Sprechertext Die GEO-Reportage Film Titel: Auf den Spuren der Wikinger Ein Film von Malgorzata Bucka

Sprechertext 52 360° - Die GEO-Reportage Film Titel: „Auf den Spuren der Wikinger“ Ein Film von Malgorzata Bucka 00:04 Kommentar Auf Booten wie diese...
Author: Lioba Winter
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Sprechertext 52 360° - Die GEO-Reportage Film Titel: „Auf den Spuren der Wikinger“ Ein Film von Malgorzata Bucka 00:04

Kommentar Auf Booten wie diesem haben Wikinger vor tausend Jahren die halbe Welt erkundet. Die „Welet“ ist der Nachbau eines Wikingerschiffs aus dem 10. Jahrhundert.

00:20

Die Mannschaft um den Kapitän Henryk Wolski will damit eine der alten Wikingerrouten neu erkunden – möglichst unter Originalbedingungen: mit Windschub und Muskelkraft.

00:35

Titelbild

00 52

Kommentar Danzig an der Ostsee. Hier beginnt die Expedition. Ein Spaß zum Start der Reise: Einige aus der Mannschaft

haben

Erinnerungsfotos

als

sich

für

ein

mittelalterliche

paar Segler

verkleidet. 01 17

Henryk Wolski ist bisher neun Mal um den Erdball gesegelt. Unter anderem hat er die Antarktis umrundet.

Mit

der

„Welet“

und

einer

siebenköpfigen Mannschaft möchte der 55-Jährige nun in die Vergangenheit reisen, auf den Spuren der Wikinger.

1

01 41

Kommentar 2500 Kilometer auf Wasserwegen quer durch Europa bis ans Schwarze Meer - die Route ist eine Herausforderung für Boot und Mannschaft. Heute genauso wie damals:

01 57

Off Ton Henryk (Gerald) Es fasziniert mich, wie die Wikinger, die auf Meeren und Ozeanen durch fast die ganze Welt gesegelt sind, von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer quer durch den Kontinent gelangt sind.

02:11

Kommentar Von Danzig wird die "Welet“ durch Polen auf den Flüssen Weichsel und San stromaufwärts nach Przemysl fahren. Von dort wird die Mannschaft das Boot über Land auf den Dnjestr übersetzen. Durch die Ukraine, Moldawien und Transnistrien soll es bis zum Schwarzen Meer nach Odessa gehen.

02 34

Kapitän Wolski kennt einen Großteil der Crew von früheren Exkursionen. Der 21-jährige Bootsmann Martin Wieckowski, und der 36-jährige Navigator Tomek Zadrozny, ein passionierter Segler, haben ihn

schon

mehrfach

auf

kürzeren

Strecken

begleitet. Die anderen Teilnehmer sind weniger erfahren.

2

03 04

Kommentar Solange die Welet sich noch auf dem Nogat, einem Zufluss der Weichsel, befindet, fährt das Boot stromaufwärts mit Motor.

03 26

Erst auf den offenen Gewässern des Frischen Haffs kann die Mannschaft das 26 Quadratmeter große Trapezsegel hissen.

03 41

Das elf Meter lange und drei Meter breite Boot hat trotz über einer Tonne Gewicht nur 50 Zentimeter Tiefgang. Es gleitet auf dem Wasser, statt die Wellen zu schneiden.

03 53

Wendemanöver bereiten der nicht eingeübten Crew noch Probleme.

04:04

Henryk Wolski hat sein Boot vor sieben Jahren mit dem Gedanken an Wikingerfahrten gebaut. Erst jetzt findet er Zeit für die etwa dreimonatige Fahrt und hat auch genügend Geld zusammen. Die „Welet“ ist ein typisches Wikinger-Langschiff. Der Name verweist auf den slawischen Stamm der Weleten aus der Zeit der Wikinger.

3

04:25

Kommentar Das Boot ist mit einem Seitensteuer und fünf Paar Riemen ausgestattet – Ruder, die nur auf einer Seite und mit beiden Händen bedient werden. Sie kommen überall dort zum Einsatz, wo der Wind trügerisch und der Fahrweg zu schmal fürs Kreuzen

ist



also

den

größten

Teil

der

Flussstrecke. 04 40

Von ihren Siedlungen im heutigen Schweden und dem norddeutschen Haithabu unternahmen die Wikinger im 10. Jahrhundert Vorstöße bis in die heutige

Ukraine.

