D 8512 53. Jahrgang

Nr. 1

Montag, 16. Januar 2017

Die GeräuschloseN

Die Media-App der Bundeswehr

Politik

ZooM

VerMischtes

Zusammenhalt

Abschied von der Bo

„Auf Stube“

Bundespräsident Joachim Gauck im Interview über Engagement in Krisenzeiten – und über den Dienst in Uniform. Seite 2

Nach mehr als vier Jahrzehnten ist der Flugbetrieb der Bo 105 in der Bundeswehr nun zu Ende gegangen. Seite 6

Alles über die neue Webserie der Redaktion der Bundeswehr. Das Talk-Format ist jetzt auf Youtube angelaufen. Seite 8

[email protected]

Foto: Bundeswehr/Sebastian Wilke

Freilaufende Übung Pluto: Die Aufklärer der Deutsch-Französischen Brigade agieren im Verborgenen. Seiten 4 und 5

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aktuell

MINISTERIUM / HINTERGRUND

16. Januar 2017

„Wie soll es aussehen, unser Land?“ Bundespräsident Joachim Gauck über gesellschaftliches Engagement in Krisenzeiten – und den Dienst in Uniform.

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Die Welt scheint aus den Fugen geraten. An Sie die Frage als Christ und langjähriger Pfarrer – wie können Sie dennoch Hoffnung machen?

Im Einsatz: Wiederholt besuchte Bundespräsident Joachim Gauck deutsche Soldaten im Ausland. Hier 2014 in Kahramanmaras (Türkei).

Wenn wir zurückschauen in unsere auch jüngere Geschichte, so gab es nie eine Phase, in der es wirklich einfach war. Ich denke unter anderem an die Bewältigung der deutschen Wiedervereinigung oder die Aufnahme von Flüchtlingen des Jugoslawienkrieges. Wir sollten angesichts der neuen Herausforderungen noch mehr auf unsere Werte und auf unsere Stärken vertrauen. Die Aufnahme von Flüchtlingen in den vergangenen Jahren in Deutschland hat außerdem erneut deutlich gemacht, welche Kräfte die Menschen in unserem Land mobilisieren können. Das sollte uns zuversichtlich machen. Sie scheiden bald aus dem Amt des Bundespräsidenten – welches Fazit ziehen Sie? Bei allem, was in den kommenden Wochen noch vor mir liegt – Reisen nach Frankreich, in die Niederlande, nach Lettland und viele Termine in Deutschland – scheint es mir noch etwas früh für ein umfassenderes Fazit. Während meiner Auslandsreisen gab es viele wichtige, teilweise auch sehr bewegende politische und auch menschliche Begegnungen. Und außenpolitisch hat

für mich eine besondere Rolle gespielt, wie sich die Wahrnehmung Deutschlands in der Welt verändert hat. Innenpolitisch war es für mich besonders bedeutend, die Vielfalt und Kraft der deutschen Bürgergesellschaft zu erleben. In Deutschland gibt es ein stabiles Netzwerk engagierter Bürger. Sie geben dem Gemeinwesen ein freundliches Gesicht, stabilisieren unsere Gesellschaft und machen unser Land stark. In einigen Tagen – und damit auch zum Ende meiner Amtszeit – werde ich übrigens eine Rede halten, in der ich auf einen Satz aus meiner Antrittsrede zurückgreife und aus heutiger Perspektive die Frage stelle „Wie soll es aussehen, unser Land?“. Was möchten Sie den Soldaten zum neuen Jahr mit auf den Weg geben? Unsere Gesellschaft lebt von Zusammenhalt und staatsbürgerlichem Engagement. Ich denke hier nicht nur mit Dankbarkeit an die zahllosen ehrenamtlich tätigen Bürgerinnen und Bürger unseres Landes. Ich denke auch an diejenigen, die in Uniform ihren Dienst leisten. Der Beitrag, den Soldatinnen und Solda-

EDITORIAL

ten auch im zurückliegenden Jahr geleistet haben, ist erheblich. Sei es in Deutschland; dabei denke ich an die unveränderte Bewältigung der Aufnahme von Flüchtlingen. Oder sei es im Ausland, bei der Sicherheitsvorsorge im Baltikum, bei der Friedenssicherung und Krisenbewältigung in unterschiedlichsten Missionen, im Mittelmeer, in Afghanistan, im Kampf gegen den Terror oder bei der Stabilisierung Malis, um nur einige Beispiele herauszugreifen. Für dieses Engagement, das nicht denkbar ist ohne den Rückhalt und die Unterstützung seitens der Familien zuhause, der Angehörigen und Freunde, für ihren persönlichen Einsatz bin ich allen

grafisch aufbereitet, um vielschichtige Themen übersichtlich zu präsentieren. Beispiel „Atlantic Resolve“ (Seite 3): In den vergangenen Tagen haben zahlreiche Medien über die Verlegung von Material der US-Streitkräfte nach Osteuropa berichtet. aktuell fokussiert auf Daten und Zahlen, zeigt auf einen Blick, welches Material welchen Weg durch Deutschland in Richtung Polen genommen hat. Beispiel Übung Pluto (Seiten 4/5): Die Aufklärer der Deutsch-Französichen Brigade haben eine komplexe freilaufende Übung absolviert. aktuell erklärt Auftrag und Vorgehen – kompakt und verständlich. Das ist der Anspruch. Vivien-Marie Bettex, Leitende Redakteurin

Die Fragen stellte Jörg Fleischer. DAS VOLLSTÄNDIGE INTERVIEW AUF

Roman Herzog ist gestorben Politik, Justiz und Kirchen haben das Lebenswerk des im Alter von 82 Jahren verstorbenen früheren Bundespräsidenten Roman Herzog gewürdigt. Bun despräsident Joachim Gauck sagte, Herzog habe in seiner Amtszeit als „freiheitsliebender, kritischer Geist und Vordenker“ Maßstäbe gesetzt, an denen sich künftige Generationen ausrichten könnten. Herzog starb vergangene Woche im baden-württembergischen Bad Mergentheim.

