4. Jahrestagung der SZPI in Olten

n r. 129 / W in t er 2015 Tag ung f ü r SZPI [ 3 ] 4. Jahrestagung der SZPI in Olten Schallzahnbürsten-Lektion, ADHS, Kieferorthopädie und Mundhygi...
Author: Lilli Koenig
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Tag ung f ü r SZPI

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4. Jahrestagung der SZPI in Olten Schallzahnbürsten-Lektion, ADHS, Kieferorthopädie und Mundhygiene sowie der Kleidungsstil für Lehrpersonen: Über 220 SZPI haben bei den Referaten zu diesen Themen interessiert zugehört und die Tagung mit spannenden Fragen bereichert. Melinda Spiesshofer

Bettina Richle (l.), Hubertus von Waes und Beatrice Wildi referieren zur Zahnreinigung mit Schallzahnbürste.

Die Plätze an der SZPI-Jahrestagung sind begehrt! Die letzten Anmeldungen für die diesjährige Tagung am 3. November in Olten waren aus Platzgründen nur noch auf Anfrage möglich. Es ist sehr erfreulich, dass auch dieses Jahr so viele motivierte SZPI und Mitglieder des Stiftungsrates den Weg nach Olten gefunden haben, um sich in zahnmedizinischen und anderen Themen weiter zu bilden. Wie jedes Jahr sind die Stände der MundpflegemittelHersteller ein sehr begehrter Ort, um sich über die neuesten Produkte zu informieren und sich mit Gratis-Müsterli einzudecken. Es wurde sogar jede TeilnehmerIn mit einer Sonicare kids von Philips beschenkt, um so die gemeinsam entwickelte SchallzahnbürstenLektion in den Schulen möglichst realitätsgetreu demonstrieren zu können. Dr. med. dent. Rolf Hess, Präsident des Stiftungsrates, heisst alle Gäste willkommen und bedankt sich für die jahrzehntelange Zusammenarbeit bei Dr. Felix Magri, der nun in den wohlverdienten Ruhestand geht. Felix Magri

Richtige Anwendung der Schallzahnbürste

hat die Stiftung zusammen mit Prof. Thomas Marthaler aufgebaut. Er bleibt der Stiftung als Mitglied des Stiftungsrates erhalten. Zudem stellt Rolf Hess Dr. med. dent. Christoph Senn, Vorstandsmitglied SSO, und Dr. med. dent. Ingo Ziswiler, Leiter des schulzahnmedizinischen Dienstes Stadt Bern, als neue Stiftungsratsmitglieder vor.

Dr. med. dent. Hubertus von Waes, Leiter Kinderzahnmedizin Zentrum für Zahnmedizin Universität Zürich und Schulzahnkliniken Zürich, betont gleich zu Beginn der Präsentation, wie wichtig die Instruktion zur Handhabung jeglicher Zahnbürste sei. Die Technik sei insbesondere für Kinder schwierig zu erlernen, da ihre motorischen Fähigkeiten noch nicht vollends ausgeprägt sind. Daher ist es notwendig, dass die Eltern das Zähneputzen ihrer Kinder bis zu einem Alter von etwa 8-9 Jahren kontrollieren und bei Bedarf nachput

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zen. Die Frage, ob besser mit Handzahnbürste oder Schallzahnbürste geputzt werden soll, wird von Eltern sehr häufig gestellt. Die einzig richtige Antwort darauf ist, dass es wichtig ist, die Zähne regelmässig mit der richtigen Putztechnik möglichst gründlich zu reinigen, egal ob mit Handzahnbürste oder Schallzahnbürste. Wissenschaftlichen Studien zeigen, dass die Plaquereduktion durch eine Schallzahnbürste etwas höher ist. Entscheidend ist dabei die Putzzeit: Je länger die Putzdauer, umso sauberer werden die Zähne.

Expertenkommission hat die Empfehlung zum Spülen nach dem Zähneputzen überprüft. Aufgrund neuer Daten ist die Kommission zum Schluss gekommen, neu folgende Empfehlung herauszugeben: «Nach dem Zähneputzen die Zahnpasta ausspucken und mit wenig Wasser spülen». Diese Empfehlung wird ab sofort von der SSO offiziell vertreten. Das allfällige Zurückbleiben von Zusatzstoffen soll minimiert werden.

Die Referentinnen Monika Hersberger-Zurfluh, Susanne Walitza und Susan Wahl (v.l.n.r.).

Lektion zur Schallzahnbürste Um den Schülern die Handhabung der Schallzahnbürste näher zu bringen, hat Beatrice Wildi, Leiterin der SZPI der Stadt Zürich, eine Lektion entwickelt und bereits getestet. Die Unterlagen zum Ablauf der Lektion inklusive Bildmaterial können ebenfalls runtergeladen werden unter: www.schulzahnpflege.ch. 

