Vorwort

Liebe Leserin, lieber Leser, kürzlich sprach mich ein Mann an. In bewegenden Worten schilderte er wie er vor vielen Jahren arbeits- und wohnungslos nach Erlach kam. Heute lebe er, auch Dank gelungener Unterstützung der ERLACHER HÖHE, wieder „völlig normal“, so seine Worte. Und er sei dankbar dafür. Diese Rückmeldung hat mich bewegt — denn oft werden die Früchte unserer Arbeit nicht sofort sichtbar. Ein bewegtes Jahr neigt sich dem Ende zu. Bewegt hat uns vieles — vor allem die Hilfebedarfe der Menschen, die, oft unter Überwindung von Scham und großen inneren Widerständen, bei der ERLACHER HÖHE um Hilfe gefragt haben. Bewegt haben wir vieles: An 15 Orten haben engagierte Mitarbeitende in ganz unterschiedlichen Hilfearten und Professionen gute, diakonische Arbeit geleistet. Ausdrücklich schließe ich beruflich und ehrenamtlich Mitarbeitende ein und danke allen ganz herzlich! Veränderungen finden statt. Oft verhindern zu knappe Mittel, dass wir Menschen so helfen können, wie es nötig wäre. Mehr dazu erfahren auf Seite 2 des Jahresberichts. Bei unseren Angeboten für wohnungslose Menschen versuchen wir gezielt, die Angebote für Frauen auszuweiten, weil ihr Anteil bei der ERLACHER HÖHE inzwischen bei rund 30 % der Hilfesuchenden (Stand Sept. 2013) liegt. In den letzten Jahren haben wir einige frauenspezifische Angebote entwickelt, weil es dem Bedarf entspricht. Dass es uns gelingt, diesen Weg fortzuschreiben, hoffen wir. Lassen Sie sich hineinnehmen ins Geschehen rund um die ERLACHER HÖHE. Wenn Sie Fragen haben, Impulse geben oder helfen wollen, zögern Sie bitte nicht und kommen Sie auf uns zu!

Blickpunkt EH Menschen mittendrin

JAHRESBERICHT 2013

Weiblich, ledig, jung sucht... Ein Viertel aller Menschen in Wohnungsnot und sozialer Ausgrenzung im Land sind heute Frauen ... so lautet der Titel eines bekannten USPsychothriller. Er passt aber auch auf die Situation vieler wohnungsloser Frauen. Sie suchen Halt, Hilfe und Zukunft. Doch das frauenspezifische Angebot im Land ist noch nicht ausreichend entwickelt. 2012 wandten sich allein in Baden-Württemberg 2.519 Frauen hilfesuchend an Einrichtungen, die sich um Menschen kümmern, die wohnungslos oder von sozialer Ausgrenzung betroffen sind — wieder ein Plus von 3 % gegenüber dem Vorjahr nach starken Zuwächsen in den letzten zehn Jahren (2003: 1.726). Diese Zahlen ergab die Stichtagserhebung der Liga der freien Wohlfahrtspflege in Baden-Württemberg e. V., an der sich 322 Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe beteiligten. Dabei mahnen ExpertInnen an, dass die meisten betroffenen Frauen aus Scham „verdeckt wohnungslos“ leben. Dafür begeben sie sich häufig in prekäre Abhängigkeitsverhältnisse. Die Dunkelziffer ist also deutlich höher als die erfassten Fallzahlen.

Stellen. Die Liga sieht gerade bei den spezifischen Unterkunftsangeboten dringenden Handlungsbedarf, um den besonderen Schutz zu gewährleisten. Längst steht fest, dass Frauen andere Hilfen als Männer benötigen. So gilt es auch die verhältnismäßig hohe Zahl junger Frauen zu berücksichtigen: In der Altersgruppe der Wohnungslosen unter 21 Jahren beträgt die Frauenquote 40 %, bei allen unter 25-Jährigen mittlerweile 36 %; in

der Altersgruppe ab 50 Jahre liegt der Frauenanteil bei 21 %. Zudem fordert die Liga, dass in den Planungen der Hilfeangebote sowohl die Situation von wohnungslosen Frauen mit Kindern als auch mit PartnerInnen berücksichtigt werden muss. Und die Liga-ExpertInnen unterstreichen noch folgenden Punkt: „In der örtlichen Sozialplanung müssen Angebote für Frauen mit Unterstützung von Landesinvestitionsmitteln konsequent umgesetzt werden.“

Danke für Ihr Interesse an und Ihre Unterstützung der ERLACHER HÖHE. Herzlichst, IhIhr Wolfga g ng Sartorius ga Wolfgang

Ein Platz für Frauen auf der ERLACHER HÖHE: Anfang Oktober 2013 wurde das Richtfest im sozialtherapeutischen Dorf in Erlach gefeiert. Schon im März 2014 soll das separat liegende Haus drei Frauen während ihrer Therapie beherbergen © Jetrel - Fotolia.com

Inhalt Vorwort Weiblich, ledig, jung sucht Refugium für den Neustart

S. 1 S. 1 S. 1

Alles ist irgendwie relativ Dieses Leben ist trist Lobbyarbeit pro Arbeit

S. 2 S. 2 S. 2

Erstmals großes Defizit

S. 3

Schlaglichter aus einem arbeitsreichen Jahr Von wegen behindert

S. 4 -5 S. 4

: SO DERTEIL IN DER HEFTMITTE SON I - IV S. 3 Jahre Ambulante Hilfen Rems-Murr 30 DER SON E AUS

GAB

Famili Familienanschluss inklusive

S. 5

Langsam, aber stetig klettern die Fallzahlen 10.100 Menschen in Ausgrenzung und Wohnungsnot

S. 6 S. 6

Wohnen ist ein Menschenrecht! Fast wie mein eigenes Wohnzimmer Ein Haus für junge Leute

S. 7 S. 7 S. 7

Wir sagen Danke Ohne sie geht es nicht

S. 8 S. 8

Kontakt / Impressum ERLACHER HÖHE

Besonders viele wohnungslose Frauen gibt es in der Altersgruppe unter 25 Jahren

Refugium für den Neustart

Doch obwohl Frauen nun offiziell landesweit bereits ein Viertel der wohnungslosen Menschen ausmachen, gibt es für sie immer noch zu wenig sachgerechte Hilfen im Land. Die Zahlen belegen dies: Unterkunftsangebote in Facheinrichtungen erhielten 2012 30,2 % aller Männer, aber nur 17,9 % aller Frauen. In Frauen-Wohnprojekten kamen sogar nur 8,5 % aller Frauen unter. Kein Wunder: In den 44 Kreisen des Landes existieren nur zehn betreute Wohnprojekte für Frauen. Insgesamt gibt es allgemein nur 27 Einrichtungen ausschließlich für Frauen. Davon sind jedoch 20 in den Großstädten Freiburg, Heidelberg, Karlsruhe, Mannheim und Stuttgart. In BadenWürttemberg wurden am Stichtag Ende September noch folgende frauenspezifische Einrichtungen gezählt: 5 Tagesstätten, 4 Fachberatungsstellen, 3 Aufnahmehäuser, 3 (teil-)stationäre Einrichtungen, 2 sonstige ambulante

„Die Diakonie lebe hoch, die Klientinnen und Klienten sie leben hoch und die Handwerkszunft, sie lebe hoch!“ — mit diesen Worten beendete Zimmermannsmeister Markus Kuch von den Erlacher Arbeitshilfen im Oktober 2013 seinen Zunftspruch zum Richtfest für das Frauenwohnhaus in Erlach. Zuvor hatte Karl-Ernst Kühner, Abteilungsleiter der Sozialtherapeutischen Hilfen, den traditionell letzten Nagel ins Gebälk des Neubaus geschlagen. Und auch mit dem Zerschellen eines Glases soll laut Brauch dem neuen Frauenwohnhaus und seinen Bewohnerinnen Glück beschieden sein. Alles gute Omen und Wünsche dafür, dass die künftigen Bewohnerinnen im Haus Schutz und Zukunft finden. Denn bereits im Frühjahr 2014 wird es drei Frauen für ihre rund sechs Monate dauernde Sozialtherapie Rückzugs-

Erlach 5, 71577 Großerlach Tel.: 07193 57-0, Fax: 07193 57-123

www.erlacher-hoehe.de, [email protected] Text, Redaktion: Andrea Hohlweck, ERLACHER HÖHE

ort zur Selbstbesinnung und -findung sein. Bislang gab es dort in den Wohnhäusern nur separate Einzelzimmer mit Sanitärbereich. „Für Frauen, die häufig nicht nur mit psychischen und/oder Suchtproblemen, sondern auch mit Erfahrung männlicher Gewalt nach Erlach kommen, ist ein separates Wohnhaus sehr wichtig“, erläutert Wolfgang Sartorius. Die Baukosten belaufen sich auf rund 266.000 Euro, davon müssen wir ca. 55.000 Euro selbst beisteuern. Wir danken bereits ganz herzlich vielen SpenderInnen und der Leserschaft der Backnanger Kreiszeitung für ihre großartige Unterstützung! Wenn auch Sie helfen möchten, ist hier unsere Kontoverbindung: Kreissparkasse Waiblingen, IBAN: DE38 6025 0010 0000 7001 04, BIC: SOLADES1WBN, Stichwort „Frauenwohnhaus“.

