Studienbesuche Erfahrungen aus Europa 1

Studienbesuche Erfahrun gen aus Europa 1 Europäische Erfahrungen nutzen Die Bildungssysteme in Europa befinden sich im Umbruch. Sie müssen sich ei...
Author: Sophie Arnold
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Studienbesuche Erfahrun gen

aus Europa

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Europäische Erfahrungen nutzen Die Bildungssysteme in Europa befinden sich im Umbruch. Sie müssen sich einerseits den globalen Herausforderungen der Zukunft stellen, die aus demografischem

Foto: Christian Lietzmann

Wandel, einer weltweit vernetzten Wirtschaft mit ihrer Konkurrenz um die besten Köpfe und dem Übergang von der Industrie- zur Wissensgesellschaft resultieren. Andererseits hat die europäische Zusammenarbeit gerade dem Bildungsbereich neue Impulse und eine ungewohnte Dynamik verliehen. Es ist kein Zufall, dass eines der fünf Kernziele der Strategie »Europa 2020«, die Wachstum und Beschäftigung stimulieren soll, sich explizit auf die Bildung bezieht und Reformbedarf formuliert. Lebenslanges Lernen sollte uns deshalb nicht als lästige Pflicht erscheinen, sondern als eine erstrebenswerte Tugend. Dem Austausch an Erfahrungen über Beispiele guter Praxis kommt dabei ein besonderer Stellenwert zu. Dieser Gedanke schlägt sich auch in der Architektur des Programms für lebenslanges Lernen nieder. Ganz bewusst umfasst es neben seinen vier tragenden Säulen – COMENIUS (Schulbildung), ERASMUS (Hochschulbildung), LEONARDO DA VINCI (Berufliche Bildung) und GRUNDTVIG (Erwachsenenbildung) – ein übergreifendes Querschnittsprogramm, das Innovationen im Kontext des lebenslangen Lernens fördert. Studienbesuche für Fachleute der schulischen und beruflichen Bildung sind ein Teil dieses Querschnittsprogramms. Sie erweisen sich als nützliches Instrument und wichtiger Impulsgeber, bringen sie doch europäische Experten zusammen und ermöglichen ihnen einen intensiven Austausch. Dem liegt der Gedanke zugrunde, dass Erkenntnisse und Methoden, die sich an anderer Stelle in der Praxis bewährt haben, ein geeignetes Modell dazu sein können, die eigene Bildungslandschaft vor Ort zu gestalten und weiterzuentwickeln. In diesem Sinne tragen Studienbesuche auch dazu bei, eigene Erkenntnisse und Erfahrungen zu relativieren und neu einzuordnen. Der fachliche Austausch zeigt nämlich oft genug, dass uns Europäer in Sachen Bildung mehr verbindet, als wir üblicherweise denken. Studienbesuche kennzeichnet zudem, dass die geknüpften Kontakte der Teilnehmerinnen und Teilnehmer besonders nachhaltig wirken. Oftmals legen die persönlichen Gespräche während und – im informellen Rahmen – außerhalb des Programms den Grundstein für Netzwerke, die weit über das Treffen hinaus Bestand haben und für den fachlichen Austausch genutzt werden. Die Beiträge ehemaliger Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die in dieser Veröffentlichung zu Wort kommen, zeigen das besonders anschaulich. Das Studienbesuchsprogramm ist eines der ältesten Programme der europäischen Kooperation im Bildungsbereich – und doch erstaunlich wenigen Bildungsfachleuten bekannt. Eine Absicht der vorliegenden Veröffentlichung ist es deshalb, Ihren Blick auf dieses Programm zu lenken und Interesse an einer Teilnahme zu wecken. Dass unsere Bildungssysteme davon profitieren, davon bin ich fest überzeugt.

Udo Michallik Generalsekretär der Kultusministerkonferenz

2   Vorwort

Erfahrungen aus Europa Alles über Studienbesuche

Seite 4

Zehn gute Gründe für Ihre Teilnahme

Seite 5

Teilnehmer im Porträt

Seite 6 bis 14

Zahlen und Daten aus Europa

Seite 15 Dr. Silvia Exner »Cooperation between education and training institutions, enterprises and local communities« l Reykjavik

Seite 14

Gunther Spillner »Skills and jobs: Will they meet in the future?« l Kajaani

Seite 7

Dr. Uwe Bettscheider »Public schools on track to self-governance: Experience and outlook« l Bonn

Seite 9

Peter Warga »Measures to prevent early school leaving« l Budapest

Markus Köpf »Improving first cycle school« l Lissabon

Seite 8

Seite 6 Jens Lemke »Technological plan for education« l Lissabon

Seite 12

Jürgen Kluth

Nadine Böttcher

»School evaluation for quality improvement« l Evora

»New skills for new jobs: The importance of improving the attractiveness of VET« l Rom

Seite 13

Seite 11

Heinz Tischler »Finding solutions to the problems of mobility« l Kronach

Seite 10

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Inhalt   3

Alles über Studienbesuche Was sind Studienbesuche? Studienbesuche ermöglichen den Informations- und Erfahrungsaustausch zu länderübergreifenden Themen des Unterrichts sowie der europäischen Bildungs- und Berufsbildungssysteme. Studienbesuche dauern drei bis fünf Tage.

Was wird gefördert? Ihre Teilnahme wird aus Mitteln des EU-Programms für lebenslanges Lernen in der Regel zu 100 Prozent finanziert.

Wer kann teilnehmen? Zur Teilnahme berechtigt sind Führungskräfte aus allen Bereichen des Bildungs- und Berufsbildungssystems (allgemeine, berufliche, technische Bildung und Berufsbildung, Sozialpartner), die auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene Verantwortung tragen.

Wann und wo muss ich mich bewerben? Für Förderanträge gibt es jährlich zwei Termine – in der Regel im Frühjahr und im Herbst. Bitte informieren Sie sich dazu auf der Website des Pädagogischen Austauschdienstes (PAD) der Kultusministerkonferenz. Dort erhalten Sie auch Hinweise zum Bewerbungsverfahren.

Wo kann ich mich informieren? Unter www.kmk-pad.org/programme/studienbesuche finden Sie Informationen zu Studienbesuchen und zum Antragsverfahren. Das Studienbesuchsteam beim PAD erreichen Sie unter 0228 / 501-364 oder per E-Mail unter [email protected].

4   Alles über Studienbesuche

Zehn gute Gründe für Ihre Teilnahme Sie überlegen, sich für einen Studienbesuch zu bewerben? Zehn gute Gründe sollen Ihnen die Entscheidung erleichtern.

Themen der bildungspolitischen   6  1 Agenda »Europa 2020«

Internationale Atmosphäre in kleinen Gruppen

Ob »Schulen auf dem Weg zu Inklusion« oder »New Skills

Studienbesuche sind europäische Treffen im kleinen Kreis

for New Jobs«: Studienbesuche greifen aktuelle Fragen der

und erlauben so ein konzentriertes Arbeiten.

bildungspolitischen Agenda in Europa auf.

  2 Netzwerke bilden

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Bilden Sie sich beruflich und persönlich weiter

Aus vielen Studienbesuchen resultieren Kontakte für weitere

Sich neuen Themen zu stellen, andere Menschen kennen-

Kooperationen und Projekte.

zulernen, sich mit anderen Kulturen auseinanderzusetzen ist immer eine Bereicherung – beruflich, wie auch persönlich.