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Neues Merkblatt Bettina Richle, Geschäftsführerin der Stiftung für SZPI, stellt das neue Merkblatt zur «Systematik der Zahnreinigung mit Schallzahnbürsten» vor (auf S. 5 dieser Bulletin-Ausgabe). Die Stiftung hat das Merkblatt in Zusammenarbeit mit Fachpersonen von zahnmedizinischen Universitäten und Philips AG, mit Unterstützung der SSO, entwickelt. Da je nach Region bis zu 50% der Kinder eine Schallzahnbürste zu Hause haben, ist die Nachfrage der SZPI nach geeignetem Informationsmaterial immer grösser geworden. Das Merkblatt kann dank der SSO kostenlos unter www. schulzahnpflege.ch oder beim SSOShop bestellt werden. Die Rückseite des Merkblattes zeigt Richtlinien zur Anwendung von fluoridhaltigen Präparaten. Eine von der Schweizerischen Zahnärztegesellschaft SSO eingesetzte

Empfehlungen für die Anwendung von Fluoriden 0

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Basisprophylaxe Fluoridzahnpasta

KinderF-Zahnpasta

Kinder-F-Zahnpasta 0,05% F, 500ppm F

Junior- oder Erwachsenen-F-Zahnpasta 0,1–0,15% F, 1000–1500 ppm F

und

Fluoridsalz 0,025% F, 250 ppm F

regelmässige Anwendung

Zusätzliche Fluoridierungsmassnahmen, insbesondere bei erhöhtem Kariesrisiko Häusliche Anwendung Fluorid-Gelée

wöchentlich

1,25% F, 12‘500 ppm F alternativ

Fluorid-Spüllösung

mehrmals wöchentlich

0,025% F, 250 ppm F

Anwendung durch den Zahnarzt oder unter zahnärztlicher Kontrolle Fluorid-Lack

2x jährlich im Rahmen der Schulzahnpflege, bei erhöhtem Kariesrisiko mehr als 2x jährlich

Quelle: Adrian Lussi, Elmar Hellwig und Joachim Klimek: «Fluoride – Wirkungsmechanismen und aktuelle Empfehlungen für deren Gebrauch», Schweiz Monatsschr Zahnmed Vol. 122 11/2012 1037–1042

ErwachsenenF-Zahnpasta

Systematik der Zahnreinigung mit Schallzahnbürsten Nach dem Auftragen der Zahnpasta, alle Zahnflächen wie folgt reinigen: Beginne immer mit dem hintersten Zahn und führe die Zahnbürste langsam, ohne Druck Zahn für Zahn nach vorne (ca. 3 Sek. pro Zahn). Zusätzliche Putzbewegungen sind nicht nötig.

Kauflächen

Aussenflächen seitlich

Aussenflächen Frontzähne

Mund weit öffnen. Den Bürstenkopf oben rechts auf dem hintersten Zahn aufsetzen und langsam nach vorne führen (ca. 3 Sek. pro Zahn).

Bei wenig offenem Mund Bürstenkopf oben rechts auf Zahn und Zahnfleisch aufsetzen und langsam Zahn für Zahn nach vorne führen.

Frontzähne Kante auf Kante stellen

1. oben rechts – 2. oben links 3. unten rechts – 4. unten links

1. oben rechts – 2. unten rechts 3. oben links – 4. unten links

1. oben von Eckzahn zu Eckzahn 2. unten von Eckzahn zu Eckzahn

In der Front mit steil, fast senkrecht gestellter Bürste.

Innenflächen oben und Frontzähne

In der Front mit steil, fast senkrecht gestellter Bürste.

Mund weit öffnen und vom hintersten Zahn oben rechts nach vorne und weiter bis zum hintersten Zahn oben links putzen.

Innenflächen unten und Frontzähne Vorgehen gleich wie bei den Innenflächen oben.

Reinigung der durchbrechenden Backenzähne (Molaren)

Kauebene mit tiefer liegendem Backenzahn (Molar) Da der Zahn während des Durchbruchs noch nicht auf Höhe der Kauebene liegt, wird dieser beim Reinigen der Kauflächen nicht erreicht. Er muss separat geputzt werden.

Durch die seitliche Führung der Zahnbürste können die Kauflächen der durchbrechenden bleibenden Backenzähne (Molaren) oben und unten gründlich gereinigt werden (Bürste über die ganze Zahnfläche bewegen).