Dank

ihrer

schnellen

und

wendigen Boote waren sie den Völkern an Küste und Flüssen weit überlegen. Neben Handelsreisen waren sie berüchtigt für ihre Raubzüge, in denen sie Sklaven, Silber und Bernstein erbeuteten. 05:05

Archäologische Funde beweisen ihre Anwesenheit entlang der Flüsse.

05 20

Bis zur polnischen Grenze fährt die „Welet“ auf den Flüssen Weichsel und San. Die Wikinger brauchten für die Strecke bis nach Odessa etwa zwei Jahre, allerdings gingen sie immer wieder für längere Aufenthalte an Land.

05 33

Wolskis Mannschaft tut dies nach rund 800 Kilometern ebenfalls: In Przemysl muss sie das Boot über die ukrainische Grenze auf den Fluss Dnjestr übersetzen. Per LKW.

4

05:44

Kommentar Nach dem Dauerregen der letzten Tage ist der Boden aufgeweicht. Morgen sollen hier zwei schwere

Fahrzeuge

dicht

an

das

Boot

heranfahren. Bis dahin muss das Regenwasser aus dem Schiff geschöpft sein. 06 01

Am Abend versammelt sich die Mannschaft zu einer Lagebesprechung.

06:10

O-Ton Tomek (Lutz) Das Wasser ist sehr hoch. Der Wasserstand steigt immer noch, seit heute Morgen ist er um mindestens 70 cm gestiegen.

06 17

O-Ton Martin (Dirk) Wenn nicht sogar mehr.

06 19

O-Ton Tomek (Lutz) Es ist aber nicht mehr so schlimm, noch vor einigen Tagen ist der Fluss binnen zwölf Stunden um zwei Meter gestiegen!

06 29

Kommentar Elke Boehm-Wolski, die Ehefrau des Kapitäns, ist bisher die einzige Deutsche in der polnischen Crew. Erst im Laufe der Reise werden sich weitere Deutsche der Gruppe anschließen.

06 44

Elke und Henryk O-Ton (deutsch)

5

07 21

Kommentar Am Morgen rollt der Kranwagen heran. 13 Meter kann er seinen Arm herausfahren. Soweit muss die Crew das Boot gegen die Strömung bis zur entsprechenden Anlegestelle manövrieren.

07 40

Zwar bangt der Kapitän bei jedem Kraneinsatz um sein einzigartiges Schiff. Heute ist die Operation aber besonders gefährlich. Die Planken aus Kieferholz sind nach dem vielen Regen mit Wasser vollgesogen. Das Boot wiegt jetzt fast zwei Tonnen. Die Druckkraft, die beim Heben entsteht, haben die Männer möglichst gleichmäßig verteilt.

08 02

Trotzdem ist am Rumpf ein Sprung entstanden.

08 07

Die Flößer vom benachbarten Zeltlager kommen zu Hilfe. Schnell zimmern sie zwei Spreizbalken, die an den empfindlichen, dem höchsten Druck ausgesetzten Stellen befestigt werden.

08 22

Auch vor tausend Jahren mussten die Segler ihre Schiffe über Land transportieren. Dafür bauten sie aus Bäumen Karren, mit starken Walzen anstatt Rädern. An den Seiten der Schiffe befestigten sie Kufen. Darunter legten sie zurechtgezimmerte Bäumstämme. Dann liehen sie sich von den Bewohnern der Umgebung ein Dutzend Ochsen, die das Schiff zogen.

08 46

Henryk O-Ton (deutsch)

6

09 24

Kommentar Als Dank hat Henryk Wolski den Flößern eine Flasche Wodka geschenkt. Nun muss er die von ihnen mit Himbeersaft zubereitete Mixtur in einem Zug trinken.

09 54

Noch am selben Tag soll das Boot die polnischukrainische Grenze in Medyka passieren.

10 07

An der östlichsten Grenze der Europäischen Union sind kilometerlange Warteschlangen die Regel.