IMPRESSUM Herausgeber und verantwortlich für den Inhalt:

Eine neue aktuell mit neuem Umfang zum neuen Jahr. Die Wochenzeitung der Bundeswehr verändert sich zu Beginn ihres 53. Erscheinungsjahres. Als Redaktion der Bundeswehr wollen wir noch besser auswählen, welche Themen wir unseren Lesern anbieten – Nachrichten, Hintergründe, Serien. Die bisherigen Themenschwerpunkte bleiben erhalten: aktuell berichtet über den Auftrag der Bundeswehr, aus den Einsätzen und aus dem Ministerium sowie über Technik-, Sportund Personalthemen. Als Ergänzung zu den täglichen Nachrichten aus Truppe und Ministerium auf www.bundeswehr.de und www.bmvg.de bietet aktuell Hintergründe, Features, Reportagen auf acht Seiten –

Soldatinnen und Soldaten dankbar. Angesichts der Entwicklungen des vergangenen Jahres müssen wir leider davon ausgehen, dass das Jahr 2017 nicht einfacher werden wird, die Herausforderungen werden zahlreich bleiben. Das Engagement der Soldatinnen und Soldaten wird also auch in 2017 gebraucht werden. Dafür wünsche ich allen – privat und beruflich – im Neuen Jahr das Allerbeste. Viel Glück, Gesundheit und Gottes Segen.

Foto: picture alliance/dpa/Uli Deck

Auf der 50. Münchner Sicherheitskonferenz haben Sie einen Diskurs über die neue Rolle Deutschlands in der Welt angeregt – welche Fortschritte hat unser Land auf dem Weg dorthin gemacht? Gewachsen scheint mir die Überzeugung, dass Deutschland als reife Demokratie und ökonomisch stabiles Land sich zutrauen kann, gemeinsam mit seinen Partnern Verantwortung in Europa und der Welt zu übernehmen. Und das geschieht auch bereits: auf politischer, diplomatischer und auch militärischer Ebene. Deutschland engagiert sich zunehmend im Bereich der Krisenprävention, bei der Bewältigung der Flüchtlingsfrage, mit dem Einsatz der Bundeswehr in Mali oder in den Verhandlungen zur Ukraine, zu Syrien und dem Iran, um nur einige Beispiele zu nennen. Die Welt wächst vielfach immer enger zusammen, gleichzeitig erleben wir Entwicklungen, die die Welt nicht stabiler machen. Das zeigt sich etwa daran, dass wir auch in Deutschland die Auswirkungen von Krisen und Konflikten sehr deutlich spüren. Auch der fürchterliche Anschlag von Berlin ist letztlich Folge einer internationalen Entwicklung – des transnationalen Terrorismus. Mein Eindruck aus den vergangenen Jahren ist, dass das Bewusstsein in Deutschland für diese Entwicklungen erkennbar gewachsen ist.

Foto: Bundesregierung/Jesco Denzel

n wenigen Wochen scheidet er nach fast fünf Jahren aus dem Amt: Zu Beginn des neuen Jahres hat Bundespräsident Joachim Gauck mit der Redaktion der Bundeswehr gesprochen.

Bundesministerium der Verteidigung Presse- und Informationsstab Stauffenbergstraße 18, 10785 Berlin Bundeswehr aktuell ist ein Produkt der Redaktion der Bundeswehr: Reinhardtstraße 52, 10117 Berlin Telefon: (0 30) 886 228 - App. Fax: (0 30) 886 228 - 20 65, BwFw 88 41 E-Mail: [email protected] Chefredakteurin Redaktion der Bundeswehr: Andrea Zückert Leitende Redakteurin Bundeswehr aktuell: Vivien-Marie Bettex (vmd), (-2420) Vertreter: Oberleutnant Sebastian Nothing (sn), (-2421) Produktionsunterstützung: Obergefreiter Daniel Wieland (-2423) Ressortleiter der Redaktion der Bundeswehr: Politik: Jörg Fleischer (jf), (-2830) Streitkräfte: Major Anika Wenzel (akw), (-2861) Einsatz: Oberstleutnant Peter Mielewczyk (pm), (-2820) Zoom/Sport: Björn Lenz (ble), (-2840)

aktuell als gibt es auch als E-Paper auf: www.bundeswehr.de und über die Media-App der Bundeswehr. Satz: Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr, DL I 4 Zentraldruckerei BAIUDBw Intranet: http://zentraldruckerei.iud Druck: Westdeutsche Verlags- und Druckerei GmbH Kurhessenstr. 4-6, 64546 Mörfelden-Walldorf Erscheinungsweise: Wöchentlich montags Auflage: 45 000 Exemplare Verteilung innerhalb der Bundeswehr: SKA GrpRegMgmtBw/ Mediendisposition Kommerner Straße 188 53879 EUSKIRCHEN DEUTSCHLAND E-Mail: SKAMediendisposition@ bundeswehr.org ISSN: 1618-9086 Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Filme, Fotos und Zeich-

Personal/Soziales/Vermischtes: Christiane Tiemann

nungen wird keine Gewähr übernommen. Namensbeiträge geben

(tie), (-2850)

die Meinung des Verfassers wieder. Sie entsprechen nicht unbedingt

Mediendesign: Daniela Hebbel (-2650)

der Auffassung der Redaktion oder des BMVg. Nachdruck nur mit

Bildredaktion: Andrea Bienert (-2660)

Genehmigung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzung vor.