  3 Informationen austauschen vom Expertenwissen Ihrer Kolleginnen und Kollegen – und

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geben Ihre eigenen Erkenntnisse und Erfahrungen weiter.

Diskussionen mit Praktikern vor Ort erlauben authentische

»Spread the News«: Durch Studienbesuche profitieren Sie

Dialog mit Praktikern im Gastland

und aktuelle Einblicke – und sind ein wesentliches Kenn-

  4 Innovative Wege beschreiten Studienbesuche ermöglichen es Ihnen, neue und innovative Ansätze für die eigene berufliche Praxis kennenzulernen.

zeichen der Studienbesuche.

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Unkomplizierte Verfahren für Antragstellende

  5 Die EU fördert Sie finanziell

Auch wenn es ganz ohne Papier nicht geht: Das Antrags-

Ihre Teilnahme an einem Studienbesuch wird aus Mitteln

Ihre Unterlagen stellen Sie bequem am PC zusammen.

verfahren ist weniger aufwändig, als Sie vielleicht denken.

des EU-Programms für lebenslanges Lernen in der Regel vollständig gefördert.

   Das Studienbesuchsteam   10 im PAD berät Sie gerne Sie haben Fragen zum Programm oder zu den Formalitäten? Rufen Sie unser »Helpdesk« unter 0228 / 501-364 an oder schicken Sie eine E-Mail an [email protected].

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Zehn gute Gründe für Studienbesuche    5

»Ungefilterter Input vor Ort« Nachgefragt

Markus Köpf Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus Zur Person Funktion Stellvertretender Referatsleiter im Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus im Referat »Ganztagsschulen« Kontakt Tel.: 089 / 2186-2431 [email protected] Teilnahme am Studienbesuch »Improving first cycle school« vom 21. bis 25. März 2011 in Lissabon (Portugal) Berufliche Qualifikation Lehramt für Sek I Vorherige Tätigkeiten Schuldienst, Referent am Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung München Meine Aufgaben im Ministerium Ich befasse mich vor allem mit der Konzeption und Organisation von Ganztagsschulen in Bayern – eine spannende und innovative Aufgabe, denn der Ausbau von schulischen Ganztagsangeboten birgt viele Chancen und Möglichkeiten für das differenzierte bayerische Schulsystem. Ein weiterer Schwerpunkt meiner Tätigkeit liegt darin, wie der Übergang von der Grundschule an die weiterführenden Schulen organisiert wird und welche Faktoren dazu beitragen können, dass dieser gelingt.

Welche Erwartungen hatten Sie an den Studienbesuch? Das Bildungssystem – nicht nur in Bayern – steht vor großen gesellschaftlichen und bildungspolitischen Herausforderungen, denen Lehrer und Mitarbeiter in der Schulaufsicht und Schulverwaltung sich permanent stellen müssen. Der fundierte Einblick in das portugiesische Bildungssystem mit seinen allgemeinen und spezifischen Besonderheiten sollte mir Anregungen und Denkanstöße gegeben, die wir auch in Bayern thematisieren und eventuell aufgreifen können. Für mich persönlich war es wichtig, mehr darüber zu erfahren, wie das Ganztagsschulsystem in Portugal organisiert wird und wie dort Fragen etwa zur Qualitätsentwicklung, Effizienz oder zum Übergang an andere Schulen diskutiert werden. Die Schulstruktur in Portugal befindet sich in einem Wandel. Welche Erkenntnisse sind für Sie von besonderem Interesse gewesen? Der demographische Wandel bleibt in Portugal für das schulische Bildungsangebot im ländlichen Raum nicht ohne Folgen. Es ist absehbar, dass vor allem viele der Kleinstschulen unter den rund 7.500 Grundschulen mit oft weniger als 20 Kindern auf Dauer nicht zu halten sein werden. Seit einigen Jahren versucht Portugal deshalb, die Schulstruktur grundlegend zu ändern. Dazu werden auch erhebliche finanzielle Mittel eingesetzt. Ziel ist es, so genannte vertikale Schulcluster zu etablieren, die Bildungsangebote vom Kindergarten bis zur Sekundarstufe II vorhalten. Ein schulisches Ganztagsangebot im Grundschulbereich mit Hausaufgabenbetreuung, musischen und sportlichen Aktivitäten und Englischunterricht als Ergänzung zum regulären Curriculum ist Teil dieser Strukturreform. Die Konzepte, Methoden und Erfahrungen der Kolleginnen und Kollegen in Portugal waren für mich besonders aufschlussreich. Können Sie solche Erkenntnisse auch für Ihre berufliche Praxis nutzen?

Die gesammelten Eindrücke und Anregungen konnte ich mit meinen Kollegen und Vorgesetzten im Ministerium erörtern und daraufhin auf eine eventuelle Umsetzbarkeit hin

6   Teilnehmer im Porträt

überprüfen. Ich stellte dabei fest, dass die Herausforderungen im Ganztagsschulbereich europaweit sehr ähnlich sind. Die von den anderen Teilnehmern geschilderten Herangehensweisen und Lösungsstrategien sind aufgrund der unterschiedlichen Rahmenbedingungen zwar nicht alle eins zu eins auf Bayern übertragbar, jedoch hat es mich für bestimmte Einzelaspekte sensibilisiert und mir neue Perspektiven aufgezeigt. Im Rückblick betrachtet: Welchen Wert hatte der Studienbesuch neben dem fachlichen Austausch? Zunächst einmal bekommt man viel neuen und ungefilterten Input und man hat vor Ort die seltene Möglichkeit über seinen eigenen, auch deutschen Bildungshorizont, zu blicken. Man lernt auch in vielen Gesprächen Dinge neu einzuordnen oder zu relativieren und auch wenn es etwas pathetisch klingt, stellt man rasch fest, dass uns Europäer gerade in Sachen Bildung mehr verbindet, als man üblicherweise denkt. Im Idealfall gründen sich auf Studienbesuchen auch Netzwerke, die über den Studienbesuch hinaus aufrechterhalten bleiben. Können Sie diese Erfahrung bestätigen? Das Ganze ist immer auch personenabhängig. Unsere Gruppe hat eigentlich von Anfang an sehr gut harmoniert, so dass sogar im Anschluss an den Studienbesuch die polnische Kollegin unter http://lisbon-learners.eu eine Homepage für den weiteren Austausch eingerichtet hat. Auch über andere »social media« stehen wir immer noch zu gewissen beruflichen – aber auch privaten – Themen in Kontakt. Können Sie diesen Studienbesuch empfehlen? Unsere portugiesischen Gastgeberinnen haben den Studienbesuch optimal vorbereitet. Trotz ihres südländischen Temperaments war immer die nötige Flexibilität vorhanden, auch kurzfristig auf unsere Interessen und Bedürfnisse einzugehen. Wichtig war auch, viele unterschiedliche Schulen zu besuchen, um direkte Gespräche zu führen statt Powerpoint-untermalten Monologen zu lauschen.

