Zwischen Beschleunigung und Ruhe

Zwischen Beschleunigung und Ruhe Impulse zur Stressbewältigung, Achtsamkeit und Selbstfürsorge 29.11.2016 Stefan Schmidt Klinik für Psychosomatische M...
Author: Peter Krause
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Zwischen Beschleunigung und Ruhe Impulse zur Stressbewältigung, Achtsamkeit und Selbstfürsorge 29.11.2016 Stefan Schmidt Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Universitätsklinikum Freiburg Institut für transkulturelle Gesundheitswissenschaften Europa Universität Viadrina, Frankfurt (Oder)

Übersicht • Woher kommt der Stress? – Kulturmerkmale

• Stressmodell • Impulse zur Stressbewältigung – Achtsamkeit, Gelassenheit, Muße und Selbstfürsorge

Prof. S. Schmidt [email protected]

Woher kommt der Stress?

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Gesellschaftliche Faktoren (Post-)Moderne – Überangebot – Beschleunigung – Individualisierung – Funktionalisierung – (Rationalisierung, Kapitalisierung)

• Der Mensch ist nicht dafür gemacht! kurzfristig ja, langfristig: -> Stress, Burn-Out, Chron. ErkrankungProf. S. Schmidt [email protected]

Überangebot • aus knappen Ressourcen das Maximum ziehen • Optionen ergreifen • Bsp. Nahrung • Bsp. Information – Auswahl statt Aufsuchen

• Bsp. Freizeit – maximale Freizeit, maximaler Stress Prof. S. Schmidt [email protected]

Funktionalisierung • Handeln in Bezug auf ein Ziel • Gesellschaft ist geprägt von zunehmender Funktionalisierung • Verwertungslogik • Selbstoptimierung • Ökonomisierung der Zeit • Schließung von natürlichen Freiräumen – – – – –

Wechsel von Ruhe und Aktivität 24/7, Urlaub Krankheit Schule (…) Prof. S. Schmidt [email protected]

„Handy ist die Zigarettenpause des 21. Jahrhunderts“

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Individualisierung • Wert des sich Abhebens, sich Unterscheidens • Autonomie • Alleinstellungsmerkmal • Verlagerung vom Kollektiv auf Einzelnen – Kleidung, Wohnen etc. – Telefon, Versicherung, Stromanbieter – Religion -> Spiritualität

• Druck auf Individuum Prof. S. Schmidt [email protected]

Beschleunigung Michel aus Lönneberga – 93s, 3 Szenen, – 31s pro Szene

Shaun das Schaf – 22s 16 Szenen – 1,4s pro Szene

22,5 mal so schnell Prof. S. Schmidt [email protected]

Hartmut Rosa • Kennzeichen der Moderne • Kollektiv • individueller Entzug ist nicht möglich • Depression: ‚pathologischer Ausstieg aus der Beschleunigung‘ • Eigendynamik unserer Zeit Technische Beschl.

Lebenstempo

Sozialer Wandel Prof. S. Schmidt [email protected]

Paradoxie und Verheißung • Effizienzsteigerung bringt keine freie Zeit hervor • Zeitdruck durch Beschleunigung entgehen scheitert

• Schneller: Verheißung der unendlichen Lebensoptionen – Flucht vor dem Tod

Lebensgefühl der Moderne:

„Ich bin eigentlich ganz anders, nur komme ich so selten dazu“ Ö. v. Horváth Prof. S. Schmidt [email protected]

Stressmodell

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Stressmodell Bewältigungskompetenzen

Belastung

Resilienz, Ressourcen

Vulnerabilität

Kognitiver Verarbeitungsstil

Soziales Netz

Weitere….

Diathetische Prädisposition

Psychosoziale Prädisposition

Weitere…. Prof. S. Schmidt [email protected]

Stressreaktion

• Sympathikus – Adrenalin/Noradrenalin

• HPA-Achse – Cortisol Prof. S. Schmidt [email protected]

Regulation

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Impulse zur Stressbewältigung

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Eine Erfahrung machen…..

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Achtsamkeit • bewusst • beobachtend nicht interagieren

• akzeptierend nicht wertend • offenherzig, liebevoll

• sensorisch > kognitiv

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Achtsamkeit • Grundhaltung – zum Leben – zu sich selbst – keine Tipps und Tricks

• Präsenz und Akzeptanz • Praxis – in der Stille üben (Meditation) – überall anwenden Prof. S. Schmidt [email protected]

Achtsamkeit ist eine Erfahrung • Erfahrungen macht man/frau – Bsp. Schokolade essen

• Im Kontakt mit der Erfahrung Prof. S. Schmidt [email protected]

Informelle Achtsamkeit

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MBSR • Mindfulness Based Stress Reduction – Achtsamkeitsbasierte Stressbewältigung

• 8 Wochen Kurs + Tag der Achtsamkeit • Formale Meditation – Body-Scan, im Sitzen, Gehmeditation

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Informelle Praxis im Alltag Yoga Hausaufgaben Informationen zu Stress & Gesundheit www.mbsr-verband.org Prof. S. Schmidt [email protected]

Gelassenheit • Haltung, Handlungsmodus • lassen • Sich freimachen vom Ergebnis, Ziel – Entfunktionalisierung – Verantwortung für das eigene Tun – Freimachen vom Gelingen Prof. S. Schmidt [email protected]

Muße „Freiheit, die in der Zeit nicht der Herrschaft der Zeit unterliegt“ „Erfülltes Tun in Freiheit und Gelassenheit“

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Freiheit Kreativität Selbstzweck Gegenwärtigkeit Ausgedehntes Zeiterleben Prof. S. Schmidt [email protected]

Entfunktionalisierung „Es gibt zwei Möglichkeiten Geschirr zu spülen: Man spült das Geschirr, damit das Geschirr sauber wird, oder man spült Geschirr, um Geschirr zu spülen.“ Thich Nhat Hanh

Absichtsvolle Absichtslosigkeit Prof. S. Schmidt [email protected]

Wie gehe ich mit mir selbst um? • • • •

In Krisen Schwierigen Momenten Bei Fehlern/Scheitern ….

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Selbstmitgefühl • Liebevoll zu sich selbst – vs. Harsche Selbstkritik

• Mit anderen verbunden fühlen – vs. Selbstisolation, -> Common Humanity

• Schwierige Emotionen erkennen und annehmen – Vs. Überidentifikation

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Nicht beschönigend Nicht egoistisch Kein Selbstmitleid Nicht erschöpfend (sein statt tun) Nicht selbstsüchtig

Nach Neff & Germer Prof. S. Schmidt [email protected]

Zusammenfassung • Unsere Kultur fordert uns in einem ungesunden Maß • Abgrenzung – Schwierig: sozial definiert

• Wieviel Stress will ich (nicht)? • Selbstregulationskompetenzen • Haltung ändert Erleben – Achtsamkeit – Gelassenheit – Muße – Selbstmitgefühl Prof. S. Schmidt [email protected]

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Prof. S. Schmidt [email protected]

Anwendung der Achtsamkeit • Erkennen der eigenen Mechanismen • Emotionsregulation • Distanzierung, Heraustreten • Innehalten, Musterunterbrechung • Zugang zu Ruhe, Stille, Unterbrechung • Entfunktionalisierung Prof. S. Schmidt [email protected]

Burnout • Emotionale Erschöpfung – Durch zu viel Anforderung

Belastung

• Emotionale, innere Distanzierung – z.B. Zynismus, Abwertung der Arbeit, der Personen mit denen man in der Arbeit zu tun hat. Bewältigungs– Durch zu wenige Ressourcen kompetenzen

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