Szenario-basiertes Risikomanagement in der Kapitalanlage

Fakultät Wirtschaftswissenschaften, Wirtschaftsinformatik und Wirtschaftsrecht Lehrstuhl für Finanz- und Bankmanagement Risikomanagement-Studie 2013 ...
Author: Paul Schäfer
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Fakultät Wirtschaftswissenschaften, Wirtschaftsinformatik und Wirtschaftsrecht Lehrstuhl für Finanz- und Bankmanagement

Risikomanagement-Studie 2013

Szenario-basiertes Risikomanagement in der Kapitalanlage Prof. Dr. Arnd Wiedemann

Fakultät Wirtschaftswissenschaften, Wirtschaftsinformatik und Wirtschaftsrecht Lehrstuhl für Finanz- und Bankmanagement

Agenda 1. Traditionelle Asset Allocation nach Markowitz 2. Szenario-basierte Asset Allocation 2.1 Definition zukünftiger Entwicklungsszenarien 2.2 Ableitung optimaler Portfolien für einzelne Szenarien 2.3 Ableitung optimaler Portfolien unter simultaner Berücksichtigung aller Szenarien 2.3.1 Entscheidung unter Unsicherheit am Beispiel von Minimum-Regret 2.3.2 Entscheidung unter Risiko 3. Lessons Learned

2

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Welchen Allokationsansatz verfolgen Investoren im Rahmen ihrer Asset Allocation?

Rendite-Risiko-Optimierung Risikobasierte Allokation Szenarioanalyse potentieller Marktentwicklungen & diskretionäre Entscheidung Diskretionäre Entscheidung auf Basis von Rendite- u. Risikoerwartungen Sonstiges Keinen

2013

64%

10%

9%

15%

1%

Frage: Welchen Allokationsansatz verfolgen Sie vorwiegend bei Ihrer Entscheidung über die Asset Allocation? 3

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Die klassische Rendite-/Risiko-Optimierung basiert auf der Normalverteilungsannahme Rendite

Effizienter Rand = Menge effizienter Portfolien

Risiko

4

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Die Annahme normalverteilter Renditen ignoriert die Existenz von Fat Tails

0,3%

8% 0,2%

6%

0,0%

4%

relative Häufigkeit

0,1%

2%

0% -0,18

-0,12

-0,06

0,00

0,06

0,12

Renditen

5

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Szenario-basierte Ansätze können extreme Marktereignisse in die Anlageentscheidung einbinden und werden wegen ihrer Anwendungsfreundlichkeit besonders geschätzt außerordentlich hohe Bedeutung (1)

Mögliche Berücksichtigung extremer Marktereignisse Leichtere Interpretierbarkeit Regulatorische Vorgaben Vereinfachte Kommunikation

(2)

(3)

24%

(5)

48%

17%

35%

35% 22%

keine Bedeutung (6)

18%

32%

15% 13%

(4)

27% 42%

6% 10%

10% 15%

Frage: Wie hoch ist die Bedeutung der genannten Motive für den Einsatz von Szenariotechniken im Rahmen der Anlageentscheidungen? 6

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Agenda 1. Traditionelle Asset Allocation nach Markowitz 2. Szenario-basierte Asset Allocation 2.1 Definition zukünftiger Entwicklungsszenarien 2.2 Ableitung optimaler Portfolien für einzelne Szenarien 2.3 Ableitung optimaler Portfolien unter simultaner Berücksichtigung aller Szenarien 2.3.1 Entscheidung unter Unsicherheit am Beispiel von Minimum-Regret 2.3.2 Entscheidung unter Risiko 3. Lessons Learned

7

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Szenarien dominieren noch für Stresstests, aber realistische Szenarien nehmen in ihrer Bedeutung zu außerordentlich hohe Bedeutung (1)

Stressszenarien Realistische Entwicklungsszenarien Historische Szenarien Stochastische Szenarien

(2)

(3)

36% 17% 16% 11%

(4)