16. Januar 2017

STREITKRÄFTE

aktuell

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Quer durch Deutschland Atlantic Resolve: Die U.S. Army bringt Material nach Osteuropa – Streitkräftebasis unterstützt bei der Verlegung. 1. Ankunft der Fracht aus USA Alle 2500 Ladungsstücke erreichen Deutschland per Schiff. Ankunft in Bremerhaven

Grafik: Bundeswehr/Daniela Hebbel

2. Weiterreise Route I

(vereinfachte Darstellung) Ca. 1900 Ladungsstücke – Panzer, Fahrzeuge, Anhänger, Container – per Bahn nach Polen. Eingesetzte Züge: 30.

3. Weiterreise Route II

Bremerhaven. Die US-amerikanisch geführte Operation Atlantic Resolve zielt darauf ab, dauerhaft Frieden und Stabilität in den osteuropäischen NATO-Ländern zu sichern. Anfang Januar haben nun mehr als 2500 Ladungsstücke aus den Vereinigten Staaten – Gefechtsfahrzeuge, Lkw, Anhänger und Container – Bremerhaven erreicht. Die 3. Brigade der 4. US-Infanteriedivision entlud das Material. Anschließend begann der Weitertransport quer durch Deutschland in Richtung Polen. Politischer Hintergrund: Nach der Annexion der Krim durch Russland im Jahr 2014 ist die derzeit laufende US-Operation eine Unterstüzung für die osteuropäischen Partner. Die US-Streitkräfte verlegen im Zuge von Atlantic Resolve

4. Weiterreise Route III

Ca. 30 Fahrzeuge über die Straße bis Polen. Dabei Stopps in Lehnin und in der Oberlausitz.

Material nach Polen und in die baltischen Staaten.

Logistischer Kraftakt Für die Verlegung auf deutschem Boden war ein enormer logistischer Aufwand erforderlich, für den die Streitkräftebasis verantwortlich war. Sie stellte im Zuge von Host Nation Support (HNS) Lagerkapazität und Betriebsstoffe, Unterkunft und Verpflegung, Instandsetzung, Transport und Umschlag bereit. Die Logistikschule der Bundeswehr in Garlstedt fungierte als zentraler Anlaufpunkt für die Amerikaner. Dort wurden vorübergehend rund 400 amerikanische Soldaten untergebracht und verpflegt. Darüber hinaus standen Abstell- und Umschlagflächen

sowie Infrastruktur für etwa 600 Fahrzeuge zur Verfügung. Auch die Gefechtsstände zur Koordinierung und Überwachung der Konvois befanden sich in der Liegenschaft. Die Verlegung wurde zudem im Vorhinein durch die Streitkräftebasis unterstützt und möglich gemacht. Das Kommando Territoriale Aufgaben fungierte dabei als zentrale Anlaufstelle – es koordiniert rund 1100 HostNation-Support-Anfragen im Jahr. Zusammen mit den Landeskommandos der betroffenen Bundesländer und dem Logistikzentrum der Bundeswehr wurde die Durchfahrt geplant und unmittelbar koordiniert. Die Zusammenarbeit von U.S. Army und Bundeswehr ist in vielerlei Hinsicht ein bürokratischer Vorgang, der von den notwendi-



gen behördlichen Genehmigungen bis hin zur Vergabe von sogenannten Marschkrediten – der Erlaubnis zum Fahren in Kolonne – und Hilfe bei Zollformalitäten reicht.

Foto: Bundeswehr/Alyssa Bier

(vereinfachte Darstellung) Ca. 550 Fahrzeuge und Anhänger über die Straße bis nach Bergen, dann Zugtransport bis Polen. Eingesetzte Züge: sieben.

Die Bundeswehr unterstützt die U.S. Army bei der Verlegung quer durch Deutschland.

Auf dem Weg ins Übungsgebiet Bei der Feldjägerunterstützung zeigt sich, was HNS praktisch bedeutet: Die Militärpolizisten sind zur Begleitung und Absicherung von zahlreichen Konvois auf der Straße und zum Betrieb eines Verkehrsleitnetzes eingesetzt. Last- und Geländewagen verlegten von Bremerhaven zunächst

zum Truppenübungsplatz Bergen, um dort zum Weitertransport nach Polen auf die Bahn verladen zu werden. Ein Teil der US-Fahrzeuge fuhr direkt in das osteuropäische Übungsgebiet. Sie wurden auf dem vier Tage dauernden Marsch von den Feldjägern begleitet und gesichert. Atlantic Resolve zeigt, wie wichtig die Fähigkeit ist, Host Nation Support leisten zu können. (rw)

EINSATZ

Bereit für Mali NH90 und Tiger können verlegen, sobald das Mandat vorliegt.

