Stadtgestalt und neue Architektur

Anlage Stadtgestalt und neue Architektur Hochhäuser im Spannungsfeld zwischen Identität und Wandel der Stadt Zusammenfassung der Workshopreihe Autor...
Author: Sophia Bruhn
2 downloads 3 Views 113KB Size
Anlage

Stadtgestalt und neue Architektur Hochhäuser im Spannungsfeld zwischen Identität und Wandel der Stadt

Zusammenfassung der Workshopreihe Autorin: Nicolette Baumeister

Ergebnispapier / Zusammenfassung Stadtgestalt und neue Architektur Hochhäuser im Spannungsfeld von Identität und Wandel der Stadt

1.

Anlass und Zielsetzung der Workshopreihe

Anlass der Diskussion war die durch den Bürgerentscheid zur Höhenbegrenzung der Hochhäuser in München auf 100 Meter stark polarisierte und vereinfachte Hochhausdebatte. Die in einem durch Frau Prof. Christiane Thalgott im Rahmen eines „Kamingesprächs“ im Fachkreis von Expertinnen und Experten formulierten Konsequenzen sollten in einem weiter gefassten Diskurs zum Spannungsfeld „Identität und Wandel der Stadtgestalt Münchens“ auf Grundlage der Leitlinie 6 „Bewahrung der Münchner Stadtgestalt – Förderung neuer Architektur“ der Perspektive München qualifiziert vertieft und weitergeführt werden. Ziel war es, auf Grundlage der Vorträge der Impulsgeber in Diskussion mit den geladenen Expertinnen und Experten eine Positionsbestimmung zu erarbeiten, die geeignet ist, die Thematik auch den Bürgerinnen und Bürgern zu vermitteln und die öffentliche Akzeptanz gegenüber neuer Architektur zu fördern. Veränderungen sollen als Entwicklung und als Möglichkeit, die Stadtgestalt positiv zu beeinflussen, verständlich gemacht werden. Insofern war die Diskussion nicht auf Hochhäuser beschränkt, sondern wurde thematisch im Sinne einer Stadtentwicklungsdebatte, einer Stadtimagediskussion geöffnet. Die als Ergebnis der Workshopreihe und des Stadtratshearings zu formulierenden Qualitätsregeln im Sinne von „Leitsätzen“ sollen dem Stadtrat Anfang 2006 zur Beschlussfassung vorgelegt werden.

2.

Zusammenfassung der Diskurs - Abende

Die Workshops mit dem Titel „Stadtgestalt und neue Architektur“ fanden am 04. Mai, 06. Juni und 01. Juli 2005 statt. Die Runden standen jeweils unter einem spezifischen Schwerpunktthema, das durch Experten als „Impulsgeber“ inhaltlich vorbereitet und vorgetragen wurde. Vor den jeweiligen Veranstaltungsterminen wurden Skripte der Impulsreferate an die Teilnehmer der Workshops versendet. Der Teilnehmerkreis setzte sich aus ehrenamtlichen Stadträtinnen und Stadträten der LH München, der in die Thematik einführenden Impulsgeberin, bzw. den Impulsgebern, Expertinnen und Experten aus den Bereichen Architektur und Stadtplanung, Pressevertreterinnen und -vertretern und Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der Verwaltung, sowie der Moderatorin zusammen. Die Impulsreferate wurden umfassend im Kreis der Teilnehmerinnen und Teilnehmer diskutiert, die Ergebnisse durch das Referat für Stadtplanung und Bauordnung protokolliert. Die Protokolle wurden allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern zugänglich gemacht und bilden, neben den Skripten der Impulsgeber, die Basis für die vorliegende Zusammenfassung und Auswertung der Veranstaltung durch die Moderatorin.

2.1.

Einführung / Europäische Städte im Vergleich Impulsgeber: Prof. em. Ferdinand Stracke, TU München Termin: 04. Mai 2005 Ort: Haus der Gegenwart

Unverwechselbarkeit und Identität des Münchner Stadtbildes beruhen im Wesentlichen auf der noch vorhandenen Kontinuität des räumlichen Maßstabs, der Silhouette der historischen Altstadt und dem Kontext von Stadt- und Landschaftsraum. Die bestehenden Hochhäuser wurden durch ihren Abstand zur Altstadt bisher nicht zum Stadtbild prägenden Element. Erst die aktuellen Hochhausprojekte im Münchner Norden führten zu einer breiten öffentlichen Diskussion, die – weit über die eigentliche Thematik der Hochhäuser hinaus – die Frage der Stadtidentität im Allgemeinen thematisierte und zu dem bekannten Bürgerentscheid 2004 führte. Dabei wurde bei einer Beteiligung von 22% der