»Die Flexibilität im finnischen Bildungssystem ist eindrucksvoll« Nachgefragt

Gunther Spillner Bundesinstitut für Berufsbildung Zur Person Funktion Leiter des Büros Hauptausschuss / Geschäftsstelle Wissenschaftlicher Beirat / Geschäftsstelle Ausschuss für Fragen behinderter Menschen beim Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) in Bonn Kontakt Tel.: 0228 / 107 2722 [email protected] Teilnahme am Studienbesuch »Skills and jobs: Will they meet in the future?« vom 21. bis 25. März 2011 in Kajaani (Finnland) Berufliche Qualifikation Kunsthistoriker (M.A.) und Volljurist (Ass. iur.) Vorherige Tätigkeiten Leiter Bereich zentrale Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit, Presseund Informationsamt der Bundesregierung, Bonn (bis Ende 1999) Meine Aufgaben beim BIBB Ich leite die Stabsstelle des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB), die die Geschäfte des Hauptausschusses – das erste Organ des BIBB –, seiner Unterausschüsse und Arbeitsgruppen sowie des Wissenschaftlichen Beirats führt. In dieser Funktion bin ich unter anderem mit Fragen zur Durchlässigkeit der Bildungsbereiche, zur Gleichwertigkeit von Berufsabschlüssen und zu neuen Anforderungen an Berufe befasst.

Welche Erwartungen hatten Sie an den Studienbesuch? Meine Erwartungen waren zum einen durch das Thema bestimmt. Erkenntnisse erhoffte ich mir etwa darüber, wie eine Randregion der EU mit massiven Veränderungen der Bevölkerungs- und der Wirtschaftsstrukturen fertig wird. In diesem Zusammenhang interessierte mich insbesondere, welche Regulierungsmechanismen und Ideen Arbeitgeber und Arbeitnehmer nutzen und welche unterstützenden staatlichen Maßnahmen und Programme den Prozess begleitend angeboten und zur langfristigen Sicherung des Umstrukturierungsprozesses eingesetzt werden. Zum anderen hatte ich hohe »atmosphärische« Erwartungen im Hinblick auf einen offenen, informellen Austausch mit Teilnehmenden aus den beteiligten Staaten und Regionen oder auf eine Spiegelung der finnischen Situation mit den unterschiedlichen Verhältnissen in den jeweiligen Herkunftsländern. Das Thema »Durchlässigkeit« wird aktuell in Deutschland – gerade auch im Kontext des DQR – beraten. Welche Erkenntnisse aus Finnland können auch in Ihre Arbeit einfließen? Bemerkenswert fand ich die Offenheit des finnischen Bildungssystems: Nach Erwerb eines mittleren Schulabschlusses kann jeder Absolvent zwischen einer dreijährigen beruflichen Ausbildung und dem Besuch der dreijährigen schulischen Oberstufe wählen. Beiden Gruppen steht dabei im Anschluss in gleicher Weise sowohl eine berufsbezogene Fortbildung als auch ein Hochschulstudium nach entsprechenden Eingangstests offen. Kein Bewerber bleibt unversorgt. Niemand muss sich vor Erreichen der Volljährigkeit festlegen, welchen Weg er einschlagen will – ob er auf eine akademische Bildung zusteuert oder er einen praktischen, be-

rufsbezogenen Werdegang wählt. Es gibt zudem Durchlässigkeit auch im weiteren Karriereverlauf. Die hohe Flexibilität des finnischen Bildungssystems wird dadurch eindrucksvoll belegt. In vielen Industriestaaten fehlen Fachkräfte. Welche der Anregungen aus dem finnischen Bildungssystem fanden Sie besonders überzeugend, um handwerklich-technisch interessierte Jugendliche stärker für solche Studiengänge zu begeistern? Das Problem stellt sich in Finnland in gleich hohem Maße wie in Deutschland. Patentrezepte gibt es nicht. In der besuchten nordfinnischen Region wird das Problem durch ständig zunehmende Automatisierung und Technisierung – vor allem in der Holzindustrie oder im Bergbau – minimiert. Diese Veränderung wird von immer weniger hoch qualifizierten, gut bezahlten Fachkräften getragen. Interessant fand ich den Hinweis, dass anscheinend weltweit das gleiche Phänomen zu beobachten ist: Je entwickelter und wohlhabender eine Gesellschaft und Wirtschaft wird, desto weniger Interesse besteht an MINT-Berufen. Können Sie den Studienbesuch empfehlen? In jedem Fall. Es ist bereichernd und erfrischend, mit Menschen unterschiedlicher regionaler und nationaler Herkunft eine Woche lang zusammen zu sein. Das gilt umso mehr, weil man losgelöst von der täglichen Arbeit und in neuer Umgebung andere Verhältnisse exemplarisch kennenlernen kann. Hinzu kommt die Ruhe, die den Kurs getragen hat und es ermöglichte, die ganz unterschiedlichen Erfahrungen der Teilnehmenden zu diskutieren und sich in der Freizeit besser kennenzulernen.

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Teilnehmer im Porträt   7

»Themen mit Potenzial für einen europäischen Austausch« Nachgefragt

Peter Warga Eichholzschule Sindelfingen (Grund- und Werkrealschule) Zur Person Funktion Lehrerfortbildner im Bereich des Kooperativen Lernens sowie Lehrer an einer Grund- und Werkrealschule Kontakt Tel.: 07031 / 706 408-0 [email protected] Teilnahme am Studienbesuch »Measures to prevent early school leaving« vom 4. bis 7. April 2011 in Budapest (Ungarn) Berufliche Qualifikation Lehramt für Grund- und Hauptschule Meine Aufgaben in der Lehrerfortbildung und an der Grund- und Werkrealschule Als Lehrerfortbildner beim Staatlichen Schulamt Böblingen und Lehrer an der Eichholzschule, einer Werkrealschule, an der zwei Drittel der Schülerinnen und Schüler Migrationshintergrund haben, ist es mir wichtig, auf die Integration und soziale Einbindung dieser Kinder hinzuarbeiten. Die Methoden des Kooperativen Lernens, die ich in meinen Fortbildungsveranstaltungen vermittle und auch selbst im Unterricht verwende, tragen unter anderem dazu bei, die Lernmotivation und Leistung zu steigern und Schülerinnen und Schüler, die – auch in Bezug auf ihre soziale und kulturelle Herkunft – sehr unterschiedlich sind, zu erfolgreichem gemeinsamen Arbeiten zu bringen.

8   Teilnehmer im Porträt

Welche Erwartungen hatten Sie an den Studienbesuch? Mein besonderes Interesse galt der Art und Weise, wie in Ungarn mit den schulischen und sozialen Problemen der Minderheit der Roma umgegangen wird und welche Programme entwickelt wurden, junge Roma in diese Gesellschaft zu integrieren. Gespannt war ich auch auf Denkanstöße zum Umgang mit Jugendlichen mit Migrationshintergrund in den europäischen Partnerländern unserer Schule, die sich vielleicht auch in BadenWürttemberg aufgreifen lassen. Zwei Drittel der Schüler der Eichholzschule stammen aus Einwandererfamilien. Integration, Inklusion und die Vermittlung sozialer Kompetenzen sind Ihnen deshalb ein besonderes Anliegen. Welche Erkenntnisse aus dem Studienbesuch waren dazu besonders aufschlussreich? In Ungarn konnte ich – im Gespräch mit unseren Gastgebern wie auch mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus weiteren sieben Staaten – feststellen, dass die Problemlagen vielfach denen in Baden-Württemberg ähneln. Für meine tägliche Arbeit erwiesen sich eine Reihe von Aspekten als lehr- und aufschlussreich: So wurde mir deutlich, welche wichtige Rolle für Minderheiten Vorbilder aus den eigenen Reihen spielen können – deren Erfolg motiviert andere und stärkt deren Selbstbewusstsein. Überzeugend waren außerdem Mentoren- oder Patenprogramme für Schülerinnen und Schüler, die in vielen Ländern Europas eingesetzt werden und größtenteils Wirkung zeigen. Jugendliche erfahren dabei Hilfe, einen Ausbildungsplatz zu suchen oder sich auf den Besuch einer weiterführenden Schule vorzubereiten. Von großer Bedeutung ist zudem, Schulen mit Firmen und Behörden vor Ort in Kontakt zu bringen. Das erleichtert es, Jugendliche in die Arbeitswelt einzubinden. Oft ergeben sich daraus auch vielversprechende Möglichkeiten, um Praktika durchzuführen.