Heinz Mybach

Foto: Bundeswehr/

Berlin. Der Deutsche Bundestag wird in den kommenden Wochen über die Verlängerung und Erweiterung der Multidimensionalen Stabilisierungsmission der Vereinten Nationen (VN) in Mali (MINUSMA) beraten. Vorbehaltlich einer parlamentarischen Zustimmung soll die Bundeswehr bis zum Beginn des zweiten Halbjahres 2017 insgesamt acht Hubschrauber nach Mali entsenden: vier Transporthubschrauber NH90 (Foto) und vier Kampfhubschrauber Tiger. Erste Vorbereitungen für einen Einsatz der Hubschrauber sind bereits angelaufen. Aus dem Transporthubschrauberregiment

10 im niedersächsischen Faßberg sollen die vier NH90-Hubschrauber kommen und in Mali vor allem in der Medivac-Rolle eingesetzt werden. Oberstleutnant Kai E. ist als Staffelkapitän vorgesehen und war bereits zur Erkundung in Mali. Dort sprach er auch mit niederländischen Soldaten, die bisher dort stationiert sind. „Zunächst standen für uns die verfügbare Infrastruktur und die Gespräche mit den niederländischen Piloten im Fokus“, sagte E. im Gespräch mit der Redaktion der Bundeswehr. Nach der Rückkehr des Oberstleutnants nach Faßberg begann

die Detailplanung. „Die Erfahrungen der Niederländer haben wir in die fliegerische Vorbereitung unserer Piloten einfließen lassen“, erklärt E. Einige Verfahren der deutschen Soldaten mussten angepasst werden, das Training konzentrierte sich dann auf Tief- und Nachtflüge. „Sobald das Mandat erteilt ist, können wir verlegen“, sagt E. Das Material und Personal, das nicht von einem Mandat abhän-

gig ist, sei teilweise schon vor Ort, so dass nur noch die Maschinen fehlten. Die ersten Hubschrauber – zwei NH90 aus Faßberg – werden bereits diese Woche nach Leipzig verlegen, um umgehend für die Verladung nach Mali bereit zu stehen – das Mandat vorausgesetzt. Bereits im Januar 2016 hatte der Bundestag eine Verstärkung des deutschen Engagements bei MINUSMA und

eine Erhöhung der Obergrenze von 150 auf 650 Soldaten beschlossen. Nun soll die Obergrenze auf 1000 Soldaten erhöht werden. Der Einsatz der Hubschrauber wurde den VN bis Mitte 2018 angezeigt. Ziel von MINUSMA ist, den Friedensprozess in Mali zu begleiten. Die Entwicklung des Landes hat Auswirkungen auf die Lage im Sahelraum sowie in Libyen. Terrorismus und Armut können auch Auswirkungen auf Europa haben. Seit November setzt die Bundeswehr unbemannte Luftfahrzeuge vom Typ Heron 1 in Mali ein, um größere Gebiete und unwegsames Gelände aufzuklären. (eb)

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aktuell

BUNDESWEHR 1

aktuell 2

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HINTER FEINDLICHEN LINIEN Vom Gegner überrollt: Die Aufklärer der Deutsch-Französischen Brigade im Manöver. Von Hendrik Kuckat Fotos Sebastian Wilke

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Grafik: Bundeswehr/Daniela Hebbel

Die drei Spähtrupps und die leichte Spähgruppe wurden vom Gegner überrollt, befinden sich hinter einer gegnerischen Infanteriebrigade. Ihr Auftrag: Auf dem Weg zurück zur eigenen Truppe gilt es, so viele Informationen wie möglich über den Gegner zu sammeln und die Stellung der gegnerischen Luftabwehrraketen zu finden.

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autlos liegen die vier Soldaten in ihrem Versteck. Die Temperatur liegt unter dem Gefrierpunkt, sinkt nach Einbruch der Dunkelheit auf bis zu minus zehn Grad Celsius. Seit Stunden beobachten vier Soldaten der Leichten Spähgruppe um Hauptfeldwebel Martin A. ihr Aufklärungsziel – in unmittelbarer Nähe des Gegners. Die Soldaten sind Teil der Deutsch-Französischen Brigade, die von Ende November bis Anfang Dezember mit 2500 Soldaten in der Lüneburger Heide nahe der niedersächsischen Stadt Lüneburg geübt hat. Die Aufklärungsübung Pluto war der Höhepunkt für die 4. Kompanie des Jägerbataillons 291 während der Brigadeübung. Insgesamt sind bei diesem Übungsabschnitt zwei deutsche Spähtrupps auf Fennek, ein französischer Spähtrupp mit vier leichten Panzerspähwagen „Véhicule Blindé Léger“ (VBL) sowie die Leichte Spähgruppe mit Wolf und Dingo unterwegs. Mehr als 80 Soldaten üben gemeinsam. Die 4. Kompanie ist die Aufklärungskompanie für die Deutsch-Französische Brigade und für den Auftrag gut gerüstet.

Die Lage: Der Gegner ist mit einem Angriff tief in das Gebiet des fiktiven Staates Heideland vorgedrungen und hat dabei die Aufklärer der 4. Kompanie „überrollt“. Doch das allein stellt die drei Spähtrupps mit ihren Fenneks und die Leichte Spähgruppe mit ihrem Dingo nicht so schnell vor unlösbare Aufgaben, denn sie können normalerweise bis zu 70 Kilometer hinter den feindlichen Linien eingesetzt werden. Ihr Auftrag lautet nun: zurück zur eigenen Truppe, dabei Feind aufklären und Infrastruktur erkunden – ohne selbst entdeckt zu werden.