Redaktionsschluss: 20. Oktober 2013 Satz, Druck: Knöpfle Druck, 71522 Backnang

Blickpunkt EH

Jahresbericht 2013

Menschen mittendrin

Erstmals großes Defizit

Alles ist irgendwie relativ... Die positiven Arbeitsmarkt-Meldungen verschleiern den Blick darauf, dass langzeitarbeitslose Menschen kaum mehr Chancen haben Die aktuelle Bundesarbeitspolitik setzt auf die schnell Vermittelbaren. Menschen, die alt, krank oder fachlich weniger qualifiziert sind, werden dabei links liegen gelassen. ERLACHER-HÖHE-Vorstand Diakon Wolfgang Sartorius setzt sich mit dieser strukturellen Benachteilung von Langzeitarbeitslosen in seinem Kommentar auseinander. Der Volksmund sagt, dass alles relativ sei. So wiegt der Ziegelstein in der Hand relativ wenig; trifft er am Kopf, wiegt er relativ schwer. Ähnlich verhält es sich mit der Arbeitsmarktpolitik: Wenn Frau von der Leyen monatlich ihre Erfolgszahlen verkündet, erweckt sie den Eindruck, der Arbeitsmarkt sei in relativ gutem Zustand. Würde sie dazu auch sagen, dass über eine Million Menschen in Deutschland zu den Langzeitarbeitslosen zählen, weil sie seit mehr als einem Jahr offiziell arbeitslos waren, oder gar, dass sie auch länger als ein Jahr keine arbeitsmarktpolitische Förderung erhielten, so würde der Eindruck ein relativ schlechter sein. Würde sie schließlich offenlegen, dass mehr als 300.000 dieser Langzeitarbeitslosen sogar länger als drei Jahre nicht mehr gefördert, und — salopp formuliert — dass diese Menschen von ihr und der Kanzlerin abgeschrieben wurden, so würde aus dem relativ schlechten Eindruck ein „grottenschlechter“. Und genauso verhält es sich. Der Arbeitsmarkt ist gespalten. Tolle Chancen für junge, gesunde, gut

ausgebildete Leute — kaum Chancen für gering qualifizierte, kranke, behinderte und ältere Menschen. Auch der OECD - Vergleich macht deutlich: In Deutschland gab es 2012 überdurchschnittlich viele Menschen, die länger als zwölf Monate ohne Job waren. Mit einem Anteil von 46 % an allen Arbeitslosen rangiert Deutschland noch hinter dem krisengebeutelten Spanien. Deutschland hat deshalb eine so schlechte Position, weil hier stärker als in den meisten anderen Ländern die Mittel zur Integration gekürzt wurden. Wozu auch Mittel im Bundeshaushalt einstellen, wenn die Adressaten der Politik unwichtig sind?

Wert eines Menschen weder an seiner Leistungsfähigkeit noch an der wirtschaftlichen Verwertbarkeit seiner Arbeitskraft bemisst. Vielmehr ist jeder Mensch einmalig, als Ebenbild Gottes geschaffen, mit Würde ausgestattet und mit Gaben begabt. Und deshalb stehen wir dafür, dass auch langzeitarbeitslose Menschen nicht abgeschrieben werden. Deshalb halten wir trotz widrigster Förderbedingungen — diese begannen 2009 mit einem Sparpaket — bislang mit großer Mühe an Arbeitshilfeangeboten fest, auch wenn es finanziell fast nicht mehr geht. Dabei schmerzt uns sehr, wenn auch wir Menschen nicht weiterbeschäftigen können und entlassen müssen. Und deshalb fordern wir mit der „Initiative Pro Arbeit“ der Diakonie die Bundesregierung auf, von ihrem verderblichen Weg umzukehren!

Zuletzt hat der Bundesrechnungshof dieser Politik, die sich letztlich auf „marktgängige“ Arbeitslose konzentriert, die gelbe Karte gezeigt. Ob sich dadurch etwas ändern wird? Gut wäre es, denn wie wir von Jesus wissen bedürfen die Kranken des Arztes, nicht die Gesunden. Übersetzt: Diejenigen, die am Arbeitsmarkt chancenlos sind, bedürfen aus diakonisch-theologischer Perspektive zuerst der Förderung!

Arbeit für alle Wolfgang Huber, damals Ratsvorsitzender der evangelischen Kirche in Deutschland, betonte 2007 bereits: „Schon die biblische Tradition entwickelt in völlig klarer Weise den Grundsatz, dass jeder Mensch die ihm von Gott gegebenen Gaben und Talente entfalten soll, um seinen Beitrag zur gesellschaftlichen Wohlstandsentwicklung zu leisten. Gleichzeitig hält die Achtung vor der gleichen Würde jedes Menschen dazu an, eine Überforderung der Menschen und eine einseitige Bevorzugung der besonders Leistungsfähigen zu vermeiden. Dass nach dem Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg diejenigen,

Jeder Mensch ist wertvoll Wir bei der ERLACHER HÖHE haben es mit den Menschen zu tun, die zu dieser, als Zahlen anonymen, Masse gehören. Bei uns endet aber die Anonymität — und damit die Relativität. Menschen werden wieder mit ihrem Namen genannt. Mit Respekt und Wertschätzung begegnen wir ihnen. Dahinter steht die Überzeugung, dass sich der

die — durchaus unfreiwillig — unterschiedlich lang Arbeit bekommen, trotzdem den gleichen Lohn erhalten, ist ein Symbol für den Vorrang der gleichen Würde vor den Unterschieden der Leistung und der Leistungsfähigkeit. [..] Insgesamt ist deutlich, dass die Arbeit, eben weil sie in der christlichen Tradition eine so hohe Wertschätzung erfährt, so zu organisieren ist, dass alle an ihr Anteil haben, auch die Leistungsschwächeren.“ Niemand ist relativ, wenn wir ihn mit den Augen Jesu sehen. Das ist die Sichtweise, die der Diakonie gut ansteht — egal, wie „unchristlich“ eine Bundesarbeitsministerin, eine Bundeskanzlerin, sich auch verhalten mag. Wolfgang Sartorius

© Gina Sanders - Fotolia.com

Es darf nicht sein, dass langzeitarbeitslose Menschen abgestempelt, abgeschrieben und vergessen werden

Lobbyarbeit pro Arbeit

Langzeitarbeitslose Menschen verzweifeln oft an ihrer Situation

Die Initiative Pro Arbeit wirbt bundesweit für soziale Beschäftigung

Carmen Kleimann hat in den letzten Jahren an die 300 Bewerbungen geschrieben — alles ohne Erfolg. Am eigenen Leib hat die gelernte Köchin die Folgen von Arbeitslosigkeit erfahren: „Mit jeder Absage fühlst Du Dich schlechter und unbedeutender. Weil Du kein Geld hast, kannst Du mit Freunden nicht mehr Essen oder ins Kino gehen. Das Leben wird immer trister, Du immer niedergeschlagener. So jemanden meiden die Leute bald.“ Arbeitslosigkeit macht einsam und krank. „In meinem Fall noch kränker“, so die Diabetikerin, deren Beine immer mal wieder ein paar Minuten Entlastung brauchen. „Aber wenn ich nicht arbeiten kann, dann werde ich wahnsinnig!“ So glitt sie in eine Depression. Nach Jahren der Arbeitslosigkeit erfährt sie nun Teilhabe in unserem Sozialkaufhaus „Hab & Gut“ in Schwäbisch Hall. Zunächst hatte Carmen Kleimann sich dort ein Dreivierteljahr ehrenamtlich eingesetzt. Seit rund einem Jahr ist daraus

Langzeitarbeitslose Menschen, die dauerhaft vom regulären Arbeitsmarkt ausgeschlossen sind, brauchen dringend eine Lobby. Deshalb wurde im Frühjahr 2013 die Initiative Pro Arbeit gestartet, um bundesweit die Öffentlichkeit für das Thema zu sensibilisieren. Auch die ERLACHER HÖHE beteiligte sich mit einer Pressekampagne und sammelte Hunderte Unterschriften.

eine geförderte 60-%-Stelle geworden. Gut erhaltene Möbel, Bücher, Elektrogeräte, aber auch Lebensmittel sind heute ihr Metier. Sie nimmt Ware entgegen, berät die Kundschaft und steht an der Kasse. „Hier geht es mir gut! Ich habe nette Kollegen und Kunden, eine tolle Aufgabe und kann mich trotz meiner gesundheitlichen Belastungen voll einbringen“, so Kleimann. „Und wir tun etwas absolut Sinnvolles!“ Denn bis zu 100 Kunden mit schmalem Geldbeutel steuern täglich den Laden an, z. B. Studenten, Rentner oder Migranten. Zwölf Menschen, die auf dem ersten Arbeitsmarkt chancenlos wären, beschäftigt der Laden in der Blendstatt heute regulär. Doch nur fünf davon werden durch die Arbeitsverwaltung gefördert.

Stand Oktober 2013 wird die Initiative, die öffentlich geförderte Beschäftigung also den sozialen Arbeitsmarkt fordert, bundesweit von 115 Einzelträgern als Bündnispartner getragen und unterstützt. Darunter sind z. B. neun Diakonische Landesverbände, verschiedene Landeskirchen, zwei Landesligen der Freien Wohlfahrtspflege und zwei Landesarbeitsgemeinschaften für Arbeit. Ein toller Erfolg, denn Initiatoren waren das Diakonische Werk Württemberg und der Evangelische Fachverband für Arbeit und soziale Integration e.V. (EFAS). Die ersten Aktivitäten waren auf die Bundestagswahl im September gerichtet. In den Monaten vor der Wahl galt es, so viele Menschen wie möglich für

Endlich wieder arbeiten! Carmen Kleimann (rechts) im Sozialkaufhaus Hab & Gut in Schwäbisch Hall

2

Einsparungen in der Arbeitsförderung des Bundes kosten bei der ERLACHER HÖHE Arbeitsplätze und Chancen für Langzeitarbeitslose 4,2 Mio. Euro und somit ca. 150.000 Euro weniger als im Vorjahr erwirtschaften. Dabei ist dieser Umsatz angesichts der Kürzungen der öffentlichen Mittel zur Finanzierung unserer Arbeitshilfen sehr wichtig. Der Anteil der betrieblichen Umsätze am Gesamtumsatz fiel somit nach 27,2 % im Vorjahr wieder auf 24 % zurück. Bei den Zuschüssen im Bereich der Arbeitshilfen setzt sich der negative Trend im neuen Jahr fort. Dies zwingt uns, 2013 noch weitere Beschäftigungsplätze für langzeitarbeitslose Menschen abzubauen. Wir müssen sogar ganze Arbeitsfelder schließen. So haben wir Anfang des Jahres 2013 die „spanabhebende Fertigung“ im Metallbereich (CNC-Bereich) in Erlach eingestellt. In anderen Arbeitsfeldern, in denen wir ebenfalls für Industriekunden fertigen, treffen uns deren Auftragsverlagerungen in Billiglohnländer. Auch hier werden wir Arbeitsplätze abbauen müssen.

Mit dem Jahresabschluss 2012 musste die ERLACHER HÖHE seit vielen Jahren erstmals ein großes Defizit verkraften. Im Wirtschaftsjahr 2012 ergab sich ein Jahresfehlbetrag in Höhe von 418.000 Euro. Ein bitteres Ergebnis für die ERLACHER HÖHE angesichts der geleisteten Arbeit. Im Gegensatz zu den Vorjahren konnten die anhaltenden Kürzungen der Bundesregierung bei den Arbeitsmarktmaßnahmen nicht mehr aufgefangen werden.

