation 2007–2008. Bad Emstal: RECOM Verlag

Bundesarbeitsgemeinschaft Hospiz (Hrsg.) (2004): Mitgefühlt. Curriculum zur Begleitung Demenzkranker in der letzten Lebensphase. Wuppertal: Hospizverlag

864

LF_4_833_887-Anhang.indd 864

24.04.2013 12:43:05 Uhr

Weiterführende Literatur

Bundesarbeitsgemeinschaft Seniorenbüros e. V., ­Institut für soziale Infrastruktur (ISIS) (Hrsg.) (2000): Seniorenbüro: Beispiel für eine neue Altenarbeit in der Kommune; Nutzen – Einrichtung – Finanzierung. Frankfurt Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hrsg.) (2002): Vierter Bericht zur Lage der älteren Generation in der Bundesrepublik Deutschland: Risiken, Lebensqualität und Versorgung Hochaltriger – unter besonderer Berücksichtigung demenzieller Erkrankungen. Berlin Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hrsg.) (2005): Fünfter Bericht zur Lage der älteren Generation in der Bundesrepublik Deutschland: Potenziale des Alters in Wirtschaft und Gesellschaft. Der Beitrag älterer Menschen zum Zusammenhalt der Generationen. Berlin

Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) (2007): Rückengerechtes Arbeiten in der Pflege und Betreuung. Berlin Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (2006): ­Substanzbezogene Störungen im Alter. Information und Praxishilfen. Hamm: DHS Info Deutscher Bundestag (2002): Schlussbericht der ­Enquête-Kommission „Demographischer Wandel – Herausforderungen unserer älter werdenden Gesellschaft an den Einzelnen und die Politik. Drucksache 14/8800, Berlin Deutscher Bundestag (2005b) Gutachten 2005: des Sachverständigenrates zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen, Koordination und Qualität im Gesundheitswesen. Drucksache 15/5670, Berlin

Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hrsg.) (2005): Freiwilliges Engagement in Deutschland 1999–2004. München

Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP) (2009): Ernährungsmanagement zur Sicherstellung und Förderung der oralen Ernährung in der Pflege. Fachhochschule Osnabrück

Bundesministerium für Gesundheit (Hrsg.) (2006): ­Rahmenempfehlungen zum Umgang mit herausforderndem Verhalten bei Menschen mit Demenz in der stationären Altenhilfe. Berlin

Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP) (2004): Expertenstandard Dekubitusprophylaxe in der Pflege. Fachhochschule Osnabrück

Bundesverband Geriatrie e. V. (Hrsg.) (2010): Weißbuch Geriatrie. Stuttgart: Kohlhammer-Verlag

Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP) (2007): Die Pflege von Menschen mit chronischen Wunden. Fachhochschule Osnabrück

Bundesverband der Unfallkassen (2005): Rücken­ gerechtes Arbeiten im Gesundheitsdienst. Einfluss­ faktoren für rückengerechtes Arbeiten – Hilfsmittel. Berlin

Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP) (2008): Expertenstandard Pflege von Menschen mit chronischen Wunden. Fachhochschule Osnabrück

Chapman, A.; Jackson, G. A.; Mc Donald, C. (2004): Wenn Verhalten uns herausfordert ... Ein Leitfaden für Pflegekräfte zum Umgang mit Menschen mit ­Demenz. Stuttgart: Demenz Support

Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP) (2005): Expertenstandard Schmerz­ management in der Pflege. Entwicklung – Konsentierung – Implementierung. Fachhochschule Osnabrück

Coloplast (2009): ... und das Leben geht weiter. ­Ratgeber für Stomaträger. Hamburg

Die Gesellschaft für Ernährungsmedizin und Diätetik e. V. (Hrsg.) (2004): Prophylaxe und Therapie des ­Dekubitusleidens – Bedeutung der Ernährungs­ medizin. Aachen

Deutsche Diabetes-Union (2007): Gesundheitsbericht Diabetes 2007 Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE); ­Öster­reichische Gesellschaft für Ernährung (ÖGE); Schweizerische Gesellschaft für Ernährung (SGE); Schweizerische Vereinigung für Ernährung (SVE) (Hrsg.) (2000): Referenzwerte für Nährstoffzufuhr. Frankfurt a. M.: Braus Umschau Verlag Deutsche Gesellschaft für Ernährung; Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (Hrsg.) (2007): Kau- und Schluckbeschwerden. Bonn

Diesing, P. (2006): Prüf- und Bewertungsmethoden für Antidekubitus-Systeme. Dissertation der Technischen Universität Berlin Dillinger, H.; Mombour, W.; Schmidt, M.; SchulterMarkwort, E. (2000): Internationale Klassifikation psychischer Störungen. ICD_10, Kapitel V (F): Diagnostische Kriterien für Forschung und Praxis. 2. korrigierte und ergänzte Auflage. Bern: Hans Huber Verlag Dürrmann, P. (Hrsg.) (2001): Besondere stationäre ­Dementenbetreuung. Hannover: Vincentz Verlag

865

LF_4_833_887-Anhang.indd 865

24.04.2013 12:43:05 Uhr

Anhang

Enquête-Kommission „Zukunft des bürgerschaftlichen Engagements“ (2002): Bürgerschaftliches Engagement – auf dem Weg in eine zukunftsfähige Gesellschaft. Opladen: Leske und Budrich