Bewegung – nur in der Nacht Fast alle Tätigkeiten und Bewegungen kann die Leichte Spähgruppe nur während der Nacht und mithilfe von Nachtsichtgeräten wagen. Nur so können sie weit hinter den feindlichen Linien selbst nicht gesehen werden. Rund 30 Kilogramm wiegen ihre Rucksäcke. Neben warmer und regendichter Kleidung, Ausrüstung, Waffen, Handgranaten und Nachtsichtgeräten benötigen die Soldaten unter anderem bis zu

sieben Liter Wasser, Verpflegung und mehrere Funkgeräte. So können die Soldaten zwei Tage lang auf sich selbst gestellt überleben – unabhängig von ihren jenseits des Kanals abgestellten Fahrzeugen. Drei weitere Soldaten sind dort zurückgeblieben, sichern die Fahrzeuge und stellen die Verbindung zwischen den Kameraden im Versteck und dem Gefechtsstand der Brigade her. Besondere Herausforderung für die Soldaten: Der Gegner hat Flugabwehrsysteme in Stellung gebracht. Er hat die Luftüberlegenheit errungen und setzt Aufklärungsflugzeuge ein – bei Pluto dargestellt durch einen Learjet, der einen speziellen Aufklärungsanbau, einen sogenannten Recce-Pod, trägt. Der kommt sonst bei den Tornados der Luftwaffe zum Einsatz. „Die gegnerische Luftaufklärung macht uns das Verstecken natürlich deutlich schwieriger. Das ist definitiv eine ungewohnte Lage und sehr lehrreich, denn es hat enorme Auswirkungen auf unser Verhalten“, sagt Oberfeldwebel Georg S., einer der Spähtruppführer. Je weiter sich die Soldaten in Richtung eigener Truppe

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Fotos: Bundeswehr/Sebastian Wilke (6)

Das Szenar:

bewegen, desto mehr Aufklärungsergebnisse liefern sie an den Gefechtsstand. Die Spähtrupps mit ihren Fenneks können sich fast lautlos durch das Gelände bewegen. Die ausfahrbaren Optiken können bei Tag und Nacht Fahrzeuge und Soldaten des Feindes aufklären. So erhalten die Soldaten wertvolle Hinweise zu Nachschubrouten und Bewegungsachsen des Gegners. Schnell bildet sich bei der Brigade ein klares Lagebild des Gegners.

Mit dem Schlauchboot übers Wasser Doch kurz vor dem Ziel kommen die Spähtrupps nicht weiter. Der Elbeseitenkanal lässt sich nur an wenigen Stellen über Brücken überqueren. Die befinden sich noch alle in Feindeshand. Der Kompaniechef entscheidet daher, die Leichte Spähgruppe zunächst nach der Flugabwehrstellung suchen zu lassen. Die Spähtrupps beziehen Verstecke, während die vier Soldaten ihre Suche nach dem Aufklärungsziel beginnen. Mit einem Schlauchboot überwinden sie den Kanal.

Mehr als drei Kilometer vom anderen Ufer entfernt entdecken die Soldaten die feindliche Stellung. Insgesamt 60 Kilometer haben die Soldaten in den vergangenen 60 Stunden mit ihren Fahrzeugen zurückge legt, bevor sie ihr Aufklärungsziel erreichen. Die gegnerischen SA-6-Flugabwehrraketen sind für die Artillerie der Brigade ein wichtiges Ziel. Anhand der genauen Koordinaten und mit den Aufklärern als Beobachter vor Ort können die Flugabwehrraketen zerstört werden. Für die Brigade ein wichtiger Erfolg und eine Voraussetzung für den Gegenangriff, der es den noch immer auf sich gestellten Aufklärern schließlich ermöglichen soll, zur eigenen Truppe zurückzukehren. Der Führer der Leichten Spähgruppe fasst die Einsatzbereitschaft seiner Soldaten so zusammen: „Frieren muss man nicht lernen. Das kann jeder. Muss man aber wollen.

MEHR AUF

1.

Wie und wo werden die Soldaten den Kanal überqueren können? Die Aufklärer der Leichten Spähgruppe haben eine passende Stelle erkundet, die Schlauchboote sind vorbereitet.

2.

Kritischer Moment: Die Soldaten treten am Ufer des Kanals aus dem Schutz des Waldes hervor.

3.

Übers Wasser: Mit den Schlauchbooten gilt es, das andere Ufer so schnell wie möglich zu erreichen. Die Soldaten sind während der Überquerung für den Feind leicht zu erkennen – und damit besonders gefährdet.

4.

Das Aufklärungsziel: Die SA-6-Flugabwehrraketenstellung der Gegner.

5.

Die deutschen Spähtrupps: Sie agieren im vom Gegner besetzten Gebiet. Ihre leisen und flach konstruierten Fahrzeuge vom Typ Fennek sind für diese Aufgabe optimiert.

6.

Ihr Job setzt auch Leidensfähigkeit voraus: Die Soldaten der Leichten Spähgruppe können bis zu 70 Kilometer hinter gegnerischen Linien eingesetzt werden.

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aktuell

ZOOM

16. Januar 2017

ABSCHIED VON DER BO Robuster Alleskönner: Nach mehr als vier Jahrzehnten endet der Flugbetrieb der Bo 105 in der Bundeswehr. Von Carsten Vennemann

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ehn Hubschrauber vom Typ Bo 105 wird das Heer für eine Heeresflieger-Versuchsstaffel in Celle von der Herstellerfirma chartern. Das entschied die Leitung des Verteidigungsministeriums auf Antrag des Inspekteurs des Heeres “, berichtet aktuell am 12. März 1973. Rund sechs Wochen später, am 26. April, übergibt der Hersteller MesserschmittBölkow-Blohm (MBB) zehn olivfarbene Bo 105 für die Erprobung eines Panzerabwehrhubschraubers (PAH). Es ist der offizielle Beginn des Flugbetriebes der Bo 105 in der Bundeswehr.