Bernd Messinger, kaufmännischer Geschäftsführer

Dieses Leben ist trist Die Lebenswege von offiziell rund einer Million Menschen werden in Deutschland von einer Arbeitsmarktpolitik eingeengt, die sich auf die „Starken“ konzentriert. Schicksale wie das von Carmen Kleimann aus Schwäbisch Hall machen deutlich, was Arbeitslosigkeit konkret bedeutet.

Blickpunkt EH

Menschen mittendrin

das Thema zu sensibilisieren. Dies geschah über eine Unterschriftenaktion, die 15.000 Menschen unterzeichneten. Teil der Kampagne war auch eine OnlinePetition auf der Website www.initiative-pro-arbeit.de. Sie adressierte erfolgreich per einheitlich lautender Direktmail rund 1.700 Bundestags-DirektkandidatInnen. Bis heute konnten so als Unterstützende u. a. PolitikerInnen aus Landesparlamenten, Prominente und verantwortliche Persönlichkeiten in Kirche und Diakonie gewonnen werden. Im regionalen Bereich gab es mehr als 100 Aktionen von Trägern, Bündnispartnern und Unterstützern. Sie alle konnten auf das Image- und Werbematerial der Initiative zurückgreifen. Im Juli bekannten sich z. B. in Heilbronn Industrie, Handel, Gewerkschaften und Sozialunternehmen bei einem Treffen gemeinsam zum sozialen Arbeitsmarkt und formierten sich zum „Lokalen Konsens Heilbronn“. Seit Sommer ist die Initiative Pro Arbeit auch in den sozialen Online-Medien wie facebook präsent.

Der Gesamtumsatz der ERLACHER HÖHE lag im Jahr 2012 bei rund 17,2 Mio. Euro und damit ca. 300.000 Euro unter dem des Vorjahres. Ursache dafür war vor allem der Rückgang bei den Erstattungen seitens der Arbeitsverwaltung und Jobcenter. Hier erhielten wir nur noch 1.543.000 Euro, somit fast 400.000 Euro weniger als im Vorjahr! Dies obwohl wir mit im Jahresdurchschnitt — in VK (Vollkräften) gerechnet — 135 versicherungspflichtig beschäftigten Integrationsbeschäftigten (IGB) die Zahl dieser IGB noch nicht reduziert haben. Bei den nicht versicherungspflichtigen Maßnahmen (Prämien, 1-Euro-Jobs etc.) waren wir durch die enormen Kürzungen und Einschränkungen in Folge der so genannten „Instrumentenreform“ gezwungen, die Beschäftigung von 135 auf 108 um nahezu 30 VK-Plätze abzubauen. Dies führte dann auch dazu, dass die in unseren Werkstätten und Dienstleistungsbereichen erwirtschafteten Umsätze zurückgegangen sind. So konnten wir in diesem betrieblichen Bereich nur noch einen Umsatz von

2010

2011

2012

Regiepersonal

198

225

232

246

249

Integrationsbeschäftigte, sv-pflicht.

165

155

143

146

156

Versicherungspfl. Gesamt

363

380

375

392

405

Prämie, 1-€-Jobs, usw.

204

266

200

170

160

Beschäftigte Gesamt

567

646

575

562

565

Stichtag: 30 Plätze weniger für Langzeitarbeitslose 249 Menschen (Vorjahr: 246) waren zum 31.12.2012 bei uns im Bereich „Regiepersonal“ angestellt — darunter auch Auszubildende, PraktikantInnen und Freiwilligendienstleistende (Bundesfreiwilligendienst, Freiwilliges Soziales Jahr, Freiwilliges Ökologisches Jahr). Im Regiebereich waren zum Jahresende sechs „Azubis“ bei uns beschäftigt (Bürokaufleute, Koch/Köchin, Bei-Koch/ -Köchin, Hauswirtschafter/-in). Die Zahl der Menschen, die zum 31.12.2012 innerhalb der ERLACHER HÖHE als Integrationsbeschäftigte arbeiteten, betrug 348 (Vorjahr 346). 156 dieser geförderten Jobs waren sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse (Vorjahr 154). Im Jahr 2010 waren dies noch 409 Arbeitsplätze! Somit konnten wir aufgrund der drastischen Förderungskürzungen in den letzten beiden Jahren 30 langzeitarbeitslosen Menschen weniger einen Arbeitsplatz anbieten. Eine für die langzeitarbeitslosen Menschen, die bislang Arbeit bei uns erhalten haben, katastrophale Entwicklung für ihr Leben und Selbstwertgefühl! Die neue Regierung gibt hier bislang wenig Anlass zur Hoffnung, dass diesbezüglich eine Umkehr zu erwarten ist. Das Bekenntnis für die dringend erforderliche öffentlich geförderte Beschäftigung von langzeitarbeitslosen Menschen fehlt. Es bleibt dabei zu hoffen, dass zumindest die Mittelkürzungen der vergangenen Jahre zurückgenommen werden und so-

Bittere Konsequenzen Eine bittere Aufgabe für uns: Bisher langzeitarbeitslose Menschen, die gerne bei uns arbeiten, müssen wir zum Teil aus betriebsbedingten Gründen kündigen und wieder in die Arbeitslosigkeit entlassen. Nach unserer Einschätzung werden aufgrund ihres Alters, ihrer gesundheitlichen und sonstigen Einschränkungen nur wenige am regulären Arbeitsmarkt einen Arbeitsplatz finden. Ein Lichtblick ist weiterhin der Europäische Sozialfonds (ESF), der rund 1,1 Mio. Euro zu unserer Finanzierung beisteuerte (Vorjahr 700.000 Euro). Allerdings können damit nur in sehr begrenztem Umfang Beschäftigungsangebote bestritten werden. In der Regel finanzieren wir so gezielte Qualifizierungs- und Wiedereingliederungsmaßnahmen in den regulären Arbeitsmarkt — vor allem für junge Menschen und für Frauen. Auch das badenwürttembergische Landesprogramm „Gute und sichere Arbeit“ ist hier ein wichtiger Baustein. Positiv entwickelten sich im zurückliegenden Jahr die Leistungsvergütungen. Das sind im Wesentlichen die „Pflegesätze“ für stationäre bzw. teilstationäre und teilweise auch ambulante Hilfen. Wir erhielten hierfür von den Kommunen ca. 7,2 Mio. Euro, somit ca. 0,5 Mio. mehr als im Vorjahr. Der Zuwachs deckt zum einen die tarifbedingt gestiegenen

Kosten Sonstiges 8,0 %

Erträge Arbeitsleistungen 24,0 % Mieterträge 1,4 %

2009

Personalkosten ab, als auch hinzugekommene neue Angebote, wie beispielsweise das Hilfeangebot für wohnungslose Frauen im Haus Karla im Rems-Murr-Kreis. Der Gesamtanteil an der Finanzierung unserer Arbeit beträgt hier ca. 43 %.

Ertrag Kirchliche Mittel/Spenden 1,4 %

2008

Zum Stichtag 31.12. (Anzahl)

Abschreibungen 7,2 % Sachkosten 12,2 %

Instandhaltungen 3,4 %

Mietaufwand 3,3 % Leistungsvergütungen 43,1 %

Zuschüsse (Kommunen, ESF, Jobcenter/Arbeitsagentur) 22,1 %

Personalkosten Regiepersonal 46,4 %

Materialaufwand für Arbeitsleistungen 10,9 % Personalkosten Integrationsbeschäftigte 16,7 %

Das Haushaltsvolumen der ERLACHER HÖHE im Berichtsjahr 2012 belief sich auf 17,2 Mio. Euro

3

mit wenigstens in einem geringen Umfang noch Perspektiven für die langzeitarbeitslosen Menschen verbleiben. Weniger Bauprojekte Nach den Inbetriebnahmen der größeren Bauprojekte der Vorjahre (Integrierte Sozialwerkstatt, Biogasanlage in Erlach, Beratungs- und Wohnprojekt für Junge Erwachsene in Calw) wurden in diesem Jahr „kleinere Brötchen“ gebacken. Bei der Abteilung Sozialtherapeutische Hilfen feierten wir in Erlach 2013 Richtfest für ein spezifisches Wohnangebot für Frauen (3 Plätze) mit einem Investitionsvolumen von ca. 266.000 Euro. Wir hätten dem Bedarf entsprechend gerne gleich ein größeres Haus mit mindestens fünf Wohnplätzen gebaut, jedoch waren die Fördermittel des Landes hier auf die 3 Plätze begrenzt. Fortschritte können wir auch bei den Planungen zur Modernisierung der weiteren Einrichtungen der Abteilung Sozialtherapeutische Hilfen vermelden. So sprach der zuständige Investitionsausschuss beim Land Baden-Württemberg eine Förderempfehlung für die Modernisierung der anderen Erlacher Bewohnerhäuser unserer sozialtherapeutischen Einrichtung „Helle Platte“ aus. Denn diese Häuser unseres sozialtherapeutischen Dorfes haben mittlerweile bald 30 Jahre „auf dem Buckel“. Hier hoffen wir nun, dass im Jahr 2014 ein Bewilligungsbescheid ergeht und wir Ende 2014 mit dem Bau starten können. Die Planungen der weiteren Bauabschnitte (Neubau eines Gemeinschaftshauses, Modernisierung des bisherigen zentralen Gebäudes), werden entsprechend den Anforderungen der Kostenträger überarbeitet. Wir hoffen hier in 2014 ebenfalls eine Förderempfehlung und Mittelbewilligung für die Folgejahre zu erhalten. Gleiches gilt für die Planungen zur Modernisierung der bestehenden Häuser der Therapeutischen Wohngemeinschaft in Murrhardt. Grundsätzlich besteht bei der Investitionsförderung durch das Land das Problem, dass der Etat im Landeshaushalt, trotz Erhöhung seit der Regierungsübernahme durch Grün-Rot, nicht ausreicht, um die erforderlichen Maßnahmen in ganz Baden-Württemberg zeitnah durchzuführen. Wir hoffen sehr darauf, dass der jetzt bestehende Etat trotz der erforderlichen Sparpolitik beim Land nicht gekürzt wird. Dies wäre Voraussetzung dafür, dass auch die umsetzungsreifen Planungen der dringend erforderlichen Maßnahmen bei der ERLACHER HÖHE in den nächsten zwei bis drei Jahren realisiert werden können. Bernd Messinger, kaufmännischer Geschäftsführer