Der

LKW

mit

dem

Boot

hat

eine

Sondererlaubnis. 10 21

Das Boot wird als Ware deklariert, die binnen drei Jahren nach Polen zurückkehren muss. Diese nach EU-Vorschriften durchgeführte Abfertigung des Bootes führt auf der ukrainischen Seite zu Problemen: Es gibt kein passendes Formular. Die Verhandlungen mit den Behörden dauern Stunden und bringen Wolskis Zeitplan ins Stocken.

10:48

O-Ton Henryk (deutsch)

11 16

Kommentar In der Nacht hat der ukrainische Zoll entschieden, dass Wolski eine Kaution von 8.000 Dollar hinterlegen muss, um einreisen zu dürfen. Zahlt er nicht, ist die Reise hier zu Ende. Also akzeptiert er.

7

11 46

Kommentar Am späten Abend des nächsten Tages finden Wolski und seine Crew, die hier schon ein paar Stunden wartet, auf ukrainischer Seite endlich wieder zueinander.

12 05

O-Ton Martin (Dirk) Willkommen in der Ukraine!

12 14

Henryk und Elke O-Ton (deutsch)

12 37

Kommentar Im Ort Rozwadiv, 80 Kilometer hinter der Grenze, soll das Boot endlich in den Dnjestr gesetzt werden.

12:48

Zuvor muss die Mannschaft es jedoch entladen.

13 10

Drei Stunden später ist das Schiff aufbruchbereit.

13 25

Die

Aktion

stößt

auf

Interesse

bei

der

einheimischen Bevölkerung. 13 37

OT alte Frau (Velia) Ich will mir das Boot anschauen.

(13 43)

Noah hat so ein Schiff gebaut, als er erfahren hat, dass es eine Sintflut geben wird. Das steht in der Bibel. Genau so eine Form hatte es.

13 53

OT Henryk (Gerald) In der Tat, es ist eine alte Form.

8

13 55

OT Frau (Velia) Eine uralte Form, so hat Noah sein Schiff gebaut.

13 58

OT Henryk (Gerald) Ach ja, klar - Noah!

14 02

OT Frau (Velia) Der Herr haben mich also verstanden?

14 10

Kommentar Anders als in Polen rudert die Mannschaft nun mit dem Strom. Der Wasserstand ist auch hier nach den letzten Regenfällen um einen Meter höher als sonst.

14 25

Mit großer Geschwindigkeit fährt das Boot im Hauptstrom auf überschwemmte Wiesen und Felder.

14 40

Die 20-jährige Bogna ist mit ihrem Vater Marek Lukomski unterwegs. Er ist ein Studienfreund des Kapitäns.

14 57

OT Gesang Henryk (russisch) Und in der Ferne ein weißes Segel, sag mir, Junge, welcher von euch meiner sein wird… Ach, Matrosen,

ich

will

mit

euch

auf

die

See

hinausfahren…

9

15 12

Kommentar Plötzlich lässt sich das Boot nicht mehr steuern. Der Strom drückt zu sehr gegen die Seite. Die Mannschaft muss sich ins Zeug legen – das Seitensteuer funktioniert nur bei ausreichender Mindestgeschwindigkeit.

15 32

Zum Glück liegen auf der überschwemmten Wiese keine Steine oder spitzen Eisenteile.

15 50

Die Mannschaft beschließt, nicht weiter zu fahren und die Nacht hier zu verbringen. Das Ufer teilt sie sich mit den letzten Sonntagsausflüglern.

16 07

OT Henryk (deutsch)

16 40

Kommentar Auf der Zeltplane ist das Wappen der Heimatstadt des Kapitäns - Slupca bei Posen - abgebildet.

16 50

OT Andrzej (Lutz) Wir brauchen Trinkwasser. Wo finden wir das?

16 54

OT Frau (Velia) Dort, bei dem Alten.

17 05

Kommentar Sieben

Leute

brauchen

einen

Vorrat

von

mindestens 14 Litern Trinkwasser pro Tag und mindestens noch mal so viel für Hygiene und Wäsche.

10

17 16

Kommentar Die alte Pumpe funktioniert durch ein Vakuum. Damit dieses entsteht, muss der Hausherr erst Wasser dazuschütten. Die Technik hat sich hier seit den Zeiten der Wikinger nur wenig verändert.

