2014: 20. Oktober 2014

Nr. 3/2014: 20. Oktober 2014 IN EIGENER SACHE Wir möchten Sie über einige Höhepunkte unserer Arbeit seit dem Erscheinen des Newsletters Nr. 2, im Jun...
Author: Irmgard Beck
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Nr. 3/2014: 20. Oktober 2014

IN EIGENER SACHE Wir möchten Sie über einige Höhepunkte unserer Arbeit seit dem Erscheinen des Newsletters Nr. 2, im Juni 2014, informieren. Anlässlich des 70. Jahrestages des 20. Juli 1944 fand am 28. Juni 2014 die Veranstaltung "Wählte Ungnade, wo Gehorsam keine Ehre brachte…" statt. Zu den ca. 35 Gästen sprach

das Leben und Wirken des Offiziers im Widerstand. In seinem Ende 1945 geschriebenen politischen Testament wählte er die Worte, die das Thema unserer Veranstaltung bildeten. Am 29. August 2014 weilten Soldaten des Wachbataillons der Bundeswehr und Angehörige des 90. Suchbataillons der russischen Streitkräfte in der Gedenkstätte, wo sie über die historischen Ereignisse informiert wurden und den gefallenen Rotarmisten gedachten.

Hans Speidel Brigadegeneral a. D. Hans Speidel, Mitglied des Vorstandes der Stiftung 20. Juli 1944. Sein Referat finden Sie auf unserer Internetseite unter Veranstaltungen/Rückblicke (siehe auch Seite 3 im Newsletter). Anschließend informierte der Leiter der Gedenkstätte die Gäste in der Ausstellung in Neuhardenberg und am Grab von OTL v. Hardenberg über

Gedenken Sie nahmen am siebten deutsch-russischen Arbeitseinsatz teil, den der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. durchführte. Einen Tag später betteten Soldaten zweier Armeen 40 gefallene Soldaten der Roten Armee auf der Lebuser

Kriegsgräberstätte zu. Weitere Informationen unter: http://www.volksbund.de/meldungen/mel dungen-detail/artikel/wuerdigeruhestaette-gegeben.html Im Anschluss besuchte Generalmajor a. D. Valery Kudinsky vom russischen Verteidigungsministerium und Wladimir V. Kukin,

dem Krieg mit seinen eindrucksvollen Aufnahmen von der Front gestaltet hatte. Herr Klaus Stieger, der Heimatverein GusowPlatkow und private Leihgeber stellten dreidimensionale Sachzeugnisse aus dieser Zeit zur Verfügung. Neben Tagebüchern, Waffen, Auszeichnungen, Publikationen, Gebrauchsgegenständen und Dokumenten wecken zwei größere Leihgaben die Aufmerksamkeit der Besucher. Aus der Jahnsfelder Kirche ist ein Nagelbrett mit mehr als 3000 Nägeln erhalten geblieben. Mit dem Kauf der Nägel "bekundeten" die Bewohner ihre Verbindung

Gespräche über den 16. April 1945 1. Botschaftssekretär und Leiter des Büros für Kriegsgräberfürsorge und Gedenkarbeit, die Gedenkstätte in Seelow. Nach einem längeren Gedankenaustausch über die historischen Ereignisse und die Geschichte des Gedenkortes legten die Gäste Blumen an den Gräbern der gefallenen Rotarmisten nieder. General Kudinsky dankte der Gedenkstätte Seelower Höhen und dem Gesellschafter für die kontinuierliche Erinnerungsarbeit. Unter dem Titel "1914-2014. Der Erste Weltkrieg. Erinnerungen und Spuren" wurde am 25. Juli 2014 eine von der Gedenkstätte gestaltete Sonderausstellung eröffnet. 15 Informationstafeln thematisieren Erinnerungen, Tod und Verwundung, Alltag an der Front und den Mangel in der Heimat. In der Ausstellung werden ausschließlich Fotos aus persönlichen Nachlässen gezeigt. So stellte Herr Michael Schimmel drei Fotoalben zur Verfügung, die der Oberarzt Wagner nach