Jahresbericht 2013

Blickpunkt EH

Menschen mittendrin

Schlaglichter aus einem arbeitsreichen Jahr Einweihungen, Umzüge, Jubiläen: an den 15 Standorten der ERLACHER HÖHE hat sich 2012 vieles bewegt Was hat sich an unseren 15 Standorten im Jahr 2012 getan? Vieles! Leider zu viel, um alles im Detail aufzuführen. So kann dieser Artikel nur Schlaglichter liefern. Die tägliche Betreuungs- und Beratungsarbeit, die das Gegenüber als Mitmensch sieht, ist die Basis all unserer Arbeit — dies soll über die Schilderung von Projekten und Einweihungen nie vergessen werden. Ambulante Hilfen Rems-Murr Aktuell beschäftigt das Team die Tatsache, dass es kaum finanzierbaren Wohnraum für einkommensarme Menschen gibt. Unsere Häuser im Rems-Murr-Kreis und viele außerhalb des Kreises sind deshalb notorisch überbelegt, neue Hilfesuchende finden nur schwer Zugang. Wann werden die Mietobergrenzen angemessen erhöht, um auch den SGB-II-Beziehenden Chancen auf dem Wohnungsmarkt einzuräumen? Trotz der massiven Wohnungsnot hatten wir im Haus Karla in Backnang aber einige erfolgreiche Auszüge in eigenen Wohnraum (s. Sonderteil). Karla Kreativ machte ihrem Namen alle Ehre: Neben vielen kunsthandwerklichen Kreationen zauberte das Team Kosmetik, Marmelade und Kuchen. Im Sommer informierte sich Landtagsvizepräsidentin Brigitte Lösch über den Stand der Dinge im Haus Karla für wohnungslose Frauen. Weiter stark nachgefragt ist unsere Fachberatung im Jobcenter Waiblingen, auch dank der guten Zusammenarbeit mit der Behörde. Derzeit sind weiterhin sehr viele junge

Menschen unter den aktuell etwa 50–60 Leistungsempfängern ohne festen Wohnsitz. Auch Menschen mit Migrationshintergrund kommen nun in die Beratung. Unser Ambulant Betreutes Wohnen (ABW) nehmen nun auch Menschen mit psychischen/psychiatrischen Problemen in Anspruch. Die meisten neuen ABW-Fälle kommen direkt über den Sozialdienst des Landkreises zu uns.

dene Vereine, Organisationen und die ERLACHER HÖHE mit ihrem „Haus an der Rems“ haben miteinander für Andere etwas Tolles auf die Beine gestellt. In den vergangenen Jahren wurde hier viel geleistet und das Café im Rathauskeller gilt bei Beinsteinern und Auswärtigen mittlerweile als Institution. Hierin sehe ich eigentlich den größten Erfolg des Beinsteiner Ortsentwicklungsplans.“ Die Menschen mit einer chronifizierten Suchterkrankung werden von den meisten Beinsteinern als „Mitbeinsteiner“ wahrgenommen. Viele weitere private Kontakte von Bewohnerinnen und Bewohnern zu Nachbarn, Kirchen und Vereinen unterstreichen das. Konkret wurden zwei Bewohner Mitglieder im Turnverein und einer geht regelmäßig zum Angeln. Das ist gelebte Inklusion.

Immer mehr Menschen besuchen die mobile Tagestätte EH-Mobil (s. Sonderteil). Das EH-Mobil in KernenRommelshausen, der „Mittagstisch für alle“, feierte im Januar 2013 seinen fünften Geburtstag. Zur Feier kamen auch die Landessozialministerin Katrin Altpeter und der Kernener Bürgermeister Stefan Altenberger.

Erlacher Arbeitshilfen Die Erlacher Arbeitshilfen sind derzeit wie ein Segelschiff vor Kap Hoorn: Die Wogen toben unterm Kiel, aber die Mann- und Frauschaft tut das Notwendige, um das Kentern zu verhindern. Ohne sicheren Hafen muss das Schiff derzeit in voller Fahrt umgebaut werden…

Im Bereich der Arbeitshilfen freuen wir uns, zum Jahresbeginn mit Fabian Lindacher die Leitung des Projekts Natur & Umwelt gut besetzt zu haben. Sein Team ist heute insbesondere mit der Grünpflege beschäftigt. Im Gebrauchtwarenladen Strandgut in Schorndorf verzeichnen wir gute Verkäufe, steigende Besucherzahlen und eine große Nachfrage bei den Haushaltsauflösungen.

Neu im Bunde: Werkbund Die nachhaltige Vermittlung von langzeitarbeitslosen SGB-II-Kunden auf den ersten Arbeitsmarkt hat das neue Projekt „WerkBund“ zum Ziel. Es wird seit Dezember 2012 gemeinsam an den drei Erlacher Standorten Schorndorf, Freudenstadt und Calw durchgeführt. Als Kooperationspartner ist in Reutlingen die team training GmbH an den Start gegangen. Das Projekt mit zweijähriger Laufzeit wird wissenschaftlich vom Fraunhofer Institut IAO begleitet und vom Europäischen Sozialfonds (ESF) finanziert. Das für die Teilnehmenden maximal zwölfmonatige Projekt unterteilt sich in zwei Phasen: Zunächst geht es um die kontinuierliche Hinführung zur Arbeitsaufnahme, dann um das begleitende Coaching im Job. Für Arbeitgeber werden Coaching-, Beratungs- und Schulungsmodule angeboten.

© D. Ott - Fotolia.com

Eingliederungshilfe Deutliche Fortschritte verzeichnet das „Haus an der Rems“ bei der Integration seiner Bewohnenden in das Gemeinwesen. Das konstatierte auch der Beinsteiner Ortsvorsteher Thilo Schramm in seinem letzten Weihnachtsbrief: „... auch der Café-Treff im Beinsteiner Rathauskeller ist ein Paradebeispiel dafür, wie sich bürgerschaftliches Engagement entwickeln kann. Verschie-

Die Erlacher Arbeitshilfen bieten in der Region auch Dienstleistungen rund um Haus und Hof

Was sich fast heiter liest, ist bitterer Ernst. Durch die massiven Fördermittelkürzungen des Bundes in den letzten Jahren haben es Arbeitshilfeprojekte enorm schwer, ihren Auftrag zu erfüllen. Aus heiterem Himmel traf uns Mitte Oktober 2013 zudem die Ankündigung unseres Industriekunden Bosch, einen erheblichen Teil der bei uns durchgeführten Aufträge aus Kostengründen abzuziehen. Sie sollen nun wohl in einem Billiglohnland ausgeführt werden.

Von wegen behindert: Rat und Tat ohne Handicap In Freudenstadt geht die ERLACHER HÖHE neue Wege: InfoPunkt heiß dort ein Projekt, das die Themen Inklusion und Tourismus verbindet. Im Stadtbahnhof können sich Bahnreisende seit Januar 2013 kompetent und freundlich über die Stadt informieren lassen — und zwar ausschließlich von Menschen mit Handicap. Im Touristikbereich ist das Projekt so innovativ, dass es für den Deutschen Tourismuspreis 2013 nominiert wurde. Mal eben ein E-Bike aufladen? Einen Koffer aufbewahren? Die beste Zugverbindung nach Genf suchen? Für die sechs vom InfoPunkt im Stadtbahnhof Freudenstadt kein Problem. Je mehr Trubel, desto besser. Freundlichkeit und Professionalität sind Pflicht — typisch Touristik eben. Sie sind direkt am Bahnhof nun die Visitenkarte der beliebten Schwarzwald-Stadt, informieren täglich rund 120 Kunden über deren Fremdenverkehrsangebot und geben auch den Freudenstädtern selbst noch so manchen Tipp rund um Aktuelles aus ihrer Heimatstadt und deren Umgebung. Und das an sieben Tagen in der Woche von 9:45 bis 18:45 Uhr. Möglich machen dies

auch die Teilzeitstellen mit 50 bis 75 % und die Aufteilung in Zweier-Teams. Was auf dem freien Arbeitsmarkt scheinbar ein Problem ist, zählt hier nicht: dass alle InfoPunkt-Mitarbeitenden körperlich eingeschränkt sind. „Ob sehbehindert, rückenkrank oder auf den Rollstuhl angewiesen — für ihre Leistung und Professionaliät ist das nicht relevant und deshalb gibt es im Laden auch keine Hinweise darauf“, so Wolfgang Günther, Abteilungsleiter der ERLACHER HÖHE Freudenstadt. Dennoch findet der InfoPunkt als Inklusionsprojekt insbesondere in der Touristik große Beachtung, spätestens seit es die Stadt Freudenstadt im Januar bei der Stuttgarter Touristikmesse CMT präsentierte.

„Wir sind Infostelle, aber auch Kummerkasten und für viele, die hier früher ihre Zeit am Bahnhof totgeschlagen haben, auch ein bißchen Familie geworden“, so Teamleiterin Bärbel Habeck. Die Leutchen, die hier das ein oder andere Bier in der zuvor oft verwaisten Bahnhofshalle tranken, nehmen jetzt schon mal einen Besen in die Hand und sammeln „Kippen“ und Papierreste ein, damit „ihr“ Bahnhof vor dem InfoPunkt

Ein Pluspunkt für viele Der InfoPunkt ist auch beispielhaft für die Kooperation zwischen Kommune und sozialer Einrichtung: Die soziale Betreuung übernimmt die ERLACHER HÖHE Freudenstadt, die Schulungen die Touristikexperten der Stadt. Die auf drei Jahre angesetzte Maßnahme wird hauptsächlich durch Mittel der Arbeitsagentur sowie durch Zuschüsse der Stadt finanziert. Aber auch die Deutsche Bahn AG ist involviert: Sie verlangt nur einen symbolischen Mietpreis für die zuvor leerstehenden Räumlichkeiten, die zuletzt einen Backshop beherbergten.

ordentlich aussieht. So ist der InfoPunkt nun ein echter Gewinn für Freudenstadt geworden. „Seit es uns gibt, wird die Tourismusinfo am Marktplatz deutlich entlastet“, weiß Habeck. 30.000 Kunden wurde seit März gezählt. Wie wichtig der InfoPunkt ist, belegte auch eine mehrmonatige Kundenumfrage: 81 % der Befragten empfinden den InfoPunkt als Bereicherung und bekamen dort, was sie wollten.