17 50

Das Abendessen – Suppe mit Brot.

18 02

Sechs Uhr morgens

18 17

Während die anderen noch im Boot schlafen, sind der Kapitän und seine Frau früh auf.

18 52

Das Lager liegt offensichtlich auf der Morgenroute einiger Kühe.

19 06

OT Bauer (Gerald) Wohin fahrt ihr?

19 07

OT Tomek (Lutz) Zum Schwarzen Meer. Nach Odessa.

19 10

OT Bauer (Gerald) Über Zaleschtschiki?

19 11

OT Tomek (Lutz) Noch weiter, hinter Zaleschtschiki.

19 16

OT Bauer (Gerald) Mit dem Kanu da?

11

19:19

OT Tomek (Lutz) Wir waren auf der Weichsel, auf dem San, und dann haben wir das Boot auf den Dnjestr gesetzt.

19 25

OT Bauer (Gerald) Selbstgemacht, was?

19 27

OT Tomek (Lutz) Ja.

19 35

Kommentar Nur selten treffen die Reisenden Menschen am Wasser. Die Dörfer sind auf Abstand zum Fluss gebaut. Der tritt mindestens einmal im Jahr über die Ufer.

19 50

Umso überraschender tauchen die Seile einer Fähre

auf,

die

beide

Ufer

verbinden.

Auf

gefährlicher Höhe von nur knapp einem Meter über dem Wasserspiegel. 20 03

O-Ton Martin (Dirk) Wir werden nie im Leben dieses blöde Seil heben können.

20 23

Kommentar Gemeinsam geht es aber doch.

12

20 33

Kommentar Der Kapitän beschließt, das Schiff mit langen Tauen an den Bäumen abzusichern. Durch Ziehen und Nachlassen behält er die Kontrolle über die Geschwindigkeit des Bootes und führt es an der günstigsten Stelle unter dem Stahlseil hindurch. Solche Stahlseile waren möglich, weil es hier im unteren Lauf des Dnjestr seit den Zeiten der Wikinger keine reguläre Schifffahrt mehr gegeben hat.

21 14

In der ersten Woche auf dem Dnjestr muss die Mannschaft oft gegen Stromschnellen ankämpfen.

21 28

Erst an der Vereinigung von Stryj und Dnjestr, etwa 100 Kilometer hinter der Grenze, wird die Strömung etwas ruhiger.

21 42

OT Tomek (Lutz) Wir nähern uns Zydaczew, hier wird gleich eine Brücke kommen.

21 47

Kommentar Vom Fluss aus gesehen kündigt jede Brücke eine Kreuzung mit einer Strasse an, die zu einem größeren

Ort

führt.

Eine

Gelegenheit

zum

Einkaufen. 22 00

Diesmal ist Bootsmann Martin dran. Während er an Land geht, werden die anderen bis zur nächsten Brücke weiterrudern.

13

22:40

Kommentar Der in Berlin aufgewachsene Martin spricht neben Polnisch und Deutsch gebrochenes Russisch. Ein Umstand, der nun allen zu Gute kommt.

22 59

Aus

Zydatschew

will

Martin

mit

dem

Nahverkehrbus in das Dorf Siwka Wojnilowska, wo er wieder auf das inzwischen weitergefahrene Boot treffen will. 23 14

Dass die Wikinger einst bis hier unten segelten, weiß heute keiner der Einwohner mehr. Und eine Verbindung zu der eigenen Herkunft sehen sie erst recht nicht.

23 24

OT Bauer 1 (Lutz) Wir wissen selber nicht, woher wir kommen... Bleib still, sei nicht zu klug.

23 36

OT Bauer 2 (Gerald) Wieso weißt du nicht, woher du bist? Du bist Ukrainer, oder?

23 42

OT Bauer 1 (Lutz) Na und?

23 43

OT Bauer 2 (Gerald) Sag mir, warum du Ukrainer heißt? Warum sind wir Ukrainer?

14

23 48

Bauer 1 (Lutz) Meine Mutter hat mir das gesagt, als ich geboren wurde.

23 52

Kommentar „Ukraine“ bedeutet für diese Leute „am äußeren Ende Russlands“.