Jahnsfelder Nagelbrett mit der Front und finanzierten letzten Endes den Fortgang des Krieges mit. Aus der nach 1945 abgerissenen Platkower Kirche stammt die "Ehrentafel" für die gefallenen Einwohner. Herr Horst Drewing fotografierte Gedenksteine und Denkmale, die noch heute in unserem Kreisgebiet an die Toten des Ersten Weltkrieges erinnern. In drei großformatigen Bilderrahmen sind 48 dieser Erinnerungsorte dokumentiert. Die Gedenkstätte Seelower Höhen führte eine Lehrerfortbildung durch, in der Geschichtslehrern Möglichkeiten zur Einbindung der Ausstellung und des erarbeiteten Materials aufgezeigt wurden. Die mithilfe der Märkischen Oderzeitung konzipierte Wanderausstellung wird ab Mitte November 2014 in Müncheberg gezeigt.

HISTORISCHES DIE WEHRMACHTSHAFTANSTALT IN KÜSTRIN

Der 20. Juli 1944 hat auch in unserer Region Spuren hinterlassen. Neben Neuhardenberg und Waldsieversdorf, wo Oberstleutnant Hans-Alexander Voss seine letzte Ruhe gefunden hat, führen unsere Betrachtungen nach Küstrin. Am 9. Januar 1945 wurden ca. 50 Gefangene der Germersdorfer Wehrmachtshaftanstalt im dortigen Schloss interniert.

in Berlin-Plötzensee hingerichteten Generals der Nachrichtentruppen Erich Fellgiebel), Major Paulus (Sohn des Feldmarschalls Paulus) und Major Höppner (Sohn des hingerichteten Botschafters) zählten ebenfalls zu den „Sippenhäftlingen“. Nur wenige Stunden vor dem Eintreffen der Roten Armee verließen sie unter Führung des Kommandanten der Haftanstalt, Major Leussing, die Stadt. Der Major handelte aus eigenem Entschluss.

Ansicht des Schlosses (Postkarte vor 1939) Die deutschen und ausländischen Generale, Offiziere und Zivilisten hatten in unterschiedlicher Weise gegen das Regime Widerstand geleistet oder gerieten als nahe Verwandte von Teilnehmern bzw. Mitwissern des Attentates vom 20. Juli 1944 in „Sippenhaft“. Unter ihnen befand sich der Chef des Stabes der Heeresgruppe B und spätere Viersternegeneral der Bundeswehr, Generalmajor Hans Speidel. Obwohl der „Ehrenhof der Wehrmacht“ ihn für „nichtschuldig, aber nicht frei von Verdacht“ sprach, wurde er festgehalten. Zu den ausländischen Internierten gehörte der zum Tode verurteilte niederländische Generalleutnant van Roell, der tschechoslowakische Militärattaché Oberst Balley, der norwegische Militärattaché Oberst Rendedal und der norwegische Stabsarzt Solem. Oberstleutnant Fellgiebel (Bruder des am 4. September 1944

Major Leussing Ihr Weg führte über Wittenberg, Ludwigsburg, Gönningen bis Hersberg. Dort erhielten die Männer am 21. April 1945 bei den Pallottinern im Haus St. Josef Schloss Hersberg Unterschlupf. Major Leussing konnte die Gefangenen vor einem Zugriff durch ein SS-Kommando bewahren. Am 27. April 1945 wurden alle Internierten durch französische Aufklärer befreit.

KRIEGSTOTE GEFUNDEN AUS DER ARBEIT DES VEREINS ZUR BERGUNG GEFALLENER IN OSTEUROPA E. V. (VBGO)

Vom 28. September bis 4. Oktober 2014 fand die nun schon zehnte Grabungsaktion des VBGO in Klessin statt. Die Suche der mehr als 40 Ehrenamtlichen konzentrierte sich im Bereich der ehemaligen sowjetischen Verteidigungsstellung am Rand der Ortschaft Podelzig in Richtung Klessin. Herr Wolfgang Ockert hat sich in den vergangenen Jahren sehr intensiv mit den für beide Seiten verlustreichen Kämpfen um Klessin befasst. Seine Recherchen erleichtern nicht nur das Auffinden der sterblichen Überreste, sondern stellen für die Vereinsmitglieder eine detaillierte Informationsquelle dar. Insgesamt wurden ca. 300 Meter des Grabensystems ausgehoben und untersucht. Das Team unter Leitung von Herrn Albrecht Laue fand 27 sterbliche Überreste, davon 26 deutsche Gefallene. Anhand der

Der Leiter der Gedenkstätte informierte sich auch diesesmal vor Ort. Der geöffnete Graben mit den vielen Gebeinen verdeutlichte, dass die meisten Gefundenen nicht an dieser Stelle starben. Ihre Lage verrät, dass sie nach dem Krieg eilig von Leichenkommandos in den Graben verbracht wurden.