Tipps, Rat und Infos stehen beim InfoPunkt im Freudenstädter Stadtbahnhof im Vordergrund und nicht, dass es sich dabei um ein Inklusionsprojekt handelt

4

Blickpunkt EH

Menschen mittendrin

Gut ist, dass die Erlacher Arbeithilfen auch stabile, gut ausgelastete und wirtschaftlich erfolgreich arbeitende Projekte haben. Doch dies reicht nicht, um ca. 20 Menschen, die an Bosch-Aufträgen arbeiten, allesamt zu tragen. Gut ist auch, dass in unserem Team die Lösungssuche begonnen hat — danke dafür! Nun müssen wir andere, wirtschaftlich und arbeitspädagogisch sinnvolle Aufträge finden. Wir müssen neue Arbeitsfelder erschließen und leider wohl auch mehrere Menschen betriebsbedingt kündigen, weil wir für sie keine passende Arbeit mehr haben — dies meint, das Schiff umzubauen auf hoher See. Zum Redaktionsschluss wissen wir noch nicht, wie das Schiff nach dem Umbau aussehen wird. Es ist bitter, für unsere Integrationsbeschäftigten wie für uns als diakonisch Mitarbeitende. Denn wir sind dafür angetreten, Menschen auch durch Arbeit zu helfen! Besonders dankbar sind wir in dieser Situation, wenn uns Unternehmen oder Privatkunden neue Aufträge bringen. Wir können vieles, sind offen, flexibel und verlässlich sowie ISO zertifiziert. Eigentlich beste Voraussetzungen, um das Schiff auf Kurs zu halten, oder? (Ansprechpartner: Reiner Schumacher, reiner.schumacher@ erlacher-hoehe.de, Tel: 07193-57-235) ERLACHER HÖHE Calw Vieles tut sich im Jahresverlauf bei der ERLACHER HÖHE Calw-Nagold (siehe Kasten re. und Artikel S. 6). So eröffnete u. a. das Aufnahmehaus in der Burgsteige 3 Ende Oktober 2012 feierlich den „Treffpunkt EH“. Die Tagesstätte mit dem Motto „Reinkommen, Ankommen, Wohlfühlen“ ist nun, gut drei Jahre nach der Brandkatastrophe, der letzte Teilbereich der Wohnungslosenhilfe, der offiziell wieder eröffnet wurde. Ein Höhepunkt des Einweihungsfests war das selbst geschriebene Theaterstück, in dem Bewohnerinnen und Bewohner in die Rolle der Mitarbeitenden schlüpften und auf humorvolle Weise deren Arbeitsalltag darstellten. BewohnerInnen und Mitarbeitende fassten die Angebote der Tagesstätte in einem selbst gedichteten Lied zusammen. Auch die diversen Workshops, die im Rahmen des „Treffpunkts EH“ angeboten werden, wurden kurz präsentiert. Der „Treffpunkt EH“ bietet seither in den freundlichen, neu eingerichteten Räumlichkeiten vielseitige Angebote. Unsere Türen sind offen sind für Menschen mit geringem Einkommen und mit sozialen Schwierigkeiten. Neben Frühstück und Mittagessen gehört ein Mal pro Woche ein kostenloses Abendessen zum Angebot. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, Wäsche waschen zu lassen, zu duschen, unsere Kleiderkammer zu nutzen oder einfach nur Zeitung zu lesen oder Kontakte zu knüpfen. Wir bieten unseren Gästen zudem ein Freizeitprogramm, verschiedene Workshops und natürlich die Möglichkeit, unsere Beratungsangebote wahrzunehmen. ERLACHER HÖHE Freudenstadt Ein Jahr voller Bewegung liegt hinter der Abteilung, innerlich und äußerlich. Noch im November 2011 ist der Gebrauchtwarenladen Kommode Horb in neue Räume auf dem Hohenberg gezogen. Das hat die KollegInnen in Freudenstadt so inspiriert, dass auch dort die Gebäudesuche aufgenommen wurde: Zum Juli bzw. Oktober zogen die Kommode Freudenstadt und dann auch unser Sozialkaufhaus StattLädle in das neue Gebäude. Die Standorte Hahnerstr. 10 in Horb sowie in Freudenstadt in der Bahnhofstrasse 18/20 und Reichstr. 57 wurden aufgegeben. Im Oktober bezog der Sozialdienst Horb

zunehmend schwer– und schwerstpflegebedürftige Menschen, die zur Fortbewegung auf Rollatoren oder Rollstühle angewiesen sind. Um allen weiterhin die gemeinsame Verpflegung im Speisesaal zu ermöglichen, muss der Raum dringend erweitert werden. Dies planen wir für 2014.

dann mit den Projekten „WerkBund“ und „Zurück in den Job“ Büros im Katholischen Dekanatshaus Horb. Diese beiden ESF-Projekte starteten mit überregionalen Partnern im laufenden Jahr. Die neue Gesetzeslage forderte von uns, dass wir uns als Bildungsträger nach AZAV (Anerkennungs- und Zulassungsverordnung Weiterbildung) zertifizieren ließen, was im Herbst erfolgte. Mit dem Jahre 2012 wurde das Projekt „GanzMensch — InBalance“ fortgeschrieben. Es gründet in der Erkenntnis, dass Menschen ganzheitlich gefördert werden müssen, um nachhaltige positive Entwicklungen zu gewährleisten. Nachdem dieser Arbeitsansatz wissenschaftlich begleitet wurde, erschien im Januar 2013 das Buch mit dem Ergebnis und mehr. Schließlich wurde im März 2013 das Inklusionsprojekt InfoPunkt am Stadtbahnhof eröffnet.

In der Wohnungslosenhilfe beobachten wir eine Zunahme hilfebedürftiger Menschen, die z. T. zuvor in Individualwohnraum lebten und deren Problemlagen so umfassend sind, dass sie mit ambulanten Hilfeangeboten nicht gedeckt werden können. Zu den Problemlagen zählen u. a. auch zunehmend psychische Auffälligkeiten bzw. Erkrankungen. Immer mehr Hilfebedrüftige benötigen Langzeithilfe. Die Perspektivlosigkeit hat häufig gesteigerten Suchtmittelkonsum zur Folge, der die Zusammenarbeit sowie das Leben mit den Betroffenen teils massiv beeinträchtigt. Dank des großen Engagements aller Mitarbeitenden der Sozialen Heimstätte Erlach, der Fachund Allgemeinmediziner (besonders: Dres. Schönfeld, Dr. Bürkert), der Institutsambulanz der Klinik für Suchttherapie (Klinikum Schloss Winnenden) sowie der Mitarbeitenden des Kreissozialamtes Waiblingen ist es möglich, den Betroffenen bedarfsgerechte Unterstützung anzubieten. Danke sagen wir hier auch den „Bufdis“ im Team!

ERLACHER HÖHE Hohenlohe-Franken „GanzMensch — InBalance Hall-Hohenlohe“ und „DURANTE IntegrAssT“ heißen zwei neue Projekte mit denen die ERLACHER HÖHE Hohenlohe-Franken im Jahr 2013 im Landkreis Schwäbisch Hall und im Main-Tauber-Kreis startete. Beide werden vom Europäischen Sozialfonds finanziert. Ersteres kombiniert Jobcoaching und Veranstaltungen wie z. B. Kurse zur Lebensbalance für langzeitarbeitslose Menschen. „DURANTE“ bietet kostenlose persönliche Begleitung beim Wiedereinstieg ins Erwerbsleben — damit die Integration in die Arbeitswelt nachhaltig gelingt. Im Kreis Schwäbisch Hall betreibt die Abteilung das soziale Beschäftigungsunternehmen „Haller Arbeit“. Nach dem Umzugsjahr 2012 hat sich deren Geschäft am neuen Standort, der zentral gelegenen Blendstatt, gut entwickelt. Der Gebrauchtwaren- und Lebensmittelladen „Hab & Gut“ und die Handwerklichen Dienstleistungen freuen sich über neue Kunden, die entscheidend zum Gelingen der Arbeit mit Langzeitarbeitslosen beitragen. Im Bereich der Wohnungslosenhilfe gibt es — leider — wenig Veränderungen zu vermelden. Das Künzelsauer Aufnahmehaus ist aktuell voll belegt, was nach wie vor auch Ausdruck des schwierigen Wohnungsmarktes ist. Denn hohe Mieten übersteigen auch im Zuständigkeitsbereich der Abteilung Hohenlohe-Franken häufig die Angemessenheitsgrenzen der Landkreise.

Sozialtherapeutische Hilfen Neben dem Neubau des Frauenwohnhauses im sozialtherapeutischen Dorf in Erlach (siehe S. 1) verfolgt die Abteilung Sozialtherapeutische Hilfen weiterhin ihre konsequente Netzwerkarbeit. Derzeit wird unter dem Begriff „Inklusion Sozial“ ein neues Teilhabe-Programm

für Menschen in sozialen Notlagen entwickelt. Gefördert wird es von der „Aktion Mensch“. Ziel ist es, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass Menschen mit sozialen Handicaps gleichberechtigt an den verschiedensten Lebensbereichen teilhaben können.

Auch Gerd Weimer (re.), Landes-Behindertenbeauftragter, informierte sich bereits über „Inklusion Sozial“ Das Miteinander von Menschen mit und ohne Handicap soll künftig als etwas Selbstverständliches und Gewinnbringendes erfahrbar und erlebbar sein. Dafür müssen auch unsichtbare Barrieren wie Vorbehalte und Berührungsängste gegenüber Menschen mit sozialen Handicaps abgebaut werden. In einer Vorlauf- und Planungsphase sollen auf lokaler Ebene im Rems-Murr-Kreis Kooperationspartner gefunden werden, die langfristig die Ansätze der Inklusion einbeziehen und umsetzen. Dazu werden Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit der Kreisdiakonie, mit örtlichen Betrieben, mit Behörden und mit Initiativen für bürgerschaftliches Engagement gesucht. Wenn sich aus diesen Aktivitäten dann verbindliche Kooperationen herausbilden, kann ein Inklusionsprojekt entstehen, das über mehrere Jahre die Ansätze der Inklusion im Rems-Murr-Kreis transportiert und umsetzt.

Familienanschluss inklusive

Soziale Heimstätte Erlach Der großen Nachfrage nach Plätzen in Wohnungslosenhilfe und Pflegeheim in Erlach stehen leider zu wenige oder zu wenig bedarfsgerechte Plätze gegenüber.

Voller Motivation und Optimismus: junge SpanierInnen, die über AliSchwa in den Nordschwarzwald kamen

© Alexey Klementiev - Fotolia.com

Wohn- und Heimplätze für Menschen in sozialen Schwierigkeiten werden immer stärker nachgefragt Für das Pflegeheim erhalten wir z. B. zunehmend Anfragen anderer Pflegeheime für Menschen, die durch ihre besonderen sozialen Schwierigkeiten „den dortigen Heimalltag sprengen und daher dort nicht mehr tragbar sind“. Im 30 Plätze umfassenden Pflegeheim leben

5

Das Kunstwort„AliSchwa“ steht für Alicante, Schweden, Schwarzwald. Es ist der Titel eines internationalen Workcamp-Projekts, bei dem hierzulande die ERLACHER HÖHE Calw-Nagold, das Oberlinhaus Freudenstadt e. V. und die Agentur für Arbeit Nagold kooperieren. Weitere Partnerorganisationen sind im Ausland an Bord.