Ende 1979 an die Bundeswehr. Der PAH 1 baut auf der Bo 105M auf, weist jedoch einige systembedingte Änderungen auf, wie etwa sechs Flugkörper HOT auf horizontal angeordneten Startschienen. Die ersten zwölf PAH 1 gehen an die Heeresfliegerwaffenschule nach Bückeburg. Das Heeresfliegerregiment 16 in Celle-Wietzenbruch übernimmt als erster Einsatzverband Anfang Dezember 1980 offiziell die ersten sechs PAH. Ende 1984 ist die Auslieferung aller 212 Bo 105 P-1 an die Einsatzverbände termingerecht und im vorgesehenen Kostenrahmen abgeschlossen.

Wegweisende Technik „Made in Germany“

Panzerknacker und Kunstflugweltmeister

Die Entwicklung der Bo 105 beginnt im Sommer 1963. Der erste seriengefertigte leichte Mehrzweckhubschrauber hat zwei Triebwerke. Alle hydraulischen und elektrischen Systeme sind redundant ausgelegt. Die in konventioneller Leichtmetall-Halbschalenbauweise gefertigte Kabine bietet bis zu fünf Personen Platz. Der große Laderaum kann über Hecktüren zwei Krankentragen aufnehmen. Mit der Bo 105 erhält die Bundeswehr den seinerzeit modernsten Hubschrauber in der Klasse bis 2,5 Tonnen. Die Maschine erweist sich als robuster Hubschrauber mit eindrucksvollen Flugeigenschaften. 1974 plant das Bundesministerium der Verteidigung, die militärische Version Bo 105M als neuen Verbindungsund Aufklärungshubschrauber (VBH) zu beschaffen. Die Bundeswehr erhält insgesamt 312 neue Hubschrauber, davon 100 als VBH. Die ersten Panzerabwehrhubschrauber PAH 1 liefert MBB

In vier Jahrzehnten wird die Bo 105 bei der Bundeswehr vielfältig eingesetzt: ob als PAH meist im extremen Tiefflug nur wenige Meter über der Grasnarbe oder bei den Spezialkräften zum Transport von Kommandosoldaten. Auch im Auslandseinsatz und während der Hochwasserkatastrophen an der Elbe ist die Bo 105 unverzichtbar. Eine Besonderheit stellt der Titel „Weltmeister im Hubschrauberkunstflug“ dar, den die Bo 105 mit Heeresflie-

gerpiloten mehrmals gewinnen kann. Sie ist bei ihrer Indienststellung weltweit der erste Hubschrauber, der einen vollen Looping fliegen kann. Der Flugbetrieb mit der Bo 105 endet am 31. Dezember 2016 – nach mehr als einer Million Flugstunden in der Bundeswehr. Ein Abschied, der auch schmerzt: „Die Bo 105 ist ein wunderbarer Hubschrauber, da passt einfach alles“, sagt Hauptmann Roland Wagner, Pilot und Fluglehrer mit langjähriger Erfahrung auf den französischen Mustern Alouette II und Gazelle. Einfach, robust und zuverlässig, das seien die Eigenschaften der Bo. Wagner: „Ich kenne keinen vergleichbaren Hubschrauber.“

Max. Abfluggewicht Antrieb: Allison 250C20B Hauptrotordurchmesser Blätter Heckrotordurchmesser Blätter Länge Max. Reichweite Flugdauer Besatzung Passagiere Bewaffnung Missionsausrüstung

2500 kg 2 x 313 kW 9,86 m 4 1,91 m 2 11,86 m 340 km 1 h 40 min 2 6 Lenkflugkörper HOT Verwundetentransport Drohnensimulation

Weltweit begehrter Hubschrauber 1988 waren insgesamt mehr als 1200 Exemplare der Bo 105 in ihren verschiedenen Versionen an 37 Länder auf fünf Kontinenten geliefert worden. Bevorzugte Kunden waren natürlich NATO-Partner wie Spanien oder Schweden und krisenfreie Länder wie Brunei, Mexiko oder auch damals der Irak und Indonesien. Das Königreich Schweden beschaffte 24 Maschinen, darunter 20 Panzerabwehrhelikopter mit Panzerabwehrlenkwaffen, den TOW-Raketen. Für ihre Luftwaffe erwarben die Nationalstreitkräfte Indonesiens 16 Bo 105C aus deutscher Produktion sowie 18 Stück aus heimischer Lizenzmontage. Die Marine erhielt weitere fünf Maschinen, das Heer 16. Bewaffnet waren die Helikopter mit Raketen. Die Marine setzte sie auch als U-Boot-Jäger ein. (vie)

Foto: Bundeswehr/Michael Mandt; Grafiken: Bundeswehr/Daniela Hebbel

Technische Daten Bo 105 P (PAH 1A/1A1)

16. Januar 2017

SOZIALES / PERSONAL

Foto: Bundeswehr/Jane Schmidt

Wie starte ich eine Laufbahn bei der Bundeswehr? Karriereberater Daniel Fischer weiß, wie es geht.

Berlin. Kapitänleutnant Daniel Fischer kennt sich bestens aus in der Bundeswehr. Der 38-Jährige ist seit 17 Jahren Soldat – und sein Wissen stellt er in den Dienst der Truppe. Fischer arbeitet seit viereinhalb Jahren als Karriereberater im Offiziersrang. Damit leistet er Starthilfe für viele Bewerber. Ganz gleich, ob sie eine militärische oder zivile Laufbahn anstreben. Fischer macht seinen Job aus Überzeugung. „Viele wissen nicht, welche Möglichkeiten der Arbeitgeber Bundeswehr bietet“, sagt der Karriereberater. Das will er ändern. Daniel Fischer weiß, dass er so etwas wie eine Visitenkarte der Bundeswehr ist und will vor allem junge Menschen für seinen Arbeitgeber begeistern.