24 00

Die

Brücke

über

dem

Dnjestr

in

Siwka

Wojnilowska ist der vereinbarte Treffpunkt. 24 15

Das Boot kommt hier am Abend an. Der Regen erschwerte das Rudern. Das Segel aufzuspannen, war aber wegen der vielen Fährseile auf der Strecke zu gefährlich.

24 33

O-Ton Henryk (deutsch)

25 50

Kommentar Jeden Tag wird mindestens fünf Stunden lang gerudert.

26:05

Jeder an Bord hat seine eigenen Gründe, an der strapaziösen Expedition teilzunehmen.

26 13

O-Ton Martin (Dirk) Etwas

Neues

zu

sehen.

Es

ist

schon

ungewöhnlich, eine Route zu befahren, die seit 700

Jahren

keiner

mehr

gefahren

ist.

Es

untermauert das eigene Ego, da man etwas macht, was nicht jeder machen würde.

15

26:31

OT Elke (deutsch)

26 47

OT Tomek (Lutz) Ein großes Abenteuer. Neue Herausforderungen, denen man sich stellen muss. Neue Orte, die man sieht und erlebt. Das Wichtigste - es ist was los. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich in einer Stadt irgendwo festsitze und „von dann bis dann“ am Schreibtisch arbeite. Das wäre nichts für mich.

27 13

OT Martin (Dirk) Links, links!

27 18

Kommentar Ein Igel ist vom Strom mitgerissen worden.

27 21

OT Martin (Dirk) Lege ihn in den Schatten... Schlaf!

27 32

Kommentar Der kurvenreiche, frei fließende Fluss ist nahe den Ufern am tiefsten - dort, wo die Strömung eine Rinne gräbt.

27 40

O-Ton Henryk (Gerald) Du solltest dich am besten in der äußeren Kurve halten. Die Innere ist auch kein Problem. Am Schwierigsten ist es, von einer Kurve zur anderen zu wechseln.

16

(27 50)

O-Ton Henryk (Gerald) Du musst berechnen, wie weit dich die Strömung seitlich schieben wird und wohin du steuern musst, um dort zu landen, wo du hin willst. Wenn du ein paar Mal auf eine Untiefe gelaufen bist, wirst du irgendwann schon perfekt steuern.

28 02

Kommentar Kurz darauf steckt das Boot tatsächlich auf einer Steininsel fest. Die Mannschaft braucht die Hilfe der Bewohner des nächsten Dorfes, um frei zu kommen.

28 17

O-Ton Henryk (Gerald) Ich denke, die Wikinger erlebten genau das Gleiche wie wir. Genau das Gleiche. Da sie Seeleute waren, sind sie auf den Flüssen so oft auf Untiefen gelaufen, bis sie gelernt haben, was zu tun ist, um sie wirksam zu meiden. Mit dem Unterschied, dass die Wikinger meist in großen Gruppen unterwegs waren und einander helfen konnten.

28 37

Kommentar Nach dem kalten Bad gibt es heißen Borschtsch eine Fleischsuppe mit roten Rüben und Kohl.

17

28 45

O-Ton Tomek (Lutz) Ich bin gespannt, wie die Lage morgen auf den nächsten Kilometern stromwärts bis Halitsch aussehen wird. Die Bauern hier sagten, wir können noch mindestens zwei solche Steininseln erwarten.

28 57

OT Martin (deutsch)

29 37

O-Ton Tomek (Lutz) Anderthalb Meter! Ein Meter!

29 48

Kommentar Trotz Prüfung der Bodentiefe setzt das Boot erneut auf steinigem Boden auf.

30 03

O-Ton Henryk (Gerald) Wir lassen uns umdrehen!

30 19

Kommentar Die stählerne Halterung des Motors hat sich beim Stoss verbogen. Er muss abgebaut werden.

30 29

Die

nächste

größere

Stadt

20

Kilometer

flussaufwärts ist Zaleschtschiki. 31 02

Die Mannschaft trifft auf einen Polen, der hier als Rentner beim ukrainischen Teil seiner Familie lebt. Er hilft, eine Werkstatt für die notwendige Reparatur zufinden:

18

31 25

Kommentar Die Werkstatt befindet sich direkt beim Nachbarn. Die Hilfe erfolgt schnell und kostenlos.