öfter auch in eine Folgebeschäftigung mündet. Auch die Betriebe fragen inzwischen von sich aus nach und konnten zum Teil Stellen besetzen, die schon über ein Jahr als offen gemeldet waren. Angesichts der hohen Jugendarbeitslosigkeit in Spanien von rund 56 % ein Segen für die jungen Menschen!

Seit rund zwei Jahren hat AliSchwa zum Ziel, durch Auslandspraktika die Mobilität und Beschäftigungschancen junger langzeitarbeitsloser Menschen in den beteiligten Ländern zu erhöhen. Gingen anfangs insbesondere junge Deutsche ins Ausland, so ist AliSchwa längst keine Einbahnstraße mehr. Bis Spätsommer 2012 konnten 49 junge Menschen aus Spanien ein zweimonatiges Betriebspraktikum im Nordschwarzwald absolvieren. Und das Projekt findet immer größeren Zuspruch. Nicht nur die beteiligten jungen Spanierinnen und Spanier sind sehr zufrieden mit ihrem Aufenthalt, der immer

Schön ist aus Projektsicht insbesondere, dass das Thema „Willkommenskultur“ im täglichen Umgang mit den jungen Menschen mit Leben gefüllt wird. Einige Betriebe boten bereits regelrechten Familienanschluss. Nichts desto trotz erscheint das Thema „Betreuung“ nicht nur in sprachlicher, sondern vor allem in sozialpädagogischer Hinsicht nicht an Bedeutung zu verlieren. Immer deutlicher wird, dass auch die Anschlussperspektive in Deutschland ohne Betreuung selten funktioniert und unsere Arbeit über andere Projekte wie z. B. das neue ZAV-Projekt „The job of my life“ fortgesetzt wird.

Blickpunkt EH

Jahresbericht 2013

Menschen mittendrin

Menschen mittendrin

Blickpunkt EH

Langsam, aber stetig klettern die Fallzahlen

Wohnen ist ein Menschenrecht!

Auch die ERLACHER HÖHE registrierte 2012 wieder mehr wohnungslose Menschen, die ihre Hilfe nachfragten

Die ERLACHER HÖHE fordert dringend die Novellierung der Hartz-IV-Regelungen (SGB II)

Durchschnittlich 5,3 Monate wurden hilfesuchende Menschen 2012 bei der ERLACHER HÖHE betreut (2011: 5,4 Monate), dabei reicht das Spektrum von einem Tag bis zu zwölf Monaten. Die Hälfte aller erfassten Hilfeprozesse (50,5 %) wurden innerhalb von sechs Monaten wieder beendet. Bei den Hilfearten liegt der Schwerpunkt auf den ambulanten Angeboten. Hier dauerte die Betreuung rund 1,6 Monate. Am Liga-Stichtag, den 28. September 2012 (s. u.), wurden über das ERLACHER HÖHE Dokumentationssystem (EHDS) 827 wohnungslose Menschen erfasst — und damit wieder 3 % mehr als im Vorjahr. Von diesen sind mittlerweile 30 % Frauen (2011: 31 %). Erfreulicherweise ist deren Zahl gegenüber Vorjahr jedoch um 3 % gesunken, auf 244 Personen. Damit scheint bei der ERLACHER HÖHE nach Jahren der dramatischen Zuwächse eine leichte Entspannung einzutreten.

(Hartz IV). Knapp 150 beziehen Sozialhilfe (SGB XII). Immerhin 55 Menschen finanzieren sich selbst durch einen Arbeitsplatz auf dem ersten Arbeitsmarkt, 36 haben eine geförderte Beschäftigung inne. Rund 100 beziehen eine Rente oder Pension. Der Altersdurchschnitt lag insgesamt bei 41,7 Jahren und hat sich damit insgesamt seit dem Vorjahr nur geringfügig verändert. Im Durchschnitt waren Frauen, die bei der ERLACHER HÖHE Hilfe suchten 38,8 Jahre, Männer 42,8 Jahre alt. Der Anteil der unter 25-jährigen Menschen belief sich auf 22,6 % und ist damit höher als im Vorjahr. Karl-Michael Mayer, Dokumentationsbeauftragter der ERLACHER HÖHE

Liga-Stichtag 2012: Personen in Hilfearten Aufnahmehäuser/ -heime: 56 7% Sonst. Amb.: 3 0%

Teilstationäre Hilfen: 31 4% Stationäre Hilfen: 129 16 %

Betreutes Wohnen: 87 11 % Tagesstätten: 189 23 %

Fachberatungsstellen: 330 40 %

Ambulante Angebote wie die Fachberatungsstellen sind immer noch die wichtigsten Kontaktstellen

Manche oder mancher, der als Fall in die Wohnungslosenstatistik einfließt, müsste dort nicht landen. Gerade die Sanktionspraxis bei jüngeren Hartz-IV-Beziehenden spitzt deren Situation unnötig zu. Wie im konkreten Fall von Frau K. Da führte falsches Behördenverhalten dazu, dass Obdachlosigkeit quasi behördlich verordnet wurde.

Liga-Stichtag 2012: Personen nach Geschlecht Personen gesamt 827 (n = 827)

Frauen: 244 30 %

Männer: 583 70 %

Die Frauenquote innerhalb der Gruppe der wohnungslosen Menschen, die wir betreuen, liegt bei 30 %

Liga-Stichtag 2005 – 2012: Personen nach Geschlecht* Ambulante Angebote liegen vorn Von unseren Hilfearten sind insbesondere die Fachberatungsstellen für Menschen in Wohnungsnot besonders wichtig. 40 % von ihnen wandten sich an diese. Auch die Tagesstätten sind für sie von Bedeutung (23 %). Neben den ambulanten Angeboten konnten wir 129 Menschen (16 %) aber auch stationäre Hilfen anbieten. Fast ein Drittel der Hilfesuchenden in besonderen sozialen Schwierigkeiten gehören zu der Altersgruppe zwischen 50 bis 59 Jahren. Die zweitstärkste Gruppe ist zwischen 40 und 49 Jahre alt. Rund die Hälfte der wohnungslosen Menschen, die sich an uns wandten, erhält Leistungen nach dem SGB II wie Arbeitslosengeld II

PERSONEN gesamt: 2005: 529 (n = 529) 2006: 626 (n = 626) +18 % 2007: 620 (n = 620) - 1 % 600

2008: 733 (n = 733) + 18 % 2009: 784 (n = 784) + 7 % 2010: 801 (n = 801) + 2 %

500

486 467 438 +11 % - 4 %

2011: 801 (n = 801) +/- 0 % 2012: 827 (n = 827) + 3 % 583 565 565 549 +6 % 539 + 5 % +/- 0 % -3% + 15 %

400 300 200 100 0

91

252 244 219 236 + 7 % -3% 194 + 13 % + 8 % 153 + 27 % 140 + 54 % + 9 %

2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012

2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012

Frauen

Männer

* Teilweise fehlerhafte Angaben im Vorjahresbericht wurden korrigiert

7 % mehr hilfesuchende Menschen als noch im Jahr 2011 wandten sich im letzten Jahr an Einrichtungen und Angebote der ERLACHER HÖHE. Dies ergab die statistische Auswertung durch das ERLACHER HÖHE Dokumentationssystem (EHDS). Von diesen 3.217 Personen waren am Liga-Stichtag 28.09.2012 (s. u.) allein 827 Menschen in Wohnungsnot.

Leider finden betroffene Menschen in den 44 Stadt- und Landkreisen kein einheitliches Hilfesniveau vor: Nur in 27 Kreisen existiert ein Basisversorgungssystem aus Fachberatungsstelle, Aufnahmehaus und Tagesstätte. Dies sei aber Voraussetzung dafür, dass Hilfe in Notlagen rasch, unbürokratisch und niederschwellig erbracht werden könne. Und dafür, dass es zu keinen Wanderungsströmen und Verschiebungen komme. Prekäre Formen der Unterkunft und sachgerechte Hilferessourcen liegen in einer hohen Bandbreite auseinander, so der LigaBericht. Zudem verschiebe sich die Zahl der Hilfesuchenden seit 2007 um 10 % von den Stadt- zu den Landkreisen. Die Liga weist erneut darauf hin, dass diese uneinheitliche Entwicklung in der kommunalisierten Hilfe begründet liegt. Es fehle die Steuerung auf Landesebene. Sie plädiert zudem dafür, über eine wissenschaftliche Evaluation durch ein unabhängiges Institut der Frage nachzugehen, ob und inwieweit Leistungsberechtigte ohne Hilfe bleiben.

6

Rechtlich unbegründet Soweit, so schlecht. Wie sich in der Folge klärte, waren Sanktionen 1 und 2 rechtlich unbegründet. Erst Sanktion 3 war begründet. Da aber laut Gesetz frühestens die zweite Sanktion zur Einstellung sämtlicher Leistungen hätte führen dürfen, war die Totalsanktionierung eine grandiose Fehlentscheidung. Sie löste den Wohnraumverlust aus.

© Paul-Georg Meister - pixelio.de

Gerade junge Menschen, die Arbeitslosengeld II beziehen, haben Probleme mit den behördlichen Auflagen und Regeln Rechtsschutz in den letzten Jahren zurückgedrängt wurde. So bleiben schutzbedürftige Menschen schutzlos und damit faktisch rechtlos. Das biblische Armenrecht, das in den vergangenen Jahrzehnten mindestens mittelbar in unsere Sozialgesetze hereingewirkt hat, wurde zurecht gestutzt — nein, es wurde zu Un-Recht gestutzt.

Geltendes Recht, das behördlich verordnete Obdachlosigkeit junger Menschen zulässt, ist problematisch und ethisch fragwürdig; der Gesetzgeber ist hier zum Handeln aufgefordert! Geltendes Recht falsch angewandt ist noch problematischer. Am problematischsten ist aber, dass der

Gleiches Recht für alle Dass Behörden und Justiz an Recht gebunden sind, unterliegt der Ewigkeitsgarantie des deutschen Grundgesetzes. Gerade bei existenzsichernden Leistungen ver-

Die Tagesstätte „Schuppachburg“ in Schwäbisch Hall feiert 2013 ihr 20-jähriges Bestehen eine hohe Dunkelziffer bei jungen Wohnungslosen hin. Viele seien „verdeckt wohnungslos“ und hielten sich bei Bekannten auf. Der Ausbau der Hilfeangebote für diese Zielgruppe müsse weiterhin landesweit verfolgt werden.