31% 54%

19% 24%

(5)

keine Bedeutung (6)

26% 20%

40% 35%

3% 2%

16% 23%

Frage: Welche Bedeutung wird aus Ihrer Sicht den genannten Szenarioarten im Rahmen Ihrer Anlageentscheidungen zukünftig zukommen? 8

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Für das nachfolgende Beispiel werden fünf Entwicklungsszenarien betrachtet

1. Hauptszenario:

Stabiles Zinsniveau und moderate Konjunkturerholung

2. Optimistisches Szenario:

Deutliche globale Konjunkturerholung

3. Pessimistisches Szenario I:

Wiederaufflammen der Euro-Krise

4. Pessimistisches Szenario II: Starker Zinsanstieg 5. Fat Tail-Szenario:

Extrem-Szenario a la Lehman-Pleite

9

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Im Beispiel werden sieben Asset-Klassen betrachtet und für jede eine szenariospezifische Renditeentwicklung festgelegt Hauptszenario

optimistisch

pessimistisch I

pessimistisch II

Fat Tail

Sovereigns Core Euroland

2,2%

1,5%

3,0%

0,0%

3,0%

Sovereigns Peripherie Euroland

2,6%

4,0%

-2,0%

1,0%

1,0%

Credits High Grade

2,8%

2,5%

1,0%

1,5%

2,0%

Credits High Yield ex Financials

5,0%

6,0%

0,5%

3,0%

1,5%

Emerging Markets Sovereigns

5,5%

7,0%

5,0%

4,0%

0,0%

Equities MSCI All Countries

7,0%

18,0%

-10,0%

0,0%

-30,0%

Commodities

6,0%

15,0%

-7,0%

0,0%

-15,0%

Asset-Klassen

10

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Neben den Renditeerwartungen werden szenariospezifische Korrelationsmatrizen festgelegt  Mithilfe des Volatilitäts-Index VIX wird die Historie in verschiedene Volatilitätsphasen (hoch, normal, niedrig) eingeteilt  Jedem Szenario werden passende Volatilitätsphasen zugeordnet Hauptszenario

Gesamtzeitraum

Optimistisches Szenario

100% Phasen normaler Volatilität

Pessimistisches Szenario I

70% Phasen hoher Volatilität und 30% Gesamtzeitraum

Pessimistisches Szenario II

50% Phasen geringer Volatilität, 50% Gesamtzeitraum

Fat Tail-Szenario

100% Phasen hoher Volatilität

 Anschließend werden auf Basis dieser Zuordnung szenariospezifische Korrelationsmatrizen geschätzt 11

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Agenda 1. Traditionelle Asset Allocation nach Markowitz 2. Szenario-basierte Asset Allocation 2.1 Definition zukünftiger Entwicklungsszenarien 2.2 Ableitung optimaler Portfolien für einzelne Szenarien 2.3 Ableitung optimaler Portfolien unter simultaner Berücksichtigung aller Szenarien 2.3.1 Entscheidung unter Unsicherheit am Beispiel von Minimum-Regret 2.3.2 Entscheidung unter Risiko 3. Lessons Learned

12

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Ergebnisse der Portfoliooptimierung für jedes Szenario mit der klassischen Rendite-/Risiko-Optimierung 100% 90%

Commodities

80% 70%

Equities MSCI All Countries

60%

Emerging Markets Sovereigns

50%

Credits High Yield ex Financials

40%

Credits High Grade

30%

Sovereigns Peripherie Euroland

20%

Sovereigns Core Euroland

10% 0% Hauptoptipessipessi- Fat Tail szenario mistisch mistisch I mistisch II

13

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Wird die Asset Allocation lediglich auf ein Szenario ausgerichtet, kann dies bei Nichteintritt des erwarteten Szenarios verheerende Folgen haben Portfolio optimiert für:

Erwartete Renditen in den fünf Szenarien für das auf das optimistische Szenario optimierte Portfolio