Konnten Sie Kontakt zu Teilnehmern über den Studienbesuch hinaus aufrechterhalten? Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind weiterhin in engem E-Mail-Kontakt miteinander. Regelmäßig berichten wir uns über neue Entwicklungen, Erkenntnisse oder schulpolitische Entscheidungen. Wir freuen uns immer über das Feedback unserer europäischen Kolleginnen und Kollegen. Sie haben sich zudem entschlossen, einen Studienbesuch zum Thema »Übergang von Schule zum Beruf« zu veranstalten. Was versprechen Sie sich davon? Die Möglichkeit, einerseits europäischen Partnern Einblick in unsere Arbeit und Erfahrungen und nicht zuletzt in unseren Schulalltag zu ermöglichen, andererseits aber auch etwas über die Erfolge in ihrer Heimat zu erfahren, ist ein besonderer Anreiz, einen internationalen Studienbesuch an unserer Schule zu organisieren. Eines unserer wichtigsten Ziele ist der reibungslose Übergang der Jugendlichen von der Schule in den Beruf. Das setzt einen nachhaltigen Ansatz im Bereich der Berufswegeplanung und -begleitung voraus. An unserer Schule beschreiten wir dabei von Schulbeginn an innovative Wege. Aufgrund unserer Erfahrungen in diesem Prozess sehen wir im Thema »Übergang Schule – Beruf« ein besonderes Potenzial für einen internationalen Austausch mit europäischen Bildungsexperten. Wir freuen uns, dass wir für diesen Studienbesuch auch zahlreiche Kooperationspartner für die Mitarbeit gewinnen konnten – seien es Behörden wir die Agentur für Arbeit, freie Träger oder auch Unternehmen in unserer Region.

»Schon während der Tagung hat sich eine Facebook-Gruppe gebildet« Nachgefragt

Dr. Uwe Bettscheider Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium Bonn Zur Person Funktion Schulleiter Ernst-Moritz-ArndtGymnasium Bonn Kontakt Tel.: 0228 / 777270 [email protected] Anbieter des Studienbesuchs »Public schools on track to selfgovernance: Experience and outlook« vom 14. bis 17. März 2011 in Bonn Berufliche Qualifikation Lehramt für Gymnasien in den Fächern Mathematik, Physik und Informatik; Promotion am Institut für Didaktik der Mathematik des Fachbereichs Mathematik der Justus-Liebig-Universität Gießen Vorherige Tätigkeiten Stellvertretender Schulleiter am Inda-Gymnasium Aachen; Lehrer an der Viktoriaschule Aachen; Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Didaktik der Mathematik in Gießen Meine Aufgaben als Schulleiter Meine Aufgaben umfassen die pädagogische Führung im Sinne des gestaltenden Führungs- und Leitungshandelns in der lernenden Organisation Schule sowie ein Management, das Probleme professionell löst. Zu meinen Aufgaben und Tätigkeiten gehört außerdem, Ideen für die künftige Gestaltung von Schule zu entwickeln und aktuelles Wissen aus dem In- und Ausland, mit dem Veränderungsprozesse in der Schule gestaltet werden können, einzusetzen.

Ihre Schule war Gastgeber für einen Studienbesuch. Welche Erwartungen haben Sie damit verbunden? Der Grad der Selbstständigkeit nordrhein-westfälischer Schulen ist meines Erachtens noch sehr gering. Von dem Studienbesuch habe ich mir deshalb eine größere Aufmerksamkeit und Sensibilisierung für das Thema erwartet. Die Absicht war, ein von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern gemeinsam getragenes Konzept von selbstständiger Schule zu erstellen. Sollte sich dieser hohe Anspruch nicht einlösen lassen, sollte zumindest vor Ort in meiner Schule, in der Stadtverwaltung, beim Oberbürgermeister und bei den Schulleiterkollegen in Bonn dieses Ziel erreicht werden. Was war für Sie selbst von besonderem Interesse? Schulen bekommen zunehmend Eigenverantwortung übertragen. Die Reformen sind in den EU-Staaten allerdings unterschiedlich weit. Das betrifft die politischen Konzepte, aber auch den Grad der Ausprägung dieser Reformen. Entsprechend divergent sind die Erfahrungen und Sichtweisen der Leiterinnen und Leiter von Schulen, der Forschung, der Kommunen und der Administration. Ziel des Studienbesuchs war es, zum Austausch über die vielfältigen Erfahrungen auf europäischer Ebene beizutragen, damit Entscheidungsträger vor Ort Reformen effektiv, kreativ und innovativ vorantreiben können. Ein Ziel bestand darin, ein »Joint Concept Paper« zur Weiterentwicklung der Eigenverantwortung von Schulen zu formulieren. Waren Sie erfolgreich? Die berufliche Herkunft und die damit verbundenen Erfahrungen und Interessen der Teilnehmer waren sehr unterschiedlich. Dieser Sachverhalt machte die Zusammenkunft zwar besonders interessant, erforderte aber auch, unsere Zielvorstellung flexibel anzupassen. Ein gemeinsames Konzept ist deshalb nicht entwickelt worden. Die Tagung zeigte zudem, dass die Schulen sich in den einzelnen Ländern auf einem sehr

unterschiedlichen Niveau von Selbstständigkeit befinden. Während Schulen in Deutschland im Personalbereich zum Beispiel weiter als Frankreich sind, sind sie im Bereich der eigenständigen Sachmittelbewirtschaftung weit von den skandinavischen Ländern entfernt. Welche Elemente des Programms erweisen sich für Ihre Arbeit als besonders lehrreich? Das waren zweifelsohne die Präsentationen der unterschiedlichen Schulsysteme, unter besonderer Berücksichtigung des Tagungsthemas, und die zahlreichen – aber dennoch zu wenigen – Diskussionen mit den anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Im Idealfall gründen sich auf Studienbesuchen auch Netzwerke, die über den Studienbesuch hinaus aufrechterhalten bleiben. Können Sie diese Erfahrung bestätigen? Schon während der Tagung hat sich eine Facebook-Gruppe aus den Teilnehmerinnen und Teilnehmern gebildet. Auch wenn im Alltag wieder jeder seiner Wege geht, hat die Tagung dazu beigetragen, das persönliche Netzwerk zu erweitern, auf das bei Bedarf zurückgegriffen werden kann. An meiner Schule sind daraus zum Beispiel Gespräche mit dem französischen Partner wegen eines Schüleraustausches entstanden. Einen Studienbesuch zu organisieren ist viel Aufwand. Warum hat es sich trotzdem gelohnt, diese Zeit zu investieren? Das Zusammentreffen von Kolleginnen und Kollegen bereitet viel Freude und motiviert längerfristig für die Alltagsarbeit. Die zahlreichen Diskussionen und manchmal differierenden Erfahrungen und Ansichten erweitern den persönlichen und beruflichen Horizont und geben einen neuen Blick auf die eigene Situation. Auch das zählt.