Kein Arbeitstag gleicht dem anderen, sagt Fischer. Nach der morgendlichen Bürotätigkeit habe er meistens einen Schulvortrag oder fahre auf eine Messe oder zu Wirtschaftsforen. Vor Kurzem warb er auf einer Jobmesse für ein Medizinstudium bei der Bundeswehr. „Wir haben im Anschluss mehr als 80 Gespräche mit Schülern und Eltern geführt. Wenn sich danach nur fünf bewerben, ist das ein Erfolg“, sagt Fischer.

Offen, ehrlich und humorvoll Ehrlichkeit ist für den Karriereberater bei seiner Arbeit ebenso wichtig wie Überzeugungskraft. „Wir sagen den Interessenten ganz klar, wenn sie für etwas nicht geeignet sind“, sagt der Marineoffizier.

Jedes Gespräch läuft anders, somit ist gute Vorbereitung wichtig. Schließlich geht es darum, alle notwendigen Informationen zu vermitteln, die ein Bewerber kennen muss. „Zu uns kommen ganz unterschiedliche Menschen, mein ältester ‚Kunde‘ war 55 Jahre alt“, berichtet der Karriereberater. Ein bisschen Humor gehört auch zu Fischers Arbeit: „Wenn es um das Thema Abwesenheit von zu Hause geht, schlackern vielen die Ohren. Man ist eben nicht mehr jeden Abend zuhause, wenn man zu uns kommt“, sagt er. Wenn Fischer die Antwort auf eine Detailfrage nicht sofort geben kann, hat er immer die richtige Telefonnummer parat. „Wenn das passiert, rufe ich jemanden an, der das weiß – auch mitten im Gespräch“, sagt Fischer. Im Zweifel gibt es einen Nachberatungstermin.

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Als Botschafter für die Bundeswehr werben

Starthelfer für die Karriere

Von Irina Henrich

aktuell

Berlin. Die Bundeswehr sucht Botschafter für die technischen Berufe. Gesucht werden Soldaten und Zivilbeschäftige, die als Gesichter der Arbeitgeberkampagne „Mach, was wirklich zählt.“ für ihren Beruf werben wollen. Ziel ist es, Nachwuchskräfte für den technischen Dienst bei der Bundeswehr zu begeistern. Die Botschafter und ihre Berufe werden professionell in Szene gesetzt: auf Plakaten, Anzeigen und im Internet. Interessenten können sich bis zum 31. Januar bewerben. Weitere Informationen im Intranet unter dem Stichwort „Markenbotschafter.“ (mb)

Vom Seefahrer zum Berater

Sexuelle Orientierung: Workshop in Berlin

In einem vierwöchigen Lehrgang am Zentrum für Informationsarbeit der Bundeswehr wurde Fischer auf seine Aufgabe vorbereitet. „Ich habe Beratungsgespräche trainiert und gelernt, wie man Vorträge vor Schulklassen hält und mit der Presse umgeht“, sagt Fischer. Auch im Umgang mit spannungsgeladenen Situationen wurde Fischer geschult – er weiß, wie er ungehaltenen Kritikern den sprichwörtlichen Wind aus den Segeln nimmt. „Unser Ausbilder meinte, wir sollten in solchen Fällen einfach die LMAA-Einstellung einnehmen“, sagt Fischer und schmunzelt. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Die Abkürzung stehe für „lächle mehr als alle anderen“. Sagt jedenfalls Daniel Fischer.

Berlin. Auf Initiative von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen findet am 31. Januar in Berlin der Workshop „Sexuelle Orientierung und Identität in der Bundeswehr“ statt. Themen der Veranstaltung sind Chancengerechtigkeit und die Inklusion sexueller Minderheiten. Mehr als 200 Teilnehmer werden zum Workshop erwartet – unter anderem der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Volker Wieker, der Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestags, Hans-Peter Bartels, und die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, Christine Lüders. Die Ergebnisse sollen für die Erarbeitung von Grundsatzdokumenten im Ministerium genutzt werden. (kat)

PERSONALBOGEN

Licht, Ton, Kamera... Action! ist aber auch für Videoaufnahmen und Licht zuständig. Vincent Muhsik ist Kameraund Tonassistent in der Redaktion der Bundeswehr. Im Moment kümmert er sich um das Format „Auf Stube“, die neue Youtube-Webserie der Bundeswehr. „Ich bin im Studio das Mädchen für alles“, sagt der gelernte Mediengestalter für Bild und Ton. Er stattet Moderatoren und Gäste mit Funkmikrofonen aus, macht sich Gedanken über die Ausleuchtung und hält den Kabelsalat unter Kontrolle. Muhsik kam 2014 als Quereinsteiger zur Bundeswehr. Nach seiner Ausbildung drehte er Dokumentarfilme, reiste als Freiberufler acht Jahre lang im Auftrag des öffentlichen Rundfunks um die Welt – solange, bis sein Reisepass restlos vollgestempelt war. „Ich habe Merkel, Steinbrück, Putin getroffen. Außerdem habe ich viele Filme zur europäischen Finanzkrise gemacht.“ Er sei gut im Geschäft gewesen, habe aber irgendwann genug von der Selbständigkeit gehabt: „Ich wollte was Festes. Ein geregeltes Einkommen und die Vorteile, die