20% 15% 10% 5% 0% -5%

Hauptszenario

optimistisch

pessimistisch I

pessimistisch II

Fat Tail

-10% -15% -20% 14

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Ein Portfoliooptimierungsmodell sollte daher sämtliche Szenarien simultan berücksichtigen Entscheidungen unter Ungewissheit

Entscheidungen unter Unsicherheit Investoren können den zukünftigen Szenarien keine Eintrittswahrscheinlichkeiten zuordnen

Entscheidungen unter Risiko Investoren können den zukünftigen Szenarien Eintrittswahrscheinlichkeiten zuordnen

Entscheidungsregeln

Optimierungsmodelle

1. 2. 3. 4.

Minimax-Regel Maximax-Regel Hurwitz-Regel Minimum-Regret-Regel

1. Minimum-Regret-Optimierung 2. Rendite-Risiko-Optimierung 3. Zielrendite-Optimierung

16

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Die Risikostudie 2013 zeigt, dass die Anlageentscheidung von einer starken Sicherheitsorientierung geprägt ist …

absolut sicherheitsorientiert (1)

2012

2013

37%

30%

(2)

(3)

(4)

45%

54%

spekulativ / chancenorientiert (5)

18%

11%

5%

Frage: Welche Risiko-Neigung liegt Ihrer Geldanlage zugrunde?

17

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… und Verlustvermeidung das dominierende Ziel ist! Bottom-Boxes (Skalenwert 5+6)

Top-Boxes (Skalenwert 1+2)

Mittelwert 2013 (2012)

82%

1,7 (1,5)

Vermeidung von Verlusten

Vermeidung der Unterschreitung bestimmter Mindestrenditen Vermeidung einer Underperformance gegenüber einem Index

5%

36%

64%

18%

2,3 (2,5)

3,8 (3,2)

Frage: Wie wichtig sind die genannten Aspekte im Rahmen der Anlageentscheidung für Sie? 18

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Agenda 1. Traditionelle Asset Allocation nach Markowitz 2. Szenario-basierte Asset Allocation 2.1 Definition zukünftiger Entwicklungsszenarien 2.2 Ableitung optimaler Portfolien für einzelne Szenarien 2.3 Ableitung optimaler Portfolien unter simultaner Berücksichtigung aller Szenarien 2.3.1 Entscheidung unter Unsicherheit am Beispiel von Minimum-Regret 2.3.2 Entscheidung unter Risiko 3. Lessons Learned

19

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Zunächst ist für jedes Szenario die maximale Rendite aus den gegebenen Alternativen zu identifizieren Szenarien

Hauptszenario

optimistisch

pessimistisch I

pessimistisch II

Fat Tail

Alternative 1: Optimales Portfolio im Hauptszenario

5,33%

7,86%

0,95%

2,86%

-2,64%

Alternative 2: Optimales Portfolio im optimistischen Szenario

6,30%

14,60%

-5,80%

0,80%

-18,00%

Alternative 3: Optimales Portfolio im Szenario “pessimistisch I”

3,50%

3,66%

3,19%

1,77%

1,71%

Alternative 4: Optimales Portfolio im Szenario “pessimistisch II”

4,76%

5,70%

2,40%

3,10%

1,00%

Alternative 5: Optimales Portfolio im Fat Tail-Szenario

2,81%

2,65%

1,51%

1,05%

2,26%

Maximale Rendite

6,30%

14,60%

3,19%

3,10%

2,26%

Alternativen

20

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Anschließend sind für jede Alternative in jedem Szenario die Bedauernswerte zu bestimmen … Bedauern = maximal erzielbare Rendite – tatsächlich realisierte Rendite 6,74% = 14,60% – 7,86% Szenarien

Haupt-

opti-

pessi-

pessi-

szenario

mistisch

mistisch I

mistisch II

Fat Tail

Alternative 1: Optimales Portfolio im Hauptszenario

0,97%

6,74%

2,24%

0,24%

4,90%

Alternative 2: Optimales Portfolio im optimistischen Szenario

0,00%

0,00%

8,99%

2,30%

20,26%

Alternative 3: Optimales Portfolio im Szenario “pessimistisch I”