Für Menschen mit schmalem Geldbeutel — mit und ohne Wohnung — gibt es im Raum Schwäbisch Hall einen wichtigen Anlaufpunkt: die Schuppachburg. In diesem Jahr feiert die Tagesstätte, die unweit der Haller Innenstadt liegt, ihr 20-jähriges Jubiläum.

Anteil der Hilfesuchenden pro 100.000 Einwohner in den Stadtund Landkreisen Baden-Württembergs

1993 öffnete das Haus am Nikolaustag — seitdem ist es Tradition, dass die ERLACHER HÖHE Hohenlohe-Franken jedes Jahr zum 6. Dezember eine Veranstaltung in der Schuppachburg konzipiert, die das Thema „Soziale Ungerechtigkeit“ in den Mittelpunkt stellt.

Legende: 1 < 10 undd kkeine Einrichtung h vorhanden h d 2 10 - 29 3 30 - 49

4 50 - 89 5 90 - 199 6 200 oder mehr

Grafik: Liga der freien Wohlfahrtspflege in Baden-Württemberg e.V.

Erneut wurde auch 2012 am letzten Freitag im September von diesmal 322 Diensten und Einrichtungen, die sich um Menschen in sozialer Ausgrenzung und Wohnungsnot kümmern, die tagesaktuellen Fallzahlen an die Liga der Freien Wohlfahrtspflege in BadenWürttemberg gemeldet. In dieser arbeiten AWO, Caritas, Deutsches Rotes Kreuz, Diakonie, der Paritätische Wohlfahrtsverband sowie die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland zusammen. Diese 22. Stichtagserhebung zählte insgesamt 10.100 Menschen mit einen Hilfebedarf nach § 67 SGB XII. Davon sind 25 % Frauen. Ihre Zahl stieg im vergangenen Jahr erneut um 3 % auf insgesamt 2.519 Fälle. Gegenüber dem Vorjahr sank zwar die Gesamtzahl der wohnungslosen Menschen um 90 Personen. Der Nettovergleich unter den Einrichtungen, die bereits im Vorjahr gemeldet haben, weist jedoch einen geringfügigen Zuwachs an betreuten Personen (+10) aus. Inzwischen werden

Immer mehr ältere Straffällige mit Hilfebedarf Im Feld der Straffälligenhilfe zeigt sich, dass der Anteil älterer Straffälliger über 50 Jahre seit Beginn der Erhebung in 2009 kontinuierlich ansteigt. Der Anteil der über 60-Jährigen verdoppelte sich gegenüber 2011 nahezu. Da sind neue Konzepte gefragt: Zuvor legten die Dienste ihre Hilfeschwerpunkte auf Arbeitsintegration und die schnelle Vermittlung in eigenen Wohnraum. Für die älteren Straffälligen gilt es aber tagesstrukturierende Maßnahmen zu entwickeln und teilweise unterstützende Pflege und langfristige „Beheimatungsperspektiven“ zu konzeptionieren. Der Anteil von jungen Menschen unter 25 Jahren liegt 2012 bei der Liga-Zählung bei 12,3 %, sank also minimal. Alarmierend ist, dass von diesen 1.247 jungen Menschen 35,7 %, Frauen sind. In der Gruppe der unter 21-Jährigen sogar 40,1 %. Wirksame Hilfen seien die Voraussetzung dafür, dass junge Menschen möglichst rasch aus prekären Lebensverhältnissen gelangen können. Die Liga fordert deshalb fachlich sinnvoll vernetzte pädagogische, schulische, ausbildungs- und arbeitsorientierte Unterstützung. Es seien intensivere Hilfen als für Erwachsene nötig. „Die Anpassung an das Milieu der Straße aufgrund unzulänglicher Hilfen verursacht ein Vielfaches an gesellschaftlichen Folgekosten“, heisst es in dem Bericht. Die AutorInnen weisen auch auf

85,4 % aller von Wohnungslosigkeit betroffenen oder bedrohten Personen in ambulanten Diensten betreut — Tendenz steigend.

Später stellte Frau K. einen Antrag auf Übernahme der Mietschulden als Darlehen. En passant wurde ihr mündlich mitgeteilt, dass die Kosten der Unterkunft wieder angewiesen und rückwirkend übernommen würden. Leider waren die verunsicherten Vermieter von Frau K. aber

Wie stellt sich dieser Fall von außen dar? Auf der einen Seite steht eine junge Frau, die auf ihrem Weg ins Erwachsenwerden noch nicht alle jugendtypischen Verhaltensmuster hinter sich lassen konnte. Für ALG-II-Beziehende führt das zu Problemen. Im Fall Frau K., so die übereifrige Mitarbeiterin beim Jobcenter, sei „eine pädagogische Sanktion“ erforderlich — deshalb verliert die junge Frau auf behördliche Verordnung ihre Wohnung.

„Fast wie mein eigenes Wohnzimmer“

10.100 Menschen in Ausgrenzung und Wohnungsnot Wieder liegt die Zahl der Menschen in sozialer Ausgrenzung und Wohnungslosigkeit in Baden-Württemberg über der Schwelle von 10.000 — das belegen die 2012erZahlen der 22. Liga-Stichtagserhebung vom 28. September 2012. Weiterhin steigt der Frauenanteil, diesmal um 3 %.

Was ist genau passiert? Frau K., die von der ERLACHER HÖHE betreut wird, wurde im Oktober 2012 mittellos. Grund dafür war, dass der 22-Jährigen das komplette Hartz IV aus Sanktionsgründen vom Jobcenter nicht mehr bezahlt wurde. In der Folge drohten ihr Wohnungsverlust und Obdachlosigkeit. Deshalb fand ein Termin mit der Persönlichen Ansprechpartnerin des Jobcenters statt, bei dem die betreuende Sozialarbeiterin der ERLACHER HÖHE nochmals auf die sozialen Schwierigkeiten und Mietrückstände von Frau K. hinwies. Zugleich legte sie gegen die drei zuvor ausgesprochenen Sanktionen Widerspruch ein. Aber die Persönliche Ansprechpartnerin von Frau K. blieb hart, die Kosten der Unterkunft blieben weiter sanktioniert.

nicht bereit, die Kündigung rückgängig zu machen. Die Sozialarbeiterin konnte lediglich ein neues Zeitfenster bis zum 31. Januar 2013 aushandeln. Doch Frau K. fand in der verbliebenen Frist keine neue Wohnung. Zwar wurde die Vollsanktion formal am selben Tag aufgehoben — aber da war die Wohnungslosigkeit bereits eingetreten!

Die Tagesstätte übernahm Räumlichkeiten, Signet und Namen der traditionsreichen Gaststätte Schuppachburg

des langjährigen Leiters Jürgen Sanmann im Herbst 2013, der den Tagestreff von Anfang an mit prägte, wird es zukünftig in der Schuppachburg auch eine feste Hauswirtschaftsstelle geben, die neben der neu zu besetzenden Tagestreffleitung gemeinsam mit Ehrenamtlichen und Freiwilligendienstlern die Basis des Angebots ausmacht. Die ERLACHER HÖHE Hohenlohe-Franken hofft damit die Öffnungszeiten dauerhaft aufrechterhalten zu können und an sechs Tagen in der Woche ein warmes Mittagessen, kostenlose Lebensmittel und die Grundversorgung anbieten zu können.

Im Jubiläumsjahr 2013 steht der Nikolaustag unter der Überschrift „Der Gerechtigkeit Frucht wird Friede sein — 20 Jahre Schuppachburg — 20 Jahre gesellschaftlicher Wandel“. Damit greifen die Initiatoren bewusst auf ein Bibelzitat aus Jesaja 32 zurück. Auch das traditionelle Hoffest im Juli bei der Kastanie war dem SchuppachburgJubiläum gewidmet. Ein Stückchen Zuhause Für viele einkommensarme Menschen ist die Schuppachburg nicht mehr wegzudenken. Hier gibt es für sie nicht nur ein warmes Mittagessen und Getränke, sondern auch die Möglichkeit zur Körper- und Wäschepflege. Zentral sind auch die familiäre und geschützte Atmosphäre, die persönliche Ansprache und die professionelle Beratung. Alkohol, Drogen und Gewalt bleiben außen vor. „Die Schuppachburg ist für mich fast wie mein eigenes Wohnzimmer. Hierhin kann ich mich zurückziehen, ein Schwätzchen halten, oder auch für mich sein“, so eine Besucherin. Dafür arbeiten Haupt- und Ehrenamtliche Hand in Hand. Ohne die „Initiative IBiss — Bürger in sozialen Schwierigkeiten“ könnte die Schuppachburg die Breite des Angebots nicht bieten. Nach dem Ausscheiden

Seit 1993 schaut der Nikolaus, biblisches Symbol für soziale Gerechtigkeit, in der Schuppachburg vorbei

7

pflichtet das Bundesverfassungsgericht den Staat, sich schützend und fördernd vor die Grundrechte der Hilfesuchenden zu stellen. Das Beispiel von Frau K. aus dem Rems-Murr-Kreis zeigt aber, dass verfassungsrechtliche Vorgaben nicht immer und schon gar nicht immer mit Respekt vor hilfeberechtigten Menschen umgesetzt werden. Die Diskrepanzen sind augenfällig: Der behördlich verursachte Wohnungsverlust ist hier absolut unverhältnismäßig. Weil aber Wohnen ein Menschenrecht ist, ist er somit auch ein Menschenrechtsverstoß. Wolfgang Sartorius

Ein Haus für junge Leute „Wir sind fertig“, konnte die ERLACHER HÖHE CalwNagold Mitte des Jahres in Bezug auf die Renovierungsarbeiten in der Calwer Torgasse vermelden. Das Haus wurde vor rund zwei Jahren durch ein Sonderförderprogramm der Landesregierung und mit Unterstützung des Sozialamts im Landkreis Calw erworben, um dort für wohnungslose jungen Menschen eine Wohngruppe einzurichten. Jetzt sind z. B. die Wände frisch gestrichen, das provisorische Mobiliar ersetzt und ergänzt, die neue Küche eingebaut. Auch das Stockwerk für internationale Praktikantinnen und Praktikanten ist vollständig eingerichtet und ausgestattet worden. Seit September 2012 leben hier wieder sechs junge Leute, darunter drei wohnungslose Menschen. Im Erdgeschoss befinden sich zudem Büros für die Sozialarbeit. Grund für die Schaffung eines Wohnangebots für junge Menschen ohne festen Wohnraum in Calw waren die steigenden Fallzahlen in dieser Altersgruppe seit 2008. Der Landkreis Calw hat als einer der ersten der sich verändernden Situation Rechnung getragen. Dafür danken wir! Wir sind ebenso dankbar für die finanzielle Unterstützung durch das Land Baden–Württemberg, die Aktion Mensch und den Diakoniespendenfonds!