Seite 1

Wahlberechtigten knapp mehrheitlich entschieden, dass künftig außerhalb des Mittleren Rings Hochhäuser in München die Höhe der Türme der Frauenkirche nicht überschreiten dürfen. Doch nicht nur in München wird zur Zeit das Thema Hochhäuser vehement diskutiert, auch in anderen europäischen Städten führt der Bau oder die Planung von Hochhäusern zu fachlichen Untersuchungen und öffentlichen Diskussionen. Dabei sind Voraussetzungen und Grundlagen für diese Diskussionen durchaus unterschiedlich. Trotzdem schärft ein „Blick über den Tellerrand“ die Augen für neue Möglichkeiten, Potentiale und auch Gefährdungen. Barcelona Die Standorte für Hochhäuser in Barcelona wurden auf der Grundlage eines im Zusammenhang mit den Planungen für die Olympischen Spiele 1992 erarbeiteten Leitplans definiert. Die auf dieser Grundlage entstandenen Hochhäuser sind heute ein selbstbewusstes Zeichen dieser für Barcelona so wichtigen Entwicklungsphase und machen die Potentiale einer Integration von neuer Architektur in einen historischen Kontext überzeugend deutlich. Die Gestaltungsqualität des einzelnen Objektes hat hohen Stellenwert im städtebaulichen Gesamtkonzept. Mailand Mailand befindet sich vor dem Hintergrund einer wachsenden wirtschaftlichen Prosperität in einer Entwicklungsphase, die neue Maßstäbe setzt. Einer der Auslöser ist die Verlagerung der Messe, die ähnlich wie in München eine Kettenreaktion in der Innenstadtentwicklung ausgelöst hat. Die anerkannte Baukultur Mailands scheint durch Verfahren eines sogenannten gestaffelten Bieterverfahrens, bei dem die Investoren international bekannte Architekten ohne vorangegangene Wettbewerbe in beliebiger Mischung als Werbeträger nutzen, stark gefährdet und bietet eher ein Negativbeispiel. Die Stadtentwicklung steht unter dem Diktat der Wirtschaft, die Architektur verkommt zu einem Branding. Köln Köln hat ein in sich plausibles Hochhauskonzept für ein neues Zentrum auf der rechtsrheinischen Seite entwickelt. Für das in diesem Kontext geplante neue Hochhausensemble wurde eine Sichtfeldanalyse durchgeführt. Massive Interventionen aus nationalen und internationalen Institutionen der Denkmalpflege blockieren dieses Entwicklungsprojekt jedoch und schränken die Planungshoheit ein. Für die Münchner Hochhausdiskussion kann das Beispiel Köln von Interesse sein, weil auch hier denkmalpflegerische Aspekte als Gegenargumente in die öffentliche Diskussion eingebracht wurden und sich eine deutliche Ablehnung gegenüber einer zeitgenössischen städtebaulichen Zeichensetzung abzeichnet. Wien Wien hat ähnlich wie München schon sehr früh (1972) Schutzzonen ausgewiesen, die den Bau von Hochhäusern im Nahbereich der weitgehend denkmalgeschützten Altstadt ausschließen. Eine erste Hochhausstudie von 1991 versteht sich nicht als gesamtstädtisches Gestaltungskonzept, sondern als Check-Liste für Standorteignung und architektonische Qualität. Dieses Instrument wurde 2003 durch ein 10-Punkte-Programm der Verwaltung für die Planung von Hochhäusern vertieft. Durch diese „liberale Lenkungsstrategie“ werden relativ großzügige Gestaltungsspielräume gesichert. Belangen der Denkmalpflege begegnet man flexibel mit Planungsänderungen bzw. Neuplanungen, um Konsens und – häufig – städtebaulich bessere Ergebnisse zu erreichen. Fazit Der Stadtvergleich zwischen den Städten Barcelona, Mailand, Köln und Wien hat deutlich gemacht, dass jede Stadt ihren eigenen Weg bei der Standortanalyse und Konzeptentwicklung für Hochhäuser geht – und dieser mal mehr mal weniger von der Öffentlichkeit akzeptiert wird. Es gibt keine allgemein gültigen Regeln, die eine pauschale Aussage pro oder contra Hochhaus oder eine generelle Höhenbegrenzung erlauben würden. Sowohl stadtentwicklungspolitisch als auch immobilienwirtschaftlich werden die objektivierbaren, "rechenbaren" Kriterien der Wirtschaftlichkeit und der Ökologie von "weichen", eher subjektiven , emotionalen Kriterien wie "Image", "Identität", "Zeichenhaftigkeit", "Symbolik" überlagert. Für München ist es wichtig, nach dem Bürgerentscheid aktiv über den zukünftigen Umgang mit Hochhäusern nachzudenken und eine Positionsbestimmung zu der Leitlinie der Perspektive München “ Bewahrung der Münchner Stadtgestalt – Förderung neuer Architektur“ zu erarbeiten, die über das Thema Hochhäuser hinausgeht. Seite 2

2.2

Wirtschaftlichkeit Impulsgeber: Hartmut Bulwien, BulwienGesa AG, München Termin: 04. Mai 2005 Ort: Haus der Gegenwart