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Teilnehmer im Porträt   9

»Auch regionale Träger sollten ihre Bildungsarbeit internationalisieren« Nachgefragt

Heinz Tischler Volkshochschule Kreis Kronach (Bayern) Zur Person Funktion Leiter der Volkshochschule Kreis Kronach Kontakt Tel.: 09261 / 60600 [email protected] Teilnahme am Studienbesuch »Finding solutions to the problems of mobility« vom 18. bis 22. November 2010 in Edirne (Türkei) Organisator des Studienbesuchs »New learning approaches by using digital learning resources« vom 17. bis 21. Oktober 2011 in Kronach Berufliche Qualifikation Erwachsenenbildner (Uni, FH) Meine Aufgaben als Leiter der Volkshochschule im Kreis Kronach Ich bin seit fast 35 Jahren in der Erwachsenenbildung tätig. Alle Änderungen und Neuerungen in der Weiterbildung habe ich so miterleben und manchmal auch »miterleiden« können. Gerade die Entwicklung vom klassischen Anbieter von Angeboten der Erwachsenenbildung zum Dienstleister für lebenslanges Lernen, vom Gestalter freizeitbasierter Angebote für das bildungsbeflissene Bürgertum zu einem Ort außerschulischer Bildung für alle Lebensalter und – auch berufliche – Lebenslagen war immer fordernd und bereichernd.

10   Teilnehmer im Porträt

Der Studienbesuch, an dem Sie teilgenommen haben, befasste sich mit Problemen und individuellen Schwierigkeiten in der Mobilität. Weshalb war gerade dieses Thema für Ihre Arbeit von Bedeutung? Meine eigenen Erfahrungen und die unserer Einrichtung mit transnationalen Maßnahmen reichen inzwischen über 10 Jahre zurück – begonnen hat alles 2001 mit Mobilitäten für Einzelpersonen im Programm GRUNDTVIG. Ich selbst war schon immer neugierig auf andere Menschen, Länder und Kulturen. Außerdem blieben mir der inhaltliche Austausch wie auch das menschliche Miteinander im Rahmen europäischer Projekte stets positiv in Erinnerung. In der Folge habe ich deshalb versucht, die Dozentinnen und Kollegen der Volkshochschulen hier in der Region sowie aus kooperierenden Einrichtungen zu ermuntern, die Möglichkeiten dieser Programme zu nutzen. Dabei musste ich feststellen, wie mühselig sich das gestalten kann – manchmal sogar in Fällen, in denen unsere VHS als Projektpartner beteiligt war und ist. Meine besondere Motivation war deshalb, sich über diese Problematik auszutauschen und Lösungshinweise von den anderen Teilnehmenden zu erhalten. Sie berichten von Beispielen guter Praxis und Lösungsansätzen. Was hat Sie besonders beeindruckt? Ein einzelnes Beispiel kann ich nicht herausstellen. Zu nennen ist stattdessen die Vielzahl der nützlichen Hinweise, die sich aus dem Programm, vor allem aber in den Diskussionen oder im Gespräch mit anderen Teilnehmern – oft auch »außerhalb der Tagesordnung« – ergeben hatten. Daraus fügte sich am Ende ein Gesamtbild aus unterschiedlichen Facetten und Ansätzen, wie sich Probleme lösen lassen. Diese Anregungen konnte ich mit nach Hause nehmen und in unsere Arbeit einbringen.

Die Volkshochschule ist selbst Organisator eines Studienbesuchs gewesen. Was hat Sie dazu motiviert? Einmal abgesehen von der Thematik: Studienbesuche sind keine Lehrveranstaltungen, in denen der Organisator über das Know-How verfügt und versucht, dieses an die Gäste weiter zu geben. Studienbesuche sehe ich als Foren für den Austausch unter Fachleuten und Interessierten, für den der Veranstalter den Rahmen schafft und Inputs gibt. Das Lernen am Thema aber erfolgt durch die Teilnehmer selbst. Insofern profitiert der Gastgeber mindestens genauso viel wie hoffentlich alle anderen Beteiligten. In welcher Form profitiert die Volkshochschule von dem Studienbesuch? Für mich ist es selbstverständlich, dass eine Einrichtung, die sich auf die Fahnen geschrieben hat, Bürger mit Bildungsangeboten »für alle Lebenslagen« zu versorgen, selbst diesen Prozess mitgestalten muss. Die Internationalisierung der Bildungsarbeit regionaler Bildungsträger – und dazu gehören Volkshochschulen – sollte deshalb zum selbstverständlichen Bestandteil jeder Einrichtung gehören, die auf der Höhe der Zeit sein möchte. Ein persönliches Interesse möchte ich allerdings nicht verhehlen: Sich neuen Themen zu stellen, andere Menschen kennen zu lernen, sich mit anderen Kulturen auseinander zu setzen, empfinde ich als persönliche Bereicherung. Eine Volkshochschule kann den Aufwand also stemmen? Der Aufwand für die Organisation sollte in jedem Fall realistisch eingeschätzt werden: Ein Studienbesuch bedeutet in der Vorbereitung, der Durchführung und der Betreuung der Gäste Engagement weit über den normalen Arbeitsalltag hinaus. Dafür gibt es keinen finanziellen Ausgleich. Die Mittel, die Gastgebern bereitgestellt werden, sind bescheiden, zumal wenn die Teilnehmer nicht übermäßig belastet werden sollen. Wer also einen Studienbesuch organisieren möchte, sollte das aus eigenem Interesse und Überzeugung tun. Andernfalls besteht die Gefahr, dass der Besuch für alle Beteiligten enttäuschend endet.

»Ideengeber für die eigene Praxis« Nachgefragt

Nadine Böttcher Innovationstransfer- und Forschungsinstitut Schwerin e.V. Zur Person Funktion Wissenschaftliche Mitarbeiterin des Innovationstransfer- und Forschungsinstitut (itf) Schwerin e.V. Kontakt Tel.: 0385 / 488 378-13 [email protected] Teilnahme am Studienbesuch »New skills for new jobs: The importance of improving the attractiveness of VET« vom 24. bis 26. Oktober 2011 in Rom (Italien) Berufliche Qualifikation Dipl. Umweltwissenschaftlerin, Fachkraft für Arbeitssicherheit Vorherige Tätigkeiten Umweltmanagementbeauftragte in der Automobilzuliefererindustrie Über das Innovationstransfer- und Forschungsinstitut (ift) Schwerin Das itf Schwerin arbeitet an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Praxis im Bereich der beruflichen Aus- und Weiterbildung. In diesem Feld entwickelt das itf Schwerin innovative Lösungen und Instrumente für und mit der Berufsbildungspraxis zur Förderung der Kompetenzentwicklung. Die nationale und internationale Kooperation mit Unternehmen, Bildungsinstitutionen sowie die Forschung und der Transfer im Netzwerk sind Grundlage der itf-Philosophie. Für die Bearbeitung der Aufgaben steht ein interdisziplinäres Team von Pädagogen, Psychologen, Betriebswirten und Soziologen zur Verfügung.