Havermann, M.; Stöppler, R. (2004): Altern mit geistiger Behinderung. Grundlagen und Perspektiven für Begleitung, Bildung und Rehabilitation. Stuttgart: Kohlhammer Verlag

Evidenzbasierte Leitlinie des Wissensnetzwerkes „­evidence.de“ der Universität Witten/Herdecke: ­Dekubitusprävention. www.evidence.de/Leitlinien/ leitlinien

Hedderich, I.; Loer, H. (Hrsg.) (2003): Körper­ behinderte Menschen im Alter. Bd. 1. Bad Heilbrunn: Verlag Julius Kinkhardt

Fassbender, K.-J.; Schlüter, M. (Hrsg.) (2007): Pflege­ abhängigkeit und Körperbehinderung. Bd. 1. Bad Heilbrunn: Verlag Julius Kinkhardt Forum Seniorenarbeit NRW (2007): Bürgerschaftliches Engagement im Fokus. Beweggründe, Motive und Erwartungen älterer Ehrenamtlicher. Themenschwerpunkt 11/2007 Freundner-Hagestedt, Stephanie (2008): Den menschlichen Körper verstehen. Haan: Verlag Europa-Lehrmittel Friedhoff, M., Schieberle, D. (2007): Praxis des ­Bobath-Konzepts. Grundlagen – Handlings – Fall­ beispiele. Stuttgart: Thieme Verlag Fringer, A. (2004): Pflege alter Menschen mit einer geistigen Behinderung – Literaturstudie deutschsprachiger Publikationen aus Deutschland und Österreich im Zeitraum von 1980 bis 2004. Institut für Pflege­ wissenschaft, Universität Witten/Herdecke Garms-Homolová, V.; Kardoff, e. V. (Hrsg.) (2009): Teilhabe und Selbstbestimmung von Menschen mit ­Pflegebedarf, Bd. 1. Frankfurt a.M.: Mabuse-Verlag Gebert, A. (2007): Lehrbuch Prävention und Gesundheitsförderung. 2. überarbeitete Auflage. Bern: Hans Huber Verlag Golde, C. (2007): „... weil in so einer großen Klinik, ... kann ich alleine als Blinde nichts ausrichten.“ – Das Erleben blinder oder hochgradig sehbeeinträchtigter Menschen im Krankenhaus – eine empirische, explorative Untersuchung. Pflege, 20 (1), 4–13 Haslbeck, M.; Luft, D.; Neundörfer, B. et al. (Hrsg.) (2007): Diabetische Neuropathie. DDG Praxisleitlinie. Diabetologie, 2. Suppl. Hatch, F.; Maietta, L.; Schmidt, S. (2005): Kinästhetics, Interaktion durch Berührung und Bewegung in der Pflege. DBfK Krankenpflege Havemann-Reinecke, U.; Weyerer, S.; Fleischmann, H. (1998): Alkohol und Medikamente, Missbrauch und Abhängigkeit im Alter. Freiburg: Lambertus Verlag

Heiber, A. (2008): Die neue Pflegeversicherung: Der Antrag – die Pflegestufen – die Leistungen: Ihre neuen Möglichkeiten und Chancen (Broschiert). Stern Rat­ geber, Linde international Heiber, A.; Nett, G. (2006): Ambulante Einsatzplanung: Grundlagen, Abläufe, Optimierung (Broschiert). Hannover: Vincentz Verlag Heimerl, K. (2008): Orte zum Leben – Orte zum ­Sterben. Palliative Care in Organisationen umsetzen. Freiburg: Lambertus Verlag Heimerl, K.; Heller, A.; Kittelberger, F. (2005): Daheim Sterben. Palliative Kultus im Pflegeheim. Freiburg: Lambertus Verlag Heinbold, H.; Heering, C. H.; Kümpel, P. (1998): ­Venenerkrankungen und Thrombosen. Bremen: ­ Alerta Verlag Heller, A.; Heimerl, K.; Husebö; Stein (Hrsg.) (2000): Wenn nichts mehr zu machen ist, ist noch viel zu tun. Wie alte Menschen würdig sterben können. Freiburg: Lambertus Verlag Hellmann, S.; Rösslein, R. (2007): Pflegepraktischer Umgang mit Dekubitus. Hannover: Schlütersche v. Hintzenstern, U.; Bein, T. (2007): Praxishandbuch Beatmung. München: Urban & Fischer Verlag bei ­Elsevier Hollenweger, W. (1988): Geist und Materie. Inter­ kulturelle Theologie. Bd. 3. München: Chr. Kaiser ­Verlag Hurrelmann, K.; Klotz, T.; Haisch, J. (Hrsg.) (2007): Lehrbuch Prävention und Gesundheitsförderung. 2. überarbeitete Auflage. Bern: Hans Huber Verlag Initiative Chronische Wunden (ICW) (2006); Leitlinie Ulcus Cruris, 4. Auflage Initiative Chronische Wunden (ICW) (2008); Leitlinie Dekubitus, 7. Auflage Kerkhoff, B.; Halbac, A. (2002): Biografisches Arbeiten. Beispiele für die praktische Umsetzung. Hannover: Vincentz Network

866

LF_4_833_887-Anhang.indd 866

24.04.2013 12:43:05 Uhr