Die zentrale Frage, warum Unternehmen überhaupt in Hochhäuser investieren, wird deutlich mit dem starken Symbolcharakter und der Imagekomponente beantwortet. Hochhäuser stehen als Zeichen wirtschaftlicher Potenz und Weltläufigkeit. Sie sind ein Symbol der Macht, wirken fortschrittlich und dynamisch. Städte versuchen, sich mit Hochhäusern als „Weltstadt“ zu etablieren. In funktionaler Hinsicht sind Hochhäuser unter Umständen Flachbauten überlegen, da Unternehmensstandorte auch in dicht besiedelten Gebieten situiert werden können. Dadurch lässt sich die betriebsinterne Bewirtschaftung optimieren. Unternehmensabläufe lassen sich häufig besser in gestapelter Form (etagenweise) organisieren als in flächenmäßiger Ausdehnung. Bei guter Planung bieten Hochhäuser eine gesteigerte Arbeitsplatzqualität. Die ökonomischen Aspekte stellen sich sehr vielschichtig dar. Die Flächeneffizienz, gemessen am Verhältnis von nutzbarer Mietfläche zur Bruttogrundrissfläche pro Etage, ist deutlich schlechter als bei Flachbauten. Darüber hinaus bieten Hochhäuser mit einem einzigen Erschließungskern, umlaufenden Verkehrsflächen und anschließenden Büros nur wenige Variationsmöglichkeiten. Auf der anderen Seite bieten Hochhäuser im besonderen Maße die Möglichkeit einer zukunftsweisenden Gestaltung und der Integration innovativer Technik. Diese eher subjektive Argumentation wird jedoch durch die höheren Baukosten von Hochhäusern und die deutlich teurere Bewirtschaftung unter objektiven ökonomischen Gesichtspunkten relativiert. Ein wichtiger Punkt bei der ökonomischen Beurteilung der Hochhäuser ist die Marktfähigkeit. In Deutschland haben sich Hochhäuser zur Teilanmietung („Spekulativer Vorratsbau“) nur als beschränkt marktfähig erwiesen. Insbesondere in Zeiten des Überangebots bei gleichzeitiger mangelnder Nachfrage kommt der Miethöhe eine zentrale Bedeutung zu. Grundsätzlich sind Hochhäuser also unter aktuellen ökonomischen Kriterien für Selbstnutzer oder Großmieter eher geeignet als für eine kleinteilige Vermietung. Sie dienen in diesem Fall als Symbol der Selbstdarstellung und des Firmenimages und finden auch in der Öffentlichkeit eine höhere Akzeptanz als Hochhäuser mit „anonymen“ Mietern. Beispielhaft dafür sind in München insbesondere die Hochhäuser von BMW und der Hypo Vereinsbank, die zu lokalen Wahrzeichen der Stadt geworden sind und nicht mehr in Frage gestellt werden. Immer bedeutsamer wird die Frage der Nutzungsmischung und Anpassungsfähigkeit von Hochhäusern an neue Nutzungen. Modelle von Nutzungsmischungen – Büro, Wohnen und kulturelle Nutzungen – wurden bereits erfolgreich realisiert und sind insbesondere in dicht besiedelten Gebieten, ebenso wie reine Wohnhochhäuser, durchaus marktfähig.

2.3

Ökologie Impulsgeber: Prof. Dr. Gerhard Hausladen, TU München Termin: 04. Mai 2005 Ort: Haus der Gegenwart

Jedes Gebäude stellt, unabhängig von der Höhe, einen Eingriff in den Kreislauf der Natur dar. Der Flächenverbrauch von Hochhäusern gegenüber Flachbauten mit derselben Geschossfläche ist jedoch deutlich geringer. Da die dadurch erhaltenen Freiflächen jedoch durch unwirtliche Licht- und Windverhältnisse häufig keine wirkliche Aufenthaltsqualität haben, besteht heute die Tendenz, dort wieder nachzuverdichten. Neben dem Flächenverbrauch spielen Windverhältnisse, Brandschutz, Transparenz sowie der Energie- und Technikaufwand eine maßgebliche Rolle bei der ökologischen Beurteilung von Hochhäusern. Unter Berücksichtigung dieser Aspekte ist ein Gebäude bis zu einer maximalen Höhe von 60 Metern „unproblematisch“. Es sind keine Probleme beim Sonnenschutz und beim Brandschutz gegeben, natürliche Belüftung und Wohnen bzw. Nutzungsmischung und Nutzungsflexibilität sind Seite 3

möglich. Ein wesentlich erhöhter Aufwand im Vergleich zu Flachbauten ergibt sich erst ab dieser Höhe. So kann bei Hochhäusern über 60 Metern aufgrund der Windverhältnisse kein außenliegender, effizienter Sonnenschutz realisiert werden, der Brandschutz ist durch Sprinkleranlagen und zusätzliche Sicherheitstreppen zu gewährleisten, ein höherer Aufwand sowie Mehrkosten bei Fassaden-, Lüftungs- und Raumkonditionierungskonzepten ist notwendig, um behaglichkeitsspezifischen Anforderungen gerecht zu werden. Zudem ist der Materialaufwand bei Hochhäusern für Metall und Glas – insbesondere bei Doppelfassaden – deutlich gegenüber dem Materialaufwand für Flachbauten erhöht, was einen höheren Primärenergiebedarf bedingt. Wenn eine Begrenzung auf 60 Meter unter ökologischen Aspekten auch für sinnvoll gehalten werden kann, so wird sie aus stadträumlicher Sicht kritisch beurteilt. Das Beispiel der 2005 eingeweihten Ten Tower der Telekom am Ostbahnhof zeigt, dass auch ein Ensemble von 50 – 60 Meter hohen Baukörpern massive Einwirkungen auf die Umgebung und Fernwirkungen auf die Stadtsilhouette haben kann. Ein wichtiger Planungsfaktor wird zukünftig grundsätzlich die Umnutzbarkeit von Gebäuden, die Rückbaubarkeit und die recyclinggerechte Fügung der Baustoffe sein. Diese Aspekte haben bisher bei der Planung von Hochhäusern nur eine untergeordnete Rolle gespielt. 2.4

Identität und Urbanität Impulsgeberin: Prof. Sophie Wolfrum, TU München Termin: 06. Juni 2005 Ort: TU München, Lehrstuhl Prof. Dr. Hausladen