Sie sind Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Modellversuch »Ausbildungsmeister«. In welcher Form ist dabei die europäische Perspektive relevant und nützlich? Der Modellversuch »Ausbildungsmeister« will Unternehmerinnen und Unternehmer für Herausforderungen, die aus dem Wandel der Arbeitswelt entstehen, sensibilisieren und in dem Prozess der Entwicklung und Sicherung guter Ausbildungsqualität unterstützen. Im Modellversuch werden Methoden, Verfahren und Instrumente zur Verbesserung der Qualität betrieblicher Ausbildungsprozesse im Handwerk entwickelt und erprobt und die Betriebe in ihrer Entwicklung individuell beraten und unterstützt. Der Blick über das nationale Bildungssystem ist dabei zwingend erforderlich – nicht nur im Hinblick auf Einflüsse aus der europäischen Berufsbildungspolitik, sondern auch als Ideengeber für die eigene Praxis. Bildungsakteure europäischer Länder stehen gemeinsam vor ähnlichen Herausforderungen einer sich wandelnden Arbeitswelt. Europäische Begegnungen ermöglichen es, voneinander zu lernen, Beispiele guter Praxis auszutauschen und eigene Perspektiven zu erweitern. Der Studienbesuch war kurz. Welchen Impuls aus der Praxis der beruflichen Bildung in Italien, die sie kennenglernt haben, schätzen Sie dennoch als besonders wertvoll ein? Die Mission von »Engim« in Rom in der Arbeit mit den Jugendlichen hat mich besonders beeindruckt. »Engim« setzt sich als NGO für Benachteiligte, insbesondere Jugendliche, ein und fördert diese im Rahmen von Berufsbildungsaktivitäten. Entscheidend für die Aufnahme in die Berufsschule in Rom ist nicht die vorhandene Qualifikation, sondern der Wille der Jugendlichen, einen Beruf zu lernen. Die Lehrkräfte stehen in einem engen Verhältnis mit ihren Schülerinnen

und Schülern und fordern deren Motivation immer wieder ein. Sie fördern diese vor dem Hintergrund sehr heterogener Voraussetzungen auf verschiedenen Ebenen und räumen identitätsstiftenden Aktivitäten einen hohen Stellenwert ein. Dieser Aspekt erscheint mir in der dualen Berufsausbildung in Deutschland bei der Zusammenarbeit mit Auszubildenden aus den verschiedensten Kleinbetrieben als ein interessanter Ansatz, die Motivation und Selbstverantwortung der Jugendlichen in ihrer Ausbildung zu fördern. Welche der Erfahrungen und Erkenntnisse aus dem Studienbesuch können Sie unmittelbar aufgreifen und in Ihrer Projektarbeit anwenden? In Großbritannien werden in der Samworth Church Academy Verträge zwischen Schule, Auszubildenden und Eltern geschlossen. Dieses stärkt die Einbindung der Eltern in den Verlauf der Ausbildung. Auch wenn eine vertragliche Möglichkeit in unserem System nicht direkt gegeben ist, ist die Beteiligung des Elternhauses für eine gute Ausbildung ein wichtiger Aspekt, den wir im Rahmen von gemeinsamen Veranstaltungen für Betriebe und Eltern aufgreifen können. Im Idealfall gründen sich auf Studienbesuchen auch Netzwerke, die über den Studienbesuch hinaus aufrechterhalten bleiben. Können Sie diese Erfahrung bestätigen und an einem Beispiel anschaulich beschreiben? Aus dem Studienbesuch heraus entstand bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Wunsch, das Netzwerk mit einem weiteren Treffen zu vertiefen, so dass wir den Kontakt zu »Engim« in Rom und anderen europäischen Akteuren im Rahmen europäischer Austauschprogramme weiter ausbauen können. Ob das realisierbar ist, wird sich in den nächsten Monaten zeigen.

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Teilnehmer im Porträt   11

»Die digitalen Mediatheken der Kollegen waren beeindruckend« Nachgefragt

Jens Lemke Institut für Qualitätsentwicklung an Schulen in Schleswig-Holstein Zur Person Funktion Studienleiter sowie Projektleiter im Bereich Educational Technology Kontakt Tel.: 0431 / 5403-214 [email protected] Teilnahme am Studienbesuch »Technological plan for education« vom 9. bis 12. November 2010 in Lissabon (Portugal) Berufliche Qualifikation Lehramt Sek I, Weiterbildung zum Educational Online Coach Vorherige Tätigkeiten Bildungsverlage, Medien, Hochschuldozent, Lehrer Meine Aufgaben im IQSH Als Studienleiter für das Fach Englisch obliegt mir die Aus- und Fortbildung der Lehrkräfte in Schleswig-Holstein. Daneben bin ich für die Weiterentwicklung und Bewertung von Bildungsmedien zuständig. Schwerpunktmäßig geht es dabei darum, wie durch die Technologien des Web 2.0 Lehr- und Lernprozesse unterstützt werden können. Beispielhaft sei das HalligFernlehrprojekt genannt, bei dem ich Schülerinnen und Schülern per Webkonferenz Englischunterricht erteile.

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Weshalb haben Sie sich für diesen Studienbesuch beworben? Die Informationsgesellschaft mit ihren neuen Medienformaten und Formen muss sich auch in der schulischen Arbeit widerspiegeln. Dazu bedarf es medienkompetenter Lehrkräfte, die professionell mit Bildungstechnologien umgehen können. Um dies zu gewährleisten ist meines Erachtens ein fundierter Fortbildungsplan erforderlich. Von dem Studienbesuch »Technological plan for education – the portuguese framework for ICT in education« versprach ich mir deshalb Erkenntnisse dazu, wie in Portugal Fortbildungen in diesem Bereich organisatorisch und institutionell umgesetzt werden und welche Erfahrungen gemacht worden sind. Sie selbst sind erfahren mit e-Learning im Unterricht an Schulen in abgelegenen Regionen oder für Kinder in Krankenhäusern. In welcher Form konnten Sie Ihr Expertenwissen vermitteln? Die Veranstalter hatten alle Teilnehmer bereits vorab um eine Präsentation ihres Arbeitsschwerpunktes gebeten. Diese Präsentation wurde während einer Vorstellungsrunde von mir erläutert. Außerdem habe ich eine typische Online-Stunde digital aufgezeichnet und in Ausschnitten gezeigt. Die meisten Kolleginnen und Kollegen haben das Konzept des Fernlehrens, welches sich aus Präsenzunterricht, Selbstlernzeit auf der persönlichen Lernumgebung Moodle und Unterricht per Webkonferenz zusammensetzt, als lernförderlich und ausgewogen bewertet. Den Arbeitsaufwand, insbesondere zur Digitalisierung der Lernmaterialien, sahen allerdings alle als sehr hoch an. Welche Anregungen haben Sie durch die anderen Präsentationen erhalten? Am meisten angeregt haben mich Präsentationen über den Einsatz digitaler Unterrichtsmaterialien und über digitale Mediatheken, die Lehrkräften in einigen Ländern bereitgestellt werden. Beispielhaft genannt sei das Medienportal in