32 08

Die „Welet“ ist jetzt seit fast sieben Wochen unterwegs. Hinter Zaleschtschiki fließt der Dnjestr durch fruchtbare Böden, die seit dem Zerfall der Sowjetunion und ihrer Kolchosen nur noch von einzelnen Bauern bearbeitet werden. Sie haben keine Maschinen und wirtschaften meist nur für den eigenen Bedarf.

32:32

Die Dörfer werden regelmäßig überschwemmt. An eine besonders schwere Flut erinnern sich die Menschen bis heute:

32 40

OT Bäuerin 1 (Velia) Das Wasser vom Dnjestr ist bis hierher gestiegen. Hier lebten Menschen, hier standen Häuser. Und als das Hochwasser gefallen ist, hat man danach dieses Denkmal aufgestellt.

32 52

Kommentar Das geschah im selben Jahr, als der zweite Weltkrieg hierher kam.

19

33 00

OT Bäuerin 2 (Velia) Damals war hier Rumänien. Und dann als die Rumänen gegangen sind, kamen die Russen. Dann

hat

der Krieg

gegen

die

Deutschen

angefangen. An einer Seite des Flusses standen Deutsche, an der anderen Rumänen. Es gab einen furchtbaren Krawall, die Front rollte hin und her. (33 23)

Ich habe viel erlebt, viel zu viel erlebt. Das lässt sich nicht erzählen, da kann man nur weinen.

33 51

Kommentar Auf dem 300. Kilometer des Dnjestrs. Unter Riemen schafft das Boot täglich 60 Kilometer. Bis Odessa sind es noch über tausend Kilometer.

34 03

Das Boot nähert sich der Festung Chotyn, an deren Fuß die Bootsleute übernachten wollen.

34 10

Am Dnjestr verlief früher die Grenze zwischen dem westlichen Christentum und dem türkischen Reich der Osmanen. Für die Polen ist die Festung ein Denkmal ihrer Geschichte.

34 32

O-Ton Bogna (Velia) Mich fasziniert das frühe Mittelalter. Ich bin tausend Jahre zu spät zur Welt gekommen. Das glaube ich fest. Ich habe die Nase voll von Computern, von der modernen Welt, von der ganzen Politik. Ich denke oft, vor tausend Jahren hätte ich sehr viel besser gelebt.

20

35 00

Off und O-Ton Henryk (Gerald) Von den Seefahrten her bin ich es gewohnt, ein Logbuch zu führen. Außerdem weiß ich aus Erfahrung, dass ich leicht vergesse, was gestern passiert

ist.

Die

Flussfahrt

mag

eintönig

erscheinen - nur stundenlanges Rudern und Rudern - trotzdem gibt es eine derartige Fülle von Eindrücken, dass ich in die Notizen schauen muss, um zu wissen, was wir vorgestern erlebt haben. 35 24

Kommentar Wie zu Wikingerzeiten und anders als vielerorts im heutigen Westeuropa ist es hier noch möglich, Zelte aufzubauen, wo immer man will.

35 38

Kapitän Wolski will morgen seiner Mannschaft den ersten

„ruderfreien”

Tag

seit

zwei

Wochen

gönnen. 35 47

Private, billige Kleinbusse pendeln regelmäßig zwischen den Orten. Bis jetzt hat die Crew wenig vom Landesinneren gesehen, für einige von ihnen ist das ein Nachteil der Flussfahrt. Bis auf den Kapitän sind alle zum ersten Mal in der Ukraine.

36 08

Der größte Markt in der Gegend in der Kreisstadt Kamieniec Podolski.

36 42

Noch am selben Tag geht es weiter. Die „Welet“ muss sich beeilen, für den Abend ist ein Crewwechsel geplant.

21

36 55

Kommentar Täglich werden über 100 Eimer ausgeschöpft. Seit dem Transport auf dem LKW zieht das Boot Wasser.

37 04

O-Ton Martin (Dirk) Wenn das Schiff auf dem LKW steht, bewegt es sich die ganze Zeit. Diese Bewegung entsteht, wenn zu große Kräfte auf die Planken wirken. Dann arbeitet das Holz, und die Abdichtung geht kaputt.

37:36

Kommentar Für Bognas Vater und ein weiteres polnisches Crewmitglied endet die Reise in Nowodnistrowsk.