Im globalen Kontext werden die lokalen Eigenarten einer Stadt immer wichtiger, unter anderem zur Entwicklung und Bewahrung von Heimat und Ortsverbundenheit. Die Stadt braucht Orte, an denen man sich seiner selbst sicher sein kann (Heimat) und die Möglichkeit der Begegnung mit anderen Menschen hat. Dem öffentlichen Raum kommt in diesem Zusammenhang eine wichtige Bedeutung zu. Insbesondere in München hat der öffentliche Raum vielfältige Qualitäten. Maßstabssprünge werden nicht als Brüche empfunden, sondern tragen zu der hohen Erlebnisdichte der Stadt bei. Die Bauwerke aus verschiedenen Epochen wurden immer in den Kontext eingefügt und führen einen Dialog mit dem Vorhandenen. Dieser kontextuelle Städtebau hat zu der richtigen Balance zwischen regionaler Ausprägung und internationaler Architektursprache geführt und stellt auch in Zukunft eine besondere Chance für die Stadtentwicklung Münchens dar. Die Macht der Bilder bei der Kommunikation des inneren und äußeren Bildes Münchens ist nicht zu unterschätzen. Das Bild der Theatinerkirche vor der Altstadt und der Kulisse der Alpen im Hintergrund zeigt alles, was sich Außenstehende von München erwarten, was aber nicht unbedingt der vollen Wahrheit entspricht. Frauenkirche, Münchner Gelb – ein Bild ist immer eine interpretierende Abbildung. Bilder werden in unserer medialen Welt immer wichtiger. Es wird also auch darum gehen, die „alten“ Bilder durch neue zu ergänzen. Hier helfen Stadtmarketingkampagnen nur bedingt weiter, da es um mehr als nur um das Vermarkten eines neuen Bildes geht. Vielmehr wird es darum gehen, eine – deutlich über das Thema Hochhäuser hinausgehende - öffentliche Debatte um Stadtkultur und Städtebau zu führen, die auch kulturelle und soziale Aspekte berücksichtigt. Bilder und Kontraste müssen vernetzt und ein Allgemeinbewusstsein dafür geschaffen werden. Münchens spezifische städtebaulichen Eigenarten müssen als Grundlage der weiteren Entwicklungen differenziert herausgearbeitet und formuliert werden. 2.5

Strukturen, Standorte, Typologien Impulsgeber: Prof. Matthias Sauerbruch, Berlin Termin: 01. Juli 2005 Ort: Kusch&Co, Nymphenburger Straße

Für die Beurteilung von Hochhäusern hinsichtlich stadtstruktureller Fragen und Standortfragen stellt die etwa 10 Jahre alte Münchner Hochhausstudie eine aussagefähige Ausgangsposition dar. Jedoch besteht aktuell angesichts geringerer Wachstumserwartungen vermehrt Bedarf nach einer qualitativen Diskussion. Dieses kommt in dem Bürgerentscheid von 2004 zum Ausdruck. Die auf dieser Grundlage geforderte Höhenbeschränkung von Hochhäusern auf die Höhe der Türme der Frauenkirche bietet jedoch keine Garantie für architektonische Qualität. Da Hochhäuser – auch unterhalb der 100 Meter Seite 4

Marke - aufgrund ihrer Sichtbarkeit jedoch immer Anlass für architektonische Höchstleistungen sein sollten, müssen andere, differenzierte Kriterien formuliert werden: Wichtige Kriterien bei der Beurteilung von Hochhäusern sind die Integration in den städtebaulichen und baulichen Kontext, gute Anbindung an die öffentlichen Verkehrsmittel, limitierter Primärenergieeinsatz (trotz der energieintensiven Bauform), beständige und alterungsfähige Materialität, geringe Auswirkungen auf das Stadtklima (Verschattung, Wind) sowie eine wandelbare Struktur. Ab einer gewissen Größe werden Hochhäuser zu Mikrokosmen der Stadt, was in ihrer Nutzungsvielfalt und inneren Struktur zum Ausdruck kommen sollte. Neben diesen eher pragmatischen Kriterien gibt es vielschichtige Gründe für den Bau von Hochhäusern. Grundsätzlich sind diese in der höheren Dichte, der Freiraumqualität, der Urbanität und in dem Image- und Symbolcharakter zu sehen. Die Botschaft, die mit Hochhäusern verbunden wird, ist nur teilweise mit den möglichen Identitäten der Stadt München deckungsgleich, jedoch ist der symbolische Wert auch für das Image von München unverzichtbar wenn die Stadt als Standort erfolgreicher Wirtschaft, als Stadt der Wissenschaft und Innovation ernstgenommen werden will. Qualitätsvolle Hochhäuser gehören auch zum Image einer toleranten, kosmopolitanen und kunstliebenden Metropole.

3.

Auswertung

In der Auswertung werden die zentralen Fragen der Diskussion thematisch zusammengefasst und in einem vorläufigen Fazit ausgewertet. 3.1

Hochhausstudie 1995 Ist die Hochhausstudie von 1995 auch zukünftig eine aussagefähige Grundlage hinsichtlich stadtstruktureller Fragen und Standortfragen?

Es besteht Einigkeit, dass die Hochhausstudie 1995 weiterhin als Beurteilungsgrundlage geeignet ist und z.Z. keiner Überarbeitung oder Ergänzung bedarf. Da sie in erster Linie eine Dichtestudie darstellt, ist bei konkreten Vorhaben auch künftig eine vertiefte Analyse notwendig.

3.2

Notwendigkeit von Hochhäusern Ist eine zukunftsfähige Stadt ohne Hochhäuser denkbar? Wird in Zukunft überhaupt eine Nachfrage nach dem Bau von Hochhäusern bestehen?

Das Argument der höheren Dichte bei Hochhäusern wird von mehreren Teilnehmern als für München nicht zutreffend eingestuft. Dieser Punkt kann jedoch nicht generell sondern nur im Einzelfall beurteilt werden. Es ist zu erwarten, dass bestehende Standorte durch weitere Hochhäuser ergänzt werden. In den kommenden Jahren wird diese Dynamik und der Druck nach weiteren Hochhausbauten, gerade an peripheren Standorten, aber wohl eher stagnieren. Andererseits wird Deutschland immobilienwirtschaftlich als das Investitionsland Nr. 1 für ausländische Investoren in Europa eingestuft. Die Notwendigkeit von Hochhäusern sollte aber nicht nur mit immobilienwirtschaftlichen Überlegungen über die Bauform kommuniziert werden. Vielmehr sollten die in der Hochhausstudie dargestellten Entwicklungsgebiete hinsichtlich ihrer Potentiale für unterschiedliche Nutzungen (Verkehr, Wohnen, Einzelhandel etc.) analysiert und die Begründung für ein konkretes Projekt aus dem spezifischen Ort und seinen Rahmenbedingungen entwickelt und den Bürgern vermittelt werden. Das bestehende traditionelle Image Münchens „braucht“ eigentlich keine Hochhäuser. Das für München eigentlich wichtige Argument für Hochhäuser wird vielmehr im Symbolcharakter des Hochhauses als Gebäude, das sowohl für den Investor als auch für die Stadt wirtschaftliche Dynamik verkörpert, gesehen. Außerdem können Hochhäuser auch prägende Symbole für neue Phasen der Stadtentwicklung sein und zur Adressbildung beitragen.