Portugal unter www.portaldasescolas.pt/ portal/server.pt/community/00_recursos educativos/259. Interessant war dabei für mich, dass ein Teil dieser Bildungsmedien durch die Lehrkräfte eigenständig hergestellt und dann dem Medienportal zugeführt worden ist. Ebenso interessant fand ich die Ausführungen des Kollegen aus Norwegen und der Kollegin aus England zum Einsatz von Lernplattformen im Unterricht. Helfen Ihnen diese Anregungen dabei, »Content« für eigene e-LearningModule zu entwickeln? Die Hoffnung, über die Kontakte an weitere Produzenten oder konkrete Materialien für solche e-Learning Module zu gelangen, hat sich nur indirekt erfüllt. Dies lag zum einen an der hohen Arbeitsintensität, die das Erstellen von e-Content mit sich bringt, zum anderen aber auch daran, dass bei einigen Materialien, die mir angeboten wurden, Rechte zu klären sind. Als hilfreich hat sich allerdings der Kontakt eines Teilnehmers zu einem Anbieter von Bildungsmedien erwiesen, welcher dem IQSH einige seiner Medien zur Nutzung überlassen hat. Bestehen einzelne Kontakte aus dem Studienbesuch weiter fort? Während unserer jährlichen e-LearningExpertentagungen hatte ich den norwegischen Kollegen per Webkonferenz zugeschaltet und für einen Vortrag und eine anschließende Moderation zum Thema IT-Infrastruktur eingeladen. Dieser Kontakt wird weiterhin über unsere Webkonferenz aufrechterhalten. Der Kollege setzt wie ich Lernplattformen im Unterricht ein und beschäftigt sich mit Echtzeit im Webunterricht. Konnten Sie Ihre Erfahrungen auch unter Kollegen weitergeben? Ich habe über meine Erfahrungen sowohl in einem deutschlandweiten Onlinekurs unter http://fortbildung-online. lernnetz.de berichtet als auch klassisch durch meine Präsenz an Schulen und Bildungseinrichtungen. Besonderes Interesse bestand dort, wo Kollegen die Chancen sahen, mit Hilfe der Bildungstechnologien den Herausforderungen einer heterogenen Schülerschaft zu begegnen.

»Kriterien und Indikatoren der externen Evaluation sind oft ähnlich« Nachgefragt

Jürgen Kluth Arbeitsbereich Schulinspektion & Evaluation im Niedersächsischen Landesinstitut für schulische Qualitätsentwicklung Zur Person Funktion Schulinspektor in der Abteilungsleitung des Niedersächsischen Landesamtes für schulische Qualitätsentwicklung Kontakt Tel.: 0163 / 8730242 [email protected] Teilnahme am Studienbesuch »School evaluation for quality improvement« vom 16. bis 20. November 2009 in Evora (Portugal) Berufliche Qualifikation Lehramt GHS Vorherige Tätigkeiten Lehrer, Fachseminarleiter, Schulleiter Meine Aufgaben bei der Niedersächsischen Schulinspektion Zu meinen Aufgaben gehört die Qualitätsermittlung einzelner Schulen in Niedersachsen sowie die Evaluation einzelner Bereiche. Durch eine Analyse der Stärken und Schwächen werden ihre Qualität und Bereiche mit dringendem und langfristigem Verbesserungsbedarf ermittelt. Im Mittelpunkt steht dabei die Unterrichtsqualität. Seit einem Jahr unterstütze ich die Abteilungsleitung Schulinspektion / Evaluation im seit Januar 2011 bestehenden »Niedersächsischen Landesinstitut für schulische Qualitätsentwicklung« (NLQ). Gegenwärtig planen wir ein neues System der Schulinspektion in Niedersachsen.

Welche Erwartungen hatten Sie an den Studienbesuch? Ein für mich wichtiger Aspekt war, welche Auswirkungen Erkenntnisse, die aus der Schulinspektion gewonnen werden, auf die Lehrerausbildung haben können. Da das Ende der ersten Inspektionsrunde – in Niedersachsen immerhin 3.200 Schulen – absehbar war, hatte ich die Hoffnung, dass Informationen aus dem Studienbesuch in die Konzeption der folgenden Evaluationsrunde einfließen könnten. Ein weiterer Aspekt war, wie eigenverantwortliche Schulen weitere Interessengruppen – beispielsweise Erziehungsberechtigte, Schulträger oder Schüler – durch die Einführung eines Schulvorstandes enger in Entscheidungsprozesse einbinden können. Stichwort Evaluation: Welche Aspekte waren für Sie von besonderem Interesse? Mein Interesse galt zunächst Fragen zur schulformspezifischen Evaluation und insbesondere zu dem Aspekt, welchen Anteil sozio-kulturelle und ökonomische Faktoren für die Qualität des Unterrichts haben. Hinzu kam, welche Wechselbeziehung zwischen Evaluation, Qualität und Lehrerausbildung besteht. Um nur einige Fragen in diesem Zusammenhang zu skizzieren: Wie wird in anderen europäischen Staaten Unterricht evaluiert? Auf welcher Grundlage werden Schuldokumente und -daten analysiert? Wie tragen Interviews mit schulischen Beteiligten dazu bei, ein Qualitätsprofil für die Schule zu erstellen? Wie werden die Ergebnisse mündlich oder schriftlich dokumentiert? Und welche Instrumente der Distanzbefragung und Selbstevaluation werden eingesetzt? Herausfinden wollten Sie auch, welche Rolle das Verhältnis von Evaluation und Selbstständigkeit von Schulen für die Qualitätsverbesserung hat. Haben Sie durch den Studienbesuch Erkenntnisse gewinnen können? Die Eigenverantwortliche Schule in Niedersachsen überprüft und bewertet jährlich den Erfolg ihrer Arbeit. Sie

plant, wie § 32 des Niedersächsischen Schulgesetzes festlegt, Verbesserungsmaßnahmen und führt diese nach einer von ihr festgelegten Reihenfolge durch. Eine interne (Selbst-)Evaluation gibt es auch in zahlreichen anderen Staaten. Es scheint aber, als böten nicht alle den Schulen vorbereitete Umfragesysteme wie beispielsweise in Niedersachsen »Selbstevaluation in Schulen« (SEIS) und den Lüneburger Fragebogen. Beide Verfahren orientieren sich eng am Orientierungsrahmen Schulqualität. Ähnliche Systeme der internen Evaluation sind in vielen Ländern erst im Entstehen. Nachteilig ist oft die fehlende Kontinuität der Erhebungssysteme, um aus den Ergebnissen über mehrere Jahre Entwicklungen ableiten zu können. Besonders nachteilig wird von vielen Teilnehmenden zudem der Aufwand eingestuft, solche Systeme zu erarbeiten und die Ergebnisse auszuwerten. Niedersächsische Schulen werden derzeit erneut inspiziert. Welche Erkenntnisse aus dem Studienbesuch konnten Sie in die Planung dieser zweiten Runde einbringen? Ich habe festgestellt, dass die Kriterien und Indikatoren, auf denen externe Evaluationen basieren, in einigen Staaten sehr ähnlich sind. Interessant war auch, zu sehen, wie »Inspektion« in anderen Staaten als eine von Schulaufsicht vergleichsweise unabhängige externe Evaluation definiert wird. Schweden und die Niederlande sind bereits weit fortgeschritten. Beide Staaten haben ihre Verfahren mehrfach durchgeführt und überarbeitet. Bedeutsam für die Weiterentwicklung des Inspektionssystems in Niedersachsen können etwa die Proportionale und die Anlass bezogene Inspektion, wie sie in den Niederlanden oder Schweden bekannt sind, sein, ebenso Onlinebefragungen wie in der Türkei oder die Veröffentlichung der Berichte, wie das in den Niederlanden der Fall ist.