Blickpunkt EH

Jahresbericht 2013

Menschen mittendrin

Wir sagen Danke!

Ohne sie geht es nicht

Helia Ladenbau unterstützt unsere Freudenstädter Werkstatt

Ein Tag in Erlach fürs Dankeschön an die Ehrenamtlichen

Mit großzügigen Sachspenden und Aufträgen unterstützt das Oberkircher Unternehmen Helia Ladenbau die Werkstatt der ERLACHER HÖHE, in der rund 30 Menschen beruflich gefördert und unterstützt werden. Helianthos — so lautet der lateinische Name der Blume, die im Pflanzenreich wohl das schönste Symbol für Optimismus und Wärme ist: die Sonnenblume. Das badische Ladenbauunternehmen Helia hat die nützliche Pflanze aus zwei Gründen zum Namenspatron gemacht: zum einen, weil sie ihren Firmensitz in Oberkirch auf einem ehemaligen Sonnenblumenfeld baute, zum anderen, weil er einfach so gut zur Unternehmenskultur passt. Optimismus und Bodenständigkeit, gepaart mit Weltoffenheit, das strahlt auch Helia-Geschäftsführer Klaus Göppert aus. Das war es wohl auch, was das Unternehmen mit heute 140 Mitarbeitenden durch die für die Branche nicht eben leichten zurückliegenden Jahre geführt hat. Heute wie damals wurde darüber das soziale Engagement nicht vergessen. „Warum? Das ist mir wohl angeboren, das ist in mir drin“, so der Kaufmann schlicht. Dabei geht es ihm darum, vor Ort in der eigenen Lebenswelt aktiv zu sein. So werden ausgediente Ausstellungspodeste zu Spiellandschaften für einen Kindergarten vor Ort, ein anderer Hort erhält Schränke zur Aufbewahrung.

Ortstermin in der Werkstatt Freudenstadt: Markus Haaga, Wolfgang Günther und Helia-Geschäftsführer Klaus Göppert

! DANKE

Doch wie kommt die badische Firma dann dazu, sich in Freudenstadt für Menschen in sozialen Notlagen einzusetzen? Da spielt ein weiterer „Helia-Faktor“ eine zentrale Rolle: die Bindung an die Mitarbeitenden. Wie an Markus Haaga. Der 45-jährige Schreinermeister, der seit 2007 bei der ERLACHER HÖHE Freudenstadt die Holzwerkstatt leitet, war zuvor lange Jahre im Helia-Team. „In der Umstrukturierung war er mit seiner Fachkompetenz wie ein rettender Engel für uns“, schwärmt Göppert noch heute über seinen damaligen Gruppenleiter. Der Kontakt war auch dann nicht abgebrochen, als das Unternehmen von Bad Peterstal in die badische Ebene verlagert wurde und stark expandierte.

Ohne den engagierten Einsatz Ehrenamtlicher könnten wir viele Dienste für Menschen in sozialen Notlagen nicht aufrechterhalten: ob z. B. das EH-Mobil im Rems-Murr-Kreis, die Lebensmittelbereiche der Sozialkaufhäuser oder die Tagesstätten. Im Alltag bleibt aber manchmal wenig Zeit für Gespräche, für Zeichen der Dankbarkeit und Wertschätzung. Deshalb gibt es den „Tag der Ehrenamtlichen“ — wie zuletzt im Oktober 2013. Der Einladung von Vorstand Wolfgang Sartorius und Ehrenamtskoordinatorin Jutta Ehrlinger folgten am Nachmittag des 18. Oktober rund 65 Ehrenamtliche von nahezu allen Standorten. Mit großem Interesse besichtigten sie die Einrichtungen und Werkstätten am Erlacher Stammsitz und informierten sich auch über das dortige Bioenergiekonzept. Anschließend erhielten sie durch Wolfgang Sartorius Einblicke in aktuelle Themen und Problemlagen, die die Arbeit der ERLACHER HÖHE beschränken. Mit dem Film „Station Hoffnung“, der im Jahr 2009 vom SWR in Erlach gedreht wurde, rückten ganz individuell die Menschen in den Mittelpunkt, denen

Mittlerweile ist daraus wieder eine Art Kooperation geworden: Denn Helia Ladenbau unterstützt die Werkstatt nicht nur regelmäßig durch große Sachspenden, sondern denkt auch an das soziale Beschäftigungsunternehmen, wenn es darum geht, kleinere Kundenaufträge abzuwickeln. So wurden in der Werkstatt beispielsweise bereits 500 Obstkisten für eine saisonale Marketingkampagne eines Helia-Kunden gefertigt. Und das Werkstatt-Team konnte die Entrümpelung des alten Helia-Standortes übernehmen. „Wir brauchen solche Aufträge, damit wir weiterhin Menschen in Arbeit bringen können, die es auf dem ersten Arbeitsmarkt schwer haben“, betont Haaga. 25 bis 30 meist langzeitarbeitslose Menschen werden so in ihrer beruflichen und sozialen Integration gefördert und begleitet. Das Team bietet neben Tischlerarbeiten vielseitigen Service: kleinere Renovierungen, Dienste rund ums Haus, Entrümpelungen, Transporte, Gartenpflege sowie Holz- und Forstarbeiten. In der Tischlerei der ERLACHER HÖHE, die auch Ausbildungsbetrieb ist, stehen auch fünf Hobelbänke von Helia, die bei der Möbelaufarbeitung und -fertigung im Einsatz sind. Auch Schrauben im Wert von rund 1.000 Euro spendete das Unternehmen für die Freudenstädter. Neuwertige Büroausstattung im Wert von rund 6.000 Euro wurde der ERLACHER HÖHE Freudenstadt ebenfalls kostenlos überlassen.

der Einsatz der Ehren- wie Hauptamtlichen gilt: Menschen in besonderen sozialen Schwierigkeiten. Jo Frühwirth, Autor des Films, stand anschließend den Ehrenamtlichen Rede und Antwort (Bildleiste, links oben). Seit es in Nagold das Sozialkaufhaus Kreuzermarkt gibt, ist die heute 77-jährige Sonja Ege (Bildleiste, rechts unten) voller Tatkraft dabei — seit 2001. Dafür wurde sie im Rahmen der Veranstaltung geehrt. Ebenso wurde Johanna Jakobowitsch (75) ausgezeichnet, die sich seit 2006 in Schwäbisch Hall im Sozialkaufhaus Heller Markt — heute Hab & Gut — engagiert (Bildleiste, links unten). Mit einem köstlichen Buffet aus der Erlacher Küche und mit Spaß und Spannung endete gegen 19 Uhr der gemeinsame Tag. Letztes Highlight war die Verlosung. Dabei winkten hochwertige Preise wie z. B. einen Golfschnupperkurs oder ein festliches Dinner für Zwei, gestiftet vom Landhaus und Golfclub Noller in Marhördt. Es gab ebenso Theaterkarten von Kabirinett (Großhöchberg) zu gewinnen und natürlich Schönes und Nützliches aus Erlacher Produktion. Der erste Preis, die hochwertige Festzeltgarnitur, ging nach Freudenstadt.

Wir danken für alle Spenden, mit denen wir Menschen in sozialen Notlagen wirksam helfen können:

Spen Spendenkonto: ERLACHER HÖHE, Kreissparkasse Waiblingen, IBAN: DE38 6025 0010 0000 7001 04, BIC: SOLADES1WBN

Wir sind für Sie da Vorstand der ERLACHER HÖHE Wolfgang Sartorius Erlach 5, 71577 Großerlach Tel: 07193 57-100, [email protected]

Erlacher Arbeitshilfen Doris Krüger, Reiner Schumacher (jeweils Stv. Abteilungsleitung) Erlach 12, 71577 Großerlach, Tel.: 07193 57-235 [email protected], [email protected]

Soziale Heimstätte Erlach Silvia Steeb (Abteilungsleitung) Erlach 1, 71577 Großerlach, Tel.: 07193 57-140 [email protected]

Kaufmännische Geschäftsführung Bernd Messinger Erlach 5, 71577 Großerlach Tel.: 07193 57-102, [email protected]

ERLACHER HÖHE Calw-Nagold Andreas Reichstein (Abteilungsleitung) Marktplatz 16, 75365 Calw Tel.: 07051 93199-12, [email protected]

Sozialtherapeutische Hilfen Karl-Ernst Kühner (Abteilungsleitung) Erlach 23, 71577 Großerlach Tel.: 07193 57-122, [email protected]

Ambulante Hilfen Rems-Murr Anton Heiser (Abteilungsleitung) Friedrichstr. 12 + 14, 71522 Backnang, Tel.: 07191 64527, [email protected]

ERLACHER HÖHE Freudenstadt Wolfgang Günther (Abteilungsleitung) Rappenstr. 16, 72250 Freudenstadt Tel.: 07441 860113, [email protected]

Öffentlichkeitsarbeit/Spenden Andrea Hohlweck Erlach 5, 71577 Großerlach Tel.: 07193 57-117, [email protected]

Eingliederungshilfe Volker Eisele (Abteilungsleitung), „Haus an der Rems“ Endersbacher Str. 60/62, 71334 Waiblingen-Beinstein Tel.: 07151 99471-11, [email protected]

ERLACHER HÖHE Hohenlohe-Franken Karl-Michael Mayer (Abteilungsleitung) Hindenburgstr. 2, 74653 Künzelsau Tel.: 07940 6969, [email protected]

Ehrenamtskoordinatorin Jutta Ehrlinger Erlach 5, 71577 Großerlach Tel.: 07193 57-107, [email protected]

Wir bieten an 15 Standorten kompetente Hilfe für Menschen in sozialen Notlagen Bad Mergentheim

8

Künzelsau Schwäbisch Hall Crailsheim

Großerlach Backnang

Murrhardt Schorndorf

Stuttgart Waiblingen Bad Wildbad Calw Nagold Altensteig Horb Freudenstadt

www.erlacher-hoehe.de