37 44

Dafür stoßen Katrin Rabe und ihr Sohn Alexander aus Norddeutschland dazu.

37 54

Und

Kuba

Lukomski

aus

Posen,

der

den

Spitznamen „Jesus“ hat. 38 03

Katrin Rabe spricht fließend Russisch, was bei den Kontakten mit den ukrainischen Behörden hilfreich sein dürfte.

22

38 14

Kommentar Der

Staudamm

des

Wasserkraftwerkes

von

Nowodnistrowsk unterbricht hier den Wasserweg. Dieses Hindernis kann man nur auf dem Land umfahren - die sowjetischen Bauherren hatten in den 1980er Jahren weder Binnenverkehr noch Schleusen vorgesehen. 38 33

Die Vorbereitungen zum Heben stellen mittlerweile kein Problem mehr dar. Eher schon das, was hinter dem Staudamm wartet: Der Dnjestr wird zum Grenzfluss zwischen Ukraine und Moldawien. Um

darauf

zu

fahren,

braucht

man

eine

Genehmigung. 38 46

Kapitän Wolski wartet den ganzen Tag auf grünes Licht von den ukrainischen Grenzbehörden. Er hat alle Kontakte aktiviert, die möglich waren.

39 02

Und die erweisen sich als wirksam! Das Boot darf auf

dem

transportiert

Lastwagen und

auf

40

Kilometer

den

weiter

Grenzfluss

am

ukrainischen Ufer ausgesetzt werden. Sollten sich die Grenzschützer von der moldawischen Seite bis dahin nicht gemeldet haben, muss das Boot fortan auf der ukrainischen Seite des Flusses fahren. 39 23

Hinter diesem Pfahl beginnt der 140 Kilometer lange Abschnitt des Grenzflusses. Das Boot soll in direkter

Nähe

des

Damms

aufs

Wasser,

unmittelbar am Grenzposten.

23

39:39

Kommentar Die ukrainischen Transportarbeiter helfen eifrig beim Entladen. So eine Fracht haben sie noch nie bedient.

39 54

Der Kapitän bekommt derweil die Aufforderung, sich beim Chef des lokalen Grenzschutzes zu melden. Dabei möchte er auch gleich seine 8.000 Dollar Kaution zurückholen.

40 15

Die „Welet“ ist nun seit zwei Monaten unterwegs. Spätestens in zwei Tagen soll das Boot die ukrainischen Gewässer verlassen.

40 23

Und hier, in Mohilew Podolski, ist es schließlich soweit:

40 36

Der Dnjestr wird nun zum Grenzfluss zwischen Moldawien und der selbsternannten Republik Transnistrien, die international nicht anerkannt ist.

40 49

Statt die Kaution zurückzuzahlen, verlängern die ukrainischen Beamten die Gültigkeit der Kaution und informieren den Kapitän inoffiziell, dass Moldawien

das

Boot

nicht

durch

seine

Grenzgewässer fahren lassen wird. 41 00

Während der gesamten Zeit muss die Mannschaft unter Aufsicht der Ukrainer beim Boot bleiben. Die so genannte Crew List wird jeden Morgen überprüft und mit den Passnummern verglichen.

24

41 16

Kommentar Vom polnischen Konsul in Moldawien erfährt der Kapitän, dass auch auf der Flussseite von Transnistrien keine Durchfahrt möglich ist. Es gibt also nur zwei Möglichkeiten: Entweder Moldawien und Transnistrien mit einem Laster zu umfahren oder illegal und trotz der Warnungen auf dem Fluss

zwischen

zwei

verfeindeten

Ländern

weiterzurudern. 41 48

O-Ton Tomek (Lutz) Wir können ausgeraubt werden, wir können ums Leben kommen. Das scheint mir realistisch. Das muss nicht geschehen, aber man muss damit rechnen. Also ich weiß nicht, ob es sinnvoll ist, solch ein Risiko einzugehen.

42 02

O-Ton Martin (deutsch)

42 10

Kommentar Bevor der Kapitän die endgültige Entscheidung trifft, beratschlagt er sich mit der Crew.