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Teilnehmer im Porträt   13

»Wissenszentren können ein Modell für ländliche Regionen sein« Nachgefragt

Dr. Silvia Exner Schulamt Artern (Thüringen) Zur Person Funktion Schulleiterin am KyffhäuserGymnasium in Bad Frankenhausen; bis Ende 2011 Referentin für Qualitätsentwicklung & Schulinspektorin Kontakt Tel.: 034671 / 793 00 [email protected] Teilnahme am Studienbesuch »Cooperation between education and training institutions, enterprises and local communities« vom 19. bis 23. September 2011 in Reykjavik (Island) Berufliche Qualifikation Diplomlehrerin für Englisch und Deutsch; Promotion im Bereich Anglistik & Pädagogik; M.A. Schulmanagement und Qualitätsentwicklung Vorherige Tätigkeiten Schuldienst; Fachberaterin Englisch, Beraterin für Schul- und Unterrichtsentwicklung Meine Aufgaben im Staatlichen Schulamt Vor meiner Tätigkeit als Leiterin des Kyffhäuser-Gymnasiums war ich als Referentin für Qualitätsentwicklung im Staatlichen Schulamt tätig. In dieser Funktion habe ich Schulen bei der Entwicklung von Konzepten zur Schulentwicklung beraten und begleitet. Diese Aufgabe nehme ich auch weiterhin wahr. Darüber hinaus wirke ich – schulartübergreifend – als Moderatorin in einer regionalen Steuergruppenausbildung mit, die sich mit solchen Konzepten befasst.

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Weshalb haben Sie sich für den Studienbesuch auf Island beworben? Die Schulen im Bezirk des Schulamtes Artern liegen vielfach in ländlichen Regionen, in denen die Infrastruktur schwach entwickelt und der Arbeitsmarkt angespannt ist. Für die Schulen ergeben sich daraus ganz besondere Herausforderungen, um die Schülerinnen und Schüler auf die Arbeitswelt vorzubereiten. Von dem Studienbesuch versprach ich mir einen fachlichen Austausch über neue Wege und innovative Konzepte, wie Schulen mit Unternehmen sowie Einrichtungen vor Ort oder Universitäten kooperieren können. Die spezifischen Formen der Zusammenarbeit in Island dürften aufgrund der Größe des Landes nur bedingt auf andere Staaten übertragbar sein. Haben Sie dennoch Anregungen für Ihre Arbeit in Thüringen erhalten? Aus meiner Sicht war besonders bemerkenswert, wie durch 30 »Wissenszentren« versucht wird, junge Menschen so lange wie möglich in der Region zu halten. Diese Einrichtungen in der Nähe des Heimatortes gewährleisten den schulischen Teil der Berufsausbildung für alle Ausbildungsrichtungen und setzen dabei vor allem auf e-Learning. Unterstützt werden sie durch Wissenschaftler, die vor Ort tätig sind. Da auch in den ländlichen Regionen Thüringens das Abwandern der jungen Menschen ein Problem darstellt, kann ein solches Verfahren sicher als richtungsweisend bezeichnet werden – vorausgesetzt, es gibt das erforderliche Personal dafür und die notwendige technische Ausstattung. Die Zentren ermöglichen gleichzeitig auch die Zusammenarbeit von Wissenschaft, regionalen Unternehmen etwa aus dem touristischen Bereich und Institutionen, beispielsweise kulturellen Einrichtungen. Für die Region und die dort lebenden Menschen ist das eine wichtige Aufwertung. Während des

Studienbesuchs wurde das besonders anschaulich im Kulturzentrum »Nýheimar«. Die akademische Auseinandersetzung mit Literatur ist dort eng verbunden mit der Pflege des kulturellen Erbes der Region sowie touristischen Bedürfnissen. Sehen Sie einen Ansatz, wie eine engere Kooperation von Schule und Institutionen der Bildung oder Forschung gelingen kann? Als Schulleiterin eines Gymnasiums bin ich interessiert an der Kooperation mit Universitäten, Hoch- und Fachschulen oder Forschungseinrichtungen. In einer ländlichen Region ist das allerdings nicht einfach. Bei den Angeboten vor Ort stößt man schnell an Grenzen. Lernen an anderen Orten bereichert aber nicht nur die schulische Arbeit, sondern wirkt motivierend und inspirierend auf Schülerinnen und Schüler. Deshalb gilt es, alternative Angebote auszuloten. Sicher haben wir nicht die Chance, dass alle wie in Island in einem Zentrum zusammen sind. Vielfach fehlen auch die Wissenschaftler vor Ort. Schulen können aber mit regionalen Partnern gemeinsame Projekten durchführen und versuchen, diese systematisch zu entwickeln und Synergieeffekte zu erzielen. Ich kann mir deshalb sehr gut eine Zusammenarbeit mit dem Tourismusverband vorstellen. Haben sich auch Kontakte ergeben, die Sie nach dem Studienbesuch aufrechterhalten konnten und an die Sie heute noch für den fachlichen Austausch anknüpfen können? Mit verschiedenen Teilnehmern in mehreren Ländern bin ich vor allem noch per E-Mail in Kontakt. Inhaltlich geht es dabei um den Vergleich organisatorischer Abläufe, um die Gestaltung bilingualer Module sowie um den Austausch zu Angeboten oder Konzepten zur Individualisierung des Lernens. Wir denken außerdem über eine Schulpartnerschaft mit einer Schule in Ungarn nach. Das ist gegenwärtig aber nicht so einfach, da wir noch mitten in einem COMENIUS-Projekt stecken.

Zahlen und Daten aus Europa Teilnehmende Am Studienbesuchsprogramm nehmen derzeit 32 Staaten teil. Für die Stipendien stehen dazu Mittel aus dem Programm für lebenslanges Lernen zu Verfügung. Die Zahl der Stipendien wird durch die Nationalen Agenturen nach Vorgaben der EU-Kommission festgelegt. Für die Förderrunden von 2008/09 bis 2011/12 ergeben sich folgende Teilnehmerzahlen: Teilnehmende an Studienbesuchen seit 2008/09 10.161 Deutschland 963 Italien 918 Spanien 863 Vereinigtes Königreich 852 Frankreich 773 Türkei 727 Polen 671 Rumänien 445 Belgien 349 Tschechische Republik 311 Portugal 302 Ungarn 282 Griechenland 245 Niederlande 205 Bulgarien 201 Schweden 200 Dänemark 196 Österreich 195 Finnland 191 Irland 170 Litauen 168 Slowenien 157 Norwegen 145 Lettland 129 Estland 124 Slowakei 119 Kroatien 86 Island 63 Zypern 51 Luxemburg 26 Malta 26 Schweiz 8 Stand: Februar 2012; Quelle: Europäisches Zentrum für die Förderung der Berufsbildung (Cedefop).

Budget Für Teilnehmende aus Deutschland stand seit 2007 ein Gesamtbudget von 1,319 Mio. Euro zur Verfügung.

Studienbesuche in Deutschland Seit 2007 fanden in Deutschland 88 Studienbesuche statt.

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Herausgeber Pädagogischer Austauschdienst (PAD) der Kultusministerkonferenz – Nationale Agentur für EU-Programme im Schulbereich Graurheindorfer Str. 157, 53117 Bonn Tel.: 0228 / 501-364 Fax: 0228 / 501-333 [email protected] www.kmk-pad.org Redaktion: Martin Finkenberger Der PAD ist zertifiziert nach DIN EN ISO 9001:2008

Diese Publikation wurde aus Mitteln der Europäischen Kommission Generaldirektion Bildung und Kultur gefördert. Die Verantwortung der Inhalte liegt beim Herausgeber. Es wird um Verständnis gebeten, dass aus Gründen der leichteren Lesbarkeit in dieser Broschüre nicht durchgängig weibliche und männliche Sprachformen verwendet werden. Bonn, April 2013