ein Angestellter genießt.“ Der entscheidende Tipp kam von seinem Vater. Er machte den gebürtigen Berliner auf die Stelle bei der Bundeswehr aufmerksam. „Ich hatte vorher noch nie Berührung mit der Truppe und habe mir gedacht, ich probier’s einfach mal aus.“ Er sei von der Bandbreite seiner Aufgaben positiv überrascht worden, sagt Muhsik. Im Oktober 2016 wurde er entfristet. Das Reisen ist weiterhin ein wichs r To hr / we s tiger Teil seines Berufs. „Wenn du dree nd Foto: Bu hen willst, dann musst du reisen. Ich bin jede Woche woanders“, sagt er. Muhsik schätzt, dass er etwa zwei Drittel seiner Arbeitszeit auf Achse ist. „Erst bereite ich die Produktion vor und mache mir Gedanken über das technische Equipment.“ Sind die Drehvorbereitungen abgeschlossen, macht er sich auf den Weg – meist zusammen mit einem Videojournalisten. Für die Bundeswehr drehte er unter anderem auf Kreta, in den USA, im Baltikum. „Viel sehen und viel erleben: Das macht den Reiz aus.“ Die Aufgabe bei der Bundeswehr, sagt Muhsik, mache ihm einfach richtig Spaß. „Und solange das so ist, bleibe ich auch hier.“ (kat) ten Kr aa t z

Berlin. Den Ton macht der Muhsik. Der 29-Jährige

Welche Redewendung gebrauchen Sie häufig? So kann ich nicht arbeiten…

Auf welchen Gegenstand können Sie im Alltag nicht mehr verzichten? Auf mein Smartphone. Irgendwie muss man ja abends in der Kaserne die Zeit rumbekommen.

Mit wem würden Sie gern eine Zeit lang tauschen? Mit einem Soldaten. Aber nur für einen Tag.

Welche Eigenschaften schätzen Sie am meisten? Pünktlichkeit und Verlässlichkeit.

Welche Superkraft hätten Sie gern? Fliegen: Kurze Reisezeiten und ein super Ausblick.

Was ist ihr Lieblingskleidungsstück? Meine Arbeitshose mit vielen Taschen. Einfach super praktisch.

Wie können Sie am besten entspannen? Es ist zwar selten, aber am liebsten zu Hause auf der Couch.

Wozu können Sie nicht „Nein“ sagen? Zu einem kühlen Bier nach Feierabend.

aktuell

VERMISCHTES

16. Januar 2017

Von Timo Kather

und ihren Umgang mit der plötz­ lichen Popularität zu sprechen. In einer weiteren Sendung las­ sen sich Rike und Robert vom Kapitän der Koch­National­ mannschaft der Bundeswehr ein leckeres Essen aus einer Ein­ mannpackung ­Soldatenproviant zaubern. Die Youtube­Gemeinde hat „Auf Stube“ jedenfalls schon ins Herz geschlossen: Die Pilotfolge (Bild links) mit dem aus der Web­ serie „Mit Olli“ bekannten Feld­ webel Oliver Bender wurde seit dem 3. Januar mehr als 50 000­mal geklickt.

Z

wischen Spind und Doppelstockbett ent­ steht die neue Webserie der Bundeswehr. „Auf Stube“ beschäf­ tigt sich alle zwei Wochen mit aktuellen Themen aus der Truppe. Das Moderatorenduo Rike Fischer und Stabsunteroffizier Robert Wandelt empfangen ihre Gäste in einer nachgebauten Kasernen­ unterkunft. „Wir zeigen die Men­ schen hinter der Uniform, geben ihnen Stimme und Gesicht“, sagt Wandelt. Ziel sei, die Bundes­ wehr besser greifbar zu machen, sie als normalen Teil der Gesell­ schaft zu zeigen.

Soldatenunterkunft im Studio „Auf Stube“ entsteht in der Redaktion der Bundeswehr in Berlin. Das Set kennt jeder, der schon einmal in einer Kaserne übernachten durfte: zwischen Bett und Spind stehen noch ein Tisch und ein paar Stühle, dahinter eine Pinnwand ­ das war’s. Zwei Kameraleute sor­ gen für scharfe Bilder, hinter der Kulisse kümmert sich ein Ton­ mann um den klaren Sound. Der­ zeit entstehen drei bis vier Fol­

DIREKT AUS DER TRUPPE

Neue Webserie „Auf Stube“ läuft auf Youtube. gen pro Woche. Garniert wird „Auf Stube“ mit Videobeiträgen.

Authentisch und spontan Gedreht wird möglichst aus einem Guss, geschnitten wird wenig. Moderatoren wie Gäste plaudern frei von der Leber weg:

Spontanität ist Trumpf. Nur in Notfällen werden Aufnahmen wiederholt – etwa wenn der Moderatorin die Nase läuft oder ein Gast vor Aufregung komplett vergisst, was er eigentlich sagen wollte. „Wir wollen auch ernste Themen in lockerer Atmosphäre präsentieren – authentisch und ohne Maulkorb“, sagt Fischer.

MEHR AUF

Schließlich will „Auf Stube“ neben jungen Soldaten und anderen Bundeswehrangehö­ rigen auch potenzielle Nach­ wuchskräfte ansprechen. Da ist es selbstverständlich, dass auch die Stars der Reality­ Dokumentation „Die Rekruten“ zu Besuch nach Berlin kommen, um über die Grundausbildung

Das Studio in Berlin.

Foto: Bundeswehr/Torsten Kraatz, Redaktion der Bundeswehr

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RÄTSEL

SUDOKU

01 2017

Senden Sie die vier Lösungszahlen, die sich aus den farbigen Feldern ergeben, per E-Mail mit dem Betreff „Sudoku 01/2017” und Ihrer Postanschrift an:

Viel Glück

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