2,80%

10,94%

0,00%

1,33%

0,55%

Alternative 4: Optimales Portfolio im Szenario “pessimistisch II”

1,54%

8,90%

0,79%

0,00%

1,26%

Alternative 5: Optimales Portfolio im Fat Tail-Szenario

3,49%

11,95%

1,68%

2,05%

0,00%

Alternativen

21

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… und zum Schluss ist die Minimum Regret-Alternative zu ermitteln Szenarien

Maximales

Hauptszenario

optimistisch

pessimistisch I

pessimistisch II

Fat Tail

0,97%

6,74%

2,24%

0,24%

4,90%

6,74%

0,00%

0,00%

8,99%

2,30%

20,26%

20,26%

Alternative 3: Optimales Portfolio im Szenario “pessimistisch I”

2,80%

10,94%

0,00%

1,33%

0,55%

10,94%

Alternative 4: Optimales Portfolio im Szenario “pessimistisch II”

1,54%

8,90%

0,79%

0,00%

1,26%

8,90%

Alternative 5: Optimales Portfolio im Fat Tail-Szenario

3,49%

11,95%

1,68%

2,05%

0,00%

11,95%

Alternativen Alternative 1: Optimales Portfolio im Hauptszenario Alternative 2: Optimales Portfolio im optimistischen Szenario

Bedauern

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Kritische Würdigung der Portfoliooptimierung unter Unsicherheit

Vorteile: •

Entscheidungsregeln sind einfach und intuitiv



Keine Eintrittswahrscheinlichkeiten erforderlich

Nachteile: •

Ein Großteil der zur Verfügung stehenden Informationen wird bei der Entscheidungsfindung nicht berücksichtigt



Die Anlageentscheidung wird auf ein einziges (ggf. extremes) Szenario ausgerichtet

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Einsetzbar, wenn Investoren den Szenarien Eintrittswahrscheinlichkeiten zuordnen können  Angenommene Eintrittswahrscheinlichkeiten im Beispiel 10%

5% Hauptszenario

10%

optimistisch 50%

pessimistisch I pessimistisch II

25%

 Untersuchte Optimierungsmodelle:

Fat Tail

1. Minimum-Regret-Optimierung 2. Rendite-Risiko-Optimierung 3. Zielrendite-Optimierung 25

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Modell 1: Übertragung des Minimum-Regret-Prinzips auf Entscheidungssituationen unter Risiko  Zielfunktion des Optimierungsmodells: Minimierung des gewichteten quadratischen Bedauerns

Zielfunktion

Nebenbedingungen

2 T � ps ∙ Ropt.,s − RS ∙ w →min! s∈S A 1. � wi =1 (Vollständige Allokation) i=1 2. wi ≥ 0

(positive Gewichte)

26

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Die Minimum-Regret-Optimierung liefert im Beispielfall ein tendenziell chancenorientiertes Portfolio

3%

16%

Sovereigns Core Euroland Sovereigns Peripherie Euroland 31%

14%

Credits High Grade Credits High Yield ex Financials Emerging Markets Sovereigns Equities MSCI All Countries

36%

Commodities

27

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Portfoliorendite p.a.

Nachteilig ist allerdings das stark negative Ergebnis im Fat Tail-Szenario

12% 10% 8% 6% 4% 2% 0% -2% -4% -6% -8%

Hauptszenario

optimistisch

pessimistisch I

pessimistisch II

Fat Tail

28

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Dem kann durch eine Mindestrenditeforderung begegnet werden  Unabhängig von der Eintrittswahrscheinlichkeit wird zusätzlich in jedem Szenario eine Mindestrendite gefordert (hier: 1,7%) 12% Minimum-Regret-Optimierung