Gefallen 1945 - geborgen 2014 Nach den Kämpfen blieben die Toten liegen, erst mit dem Eintreffen der Bevölkerung wurden die verwesten Körper "bestattet". Es herrschte Seuchengefahr, alles musste schnell gehen. Schützengräben oder Bombentrichter dienten allzu oft als Grab. Grabungen bei Podelzig (2014) zwölf gefundenen Erkennungsmarken können jetzt weitere Soldatenschicksale geklärt werden. Auch im Fall des Rotarmisten ist eine Identifizierung möglich, denn bei ihm wurde ein Löffel mit eingraviertem Namen gefunden. Die zuständige Stelle in Moskau wurde umgehend informiert.

Fast sieben Jahrzehnte nach ihrem gewaltsamen Tod finden wieder 26 Wehrmachtsangehörige und ein Soldat der Roten Armee ihre letzte, würdevolle Ruhestätte. Der VBGO hat wieder in den nationalen und internationalen Medien Aufmerksamkeit und Anerkennung erhalten.

Jahrestage 2014 „Geschichten zur Geschichte – 1989 bis 1994“

In diesen fünf Jahren beeinflussten viele Ereignisse den Verlauf nicht nur der deutschen Geschichte und die Biografie vieler Menschen. Nächstes Jahr werden die Menschen den 70. Jahrestag des Kriegsendes begehen. Die Berliner Operation war bekanntlich die letzte sowjetische Großoffensive in Europa, die mit der Einnahme der Reichshauptstadt den Krieg auf unserem Kontinent endgültig beendete. Marschall Shukow schrieb in seinen Memoiren: Mit "... der Einnahme Berlins wurden die wichtigsten militärischen und politischen Fragen endgültig entschieden, von denen in vieler Hinsicht die Nachkriegsentwicklung Deutschlands und seiner Stellung im politischen Leben Europas abhing.“ Die Herausbildung von zwei deutschen Staaten in unterschiedlichen Blöcken und die Entfachung des Kalten Krieges waren auch Folgen des Kriegsausganges. Im Jahr 1989 besiegelte die Grenzöffnung das Ende eines der deutschen Staaten und ebnete den Weg zur Überwindung der deutschen Teilung. Im Rahmen des Zwei-plus-VierVertrages wurde der Abzug der sowjetischen Truppen vereinbart. Die größte Truppenverlegung zu Friedenszeiten in der Militärgeschichte endete am 31. August 1994. Während den Westalliierten besondere Ehren erwiesen wurden, verlief der Abschied der russischen Truppen wenig ruhmreich. "Demütigend und ungerecht" nannte der russische Kriegsteilnehmer, Literat und Menschenrechtler Lew Kopelew diesen Vorgang.

Unsere letzte Veranstaltung des Jahres 2014 wird sich mit diesen historischen Ereignissen befassen. Im ersten Teil spricht Dr. Oberst Hartmut Jentsch zum Thema: "Zum Grenzregime der DDR 19891990. Vom 'Mauerfall' bis zur Auflösung der Grenztruppen der DDR" Hartmut Jentsch, Jahrgang 1947, war in der Nacht der Grenzöffnung Diensthabender im Kommando der Grenztruppen der DDR.

Im zweiten Teil der Veranstaltung wird die Regisseurin Gitta Nickel ihren Film "Leb' wohl Deutschland" vorstellen. Unter den russischen Soldaten, die Deutschland verließen, befand sich auch ein Enkel des ersten Berliner Stadtkommandanten Bersarin, der 1945 als Sieger und Befreier nach Deutschland kam. Zu dieser Veranstaltung, die von der Brandenburgischen Landeszentrale für politische Bildung gefördert wird, laden wir recht herzlich in die Gedenkstätte Seelower Höhen ein. Datum: 8. November 2014, 10.00 - 15.30 Uhr Unkostenbeitrag: 6,50 € inklusive Imbiss und Tagungsgetränke