42 18

O-Ton Martin und Katrin (deutsch)

42 35

Kommentar Der Abschied vom Dnjestr. Der Kapitän hat beschlossen, die gefährliche Strecke auf dem Landweg durch die Ukraine zu bewältigen.

25

43 00

Kommentar Der ukrainische Grenzposten zu Moldawien und Transnistrien. Erneut wird das Wikingerschiff aus dem Wasser gehoben.

43 22

500 Kilometer auf staubigen Straßen wird das Boot fahren, bis zur Bucht am Schwarzen Meer.

44 02

Nach 16 Stunden Fahrt kommt die „Welet“ in Majak an der Mündung des Dnjestr in die LimanBucht an. Während des Transports haben die Planken in allen Richtungen gearbeitet. Die Mannschaft muss das Boot warten und neu abdichten.

44:18

OT Wolski (deutsch)

44 46

Kommentar Der heiße Teer soll die Dichtung von innen schließen. Auf dem offenen Meer muss das Boot zuverlässig sein.

45 02

Dann können die modernen Wikinger endlich weitersegeln. Die Strecke auf den Gewässern der Bucht zwischen Majak an der Dnjestrmündung und dem Pass zum Schwarzen Meer in Zatoka könnte das Boot bei günstigem Wind an einem Tag passieren.

26

45:26

Kommentar Der Wind ist kräftig, und die Segler helfen mit Riemen

nach.

Das

Boot

gewinnt

an

Geschwindigkeit. 45 37

Kurze Zeit später zieht jedoch ein Sturm auf. Die Crew findet Zuflucht in einem kleinen Hafen.

45 52

Bei dieser Gelegenheit hissen sie die Fahne des Gastlandes, so wie auf allen Schiffen.

46 42

Der Wind ist jetzt so stark, dass er das Boot ans steinige Ufer drückt. Alexander Rabe holt den Anker ein. Das Boot soll an einen sichereren Platz gebracht werden.

46 59

O-Ton Tomek (Lutz) Wollte jemand nach Odessa?

47 13

Kommentar Der starke Gegenwind und der Wellengang machen

die

Weiterfahrt

mit

Riemen

fast

unmöglich. 47 20

Die

Mannschaft

muss

erneut

eine

ruhige

Anlegestelle suchen und auf den Südwind warten. In dieser Gegend kann der Nordwind mehrere Tage anhalten.

27

47 40

Kommentar Der Hafen von Odessa ist fast erreicht, nur noch 60

Kilometer

entfernt.

Es

ist

der

größte

Handelshafen auf dem Schwarzen Meer. 47 50

Nach fünf Tagen ist die „Welet“ endlich wieder unterwegs. An dieser Brücke verlässt das Boot die Bucht und stößt in die offene See hinaus.

48 05

Die Windstille zwingt die Mannschaft wieder an die Riemen. Das Ziel ist nah. Zeit für ein Resümee:

48 20

O-Ton Katrin (deutsch)

48 53

O-Ton Elke (deutsch)

49 23

O-Ton Tomek (Lutz) Ich vermute, auch in Zeiten der Wikinger und Slawen sind solche Schwierigkeiten aufgetreten. Aber damals reichte es, mit einem einzigen Mann klar zu kommen, ihm Glasperlen zu schenken oder mit der gültigen Währung zu bestechen und die Sache war erledigt – zumindest erstmal.

49 42

Kommentar Nach fast drei Monaten erreicht das Wikingerschiff endlich sein Ziel. In den Hafen von Odessa läuft es bei Wind mit aufgeblähtem Segel ein. Um besser steuern zu können, lässt der Kapitän die Mannschaft

rudern.

Obwohl

er

hier

laut

Vorschriften nur mit Motor fahren darf.

28

50 26

Kommentar Erst dicht am Kai holen die modernen Wikinger das Segel ein.

50 56

Die Crew hat mit ihrer Expedition bewiesen, dass die Route von der Ostsee ins Schwarze Meer wie vor tausend Jahren technisch befahrbar ist – nur politische Hindernisse legen sich in den Weg.

51 17

O-Ton Tomek (Lutz) Ich fasse mich kurz: Wir sind angekommen!

51 30

O-Ton Henryk (Gerald) Meine Crew, ohne euch wäre mein Traum nie in Erfüllung gegangen. Prost!

51:43

Abspann

29