10%

Portfoliorendite

8%

Minimum Regret mit Mindestrendite

6% 4% 2%

Mindestrendite

0% -2% -4%

Hauptszenario

optimistisch

pessimistisch I

pessimistisch II

Fat Tail

-6% -8% 29

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Modell 2: Auch die klassische Rendite-/Risiko-Optimierung lässt sich auf eine Entscheidungssituation unter Risiko übertragen Eintrittswahrscheinlichkeit des Szenarios S

 Zielfunktion:

S γ Erwarteter Nutzen = � ps ∙ μP − ∙ σ2 → max! 2 P s=1 Klassische Erwartungswert-VarianzNutzenfunktion mit dem Risikoaversionsparameter γ 4%

9%

7%

Sovereigns Core Euroland Sovereigns Peripherie Euroland Credits High Grade 40%

Credits High Yield ex Financials Emerging Markets Sovereigns Equities MSCI All Countries

40%

Commodities 30

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Die Rendite-/Risiko-Optimierung liefert im Beispielfall ebenfalls ein tendenziell chancenorientiertes Portfolio 10%

Portfoliorendite p.a.

8% 6% 4% 2% 0% -2%

Hauptszenario

optimistisch

pessimistisch I

pessimistisch II

Fat Tail

-4%

31

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Modell 3: Zielrendite-Optimierung

Es gibt keinen Grund positive Abweichungen zu bestrafen. Deshalb wählen wir eine modifizierte Zielfunktion …

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Die modifizierte Zielrendite-Optimierung liefert eine auch im Stressszenario robuste Allokation 17% Sovereigns Core Euroland Sovereigns Peripherie Euroland 38%

Credits High Grade 22%

Credits High Yield ex Financials Emerging Markets Sovereigns Equities MSCI All Countries Commodities

23% 33

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Die Optimierung auf eine Zielrendite (hier 4%) darf allerdings nicht mit der Forderung einer Mindestrendite verwechselt werden

Portfoliorendite p.a.

6% Zielrendite-Optimierung (modifiziert)

5% 4%

Zielrendite

3% 2% 1% 0% Hauptszenario

optimistisch

pessimistisch I

pessimistisch II

Fat Tail

34

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Bei der Auswahl eines Modells sind auch die zugrunde gelegten Eintrittswahrscheinlichkeiten zu beachten 12%

Minimum-Regret-Optimierung

10%

Rendite-Risiko-Optimierung Zielrendite-Optimierung (modifiziert)

Portfoliorendite p.a.

8% 6% 4% 2% 0% -2%

Hauptszenario

optimistisch

pessimistisch I

pessimistisch II

10%

10%

Fat Tail

-4% -6% -8%

50%

25%

5%

Festgelegte Eintrittswahrscheinlichkeiten im Beispiel 35

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Kritische Würdigung der Portfoliooptimierung unter Risiko

 Verarbeitung sämtlicher zur Verfügung stehenden Informationen (Szenarien) für die Anlageentscheidung  Optimierungsmodell folgt der individuellen Risikoeinstellung  Mindestrenditeforderung verbindet die beiden entscheidungstheoretischen Welten (Risiko und Unsicherheit)  Adjustierung der Sicherheits- resp. Chancenorientierung über die Höhe der geforderten Mindestrendite  Hohe Sicherheitsorientierung bedeutet Aufgabe von Renditechancen

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Lessons Learned

(1) Die Portfolien unterscheiden sich (teilweise stark) in Abhängigkeit des zugrunde gelegten Modells! (2) Ein strukturierter Allokationsprozess ist entscheidend für den Anlageerfolg! (3) Der Einsatz der Entscheidungstheorie in Kombination mit der Szenario-Technik zwingt einen Investor, sich intensiv mit seiner Risikoeinstellung und seinen Anlagezielen auseinanderzusetzen! (4) Das Optimierungsmodell übersetzt „nur“ die persönliche Risikoeinstellung des Investors und die von ihm verfolgten Anlageziele in einen konkreten Allokationsvorschlag! (5) Der individuelle Anlagerfolg kann nur vor dem Hintergrund der vorab definierten Ziele beurteilt werden!

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