Seite 5

3.3

Bestehende Hochhäuser Welche Bedeutung haben die bestehenden Hochhäuser in der Stadtentwicklungsdiskussion?

München hat bereits eine Vielzahl von Hochhäusern, welche die Akzeptanz in der Bevölkerung gefunden haben und z.T. das Image und die Silhouette der Stadt maßgeblich prägen ( Hypo Hochhaus, BMW Hochhaus) . Ein wichtiges Thema für die Zukunft wird daher die Erneuerung der bestehenden Hochhäuser insbesondere aus den 1970iger Jahren sein, die langsam sanierungsbedürftig werden (Bsp. Arabellapark, Theresienhöhe). Fraglich ist ob eine kostenintensive Sanierung dem Abriss und Neubau bei Erhalt des Baurechts und somit der Bauform vorgezogen werden. Ein Umgang mit den bestehenden Hochhausstandorten muss also auch weiterhin Thema sein. Im Rahmen der langfristig angelegten Münchner Städtebaupolitik ist die Qualität der bestehenden sanierungsbedürftigen Hochhäuser wichtiges Kriterium für die Erneuerung.

3.4

Standorte Was sind die zukünftigen großen Aufgaben/ Herausforderungen in unserer Stadt? Wo liegen die zukünftigen Entwicklungsgebiete? Welche Standorte werden vorrangig weiter entwickelt?

Die Hochhausstandorte dürfen nicht isoliert, sondern müssen im Gesamtkontext einer langfristigen Stadtentwicklung betrachtet werden. Die Projekte Uptown München und Parkstadt Schwabing Highlight - Towers z.B. wurden bisher zu stark isoliert betrachtet und diskutiert. Durch das Abstecken großmaßstäblicher Projekte kann die spezifische Qualität und Identität des Raums gestärkt werden. Ein Durcharbeiten auf kleinmaßstäblicher Ebene oft ist nicht möglich. Bereiche mit starken Brüchen müssen durch öffentliche, gut gestaltete Räume verbunden und erlebbar gemacht werden. Einen Entwicklungsschwerpunkt mit sehr vielschichtigen Potentialen stellen die zentralen Bahnflächen dar, die als bisherige innerstädtische Brachen durch die Bebauung und Schaffung der entsprechenden Infrastruktur mit ihrer Umgebung verwoben werden. Große Herausforderungen liegen außerhalb des Stadtkerns im Münchner Norden, der in den nächsten Jahrzehnten starke Veränderungen erfahren wird. In diesem Bereich sind viele Brüche vorhanden, die sinnvoll überbrückt werden müssen. Das neue Fußballstadion sowie das Hochhaus an der Mies –van - der –Rohe - Straße (Highlight Tower) werden in diesem Zusammenhang als hilfreich beurteilt, weil sie stadträumlich und symbolisch einen Bogen von der Innenstadt zu wichtigen Entwickungsgebieten im Münchner Norden spannen. Der großräumliche Maßstab muss Grundlage der Entscheidung sein, an welchen Stellen Dichte möglich ist und an welchen nicht. Um die Hochhäuser in einen städtebaulichen Zusammenhang zu setzen, müssen die Potentiale der bestehenden Einzelstandorte im Hinblick auf Kontext, Mischung, Urbanität weiterentwickelt und komplettiert werden. 3.5

Öffentlicher Raum Wie kann der öffentliche Raum die Verknüpfung neuer Gebiete mit der vorhandenen Stadt leisten? Wie gelingt es, Adaptionsprozesse zu unterstützen? Aus wessen Perspektive (Fußgänger, Autofahrer) beurteilen wir den öffentlichen Raum?

Im Zusammenhang mit der Kontextualität kommt dem öffentlichen Raum eine große Bedeutung zu. Seine Maßstäblichkeit und Qualität sind maßgeblich für die Akzeptanz in der Öffentlichkeit. Die Erlebbarkeit, die „menschliche Dimension“, darf nicht außer Acht gelassen werden. So wird z.B. der Raum zwischen dem Highlight Tower und dem Münchner Tor subjektiv sehr unterschiedlich wahrgenommen und kontrovers diskutiert. Einerseits wird er aus Fußgängerperspektive als unwirtlich bewertet, der hinsichtlich Kontextualität und Urbanität Defizite aufweist. Aus Sicht des Autofahrers dagegen wird er im räumlichen Kontinuum des Mittleren Rings als „Plaza“ mit angenehmen Raumerlebnis beurteilt. Beide Perspektiven sollten bei der Planung der Stadt angemessen berücksichtigt werden. Die Stadt braucht vertraute Orte, wo man sich seiner selbst sicher sein kann (Heimat) und die Möglichkeit der Begegnung mit anderen Menschen hat. Sie braucht aber genauso auch Orte, die neue Raumerlebnisse und Maßstäbe vermitteln und die Symbole für die Dynamik der Stadt sind. Dem öffentlichen Raum kommt in diesem Zusammenhang eine wichtige Bedeutung zu. Seite 6

3.6

Lage und Höhe Ist die Definition eines Höhenlimits sinnvoll? Soll eine Höhendefinition standort- und nutzungsabhängig erfolgen?