Wichtig: Die Eltern sollten einmal täglich (bis zum Alter von ca. 8–9 Jahren) das Zähneputzen der Kinder kontrollierend begleiten und die ungenügend gereinigten Stellen nachputzen. Nach dem Zähneputzen die Zahnpasta ausspucken und mit wenig Wasser spülen. Klinik für Zahnerhaltung, Präventiv- und Kinderzahnmedizin Zahnmedizinische Kliniken der Universität Bern, zmk bern

Station für Kinderzahnmedizin Zentrum für Zahnmedizin Universität Zürich

Download und Video unter www.schulzahnpflege.ch

Damit die ersten bleibenden Backenzähne (Molaren) während des Durchbruchs (mit ca. 6 Jahren) richtig gereinigt werden, ist Folgendes zu beachten:

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In der Lektion von Beatrice Wildi geht es um das Verständnis der Reinigungsfunktion von Bürsten verschiedenster Art. Die Schüler sollen verstehen, dass sowohl mit einer Haarbürste wie mit einer Geschirrbürste eigene Bewegungen vollzogen werden, um einen Gegenstand zu putzen. Genauso verhält es sich auch mit der Handzahnbürste, deren Handhabung die Schüler nach wie vor zuerst lernen und wie bis anhin beim Einbürsten des Fluorids üben. Die Kinder der 2./3.Unterstufe, auf welche die Lektion altersmässig ausgerichtet ist, lernen, dass mit der Schallzahnbürste keine eigenen zusätzlichen Bewegungen gemacht werden sollen. Es reicht, die Schallzahnbürste ohne Druck und ohne zusätzliche Bewegungen Zahn für Zahn nach vorne zu führen. Das gemeinsam mit Philips entwickelte Video veranschaulicht die Technik. Zusammen mit ihren Eltern können die Kinder das Video zu Hause nochmals anschauen (unter www.schulzahnpflege.ch), da auch die Eltern oftmals nicht wissen, wie man eine Schallzahnbürste genau anwendet. Es ist wichtig, dass die SZPI das etwa 7-minütige Schulungsvideo innerhalb der Lektion kommentiert und nochmals auf die wichtigen Punkte aufmerksam macht. Es erhalten in den nächsten Wochen alle deutschsprachigen SZPI einen USB-Stick von Philips mit dem Schulungsvideo, den sie für den Unterricht verwenden können, begleitet von einem Spezialangebot für den Bezug einer Schallzahnbürste, die bei der Durchführung der Lektion eingesetzt werden kann. Eine gute Vorbereitung und vorgängige Abklärung der technischen Möglichkeiten im Schulzimmer mit der Lehrperson sind Voraussetzung für einen reibungslosen Ablauf. Bitte beachten Sie: Nicht jedes Kind hat oder braucht eine Schallzahnbürste. Doch wenn ein Kind eine Schallzahnbürste hat, dann soll diese richtig angewendet werden. Machen Sie deutlich, dass die Zähne sowohl mit einer Handzahnbürste als auch einer Schallzahnbürste gut geputzt werden können, damit sich kein Kind benachteiligt fühlt.

^ Die Stiftungsratsmitglieder Felix Magri und Christoph Senn, der aktuelle Präsident der Stiftung für SZPI Rolf Hess und sein Vorgänger Peter Suter (v.l.n.r.)

Das Kind mit ADHS Frau Professor Walitza hat als medizinische Direktorin des Kinder- und Jugendpsychiatrischen Dienstes des Kantons Zürich über das Aufmerksamkeitsdefizit – Hyperaktivitätssyndrom referiert. Diese psychische Erkrankung weist drei Hauptsymptome auf: Das erste Symptom ist eine erhöhte Unaufmerksamkeit, eine Konzentrationsstörung, ein Sich-von-allem-ablenkenlassen, ein Träumen. Zweites Hauptsymptom ist die nicht zielgerichtete Hyperaktivität, drittes Symptom eine erhöhte Impulsivität. Das Kind kann nicht warten, bis es drankommt, bis es endlich in den Bus einsteigen kann. Dieses Verhalten gipfelt häufig auch in einem aggressiven Verhalten. Es han-

delt sich hierbei um ein ungezieltes Verhalten, das Kind stört andere Kinder in der Klasse. Es erkennt seine Grenze nicht, es kann sich selber und andere gefährden. Dieses Verhalten macht das auffällige Kind meist zum Aussenseiter, es entwickelt eine reaktive Angststörung oder Depression – das ADH-Syndrom geht häufig mit einer Begleiterkrankung einher. Man geht davon aus, dass es mindestens ein Kind mit ADHS in jeder Klasse hat; mindestens 5% der Gesamtbevölkerung unter 18 Jahren sind betroffen. Dabei ist es wichtig zu verstehen, dass das Verhalten keine Absicht ist, das Kind kann nicht anders, als zu stören, als sich ständig zu bewegen. ADHS ist zu 70-80% vererblich, ein sehr hoher Anteil. Zudem begünstigen Nikotin- und Alkoholkonsum während der Schwangerschaft ADHS beim Neugeborenen. Häufig stellt sich heraus, dass das Kind schon als Säugling unruhig war oder schon in der Kita nicht im Kreis sitzen konnte. Im Jugendalter üben Betroffene häufig einen risikoreichen Sport aus, im Erwachsenenalter äussert sich die Erkrankung meistens in einer Rastlosigkeit, depressiven Ver-

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< SchulzahnpflegeInstruktor Gianni Bertossa, Melinda Spiesshofer und Stiftungsratsmitglied Ana Kuzmanic.