Hochhäuser sind höhenabhängig differenziert zu beurteilen. Die Verträglichkeit der Höhe korrespondiert mit dem jeweiligen Standort und der architektonischen Qualität. Eine nach Höhe und Nutzung differenzierte Analyse und ggf. die Definition weiterer Entwicklungsachsen bzw. Schwerpunkte (außerhalb des Mittleren Rings) wären wünschenswert. Darüber hinaus sind aber auch Wohnhochhäuser in mittlerer Höhe in Teilbereichen des Altstadtrings durchaus denkbar. Die städtebaulich verträgliche Höhe eines Gebäudes ist abhängig von der Lage im Stadtgebiet, der Fernwirkung, der Nutzung und von dem städtebaulichen Kontext (z.B. einzelstehend/Gruppe/Cluster). Pauschale Festlegungen für das gesamte Stadtgebiet oder Standortbereiche sind nicht zielführend.

3.7

Nutzungsmischung Sind verschiedene Nutzungen in einem Hochhaus wünschenswert und realisierbar?

Gebaute Beispiele zeigen, dass Nutzungsmischung im Hochhaus bis zu einem gewissen Grad möglich ist. Besonders durch öffentliche zugängliche Nutzungen in den oberen Stockwerken kann die Akzeptanz in der Bevölkerung erheblich gesteigert werden. Die Hochhausstudie Innsbruck hat mit dem Idealhochhaus „Urbanissima“ eine entsprechende Zielsetzung formuliert. Die Umsetzbarkeit dieses Zieles wird unterschiedlich eingestuft. Aus immobilienwirtschaftlicher Sicht wird beispielsweise eine öffentlich zugängliche Gastronomie als durchaus machbar und finanzierbar angesehen. Seitens der Verwaltung wird die Umsetzbarkeit dieses Zieles gegenüber einem Investor (erhöhter Erschließungsaufwand, Sicherheit) und die Akzeptanz einer öffentlichen Nutzung zumeist eher peripher gelegener Hochhäuser aus den bisherigen Erfahrungen in München als schwierig eingestuft. Potentiale werden in der Konzeption von vorrangig dem Wohnen dienenden Hochhäusern gesehen. Bei einem Hochhaus als „Städtischen Bautypus“ sollten unterschiedliche Nutzungen das Ziel sein. Modelle von Nutzungsmischungen – Büro, Wohnen und kulturelle Nutzungen – wurden bereits erfolgreich realisiert und sind insbesondere an zentralen Standorten - ebenso wie reine Wohnhochhäuser- marktfähig.

3.8

Wirtschaftlichkeit und Ökologie Warum investieren Unternehmen überhaupt in Hochhäuser? Sind Hochhäuser unter ökologischen Gesichtspunkten vertretbar?

Die Diskussion hat gezeigt, dass die Aspekte Wirtschaftlichkeit und Ökologie für die Beurteilung der Qualität und Stadtverträglichkeit (nicht nur) von Hochhäusern bedeutsam sind. Für beide Aspekte gibt es jedoch keine allgemein gültigen Regeln, die eine pauschale Aussage pro oder contra Hochhaus oder eine generelle Höhenbegrenzung erlauben würden. Vielmehr ist auch die wirtschaftliche und ökologische Beurteilung überwiegend standort-, nutzungs- und projektabhängig. Die zentrale Frage, warum Unternehmen überhaupt in Hochhäuser investieren, wird deutlich mit dem starken Symbolcharakter und der Imagekomponente beantwortet. Wenn eine Höhe von 60 Meter unter ökologischen Aspekten auch für sinnvoll gehalten werden kann, so spricht aus stadträumlicher und immobilienwirtschaftlicher Sicht nichts für pauschale Höhenbegrenzungen.

Seite 7

3.9

Qualitätssicherung Wie kann bei Hochhäusern eine angemessene, hohe architektonische Qualität gewährleistet werden?

Hochhäuser sind Symbole mit großer Fernwirkung auf das Stadtbild. Sie müssen deshalb besonderen Qualitätskriterien genügen. In der Hochhausdiskussion steht die Gestaltung der Gebäude im Zentrum der Kritik der Öffentlichkeit Qualität und Signifikanz werden als wichtigste Forderung gesehen, deshalb sind Qualitätssicherungsverfahren besonders wichtig. Die Handlungsspielräume der bestehenden Planungsinstrumente und Gremien, wie beispielsweise der Stadtgestaltungskommission, sollen insbesondere bei der Planung von Hochhäusern genutzt und gestärkt werden. Der – auch unter ökologischen Gesichtpunkten – qualifizierten Auslobung von Wettbewerben für Hochhäuser kommt ein besonderer Stellenwert zu. Darüber hinaus ist eine begleitende, prozessorientierte Öffentlichkeitsarbeit bei der Planung von Hochhäusern unverzichtbarer Bestandteil der städtischen Planungs- und Baukultur. Die architektonische Qualität von Hochhäusern spielt auch hinsichtlich der Akzeptanz eine wichtige Rolle. Die Handlungsspielräume der bestehenden Gremien sollten daher insbesondere bei der städtebaulichen Standort- und Eckdatenfestlegung wie auch bei der architektonischen Planung von Hochhäusern genutzt und gestärkt werden. Qualitätskriterien müssen nachvollziehbar und plausibel sein.

3.10

Stadtimage Zerstören Hochhäuser das positive Stadtimage Münchens? Ist die zeitgenössische Architektur nicht ein Fremdkörper in der Stadt? Wie können Identifikationsprozesse unterstützt, wie die neuen Stadtbilder gepflegt werden?

Die Identität und der besondere Charakter Münchens liegt insbesondere in der Spannung zwischen Tradition und Moderne sowie in den unterschiedlichen Maßstäben. Die Bauwerke aus verschiedenen Epochen wurden in München immer in den städtebaulichen Kontext eingewoben und führen einen Dialog mit dem Vorhandenen. Dieser kontextuelle Städtebau hat zu einer Balance zwischen regionaler Ausprägung und internationaler Architektursprache geführt und stellt auch zukünftig eine besondere Chance für die Stadtentwicklung Münchens dar. Ein Ersetzen der „alten“ durch die „neuen“ Bilder bzw. eine Erweiterung der “ImagesMünchens“ wird in erster Linie über konkrete Projekte funktionieren. Die Stadt braucht konkrete Themen und Herausforderungen, wie es beispielsweise das neue Fußballstadion war. Dieses Projekt hatte eine klare Aufgabe und führte nach einer öffentlichen Diskussion mit vielen Beteiligten, schließlich zu einem neuen „Wahrzeichen“. Viele Bürgerinnen und Bürger sind begeistert von dem Fußballstadion, während die Architektursprache der internationalen zeitgenössischen (Büro-)Architektur die Bevölkerung nicht unmittelbar anspricht, zumindest dann, wenn Sie nicht mit einem mit der Stadt eng verbundenen Traditionsunternehmen verknüpft ist. Die Hochhausdiskussion kann nicht isoliert, sondern nur im Kontext mit einer erweiterten Stadtkulturdebatte, einer Stadtimagediskussion, sinnvoll weitergeführt werden. Dabei geht es nicht nur um die bloße Vermittlung eines neuen Bildes der Stadt, sondern in erster Linie um die Initiierung und Unterstützung von Identifikationsprozessen und der Wertschätzung auch neuer Stadtbilder, wobei die spezifische Eigenart Münchens als Grundlage der weiteren Entwicklung differenziert herausgearbeitet und formuliert werden muss. Dies setzt Kommunikations- und Lernprozesse voraus, die Zeit brauchen.

3.11

Zeit/Vermittlung Warum werden Veränderungen von vielen Bürgerinnen und Bürgern als bedrohlich empfunden? Wie kann Planung dem Bürger transparenter und nachvollziehbarer vermittelt werden? Welche Rolle spielen Partizipationsverfahren?

Die schnellen gesellschaftlichen Veränderungen und räumliche Umstrukturierungen in unserer Stadt sind eine große Herausforderung. Eine Stadt und auch die Menschen brauchen jedoch Zeit für Veränderungen. Das, was einem ans Herz gewachsen ist, was man kennt und schätzt, will man nicht gerne verändern oder gefährden. Deshalb sollten Veränderungen immer und grundsätzlich zu einer Seite 8

gesteigerten Qualität des Ortes, des Umfeldes beitragen und auch so vermittelt und verstanden werden. Bürgerbeteiligung beinhaltet im Sinne einer lebendigen Kommunikationskultur die Chance, Verständnis für Veränderungen und Neues zu schaffen. Die Vermittlung von Aspekten des Planens und Bauens darf jedoch nicht nur eine Sache der Expertenkreise sein, sondern muss weiter gefasst werden, um glaubwürdig und erfolgreich zu sein. Neben den durch die Impulsgeber dargestellten Aspekten ist die Bedeutung der Kommunikation und Vermittlung als ein zentrales Thema der Planungskultur formuliert worden. Die Förderung und Vermittlung neuer Architektur darf jedoch keine reine Architekturdiskussion sein, sondern muss zu einer offenen Stadtkulturdiskussion unter Beteiligung der städtischen Öffentlichkeit werden.

4.

Vorläufige Schlussfolgerungen

Die nachstehenden Empfehlungen bilden die Diskussionsgrundlage des Stadtratshearings und sind daher vorläufig. Die Gliederung orientiert sich an den thematischen Oberbegriffen des vorangehenden Kapitel 3 „ Auswertung“.

A.

Allgemeine Grundlagen

1.

München braucht keine neue Hochhausstudie Grundsätzlich ist die Hochhausstudie 1995 – Leitlinien zu Raumstruktur und Stadtbild von Herrn Prof. Stracke und Herrn Schreiber nach wie vor eine geeignete strukturelle Beurteilungsgrundlage. Eine Überarbeitung oder Ergänzung wird zur Zeit nicht für notwendig und sinnvoll erachtet.

2.

Pauschale Festlegungen auf einzelne Standorte, Hochhaustypen oder Höhen werden dem Problem nicht gerecht. Die Hochhausdiskussion soll statt dessen differenziert geführt und vor allem im konkreten Einzelfall um die im Diskurs behandelten Fragestellungen erweitert werden. Die Kriterien sollen durch einen Grundsatzbeschluss des Stadtrates festgelegt und damit für Bauherren, Architekten und Öffentlichkeit nachvollziehbar sein.

3

Die bestehenden Hochhausstandorte sollen ergänzt und ggf. verdichtet werden. Die Standorte der Projekte der neuen Hochhausgeneration (Uptown, Highlight, Munich City Tower) sollten im Hinblick auf Kontext, Mischung, Urbanität weiterentwickelt bzw. „komplettiert“ werden

4.

München ist eine dynamische, offenen Stadt – Hochhäuser gehören dazu. Maßstabsprünge prägen auch das traditionelle Stadtbild Münchens. Der Bautyp des Hochhauses gehört zu einer wirtschaftlich dynamischen, kulturell offenen Stadt.

5.

Positionierung im globalen Kontext Die Positionierung im globalen Kontext ist auch in anderen Städten ein wichtiges Thema. Neben der Diskussion über die Eigenarten Münchens sollte ein Erfahrungsaustausch zwischen den Städten mit ähnlicher Problematik geführt werden.

B.

Planungs- und Entscheidungsverfahren

6.

Qualitätssicherung Hochhäuser sind Bestandteil einer verantwortungsbewussten Planungs- und Baukultur. Die Handlungsspielräume der besehenden Planungsinstrumente und Gremien, wie Stadtrat und Stadtgestaltungskommission, sollen insbesondere bei der Planung von Hochhäusern genutzt und gestärkt werden. Ziel ist eine hohe Qualität sowohl auf der städtebaulichen Ebene ( Standort, Einbindung in den Kontext, Erschließung, öffentlicher Raum) als auch auf der Ebene der Nutzung und der Architektur.

Seite 9

Hochhäuser sind Symbole und müssen besonderen Qualitätskriterien genügen. Um einem Qualitätsabfall zwischen Wettbewerbsergebnis und Realisierung entgegenzuwirken, sollte z.B. die Stadtgestaltungskommission als „ständige Qualitätskontrolle“ das gesamte Verfahren von der städtebaulichen Standortentscheidung bis zur Umsetzung begleiten. Grundlage müssen transparente und einheitliche Kriterien sein. 7.

Vermittlung

Stadtgestalt und neue Architektur sind nicht nur Expertensache Die Diskussion um die Förderung und Vermittlung neuer Architektur darf keine reine „Insiderdiskussion“ sein, sondern muss zu einer offenen Stadtkulturdiskussion in der städtischen Öffentlichkeit werden. In diesem Zusammenhang sind entsprechende Modelle der Zusammenarbeit und der Information weiter zu entwickeln, - aufbauend auf bestehenden Ansätzen wie die Ausstellungen des Planungsreferates in der Kassenhalle oder die Architekturwoche. Die alten Bilder Münchens müssen durch neue ergänzt werden. Dazu gehört auch die zeitgenössische Architektur, die in der Außendarstellung der Stadt so gut wie nicht vorkommt. Das Informationsmaterial der Tourismusbüros, das in hohen Auflagen an die Gäste der Stadt verteilt wird und so das Bild der Stadt international prägt, aber auch der Internetauftritt der Stadt sollten unter diesem Aspekt untersucht und weiter entwickelt werden München ist einzigartig – die zeitgenössische Architektur trägt maßgeblich dazu bei. Wichtig erscheint, gute zeitgenössische Architektur zum gesellschaftlichen Anliegen zu machen, es stärker in das Bewusstsein der Bevölkerung zu bringen und langfristig in das Münchner Image zu integrieren. Veranstaltungen wie die Architekturwoche leisten hierzu bereits einen wichtigen Beitrag. Die bestehenden Instrumente und Möglichkeiten sind auf ihren Erfolg und ihre Effizienz hin zu prüfen und zielgerichtet zu stärken. Bürgerbeteiligung ist eine Chance für Innovation und Identifikation. Bürgerbeteiligung ist selbstverständlicher Bestandteil eines Planungsprozesses. Um jedoch die Potentiale eines solchen Prozesses wirklich zu nutzen, sollten die bewährten Modelle wie Workshops und Informationsveranstaltungen durch neue, zeitgemäße Formen ergänzt werden. Gerade bei der Planung von Hochhäusern ist eine intensive, frühzeitig beginnende und den gesamten Prozess bis zur Fertigstellung begleitende Öffentlichkeitsarbeit unter verstärkter Einbeziehung der Bauherren unverzichtbarer Bestandteil der städtischen Planungskultur.

Anlage Liste der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der Workshopreihe 22.09. 2005 Nicolette Baumeister

Seite 10

Diskurs „Stadtgestalt und neue Architektur“

Anlage 1

Teilnehmerinnen und Teilnehmer der drei Diskurs-Abende Moderation: Nicolette Baumeister Impulsgeber: Hartmut Bulwien Prof. Dr. Gerhard Hausladen Prof. Matthias Sauerbruch Prof. Ferdinand Stracke Prof. Sophie Wolfrum

Architektin, Büro Baumeister- Medien und Kommunikation BulwienGesa AG Lehrstuhl für Bauklimatik und Haustechnik, TU München Staatliche Akademie der Künste, Stuttgart Architekt Lehrstuhl für Städtebau und Regionalplanung, TU München

Fraktionen und Gruppierungen des Münchner Stadtrates: SPD Constanze Lindner-Schädlich Planungssprecherin der Stadtratsfraktion SPD Christian Amlong Stadtrat Claudia Tausend Stadträtin CSU Walter Zöller Planungssprecher der Stadtratsfraktion CSU Robert Brannekämper Stadtrat Josef Schmid Stadtrat Bündnis 90 / DIE GRÜNEN/ Rosa Liste Boris Schwarz Planungssprecher der Stadtratsfraktion Bündnis 90/DIE GRÜNEN/Rosa Liste Jens Mühlhaus Stadtrat Vertreterin: Sabine Krieger Stadträtin FDP Christa Stock Stadträtin Weitere Teilnehmerinnen und Teilnehmer: Ingrid Amann Prof. Ruth Berktold Gert Goergens Peter Haimerl Prof. Uwe Kiessler Markus Lanz Robert Obermeier Amandus Sattler Peter Scheller Wolfgang Jean Stock Günter Schmitt-Bosslet

Architektin Lehrgebiet CAX und Entwerfen, FH München Heimatpfleger Architekt Architekt Architekt Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern Architekt Architekt, PAM e.V. Fachjournalist für Architektur Bayrische Architektenkammer

Verwaltung: Prof. Christiane Thalgott Stadtbaurätin Sowie weitere Vertreterinnen und Vertreter des Planungsreferates